Perspektiven trotz Umbruch - Hilfe für Afghanistan - forumKirche

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Perspektiven trotz Umbruch - Hilfe für Afghanistan - forumKirche
Nummer 18
18. September bis 1. Oktober 2021

                                    Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau
              Ab
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       13 . Se ptembe icht
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Perspektiven trotz Umbruch
Hilfe für Afghanistan
Perspektiven trotz Umbruch - Hilfe für Afghanistan - forumKirche
Editorial
    …                                                            Inhalt

                                                            3+4       Tag der Migrant*innen: Ein grosser Schritt zurück
                                                                      Zur Lage in Afghanistan

                                                            5         Ehe für alle: Beziehungsqualität wichtig
                                                                      Zur Abstimmung «Ehe für alle»

                             Sarah Stutte

                                                                                                                                        Bild: © Vera Rüttimann, kath.ch
Im Jahr 1988 gründete die Schweizer Entwicklungs-
helferin Vreni Frauenfelder den Verein Afghanistanhilfe
Schaffhausen und leistete ein Jahr später Starthilfe
für die Shuhada Organization, die zeitweise wichtigste
Nichtregierungsorganisation in Afghanistan. Geboren
wurde die gelernte Apothekerhelferin 1927 in Neuhausen,
wo sie auch aufwuchs. Ein Zufall führte sie 1975 zum
ersten Mal nach Afghanistan. Auf einer Istanbul-Reise
liess sie sich von einem Buschauffeur zur Weiterfahrt
nach Ankara überreden und setzte dann ihr Abenteuer         6         Thurgau: Weihnachtslieder bei 27 Grad
einfach fort, durchquerte den Iran und landete                        Minitag in Weinfelden
schliesslich im Land des Hindukusch.
Frauenfelder war beeindruckt von der Gastfreundschaft       7         Liturgie: «Wir können nahtlos weitermachen»
der Bevölkerung und der wilden und unberührten                        Die Petrusbruderschaft und «Traditionis custodes»
Schönheit der Landschaft.
                                                            8         Gedankenimpuls von Albert Schweitzer
                                                                                                                             Ab
Vier Jahre nach ihrer ersten Afghanistan-Reise                                                                                  tember
                                                                                                                       13. Sep atspflicht
                                                                                                                            ert ifik
marschierte das sowjetische Militär dort ein und                                                                 gilt die
                                                                                                                          Z              ngen
                                                                                                                              nstaltu
eine Flüchtlingswelle überströmte das Nachbarland                                                                    für Vera men und für
                                                                                                                           nrä  u             r
                                                            PFARREIMITTEILUNGEN                                    in Inne nste mit meh
Pakistan. Die wenigen Spitäler im Land waren überfüllt                                                             Gottes
                                                                                                                           die
                                                                                                                                      rsonen.
                                                                                                                                 P  e
und schlecht ausgerüstet. Als Vreni Frauenfelder das                                                                    als 50 Infos auf
                                                                                                                                  re
                                                                                                                        Genaue g.ch/corona
Elend sah, entschloss sie sich, selbst aktiv zu werden.     9         Den Glauben feiern:                                  .k ath  -t
                                                                                                                     ww  w
Es war der Beginn einer langen Hilfstätigkeit. Jahr für               Gottesdienste und Gedanken zum Sonntag
Jahr besorgte sie fortan erst in Eigenregie Hilfsgüter,
wie einen Generator oder Operationsgeräte. Mit der          10        Bettag 2021: «auch DU bist Hoffnung»
Gründung des Vereins Afghanistanhilfe konnte die                      Wort der Kirchen von Schaffhausen zum Bettag
Unterstützung wachsen. Ehrenamtliche Mitarbeiter*in-
nen und zahlreiche Helfer*innen kamen an Bord, vor

                                                                                                                                        Bild: © Lukas Roth
Ort arbeitete man mit lokalen Partnern zusammen.
Mit dem Verein konnte Frauenfelder in der Schweiz das
nötige Geld sammeln, um auch in grössere Projekte
investieren zu können – in den Bau von Spitälern,
Schulen und Waisenhäusern, in die Waldaufforstung
und Nahrungsmittelhilfe.

Vreni Frauenfelder setzte sich bis ins hohe Alter ins-
besondere auch für die afghanischen Mädchen und
Frauen ein, wollte ihnen eine Perspektive geben. Für
viele von ihnen fungierte sie als Vorbild – als Frau, die
sich im patriarchalischen Afghanistan durchzusetzen         10+11 Kirche ohne Grenzen: Zufriedenheit trotz Kampf
wusste. Im Alter von 91 Jahren starb sie 2018 in                  Christliche Musik über Freude, Zuspruch und Motivation
Schaffhausen. Ihre Arbeit wird seitdem mit grossem
Engagement im Verein fortgesetzt und trägt dazu bei,        12        Thurgau: Ein Stück Leben teilen
der afghanischen Bevölkerung gerade jetzt, in dieser                  Erweiterung der Asylseelsorge
erneuten Zeit der Angst und Unsicherheit, weiterhin
Hoffnung zu geben.                                          12        News

                                                            13        Leserbrief · Thurgau · Inserat · Kirche Schweiz

                                                            14+15 Tipps aus der Redaktion: Veranstaltungen und Medien

                                                            16        Cartoon & Zum Schluss
Titelbild: Eine Mädchenschule in Afghanistan
Bild: © Afghanistanhilfe.org

2   forumKirche | 18-2021
Perspektiven trotz Umbruch - Hilfe für Afghanistan - forumKirche
Tag der Migrant*innen

Ein grosser Schritt zurück                                                                                                                                      TGEISCTHICEHLTE
Zur Lage in Afghanistan

                                                Bild: © Afghanistanhilfe.org
Am 26. September ist Welttag der
Migrant*innen und Flüchtlinge. In den
Fokus rückt aktuell die Frage um die
Zukunft der Menschen in Afghanistan
nach der Machtübernahme der Taliban.
Michael Kunz vom Verein Afghanistanhilfe
in Schaffhausen berichtet im Interview,
wie es den Menschen vor Ort geht, und
versucht einzuschätzen, ob es zu einer
grossen Flüchtlingswelle kommen wird.

Welche Projekte betreuen Sie als Verein
in Afghanistan?
Wir engagieren uns in fünf verschiedenen
Provinzen. In der Region Hazaradschat in
Daikondi, Bamiyan und Ghazni sowie in den
zwei paschtunischen Provinzen Paktia und
Chost. Dort sind wir in den Bereichen Bil-
dung, Gesundheit, Nothilfe und Armuts-
bekämpfung tätig. Zum einen betreiben wir
rund ein Dutzend Kliniken in diesen Gebie-
ten und ermöglichen dadurch den teilweise                                      Der Präsident des Vereins Afghanistanhilfe, Michael Kunz (vorne im Bild), bei der Eröffnung
sehr abgelegenen Ortschaften eine medizi-                                      einer neuen Klinik.
nische Grundversorgung. Zusätzlich unter-
halten wir ein grosses Spital in der Provinz
Ghazni, in dem jährlich rund 50'000 Patien-                                    halte zurückgeschickt. Unser lokaler Partner        Bildung mehr gäbe, müssten wir uns ent-
ten behandelt werden. Des Weiteren bauen                                       steht in Kontakt mit den Familien und wir           scheiden, ob wir weiter Schulen nur für
wir Schulen und leiten drei Waisenhäuser                                       unterstützen sie weiterhin finanziell. 50 bis       Jungen bauen oder überhaupt keine mehr.
mit rund 200 Kindern, die einen oder beide                                     60 Kinder haben aber keine solchen famili-          Persönlich finde ich, dass es gerade in einer
Elternteile verloren haben oder aus Gründen                                    ären Bindungen mehr und befinden sich nun           solchen Kultur wichtig ist, auch den Jungen
von Armut und Krieg an uns überstellt wor-                                     zusammen in einem Waisenhaus.                       Bildung zu vermitteln, damit sie sich nicht
den sind. Wir leisten zudem Nothilfe an Wit-                                                                                       den Taliban anschliessen. Wir versuchen
wen und Familien, die ihren Lebensunterhalt                                    Kann Ihr Verein seine Aufgaben im Land              pragmatische Lösungen zu finden, die im-
nicht selbst bestreiten können, indem wir                                      weiterhin wahrnehmen?                               mer das Endergebnis im Blick haben.
schon seit vielen Jahren Schafe verteilen.                                     Ja, die Frage ist nur auf welche Weise. In
Durch die Wolle und die Produkte zum Eigen-                                    den Schulen wird es Direktiven geben, die           Wie geht es den Menschen vor Ort,
gebrauch können diese Menschen über-                                           noch nicht bekannt sind. Es ist möglich,            mit denen Sie in Kontakt stehen?
leben. Zurzeit leisten wir auch Nothilfe,                                      dass die Lerninhalte in Zukunft fundamen-           Es herrscht eine grosse Angst und Hoff-
indem wir Lebensmittel verteilen.                                              talistischer ausgerichtet sein werden.              nungslosigkeit. Viele hatten auf die Ret-
                                                                               Neben der Vermittlung von Grundwissen               tungsflüge gesetzt, um das Land verlassen
Sind diese Einrichtungen jetzt gefährdet?                                      haben wir den Kindern in den Waisen-                zu können. Diese Möglichkeit gibt es jetzt
Indirekt. Die Kliniken werden von unseren                                      häusern bisher auch gewisse Werte mit-              nicht mehr. Wir fokussieren uns auf die
lokalen Partnern erstellt und betrieben und                                    gegeben. Vermutlich dürfen wir das nicht            Unterstützung vor Ort, nehmen aber gleich-
durch uns direkt finanziert. Die Schulen wer-                                  mehr. Unsere lokalen Partner stehen in              zeitig unsere Verantwortung wahr, wenn wir
den von uns gebaut, den Betrieb übernimmt                                      Kontakt mit den örtlichen Taliban-Vertretern        von Fällen hören, in denen Menschen akut
aber die Regierung. Das bedeutet, dass                                         und werden sicher noch weitere Gespräche            bedroht werden. Diese versuchen wir dann
sich bei den Gesundheitseinrichtungen der                                      führen, um genau herauszufinden, inwiefern          in Sicherheit zu bringen.
Einfluss der Taliban wenig bemerkbar                                           die gegenteiligen Vorstellungen miteinander
macht. Anders gestaltet es sich bei den                                        vereinbar sind. Im Moment befinden wir uns          Von welchen Fällen hören Sie denn?
Schul- und Waisenhäusern. Einige unserer                                       im Modus Abwarten und Abwägen, bis die              Beispielsweise, dass jemand in Jeanshosen
Kontakte vor Ort meldeten uns, dass Mäd-                                       neue Regierung steht.                               auf den Bazar gegangen ist und dafür von
chen entführt und versklavt werden. Weil wir                                                                                       den Taliban mit der Eisenstange verprügelt
diese Meldungen nicht prüfen können und                                        Was passiert, wenn die Lerninhalte künftig          wurde. Oder davon, dass viele Frauen sich
daher die Gefahr nicht ausschliessen, ha-                                      konträr zur Einstellung des Vereins stehen?         momentan zu Hause eingeschlossen haben
ben wir unsere Waisenhäuser vorsorglich                                        Dazu gibt es jetzt schon interne Diskussio-         und sich nicht mehr vor die Tür trauen.
aufgelöst und alle Kinder mit einer noch                                       nen. Wenn die Taliban vorgeben würden,              Diejenigen, die es trotzdem wagen, werden
vorhandenen Familienstruktur in Privathaus-                                    dass es für Mädchen grundsätzlich keine                                    (Fortsetzung nächste Seite)

                                                                                                                                                       forumKirche | 18-2021       3
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Tag der Migrant*innen

                                                                                                                                                     Bild: © Afghanistanhilfe.org
(Fortsetzung von Seite 3)

ebenfalls angegriffen, wenn sie nicht ent-
sprechend gekleidet sind. Wir hörten auch
von SMS-Morddrohungen gegenüber einem
lokalen Mitarbeiter, können aber von der
Schweiz aus nicht genau nachprüfen, wie
stark die Gefahr für die betroffene Person
wirklich ist.

Kritische Stimmen warnen vor einem völligen
Zusammenbruch der Grundversorgung im
Land. Wie schätzen Sie das ein?
Einen Überblick über die Versorgungslage        Der Verein leistet unter anderem Nothilfe, indem er Schafe an verarmte Familien verteilt.
habe ich nicht. Wir bekommen Rückmeldun-
gen, dass Lebensmittel teurer werden und
auch weniger gut organisierbar sind. Ein
weiteres Problem ist derzeit, dass die afgha-   Im Land leben auch einige tausend                  Wird es zu einem massiven Flüchtlingsstrom
nischen Banken geschlossen sind und es          konvertierte Christen. In welcher Gefahr           kommen?
schwierig ist, Geld zu überweisen. Uns wird     befinden sie sich?                                 Der Wunsch, das Land zu verlassen, ist zur-
ferner gemeldet, dass es viele intern Ver -     Es ist nach wie vor sehr gefährlich für sie.       zeit gross. Die Frage ist, wie viele ein sol-
triebene gibt. Diese Menschen schlafen teil-    Konvertiert sein und erwischt werden, ist oft      ches Vorhaben tatsächlich realisieren. Meis-
weise auf der Strasse oder im Park und ha-      ein Todesurteil. Vor allem im Paschtunen-          tens zeigen sich grosse Fluchtbewegungen
ben nichts zu essen. Dort setzen wir auf die    gebiet, denn viele Paschtunen sind sehr            nach einer Machtübernahme nicht unmittel-
Nothilfe, verteilen Lebensmittel und Zelte,     strenggläubig. Als Hilfsorganisation sind wir      bar, sondern erst nach zwei bis drei Jahren,
wo es möglich ist. Es sieht ganz danach         vor Ort stets neutral, um uns keiner Gefahr        wenn abzusehen ist, dass sich die Lage
aus, dass in Afghanistan noch eine Hungers-     auszusetzen. Anfangs gingen die Taliban            nicht stabilisieren wird. Viele werden wohl
not im Anmarsch ist, der wir – in unserem       davon aus, dass wir in den Waisenhäusern           erst einmal abwarten, wie sich das Land be-
bescheidenen Umfang – zu begegnen ver-          missionieren und wollten deshalb unsere            wegt. Eine Flucht ist immer gefährlich. Noch
suchen.                                         Einrichtungen schliessen. Doch diesen              dazu ist es derzeit schwer, nur schon bis zur
                                                Vorwurf konnten wir widerlegen. Die Christen       Grenze zu kommen, die Menschen werden
Was droht den afghanischen Mädchen und          im Land bewegen sich im Verborgenen,               wieder zurückgeschickt. Nachbarländer wie
Frauen nach der Machtergreifung der Taliban?    niemand bekennt sich hier offen zum                Pakistan und der Iran haben in den letzten
Sie werden wieder ins Haus verbannt und         Christentum.                                       Jahren aus vorangegangenen Krisen bereits
müssen unter der Scharia leben. Sie kön-                                                           Millionen von Flüchtlingen aufgenommen.
nen angstfrei nur noch verhüllt nach draus-     Was ist von den Versprechungen der Taliban-        Wenn sie keine Hilfe aus dem Ausland er-
sen und in Begleitung eines Familienmit-        Führer zu halten, die Bevölkerung nicht zu         warten können, werden sie wohl nicht bereit
glieds. Ihnen werden Rechte aberkannt, die      bestrafen und jede*n, der*die mit einer            sein, noch mehr Menschen aufzunehmen.
in den letzten zwanzig Jahren für sie er-       Genehmigung das Land verlassen möchte,
kämpft wurden. Damals durften Mädchen           auch wirklich ziehen zu lassen?                    Wie geht es den Afghanen, die derzeit in der
im Gebiet Hazaradschat nicht in die Schule.     Meiner Einschätzung nach ist das eine              Schweiz leben?
Jetzt sind dort in jedem unserer Schulhäu-      Lüge. Zwar sprechen die Taliban nach               Sie sind doppelt verzweifelt. Zum einen sind
ser mehr als die Hälfte Schülerinnen. Ein       aussen hin nun scheinbar eine fortschritt-         sie nicht in der Lage, etwas an der Situation
Riesenerfolg. Ich hoffe immer noch, dass        liche Sprache, das ist aber mehr Schein als        zu ändern, zum anderen haben sie bisher
Mädchen weiterhin bis mindestens zur            Sein angesichts der Berichte, die uns aus          keine Möglichkeiten, ihre Familien nachzu-
12. Klasse in die Schule gehen können und       den einzelnen Ortschaften erreichen. Man           holen. Das zerreisst viele. Umso wichtiger
damit eine Grundbildung bekommen. Aber          darf allerdings auch nicht vergessen, dass         finde ich, dass die westlichen Staaten nicht
es kann auch gut möglich sein, dass ihnen       momentan immer noch Kriegszustand                  ihr ganzes Personal abziehen, sondern mit
ein Studium verweigert wird und sie damit       herrscht und es ganz viele verschiedene            ihren Organisationen in Afghanistan bleiben
keine Chancen haben werden, einen höhe-         Gruppierungen gibt. Anders als die afghani-        und dort Not- und Entwicklungshilfe leisten.
ren Beruf zu erlernen. Afghanistan macht        schen, zeigen vor allem die pakistanischen         Gerade jetzt, in einem solch fragilen Umfeld.
einen grossen Schritt zurück. Wir müssen        Taliban wenig Sympathie für die lokale             Deshalb hoffe ich auch, dass die Schweizer
nun mit dem Tempo des Landes gehen,             Bevölkerung und gehen brutaler vor. Sobald         Vertreter so schnell wie möglich zurückkeh-
versuchen dabei aber, in die richtige           eine Regierung gebildet ist und die Struktu-       ren und die Kommunikation wieder pflegen.
Richtung zu laufen.                             ren einigermassen stabil sind, denke ich           Auch wenn sie dafür allenfalls über ihren
                                                schon, dass eine gewisse Sicherheit wieder-        eigenen Schatten springen müssen.
                                                hergestellt werden kann. Natürlich zu einem
                                                                                                                           Interview: Sarah Stutte
                                                sehr hohen Preis, nämlich der Umsetzung
                                                der Scharia.                                          Mehr Infos über den Verein:
                                                                                                      www.afghanistanhilfe.org
4   forumKirche | 18-2021
Perspektiven trotz Umbruch - Hilfe für Afghanistan - forumKirche
Ehe für alle

Beziehungsqualität wichtig
Zur Abstimmung «Ehe für alle»

Am 26. September wird in der Schweiz           Pulverfass Samenspende                             und das ist ja fast immer der Fall durch das
über die «Ehe für alle» abgestimmt. Kon-       Am meisten gehen die Meinungen derzeit             persönliche Umfeld, die Familie und den
trovers diskutiert wird dabei vor allem die    auseinander, wenn es um die Öffnung der            Freundeskreis. Hinzu kommt, dass auch
Kinderfrage. Denn künftig sollen gleichge-     Samenspende für lesbische Paare geht, die          ein lesbisches Paar aus zwei Menschen
schlechtliche Ehepaare auch gemeinsam          mit der «Ehe für alle»-Vorlage verknüpft wur-      besteht, die verschiedene Facetten haben».
Kinder adoptieren können und lesbische         de. Gleiches Recht für alle würde im Um-
Paare zudem Zugang zur Samenspende             kehrschluss auch bedeuten, die Samen-              Reaktion der Kirchen
erhalten. Die evangelische Theologin           spende in der Schweiz mit Eintrag ins              Die Meinungen gehen nicht nur zwischen
Christina Aus der Au, die an der Pädago-       Samenspende-Register nicht nur Hetero-             den Konfessionen, sondern auch innerhalb
gischen Hochschule Thurgau als Dozentin        paaren zugänglich zu machen, für die diese         der eigenen Reihen auseinander. Die
für Religion, Ethik und Politik tätig ist,     Möglichkeit schon seit 2001 besteht. Oder          Evangelisch-reformierte Kirche sprach sich
nimmt dazu Stellung.                           etwa nicht? «Wenn man Ja sagt zur Ehe,             für die «Ehe für alle» aus, die Schweizeri-
                                               dann sagt man Ja zu allen Rechten und              sche Bischofskonferenz (SBK) dagegen.
Kurz vor der Abstimmung geht die Stim-         Pflichten, die Ehepaare haben. Ganz oder           Wichtig sei, so Christina Aus der Au,
mungsmache in beiden Lagern – bei              gar nicht. Ich kann mir nicht vorstellen,          dass auch bei einer Annahme der Initiative
Befürwortern der Initiative wie auch bei den   dass bei einer Annahme der Initiative die          künftig keine Pfarrperson dazu gezwungen
Gegnern – in die entscheidende Phase.          Samenbanken von Frauenpaaren überrannt             werde, ein gleichgeschlechtliches Paar zu
Vieles deutet beim jetzigen Stand der          werden. Ich bin aber skeptisch, ob der             trauen, wenn dies gegen ihr*sein Gewissen
Dinge darauf hin, dass die Initiative «Ehe     Zugang zur Samenspende nicht Tür und               und Bibelverständnis spreche. Aber die
für alle» vermutlich angenommen wird.          Tor für andere Forderungen im Bereich der          Theologin selber sieht in der Ehe für gleich-
Doch was bedeutet das genau für bestimm-       Fortpflanzungsmedizin öffnet, wie beispiels-       geschlechtliche Paare weder eine Herab-
te Personengruppen, für den Familien-          weise Eizellenspende oder Leihmutter-              setzung der Institution Ehe, noch eine
begriff und das künftige Kindeswohl, die       schaft – beides in der Schweiz noch verbo-         Bedrohung der klassischen Kernfamilie:
Fortpflanzungsmedizin und vor allem für die    ten. Deswegen finde ich eine Diskussion            «Für mich geht es in einer Ehe in erster
gegensätzlichen Einstellungen dazu,            darüber wichtig, ob es tatsächlich so etwas        Linie um die Haltung zueinander und in
sowohl in der reformierten wie auch in der     wie ein Grundrecht auf ein Kind gibt, ganz         einer Familie um die Beziehungsqualität».
katholischen Kirche?                           unabhängig davon, ob die Eltern hetero-
                                               oder homosexuell sind», meint Christina                                               Sarah Stutte
Benachteiligungen aufheben                     Aus der Au. Und wie sieht es aus mit der
Ende August war in der Sonntagszeitung zu      männlichen Bezugsperson? Wird den Kin-                Positionspapier SBK: www.bischoefe.ch/
lesen, dass sich eine Annahme der Initiati-    dern von Frauenpaaren diese wirklich vor-             ehe-fuer-alle/
ve negativ auf Alleinerziehende auswirken      enthalten? «Nein, dieses Argument könnte              Positionspapier EKS: www.evref.ch/
würde. Diese wären rechtlich noch stärker      man bei alleinerziehenden Müttern ja auch             wp-content/uploads/2021/07/EKS_
benachteiligt, da bei einem Ja zur «Ehe für    ins Feld führen. Es ist wichtig, dass ein             Ausweitung-Ehe-fuer-gleichgeschlechtliche
alle» mehr Menschen von den Vorteilen ei-      Kind unterschiedliche Bezugspersonen hat              Paare_2021-07-07.pdf
ner Ehe profitieren würden, die ihnen ver-
wehrt bleiben. Doch liegt das Problem wirk-
lich bei der Forderung für eine «Ehe für                                                                                                              Bild: zVg
alle»? Oder sollten im Zuge einer Vorlage,
welche die Gleichstellung im Blick hat,
nicht besser grundsätzlich Privilegien ab-
geschafft und überall die gleichen gesetz-
lichen Regelungen eingeführt werden?
«Natürlich. Benachteiligungen, egal in
welcher Form, gehören aufgehoben. Der
Begriff Familie wird meist zu eng gefasst.
Alleinerziehende, Hetero- oder gleichge-
schlechtliche Paare, mit Adoptivkindern,
Pflegekindern oder auch ganz ohne Kinder,
Patchwork-Familien, aber auch Erwachsene,
die sich um ihre Eltern kümmern – all das
ist Familie. Und überall dort, wo zwei
Menschen verantwortungsbewusst, lang-
fristig und nachhaltig füreinander sorgen
wollen, sollen sie gleichgestellt sein»,
erklärt die evangelische Theologin Christina
Aus der Au.                                    Christina Aus der Au ist ab Juni 2022 Kirchenratspräsidentin der Evangelischen Landeskirche Thurgau.

                                                                                                                       forumKirche | 18-2021     5
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Thurgau

Weihnachtslieder bei 27 Grad
Minitag in Weinfelden

                                                                                                     Bild: © Vera Rüttimann, kath.ch
                                                                                                                                       so machten. «Da habe ich auch Lust be-
                                                                                                                                       kommen, ein Mini zu werden.» Der Dienst
                                                                                                                                       in der Kirche sei nicht immer einfach.
                                                                                                                                       Abends müsse sie darauf achten, nicht ein-
                                                                                                                                       zuschlafen. Auch das tropfende Kerzen-
                                                                                                                                       wachs habe seine Tücken.

                                                                                                                                       Minikrimi lösen
                                                                                                                                       Wie alle Minis macht sich Chiara Stäheli
                                                                                                                                       auf den Weg in die Kirche. Die nächste
                                                                                                                                       Challenge steht an: Das Singen eines
                                                                                                                                       Weihnachtsliedes am Altar, zusammen mit
                                                                                                                                       Krippenfiguren. Für den Sakristan bedeutet
                                                                                                                                       das Stress pur: Mitten im September muss
                                                                                                                                       er kurzfristig die Krippe aus dem Fundus
                                                                                                                                       herzaubern. Die Minis lachen. Sie freuen
                                                                                                                                       sich auf die ungeahnte Vorstellung, bei
                                                                                                                                       27 Grad ein Weihnachtslied zu singen.
                                                                                                                                       Später nehmen sich die Minis Zeit für ein
                                                                                                                                       Quiz mit dem Titel «Der Raub in der Kathe-
                                                                                                                                       drale – Minis ermitteln». Der Krimi stammt
Murielle Egloff, Präsidentin der Deutschschweizerischen Arbeitsgruppe für Ministrant*innenpastoral                                     vom Jugendbuchautor und Theologen
(damp), im Netz der Minis.                                                                                                             Stephan Sigg. Ergänzt wird er von rasant
                                                                                                                                       geschnittenen Videos mit poppigem Sound.
Das grosse Minifest in St. Gallen musste           violette, gelbe und grüne Kordeln – in der                                          Die Szenen zeigen Jugendliche in der
Corona-bedingt ausfallen. Doch mit dem             Fachsprache Zingulum genannt. Normaler-                                             Sakristei und auf dem Areal der Stiftskirche
Minitag gab es an verschiedenen Orten in           weise baumelt das Zingulum um das Mini-                                             in St. Gallen. Die Ministrant*innen suchen
der Deutschschweiz lokale Alternativen.            gewand. An diesem Tag wird es zu einem                                              ein verschwundenes Gebetsbuch, das je-
So auch in Weinfelden. Der Tag begeis-             tragenden Element. Für die Minis ist es ein                                         mand aus der Stiftskirche entwendet hat.
terte nicht nur junge Minis, sondern auch          Heidenspass, die vielen bunten Bändel zu                                            Wer ist der Dieb? Und warum hat die Per-
eine gestandene HSG-Studentin. Eine der            einem grossen Netz zusammen zu span-                                                son ausgerechnet dieses Buch entwendet?
Aufgaben: eine Krippe herzaubern und               nen. Tatsächlich trägt es Besim Markaj,                                             Auch der Bischof ist ratlos. «Damit ihr den
Weihnachtslieder singen.                           den Mesmer, der sich aufs Netz traut. Auch                                          Fall lösen könnt, braucht ihr Geduld und
                                                   Murielle Egloff, Präsidentin der Deutsch-                                           viel Spass», sagt Murielle Egloff. Am spä-
Die Minis sind bestens vernetzt. Sie ken-          schweizerischen Arbeitsgruppe für Mini-                                             teren Nachmittag geht der Minitag21 zu
nen jeden Winkel im Altarraum. Sie kennen          strant*innenpastoral (damp) probiert es                                             Ende. Glückliche Mini-Gesichter verlassen
die Geheimnisse der Sakristei. Sie wissen,         aus. Das tragfähige Netz der Minis – es be-                                         das Pfarreizentrum in Weinfelden. Insge-
welcher Pfarrer erst kurz vor knapp zur            währt sich auch beim Minitag. Die 24-jähri-                                         samt haben über 130 Minischaren daran
Messe kommt. Und sie tragen einander.              ge Ministrantin Patrizia Wehrle aus Schön-                                          teilgenommen, fast 3’000 Ministrant*in-
Weil das grosse Minifest Corana-bedingt            holzerswilen, die in St. Gallen                                                     nen aus der ganzen Deutschschweiz. Sie
ausfällt, veranstalten die Minis in Weinfelden     internationale Beziehungen studiert, sagt                                           alle spielten wie die Minis in Weinfelden in
ihren eigenen Mini-Tag. Das Programm               über den Ministrantendienst: «Ich habe es                                           ihrer Schar den Minikrimi und lösten einige
dafür hat das Organisationskomitee Mini-           beim Ministrieren immer genossen, eine                                              Challenges. Zum Abschluss des Minitag21
fest21 erarbeitet. Er findet im Pfarrei-           Stunde richtig runterzufahren. Auch die kla-                                        findet via Zoom eine Verlosung unter den
zentrum und rund um die Kirche statt.              ren Strukturen und der immer gleiche Ab-                                            eingereichten Bildern zu den Challenges
Die Minis freuen sich auf die Aufgaben,            lauf haben mir gefallen.» Missgeschicke                                             statt. Rund 50 Scharen sind beim Ab-
die auf sie warten. Sie werden Challenges          beim Ministrieren seien auch ihr passiert.                                          schluss via Zoom dabei und berichten ein-
genannt.                                           «Einmal war ich so müde, dass ich das Kir-                                          zeln von ihren Erlebnissen. Weinfelden
                                                   chengesangbuch fallen gelassen habe.                                                zählt nicht zu den Gewinnern. «Den Minis
Tragfähiges Netz                                   Das hat richtig Krach gemacht», erinnert                                            hat es trotzdem Spass gemacht», sagt
Getragen sein von anderen Minis: Darum             sie sich. Chiara Stäheli aus Weinfelden war                                         Murielle Egloff. Der Ministrant Fabio
geht es bei diesem Spiel. Möglichst viele          neun Jahre alt, als sie im Unterricht einen                                         Garappa resümiert: «Einerseits ist es
Kordeln werden zu einem Netz zusammen-             Flyer bekam, der sie neugierig auf das Mini-                                        schade, dass das grosse Minifest nicht
geknotet, damit es eine Person tragen              strieren machte. «Es hat mich immer inter-                                          stattgefunden hat. Andererseits war dieser
kann. Die Minis eilen in die Sakristei, plün-      essiert, was da vorne beim Altar passiert»,                                         Tag heute hier ein mega cooler Ersatz.»
dern dort einen Schrank und flitzen wieder         sagt sie. Irgendwann habe sie sich gefragt,
hinaus. In den Händen halten sie rote,             was die Leute in den weissen Gewändern                                                            Vera Rüttimann, kath.ch/Red.

6   forumKirche | 18-2021
Perspektiven trotz Umbruch - Hilfe für Afghanistan - forumKirche
Liturgie

«Wir können nahtlos weitermachen»
Die Petrusbruderschaft und «Traditionis custodes»

Wer die Messe im alten Ritus liebt, ist in      den alten Ritus bis heute schätzt, zeigt sich      ausgeht, sieht er allerdings kritisch. Einige
St. Pelagiberg an der richtigen Adresse.        in St. Pelagiberg, wo derzeit unter Corona-        Gottesdienstbesucher*innen seien sehr
Dort feiern nämlich Priester der Petrus-        Bedingungen vier Messen am Sonntag in              beunruhigt gewesen. «Johannes Paul II.
bruderschaft täglich Gottesdienst in            der Pfarrkirche gefeiert werden. Manche            fördert uns, Benedikt XIV. öffnet das Ganze
dieser traditionellen Form – auf Latein,        Gläubigen nehmen dabei Autofahrten von             und plötzlich geht alles wieder zurück. Das
der Zelebrant ist dem Hochaltar (Orient)        einer halben Stunde und mehr auf sich.             mögen die Leute nicht», so P. Baumann. Er
zugewandt. forumKirche sprach mit Pater         Manche lassen sich auch von den beiden             habe versucht, sie zu beruhigen. Was sich
Gabriel Baumann, einem der beiden Prie-         Priestern trauen, andere kommen zur Taufe          aus dem Erlass noch entwickle, wisse er
ster, über die Ausrichtung der Bruder-          ihrer Kinder nach St. Pelagiberg. «Wir be-         nicht. Die Generaloberen der Gesellschaf-
schaft und ihre Reaktion auf den neuen          reiten auch Kinder auf die Erstkommunion           ten apostolischen Lebens würden derzeit
päpstlichen Erlass zum Römischen Ritus          und Jugendliche auf die Firmung vor», er-          das direkte Gespräch mit der zuständigen
(siehe Kasten).                                 zählt P. Gabriel Baumann. Parallel dazu lädt       Kongregation für Sakramente suchen.
                                                das Team vom Pastoralraum Bischofsberg,
Pater Baumann gehört zu den zehn Pries-         zu dem die Pfarrei St. Pelagiberg gehört,                                         Detlef Kissner
tern, die sich nach den illegalen Bischofs-     zwei Mal pro Monat zu Gottesdiensten
weihen von Erzbischof Marcel Lefebvre von       nach dem «ordentlichen» Messritus in die
der Piusbruderschaft abwandten und am           Pfarrkirche ein und bietet den Anwohner*-
18. Juli 1988 die Petrusbruderschaft            innen die Möglichkeit, an den Feiern der            Erlass zum alten Ritus
gründeten. «Ich bin zu den Piusbrüdern          Sakramente im Pastoralraum teilzu-                  Laut dem Motu Proprio «Traditionis
gegangen, um katholisch zu bleiben, und         nehmen.                                             custodes» (Hüter der Tradition) vom
dann weggegangen, um katholisch zu blei-                                                            16. Juli 2021 ist der ordentliche Mess-
ben», beschreibt er seinen Weg. Von Rom         Gläubige beunruhigt                                 ritus die «einzige Ausdrucksweise» des
als Gesellschaft von Klerikern des apostoli-    Der neue Erlass von Papst Franziskus,               Römischen Ritus. Der Ortsbischof darf
schen Lebens anerkannt, erfreuen sich die       der die Feier des alten Ritus einschränkt,          für seine Diözese den Gebrauch des
Petrusbrüder heute eines grossen Zulaufs.       beunruhigt P. Baumann nicht: «Er betrifft vor       ausserordentlichen Ritus gestatten. Er
330 Priester wirken in rund 14 Ländern.         allem Diözesanpriester, uns weniger. Daher          allein bestimmt Kirchen und Wochentage
Die Priesterausbildung findet in Denton         können wir nahtlos weitermachen.» Papst             für die Feier nach dem alten Ritus; zu-
(Nebraska, USA) und Wigratzbad (D) statt.       Benedikt habe jedem Priester erlaubt, die           dem beauftragt er die Priester, die mit
«Dieses Jahr haben wir bereits 49 Eintritte»,   Messe nach dem alten Ritus zu feiern, nun           Gläubigen so die Eucharistie feiern wol-
freut sich Pater Baumann.                       müssten diese sich die Erlaubnis des                len. Die Lesungen müssen laut neuer
Die Messfeier nach dem alten Ritus ist          Bischofs holen. Die Forderung des Erlasses,         Regelung in der jeweiligen Landesspra-
nach ihm «wie eine Fahne» geworden, ein         die Schriftlesungen in der Landessprache            che vorgetragen werden. Nicht gestattet
Ausdruck einer theologischen Grund-             vorzutragen, kann er im Unterschied zu              ist die Feier nach altem Ritus in Pfarr-
haltung. Als junger Mann hatte er den Ein-      manchem Mitbruder sogar befürworten:                kirchen, auch dürfen dafür keine eigenen
druck, dass elementare Glaubensinhalte          «Das habe ich immer schon so praktiziert.»          Personalgemeinden errichtet werden.
verloren gehen, wie z. B. dass Gott der         Das Signal, das von «Traditionis custodes»
Vater von Jesus ist und nicht Josef. Des-
halb suchte er nach einer Möglichkeit, die                                                                                                         Bild: Detlef Kissner
Tradition der katholischen Kirche weiter-
zuführen. Das Zweite Vatikanische Konzil
möchte er nicht als Bruch verstehen: «Das
Neue des Konzils muss im Alten integriert
werden, als weitere Entwicklung», so
Baumann.

Eher Opfer als Mahl
Im Mittelpunkt der Messe steht für ihn die
Verherrlichung des Vaters durch das Kreuz-
opfer Jesu: Die Gemeinde mit dem Priester
an der Spitze bringt dem Vater dieses Opfer
des Erlösers zur Sühne der Sünden. «Der
alte Ritus deutet das sehr klar, der neue
Ritus hat diese Klarheit beseitigt», so der
Theologe. Letzterer betone zu sehr den
Mahlcharakter. Dazu passe es, dass der
Priester sich der Gemeinde zuwende.
Dass ein kleiner Teil der Katholik*innen        Pater Gabriel Baumann in der Kirche von St. Pelagiberg.

                                                                                                                      forumKirche | 18-2021    7
Perspektiven trotz Umbruch - Hilfe für Afghanistan - forumKirche
Gedankenimpuls

                                                                   Bild: pixabay.com

    «Alle müssen wir an der
    Last von Weh, die auf
    der Welt liegt, mittragen.»
    Albert Schweitzer, deutsch-französischer Arzt und Theologe ·
    1875 – 1965

8   forumKirche | 18-2021
Perspektiven trotz Umbruch - Hilfe für Afghanistan - forumKirche
Den Glauben feiern

                                                                                                                                     Bild: Alexas_Fotos/pixabay.com
Gottesdienste anderssprachige Missionen
  Albanische Mission
So, 19. September 13.00 Uhr       St. Nikolaus Wil
So, 26. September 13.00 Uhr       St. Nikolaus Frauenfeld

  Kroatische Mission
Sa, 18. September 19.00 Uhr       St. Martin Arbon
So, 19. September 09.30 Uhr       Klosterkirche Münsterlingen
                   12.00 Uhr      Klösterli Frauenfeld
                   17.30 Uhr      St. Peter Schaffhausen
So, 26. September 09.30 Uhr       Klosterkirche Münsterlingen
                   12.00 Uhr      Klösterli Frauenfeld
                   17.30 Uhr      St. Peter Schaffhausen

  Polnische Mission                                             Unangenehm, aber zu unseren Gunsten…
So, 19. September 13.00 Uhr       St. Martin Arbon
So, 26. September 13.00 Uhr       St. Martin Arbon              Gedanken zum Evangelium: Mk 9,38-48

                                                                «Wenn dich deine Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab…
  Portugiesische Mission
                                                                Und wenn dich dein Auge zum Bösen verführt, dann reiss es heraus!»
Sa, 18. September 19.00 Uhr       Klösterli Frauenfeld
                                                                Hand auf’s Herz: Wer von uns hat noch nie ein Auge zu viel ri-
So, 26. September 10.00 Uhr       St. Maria Sitterdorf
                                                                skiert? Wir alle hätten doch sicher schon mehrmals Grund genug
  Spanische Mission                                             gehabt, eine Hand «abzuhauen» oder ein Auge «herauszureissen»…
So, 19. September 10.30 Uhr       Klösterli Frauenfeld          Zum Glück meint Jesus diesen Aufruf nur bildhaft. Gleichzeitig
                   12.00 Uhr      St. Stefan Kreuzlingen        weiss er aber auch, dass viele von uns bereits «amputiert» sind:
Sa, 25. September 18.30 Uhr       St. Maria Schaffhausen        Nämlich all jene, denen das Rückgrat fehlt, um zu ihrer Überzeu-
So, 26. September 09.30 Uhr       St. Martin Arbon              gung und zu ihrem Glauben zu stehen; oder jene, die herzlos sind
                   11.00 Uhr      St. Stefan Amriswil           und nur an das eigene Wohlergehen und an die eigenen Vorteile
                                                                denken; oder auch jene, die den Mund nicht auftun, wenn es
  Tamilische Mission                                            darum geht, eine Ungerechtigkeit aufzudecken oder sich für je-
Sa, 25. September 19.00 Uhr       Alte Kirche, Romanshorn
                                                                manden einzusetzen. Leider gibt es gerade auch in unseren Breiten-
                                                                graden viele Christ*innen, die in solchem Sinn «amputiert» sind.
  Ungarische Mission
Sa, 18. September 15.30 Uhr       Klösterli Frauenfeld          Die provozierenden Aussagen Jesu wirken auf mich wie eine
                                                                Schocktherapie. Eine solche Therapie ist jedoch notwendig: Jesus
                                                                will uns aus unseren Selbstverständlichkeiten und aus unseren
                                                                Sicherheiten aufwecken. «Weck die tote Christenheit aus dem
                                                                Schlaf der Sicherheit …» so heisst es in einem bekannten Kirchen-
 Gottesdienste in Radio & Fernsehen                             lied. Gott will unser Denken und Tun herausfordern; wir sollen
 Sonntag, 19 September, 10 Uhr, Radio SRF 2 Kultur              unseren Weg immer wieder selbstkritisch hinterfragen und ge-
 Evang. Gottesdienst zum Bettag aus Thun-Allmendingen           wissenhaft prüfen. Dabei soll man sich sogar lieber selber ver-
                                                                stümmeln, «als dass der ganze Körper in die Hölle kommt». Mit
 Sonntag, 26. September, 10 Uhr, Radio SRF 2 Kultur             diesem krassen Bild ruft uns Jesus dazu auf, mit einem Verlust zu
 Röm.-kath. Predigt – Mit Seelsorger Matthias Wenk              rechnen – zugunsten des Ganzen. Oder man könnte auch sagen:
                                                                Wehret den Anfängen, damit es nicht noch schlimmer kommt!
 Sonntag, 19. September, 10 Uhr, SRF1                           So ist dieses Wachrütteln oder diese Schocktherapie durchaus gut
 Evang. Gottesdienst zum Bettag                                 gemeint. Jesus sorgt sich um uns und will uns auf den richtigen
 Aus der evangelisch-reformierten Kirche Thun-Allmendingen      Weg, auf den Weg seiner Liebe, zurückbringen. Darum sollten wir
                                                                auch für diesen unangenehmen Bibeltext dankbar sein – er ist
 Sonntag, 26. September, 9.30 Uhr, ZDF
                                                                letztlich zu unseren Gunsten.
 Röm-kath. Gottesdienst – Wem gehört Jesus?
 Aus der Jungendkirche St. Bernhard in Achern-Fautenbach (D)
                                                                                                        Urs Elsener, Schaffhausen

 Regionale Sendungen                                             Sonntagslesungen
 Radio TOP: TOP Kick und TOP Church: www.topchurch.ch            19. September – Eidg. Dank-, Buss-, und Bettag
                                                                 Erste Lesung: Weish 2,1a.12.17-20
 Radio Munot: Gedanken zum Tag
                                                                 Zweite Lesung: Jak 3,16-4,3
 Montag bis Freitag 6.50 Uhr
                                                                 Evangelium: Mk 9,30-37
 Unterwegs – ein kirchliches Magazin aus Schaffhausen
 Jeweils am letzten Sonntag im Monat, 10 Uhr, Wdh. 22 Uhr        26. September – 26. Sonntag im Jahreskreis
                                                                 Erste Lesung: Num 11,25-19
 Schaffhauser Fernsehen SHf: Gedanke am Wuchenänd                Zweite Lesung: Jak 5,1-6
 Samstag, 18.55 Uhr bis Sonntag, 18 Uhr, stdl. Wiederholung      Evangelium: Mk 9,28-43.45.47-48

                                                                                                         forumKirche | 18-2021   9
Perspektiven trotz Umbruch - Hilfe für Afghanistan - forumKirche
Bettag 2021 · Kirche ohne Grenzen – Englisch

«auch DU bist Hoffnung»                                                                                                      Zufriedenheit
Wort der Kirchen von Schaffhausen zum Bettag                                                                                 Christliche Musik über Freude,

                                                Bild: Dimhou/pixabay.com
                                                                           schen gesagt werden: «auch DU bist Hoff-          Was hätte Paulus wohl gedacht, wenn er
                                                                           nung». Jeder Mensch kann für einen ande-          gehört hätte, dass über seinen Brief an
                                                                           ren Menschen selber zur Hoffnung werden,          die Gemeinde in Philippi fünf funkige
                                                                           z. B. indem sie*er jemanden wertschätzt,          Lieder geschrieben werden? Die Luzerner
                                                                           tröstet, unterstützt oder ihr*ihm irgendeine      Florina Laiana und Simon Vogel haben
                                                                           andere Hilfe zukommen lässt. So können            dies umgesetzt und den Tonträger «The
                                                                           und sollten alle Menschen immer wieder            Art of Joy» produziert. Songtexte und
                                                                           zueinander sagen: «Ich hoffe auf Dich;            Klänge, welche Paulus’ Anliegen und
                                                                           ich zähle auf Dich; auch DU bist Hoffnung…        Stimmung aufgreifen und ins Heute über-
                                                                           für mich und andere.»                             setzen – Freude und Motivation in unsere
                                                                           Mit einer grossen Hoffnung ist auch die           Zeit sprechen. Davon berichtet im Inter-
                                                                           diesjährige Bettagsaktion verbunden:              view mit Kirche ohne Grenzen der Musiker
                                                                           Mit den Spenden soll ein Kindergarten in          und Produzent Simon Vogel.
                                                                           Masaka (Ruanda) gebaut und für drei Jahre
                                                                           finanziell gesichert werden. Den betroffenen      Warum der Philipperbrief?
                                                                           Kindern wird dadurch die Hoffnung auf eine        Dieser Brief behandelt viele Themen, wel-
                                                                           bessere Zukunft geschenkt. Armut und              che insbesondere während der Covid-19-
                                                                           Gewalt können nur dann bekämpft werden,           Pandemie und des Lockdowns wieder an
                                                                           wenn sich eine Gemeinschaft auf allen             Relevanz gewonnen haben, so dass wir
Wer für andere da ist, kann für sie zur                                    Ebenen engagiert und sich besonders auch          Christ*innen nicht aufhören dürfen, sie zu
Hoffnung werden.                                                           um die Schwächsten, die Kinder, bemüht.           leben und zu verkünden. Beispielsweise
                                                                           Wir hoffen, dass die Bettagsaktion auch die-      geht es darin um die Zufriedenheit trotz der
Zurzeit hängen bei vielen Kirchen im                                       ses Jahr wieder grosszügig unterstützt wird       Umstände. Paulus befand sich, als er den
Kanton Schaffhausen Plakate mit dem                                        und danken für jede Spende. Zudem haben           Brief an die Gemeinde in Philippi verfasst
Slogan «auch DU bist Hoffnung». Mit                                        wir die grosse Hoffnung, dass wir miteinan-       hat, in Gefangenschaft und Lebensgefahr.
diesen Plakaten wollen wir drei Landes-                                    der (unabhängig von religiösen oder politi-       Mich fasziniert, wie Paulus in eben dieser
kirchen die Botschaft unseres diesjährigen                                 schen Überzeugungen) in eine gute Zukunft         Lage sagt: «Ob ich gesund oder krank bin,
Bettagsmandats sichtbar machen und                                         gehen können. Dazu müssen wir alle den            ob ich lebe oder sterbe, ich bin zufrieden,
gleichzeitig auch das Motto des verscho-                                   entsprechenden Beitrag leisten, offen sein        weil Jesus in mir lebt.» Genau dies kommt
benen Internationalen Ökumenischen                                         für andere Meinungen und einander gegen-          gewissermassen bei unserem Song
Bodensee-Kirchentags wachhalten.                                           seitig auch immer wieder zur Hoffnung wer-        «I found the recipe» stark zum Ausdruck.
                                                                           den. In diesem Sinn verbleiben wir mit dem        Als ich die Idee zu diesem Mini-Album
Dieses Motto lehnt sich an den traditionel-                                Zuspruch: «auch DU bist Hoffnung».                hatte, lebte ich in Deutschland und erlebte
len Leitspruch der Stadt Schaffhausen                                                                                        besonders im Verlauf des Lockdowns eine
«Deus spes nostra est» (Gott ist unsere                                             Römisch-katholische Landeskirche         ziemlich gedrückte Stimmung bei den
Hoffnung) an.                                                                     Evangelisch-reformierte Landeskirche       Menschen. Eigentlich ist es, meiner Mei-
Unabhängig von Glaube, Religion oder ethi-                                             Christkatholische Landeskirche        nung nach, die Aufgabe von Christ*innen,
scher Überzeugung kann zu jedem Men-                                                                                         gerade in solchen Zeiten «Licht» zu sein
                                                                                                                             und Freude auszustrahlen.

                                                                                                                             Was erwartet die Hörenden, wenn sie diese
Mut zum Wandel                                                             Das braucht allerdings Mut, den Mut zum           Lieder hören?
                                                                           Wandel. Um diesen Mut wollen wir an dieser        Uns ging es darum, Lebensfreude in die
Interreligiöse Feier zum Bettag                                            Bettags-Feier bitten, ihn wollen wir uns zu-      Wohnzimmer zu bringen. Wir haben ver-
                                                                           sprechen lassen. Das Programm wird von            sucht, die Hörenden auf eine tanzbare
Zum sechsten Mal findet im Kanton
                                                                           Angehörigen verschiedener Religionen ge-          persönliche Reise durch diesen wunder-
Thurgau eine interreligiöse Feier zum
                                                                           staltet. Sie tragen Geschichten und Gebete        baren Brief mitzunehmen.
Eidgenössischen Bettag statt. Sie stellt
                                                                           aus ihren Traditionen vor. Musikalisch wird
sich der Herausforderung der Corona-
                                                                           die Feier von der Klarinettistin Salome Etter     Ein Song heisst «Joy in the Battle» («Freude
Pandemie und möchte Mut machen, sich
                                                                           und dem Perkussionisten Andrea Zamengo            im Kampf»). Woraus ziehen Sie konkret
auf Veränderungen einzulassen.
                                                                           untermalt. Sie findet am 19. September,           Freude aus «Kämpfen», die man im Leben
In der Pandemie haben viele gehofft, dass                                  um 17 Uhr in der Ahmadiyya Nur Moschee            immer wieder erfährt?
alles möglichst schnell vorüber ist. Wir                                   in Bonau statt (siehe auch auf Seite 15 und       Jesus. Die Gewissheit, dass er mich be-
Menschen neigen dazu, am Bewährten fest-                                   www.thurgau-interreligioes.ch).                   gleitet, unabhängig von den Umständen, in
zuhalten. Doch gerade die Religionen lehren                                                                                  denen ich mich befinde. Ich glaube, es ist
uns, wie wichtig es ist, loslassen zu können,                                                 Interreligiöser Arbeitskreis   gut und wichtig, sich stets in Erinnerung zu
aufzubrechen und sich Neuem zu öffnen.                                                          im Kanton Thurgau/Red.       rufen, wohin man gehört und wie viel Gutes

10 forumKirche | 18-2021
Kirche ohne Grenzen – Englisch

trotz Kampf

                                                                                                                                                            Bilder: © Lukas Roth
Zuspruch und Motivation

                                                                                    Simon Vogel hat seine Leidenschaft und Talent zum Beruf gemacht und
                                                                                    ist nicht nur im christlichen Kontext als Produzent engagiert.

                                                                                                            auf ein Minimum reduziert sind. Selbst-
                                                                                                            verständlich schreibe ich dennoch fleissig
                                                                                                            an neuen Songs und habe viele Ideen, um
   Florina Laiana und Simon Vogel machen zusammen Musik.                                                    sie nach dem Studiobau umzusetzen.
                                                                                                            Aktuell kann ich jedoch noch nicht mehr
   man immer wieder erleben darf. Ausser-                    obwohl es noch Dinge gibt, die man ver-        darüber verraten, aber ich bin überzeugt,
   dem ist, meiner Meinung nach, Zufrieden-                  ändern könnte. Die gibt es aber immer, weil    dass es sicherlich wieder vielen Freude
   heit eine Frage der Entscheidung und nicht                jeder Mix grundsätzlich Geschmacksache         bereiten wird. Auf meinem Instagram
   unbedingt eine Gefühlsfrage.                              ist (lacht).                                   Account sieht man dann, worauf man sich
                                                                                                            an neuen Produktionen und musikalischen
   Sie arbeiten als Musiker und Produzent.                   Auf was dürfen wir uns als Nächstes freuen?    Projekten freuen darf – wenn es soweit ist.
   Welche Kämpfe fechten Sie beim                            Zurzeit arbeite ich intensiv am Bau eines
   Produzieren von Songs und musikalischen                   neuen Studios. Weswegen meine musi-                           Interview: Romina Monferrini
   Projekten aus?                                            kalischen Projekte die nächsten Wochen                 Übersetzung: Monika Freund-Schoch
   Es geht sehr oft darum, sich zu verglei-
   chen. Als Produzent muss ich so objektiv
   wie möglich meine Produktionen an ande-
   ren, ähnlichen Produktionen messen.
                                                              Joy in the battle                             proclaiming them. For example: content-
                                                                                                            ment despite my circumstances. Paul,
   Das tut manchmal weh und es ist eminent                    Christian music about joy,                    when he wrote the letter to the church in
   wichtig, seinen Wert als Person ganz klar                  encouragement and motivation                  Philippi, was in captivity and in danger of
   davon zu trennen.                                                                                        his life. I'm fascinated by Paul’s statement
                                                              What would Paul have thought when he          during that challenge: «Whether I'm
   Als Produzent ist man viel am «Tüfteln».                   heard five funky songs being written          healthy or sick, whether I'm living or dying,
   Wann gilt für Sie ein Song oder ein Projekt                about his letter to the church in Philippi?   I'm content because Jesus lives in me.»
   als abgeschlossen und gut?                                 Florina Laiana and Simon Vogel from           In a way, this is exactly what comes
   Während dem Mixdown gibt es oft diesen                     Lucerne have taken this letter to heart       across strongly in our song «I found the
   einen Moment, bei dem eine einzige                         and produced from it the Extendet Play        recipe». When I had the idea for this EP, I
   Kleinigkeit verändert und aus einer An-                    [Red. a sound carrier, whose length is to     was living in Germany and I experienced a
   sammlung von Klängen plötzlich ein Song                    be classified between single and album]       pretty downtrodden mood among people
   wird. Leider ist es aber so, dass man meis-                «The Art of Joy». There are song texts        especially during the lockdown. Actually, in
   tens auf einen Termin hinarbeitet, was dazu                and sounds which take up Paul's               my opinion, it is the task of Christians to
   führt, dass man ein Projekt beenden muss,                  concerns and mood in order to translate       be «light» and radiate joy in just such
                                                              them into nowadays; they’re speaking          times.
                                                              joy and motivation into our time. The
                                                              musician and producer Simon Vogel tells       What can recipients expect when they hear
                                                 Bild: zVg

    Romina Monferrini (33)
    ist eine aus dem Dorf                                     Kirche ohne Grenzen more about it.            these songs?
    Monteroni di Lecce                                                                                      For us it was about bringing joy of life into
    stammende Theologin.                                      Why the letter to the Philippians?            their living rooms. We tried to take listen-
    Sie arbeitet in einer Pfarrei                             This letter deals with many topics which      ers on a danceable personal journey
    in Luzern, ist im Leitungs-                               are of great relevance especially during      through this wonderful book and generate
    team im Institut im Reusshaus und                         the Covid 19 pandemic and the lockdown,       pleasure for them.
    Präsidentin der Ikonen-Schule.ch                          so we Christians must continue living and

                                                                                                                               forumKirche | 18-2021 11
Thurgau

Ein Stück Leben teilen                                                                                                   News
Erweiterung der Asylseelsorge                                                                                                Neubau auch für Schweizergardistinnen
                                                                                                                         «Die neue Kaserne im Vatikan wird explizit
                                                                                                                         auch für künftige Gardistinnen geplant»,

                                                  Bild: Detlef Kissner
                                                                         sischkenntnisse oder auch Dolmetscher-          berichtet die Sonntagszeitung. Der 50 Milli-
                                                                         Apps auf dem Handy. Daraus entwickeln           onen Franken teure Neubau solle Einzel-
                                                                         sich dann weitere Gespräche. Viele wollen       zimmer mit Bad und WC statt der bisheri-
                                                                         einfach nur ihre Geschichte erzählen,           gen Mehrbettzimmer bieten. Das Blatt
                                                                         suchen jemanden, der*die ihnen zuhört.          zitiert die Präsidentin der Stiftung Schwei-
                                                                         Andere kommen mit konkreten medizini-           zergarde, Alt-Bundesrätin Ruth Metzler-
                                                                         schen oder juristischen Fragen. Manche          Arnold, mit den Worten: «Ich begrüsse die
                                                                         bitten die beiden Seelsorgenden auch aus-       Diskussion zur Frage, auch Frauen in der
                                                                         drücklich darum, mit ihnen die Bibel zu         Garde zuzulassen, sehr.» Die Entscheidung
                                                                         lesen oder zu beten. «Wir wollen mit den        müsse Papst Franziskus treffen.
                                                                         Menschen ein Stück Leben teilen, ihnen
                                                                         helfen, die Zeit, die sie hier verbringen,         Christkatholiken: Ehesakrament für alle
                                                                         so gut wie möglich zu gestalten», sagt          Seit 2006 gibt es in der christkatholischen
                                                                         Meike Ditthardt.                                Kirche einen Ritus zur Segnung von gleich-
                                                                                                                         geschlechtlichen Paaren. Dieser sei zuneh-
                                                                         Rückzugsort                                     mend als unbefriedigend empfunden
                                                                         Um den Bewohner*innen des BAZ ver-              worden. Nun soll gemäss einer Mitteilung
                                                                         lässliche Strukturen zu bieten, richtete        jede zivilrechtliche Ehe zwischen zwei
                                                                         das Ehepaar dort feste Sprechzeiten ein.        Erwachsenen in der christkatholischen
                                                                         Zudem bemühten die beiden sich um einen         Kirche als «gleichermassen sakramental»
                                                                         Raum, in dem vertrauliche Gespräche             gelten. Dazu haben Bischof und Synodalrat
                                                                         stattfinden können. In Kooperation mit den      in der Nationalsynode vom 10./11. Sep-
                                                                         Verantwortlichen des BAZ konnte Meike           tember eine entsprechende Aussage vor-
                                                                         Ditthardt dort einen ansprechend gestal-        gelegt, der eine grosse Mehrheit der
                                                                         teten Raum der Stille einrichten (vgl. forum-   Stimmberechtigten zustimmte.
                                                                         Kirche 2021/11). «Der Raum wurde im
                                                                                                                            Fastenaktion statt Fastenopfer
Sie wollen als Seelsorger*in für Flüchtlinge da                          ganzen Haus sehr positiv aufgenommen»,
                                                                                                                         Das Hilfswerk Fastenopfer hat ein neues
sein: Meike und Marc Ditthardt.                                          sagt Meike Ditthardt. Den Austausch mit
                                                                                                                         Logo und einen neuen Namen: Fasten-
                                                                         den Betreuenden, der Securitas und den
                                                                                                                         aktion. Der Opferbegriff sei heute proble-
                                                                         Mitarbeitenden des Staatssekretariats
                                                                                                                         matisch, erklärt Geschäftsleiter Bernd
Das Ehepaar Meike und Marc Ditthardt                                     für Migration erleben die beiden als sehr
                                                                                                                         Nilles den Wechsel. Einen ganz anderen
ist seit Sommer letzten Jahres von der                                   konstruktiv. «So können wir zu einer guten
                                                                                                                         Namen wollte sich das Hilfswerk aber nicht
evangelischen Landeskirche beauftragt,                                   Atmosphäre im Haus beitragen», sagt
                                                                                                                         geben. Dies hätte laut einer Umfrage bei
die Flüchtlinge im Bundesasylzentrum                                     Marc Ditthardt.
                                                                                                                         den Zielgruppen einen «Proteststurm» aus-
(BAZ) Kreuzlingen seelsorgerlich zu be-
                                                                                                                         gelöst. Ausserdem würden 80 Prozent der
gleiten. Nun erhielten sie von katholischer                              Neue Wege
                                                                                                                         Schweizer*innen Fastenopfer kennen.
Seite her einen weiteren Auftrag, der vor-                               Nach Beratungen mit der evangelischen
                                                                                                                         «Diese Bekanntheit hätten wir aufs Spiel
sieht, die Seelsorge auf die Asylsuchen-                                 Landeskirche beschloss der katholische
                                                                                                                         gesetzt», so Nilles. Der neue Name knüpfe
den, die von der Peregrina-Stiftung betreut                              Kirchenrat, die im Asylbereich frei gewor-
                                                                                                                         an die Tradition an, schlage aber ein neues
werden, auszuweiten.                                                     denen Stellen an die beiden Seelsorgen-
                                                                                                                         Kapitel auf.
                                                                         den zu übertragen. Damit verbunden ist
Die beiden Theologen, die auch in der                                    der Auftrag, auch den Asylsuchenden der            Kritik an Ungarns Regierung
evangelischen Kirchgemeinde Lengwil im                                   Peregrina-Heime Seelsorge anzubieten, vor       Bei seinem siebenstündigen Kurzbesuch in
Pfarramt beschäftigt sind, teilen sich seit                              allem am Stützpunkt Frauenfeld. Als erstes      Ungarn beliess es Papst Franziskus nicht
September 2020 15 Stellenprozente in der                                 wollen sich Meike und Marc Ditthardt nun        bei diplomatischen Höflichkeitsfloskeln.
Asylseelsorge. «Es ist sinnvoll, dass wir als                            einen Überblick über die zehn Heime             Bei mehreren Auftritten übt er Kritik an
Frau und Mann im BAZ präsent sind, weil                                  verschaffen und die Asylsuchenden, von          Regierung, Kirchenführung und der ungari-
viele Frauen kulturell bedingt nicht mit                                 denen viele anerkannt sind oder Bleibe-         schen Gesellschaft insgesamt – vor allem
einem Mann reden möchten», sagt Meike                                    recht geniessen, die Mitarbeitenden und         in Bezug auf die abweisende Flüchtlings-
Ditthardt. Paare begleiten die beiden gern                               Ehrenamtlichen kennenlernen. Zudem gilt         politik des Landes. Die halbstündige Unter-
auch gemeinsam. Erste Kontakte zu den                                    es zu klären, welche Angebote bereits           redung mit Ministerpräsident Viktor Orban
Asylsuchenden, von denen die meisten vor                                 bestehen und welche Bedürfnisse es gibt,        wirkte distanziert. Die ungarischen Bischö-
der Abschiebung stehen, knüpfen sie im                                   um die Asylseelsorge in den Peregrina-          fe ermahnte der Papst zu «Öffnung, Dialog
Aufenthaltsraum oder auf dem Innenhof.                                   Heimen und im BAZ sinnvoll aufeinander          und mehr Mut zur Veränderung».
«Wir versuchen, mit den Menschen ins Ge-                                 abzustimmen.
spräch zu kommen», erzählt Marc Ditthardt.                                                                                                             kath.ch/Red.
Dabei helfen ihnen Englisch- und Franzö-                                                               Detlef Kissner

12 forumKirche | 18-2021
Leserbrief · Thurgau · Inserat · Kirche Schweiz

Leserbrief
forumKirche Nr. 16, Seite 13: Gendergerechte Sprache
                                                                         GASTFREUNDSCHAFT IN UNSERER KATH. KIRCHE IM WEINLAND

Dem Leserbrief von Familie Ahlberg aus Kreuzlingen kann ich nur          Für unser Kirchenzentrum in Kleinandelfingen suchen auf den
beipflichten. Diese sogenannte «gendergerechte Sprache» führt zu         1. Januar 2022 oder nach Vereinbarung für ein Pensum von
                                                                         60–100 % eine
unleserlichen Texten, weshalb ich inzwischen die Texte nur noch
überfliege und darüber nachdenke, das Forum abzubestellen.
Diese sogenannt «gendergerechte Sprache» führt aber nicht nur zu
                                                                         Hauswart|in | Sakristan|in
unleserlichen Texten, diese Sprache, die vor allem von gewissen          Die Hauswartung ist ein gewichtiger Bestandteil des Pfarrei-
akademischen Kreisen forciert wird, trägt weiter zur Spaltung der        lebens. Sie unterstützen die verschiedenen Anlässe in unserer
Gesellschaft bei. So zeigt eine gewichte Umfrage von Tamedia bei         Kirchgemeinde und tragen Wesentliches zum Erscheinungsbild
                                                                         unserer Kirche bei. Besuchen Sie uns auf www.kath-weinland.ch,
11'596 Personen 2020, welche im Zuge des Frauenstreikes durch-           um mehr über die Stelle zu erfahren.
geführt wurde, dass 78 % der Schweizer nichts von dieser halten
(70 % der Frauen, 87 % der Männer). 35,1 % der Schweizer sind
Teil der katholischen Landeskirche (BFS 2021). Diese Katholiken

                                                                                                                   Bild: zVg
bilden die Vielfalt der Schweizer Gesellschaft ab. So gibt es sehr
konservative und sehr liberale, so wie vieles dazwischen, ausser-
dem auch viele «Sponsoren», also Menschen, die Kirchensteuer
bezahlen, aber kirchenfern sind. Diese sogenannte «gendergerechte
Sprache» entspricht daher sehr wahrscheinlich lediglich einem
kleinen Teil der Katholiken und schliesst einen Grossteil aus oder
schreckt diesen ab.
Ich will diese Vielfalt der katholischen Landeskirche erhalten, dies
macht sie aus und spannend, da man seine eigene Position im                                                                    Karin Iten und
Glauben ständig hinterfragen muss. Eine gleichgeschaltete Kirche                                                               Dr. Stefan Loppacher
für wenige, die andere ausschliesst, ob durch Sprache oder andere
Handlungen wie Abstimmungspropaganda, ist für mich keine all-          Neue Leitung der Geschäftsstelle
umfassende Kirche mehr.
                                                                       Fachgremium «Sexuelle Übergriffe im kirchl. Umfeld»
                                               Job Bigger, Eschlikon

  Weitere Leserbriefe auf www.forumkirche.ch unter News                Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) hat Karin Iten und
                                                                       Dr. Stefan Loppacher als Leitungsduo der Geschäftsstelle für
                                                                       das Fachgremium «Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld»
                                                                       ernannt. Iten und Loppacher übernehmen die Geschäftsstelle ab
                                                                       1. Oktober 2021, die Mgr. Dr. Joseph Maria Bonnemain vor seiner
Hilfe für Skyros                                                       Ernennung zum Bischof von Chur seit 2002 führte.

SwissforGreece startet zum vierten Mal                                 Mit Karin Iten und Dr. Stefan Loppacher kann die Geschäftsstelle
                                                                       mit zwei anerkannten und eingespielten Fachpersonen besetzt
Anfang Oktober macht sich eine 18-köpfige Gruppe junger                werden. Iten und Loppacher arbeiten bereits gemeinsam im Bis-
Menschen auf den Weg nach Griechenland, um hilfsbedürftige             tum Chur zu je 50 % als Präventionsbeauftragte. Für die Geschäfts-
Bewohner*innen der Insel Skyros zu unterstützen.                       stelle des Fachgremiums werden sie sich ein 30 %-Pensum im
                                                                       Jobsharing aufteilen. Hauptaufgaben der Geschäftsstelle sind u. a.
SwissforGreece, ein Projekt der JUSESO Thurgau, wird dieses Jahr       die Vernetzung und Koordination der regionalen Massnahmen im
bereits zum vierten Mal durchgeführt, zum dritten Mal mit dem Ziel     Bereich der Intervention und Prävention sexueller Ausbeutung im
Skyros. Die freiwilligen Helfer*innen gehen auf die Bedürfnisse der    kirchlichen Kontext. Das Fachgremium kann auch im Bereich der
Inselbewohner*innen ein, unterstützen sie bei Renovationen, täti-      Aus- und Weiterbildung von Priestern und kirchlichen Mitarbeitenden
gen Einkäufe, versorgen das Krankenhaus, Schulen, Musikschulen         tätig werden. Die Geschäftsstelle arbeitet im Austausch mit der
und Kindergärten mit dringend benötigten Materialien. Dieses Jahr      SBK, ist jedoch inhaltlich unabhängig von ihr. Loppacher und Iten
ist ein grösserer Transport von Hilfsgütern möglich, da ein eigener    haben ihren Arbeitsplatz in Zürich.
Lastwagen dafür zur Verfügung steht. Dies war nötig geworden, da       Karin Iten hat an der ETH Umweltnaturwissenschaften studiert, ver-
die Materialspenden sehr grosszügig ausgefallen waren. Folgende        fügt über langjährige Erfahrung in Erwachsenenbildung, Beratungs-
Artikel werden derzeit noch benötigt: ein Smart-TV, ein Laminier-      tätigkeit und Projektarbeit im Bereich der Gewaltprävention. Als
gerät, ein kleines Trampolin, ein Blutdruckmessgerät und ortho-        ehemalige Geschäftsführerin hat sie die Fachstelle Limita zur
pädische Schienen zur Entlastung bei Brüchen oder Verstauchun-         Prävention von sexueller Ausbeutung während elf Jahren geprägt
gen. Die Abgabe von Sachspenden kann über den Kontakt                  und zu einem Kompetenzzentrum der Deutschschweiz ausgebaut.
daniel.scherrer@kath-tg.ch vereinbart werden. Auch finanzielle         Dr. Stefan Loppacher hat in Rom Kirchenrecht studiert. Er forschte
Unterstützung ist willkommen.                                          mehrere Jahre im Bereich «Kirchliches Strafverfahren und sexueller
                                                Alexandra Fux/Red.     Missbrauch Minderjähriger» und veröffentlichte dazu 2017 seine
                                                                       Doktorarbeit. Seit 2017 ist er als Richter am Diözesangericht
  Nähere Infos: www.swissforgreece.com                                 des Bistums Chur in Zürich tätig.                               Red.

                                                                                                                 forumKirche | 18-2021 13
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