NACHRICHTEN TUTZINGER - STILLE ZEIT DER BESINNUNG Was hält uns zusammen?
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35. Jahrgang www.tutzinger-nachrichten.de Ausgabe 12 / Dezember 2017 TUTZINGER NACHRICHTEN Das Magazin für Tutzing und seine Bürger STILLE ZEIT DER BESINNUNG Was hält uns zusammen?
FINDEN & LESEN EINBLICK Liebe Leserin, lieber Leser, 3 TUTZING REPORT Gemeinschaftssinn als gesellschaftlicher Auftrag 4 Interview mit dem Tutzinger Verfassungsrechtler Prof. Hans-Jürgen Papier über die Rolle der Gemeinden im demokratischen Zusammenleben 5 Die eindrucksvolle Kraft der Zivilgesellschaft von Brigitte Grande 7 Interview: Die Generationen verbindende Kraft der Feuerwehr 8 Die Tutzinger Gilde – Tradition mit Zukunftsblick 10 Kindergärten vernetzen Familien und Bürgerschaft 12 Tutzings erster Lebendiger Adventskalendender 14 Mitten unter uns – eine Vorweihnachtsgeschichte von heute 16 TUTZINGER WINTER-ALBUM 17 UNSERE GEMEINDE Der Ausbau der Hauptstraße beschäftigt Tutzing 18 SCHLAGLICHT Tutzing hat die Wahl / Bürgersprechstunden / Gemeindebücherei 19 WIE ICH ES SEHE Medizin-Journalistin Annette Kerckhoff über Stiftungsinitiativen 20 HANDEL, HANDWERK & SERVICE Schopping –Bummel über Tutzings Hauptstraße 22 Conzept-StoreMy Circus Loft 24 Über die Schulter geschaut Raumausstatter Thomas Richter 25 30 Jahre Tierarztpraxis Dr. Droste 26 Telegym - Fitnessprogramm im Bayerischen Fernsehen von Tutzinger Produzenten 27 Bücher und Kalender rund um den See 28 Neue Musikpädagogin in Tutzing / Chronik für Brahmsliebhaber 29 Die „Wachhabenden“ der Feiertage 32 Notdienste im Dezember 33 WIE ES FRÜHER WAR Winterfreuden dahoam 34 Weihnachtsfreude verbindet / Ein wunderbares Geschenk 35 MENSCHEN IN TUTZING Kandidatenprofile: Wer wird Bürgermeisterin oder Bürgermeister? 36 In memoriam Hellmut Kirchner 38 TUTZINGER SZENE Lasershow Wintersonnwendfeier /Adventskonzert St. Joseph 40 Musikfreunde Tutzing: Adventskonzert im Schloss 41 Kunst an der Hauptstraße 42 Christbaumverkauf 2017 43 Kickboxer-Crew: Die glorreichen Sieben / Tutzinger Förderverein für Tourismus 44 Herbst-Second-Hand mit guter Ernte 45 JUNGES TUTZING Helmut Zöpfl - Wir halten zusammen 46 Studium Generale Gymnasium, Auftakt 2018 47 Plant-for-the-Planet mit Schokolade 48 TN-Inserentenverzeichnis Dezemberheft 2017 KALENDER & KONTAKTE Veranstaltungen / Vereine im November 50 KIRCHENMITTEILUNGEN 52 NACHLESE Chronologie 2017 im Themen-Spiegel der Tutzinger Nachrichten 54 Der Tratzinger / Impressum 55 Redaktionsanschrift: Titelbild: Tutzinger Schneebucht 35. Jahrgang TUTZINGER www.tutzinger-nachrichten.de Ausgabe 12 / Dezember 2017 E-Mail: redaktion@tutzinger-nachrichten.de Foto: M. Simon NACHRICHTEN Das Magazin für Tutzing und seine Bürger Verteilung: Hermann Buncsak, Tel. 08158/2050 Anzeigen: Roland Fritsche, anzeigen@tutzinger-nachrichten.de, Tel. 08807/8387 Post: Tutzinger Nachrichten Zugspitzstraße 30, 82327 Tutzing Redaktionsschluss für das Januarheft 2018 ist der 04. Dezember 2017. STILLE ZEIT DER BESINNUNG Was hält uns zusammen? Zulieferungen danach können leider nicht mehr berücksichtigt werden. Wir bitten um Verständnis.. Heft 12 /17 Ihre Beiträge und Fotos sind uns sehr willkommen, bitte als E-Mail oder auf CD und mit Angabe der Quelle/Foto. Erscheinungstermin: 27. Dezember 2017. Bitte besuchen Sie die neue Internet-Seite der Tutzinger Nachrichten mit zahlreichen aktuellen Leserinformationen - www.tutzinger-nachrichten.de - facebook/tutzinger-nachrichten 2
EINBLICK Liebe Leserinnen, liebe Leser, „…jeder einzelne von ihnen ist eine Feder in den Flügeln der Gemeinschaft, von de- nen die Gesellschaft getragen wird.“ So poetisch kann man umschreiben, was eine Gesellschaft zusammenhält. Was ist es, das das Gefüge in einem Ort ausmacht in Zeiten, in denen man das Gefühl hat, alles gerät aus den Fu- gen? Das fragen wir in der Dezember-Ausgabe der Tutzinger Nachrichten. Zu diesem komplexen Thema äußert sich u.a. Professor Hans- Jürgen Papier, ehemaliger Präsident des Bundesverfassungs- gerichts. Kulturelles Engagement und Bildung sieht die Kul- turreferentin Brigitte Grande als Basis für Gemeinsamkeiten. Einige Tutzinger Vereine, wie z.B. die Feuerwehr und die Tut- zinger Gilde, die Generationen verbinden und Zusammenhalt schaffen, die Ambulante, die seit 97 Jahren da ist für alle, die sie brauchen, tragen das Ihre dazu bei. Und was leisten Kin- dergärten - vor allem bei den „Neuen“ Mitbürgern? Gib jedem Tag die Chance, Ein Streiter für die Gemeinschaft war Hellmut Kirchner. Sein der schönste deines Lebens zu werden. Nachruf ist für uns eine traurige Aufgabe. (Mark Twain) Der Ausbau der Hauptstraße beschäftigt Tutzing sehr, dane- ben ist natürlich die Bürgermeisterwahl im Januar das beherr- In diesem Sinne wünschen wir Ihnen schöne schende Thema. Wir stellen Ihnen die drei Kandidaten Mar- Feiertage und ein erfreuliches neues Jahr. lene Greinwald, Bernd Pfitzner und Florian Schotter mit sehr persönlichen Aussagen vor. Dazu gibt es auch das passende Schlaglicht. Vielfältig präsentieren sich Handel, Handwerk & Service dieses Mal: Vier Ideen in einem bei My Circus Loft, 25 Jah- re TELE-GYM, mehrere interessante Bücher und Broschüren, Bewährtes bei 30 Jahre Tierarztpraxis, Neues mit einer Mu- sikpädagogin. Dazu noch bei einem interessanten Beruf Über die Schulter geschaut und ein ergiebiger Bummel durch die vorweihnachtliche Hauptstraße mit Blick in einige Geschäfte – was will man mehr. Weihnachten naht und wir geben Ihnen ein paar nette, aber auch einige traurige Gedanken mit auf den adventlichen Weg. In „Wie es früher war“ wird über winterliche Freuden in den 50er Jahren berichtet. Damals gab es nicht so viele interes- sante Ereignisse in der staaden Zeit, wie sie heute geboten werden: Konzerte in Kirche und Schloss, Ausstellungen in Ga- ratshausen und in der Hauptstraße, daneben natürlich Christ- kindlmärkte und Christbaumverkäufe, Sonnwendfeuer und Lasershow. Einige Rückblicke in der Szene zu Versammlungen und Second Hand runden die Rubrik ab. Bei „Junges Tutzing“ hat gleich nach Schuljahresbeginn das Studium Generale seine Aktivitäten aufgenommen. Ganz aktuell engagieren sich junge Leute aus aller Welt bei der Kinder- und Jugendinitiative Plant-for-the-Planet mit Sitz in Tutzing. Sie mischten sich jetzt ins politische Geschehen ein. Ihre Forderung: Pflanzt weltweit Bäume gegen die Klima- krise. 1.000 Milliarden neue Bäume sind ihr Ziel und ihr Wunsch. Vielleicht hilft das Wünschen ja in der Vorweih- nachtszeit! Ihnen allen einen besinnlichen Advent ohne allzu viel Hektik, wenig Stress und viel Freude an den Vorbereitungen für das große Fest. Herzlichst Ihre Heft 12 /17 3
TUTZING REPORT Jeder kann „eine Feder in den Flügeln der Gemeinschaft“ sein Das Sozialgefüge in Europa bricht auseinander, Wirtschafts- einer Gemeinde, einer Familie. Auf der Basis von Kultur wie- und Flüchtlingskrise, Radikalisierung nach rechts in fast allen derum ist Bildung möglich. Beides zusammen schafft Identi- Ländern Europas, 226 gewaltsam ausgetragene Konflikte tät. Wie im Großen hängt es auch im Kleinen letztlich nicht weltweit. Das sind die Schlagzeilen. Ist die Welt aus den Fu- von Maschinen, Computern und Technologien, sondern von gen? Menschen ab, wie sich eine Gesellschaft darstellt. Menschen Es gab immer schon große Veränderungen, einhergehend machen große Politik und lenken die Geschicke von Staaten, mit Krisen, z.B. Industrialisierung und Verstädterung zu Be- Menschen sind es, die die Welt im Kleinen gestalten und zu- ginn des 20. Jahrhunderts, begleitet von zwei großen Krie- sammenhalten. Zusammenhalten als Netz in unberechenbaren Zeiten Foto: CP gen. Auch damals haben die Veränderungen den Menschen Unsere Gemeinde, unser Tutzing lebt von Menschen, die sich Angst gemacht, sie verunsichert und waren nicht für alle ein für politische Ämter zur Verfügung stellen, die sich beruflich Gewinn. oder ehrenamtlich um Alte, Kranke und Kinder kümmern. Die Welt, die wir kennen, verändert sich ständig. Heute sind Menschen, die Handwerksbetriebe, Geschäfte und Dienst- wachsendes finanzielles Ungleichgewicht, soziale Verlage- leistungen anbieten, Menschen, die sich in Vereinen, in den rung und Identitätsverlust, nie dagewesene Mobilität, allge- Kirchen, bei Veranstaltungen und zwischenmenschlich en- genwärtige Vernetzung, Globalisierung und Digitalisierung gagieren, also von einer aktiven Bürgerschaft. Fakten, die Staaten, Gemeinden und den Einzelnen betref- fen. Die Veränderungen gehen dabei so rasch vor sich, dass Da gibt es z.B. eine Gruppe von Leuten, die ihre Nachbarn wir es manchmal kaum begreifen können. kennenlernen wollen, einfach weil sie denken, dass „eine Millionen Menschen sind auf der Flucht vor Hunger, Krieg starke Nachbarschaftsgemeinschaft für uns alle hilfreich sein und Elend und die Gewinne der vergangenen zwei Jahr- kann.“ Da löscht die Feuerwehr einen ganzen Sonntag lang zehnte sind auch in den wohlhabenden Ländern nur weni- einen Hausbrand, da gibt es spontane Hilfe für die Opfer gen an der Spitze der Einkommenspyramide zugefallen. Das dieses Brandes. Da feiert das ganze Dorf die Fischerhochzeit, gilt auch für Deutschland, wahrscheinlich auch für Tutzing. da findet eine Kulturnacht statt, bei der zahlreiche Leute Was ist mit der breiten Masse? Was bleibt den arbeitenden einfach so mitmachen oder jetzt im Dezember der Leben- Menschen, den Rentnern? Wie lange funktionieren unsere dige Adventskalender als Gemeinschaftsaktion. Sozialsysteme? Wie viel Reichtum hält z.B. Tutzing aus? Was ist dagegen mit unserer leeren Gemeindekasse? Wir leben in einer der schönsten und reichsten Gegenden Trotz aller Konflikte und Probleme geht es den meisten bei Deutschlands mit einem großen Kulturangebot und vielen uns materiell gut. Doch was hält unsere Gesellschaft, was Annehmlichkeiten. Aber auch hier gibt es nicht nur reiche unser Gemeindeleben im Inneren zusammen? Rentner und Erben. Auch wir brauchen viele Leute, die das Politische, ökonomische und technische Entwicklungen wer- Ganze am Laufen halten. Noch funktioniert das Getriebe den immer begleitet von ethischen und kulturellen Maßstä- dank all derer, die in Tutzing arbeiten, helfen und leben und ben. Kultur bildet eine Grundlage unserer Gesellschaft, sie „…jeder einzelne von ihnen ist eine Feder in den Flügeln der ist die Basis für Werte und Normen, von den allgemeingül- Gemeinschaft, von denen die Gesellschaft getragen wird.“ tigen eines Kulturbereiches bis hin zu denen eines Landes, (Mahbuba Maqsoodi, afghanische Künstlerin) esch 4
„Bürgertugenden und demokratische Teilhabe können am besten gelingen in den kleineren politischen Einheiten, vornehmlich in den Kommunen.“ Der Tutzinger Verfassungsrechtler Prof Dr. Hans-Jürgen Papier über die Rolle der Gemeinden im demo- kratischen Zusammenleben. Viel ist im politischen und medialen Diskurs rund um Wahl und Regierungsbildung von der gesellschaftlichen Spal- tungsgefahr die Rede, der auch den demokratischen Konsens zerklüfte. Für wie relevant und akut hält der Verfassungsrechtler Papier die bestehenden Tendenzen? Für die Demokratie sind Pluralität und Meinungsvielfalt we- sentlich. Die gewählten Repräsentanten in den staatlichen Parlamenten und in den kommunalen Vertretungen sollen idealerweise diese Pluralität der Gesellschaft so weit wie möglich widerspiegeln. Unverzichtbar aber sind die Ach- tung und die Unversehrtheit des geltenden Rechts ebenso wie die vom Grundgesetz geschützte freiheitliche Lebens- Prof. em. Dr. Dres. h.c. Hans-Jürgen Papier (74) Foto: SZ gestaltung. Unsere Verfassung ist mehr als eine Sammlung war von 2002 bis 2010 Präsident des Bundesverfassungsgerichts. formaler Diskursregeln, sie ist auch eine Werteordnung, also Nach seiner 12 jährigen Amtszeit setzte er seine wissenschaftliche Rahmen und Grenze politischer Gestaltung zugleich. Tätigkeit als Hochschullehrer an der Ludwig-Maximilians-Univer- Demokratie braucht Tugenden, und zwar sowohl bei den ge- sität in München fort. Nach seiner Emeritierung widmet sich der wählten Repräsentanten als auch bei den Wählerinnen und vielfach ausgezeichnete Verfassungrechtler auch weiterhin der Wählern, bei den zivilgesellschaftlichen Gruppierungen und Lehre und vorherrschenden Zeitfragen von Staat und Gesellschaft, den Medien. Freiheit ist kein bloßer Spaß und kein Vergnü- unter anderem auch in Vortragsreihen der Politischen Akademie. gen, der andere Name für „Freiheit“ lautet vielmehr „Ver- Der gebürtige Berliner wählte 1996 Tutzing als Familienwohnsitz. antwortlichkeit“ (Thomas Mann). Der demokratische Staat Papier ist verheiratet und hat zwei inzwischen erwachsene Kinder. ist also nicht die Sache Einzelner oder Weniger, sondern er geht alle etwas an, jede Bürgerin und jeder Bürger trägt eine Verantwortung für das Gemeinwesen. Bürgerfreiheit be- Als ein Hauptmoment für das Auseinanderdriften werden deutet nicht egoistische Selbstverwirklichung, unbeschränk- die Megatrends der Globalisierung und Digitalisierung te Bedürfnisbefriedigung und schrankenlose Beliebigkeit, genannt, die vielen Menschen den festen Boden entziehen. in der Demokratie stehen Freiheit und Verantwortlichkeit Kann die regionale, lokale gemeindliche Beheimatung eine in einem untrennbaren Zusammenhang – und zwar eine stabilisierende Gegenwirkung entfalten? Und wodurch? Verantwortlichkeit für das Gemeinwesen und das gemeine Wohl, für die Mitbürger und schließlich für das eigene Tun Demokratische Teilhabe kann am Besten gelingen in den und Unterlassen. Freiheit, demokratische Teilhabe und Ver- kleineren politischen Einheiten, vornehmlich in den Kom- antwortlichkeit gehören zusammen. munen. Die kommunale Selbstverwaltung ist deshalb in Heft 12 /17 5
TUTZING REPORT besonderer Weise verfassungsrechtlich geschützt, sie stellt reichendes Maß an Aufgaben und Zuständigkeiten be- oder gewissermaßen den Grundstock für die staatliche Demokra- erhalten und in die Lage versetzt werden, die Aufgaben tie dar. Demokratie ist mithin untrennbar verbunden mit der örtlichen Gemeinschaft eigenverantwortlich und unter dem Prinzip der Subsidiarität. Subsidiarität besagt, dass die Teilhabe der Bevölkerung zu erledigen. Das unverzichtbare Erfüllung öffentlicher Aufgaben zunächst in der kleineren Vertrauen der Bürger und Bürgerinnen in die repräsenta- Einheit erledigt werden sollte, die höhere Einheit sollte nur tive Demokratie, ihre Institutionen und in deren Fähigkeit dann tätig werden, wenn die in Rede stehende öffentliche zur Problembewältigung droht seit Jahren immer weiter Aufgabe nicht oder nicht hinreichend von den unteren Ein- zu schwinden. Dieser Prozess des Vertrauensverlustes und heiten bewältigt werden kann. der Politikverdrossenheit kann am ehesten und am besten Die politische Entwicklung der letzten Jahrzehnte ist be- dadurch aufgehalten und umgekehrt werden, dass die Ge- dauerlicherweise von einer genau umgekehrten Tendenz staltungskraft und die Gestaltungsmacht der kommunalen geprägt gewesen. Diese bestand in einer permanenten Ebenen und damit die demokratische Selbstbestimmung der „Hochzonung“ der öffentlichen Aufgabenerledigung auf Gemeindeeinwohner gestärkt werden. Die für eine Demo- die größeren politischen Einheiten, also die unaufhörliche kratie essenziellen Bürgertugenden können eben am besten „Abwanderung“ von öffentlichen Aufgaben von den Kom- in der örtlichen Gemeinschaft gefördert werden. Gefordert munen auf den Staat, von den Bundesländern auf den Bund sind hier die politischen Parteien und Wählervereinigungen und schließlich auf die Europäische Union. Dies ist eine Ent- ebenso wie die zivilgesellschaftlichen Gruppierungen und wicklung, die nicht nur zu Lasten der Kommunen und der die örtlichen Medien. Bundesländer, sondern der Vitalität der Demokratie insge- samt gegangen ist. Je größer die politische Einheit, die mit In den politischen Bekundungen tritt zunehmend das der öffentlichen Aufgabenerfüllung betraut ist, desto stär- Wort „Zusammenhalt“ als Kernziel des demokratischen ker entfernt sie sich von den Bürgern, ihrer Teilhabe und ver- Gemeinwesens hervor? Wie ist da Ihre Beobachtung antwortlichen Mitgestaltung. hinsichtlich der Gemeinde, in der Sie seit zwei Jahrzehnten leben und zu Hause sind? Wie ist die Perspektive? In Tutzing scheint mir dieser Prozess der Revitalisierung de- Die weltweiten Prozesse der Globalisierung und Digitalisie- mokratischer Teilhabe „von unten“ gar nicht schlecht zu rung haben diese „Entgrenzungen“ der Ebenen politischer verlaufen. Hier sind zahlreiche zivilgesellschaftliche Engage- Entscheidungen, also die Tendenzen zur Zentralisierung und ments festzustellen, die auf gesellschaftlichen Zusammen- Unitarisierung verstärkt. Diese Entwicklung kann in wesent- halt, Förderung des Gemeinsinns und die Verantwortlichkeit licher Hinsicht sicherlich nicht zurückgeschraubt werden. für das Allgemeinwohl ausgerichtet sind. Wichtig ist aber, dafür Sorge zu tragen, dass die unteren Ein gutes Beispiel dafür stellen übrigens auch die Tutzinger politischen Einheiten, also vor allem die Kommunen, ein hin- Nachrichten dar. Interview Heinz Klaus Mertes 6
Die eindrucksvolle Kraft der Zivilgesellschaft „Was hält uns noch zusammen in Tutzing?“, fragt die TN- wird die Atmosphäre in einer Kommune von ideenreichen und Redaktion. Im Aufgabenfeld, das ich im Auftrag des Gemein- engagierten Bürgern erzeugt. Und so wie ein Chor Sänger derates mitgestalten und mitverantworten darf, der Bildung braucht, so braucht eine Demokratie aktive Demokraten. Des- und Kultur, ist die Antwort auf diese Frage klar: uns hält zu- halb sind Bildung und Kultur so immens wichtig für eine Ge- sammen die gemeinsame kulturelle Betätigung – ob im Chor meinde: sie bieten Bühnen, auf denen zivilgesellschaftliches oder im Orchester, ob vorne im Rampenlicht oder hinter den Engagement entstehen, eingeübt und gelebt werden kann. Kulissen, ob im Verein oder der Kirchengemeinde. Uns halten Engagement, das unsere gesamte Gesellschaft zusammenhält. die Projekte zusammen, die nur im Team gelingen können Engagement, das uns in Tutzing zusammenhält! und die Freude über gemeinsames Gelingen. Uns halten die Hinter uns liegt ein Jubiläums- Begegnungen zusammen, bei denen wir Neues lernen und jahr mit vielen Gelegenheiten offen bleiben für andere Meinungen. Denn all das erleben zur Begegnung und zum ge- Menschen, die sich kulturell interessieren und engagieren: sie meinsamen Feiern, aber auch erfahren Lebensfreude, werden ermutigt zur Eigeninitiative, zum Nachdenken und zur Dis- leben Teamgeist und erproben Verantwortung. Belohnt für kussion über unseren Ort – da- ihren Einsatz an Zeit, Kraft und Ideen werden sie durch wert- rüber, wie wir gegenwärtige volle Begegnungen, persönliche Weiterentwicklung und das Herausforderungen gemeinsam bereichernde Gefühl, durch das eigene Mitwirken einen Un- meistern, wie wir in Tutzing zu- terschied gemacht zu haben in dieser Welt. Nicht materielle künftig leben wollen, wie wir al- Sicherheit allein, sondern die Möglichkeit zur Teilhabe macht len Bürgern Zugang zu Bildung das Leben lebenswert. ermöglichen und Ressourcen ge- Teilnehmen und Mitwirken ist zivilgesellschaftliches Engage- recht verteilen. Das Jubiläums- ment. Es ist das Engagement einer lebendigen aktiven Bürger- Brigitte Grande, programm war eine gemein- schaft, ohne die Tutzing nicht so wäre wie es ist. Ohne dieses Kulturreferentin same Leistung der Bürger und Engagement gäbe es beispielsweise keine eintrittsfreie Kultur- der Gemeinde Tutzing der Vereine, der Kirchen und nacht, keine für alle Kinder erschwinglichen Ferienangebote, Foto: privat der Bildungs- und Kultureinrich- keine Ausbildung rund ums Jahr in den Vereinen und Kirchen- tungen. Für mich war dieses Jubiläumsprogramm deshalb eine gemeinden. Dieses Engagement wird auf und hinter den kul- beeindruckende Demonstration der Teilhabe und Mitwirkung, turellen Bühnen motiviert und „ausgebildet“. Es bleibt aber des Engagements und der Solidarität. nicht allein auf die Kultur gerichtet. Die Kirchengemeinden Kulturelles Engagement, das uns zu Eigeninitiative ermutigt, können über bürgerschaftliches Engagement bei der Flücht- zur Diskussion über Gegenwart und Zukunft verleitet, uns lei- lingshilfe berichten, die caritativen und medizinischen Ein- denschaftlich das Zusammenleben hier am Ort mitgestalten richtungen, die Umweltinitiativen und Sportvereine aus ihren lässt, ein solches Engagement hält uns auch zusammen. In ei- Aufgabenfeldern. Immer geht es darum, dass Bürger sich ein- ner Gemeinde kann es deshalb gar nicht genug Angebote und bringen, sich das Denken und Handeln nicht abnehmen lassen, gerechte Zugänge zu Bildung geben und gar nicht genug an Entwicklungen mitgestalten und mitverantworten. So wie der Orten und Gelegenheiten für Kultur. Das gilt auch über das Klang eines Orchesters von vielen Musikern erzeugt wird, so Jubiläumsjahr hinaus. Brigitte Grande Bestellen Sie unsere Weihnachtsspezialitäten: • Fondue vom Rind, Schwein, Kalb & Pute (chinoise u. bourguignonne) • Verschiedenes Wild und Geflügel • Festtagsbraten • Hausgemachte Fonduesaucen und Feinkostsalate 17! • Feine Pasteten und Patés 20 b is 2. z u m 16 .1 Pöcking Hauptstraße 26 ∙ Tel. 08157 / 1090 Tutzing Hallberger Allee 1 ∙ Tel. 08158 / 9073888 www.metzgerei-lutz.com Heft 12 /17 7
TUTZING REPORT Die Feuerwehr verbindet Generationen und schafft Zusammenhalt Kommandant Markus Kiesl und Jugendwart Christoph Knobloch über den Generationen verbindenden Zusammenhalt der Tutzinger Feuerwehr. Wie ist die Feuerwehr heute aufgestellt? Und wie motivieren Sie Ihren Vorstand und sich selbst? Kommandant Markus Kuisl: M.K.: Den muss man immer schön bauchpinseln und ihm das Von den Mitgliederzahlen ist die Freiwillige Feuerwehr Tut- Gefühl geben, dass er die ganze Arbeit nicht umsonst macht, zing gut aufgestellt, wir haben derzeit 99 aktive Mitglieder dass alle Vereinsaktivitäten und Planungen unsere Leute an- über 18 Jahre, davon 27 in den Löschgruppen Diemendorf spornen mitzumachen und sich in den Dienst einer so verant- und Monatshausen. In Tutzing also 72 Erwachsene plus 32 Ju- wortungsvollen Einrichtung zu stellen. Das gilt gleichsam für gendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren. Diese Mitglieder kom- mich, wenn ich da Mithelfer und Unterstützer habe und wir men regelmäßig zu den Übungen, aber die meisten davon ar- alle an einem Strang ziehen. Es ist Belohnung genug, wenn beiten nicht am Ort und sind somit tagsüber nicht erreichbar wir helfen können und einen Einsatz erfolgreich zu Ende ge- und wenn, dann nur im Ausnahmefall, d.h., wir sind tagsüber bracht haben, das ist eine Riesenmotivation, nicht nur für den für Einsätze schlecht aufgestellt. Kommandanten. Es macht auch Spaß, bei öffentlichen Auftritten in der Ge- Wie bekommen Sie neue Mitglieder? meinde oder auch im Landkreis genügend Leute zum Mitma- Fast ausschließlich über die Jugend, aber da kann am besten chen zu bewegen. unser Jugendwart Auskunft geben. Jugendwart Christoph Knobloch: Wir bekommen dadurch neue Mitglieder, dass wir am An- fang des Jahres im Januar alle 12jährigen anschreiben. Jeder Jugendliche männlich und weiblich, der im Jahr 12 Jahre alt wird erhält einen Brief, da laden wir diesen zur Übung ein. Die Jugendlichen können dann vorbeikommen und sich das einmal anschauen. In den letzten Jahren waren wir mit dieser Aktion immer erfolgreich, es konnten jedes Mal so etwa fünf bis zehn Jugendliche geworben werden. Leider sind nicht alle geblieben, der eine oder andere hat uns wieder verlassen, weil er festgestellt hat, dass es doch nicht so passt. Auf die- sem Weg können wir aber immer eine Handvoll neuer Leute in den aktiven Dienst bringen. Im letzten Jahr haben wir 90 Kandidaten angeschrieben und davon sind 13 Personen ge- blieben. Auf diesem Weg können wir am allerbesten neue Die Feuerwehr – Verantwortung und Dienst für die Gesell- Mitglieder werben, ältere kommen so gut wie gar nicht, das schaft mit Motivation und Spaß. Foto: FFW Tutzing ist die Ausnahme. Und wie kann man die „Alten“ bei der Stange halten? Wie setzt sich der Vorstand zusammen? M.K.: In die Feuerwehr wächst man von Jugend an hinein und M.K.: Wir haben einen 1. und 2. Vorsitzenden, einen Kassier bleibt eigentlich dabei, bis man aus Altersgründen oder be- und einen Schriftführer, das ist der engere Vorstand. Dann ruflichen Gründen aufhören muss. Als passives Mitglied kann gibt es einen Verwaltungsrat mit dem Kommandanten und man bis an das Lebensende dabei bleiben. seinem Stellvertreter, dem Jugendwart und fünf Beisitzern, davon bilden zwei den Ältestenrat. Der Beisitzer als Ältesten- Wie sehen Sie sich als Institution? rat muss mindestens 25 Jahre aktiven Feuerwehrdienst gelei- M.K.: Das ist relativ leicht zu beantworten. Die Gemeinde hat stet haben, das soll die Kontinuität wahren. Die Feuerwehr ist die Pflichtaufgabe, den Brandschutz und die technische Hil- ja zum einen ein Verein, der Personal stellt und zum anderen feleistung in Notfällen sicherzustellen. Das ist im Bayerischen eine gemeindliche Einrichtung, wie z. B. der Bauhof, nur mit Feuerwehrgesetz geregelt, das ist Ländersache. Die Gemein- lauter ehrenamtlichen Arbeitern. Ich bin als ehrenamtlicher den sind verpflichtet, Feuerwehren aufzustellen und zu un- Angestellter der Chef, sozusagen ein Unterabteilungsleiter terhalten. Das ist der institutionelle Part, das Personal für die- der Gemeinde. Ich bin dafür zuständig, dass die Feuerwehr se Feuerwehren wird in der Regel von ehrenamtlichen Freiwil- technisch funktioniert, wenn also ein Alarm ausgelöst wird, ligen gestellt. Sollte das einmal nicht mehr der Fall sein, dann dass dann überhaupt die Leute vorhanden sind und ausrü- müsste sich die Gemeinde überlegen, wie sie das Personal cken können, entsprechend ausgebildet sind und das ent- für die Feuerwehr auf eine andere Weise bereitstellen kann. sprechende Gerät haben. Ich bin in dieser Funktion genauso Wie schon gesagt, in Tutzing gibt es insgesamt 72 erwachse- freiwillig wie alle anderen auch. ne Mitglieder und 32 jugendliche Mitglieder. Wir haben auch 33 passive Mitglieder, dafür ist es Voraussetzung, dass man Wie motivieren sie Mitglieder einen Posten im Vorstand zu vorher einmal aktives Mitglied war. Die Altersgrenze für den übernehmen? aktiven Dienst liegt mittlerweile bei 65 Jahren, früher war das M.K.: Die Ämter, die mit Arbeit verbunden sind, sind schwer Mal bei 60. Man kann auch passives Mitglied werden, wenn wieder zu besetzen. Was die Amtsinhaber immer wieder dazu man aufgrund einer körperlichen Situation nicht mehr aktiv bewegt, noch einmal eine Runde zu machen, obwohl sie ei- Dienst leisten kann. Dann gibt es noch die fördernden Ver- gentlich nicht mehr antreten wollten. einsmitglieder, wie schon der Name sagt, zahlen diese haupt- 8
sächlich Beiträge und beteiligen sich auch nicht zwingend am der sie gestanden haben, vom Ablauf des Festzugs nicht viel Vereinsleben. Natürlich werden diese zu Weihnachtsfeiern mitbekommen. Wir haben aber gerne unseren Beitrag für das oder anderen Feierlichkeiten mit eingeladen, sie sind also Gelingen dieses Fest geleistet und freuen uns, dass das auch nicht ausgeschlossen. von der Öffentlichkeit und der Gemeinde so wahrgenommen worden ist. Kann man auch als passives Mitglied dabei bleiben, wenn man wegen eines Studiums oder einer beruflichen Veränderung Was kann man machen, um unsere Neubürger besser in un- den Ort verlassen muss? seren Ort und das Vereinsleben zu integrieren oder an diese M.K.: Da gibt es nur die Möglichkeit als förderndes Mitglied heranzukommen? dabei zu bleiben, wenn das auf Dauer ist. Wir haben natürlich M.K.: Ich sehe den Unterschied gar nicht so groß, da kommen eine Menge Studenten, wie gesagt, die kommen alle aus un- schon Jugendliche aus den Familien der neuen Mitbürger zu serer Jugend und sind dann unter Umständen über mehrere uns. Die Jugendfeuerwehr hat einen gewissen Ruf und einen Jahre abwesend. Während dieser Zeit ruht die aktive Mitglied- hohen Bekanntheitsgrad, durch die Schulen wird das ja auch schaft, sie verlieren diesen Status nicht, wenn sie dann wieder verbreitet. kommen. Leider kommen viele nicht mehr zurück, sie können Bei den Älteren da sehe ich gar keinen so großen Unterschied dann förderndes Mitglied werden oder ganz austreten. zwischen Leuten, die schon lange in Tutzing wohnen und de- nen, die neu zugezogen sind. Die haben alle das gleiche Pro- Wie häufig sind die Einsätze und wie planen Sie diese? blem, sie haben keine Zeit oder glauben, dass sie keine Zeit M.K.: Im Jahr zwischen 100 und 150 Einsätzen, das schwankt haben und kommen aus diesem Grund nicht. natürlich stark. Tagsüber stehen dafür ca. zehn Leute zur Ver- fügung mit denen wir planen können. 72 kommen natürlich Wie geht es bei der Feuerwehr weiter, wie sehen Sie die Ver- nie auf einen Schlag, aber mit bis zu 40 kann man bei einem eine in Zukunft? Vollalarm rechnen, wenn eine entsprechende Einsatzmeldung M.K.: Die Feuerwehr wird immer attraktiv bleiben, unter dem vorliegt. Als kürzlich der große Brand in Tutzing war, das war Strich wird die Mitgliederzahl in absehbarer Zeit nicht sinken, zu einem günstigen Zeitpunkt am Sonntagmorgen, da waren da bin ich zuversichtlich. Aber die Zahl derer, die tagsüber 38 Feuerwehrleute im Einsatz. noch verfügbar sind, wird bald schwinden. Andere Verpflich- tungen, zuletzt der Arbeitsplatz, sind der Hauptgrund warum Welche Zusatzleistungen werden von der Freiwilligen Feuer- wir am Tag keine Leute mehr haben. Selbst Leute, die am Ort wehr erbracht? arbeiten, Selbständige mit kleinen Unternehmen und Ange- M.K.: Das sind im Wesentlichen Aufgaben, die entsprechendes stellte werden nicht mehr freigestellt werden können. Diese technisches Gerät erfordern und nur bei der Feuerwehr vor- Entwicklung beobachte ich seit Jahren schon mit Sorge und handen ist. Aufhängen der Weihnachtsbeleuchtung, Aufstel- ich habe das in unserer Jahresversammlung dem Bürgermei- len Maibaum, Feuer an den Pylonen beim Volkstrauertag und ster/in immer wieder mitgegeben. Es muss nach Alternativen Straßenabsperrung als quasi „Dorfpolizei“. gesucht werden, z. B. könnten Leute, die bei der Gemeinde arbeiten für den Feuerwehrdienst gewonnen werden und es Wie wird bei den Einsätzen die Jugend eingebunden? müssen Anreize vom Gesetzgeber geschaffen werden. C.K.: Die Jugendfeuerwehrleute haben wöchentlich ihre Aus- bildung. Zwischen 12 und 15 Jahren machen sie keinen Ein- Ein Ort ohne Feuerwehr? satzdienst, erst ab dem 16. Geburtstag dürfen sie an Einsät- M.K.: Einen Ort ohne Feuerwehr darf es nicht geben, das zen teilnehmen, aber außerhalb des Gefahrenbereichs. ist gesetzlich sichergestellt, aber es ist absehbar, dass dies in Tutzing und ähnlichen Gemeinden zumindest tagsüber nicht Wie schaffen Sie es die jungen Leute zu motivieren? mehr allein durch Freiwillige aufrechterhalten werden kann. C.K.: Dass wir rote Autos mit blauen Lichtern haben, das ist Theoretisch gäbe es das Mittel der Pflichtfeuerwehr, aber das für viele Jugendlich reizvoll, das ist immer noch irgendwie funktioniert meistens gar nicht und dann gibt es hauptamt- ein Highlight. Aber es gelingt uns nicht nur durch die inte- liche Kräfte bei der Freiwilligen Feuerwehr. ressante Ausbildung, sondern wir haben darüber hinaus ein Das ist deswegen keine Berufsfeuerwehr, das sind Beschäf- großes und attraktives Freizeitangebot. Einmal im Jahr fahren tigte bei der Feuerwehr, die auch Dienstleistungen vom Wä- wir in ein Zeltlager, dann gibt es ein Freizeitwochenende und sche waschen bis zur Gerätewartung in der einsatzfreien Zeit verschiedene Tagesausflüge mit Übernachtung und noch so erbringen. In der Kreisstadt Starnberg wird das schon prakti- einiges mehr, da können wir die Jugendlichen bei der Stange ziert, da gibt es bereits vier Angestellte. halten. Zum Schluss noch eine Frage an den Jugendwart, was gefällt Die Feuerwehr ist nicht nur bei Bränden und Unfällen gefragt, an dem Job und was motiviert? sie hat doch auch eine integrative Aufgabe wie z. B. bei der C.K.: Die Motivation für diese Aufgabe sind ganz gewiss die Fischerhochzeit im letzten Jahr? Jugendlichen selbst, mit ihnen auf die Freizeiten zu fahren M.K.: Da waren wir sehr gefordert durch so eine Veranstal- und ihnen Wissen zu vermitteln, macht sehr viel Spaß. Ich tung am Ort, denn viele unserer Leute waren als Mitglieder stelle mich gerne vor die Jugendlichen, es ist ja nicht nur das bei der Tutzinger Gilde und der Feuerwehr einer Doppelbela- Fachwissen um den Job des Feuerwehrmannes, sondern es stung ausgesetzt. Da waren zum einen die Leute, die am Ge- werden auch handwerkliche Fähigkeiten vermittelt, die auch schehen der Fischerhochzeit direkt teilgenommen haben und außerhalb der Feuerwehr sehr nützlich sein können. Wir tra- zum anderen mussten von der Feuerwehr Aufgaben wahrge- gen aber auch sehr viel zu der gesellschaftlichen Entwicklung nommen werden, die nicht so im Vordergrund standen, wie der Jugendlichen bei. Dafür stelle ich gerne meine Zeit und Straßenabsperrungen. Diese Leute haben an der Position, an mein Wissen zur Verfügung. HB Heft 12 /17 9
TUTZING REPORT Die Tutzinger Gilde - Tradition mit Zukunftsblick Was sind die Erfolgsfaktoren der Gilde? Anders gefragt: Was che Gildenmitglieder ziehen Freunde in den Verein nach. verbindet die Gildenmitglieder Jung und Alt? Was begeistert Deutlich ist das auch in der Vorstandschaft zu spüren. Dort die Mitglieder an der Gilde? Was macht die gute Stimmung sind 12 Leute beisammen, die sich sehr gut verstehen, stolz unter den Mitgliedern aus und warum setzen sie sich dafür für eine gemeinsame Sache eintreten und denen der Verein ein? Wo doch viele andere Vereine über Mitgliederschwund, und seine Zukunft einfach am Herzen liegen. Das strahlt in Mangel an Nachwuchs und ehrenamtliches Engagement kla- die gesamte Gruppe aus. gen …Vieles geht einem durch den Kopf - auch der Gedanke, Ein weiterer Erfolgsfaktor der Gilde ist wohl ihre Bestim- dass auch in der Gilde nicht alles Gold ist, was glänzt! mung an sich. Es macht vielen Leuten Freude, sich mit un- seren Wurzeln, mit unserer Tracht und mit unseren alten Bräuchen zu beschäfti- gen. Und diese Begeisterung in geselliger Runde aus- und erleben zu können. Da unterscheidet sich ein Neu-Tutzinger im Verein nicht von einem Einheimischen. So ermöglichen eine Mitgliedschaft in der Gilde und das Tragen unserer Tracht immer wieder Gänsehaut-Erlebnisse, wie man sie für Geld nicht kaufen kann. Manch einer muss sich dabei nur an Chri- sti Himmelfahrt 2017 zurückerinnern, als 35 Vereinsmitglieder in Tracht unter fei- erlichen Trompetenklängen in den Pe- tersdom eingezogen sind, um mit 1000 weiteren Trachtlern aus Bayern einen Gottesdienst zu Ehren der Patrona Bava- riae zu feiern. Ein nicht zu vergessender Faktor ist auch, Gehören zusammen: Jung und Alt in der Gilde Foto: Tutzinger Gilde dass die Gilde ein familienfreundlicher Verein ist. In der Regel können Jung und Wenn man versucht, die Erfolgsfaktoren der Tutzinger Gilde Alt an den Veranstaltungen teilnehmen – in einer Zeit, in auszumachen, fallen einem zunächst die Leiter der Volks- den gemeinsamen Aktivitäten nur am Wochenende stattfin- tanzgruppe, Andrea und Georg Sigl, die Leiterinnen unserer den können, keine Selbstverständlichkeit. Kindertanzgruppe, Christa Lederer und Birgit Kräh und die Leiter der Bläser und der Vorderladerschützen, Gerold Sturm und Jürgen Wunsch ein. Sie bringen seit vielen Jahren, teil- weise Jahrzehnten, jede Woche neuen Schwung, Ideen und Begeisterung in die einzelnen Gruppen und damit auch in den gesamten Verein ein. Denn die einzelnen Tänzer oder Musikanten sind natürlich Multiplikatoren und wirken dort weiter. Ein wichtiger Faktor ist sicher auch, dass sich Gilde- Aktivitäten gut mit den übrigen Lebensgewohnheiten kom- binieren lassen. Die meisten von uns sind durch Schule, Beruf oder anderweitiges ehrenamtliches Engagement sowieso stark eingebunden. Die überschaubaren Gilden-Arbeitsein- sätze, wie z. B. beim Seefest, auf der Christbaumplantage oder beim Schiff schmücken fürs Oktoberfest sind gut plan- bar und lassen sich in beinahe jedem Kalender unterbrin- gen. Dabei hilft sicher auch, dass der Verein nicht Mitglied Tradition und Feste im Reigen der Generationen Foto: Gilde in einem der Trachtengaue ist. Sonst wären durchaus einige Sonntage im Jahr mit Umzügen oder Jubiläen anderer Ver- Aber wir müssen auch ehrlich sein: immer wieder entsteht eine gefüllt, die es zu besuchen gälte. in der Jugend eine Lücke, die wir nicht zu füllen vermögen. Für viele sehr wichtig ist sicher auch die lockere Stimmung, Vor allem die jungen Burschen können sich in dieser Lebens- die bei uns im Verein herrscht. Man muss nicht immer und phase nur schwer für unseren Verein begeistern. Hier bieten überall präsent sein, man darf auch mal fehlen und keiner ist Sportverein oder Feuerwehr attraktivere Themen an. einem gram. Vielleicht sind die Gildenleut einfach alle sehr Was kostet eigentlich so eine Tracht und muss vielleicht jeder positive und fröhliche Menschen. Es fällt immer wieder auf, mittanzen? Tanzen muss niemand! Und ehe man sich eine dass, egal ob bei Festen oder bei Arbeitseinsätzen, Scherze Tracht fertigen lässt, kann man diese erst einmal aus dem und lustige Sprüche durch die Luft fliegen und gute Laune Vereinsfundus leihen und sehen, ob einem das Tragen eines spürbar ist. Das animiert natürlich zum Wiederkommen. Gehrocks oder einer Otterfellhaube überhaupt zusagt. Ganz So sind auch schon viele Freundschaften in der Gilde entstan- unkompliziert – so, wie es in der Tutzinger Gilde der Brauch den, die weit über das Vereinsleben hinausgehen, so man- ist. Carola Falkner, Rudi Sigl jun., Gregor Staltmaier 10
Starnberger Str. 24 82327 Tutzing/Traubing Tel.: 08157 - 92 95 00 Fax: 08157 - 92 95 02 Auto Parstorfer KFZ-Fachbetrieb Jetzt Standheizung nachrüsten! Bis zu 200 € + Preisvorteil +Weil Wohlfühlwärme zum Aktionspreis noch schöner ist. Mehr unter standheizung.de/aktionen • Reparaturen aller Marken • ATE Bremsen Center • Webasto Standheizung, offizieller Einbaubetrieb • Unfallinstandsetzungen • MAKRA Autoglasbetrieb • Klimaservice/Reifendienst Heft 12 /17 11
TUTZING REPORT Kindergärten vernetzen Ambulante Krankenpflege - seit Familien und Bürgerschaft 97 Jahren da für alle, die sie brauchen Seit 2014 wohnen Veronika und Andreas Koch in Tutzing. Die Der Gedanke ans Älterwerden, Krankheit Kinder Linus (fünf Jahre) und Helena (vier Jahre) besuchen oder gar Hinfälligkeit beunruhigt sehr den Kindergarten St. Joseph. Die Kochs hatten zwar bereits viele, ja fast alle Bürger. Kaum ein Verein vor ihrem Zuzug Freunde in Tutzing - Kontakte zu anderen beruhigt, erleichtert und entspannt je- Familien konnten sie dann aber doch hauptsächlich über den doch in Gedanken daran, wie die Ambu- Kindergarten knüpfen: Beim Bringen und Holen der Kinder lante Krankenpflege e.V. Sie ist einfach da, begegnen sich die Eltern, und es ergibt sich oftmals die Ge- da mit Rat und Tat, mit 100 festangestell- legenheit zum Gespräch über Themen, die alle Kindergar- ten Pflegekräften und 80 Ehrenamtlichen. teneltern betreffen. Häufig entstehen hieraus auch gemein- Unter dem Geschäftsführer Armin Heil, dem 1. Vorsitzenden Pfarrer Peter Brummer, dem 2. Vorsitzenden Dr. Rainer Wies- meier ist der Verein mit seinen 1200 Mitgliedern in besten Händen. Alt werden wir doch alle, jedoch die Versorgung durch Angehörige ist nicht immer gewährleistet und dann ist die Ambulante Krankenpflege in Aktion. Eine Tutzinge- Familie Koch - den sozialen Lebensmittelpunkt in Tutzing gefunden Foto: UC same Aktivitäten und es entwickelt sich die eine oder andere Team der Sozialstation Tutzing Foto: Ambulante Kranpflege e.V. Freundschaft. Aufgrund der Ortsgröße von Tutzing ist ein Wiedertreffen der Kindergartenfamilien am Spielplatz auf rin nannte sie die „roten Engel“ und freute sich über deren der Brahmspromenade oder im Kustermannpark, in der Kin- Erscheinen. Dazu braucht der Verein jedoch diese Engel, die derkirche, bei gemeindlichen oder kirchlichen Festen und sich ausbilden lassen, gerne für die Hilfsbedürftigen für Pfle- beim Einkaufen am Markt häufig, so dass sich die Kontakte ge und Versorgung einfach da sind, Zuspruch und Verständ- vertiefen lassen. Auch der Ausbau der Hauptstraße wird mit nis für die Situation aufbringen, in der sich die Kranken und Spannung erwartet, in der Hoffnung, dass auch hier neue Altgewordenen befinden. Begegnungsflächen entstehen. Ein großes Anliegen ist daher der Leitung des Vereins, junge Menschen über die Aufgaben zu informieren, zu interessie- Veronika Koch, aufgewachsen in einem kleinen Ort in Fran- ren, mutig zu dieser Ausbildung „ja“ zu sagen. Die Möglich- ken, fühlt sich in Tutzing sehr wohl, wenngleich noch nicht keit des Bundesfreiwilligendienstes zwischen 6 – 18 Mona- ganz heimisch: Sie ist im Elternbeirat des Kindergartens und ten wäre vielleicht der Beginn eines Dienstes am Nächsten. im Kinderkirchenteam engagiert, kennt aber hierdurch noch Dazu zählen auch die Wohnanlage in der Bräuhausstraße, nicht die älteren Tutzinger und bedauert ihre noch in vielen die Tagespflege im Quinthaus in der Traubinger Straße und Bereichen fehlende Ortskenntnis. Sie würde beispielsweise das Ilse-Kubaschewski-Haus in Starnberg, in dem Demenz- auch gerne eine Gelegenheit nutzen, die Gemeinderäte bes- kranke kleine Wohngemeinschaften bilden. Ein großes An- ser kennenzulernen. liegen ist dem Geschäftsführer Armin Heil das Sterben zu Hause zu ermöglichen. Dafür werden Ehrenamtliche ausge- Ehemann Andreas fühlt sich mittlerweile in Tutzing behei- bildet und geschult ebenso wie für die Demenzkranken. All matet: Tutzing ist für ihn einer der schönsten Orte, eine das will der Verein dazu beitragen, um den Menschen eine gewachsene Gemeinde mit Historie, wo niemand freiwillig gewisse Zuversicht zu vermitteln und die Angst zu nehmen wegzieht. Er konnte sich hier seinen Traum vom Haus mit vorm Altern und Alleinsein. IC See- und Bergblick verwirklichen und weiß seine Kinder gut aufgehoben. ANZEIGE Er bedauert es, von manchen alteingesessenen Tutzingern als „Neu-Tutzinger“ für die baubedingte Flächenverdichtung und das hohe Preisniveau verantwortlich gemacht zu werden. Ihren sozialen Lebensmittelpunkt hat die Familie Koch je- denfalls hier gefunden und freut sich, in Tutzing wohnen zu können. UC 12
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TUTZING REPORT Von Haus zu Haus - erster „Lebendiger Adventskalender“ in Tutzing Meine Tasse steht bereit, als ich in den warmen Mantel schlüpfe, mir die gefütterten Schuhe anziehe und Schal, Handschuhe und Mütze überstreife. Noch einen kurzen Blick eine Initiative des werfe ich auf meinen Flyer des Lebendigen Adventskalen- ders bzw. in die Tutzinger Nachrichten, wo alle Gastgeber vermerkt sind und schon bin ich auf dem Weg zu der heu- te angegeben Anschrift. Neugierig bin ich, die Gastgeberin kenne ich gar nicht, sehe von weitem schon die Lichter und bin gespannt, was sich heute hinter dem „Türchen“ verbirgt. Kaum bin ich vor dem Haus, kommt mir jemand entgegen, stellt sich vor und heißt mich willkommen. Mein Blick wan- dert in lauter lächelnde, vom Licht erhellte Gesichter. Eini- ge kenne ich schon von anderen Advent-Abenden. Schnell entwickelt sich ein Gespräch über dieses und jenes. Dann werden Liedzettel verteilt und wir singen wie jeden Abend zuerst das Lied „O du fröhliche“. Wer mag, singt einfach mit. Danach kommt die Überraschung und das „Fenster“ wird geöffnet. Die Gastgeberin liest ein Adventsgedicht vor. Es zaubert ein Lächeln auf viele Gesichter. Mir wird gezeigt, wo ich meinen Becher mit Punsch füllen kann und wo die Kekse stehen. Nach dem geselligen Beisammensein endet der Le- bendige Adventskalender an diesem Abend. Vielleicht kann ich es morgen wieder einrichten, bei dem nächsten Gastge- ber dabei zu sein. Es hat gut getan, zusammen mit anderen zu reden, zu essen und die Dunkelheit zu erhellen. Gemein- sam Advent zu leben. So in der Art stelle ich mir den lebendigen Adventskalender in Tutzing vor. Da er heuer zum ersten Mal stattfindet, sind wir als Initiatoren voller Vorfreude und gespannter Erwar- tung. Wir freuen uns auf viele Besucher! Verschönerungsverein Tutzing / mit freundlicher Unterstützung gestaltet von Laußer-Konzepte, Daniela Laußer Anita Piesch Folgende Gastgeber freuen sich auf Ihr Kommen. Beginn: 18 Uhr 01. Dezember Die Diemendorfer Trachtenheim/Maibaum Diemendorf 02. Dezember Buchhandlung Held Hauptstr. 70 03. Dezember Missions-Benediktinerinnen Bahnhofstr. 3 04. Dezember Die Bautrockner Bernrieder Str. 13 (Unterzeismering) 05. Dezember Kinderoase Tutzing e.V. Kustermannstr. 10 06. Dezember Spielwaren Hoyer (17.30 Uhr) Kirchenstr. 5 07. Dezember Powerhouse & My Circus Loft Lindemannstr. 11 08. Dezember Hotel Reschen Marienstr. 7 09. Dezember Familie Wellmann Am Schorn 8 10. Dezember Garatshausener Weihnachtsmarkt (15 Uhr) Kapelle Garatshausen 11. Dezember Familie te Sligte Von-Kühlmann-Str. 3 12. Dezember Elke Schmitz Zugspitzstr. 30 13. Dezember Kinderhaus St. Joseph Graf-Vieregg-Str. 8 14. Dezember Claudia Riedl Fiederer Str. 1a 15. Dezember Tutzinger Förderverein für Tourismus e.V. Vetterlhaus, Leidlstr. 1 16. Dezember Christine Adler Marienstr. 4a 17. Dezember Familie Lausser Haltabergstr. 5 (Obertraubing) 18. Dezember Familie Fischer Zugspitzstr. 54 19. Dezember Familie Thun Haydnstr. 2 20. Dezember Grundschule Traubing (10 Uhr) Oberlehrer-Schmid-Weg 10 (Traubing) 20. Dezember Gitta Ciesla Oskar-Schüler-Str. 12 21. Dezember Waldweihnacht Pfaffenberg (17 Uhr) Pfaffenberg/Eisenbahnbrücke 22. Dezember Familie von Keller / Bauer & Pfitzner Hauptstr. 49 23. Dezember Familie Rump Fiedererstr. 1b 24. Dezember St. Joseph/Christuskirche Einladung zu den Gottesdiensten 14
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TUTZING REPORT Mitten unter uns – eine Vorweihnachtsgeschichte von heute Die Tage werden kürzer, es ist schon empfindlich kalt Ali abholen, um ihn in den Zug nach Bamberg zu setzen. Ali in den Nächten. Die Menschen ziehen sich in ihre Häu- rennt 3 km durch den Wald zu Karl: „Bitte hilf mir!“ ser zurück, so auch in unserem kleinen bayrischen Dorf. Unter der Tür bricht Ali weinend zusammen. Er liegt mit dem Es klingelt an der Tür. Karl (Name geändert) öffnet und Kopf auf dem Fußabstreifer, die Hose eingenässt, weinend, draußen steht ein frierendes Häufchen Elend: „Karl, hilf schluchzend vor der Haustür. mir!“ - „Komm rein, was ist passiert?“ Die Würde des Menschen ist unantastbar! Da liegt sie, die Würde. Ali darf das Haus nicht betreten. In der Zwischenzeit treffen die Mitarbeiterinnen des Land- ratsamtes ein, alarmieren die Polizei, auch der Rettungswa- gen und der Notarzt sind vor Ort.“ Wir können nichts tun, wir sind nicht zuständig!“ Damit so was sich nicht wiederholt, stellen die Mitarbeiter des Landratsamt schnell noch ein Schreiben aus, das ein Hausverbot für alle Unterkünfte des Landratsamts im Land- kreis beinhaltet: Problem gelöst! Es ist sehr kalt, alle frieren! Erst als die Worte fallen:“ Ich gehe nicht nach Bamberg zu- rück, lieber bringe ich mich um!“, greift die Notärztin ein - Suizidgefahr, das Zauberwort. Ali kommt wieder in die Psychi- atrie. Ca. 3 Stunden dauerte das unbeschreibliche Szenario. Nächster Tag: Ali steht wieder bei Karl vor der Tür, frierend, zitternd, hungrig. Die Jacke, die er geschenkt bekam, hat er vergessen. Karl bringt ihn zurück in die Containeranlage. Ali wird in ein anderes Krankenhaus gebracht. Alis Zuhause in Afrika – da möchte er eigentlich wieder hin! Nach mühsamer Verständigung, der Besucher ist ein ehemals Nächster Tag: Ali steht vor der Tür....... Man kann die Wieder- in unserem kleinen bayrischen Dorf lebender Flüchtling aus holungen nicht mehr zählen. dem Senegal, kommt die haarsträubende Geschichte eines Wo sind die zuständigen Behörden? heutigen Odysseus heraus. Das Aberwitzige an der Geschichte ist, dass Ali wieder nach Hause in den Senegal möchte. Er ist krank, er braucht Hilfe, Zuerst verlegte man (= zuständige Behörde) Ali (Name Arznei, Zuwendung. ebenfalls geändert) vom kleinen bayrischen Dorf ins große bayrische Dorf, von dort aus ins psychiatrische Krankenhaus, Ja, es gibt schon ein Hilfsangebot vom LRA: eine Fahrkarte denn Ali ist krank, krank an der Seele. Dann kommt Ali nach zurück nach Bamberg. Da will Ali aber unter keinen Umstän- Bamberg ins Sammellager zur Rückführung ins Heimatland. den mehr hin- warum auch immer. Von dort aus, wo Ali keine medizinische Hilfe findet, reist er Alle Beteiligten- und da gibt es in dem kleinen, bayrischen über Umwege, Köln und Holland wieder zurück ins kleine Dorf viele- wissen, dass Ali krank ist, eine Krankheit, die bayrische Dorf: „Karl, bitte hilf mir!“ nicht körperlich weh tut, mit einer Schmerztablette ist da nichts erreicht, da ist die Seele verwundet. Nach Rücksprache mit einem Anwalt und Mitteilung ans Wieso fällt mir immer der alte Schlager von Peter Alexander Landratsamt Starnberg fährt Karl den Ali in das Container- ein: Hier ist ein Mensch...... lager im großen bayrischen Dorf. Dort gibt es ein Bett, eine Dusche, etwas zu essen und einen hilfsbereiten Landsmann. Der Autor ist der Redaktion bekannt, möchte aber nicht ge- Am nächsten Tag wollen Mitarbeiterinnen des Landratsamtes nannt werden. 16
TUTZINGER WINTER-ALBUM 1 2 5 3 6 Der Winter als Künstler schafft Schönes in der Natur und festliche Stimmung in Häusern und Kirchen. 4 Fotos: esch (1,2,3,4) / privat (5) / Chr. Binder (6) Heft 12 /17 17
UNSERE GEMEINDE Der Ausbau der Hauptstraße in Scharen die Bahnhofstraße runter gehen. Brenzlich ist es oft an der Kreuzung Bahnhofstraße, Kirchenstraße, Einfahrt beschäftigt Tutzing Krankenhaus, Einmündung Hallberger Allee. Der Ausbau der Hauptstraße ist beschlossene Sache und Mit diesem Thema beschäftigte sich auf Antrag des Eltern- wird 2018 mit dem Bau eines Kreisels an der Straßenkreu- beirats des Gymnasiums der Orts-und Verkehrssauschuss der zung- Lindemann- Haupt- und Bernrieder Straße beginnen. Gemeinde. Nach breiten Diskussionen kam man überein, An dieser Stelle ist heute die Überquerung der Straße schwie- mit für die Verkehrsteilnehmer unsichtbaren Geschwindig- rig und dort wechseln ganze Schulklassen die Straßenseite. keitsmessgeräten die Fahrzeugbewegungen in der Bahnhof- Diese Situation wird sich mit dem Kreisverkehr, wie die Fach- straße zu ermitteln. Erst danach möchte man sich mit dem leute berichten, deutlich verbessern. Der erste Teilabschnitt Thema 30 Zone erneut beschäftigen. Die vorgelegten Daten der Hauptstraße wird 2018 vom Kreisel bis zur Bahnhofstra- waren nicht verwertbar, da die Durchschnittsgeschwindig- ße ausgebaut. keiten aller Verkehrsteilnehmer ermittelt wurden. Seit dem 10. März gilt in Deutschland gesetzlich die Ge- schwindigkeit 30 vor Schulen, Kindergärten, Krankenhäu- sern und Altersheimen. Das Landratsamt als zuständige Be- hörde hat das Gesetz noch nicht umgesetzt, dies wird noch geprüft. PGs Verkehrsgewühl auf der Hauptstraße Foto: HKM Martin Held aus Tutzing moderierte eine Veranstaltung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club Starnberg. Ziel des ADFC bei dieser Veranstaltung war es u.a. den Verein bekannter zu machen und eine Ortsgruppe zu gründen. Soweit bekannt, stellten 12 Tutzinger einen Aufnahmean- trag. Toni Meier, der Kreisvorsitzende des Vereines machte deutlich, dass der Fahrradverkehr aus mehreren Gründen in der Zukunft zunehmend mehr Bedeutung bekommen wird. Einmal spart man fossile Treibstoffe und man trägt zur Luft- reinhaltung und zur eigenen Gesundheit bei. Entscheidend für die Ausweitung der Fahrrad Mobilität ist der Ausbau der Fahrradwege. Wichtig ist, den Anspruch der Bürger schon sehr früh geltend zu machen und ihn in die Planungen mit einzubringen. Wie die Gestaltung der Hauptstraße aussehen soll, darüber gingen die Meinungen weit auseinander. Bemängelt wurde, dass bei der Beratungsgruppe der Gemeinde keine Radfah- rer mit einbezogen werden. Auf Gehsteigen dürfen nur Kin- der bis 12 Jahre fahren, was vielfach missachtet wird. Verein- zelt kann man sogar E-Biker beobachten, die schnell auf den Gehsteigen fahren. Dies ist auch gefährlich für Leute, die aus der Ladentüre unmittelbar auf den Gehsteig treten. Wie bei der Neuplanung der Hauptstraße die Sicherheit der Radler, der Fußgänger mit Rollator und Kinderwägen einver- nehmlich gelöst werden kann, ist spannend. Der Verzicht auf einen Bordstein wäre eine Lösung. Hier könnten die Radfahrer auf dem Gehsteig fahren, wenn Fuß- gänger auf dem Weg sind, kann in die Straße ausgewichen werden. Über die Gestaltung der Gehwege gingen die Mei- nungen auseinander. Das oberste Ziel des Straßenausbaues ist die Aufwertung der Ortsmitte. Ein großes Thema war, die Hauptstraße im Bereich der Schu- len auf Tempo 30 zu begrenzen. Bruno Habersetzer, Direk- tor des Gymnasiums, befürwortet auch die Bahnhofstraße in die 30iger Zone mit einzubeziehen. Er reist selbst täglich mit dem Zug an und sieht die Situation, wenn die Kinder 18
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