NACHRICHTEN TUTZINGER - STILLE ZEIT DER BESINNUNG Was hält uns zusammen?

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NACHRICHTEN TUTZINGER - STILLE ZEIT DER BESINNUNG Was hält uns zusammen?
35. Jahrgang                                        www.tutzinger-nachrichten.de
                                                     Ausgabe 12 / Dezember 2017

                                  TUTZINGER
NACHRICHTEN    Das Magazin für Tutzing und seine Bürger

STILLE ZEIT DER BESINNUNG                       Was hält uns zusammen?
NACHRICHTEN TUTZINGER - STILLE ZEIT DER BESINNUNG Was hält uns zusammen?
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EINBLICK
Liebe Leserin, lieber Leser,                                          3
TUTZING REPORT
Gemeinschaftssinn als gesellschaftlicher Auftrag                      4
Interview mit dem Tutzinger Verfassungsrechtler Prof. Hans-Jürgen
Papier über die Rolle der Gemeinden im demokratischen
Zusammenleben                                                         5
Die eindrucksvolle Kraft der Zivilgesellschaft von Brigitte Grande    7
Interview: Die Generationen verbindende Kraft der Feuerwehr           8
Die Tutzinger Gilde – Tradition mit Zukunftsblick                    10
Kindergärten vernetzen Familien und Bürgerschaft                     12
Tutzings erster Lebendiger Adventskalendender                        14
Mitten unter uns – eine Vorweihnachtsgeschichte von heute            16
TUTZINGER WINTER-ALBUM                                               17
UNSERE GEMEINDE
Der Ausbau der Hauptstraße beschäftigt Tutzing                       18
SCHLAGLICHT Tutzing hat die Wahl / Bürgersprechstunden /
Gemeindebücherei                                                     19
WIE ICH ES SEHE Medizin-Journalistin Annette Kerckhoff über
Stiftungsinitiativen                                                 20
HANDEL, HANDWERK & SERVICE
Schopping –Bummel über Tutzings Hauptstraße                          22
Conzept-StoreMy Circus Loft                                          24
Über die Schulter geschaut Raumausstatter Thomas Richter             25
30 Jahre Tierarztpraxis Dr. Droste                                   26
Telegym - Fitnessprogramm im Bayerischen Fernsehen von
Tutzinger Produzenten                                                27
Bücher und Kalender rund um den See                                  28
Neue Musikpädagogin in Tutzing / Chronik für Brahmsliebhaber         29
Die „Wachhabenden“ der Feiertage                                     32
Notdienste im Dezember                                               33
WIE ES FRÜHER WAR
Winterfreuden dahoam                                                 34
Weihnachtsfreude verbindet / Ein wunderbares Geschenk                35
MENSCHEN IN TUTZING
Kandidatenprofile: Wer wird Bürgermeisterin oder Bürgermeister?      36
In memoriam Hellmut Kirchner                                         38
TUTZINGER SZENE
Lasershow Wintersonnwendfeier /Adventskonzert St. Joseph             40
Musikfreunde Tutzing: Adventskonzert im Schloss                      41
Kunst an der Hauptstraße                                             42
Christbaumverkauf 2017                                               43
Kickboxer-Crew: Die glorreichen Sieben / Tutzinger Förderverein
für Tourismus                                                        44
Herbst-Second-Hand mit guter Ernte                                   45
JUNGES TUTZING
Helmut Zöpfl - Wir halten zusammen                                   46
Studium Generale Gymnasium, Auftakt 2018                             47
Plant-for-the-Planet mit Schokolade                                  48
TN-Inserentenverzeichnis Dezemberheft 2017
KALENDER & KONTAKTE
Veranstaltungen / Vereine im November                                50
KIRCHENMITTEILUNGEN                                                  52
NACHLESE
Chronologie 2017 im Themen-Spiegel der Tutzinger Nachrichten         54
Der Tratzinger / Impressum                                           55

    Redaktionsanschrift:                                                                       Titelbild:
                                                                                  Tutzinger Schneebucht
                                                                                                                35. Jahrgang

                                                                                                                                                  TUTZINGER
                                                                                                                                                                    www.tutzinger-nachrichten.de
                                                                                                                                                                     Ausgabe 12 / Dezember 2017

    E-Mail: redaktion@tutzinger-nachrichten.de                                           Foto: M. Simon       NACHRICHTEN      Das Magazin für Tutzing und seine Bürger

    Verteilung: Hermann Buncsak, Tel. 08158/2050
    Anzeigen: Roland Fritsche,
    anzeigen@tutzinger-nachrichten.de, Tel. 08807/8387
    Post: Tutzinger Nachrichten
    Zugspitzstraße 30, 82327 Tutzing
    Redaktionsschluss für das Januarheft 2018 ist der 04. Dezember 2017.                                        STILLE ZEIT DER BESINNUNG                       Was hält uns zusammen?

    Zulieferungen danach können leider nicht mehr berücksichtigt werden. Wir bitten um Verständnis..        Heft 12 /17

    Ihre Beiträge und Fotos sind uns sehr willkommen, bitte als E-Mail oder auf CD und mit Angabe der Quelle/Foto.
    Erscheinungstermin: 27. Dezember 2017.
    Bitte besuchen Sie die neue Internet-Seite der Tutzinger Nachrichten mit zahlreichen
    aktuellen Leserinformationen - www.tutzinger-nachrichten.de - facebook/tutzinger-nachrichten

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NACHRICHTEN TUTZINGER - STILLE ZEIT DER BESINNUNG Was hält uns zusammen?
EINBLICK

                   Liebe Leserinnen, liebe Leser,
                    „…jeder einzelne von ihnen ist eine Feder
                    in den Flügeln der Gemeinschaft, von de-
                    nen die Gesellschaft getragen wird.“ So
                    poetisch kann man umschreiben, was eine
                    Gesellschaft zusammenhält. Was ist es,
                    das das Gefüge in einem Ort ausmacht in
Zeiten, in denen man das Gefühl hat, alles gerät aus den Fu-
gen? Das fragen wir in der Dezember-Ausgabe der Tutzinger
Nachrichten.
Zu diesem komplexen Thema äußert sich u.a. Professor Hans-
Jürgen Papier, ehemaliger Präsident des Bundesverfassungs-
gerichts. Kulturelles Engagement und Bildung sieht die Kul-
turreferentin Brigitte Grande als Basis für Gemeinsamkeiten.
Einige Tutzinger Vereine, wie z.B. die Feuerwehr und die Tut-
zinger Gilde, die Generationen verbinden und Zusammenhalt
schaffen, die Ambulante, die seit 97 Jahren da ist für alle, die
sie brauchen, tragen das Ihre dazu bei. Und was leisten Kin-
dergärten - vor allem bei den „Neuen“ Mitbürgern?                          Gib jedem Tag die Chance,
Ein Streiter für die Gemeinschaft war Hellmut Kirchner. Sein         der schönste deines Lebens zu werden.
Nachruf ist für uns eine traurige Aufgabe.                                         (Mark Twain)
Der Ausbau der Hauptstraße beschäftigt Tutzing sehr, dane-
ben ist natürlich die Bürgermeisterwahl im Januar das beherr-      In diesem Sinne wünschen wir Ihnen schöne
schende Thema. Wir stellen Ihnen die drei Kandidaten Mar-           Feiertage und ein erfreuliches neues Jahr.
lene Greinwald, Bernd Pfitzner und Florian Schotter mit sehr
persönlichen Aussagen vor. Dazu gibt es auch das passende
Schlaglicht.
Vielfältig präsentieren sich Handel, Handwerk & Service
dieses Mal: Vier Ideen in einem bei My Circus Loft, 25 Jah-
re TELE-GYM, mehrere interessante Bücher und Broschüren,
Bewährtes bei 30 Jahre Tierarztpraxis, Neues mit einer Mu-
sikpädagogin. Dazu noch bei einem interessanten Beruf Über
die Schulter geschaut und ein ergiebiger Bummel durch die
vorweihnachtliche Hauptstraße mit Blick in einige Geschäfte
– was will man mehr.
Weihnachten naht und wir geben Ihnen ein paar nette, aber
auch einige traurige Gedanken mit auf den adventlichen Weg.
In „Wie es früher war“ wird über winterliche Freuden in den
50er Jahren berichtet. Damals gab es nicht so viele interes-
sante Ereignisse in der staaden Zeit, wie sie heute geboten
werden: Konzerte in Kirche und Schloss, Ausstellungen in Ga-
ratshausen und in der Hauptstraße, daneben natürlich Christ-
kindlmärkte und Christbaumverkäufe, Sonnwendfeuer und
Lasershow. Einige Rückblicke in der Szene zu Versammlungen
und Second Hand runden die Rubrik ab.
Bei „Junges Tutzing“ hat gleich nach Schuljahresbeginn das
Studium Generale seine Aktivitäten aufgenommen. Ganz
aktuell engagieren sich junge Leute aus aller Welt bei der
Kinder- und Jugendinitiative Plant-for-the-Planet mit Sitz in
Tutzing. Sie mischten sich jetzt ins politische Geschehen ein.
Ihre Forderung: Pflanzt weltweit Bäume gegen die Klima-
krise. 1.000 Milliarden neue Bäume sind ihr Ziel und ihr
Wunsch. Vielleicht hilft das Wünschen ja in der Vorweih-
nachtszeit!
Ihnen allen einen besinnlichen Advent ohne allzu viel Hektik,
wenig Stress und viel Freude an den Vorbereitungen für das
große Fest.

Herzlichst Ihre

Heft 12 /17                                                                                                      3
NACHRICHTEN TUTZINGER - STILLE ZEIT DER BESINNUNG Was hält uns zusammen?
TUTZING REPORT

Jeder kann „eine Feder in den Flügeln der Gemeinschaft“ sein
Das Sozialgefüge in Europa bricht auseinander, Wirtschafts-       einer Gemeinde, einer Familie. Auf der Basis von Kultur wie-
und Flüchtlingskrise, Radikalisierung nach rechts in fast allen   derum ist Bildung möglich. Beides zusammen schafft Identi-
Ländern Europas, 226 gewaltsam ausgetragene Konflikte             tät. Wie im Großen hängt es auch im Kleinen letztlich nicht
weltweit. Das sind die Schlagzeilen. Ist die Welt aus den Fu-     von Maschinen, Computern und Technologien, sondern von
gen?                                                              Menschen ab, wie sich eine Gesellschaft darstellt. Menschen
Es gab immer schon große Veränderungen, einhergehend              machen große Politik und lenken die Geschicke von Staaten,
mit Krisen, z.B. Industrialisierung und Verstädterung zu Be-      Menschen sind es, die die Welt im Kleinen gestalten und zu-
ginn des 20. Jahrhunderts, begleitet von zwei großen Krie-        sammenhalten.

Zusammenhalten als Netz in unberechenbaren Zeiten                                                                       Foto: CP
gen. Auch damals haben die Veränderungen den Menschen             Unsere Gemeinde, unser Tutzing lebt von Menschen, die sich
Angst gemacht, sie verunsichert und waren nicht für alle ein      für politische Ämter zur Verfügung stellen, die sich beruflich
Gewinn.                                                           oder ehrenamtlich um Alte, Kranke und Kinder kümmern.
Die Welt, die wir kennen, verändert sich ständig. Heute sind      Menschen, die Handwerksbetriebe, Geschäfte und Dienst-
wachsendes finanzielles Ungleichgewicht, soziale Verlage-         leistungen anbieten, Menschen, die sich in Vereinen, in den
rung und Identitätsverlust, nie dagewesene Mobilität, allge-      Kirchen, bei Veranstaltungen und zwischenmenschlich en-
genwärtige Vernetzung, Globalisierung und Digitalisierung         gagieren, also von einer aktiven Bürgerschaft.
Fakten, die Staaten, Gemeinden und den Einzelnen betref-
fen. Die Veränderungen gehen dabei so rasch vor sich, dass        Da gibt es z.B. eine Gruppe von Leuten, die ihre Nachbarn
wir es manchmal kaum begreifen können.                            kennenlernen wollen, einfach weil sie denken, dass „eine
Millionen Menschen sind auf der Flucht vor Hunger, Krieg          starke Nachbarschaftsgemeinschaft für uns alle hilfreich sein
und Elend und die Gewinne der vergangenen zwei Jahr-              kann.“ Da löscht die Feuerwehr einen ganzen Sonntag lang
zehnte sind auch in den wohlhabenden Ländern nur weni-            einen Hausbrand, da gibt es spontane Hilfe für die Opfer
gen an der Spitze der Einkommenspyramide zugefallen. Das          dieses Brandes. Da feiert das ganze Dorf die Fischerhochzeit,
gilt auch für Deutschland, wahrscheinlich auch für Tutzing.       da findet eine Kulturnacht statt, bei der zahlreiche Leute
Was ist mit der breiten Masse? Was bleibt den arbeitenden         einfach so mitmachen oder jetzt im Dezember der Leben-
Menschen, den Rentnern? Wie lange funktionieren unsere            dige Adventskalender als Gemeinschaftsaktion.
Sozialsysteme? Wie viel Reichtum hält z.B. Tutzing aus? Was
ist dagegen mit unserer leeren Gemeindekasse?                     Wir leben in einer der schönsten und reichsten Gegenden
Trotz aller Konflikte und Probleme geht es den meisten bei        Deutschlands mit einem großen Kulturangebot und vielen
uns materiell gut. Doch was hält unsere Gesellschaft, was         Annehmlichkeiten. Aber auch hier gibt es nicht nur reiche
unser Gemeindeleben im Inneren zusammen?                          Rentner und Erben. Auch wir brauchen viele Leute, die das
Politische, ökonomische und technische Entwicklungen wer-         Ganze am Laufen halten. Noch funktioniert das Getriebe
den immer begleitet von ethischen und kulturellen Maßstä-         dank all derer, die in Tutzing arbeiten, helfen und leben und
ben. Kultur bildet eine Grundlage unserer Gesellschaft, sie       „…jeder einzelne von ihnen ist eine Feder in den Flügeln der
ist die Basis für Werte und Normen, von den allgemeingül-         Gemeinschaft, von denen die Gesellschaft getragen wird.“
tigen eines Kulturbereiches bis hin zu denen eines Landes,        (Mahbuba Maqsoodi, afghanische Künstlerin)                esch

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NACHRICHTEN TUTZINGER - STILLE ZEIT DER BESINNUNG Was hält uns zusammen?
„Bürgertugenden und demokratische Teilhabe können am besten gelingen
in den kleineren politischen Einheiten, vornehmlich in den Kommunen.“
Der Tutzinger Verfassungsrechtler Prof Dr. Hans-Jürgen Papier über die Rolle der Gemeinden im demo-
kratischen Zusammenleben.
Viel ist im politischen und medialen Diskurs rund um Wahl
und Regierungsbildung von der gesellschaftlichen Spal-
tungsgefahr die Rede, der auch den demokratischen
Konsens zerklüfte. Für wie relevant und akut hält der
Verfassungsrechtler Papier die bestehenden Tendenzen?

Für die Demokratie sind Pluralität und Meinungsvielfalt we-
sentlich. Die gewählten Repräsentanten in den staatlichen
Parlamenten und in den kommunalen Vertretungen sollen
idealerweise diese Pluralität der Gesellschaft so weit wie
möglich widerspiegeln. Unverzichtbar aber sind die Ach-
tung und die Unversehrtheit des geltenden Rechts ebenso
wie die vom Grundgesetz geschützte freiheitliche Lebens-
                                                                Prof. em. Dr. Dres. h.c. Hans-Jürgen Papier (74)         Foto: SZ
gestaltung. Unsere Verfassung ist mehr als eine Sammlung
                                                                war von 2002 bis 2010 Präsident des Bundesverfassungsgerichts.
formaler Diskursregeln, sie ist auch eine Werteordnung, also
                                                                Nach seiner 12 jährigen Amtszeit setzte er seine wissenschaftliche
Rahmen und Grenze politischer Gestaltung zugleich.
                                                                Tätigkeit als Hochschullehrer an der Ludwig-Maximilians-Univer-
Demokratie braucht Tugenden, und zwar sowohl bei den ge-
                                                                sität in München fort. Nach seiner Emeritierung widmet sich der
wählten Repräsentanten als auch bei den Wählerinnen und
                                                                vielfach ausgezeichnete Verfassungrechtler auch weiterhin der
Wählern, bei den zivilgesellschaftlichen Gruppierungen und
                                                                Lehre und vorherrschenden Zeitfragen von Staat und Gesellschaft,
den Medien. Freiheit ist kein bloßer Spaß und kein Vergnü-
                                                                unter anderem auch in Vortragsreihen der Politischen Akademie.
gen, der andere Name für „Freiheit“ lautet vielmehr „Ver-
                                                                Der gebürtige Berliner wählte 1996 Tutzing als Familienwohnsitz.
antwortlichkeit“ (Thomas Mann). Der demokratische Staat
                                                                Papier ist verheiratet und hat zwei inzwischen erwachsene Kinder.
ist also nicht die Sache Einzelner oder Weniger, sondern er
geht alle etwas an, jede Bürgerin und jeder Bürger trägt eine
Verantwortung für das Gemeinwesen. Bürgerfreiheit be-           Als ein Hauptmoment für das Auseinanderdriften werden
deutet nicht egoistische Selbstverwirklichung, unbeschränk-     die Megatrends der Globalisierung und Digitalisierung
te Bedürfnisbefriedigung und schrankenlose Beliebigkeit,        genannt, die vielen Menschen den festen Boden entziehen.
in der Demokratie stehen Freiheit und Verantwortlichkeit        Kann die regionale, lokale gemeindliche Beheimatung eine
in einem untrennbaren Zusammenhang – und zwar eine              stabilisierende Gegenwirkung entfalten? Und wodurch?
Verantwortlichkeit für das Gemeinwesen und das gemeine
Wohl, für die Mitbürger und schließlich für das eigene Tun      Demokratische Teilhabe kann am Besten gelingen in den
und Unterlassen. Freiheit, demokratische Teilhabe und Ver-      kleineren politischen Einheiten, vornehmlich in den Kom-
antwortlichkeit gehören zusammen.                               munen. Die kommunale Selbstverwaltung ist deshalb in

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NACHRICHTEN TUTZINGER - STILLE ZEIT DER BESINNUNG Was hält uns zusammen?
TUTZING REPORT
besonderer Weise verfassungsrechtlich geschützt, sie stellt      reichendes Maß an Aufgaben und Zuständigkeiten be- oder
gewissermaßen den Grundstock für die staatliche Demokra-         erhalten und in die Lage versetzt werden, die Aufgaben
tie dar. Demokratie ist mithin untrennbar verbunden mit          der örtlichen Gemeinschaft eigenverantwortlich und unter
dem Prinzip der Subsidiarität. Subsidiarität besagt, dass die    Teilhabe der Bevölkerung zu erledigen. Das unverzichtbare
Erfüllung öffentlicher Aufgaben zunächst in der kleineren        Vertrauen der Bürger und Bürgerinnen in die repräsenta-
Einheit erledigt werden sollte, die höhere Einheit sollte nur    tive Demokratie, ihre Institutionen und in deren Fähigkeit
dann tätig werden, wenn die in Rede stehende öffentliche         zur Problembewältigung droht seit Jahren immer weiter
Aufgabe nicht oder nicht hinreichend von den unteren Ein-        zu schwinden. Dieser Prozess des Vertrauensverlustes und
heiten bewältigt werden kann.                                    der Politikverdrossenheit kann am ehesten und am besten
Die politische Entwicklung der letzten Jahrzehnte ist be-        dadurch aufgehalten und umgekehrt werden, dass die Ge-
dauerlicherweise von einer genau umgekehrten Tendenz             staltungskraft und die Gestaltungsmacht der kommunalen
geprägt gewesen. Diese bestand in einer permanenten              Ebenen und damit die demokratische Selbstbestimmung der
„Hochzonung“ der öffentlichen Aufgabenerledigung auf             Gemeindeeinwohner gestärkt werden. Die für eine Demo-
die größeren politischen Einheiten, also die unaufhörliche       kratie essenziellen Bürgertugenden können eben am besten
„Abwanderung“ von öffentlichen Aufgaben von den Kom-             in der örtlichen Gemeinschaft gefördert werden. Gefordert
munen auf den Staat, von den Bundesländern auf den Bund          sind hier die politischen Parteien und Wählervereinigungen
und schließlich auf die Europäische Union. Dies ist eine Ent-    ebenso wie die zivilgesellschaftlichen Gruppierungen und
wicklung, die nicht nur zu Lasten der Kommunen und der           die örtlichen Medien.
Bundesländer, sondern der Vitalität der Demokratie insge-
samt gegangen ist. Je größer die politische Einheit, die mit     In den politischen Bekundungen tritt zunehmend das
der öffentlichen Aufgabenerfüllung betraut ist, desto stär-      Wort „Zusammenhalt“ als Kernziel des demokratischen
ker entfernt sie sich von den Bürgern, ihrer Teilhabe und ver-   Gemeinwesens hervor? Wie ist da Ihre Beobachtung
antwortlichen Mitgestaltung.                                     hinsichtlich der Gemeinde, in der Sie seit zwei Jahrzehnten
                                                                 leben und zu Hause sind?
Wie ist die Perspektive?
                                                                 In Tutzing scheint mir dieser Prozess der Revitalisierung de-
Die weltweiten Prozesse der Globalisierung und Digitalisie-      mokratischer Teilhabe „von unten“ gar nicht schlecht zu
rung haben diese „Entgrenzungen“ der Ebenen politischer          verlaufen. Hier sind zahlreiche zivilgesellschaftliche Engage-
Entscheidungen, also die Tendenzen zur Zentralisierung und       ments festzustellen, die auf gesellschaftlichen Zusammen-
Unitarisierung verstärkt. Diese Entwicklung kann in wesent-      halt, Förderung des Gemeinsinns und die Verantwortlichkeit
licher Hinsicht sicherlich nicht zurückgeschraubt werden.        für das Allgemeinwohl ausgerichtet sind.
Wichtig ist aber, dafür Sorge zu tragen, dass die unteren        Ein gutes Beispiel dafür stellen übrigens auch die Tutzinger
politischen Einheiten, also vor allem die Kommunen, ein hin-     Nachrichten dar.                   Interview Heinz Klaus Mertes

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NACHRICHTEN TUTZINGER - STILLE ZEIT DER BESINNUNG Was hält uns zusammen?
Die eindrucksvolle Kraft der Zivilgesellschaft
„Was hält uns noch zusammen in Tutzing?“, fragt die TN-                              wird die Atmosphäre in einer Kommune von ideenreichen und
Redaktion. Im Aufgabenfeld, das ich im Auftrag des Gemein-                           engagierten Bürgern erzeugt. Und so wie ein Chor Sänger
derates mitgestalten und mitverantworten darf, der Bildung                           braucht, so braucht eine Demokratie aktive Demokraten. Des-
und Kultur, ist die Antwort auf diese Frage klar: uns hält zu-                       halb sind Bildung und Kultur so immens wichtig für eine Ge-
sammen die gemeinsame kulturelle Betätigung – ob im Chor                             meinde: sie bieten Bühnen, auf denen zivilgesellschaftliches
oder im Orchester, ob vorne im Rampenlicht oder hinter den                           Engagement entstehen, eingeübt und gelebt werden kann.
Kulissen, ob im Verein oder der Kirchengemeinde. Uns halten                          Engagement, das unsere gesamte Gesellschaft zusammenhält.
die Projekte zusammen, die nur im Team gelingen können                               Engagement, das uns in Tutzing zusammenhält!
und die Freude über gemeinsames Gelingen. Uns halten die                                                             Hinter uns liegt ein Jubiläums-
Begegnungen zusammen, bei denen wir Neues lernen und                                                                 jahr mit vielen Gelegenheiten
offen bleiben für andere Meinungen. Denn all das erleben                                                             zur Begegnung und zum ge-
Menschen, die sich kulturell interessieren und engagieren: sie                                                       meinsamen Feiern, aber auch
erfahren Lebensfreude, werden ermutigt zur Eigeninitiative,                                                          zum Nachdenken und zur Dis-
leben Teamgeist und erproben Verantwortung. Belohnt für                                                              kussion über unseren Ort – da-
ihren Einsatz an Zeit, Kraft und Ideen werden sie durch wert-                                                        rüber, wie wir gegenwärtige
volle Begegnungen, persönliche Weiterentwicklung und das                                                             Herausforderungen gemeinsam
bereichernde Gefühl, durch das eigene Mitwirken einen Un-                                                            meistern, wie wir in Tutzing zu-
terschied gemacht zu haben in dieser Welt. Nicht materielle                                                          künftig leben wollen, wie wir al-
Sicherheit allein, sondern die Möglichkeit zur Teilhabe macht                                                        len Bürgern Zugang zu Bildung
das Leben lebenswert.                                                                                                ermöglichen und Ressourcen ge-
Teilnehmen und Mitwirken ist zivilgesellschaftliches Engage-                                                         recht verteilen. Das Jubiläums-
ment. Es ist das Engagement einer lebendigen aktiven Bürger-                         Brigitte Grande,                programm war eine gemein-
schaft, ohne die Tutzing nicht so wäre wie es ist. Ohne dieses                       Kulturreferentin                same Leistung der Bürger und
Engagement gäbe es beispielsweise keine eintrittsfreie Kultur-                       der Gemeinde Tutzing            der Vereine, der Kirchen und
nacht, keine für alle Kinder erschwinglichen Ferienangebote,                                            Foto: privat der Bildungs- und Kultureinrich-
keine Ausbildung rund ums Jahr in den Vereinen und Kirchen-                          tungen. Für mich war dieses Jubiläumsprogramm deshalb eine
gemeinden. Dieses Engagement wird auf und hinter den kul-                            beeindruckende Demonstration der Teilhabe und Mitwirkung,
turellen Bühnen motiviert und „ausgebildet“. Es bleibt aber                          des Engagements und der Solidarität.
nicht allein auf die Kultur gerichtet. Die Kirchengemeinden                          Kulturelles Engagement, das uns zu Eigeninitiative ermutigt,
können über bürgerschaftliches Engagement bei der Flücht-                            zur Diskussion über Gegenwart und Zukunft verleitet, uns lei-
lingshilfe berichten, die caritativen und medizinischen Ein-                         denschaftlich das Zusammenleben hier am Ort mitgestalten
richtungen, die Umweltinitiativen und Sportvereine aus ihren                         lässt, ein solches Engagement hält uns auch zusammen. In ei-
Aufgabenfeldern. Immer geht es darum, dass Bürger sich ein-                          ner Gemeinde kann es deshalb gar nicht genug Angebote und
bringen, sich das Denken und Handeln nicht abnehmen lassen,                          gerechte Zugänge zu Bildung geben und gar nicht genug an
Entwicklungen mitgestalten und mitverantworten. So wie der                           Orten und Gelegenheiten für Kultur. Das gilt auch über das
Klang eines Orchesters von vielen Musikern erzeugt wird, so                          Jubiläumsjahr hinaus.                             Brigitte Grande

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Heft 12 /17                                                                                                                                         7
NACHRICHTEN TUTZINGER - STILLE ZEIT DER BESINNUNG Was hält uns zusammen?
TUTZING REPORT

Die Feuerwehr verbindet Generationen und schafft Zusammenhalt
Kommandant Markus Kiesl und Jugendwart Christoph Knobloch über den Generationen verbindenden Zusammenhalt der
Tutzinger Feuerwehr.
Wie ist die Feuerwehr heute aufgestellt?                          Und wie motivieren Sie Ihren Vorstand und sich selbst?
Kommandant Markus Kuisl:                                          M.K.: Den muss man immer schön bauchpinseln und ihm das
Von den Mitgliederzahlen ist die Freiwillige Feuerwehr Tut-       Gefühl geben, dass er die ganze Arbeit nicht umsonst macht,
zing gut aufgestellt, wir haben derzeit 99 aktive Mitglieder      dass alle Vereinsaktivitäten und Planungen unsere Leute an-
über 18 Jahre, davon 27 in den Löschgruppen Diemendorf            spornen mitzumachen und sich in den Dienst einer so verant-
und Monatshausen. In Tutzing also 72 Erwachsene plus 32 Ju-       wortungsvollen Einrichtung zu stellen. Das gilt gleichsam für
gendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren. Diese Mitglieder kom-    mich, wenn ich da Mithelfer und Unterstützer habe und wir
men regelmäßig zu den Übungen, aber die meisten davon ar-         alle an einem Strang ziehen. Es ist Belohnung genug, wenn
beiten nicht am Ort und sind somit tagsüber nicht erreichbar      wir helfen können und einen Einsatz erfolgreich zu Ende ge-
und wenn, dann nur im Ausnahmefall, d.h., wir sind tagsüber       bracht haben, das ist eine Riesenmotivation, nicht nur für den
für Einsätze schlecht aufgestellt.                                Kommandanten.
                                                                  Es macht auch Spaß, bei öffentlichen Auftritten in der Ge-
Wie bekommen Sie neue Mitglieder?                                 meinde oder auch im Landkreis genügend Leute zum Mitma-
Fast ausschließlich über die Jugend, aber da kann am besten       chen zu bewegen.
unser Jugendwart Auskunft geben.

Jugendwart Christoph Knobloch:
Wir bekommen dadurch neue Mitglieder, dass wir am An-
fang des Jahres im Januar alle 12jährigen anschreiben. Jeder
Jugendliche männlich und weiblich, der im Jahr 12 Jahre alt
wird erhält einen Brief, da laden wir diesen zur Übung ein.
Die Jugendlichen können dann vorbeikommen und sich das
einmal anschauen. In den letzten Jahren waren wir mit dieser
Aktion immer erfolgreich, es konnten jedes Mal so etwa fünf
bis zehn Jugendliche geworben werden. Leider sind nicht alle
geblieben, der eine oder andere hat uns wieder verlassen,
weil er festgestellt hat, dass es doch nicht so passt. Auf die-
sem Weg können wir aber immer eine Handvoll neuer Leute
in den aktiven Dienst bringen. Im letzten Jahr haben wir 90
Kandidaten angeschrieben und davon sind 13 Personen ge-
blieben. Auf diesem Weg können wir am allerbesten neue            Die Feuerwehr – Verantwortung und Dienst für die Gesell-
Mitglieder werben, ältere kommen so gut wie gar nicht, das        schaft mit Motivation und Spaß.      Foto: FFW Tutzing
ist die Ausnahme.
                                                                  Und wie kann man die „Alten“ bei der Stange halten?
Wie setzt sich der Vorstand zusammen?                             M.K.: In die Feuerwehr wächst man von Jugend an hinein und
M.K.: Wir haben einen 1. und 2. Vorsitzenden, einen Kassier       bleibt eigentlich dabei, bis man aus Altersgründen oder be-
und einen Schriftführer, das ist der engere Vorstand. Dann        ruflichen Gründen aufhören muss. Als passives Mitglied kann
gibt es einen Verwaltungsrat mit dem Kommandanten und             man bis an das Lebensende dabei bleiben.
seinem Stellvertreter, dem Jugendwart und fünf Beisitzern,
davon bilden zwei den Ältestenrat. Der Beisitzer als Ältesten-    Wie sehen Sie sich als Institution?
rat muss mindestens 25 Jahre aktiven Feuerwehrdienst gelei-       M.K.: Das ist relativ leicht zu beantworten. Die Gemeinde hat
stet haben, das soll die Kontinuität wahren. Die Feuerwehr ist    die Pflichtaufgabe, den Brandschutz und die technische Hil-
ja zum einen ein Verein, der Personal stellt und zum anderen      feleistung in Notfällen sicherzustellen. Das ist im Bayerischen
eine gemeindliche Einrichtung, wie z. B. der Bauhof, nur mit      Feuerwehrgesetz geregelt, das ist Ländersache. Die Gemein-
lauter ehrenamtlichen Arbeitern. Ich bin als ehrenamtlicher       den sind verpflichtet, Feuerwehren aufzustellen und zu un-
Angestellter der Chef, sozusagen ein Unterabteilungsleiter        terhalten. Das ist der institutionelle Part, das Personal für die-
der Gemeinde. Ich bin dafür zuständig, dass die Feuerwehr         se Feuerwehren wird in der Regel von ehrenamtlichen Freiwil-
technisch funktioniert, wenn also ein Alarm ausgelöst wird,       ligen gestellt. Sollte das einmal nicht mehr der Fall sein, dann
dass dann überhaupt die Leute vorhanden sind und ausrü-           müsste sich die Gemeinde überlegen, wie sie das Personal
cken können, entsprechend ausgebildet sind und das ent-           für die Feuerwehr auf eine andere Weise bereitstellen kann.
sprechende Gerät haben. Ich bin in dieser Funktion genauso        Wie schon gesagt, in Tutzing gibt es insgesamt 72 erwachse-
freiwillig wie alle anderen auch.                                 ne Mitglieder und 32 jugendliche Mitglieder. Wir haben auch
                                                                  33 passive Mitglieder, dafür ist es Voraussetzung, dass man
Wie motivieren sie Mitglieder einen Posten im Vorstand zu         vorher einmal aktives Mitglied war. Die Altersgrenze für den
übernehmen?                                                       aktiven Dienst liegt mittlerweile bei 65 Jahren, früher war das
M.K.: Die Ämter, die mit Arbeit verbunden sind, sind schwer       Mal bei 60. Man kann auch passives Mitglied werden, wenn
wieder zu besetzen. Was die Amtsinhaber immer wieder dazu         man aufgrund einer körperlichen Situation nicht mehr aktiv
bewegt, noch einmal eine Runde zu machen, obwohl sie ei-          Dienst leisten kann. Dann gibt es noch die fördernden Ver-
gentlich nicht mehr antreten wollten.                             einsmitglieder, wie schon der Name sagt, zahlen diese haupt-

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NACHRICHTEN TUTZINGER - STILLE ZEIT DER BESINNUNG Was hält uns zusammen?
sächlich Beiträge und beteiligen sich auch nicht zwingend am      der sie gestanden haben, vom Ablauf des Festzugs nicht viel
Vereinsleben. Natürlich werden diese zu Weihnachtsfeiern          mitbekommen. Wir haben aber gerne unseren Beitrag für das
oder anderen Feierlichkeiten mit eingeladen, sie sind also        Gelingen dieses Fest geleistet und freuen uns, dass das auch
nicht ausgeschlossen.                                             von der Öffentlichkeit und der Gemeinde so wahrgenommen
                                                                  worden ist.
Kann man auch als passives Mitglied dabei bleiben, wenn man
wegen eines Studiums oder einer beruflichen Veränderung           Was kann man machen, um unsere Neubürger besser in un-
den Ort verlassen muss?                                           seren Ort und das Vereinsleben zu integrieren oder an diese
M.K.: Da gibt es nur die Möglichkeit als förderndes Mitglied      heranzukommen?
dabei zu bleiben, wenn das auf Dauer ist. Wir haben natürlich     M.K.: Ich sehe den Unterschied gar nicht so groß, da kommen
eine Menge Studenten, wie gesagt, die kommen alle aus un-         schon Jugendliche aus den Familien der neuen Mitbürger zu
serer Jugend und sind dann unter Umständen über mehrere           uns. Die Jugendfeuerwehr hat einen gewissen Ruf und einen
Jahre abwesend. Während dieser Zeit ruht die aktive Mitglied-     hohen Bekanntheitsgrad, durch die Schulen wird das ja auch
schaft, sie verlieren diesen Status nicht, wenn sie dann wieder   verbreitet.
kommen. Leider kommen viele nicht mehr zurück, sie können         Bei den Älteren da sehe ich gar keinen so großen Unterschied
dann förderndes Mitglied werden oder ganz austreten.              zwischen Leuten, die schon lange in Tutzing wohnen und de-
                                                                  nen, die neu zugezogen sind. Die haben alle das gleiche Pro-
Wie häufig sind die Einsätze und wie planen Sie diese?            blem, sie haben keine Zeit oder glauben, dass sie keine Zeit
M.K.: Im Jahr zwischen 100 und 150 Einsätzen, das schwankt        haben und kommen aus diesem Grund nicht.
natürlich stark. Tagsüber stehen dafür ca. zehn Leute zur Ver-
fügung mit denen wir planen können. 72 kommen natürlich           Wie geht es bei der Feuerwehr weiter, wie sehen Sie die Ver-
nie auf einen Schlag, aber mit bis zu 40 kann man bei einem       eine in Zukunft?
Vollalarm rechnen, wenn eine entsprechende Einsatzmeldung         M.K.: Die Feuerwehr wird immer attraktiv bleiben, unter dem
vorliegt. Als kürzlich der große Brand in Tutzing war, das war    Strich wird die Mitgliederzahl in absehbarer Zeit nicht sinken,
zu einem günstigen Zeitpunkt am Sonntagmorgen, da waren           da bin ich zuversichtlich. Aber die Zahl derer, die tagsüber
38 Feuerwehrleute im Einsatz.                                     noch verfügbar sind, wird bald schwinden. Andere Verpflich-
                                                                  tungen, zuletzt der Arbeitsplatz, sind der Hauptgrund warum
Welche Zusatzleistungen werden von der Freiwilligen Feuer-        wir am Tag keine Leute mehr haben. Selbst Leute, die am Ort
wehr erbracht?                                                    arbeiten, Selbständige mit kleinen Unternehmen und Ange-
M.K.: Das sind im Wesentlichen Aufgaben, die entsprechendes       stellte werden nicht mehr freigestellt werden können. Diese
technisches Gerät erfordern und nur bei der Feuerwehr vor-        Entwicklung beobachte ich seit Jahren schon mit Sorge und
handen ist. Aufhängen der Weihnachtsbeleuchtung, Aufstel-         ich habe das in unserer Jahresversammlung dem Bürgermei-
len Maibaum, Feuer an den Pylonen beim Volkstrauertag und         ster/in immer wieder mitgegeben. Es muss nach Alternativen
Straßenabsperrung als quasi „Dorfpolizei“.                        gesucht werden, z. B. könnten Leute, die bei der Gemeinde
                                                                  arbeiten für den Feuerwehrdienst gewonnen werden und es
Wie wird bei den Einsätzen die Jugend eingebunden?                müssen Anreize vom Gesetzgeber geschaffen werden.
C.K.: Die Jugendfeuerwehrleute haben wöchentlich ihre Aus-
bildung. Zwischen 12 und 15 Jahren machen sie keinen Ein-         Ein Ort ohne Feuerwehr?
satzdienst, erst ab dem 16. Geburtstag dürfen sie an Einsät-      M.K.: Einen Ort ohne Feuerwehr darf es nicht geben, das
zen teilnehmen, aber außerhalb des Gefahrenbereichs.              ist gesetzlich sichergestellt, aber es ist absehbar, dass dies in
                                                                  Tutzing und ähnlichen Gemeinden zumindest tagsüber nicht
Wie schaffen Sie es die jungen Leute zu motivieren?               mehr allein durch Freiwillige aufrechterhalten werden kann.
C.K.: Dass wir rote Autos mit blauen Lichtern haben, das ist      Theoretisch gäbe es das Mittel der Pflichtfeuerwehr, aber das
für viele Jugendlich reizvoll, das ist immer noch irgendwie       funktioniert meistens gar nicht und dann gibt es hauptamt-
ein Highlight. Aber es gelingt uns nicht nur durch die inte-      liche Kräfte bei der Freiwilligen Feuerwehr.
ressante Ausbildung, sondern wir haben darüber hinaus ein         Das ist deswegen keine Berufsfeuerwehr, das sind Beschäf-
großes und attraktives Freizeitangebot. Einmal im Jahr fahren     tigte bei der Feuerwehr, die auch Dienstleistungen vom Wä-
wir in ein Zeltlager, dann gibt es ein Freizeitwochenende und     sche waschen bis zur Gerätewartung in der einsatzfreien Zeit
verschiedene Tagesausflüge mit Übernachtung und noch so           erbringen. In der Kreisstadt Starnberg wird das schon prakti-
einiges mehr, da können wir die Jugendlichen bei der Stange       ziert, da gibt es bereits vier Angestellte.
halten.
                                                                  Zum Schluss noch eine Frage an den Jugendwart, was gefällt
Die Feuerwehr ist nicht nur bei Bränden und Unfällen gefragt,     an dem Job und was motiviert?
sie hat doch auch eine integrative Aufgabe wie z. B. bei der      C.K.: Die Motivation für diese Aufgabe sind ganz gewiss die
Fischerhochzeit im letzten Jahr?                                  Jugendlichen selbst, mit ihnen auf die Freizeiten zu fahren
M.K.: Da waren wir sehr gefordert durch so eine Veranstal-        und ihnen Wissen zu vermitteln, macht sehr viel Spaß. Ich
tung am Ort, denn viele unserer Leute waren als Mitglieder        stelle mich gerne vor die Jugendlichen, es ist ja nicht nur das
bei der Tutzinger Gilde und der Feuerwehr einer Doppelbela-       Fachwissen um den Job des Feuerwehrmannes, sondern es
stung ausgesetzt. Da waren zum einen die Leute, die am Ge-        werden auch handwerkliche Fähigkeiten vermittelt, die auch
schehen der Fischerhochzeit direkt teilgenommen haben und         außerhalb der Feuerwehr sehr nützlich sein können. Wir tra-
zum anderen mussten von der Feuerwehr Aufgaben wahrge-            gen aber auch sehr viel zu der gesellschaftlichen Entwicklung
nommen werden, die nicht so im Vordergrund standen, wie           der Jugendlichen bei. Dafür stelle ich gerne meine Zeit und
Straßenabsperrungen. Diese Leute haben an der Position, an        mein Wissen zur Verfügung.                                   HB

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NACHRICHTEN TUTZINGER - STILLE ZEIT DER BESINNUNG Was hält uns zusammen?
TUTZING REPORT

Die Tutzinger Gilde - Tradition mit Zukunftsblick
Was sind die Erfolgsfaktoren der Gilde? Anders gefragt: Was      che Gildenmitglieder ziehen Freunde in den Verein nach.
verbindet die Gildenmitglieder Jung und Alt? Was begeistert      Deutlich ist das auch in der Vorstandschaft zu spüren. Dort
die Mitglieder an der Gilde? Was macht die gute Stimmung         sind 12 Leute beisammen, die sich sehr gut verstehen, stolz
unter den Mitgliedern aus und warum setzen sie sich dafür        für eine gemeinsame Sache eintreten und denen der Verein
ein? Wo doch viele andere Vereine über Mitgliederschwund,        und seine Zukunft einfach am Herzen liegen. Das strahlt in
Mangel an Nachwuchs und ehrenamtliches Engagement kla-           die gesamte Gruppe aus.
gen …Vieles geht einem durch den Kopf - auch der Gedanke,        Ein weiterer Erfolgsfaktor der Gilde ist wohl ihre Bestim-
dass auch in der Gilde nicht alles Gold ist, was glänzt!         mung an sich. Es macht vielen Leuten Freude, sich mit un-
                                                                                      seren Wurzeln, mit unserer Tracht und
                                                                                      mit unseren alten Bräuchen zu beschäfti-
                                                                                      gen. Und diese Begeisterung in geselliger
                                                                                      Runde aus- und erleben zu können. Da
                                                                                      unterscheidet sich ein Neu-Tutzinger im
                                                                                      Verein nicht von einem Einheimischen.
                                                                                      So ermöglichen eine Mitgliedschaft in
                                                                                      der Gilde und das Tragen unserer Tracht
                                                                                      immer wieder Gänsehaut-Erlebnisse,
                                                                                      wie man sie für Geld nicht kaufen kann.
                                                                                      Manch einer muss sich dabei nur an Chri-
                                                                                      sti Himmelfahrt 2017 zurückerinnern, als
                                                                                      35 Vereinsmitglieder in Tracht unter fei-
                                                                                      erlichen Trompetenklängen in den Pe-
                                                                                      tersdom eingezogen sind, um mit 1000
                                                                                      weiteren Trachtlern aus Bayern einen
                                                                                      Gottesdienst zu Ehren der Patrona Bava-
                                                                                      riae zu feiern.
                                                                                      Ein nicht zu vergessender Faktor ist auch,
Gehören zusammen: Jung und Alt in der Gilde                    Foto: Tutzinger Gilde dass die Gilde ein familienfreundlicher
                                                                                      Verein ist. In der Regel können Jung und
Wenn man versucht, die Erfolgsfaktoren der Tutzinger Gilde       Alt an den Veranstaltungen teilnehmen – in einer Zeit, in
auszumachen, fallen einem zunächst die Leiter der Volks-         den gemeinsamen Aktivitäten nur am Wochenende stattfin-
tanzgruppe, Andrea und Georg Sigl, die Leiterinnen unserer       den können, keine Selbstverständlichkeit.
Kindertanzgruppe, Christa Lederer und Birgit Kräh und die
Leiter der Bläser und der Vorderladerschützen, Gerold Sturm
und Jürgen Wunsch ein. Sie bringen seit vielen Jahren, teil-
weise Jahrzehnten, jede Woche neuen Schwung, Ideen und
Begeisterung in die einzelnen Gruppen und damit auch in
den gesamten Verein ein. Denn die einzelnen Tänzer oder
Musikanten sind natürlich Multiplikatoren und wirken dort
weiter. Ein wichtiger Faktor ist sicher auch, dass sich Gilde-
Aktivitäten gut mit den übrigen Lebensgewohnheiten kom-
binieren lassen. Die meisten von uns sind durch Schule, Beruf
oder anderweitiges ehrenamtliches Engagement sowieso
stark eingebunden. Die überschaubaren Gilden-Arbeitsein-
sätze, wie z. B. beim Seefest, auf der Christbaumplantage
oder beim Schiff schmücken fürs Oktoberfest sind gut plan-
bar und lassen sich in beinahe jedem Kalender unterbrin-
gen. Dabei hilft sicher auch, dass der Verein nicht Mitglied
                                                                 Tradition und Feste im Reigen der Generationen           Foto: Gilde
in einem der Trachtengaue ist. Sonst wären durchaus einige
Sonntage im Jahr mit Umzügen oder Jubiläen anderer Ver-          Aber wir müssen auch ehrlich sein: immer wieder entsteht
eine gefüllt, die es zu besuchen gälte.                          in der Jugend eine Lücke, die wir nicht zu füllen vermögen.
Für viele sehr wichtig ist sicher auch die lockere Stimmung,     Vor allem die jungen Burschen können sich in dieser Lebens-
die bei uns im Verein herrscht. Man muss nicht immer und         phase nur schwer für unseren Verein begeistern. Hier bieten
überall präsent sein, man darf auch mal fehlen und keiner ist    Sportverein oder Feuerwehr attraktivere Themen an.
einem gram. Vielleicht sind die Gildenleut einfach alle sehr     Was kostet eigentlich so eine Tracht und muss vielleicht jeder
positive und fröhliche Menschen. Es fällt immer wieder auf,      mittanzen? Tanzen muss niemand! Und ehe man sich eine
dass, egal ob bei Festen oder bei Arbeitseinsätzen, Scherze      Tracht fertigen lässt, kann man diese erst einmal aus dem
und lustige Sprüche durch die Luft fliegen und gute Laune        Vereinsfundus leihen und sehen, ob einem das Tragen eines
spürbar ist. Das animiert natürlich zum Wiederkommen.            Gehrocks oder einer Otterfellhaube überhaupt zusagt. Ganz
So sind auch schon viele Freundschaften in der Gilde entstan-    unkompliziert – so, wie es in der Tutzinger Gilde der Brauch
den, die weit über das Vereinsleben hinausgehen, so man-         ist.               Carola Falkner, Rudi Sigl jun., Gregor Staltmaier

10
Starnberger Str. 24
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                      Tel.: 08157 - 92 95 00
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Heft 12 /17                                           11
TUTZING REPORT

Kindergärten vernetzen                                         Ambulante Krankenpflege - seit
Familien und Bürgerschaft                                      97 Jahren da für alle, die sie brauchen
Seit 2014 wohnen Veronika und Andreas Koch in Tutzing. Die                       Der Gedanke ans Älterwerden, Krankheit
Kinder Linus (fünf Jahre) und Helena (vier Jahre) besuchen                       oder gar Hinfälligkeit beunruhigt sehr
den Kindergarten St. Joseph. Die Kochs hatten zwar bereits                       viele, ja fast alle Bürger. Kaum ein Verein
vor ihrem Zuzug Freunde in Tutzing - Kontakte zu anderen                         beruhigt, erleichtert und entspannt je-
Familien konnten sie dann aber doch hauptsächlich über den                       doch in Gedanken daran, wie die Ambu-
Kindergarten knüpfen: Beim Bringen und Holen der Kinder                          lante Krankenpflege e.V. Sie ist einfach da,
begegnen sich die Eltern, und es ergibt sich oftmals die Ge-                     da mit Rat und Tat, mit 100 festangestell-
legenheit zum Gespräch über Themen, die alle Kindergar-                          ten Pflegekräften und 80 Ehrenamtlichen.
teneltern betreffen. Häufig entstehen hieraus auch gemein-     Unter dem Geschäftsführer Armin Heil, dem 1. Vorsitzenden
                                                               Pfarrer Peter Brummer, dem 2. Vorsitzenden Dr. Rainer Wies-
                                                               meier ist der Verein mit seinen 1200 Mitgliedern in besten
                                                               Händen. Alt werden wir doch alle, jedoch die Versorgung
                                                               durch Angehörige ist nicht immer gewährleistet und dann
                                                               ist die Ambulante Krankenpflege in Aktion. Eine Tutzinge-

Familie Koch - den sozialen Lebensmittelpunkt
in Tutzing gefunden                                 Foto: UC

same Aktivitäten und es entwickelt sich die eine oder andere
                                                               Team der Sozialstation Tutzing   Foto: Ambulante Kranpflege e.V.
Freundschaft. Aufgrund der Ortsgröße von Tutzing ist ein
Wiedertreffen der Kindergartenfamilien am Spielplatz auf       rin nannte sie die „roten Engel“ und freute sich über deren
der Brahmspromenade oder im Kustermannpark, in der Kin-        Erscheinen. Dazu braucht der Verein jedoch diese Engel, die
derkirche, bei gemeindlichen oder kirchlichen Festen und       sich ausbilden lassen, gerne für die Hilfsbedürftigen für Pfle-
beim Einkaufen am Markt häufig, so dass sich die Kontakte      ge und Versorgung einfach da sind, Zuspruch und Verständ-
vertiefen lassen. Auch der Ausbau der Hauptstraße wird mit     nis für die Situation aufbringen, in der sich die Kranken und
Spannung erwartet, in der Hoffnung, dass auch hier neue        Altgewordenen befinden.
Begegnungsflächen entstehen.                                   Ein großes Anliegen ist daher der Leitung des Vereins, junge
                                                               Menschen über die Aufgaben zu informieren, zu interessie-
Veronika Koch, aufgewachsen in einem kleinen Ort in Fran-      ren, mutig zu dieser Ausbildung „ja“ zu sagen. Die Möglich-
ken, fühlt sich in Tutzing sehr wohl, wenngleich noch nicht    keit des Bundesfreiwilligendienstes zwischen 6 – 18 Mona-
ganz heimisch: Sie ist im Elternbeirat des Kindergartens und   ten wäre vielleicht der Beginn eines Dienstes am Nächsten.
im Kinderkirchenteam engagiert, kennt aber hierdurch noch      Dazu zählen auch die Wohnanlage in der Bräuhausstraße,
nicht die älteren Tutzinger und bedauert ihre noch in vielen   die Tagespflege im Quinthaus in der Traubinger Straße und
Bereichen fehlende Ortskenntnis. Sie würde beispielsweise      das Ilse-Kubaschewski-Haus in Starnberg, in dem Demenz-
auch gerne eine Gelegenheit nutzen, die Gemeinderäte bes-      kranke kleine Wohngemeinschaften bilden. Ein großes An-
ser kennenzulernen.                                            liegen ist dem Geschäftsführer Armin Heil das Sterben zu
                                                               Hause zu ermöglichen. Dafür werden Ehrenamtliche ausge-
Ehemann Andreas fühlt sich mittlerweile in Tutzing behei-      bildet und geschult ebenso wie für die Demenzkranken. All
matet: Tutzing ist für ihn einer der schönsten Orte, eine      das will der Verein dazu beitragen, um den Menschen eine
gewachsene Gemeinde mit Historie, wo niemand freiwillig        gewisse Zuversicht zu vermitteln und die Angst zu nehmen
wegzieht. Er konnte sich hier seinen Traum vom Haus mit        vorm Altern und Alleinsein.                                  IC
See- und Bergblick verwirklichen und weiß seine Kinder gut
aufgehoben.                                                                                                           ANZEIGE
Er bedauert es, von manchen alteingesessenen Tutzingern
als „Neu-Tutzinger“ für die baubedingte Flächenverdichtung
und das hohe Preisniveau verantwortlich gemacht zu werden.
Ihren sozialen Lebensmittelpunkt hat die Familie Koch je-
denfalls hier gefunden und freut sich, in Tutzing wohnen zu
können.                                                 UC

12
petra neubacher gmbh l diemendorf 10 a
              82327 tutzing l tel: 0 8 1 5 8 - 7 7 4 4

Heft 12 /17
                                           25 Jahre

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                                                      Wir fertigen auf Maß!

13
TUTZING REPORT

Von Haus zu Haus - erster „Lebendiger Adventskalender“ in Tutzing
Meine Tasse steht bereit, als ich in den warmen Mantel
schlüpfe, mir die gefütterten Schuhe anziehe und Schal,
Handschuhe und Mütze überstreife. Noch einen kurzen Blick                                                                                            eine Initiative des
werfe ich auf meinen Flyer des Lebendigen Adventskalen-
ders bzw. in die Tutzinger Nachrichten, wo alle Gastgeber
vermerkt sind und schon bin ich auf dem Weg zu der heu-
te angegeben Anschrift. Neugierig bin ich, die Gastgeberin
kenne ich gar nicht, sehe von weitem schon die Lichter und
bin gespannt, was sich heute hinter dem „Türchen“ verbirgt.
Kaum bin ich vor dem Haus, kommt mir jemand entgegen,
stellt sich vor und heißt mich willkommen. Mein Blick wan-
dert in lauter lächelnde, vom Licht erhellte Gesichter. Eini-
ge kenne ich schon von anderen Advent-Abenden. Schnell
entwickelt sich ein Gespräch über dieses und jenes. Dann
werden Liedzettel verteilt und wir singen wie jeden Abend
zuerst das Lied „O du fröhliche“. Wer mag, singt einfach mit.
Danach kommt die Überraschung und das „Fenster“ wird
geöffnet. Die Gastgeberin liest ein Adventsgedicht vor. Es
zaubert ein Lächeln auf viele Gesichter. Mir wird gezeigt, wo
ich meinen Becher mit Punsch füllen kann und wo die Kekse
stehen. Nach dem geselligen Beisammensein endet der Le-
bendige Adventskalender an diesem Abend. Vielleicht kann
ich es morgen wieder einrichten, bei dem nächsten Gastge-
ber dabei zu sein. Es hat gut getan, zusammen mit anderen
zu reden, zu essen und die Dunkelheit zu erhellen. Gemein-
sam Advent zu leben.
So in der Art stelle ich mir den lebendigen Adventskalender
in Tutzing vor. Da er heuer zum ersten Mal stattfindet, sind
wir als Initiatoren voller Vorfreude und gespannter Erwar-
tung. Wir freuen uns auf viele Besucher!
                                  Verschönerungsverein Tutzing /      mit freundlicher Unterstützung gestaltet von Laußer-Konzepte, Daniela Laußer

                                                   Anita Piesch

     Folgende Gastgeber freuen sich auf Ihr Kommen. Beginn: 18 Uhr
     01. Dezember         Die Diemendorfer                                       Trachtenheim/Maibaum Diemendorf
     02. Dezember         Buchhandlung Held                                      Hauptstr. 70
     03. Dezember         Missions-Benediktinerinnen                             Bahnhofstr. 3
     04. Dezember         Die Bautrockner                                        Bernrieder Str. 13 (Unterzeismering)
     05. Dezember         Kinderoase Tutzing e.V.                                Kustermannstr. 10
     06. Dezember         Spielwaren Hoyer (17.30 Uhr)                           Kirchenstr. 5
     07. Dezember         Powerhouse & My Circus Loft                            Lindemannstr. 11
     08. Dezember         Hotel Reschen                                          Marienstr. 7
     09. Dezember         Familie Wellmann                                       Am Schorn 8
     10. Dezember         Garatshausener Weihnachtsmarkt (15 Uhr)                Kapelle Garatshausen
     11. Dezember         Familie te Sligte                                      Von-Kühlmann-Str. 3
     12. Dezember         Elke Schmitz                                           Zugspitzstr. 30
     13. Dezember         Kinderhaus St. Joseph                                  Graf-Vieregg-Str. 8
     14. Dezember         Claudia Riedl                                          Fiederer Str. 1a
     15. Dezember         Tutzinger Förderverein für Tourismus e.V.              Vetterlhaus, Leidlstr. 1
     16. Dezember         Christine Adler                                        Marienstr. 4a
     17. Dezember         Familie Lausser                                        Haltabergstr. 5 (Obertraubing)
     18. Dezember         Familie Fischer                                        Zugspitzstr. 54
     19. Dezember         Familie Thun                                           Haydnstr. 2
     20. Dezember         Grundschule Traubing (10 Uhr)                          Oberlehrer-Schmid-Weg 10 (Traubing)
     20. Dezember         Gitta Ciesla                                           Oskar-Schüler-Str. 12
     21. Dezember         Waldweihnacht Pfaffenberg (17 Uhr)                     Pfaffenberg/Eisenbahnbrücke
     22. Dezember         Familie von Keller / Bauer & Pfitzner                  Hauptstr. 49
     23. Dezember         Familie Rump                                           Fiedererstr. 1b
     24. Dezember         St. Joseph/Christuskirche                              Einladung zu den Gottesdiensten

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Heft 12 /17   15
TUTZING REPORT

Mitten unter uns – eine Vorweihnachtsgeschichte von heute
Die Tage werden kürzer, es ist schon empfindlich kalt            Ali abholen, um ihn in den Zug nach Bamberg zu setzen. Ali
in den Nächten. Die Menschen ziehen sich in ihre Häu-            rennt 3 km durch den Wald zu Karl: „Bitte hilf mir!“
ser zurück, so auch in unserem kleinen bayrischen Dorf.          Unter der Tür bricht Ali weinend zusammen. Er liegt mit dem
Es klingelt an der Tür. Karl (Name geändert) öffnet und          Kopf auf dem Fußabstreifer, die Hose eingenässt, weinend,
draußen steht ein frierendes Häufchen Elend: „Karl, hilf         schluchzend vor der Haustür.
mir!“ - „Komm rein, was ist passiert?“
                                                                 Die Würde des Menschen ist unantastbar!
                                                                 Da liegt sie, die Würde. Ali darf das Haus nicht betreten.
                                                                 In der Zwischenzeit treffen die Mitarbeiterinnen des Land-
                                                                 ratsamtes ein, alarmieren die Polizei, auch der Rettungswa-
                                                                 gen und der Notarzt sind vor Ort.“ Wir können nichts tun,
                                                                 wir sind nicht zuständig!“
                                                                 Damit so was sich nicht wiederholt, stellen die Mitarbeiter
                                                                 des Landratsamt schnell noch ein Schreiben aus, das ein
                                                                 Hausverbot für alle Unterkünfte des Landratsamts im Land-
                                                                 kreis beinhaltet: Problem gelöst! Es ist sehr kalt, alle frieren!
                                                                 Erst als die Worte fallen:“ Ich gehe nicht nach Bamberg zu-
                                                                 rück, lieber bringe ich mich um!“, greift die Notärztin ein -
                                                                 Suizidgefahr, das Zauberwort. Ali kommt wieder in die Psychi-
                                                                 atrie. Ca. 3 Stunden dauerte das unbeschreibliche Szenario.
                                                                 Nächster Tag: Ali steht wieder bei Karl vor der Tür, frierend,
                                                                 zitternd, hungrig. Die Jacke, die er geschenkt bekam, hat
                                                                 er vergessen. Karl bringt ihn zurück in die Containeranlage.
                                                                 Ali wird in ein anderes Krankenhaus gebracht.
Alis Zuhause in Afrika – da möchte er eigentlich wieder hin!
Nach mühsamer Verständigung, der Besucher ist ein ehemals        Nächster Tag: Ali steht vor der Tür....... Man kann die Wieder-
in unserem kleinen bayrischen Dorf lebender Flüchtling aus       holungen nicht mehr zählen.
dem Senegal, kommt die haarsträubende Geschichte eines           Wo sind die zuständigen Behörden?
heutigen Odysseus heraus.                                        Das Aberwitzige an der Geschichte ist, dass Ali wieder nach
                                                                 Hause in den Senegal möchte. Er ist krank, er braucht Hilfe,
Zuerst verlegte man (= zuständige Behörde) Ali (Name             Arznei, Zuwendung.
ebenfalls geändert) vom kleinen bayrischen Dorf ins große
bayrische Dorf, von dort aus ins psychiatrische Krankenhaus,     Ja, es gibt schon ein Hilfsangebot vom LRA: eine Fahrkarte
denn Ali ist krank, krank an der Seele. Dann kommt Ali nach      zurück nach Bamberg. Da will Ali aber unter keinen Umstän-
Bamberg ins Sammellager zur Rückführung ins Heimatland.          den mehr hin- warum auch immer.
Von dort aus, wo Ali keine medizinische Hilfe findet, reist er   Alle Beteiligten- und da gibt es in dem kleinen, bayrischen
über Umwege, Köln und Holland wieder zurück ins kleine           Dorf viele- wissen, dass Ali krank ist, eine Krankheit, die
bayrische Dorf: „Karl, bitte hilf mir!“                          nicht körperlich weh tut, mit einer Schmerztablette ist da
                                                                 nichts erreicht, da ist die Seele verwundet.
Nach Rücksprache mit einem Anwalt und Mitteilung ans             Wieso fällt mir immer der alte Schlager von Peter Alexander
Landratsamt Starnberg fährt Karl den Ali in das Container-       ein: Hier ist ein Mensch......
lager im großen bayrischen Dorf. Dort gibt es ein Bett, eine
Dusche, etwas zu essen und einen hilfsbereiten Landsmann.        Der Autor ist der Redaktion bekannt, möchte aber nicht ge-
Am nächsten Tag wollen Mitarbeiterinnen des Landratsamtes        nannt werden.

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TUTZINGER WINTER-ALBUM

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                     Der Winter als Künstler schafft Schönes in der Natur
                     und festliche Stimmung in Häusern und Kirchen.
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                                        Fotos: esch (1,2,3,4) / privat (5) / Chr. Binder (6)

Heft 12 /17                                                                              17
UNSERE GEMEINDE

Der Ausbau der Hauptstraße                                       in Scharen die Bahnhofstraße runter gehen. Brenzlich ist es
                                                                 oft an der Kreuzung Bahnhofstraße, Kirchenstraße, Einfahrt
beschäftigt Tutzing                                              Krankenhaus, Einmündung Hallberger Allee.
Der Ausbau der Hauptstraße ist beschlossene Sache und            Mit diesem Thema beschäftigte sich auf Antrag des Eltern-
wird 2018 mit dem Bau eines Kreisels an der Straßenkreu-         beirats des Gymnasiums der Orts-und Verkehrssauschuss der
zung- Lindemann- Haupt- und Bernrieder Straße beginnen.          Gemeinde. Nach breiten Diskussionen kam man überein,
An dieser Stelle ist heute die Überquerung der Straße schwie-    mit für die Verkehrsteilnehmer unsichtbaren Geschwindig-
rig und dort wechseln ganze Schulklassen die Straßenseite.       keitsmessgeräten die Fahrzeugbewegungen in der Bahnhof-
Diese Situation wird sich mit dem Kreisverkehr, wie die Fach-    straße zu ermitteln. Erst danach möchte man sich mit dem
leute berichten, deutlich verbessern. Der erste Teilabschnitt    Thema 30 Zone erneut beschäftigen. Die vorgelegten Daten
der Hauptstraße wird 2018 vom Kreisel bis zur Bahnhofstra-       waren nicht verwertbar, da die Durchschnittsgeschwindig-
ße ausgebaut.                                                    keiten aller Verkehrsteilnehmer ermittelt wurden.
                                                                 Seit dem 10. März gilt in Deutschland gesetzlich die Ge-
                                                                 schwindigkeit 30 vor Schulen, Kindergärten, Krankenhäu-
                                                                 sern und Altersheimen. Das Landratsamt als zuständige Be-
                                                                 hörde hat das Gesetz noch nicht umgesetzt, dies wird noch
                                                                 geprüft.                                               PGs

Verkehrsgewühl auf der Hauptstraße                 Foto: HKM

Martin Held aus Tutzing moderierte eine Veranstaltung
des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club Starnberg. Ziel
des ADFC bei dieser Veranstaltung war es u.a. den Verein
bekannter zu machen und eine Ortsgruppe zu gründen.
Soweit bekannt, stellten 12 Tutzinger einen Aufnahmean-
trag. Toni Meier, der Kreisvorsitzende des Vereines machte
deutlich, dass der Fahrradverkehr aus mehreren Gründen in
der Zukunft zunehmend mehr Bedeutung bekommen wird.
Einmal spart man fossile Treibstoffe und man trägt zur Luft-
reinhaltung und zur eigenen Gesundheit bei. Entscheidend
für die Ausweitung der Fahrrad Mobilität ist der Ausbau der
Fahrradwege. Wichtig ist, den Anspruch der Bürger schon
sehr früh geltend zu machen und ihn in die Planungen mit
einzubringen.
Wie die Gestaltung der Hauptstraße aussehen soll, darüber
gingen die Meinungen weit auseinander. Bemängelt wurde,
dass bei der Beratungsgruppe der Gemeinde keine Radfah-
rer mit einbezogen werden. Auf Gehsteigen dürfen nur Kin-
der bis 12 Jahre fahren, was vielfach missachtet wird. Verein-
zelt kann man sogar E-Biker beobachten, die schnell auf den
Gehsteigen fahren. Dies ist auch gefährlich für Leute, die aus
der Ladentüre unmittelbar auf den Gehsteig treten.
Wie bei der Neuplanung der Hauptstraße die Sicherheit der
Radler, der Fußgänger mit Rollator und Kinderwägen einver-
nehmlich gelöst werden kann, ist spannend.
Der Verzicht auf einen Bordstein wäre eine Lösung. Hier
könnten die Radfahrer auf dem Gehsteig fahren, wenn Fuß-
gänger auf dem Weg sind, kann in die Straße ausgewichen
werden. Über die Gestaltung der Gehwege gingen die Mei-
nungen auseinander. Das oberste Ziel des Straßenausbaues
ist die Aufwertung der Ortsmitte.
Ein großes Thema war, die Hauptstraße im Bereich der Schu-
len auf Tempo 30 zu begrenzen. Bruno Habersetzer, Direk-
tor des Gymnasiums, befürwortet auch die Bahnhofstraße
in die 30iger Zone mit einzubeziehen. Er reist selbst täglich
mit dem Zug an und sieht die Situation, wenn die Kinder

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