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Pflege Special Herausforderungen für COVID-19 das Gesundheitswesen und den Pflegealltag Schritt-für-Schritt – Sicherheit durch Hygiene Besonderheiten in der Intensivpflege Fachkrankenpfleger im Interview d ig it ale s es kostenlos z in rm ag a Sonde
Frei zugänglich! Neuartiges Coronavirus-Informationszentrum Elseviers kostenlose gesundheitliche und medizinische Forschung zum neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2) und COVID-19 Im neuen Coronavirus-Informationszentrum von Elsevier finden Sie: • Experteninformationen für alle die in der Forschung und in der Gesundheitsbranche tätig sind zu SARS-CoV-2 (dem neuartigen Coronavirus) und COVID-19 (der Krankheit). • Alle Ressourcen sind frei zugänglich und enthalten Richtlinien für Ärzte, Gesundheits- fachpersonal und Patienten. Margaret Trexler Hessen, MD, Director, Point of Care, Elsevier „Die jüngsten Ereignisse haben uns (erneut) gezeigt, wie schnell eine neue Krankheit Wurzeln schlagen und sich ausbreiten kann. Solche Ereignisse gehen mit einer Explosion klinischer und epidemiologischer Informationen und Forschungen einher. Das Ziel dieser Website ist es, alle verfügbaren Ressourcen 20200415c2 Irrtümer vorbehalten. Stand 04/2020 zugänglich zu machen, um Gesundheitsbehörden, Forschern und Klinikern bei der Eindämmung und Behandlung dieser Krankheit zu helfen. Wir werden ständig aktualisierte Inhalte von Elsevier und Experten bereitstellen.“ www.elsevier.com/connect/coronavirus-information-center
Inhalt Pflege Special zu COVID-19 Wir von Elsevier, möchten Ihnen aktuelle wertvolle Informationen zum Thema COVID-19 zur Verfügung stellen, um Ihnen in der gegenwärtigen Pandemie als Fachverlag zur Seite zu stehen. Dieses digitale Magazin richtet sich an alle Interessierten im Bereich Pflege, sei es Pflegeauszubildende, Pflegefach- personen, Praxisanleiter*innen, Lehrende etc. Ein kompakter Überblick fasst die aktuellen Entwicklungen, pflegerischen Maßnahmen und auch Herausforderungen in der jetzigen Situation zusammen. Als Wissenschaftsverlag beschäftigt sich Elsevier schon lange mit den Themen Intensivmedizin, Infektio- logie und auch Hygiene. In Deutschland und weltweit ist Elsevier ein führender Informationsdienstleister für die Bereiche Wissenschaft, Gesundheit und Technologie. Wir unterstützen dabei, bessere Entschei- dungen zu treffen, Patient*innen besser zu versorgen sowie zukunftsweisende Entdeckungen zu tätigen. LEITTHEMA COVID-19 – eine Herausforderung für das Gesundheitswesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 – 7 Ines Hoffmann AKTUELLES WISSEN Bedeutung von COVID-19 für den pflegerischen Alltag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 – 12 Ines Hoffmann ARBEITSTECHNIKEN Schritt-für-Schritt – Sicherheit durch Hygiene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 – 20 Hans-Peter Grusnick INTENSIVPFLEGE KOMPAKT Intensivpflegerische Versorgung von COVID-19-Patient*innen . . . . . . . . . . . . . . . . 21 – 27 Carsten Hermes, Tobias Ochmann Intensivpflege - Checklisten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 – 32 Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) WAS UNS BEWEGT Einblick in den Arbeitsalltag auf einer Anästhesie- und Intensivstation . . . . . . . . 33 – 36 Interview mit Eltion Shpani Elsevier steht seit Jahrhunderten im Dienste der Wissenschaft. Der Elsevier Urban & Fischer Verlag steht für hohe medizinische und pflegerische Qualität. Wir bieten webbasierte, digitale Lösungen und publi- zieren über 2.500 Fachzeitschriften sowie über 33.000 Bücher. Gemeinsam arbeiten wir daran, den Wissenstransfer in Zeiten rasanter technologischer Entwicklungen zu fördern und die von unseren Au- toren recherchierten Informationen zügig und erfolgreich in optimaler Form zu unseren Lesern zu bringen. 3
LEITTHEMA – COVID-19 COVID-19 – eine Herausforderung für das Gesundheitswesen Zusammenfassung: Das neue Coronavirus SARS-CoV-2 breitet sich weltweit immer mehr aus. Auch die Schlüsselwörter: Bundesrepublik Deutschland ist seit Jahresbeginn davon betroffen. Für den Großteil der Infizierten stellt Coronavirus, COVID-19, das Virus keine unmittelbare Gefahr dar. Langzeitfolgen sind jedoch noch nicht abschätzbar. Für manche SARS-CoV-2, Infizierte zeigt die Erkrankung COVID-19 teilweise schwere Verläufe. Einen passenden Impfstoff oder eine Übertragung, Symptome, kausale Therapie gibt es bis dato nicht. Das stellt das deutsche Gesundheitswesen – und die ganze Gesell- Behandlung, Therapie, schaft – vor eine große Herausforderung. Herausforderung, Pflege Über Ländergrenzen hinweg hat das Coronavirus SARS-CoV-2) in der Bundesrepublik auf über 151.000 inzwischen fast jede Nation der Erde erreicht. Ende – weltweit auf mehr als 2,65 Millionen Fälle Dezember 2019 trat der Erreger in der chinesischen (Stand: 23. April 2020) [3]. Schon Wochen zuvor Stadt Wuhan zum ersten Mal in Erscheinung [1]. Am wurde die Lungenerkrankung durch die Weltgesund- 27. Januar 2020 wurde das Virus offiziell auch in heitsorganisation (WHO) zur Pandemie erklärt [4]. Deutschland nachgewiesen [2]. Bis Mitte April stieg die Zahl der bestätigten Erkrankungsfälle (Name Doch was ist bisher über das Virus bekannt, das der Erkrankung: COVID-19, Name des Erregers: die Welt „in Atem hält“? 4 Pflege Special COVID-19
LEITTHEMA – COVID-19 Bei Coronaviren handelt es sich um eine Erregerart, Der Großteil der Infizierten (ca. 80%) weist einen die vor allem Atemwegserkrankungen verursacht. asymptomatischen (milden) bis moderaten Verlauf Zuvor wurden auch die Coronaviren SARS-CoV im auf. Initial sind neben trockenem Husten, Fieber Jahr 2002 und MERS-CoV (2012) beim Menschen und Kurzatmigkeit häufig Kopf-, Hals- und Gelenk- festgestellt [5]. schmerzen festzustellen (siehe Tabelle 1) [8,9]. Zunehmend beklagen Betroffene auch eine plötz- lich auftretende Beeinträchtigung des Geruchs- D E F I N I T I O N [6]: und Geschmackssinns. Eine belgische Studie be- Der Begriff Endemie bezeichnet ein zeitlich und richtet hierzu, dass knapp 90 % der 417 untersuch- örtlich begrenztes Auftreten einer Erkrankung, ten Patient*innen von Geschmacksstörungen und meistens innerhalb einer Region oder Personen- 86 % von Geruchsstörungen betroffen waren [10]. gruppe. Eine Endemie tritt dauerhaft und un- Auch gastrointestinale Symptome können bei begrenzt auf. COVID-19 auftreten [8]. Auch die Epidemie weist eine regionale Be- schränktheit auf. Jedoch beschreibt sie ein vo- Tabelle 1: Häufigste Symptome der durch das rübergehendes und erst seit Kurzem festgestell- Coronavirus ausgelösten Erkrankung COVID-19 tes Auftreten einer Erkrankung. Die Häufigkeit in Deutschland (Stand: 23.04.2020) [9] der Krankheit (Prävalenz) und Häufigkeit der Symptom Anteil in % Neuerkrankung (Inzidenz) nehmen dabei deut- Husten 50% lich zu. Fieber 42 % Eine Pandemie ist eine weltweit auftretende Epi- demie. Sie ist nicht auf ein Gebiet beschränkt, Schnupfen 21 % sondern breitet sich über ganze Landstriche, Pneumonie 3% Länder oder sogar auf der ganzen Welt aus. Statistisch gesehen gehen 14 % der Erkrankungen Übertragen wird das Virus hauptsächlich durch mit starken respiratorischen Beschwerden (Pneu- Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch (etwa monie und akutes Lungenversagen (ARDS)) bis hin durch Husten und Niesen). Dabei nimmt ein zu einer Hypoxämie einher. In kritischen Fällen Mensch in naher Umgebung Tröpfchen über die nimmt COVID-19 einen lebensbedrohlichen Verlauf, Schleimhäute (Nase, Mund, Auge) auf. Auch eine bei dem es zu akutem Lungenversagen mit Beat- Ansteckung durch Kontakt mit kontaminierten mungs- und der damit verbundenen Intensivpflich- Oberflächen (Kontaktüber-tragung) in der unmittel- tigkeit kommen kann [8,9]. Vor allem ältere Personen baren Umgebung des Infizierten ist nicht auszu- und Menschen mit Vorerkrankungen gelten als Risi- schließen [7]. kogruppen für schwere Verläufe (siehe Tabelle 2). Beobachtet wurde jedoch auch, dass Personen Ein Blick auf die Altersverteilung von COVID-19 ohne bekannte Vorerkrankungen und jüngere Pa- zeigt, dass knapp die Hälfte der bundesweit infi- tient*innen schwere Verläufe zeigen können [8]. zierten Menschen zwischen 35 und 59 Jahre alt ist. Nur 3 % der Erkrankten gehören der Gruppe unter Aufgrund des dadurch erhöhten Bedarfs an Inten- 14 Jahren an. Etwa ein Viertel der infizierten Per- sivbetten und Beatmungsgeräten kam es zu einem sonen ist zwischen 15 und 34 Jahre alt. Personen Novum: eine bundesweite Ad-hoc-Übersicht über über 80 Jahre machen lediglich rund 10 % aus [8]. verfügbare Behandlungskapazitäten sämtlicher Intensivstationen. In dem neu geschaffenen Inten- Die Krankheitsverläufe sind sowohl unspezifisch sivregister der Deutschen Interdisziplinären Ver- als auch variabel: wie bei allen von Coronaviren einigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) verursachten Erkrankungen zeigen sich unter- lässt sich fortan das Verhältnis freier Intensivbetten schiedliche Schweregrade. zu schwer verlaufenden Infektionen erkennen [11]. Pflege Special COVID-19 5
LEITTHEMA – COVID-19 M E R K E: gen, in einigen Teilen Deutschlands wurden sogar Respiratorische Beschwerden können nicht nur komplette Aufnahmestopps für Pflegeeinrichtun- von COVID-19, sondern auch von anderen Er- gen verhängt [13]. Das Gesundheitswesen mit all krankungen verursacht werden, z.B. Herzinsuf- seinen Akteuren steht durch das neuartige Corona- fizienz, COPD, Asthma bronchiale, Pneumonie virus SARS-CoV-2 vor einer neuen Herausforde- sowie – jahreszeitbedingt – Heuschnupfen und rung. allergische Beschwerden [12]. Eine zugelassene Therapie der Ursache von Tabelle 2: Risikogruppen für schwere Verläufe COVID-19 gibt es aufgrund der aktuellen Datenlage von COVID-19 [8] ebenso wenig wie verlässliche Aussagen zu Letali- Ältere Personen (mit stetig steigendem Risiko tät und Mortalität [8]. Die Frage nach dem genauen ab 50 – 60 Jahren) Zeitpunkt der Verfügbarkeit eines geeigneten Impf- Personen mit stoffes ist noch unbeantwortet. Die Forschung hier- • Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems zu läuft weltweit auf Hochtouren. Bis dahin erfolgt (z.B. koronare Herzerkrankung und die Therapie überwiegend durch supportive Maß- Bluthochdruck) nahmen zur Linderung der Beschwerden. Somit • chronischen Erkrankungen der Lunge richtet sich die Behandlung derzeit allein nach den (z.B. COPD) • chronischen Lebererkrankungen Symptomen der infizierten Person [12]. • Diabetes mellitus • Krebserkrankungen Kliniken, Pflegeeinrichtungen, ambulante Pflege • geschwächtem Immunsystem oder Hausarzt-Praxen und medizinische Versor- (z.B. HIV-Infektionen, Tumorerkrankungen) gungszentren sind geforderter denn je. Die dyna- regelmäßige Einnahme immunsuppressiver Medikamente, wie z.B. bei manchen mische und ernst zu nehmende Ausnahmesituation rheumatischen Erkrankungen und nach ist im ganzen Land immer deutlicher zu spüren. In Organtransplantationen vielen Bundesländern gilt ein generelles Besuchs- verbot in Krankenhäusern sowie Pflegeeinrichtun- Raucher (schwache Evidenz) 6 Pflege Special COVID-19
LEITTHEMA – COVID-19 Quellen: [8] Robert Koch-Institut (2020): SARS-CoV-2. Steckbrief zur Co- ronavirus-Krankheit-2019. Online verfügbar unter https:// [1] Destatis (2020): Corona ist fast überall. Online verfügbar www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/ unter https://de.statista.com/infografik/20647/verbreitung- Steckbrief.html#doc13776792bodyText1 (zuletzt aufgerufen des-coronavirus-aus-wuhan/ (zuletzt aufgerufen am am 24.04.2020) 24.04.2020) [9] Destatis (2020): Symptomverteilung bei der durch das Co- [2] Bundesministerium für Gesundheit (2020): Coronavirus ronavirus ausgelösten Erkrankung. Online verfügbar unter SARS-CoV-2. Chronik der bisherigen Maßnahmen. Online ver- https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1104158/ fügbar unter https://www.bundesgesundheitsministerium. umfrage/symptomverteilung-bei-der-durch-das-coronavi- de/coronavirus/chronik-coronavirus.html (zuletzt aufgerufen rus-ausgeloesten-erkrankung/ (zuletzt aufgerufen am am 24.04.2020) 24.04.2020) [3] Destatis (2020): Erkrankungs- und Todesfälle aufgrund des [10] Lechien, Jerome R.; Chiesa-Estomba, Carlos M.; De Siati, Coronavirus (COVID-19 in Deutschland seit Januar 2020. On- Daniele R.; et al. (2020): Olfactory and gustatory dysfuncti- line verfügbar unter https://de.statista.com/statistik/daten/ ons as a clinical presentation of mild-to-moderate forms of studie/1102667/umfrage/erkrankungs-und-todesfaelle-auf- the coronavirus disease (COVID-19). A multicenter European grund-des-coronavirus-in-deutschland/ (zuletzt aufgerufen study. European archives of oto-rhino-laryngology am 24.04.2020) [11] DIVI – Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- [4] World Health Organization (2020): WHO Director-General’s und Notfallmedizin (2020): COVID-19. Erste Daten für die An- opening remarks at the media briefing on COVID-19. Online zahl von Patienten sowie verfügbaren Intensivbetten. Online verfügbar unter https://www.who.int/dg/speeches/detail/ verfügbar unter https://www.divi.de/aktuelle-meldungen-in- who-director-general-s-opening-remarks-at-the-media-brief- tensivmedizin/covid-19-erste-daten-fuer-die-anzahl-von-pa- ing-on-covid-19---11-march-2020 (zuletzt aufgerufen am tienten-sowie-verfuegbaren-intensivbetten (zuletzt aufgeru- 24.04.2020) fen am 24.04.2020) [5] Tesini, Brenda L. (2020): Coronaviren und akute respiratori- [12] Robert Koch-Institut (2020): Hinweise zu Erkennung, Diag- sche Syndrome (MERS und SARS). Online verfügbar unter nostik und Therapie von Patienten mit COVID-19. Online ver- https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/infektions- fügbar unter https://www.rki.de/DE/Content/Kommissio- krankheiten/respiratorische-viren/coronaviren-und-akute- nen/Stakob/Stellungnahmen/Stellungnahme-Covid-19_The- respiratorische-syndrome-mers-und-sars (zuletzt aufgerufen rapie_Diagnose.pdf?__blob=publicationFile (zuletzt aufge- am 24.04.2020) rufen am 24.04.2020) [6] Redaktionsnetzwerk Deutschland (2020): Pandemie, Epide- [13] Robert Koch-Institut (2020): Täglicher Bericht des RKI zur mie, Endemie. Was ist der Unterschied. Online verfügbar Coronavirus-Krankheit-2019. COVID-19. Online verfügbar unter https://www.rnd.de/wissen/corona-unterschied-epi- unter https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_ demie-pandemie-und-endemie-GVUJGPBNXFBVBPPDVW4IX- Coronavirus/Situationsberichte/2020-04-08-de.pdf?__ GNYHI.html (zuletzt aufgerufen am 24.04.2020) blob=publicationFile (zuletzt aufgerufen am 24.04.2020) [7] Centers für Disease Control and Prevention (2020): How COVID-19 spreads. Online verfügbar unter https://www.cdc. gov/coronavirus/2019-ncov/prevent-getting-sick/how-co- vid-spreads.html?CDC_AA_refVal=https%3A%2F%2Fwww. cdc.gov%2Fcoronavirus%2F2019-ncov%2Fprepa- re%2Ftransmission.html (zuletzt aufgerufen am 24.04.2020) Die Autorin Ines Hoffmann ist Pflegepädagogin (B.A.), Gesundheits- und Krankenpflegerin und zertifizierte Beraterin zur Vorsorge und Patientenverfügung. Sie arbeitet als Fachberaterin im Bereich Pflege/Eldercare und unterstützt pflegende Angehörige bei der Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf. Pflege Special COVID-19 7
Sicher durch die Krise – Sicher durch den Praxisalltag Unsere Bestseller in der Intensivpflege 20200415c8 Irrtümer vorbehalten. Stand 04/2020 Erhältlich im Elsevier Webshop shop.elsevier.de/fachgebiet/pflege oder im Buchhandel
AKTUELLES WISSEN – BEDEUTUNG VON COVID-19 Bedeutung von COVID-19 für den pflegerischen Alltag Zusammenfassung: Pflegefachpersonen finden sich in Zeiten von COVID-19 in einem Spannungsfeld wieder: Schlüsselwörter: steigende Anforderungen bei der pflegerischen Versorgung von Patient*innen mit teilweise kritischen Coronavirus, COVID-19, Krankheitsverläufen auf der einen Seite, auf der anderen Seite Hygiene- und Präventionsrichtlinien, Flexi- SARS-CoV-2, Pflege, bilität mit neuen Schichtmodellen, Kontaktpersonenmanagement sowie aufwendige Isolationsmaßnah- pflegerische Maßnahmen, men. Zusätzlich erschwert wird all das durch eine zunehmende Ressourcenknappheit – vor allem von ge- stationäre Behandlung, eigneter Schutzausrüstung. Hygiene, Herausforderung Statistisch gesehen benötigt rund jede siebte Per- sechs Monate ausgesetzt. Dadurch steigt das Ri- son, die an COVID-19 erkrankt, eine stationäre Be- siko einer zusätzlichen Überlastung der Pflegen- handlung in einer Klinik [1]. Durch die Corona-Pan- den bei einem sich verschlechternden Betreuungs- demie sehen sich Pflegefachpersonen einer außer- schlüssel. Das Gesetz stieß bereits auf massive gewöhnlich herausfordernden Situation ausge- Kritik in der Gesundheitsbranche [2]. setzt. Denn die Versorgung von Menschen mit COVID-19 erfordert neben den täglichen pflege- Darüber hinaus wird der pflegerische Arbeitsalltag praktischen Tätigkeiten eine Vielzahl an Maßnah- durch das vermehrte Desinfizieren der Hände, auf- men, die die Arbeitsbelastung erhöhen. Gleichzei- wendige Isolierungsmaßnahmen, bürokratische tig wurden die Personaluntergrenzen in Kranken- Tätigkeiten sowie das häufige Anlegen und Tragen häusern durch das COVID-19-Krankenhausent- persönlicher Schutzausrüstung (PSA) erschwert lastungsgesetz rückwirkend zum 1. März 2020 für [3]. 9 Pflege Special COVID-19
AKTUELLES WISSEN – BEDEUTUNG VON COVID-19 D E F I N I T I O N: Aufgrund dieser Ressourcenknappheit hat sich das Bei SARS-CoV-2 handelt es sich um ein neuartiges RKI für Maßnahmen für einen schonenden Einsatz Coronavirus, das als Ursache für die Erkrankung von Mund-Nasen-Schutz und FFP-Atemmasken Corona Virus Disease-2019 (COVID-19) gilt [8]. ausgesprochen: beides soll während einer Schicht patientenbezogen und nur durch dieselbe Pflege- fachperson wiederverwendet werden. Damit das Das Tragen einer PSA zum Fremd- und Eigenschutz, Infektionsrisiko Pflegender nicht steigt, muss für Personalschutzmaßnahmen und die konsequente die Wiederverwendung von MNS und FFP-Masken Umsetzung der Basishygiene sind bei der Pflege eine sichere Handhabung gewährleistet sein [4]. von Menschen mit COVID-19 unabdingbar. Denn Durch das häufig langandauernde Tragen der PSA die Übertragung des Erregers SARS-CoV-2 erfolgt entsteht für die Pflegenden eine zusätzliche kör- vornehmlich über respiratorische Sekrete, das perliche Beanspruchung und Belastung (gestei- heißt in erster Linie durch beim Husten und Niesen gerte Transpiration, eigene Atemsituation) und ein entstehende Tröpfchen [3]. zusätzlicher Arbeitsaufwand. Das Robert-Koch-Institut (RKI) empfiehlt daher fol- A C H T U N G: gende Hygienemaßnahmen [3]: Auch während der nicht symptomatischen Phase • Einsatz von geschultem Personal für die Ver- kann SARS-CoV-2 übertragen werden. sorgung von COVID-19-Patient*innen, das von Doch das Risiko für eine Übertragung ist in der anderen Tätigkeiten freigestellt ist symptomatischen Phase der Erkrankung am • Verwendung von PSA höchsten [8]. ▸ Schutzkittel ▸ Einweghandschuhe ▸ mehrlagiger medizinischer Mund-Nasen- Zusätzlich ist bei COVID-19 eine Isolation notwen- Schutz (MNS) bzw. Atemschutzmaske dig und wird vom Infektionsschutzgesetz gefor- ▸ Schutzbrille dert. Ziel ist das Verhindern der Übertragung des ▸ bei direktem Kontakt mit Patient*innen mit Virus auf Patient*innen und Personal. Patient*- bestätigter oder wahrscheinlicher COVID-19: innen mit bestätigter oder wahrscheinlicher FFP2-Masken (falls nicht vorhanden: MNS) COVID-19 sollen daher laut RKI einzeln in einem ▸ bei allen Tätigkeiten, die mit Aerosolproduk- Isolierzimmer untergebracht werden. Dabei ist für tion einhergehen (z.B. Intubation oder Bron- die Nutzung dieses Zimmers nach Möglichkeit eine choskopie): Tragen von Atemschutzmasken Schleuse einzurichten [3]. Bei steigenden Zahlen (FFP2 oder darüberhinausgehender Atem- von Verdachtsfällen oder Infizierten in den Kliniken schutz) und Hauben wird zur Kohortenisolation der Patient*innen • Beachtung der Indikationen für die Händehygiene geraten. Idealerweise mit einer Trennung von • Händedesinfektion (mit mindestens begrenzt COVID-19 positiven und COVID-19 negativen Pa- viruzider Wirksamkeit) tient*innen, um eine nosokomiale Infektion nach • Beobachtung des Gesundheitszustandes des Möglichkeit zu vermeiden [5]. eingesetzten Personals. In Zeiten der Corona-Krise verrichten Pflegefach- Vor dem Hintergrund von aktuellen Lieferengpäs- personen durch den vermehrten Austausch mit den sen von PSA kommt es für das Pflegepersonal in Hygienefachkräften der Einrichtungen zusätzliche unterschiedlichen Einrichtungen zu einem Prob- Dokumentationsaufgaben. Denn die Institutionen lem. Ohne ausreichende Schutzkleidung wird die sind beispielsweise dazu angehalten, in regelmä- Aufrechterhaltung der tagtäglichen Abläufe in ßigen Abständen ein vom RKI empfohlenes und Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und anderen bereitgestelltes Tagebuch von Kontaktpersonen pflegerischen Institutionen unter Einhaltung der zu führen und an die zuständigen Hygienefach- hygienischen Richtlinien zunehmend erschwert. kräfte weiterzuleiten. Im Tagebuch sind bei Kontakt Pflege Special COVID-19 10
AKTUELLES WISSEN – BEDEUTUNG VON COVID-19 mit einem COVID-19-Fall unter anderem die Art und Bei all diesen hygienischen und strukturellen – vor Dauer des Kontaktes, die Art des Selbstschutzes allem in Summe und auf Dauer – sehr zeitaufwen- und die eigene Symptomatik der Pflegenden zu be- digen Anforderungen darf eines selbstredend nicht antworten [6]. außer Acht gelassen werden: Im Zentrum des pfle- gerischen Handelns steht die allgemeine pflegeri- Durch das kürzlich empfohlene Besuchsverbot in sche und medizinische Versorgung der Patient*in- Pflegeeinrichtungen nehmen Pflegende zudem ver- nen und Bewohner*innen – und dies gilt nicht nur mehrt eine Vermittlerrolle zwischen Patient*innen für Menschen mit der neuartigen Lungenerkran- und ihren Angehörigen ein. Um den Kontakt zwi- kung. schen Patient*innen und Bewohner*innen und deren Angehörigen weiter aufrechterhalten zu kön- Die Pflege speziell bei Menschen mit COVID-19 nen, Telekommunikation ermöglicht werden. Für richtet sich nach den Symptomen der Erkrankten viele Patient*innen und Bewohner stellt dies auf- und orientiert sich an den Pflegemaßnahmen bei grund mangelnden Know-hows oder fehlender anderen Atemwegsinfektionen. Im Vordergrund Technik eine Umstellung dar [3]. Auch andere Tätig- steht eine engmaschige Überwachung der Vital- keiten, bei denen die Pflegenden ansonsten von zeichen, insbesondere liegt der Fokus auf der re- Angehörigen oder Besuchern oft entlastet werden, spiratorischen Situation (Sauerstoffsättigung, z.B. Essenseingabe oder sonstige Beschäftigun- Anzeichen von Dyspnoe, Zyanose) (siehe Tabelle gen, müssen durch das Besuchsverbot von Pflege- 1). Ziel ist es, schwere Verläufe von COVID-19 früh- fachpersonen übernommen werden. Hier entsteht zeitig zu erkennen, sodass bei Bedarf intensivme- ebenso ein zusätzlicher Arbeitsaufwand. dizinische Maßnahmen ergriffen werden können oder eine (nicht)invasive Beatmung eingeleitet wird Tabelle 1: [5]. Allgemeine Maßnahmen bei stationärer Ver- sorgung von Patient*innen mit COVID-19 [5,9] Zur Bewältigung dieser Belastungsprobe für Pfle- Pflegerische Maßnahmen gende und Angehörige anderer systemrelevanter Berufe verordnet das Bundesministerium für Arbeit Engmaschige Überwachung der Vitalparameter und Soziales im Einvernehmen mit dem Bundes- zur frühzeitigen Erkennung von schweren ministerium für Gesundheit infolge der COVID- Verläufen 19-Pandemie eine Anpassung des Arbeitszeitge- • Atmung (Atemfrequenz, -tiefe, -rhythmus, -geräusche, Geruch der Atemluft) setzes. Zur Vermeidung möglicher Personaleng- • Körpertemperatur pässe insbesondere in systemrelevanten Branchen • Blutdruck sind fortan (zunächst befristet bis zum 30.06.2020) • Herzfrequenz/Puls folgende Abweichungen vom Arbeitszeitgesetz • Sauerstoffsättigung möglich [7]: Überwachung der Sauerstoff-Gabe • längere Arbeitszeiten von bis zu 12 Stunden mög- Überwachung der Bewusstseinslage lich inkl. einer Pause von 45 Minuten Assistenz bei medizinischen Anordnungen • verkürzte Ruhezeiten von bisher 11 auf nun 9 (regelmäßige Laborkontrollen, etc.) Stunden Maßnahmen zur Pneumonie- und Thrombose- prophylaxe Letztlich bleibt eine Anpassung des Arbeitszeit- Überwachung der Flüssigkeitszufuhr gesetzes für die Pflegenden kritisch zu hinterfra- (wichtig bei hohem Fieber, CAVE: Kontraindikationen) gen, da sich aus arbeitswissenschaftlicher Sicht Überwachung der Medikamenteneinnahme negative Auswirkungen auf die Sicherheit und Allgemeine Patientenbeobachtung Gesundheit der Pflegenden ergeben können [7]. (Anzeichen von Dyspnoe, Zyanose, neurologische Situation und Vitalität) 11 Pflege Special COVID-19
AKTUELLES WISSEN – BEDEUTUNG VON COVID-19 Um auf den eventuell aufkommenden erhöhten pfle- [3] Robert Koch-Institut (2020): Empfehlungen des RKI zu Hygi- enemaßnahmen im Rahmen der Behandlung und Pflege von gerischen und medizinischen Behandlungsbedarf Patienten mit einer Infektion durch SARS-CoV-2. Online ver- angemessen reagieren zu können, wurden ferner fügbar unter https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neu- artiges_Coronavirus/Hygiene.html (zuletzt aufgerufen am elektive Eingriffe und Therapien weitestgehend zu- 24.04.2020) rückgefahren. Auf diese Weise sollen zusätzliche [4] Robert Koch-Institut (2020): Ressourcenschonender Ein- satz von Mund-Nasen-Schutz (MNS) und FFP-Masken. Online Kapazitäten für eine adäquate Behandlung von verfügbar unter https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/ schweren Verläufen von COVID-19 geschaffen wer- Neuartiges_Coronavirus/Ressourcen_schonen_Masken. den [10]. pdf?__blob=publicationFile (zuletzt aufgerufen am 24.04.2020) [5] Robert Koch-Institut (2020): Hinweise zu Erkennung, Diag- Ausblick nostik und Therapie von Patienten mit COVID-19. Online ver- fügbar unter https://www.rki.de/DE/Content/Kommissio- nen/Stakob/Stellungnahmen/Stellungnahme-Covid-19_The- Was feststeht, ist: die Corona-Pandemie hat in rapie_Diagnose.pdf?__blob=publicationFile (zuletzt aufge- rufen am 24.04.2020) Deutschland eine Vielzahl an herausfordernden [6] Robert Koch-Institut (2020): Tagebuch von Kontaktperso- Auswirkungen auf die tägliche fachpraktische nen. Online verfügbar unter https://www.rki.de/DE/Content/ InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Kontaktperson/Tage- Arbeit in allen pflegerischen und medizinischen buch_Kontaktpersonen.html (zuletzt aufgerufen am Institutionen. Doch die außergewöhnliche Situa- 24.04.2020) tion bringt eventuell auch positive Randerschei- [7] Bundesministerium für Arbeit und Soziales (2020): Verord- nung zu Abweichungen vom Arbeitszeitgesetz infolge der nungen mit sich. In den letzten Wochen ist bundes- COVID-19-Epidemie. Online verfügbar unter https://www. weit eine steigende Reputation der systemrelevan- bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/PDF-Gesetze/arbeits- zeitverordnung.pdf;jsessionid=0AD1EDDFA1D63BA5A75D- ten Berufe zu vernehmen. Nun bleibt abzuwarten, CF85A462B74D?__blob=publicationFile&v=2 (zuletzt aufge- wie sich die Situation um und nach COVID-19 in rufen am 24.04.2020) [8] Tesini, Brenda L. (2020): Coronaviren und akute respiratori- Zukunft auf die Profession Pflege auswirken wird. sche Syndrome (MERS und SARS). Online verfügbar unter https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/infektions- krankheiten/respiratorische-viren/coronaviren-und-akute- Quellen: respiratorische-syndrome-mers-und-sars (zuletzt aufgerufen am 24.04.2020) [1] Destatis (2020): Symptomverteilung bei der durch das Co- [9] Bundesregierung (2020): Informationen für Erkrankte. On- ronavirus ausgelösten Erkrankung. Online verfügbar unter line verfügbar unter https://www.bundesregierung.de/breg- https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1104158/ de/themen/coronavirus/informationen-fuer-erkrank- umfrage/symptomverteilung-bei-der-durch-das-coronavi- te-1734944 (zuletzt aufgerufen am 2404.2020) rus-ausgeloesten-erkrankung/ (zuletzt aufgerufen am [10] GKV-Spitzenverband (2020): Selbstverwaltung handelt 24.04.2020) schnell – COVID-19 – Krankenhausentlastungsgesetzt. On- [2] Millich, Nadine (2020): Wie das Coronavirus die Pflege be- line verfügbar unter https://www.gkv-spitzenverband.de/ einflusst. Online verfügbar unter https://www.bibliomed- gkv_spitzenverband/presse/pressemitteilungen_und_state- pflege.de/alle-news/detailansicht/40233-wie-das-coronavi- ments/pressemitteilung_1008192.jsp (zuletzt aufgerufen rus-die-pflege-beeinflusst/ (zuletzt aufgerufen am am 24.04.2020) 24.04.2020) Die Autorin Ines Hoffmann ist Pflegepädagogin (B.A.), Gesundheits- und Krankenpflegerin und zertifizierte Beraterin zur Vorsorge und Patientenverfügung. Sie arbeitet als Fachberaterin im Bereich Pflege/Eldercare und unterstützt pflegende Angehörige bei der Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf. Pflege Special COVID-19 12
SCHRITT-FÜR-SCHRITT – SICHERHEIT DURCH HYGIENE Schritt-für-Schritt – Sicherheit durch Hygiene Zusammenfassung: Aktuell stehen wir vor der großen Herausforderung, die Pandemie des SARS-CoV-2 (Coronavirus) zu bewältigen. Dabei kommt den konkreten Hygienemaßnahmen eine besondere Bedeutung zu. Allerdings sind Arbeitsweisen unter der besonderen Berücksichtigung von Kontaminationsvermeidung nicht unser tägliches Handwerk. Vielen steht dies jedoch nun bevor und die Sorge, Fehler zu machen, ist groß. Wir wollen hier Schritt-für-Schritt zeigen, wie im Einsatz richtig und gleichzeitig ressourcenschonend mit den zur Verfügung stehenden Schutzmaterialien umgegangen werden kann. Dabei sind selbstverständ- lich i mmer die konkreten lokalen Hygienevorgaben zu beachten und bei Abweichungen anzuwenden. Hilfreich ist auch der Blick auf die Homepage des Robert Koch-Instituts, auf der immer wieder aktualisier- te Empfehlungen nachzulesen sind: www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/nCoV.html Wir zeigen Schritt-für-Schritt den Weg der Einklei- Atemwegs und der Beatmung bei V.a. COVID-19 dung mit Schutzkleidung in Zusammenhang mit haben wir ebenfalls zusammengestellt. einer V.a. Coronavirus-Exposition. Dabei freuen wir Es ist sinnvoll diese Anleitungen auszudrucken und uns über die hilfreichen Darstellungen der „Pin-up- auf den Rettungswachen , in den Krankenhäusern Docs“, die dies in Form von Piktogrammen zusam- und Pflegeeinrichtungen auszuhängen, damit wir mengestellt haben. alle möglichst unbeschadet diese Pandemie über- Zudem stellen wir Schritt-für-Schritt – unter der Be- stehen. rücksichtigung des ressourcenschonenden Einsat- Bleiben Sie alle gesund und achten Sie bezüglich zes mit Wiederverwendung – den richtigen Um- der Hygienemaßnahmen auf sich und aufeinander! gang mit FFP-Masken dar. Die Besonderheiten des 13 Pflege Special COVID-19
SCHRITT-FÜR-SCHRITT – SICHERHEIT DURCH HYGIENE Pin-Up Docs Anziehen von Schutzkleidung DESI Hände desinfizieren Buddy-Check Haube Mundschutz Handschuhe Abb. 1 Anziehen von Schutzkittel / -anzug Brille Schutzkleidung Pin-Up Docs Ausziehen von Schutzkleidung DESI DESI Handschuhe Hände desinfizieren Hände desinfizieren Haube Schutzkittel / -anzug DESI Abb. 2 Ausziehen von Mundschutz Brille Hände desinfizieren Schutzkleidung Pflege Special COVID-19 14
SCHRITT-FÜR-SCHRITT – SICHERHEIT DURCH HYGIENE Schutzkleidung sicher anlegen Bei V.a. Influenza/ Corona! ► Schutzki�el + Kop�aube ► FFP2-Maske/ (FFP3-Maske bei intensivem Kontakt → Intuba�on, Bronchoskopie, Absaugen…) ► Schutzbrille ► Handschuhe Beachte lokale Hygienevorgaben! 1. Gründliche Händedesinfek�on ► Händedesinfek�onsmi�el ► Mindestens 30 Sekunden benetzen ► Beachte : Daumen, Daumenballen, Zwischenräume, Nagelfalz und Unterarme 2. FFP2- / FFP3-Maske anlegen ► Maske enganliegend tragen (Nasenrücken!) ► Bart umschließend Maskenart Verwendungsdauer Besonderheiten FFP2-Maske Schichtbezogen eine Schicht FFP3-Maske Schichtbezogen eine Schicht Maximal 30 Minuten am Stück 3. Schutzki�el anlegen ► Eng anliegend ► Am Rücken geschlossen 4. Handschuhe anziehen Merke: Hans-Martin Grusnick, Lübeck Maßnahmen planen und koordinieren – Schutzbekleidung und Masken sparen! Abb. 3 Schutzkleidung Prüfe Deine Kollegen! - Sicherheitscheck richtig anlegen 15 Pflege Special COVID-19
SCHRITT-FÜR-SCHRITT – SICHERHEIT DURCH HYGIENE Schutzkleidung sicher ablegen 1. Gelben Ki�el ausziehen ► Kontamina�on vermeiden ► Nicht nach innen greifen ► Ruhige Bewegungen ► Verwirbelung minimieren 2. Handschuhe ausziehen ► Kontamina�on vermeiden ► Staubverwirbelung vermeiden ► Ruhige Bewegungen ► Handschuhe auf „links“ drehen 3. Gründliche Händedesinfek�on ► Händedesinfek�onsmi�el ► Mindestens 30 Sekunden benetzen ► Beachte : Daumen, Daumenballen, Zwischenräume, Nagelfalz und Unterarme 4. Maske abnehmen und kontamina�onsfrei au�ängen ► Maske mit Name + Datum/ Uhrzeit beschri�en ► Personalisiert verwenden (Pro Mitarbeitendem 1 Maske/ Schicht) Hans-Martin Grusnick, Lübeck Merke: Prüfe Deine Kollegen! – Kontamina�on vermeiden! Beachte die lokalen Hygienevorgaben! Abb. 4 Schutzkleidung richtig ablegen Pflege Special COVID-19 16
SCHRITT-FÜR-SCHRITT – SICHERHEIT DURCH HYGIENE COVID-19 Aufsetzen der FFP – Maske 1. Erst gründliche Händedesinfek�on ► Händedesinfek�onsmi�el ► Mindestens 30 Sekunden benetzen ► Beachte : Daumen, Daumenballen, Zwischenräume, Nagelfalz und Unterarme 2. Schutzki�el anziehen ► Schutzbrille tragen (ggf. Kop�aube nicht erforderlich) ► Handschuhe 3. FFP2 – Maske BESCHRIFTEN und aufsetzen Maskenart Verwendungsdauer Besonderheiten FFP2-Maske Ggf. schichtbezogen eine Schicht Chirurg. Mund-Nasenschutz Maximal 2 Stunden Beschri�en! Beachte Durchfeuchtung FFP2 – Masken eindeu�g Beschri�en mit Name - Datum - Schicht Sicher ohne Bart STOP den Bart FFP2 – Masken überall dicht und enganliegend tragen ►Bart abnehmen empfohlen FFP2/ FFP3 – Masken enganliegend enganliegend enganliegend tragen ►Nasenrücken ►Kinn/ Wangen Hans-Martin Grusnick, Lübeck Schutzbekleidung und Masken sparen! Abb. 5 COVID-19 – Absetzen der FFP-Maske Beachte lokale Hygienepläne und Vorgaben! 17 Pflege Special COVID-19
SCHRITT-FÜR-SCHRITT – SICHERHEIT DURCH HYGIENE COVID-19 Absetzen der FFP – Maske 1. Nach Pa�entenkontakt ► Schutzki�el kontamina�onsfrei ausziehen ► Handschuhe kontamina�onsfrei ausziehen 2. Erneut gründliche Händedesinfek�on ► Händedesinfek�onsmi�el ► Mindestens 30 Sekunden benetzen ► Beachte : Daumen, Daumenballen, Zwischenräume, Nagelfalz und Unterarme 3. FFP2 – Maske KONTAMINATIONSFREI absetzen An den Fixierbändern Bänder greifen! NICHT innen! vorsich�g greifen! NICHT an die Masken- innenseite fassen! Nach vorne an den Bänder greifen! Bänder greifen! Fixierbändern abnehmen, aber OHNE Kontamina�on! Masken OFFEN au�ängen + au�ängen SO NICHT! Feuch�gkeit abtrocknen lassen! NICHT geschlossen lagern! 4. Erneut gründliche Händedesinfek�on Hans-Martin Grusnick, Lübeck Bei erneuter Nutzung NICHT die Innenseite greifen! Keimverschleppung ins Gesicht vermeiden! Beim Anformen nur Außenseite berühren! Pflege Special COVID-19 18
SCHRITT-FÜR-SCHRITT – SICHERHEIT DURCH HYGIENE COVID-19 Infek�onsschutz Atemweg Beatmungsbeutel + STOP Offenes System Sicher, da mit HME IMMER HME-Filter! So wird kein kontaminiertes Atemgas über das Beatmungsven�l ausgeblasen! ACHTUNG: Beatmung eventuell erschwert! Larynxtubus/ LMA + STOP Offenes System Sicher, da mit HME IMMER HME-Filter! 1. Nutze Larynxtubus/ LMA alterna�v zur Beutel-Masken- Beatmung/Zwischenbeatmung 2. Larynxtubus ► HME-Filter ► EtCO2-Küve�e Beatmungsbeutel + STOP Unsicher Sicher, da HME IMMER HME-Filter! Auch bei Beatmung über Endotrachealtubus! NIV kri�sch prüfen! Geschlossenes System STOP Offenes System 1. Möglichst NIV-Therapie vermeiden 2. Wenn NIV, dann nur mit HME- Filter und dichtem Maskensitz! So wird kein kontaminiertes Atemgas ausgeblasen! Hans-Martin Grusnick, Lübeck HME-Filter mit integriertem Bakterien-/ Virenfilter einsetzen! Abb. 6 Infektionsschutz Atemwegsmanagement planen und koordinieren – Atemweg Kontamina�on und Keimverschleppung vermeiden! 19 Pflege Special COVID-19
SCHRITT-FÜR-SCHRITT – SICHERHEIT DURCH HYGIENE Der Autor Hans-Martin Grusnick, ist Rettungsassistent und Facharzt für Innere Medizin mit der Zusatzbezeichnung Intensivmedizin und Notfallmedizin und Oberarzt in den Sana Kliniken Lübeck GmbH, Medizinische K linik II – Kardiologie und Angiologie. Neben der Kliniktätigkeit ist er aktiver Notarzt. Zudem ist er Mitglied im Ärzt- lichen Beirat des DBRD und im Nationalen Committee von AMLS Deutschland, Medizinischer Direktor des 12-Leads-Programms und ERC-Instruktor. Alles für die Pflege auf der 20200415c20 Irrtümer vorbehalten. Stand 04/2020 Intensivstation en S ie sic h für unser Melden r an unte r Newslette /newsletter vier.de w w w.else Diese und viele weitere Titel sowie die aktuellen Preise finden Sie in Ihrer Buchhandlung vor Ort und unter shop.elsevier.de
INTENSIVPFLEGE – VERSORGUNG VON COVID-19 PATIENT*INNEN Intensivpflegerische Versorgung von * COVID-19-Patient innen Zusammenfassung: Die COVID-19-Pandemie stellt auch die Intensivpflege in Deutschland vor enorme He- Schlüsselwörter: rausforderungen. Die Infektionszahlen des SARS-CoV-2-Virus und der damit verbundenen Lungenerkran- COVID-19, kung COVID-19 steigen stetig. Insgesamt werden in Deutschland aktuell 2.777 infizierte Patientinnen und Personaleinsatz, Hygiene, Patienten intensivmedizinisch behandelt, 73,8% davon sind beatmungspflichtig (Stand:23.04.2020) [1]. Bauchlage, Delir, Die täglich aktualisierten Zahlen des Robert-Koch Instituts (RKI)[2], des DIVI-IntensivRegisters sowie der Intensivpflege, Johns-Hopkins-Universität in Baltimore [3] zeigen den aktuellen Stand der Fallzahlen. Die teilweise drama- Intensivstation tischen Situationen in Italien, Spanien, Frankreich, Großbritannien und auch in den USA geben berechtig- ten Anlass zur Sorge, dass die bestehenden intensivmedizinischen und intensivpflegerischen Versorgungskapazitäten schnell an ihre Grenzen kommen können. Die bisherige relative Unwissenheit über die Erkrankung und deren Verlauf führt ebenso wie die Angst vor mangelnder Schutzausrüstung zu Verunsicherungen. Im folgenden Artikel werden einige intensivpflegerische Besonderheiten betrachtet, die zu einer sicheren Patient*innenversorgung im Setting des Hochrisikobereiches Intensivstation beitragen. 21 Pflege Special COVID-19
INTENSIVPFLEGE – VERSORGUNG VON COVID-19 PATIENT*INNEN Hygiene des betreuenden Personals erfordern. Abgesehen davon war auch schon vor der Krise zu beobachten, Unter Intensivpflegenden tragen auch die häufigen dass die Handhabung der Schutzausrüstungen in Anpassungen und Korrekturen der Hygienericht- vielen klinischen Bereichen nicht sachgerecht er- linien des RKI maßgeblich zu Verunsicherungen folgt [7]. bei. Beim Management von medizinischem Perso- nal betont das RKI ausdrücklich, dass alle Optio- nen: „nur in Situationen zur Anwendung kommen, Sowohl die DIVI, als auch das RKI weisen ein- in denen ein relevanter Personalmangel (adäquate dringlich darauf hin, dass Personal, welches Versorgung der Patienten nicht gewährleistet) vor- COVID-19-Patient*innen versorgt, von der Ver- liegt und andere Maßnahmen zur Sicherstellung sorgung anderer Patient*innen freigestellt sein einer angemessenen Personalbesetzung ausge- sollte. Es ist zu begrüßen, dass manche Kliniken schöpft sind.“ Laut RKI beinhaltet dies das Verle- dies großzügig umsetzen und Stationen zusam- gen von Patient*innen (und nicht nur COVID-19- menlegen und Schwerpunktstationen bilden. Patient*innen) in andere Bereiche und Kliniken.[4] Leider ist es schon jetzt so, dass Kliniken sehr in- dividuelle Interpretationen vornehmen, was „rele- Einsatz ohne Intensiverfahrung vanter Personalmangel“, „elektive Eingriffe“ und „andere Maßnahmen zur Sicherstellung (…)“ an- Falls Pflegende ohne entsprechende Erfahrung, belangt. Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwort- auf einer Intensivstation mitarbeiten sollen, bedarf lichen die individuelle Situation der betroffenen es einer gewissenhaften Vorbereitung aller Betei- Kollegen*innen im Auge haben. Dazu gehören, ligten. Jede (Intensiv-) Station hat ihre Eigenheiten. neben der Auslegung von Vorschriften zur persön- An den „ruhigeren Tagen“ ist ein Hospitationstag lichen Schutzausrüstung, auch der Umgang mit essentiell: für einen ersten Eindruck und Klärung Pausen und der individuell empfundenen Beanspru- von Fragen, für Festlegen von Ansprechpartnern chung bei Belastungen [5]. Verantwortliche sollten und Erreichbarkeit. Für den tatsächlichen Einsatz diese Aspekte der Sozialhygiene nicht vernachläs- müssen die Abläufe und Verantwortlichkeiten im sigen und mit Augenmaß unter Einbezug der direkt Vorfeld klar geregelt sein. Tätigkeiten sollten nur Betroffenen vor Ort Maßnahmen planen und ent- unter direkter Aufsicht einer Fachpflegeperson er- scheiden. Es wird sicher auch eine Zeit nach der folgen. Das Arbeiten im Tandem aus erfahrener und Krise geben. Der jetzige Umgang mit den Mitarbei- unerfahrener Pflegefachperson bietet sich an. Bei tern wird dann maßgeblichen Einfluss auf die wei- Unklarheiten und Anordnungen gilt: Immer nach- tere Ausgestaltung der Zusammenarbeit haben. fragen, wiederholen was verstanden wurde und sich den Auftrag bestätigen lassen (Closed-Loop- Für den ressourcenschonenden Einsatz der persön- Kommunikation). lichen Schutzausrüstung hat die DIVI entsprechen- de Empfehlungen veröffentlicht [6]. Es sei ange- Grundlagenwissen [Infobox 1] kann in „Crashkur- merkt, dass die sichere Verwendung und damit sen“ zu Alarmen, Beatmung und Notfallsituationen auch die Wiederverwendung von FFP-Masken maß- angeeignet werden. Theoretische Inhalte können geblich vom Stress- und damit auch Personallevel gut in E-Learning Einheiten oder Webinaren vertieft abhängt. Es ist ein frommer Gedanke, dass zu jeder werden, während für das Erlernen praktischer Fer- Zeit die genannten Hygieneschritte eingehalten tigkeiten am beatmeten Patienten regelmäßige werden können, wenn mehr als 1-2 schwerstkran- Simulationstrainings sinnvoll sind (z.B. Mundpfle- ke Patient*innen durch eine Pflegefachperson ver- ge, Sekretmanagement, Scores, Positionswechsel sorgt werden müssen. Es liegt in der Natur der hier besonders die Bauchlage). Diese Kurse sind Intensivversorgung, dass unplanbare, sehr akute eine Unterstützung, können jedoch niemals eine Situationen auftreten, die ein sofortiges Eingreifen richtige Einarbeitung ersetzen. Zusätzliche Sicher- Pflege Special COVID-19 22
INTENSIVPFLEGE – VERSORGUNG VON COVID-19 PATIENT*INNEN heit geben Standards und Checklisten oder „One- compliance sind daher unabdingbar. Es könnte Minute-Wonder“-Poster [8]. Ebenso ist ein „Sta- erwogen werden, den Patient*innen einen norma- tions-Handbuch“ mit kurzen, prägnanten Informa- len Mund/Nasenschutz aufzusetzen, um dadurch tionen über die wichtigsten Abläufe und Ansprech- eine weitreichende Aerosolverbreitung zu vermei- partner hilfreich. Das Vorbereiten und Beschriften den [10]. Für Stationen, die in der Anwendung rou- von Spritzenpumpen und Medikamenten richtet tiniert sind, empfiehlt sich der Einsatz von NIV- sich idealerweise nach dem DIVI-Standard. Die 6-R- Helmen [11]. Wie bisher sollten die ersten zwei Regel gilt auch auf der Intensivstation [Infobox 2]. Stunden zur Erfolgskontrolle einer NIV betrachtet werden [12]. Die Intubation sollte durch einen in- C A V E: tubationserfahrenen Arzt und mit Hilfe eines Video- Bei kreislaufwirksamen Medikamenten reichen laryngoskops erfolgen. Die Einleitung erfolgt durch manchmal wenige Milliliter Differenz, um eine eine Rapid Sequence Induction (RSI) [13]. Um den andere oder nicht vorhersehbare Wirkung zu Kontakt mit kontaminiertem Aerosol noch weiter erzielen. zu reduzieren, kann die Verwendung einer Schutz- folie in Betracht gezogen werden. Im weiteren Ver- lauf kann auch zur Tubuslagekontrolle ein Point- of-Care-Ultraschall (POCUS) sinnvoll sein. Die Verwendung einer inhalativen Sedierung scheint einen Vorteil in der Sedierungssteuerung und auf die Lungenfunktion zu haben. Die Virusfiltrations- kapazität des AnaConDa® Systems der Fa. Sedana Medical beträgt > 99,9 % für Partikel mit 27 nm. Dies entspricht weniger als einem Viertel der Grö- ße des SARS-CoV-2-Virus (120-160 nm) und sorgt Carsten Hermes somit für eine sehr wahrscheinlich ausreichende Filterleistung [14]. In jedem Fall sollte nach der In- tubation unbedingt eine geschlossene Absaugung verwendet werden, um die Kontamination der Beatmungsmanagement Raumluft mit erregerhaltigen Aerosolen möglichst gering zu halten. Empfehlenswert sind in diesem Die bisher beobachteten Krankheitsverläufe gehen Zusammenhang das Verwenden von Checklisten oft mit der Entwicklung einer schweren repirato- wie beispielsweise in Tab. 1 [15]. risch-hypoxämischen Insuffizien Insuffizienz bis hin zum akuten Atemnotsyndrom (Acute respira- Bauchlage tory distress syndrome; ARDS) einher. Häufig wur- de die rasante Verschlechterung des Zustandes Die Bauchlage ist ein wesentlicher intensivpflege- der Betroffenen um den zehnten Erkrankungstag rischer Schwerpunkt. Bei einem ausgeprägten, beobachtet [9]. Die Aufnahme auf die Intensivsta- schweren ARDS (siehe Tab. 2) wird dadurch das tion erfolgt hierbei häufig aufgrund einer zunehmen- Ventilations-Perfusions-Verhältnis verbessert, die den Dyspnoe und globaler respiratorischer Insuffi- Eröffnung von Atelektasen ermöglicht und somit zienz mit z.T. hohen Atemfrequenzen (> 30/min). eine Verbesserung der Oxygenierung erreicht. Die Zur Sicherstellung einer ausreichenden Oxyge- komplette 180°-Lagerung ist der 135°-Lagerung nierung ist als Zielparameter eine SpO2 von > 90 % grundsätzlich vorzuziehen [16]. Die korrekte Durch- anzustreben. Dabei ist zu bedenken, dass der Ein- führung der Bauchlage erfordert eine hohe inten- satz der Nasalen High Flow Sauerstofftherapie sivpflegerische Expertise. Dabei sind eine sorg- (HFNC) und der nichtinvasiven Beatmung mit einer fältige Vor- und Nachbereitung genauso wesentlich erheblichen Aerosolbildung einhergehen kann. Ein wie die eigentliche Durchführung. Das Nutzen einer korrekter (Dicht-)Sitz der High-Flow-Brille und der entsprechenden Checkliste, wie sie z.B. durch die NIV-Maske und eine entsprechende Patient*innen- Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensiv- 23 Pflege Special COVID-19
INTENSIVPFLEGE – VERSORGUNG VON COVID-19 PATIENT*INNEN medizin und Notfallmedizin e.V. (DGIIN) zur Ver- im April 2020 weiterhin die hohe Relevanz des A-F fügung gestellt wird, eignet sich auch für unerfah- Bundles (näheres siehe hier: https://www.sccm. rene Kollegen*innen als zusätzliches Sicherungs- org/ICULiberation/ABCDEF-Bundles) heraus [9]. instrument [17]. Für die eigentliche Positionierung Zwei Aspekte sollen exemplarisch genannt werden. sind verschiedene Vorgehensweisen möglich [13, 18]. Empfehlenswert ist es, sich innerhalb der eige- Angehörige nen Station auf ein einheitliches Vorgehen zu ei- nigen. Zusätzlich muss beachtet werden, dass Vielerorts wurden die Besucherregelungen stark auch während der mindestens 16-stündigen Bauch- eingeschränkt. Dies kann ein wesentlicher Aspekt lage pflegerische Interventionen wie bspw. Mund- zur Infektionsreduktion sein. Die Einschränkungen pflege und Mikrolagerungen durchzuführen sind, von Besuchszeiten können jedoch auch erhebliche um lagerungsassoziierte Schäden zu vermeiden Nebenwirkungen, wie die Begünstigung von Angst bzw. zu minimieren. und Delir, haben sowie die Entstehung von Proble- men in der Kommunikation und in der Therapieziel- Reanimation findung verstärken. Wo eben möglich sollte nach Alternativen gesucht werden, um Kontakte zu, so- Auch in Notfallsituationen, z. B. einer Reanimation, wie Einbezug von Angehörigen, auch unter Nutzung ist der Eigenschutz zu bedenken. Bei Patient*innen von modernen Kommunikationsmedien, zu reali- mit persistierender Kreislaufinstabilität oder lau- sieren. Dazu ist es denkbar, dass Kliniken einen fendem Organersatzverfahren kann es sich als freien Zugriff auf das klinikeigene WLAN ermögli- sinnvoll erweisen, dass eine betreuende Pflege- chen. Somit haben sowohl Patient*innen als auch fachperson dauerhaft im Zimmer anwesend ist. Angehörige die Möglichkeit, über Videotelefonie Zudem sollten entsprechende Notfallmedikamen- oder Messenger-Dienste in Kontakt zu bleiben. te einsatzbereit und aufgezogen im Zimmer vor- handen sein. Die Nutzung mechanischer Reanima- Eine weitere Möglichkeit, um einen Informations- tionshilfen sollte auch unter Personalschutzaspek- austausch zwischen Patient*innen und Angehöri- ten erwogen werden. Der Einsatz eines weiteren gen zu gewährleisten, sind. sog. Angehörigenbrü- „Springers“ außerhalb des Zimmers und die Posi- cken. Dabei steht ein Team aus Klinikmitarbeitern tionierung des Notfallwagens in unmittelbarer telefonisch zur Verfügung und kann als Vermittler Nähe unterstützen die schnelle Verfügbarkeit von zwischen Patient*innen, Angehörigen und dem Medikamenten und Material. eigentlichen Behandlungsteam fungieren [20]. Zu- sätzlich können Intensivtagebücher, auch für die Um die Aerosolbildung durch die Reanimation mög- Zeit nach der Pandemie, eine sinnvolle Ergänzung lichst gering zu halten, kann bis zum Zeitpunkt der darstellen [21]. Intubation eine supraglottische Atemwegshilfe genutzt werden. Eine Masken-Beutel-Beatmung ist Delir nur bei dicht sitzender, am besten durch Zweihand- Griff fixierter, Maske zu empfehlen. Bereits 2003 wurde bei dem damaligen SARS-Virus beschrieben, dass manche Symptome wie Fieber Zudem sind regelmäßige Teamtrainings und das nicht bei allen Patient*innen auftreten. Insbeson- standardisierte Einüben von Prozeduren und Ab- dere ältere Patient*innen fielen durch eine Abnah- läufen für ein gutes Management von Notfallsitu- me des allgemeinen Wohlbefindens, schlechte ationen empfehlenswert. Ernährung, Sturz/Fraktur und eben ein Delir auf [22]. Auch bei den aktuellen COVID-19-Infektionen A-F Bundle scheint es Hinweise zu geben, dass sich auch ohne Husten und Fieber schwere Infektionen in Störungen Trotz der Krise sollten die wichtigen Erkenntnisse des Nervensystems äußern. Dabei werden die pe- der letzten Dekaden nicht vergessen werden. Stol- ripheren Störungen, wie z.B. Beeinträchtigung von lings et al. von der Society of Critical Care stellten Geschmacks- und Geruchssinn, von den zentralen Pflege Special COVID-19 24
INTENSIVPFLEGE – VERSORGUNG VON COVID-19 PATIENT*INNEN Störungen, wie z.B. akute zerebrovaskuläre Erkran- geachtet werden, dass neben Atemwegs- und Be- kung, Schwindel und Bewusstseinsstörungen wie atmungsmanagement die intensivpflegerischen dem Delir, unterschieden [23]. Ein Delir ist und Aspekte wie Patientenbeobachtung, Frühmobili- bleibt ein über alle Berufsgruppen hinweg be- sation, Delirmanagement usw. nicht in den Hinter- stehendes Frühwarnsymptom, wenn es weiterhin grund geraten. Dabei dürfen die Aus, Fort- und rechtzeitig erkannt und in Assessments eingebun- Weiterbildung sowie die Praxisanleitung vor Ort den wird. Es sollten auch bei COVID-19-Patient*in- nicht aus den Augen verloren werden. Eine gewis- nen validierte Scores (z.B. Confusion Assessment senhafte Einarbeitung ist essentiell und darf nicht Method für Intensivstation (CAM-ICU), Intensive durch Crashkurse ersetzt werden. Care Delirium Screening Checklist (ICDSC) genutzt, oder mittels 1-Kanal EEG bettseitig objekteviert Die Kombination aus bereits zuvor bestehendem ein Delir gemessen werden. Diese Methode kann Pflegepersonalmangel, schweren Krankheitsver- Vorteile gegenüber der Verwendung von Beobach- läufen und Anzahl der auftretenden Fälle sorgt, tungsskalen haben [24, 25]. neben ständig wechselnden Regelwerken und An- passungen bestehender, gut etablierter Standards, FAZIT für eine enorme zusätzliche Beanspruchung und Belastung der Intensivpflegenden. Diese gilt es Die aktuelle SARS-CoV2-Pandemie stellt eine gro- durch gute Personalführung, Personaleinsatzpla- ße Herausforderung für die intensivpflegerische nung und Einbindung der direkt betroffenen Kolle- Versorgung in Deutschland dar. Die hohen Anfor- gen*innen möglichst gering zu halten. Nur so kann derungen an das Hygienemanagement und der es gelingen, eine intensivpflegerische Versorgung Schutz des eingesetzten Personals müssen dabei auf höchstem Niveau auch über diese Krise hinaus im Vordergrund stehen. Zusätzlich muss darauf sicherzustellen. Grundlagenwissen für unerfahrene Pflegende auf ITS: • Besondere Aspekte der Hygiene • Alarmklassifizierung & -management • Bedienung und Interpretation des Monitorings • Formen der Beatmung (INV, NIV, HFNC) • Verhalten in Notfallsituationen • Vorbereiten und Verabreichen von Medikamenten (6-R-Regel) • Positionswechsel bei beatmeten Patient*innen Vorgehen bei der Bauchlage • Besondere Pflege beatmeter Patient*innen (Mundpflege/Tubuspflege, Mobilisation) • Anwenden & interpretieren von Scores (Schmerz, Delir, Agitation) Infobox 1 Tabelle 2 6-R-Regel: Berlin - Definition zur Einteilung des ARDS [26] Richtiger Patient paO2 / FiO2- Richtiges Medikament Verlaufsform PEEP Quotient Richtige Dosierung mild 300 – 201 mmHg ≥5 cm H2O Richtige Zeit moderat 200 -101 mmHg ≥5 cm H2O Richtige Applikationsform schwer ≤ 100 mmHg ≥5 cm H2O Richtige Dokumentation Infobox 2 25 Pflege Special COVID-19
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