KRANKENHAUSBRIEF - EVK HERNE
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krankenhausbrief Mitteilungen für Patienten, Besucher und Mitarbeiter der Ev. Krankenhausgemeinschaft Herne | Castrop-Rauxel gGmbH Nr. 258 März´22/52. Jhrg. • Neue Zentralküche lässt keine Hightech-Wünsche offen • Personalthemen gehört ihr Herz • Kardiologie am EvK setzt neue Akzente • Corona: Licht am Horizont
2 INHALT AKTUELLES Liebe Leserin, lieber Leser, 3 Neue Zentralküche lässt keine Hightech-Wünsche offen als Seelsorger habe ich mir immer 6 Frischgebackene Köchin findet ihre etwas auf meine Nähe zu den Ausbildung Spitze Menschen eingebildet. Schließlich 6 Kochlehrlinge willkommen leitet mich und uns die christ- 7 Personalthemen gehört ihr Herz liche Nächstenliebe, die schon 8 EVR-Aufsichtsrat verabschiedet Reiner Rimkus vom Wort her die Nähe zum Ideal MEDIZIN macht. 9 Kardiologie am EvK setzt neue Akzente 10 EvK Herne hat einen neuen Ärztlichen Direktor Und jetzt, schon im dritten Jahr, 10 „Wir müssen von anderen Fachbereichen lernen“ gehört der Abstand zum gesell- 11 Krebspatientin dankt EvK nach überstandener schaftlich Gebotenen. Therapie für die Unterstützung Ich will das nicht - und doch gebietet es die gegenseitige CORONA Rücksichtnahme und der Schutz der Schwachen. 12 Triage – Vorsicht vor falscher Panikmache 13 Mitarbeitende zeigen gesellschaftliche Verantwortung Was also tun? Distanz oder Nähe? 14 Licht am Horizont Geht nicht beides? Denn auf eines möchte ich trotz allem PALLIATIV nicht verzichten, auf die Wahrnehmung meines Gegenübers 16 Palliativmedizin als Herzensangelegenheit 16 Eine Spende für die Palliativstation und auf die Achtsamkeit im Miteinander. Achtsamkeit ist zwar 17 Palliativ-Förderverein erwartet ein für manche nur ein neuartiges Modewort; doch selbst wenn, ereignisreiches Jahr 2022 schaden kann´s ja nicht! 18 Wertvolle Unterstützung im EvK seit 10 Jahren Es grüßt Sie herzlich MEDITATION Ihr Pastor Frank Obenlüneschloß 19 Was uns stärkt KULTUR 20 Beobachtungen Impressum 20 Buchtipp Mitteilungen für Patienten, Besucher und Mitarbeiter der Ev. Krankenhausgemeinschaft Herne | Castrop-Rauxel gGmbH Nr. 258, 52. Jahrgang, März 2022 ERNÄHRUNG Auflage: 8.000 Exemplare 21 Eine echte Alternative zu Fleisch Herausgeber: Ev. Krankenhausgemeinschaft Herne | Castrop-Rauxel gGmbH PFLEGE Wiescherstraße 24 · 44623 Herne · Telefon 02323/498-2401 www.evkhg-herne.de · info@evkhg-herne.de 22 Ausbildung in der Pflege stark gefragt 23 Von der Schülerin zur Pflegedienstleitung Verantwortlich: Pfarrer Frank Obenlüneschloß Redaktion: Andrea Wocher, Susanne Jacoby, Jennifer Freyth, 23 Zwanglose Plauderrunde für Azubis Klaus Michael Lehmann, Kathrin Simonis 24 Digitalisierung zum Schutz der Patienten Titelbild: Blick auf die Spülstraße der neuen Zentralküche 24 Abschied vom EvK Witten nach 41 Jahren (Volker Beushausen) 25 Patientenaufnahme im EvK Witten optimiert Volker Beushausen (S. 2-5, 7 oben, 12, 14 unten, 16 oben, 20, 28) Jens-Martin Gorny (S. 8) Christian Nielinger (S. 10 oben) VERMISCHTES Pexels, matilda-wormwood (S. 15 oben) 26 Fensterkonzert lockt Sonne hervor Pixabay, Alexandra_Koch (S. 15 unten) Pixabay, jcesar2015 (S. 21) 26 Station 2 der Frauenklinik Castrop-Rauxel zeigt Herz Pixabay, Peggy_Marco (S. 12) Privat (S. 11, 16 unten, 23 unten, 24 unten) klaus.in.der.wiesche (S. 19) SELBSTHILFEGRUPPEN 31 Kontakte Konzeption und Gestaltung: Klaus in der Wiesche, Essen Druck: Blömeke Druck SRS GmbH, 44653 Herne
AKTUELLES 3 Neue Zentralküche lässt keine Hightech-Wünsche offen Auf dem Gesundheitscampus findet Kochen in neuen Dimensionen statt – 6.000 Mahlzeiten täglich Kochen in neuen Dimensionen – so stellt sich die neue Zentralküche der Standort Herne als auch am Standort Ev. Krankenhausgemeinschaft auf dem Gesundheitscampus Castrop- Witten die jeweiligen Krankenhaus- Rauxel dar. Modernste Hightech-Geräte in hohen, lichten Räumen, küchen mit ihren über 40 Jahren zu Lagerkapazitäten, die den Laien verblüffen, und eine hochmotivierte klein und dazu sanierungsbedürftig Kochmannschaft, die Spaß an der Zubereitung von Mahlzeiten mit hohem geworden waren. Qualitätsanspruch hat. Diese Freude am Handwerk hat das Team von Produktionsleiter Sergej Thiessen am früheren Standort am EvK Herne oft genug unter Beweis gestellt. Bestnoten bei den regelmäßig stattfindenden Patientenumfragen wa- ren eindeutige Belege. Ein Qualitäts- merkmal, das auch für die Kräfte aus dem EvK Witten gilt, die dort zuvor für die im Haus angesiedelte Diako- nie-Tochter Culina im Einsatz waren. Täglich gilt es für die nun insgesamt Artur Reci im Einsatz an der neuen Bratstraße. 80-köpfige Mannschaft der ZVD (Zentrale Versorgungsdienste, Toch- der Krankenhausgemeinschaft sowie Für die Zusammenstellung des Spei- tergesellschaft der Ev. Krankenhaus- an Seniorenheime, Schulen und Kin- seplans und den Einkauf der benötig- gemeinschaft), 6.000 Mahlzeiten zu dertagesstätten transportiert werden. ten Produkte ist Rebional zuständig, produzieren, die von Castrop-Rauxel Der Neubau der Zentralküche war ein Groß-Gastronom für Gemein- aus an die verschiedenen Standorte notwendig geworden, da sowohl am schaftsverpflegung, mit dem die Produktionsleiter Sergej Tiessen hat alle Abläufe in dem modernen Großbetrieb fest im Blick.
4 AKTUELLES Gekocht wird in einer echten Hightech-Umgebung. Dazu zählen Elemente wie z.B. eine Bratstraße, die beinahe vollautomatisch bis zu 110 Kilogramm Fleisch pro Stunde braten kann oder Druckgarkessel, die nicht nur besonders schonend, sondern auch extrem schnelles Garen ermögli- chen. Und kochen heißt für Michael Polotzek, stellvertretender Produk- tionsleiter, nicht, dass einfach nur Dosen geöffnet und Tiefkühlpakete aufgerissen oder vorgefertigte Saucen über den Braten geschüttet werden. „Ob Suppenfonds oder Bratensauce, das stellen wir ebenso selbst her wie z.B. unsere Frikadellen oder Reibeku- chen“, betont Produktionsleiter Sergej Tiessen. Da können schon mal 350 Liter Suppe in einem Topf kochen oder 1.000 Fischgerichte gleichzeitig in den riesigen Pfannen schmurgeln. Köchin Elisabeth Kranick präsentiert die neue Darreichungsform der passierten Kost. Die neuen Produktionsdimensionen bedeuten auch neue Herausforderun- Ev. Krankenhausgemeinschaft seit 2020 um dann immer die entsprechenden gen, die über die reine Essenszuberei- zusammenarbeitet. Wie der Firmenna- heimischen Obst- und Gemüsesorten ver- tung hinausgehen. Rund 6.000 Essen me Rebional schon nahelegt, kommen wenden zu können. Nachhaltigkeit und täglich wollen nicht nur produziert, in die Töpfe der Zentralküche möglichst Ökologie, die grundsätzlich das Credo sondern auch ausgeliefert und pünkt- viele Produkte in Bio-Qualität und Er- der Ev. Krankenhausgemeinschaft bilden, lich verteilt werden. Für diese logisti- zeugnisse aus der Region. Die Speisepläne kommen damit auch im Bereich Verpfle- sche Herausforderung ist eine eigene werden stets saisonal angepasst entwickelt, gung zum Tragen. Tochtergesellschaft am Start, die ZLG
AKTUELLES 5 Nachdem die Mahlzeiten auf dem Transport- band angerichtet worden sind, werden die fertig bestückten Tabletts in die Essenwagen verladen. ihren Rückweg nach Castrop-Rauxel antreten, dann stehen jeden Tag pro Schicht 14 Mitarbeitende an der 36 Meter langen Spülstraße bereit, um unter strengen Hygieneauflagen dafür zu sorgen, dass am nächsten Morgen wieder perfekt gesäubertes Geschirr für die Patient*innen bereitsteht. Um 21 Uhr geht auch in der Zent- ralküche das Licht aus, hört man nur noch das Surren der Kühlanlagen in den großen Lagerräumen. Doch lange hält die Nachtruhe nicht an. Bereits um 5 Uhr dreht sich der erste Schlüs- sel im Schloss. Dienstbeginn für die 40 Mitarbeitenden der Frühschicht. Und dann beginnt alles wieder von vorn – 365 Tage im Jahr. (Zentrale Logistik-Gesellschaft) mit 40 Fahrern und einem Fuhrpark von insgesamt 23 Fahrzeugen. „Da wir uns bewusst sind, wie viele Kilometer un- sere Fahrzeuge täglich zwischen den Standorten zurücklegen, haben wir damit angefangen, unseren Fuhrpark auf E-Fahrzeuge umzustellen, denn wir wollen so ökologisch wie mög- lich unterwegs sein“, erklärt Danh Vu, Geschäftsführer der ZLG und der ZVD. Vor Ort werden die Trans- portwagen, in denen die Mahlzeiten verzehrbereit aufbewahrt werden, von Mitarbeitern des hauseigenen Trans- portdienstes übernommen und zeitnah auf den jeweiligen Stationen verteilt. Das Verfahren „Cook and serve“, nach dem das ZVD-Team arbeitet, garantiert, dass alle Patient*innen sich auf eine warme Mahlzeit freuen können. Und wenn Teller und Dessertschäl- chen geleert sind und zusammen mit Die in Transportwagen verpackten Mahlzeiten werden per Lkw von den Fahrern dem schmutzigen Essbesteck wieder der ZLG an die Kunden geliefert.
6 AKTUELLES Frischgebackene Köchin findet ihre Ausbildung Spitze IHK Mittleres Ruhrgebiet zeichnet Zentralküche der Ev. Krankenhausgemeinschaft als besten Ausbildungsbetrieb im Kammerbezirk aus Melissa Özer strahlt. Sie hat ihre Prüfung als Köchin mit Bravour bestan- Küchen-Team, denn da hatte sie den. Dass ihr solch ein glänzender Abschluss gelungen ist, hat sie – ihrer auch schon ganz andere Erfahrun- Meinung nach – vor allem ihrem Ausbildungsbetrieb zu verdanken. Drei gen gemacht. Jetzt gibt es zwei, die Jahre lang lernte sie in der Zentralküche der Ev. Krankenhausgemeinschaft sich freuen: Melissa Özer über ihren Herne | Castrop-Rauxel den Beruf der Köchin, intensiv betreut von Aus- tollen Abschluss und Ausbildungslei- bildungs- und Produktionsleiter Sergej Tiessen. ter Sergej Tiessen, dass seine Zent- ralküche von 27.000 angeschlossenen Was Melissa Özer dazu veranlasste, sowohl das persönliche Engagement Unternehmen der IHK Mittleres ihrem Ausbildungsbetrieb solch ein ihres Ausbildungsleiters als auch die Ruhrgebiet zum besten Ausbildungs- gutes Zeugnis auszustellen, waren gute menschliche Atmosphäre im betrieb 2021 gekürt wurde! Freude über die Wahl zum besten Ausbildungsbetrieb (v.l.): Pfarrer Frank Obenlüneschloß (Theologischer Direktor), Sergej Tiessen, Melissa Özer, Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter und Verwaltungsdirektor Danh Vu (Geschäftsführer ZVD). Kochlehrlinge willkommen Kontakt: Seit zehn Jahren bildet die Zentralküche aus Ev. Krankenhausgemeinschaft Herne | Castrop-Rauxel Der erste Kochlehrling der Ev. Krankenhausgemeinschaft trat 2012 seine Zentralküche ZVD Ausbildung an, als die Großküche des Gesundheitsunternehmens noch an Ausbildungs- und Produktions- der Wiescherstraße am Evangelischen Krankenhaus Herne-Mitte beheima- leitung tet war. Da die Ausbildung sowohl dem Lehrling als auch den Ausbildern s.tiessen@evkhg-herne.de Spaß machte, haben Kochlehrlinge mittlerweile ihren festen Platz in dem 02305.102-2225 Küchenbetrieb. und die Akzeptanz außergewöhnlicher Drei Jahre dauert die Ausbildung. absolvieren auch noch insgesamt sechs Arbeitszeiten wichtige Voraussetzung. Während dieser Zeit lernen die Monate Praktikum in einem Restau- Wer an einer Ausbildung zur Köchin Nachwuchsköch*innen nicht nur die rant. Neben Freude am Umgang mit oder zum Koche interessiert ist, kann Arbeit in der Großküche des Gesund- Lebensmitteln, sind Teamfähigkeit, sich an Ausbildungs- und Produktions- heitsunternehmens kennen, sondern Durchsetzungsvermögen, Belastbarkeit leiter Sergej Tiessen wenden.
AKTUELLES 7 Personalthemen gehört ihr Herz Annika Machleit-Ebner ist neue Prokuristin der Ev. Krankenhausgemeinschaft Im April 2009 betrat Annika Machleit-Ebner zum ersten Mal das Evange- Kontakt: lische Krankenhaus Herne-Eickel. Damals hätte sie es sich nicht träumen Ev. Krankenhausgemeinschaft lassen, dass sie 12 Jahre später den zweitwichtigsten Posten in der Ge- Herne | Castrop-Rauxel schäftsführung der Ev. Krankenhausgemeinschaft bekleiden würde. Als Geschäftsführung Prokuristin Brunhild Schmalz sich nach 35 Dienstjahren in den Ruhestand 02323.498-2401 verabschiedete, trat Annika Machleit-Ebner ihre Nachfolge an. Geschäfts- führer Heinz-Werner Bitter: „Ich freue mich auf eine gute Zusammenar- beit.“ Für die Diplom-Ökonomin stand Schnell wurde klar, dass die junge schon während ihres Wirtschaftsstu- Diplom-Ökonomin nicht nur zuver- diums an der Bergischen Universität lässig mit Daten und Fakten umge- Wuppertal fest, dass Personal und hen konnte, sondern sich auch allen Organisation die Bereiche sind, denen Personalthemen mit viel Engagement ihr Interesse und ihr Herz gehören. widmete. „Das ist für mich ein echter Um Organisation ging es auch 2009 Herzensbereich und deshalb ist mir im Schlaflabor des EvK in Eickel, wo auch viel daran gelegen, in einem guten sie für die Auswertung einer der größ- Austausch mit unseren Mitarbeitenden Annika Machleit-Ebner ten Schlafforschungsstudien zuständig zu stehen. Nur gemeinsam können wir war. Der erfolgreichen Begleitung des alle unsere Herausforderungen meis- Projekts schlossen sich weitere Studien tern“, betont Annika Machleit-Ebner bund, zukunftsweisenden Projekten an - in der Pneumologie, in der Chi- und kann mit dieser Haltung auf volle steht sie mit großer Aufgeschlossenheit rurgie. Für Geschäftsführer Heinz- Unterstützung durch Geschäftsführer gegenüber. Dieses Engagement reicht Werner Bitter ergab sich 2013 daraus Heinz-Werner Bitter bauen. Wichtig bis in ihr Privatleben: Annika Machleit- als logische Konsequenz die Gründung ist der jungen Prokuristin auch das Ebner ist ehrenamtliche Prüferin der des Medizinischen Studienzentrums Thema Ausbildung. Ob „Digitalpakt IHK für junge Kaufleute im Gesund- der Ev. Krankenhausgemeinschaft. Die Schule“ oder EVR Ausbildungsver- heitswesen. Leiterin hieß: Annika Machleit-Ebner. Aus dieser Funktion heraus entwickel- te sich eine immer engere Zusammen- arbeit mit der Geschäftsführung. 2017 wurde die heute 38-Jährige zunächst Assistentin, 2020 dann Referentin der Geschäftsführung und damit verbun- den immer mehr zur engsten Mit- arbeiterin von Prokuristin Brunhild Schmalz und Geschäftsführer Heinz- Werner Bitter. In dieser Zeit brachte Annika Machleit-Ebner u.a. Projek- te wie E-Learning, Umsetzung des unternehmenseigenen Karriereportals und Entlassmanagement auf den Weg. Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter (1.v.l.) und der Theologische Direktor Frank Oben- lüneschloß mit der neuen Prokuristin Annika Machleit-Ebner (2.v.l.) und ihrer Vorgängerin, Brunhild Schmalz.
8 AKTUELLES EVR-Aufsichtsrat verabschiedet Reiner Rimkus Ehemaliger Superintendent trägt großen Anteil an erfolgreicher Entwicklung der Ev. Krankenhausgemeinschaft und des EVR Der Ev. Verbund Ruhr (EVR) hat seinen Aufsichtsratsvorsitzenden Pfarrer Kontakt: Reiner Rimkus verabschiedet. Der langjährige Superintendent des Ev. Ev.K Herne | Castrop-Rauxel Kirchenkreises Herne, der dieses Amt am 1. Dezember 2020 abgegeben Geschäftsführung, 02323.498-2401 hat, tritt in den Ruhestand. Die EVR-Vorstände Heinz-Werner Ein weiterer Meilenstein war 2011 Dabei bleiben die Partnerunter- Bitter, Geschäftsführer der Ev. die Gründung des EVR als Zusam- nehmen im EVR in ihren eigenen Krankenhausgemeinschaft Herne menschluss der Ev. Krankenhausge- Unternehmensstrukturen bestehen | Castrop-Rauxel, und Jens Koch, meinschaft und der Diakonie Ruhr und agieren weiterhin unabhängig Geschäftsführer der Diakonie Ruhr, in einer Holding. Heute gehört der voneinander. „Dadurch können sich sowie Aufsichtsratsmitglied Dr. Ge- EVR mit 356 Mio. Euro Umsatz und beide Unternehmen und ihre Ein- rald Hagmann, Superintendent des 5.464 Mitarbeitenden sowohl landes- richtungen auf ihre Stärken konzent- Ev. Kirchenkreises Bochum, dankten als auch bundesweit zu den größten rieren und besser auf die Bedürfnisse Reiner Rimkus für die gute und ver- Unternehmen der Sozialwirtschaft. der Menschen vor Ort eingehen“, trauensvolle Zusammenarbeit. Der erste Aufsichtsratsvorsitzende des betonte Jens Koch. noch jungen Verbunds hieß: Reiner Heinz-Werner Bitter stellte in einem Rimkus. Bei der Aufsichtsratssitzung im Ev. Rückblick die bedeutendsten Ereig- Krankenhaus Witten gab es noch nisse in der Unternehmensgeschichte „Dank Ihres Engagements konnten einen weiteren Abschied. Neben der Ev. Krankenhausgemeinschaft wir den Boden bereiten für einen Reiner Rimkus erhielt auch Brun- und des EVR heraus, die Reiner kontinuierlichen Ausbau der evan- hild Schmalz einen Blumenstrauß als Rimkus seit 2005 maßgeblich mitge- gelischen Strukturen in der Gesund- symbolisches Dankeschön für ihre staltet hat. So war er beteiligt an der heits- und der Sozialwirtschaft und Tätigkeit. Brunhild Schmalz, langjäh- Fusion des EvK Wanne-Eickel mit stehen nun an der Schwelle, unsere rige Prokuristin der Ev. Krankenhaus- dem EvK Herne zu einer Einrichtung Potenziale weiterzuentwickeln, um gemeinschaft, war in dieser Funktion EvK Herne mit zwei Betriebsstellen im Wettbewerb besser bestehen zu bereits im Oktober in den Ruhestand in Herne-Mitte und in Herne-Eickel. können“, sagte Heinz-Werner Bitter. verabschiedet worden. Abschied vom Aufsichtsrat für Pfarrer Reiner Rimkus (2.v.r.) und Brunhild Schmalz. Worte des Dankes gab es von Heinz-Werner Bitter (1.v.l.), Dr. Gerald Hagmann (Mitte) und Jens Koch.
MEDIZIN 9 Kardiologie am EvK setzt neue Akzente Linksherzkathetermessplatz eröffnet neue Behandlungsmöglichkeiten Für Herzpatient*innen eröffnen sich am Evangelischen Krankenhaus Kontakt: Castrop-Rauxel neue Behandlungsmöglichkeiten. Die Klinik für Innere EvK Castrop-Rauxel Medizin und Altersmedizin hat ein modernes Herzkatheterlabor einge- Klinik für Innere Medizin richtet. Hier können Herzerkrankungen ab sofort diagnostiziert und im und Altersmedizin selben Schritt auch therapiert werden. Herzkatheterlabor 02305.102-2261 (Sekretariat Dr. J. Jahn) Geleitet wird das Herzkatheterlabor geführt, um die Herzkranzgefäße zu von Amir Masoud Hosseini. Der in- untersuchen. Darüber hinaus kann terventionelle Kardiologe erlernte die bereits im Rahmen einer solchen invasive Technik inklusive Behandlung Untersuchung eine Behandlung notwendig“, sagt Gerhard Glock, komplexer Gefäßverengungen im Ma- stattfinden. So können z.B. verengte Verwaltungsdirektor des EvK. Eine rienhospital Herne und im Christlichen Herzkranzgefäße durch eine Ballon- weitere Neuerung bietet die Radiolo- Klinikum Unna|Mitte. Als Leiter des dilatation aufgedehnt und mit einer gie Castrop im EvK unter der Leitung Herzkatheterlabors kooperiert er nun Gefäßstütze (Stent) versehen werden. von Dr. Ulrich Dirksen: Ein Cardio- eng mit Dr. Jürgen Jahn, Chefarzt der CT, ein hochmoderner Computerto- Klinik für Innere Medizin und Alters- Mit dem neuen Linksherzkatheter- mograf, ermöglicht die nicht-invasive medizin. Das bisherige kardiologische labor wird das EvK auch zu einem Untersuchung des Herzens. „Binnen Behandlungsspektrum der Klinik wird Anlaufpunkt für alle Notfälle, die weniger Minuten erhalten wir bei durch die Eingriffe im Herzlabor einen Herzinfarkt vermuten lassen. diesem Verfahren das Untersuchungs- deutlich erweitert. „Das bedeutet für Castrop-Rauxels ergebnis und können entscheiden, ob Bürgerinnen und Bürger eine wich- darüber hinaus eine Behandlung per An einem Herzkathetermessplatz tige Ergänzung in der Notfallversor- Herzkatheter erforderlich ist“, erklärt werden in der Regel minimalinvasive gung unserer Stadt. Bislang mussten Amir Masoud Hosseini. Hosseini war Untersuchungen des linken Herzens die Rettungsdienste in einer solchen im Christlichen Klinikum Unna|Mitte durchgeführt. Dabei wird ein Kathe- Situation immer die Nachbarstädte maßgeblich am Aufbau dieser Untersu- ter über das Handgelenk zum Herzen anfahren. Das ist nun nicht mehr chungstechnik beteiligt. Der Leiter des Herzkatheterlabors, Amir Masoud Hosseini (4.v.l.), und Chefarzt Dr. Jürgen Jahn (3.v.l.) gemeinsam mit ihrem Team im neuen Herzkatheterlabor des EvK Castrop-Rauxel.
10 MEDIZIN EvK Herne hat einen neuen Ärztlichen Direktor Dr. Erich Hecker übernimmt das Amt von Prof. Dr. Matthias Kemen Das Ev. Krankenhaus Herne hat seit 1. Januar 2022 einen neuen Ärztlichen Direktor. Die Wahl des Gremiums aller Chefärzt*innen am EvK fiel auf Dr. Erich Hecker. Er übernimmt das Amt von Prof. Dr. Matthias Kemen, Chefarzt der Klinik für Allgemeine und Viszeralchirurgie. Prof. Dr. Ke- men war seit insgesamt acht Jahren Ärztlicher Direktor des EvK Herne. Sein Nachfolger, Dr. Erich Hecker, ist Als Ärztlicher Direktor gehört Dr. seit 2008 Chefarzt der Klinik für Tho- Erich Hecker zur Betriebsleitung des raxchirurgie und Leiter des Thoraxzen- EvK Herne und stellt ein wichtiges trums Ruhrgebiet. Unter seiner Regie Bindeglied zur Geschäftsführung dar. Er hat sich das Thoraxzentrum mit jährlich ist sowohl in operativer als auch in stra- 18.000 ambulanten und stationären tegischer Hinsicht verantwortlich für Patienten zum drittgrößten Thoraxzen- alle medizinischen Themen innerhalb trum Deutschlands und damit zu einer des EvK und bildet eine Brücke zwi- der bedeutendsten Behandlungseinrich- schen niedergelassenen Ärzt*innen und tungen für Erkrankungen der Lunge Krankenhausärzt*innen. Die Amtsperi- und der Atemwege entwickelt. ode erstreckt sich auf vier Jahre. Dr. Erich Hecker „Wir müssen von anderen Fachbereichen lernen“ Viel Resonanz auf den 4. Uro-Geriatrie-Tag Kontakt: EvK Witten Spannende Themen und interessante Diskussionen Klinik für Urologie zeichneten den 4. Deutschen Uro-Geriatrie-Tag Prof. Dr. Andreas Wiedemann aus: Prof. Dr. Andreas Wiedemann, Deutschlands 02302.175-2521 erster Professor für Uro-Geriatrie und Chefarzt der Klinik für Urologie am Evangelischen Kran- kenhaus Witten, hatte dazu in das Ardey Hotel Witten eingeladen. Knapp 50 Teilnehmer*innen tauschten sich über Themen aus dem Grenzgebiet zwischen Urologie und Geriatrie aus. Das Fazit der Fachveranstaltung: „Wir alle müssen gerade bei hochbetagten Patient*innen unser schmales Brett verlassen und von anderen Fachbereichen lernen. Während der junge Patient nur eine Erkrankung hat, die isoliert behandelt wird, haben ältere Pati- enten häufig nicht nur auf dem eigenen Fachgebiet gesundheitliche Probleme, sondern viele Erkran- kungen, die aus allen Fachgebieten in meinen Bereich hereinragen“, sagt Prof. Dr. Andreas Wiedemann. Der 4. Uro-Geriatrie-Tag wurde in Kooperation mit dem Arbeitskreis „geriatrische Urologie“ der Deutschen Gesellschaft für Urologie und dem Arbeitskreis „Inkon- Freuten sich über die große Resonanz beim Uro-Geriatrie-Tag: die Re- tinenz“ der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie organi- ferenten Dr. Klaus Becher, Prof. Dr. Andreas Manseck, Prof. Dr. Andreas siert. Er fand unter der Schirmherrschaft der Deutschen Wiedemann, Corinna Gedding und Prof. Dr. Hans-Jürgen Heppner (v.l.). Kontinenzgesellschaft statt.
MEDIZIN 11 Krebspatientin dankt EvK nach überstandener Therapie für die Unterstützung Annegret Nierhoff sammelt Spenden für Palliativstationen in Witten und Castrop-Rauxel Der Förderverein Palliativ-Station des Evangelischen Krankenhauses Kontakt: Witten und der Förderverein Palliativstation im Evangelischen Kranken- EvK Witten haus Castrop-Rauxel freuen sich über eine Spende in Höhe von jeweils 200 Klinik für Onkologie Euro. Das Geld kam bei einem Glühweinumtrunk zusammen, den Anne- 02302.175-2343 gret Nierhoff Ende vergangenen Jahres veranstaltet hatte. Mit der Spende möchte sie Danke sagen für die Unterstützung in einer für sie schweren Zeit. Es war im November 2017, als der Nach vier Zyklen Chemotherapie Befund einer routinemäßigen Magen- folgte die OP, die sie im Rhein- spiegelung ihr den Boden unter den land durchführen ließ, weil sie hier Füßen wegzog. Krebs. Am Ende der Freunde und Familie unterstützen Speiseröhre im Übergang zum Ma- konnten. Nach dem Eingriff, bei dem gen hatte sich ein bösartiger Tumor der bösartige Tumor und mit ihm gebildet. „Ich habe das damals gar der Magen entfernt wurde, sammelte nicht richtig begriffen“, sagt Anne- Annegret Nierhoff zunächst drei Wo- gret Nierhoff rückblickend. Wie in chen lang in der Reha Kraft. Dann Trance ließ die gelernte Kranken- folgte die notwendige postoperative schwester weitere Untersuchungen Chemotherapie für noch einmal 2 über sich ergehen, stets die Worte Monate. Trotz der Kraft raubenden eines Chirurgen im Ohr, ihr Befund Behandlung verlor sie nie den Mut sei kein Todesurteil. Mit einer Che- und bewahrte sich stets ihre Lebens- motherapie im Evangelischen Kran- freude. So schmückte sie zum Beispiel kenhaus Witten bereitete sie sich auf inmitten eines Stimmungstiefs ihren die schwere OP vor. Die verwitwete Infusionsständer kurzerhand mit Luft- Dortmunderin hatte sich bewusst schlangen und entlockte damit nicht gegen eine ambulante Therapie nur sich selbst ein Lächeln, sondern entschieden – und den stationären auch den EvK-Mitarbeitenden. „Ich Aufenthalt zu keiner Zeit bereut. fühlte mich hier immer gut aufgeho- „Alles war optimal organisiert, das ben“, sagt sie. Team war sehr nett und wusste so- fort, ob man allein sein wollte oder Auch deshalb hält Annegret Nierhoff ein Gespräch brauchte. Allein hätte rund vier Jahre nach der Diagno- Annegret Nierhoff ich das alles gar nicht geschafft“, se noch Kontakt zur Klinik. Jüngst sagt die heute 60-Jährige. Und: Die berichtete sie sehr zur Freude von sen, ohne Magen zu leben. Wer den Klinik hatte ihr ermöglicht, auch Dr. Hackmann von den gesammelten Austausch in einer Selbsthilfegruppe während der Therapie nicht auf ihre Spenden und davon, dass sie seit der scheut, der kann sich auch gern an sie Freizeitaktivitäten verzichten zu Therapie viel bewusster und gesünder wenden: Tel. 0151/28731057. müssen. Klinik-Aufenthalt, Aqua- lebt: „Ich genieße jeden Tag, als wäre „Wir freuen uns immer, von Frau jogging, und Kegeln – Annegret es der letzte und nehme mir viel Zeit Nierhoff zu hören – zumal mit so Nierhoff freute sich, dass sie alles für schöne Dinge“, so die Rentnerin. einer tollen Aktion. Ihr guter Ver- unter einen Hut bekam. Schließlich Doch so weit zu kommen, erfordert lauf über jetzt schon 4 Jahre kann hatte Dr. Christoph Hackmann, viel Kraft und die Bereitschaft, sich anderen Betroffenen Mut machen, Chefarzt der Klinik für Onkologie mit der Erkrankung auseinander- sich auf eine anstrengende Therapie und Hämatologie im EvK Witten, zusetzen. Betroffenen rät Annegret einzulassen und die Hoffnung nicht ihr genau dazu geraten: „Möglichst Nierhoff deshalb, sich vor allem in zu verlieren. Das Licht am Ende des alles weiterlaufen lassen und stets in der Anfangszeit mit Menschen auszu- Tunnels scheint dann etwas heller“, Bewegung bleiben.“ tauschen, die ebenfalls lernen müs- so Dr. Hackmann.
12 CORONA Triage – Vorsicht vor falscher Panikmache Jeder Klinikalltag hält weitreichende Entscheidungen bereit – Ethik-Komitee bietet Unterstützung bei schwierigen Fragen Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie löst ein Begriff in der Be- völkerung immer wieder Unsicherheit aus: Triage. „Vorsicht vor falscher Panikmache“, warnt Pfarrer Frank Obenlüneschloß (Foto), Theologischer Direktor und Vorsitzender des Ethik-Komitees der Ev. Krankenhausge- meinschaft Herne | Castrop-Rauxel. Der Theologe, der 12 Jahre für die Notfallseelsorge in Einsatz war, warnt davor, ohne Not Furcht zu verbrei- ten. Triage ist zu einem Ob Triagierung oder nicht, wenn es geht, das Ethik-Ko- Reizwort geworden, um weitreichende Entschei- mitee steht beratend seitdem Corona in un- dungen zu einzelnen und unterstützend zur ser Leben Einzug ge- Patienten Seite. In dem Gremi- halten hat. Dabei steht um sitzen neben den die Entscheidung, Mediziner*innen, welche*r Patient*in die die Fakten erhält zuerst Hilfe, zu ihren ein- in jeder Zentralen zelnen Fällen Notaufnahme ei- vorstellen, auch nes Krankenhauses Vertreter*innen 24 Stunden am Tag an. „Wir anderer Berufsgruppen, dürfen nicht vergessen, dass damit möglichst viele unter- dies für unsere Medizinerinnen schiedliche Standpunkte gehört und Mediziner insbesondere werden. Auch Patientenver- in den Notaufnahmen Klini- fügungen spielen eine wichtige kalltag und Bestandteil ihrer Rolle. Die endgültige Entschei- professionellen Ausbildung dung liegt beim Arzt. „Doch ist“, erklärt Frank Obenlü- egal, wie diese Entscheidung neschloß. ausfällt, es ist eine Entscheidung, die wir als Ethiker*innen und Trotzdem hatte auch die Ev. Seelsorger*innen ethisch mittra- Krankenhausgemeinschaft vor einer gen. Der jeweilige Arzt weiß uns möglichen Zuspitzung der Pandemie- an seiner Seite“, versichert der Situation in den Krankenhäusern zu Theologische Direktor. keiner Zeit die Augen verschlossen und sich der Problematik gestellt. In Die medizinischen Kriterien sind der Task Force Corona wurde z.B. ein klar definiert durch die Empfeh- Notfallplan entwickelt, in dem präzise lungen der jeweiligen Fachgesell- festgelegt ist, wie Stationen kurzfris- schaften bzw. durch die Leitlinien tig umstrukturiert und entsprechen- der divi (Deutsche interdisziplinä- de Teams aus Mediziner*innen und re Vereinigung für Intensiv- und Pflegekräften zusammengestellt werden Notfallmedizin). Hierbei handelt können, oder, wann Patient*innen in es sich um rein medizinische Para- andere Krankenhäuser verlegt werden. meter. „Es zählt nicht, ob jemand Erst wenn sämtliche Handlungsmög- systemrelevant, behindert oder lichkeiten ausgeschöpft sind, kann es zu ungeimpft ist. Entscheidend sind einer Triagierung kommen. Doch da- rein organische Behandlungschan- von ist man zurzeit und war man auch cen“, betont der Vorsitzende des in den früheren Wellen weit entfernt. Ethik-Komitees.
CORONA 13 Mitarbeitende zeigen gesellschaftliche Verantwortung Impfquote in der Ev. Krankenhausgemeinschaft liegt bei 96 Prozent Impfen, impfen und nochmals impfen – nur so lässt sich die Corona- Sicherheit ist Trumpf in den Kran- Pandemie in den Griff bekommen, lautet die Botschaft der Experten. kenhäusern der Ev. Krankenhausge- Deshalb startete die Ev. Krankenhausgemeinschaft an ihren Standorten in meinschaft. Das galt vom Tag 1 der Herne, Castrop-Rauxel und Witten sofort eine große Impfaktion für ihre Pandemie an und wurde im Laufe Beschäftigten, kaum dass der ersehnte Impfstoff Anfang 2021 zur Verfü- der Monate immer weiter ausgebaut gung stand. Inzwischen liegt die Impfquote bei den Mitarbeitenden des und perfektioniert. Inzwischen gilt Gesundheitsunternehmens bei 96 Prozent. „Für uns ist diese hohe Zahl für sämtliche Mitarbeitenden, egal ein deutliches Zeichen dafür, dass sich unsere Mitarbeitenden ihrer großen welcher Berufsgruppe sie angehö- Verantwortung für die Sicherheit unserer Patientinnen und Patienten be- ren, ein tägliches Symptom-Selbst- wusst sind“, sagt Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter. monitoring. Darüber hinaus muss zweimal in der Woche ein Selbsttest Hausinterne Aktionen hatten allen tende aus den eigenen Reihen durchgeführt werden. Die Ergeb- Berufsgruppen des Unternehmens waren, die sowohl in den Vorbe- nisse sind alle präzise zu dokumen- einen unkomplizierten Zugang reitungen für die Impfaktionen als tieren. Diese Maßnahme ist Teil der sowohl zu Erst- und Zweitimpfung auch bei der Durchführung aktiv umfassenden Verhaltensvorgaben als auch zum Boostern geboten. waren. Zusätzlich war im EvK für alle Beschäftigten, die in der Darüber hinaus zeigten viele Mitar- Herne noch ein Team Freiwilliger Task Force der Ev. Krankenhaus- beitende Eigeninitiative und holten im Einsatz, das sich für die große gemeinschaft beschlossen wurden. sich ihre Auffrischungsimpfungen Aktion „Adventsimpfen“ der Stadt Das zentrale Gremium des Ge- bei ihren Hausärzten und in den Herne gemeldet hatte. An einem sundheitsunternehmens unter dem örtlichen Impfzentren der verschie- Adventssamstag impften sie im Vorsitz des Krankenhaushygienikers denen Städte. Seminarzentrum des Krankenhauses Dr. Uwe Werfel hat die Aufgabe, 292 Bürgerinnen und Bürger. Be- sämtliche neuen Entwicklungen in Persönliches Engagement und Ein- sonders stolz waren die Beteiligten, Wissenschaft und Gesundheitspolitik satz bewiesen die Beschäftigten der dass darunter 53 Personen waren, zu verfolgen und daraus Handlungs- Ev. Krankenhausgemeinschaft aber die man für die Erstimpfung gewin- anweisungen für den Klinikalltag zu auch dadurch, dass es stets Mitarbei- nen konnte. erstellen.
14 CORONA Licht am Horizont Krankenhaushygieniker Dr. Uwe Werfel zur Entwicklung der Corona-Lage Seit Ausbruch der Pandemie spielt Dr. Uwe Werfel als Krankenhaushygi- Omikron gilt als weniger gefähr- eniker eine zentrale Rolle in der Ev. Krankenhausgemeinschaft, wenn es lich als Delta. Lässt das Rück- darum geht, größtmögliche Sicherheitsbedingungen für Patient*innen, schlüsse auf zukünftige Varian- Besucher*innen und Mitarbeiter*innen zu schaffen. Als Vorsitzender der ten zu? Task Force Corona steuert er die unternehmensweiten Entscheidungen, Omikron ist deshalb ungefährlicher, welche Strukturen geschaffen werden müssen, damit das Virus die Versor- aber auch ansteckender, weil es sich in gung der Kranken nicht in Gefahr bringt. Als Impfkoordinator organisier- den oberen Atemwegen festsetzt, wäh- te er darüber hinaus die hausinternen Impfungen der Stufen 1 und 2 sowie rend sich Delta tief in der Lunge ange- das Boostern. Wir wollten von ihm wissen, wie er die Entwicklung der siedelt hatte. Ungeimpfte oder bisher Corona-Lage einschätzt. noch nicht infizierte Menschen können Wir alle sehnen uns nach mehr Normalität. Können Sie uns Hoffnung machen? Wenn ich die momentane Situation betrachte, sehe ich zunächst einmal, dass immer noch nicht genug Menschen immunisiert sind. Man spricht davon, dass 75 % der Bevölkerung vollständig geimpft und 50 % geboostert sind. Wir brauchen aber eine Immunitätsrate von mindestens 85 %. Problematisch ist, dass in Deutschland die Datenerhebung so schlecht ist, wir z.B. nicht genau wissen, wie viele Menschen mittlerwei- le tatsächlich von dem Virus infiziert wurden. Regelmäßige Erhebungen in repräsentativen Bevölkerungsgruppen wären hier sehr hilfreich. Krankenhaushygieniker Dr. Uwe Werfel Wir haben mit Covid-19 ange- aber auch durch Omikron schwer fangen, dann kamen die briti- erkranken. Virologen wie Prof. Dr. Ulf sche, die südafrikanische und Dittmer aus Essen sagen, dass das Virus die brasilianische Variante. Del- aus rein evolutionären Gründen nicht ta war die nächste Steigerung gefährlicher wird als seine Vorgänger und und nun haben wir es mit Omi- damit nach und nach an Schrecken ver- kron zu tun. Wird sich die Kette lieren wird, eine Hoffnung und wissen- der Varianten weiter fortsetzen? schaftliche Position, die ich teile. Solange wir weltweit noch eine so hohe Virusaktivität haben, werden sich Was erwartet uns vor diesem weitere Varianten entwickeln. Deshalb Hintergrund im nächsten Herbst? müssen wir alle ein Interesse daran ha- Wie im Vorjahr können wir davon ben, dass Länder wie die in Afrika mit ausgehen, dass es im Sommer zu einer einer aktuellen Impfrate von 10 % Beruhigung der Situation kommen wird. unbedingt von uns mit Impfstoff un- Ob der Herbst 2022 entspannter ausfallen terstützt werden. Unabhängig von der wird, hängt stark davon ab, ob es uns humanitären Frage, können wir es nur gelingt, die noch bestehende Impflücke so schaffen, dass sich weniger Mutanten zu schließen. Als Zielwert müssten aus bilden. meiner Sicht mindestens
CORONA 15 90 % der Bevölkerung in der Altersgrup- pe ab 50 zweimal geimpft oder besser noch geboostert sein. Würde eine 4. Impfung die Si- cherheit für alle erhöhen? Ich halte es für falsch, die komplette Bevölkerung alle 3 bis 6 Monate zu impfen. Folgeimpfungen z.B. mit einem Omikron-angepassten Impfstoff können für vulnerable Personengruppen sinnvoll sein. Das sind aus meiner Sicht Menschen über 80 Jahre, Menschen mit bestimm- ten Vorerkrankungen. Auch für die Berufsangehörigen, die professionell mit vulnerablen Personengruppen umgehen, wird es in Abhängigkeit vom weiteren Verlauf der Pandemie möglicherweise eine weitere Impfempfehlung geben. Schutzkleidung, Desinfektion von Oberflächen, Testungen und das Tragen von Masken – Werden Masken in Zukunft Maßnahmen zum Schutz vor Ansteckung mit dem Corona-Virus. auch weiter zu unserem Lebens- alltag gehören? das saisonale Tragen von OP-Masken bei durchaus beibehalten sollten. Das betrifft Für den kommenden Herbst gehe ich Kontakt zu Patienten begrüßen würde, das effektive regelmäßige Lüften genauso davon aus, dass wir weiterhin Masken be- denn in den vergangenen zwei Jahren wie die Tatsache, dass wir gelernt haben, nötigen. Als Krankenhaushygieniker kann haben wir deshalb kaum Influenza- im Falle von Erkältungssymptomen, kon- ich nur sagen, dass ich auch darüber hin- Aktivitäten beobachtet. Überhaupt gibt sequent vom Arbeitsplatz fernzubleiben, aus zumindest in den Erkältungsmonaten es aus Sicht der Hygiene Einiges, was wir um niemanden anzustecken. Blicken Sie mit Optimismus in die Zukunft? Auf jeden Fall, denn schon jetzt können wir sagen, dass wir wesentlich besser dastehen als vor einem Jahr um diese Zeit, auch wenn viele Menschen das nicht so empfinden und in erster Linie die Belastung sehen. Uns stehen neue Medikamente zur Verfügung, um die Prognose für COVID-19-Patienten mit Risiko für einen schweren Verlauf deutlich zu verbessern. Und wir sollten uns glücklich schätzen, dass es so schnell gelungen ist, einen Impfstoff zu entwi- ckeln. Die Situation in unseren Kliniken und auch im privaten Umfeld hätte sonst ganz anders ausgesehen. Der Schlüssel für die Lösung des Problems liegt vor uns auf dem Boden, wir müssen uns nur bücken und ihn aufheben. Wenn die noch beste- hende Impflücke in unserer Bevölkerung geschlossen wird, können wir deutlich entspannter dem Ende der Pandemie entgegensehen.
16 PALLIATIV Palliativmedizin als Herzensangelegenheit Dr. Katja Vogelsang ist neue ärztliche Leitung der Palliativstation am EvK Die Palliativstation am Evangelischen Krankenhaus Herne-Mitte Kontakt: hat eine neue ärztliche Leitung: Dr. Katja Vogelsang (Bild). Einigen EvK Herne Patient*innen ist sie bereits durch ihre Tätigkeit in der Multimodalen Palliativstation Schmerzmedizin bekannt, für die sie schon seit Januar 2020 am EvK im Dr. Katja Vogelsang Einsatz ist. Dass nun die Palliativmedizin zu ihrem Zuständigkeitsbe- 02323.498-2201 reich hinzugekommen ist, erfüllt sie mit großer Freude. „Die Palliativ- medizin war für mich immer eine echte Herzensangelegenheit“, strahlt die ärztliche Leiterin. Was Dr. Katja Vogelsang besonders ptome“, erläutert sie. Die meisten gefällt, ist die intensive Betreuung der Erkrankten auf der Station sind Patient*innen und Angehörigen. „Es Krebspatient*innen, für die es kei- macht mir Freude, so viel Zeit mit ne heilende Therapiemöglichkeit dem einzelnen Menschen verbringen mehr gibt, aber deren Lebensqualität zu können“, sagt sie. Den Menschen und das allgemeine Wohlbefinden ganzheitlich zu betrachten, ihn auch durch die Palliativbehandlung gestei- in seinem sozialen Umfeld wahrzu- gert werden kann. nehmen, das ist es, was ihr Freude bereitet. Dies gelingt besonders gut Darüber hinaus hat die neue ärztli- auf einer Station, deren Team sich aus che Leiterin vor, auch Betroffenen vielen verschiedenen Berufsgruppen einen Zugang zur Palliativstation zu zusammensetzt: Medizin, Pflegen- bieten, die keine Tumorerkrankung de, Therapeuten, wie Physio- oder haben, sondern unter einer lebensbe- Kunsttherapeuten, Psychoonkologie, grenzenden Erkrankung leiden, wie on wieder stärker nach außen öffnen. Sozialberatung, Seelsorge und Ehren- z.B. einer Herzschwäche oder einer „Nach wie vor gibt es in der Bevöl- amt. neurologischen Erkrankung. kerung Hemmungen beim Umgang mit dem Thema Palliativmedizin und Dass Dr. Katja Vogelsang nicht nur Pläne für die Zukunft der Station noch immer beobachten wir Vorur- Palliativmedizinerin, sondern auch hat Dr. Katja Vogelsang eine ganze teile, Ängste. Diese möchte ich gern Schmerzmedizinerin ist, kommt ihrer Reihe. Sobald es die äußerlichen abbauen, um den Blick der Menschen Arbeit auf der Palliativstation sehr Rahmenbedingungen erlauben, die für das Wunder der palliativen Ver- zugute. „Bei vielen unserer Patienten zurzeit noch immer durch Corona sorgung zu öffnen“, sagt die ärztliche ist der Schmerz eines der Hauptsym- diktiert werden, möchte sie die Stati- Leiterin. Eine Spende für die Palliativstation Sabrina und Andreas Schipp (Bildmitte) wollten sich ursprünglich mit einem Stand am Weihnachtsbasar zu Gunsten der Palliativstation am Evangelischen Krankenhaus Castrop-Rauxel beteiligen. Doch aufgrund der aktuellen Pandemie-Lage musste die Veranstaltung kurzfristig abgesagt werden. Da waren die dekorativen Gestecke, die in dem Basar angeboten werden sollten, aber schon fertig. Das Ehe- paar zögerte nicht lange und entschloss spontan, seine dekorativen Arbeiten in der Nachbarschaft und im Freundeskreis zu verkaufen. Aus dem Erlös spendeten sie 255 Euro an den Förderverein der Pal- liativstation. Darüber freuten sich Chefarzt Christoph Schildger (Bild links) und die pflegerische Leitung der Palliativstation, Petra Lückel (Bild rechts).
PALLIATIV 17 Palliativ-Förderverein erwartet ein ereignisreiches Jahr 2022 EvK plant Anbau für Palliativstation – OB Dudda unterstützt Spendenaktion Palliativmedizinische Betreuung ist durch ihre Spende einen Beitrag Doch 2022 wird nicht nur durch den stark gefragt, Wartelisten sind an der dazu leisten, dass die schwerkranken Anbau ein besonderes Jahr für den Tagesordnung. Anlass für das Evange- Palliativpatient*innen in besonders Palliativ-Förderverein: Die Palliativ- lische Krankenhaus Herne, seine Pal- warm und freundlich gestalteten station feiert ihr 30-jähriges Beste- liativstation von sechs auf zehn Betten Räumen ihre lindernde Behandlung hen, der Ambulante Hospizdienst zu erweitern. Im Frühjahr wird der erfahren. blickt auf 25 Jahre zurück. Grund Grundstein für einen Anbau gelegt, genug, das ganze Jahr ins Zeichen der in der 1. Etage vier neue Patien- Prominente Unterstützung für die des Doppel-Jubiläums zu stellen und tenzimmer beherbergen wird und im Aktion kommt von Hernes Ober- mit einem ganzen Strauß von Ver- Erdgeschoss Platz bietet für mehrere bürgermeister Dr. Frank Dudda. Er anstaltungen die Öffentlichkeit an Tagungsräume, die zur Fort- und möchte damit ein Zeichen setzen, dem Doppel-Geburtstag teilhaben zu Weiterbildung genutzt werden sollen. welche Bedeutung er dem Projekt lassen. Kostenpunkt des geplanten Projekts: für die Stadt Herne rund 1,7 Mio. Euro. und ihre Menschen beimisst. „Wir Verteilt werden die Kosten auf meh- würden uns freuen, reren Schultern. Der Rohbau und die wenn es uns gelingt, Ausstattung des Seminarraums wird eine Spendensumme finanziert durch das EvK und die Ev. im sechsstelligen Krankenhausgemeinschaft. Für die Bereich zusam- Innenausstattung der Station möchte menzubekommen“, sich der Förderverein Palliativstati- formuliert Pfarrer on im EvK Herne und Ambulanter Frank Obenlüne- Hospizdienst e.V. stark machen. Der schloß, Vorsitzender Beirat des Vereins mit Schirmherr des Palliativ-Förder- Thorsten Kinhöfer hatte dazu eine vereins, das Ziel der Idee: die Aktion „Wir sind palliativ“. Aktion „Wir sind Alle, die sich für den Palliativgedan- palliativ“. Ein Glasbaustein für großzügige Spender – präsentiert von OB Frank ken stark machen wollen, können Dudda (l.) Dr. Katja Vogelsang und Schirmherr Thorsten Kinhöfer. Sie alle setzen sich für die Palliativarbeit ein (v.l.): Pfarrer Frank Obenlüneschloß, Dr. Katja Vogelsang, AHD-Koordinatorin Karin Leutbecher, Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter, OB Dr. Frank Dudda, Thorsten Kinhöfer und die ehrenamtliche Sterbebegleiterin Lena Behling.
18 PALLIATIV Wertvolle Unterstützung im EvK seit 10 Jahren Förderverein Palliativ-Station feiert Geburtstag Der Förderverein Palliativ-Station im Evangelischen Krankenhaus Witten Spendenkonto: feiert sein zehnjähriges Bestehen. Über all die Jahre ist er ein wertvoller Förderverein Palliativ-Station im Ev. Unterstützer geworden. Die Liste dessen, was er alles möglich gemacht Krankenhaus Witten, hat, ist lang. Und sie unterstreicht: „Ohne den Förderverein wäre auf Sparkasse Witten der Palliativstation sehr, sehr viel weniger möglich“, sagt Dr. Christoph IBAN: DE57 4525 0035 0006 6380 01 Hackmann. Er ist nicht nur als Chefarzt im EvK im Einsatz, sondern im BIC: WELADED1WTN Förderverein auch Vorstandsmitglied der ersten Stunde und weiß daher nur zu gut, wie wertvoll dessen Arbeit ist. Oft sind es Kleinigkeiten, die Kontakt: wichtig für das Wohlbefinden der schwer kranken Patient*innen sind, die EvK Witten aber die Basis-Finanzierung durch die Krankenkassen weit übersteigen. Förderverein Palliativ-Station Hier springt der Förderverein mit Spenden ein, die er zum Beispiel durch Dr. Christoph Hackmann Benefizkonzerte und -fußballturniere, Weihnachtsmärkte oder auch von 02302.175-2343 Angehörigen erhalten hat, die die Arbeit des Vereins durch persönliche Betroffenheit besonders schätzen gelernt haben. Mehr als 177.000 Euro kamen so im Laufe der Zeit zusammen. Eine beachtliche Summe, die mit Testaments, leisten Trauerarbeit und Blick auf das Wohlbefinden der Palliativpatient*innen mit viel Bedacht begleiten die Angehörigen. investiert wurde. Angespornt von dem, was der För- derverein schon erreicht hat, blickt er Zum Beispiel in ein stationseigenes 1. Vorsitzender des Fördervereins, voller Tatendrang in die Zukunft: „Als Ultraschallgerät, das den belastenden übernehmen. „Wenn Betroffene durch nächstes möchten wir einen Palliativ- Transport in die Funktionsabtei- eine schwere und manchmal unheilbare Garten in Angriff nehmen“, verrät lung erspart. Oder in ein Motomed, Krankheit aus ihrem gesunden Leben Christoph Hackmann. „Eine personelle eine Art Ergometer für individuelles gerissen werden, müssen sie erst einmal und finanzielle Kraftanstrengung.“ Da- Krafttraining vom eigenen Stuhl aus. lernen, im Alltag damit klarzukom- für – und für die vielen anderen Angeschafft wurden auch Wolkense- men“, so Christoph Hackmann. Die Ideen, die die Verantwortlichen noch gel, die bettlägerigen Patient*innen Psychologinnen helfen aber auch beim haben, um die letzte Lebensphase die Aussicht verschönern, Ventilato- Sortieren der persönlichen Angelegen- der Patient*innen so angenehm wie ren, die an heißen Sommertagen eine heiten, unterstützen bei der Erstellung möglich zu gestalten – sind Spenden erfrischende Brise herbeiwehen sowie einer Patientenverfügung oder eines jederzeit willkommen. dimmbare Stehleuchten und bequeme Massagesessel, die für eine gemütliche- re Atmosphäre und mehr Komfort in den Zimmern sorgen. Neben solchen Anschaffungen übernimmt der För- derverein auch Personalkosten, zum Beispiel für die Aroma- oder Musikthe- rapie. „Wir wissen aus Erfahrung, dass Aromen wie Zitrus oder Lavendel die Stimmung beeinflussen und mitunter schöne Erinnerungen wecken können. Das gleiche gilt für Klänge oder ge- meinsames Singen“, sagt Dr. Christoph Hackmann. Äußerst wertvoll für Patient*innen und ihre Angehörigen ist auch die psycho-onkologische Begleitung, die im EvK Witten zwei ausgebildete Psychologinnen mit Unterstützung von Krankenhausseelsorger Stephan Happel,
MEDITATION 19 Was uns stärkt Der Geruch von frischen Waffeln kommt mir aus der Wohnküche unserer Palliativstation im Ev. Krankenhaus Witten entgegen. Es ist früher Donnerstagnachmittag. Zwei Ehrenamtliche, eine Grüne Dame und ein Grüner Herr unserer Evangelischen Krankenhaushilfe backen diese Köstlichkeit, die anschließend den Patient*innen ge- bracht wird. Was für eine Überraschung! Während sie sich die Waffeln schmecken lassen, werden Erinnerungen bei der einen oder dem anderen geweckt. Da wird mit einem Mal lebendig, dass sich zum Beispiel die Familie am Sonntagnachmittag mit den Eltern, Großeltern und Geschwistern um den großen Tisch zum Kaffeetrinken traf. Dann gab es hin und wieder Waffeln mit Kirschkompott oder Vanilleeis. Unbeschwerte Stunden und lebhafte Gespräche mit den Menschen, die einem am Herzen liegen, machten solch einen Nachmittag zu etwas Besonderem, zu einer aus dem Alltag herausgehobenen Zeit. Ein paar Schritte weiter klingt aus einem der Krankenzimmer Musik durch die geschlossene Tür. Jetzt ist Zeit für die Musiktherapie. Hin und wieder erzählen Patient*innen später von der überraschend neuen Erfahrung, dass sich aus dem Gespräch zwischen ihnen und dem Musiktherapeut am Keyboard ein musikalischer Dialog entwickelt. Lebendig und bewegend ist es, vielleicht nach Jahren wieder, ein vertrautes Lied zu singen, vielleicht erst behutsam und etwas zögerlich. Mit jedem Ton wird die Stimme sicherer und klangvoller. Auch hier kann die Musik wohltuende Erinnerungen wecken. Ein gesungenes Lied oder der Duft frischer Waffeln verbreiten eine besondere Atmosphäre auf unserer Pallia- tivstation. Wie schön ist es, wenn so die eigenen Sinne in einer Weise angesprochen werden, dass Menschen in Erinnerungen eintauchen, die jetzt guttun und innerlich stärken. Denn auch in solchen Momenten vergewissern sie sich, was ihrem Leben Sinn und Bedeutung schenkt. Gerade, wenn Höhen und Tiefen im Leben, Glück und Traurigkeit, Verletzung und der Wunsch nach Heilsein so nahe beieinanderliegen, dann sind solche Augenbli- cke, in denen unerwartet Überraschendes geschieht, kostbar. Das schmeckt oder klingt nach Leben. Welchen Duft, welchen Ton und welchen Geschmack in solch einem Moment das Leben hat, empfinden wir ganz unterschiedlich. Und doch verbindet uns eine ähnliche Erfahrung: dass ich mich in diesem Moment als stimmig erlebe: mit einer Erinnerung aus meiner Lebensgeschichte, mit mir selbst, auch mit Gott und mit den Menschen, die mir am Herzen liegen. Wenn alles, und sei es nur für Augenblicke, so stimmig ist, empfinde ich das als Stärkung für Herz, Seele und Geist. Ich spüre dann eine Gelassenheit und eine innere Ruhe breitet sich aus. In dieser inneren Ruhe schaue ich viel klarer auf mein Leben, wie es ist, wo ich sonst in Hektik und Unruhe rasch den Überblick verliere. Ich kann Gelingendes von dem unterscheiden, was mir misslungen ist. Unabänder- liches steht mir so klar vor Augen wie die Dinge, die ich selbst gestalten kann. Das erlebe ich so ermutigend wie ein stärkendes Bibelwort, das ich mir oft in Erinnerung rufe. Im zweiten Timotheus-Brief im ersten Kapitel, Vers sieben heißt es: „Denn der Geist, den Gott uns geschenkt hat, lässt uns nicht verzagen. Vielmehr gibt er uns Kraft, Liebe und Besonnenheit.“ Wo Herz und Verstand unvoreingenom- men, überlegt und mit innerer Ruhe erfüllt sind, kann ich mit klarem Blick den Aufgaben und Herausforderun- gen meines Alltags begegnen. Um diese Besonnenheit kann ich Gott bitten. Dazu leihe ich mir hin und wieder auch die alten Worte des Gelassenheitsgebets. Es stammt wahrscheinlich vom amerikanischen Theologen und Philosophen Reinhold Nie- buhr. Wie wäre es, wir würden immer wieder einmal für zwei bis drei Minuten innehalten und uns den Worten dieses Gebetes überlassen und uns ihm anvertrauen: „Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ Immer wieder Momente solch einer stärkenden Gelassenheit und Gottes Segen wünscht Ihnen auf allen Lebens- wegen Pfarrer Stephan Happel, Krankenhausseelsorger
20 KULTUR Beobachtungen „Mit den ersten Bäumen, die gefällt wurden, begann die Kultur, mit den letzten endet sie!“ Das war der Titel der 2. Ausstellung in der Krankenhaus- galerie im Evangelischen Krankenhaus Castrop-Rauxel. 14 Künstler folgten meinem Aufruf und widmeten sich mit Zeichnungen, Fotografien, Aqua- rellen, Ölbildern und Karikaturen dem Thema. Das war im Frühjahr 1979 und begleitet wurde die Ausstellungseröffnung durch eine Baumpflanzung im Park, die Chefarzt Heinrich Krah vornahm. Bobachtet und begleitet von einer großen Zahl Ausstellungsbesucher*innen und Mitarbeiter*innen aus dem Krankenhaus. Schon damals ging es mir um die Bedeutung der Bäume und die Gefährdung der Natur ganz allgemein. Immer war und ist der Krankenhauspark und künden in strahlendem Blau vom für mich einen Besuch wert und so kam kommenden Frühling. Später habe ich pe bestünde? Das war der Fall und sie mir vor vielen Jahren der Gedanke, an weiteren Stellen im Krankenhaus- steht jetzt als Blickfang im Park. Samen von meinen wilden Krokussen gelände ausgesät und beobachte jetzt So ist der Park bei Patient*innen und in meinem Garten zu sammeln und im mit großer Freude den Erfolg meiner Besucher*innen ein beliebtes Ziel und Krankenhauspark auszusäen. Das Sam- Aktion! es fehlen eigentlich nur weitere Sitz- meln so tief am Boden war schwierig gelegenheiten für einen Aufenthalt in und heute für mich unmöglich und es Im Park befinden sich einige Hingu- frischer Luft und der Natur. brauchte jahrelange Geduld bis erste cker der Castrop-Rauxeler Industrie- Blüten sichtbar wurden. Der Ein- kultur. Angefangen hatte es mit der Mit fröhlichen Frühlingsgrüßen satz hat sich gelohnt. Zehntausende Anfrage der Rütgerswerke, ob Interes- Klaus Michael Lehmann Krokusse blühen jetzt auf der Wiese se an einer historischen Vakuumpum- Buchtipp: Vor dem Hintergrund des zusammenbrechenden Ostblocks Alles beginnt in den sechziger Jahren von fröhlichen Familienfesten und ver- in einem kleinen Dorf im rumänischen gnüglichen Begebenheiten. Das Buch kann in allen drei Banat, als Florentine versucht, mit Krankenhausbüchereien aus- einem Schlittenwagen das nächste Kran- Iris Wolff geliehen werden. kenhaus zu erreichen, um das Leben Die Unschärfe der Welt ihres Kindes zu retten. Mit ihrem Mann TB, Klett-Cotta 2021 Öffnungszeiten: Hannes bewohnt sie seit kurzem den EvK Herne-Mitte Pfarrhof, der bald zum Ausgangspunkt Mo-Do 9.30 – 11.30 für eine fein verzweigte Familienge- und 14.30 – 16.30 Uhr schichte wird. Fr 9.30 – 11.30 Uhr Iris Wolff zeichnet in ihrem schmalen, EvK Herne-Eickel nur 224 Seiten umfassenden Roman, Mi 11.00 – 13.00 Uhr die Lebenswege von sieben Menschen nach - angefangen in den 60er Jahren EvK Castrop-Rauxel in Rumänien über den Zusammen- Mo 15.00 – 17.00 Uhr bruch der DDR bis hin zur Gegenwart. Mi 10.00 – 12.00 Uhr Scheinbar kleine Episoden lassen ein Fr 15.00 – 17.00 Uhr stimmungsvolles Bild der jeweiligen Zeitepoche entstehen und erzählen fast EvK Witten poetisch nicht nur von der furchtbaren Geschlossen. Diktatur in Rumänien, sondern auch
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