PLUS MINUS - Aidshilfe Salzburg

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PLUS MINUS - Aidshilfe Salzburg
1/2012

                                                                                 PLUS MINUS
Informationsmagazin der AIDS-Hilfen Österreichs

                                                  HIV UND ARBEITSWELT                  |3
                                                  WENN ICH HIV-POSITIV WÄRE            |6
                                                  HIV AND YOUR SEXLIFE                 |8
                                                  ICH WEISS JA NICHT, MIT WEM ER/SIE   |11
                                                  VORHER SEX HATTE

                                                  PERSONALISIERTE MEDIZIN              |12
                                                  HIV UND ARBEIT                       |13
                                                  OÖ-AIDSTAG                           |14
                                                  POSITIV GESEHEN                      |15
PLUS MINUS - Aidshilfe Salzburg
PlusMinus 1/2012

              Die AIDS-Hilfen Österreichs
              www.aidshilfen.at
              Bei aller Vielfalt einem gemeinsamen Ziel verpflichtet. Verhinderung von       Impressum:
              Neuinfektionen, Reduzierung der Neuerkrankungen, Weiterbau eines
                                                                                             Medieninhaber und Herausgeber:
              von Solidarität und Toleranz geprägten Klimas für die Betroffenen.
                                                                                             Die AIDS-Hilfen Österreichs

               Aids Hilfe Wien · Aids Hilfe Haus · Mariahilfer Gürtel 4 · A-1060 Wien        Redaktion: Willi Maier, Aidshilfe Salzburg,
                                                                                             Linzer Bundesstr. 10, A-5020 Salzburg,
               Tel.: 01/ 59937 · Fax: 01/ 59937-16 · E-Mail: wien@aids.at
                                                                                             Tel.: 0662/ 88 14 88, Fax: 0662/ 88 14 88-3,
               Spendenkonto: 240 115 606 00 · (Bank Austria 12 000)                          E-Mail: plusminus@aidshilfen.at

                                                                                             Redaktionsbeirat (verantwortlich für den Inhalt):
                                                                                             Dr. Lydia Domoradzki, AIDS-Hilfe Tirol
               Aidshilfe Salzburg · Linzer Bundesstraße 10 · A-5020 Salzburg                 Dr. Lola Fleck, AIDS-Hilfe Steiermark
               Tel.: 0662 / 88 14 88 · Fax: 0662 / 88 14 88-3                                Dr. Renate Fleisch, AIDS-Hilfe Vorarlberg
               E-Mail: salzburg@aidshilfen.at · Spendenkonto: 02 025 666 (Raika 35 200)      DDr. Elisabeth Müllner, AIDSHILFE OBER-
                                                                                             ÖSTERREICH
                                                                                             Dr. Günther Nagele, aidsHilfe Kärnten
                                                                                             Philipp Dirnberger, MSc., Aids Hilfe Wien
               aidsHilfe Kärnten · Bahnhofstr. 22/ 1 · A-9020 Klagenfurt                     DSA Maritta Teufl-Bruckbauer, MAS, Aidshilfe
               Tel.: 0463 / 55 128 · Fax: 0463 / 51 64 92                                    Salzburg
               E-Mail: kaernten@hiv.at · Spendenkonto: 92 011 911 (PSK 60 000)
                                                                                             Beiträge von:
                                                                                             Willi Maier, Dr. Lola Fleck, Günther Polanz,
                                                                                             Maga. Johanna Swoboda, Maga. Birgit
               AIDSHILFE OBERÖSTERREICH · Blütenstraße 15/2 · A-4040 Linz                    Leichsenring, Dr. Lydia Domoradzki
               Tel.: 0732 / 21 70 · Fax: 0732 / 21 70-20
                                                                                             Grafik: Jetzt neu! · Druck: Klampfer Druck
               E-Mail: office@aidshilfe-ooe.at · Spendenkonto: 01 002 161 83                 Auflage: 8.000 · gedruckt auf Recyclingpapier
               (Hypobank 54 000)                                                             Erscheinungsweise: vierteljährlich

                                                                                             PlusMinus ist das Informationsmagazin
                                                                                             der AIDS-Hilfen Österreichs. Es richtet sich
               AIDS-Hilfe Steiermark · Schmiedgasse 38/ 1 · A-8010 Graz                      an alle, die das Thema HIV und AIDS
               Tel.: 0316 / 81 50 50 · Fax: 0316 / 81 50 506                                 interessiert oder berührt, an Kranken-
               E-Mail: steirische@aids-hilfe.at · Spendenkonto: 92 011 856 (PSK 60 000)      häuser, ÄrztInnen, Pflegeeinrichtungen,
                                                                                             soziale Institutionen, engagierte Privat-
                                                                                             personen – vor allem aber an diejenigen
                                                                                             Frauen und Männer, die unmittelbar
               AIDS-Hilfe Tirol · Kaiser-Josef-Straße 13 · A-6020 Innsbruck                  davon betroffen sind. Praktische und
               Tel.: 0512 / 56 36 21 · Fax: 0512 / 56 36 219                                 wissenschaftliche Aspekte der HIV/AIDS-
                                                                                             Prävention, Neues aus Wissenschaft und
               E-Mail: tirol@aidshilfen.at · Spendenkonto: 03 893 060 800 (BA 12000)         Forschung, Aktuelles zur Kombinations-
                                                                                             therapie, politische, soziale und gesell-
                                                                                             schaftliche Fragestellungen zu HIV, AIDS
               AIDS-Hilfe Vorarlberg: · Kaspar-Hagen-Straße 5/1 · A-6900 Bregenz             und anderen sexuell übertragbaren
                                                                                             Krankheiten, rechtliche und psychosoziale
               Tel.: 05574 / 46526 · Fax: 05574 / 46 526-20                                  Aspekte in der Betreuung von Betroffe-
               E-Mail: contact@aidshilfe-vorarlberg.at · Spendenkonto: 10 193 263 114        nen, Aktuelles aus den einzelnen AIDS-
               (Hypobank 58 000)                                                             Hilfen und von internationaler Ebene,
                                                                                             Rezension, Daten, Zahlen und Termine
                                                                                             sind Inhalt des Magazins.
                                                                                             Unsere LeserInnen sind herzlich dazu ein-
Servicestellen der AIDS-Hilfen Österreichs                                                   geladen, uns ihre Meinungen, Anregungen
                                                                                             und Wünsche in Form von Leserbriefen
                                                                                             mitzuteilen. Die Redaktion ist bemüht, so
Redaktionsbüro Aidshilfe Salzburg:                   Medienservice Aids Hilfe Wien:
                                                                                             viele und so vielfältige Stimmen wie mög-
Linzer Bundesstraße 10 · A-5020 Salzburg             Aids Hilfe Haus, Mariahilfer Gürtel 4   lich zu Wort kommen zu lassen, muss
Tel.: 0662 / 88 14 88 · Fax: 0662 / 88 14 88-3       A-1060 Wien · Tel.: 01 / 595 37 11-81   sich jedoch im Einzelfall die Entscheidung
E-Mail: plusminus@aidshilfen.at                      Fax: 01 / 595 37 11-17                  über den Abdruck vorbehalten.
                                                     E-Mail: wien@aids.at
                                                                                                    PlusMinus wird unterstützt von

                           Gefördert durch das Bundesministerium für Gesundheit
PLUS MINUS - Aidshilfe Salzburg
PlusMinus 1/2012

Editorial
■ Wie krank darf man als Arbeitneh-      heit und übertriebene Ängste von            „HIV am Arbeitsplatz“ gestartet, die
merIn eigentlich sein? In Österreich     MitarbeiterInnen und Vorgesetzten           in dieser Ausgabe des PlusMinus vor-
gehen rund zwei Drittel der der HIV-     verursachen einen nicht zu verach-          gestellt wird. Hinzu kommt ein Bei-
positiven Menschen einer geregelten      tenden Teil des Drucks, der auf             trag der AIDS-Hilfe Tirol, der das
Arbeit nach. Der Großteil verschweigt    Betroffenen im Arbeitsalltag lastet.        Thema „HIV und Arbeit“ tiefgründiger
die Infektion aus Angst vor Diskrimi-    Die AIDS-Hilfen Österreich haben            beleuchtet. Auch die Rubrik „Positiv
nierung und Stigmatisierung, die ihm     sich deshalb dieses Themas angenom-         gesehen“, die dieses Mal von der AIDS-
oder ihr schlussendlich den Job kosten   men und rund um den Welt-AIDS-              Hilfe Salzburg beigesteuert wird, be-
könnte. Unaufgeklärtheit, Unwissen-      Tag 2011 die Solidaritätskampagne           fasst sich mit dieser diffizilen Thematik.

HIV/AIDS und Arbeitswelt
Von Dr. Lydia Domoradzki*

■ Aufgrund der enormen Fortschritte      20 Jahren – mit Diskriminierung und         Trotzdem sind viele erfolglos auf Job-
in Medizin und Forschung ist HIV/        Ausgrenzung. So hat die gesundheit-         suche, weil sie nicht über eine ent-         *Dr. Lydia Domoradzki,
AIDS im Verlaufe der letzten einein-     liche Verbesserung in vielen Bereichen      sprechende Arbeitsbiografie verfügen,        Leiterin der AIDS-Hilfe
halb Jahrzehnte zu einer chronischen     des Alltags und der Lebensrealität          z. B. lange Krankenstände aus ver-           Tirol
Erkrankung geworden. Dies bedeutet,      HIV-positiver Menschen noch kaum            gangenen Jahren nicht zufriedenstel-
dass in sehr kurzer Zeit ein tiefgrei-   Spuren hinterlassen. Die Betroffenen        lend erklären können, ohne ihren
fender Wandel stattgefunden hat.         selbst sprechen nicht über ihre Infek-      positiven HIV-Status preiszugeben und
Die einstmals häufig recht schnell zum   tion, weil sie Angst haben, ihre Exis-      quälen sich mit den Misserfolgen
Tode führende Erkrankung, gegen die      tenz aufs Spiel zu setzen, ihren Job zu     dieses irgendwann als sinnlos emp-
es keine wirksamen Medikamente gab,      verlieren, wenn sie preisgeben, dass sie    fundenen Tuns.
ist zwar nicht heilbar, aber behandel-   infiziert sind. Sie fürchten den sozialen   Diejenigen, die berufstätig sind, sehen
bar und für einen großen Teil der Be-    Tod – den durch soziales AIDS ver-          sich häufig vor eklatante Probleme
troffenen gut handhabbar geworden.       ursachten Tod – zu sterben.                 gestellt. Ist ihr positiver HIV-Status
Diese Normalisierung im gesundheit-      Sie zahlen einen hohen Preis für diese      bekannt, so kommt es immer wieder
lich-medizinischen Bereich hat aber      Geheimhaltung. Sie zahlen mit der           zu Diskriminierungen, Ausgrenzung,
auch dazu geführt, dass HIV/AIDS         Belastung des Schweigens, des Sich-         übler Nachrede, Mobbing und eben
unsichtbar geworden ist. Die Bilder      Ausgegrenzt-Fühlens. Besonders gra-         immer wieder auch zum Verlust des
der vom Tode gezeichneten Körper         vierend sind die Auswirkungen des           Arbeitsplatzes.
sind aus den Medien verschwunden –       sozialen AIDS auf die Berufstätigkeit
und mit diesen auch die Betroffenen      – und damit auf die materielle Existenz     ArbeitnehmerInnen, die ihren positi-
aus dem öffentlichen Bewusstsein.        und einen bzw. den zentralen Aspekt         ven HIV-Status geheim halten, weil
Den meisten von ihnen sieht man ihre     von Identitätsstiftung und Sinnfindung.     sie die Konsequenzen einer Offen-
Erkrankung nicht (mehr) an.                                                          legung fürchten, stehen unter enor-
                                         Die meisten Betroffenen sind heute          mem Druck, weil Verschleierungs-
Die Gesellschaft hat mit der medizini-   den Anforderungen ihres Berufes gut         und Geheimhaltungsbemühungen ein
schen Entwicklung in Richtung Nor-       gewachsen und in ihrer Leistungs- und       hohes Maß an Energie absorbieren
malisierung nicht Schritt gehalten.      Arbeitsfähigkeit kaum oder gar nicht        und die Lebensqualität massiv beein-
Sie reagiert auf Betroffene wie vor      eingeschränkt.                              trächtigen.

                                                                                                                                  3
PLUS MINUS - Aidshilfe Salzburg
PlusMinus 1/2012

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PLUS MINUS - Aidshilfe Salzburg
PlusMinus 1/2012

Diese unerfreuliche Realität wird kaum    POSITIVE EINSTELLUNG                      ben in Kontakt zu treten, um auch
jemals durch böse Absicht verursacht.     Eine Informationskampagne der             direkt vor Ort Information, Schulung
Vielmehr ist es so, dass Verhalten und    AIDS-Hilfe Tirol zu HIV/AIDS und          und Beratung anbieten zu können.
Umgangsweisen sowohl von Arbeit-          Arbeitswelt
geberInnen, Vorgesetzten wie Kolleg-                                                Befragt man Betroffene nach ihren
Innen durch diverse Unsicherheiten        Aufgrund dieser Fakten und des diesen     Wünschen am Arbeitsplatz, so steht
und Ängste geprägt sind, dass viele       innewohnenden Handlungsbedarfs            an erster Stelle ein selbstverständlicher,
Fragen, Vorbehalte und Vorurteile im      haben wir für die Jahre 2011 und          offener und vorurteilsfreier Umgang
Raum stehen. Zum einen kann dafür         2012 u. a. den Schwerpunkt „HIV           mit ihrer HIV-Infektion. Sie wünschen
mangelndes Wissen die Ursache sein,       und Arbeitswelt“ gewählt. Wir ver-        sich ein Klima und eine Haltung, die
weit häufiger jedoch sind es diffuse      folgen damit Zielsetzungen wie Infor-     es ermöglichen, KollegInnen gegen-
Ängste, die daraus resultieren, dass      mieren und Aufklären, Bewusstsein         über nicht schweigen zu müssen. Sie
in den Köpfen vieler Menschen noch        schaffen, Ängste abbauen, Diskrimi-       wünschen sich einen ganz normalen
das alte Bild von AIDS vorherrscht,       nierungen entgegenwirken sowie            Arbeitsalltag. Unser Projekt „Positive
das einer Krankheit zum Tode, und         Integration fördern.                      Einstellung“ soll dazu beitragen,
das neue Bild der durch Medikamente                                                 dass dieser Wunsch zu einem erfüll-
in Schach zu haltenden Erkrankung         Als ersten Schritt haben wir den          baren wird.
noch nicht Eingang gefunden hat.          Folder „Positive Einstellung“, der
                                          sich sowohl an ArbeitgeberInnen als
Wir wissen, dass der für Betroffene       auch ArbeitnehmerInnen richtet und
in der Berufswelt am meisten beein-       wichtige Informationen zum Bereich
trächtigende Faktor die Angst ist als     HIV/AIDS und Arbeitswelt enthält,
HIV-positiv „geoutet“ zu werden.          erstellt. Er wird vielfältig eingesetzt
Die Personengruppe, die am seltensten     und soll möglichst breit gestreut über-
über eine HIV-Infektion informiert        all dort verteilt werden, wo ein Zu-
wird, ist die der ArbeitskollegInnen –    sammenhang mit dieser Thematik
deren Nicht-Wissen und das eigene         gegeben ist.
von den Verhältnissen erzwungene          Um gezielt Personen erreichen zu
Schweigen wird fast ausschließlich        können, die an wichtigen Schnittstellen
als belastend erlebt.                     sitzen, die Funktion von Vertrauens-
                                          personen oder Verantwortungsträger-
AIDS muss wieder ins Bewusstsein          Innen einnehmen, haben wir im weite-
gerückt werden, wir brauchen einen        ren Verlauf das AMS Tirol, den ÖGB
neuen, einen realitätsgerechteren Blick   und Bildungseinrichtungen wie das
auf die Betroffenen, auf ihr Leben.       WIFI kontaktiert sowie Schulungen
Die noch immer vorherrschende Ta-         bzw. Informationsveranstaltungen
buisierung, das allgemeine Schweigen      für ihre jeweiligen Zielgruppen zu
halten sie am Rand der Gesellschaft,      diesem Thema angeboten und z. T.
im Unaussprechlichen und in der er-       auch bereits durchgeführt.
zwungenen Geheimhaltung fest. Das         Angedacht ist in weiterer Folge über
ist das Gegenteil von Normalisierung.     BetriebsärztInnen mit Tiroler Betrie-                          Foto: AIDS-Hilfe Tirol

Foto: kallejipp/photocase.de
                                                                                                                                  5
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                                „Wenn ich HIV-positiv wäre…“
                                Für Sensibilisierung, gegen Diskriminierung im Gesundheitswesen!

                                ■ DER HINTERGRUND                        lage für das Projekt wurde eine Stich-   positiv wäre…“ entwickelt. Neben
                                Aufgrund der medizinischen Fort-         probe von 20 Personen (14 Männer)        der Kampagne wurde weiter ein Sen-
                                schritte ist AIDS zu einer behandelba-   herangezogen. Dabei zeigte sich, dass    sibilisierungsworkshop konzipiert, der
                                ren Erkrankung geworden, gegen die       die Betroffenen schlechte Erfahrungen    im Sommersemester 2011 und auch im
       FH-Profin. Maga. Drin.
                                Ausgrenzung Betroffener ein Rezept       in erster Linie in Arztpraxen gesam-     folgenden Wintersemester Studieren-
              Eva Brunner,
 Professur für Angewandte       zu finden, ist hingegen schwierig.       melt hatten (9 Personen), gefolgt von    den des Studienganges Gesundheits-
     Sozialwissenschaften,      Prävention muss sich der Antidis-        Arbeitsplatz und Ämtern (je 3 Per-       und Pflegemanagement angeboten
  Fachhochschule Kärnten,
                                kriminierungsarbeit annehmen und         sonen). Die Versorgung durch Zahn-       worden ist. Insgesamt nahmen dies
Studiengang Gesundheits-
    und Pflegemangement         das Phänomen „soziales AIDS“ be-         ärztInnen wurde im Vergleich zu          knapp 50 Studierende in Anspruch.
                                kämpfen. Selbst das Gesundheitswesen     praktischen ÄrztInnen und Fachärzt-      Über den gesamten Projektzeitraum
              Maga. Maga.
                                ist nicht frei von Vorurteilen: Im Ge-   Innen am schlechtesten eingestuft.       hinweg wurde starkes Augenmerk
      Michaela Wilhelmer,
   Projektmitarbeiterin der     sundheitswesen Tätige (z.B. Ärzte-       40% geben konkrete Diskriminie-          auf eine umfassende Forschungskom-
         aidsHilfe Kärnten      schaft, Pflege) haben häufig negative    rungserfahrungen an – 75 % dieser        munikation gelegt, um für Öffentlich-
                                Einstellungen gegenüber HIV-positiven    Erfahrungen beziehen sich auf Zahn-      keitswirksamkeit zu sorgen. Die Pro-
  BA Stefanie Neugebauer,
Projektmitarbeiterin „Wenn      Menschen, was sich negativ auf Inter-    ärztInnen. Negative Erlebnisse wurden    jektbausteine und deren Beziehung
     ich HIV-positiv wäre…“     aktion und Versorgung auswirken          wie folgt beschrieben: als Letzte/r an   zueinander sind in Abbildung 1 gra-
                                kann; Sensibilisierungsmaßnahmen         die Reihe kommen, Behandlungsver-        fisch dargestellt.
             Peter Kreiner,
       Projektmitarbeiter –     für diese Zielgruppe kommt eine große    weigerung oder auch mangelnde Ver-
    Layout „Wenn ich HIV-       Bedeutung zu. Daher hat die aids-        schwiegenheit.                           DIE ANTIDISKRIMINIERUNGS-
            positiv wäre…“
                                Hilfe Kärnten in Kooperation mit         Parallel zur Befragung wurde eine        KAMPAGNE „WENN ICH HIV-
        Dr. Günther Nagele,     dem Studiengang Gesundheits- und         Literaturübersicht zu themenbezoge-      POSITIV WÄRE…“
Leiter der aidsHilfe Kärnten    Pflegemanagement (FH Kärnten) das        nen wissenschaftlichen Studien als       Primäre Zielgruppe der Kampagne
                                Projekt „Wenn ich HIV-positiv wäre…“     Grundlage für das weitere Vorgehen       sind wie bereits erwähnt im Gesund-
                                im Mai 2011 gestartet.                   erstellt. Zudem wurden bestehende        heitswesen Tätige. Durch die Arbeit
                                                                         Antidiskriminierungsmaßnahmen ge-        mit Studierenden des Studienganges
                                DAS PROJEKTKONZEPT:                      sichtet, um diese in der Vorbereitung    Gesundheits- und Pflegemanagement
                                VIELE BAUSTEINE – EIN THEMA              der eigenen Initiative berücksichtigen   im Zuge der Sensibilisierungswork-
                                Das Projekt gliedert sich in unter-      zu können. Basierend auf der Kam-        shops werden neben Personen, die
                                schiedliche Bausteine: In einem ersten   pagne „If I were HIV-positive…“, die     bereits im Gesundheitswesen arbeiten
                                Schritt hat die aidsHilfe Kärnten im     in Kooperation von AIDES (Leading        (v.a. berufsbegleitende Studierende)
                                Zuge einer breiter angelegten Befra-     French HIV/AIDS and viral hepatitis      auch zukünftige Entscheidungs-
                                gung von HIV infizierten Menschen,       NGO) und der IAS (International          trägerInnen für diesen Bereich ange-
                                diese auch zu diskriminierungsrele-      AIDS Society) realisiert wurde, wurde    sprochen (v.a. Vollzeitstudierende).
                                vanten Aspekten befragt. Als Grund-      das Konzept für „Wenn ich HIV-           Die Kampagne wurde zum Weltaids-

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PLUS MINUS - Aidshilfe Salzburg
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tag 2011 präsentiert: Im Zuge einer      haben könnte. Durch die Auseinan-         und Pflegemanagement in Koope-
Pressekonferenz, Pressemitteilung und    dersetzung mit potentiellen Diskrimi-     ration mit der aidsHilfe Kärnten im
durch die Ausstellung der Kampag-        nierungserfahrungen, von denen man        Zuge der „XIX International Aids
nenmaterialien in den City Arkaden       selbst betroffen sein könnte, soll eine   Conference“ (Juli 2012, Washington
Klagenfurt und an der FH Kärnten         Sensibilisierung für die Arbeit mit       DC, USA) eine Conference Hub zum
wurde das Projekt auch einer breiteren   HIV-positiven Menschen stattfinden.       Thema Diskriminierung HIV-positi-
Öffentlichkeit vorgestellt. Die Kam-                                               ver Menschen im Gesundheitswesen.
pagnenmaterialien, die zum Einsatz       AUSBLICK                                  So können Beiträge dieser renom-
kommen, sind Flyer im Postkarten-        An der Dissemination der Kampagne         mierten Konferenz für in der Region
format (4 unterschiedliche Motive)       wird auch 2012 weiter gearbeitet          Interessierte erschlossen und gemein-
sowie ein Poster, das alle Motive ge-    werden: Neben der Ausgabe der Flyer       sam kritisch diskutiert werden.
sammelt abbildet (vgl. Abbildung 2).     in Krankenhäusern und auch Arzt-
                                         praxen, wird die Kampagne in unter-       Die Kooperation der aidsHilfe Kärnten
Inhaltlich wird bewusst mit einem        schiedlichen Formaten der Fach-           und der FH Kärnten, Studiengang
„etwas anderen“ Gedankenexperiment       öffentlichkeit vorgestellt (z.B. Zeit-    Gesundheits- und Pflegemanagement,
gearbeitet: Die im Gesundheitswesen      schriften- und Kongressbeiträge) und      für die Entwicklung von Antidis-
Tätige sollen zu Überlegungen ani-       erste Evaluationsergebnisse werden        kriminierungsmaßnahmen wird von
miert werden, welche Konsequenzen        zusammengestellt werden. Zudem            der Österreichischen Forschungsför-
wohl eine HIV-Infektion für sie selbst   plant der Studiengang Gesundheits-        derungsgesellschaft (FFG) gefördert.

          Foto: aidsHilfe Kärnten
                                                                                                                           7
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                              HIV and Your SexLife –
                              ein Informationsprogramm                                                              Von Maga. Birgit Leichsenring*

*Maga. Birgit Leichsenring,
      med. Info/Doku der
  AIDS-Hilfen Österreichs
                  seit 2007

                              ■ „HIV and Your Body“ ist ein euro-        konkrete Lösungsmöglichkeiten auf-       Auch ein frühzeitiger Samenerguss
                              päisches Informationsprogramm für          zuzeigen.                                kommt vor. Bei manchen Frauen
                              Menschen mit HIV/AIDS, in welches          PlusMinus möchte Ihnen hier einige       kommt es zu einer reduzierten Be-
                              seit 2009 auch die österreichischen        diese Programminhalte vorstellen.        feuchtung und somit zu Schmerzen
                              AIDS-Hilfen involviert sind. (siehe auch                                            beim Geschlechtsverkehr. Und so-
                              PlusMinus 03/2009 und 02/ 2011).           SEXUELLE DYSFUNKTIONEN                   wohl Frauen als auch Männer können
                              Auch heuer wurde das Programm fort-        Sexuelle Dysfunktionen (SD) sind Be-     an Orgasmusstörungen leiden.
                              gesetzt, dieses Mal unter dem Titel        einträchtigungen, die das individuelle   SD können zwar diagnostiziert werden,
                              „HIV and Your SexLife“.                    Sexualleben stören können. SD können     der ausschlaggebende Faktor ist hier
                              Schwerpunkte lagen unter anderem           sich ganz unterschiedlich äußern. Es     jedoch immer das ganz individuelle
                              auf den beiden Themenblöcken „Sexu-        kann eine Veränderung in der gene-       Empfinden gegenüber der eigenen
                              elle Dysfunktionen“ und „Kinder-           rellen Erregung (Libido) auftreten,      Sexualität. Eine Dysfunktion ist also
                              wunsch“. Wenn sie auch sehr unter-         also stark gemindertes aber auch stark   auch durch den persönlichen Leidens-
                              schiedlich sind – es sind beides Themen,   gesteigertes sexuelles Verlangen, wo-    und Erwartungsdruck charakterisiert,
                              die für sehr viele Menschen mit Tabus      bei vor allem ersteres sehr häufig       der selbstverständlich bei allen Men-
                              und/oder offenen Fragen behaftet sind.     vorkommt. Manche Männer haben            schen unterschiedlich ist. Dies macht
                              Programme wie „HIV and Your Sex-           Schwierigkeiten, eine Erektion zu        es schwierig, SD exakt zu definieren
                              Life“ sind daher wichtig, um zu in-        bekommen und/oder diese aufrecht         oder eine tatsächliche Häufigkeit zu
                              formieren, Ängste zu nehmen und            zu halten (erektile Dysfunktionen).      bestimmen.

                                                                         Foto: dommy.de/photocase.de
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PLUS MINUS - Aidshilfe Salzburg
PlusMinus 4/2011

                                                                                  abgeklärt werden, denn meistens kann
                                                                                  man etwas dagegen tun. Das Um-
                                                                                  stellen von bestimmten Medikamenten
                                                                                  oder die Reduktion von Alkohol,
                                                                                  Drogen und Nikotin können helfen.
                                                                                  Werden die Probleme durch einen zu
                                                                                  niedrigen Level an Testosteron her-
                                                                                  vorgerufen, sollte eine Hormonersatz-
                                                                                  therapie angedacht. Für Erektions-
                                                                                  störungen stehen Potenzmittel (soge-
                                                                                  nannte PDE5-Inhibitoren, wie z.B.
                                                                                  Viagra®) zur Verfügung. Auch die
                                                                                  Verwendung von Gleitmitteln kann
                                                                                  (z.B. bei unzureichender Befeuchtung
• Häufigkeit sexueller Dysfunktionen     hohe Anspruch an die eigene Sexu-        der Scheide) unterstützend wirken.
In der Gesamtbevölkerung haben           alität, die momentane Stimmung,          Da besonders häufig psychische As-
vermutlich ca. 30% der Männer Pro-       Beziehungskrisen, Depressionen oder      pekte eine ausschlaggebende Rolle
bleme mit frühzeitigem Samenerguss       Ängste. Insbesondere eine Vorge-         spielen, ist unter Umständen auch eine
und etwa jeder fünfte Mann berich-       schichte mit negativen Erfahrungen       Psychotherapie hilfreich.
tet über Erektionsprobleme. Letztere     in Bezug auf Sexualität (emotionaler,
nehmen mit steigendem Alter stark        körperlicher und sexueller Missbrauch)   KINDERWUNSCH
zu, wobei eine Studie zeigte, dass die   kann sich dementsprechend auswirken.     Dank der HIV-Therapie ist es für HIV-
empfundene Belastung auf Grund der       Auch die Lebensumstände, das soziale     positive Frauen und Frauen mit einem
Erektionsstörungen gleichzeitig mit      Umfeld und der Lebensstil (insbeson-     HIV-positiven Partner mittlerweile
steigendem Lebensalter abnimmt. In       dere Alkohol und Drogen) spielen         möglich, gesunde Kinder zu bekom-
einer schwedischen Umfrage gaben         eine Rolle.                              men und aufzuziehen. Zum Thema
bis zu 45% der befragten Frauen eine                                              Kinderwunsch gibt es dennoch häufig
belastende SD an. Bei Menschen mit       • Medikamente und sexuelle Dys-          offene Fragen. So steht bereits zu Be-
HIV/AIDS treten sexuelle Dysfunkti-      funktionen                               ginn die Frage im Raum: „Wie werde
onen noch häufiger auf. In Studien       Natürlich beeinflusst nicht jedes        ich schwanger, ohne meinen Partner
gaben bis zu 50% eine SD an.             Medikament die Sexualität, aber von      oder mich selbst dem Risiko einer HIV-
                                         manchen Medikamenten ist es defi-        Übertragung auszusetzen?“
• Ursachen sexueller Dysfunktionen       nitiv bekannt. Hierzu gehören eine       Hier gibt es mehrere Möglichkeiten,
SD sind nicht auf einzelne Lebensab-     ganze Reihe an Psychopharmaka,           abhängig von der jeweiligen Situation.
schnitte beschränkt und können durch     Antidepressiva, Antipsychotika, angst-
unterschiedlichste Ursachen hervor-      lösende und schlafanstoßende Wirk-       • Selbstinsemination
gerufen werden.                          stoffe, sowie z.B. Cholesterinsenker     Die sogenannte Selbstinsemination
Zum einen können körperliche/orga-       und Medikamente gegen Bluthoch-          ist eine relativ einfache Möglichkeit,
nische Ursachen vorliegen, also z.B.     druck. Diverse Studien haben zudem       für eine HIV-positive Frau schwanger
ein Ungleichgewicht im Hormonhaus-       eine Auswirkung von HIV-Medika-          zu werden, ohne dass für den HIV-
halt, Erkrankungen des Urogenital-       menten auf die Sexualität gezeigt.       negativen Partner ein Infektionsrisiko
trakts, Herzkreislauferkrankungen,                                                durch ungeschützten Geschlechtsver-
Diabetes, Nervenschäden, Verletzungen    • Behandlungsmöglichkeiten sexuel-       kehr besteht. Hier wird einfach selb-
oder die Einnahme von bestimmten         ler Dysfunktionen                        ständig Sperma des Partners mit Hilfe
Medikamenten. Oft sind sie jedoch        Mögliche Ursachen einer sexuellen        einer Plastikspritze (ohne Nadel ver-
psychischen Ursprungs, etwa der zu       Dysfunktion sollten auf jeden Fall       steht sich) in die Vagina eingeführt.

                                         Foto: benicce/photocase.de
                                                                                                                           9
PLUS MINUS - Aidshilfe Salzburg
PlusMinus 1/2012

                                                      und Paare gleichermaßen angeboten.        • Natürliche Empfängnis
                                                      Stammt das Sperma für eine künstliche     Seit längerem ist allerdings auch eine
                                                      Befruchtung von einem HIV-negativen       ganz natürliche Empfängnis durch un-
                                                      Mann, kann es ohne weitere Aufbe-         geschützten Geschlechtsverkehr kein
                                                      reitung verwendet werden. Stammt          Tabuthema mehr, sondern zu medizi-
                                                      es von einem HIV-positiven Mann           nischer Realität geworden. Bereits
                                                      besteht ein Infektionsrisiko für die      2008 hatten Schweizer ExpertInnen
                                                      Frau und wird daher vorab mit einem       postuliert, dass bei HIV-positiven
                                                      speziellen Verfahren gereinigt. Die       Menschen unter ganz bestimmten Vor-
                                                      Spermienreinigung ist ein technisches     aussetzungen nur mehr ein zu vernach-
                                                      Verfahren, bei dem die Spermien von       lässigendes Risiko einer HIV-Über-
                                                      der Samenflüssigkeit getrennt werden.     tragung auf sexuellem Wege bestehen
                                                      In dieser Samenflüssigkeit, welche die    würde. (Hier spielen eine Viruslast
                                                      Spermien umgibt, befinden sich auch       für längere Zeit unterhalb der Nach-
                                                      die HI-Viren. Spermazellen selbst         weisgrenze dank optimaler Therapie
                                                      können von den Viren nicht infiziert      und der Ausschluss weiterer sexuell
                                                      werden. Mit dieser Methode erhält         übertragbaren Infektionen eine
             Das Paar kann also z.B. zu Hause ge-     man daher Spermien, die für eine          wesentliche Rolle.)
             schützten Geschlechtsverkehr haben       künstliche Befruchtung verwendet
             und im Anschluss das im Kondom           werden können und kein mögliches          Und immer mehr Daten belegen
             gesammelte Sperma für die Selbstin-      Übertragungsrisiko für die Frau dar-      mittlerweile, wie massiv das Übertra-
             semination verwenden. Der optimale       stellen. Diese Verfahren stehen nur       gungsrisiko innerhalb diskordanter
             Zeitpunkt hierfür ist zum Eisprung       in speziellen Laboratorien zur Ver-       Paare sinkt, wenn die Viruslast der
             der Frau, also an ihren fruchtbarsten    fügung.                                   HIV-positiven PartnerInnen mittels
             Tagen. Der Eisprung kann gut mit-                                                  konsequenter und wirkungsvoller
             tels Ovulationstest (Harntest) festge-   • Methoden der künstlichen                HIV-Therapie unter der Nachweis-
             stellt werden.                           Befruchtung                               grenze liegt. Für Paare mit Kinder-
                                                      Prinzipiell stehen drei Methoden zur      wunsch ergibt sich daraus eine neue
             • Fruchtbarkeitsstörungen und            Verfügung. Bei der intrauterinen In-      Möglichkeit. Ist der HIV-positive Mann
             künstliche Befruchtungen                 semination (IUI) werden Spermien          optimal therapiert, kann zum Zeit-
             Fruchtbarkeitsstörungen kommen           direkt von MedizinerInnen in die          punkt des Eisprunges eine Empfängnis
             häufig vor bzw. eine natürliche Em-      Gebärmutter (Uterus) eingebracht.         mittels ungeschützten Geschlechts-
             pfängnis ist nicht immer möglich.        Bei der in-vitro Fertilisation (IVF)      verkehrs erzielt werden. Zusätzlich
             In Europa ist schätzungsweise jedes      werden der Frau Eizellen entnommen        erhält ebenfalls die HIV-negative
             sechste Paar davon betroffen. Bei        und im Labor mit den Spermien ver-        Frau während dieser Zeit antiretro-
             Frauen und Männern mit HIV/AIDS          bunden. Im Anschluss werden die           virale Medikamente. Somit ist das
             ist zudem die Fruchtbarkeit im Durch-    befruchteten Eizellen in die Gebär-       Infektionsrisiko für die Frau auf ein
             schnitt generell etwas geringer als in   mutter der Frau eingesetzt. Die dritte    Minimum gesenkt. Natürlich muss
             der Gesamtbevölkerung. In diesen         Möglichkeit ist die sogenannte intra-     hier bemerkt werden, dass auch ein
             Fällen kann eine sogenannte „assis-      zelluläre Spermieninjektion (ICSI).       Minimum ein Restrisiko darstellt
             tierte Empfängnis“ helfen.               Hier wird nur ein einzelnes Spermium      und daher beide PartnerInnen aus-
             Künstliche Befruchtungen können          mittels einer dünnen Nadel aufge-         führlich informiert und einverstanden
             allerdings eine körperlich und emo-      nommen und unter dem Mikroskop            sein müssen. Die Situation ist von
             tional belastende Prozedur sein, sind    direkt in eine Eizelle injiziert. Diese   Paar zu Paar verschieden und darf
             kostenintensiv und werden nicht in       wird wiederum in die Gebärmutter          daher nur mit intensiver Betreuung
             allen Ländern und für alle Frauen        eingesetzt.                               und Beratung erfolgen.

                                                      Foto: Jenzig71/photocase.de
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PlusMinus 1/2012

Ich weiß ja nicht, mit wem er/sie
vorher Sex hatte                                    Von Lola Fleck und Günther Polanz*

■ Die Slogans „Ich weiß ja nicht, mit   übertragbare Infektion. Noch dazu         dom. Danach kennen Sie sich immer        * Lola Fleck, seit 1995
wem er vorher Sex hatte“ beziehungs-    eine, wo nichts juckt und brennt.         besser, sprechen von Beziehung und       Leiterin der AIDS-Hilfe
weise „Ich weiß ja nicht, mit wem sie   Denn 10 Jahre und mehr können ver-        irgendwann beschließen Sie, auf das      Steiermark, und
vorher Sex hatte“ waren im Dezem-       gehen, bis nach einer Ansteckung erste    Kondom zu verzichten.                    Günther Polanz, seit
ber 2011 auf 800 Plakatwänden in        Symptome der Erkrankung AIDS auf-         Sie haben irgendwie das Gefühl:          2010 Präventionsmit-
der gesamten Steiermark zu lesen.       treten. Ohne dass man selbst etwas        Liebe und „Misstrauen“ passen nicht      arbeiter der AIDS-Hilfe
                                        weiß, gibt man das Virus an seine         zusammen.                                Steiermark.
Was ist damit gemeint? Wer mit einem    SexualpartnerInnen weiter.
anderen Menschen Sex ohne Kondom                                                  Ungeschützter Sex ist nach wie vor
hat, kommt auch mit der gesamten        Um das zu veranschaulichen, laden         der häufigste Ansteckungsweg mit HIV.
sexuellen Vergangenheit seines Part-    wir Sie zu einem Gedankenexperi-          Nur Kondome schützen. Oder Sie
ners/seiner Partnerin in Kontakt –      ment ein:                                 machen beide einen HIV-Test und
zumindest wenn es um sexuell über-      Stellen Sie sich vor: Sie lernen jeman-   sind sich anschließend treu (bzw. ver-
tragbare Infektionen geht. Die HIV-     den kennen und es funkt. Das erste        wenden bei einem Seitensprung ohne
Infektion ist letztlich eine sexuell    Mal miteinander – natürlich mit Kon-      Kompromisse immer ein Kondom).

 Fotos: AIDS-Hilfe Steiermark
                                                                                                                           11
PlusMinus 1/2012

                              Personalisierte Medizin –
                              HIV-Therapie als Vorbild                                                     Von Mag. Birgit Leichsenring*

                                                                                                                 Meistens tritt diese Reaktion auf Aba-
                                                                                                                 cavir innerhalb der ersten 14 Tage auf,
                                                                                                                 zu 90% aber in den ersten 6 Wochen.
                                                                                                                 Wenn die Therapie mit Abacavir ab-
                                                                                                                 gesetzt wird, gehen auch die Symp-
                                                                                                                 tome zurück. Wird die Behandlung
                                                                                                                 fortgesetzt, können sie unter Um-
                                                                                                                 ständen stärker werden.
                                                                                                                 Es stellte sich heraus, dass fast alle
                                                                                                                 PatientInnen mit einer solchen Un-
                                                                                                                 verträglichkeit eine Gemeinsamkeit
                                                                                                                 haben – nämlich einen ganz speziellen
                                                                                                                 Abschnitt in der Erbinformation.
                                                                                                                 „HLA-B“ ist ein ganz bestimmtes
                              ■ Unter dem Schlagwort „personali-       HIV-Therapien enthalten und nach          menschliches Gen, welches in unter-
                              sierte Medizin“ versteht man medika-     den europäischen Richtlinien auch         schiedlichen Variationen vorkommt.
                              mentöse Therapien (ganz unabhängig       Bestandteil einer empfohlenen mögli-      Eine Variante davon ist das soge-
*Maga. Birgit Leichsenring,   von der Art der Erkrankung), die in-     chen Ersttherapie ist. Es handelt sich    nannte „HLA-B*5701 Allel“.
      med. Info/Doku der      dividuell auf die einzelnen Patient-     hierbei um einen sogenannten NRTI         Zusammengefasst: PatientInnen ohne
  AIDS-Hilfen Österreichs
                  seit 2007   Innen zugeschnitten sind. Denn oft       (nukleosidischer Reverse Transkrip-       das HLA-B*5701 Allel haben kaum
                              wirken Medikamente bei PatientInnen      tase Inhibitor), der einen essentiellen   ein Risiko für diese Unverträglich-
                              nicht bzw. nicht optimal oder rufen      Schritt in der Vermehrung der HI-         keit, für PatientInnen die das Allel in
                              unerwünschte Nebenwirkungen hervor.      Viren hemmt. Detaillierter gesagt,        ihrem Erbgut tragen, besteht ein deut-
                              Längst hat sich in vielen Bereichen      hemmen NRTIs das Umschreiben der          liches Risiko. Ein Zusammenhang,
                              gezeigt, dass eine „Therapie für alle“   viralen Erbinformation von der Form       der eindeutig in klinischen Studien
                              nicht immer der beste Weg ist. Das       der RNA in DNA, nachdem das Virus         belegt wurde.
                              Ziel der personalisierten Medizin ist    in eine Zielzelle gelangt ist.            In der Praxis stellt sich somit die Mög-
                              es also, Reaktionen auf Medikamente                                                lichkeit einer individuellen Therapie-
                              im Vorfeld abschätzen zu können und      Zugelassen ist Abacavir seit 1999 und     wahl. Bevor eine Therapie mit Abacavir
                              somit den betroffenen PatientInnen       seither als Einzelpräparat mit dem        begonnen wird, kann mittels eines
                              die für sie optimale Behandlung zu       Handelsnamen Ziagen® bzw. nach-           Gentests auf den beschriebenen Gen-
                              ermöglichen. Allerdings sind viele       folgend als Mehrfachpräparat in Kom-      abschnitt hin untersucht werden.
                              Ursachen für ein Nichtansprechen         bination mit anderen Wirkstoffen als      Fällt er positiv aus, sollte eine Therapie
                              auf Medikamente noch gänzlich un-        Kivexa® und Trizivir® erhältlich. Es      ohne den Wirkstoff gewählt werden.
                              bekannt, da diese meistens auf feinen    hat sich gezeigt, dass es bei ca. 5%      So wird schon im Vorfeld einer
                              genetischen Unterschieden beruhen.       der PatientInnen, die Abacavir im         Therapie die möglicherweise auftre-
                              Trotzdem ist die personalisierte         Rahmen ihrer HIV-Therapie einneh-         tende Unverträglichkeit verhindert.
                              Medizin keine reine Zukunftsvision,      men, zu einer Medikamentenunver-
                              denn in der HIV-Therapie wird sie        träglichkeit, einer sogenannten Hyper-    Dieses Beispiel zeigt, dass es bereits
                              schon angewandt: seit einigen Jahren     sensitivitätsreaktion (HSR), kommt.       Realität ist, eine Therapieentscheidung
                              hat z.B. ein spezieller Gentest Einzug   Fast alle PatientInnen mit einer sol-     ganz individuell für die einzelnen Pati-
                              in die Wahl einer HIV-Therapie ge-       chen Reaktion auf das Medikament          entInnen zu treffen und ihnen damit
                              funden.                                  erleben Fieber und Hautausschlag          die für sie bestmögliche Behandlung
                                                                       (96%). Aber auch Symptome wie             zu bieten. Im Sinne der personalisier-
                              Der antiretrovirale Wirkstoff Abacavir   Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit oder       ten Medizin stellt die HIV-Therapie
                              (ABC) ist eine Substanz, die in vielen   Kopfschmerzen können auftreten.           damit durchaus ein Vorbild dar.

                                                                       Foto: stocksnapper/photocase.de
                      12
PlusMinus 1/2012

HIV und Arbeit
Eine Solidaritätskampagne der AIDS-Hilfen Österreichs                                      Von Willi Maier*

■ Solidarität mit Menschen mit HIV/         weite Inseratenkampagne für die           Es darf hier nicht unerwähnt bleiben,   *Willi Maier, seit 2009
AIDS ist eine elementare Voraussetz-        AIDS-Hilfen finanziell nicht realisier-   dass auch die Arbeiterkammer, einige    Redakteur der Aidshilfe
ung, um diese Krankheit wirksam             bar wäre, wenn die beteiligten Print-     PolitikerInnen auf Landes- und Bun-     Salzburg
bekämpfen zu können. Obwohl der             medien sich nicht äußerst großzügig       desebene, die deutsche AIDS-Hilfe
medizinische Fortschritt HIV/AIDS           gezeigt hätten. Ebenso wertvoll war       und diverse HIV-Selbsthilfegruppen      **Quelle:
in den sogenannten westlichen Indus-        die Unterstützung der Agentur Omni-       unsere Sicht der Dinge unterstützt      http://www.oegnae-
trienationen zu einer recht gut behan-      Media, die ihre landesweiten Kontakte     haben. Schlussendlich haben aber        hiv.at/Lebensqualitaet_
delbaren, wenn auch nicht heilbaren         für unsere Zwecke nutzbar machte          Dennis Beck, Obmann der Aids-Hilfe      OeGNAe_Endbericht.pdf
Krankheit gemacht hat, prägen immer         und somit maßgeblich am Erfolg der        Wien, und Philipp Dirnberger, Leiter
noch große Ungerechtigkeiten das            Kampagne beteiligt war. Erfolgreich       der Aids-Hilfe Wien, die WKO in
Leben mit der Infektion. Natürlich          unter anderem auch, weil die Soli-        einem Gespräch überzeugen können,
haben die AIDS-Hilfen und andere            daritätskampagne vom Verband              die diskriminierenden Inhalte von
Organisationen, Vereine und Institu-        Österreichischer Zeitungen (VZÖ) in       ihrer Homepage zu entfernen.
tionen in der jüngeren Vergangenheit        der Kategorie Social Advertising mit      Dieser Fall ist traurig, aber wahr.
viel wertvolle Arbeit geleistet und         dem silbernen ADGAR, das ist einer        Und er zeigt deutlich, dass wir in
existierende Ängste und Vorurteile          der wichtigsten und begehrtesten Wer-     Österreich des Jahres 2012 noch
gegenüber Betroffenen reduziert.            bepreise in Österreich, ausgezeichnet     immer Menschen brauchen, die gegen
Dennoch werden Menschen mit HIV/            wurde. Insgesamt konnte das Sujet         Unwissenheit, Diskriminierung und
AIDS in Österreich immer noch dis-          in 19 unterschiedlichen Printmedien       unbegründete Ängste ankämpfen
kriminiert und stigmatisiert. Aus die-      (u.a. Profil, Standard, Falter, SN, TT,   müssen.
sem Grund war schon länger geplant,         VN, OÖ Nachrichten, Trend, Wirt-
eine landesweite Solidaritätskampagne       schaftsblatt, Kleine Zeitung) geschal-
zu lancieren, welche sich mit einer         ten werden. Wichtig war uns hier, dass
dieser Ungerechtigkeiten, in diesem         das Sujet möglichst im Wirtschafts-
Fall mit HIV in der Arbeitswelt, ge-        teil abgedruckt wird, damit die anvi-
nauer auseinandersetzt. Es wird oft         sierte Zielgruppe – Entscheidungs-
vergessen, dass rund zwei Drittel** aller   trägerInnen an den Schalthebeln der
von HIV/AIDS betroffenen Menschen           Wirtschaft, Führungskräfte, Leiter-
einer festen Anstellung nachgehen.          Innen der Personalabteilung usw. –
Viele von ihnen verschweigen aus            besser erreicht werden kann.
Angst vor Diskriminierung ihre Er-
krankung und müssen daher tagtäg-           Die Bedeutsamkeit dieser Überlegungen
lich eine enorme psychische Belastung       wurde von der Wirtschaftskammer
ertragen.                                   Österreich (WKO) bestätigt, die auf
                                            ihrer Homepage einen haarsträuben-
FEUERN SIE IHREN UNPRODUK-                  den Ratgeber zu genau diesem Thema
TIVSTEN MITARBEITER                         veröffentlicht hat, der unter anderem
Ende November 2011 starteten die            vorschlug, HIV-Positive aus einer
AIDS-Hilfen Österreichs die Solidari-       ganzen Reihe von Berufen bzw. ganzen
tätskampagne „HIV und Arbeit“ und           Berufssparten (z.B. Gastronomie,
haben damit begonnen, in österrei-          Gesundheitsberufe, Friseure) auszu-
chischen Zeitungen und Magazinen            schließen. Erste Proteste der AIDS-
ein von der Agentur Schüller & Heise        Hilfen konnten die Wirtschaftskammer,
entwickeltes Sujet zu inserieren. An        die ohne einen Gegenbeweis keine
dieser Stelle darf nicht außer Acht ge-     Änderungen an ihrer Darstellung vor-
lassen werden, dass eine österreich-        nehmen wollte, leider nicht überzeugen.

                                                                                       Foto: AIDS-Hilfen Österreichs
                                                                                                                              13
PlusMinus 1/2012

                               Der Oberösterreichische Aidstag
                               Kann die Fachtagung Diskriminierung im Gesundheits- und Pflegebereich
                               vermindern? Von Maga. Johanna Swoboda*
  Maga. Johanna Swoboda,                                                                                            Eine solche Rückmeldung haben wir
  Präventionsmitarbeiterin                                                                                          am 20. Oberösterreichischen Aidstag
     der AIDSHILFE OBER-                                                                                            durch einen Fragebogen, der an alle
              ÖSTERREICH                                                                                            Anwesenden ergangen ist, eingeholt.
                                                                                                                    138 Personen füllten ihn im Anschluss
                                                                                                                    an die Veranstaltung aus. Die Frage,
                                                                                                                    ob die Veranstaltung ausreichend
  Zur Geschichte des Ober-                                                                                          Informationen rund um das Thema
österreichischen Aidstages,                                                                                         HIV und AIDS enthalten hat, wird
    siehe: Stummer, Klaus,                                                                                          von allen Antwortenden bejaht (85%
Berührungsängste verlieren                                                                                          mit „ja, sehr“, 15% mit „eher schon“).
– Professionalität gewinnen,                                                                                        Dass die Informationen für den zu-
      in Plus Minus 4/2010                                                                                          künftigen Berufsalltag sehr wichtig
                                                                                                                    seien, bestätigen 63% der Teilnehmer-
                                                                                                                    Innen, 30 % betrachten sie als eher
                                                                                                                    wichtig und 7% als eher unwichtig.

                                                                                                                    Eine Frage, die uns ganz besonders
                                                                                                                    im Hinblick auf die durch Unsicher-
                               ■ Seit 20 Jahren veranstaltet die          für die Begegnung mit HIV-infizierten     heit und Ängste verursachte Diskrimi-
                               AIDSHILFE OBERÖSTERREICH                   Menschen geschaffen und die Mög-          nierung von HIV-positiven Menschen
                               in Zusammenarbeit mit dem Land             lichkeit geboten werden, Einblick in      beschäftigt, betrifft Berührungsängste.
                               Oberösterreich und der Stadt Linz          deren Lebensgeschichten zu erhalten       Dass diese durch die Informationen
                               den Oberösterreichischen Aidstag.          und etwas von deren Ängsten und           und Gesprächsrunden, die der Ober-
                               Es ist dies eine Fachtagung, die sich      Hoffnungen kennen zu lernen.              österreichische Aidstag anbietet, ge-
                               an Personen aus dem Gesundheits-                                                     ringer werden können, trifft für mehr
                               und Sozialberreich sowie an andere         Bei der Planung des Oberösterreichi-      als die Hälfte der Teilnehmenden
                               Interessierte wendet. Den Großteil         schen Aidstages legen wir Wert auf eine   „sehr“ zu, mehr als ein Drittel setzt
                               der Teilnehmenden bilden Schüler-          ausgewogene Mischung zwischen fach-       ein Kreuz auf „eher schon“. Für nur
                               innen und Schüler aus oberösterrei-        lich fundierten Inputs, der Vermitt-      7% trifft dies (eher) nicht zu. Sicher
                               chischen Gesundheits- und Kranken-         lung sehr persönlicher und direkter       ist es auch ganz besonders unseren
                               pflegeschulen. Ziel dieser Weiterbil-      Einblicke in die Lebenswelt Betroffe-     HIV-positiven Gesprächsrunden-
                               dungsveranstaltung ist eine fachliche      ner, aber auch Erfahrungsberichten        TeilnehmerInnen zu verdanken, dass
                               Auseinandersetzung mit dem Thema           derer, die unmittelbar mit HIV-infi-      fast alle Personen angegeben haben,
                               HIV/AIDS, um so Diskriminierungen          zierten Menschen im Gesundheits-          sich nun besser vorstellen zu können,
                               von HIV-positiven Menschen im Ge-          und Krankenbereich arbeiten. Die          wie Menschen mit HIV/AIDS leben
                               sundheits- und Pflegebereich entgegen      persönlich mitgeteilten Rückmeldun-       („ja, sehr“: 54%, „eher schon“: 41%) .
                               zu wirken. Vor einigen Jahren haben        gen über den Oberösterreichischen
                               wir begonnen HIV-positive Menschen         Aidstag waren durchwegs positiv, auch     Entsprechend der Zielgruppe der Ver-
                               als ReferentInnen in die Tagung einzu-     unsere unmittelbaren Eindrücke be-        anstaltung wurden auch die Frage-
                               planen. Als geeignetes Mittel, die Teil-   stätigen dieses Ergebnis. Allerdings      bögen großteils von SchülerInnen des
                               nehmenden zum Anteil-Nehmen anzu-          fehlte uns bislang eine breiter ange-     Gesundheits- und Sozialbereiches
                               regen, erschienen uns Gesprächsrunden      legte Rückmeldung, ob die Intenti-        ausgefüllt. Gab es Informationen, die
                               mit Betroffenen in der Größe von 15–       onen, die wir mit dem Oberösterrei-       Ihnen vollkommen neu waren? –
                               35 Personen. In dieser Gesprächs-          chischen Aidstag verbinden, zielfüh-      haben wir die Teilnehmenden gefragt,
                               runde sollten die Rahmenbedingungen        rend sind.                                auch, um etwas über ihr Vorwissen

                       14      Foto: AIDSHILFE OBERÖSTERREICH
PlusMinus 1/2012

zu erfahren. Hier überwiegt die Ant-     Berechnungen haben aber keinen sig-     Darüber hinaus hat unser Fragebogen
wort „eher nicht“ mit 44% und für        nifikanten Zusammenhang aufge-          auch Platz für „Anmerkungen und
11% war überhaupt nichts Neues           zeigt. Das heißt, unabhängig davon,     Verbesserungsvorschläge“ enthalten.
dabei. Viel Neues gab es für 15%,        ob die Personen schon einmal Kon-       14 Personen haben diesen Platz ge-
einiges Neues für 30%.                   takt zu HIV-positiven Personen hatten   nützt, und zwar überwiegend für Lob
                                         oder nicht, profitieren sie von der     und Dankesworte. Von ihnen wird
Ganz allgemein hat uns auch interes-     Veranstaltung gleichermaßen.            betont, dass ganz besonders die Ge-
siert, inwieweit die TeilnehmerInnen                                             sprächsrunden mit Betroffenen sehr
des diesjährigen Oberösterreichischen    Aus den Ergebnissen kann auch eine      aufschlussreich gewesen seien und
Aidstages zuvor schon Kontakt zu         Gesamtbewertung ermittelt werden,       auf jeden Fall als wichtiger Bestand-
einer HIV-positiven bzw. an AIDS         indem ein Durchschnitt des Ant-         teil des Oberösterreichischen Aids-
erkrankten Person hatten. Dies trifft    wortverhaltens berechnet wird. Die      tages beibehalten werden sollten.
für 70% nicht zu, 17% (das sind 24       vier entsprechenden Fragen (Menge
Personen) hatten ein Mal Kontakt,        der Informationen, Relevanz der         Auf Basis der Ergebnisse unserer Be-
13 Personen mehrmals. Wir hatten         Informationen, Verringerung der         fragung sehen wir das auch so, und
die Hypothese, dass besonders jene,      Berührungsängste und verbesserter       fühlen uns darin bestätigt, dass der
die noch nie Kontakte hatten, in be-     Einblick) werden auf der Skala von      Oberösterreichische Aidstag einen
sonderem Ausmaß von den Informa-         1 bis 4 im Durchschnitt mit 3,58        Beitrag zur Verminderung der Dis-
tionen der Veranstaltung profitieren     bewertet, das ist eine sehr positive    kriminierung im Gesundheits- und
und Berührungsängste verlieren.          Bilanz.                                 Pflegebereich leisten kann.

■ Wahrscheinlich war ich zum dama-
ligen Zeitpunkt einfach nur naiv.
Nach nur drei Wochen habe ich meiner
damaligen Chefin anvertraut, dass ich
von HIV betroffen bin. Ich hätte nicht
im Traum daran gedacht, dass diese           POSITIV GESEHEN
Mitteilung so schwerwiegende Folgen
für mich haben könnte, aber schon am
nächsten Tag ging alles Schlag auf
Schlag. Meine Chefin sprach die Kün-
digung aus, was für mich bedeutete,
dass ich auch mein Dienstzimmer          keine Kraft mehr. Die Suche nach
aufgeben musste und mehr oder            einer neuen Wohnung und einer
weniger von heute auf morgen auf         neuen Anstellung – hinzu kommt
der Straße stand. Sie meinte zwar, sie   noch die psychische Belastung durch
hätte mit meiner Infektion keinerlei     die ungerechte Kündigung – hatten
Probleme, aber aus Angst vor der         mir schwer zugesetzt. Danach hab
Öffentlichkeit habe sie keine andere     ich mir ganz fest vorgenommen, mich
Wahl. Das müsste ich doch einsehen.      nie wieder jemandem anzuvertrauen,
                                         auch nicht, wenn ich die betreffende
Leider habe ich es damals verab-         Person schon jahrelang kenne. Nie
säumt, rechtliche Schritte dagegen       wieder ein Outing am Arbeitsplatz,
einzuleiten. Ich hatte ganz einfach      das ist mein Motto.

                                                                                                  Foto: *pina/photocase.de   15
PlusMinus 1/2012                                                                          P.b.b. · Verlagspostamt 5020 Salzburg · GZ 02Z032017 M

     Rezensionen
     Horst Engel: Sieg über Aids.                Aufgabe haben die beiden bis heute
     Neukirchen: Make a Book Verlag,             nicht aufgegeben.
     S 193, 14,90 Euro.                          Horst Engel gelingt es mit klaren und
                                                 einfachen Worten die Lebens- und
     ■ Moy lebt unter thailändischen Rubin-      Liebesgeschichte seiner thailändischen
     suchern, als ihr Stiefvater – ein leiden-   Frau facettenreich zu beschreiben. Das
     schaftlicher Spieler, was nichts Außer-     interessante dabei ist, dass er den Roman
     gewöhnliches bei Thais ist – kaltblütig     aus ihrer Perspektive geschrieben hat,
     erschossen wird. Mit dieser tragischen      was an einigen Stellen verstörend wirkt,
     Szene startet Horst Engel die Lebens-       vor allem, wenn er aus ihrer Sicht seine       sich rührend um ihre fünfjährige Tochter,
     geschichte seiner thailändischen Frau,      eigenen Qualitäten beim Beischlaf be-          Samira, kümmert. Die unregelmäßigen
     die sich, als Unterprivilegierte in einem   schreibt. Abgesehen davon ermöglicht           Treffen verlaufen aber nicht nach Karins
     ohnehin armen Land, mit harter Arbeit       Engel seinen LeserInnen einen wunderbar        Geschmack, da Andreas jedesmal subtil
     auf Reisfeldern und Baustellen über         authentischen Einblick in die buddhis-         um Geld bettelt. Kurz bevor der Kontakt
     Wasser zu halten versucht. Enttäuscht       tisch geprägte Lebens- und Denkweise           zu ihrem Sohn gänzlich abzubrechen
     von versoffenen und brutalen Männern        seines Wahlheimatlandes und hat zudem          scheint – zwischen Sally und Karin
     verschlägt es die blutjunge und bild-       eine mutige und spannende Geschichte           herrscht Eiszeit, Andreas erleidet eine
     hübsche Frau ins berühmt-berüchtigte        zum Thema HIV/AIDS abgeliefert.                Psychose und attackiert seine Mutter
     thailändische Rotlichtmilieu. Dort lernt                                                   tätlich – erfährt sie von der Krankheit
     sie nach einigen sexuellen Turbulenzen                                                     ihres Sohnes. Andreas hat das Ergebnis
     den Autor dieses Buches kennen. Horst       Martha Stadlmair: Eingestrickt.                einer Blutuntersuchung nie abgeholt,
     verliebt sich in Moy; die beiden heiraten   Roman. Oberhausen: Noel-Verlag,                wohl in dem Wissen, dass etwas nicht
     ungeachtet ihres großen Altersunter-        2011, S 241, 14,90 Euro.                       stimmen würde. Andreas ist HIV posi-
     schieds und bauen sich ein traumhaftes                                                     tiv, verliert einen Job nach dem anderen,
     Haus, wo sie von nun an zusammen mit        ■ Die Liebe einer Mutter zu ihrem Sohn         verweigert die Einnahme von Medika-
     Moys Sohn ihren Lebensabend genießen        wird in dem Roman „Eingestrickt“ von           menten und schließt sich einer funda-
     wollen. Wie aus dem Titel des Buches        Martha Stadlmair auf eine harte Probe          mentalistischen Kirchenbewegung an.
     unschwer zu erahnen ist, erfahren Horst     gestellt. „Karin ist eine alleinerziehende     „Die HIV-Betroffenen haben die ver-
     und Moy, dass sie beide von HIV/AIDS        Mutter, oder sagen wir war, denn ihr           schiedensten Gesichter und jeder seine
     betroffen sind, was ihre Liebe zueinan-     Sohn Andreas ist bereits 22 Jahre alt,         eigene Geschichte.“
     der aber in keiner Weise negativ beein-     ausgebildeter Coiffeur und hat den ersten      Gekonnt erzählt die Autorin den gesell-
     flusst. Im Gegenteil, sie entwickeln nach   Wiederholungskurs im Militär hinter            schaftlichen Abstieg und die verzweifel-
     einer schicksalhaften Begegnung mit         sich“. Seit dem Tod der Großmutter, die        ten Ersatzhandlungen eines von HIV/
     einem buddhistischen Mönch ein be-          ihn stets beschützt hat, sei es finanziell     AIDS Betroffenen. Es gelingt ihr die
     wundernswertes soziales Engagement,         oder emotionell, hat Andreas sich ver-         psychischen und sozialen Facetten der
     indem sie sich für verarmte Waisen-         ändert. Er benimmt sich der Mutter             Krankheit realistisch und äußerst leben-
     kinder stark machen. „Ich kann die          gegenüber immer rücksichtsloser und            dig zu beschreiben. Vor allem das Leiden
     Augen dieser Waisen nicht vergessen,        egoistischer, sodass Karin nichts anderes      der Mutter, ihre Hilflosigkeit gegenüber
     die haben gestrahlt wie ein Weihnachts-     übrig bleibt, als den undankbaren Nach-        der schrecklichen Situation und ihre
     baum […] Aber vor allem bin ich sicher,     wuchs sanft aus der mütterlichen Woh-          Angst einmal am Grab ihres Sohnes zu
     dass wir eine Aufgabe gefunden haben,       nung zu entlassen. Von Schuldgefühlen          stehen, bewegen und führen schlussend-
     die uns beschäftigen wird und uns hilft,    geplagt, sucht Karin immer wieder den          lich zu dem versöhnlichen Ende, das nur
     nicht nur an uns und unsere Scheiß-         Kontakt zu ihrem Sohn, der sich in der         allzu deutlich zeigt: „Die Liebe einer
     krankheit zu denken.“ Diese ehrenvolle      Zwischenzeit in Sally verliebt hat und         Mutter kann vieles heilen“.
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