PORT OF HAMBURG MAGAZINE - DAS OFFIZIELLE MAGAZIN DES HAMBURGER HAFENS SEPTEMBER
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■ EXPORTHAFEN NEBEN ZAHLEN UND EINSCHÄTZUNGEN, DIE WIR BEWUSST AUFGREIFEN, AUCH UM ZU ZEIGEN, DASS DIE GESCHÄFTE TEILWEISE WIEDER ANZIEHEN, GIBT ES IN DIESEM HEFT WIEDER SPANNENDE HINTERGRUNDGESCHICHTEN © Adobe Stock
EXPORTHAFEN ■ © HHM / Achim Multhaupt Liebe Leserinnen und Leser, die Schwerpunktthemen des Port of Hamburg Magazines werden meist mit einem langen Vorlauf geplant: Spätestens am Ende eines Jahres stehen sie für das kommende Jahr fest. Welchen Einfluss eine weltweite Corona- Pandemie auf das Schwerpunktthema Export nehmen würde, hat bei der Planung niemand geahnt. Wie also umgehen damit, dass die ursprünglichen Ideen so nicht mehr um- setzbar sind? Für uns steht fest: Wir wollen Sie weiterhin umfassend und sachlich informieren. Deshalb haben wir teilweise umdisponiert. So haben wir eine kleine Umfrage in einigen unserer Repräsentanzen durchgeführt und um Einschätzung der Lage gebeten sowie – sofern möglich – um einen vorsichtigen Blick in die Zukunft. Außerdem kommen drei Experten aus der Wirtschaft zu Wort, die ebenfalls einschätzen, wie sich ihrer Meinung nach der Export im vierten Quartal 2020 entwickeln wird. Bitte beachten Sie, dass der Redaktionsschluss hierfür Anfang/Mitte August war. Neben Zahlen und Einschätzungen, die wir bewusst aufgreifen, auch um zu zeigen, dass die Geschäfte teilweise wieder anziehen, gibt es in diesem Heft wieder spannende Hintergrundgeschichten. Denn diese gibt es natür- lich weiterhin im Hamburger Hafen, auch wenn die Coronakrise die Export- wirtschaft weiterhin in Atem halten wird. Lesen Sie daher in dieser Ausgabe unter anderem, welche große Rolle Dünger für die Nahrungsmittelindustrie spielt, wie unterschiedlich die Ansprüche an Kleiderbügel sein können und warum ein Exportprodukt von Tesa so wichtig für den Bau von Mobiltelefo- nen ist. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen! Ihr Ingo Egloff und Axel Mattern Vorstände Hafen Hamburg Marketing e.V.
Inhaltsverzeichnis 03 EDITORIAL EXPORTHAFEN 07 EXPORTENTWICKLUNG IM HAMBURGER HAFEN Wirtschaftsexperten und Hafen Hamburg Repräsentanzen schätzen die Lage ein 12 TRANSITHAFEN HAMBURG 07 Die Ilim Group verteilt ihre Papierprodukte weltweit über den Hamburger Hafen 15 DÜNGER FÜR DIE WELT Salze, Kali- und Magnesiumprodukte sichern wichtigen Teil der weltweiten Grundversorgung 18 PROJEKTLADUNG LEICHT GEMACHT Was unterscheidet heute Linien- und Trampfahrt? 21 POWER FÜR DIE WELT 12 Die BEHALA bringt Gasturbinen für den Export per Spezialleichter nach Hamburg 23 FÜR DEN SICHEREN TRANSPORT ÜBER DIE WELTMEERE Sammelcontainer für den Export von Waren in die ganze Welt 26 DIE GRÖSSTEN HANDELSPARTNER DEUTSCHLANDS Top 10 der jeweils stärksten Länder im Im- und Export 29 GUTE HANDY-VERBINDUNG NACH CHINA Was Hightech-Klebebänder von Tesa alles können 15 31 STÜHLE FÜR DIE GANZE WELT Familienunternehmen produziert ergonomische Sitzmöbel und liefert sie in 81 Länder 32 OPTIMIERTE ABLÄUFE MIT DER NEUEN EXPORT MANAGEMENT PLATFORM 4.0 Aufbruch in eine neue Exportarbeitswelt 35 FÜR JEDES KLEIDUNGSSTÜCK DEN PASSENDEN BÜGEL Kleiderbügel aus Bayern für alle Welt 18 HAFEN HAMBURG MARKETING E.V. 36 PETER PICKHUBENS PINNWAND Tipps und Storys von Hamburgs frechster Hafenmöwe 38 KOMMUNIKATIONSPROFI VERSTÄRKT HHM / GROSSE MITGLIEDERUMFRAGE BEI HAFEN HAMBURG MARKETING 38 IMPRESSUM 29
Por ts & Logistics SWEDEN Ein starker Verbund von 17 Hafen- und Logistikstandorten in Norddeutschland & Skandinavien company of www.schrammgroup.de
EXPORTHAFEN ■ Exportentwicklung im Hamburger Hafen Nach den Einschränkungen, die die Corona-Pandemie verursachte, haben sich die deutschen Exporte zuletzt weiter erholt. Unterschiedliche Branchen und Regionen in Deutschland sind jedoch unterschiedlich stark betroffen. Die Entwicklung in zwei Schlüsselindustrien haben wir zusammengefasst. Darüber hinaus haben wir drei Experten nach ihren Einschätzungen gefragt. Außerdem geht es um die Lage und die Aussichten in den Märkten einiger unsere Repräsentanzen. CHEMIE- UND PHARMAINDUSTRIE ben. Weltweit gesehen hat die Chemie- und Pharma- Die Coronakrise hat viele Branchen vor Herausforde- industrie zwischen Januar und Mai 2,2 Prozent weni- rungen gestellt. Auch die Chemie- und Pharmaindus- ger produziert als im Vorjahreszeitraum. Einige Länder trie blieb davon nicht verschont, wenngleich die Ein- hatten sogar ein Wachstum vorzuweisen. bußen relativ gering sind. Bei der kombinierten Unternehmen der Branche haben gute Chancen, die Chemie- und Pharmabranche ergab sich in den ers- Krise zu überstehen, auch wenn nicht von einer Ent- ten fünf Monaten des Jahres ein Produktionsrück- warnung gesprochen werden kann. Sollte es eine gang von 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auf- zweite Welle geben und die Industrie erneut für län- fallend: Der Bereich Chemie ist stärker betroffen als gere Zeit zum Erliegen kommen, wird auch die Che- der Bereich Pharma. Das nur geringfügig betroffene miebranche auf lange Sicht nicht von den Auswirkun- erste Quartal hat einen stärkeren Einbruch verhin- gen verschont bleiben. dert. Im Vergleich zu anderen Schlüsselindustrien Deutsch- MASCHINEN- UND ANLAGENBAU © Adobe Stock lands ist die Chemiebranche gut davongekommen Aktuell belasten viele Aspekte den deutschen Ma- und auch global ist der Einbruch recht gering geblie- schinen- und Anlagenbau: Die Corona-Pandemie Port of Hamburg Magazine | September 2020 | 07
■ EXPORTHAFEN NACH DEN EINSCHRÄNKUNGEN, DIE DIE CORONA-PANDEMIE VERURSACHTE, HABEN SICH DIE DEUTSCHEN EXPORTE ZULETZT WEITER ERHOLT © C Adobe Stock sorgt weltweit für Chaos, aus der allgemeinen Unsi- Unternehmen vielerorts noch damit, große Investitio- cherheit resultiert eine global geringe Investitionsbe- nen zu tätigen und warten zunächst ab. reitschaft und die Wirtschaft wurde durch den Lock- In Deutschland ist die Branche zurzeit auf Kurzarbeit down geschwächt. Dies macht sich auch in angewiesen. Im Zeitraum zwischen Januar und Mai Deutschland in der exportorientierten Branche be- ergab sich insgesamt ein Auftragsrückgang von 13 merkbar. Hinzu kommen wirtschaftspolitische The- Prozent. Die ausländische Nachfrage ist mit 15 Pro- men, wie der Brexit und die Wahlen in den USA, so- zent deutlich stärker eingebrochen als die inländische wie politische Spannungen in China. Daher hadern mit acht Prozent, wobei das geringfügig betroffene Dr. Nils Jannsen, Federführung deutsche Konjunktur am IfW Kiel (Institut für Weltwirtschaft) „Da die Corona-Pandemie vielerorts erfolgreich eingedämmt werden konnte, haben die Exporte einen Teil des Einbruchs rasch wieder aufgeholt. Die weitere Erholung dürfte jedoch deutlich müh- seliger werden, da viele Branchen weiterhin unter der Pandemie leiden und die Investitionstätigkeit in vielen Absatzmärkten durch das drohende Wie- © IfW-Kiel, Studio 23 deraufflammen gedämpft bleibt. Somit wird sich die Erholung im vierten Quartal zwar voraussicht- lich fortsetzen, aber wohl nur in deutlich geringe- rem Tempo als im Sommer.“ 08 | Port of Hamburg Magazine | September 2020
EXPORTHAFEN ■ erste Quartal einen stärkeren Einbruch verhindert hat. der Handel sowie die Textil- und Möbelindustrie wei- Die Branche hofft, dass sich die Lage im Laufe des sen positive Entwicklungen auf. Ebenso stark zeigt nächsten Jahres wieder normalisiert, sobald sich die sich der Mengenanstieg im Bereich der forstwirt- Auftragslage wieder verbessert. Das wäre der Fall, schaftlichen Produkte. Schwer zu kämpfen hat wei- wenn eine zweite Welle Deutschland nicht oder nur terhin der Automobilsektor. geringfügig trifft, sodass es zu keinem erneuten Lock- down kommt. Eine zweite Welle könnte aber selbst DEUTSCHLAND-OST ohne Lockdown großen Schaden anrichten, da ein Durch die Corona-Pandemie gab es vor allem Rück- langes Ausbleiben der Aufträge dennoch Insolvenzen gänge im innereuropäischen Handel. Mit der Wieder- und den Verlust von Arbeitsplätzen zur Folge haben aufnahme der Produktion seit Mai wird eine Erholung könnte. in diesem Bereich erwartet. Bei Konjunkturumfragen verbesserte sich die Ein- schätzung der Marktsituation von stark pessimistisch EXPORTENTWICKLUNG 2020 – UMFRAGE BEI auf verhalten optimistisch für das zweite Halbjahr. Al- STANDORTEN VON HAFEN HAMBURG MARKETING lerdings wird bezweifelt, dass die Markteinbrüche um bis zu 40 Prozent im März/April im Laufe des Jahres DEUTSCHLAND-WEST 2020 noch kompensiert werden können. Aufgrund der hohen Exportabhängigkeit, durch die die Region Deutschland-West geprägt ist, hat die Co- BAYERN, BADEN-WÜRTTEMBERG rona-Pandemie starke Einschläge verursacht. Die Un- UND DIE SCHWEIZ ternehmen aus den Schwerpunktbranchen Pharma/ Die Exportaussichten sind für das zweite Halbjahr als Chemie, Textil, Maschinen-/Anlagenbau, Möbel, Elek- „vorsichtig optimistisch“ einzuschätzen, nachdem tronik, Nahrungsmittel und Handel haben jedoch gro- besonders der Monat April 2020 deutliche Einbußen ße Anstrengungen unternommen und befinden sich von bis zu 40 Prozent gegenüber dem Vorjahresmo- nun wieder auf einem Erholungspfad. Insbesondere nat verzeichnen musste. Angeführt wurde diese Our way of doing customs. HAMBURG FRANKFURT AIRPORT BREMERHAVEN Local, international, digital ROTTERDAM GDYNIA Consulting and solutions Import/Export Value Added Services GDANSK Instruction and Informations for Import/Export at www.porath.com Port of Hamburg Magazine | September 2020 | 09
■ EXPORTHAFEN Tendenz insbesondere von der Automobil- und Zulie- die tschechische Wirtschaft nicht durch eine zweite ferindustrie. Die Produktion und damit der Exportaus- Corona-Welle gelähmt wird und sich Deutschland stoß in der Automobilindustrie zeigt ab Juni 2020 vom Shutdown erholt. Im anderen Fall drohen bis zu nach oben und gibt Hoffnung und Zuversicht einer Er- 24 Prozent Rückgang beim Export-Umfang und eine holung auch für andere Industriebranchen. Die negative Handelsbilanz. Die derzeitige Krise hat be- Schweiz, ohne bedeutende Automobilproduktion im reits jetzt vier Jahre Wirtschaftswachstum in Tsche- Land, zeigt ähnliche Tendenzen auf, zumal hier die chien zunichte gemacht. Auch bei den Exporten fin- Pharma- und Chemiebranche den wichtigsten Export- det man sich wieder auf dem Niveau von 2016. Im bereich bekleidet. vergangenen Jahr schrieben die Exporteure Rekord- zahlen. Zu dem Rekordüberschuss hat entscheidend ÖSTERREICH der stark verringerte Import beigetragen. Die österreichische Exportindustrie ist – so wie der gesamte Europäische Markt – von den Auswirkungen POLEN der Corona-Pandemie betroffen. Für die ersten sechs Zu den wichtigsten Exportbranchen Polens gehören Monate des Jahres wurde, verglichen mit dem Vor- die Automotive- und Möbelindustrie sowie die Pro- jahreszeitraum, ein Rückgang festgestellt. Auch für duktion von Nahrungsmitteln. Die Cornona-Pandemie das dritte Quartal rechnet man mit einer Fortsetzung hat die zwei erstgenannten Branchen stark betroffen, dieser Entwicklung. Jedoch herrscht in der Export- aber noch im zweiten Quartal legte die Ausfuhr stark branche eine positive Grundstimmung, das vierte zu und im Juni/Juli waren die Überseeexporte auf ei- Quartal beziehungsweise Anfang 2021 betreffend. nem vergleichbaren Niveau wie im Vorjahresmonat. Experten erwarten, dass Polen mittelfristig von der UNGARN Coronakrise profitiert, da die Produktion aus Fernost Die Wirtschaftstätigkeit verbesserte sich im Laufe (z.B. Autoteile) näher an die europäischen Absatz- Mai/Juni rasch, jedoch von einem so tiefen Niveau märkte verlagert wird. aus, dass selbst die Leistung dieser Monate insge- samt unter dem Vorkrisenniveau lag. Im zweiten RUSSLAND Quartal war das Volumen der Industrieproduktion Die Coronavirus-Pandemie hatte große Auswirkun- um 25 Prozent niedriger als im ersten Quartal. Die gen auf die russische Wirtschaft und den Außenhan- zweite Welle der Pandemie könnte die Erholung delsumsatz. Dieser ging im ersten Halbjahr 2020 um noch verzögern, aber man rechnet mit keinem lan- 16,9 Prozent zurück. Der Wertverlust des Rubels sti- desweiten Lockdown. Bei den Exporten im Jahr mulierte zwar den Export Russlands, wirkte sich je- 2020 rechnet man mit einem geringeren Wachstum doch stark negativ auf den Import von Waren und die als in den letzten Jahren üblichen war, etwa von Kaufkraft innerhalb des Landes aus. rund 4 Prozent. Die Auswirkungen der Pandemie und des wirtschaft- lichen Abschwungs machte sich in den baltischen TSCHECHIEN Ländern schon früh bemerkbar. Die Häfen Litauens, Wegen der Coronakrise dürften in diesem Jahr die Lettlands und Estlands verzeichneten bereits im ers- Ausfuhren um 500 Milliarden Kronen (also 19,2 Milli- ten Quartal einen deutlichen Rückgang des Güterum- arden Euro) zurückgehen. Das entspricht einem Rück- schlags. Die Auswirkungen waren nicht nur auf die gang von 16 Prozent. Grundvoraussetzung ist, dass Pandemie zurückzuführen, sondern auch auf die Poli- Martin Braml, ifo Zentrum für Außenwirtschaft „Nach aktueller Lage der Dinge rechne ich mit ei- nem kräftigen Zuwachs im Export für das Schluss- quartal gegenüber den Vorquartalen. Ein Wert na- he dem vergleichsweise schwachen Vorjahres- quartal scheint möglich. Sofern es nicht wieder zu großen Lockdowns in Europa kommt, stehen die Zeichen auf Erholung. Das Tal der Tränen scheint durchschritten. Die Erholung der Inlandsnachfrage geht insgesamt schneller, vor allem, weil Deutsch- land besser als die meisten Länder durch den ers- ten Teil der Krise gekommen ist. Auf absehbare Zeit zieht aber auch die Auslandsnachfrage wieder an, unter anderem weil Konjunkturprogramme im Aus- land dann beginnen zu wirken.“ © ifo 10 | Port of Hamburg Magazine | September 2020
EXPORTHAFEN ■ tik der Russischen Föderation, die Exportgüter über na, der Bau der europäischen Spur RailBaltica in den ihre eigenen Häfen umzuschlagen. baltischen Ländern sowie neue Transitprojekte von Andere Projekte entwickeln sich aber positiv weiter, China nach Schweden und Norwegen durch Estland darunter der Transitverkehr auf der Schiene aus Chi- und Finnland. ■ Gregor Wolf, Geschäftsführer des BDEx (Bundesverband des Deutschen Exporthandels e.V.) „Der deutsche Exporthandel kämpft sich derzeit mühsam aus der Krise heraus. Für das vierte Quar- tal sind wir angesichts der positiven Entwicklung bei den ausländischen Auftragseingängen im ver- arbeitenden Gewerbe optimistisch, dass das Schlimmste hinter uns liegt. Wichtige Impulse für © Annett Melzer, anemelphotographie den globalen Handel gehen insbesondere vom chinesischen Markt aus, während wir weiterhin mit Sorge nach Lateinamerika blicken. Die Entkop- pelung der US-amerikanischen und chinesischen Wirtschaften dürfte mittelfristig jedoch den inter- nationalen Handel noch schwerer belasten als die Corona-Pandemie. Ein Sondereffekt könnte durch einen harten Brexit entstehen, wenn Läger in Großbritannien nochmal zollfrei gefüllt werden.“ GREENPORTTERMINALOPERATOR Rhenus Midgard Hamburg ist Ihr Ansprechpartner für individuelle Seehafenlogistik. Rhenus Midgard Hamburg GmbH Seehafenstraße 20 · 21079 Hamburg T. +49 40 / 766003 – 0 · www.rhenus-seaports.com Port of Hamburg Magazine | September 2020 | 11
■ EXPORTHAFEN ENTLADUNG VON FORSTPRODUKTEN BEI DER FIRMA WÖRDEMANN IN HAMBURG Transithafen Hamburg Die Ilim Group nutzt den Hafen Hamburg, um die eigenen Papierprodukte weltweit zu verteilen. Über 50.000 Tonnen der Waren bringt die Logistiktochter Fintrans jährlich vom Hafen St. Petersburg in die Hansestadt. Der drittgrößte Produzent von Papierprodukten in Eu- HAMBURG IST WICHTIGER BESTANDTEIL ropa, die russische Ilim Group, nutzt auch den Hafen DES LOGISTIKKONZEPTS Hamburg für ihre weltweiten Transporte. Hier werden „Für uns ist der Hafen Hamburg fester Bestandteil Zellulose, Pappe, Offset- und Sackpapier sowie des Logistikkonzepts“, sagt Makarowa und ergänzt: Schnittholz teilweise kurzfristig gelagert, bevor sie „Dabei nutzen wir in jüngster Zeit auch immer mehr weiter verteilt werden. Knapp 52.000 Tonnen kom- den Kombinierten Verkehr.“ So gehen viele Sendun- men aus St. Petersburg in 2.560 40-Fuß-Containern gen mittlerweile mit der Bahn oder mit dem Lkw wei- auf dem Seeweg in die Hansestadt. ter. Welche Verkehrsträger das Unternehmen nutzt, hängt dabei auch vom Bestimmungsland ab. Denn „In Hamburg übernehmen für uns verschiedene Partner manchmal kann der Umschlag in Hamburg günstiger und Kunden die Waren“, sagt Olga Makarowa, Leiterin der sein als der direkte Weg von St. Petersburg zum Ziel. Logistikabteilung bei Fintrans/Ilim Group. So organisiert die So ermögliche nach Aussage der Ilim Group die geo- www.shipments.de Wördemann GmbH als Agent die eu- grafische Lage des Hamburger Hafens und die sehr ropaweite Verteilung von Papier, Pappe und Zellulose. Das gut entwickelte See-, Schienen- und Straßeninfra- Unternehmen kümmert sich um den Umschlag, den struktur den Kunden und Partnern schnelle und quali- Transport und die Ausstellung von Transitdokumenten für tativ hochwertige Lieferungen in Europa und welt- die Sendungen. Ein weiterer Partner ist Jam Modern Logi- weit. Auch deshalb steige das Verkehrsaufkommen stics, der den Weitertransport des Schnittholzes über- nach Hamburg. Waren es im vergangenen Jahr durch- nimmt. Hinzu kommen noch die Kunden Europcell und schnittlich 180 Container pro Monat, sind es in die- Fornaroli, die in Hamburg die Waren übernehmen. sem Jahr schon 290 Container. 12 | Port of Hamburg Magazine | September 2020
EXPORTHAFEN ■ Um eine Tonne Zellulose zu er- halten, werden durchschnittlich fünf bis sechs Kubikmeter Holz und 350 Kubikmeter Wasser sowie 2000 kWh Strom verbraucht. GESAMTPRODUKTION LIEGT BEI ÜBER DREI MILLIONEN TONNEN Zwar wird der Hafen Hamburg für die Ilim Group und seine Partner sowie Kunden immer wichtiger. Hier wird aber nur ein Teil der gesamten Trans- portmenge umgeschlagen. Denn zur Ilim Group gehören drei Zellstoff- und Papierfabriken, zwei moderne Wellpappenfabriken und das Projekt- institut Sibgiprobum. Die Unternehmen befinden sich in den Regionen Archangelsk (Koryazhma), Irkutsk (Bratsk, Irkutsk, Ust-Ilimsk), Leningrad (Kommunar) und Moskau (Dmitrov). Die Werke produzieren dort 75 Pro- zent der gesamten russischen Zellulose, 20 Prozent der Pappe und 10 HHM / Dietmar Hasenpusch Prozent des russischen Papiers. So kommt das Unternehmen auf ein Ge- samtproduktionsvolumen von über 3,4 Millionen Tonnen. Davon gingen im vergangenen Jahr etwa zwei Millionen Tonnen in den Export. Rund 80 Prozent der Menge gingen nach China, Südkorea und Japan. Erst dann folgen Ost- und Westeuropa sowie weitere Länder. Es bleibt damit weiter Luft nach oben für den Hafen Hamburg. ■ Port of Hamburg Magazine | September 2020 | 13
■ EXPORTHAFEN GEMÜSEANBAU IN INDIEN 14 | Port of Hamburg Magazine | September 2020
EXPORTHAFEN ■ Dünger für die Welt K+S versorgt über den Hafen Hamburg die Welt mit Salzen, Kali- und Magnesiumprodukten. Damit stellt das Unternehmen einen wichtigen Teil der Grundversorgung für die Bevölkerung sicher und zwar weltweit. Jährlich legen zwischen 350 und 400 Schiffe vom Kali- Der größte Teil der Düngemittel beginnt die Reise zu kai im Hafen Hamburg ab. Sie liefern Düngemittel, den weltweit verteilten Kunden am Kalikai in Hamburg. technische Salze, Auftaumittel, Speise- und Pharma- Denn von hier werden über 40 Prozent der verschifften salze zu den weltweit verteilten Kunden. „Unsere Pro- Waren auf den Weg gebracht. Bei den Düngemitteln dukte werden global nachgefragt. Besonders stark liegt der Exportanteil außerhalb Europas bei rund 50 sind wir bei schwefel- und magnesiumhaltigen Dünge- Prozent, davon gehen 22 Prozent nach Südamerika mittelspezialitäten. Hier gehören zu den wichtigen Ab- und 19 Prozent nach Asien. Zusätzlich exportiert K+S satzregionen Südamerika, Südostasien, China und In- technische Salze an die chemische Industrie und das dien“, sagt Holger Jungerberg, Kalikai Execution, K+S produzierende Gewerbe. Des Weiteren liefert K+S Minerals and Agriculture GmbH. hochreine Pharmasalze für Unternehmen im Bereich Medizintechnik und Gesundheitswesen. RICHTIGE PFLANZENERNÄHRUNG IST VORAUSSETZUNG FÜR GUTE ERNTEN BIS ZU 55.000 TONNEN TÄGLICH Düngemittel ersetzen im Boden Pflanzennährstoffe, Die Schiffe nehmen zwischen 1.000 und 60.000 Ton- die ihm mit der Ernte entzogen worden sind. Eine aus- nen an Düngemittel und anderen Produkten auf. „Je gewogene und bedarfsgerechte Düngung ist deshalb nach Größe des Schiffes, dem Produkt und den ge- eine wesentliche Voraussetzung für dauerhaft ertrag- buchten Sonderleistungen ist die Ladezeit sehr unter- reiche und qualitativ hochwertige Landwirtschaft. Die schiedlich“, erläutert Jungerberg und fügt hinzu, dass drei Hauptnährstoffe sind Stickstoff, Phosphor und Ka- ein größeres Schiff mit einem Produkt beispielsweise lium. Sie müssen in einem ausgewogenen Verhältnis für Brasilien für 55.000 Tonnen zwei Tage benötige. im Boden zur Verfügung stehen, damit die Pflanzen op- Ein limitierender Faktor ist die technische Tagesleis- timal wachsen können. Zusätzlich haben weitere Ele- tung mit 55.000 Tonnen täglich. „Da jedoch mehrere mente im Spurenbereich wie Magnesium, Schwefel, verschiedene Aufträge gleichzeitig bearbeitet werden, Mangan und Bor Bedeutung für die Pflanzenernäh- sind die Zeiten auch von der Menge der parallel abzu- rung. K+S produziert Kalidüngemittel und Düngemittel- wickelnden Aufträge abhängig“, betont Jungerberg. spezialitäten auf der Basis von Schwefel- und Magne- Neben der Beladung der Massengutfrachter füllt K+S siumsalzen. auch bis zu 30.000 Container jährlich am Kalikai ab. Das © K+S Port of Hamburg Magazine | September 2020 | 15
■ EXPORTHAFEN ANLIEFERUNG PER BAHN UND BINNENSCHIFF Das größte Lager- und Umschlagterminal der K+S Minerals and Agriculture erhält etwa 95 Prozent der Waren per Bahn. So kommen etwa zehn Züge pro Tag am Kalikai an. Die restlichen fünf Prozent wer- den mit dem Binnenschiff geliefert. „Bei uns sind die Abläufe klar strukturiert. Im Rahmen der Supply Chain werden die Vorläufe per Bahn und Binnen- schiff zum Kalikai organisiert, die Befrachtung oder das Container Booking stimmen die Verschiffungen mit den Reedern ab, der Kalikai organisiert die Verla- dung inklusive der Dokumente und die Agentur klärt die Verschiffungsdetails vor Ort mit der Crew“, sagt Jungerberg. Ein weiteres bedeutendes Exportprodukt der deut- schen K+S-Standorte ist Auftausalz. Es wird in drei Werken in Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Nord- EIGENE LAGER- UND UMSCHLAG- rhein-Westfalen hergestellt. Während ein großer Teil ANLAGEN SIND DAS HERZ DES der Auftaumittel im standortnahen Umfeld mit einem © K+S K+S-TRANSPORTNETZWERKES Radius von 200 Kilometern bleibt, gehen bedeutende Mengen in den Export nach Skandinavien. Der läuft sind etwa 65 Prozent der von K+S insgesamt verschiff- über den Seehafen Wismar. ten Container. Weitere Mengen kommen aus dem Hin- Zudem hat K+S mit Verbrauchern und der Lebensmit- terland per Bahn oder Binnenschiff in die Häfen Ham- telindustrie noch eine weitere Zielgruppe, an die das burg und Bremerhaven. Die Container beinhal- Unternehmen Speisesalze liefert. Deshalb – und we- ten hauptsächlich lose Produkte. Teilweise werden die gen der Düngemittelproduktion – gehört K+S zu den Waren aber auch in Säcke verpackt und palettiert. „So systemrelevanten Unternehmen: K+S ist ein wichtiger gelingt es uns, kleinere Menge nach Übersee zu lie- Pfeiler für die Grundversorgung der Bevölkerung und fern“, erklärt Jungerberg. Für die regionalen Märkte fer- leistet einen großen Beitrag zur Erzeugung von Nah- tigt K+S zusätzlich noch 2.500 Lkw am Standort ab. rungsmitteln. ■ Der Kalikai Hamburg auf einen Blick JÄHRLICH LEGEN ZWISCHEN 350 Gesamtfläche: 95.000m2 UND 400 SCHIFFE VOM KALIKAI IM HAFEN HAMBURG AB Länge der Kaianlagen: 500 m Wassertiefe: 11,30 m bei mittlerem Niedrigwasser Lagerkapazität: 405.000 t in 12 Hallen und 6 Silozellen Gleisanlage: - 2.800 m Landseite - 1.500 m Wasserseite Bandanlage: ca. 14.000 m Entladekapazität Bahn: bis zu 1.600 t/Std. oder 26.000 t/Tag Schiffsbelader: 3 mit einer Kapazität bis zu 3000 t/Std. Greifer: 1 mit einer Kapazität von 12 t Absack-Ausrüstung: 3 Linien für 25/50-kg-Säcke in Container, 1.000-kg-Big-Bags Containerbeladung Bulk: ca. 100 20-Fuß-Container pro Schicht und Beladestation, mehrere Beladestationen zeitgleich möglich © K+S Technische Umschlagleistung: max. 55.000 t/Tag 16 | Port of Hamburg Magazine | September 2020
EXPORTHAFEN ■ Das Erlebnis Bergwerk Merkers – die Welt des weißen Goldes Das Erlebnis Bergwerk Merkers in Thüringen bei Bad Salzungen führt die Besucher in die wundervolle Welt der Kalibergleute. Die Gäste gelangen mit einem Förderkorb bis in eine Tiefe von 500 Metern und treten dort eine Rundreise unter Tage an. Sie führt bis in 800 Meter Tiefe, wo die weltweit einzigartige Kristallgrotte, ein nationales Geotop, zu bestaunen ist. Weitere Attraktionen sind der historische Goldraum, in dem amerikanische Truppen kurz vor Kriegsende die Bargeld- und Goldreserven der Reichsbank fanden, und der Konzertsaal „Großbunker“ mit einer faszinierenden Lasershow. Im Bergwerk finden auch Konzerte, Sportveranstaltungen und Firmen-Events in besonderem Ambiente statt. Die Führungen dauern rund 2,5 Stunden, eine Terminreservierung wird empfohlen (Tel. 03695- 614101). Mehr zum Erlebnis Bergwerk Merkers unter www.erlebnisbergwerk.de © K+S Port of Hamburg Magazine | September 2020 | 17
■ EXPORTHAFEN Projektlogistik leicht gemacht Wer sich für den Beruf zum/zur Schifffahrtskaufmann/-frau entscheidet, stellt zu Beginn der Ausbildung schnell fest, dass es zwei grundsätzliche Strömungen gibt: Die der Linienfahrt und die der Trampfahrt, bei der die Schiffe im Unterschied zur Linienfahrt keinem festen Fahrplan folgen. Üblicherweise werden Güter, die aufgrund ihrer Größe mer größeren und schwereren Stückgütern (Kolli), die oder ihres Gewichtes nicht mehr mit dem Container dann wiederum von einer großen Anzahl an Zubehör- transportiert werden können, auf einem konventionel- teilen und Stahlkonstruktionen begleitet werden – alle- len Stückgutschiff verladen, das häufig und insbeson- samt den Containermaßen entsprechend. dere zu Zielhäfen abseits der großen Handelsrouten in Da die Kosten für die kleineren Packstücke auf konven- der Trampfahrt verkehrt. tionellen Schiffen gegenüber dem Container sehr hoch Doch die Logistik entwickelt sich ständig weiter und und die Reisezeit durch variable Übernahmedaten (lay wenngleich die oben geschilderten Strömungen in days) unsicher ist, entscheiden sich heute viele Kun- Grundzügen weiterhin Bestand haben, so gibt es diese den für diesen Breakbulk Service der Linienreedereien. ganz klare Trennung heute nicht mehr. Während die Bei der Schweizer Mediterranean Shipping Company Tramp-Reedereien eine fortschreitende Spezialisie- (MSC) mit Sitz in Genf hat man den Trend erkannt und rung vorantreiben, drängen insbesondere die Linien- setzt seit einigen Jahren stark auf dieses Segment. So Reedereien im Containersegment in die Bereiche Pro- wurden im vergangenen Jahr mehrere hundert Sendun- jekte und Hinterlandanbindung vor. Aus gutem Grund, gen global und dutzende über den Hamburger Hafen in denn sie haben viel zu bieten. alle Welt verschifft. Der Vorteil für den Kunden ist neben © MSC Mediterranean Shipping Company Insbesondere bei Gütern, die nicht mehr in einen ISO- der hohen Verlässlichkeit der Schiffe im Liniendienst Container passen, machen die Transportkosten schnell auch die Möglichkeit, das gesamte „Lot“ auf einem ein- einen Anteil im mittleren bis hohen einstelligen Pro- zigen Frachtbrief (Konnossement) zu verschiffen. zentbereich der Gesamtkosten aus und geraten damit Zudem lassen sich Risiken durch Lieferverzögerungen in den Blick der Ingenieure aus der Industrieprodukti- deutlich besser abfedern. Sollte es zu Lieferverzögerun- on. Seit vielen Jahren ist ein Trend zu beobachten, gen kommen, kann im Liniendienst auf ein späteres dass bereits bei der Konstruktion von großen Anlagen- Schiff umgebucht werden, während das Trampschiff teilen die Zerlegbarkeit in Transportmaße eine immer hohe Wartezeiten oder gar Fehlfrachten in Rechnung größere Rolle spielt. Heute geht die Entwicklung zu im- stellt. Diese Flexibilität der Containerreedereien hat sich 18 | Port of Hamburg Magazine | September 2020
EXPORTHAFEN ■ VERLADUNG VON MANTELSCHÜSSEN (RINGE) FÜR AUTOKLAVEN Port of Hamburg Magazine | September 2020 | 19
■ EXPORTHAFEN HEUTE UNTERHÄLT MSC EIGENE ZUGSYSTE- ME ZWISCHEN DEM HAMBURGER HAFEN UND DEN INLANDTERMINALS IN STUTTGART, ULM, MÜNCHEN, NÜRNBERG UND LEIPZIG © MSC Mediterranean Shipping Company für die Verladerschaft selten so ausgezahlt wie in dieser Abgangs- oder Zielort. Durch die daraus resultierende Zeit, in der RoRo-Schiffe aufgrund von Produktions- hohe Frequenz an Zugabfahrten kann eine kostengüns- stopps der Automobilhersteller ihre Fahrpläne konse- tige und ressourcenschonende Logistik gewährleistet quent heruntergefahren haben und auch die konventio- werden und in der Regel erreichen die Container den nellen Reeder aufgrund signifikanter Ladungsver- Hafen innerhalb eines Tages. Dies entlastet nicht nur schiebungen ihre Abfahrten reduzierten bzw. anpassten. die Straßennetze, sondern senkt auch die Emissionen um gut 75 Prozent. VORTEILE DURCH EIGENE ZUGVERBINDUNGEN Ergänzend steht den Kunden für die „Kisten und Käs- Heute unterhält MSC eigene Zugsysteme zwischen ten“ des Projektes das gesamte Hinterlandnetzwerk dem Hamburger Hafen und den Inlandterminals in der MSC zur Verfügung. Durch eigene Zugverbindun- Stuttgart, Ulm, München, Nürnberg und Leipzig. Wei- gen können Leercontainer kostengünstig an über 30 tere Züge vernetzen das Hinterland mit dem MSC- deutschen Hinterlanddepots zur Verfügung gestellt Gate in Bremerhaven sowie Terminals entlang der und auf demselben Wege als Vollcontainer in den Rheinschiene mit dem MPET-Terminal in Antwerpen. Hamburger Hafen zurückgebracht werden. Hohe Kos- Kunden können so Projektlogistik aus einer Hand be- ten der Zwischenlagerung und des Stuffing (Beladen) kommen. Aus Sicht von MSC würde Hamburg als at- der Container im Seehafen entfallen. traktiver Verladehafen für High&Heavy-Ladung davon profitieren, wenn die Genehmigungsverfahren und Der Hamburger Hafen ist für diese Art der Logistik Streckenführung für diese Transporte im Zulauf einfa- bestens gerüstet. Er gilt zu Recht als Europas größter cher und schneller erfolgten und die Terminals auch in Bahnhof, denn etwa 12 Prozent des Schienengüterver- weitere Flächen für die Zwischenlagerung und Um- kehrs in Deutschland haben den Hamburger Hafen als schlag dieser Spezialgüter im Hafen investierten. ■ 20 | Port of Hamburg Magazine | September 2020
EXPORTHAFEN ■ Power für die Welt Die Berliner BEHALA bringt für den Export Gasturbinen von Siemens per Spezialleichter auf Binnen- wasserstraßen nach Hamburg. Dort werden sie aufs Seeschiff verladen und in die verschiedensten Länder der Welt befördert. Eine Herausforderung, denn die Teile sind groß und bis zu 500 Tonnen schwer. Sie sind mit 13 Meter Länge wahre Giganten und wie- für diese schweren Teile entwickelt, sodass wir die Tur- gen knapp 500 Tonnen. Die Gasturbinen von Siemens binen heute ohne Kranumschlag direkt aus dem Werk laufen weltweit in der Strom- und Wärmeerzeugung. per RoRo-Verladung einen knappen Kilometer auf der Produziert werden sie in Berlin-Moabit. Die Berliner Ha- Straße und über eine Rampe auf das Binnenschiff fah- fen- und Lagerhausgesellschaft (BEHALA) befördert sie ren können“, erläutert er. Das selbstfahrende Schwer- per Binnenschiff mit einem eigens dafür konstruierten lastmodul für die Straße, das der Hersteller für Spezial- Spezialleichter für den weltweiten Export über die See- fahrzeuge Goldhofer für die BEHALA gebaut hat, häfen. „Hamburg ist der hauptsächliche Zielort für uns verfügt über zweimal 12 Achsen und lässt sich daher aus Berlin“, sagt Klaus-Günter Lichtfuß, Leiter Logistik gut lenken. der BEHALA. Alle Turbinen, die schwerer als 350 Tonnen sind und die Beim Hamburger Traditionsunternehmen Wallmann & Siemens global exportiert, gelangen auf diese Weise Co., dem Spezialisten für schwere Ladung, werden die über den Seehafen Hamburg an ihr Ziel – überall auf der Gasturbinen direkt aufs Seeschiff verladen. So umfass- Welt. Das sind im Jahr 30 bis 40 Stück. Rund eine Wo- te beispielsweise ein Auftrag 24 Gasturbinen für drei che benötigt der Leichter von Berlin in die Hansestadt Kraftwerke in Ägypten, die innerhalb von zwei Jahren und zurück. „Bei größeren Stückzahlen müssen wir den ausgeliefert wurden. „Wir haben ein Transportkonzept Umschlag mithilfe von mobilen Kränen abwickeln“, 13 5,5 ha ha 13m Professionals at the waterfront Handling and Warehousing ► General cargo ► Iron products ► Heavy lifts ► Steel products Quay Operation and Warehousing Wallmann & Co. (GmbH & Co. KG) Pollhornweg 31-39, D-21107 Hamburg Phone: +49(0)40-7 52 07-0 Port of Hamburg Magazine | September 2020 | 21
■ EXPORTHAFEN weiß Lichtfuß zu berichten. Das sei allerdings aufwendi- ger als der Transport mit der RoRo-Lösung, der sehr gut laufe. Zehn Millionen Euro hat die BEHALA vor ein paar Jahren in Rampe, Leichter und das Schwerlastfahrzeug investiert. PUNKTGENAUE TAKTUNG Das Binnenschiff ist meist so getaktet, dass es punktge- nau mit der Ankunft des Seeschiffes in Hamburg an- kommt. Denn auch dort gibt es keine Krananlagen, die die 500-Tonnen-Schwergewichte aus dem Schiff heben kön- nen, um sie auf der Kaianlage zwischenzulagern. „Aber © BEHALA das Seeschiff verfügt über einen eigenen Kran und hebt die Turbine dann direkt an Bord“, erläutert der Leiter Logis- tik. Die seefeste Verpackung, bestehend aus Folie und Ble- Die Berliner BEHALA verlädt an ihrem Standort auch per Kran die chen, lässt Siemens bereits im Werk anbringen, sodass Gasturbinen von Siemens für den Export über Hamburg die teure Ladung vor Wetter und Beschädigung gut ge- schützt ist. Dort am Wallmann-Terminal werden weitere Teile für ein komplettes Kraftwerk aufs Schiff verladen, die Siemens auf der Kaianlage für seine Kunden bevorratet, und die dann als Gesamtladung an ihr Ziel gelangen. „Schön wäre, wir könnten dort auch die schweren Turbinen zwischenla- gern“, sagt Lichtfuß. Denn dann müsste die BEHALA mit ihrem Leichter nicht mehr unbedingt punktgenau ankom- men oder gar warten, bis das Seeschiff da ist. „Das ist ei- ne sportliche Aufgabe für uns und manchmal geht durch Warten wertvolle Zeit verloren“, fügt er hinzu. Die BEHALA wiederum wäre bereit, in ein zweites Schiff zu investieren – sofern die Auftragslage es zulässt und falls die Siemens-Turbinen noch schwerer werden. „Das würden wir dann breiter und länger bauen, sodass wir mit © BEHALA den Tiefgängen, die wir jetzt haben, auch klarkommen und nicht auf den Ausbau der Wasserstraße am Sie- mens-Werk angewiesen wären.“ Der gesamte Binnen- Ein eigens dafür konstruierter Spezialleichter befördert schwere schiffstransport verläuft über rund 400 Kilometer auch Gasturbinen nach Hamburg über den Elbe-Seiten-Kanal. „Wir profitieren davon, dass das Wasserstraßenkreuz Magdeburg seit ein paar Jahren in Betrieb ist“, erläutert der Leiter Logistik. Denn so muss In Hamburg wird die bis zu 500 Tonnen schwere Fracht aufs der Leichter nicht auf die Elbe und ist demnach nicht auf Seeschiff verladen die Wasserstände des Flusses angewiesen. ■ © Wallmann 22 | Port of Hamburg Magazine | September 2020
EXPORTHAFEN ■ © Nicole de Jong SUPER SICHER: MIT DER KETTENSÄGE WIRD‘S PASSGENAU GEMACHT. FESTGE- SCHRAUBT AN DIE HOLZKONSTRUKTION, WIRD DIE MASCHINE FÜR DEN TRANSPORT AUF EINE EIGENS DAFÜR ANGEFERTIGTE PALETTE GESTELLT Für den sicheren Transport über die Weltmeere SACO Shipping organisiert Sammelcontainer für den Export von Waren aus Deutschland oder Europa in die ganze Welt. Die Mitarbeiter der Tochterfirma PCH verpacken und beladen die Boxen mit einzelnen Sendungen. Zu einer Zeit als die Containerschifffahrt so richtig sie auf dem Seeweg. Im Zielhafen nimmt dann ein Fahrt aufnahm, haben Andrea Briks und Harald Pahl eigener Agent die Container in Empfang. „Dort pas- die SACO Shipping gegründet. „Wir haben 1988 mit siert das gleiche wie hier im Import: Die Container fünf Destinationen angefangen“, erinnert sich die werden entladen und dem dortigen Kunden als Sen- geschäftsführende Gesellschafterin Briks. Heute or- dung zur Verfügung gestellt“, sagt Briks. ganisiert das Unternehmen im Hamburger Hafen Klingt simpel, doch der dahinter steckende organisa- Sammelcontainer zu mehr als 150 direkten Häfen torische Aufwand ist hoch: Termine und Kapazitäten weltweit. Die Idee war es, für Kunden tätig zu wer- müssen koordiniert und eingehalten, alle Dokumen- den, die ein geringes Sendungsvolumen haben, die- te für Zoll, Umweltbehörde oder Veterinäramt bereit- ses mit anderen Einzelstücken zu bündeln und als gehalten, Vorschriften beachtet sowie große und Vollcontainer zu verschiffen. kleine Sendungen seesicher verpackt werden. Sen- SACO bucht Container bei den Reedereien, nimmt dungen in die USA beispielsweise müssen vorher kleine und große Sendungen seiner Kunden am angemeldet werden und können erst abgewickelt Standort in Hamburg entgegen, verteilt diese dann werden, wenn die Bestätigung der US-Behörden auf die Container nach Destinationen und versendet vorliegt. „Wir müssen extrem flexibel sein, weil sich Port of Hamburg Magazine | September 2020 | 23
■ EXPORTHAFEN SACO LAGERT IN VERSCHIEDENEN HALLENABSCHNITTEN DIE WAREN SEINER KUNDEN © Nicole de Jong beim Vorlauf, der mitunter zwei oder drei Wochen men daher jede Sendung in Augenschein und erneu- beträgt, viel ändert“, erläutert die Geschäftsführe- ern die Verpackung, wo nötig – immer in Absprache rin. mit dem Kunden. Palettengebinde werden für einen Dazu kommt, dass es SACO mit allen vorstellbaren stabilen Aufbau und um Feuchtigkeit abzuhalten mit Arten von Sendungen zu tun hat – große Kisten, klei- Folie umwickelt. Seit einiger Zeit ist der Packbetrieb ne Gebinde, Säcke, Kanister, Fässchen und Eimer auch auf Kistenbau spezialisiert. „Der finanzielle mit den unterschiedlichsten Inhalten, auch Gefahr- Aufwand für Verpackungen wie Luftsäcke, Lasch- gut, außer Sprengstoff und Radioaktives. Die La- material, Seile, Holz, Pappe und Folien wird immer dungsstruktur für den Export sei ein bisschen davon höher“, erzählt sie. Das Holz muss vorbehandelt abhängig, welche Länder was importieren: von Phar- sein, damit sich kein Ungeziefer darin findet. mazeutika über Chemikalien bis Maschinen. Die Ware soll auch bei schwerer See heil beim Kun- „Vieles kommt hier per Lkw schlecht verpackt an. den ankommen. Der Container muss daher so bela- Einzelteile sind mitunter nur mit einem Bändchen den werden, dass die Fracht nicht hin- und herkul- verschnürt, das auf keinen Fall hält“, sagt Briks. lert. Mit viel Erfahrung und einem guten Raum- Die rund 80 gewerblichen Mitarbeiter des Tochter- erfassungsvermögen packen die Mitarbeiter die Bo- unternehmens Packing Center Hamburg (PCH) neh- xen so, dass keine Hohlräume entstehen, Packstü- 24 | Port of Hamburg Magazine | September 2020
EXPORTHAFEN ■ cke nicht herunterfallen können und das Gewicht gut © Nicole de Jong verteilt ist. Sind die Container schließlich voll, müs- sen sie je nach Exportland, wie Australien, begast werden, um das Einschleppen von Schädlingen zu verhindern. Begasungsplätze sind bei den zugehöri- gen Packbetrieben (Indiastraße) vorhanden. Da seit Juli 2016 jeder Export-Container zudem verwogen und die Daten vorab ans Terminal übermittelt wer- den müssen, hat SACO auch einen Wiegeplatz ein- gerichtet. Vollcontainer werden mit einem im Reach- stacker verbauten Wiegesystem gewogen, die Ge- wichte laufen dann automatisch in die Systeme. Gepackt wird immer einen Tag vor Ladeschluss oder am Ladeschlusstag, in der Regel geht das Schiff dann drei Tage später raus. „Wir können die Contai- ner dennoch nicht immer gleich abfahren, weil die Trucker erst für den nächsten Morgen ein Anliefer- zeitfenster im Terminal gebucht haben oder weil noch eine Sendung fehlt“, erläutert Geschäftsführe- rin Briks. Allerdings seien die Lagerkosten im Termi- nal so hoch, dass SACO schon darauf achtet, den NUR MIT EINEM BÄNDCHEN gebuchten Slot zu schaffen. SACO Shipping arbeitet UMWICKELT. „DAS HÄLT ausschließlich für Spediteure und wickelt derzeit im NICHT“, SAGT GESCHÄFTS- Exportgeschäft mehr als 600 TEU (20-Fuß-Contai- FÜHRERIN ANDREA BRIKS ner) pro Woche ab. ■ Port of Hamburg Magazine | September 2020 | 25
■ EXPORTHAFEN Die größten Handelspartner Deutschlands 2019 Sowohl die Volksrepublik China als auch die USA gehören zu den stärksten Handelspartnern Deutschlands. Aber auch Länder in Europa sind im Außenhandel stark mit Deutschland verbunden. Der Hamburger Hafen ist mit Abstand Deutschlands del von Nachbarländern. Möglich macht dies eine Viel- größter Universalhafen und drittgrößter Seehafen Eu- zahl von spezialisierten Logistikfirmen in und um den ropas. Als Knotenpunkt, aber auch als Teil der Wert- Hafen sowie ein dichtes und hochfrequentes Netz- schöpfungskette durch zusätzliche Logistikdienstleis- werk der Hinterlandanbindung des Hamburger Hafens tungen für den Außenhandel, ist der Hamburger Hafen – insbesondere durch den umweltfreundlichen und eine wichtige Drehscheibe sowohl für den seeseitigen verlässlichen Verkehrsträger Bahn. Die Kunden des deutschen Im- und Export, als auch für den Außenhan- Hamburger Hafens haben die Möglichkeit, wie im EXPORT 119 in Milliarden Euro 107 96 92 79 68 66 66 56 Vereinigtes Königreich Volksrepublik China © Statistisches Bundesamt (Destatis), 2020 46 Vereinigte Staaten Niederlande Österreich Frankreich Schweiz Belgien Italien Polen 26 | Port of Hamburg Magazine | September 2020
EXPORTHAFEN ■ Deep-Sea-Verkehr, ein starkes Netzwerk an innereuro- USA nach China mittlerweile zum zweitstärksten Part- päischen Short-Sea-Verbindungen zu nutzen. Ein nerland im Containerverkehr der Elbmetropole aufstei- Schwerpunkt der weltweiten Anbindung des Hambur- gen. Der seeseitige Außenhandel, als wichtiger Bei- ger Hafens ist traditionell Asien und hier insbesondere trag zur Wirtschaftsleistung Deutschlands, benötigt die Volksrepublik China. Neu ist Hamburgs starke See- effiziente und verlässliche Transportketten. Der Ham- verbindung mit den USA. Dank einer Reihe zusätzli- burger Hafen erfüllt für Im- und Exporteure diese An- cher Liniendienste im Hamburger Hafen konnten die forderungen. IMPORT in Milliarden Euro 110 99 71 66 58 57 Volksrepublik China 48 © Statistisches Bundesamt (Destatis), 2020 Vereinigte Staaten 46 44 43 Niederlande Tschechien Österreich Frankreich Schweiz Belgien Italien Polen © Adobe Stock Port of Hamburg Magazine | September 2020 | 27
■ EXPORTHAFEN VON HAMBURG NACH SHANGHAI: IN DER REINRAUMEINHEIT DES TESA- WERKES IN HAUSBRUCH WERDEN OPTISCH KLARE KLEBEFOLIEN FÜR DISPLAYS VON SMARTPHONES GE- FERTIGT. DIESE GELANGEN AUF DEM SEEWEG ZU HANDY-HERSTELLERN UND DEREN ZULIEFERERN IN ASIEN © Tesa 28 | Port of Hamburg Magazine | September 2020
EXPORTHAFEN ■ Gute Handy-Verbindung nach China Gastbeitrag von Gunnar von der Geest Jeder kennt die kleine transparente Klebefilmrolle, die auf fast jedem Schreibtisch steht. Auch Malerkrepp und Gewebebänder zum Reparieren sind nützliche Helfer im Alltag. Doch kaum jemand weiß, wie viele Produkte unter dem Markennamen „Tesa“ im Verborgenen ihre Arbeit verrichten. Dabei verbinden Hightech-Klebebänder nicht nur zwei Dinge miteinander, sondern übernehmen sogar erstaunliche Zusatzfunktionen. Der Hamburger Hafen fungiert als Drehscheibe für den Exportschlager. Mit einer Bekanntheit von 93 Prozent unter 18- bis den Austritt an unerwünschten Stellen, zum Beispiel 69-Jährigen in Deutschland gehört Tesa zu den Mar- seitlich des Displays, zu 99,99 Prozent zu vermeiden. ken-Ikonen. Sogar bis ins Wörterbuch „Duden“ hat es Ein Bestseller von Tesa sind patentierte Klebebänder, der transparente Klebefilm geschafft. Doch hinter dem die einerseits für eine sichere Fixierung des Akkus im Namen „Tesa“, der sowohl für eine vor allem in West- Gehäuse sorgen, andererseits sich aber auch rück- europa bekannte Endverbrauchermarke als auch einen standsfrei wieder ablösen lassen. Wenn es ums Display internationalen Technologiekonzern steht (siehe Info- geht, lautet das Credo aller Handy-Hersteller: so groß kasten), verbergen sich zahlreiche Klebelösungen, oh- wie möglich. Dies bedeutet für die zur Verfügung ste- ne die im Alltag vieles nicht funktionieren würde. Wet- hende Verklebungsfläche: nur so groß wie nötig. Oft ten, dass just in dem Moment, in dem Sie diesen darf ein Klebestreifen deshalb lediglich 0,5 Millimeter Beitrag lesen, etwas breit sein. Und trotzdem Wichtiges in Ihrer Hosen- soll er auch noch eine oder Jackentasche pas- Stoßdämpferfunktion er- siert? Und dass Sie gar füllen, falls das Smartpho- nicht geahnt hätten, wel- ne mal aus der Hand fällt. che Rolle Tesa dabei Solche Anforderungen sei- spielt? tens der Kunden gleichen deshalb oft der „Quadratur SCHICHTARBEIT IN eines Kreises“. Aus die- SMARTPHONES sem Grund sind bei Tesa So können allein in einem weltweit mehr als 500 Kol- © Tesa Smartphone nahezu aller legen im Bereich Produkt- namhaften Hersteller rund und Technologie-Entwick- 40 verschiedene High- SCHICHTARBEIT IM HANDY: KLEBEBÄNDER lung tätig, etwa 330 von tech-Klebebänder von Te- (ROT) VERBINDEN BAUTEILE UND ihnen im Forschungs- sa zum Einsatz kommen. ÜBERNEHMEN DIVERSE ZUSATZFUNKTIONEN. zentrum am Standort Nor- Dabei müssen sie mehr DIE DÜNNEN „MULTI-TALENTE“ SIND derstedt bei Hamburg. leisten, als zwei Dinge UNTER ANDEREM IN DER LAGE, LICHT miteinander zu verbinden. UND STROM ZU LEITEN SOWIE WÄRME VON HAMBURG ABZUGEBEN Wenn die mit viel Elektro- NACH SHANGHAI nik bestückten Geräte auf Da viele große Hersteller Hochbetrieb laufen, werden einige Bauteile 70 bis 90 aus der Elektronik- und Automobilindustrie sowie de- Grad heiß. Damit nichts durchbrennt, ermöglichen Spe- ren Zulieferer in Asien ansässig sind, hat Tesa bereits zial-Klebebänder, zum Teil mit Grafitschichten zur Wär- vor 15 Jahren ein Werk im chinesischen Suzhou eröff- meableitung, eine Temperaturreduktion um über 20 net, das zurzeit erweitert wird. Darüber hinaus ist im Grad. Der derzeit dünnste doppelseitige Klebestreifen, Frühjahr 2020 die Entscheidung gefallen, für rund 55 der diese „kühlende“ Funktion übernimmt, ist fünf Mi- Millionen Euro eine weitere Fertigungsstätte in Viet- krometer dick – zehnmal feiner als ein menschliches nam zu bauen. Der Produktionsstart für Klebebänder Haar. Licht blockierende Klebebänder sind in der Lage, im Bereich der Elektronik- und Automobilindustrie soll Port of Hamburg Magazine | September 2020 | 29
■ EXPORTHAFEN GENIALE ERFINDUNG: FRÜHER WAREN AKKUS IM SMARTPHONE FEST MIT DEM GEHÄUSE VERBUNDEN UND LIESSEN SICH NICHT ODER NUR MÜHSAM AUSTAUSCHEN. EIN PATENTIERTES TESA-KLEBEBAND SORGT FÜR SICHEREN HALT. ZIEHT © Tesa MAN DARAN, VERLIERT ES SEINE KLEBKRAFT 2023 erfolgen. Auch wenn es zunehmend darum (Baden-Württemberg) und ein Zentrallager in Süd- geht, möglichst nah bei den Industriekunden zu sein, deutschland transportieren ihre Waren per Bahn in um diesen einerseits schnell Produkte liefern und an- die Elbmetropole, um sie anschließend auf Contai- dererseits den CO2-Fußabdruck so klein wie möglich nerschiffen zu exportieren. Denn auch in einem halten zu können, spielt der Hamburger Hafen für die Elektroauto, das beispielsweise in den USA vom Logistik des Tesa-Konzerns eine große Rolle – heute Band läuft, können mehr als 100 verschiedene Kle- und in Zukunft. Mehr als 2500 Sendungen pro Jahr beband-Lösungen aus dem Hause Tesa stecken. verschickt Tesa per Schiff Richtung Asien, hauptsäch- Was diese im Automobil alles zu leisten imstande lich nach Shanghai. Hierunter fallen beispielsweise sind, hätte sich Elsa Tesmer gewiss niemals träu- optisch klare Klebebänder für Smartphones, die in der men lassen. 1906 hatte die ehemalige Kontoristin Reinraum-Einheit des Werkes Hamburg-Hausbruch und Leiterin der Beiersdorf-Schreibstube im Rah- gefertigt werden. Dort ist die Luft 100-mal sauberer men eines kleinen Kreativ-Wettbewerbes den Na- als auf einem Berggipfel, sodass sich auf den innova- men „Tesa“ aus der ersten Silbe ihres Nachnamens tiven Filmen praktisch keine Staubpartikel befinden. (Te-) und den letzten zwei Buchstaben ihres Vorna- Aus Asien landen über 1700 Sendungen jährlich in der mens (-sa) gebildet – und damit den Grundstein für Hansestadt an. Sogar das Tesa-Werk in Offenburg eine Weltmarke gelegt. ■ Zahlen – Daten – Fakten Tesa ist einer der global führenden Hersteller tech- nischer Klebebänder und selbstklebender System- lösungen (mehr als 7000 Produkte) für Industrie- und Gewerbekunden sowie Endverbraucher. Seit 2001 © Tesa ist die Tesa SE (4.926 Mit- arbeiter) eine 100-prozenti- ge Tochtergesellschaft der Beiersdorf AG (u. a. NIVEA, Eucerin, la prairie). Etwa drei Viertel des Tesa-Umsatzes (2019: 1.378,7 Mio. Euro) entfallen auf Anwendungen für © Tesa unterschiedliche Industriebranchen wie Automobil und Elektronik, Bau, Druck & Papier sowie Sicherheitskonzep- te für einen effektiven Marken- und Produktschutz. Darü- ber hinaus entwickelt und produziert Tesa als Partner der Pharmaindustrie auch arzneimittelhaltige Pflaster. Knapp Gunnar von der Geest ist Pressesprecher der Tesa SE. ein Viertel des Umsatzes erwirtschaftet das Unterneh- Seine Themenschwerpunkte sind Produkt- und Technologie- men mit Produkten für Endverbraucher und professionelle Entwicklung sowie Change Communications und Marken- Handwerker. 300 Anwendungen erleichtern unter ande- historie. rem die Arbeit in Haushalt und Büro. 30 | Port of Hamburg Magazine | September 2020
EXPORTHAFEN ■ Stühle für die ganze Welt Im Büro, im Wartezimmer, hinter dem Bankschalter oder am Industriearbeitsplatz – überall sitzen die Menschen, oft stundenlang. Dass sie das auf dem richtigen Stuhl tun, ist entscheidend und das Anliegen der Dauphin-Gruppe. Das 1968 gegründete Familienunternehmen mit Stammsitz im kleinen Offenhausen bei Nürnberg produziert ergonomische Sitzmöbel sowie innovative Einrichtungslösungen und liefert sie in 81 Länder. Ein Teil davon gelangt über den Hafen Hamburg in die ganze Welt. Dauphin ist fest im fränkischen Offenhausen verwur- Netzrücken oft besser an als Vollpolstervarianten. zelt, aber traditionell ein exportorientiertes Familienun- „Hier ist häufig ausschlaggebend, dass sich unsere ternehmen: 1968 legte Unternehmensgründer Fried- Produkte durch ihr Design abheben“, so Dennerlein. rich-Wilhelm Dauphin mit dem Erwerb der deutschen Mit Vertriebsgesellschaften in Australien, Großbritan- Niederlassung des britischen Bürostuhlproduzenten nien, Frankreich, Italien, Singapur, den Niederlanden Evertaut den Grundstein. Im gleichen Jahr begann er oder Belgien, einem eigenen Produktionsstandort in mit Import, Montage und Vertrieb der Evertaut-Stühle. den USA sowie zahlreichen Niederlassungen, Lizenz- Ein wichtiger Meilenstein war die Entscheidung für die nehmern und Vertretern in 81 Ländern sei das Unter- Entwicklung eigener Bürostuhl-Modelle. Mit einer pfif- nehmen international stark aufgestellt und zu einem fa- figen Erfindung gelang Friedrich-Wilhelm Dauphin An- miliengeführten Global Player herangewachsen, sagt fang der 1970er Jahre der Durchbruch: Er konstruierte Exportleiter Maurer. aus konisch steckbaren Einzelteilen einen Bürostuhl, Hamburg und sein Hafen haben als „Tor zur Welt“ ei- der sich platzsparend verpacken und günstig verschi- nen großen Anteil daran: Dauphin pflegt mit einer eige- cken ließ – ein entscheidender Wettbewerbsvorteil, nen Niederlassung samt Showroom eine enge Bezie- vor allem für das Exportgeschäft. hung zur Hansestadt und stattet die Kommune und In den 80er und 90er Jahren baute Dauphin das Ex- das dazugehörige Hafenmanagement Hamburg Port portgeschäft und das Produktportfolio durch den Zu- Authority über den Büroeinrichter Fölschow mit Sitz- kauf weiterer Unternehmen aus. Dadurch entwickelte möbeln aus. „Man kann wirklich sagen, wir sind gerne sich die Gruppe zum Komplettanbieter für ganzheitli- in Hamburg“, sagt Maurer. ■ che Arbeitswelten. Zahlreiche Patente, darunter die erste Synchro-Mechanik für Bürostühle, sowie viele © Dauphin HumanDesign Group Design- und Markenanmeldungen prägen die Unter- nehmensgeschichte. GROSSE PRODUKTVIELFALT FÜR DIE WELTWEITE KUNDSCHAFT Heute zählt der Konzern zu den führenden Büromöbel- herstellern in Europa. Die Markenvielfalt reicht vom un- konventionellen Drehstuhl der Marke Trendoffice über er- gonomisch hochwertige Dauphin-Sitzlösungen und exklusive Designer-Stühle von Züco bis hin zu den durch- dachten Raumgestaltungs- und Büromöbelsystemen von Bosse. Viele Stühle, Tische und Einrichtungslösun- gen, die in den Mittleren Osten oder nach Übersee gelan- gen, werden auch über den Hamburger Hafen verschifft. „Zu unseren größten Exportmärkten gehören die USA, Dauphin liefert seine ergonomischen Sitzmöbel und innovativen Schweiz, Frankreich, Italien und die Beneluxstaaten“, er- Einrichtungslösungen in 81 Länder klärt Dauphin-Geschäftsführer Dr. Jochen Ihring. Der Aus- landsumsatzanteil der Dauphin-Gruppe beträgt 33,6 Pro- zent. Besonders erfolgreich werden die Bürostühle der jungen, urbanen Dauphin-Marke Trendoffice im Ausland vertrieben, so Ihring. Aufgrund des umfangreichen Portfo- lios sei auch der Export generell von einer großen Pro- duktvielfalt geprägt, ergänzt Exportleiter Christian Maurer. Manche Länder haben dabei ihre Produktvorlieben, weiß die Leiterin des Customer Service Export, Kateri- © Dauphin HumanDesign Group na Dennerlein. So liefert Dauphin beispielsweise viele Stühle für Industriearbeitsplätze in die von der Uhren- manufaktur geprägte Schweiz. In Australien oder Asi- en kommen optisch ansprechende Stuhlmodelle mit Port of Hamburg Magazine | September 2020 | 31
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