Pflege Special COVID-19 - Amazon AWS

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Pflege Special
Herausforderungen für
                                   COVID-19
das Gesundheitswesen
und den Pflegealltag

Schritt-für-Schritt –
Sicherheit durch Hygiene

Besonderheiten in der
Intensivpflege

Fachkrankenpfleger im Interview

                                              d ig it ale s
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                                     Sonde
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Frei zugänglich!

Neuartiges
Coronavirus-Informationszentrum
     Elseviers kostenlose gesundheitliche und medizinische Forschung zum neuartigen Coronavirus
     (SARS-CoV-2) und COVID-19
     Im neuen Coronavirus-Informationszentrum von Elsevier finden Sie:
     • Experteninformationen für alle die in der Forschung und in der Gesundheitsbranche tätig sind
       zu SARS-CoV-2 (dem neuartigen Coronavirus) und COVID-19 (der Krankheit).
     • Alle Ressourcen sind frei zugänglich und enthalten Richtlinien für Ärzte, Gesundheits-
       fachpersonal und Patienten.

     Margaret Trexler Hessen, MD, Director, Point of Care, Elsevier
     „Die jüngsten Ereignisse haben uns (erneut) gezeigt, wie schnell eine neue Krankheit Wurzeln schlagen
     und sich ausbreiten kann. Solche Ereignisse gehen mit einer Explosion klinischer und epidemiologischer
     Informationen und Forschungen einher. Das Ziel dieser Website ist es, alle verfügbaren Ressourcen
                                                                                                              20200415c2 Irrtümer vorbehalten. Stand 04/2020

     zugänglich zu machen, um Gesundheitsbehörden, Forschern und Klinikern bei der Eindämmung und
     Behandlung dieser Krankheit zu helfen. Wir werden ständig aktualisierte Inhalte von Elsevier und
     Experten bereitstellen.“

     www.elsevier.com/connect/coronavirus-information-center
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Inhalt
Pflege Special zu COVID-19

Wir von Elsevier, möchten Ihnen aktuelle wertvolle Informationen zum Thema COVID-19 zur Verfügung
stellen, um Ihnen in der gegenwärtigen Pandemie als Fachverlag zur Seite zu stehen. Dieses digitale
Magazin richtet sich an alle Interessierten im Bereich Pflege, sei es Pflegeauszubildende, Pflegefach-
personen, Praxisanleiter*innen, Lehrende etc. Ein kompakter Überblick fasst die aktuellen Entwicklungen,
pflegerischen Maßnahmen und auch Herausforderungen in der jetzigen Situation zusammen.
Als Wissenschaftsverlag beschäftigt sich Elsevier schon lange mit den Themen Intensivmedizin, Infektio-
logie und auch Hygiene. In Deutschland und weltweit ist Elsevier ein führender Informationsdienstleister
für die Bereiche Wissenschaft, Gesundheit und Technologie. Wir unterstützen dabei, bessere Entschei-
dungen zu treffen, Patient*innen besser zu versorgen sowie zukunftsweisende Entdeckungen zu tätigen.

LEITTHEMA

COVID-19 – eine Herausforderung für das Gesundheitswesen .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 4 – 7
Ines Hoffmann

AKTUELLES WISSEN

Bedeutung von COVID-19 für den pflegerischen Alltag  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 9 – 12
Ines Hoffmann

ARBEITSTECHNIKEN

Schritt-für-Schritt – Sicherheit durch Hygiene  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 13 – 20
Hans-Peter Grusnick

INTENSIVPFLEGE KOMPAKT

Intensivpflegerische Versorgung von COVID-19-Patient*innen .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 21 – 27
Carsten Hermes, Tobias Ochmann

Intensivpflege - Checklisten .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 28 – 32
Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN)

WAS UNS BEWEGT

Einblick in den Arbeitsalltag auf einer Anästhesie- und Intensivstation .  .  .  .  .  .  .  . 33 – 36
Interview mit Eltion Shpani

Elsevier steht seit Jahrhunderten im Dienste der Wissenschaft. Der Elsevier Urban & Fischer Verlag steht
für hohe medizinische und pflegerische Qualität. Wir bieten webbasierte, digitale Lösungen und publi-
zieren über 2.500 Fachzeitschriften sowie über 33.000 Bücher. Gemeinsam arbeiten wir daran, den
Wissenstransfer in Zeiten rasanter technologischer Entwicklungen zu fördern und die von unseren Au-
toren recherchierten Informationen zügig und erfolgreich in optimaler Form zu unseren Lesern zu bringen.

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LEITTHEMA – COVID-19

COVID-19 –
eine Herausforderung für
das Gesundheitswesen
                               Zusammenfassung: Das neue Coronavirus SARS-CoV-2 breitet sich weltweit immer mehr aus. Auch die
            Schlüsselwörter:   Bundesrepublik Deutschland ist seit Jahresbeginn davon betroffen. Für den Großteil der Infizierten stellt
      Coronavirus, COVID-19,   das Virus keine unmittelbare Gefahr dar. Langzeitfolgen sind jedoch noch nicht abschätzbar. Für manche
                SARS-CoV-2,    Infizierte zeigt die Erkrankung COVID-19 teilweise schwere Verläufe. Einen passenden Impfstoff oder eine
     Übertragung, Symptome,    kausale Therapie gibt es bis dato nicht. Das stellt das deutsche Gesundheitswesen – und die ganze Gesell-
       Behandlung, Therapie,   schaft – vor eine große Herausforderung.
     Herausforderung, Pflege
                               Über Ländergrenzen hinweg hat das Coronavirus         SARS-CoV-2) in der Bundesrepublik auf über 151.000
                               inzwischen fast jede Nation der Erde erreicht. Ende   – weltweit auf mehr als 2,65 Millionen Fälle
                               Dezember 2019 trat der Erreger in der chinesischen    (Stand: 23. April 2020) [3]. Schon Wochen zuvor
                               Stadt Wuhan zum ersten Mal in Erscheinung [1]. Am     wurde die Lungenerkrankung durch die Weltgesund-
                               27. Januar 2020 wurde das Virus offiziell auch in     heitsorganisation (WHO) zur Pandemie erklärt [4].
                               Deutschland nachgewiesen [2]. Bis Mitte April stieg
                               die Zahl der bestätigten Erkrankungsfälle (Name       Doch was ist bisher über das Virus bekannt, das
                               der Erkrankung: COVID-19, Name des Erregers:          die Welt „in Atem hält“?

4                                                                                                        Pflege Special COVID-19
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LEITTHEMA – COVID-19

Bei Coronaviren handelt es sich um eine Erregerart,   Der Großteil der Infizierten (ca. 80%) weist einen
die vor allem Atemwegserkrankungen verursacht.        asymptomatischen (milden) bis moderaten Verlauf
Zuvor wurden auch die Coronaviren SARS-CoV im         auf. Initial sind neben trockenem Husten, Fieber
Jahr 2002 und MERS-CoV (2012) beim Menschen           und Kurzatmigkeit häufig Kopf-, Hals- und Gelenk-
festgestellt [5].                                     schmerzen festzustellen (siehe Tabelle 1) [8,9].
                                                      Zunehmend beklagen Betroffene auch eine plötz-
                                                      lich auftretende Beeinträchtigung des Geruchs-
 D E F I N I T I O N [6]:                             und Geschmackssinns. Eine belgische Studie be-
 Der Begriff Endemie bezeichnet ein zeitlich und      richtet hierzu, dass knapp 90 % der 417 untersuch-
 örtlich begrenztes Auftreten einer Erkrankung,       ten Patient*innen von Geschmacksstörungen und
 meistens innerhalb einer Region oder Personen-       86 % von Geruchsstörungen betroffen waren [10].
 gruppe. Eine Endemie tritt dauerhaft und un-         Auch gastrointestinale Symptome können bei
 begrenzt auf.                                        COVID-19 auftreten [8].
 Auch die Epidemie weist eine regionale Be-
 schränktheit auf. Jedoch beschreibt sie ein vo-       Tabelle 1: Häufigste Symptome der durch das
 rübergehendes und erst seit Kurzem festgestell-       Coronavirus ausgelösten Erkrankung COVID-19
 tes Auftreten einer Erkrankung. Die Häufigkeit        in Deutschland (Stand: 23.04.2020) [9]
 der Krankheit (Prävalenz) und Häufigkeit der          Symptom                      Anteil in %
 Neuerkrankung (Inzidenz) nehmen dabei deut-
                                                       Husten                       50%
 lich zu.
                                                       Fieber                       42 %
 Eine Pandemie ist eine weltweit auftretende Epi-
 demie. Sie ist nicht auf ein Gebiet beschränkt,       Schnupfen                    21 %
 sondern breitet sich über ganze Landstriche,          Pneumonie                    3%
 Länder oder sogar auf der ganzen Welt aus.

                                                      Statistisch gesehen gehen 14 % der Erkrankungen
Übertragen wird das Virus hauptsächlich durch         mit starken respiratorischen Beschwerden (Pneu-
Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch (etwa         monie und akutes Lungenversagen (ARDS)) bis hin
durch Husten und Niesen). Dabei nimmt ein             zu einer Hypoxämie einher. In kritischen Fällen
Mensch in naher Umgebung Tröpfchen über die           nimmt COVID-19 einen lebensbedrohlichen Verlauf,
Schleimhäute (Nase, Mund, Auge) auf. Auch eine        bei dem es zu akutem Lungenversagen mit Beat-
Ansteckung durch Kontakt mit kontaminierten           mungs- und der damit verbundenen Intensivpflich-
Oberflächen (Kontaktüber-tragung) in der unmittel-    tigkeit kommen kann [8,9]. Vor allem ältere Personen
baren Umgebung des Infizierten ist nicht auszu-       und Menschen mit Vorerkrankungen gelten als Risi-
schließen [7].                                        kogruppen für schwere Verläufe (siehe Tabelle 2).
                                                      Beobachtet wurde jedoch auch, dass Personen
Ein Blick auf die Altersverteilung von COVID-19       ohne bekannte Vorerkrankungen und jüngere Pa-
zeigt, dass knapp die Hälfte der bundesweit infi-     tient*innen schwere Verläufe zeigen können [8].
zierten Menschen zwischen 35 und 59 Jahre alt ist.
Nur 3 % der Erkrankten gehören der Gruppe unter       Aufgrund des dadurch erhöhten Bedarfs an Inten-
14 Jahren an. Etwa ein Viertel der infizierten Per-   sivbetten und Beatmungsgeräten kam es zu einem
sonen ist zwischen 15 und 34 Jahre alt. Personen      Novum: eine bundesweite Ad-hoc-Übersicht über
über 80 Jahre machen lediglich rund 10 % aus [8].     verfügbare Behandlungskapazitäten sämtlicher
                                                      Intensivstationen. In dem neu geschaffenen Inten-
Die Krankheitsverläufe sind sowohl unspezifisch       sivregister der Deutschen Interdisziplinären Ver-
als auch variabel: wie bei allen von Coronaviren      einigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI)
verursachten Erkrankungen zeigen sich unter-          lässt sich fortan das Verhältnis freier Intensivbetten
schiedliche Schweregrade.                             zu schwer verlaufenden Infektionen erkennen [11].

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LEITTHEMA – COVID-19

                            M E R K E:                                           gen, in einigen Teilen Deutschlands wurden sogar
                            Respiratorische Beschwerden können nicht nur         komplette Aufnahmestopps für Pflegeeinrichtun-
                            von COVID-19, sondern auch von anderen Er-           gen verhängt [13]. Das Gesundheitswesen mit all
                            krankungen verursacht werden, z.B. Herzinsuf-        seinen Akteuren steht durch das neuartige Corona-
                            fizienz, COPD, Asthma bronchiale, Pneumonie          virus SARS-CoV-2 vor einer neuen Herausforde-
                            sowie – jahreszeitbedingt – Heuschnupfen und         rung.
                            allergische Beschwerden [12].

                           Eine zugelassene Therapie der Ursache von              Tabelle 2: Risikogruppen für schwere Verläufe
                           COVID-19 gibt es aufgrund der aktuellen Datenlage      von COVID-19 [8]
                           ebenso wenig wie verlässliche Aussagen zu Letali-      Ältere Personen (mit stetig steigendem Risiko
                           tät und Mortalität [8]. Die Frage nach dem genauen     ab 50 – 60 Jahren)
                           Zeitpunkt der Verfügbarkeit eines geeigneten Impf-
                                                                                  Personen mit
                           stoffes ist noch unbeantwortet. Die Forschung hier-    • Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems
                           zu läuft weltweit auf Hochtouren. Bis dahin erfolgt      (z.B. koronare Herzerkrankung und
                           die Therapie überwiegend durch supportive Maß-           Bluthochdruck)
                           nahmen zur Linderung der Beschwerden. Somit            • chronischen Erkrankungen der Lunge
                           richtet sich die Behandlung derzeit allein nach den      (z.B. COPD)
                                                                                  • chronischen Lebererkrankungen
                           Symptomen der infizierten Person [12].
                                                                                  • Diabetes mellitus
                                                                                  • Krebserkrankungen
                           Kliniken, Pflegeeinrichtungen, ambulante Pflege        • geschwächtem Immunsystem
                           oder Hausarzt-Praxen und medizinische Versor-            (z.B. HIV-Infektionen, Tumorerkrankungen)
                           gungszentren sind geforderter denn je. Die dyna-         regelmäßige Einnahme immunsuppressiver
                                                                                    Medikamente, wie z.B. bei manchen
                           mische und ernst zu nehmende Ausnahmesituation
                                                                                    rheumatischen Erkrankungen und nach
                           ist im ganzen Land immer deutlicher zu spüren. In        Organtransplantationen
                           vielen Bundesländern gilt ein generelles Besuchs-
                           verbot in Krankenhäusern sowie Pflegeeinrichtun-       Raucher (schwache Evidenz)

6                                                                                                   Pflege Special COVID-19
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Quellen:                                                           [8] Robert Koch-Institut (2020): SARS-CoV-2. Steckbrief zur Co-
                                                                     ronavirus-Krankheit-2019. Online verfügbar unter https://
[1] Destatis (2020): Corona ist fast überall. Online verfügbar
                                                                     www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/
  unter https://de.statista.com/infografik/20647/verbreitung-
                                                                     Steckbrief.html#doc13776792bodyText1 (zuletzt aufgerufen
  des-coronavirus-aus-wuhan/ (zuletzt aufgerufen am
                                                                     am 24.04.2020)
  24.04.2020)
                                                                   [9] Destatis (2020): Symptomverteilung bei der durch das Co-
[2] Bundesministerium für Gesundheit (2020): Coronavirus
                                                                     ronavirus ausgelösten Erkrankung. Online verfügbar unter
  SARS-CoV-2. Chronik der bisherigen Maßnahmen. Online ver-
                                                                     https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1104158/
  fügbar unter https://www.bundesgesundheitsministerium.
                                                                     umfrage/symptomverteilung-bei-der-durch-das-coronavi-
  de/coronavirus/chronik-coronavirus.html (zuletzt aufgerufen
                                                                     rus-ausgeloesten-erkrankung/ (zuletzt aufgerufen am
  am 24.04.2020)
                                                                     24.04.2020)
[3] Destatis (2020): Erkrankungs- und Todesfälle aufgrund des
                                                                   [10] Lechien, Jerome R.; Chiesa-Estomba, Carlos M.; De Siati,
  Coronavirus (COVID-19 in Deutschland seit Januar 2020. On-
                                                                     Daniele R.; et al. (2020): Olfactory and gustatory dysfuncti-
  line verfügbar unter https://de.statista.com/statistik/daten/
                                                                     ons as a clinical presentation of mild-to-moderate forms of
  studie/1102667/umfrage/erkrankungs-und-todesfaelle-auf-
                                                                     the coronavirus disease (COVID-19). A multicenter European
  grund-des-coronavirus-in-deutschland/ (zuletzt aufgerufen
                                                                     study. European archives of oto-rhino-laryngology
  am 24.04.2020)
                                                                   [11] DIVI – Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv-
[4] World Health Organization (2020): WHO Director-General’s
                                                                     und Notfallmedizin (2020): COVID-19. Erste Daten für die An-
  opening remarks at the media briefing on COVID-19. Online
                                                                     zahl von Patienten sowie verfügbaren Intensivbetten. Online
  verfügbar unter https://www.who.int/dg/speeches/detail/
                                                                     verfügbar unter https://www.divi.de/aktuelle-meldungen-in-
  who-director-general-s-opening-remarks-at-the-media-brief-
                                                                     tensivmedizin/covid-19-erste-daten-fuer-die-anzahl-von-pa-
  ing-on-covid-19---11-march-2020 (zuletzt aufgerufen am
                                                                     tienten-sowie-verfuegbaren-intensivbetten (zuletzt aufgeru-
  24.04.2020)
                                                                     fen am 24.04.2020)
[5] Tesini, Brenda L. (2020): Coronaviren und akute respiratori-
                                                                   [12] Robert Koch-Institut (2020): Hinweise zu Erkennung, Diag-
  sche Syndrome (MERS und SARS). Online verfügbar unter
                                                                     nostik und Therapie von Patienten mit COVID-19. Online ver-
  https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/infektions-
                                                                     fügbar unter https://www.rki.de/DE/Content/Kommissio-
  krankheiten/respiratorische-viren/coronaviren-und-akute-
                                                                     nen/Stakob/Stellungnahmen/Stellungnahme-Covid-19_The-
  respiratorische-syndrome-mers-und-sars (zuletzt aufgerufen
                                                                     rapie_Diagnose.pdf?__blob=publicationFile (zuletzt aufge-
  am 24.04.2020)
                                                                     rufen am 24.04.2020)
[6] Redaktionsnetzwerk Deutschland (2020): Pandemie, Epide-
                                                                   [13] Robert Koch-Institut (2020): Täglicher Bericht des RKI zur
  mie, Endemie. Was ist der Unterschied. Online verfügbar
                                                                     Coronavirus-Krankheit-2019. COVID-19. Online verfügbar
  unter https://www.rnd.de/wissen/corona-unterschied-epi-
                                                                     unter https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_
  demie-pandemie-und-endemie-GVUJGPBNXFBVBPPDVW4IX-
                                                                     Coronavirus/Situationsberichte/2020-04-08-de.pdf?__
  GNYHI.html (zuletzt aufgerufen am 24.04.2020)
                                                                     blob=publicationFile (zuletzt aufgerufen am 24.04.2020)
[7] Centers für Disease Control and Prevention (2020): How
  COVID-19 spreads. Online verfügbar unter https://www.cdc.
  gov/coronavirus/2019-ncov/prevent-getting-sick/how-co-
  vid-spreads.html?CDC_AA_refVal=https%3A%2F%2Fwww.
  cdc.gov%2Fcoronavirus%2F2019-ncov%2Fprepa-
  re%2Ftransmission.html (zuletzt aufgerufen am 24.04.2020)

Die Autorin
Ines Hoffmann ist Pflegepädagogin (B.A.), Gesundheits- und Krankenpflegerin und zertifizierte Beraterin
zur Vorsorge und Patientenverfügung. Sie arbeitet als Fachberaterin im Bereich Pflege/Eldercare und
unterstützt pflegende Angehörige bei der Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf.

                  Pflege Special COVID-19                                                                                                                7
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AKTUELLES WISSEN – ­BEDEUTUNG VON COVID-19

Bedeutung von COVID-19
für den pflegerischen Alltag
                               Zusammenfassung: Pflegefachpersonen finden sich in Zeiten von COVID-19 in einem Spannungsfeld wieder:
            Schlüsselwörter:   steigende Anforderungen bei der pflegerischen Versorgung von Patient*innen mit teilweise kritischen
      Coronavirus, COVID-19,   Krankheitsverläufen auf der einen Seite, auf der anderen Seite Hygiene- und Präventionsrichtlinien, Flexi-
         SARS-CoV-2, Pflege,   bilität mit neuen Schichtmodellen, Kontaktpersonenmanagement sowie aufwendige Isolationsmaßnah-
    pflegerische Maßnahmen,    men. Zusätzlich erschwert wird all das durch eine zunehmende Ressourcenknappheit – vor allem von ge-
      stationäre Behandlung,   eigneter Schutzausrüstung.
    Hygiene, Herausforderung
                               Statistisch gesehen benötigt rund jede siebte Per-     sechs Monate ausgesetzt. Dadurch steigt das Ri-
                               son, die an COVID-19 erkrankt, eine stationäre Be-     siko einer zusätzlichen Überlastung der Pflegen-
                               handlung in einer Klinik [1]. Durch die Corona-Pan-    den bei einem sich verschlechternden Betreuungs-
                               demie sehen sich Pflegefachpersonen einer außer-       schlüssel. Das Gesetz stieß bereits auf massive
                               gewöhnlich herausfordernden Situation ausge-           Kritik in der Gesundheitsbranche [2].
                               setzt. Denn die Versorgung von Menschen mit
                               COVID-19 erfordert neben den täglichen pflege-         Darüber hinaus wird der pflegerische Arbeitsalltag
                               praktischen Tätigkeiten eine Vielzahl an Maßnah-       durch das vermehrte Desinfizieren der Hände, auf-
                               men, die die Arbeitsbelastung erhöhen. Gleichzei-      wendige Isolierungsmaßnahmen, bürokratische
                               tig wurden die Personaluntergrenzen in Kranken-        Tätigkeiten sowie das häufige Anlegen und Tragen
                               häusern durch das COVID-19-Krankenhausent-             persönlicher Schutzausrüstung (PSA) erschwert
                               lastungsgesetz rückwirkend zum 1. März 2020 für        [3].

9                                                                                                         Pflege Special COVID-19
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AKTUELLES WISSEN – ­BEDEUTUNG VON COVID-19

 D E F I N I T I O N:                                 Aufgrund dieser Ressourcenknappheit hat sich das
 Bei SARS-CoV-2 handelt es sich um ein neuartiges     RKI für Maßnahmen für einen schonenden Einsatz
 Coronavirus, das als Ursache für die Erkrankung      von Mund-Nasen-Schutz und FFP-Atemmasken
 Corona Virus Disease-2019 (COVID-19) gilt [8].       ausgesprochen: beides soll während einer Schicht
                                                      patientenbezogen und nur durch dieselbe Pflege-
                                                      fachperson wiederverwendet werden. Damit das
Das Tragen einer PSA zum Fremd- und Eigenschutz,      Infektionsrisiko Pflegender nicht steigt, muss für
Personalschutzmaßnahmen und die konsequente           die Wiederverwendung von MNS und FFP-Masken
Umsetzung der Basishygiene sind bei der Pflege        eine sichere Handhabung gewährleistet sein [4].
von Menschen mit COVID-19 unabdingbar. Denn           Durch das häufig langandauernde Tragen der PSA
die Übertragung des Erregers SARS-CoV-2 erfolgt       entsteht für die Pflegenden eine zusätzliche kör-
vornehmlich über respiratorische Sekrete, das         perliche Beanspruchung und Belastung (gestei-
heißt in erster Linie durch beim Husten und Niesen    gerte Transpiration, eigene Atemsituation) und ein
entstehende Tröpfchen [3].                            zusätzlicher Arbeitsaufwand.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) empfiehlt daher fol-    A C H T U N G:
gende Hygienemaßnahmen [3]:                            Auch während der nicht symptomatischen Phase
• Einsatz von geschultem Personal für die Ver-         kann SARS-CoV-2 übertragen werden.
  sorgung von COVID-19-Patient*innen, das von          Doch das Risiko für eine Übertragung ist in der
  anderen Tätigkeiten freigestellt ist                 symptomatischen Phase der Erkrankung am
• Verwendung von PSA                                   höchsten [8].
  ▸ Schutzkittel
  ▸ Einweghandschuhe
  ▸ mehrlagiger medizinischer Mund-Nasen-		           Zusätzlich ist bei COVID-19 eine Isolation notwen-
    Schutz (MNS) bzw. Atemschutzmaske                 dig und wird vom Infektionsschutzgesetz gefor-
  ▸ Schutzbrille                                      dert. Ziel ist das Verhindern der Übertragung des
  ▸ bei direktem Kontakt mit Patient*innen mit        Virus auf Patient*innen und Personal. Patient*-
    bestätigter oder wahrscheinlicher COVID-19:       innen mit bestätigter oder wahrscheinlicher
    FFP2-Masken (falls nicht vorhanden: MNS)          COVID-19 sollen daher laut RKI einzeln in einem
  ▸ bei allen Tätigkeiten, die mit Aerosolproduk-     Isolierzimmer untergebracht werden. Dabei ist für
    tion einhergehen (z.B. Intubation oder Bron-      die Nutzung dieses Zimmers nach Möglichkeit eine
    choskopie): Tragen von Atemschutzmasken           Schleuse einzurichten [3]. Bei steigenden Zahlen
    (FFP2 oder darüberhinausgehender Atem-            von Verdachtsfällen oder Infizierten in den Kliniken
    schutz) und Hauben                                wird zur Kohortenisolation der Patient*innen
• Beachtung der Indikationen für die Händehygiene     geraten. Idealerweise mit einer Trennung von
• Händedesinfektion (mit mindestens begrenzt          COVID-19 positiven und COVID-19 negativen Pa-
  viruzider Wirksamkeit)                              tient*innen, um eine nosokomiale Infektion nach
• Beobachtung des Gesundheitszustandes des            Möglichkeit zu vermeiden [5].
  eingesetzten Personals.
                                                      In Zeiten der Corona-Krise verrichten Pflegefach-
Vor dem Hintergrund von aktuellen Lieferengpäs-       personen durch den vermehrten Austausch mit den
sen von PSA kommt es für das Pflegepersonal in        Hygienefachkräften der Einrichtungen zusätzliche
unterschiedlichen Einrichtungen zu einem Prob-        Dokumentationsaufgaben. Denn die Institutionen
lem. Ohne ausreichende Schutzkleidung wird die        sind beispielsweise dazu angehalten, in regelmä-
Aufrechterhaltung der tagtäglichen Abläufe in         ßigen Abständen ein vom RKI empfohlenes und
Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und anderen       bereitgestelltes Tagebuch von Kontaktpersonen
pflegerischen Institutionen unter Einhaltung der      zu führen und an die zuständigen Hygienefach-
hygienischen Richtlinien zunehmend erschwert.         kräfte weiterzuleiten. Im Tagebuch sind bei Kontakt

               Pflege Special COVID-19                                                                                      10
AKTUELLES WISSEN – ­BEDEUTUNG VON COVID-19

                            mit einem COVID-19-Fall unter anderem die Art und           Bei all diesen hygienischen und strukturellen – vor
                            Dauer des Kontaktes, die Art des Selbstschutzes             allem in Summe und auf Dauer – sehr zeitaufwen-
                            und die eigene Symptomatik der Pflegenden zu be-            digen Anforderungen darf eines selbstredend nicht
                            antworten [6].                                              außer Acht gelassen werden: Im Zentrum des pfle-
                                                                                        gerischen Handelns steht die allgemeine pflegeri-
                            Durch das kürzlich empfohlene Besuchsverbot in              sche und medizinische Versorgung der Patient*in-
                            Pflegeeinrichtungen nehmen Pflegende zudem ver-             nen und Bewohner*innen – und dies gilt nicht nur
                            mehrt eine Vermittlerrolle zwischen Patient*innen           für Menschen mit der neuartigen Lungenerkran-
                            und ihren Angehörigen ein. Um den Kontakt zwi-              kung.
                            schen Patient*innen und Bewohner*innen und
                            deren Angehörigen weiter aufrechterhalten zu kön-           Die Pflege speziell bei Menschen mit COVID-19
                            nen, Telekommunikation ermöglicht werden. Für               richtet sich nach den Symptomen der Erkrankten
                            viele Patient*innen und Bewohner stellt dies auf-           und orientiert sich an den Pflegemaßnahmen bei
                            grund mangelnden Know-hows oder fehlender                   anderen Atemwegsinfektionen. Im Vordergrund
                            Technik eine Umstellung dar [3]. Auch andere Tätig-         steht eine engmaschige Überwachung der Vital-
                            keiten, bei denen die Pflegenden ansonsten von              zeichen, insbesondere liegt der Fokus auf der re-
                            Angehörigen oder Besuchern oft entlastet werden,            spiratorischen Situation (Sauerstoffsättigung,
                            z.B. Essenseingabe oder sonstige Beschäftigun-              Anzeichen von Dyspnoe, Zyanose) (siehe Tabelle
                            gen, müssen durch das Besuchsverbot von Pflege-             1). Ziel ist es, schwere Verläufe von COVID-19 früh-
                            fachpersonen übernommen werden. Hier entsteht               zeitig zu erkennen, sodass bei Bedarf intensivme-
                            ebenso ein zusätzlicher Arbeitsaufwand.                     dizinische Maßnahmen ergriffen werden können
                                                                                        oder eine (nicht)invasive Beatmung eingeleitet wird
                             Tabelle 1:                                                 [5].
                              Allgemeine Maßnahmen bei stationärer Ver-
                             sorgung von Patient*innen mit COVID-19 [5,9]               Zur Bewältigung dieser Belastungsprobe für Pfle-
                             Pflegerische Maßnahmen                                     gende und Angehörige anderer systemrelevanter
                                                                                        Berufe verordnet das Bundesministerium für Arbeit
                             Engmaschige Überwachung der Vitalparameter                 und Soziales im Einvernehmen mit dem Bundes-
                             zur frühzeitigen Erkennung von schweren
                                                                                        ministerium für Gesundheit infolge der COVID-
                             Verläufen
                                                                                        19-Pandemie eine Anpassung des Arbeitszeitge-
                             • Atmung (Atemfrequenz, -tiefe, -rhythmus, -geräusche,
                               Geruch der Atemluft)
                                                                                        setzes. Zur Vermeidung möglicher Personaleng-
                             • Körpertemperatur                                         pässe insbesondere in systemrelevanten Branchen
                             • Blutdruck                                                sind fortan (zunächst befristet bis zum 30.06.2020)
                             • Herzfrequenz/Puls                                        folgende Abweichungen vom Arbeitszeitgesetz
                             • Sauerstoffsättigung                                      möglich [7]:
                             Überwachung der Sauerstoff-Gabe                            • längere Arbeitszeiten von bis zu 12 Stunden mög-
                             Überwachung der Bewusstseinslage                             lich inkl. einer Pause von 45 Minuten
                             Assistenz bei medizinischen Anordnungen                    • verkürzte Ruhezeiten von bisher 11 auf nun 9
                             (regelmäßige Laborkontrollen, etc.)                          Stunden
                             Maßnahmen zur Pneumonie- und Thrombose-
                             prophylaxe                                                 Letztlich bleibt eine Anpassung des Arbeitszeit-
                             Überwachung der Flüssigkeitszufuhr                         gesetzes für die Pflegenden kritisch zu hinterfra-
                             (wichtig bei hohem Fieber, CAVE: Kontraindikationen)       gen, da sich aus arbeitswissenschaftlicher Sicht
                             Überwachung der Medikamenteneinnahme                       negative Auswirkungen auf die Sicherheit und
                             Allgemeine Patientenbeobachtung                            Gesundheit der Pflegenden ergeben können [7].
                             (Anzeichen von Dyspnoe, Zyanose, neurologische Situation
                             und Vitalität)

11                                                                                                          Pflege Special COVID-19
AKTUELLES WISSEN – ­BEDEUTUNG VON COVID-19

Um auf den eventuell aufkommenden erhöhten pfle-                 [3] Robert Koch-Institut (2020): Empfehlungen des RKI zu Hygi-
                                                                   enemaßnahmen im Rahmen der Behandlung und Pflege von
gerischen und medizinischen Behandlungsbedarf                      Patienten mit einer Infektion durch SARS-CoV-2. Online ver-
angemessen reagieren zu können, wurden ferner                      fügbar unter https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neu-
                                                                   artiges_Coronavirus/Hygiene.html (zuletzt aufgerufen am
elektive Eingriffe und Therapien weitestgehend zu-                 24.04.2020)
rückgefahren. Auf diese Weise sollen zusätzliche                 [4] Robert Koch-Institut (2020): Ressourcenschonender Ein-
                                                                   satz von Mund-Nasen-Schutz (MNS) und FFP-Masken. Online
Kapazitäten für eine adäquate Behandlung von
                                                                   verfügbar unter https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/
schweren Verläufen von COVID-19 geschaffen wer-                    Neuartiges_Coronavirus/Ressourcen_schonen_Masken.
den [10].                                                          pdf?__blob=publicationFile (zuletzt aufgerufen am
                                                                   24.04.2020)
                                                                 [5] Robert Koch-Institut (2020): Hinweise zu Erkennung, Diag-
Ausblick                                                           nostik und Therapie von Patienten mit COVID-19. Online ver-
                                                                   fügbar unter https://www.rki.de/DE/Content/Kommissio-
                                                                   nen/Stakob/Stellungnahmen/Stellungnahme-Covid-19_The-
Was feststeht, ist: die Corona-Pandemie hat in                     rapie_Diagnose.pdf?__blob=publicationFile (zuletzt aufge-
                                                                   rufen am 24.04.2020)
Deutschland eine Vielzahl an herausfordernden                    [6] Robert Koch-Institut (2020): Tagebuch von Kontaktperso-
Auswirkungen auf die tägliche fachpraktische                       nen. Online verfügbar unter https://www.rki.de/DE/Content/
                                                                   InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Kontaktperson/Tage-
Arbeit in allen pflegerischen und medizinischen
                                                                   buch_Kontaktpersonen.html (zuletzt aufgerufen am
Institutionen. Doch die außergewöhnliche Situa-                    24.04.2020)
tion bringt eventuell auch positive Randerschei-                 [7] Bundesministerium für Arbeit und Soziales (2020): Verord-
                                                                   nung zu Abweichungen vom Arbeitszeitgesetz infolge der
nungen mit sich. In den letzten Wochen ist bundes-                 COVID-19-Epidemie. Online verfügbar unter https://www.
weit eine steigende Reputation der systemrelevan-                  bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/PDF-Gesetze/arbeits-
                                                                   zeitverordnung.pdf;jsessionid=0AD1EDDFA1D63BA5A75D-
ten Berufe zu vernehmen. Nun bleibt abzuwarten,                    CF85A462B74D?__blob=publicationFile&v=2 (zuletzt aufge-
wie sich die Situation um und nach COVID-19 in                     rufen am 24.04.2020)
                                                                 [8] Tesini, Brenda L. (2020): Coronaviren und akute respiratori-
Zukunft auf die Profession Pflege auswirken wird.                  sche Syndrome (MERS und SARS). Online verfügbar unter
                                                                   https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/infektions-
                                                                   krankheiten/respiratorische-viren/coronaviren-und-akute-
Quellen:
                                                                   respiratorische-syndrome-mers-und-sars (zuletzt aufgerufen
                                                                   am 24.04.2020)
[1] Destatis (2020): Symptomverteilung bei der durch das Co-     [9] Bundesregierung (2020): Informationen für Erkrankte. On-
  ronavirus ausgelösten Erkrankung. Online verfügbar unter         line verfügbar unter https://www.bundesregierung.de/breg-
  https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1104158/          de/themen/coronavirus/informationen-fuer-erkrank-
  umfrage/symptomverteilung-bei-der-durch-das-coronavi-            te-1734944 (zuletzt aufgerufen am 2404.2020)
  rus-ausgeloesten-erkrankung/ (zuletzt aufgerufen am            [10] GKV-Spitzenverband (2020): Selbstverwaltung handelt
  24.04.2020)                                                      schnell – COVID-19 – Krankenhausentlastungsgesetzt. On-
[2] Millich, Nadine (2020): Wie das Coronavirus die Pflege be-     line verfügbar unter https://www.gkv-spitzenverband.de/
  einflusst. Online verfügbar unter https://www.bibliomed-         gkv_spitzenverband/presse/pressemitteilungen_und_state-
  pflege.de/alle-news/detailansicht/40233-wie-das-coronavi-        ments/pressemitteilung_1008192.jsp (zuletzt aufgerufen
  rus-die-pflege-beeinflusst/ (zuletzt aufgerufen am               am 24.04.2020)
  24.04.2020)

Die Autorin
Ines Hoffmann ist Pflegepädagogin (B.A.), Gesundheits- und Krankenpflegerin und zertifizierte Beraterin
zur Vorsorge und Patientenverfügung. Sie arbeitet als Fachberaterin im Bereich Pflege/Eldercare und
unterstützt pflegende Angehörige bei der Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf.

                  Pflege Special COVID-19                                                                                                    12
SCHRITT-FÜR-SCHRITT – ­SICHERHEIT DURCH HYGIENE

 Schritt-für-Schritt –
 ­Sicherheit durch Hygiene
                             Zusammenfassung: Aktuell stehen wir vor der großen Herausforderung, die Pandemie des SARS-CoV-2
                             ­(Coronavirus) zu bewältigen. Dabei kommt den konkreten Hygienemaßnahmen eine besondere Bedeutung zu.
                              Allerdings sind Arbeitsweisen unter der besonderen Berücksichtigung von Kontaminationsvermeidung nicht
                              unser tägliches Handwerk. Vielen steht dies jedoch nun bevor und die Sorge, Fehler zu machen, ist groß.
                              Wir wollen hier Schritt-für-Schritt zeigen, wie im Einsatz richtig und gleichzeitig ressourcenschonend mit
                              den zur Verfügung stehenden Schutzmaterialien umgegangen werden kann. Dabei sind selbstverständ-
                              lich i­ mmer die konkreten lokalen Hygienevorgaben zu beachten und bei Abweichungen anzuwenden.
                              Hilfreich ist auch der Blick auf die Homepage des Robert Koch-Instituts, auf der immer wieder aktualisier-
                              te Empfehlungen nachzulesen sind: www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/nCoV.html

                             Wir zeigen Schritt-für-Schritt den Weg der Einklei-     Atemwegs und der Beatmung bei V.a. COVID-19
                             dung mit Schutzkleidung in Zusammenhang mit             haben wir ebenfalls zusammengestellt.
                             einer V.a. Coronavirus-Exposition. Dabei freuen wir     Es ist sinnvoll diese Anleitungen auszudrucken und
                             uns über die hilfreichen Darstellungen der „Pin-up-     auf den Rettungswachen , in den Krankenhäusern
                             Docs“, die dies in Form von Piktogrammen zusam-         und Pflegeeinrichtungen auszuhängen, damit wir
                             mengestellt haben.                                      alle möglichst unbeschadet diese Pandemie über-
                             Zudem stellen wir Schritt-für-Schritt – unter der Be-   stehen.
                             rücksichtigung des ressourcenschonenden Einsat-         Bleiben Sie alle gesund und achten Sie bezüglich
                             zes mit Wiederverwendung – den richtigen Um-            der Hygienemaßnahmen auf sich und aufeinander!
                             gang mit FFP-Masken dar. Die Besonderheiten des

13                                                                                                      Pflege Special COVID-19
SCHRITT-FÜR-SCHRITT – ­SICHERHEIT DURCH HYGIENE

                                                                                            Pin-Up Docs
                            Anziehen von Schutzkleidung

                                      DESI

                                  Hände desinfizieren

 Buddy-Check                                                           Haube

                                                                      Mundschutz
Handschuhe

                                                                                                          Abb. 1 Anziehen von
                       Schutzkittel / -anzug            Brille                                            Schutzkleidung

                                                                                            Pin-Up Docs
                            Ausziehen von Schutzkleidung

              DESI                                          DESI

                                     Handschuhe
        Hände desinfizieren                           Hände desinfizieren

Haube                                                               Schutzkittel / -anzug

                                                            DESI

                                                                                                          Abb. 2 Ausziehen von
             Mundschutz                      Brille     Hände desinfizieren                               Schutzkleidung

  Pflege Special COVID-19                                                                                                         14
SCHRITT-FÜR-SCHRITT – ­SICHERHEIT DURCH HYGIENE

                                    Schutzkleidung sicher anlegen
                                                       Bei V.a. Influenza/ Corona!
                                                       ► Schutzki�el + Kop�aube
                                                       ► FFP2-Maske/ (FFP3-Maske bei intensivem Kontakt
                                                         → Intuba�on, Bronchoskopie, Absaugen…)
                                                       ► Schutzbrille
                                                       ► Handschuhe
                                                       Beachte lokale Hygienevorgaben!

                                                       1. Gründliche Händedesinfek�on
                                                       ► Händedesinfek�onsmi�el
                                                       ► Mindestens 30 Sekunden benetzen
                                                       ► Beachte : Daumen, Daumenballen, Zwischenräume,
                                                         Nagelfalz und Unterarme

                                                       2. FFP2- / FFP3-Maske anlegen
                                                       ► Maske enganliegend tragen (Nasenrücken!)
                                                       ► Bart umschließend
                                                       Maskenart              Verwendungsdauer                 Besonderheiten
                                                       FFP2-Maske             Schichtbezogen eine Schicht
                                                       FFP3-Maske             Schichtbezogen eine Schicht      Maximal 30 Minuten am Stück

                                                                    3. Schutzki�el anlegen
                                                                    ► Eng anliegend
                                                                    ► Am Rücken geschlossen

                                                                    4. Handschuhe anziehen

                                 Merke:
                                                                                                                                             Hans-Martin Grusnick, Lübeck

                                 Maßnahmen planen und koordinieren –
                                 Schutzbekleidung und Masken sparen!
        Abb. 3 Schutzkleidung
                                 Prüfe Deine Kollegen! - Sicherheitscheck
               richtig anlegen

15                                                                                                     Pflege Special COVID-19
SCHRITT-FÜR-SCHRITT – ­SICHERHEIT DURCH HYGIENE

   Schutzkleidung sicher ablegen
                            1. Gelben Ki�el ausziehen
                            ► Kontamina�on vermeiden
                            ► Nicht nach innen greifen
                            ► Ruhige Bewegungen
                            ► Verwirbelung minimieren

                            2. Handschuhe ausziehen
                            ► Kontamina�on vermeiden
                            ► Staubverwirbelung vermeiden
                            ► Ruhige Bewegungen
                            ► Handschuhe auf „links“ drehen

                            3. Gründliche Händedesinfek�on
                            ► Händedesinfek�onsmi�el
                            ► Mindestens 30 Sekunden benetzen
                            ► Beachte : Daumen, Daumenballen, Zwischenräume,
                              Nagelfalz und Unterarme

                                   4. Maske abnehmen und
                                      kontamina�onsfrei
                                      au�ängen
                                   ► Maske mit Name + Datum/ Uhrzeit
                                     beschri�en
                                   ► Personalisiert verwenden
                                     (Pro Mitarbeitendem 1 Maske/ Schicht)
                                                                                     Hans-Martin Grusnick, Lübeck

Merke:
Prüfe Deine Kollegen! – Kontamina�on vermeiden!
Beachte die lokalen Hygienevorgaben!                                                                                Abb. 4 Schutzkleidung
                                                                                                                    richtig ablegen

      Pflege Special COVID-19                                                                                                                16
SCHRITT-FÜR-SCHRITT – ­SICHERHEIT DURCH HYGIENE

                                                 COVID-19 Aufsetzen der FFP – Maske
                                 1. Erst gründliche Händedesinfek�on
                                 ► Händedesinfek�onsmi�el
                                 ► Mindestens 30 Sekunden benetzen
                                 ► Beachte : Daumen, Daumenballen, Zwischenräume, Nagelfalz und Unterarme

                                 2. Schutzki�el anziehen
                                 ► Schutzbrille tragen (ggf. Kop�aube nicht erforderlich)
                                 ► Handschuhe

                                 3. FFP2 – Maske BESCHRIFTEN und aufsetzen
                                  Maskenart                     Verwendungsdauer                   Besonderheiten
                                  FFP2-Maske                    Ggf. schichtbezogen eine Schicht
                                  Chirurg. Mund-Nasenschutz     Maximal 2 Stunden
                                                                       Beschri�en!                 Beachte Durchfeuchtung

                                                                                          FFP2 – Masken
                                                                                          eindeu�g Beschri�en mit
                                                                                          Name - Datum - Schicht
                                                                       Sicher ohne Bart
                                 STOP den Bart

                                                                                          FFP2 – Masken überall dicht
                                                                                          und enganliegend tragen
                                                                                          ►Bart abnehmen
                                                                                            empfohlen

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                                 enganliegend

                                                                       enganliegend

                                                                                          enganliegend tragen
                                                                                          ►Nasenrücken
                                                                                          ►Kinn/ Wangen
                                                                                                                                Hans-Martin Grusnick, Lübeck

                                  Schutzbekleidung und Masken sparen!
            Abb. 5 COVID-19 –
       ­Absetzen der FFP-Maske
                                  Beachte lokale Hygienepläne und Vorgaben!

17                                                                                                    Pflege Special COVID-19
SCHRITT-FÜR-SCHRITT – ­SICHERHEIT DURCH HYGIENE

                  COVID-19 Absetzen der FFP – Maske
1. Nach Pa�entenkontakt
► Schutzki�el kontamina�onsfrei ausziehen
► Handschuhe kontamina�onsfrei ausziehen

2. Erneut gründliche Händedesinfek�on
► Händedesinfek�onsmi�el
► Mindestens 30 Sekunden benetzen
► Beachte : Daumen, Daumenballen, Zwischenräume, Nagelfalz und Unterarme

3. FFP2 – Maske KONTAMINATIONSFREI absetzen

                                                               An den Fixierbändern
                                             Bänder greifen!
NICHT innen!

                                                               vorsich�g greifen!
                                                               NICHT an die Masken-
                                                               innenseite fassen!

                                                               Nach vorne an den
                                             Bänder greifen!
Bänder greifen!

                                                               Fixierbändern abnehmen,
                                                               aber
                                                               OHNE Kontamina�on!

                                                               Masken OFFEN au�ängen +
                                             au�ängen
SO NICHT!

                                                               Feuch�gkeit abtrocknen
                                                               lassen!
                                                               NICHT geschlossen lagern!

4. Erneut gründliche Händedesinfek�on
                                                                                                  Hans-Martin Grusnick, Lübeck

Bei erneuter Nutzung NICHT die Innenseite greifen!
Keimverschleppung ins Gesicht vermeiden!
Beim Anformen nur Außenseite berühren!

                   Pflege Special COVID-19                                                                                       18
SCHRITT-FÜR-SCHRITT – ­SICHERHEIT DURCH HYGIENE

                                                       COVID-19 Infek�onsschutz Atemweg
                                                                                          Beatmungsbeutel +
                                  STOP Offenes System

                                                                  Sicher, da mit HME
                                                                                          IMMER HME-Filter!
                                                                                          So wird kein kontaminiertes
                                                                                          Atemgas über das
                                                                                          Beatmungsven�l ausgeblasen!
                                                                                          ACHTUNG:
                                                                                          Beatmung eventuell erschwert!

                                                                                          Larynxtubus/ LMA +
                                  STOP Offenes System

                                                                   Sicher, da mit HME
                                                                                          IMMER HME-Filter!
                                                                                          1. Nutze Larynxtubus/ LMA
                                                                                             alterna�v zur Beutel-Masken-
                                                                                             Beatmung/Zwischenbeatmung
                                                                                          2. Larynxtubus ► HME-Filter ►
                                                                                             EtCO2-Küve�e

                                                                                          Beatmungsbeutel +
                                  STOP Unsicher

                                                                   Sicher, da HME

                                                                                          IMMER HME-Filter!
                                                                                          Auch bei Beatmung über
                                                                                          Endotrachealtubus!

                                                                                          NIV kri�sch prüfen!
                                                                   Geschlossenes System
                                  STOP Offenes System

                                                                                          1. Möglichst NIV-Therapie
                                                                                             vermeiden
                                                                                          2. Wenn NIV, dann nur mit HME-
                                                                                             Filter und dichtem Maskensitz!
                                                                                          So wird kein kontaminiertes
                                                                                          Atemgas ausgeblasen!
                                                                                                                               Hans-Martin Grusnick, Lübeck

                                  HME-Filter mit integriertem Bakterien-/ Virenfilter einsetzen!
       Abb. 6 Infektionsschutz   Atemwegsmanagement planen und koordinieren –
                     Atemweg      Kontamina�on und Keimverschleppung vermeiden!

19                                                                                                   Pflege Special COVID-19
SCHRITT-FÜR-SCHRITT – ­SICHERHEIT DURCH HYGIENE

Der Autor
Hans-Martin Grusnick, ist Rettungsassistent und Facharzt für Innere Medizin mit der Zusatzbezeichnung
Intensivmedizin und Notfallmedizin und Oberarzt in den Sana Kliniken Lübeck GmbH, Medizinische K      ­ linik II
– Kardiologie und Angiologie. Neben der Kliniktätigkeit ist er aktiver Notarzt. Zudem ist er Mitglied im Ärzt-
lichen Beirat des DBRD und im Nationalen Committee von AMLS Deutschland, Medizinischer Direktor des
12-Leads-Programms und ERC-Instruktor.

                                                                        Alles für die
                                                                        Pflege auf der
                                                                                                                                      20200415c20 Irrtümer vorbehalten. Stand 04/2020
                                                                        Intensivstation
                                                                                                                            en
                                                                                                       S ie sic h für unser
                                                                                               Melden           r an unte
                                                                                                                         r
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                                                                                                w w w.else

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INTENSIVPFLEGE – ­VERSORGUNG VON COVID-19 PATIENT*INNEN

 Intensivpflegerische
 Versorgung von
                  *
 COVID-19-Patient innen
                                 Zusammenfassung: Die COVID-19-Pandemie stellt auch die Intensivpflege in Deutschland vor enorme He-
             Schlüsselwörter:    rausforderungen. Die Infektionszahlen des SARS-CoV-2-Virus und der damit verbundenen Lungenerkran-
                    COVID-19,    kung COVID-19 steigen stetig. Insgesamt werden in Deutschland aktuell 2.777 infizierte Patientinnen und
     Personaleinsatz, Hygiene,   Patienten intensivmedizinisch behandelt, 73,8% davon sind beatmungspflichtig (Stand:23.04.2020) [1].
             Bauchlage, Delir,   Die täglich aktualisierten Zahlen des Robert-Koch Instituts (RKI)[2], des DIVI-IntensivRegisters sowie der
               Intensivpflege,   Johns-Hopkins-Universität in Baltimore [3] zeigen den aktuellen Stand der Fallzahlen. Die teilweise drama-
               Intensivstation   tischen Situationen in Italien, Spanien, Frankreich, Großbritannien und auch in den USA geben berechtig-
                                 ten Anlass zur Sorge, dass die bestehenden intensivmedizinischen und intensivpflegerischen
                                 Versorgungskapazitäten schnell an ihre Grenzen kommen können. Die bisherige relative Unwissenheit
                                 über die Erkrankung und deren Verlauf führt ebenso wie die Angst vor mangelnder Schutzausrüstung zu
                                 Verunsicherungen. Im folgenden Artikel werden einige intensivpflegerische Besonderheiten betrachtet,
                                 die zu einer sicheren Patient*innenversorgung im Setting des Hochrisikobereiches Intensivstation beitragen.

21                                                                                                          Pflege Special COVID-19
INTENSIVPFLEGE – ­VERSORGUNG VON COVID-19 PATIENT*INNEN

Hygiene                                                des betreuenden Personals erfordern. Abgesehen
                                                       davon war auch schon vor der Krise zu beobachten,
Unter Intensivpflegenden tragen auch die häufigen      dass die Handhabung der Schutzausrüstungen in
Anpassungen und Korrekturen der Hygienericht-          vielen klinischen Bereichen nicht sachgerecht er-
linien des RKI maßgeblich zu Verunsicherungen          folgt [7].
bei. Beim Management von medizinischem Perso-
nal betont das RKI ausdrücklich, dass alle Optio-
nen: „nur in Situationen zur Anwendung kommen,          Sowohl die DIVI, als auch das RKI weisen ein-
in denen ein relevanter Personalmangel (adäquate        dringlich darauf hin, dass Personal, welches
Versorgung der Patienten nicht gewährleistet) vor-      COVID-19-Patient*innen versorgt, von der Ver-
liegt und andere Maßnahmen zur Sicherstellung           sorgung anderer Patient*innen freigestellt sein
einer angemessenen Personalbesetzung ausge-             sollte. Es ist zu begrüßen, dass manche Kliniken
schöpft sind.“ Laut RKI beinhaltet dies das Verle-      dies großzügig umsetzen und Stationen zusam-
gen von Patient*innen (und nicht nur COVID-19-          menlegen und Schwerpunktstationen bilden.
Patient*innen) in andere Bereiche und Kliniken.[4]

Leider ist es schon jetzt so, dass Kliniken sehr in-
dividuelle Interpretationen vornehmen, was „rele-      Einsatz ohne Intensiverfahrung
vanter Personalmangel“, „elektive Eingriffe“ und
„andere Maßnahmen zur Sicherstellung (…)“ an-          Falls Pflegende ohne entsprechende Erfahrung,
belangt. Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwort-     auf einer Intensivstation mitarbeiten sollen, bedarf
lichen die individuelle Situation der betroffenen      es einer gewissenhaften Vorbereitung aller Betei-
Kollegen*innen im Auge haben. Dazu gehören,            ligten. Jede (Intensiv-) Station hat ihre Eigenheiten.
neben der Auslegung von Vorschriften zur persön-       An den „ruhigeren Tagen“ ist ein Hospitationstag
lichen Schutzausrüstung, auch der Umgang mit           essentiell: für einen ersten Eindruck und Klärung
Pausen und der individuell empfundenen Beanspru-       von Fragen, für Festlegen von Ansprechpartnern
chung bei Belastungen [5]. Verantwortliche sollten     und Erreichbarkeit. Für den tatsächlichen Einsatz
diese Aspekte der Sozialhygiene nicht vernachläs-      müssen die Abläufe und Verantwortlichkeiten im
sigen und mit Augenmaß unter Einbezug der direkt       Vorfeld klar geregelt sein. Tätigkeiten sollten nur
Betroffenen vor Ort Maßnahmen planen und ent-          unter direkter Aufsicht einer Fachpflegeperson er-
scheiden. Es wird sicher auch eine Zeit nach der       folgen. Das Arbeiten im Tandem aus erfahrener und
Krise geben. Der jetzige Umgang mit den Mitarbei-      unerfahrener Pflegefachperson bietet sich an. Bei
tern wird dann maßgeblichen Einfluss auf die wei-      Unklarheiten und Anordnungen gilt: Immer nach-
tere Ausgestaltung der Zusammenarbeit haben.           fragen, wiederholen was verstanden wurde und
                                                       sich den Auftrag bestätigen lassen (Closed-Loop-
Für den ressourcenschonenden Einsatz der persön-       Kommunikation).
lichen Schutzausrüstung hat die DIVI entsprechen-
de Empfehlungen veröffentlicht [6]. Es sei ange-       Grundlagenwissen [Infobox 1] kann in „Crashkur-
merkt, dass die sichere Verwendung und damit           sen“ zu Alarmen, Beatmung und Notfallsituationen
auch die Wiederverwendung von FFP-Masken maß-          angeeignet werden. Theoretische Inhalte können
geblich vom Stress- und damit auch Personallevel       gut in E-Learning Einheiten oder Webinaren vertieft
abhängt. Es ist ein frommer Gedanke, dass zu jeder     werden, während für das Erlernen praktischer Fer-
Zeit die genannten Hygieneschritte eingehalten         tigkeiten am beatmeten Patienten regelmäßige
werden können, wenn mehr als 1-2 schwerstkran-         Simulationstrainings sinnvoll sind (z.B. Mundpfle-
ke Patient*innen durch eine Pflegefachperson ver-      ge, Sekretmanagement, Scores, Positionswechsel
sorgt werden müssen. Es liegt in der Natur der          hier besonders die Bauchlage). Diese Kurse sind
Intensivversorgung, dass unplanbare, sehr akute        eine Unterstützung, können jedoch niemals eine
Situationen auftreten, die ein sofortiges Eingreifen   richtige Einarbeitung ersetzen. Zusätzliche Sicher-

               Pflege Special COVID-19                                                                                     22
INTENSIVPFLEGE – ­VERSORGUNG VON COVID-19 PATIENT*INNEN

                            heit geben Standards und Checklisten oder „One-                         compliance sind daher unabdingbar. Es könnte
                            Minute-Wonder“-Poster [8]. Ebenso ist ein „Sta-                         erwogen werden, den Patient*innen einen norma-
                            tions-Handbuch“ mit kurzen, prägnanten Informa-                         len Mund/Nasenschutz aufzusetzen, um dadurch
                            tionen über die wichtigsten Abläufe und Ansprech-                       eine weitreichende Aerosolverbreitung zu vermei-
                            partner hilfreich. Das Vorbereiten und Beschriften                      den [10]. Für Stationen, die in der Anwendung rou-
                            von Spritzenpumpen und Medikamenten richtet                             tiniert sind, empfiehlt sich der Einsatz von NIV-
                            sich idealerweise nach dem DIVI-Standard. Die 6-R-                      Helmen [11]. Wie bisher sollten die ersten zwei
                            Regel gilt auch auf der Intensivstation [Infobox 2].                    Stunden zur Erfolgskontrolle einer NIV betrachtet
                                                                                                    werden [12]. Die Intubation sollte durch einen in-
                             C A V E:                                                               tubationserfahrenen Arzt und mit Hilfe eines Video-
                             Bei kreislaufwirksamen Medikamenten reichen                            laryngoskops erfolgen. Die Einleitung erfolgt durch
                             manchmal wenige Milliliter Differenz, um eine                          eine Rapid Sequence Induction (RSI) [13]. Um den
                             andere oder nicht vorhersehbare Wirkung zu                             Kontakt mit kontaminiertem Aerosol noch weiter
                             erzielen.                                                              zu reduzieren, kann die Verwendung einer Schutz-
                                                                                                    folie in Betracht gezogen werden. Im weiteren Ver-
                                                                                                    lauf kann auch zur Tubuslagekontrolle ein Point-
                                                                                                    of-Care-Ultraschall (POCUS) sinnvoll sein. Die
                                                                                                    Verwendung einer inhalativen Sedierung scheint
                                                                                                    einen Vorteil in der Sedierungssteuerung und auf
                                                                                                    die Lungenfunktion zu haben. Die Virusfiltrations-
                                                                                                    kapazität des AnaConDa® Systems der Fa. Sedana
                                                                                                    Medical beträgt > 99,9 % für Partikel mit 27 nm.
                                                                                                    Dies entspricht weniger als einem Viertel der Grö-
                                                                                                    ße des SARS-CoV-2-Virus (120-160 nm) und sorgt
                                                                                   Carsten Hermes

                                                                                                    somit für eine sehr wahrscheinlich ausreichende
                                                                                                    Filterleistung [14]. In jedem Fall sollte nach der In-
                                                                                                    tubation unbedingt eine geschlossene Absaugung
                                                                                                    verwendet werden, um die Kontamination der
                            Beatmungsmanagement                                                     Raumluft mit erregerhaltigen Aerosolen möglichst
                                                                                                    gering zu halten. Empfehlenswert sind in diesem
                            Die bisher beobachteten Krankheitsverläufe gehen                        Zusammenhang das Verwenden von Checklisten
                            oft mit der Entwicklung einer schweren repirato-                        wie beispielsweise in Tab. 1 [15].
                            risch-hypoxämischen Insuffizien Insuffizienz bis
                            hin zum akuten Atemnotsyndrom (Acute respira-                           Bauchlage
                            tory distress syndrome; ARDS) einher. Häufig wur-
                            de die rasante Verschlechterung des Zustandes                           Die Bauchlage ist ein wesentlicher intensivpflege-
                            der Betroffenen um den zehnten Erkrankungstag                           rischer Schwerpunkt. Bei einem ausgeprägten,
                            beobachtet [9]. Die Aufnahme auf die Intensivsta-                       schweren ARDS (siehe Tab. 2) wird dadurch das
                            tion erfolgt hierbei häufig aufgrund einer zunehmen-                    Ventilations-Perfusions-Verhältnis verbessert, die
                            den Dyspnoe und globaler respiratorischer Insuffi-                      Eröffnung von Atelektasen ermöglicht und somit
                            zienz mit z.T. hohen Atemfrequenzen (> 30/min).                         eine Verbesserung der Oxygenierung erreicht. Die
                            Zur Sicherstellung einer ausreichenden Oxyge-                           komplette 180°-Lagerung ist der 135°-Lagerung
                            nierung ist als Zielparameter eine SpO2 von > 90 %                      grundsätzlich vorzuziehen [16]. Die korrekte Durch-
                            anzustreben. Dabei ist zu bedenken, dass der Ein-                       führung der Bauchlage erfordert eine hohe inten-
                            satz der Nasalen High Flow Sauerstofftherapie                           sivpflegerische Expertise. Dabei sind eine sorg-
                            (HFNC) und der nichtinvasiven Beatmung mit einer                        fältige Vor- und Nachbereitung genauso wesentlich
                            erheblichen Aerosolbildung einhergehen kann. Ein                        wie die eigentliche Durchführung. Das Nutzen einer
                            korrekter (Dicht-)Sitz der High-Flow-Brille und der                     entsprechenden Checkliste, wie sie z.B. durch die
                            NIV-Maske und eine entsprechende Patient*innen-                         Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensiv-

23                                                                                                                       Pflege Special COVID-19
INTENSIVPFLEGE – ­VERSORGUNG VON COVID-19 PATIENT*INNEN

medizin und Notfallmedizin e.V. (DGIIN) zur Ver-         im April 2020 weiterhin die hohe Relevanz des A-F
fügung gestellt wird, eignet sich auch für unerfah-      Bundles (näheres siehe hier: https://www.sccm.
rene Kollegen*innen als zusätzliches Sicherungs-         org/ICULiberation/ABCDEF-Bundles) heraus [9].
instrument [17]. Für die eigentliche Positionierung      Zwei Aspekte sollen exemplarisch genannt werden.
sind verschiedene Vorgehensweisen möglich [13,
18]. Empfehlenswert ist es, sich innerhalb der eige-     Angehörige
nen Station auf ein einheitliches Vorgehen zu ei-
nigen. Zusätzlich muss beachtet werden, dass             Vielerorts wurden die Besucherregelungen stark
auch während der mindestens 16-stündigen Bauch-          eingeschränkt. Dies kann ein wesentlicher Aspekt
lage pflegerische Interventionen wie bspw. Mund-         zur Infektionsreduktion sein. Die Einschränkungen
pflege und Mikrolagerungen durchzuführen sind,           von Besuchszeiten können jedoch auch erhebliche
um lagerungsassoziierte Schäden zu vermeiden             Nebenwirkungen, wie die Begünstigung von Angst
bzw. zu minimieren.                                      und Delir, haben sowie die Entstehung von Proble-
                                                         men in der Kommunikation und in der Therapieziel-
Reanimation                                              findung verstärken. Wo eben möglich sollte nach
                                                         Alternativen gesucht werden, um Kontakte zu, so-
Auch in Notfallsituationen, z. B. einer Reanimation,     wie Einbezug von Angehörigen, auch unter Nutzung
ist der Eigenschutz zu bedenken. Bei Patient*innen       von modernen Kommunikationsmedien, zu reali-
mit persistierender Kreislaufinstabilität oder lau-      sieren. Dazu ist es denkbar, dass Kliniken einen
fendem Organersatzverfahren kann es sich als             freien Zugriff auf das klinikeigene WLAN ermögli-
sinnvoll erweisen, dass eine betreuende Pflege-          chen. Somit haben sowohl Patient*innen als auch
fachperson dauerhaft im Zimmer anwesend ist.             Angehörige die Möglichkeit, über Videotelefonie
Zudem sollten entsprechende Notfallmedikamen-            oder Messenger-Dienste in Kontakt zu bleiben.
te einsatzbereit und aufgezogen im Zimmer vor-
handen sein. Die Nutzung mechanischer Reanima-           Eine weitere Möglichkeit, um einen Informations-
tionshilfen sollte auch unter Personalschutzaspek-       austausch zwischen Patient*innen und Angehöri-
ten erwogen werden. Der Einsatz eines weiteren           gen zu gewährleisten, sind. sog. Angehörigenbrü-
„Springers“ außerhalb des Zimmers und die Posi-          cken. Dabei steht ein Team aus Klinikmitarbeitern
tionierung des Notfallwagens in unmittelbarer            telefonisch zur Verfügung und kann als Vermittler
Nähe unterstützen die schnelle Verfügbarkeit von         zwischen Patient*innen, Angehörigen und dem
Medikamenten und Material.                               eigentlichen Behandlungsteam fungieren [20]. Zu-
                                                         sätzlich können Intensivtagebücher, auch für die
Um die Aerosolbildung durch die Reanimation mög-         Zeit nach der Pandemie, eine sinnvolle Ergänzung
lichst gering zu halten, kann bis zum Zeitpunkt der      darstellen [21].
Intubation eine supraglottische Atemwegshilfe
genutzt werden. Eine Masken-Beutel-Beatmung ist          Delir
nur bei dicht sitzender, am besten durch Zweihand-
Griff fixierter, Maske zu empfehlen.                     Bereits 2003 wurde bei dem damaligen SARS-Virus
                                                         beschrieben, dass manche Symptome wie Fieber
Zudem sind regelmäßige Teamtrainings und das             nicht bei allen Patient*innen auftreten. Insbeson-
standardisierte Einüben von Prozeduren und Ab-           dere ältere Patient*innen fielen durch eine Abnah-
läufen für ein gutes Management von Notfallsitu-         me des allgemeinen Wohlbefindens, schlechte
ationen empfehlenswert.                                  Ernährung, Sturz/Fraktur und eben ein Delir auf
                                                         [22]. Auch bei den aktuellen COVID-19-Infektionen
A-F Bundle                                               scheint es Hinweise zu geben, dass sich auch ohne
                                                         Husten und Fieber schwere Infektionen in Störungen
Trotz der Krise sollten die wichtigen Erkenntnisse       des Nervensystems äußern. Dabei werden die pe-
der letzten Dekaden nicht vergessen werden. Stol-        ripheren Störungen, wie z.B. Beeinträchtigung von
lings et al. von der Society of Critical Care stellten   Geschmacks- und Geruchssinn, von den zentralen

               Pflege Special COVID-19                                                                                      24
INTENSIVPFLEGE – ­VERSORGUNG VON COVID-19 PATIENT*INNEN

                            Störungen, wie z.B. akute zerebrovaskuläre Erkran-   geachtet werden, dass neben Atemwegs- und Be-
                            kung, Schwindel und Bewusstseinsstörungen wie        atmungsmanagement die intensivpflegerischen
                            dem Delir, unterschieden [23]. Ein Delir ist und     Aspekte wie Patientenbeobachtung, Frühmobili-
                            bleibt ein über alle Berufsgruppen hinweg be-        sation, Delirmanagement usw. nicht in den Hinter-
                            stehendes Frühwarnsymptom, wenn es weiterhin         grund geraten. Dabei dürfen die Aus, Fort- und
                            rechtzeitig erkannt und in Assessments eingebun-     Weiterbildung sowie die Praxisanleitung vor Ort
                            den wird. Es sollten auch bei COVID-19-Patient*in-   nicht aus den Augen verloren werden. Eine gewis-
                            nen validierte Scores (z.B. Confusion Assessment     senhafte Einarbeitung ist essentiell und darf nicht
                            Method für Intensivstation (CAM-ICU), Intensive      durch Crashkurse ersetzt werden.
                            Care Delirium Screening Checklist (ICDSC) genutzt,
                            oder mittels 1-Kanal EEG bettseitig objekteviert     Die Kombination aus bereits zuvor bestehendem
                            ein Delir gemessen werden. Diese Methode kann        Pflegepersonalmangel, schweren Krankheitsver-
                            Vorteile gegenüber der Verwendung von Beobach-       läufen und Anzahl der auftretenden Fälle sorgt,
                            tungsskalen haben [24, 25].                          neben ständig wechselnden Regelwerken und An-
                                                                                 passungen bestehender, gut etablierter Standards,
                            FAZIT                                                für eine enorme zusätzliche Beanspruchung und
                                                                                 Belastung der Intensivpflegenden. Diese gilt es
                            Die aktuelle SARS-CoV2-Pandemie stellt eine gro-     durch gute Personalführung, Personaleinsatzpla-
                            ße Herausforderung für die intensivpflegerische      nung und Einbindung der direkt betroffenen Kolle-
                            Versorgung in Deutschland dar. Die hohen Anfor-      gen*innen möglichst gering zu halten. Nur so kann
                            derungen an das Hygienemanagement und der            es gelingen, eine intensivpflegerische Versorgung
                            Schutz des eingesetzten Personals müssen dabei       auf höchstem Niveau auch über diese Krise hinaus
                            im Vordergrund stehen. Zusätzlich muss darauf        sicherzustellen.

                             Grundlagenwissen für unerfahrene Pflegende auf ITS:
                             • Besondere Aspekte der Hygiene
                             • Alarmklassifizierung & -management
                             • Bedienung und Interpretation des Monitorings
                             • Formen der Beatmung (INV, NIV, HFNC)
                             • Verhalten in Notfallsituationen
                             • Vorbereiten und Verabreichen von Medikamenten (6-R-Regel)
                             • Positionswechsel bei beatmeten Patient*innen  Vorgehen bei der Bauchlage
                             • Besondere Pflege beatmeter Patient*innen (Mundpflege/Tubuspflege, Mobilisation)
                             • Anwenden & interpretieren von Scores (Schmerz, Delir, Agitation)

                            Infobox 1

                             Tabelle 2                                            6-R-Regel:
                             Berlin - Definition zur Einteilung des ARDS [26]
                                                                                  Richtiger Patient
                                             paO2 / FiO2-                         Richtiges Medikament
                             Verlaufsform                       PEEP
                                             Quotient                             Richtige Dosierung
                             mild            300 – 201 mmHg ≥5 cm H2O             Richtige Zeit
                             moderat         200 -101 mmHg      ≥5 cm H2O         Richtige Applikationsform
                             schwer          ≤ 100 mmHg         ≥5 cm H2O         Richtige Dokumentation

                                                                                 Infobox 2

25                                                                                                  Pflege Special COVID-19
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