ALTERSVORSORGE SOLL GESTÄRKT WERDEN - Die ...
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W W W.ZAEK-SA .DE W W W.KZV-LSA .DE JAHRGANG 30 // JULI 2020 07 / 2020 ZAHNÄRZTLICHE NACHRICHTEN S A C H S E N - A N H A LT THEMA S. 6 ALTERSVORSORGE SOLL GESTÄRKT WERDEN Auf den Spuren der Hanse: Hansestadt Intensive Debatten auf der Kammerversammlung Osterburg
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INHALT ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2020 ZAHN(KUL)TOUR MITTEILUNGEN DER Gesprächsreihe macht Station im Harz .......................................S. 4 ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT Geschäftsordnung der Zahnärztekammer EDITORIAL Sachsen-Anhalt . ......................................................................................S. 34 Nachgedanken Kostenordnung der Zahnärztekammer von Dr. Jochen Schmidt .........................................................................S. 5 Sachsen-Anhalt . ......................................................................................S. 35 Haushalts- und Kostenordnung der Zahnärztekammer BERUFSSTÄNDISCHES Sachsen-Anhalt . ......................................................................................S. 38 Diskussion über Altersversorgung prägt vorletzte Kammerversammlung der Legislatur ...........................................S. 6 MITTEILUNGEN DER Den Blick nach vorne richten: Bericht von der KZV SACHSEN-ANHALT 8. Vertreterversammlung der KZBV ............................................S. 11 Die Geschäftsstelle des Zulassungsausschusses Corona-Pandemie: PKV-Hygienepauschale bis informiert ....................................................................................................S. 40 Ende September abrechenbar ......................................................S. 14 Abteilung Recht: Wichtige Gerichtsentscheidungen Kitas stellen das Zahnputztraining ein – Kritik in Grundsätzen .........................................................................................S. 42 aus der Zahnärztekammer ...............................................................S. 15 Aus der Vorstandssitzung ..................................................................S. 45 Entscheidende Fortschritte – Zahnärzte engagieren sich seit zehn Jahren für Mundgesundheit SACHSEN-ANHALT von Menschen mit Behinderungen ..............................................S. 16 Zum Titelbild: Hansestadt Osterburg..........................................S. 48 Nachfolger gesucht! – Teil 4 der Serie mit Praxis von Dr. Regina Schwolow aus Magdeburg ..............................S. 18 MITTEILUNGEN DES Waldsterben und Borkenkäferplage – die Zahn(kul)tour FVDZ SACHSEN-ANHALT machte Mitte Juni Station in Schierke .......................................S. 20 Ein Zusammenbruch oder Feuerprobe? ...................................S. 49 NACHRICHTEN UND BERICHTE Tombolaerlös des Zahnärztetages übergeben.....................S. 22 FORTBILDUNGSINSTITUT DER ZAHNÄRZTEKAMMER Fortbildungsprogramm für Zahnärzte........................................S. 23 Fortbildungsprogramm für Praxismitarbeiterinnen...........S. 25 28. FORTBILDUNGSTAGE DER ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT Das Programm im Überblick.............................................................S. 28 Gebühren......................................................................................................S. 50 Anmeldeformular....................................................................................S. 51 FORTBILDUNG Neue Dissertationen: Forschungsarbeiten an der Hallenser Zahnklinik aus dem Jahr 2019, Teil 2....................S. 32 Auf den Spuren der Hanse: Hansestadt Osterburg. Titelbild: Fredi Fröschki 3
ZAHN(KUL)TOUR DER ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT Interdisziplinäre Gespräche Die Veranstaltungsreihe der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt geht wieder „on tour“: Mittwoch, 23. September 2020 in ZERBST Inspiriert von der reichen Kulturlandschaft Sachsen-Anhalts, soll der Dialog von Zahnärzten mit Künstlern, Wissenschaftlern, Politikern und engagierten Menschen aus Sachsen-Anhalt initiiert werden. Der Blick über den Tellerrand der eigenen Profession kann die Augen öffnen für die Weltsicht des Nachbarn, kann eigene Probleme relativieren, kann Anregungen vermitteln für das eigene Sein. Dieses Mal wandeln wir auf den Spuren der Zarin Katharina der Großen im anhaltischen Zerbst und erfahren mehr über die Arbeit des Fördervereines Schloss Zerbst zur Bewahrung und Wiederherstellung des Zerbster Schlosses. Wir freuen uns auf Sie! Zu Gast bei der Bitte per Mail (sage@zahnaerztekammer-sah.de), ZAHN(KUL)TOUR Fax (0391 73939-20) oder Post (PF 3951, 39014 Mag- deburg) bei der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt melden! DIRK HERRMANN – ANMELDUNG – seit 1993 befasste er sich im Zerbster Heimatverein mit ZAHN(KUL)TOUR dem Schloss, bevor er 2003 DER ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT einen Förderverein zu dessen Rettung gründete. Als Vorsit- Führung und Gespräch zender bemüht er sich seitdem mit Dirk Herrmann, mit zahlreichen Mitstreitern am 23. September 2020 ab 18 Uhr um die Bewahrung der histori- schen Substanz des noch erhal- 18 Uhr: Treff Parkplatz Schlossbreite, Führung Dirk Herrmann, 1966 im tenen Ostflügels des Schlosses, 19.30 Uhr: Gespräch / Imbiss im Hotel & Restaurant anhaltischen Zerbst gebo- in dem schon die spätere von Rephuns Garten ren, ist Elektromonteur und Katharina die Große einen Teil Diplom-Informatiker. Bereits ihrer Jugend verbrachte. Ich komme gerne! Name/Anschrift: Personenzahl: 4
EDITORIAL ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2020 NACHGEDANKEN Liebe Kolleginnen und Kollegen, die plötzlichen Herausforderungen einer Pandemie haben in den jüngsten Monaten allen Akteuren des deutschen Gesundheits- wesens viel abverlangt. Umso erfreulicher ist es, sich gerade in Krisenzeiten auf Kolleginnen und Kollegen verlassen zu können. Ich danke daher allen Mitgliedern der Vertreterversammlung der KZV Sachsen-Anhalt für ihr kurzfristiges Erscheinen zur zurückliegenden außerplanmäßigen Sitzung der Vertreterver- Dr. Jochen Schmidt sammlung, die gezeigte Diskussionsbereitschaft und für die schließlich einstimmige Entscheidung gegen die COVID-19-Ver- sorgungsstrukturen-Schutzverordnung. Dass diese Entschei- dung keine einfache war, zeigt das heterogene Meinungsbild der abschließen konnten und dass die Zahnarztpraxen entsprechen- individuellen Landes-KZVen. Neun KZVen haben sich für, acht de Nachzahlungen erhalten. Auch die Vereinbarungen mit dem gegen die Annahme der Liquiditätshilfe entschieden. Doch auch Ersatzkassenverband und der IKK gesund plus verlaufen kons- schwere politische Entscheidungen lassen sich mit besserem Ge- truktiv. Teilweise geht es nur um die Abstimmung der Vertrags- wissen fällen, wenn man um den Rückhalt der eigenen Zahnärz- texte. teschaft weiß. Die Entscheidung für die Opt-out-Regelung in der COVID-19-Versorgungsstrukturen-Schutzverordnung durch un- Mein Dank gebührt auch all den Kliniken, deren rasche Beteili- sere Vertreterversammlung erfolgte nach sorgfältiger Prüfung gung am Notfallnetz für die zahnärztliche Versorgung von mit der Liquiditätsregelung in Verbindung mit unseren Vergütungs- Covid-19 infizierten Personen beziehungsweise unter Quarantä- verträgen. Im Ergebnis zeigte sich, dass eine gesonderte Liqui- ne stehenden Personen in Sachsen-Anhalt nicht nur die flächen- ditätsabsicherung, wie sie die SARS-CoV-2-Versorgungsstruktu- deckende Notfallversorgung gewährleistet und damit Patien- ren-Schutzverordnung vorsah, keine zusätzliche Schutzwirkung ten und Leistungserbringern gleichermaßen neues Vertrauen entfaltet. Die Abschlagszahlungen, die die Krankenkassen in die- gebracht hat. Ihre zügige Bereitschaft zur Teilnahme hat auch sem Jahr an die KZV Sachsen-Anhalt zahlen müssen, sind trotz maßgeblich dazu beigetragen, Sachsen-Anhalt als einen bun- der zeitweise deutlichen Fallzahlrückgänge gesichert. desweiten Spitzenreiter der Krisenbewältigung zu etablieren. Unkomplizierte Kommunikation und zügiges Handeln sind ins- Gemeinsam mit der KZBV haben wir frühzeitig und immer wie- besondere vor dem Hintergrund einer ernstzunehmenden Pan- der für einen wirksamen Rettungsschirm für die zahnärztliche demie keine Selbstverständlichkeit. Versorgung gekämpft. Wir haben mit aller Deutlichkeit auf die drohenden Folgen für die zahnärztliche Versorgung hingewie- Die gezeigte Leistungsbereitschaft und Solidarität aller Betei- sen. Die Politik betrachtet uns dennoch als nicht systemrelevant. ligten lässt mich den kommenden Herausforderungen der Coro- Für sie sind die Zahnärzteschaft und die zahnärztliche Versor- na-Krise zuversichtlicher entgegensehen und macht mich stolz, gungsinfrastruktur für die Gesundheitsversorgung anscheinend Teil eines so robusten und kooperativen Gesundheitssystems zu nicht wichtig genug, um substantielle Hilfen zu gewähren. Umso sein. wichtiger ist es, dass wir auf Landesebene in den zurückliegen- den Jahren sehr gute Vergütungsvereinbarungen treffen konn- ten. Auch dafür mussten wir lange kämpfen. Hintergrund sind die Verzögerungen durch beklagte Schiedsamtsentscheide oder Mit kollegialen Grüßen, unsachliche, wenig konstruktive Verhandlungsrunden mit den bekannten Krankenkassenverbänden. Diese Hürden konnten wir Dr. Jochen Schmidt endlich ausräumen. Das bedeutet, dass wir mit der AOK, der BKK Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen und der Knappschaft endgültige Vergütungsverträge für 2020 Vereinigung Sachsen-Anhalt 5
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2020 Auf Abstand: Die vorletzte Kammerversammlung dieser Legislatur fand aufgrund der Einschränkungen infolge der Corona-Pandemie am 24. Juni 2020 nicht in den Räumlichkeiten der ZÄK, sondern im Magdeburger Ratswaage-Hotel statt. Fotos: Andreas Stein ALTERSVORSORGE war der Bericht des Kammerausschusses, der auf der vergan- genen Kammerversammlung im November 2019 einberufen SOLL GESTÄRKT wurde und gemeinsam mit dem AVW-Verwaltungsausschuss Handlungsoptionen für die Zukunft der Altersversorgung der WERDEN Zahnärzte in Sachsen-Anhalt entwickeln sollte. Die Delegier- ten brachten vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und der Umbenennung des Fortbildungsinstitutes der Kammer außerdem Änderungen der Geschäfts- und Kostenordnung, Diskussion um Rentenhöhe der Haushalts- und Kassenordnung, der Entschädigungsord- prägt vorletzte Kammerversammlung nung sowie der Aufwandsentschädigung für die Mitglieder des der Legislatur bis 2021 AVW-Verwaltungsausschusses auf den Weg. Die Delegierten der Kammerversammlung der Zahnärzte- CORONA ÜBERRUMPELTE ALLE kammer Sachsen-Anhalt haben der vorletzten Sitzung dieser Präsident Dr. Carsten Hünecke, der unter den 40 anwesenden Legislaturperiode am 24. Juni 2020 im Magdeburger Ratswaa- Delegierten der Kammerversammlung auch die Vorstände der ge-Hotel den ersten Schritt für eine Satzungsänderung des Kassenzahnärztlichen Vereinigung Dr. Jochen Schmidt und Dr. Alterversorgungswerkes (AVW) der Kammer getan. Mit deutli- Bernd Hübenthal sowie Matthias Tamm als Vorsitzenden des cher Mehrheit gaben sie einem Vorstandsantrag grünes Licht, Landesverbandes des Freien Verbandes sowie dessen Stellver- dem AVW-Verwaltungsausschuss die Aufgabe zu erteilen, bis treterin Dr. Dorit Richter begrüßen konnte, stellte seinen Re- zur nächsten ordentlichen Kammerversammlung im Novem- chenschaftsbericht ganz ins Zeichen der Corona-Pandemie. ber 2020 einen Satzungsentwurf vorzulegen, der neben Dyna- Noch bei der zurückliegenden Kammerversammlung im No- misierungen der Renten und Anwartschaften die Einführung vember seien die Themen andere gewesen. Keiner hätte sich der vom Gesetzgeber verfügten Regelaltersgrenze von 67 vorstellen können, was wenige Wochen später kommt –trotz Jahren ohne Rentenkürzungen ermöglicht. Vorausgegangen entsprechender Pandemiepläne in den Schubladen der ▶ 6
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2020 Ministerien seien alle überrumpelt worden, so der Kammer- haben Antikörper gegen das Corona-Virus entwickelt. Erst bei präsident. Und weil die Zahnärzte in jenen Plänen keine Rolle einer Durchseuchung von 70 oder 80 Prozent sei die Pande- spielten, sei es gerade in der Anfangszeit für die Körperschaf- mie beendet, erklärte der Kammerpräsident. Und auch weil ten schwierig gewesen, auf Landes- und Landkreisebene Kon- ein Impfstoff frühestens 2021 vorliege, sei ein langer Atem takte aufzubauen. Das führte zu Informationsdefiziten und vonnöten. Die zahnärztlichen Körperschaften konzentrieren Reibungsverlusten, sagte Dr. Hünecke, der in diesem Zusam- sich deshalb auf die Aufrechterhaltung und Verbesserung menhang auch den Kreisstellenvorsitzenden für ihr Engage- der Kommunikationsketten, die Datenerfassung und wissen- ment in der Krise dankte. Entsprechend viel Informations- und schaftliche Aufarbeitung der Wirksamkeit von Hygienemaß- Hilfebedarf bei Praxisführung und Behandlungsrichtlinien nahmen und die Medienarbeit, um Patienten über die Unge- hatten die Zahnärzte im Land. Eine Fülle von Anrufen, Mails fährlichkeit eines Zahnarztbesuches und die Bedeutung auch und Brandbriefen erreichte in dieser Zeit die Zahnärztekam- von Vorsorge und Prophylaxe zu informieren. Radiobeiträge mer und die Kassenzahnärztliche Vereinigung. und 14 Artikel in überregionalen Ausgaben von Volksstimme und Mitteldeutscher Zeitung, meist mit positivem Echo, zeig- KRISENMANAGEMENT DER ZÄK ten, dass sich die Kontaktpflege zu den hiesigen Journalisten, u. a. beim jährlichen Medienseminar, auszahle, so der Kam- Die Geschäftsstelle der ZÄK reagierte schnell, setzte täglich merpräsident. aktualisierte Informationen rund um die Pandemie auf die In- ternetseite, richtete eine Hotline ein und verschickte bislang Seit Juni ist die ZÄK auch wieder in die Fort- und Weiterbil- 19 Newsletter per Mail, die von den Kreisstellenvorsitzenden dung der Zahnärzte und Praxisteams eingestiegen, die Fort- an ihre Mitglieder weitergeleitet wurden. Dr. Hünecke dank- bildungstage in Wernigerode am 18. und 19. September zum te in diesem Zusammenhang auch den Mitarbeitern der ZÄK Thema „Prävention trifft Kinderzahnmedizin“ sind fest einge- für die in der Krise geleistete Arbeit. Sie hätten sich am Te- plant. Im August soll planmäßig das Fortbildungsinstitut der lefon teilweise einiges anhören dürfen und mancher Anrufer Zahnärztekammer umfassend modernisiert werden, u. a. mit habe dabei auch seine gute Kinderstube vergessen. Bei allem neuen Dentaleinheiten. Trotz Corona stehe die Landespolitik Verständnis für ein Dampf ablassen, sei dies nicht in Ordnung nicht still, betonte Dr. Carsten Hünecke. So sei gerade die Um- gewesen. Ganz praktisch organisierte die Kammer außerdem setzung der durch die EU geplanten Verhältnismäßigkeitsprü- Schutzausrüstung in Form von MNS-Masken und FFP2-Mas- fung in Gange. Die neue Approbationsordnung für Zahnärzte, ken, die unkompliziert über die Kreisstellenvorsitzenden ver- die ursprünglich zum Start des Wintersemesters im Oktober teilt wurden. Es sei eine arbeitsreiche Zeit für die Mitarbeiter gelten sollte, wurde durch Corona um ein Jahr verschoben der Geschäftsstelle, die Geschäftsführung und auch den Vor- – nach Intervention der Zahnärzteschaft betrifft dies jedoch stand gewesen, täglich gab es Abstimmungen mit der Bundes- nicht die Gleichwertigkeitsprüfung für Zahnärzte mit aus- zahnärztekammer, im Kammervorstand und der Geschäfts- ländischen Abschlüssen. Als Eignungs- und Kenntnisprüfung stelle sowie mit der KZV, berichtete Dr. Carsten Hünecke. startet sie mit schriftlichem, mündlichem und praktischem ▶ Von Anfang an stand dabei auch auf BZÄK-Ebene die Frage, wie der Berufsstand bei unbekannter Dauer der Pandemie weiter- arbeiten kann. Er wisse um die Kontroversen bei dem Thema, doch mittlerweile deuteten alle Erfahrungen darauf hin, dass bei unauffälligen Patienten die normale, schon sehr hohe Hygieneausstattung in den Zahnarztpraxen ausreichend sei. Auch die Fallzahlen und auch zahnärztlichen Erfahrungen im mutmaßlichen Epizentrum der Pandemie, dem chinesischen Wuhan, deuteten darauf hin, dass Zahnarztpraxen keine „Su- perspreader“ sind und weiterarbeiten können. Wie der neuer- liche Anstieg der Fallzahlen in Magdeburg zeige, wird der All- tag weiter von der Pandemie geprägt. Die Kammer habe ihre internen Strukturen angepasst und könne im Fall des Falles gut reagieren, so Dr. Hünecke. Abseits von vorsorglicher Qua- rantäne nach Urlaubsreisen, Privatkontakten o. Ä. ist auch in Sachsen-Anhalt kein COVID-19-Fall durch die Behandlung in Kammerpräsident Dr. Carsten Hünecke blickte auf die bewegten einer Praxis bekannt. Aktuell gibt es im Land nur eine Hand- vergangenen Monate zurück. Keiner hätte sich vorstellen können, voll neuer Fälle pro Tag und erst 10 Prozent der Deutschen was kommt, sagte er mit Blick auf die Corona-Pandemie. 7
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2020 Prüfungsteil und soll den bislang üblichen „Prüfungstouris- Dr. Frank Dreihaupt und ihm selbst mit dem Thema befasst, mus“ zwischen den Ländern unterbinden. Abschließend dank- wie Dr. Hünecke erläuterte. Dort sei man übereingekommen, te der Kammerpräsident den Zahnärzten und deren Teams für dem Vorstand zu empfehlen, den Namen Reichenbachs vom die in der Corona-Krise geleistete Arbeit. Sie hätten im Sin- Fortbildungsinstitut und auch vom Förderpreis der Zahnärz- ne der Patienten gezeigt, dass sie eben keine „Zahnkünstler“ tekammer zu lösen. „Fachlich und pädagogisch war er über oder Ähnliches, sondern ZahnMEDIZINER sind, würdigte Dr. jeden Zweifel erhaben. Was wird ihm konkret vorgeworfen?“, Hünecke. fragte der Delegierte Dieter Hanisch. Dr. Dorit Richter mach- te den Vorschlag, nur den Preis umzubenennen, den Namen DISKUSSION ÜBER REICHENBACH für das Fortbildungsinstitut aber beizubehalten. Dr. Hünecke antwortete, es habe Anfang des Jahres – auch vor dem Hin- In der Folge zeigte die Kammerversammlung einhellige Zu- tergrund der zahlreichen bundesweiten Publikationen zum stimmung bei der Verabschiedung einer neuen Entschädi- Thema Zahnärzte im Nationalsozialismus und der bevorste- gungs-, Kosten- sowie Haushalts- und Kassenordnung. Re- henden Preisverleihung beim Zahnärztetag – die Gefahr be- debedarf hatten einige Delegierte jedoch bei der Änderung standen, dass die unbestrittene wissenschaftliche Leistung der Geschäftsordnung, wo der Name von Erwin Reichenbach Erwin Reichenbachs von der politischen Betrachtung über- in Bezug auf das Fortbildungsinstitut der Zahnärztekammer strahlt werde. Der Vorstand habe sich die Entscheidung nicht gestrichen werden sollte. Hintergrund sind die im November leicht gemacht, aber wenn sich jemand an dem Thema öffent- 2019 vorgestellten Ergebnisse des von Bundeszahnärzte- lich abarbeiten wolle, könne die Zahnärztekammer nur ver- kammer (BZÄK), Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung lieren, ergänzte Vizepräsident Maik Pietsch. (KZBV) und Deutscher Gesellschaft für Mund-, Zahn- und Kieferheilkunde (DGZMK) in Auftrag gegebenen Forschungs- Vorstandsmitglied Prof. Dr. Christian Gernhardt, der als Ver- projektes „Zahnmedizin und Zahnärzte im Nationalsozialis- treter der Uni Halle selbst Mitglied in der AG Reichenbach mus“, bei dem Medizinhistoriker der RTWH Aachen und der war, verwies darauf, dass Erwin Reichenbach Mitglied des Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf erstmals konzertiert wissenschaftlichen Beirates des Bevollmächtigten für das die Rolle der Zahnärzteschaft bis 1945 unter die Lupe nah- NS-Sanitäts- und Gesundheitswesen Karl Brandt war, der für men. Dabei zeigte sich, dass eine Vielzahl der untersuchten die Euthanasiemorde und Menschenversuche in Konzentrati- Zahnärzte überzeugte Nationalsozialisten waren und sich onslagern verantwortlich war und später hingerichtet wurde. an Verbrechen mitschuldig gemacht hatten. Auch zur Vita Mit der Namensänderung wolle man Schaden vom Namen des hiesigen Polyhistors Erwin Reichenbach vor 1945 waren Reichenbachs, aber auch von der Kammer und den hiesigen dabei neue Erkenntnisse ans Licht gekommen. Deshalb hat- Zahnärzten abhalten sowie rechtspopulistischen Anmaßun- te sich zu Anfang des Jahres eine Arbeitsgruppe, bestehend gen vorbeugen, so Prof. Gernhardt. Dieser Argumentation aus Prof. Dr. Detlef Schneider, Prof. Dr. Christian Gernhardt, folgte bei der folgenden Abstimmung eine Mehrheit von 18 Delegierten. Neun votierten gegen eine Änderung der Ge- schäftsordnung, elf Delegierte enthielten sich. ALTERSVERSORGUNG IM FOKUS Bereits in der zurückliegenden Kammerversammlung war die Altersversorgung der Zahnärzte in Sachsen-Anhalt in den Fokus geraten. Die Delegierte Dr. Maike Stephan hatte Kritik an der 1991 von der Kammerversammlung bei Gründung des Altersversorgungswerkes beschlossene „Solidarrente“ in Höhe von 1.200 Punkten geübt, die auch den AVW-Mitgliedern gewährt wird, die nicht lange ge- nug einzahlen konnten. Der Beschluss zu dieser Rente sei zu Ungunsten Dritter, nämlich der zukünftig einzahlen- den Pflichtmitglieder, gefasst wurden, hatte Dr. Maike Stephan kritisiert. Ihrer Meinung nach falle deshalb die Rente der nächsten Generation spürbar geringer aus als in Jede Rente und jedes Versorgungswerk enthalte solidarische Bestand- anderen Versorgungswerken, die keine solche Regelung teile, erklärte Rechtsanwalt Peter Hartmann, Hauptgeschäftsführer der hätten. Sie hatte deshalb eine Überprüfung des Beschlus- Arbeitsgemeinschaft berufsständischer Versorgungseinrichtungen. ses von 1991 und Maßnahmen „zur Herstellung der Ren- ▶ 8
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2020 tengerechtigkeit“ gefordert. Die KV-Delegierten hatten im November nach längerer Debatte schließlich einstimmig einen Ausschuss berufen, in dem Kammerdelegierte und Mitglieder des AVW-Verwaltungsausschusses gemeinsam Handlungsoptionen für die Zukunft der Alterversorgung der Zahnärzte im Land entwickeln und diese der Kammerver- sammlung vorstellen sollten. Kammerpräsident Dr. Carsten Hünecke bilanzierte nun die Ausschussarbeit. Dieser hatte in den vergangenen sechs Monaten die finanziellen Grundlagen der Altersvorsorge und die historischen Beschlüsse der Kammerversammlun- gen seit 1991 aufgearbeitet. Der Kammerpräsident betonte, dass die in der Vergangenheit von der Kammerversammlung Dr. Heiko Goldbecher fragte, warum seine Rentenprognose deutlich getroffenen Beschlüsse rechtssicher seien. Die Einführung niedriger ausfalle als die vergleichbarer Kollegen in anderen Versor- einer „Solidarrente“ sei vor dem Hintergrund der damals un- gungswerken. Dr. Maike Stephan wünscht sich vergleichbare Renten. klaren Rentenlage gerechtfertigt gewesen. „Es war damals der Wille der Delegierten, den Kollegen, die nur kurz einzah- len konnten, eine auskömmliche Rente zu ermöglichen. Hier war der Solidargedanke essentiell, auch wenn dieser even- tuell mit Ungerechtigkeiten für Einzelne verbunden ist“, sag- te Dr. Carsten Hünecke. Auch für die von Dr. Maike Stephan beantragte Auflösung und Neugründung des AVW gebe es nur einen sehr engen Rechtsrahmen. Die Ansprüche der Bestandsrentner würden ebenso bestehen bleiben wie die der Anwärter. Deshalb bringe auch der Anschluss an andere Versorgungswerke nichts, weil diese Bescheide und Zusagen erfüllt werden müssten, erklärte der Kammerpräsident. Eine Rentenkürzung bzw. Einschnitte bei rentennahen Anwärtern seien unmöglich. Allerdings sei die Trennung von Anwärtern und Bestandsrentnern bei künftigen Dynamisierungen eine Option. Diese unterschiedliche Möglichkeit der Dynamisie- Von 'geschenkten Punkten' zu sprechen, sei angesichts der Lebens- rung war auf Vorschlag des Verwaltungsausschusses bereits leistung der älteren Kollegen frevelhaft, sagte Jens-Uwe Engelhardt, 2007 von der Kammerversammlung beschlossen worden. stellvertretender Vorsitzender des AVW-Verwaltungsausschusses. Diese Sichtweise bekräftigte Rechtsanwalt Peter Hart- mann, Hauptgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft be- rufsständischer Versorgungseinrichtungen. Man komme an die Rente der Bestandsrentner nicht heran, warnte dieser. Zudem seien Umschichtungen strafrechtlich Untreue und würden sowieso von der Aufsicht kassiert werden. Ohnehin enthalte jede Altersversorgung solidarische Anteile, alleine schon deshalb, weil manche Mitglieder eher und manche später sterben. Dazu kämen sozialpolitische Komponenten wie z. B. Berufsunfähigkeits- oder Hinterbliebenenrenten. Ein Prinzip, nach dem jeder nur das herausbekomme, was er einzahle, sei deshalb gar nicht realistisch. Für den Dele- gierten Dr. Heiko Goldbecher aus Halle (Saale) stand den- noch die Frage im Raum, warum er nach seiner Einschätzung Nach langer Debatte stimmten die Delegierten der Kammerver- in Sachsen-Anhalt 1.200 Euro weniger Rente im Monat als sammlung schließlich mit deutlicher Mehrheit pro Erarbeitung einer ein vergleichbarer Zahnarzt in anderen Versorgungswer- neuen Satzung für das Altersversorgungswerk. ken erhalten würde. Das habe neben der individuellen ▶ 9
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2020 ANTRÄGE DER KAMMERVERSAMMLUNG 1. Entschädigungsordnung: Die Kammerversammlung be- titionen des Folgejahres verankert. Außerdem kann nun schließt eine neue Entschädigungsordnung. Hintergrund ist Dritten per Einzelvollmacht die Unterschriftsberechtigung die Einführung der Möglichkeit von Video- und Telefonkon- für Kammerkonten erteilt werden – einstimmig ferenzen im Zuge der Corona-Pandemie – einstimmig 5. Sofortige Statutänderung des AVW Sachsen-Anhalt: Bei 2. Kostenordnung: Nach zweieinhalb Jahren wird die Kos- der Kammerversammlung am 23.11.2019 stellte die De- tenordnung der ZÄK aktualisiert. Grund ist die Einführung legierte Dr. Maike Stephan den Antrag, das Statut des Al- neuer Gebühren für die Eignungs- und Kenntnisprüfung tersversorgungswerkes dahingehend zu ändern, dass jedes für Zahnärzte mit ausländischen Ausbildungen, die ab Mitglied eine Rente entsprechend seiner Einzahlungen er- 01.10.2020 gilt. Dazu kommen neue Gebühren für die Aus- hält. Der Antrag wurde wegen der Berufung einer AG AVW stellung von Fachkundebescheinigungen und Kenntnisbe- vertagt und nunmehr abgestimmt – abgelehnt scheinigungen im Strahlenschutz – einstimmig 6. Änderung der Aufwandsentschädigung der Mitglieder 3. Geschäftsordnung: Die ZÄK streicht aus ihrer Geschäfts- des AVW-Verwaltungsausschusses: Auch dieser Antrag ordnung vor dem Hintergrund neuer Erkenntnisse zu des- wurde bei der zurückliegenden KV vertagt. Die Aufwands- sen Biographie vor 1945 den Namen „Erwin Reichenbach“ entschädigungen werden erhöht – mehrheitlich für das Fortbildungsinstitut – mehrheitlich 7. Erarbeitung einer Satzungsänderung AVW: Im Ergebnis 4. Haushalts- und Kassenordnung: In der seit 1997 zuletzt der AG AVW möchte der Vorstand mit Rückendeckung der geänderten Haushalts- und Kassenordnung sind auf Wunsch KV den AVW-Verwaltungsausschuss mit der Überarbeitung der Aufsichtsbehörde nunmehr Rücklagen für Betriebsmit- der Satzung beauftragen. Hintergrund ist die Implementie- tel in Höhe von bis zu 50 Prozent der vorraussichtlichen rung der Regelaltersgrenze von 67 Jahren und die Schaf- Jahresaufwendungen sowie entsprechende Rücklagen für fung der Möglichkeit einer Dynamisierung von Renten und Ersatzbeschaffungen in Höhe der vorraussichtlichen Inves- Anwartschaften – mehrheitlich Situation jedes einzelnen Zahnarztes (z. B. Alter beim Eintritt Anwartschaften ermöglicht. Dafür stimmt eine deutliche Mehr- ins AVW) auch damit zu tun, dass die anderen AVW bereits mit heit der Kammerdelegierten. einem Renteneintritt von 67 – und damit zwei Jahren längerer Einzahlung und zwei Jahren weniger Auszahlung – rechnen In der vergangenen Kammerversammlung war außerdem die würden, erklärte AVW-Aktuar Behrendsen. Es folgte eine län- Abstimmung über eine Erhöhung der Aufwandsentschädigung gere Debatte, in der mehrere Delegierte die „Solidarrente“ der Mitglieder im Verwaltungsausschuss des AVW vertagt wor- bzw. die beitragsfreien Anwartschaften verteidigten. Es gehe den. Diese wird aus den Verwaltungskosten des AVW bezahlt schließlich um die Würdigung der Lebensleistung der Kolle- (derzeit 0,15 Prozent der Bilanzsumme p. a.). Das Arbeitsauf- gen, die die zahnärztliche Versorgung in den 1990er Jahren kommen der Ausschussmitglieder sei in den vergangenen mit aufgebaut hätten, sagte etwa der Delegierte Dr. Jochen Jahren spürbar gestiegen, begründete Dr. Carsten Hünecke Schmidt. Dr. Maike Stephan betonte im Schlusswort zu ihrem den Antrag. Dipl.-Stomat. Dieter Hanisch, Vorsitzender des Antrag, es gehe ihr nur darum, Substanzverluste so weit wie AVW-Verwaltungsausschusses, betonte, die Arbeit auf dem Ka- möglich zu mindern und eine Vergleichbarkeit der Renten zu pitalmarkt sei angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase ermöglichen. Schließlich wurde das Schließen der Rednerliste nicht leichter geworden. Dazu komme, dass dieses Ehrenamt beantragt, und in der folgenden namentlichen Abstimmung eben nicht abends oder am Wochenende stattfinde, sondern votierten 36 von 40 Delegierten gegen Dr. Stephans Antrag, unter der Woche, was zu nicht geringen Praxisausfällen für die dazu kamen drei Enthaltungen. Nur Dr. Maike Stephan selbst ehrenamtlich tätigen Ausschussmitglieder führe, so Hanisch. stimmte mit Ja. Im berechtigten Interesse einer stabilen Wei- Dieser Argumentation folgte eine große Mehrheit der Kam- terentwicklung des AVW des AVW und vor dem Hintergrund merdelegierten und stimmte der Erhöhung zu. der guten Erträge des Altersversorgungswerkes in den Vorjah- ren schlug Dr. Hünecke der Kammerversammlung alternativ Nach einer diskussionsreichen Kammerversammlung unter un- vor, den Verwaltungsausschuss des AVW damit zu beauftra- gewohnten Umständen verabschiedete der Kammervorstand gen, bis zur nächsten ordentlichen Kammerversammlung im die Delegierten. Ein Wiedersehen gibt es spätestens am 28. No- November 2020 einen Satzungsentwurf vorzulegen, der die vember 2020 bei der letzten Kammerversammlung dieser Le- vom Gesetzgeber verfügte Regelaltersgrenze von 67 Jahren gislaturperiode. Die Altersversorgung, so viel steht schon fest, ohne Rentenkürzungen und Dynamisierungen der Renten und wird dann erneut Thema sein. 10
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2020 Corona-bedingtes Novum: Die Spitze der Vertreterversammlung, der Vorstand der KZBV und einzelne Verwaltungsmitarbeiter saßen in der Kölner Zentrale der KZBV, die Delegierten aus den Landes-KZVen wurden per Videokonferenz zugeschaltet. Foto: KZBV/Jardai DEN BLICK de Wochen lägen hinter der Zahnärzteschaft, die Krise habe die Lebens- und Arbeitsbedingungen auf den Kopf gestellt. Sorgen NACH VORNE um das Infektionsrisiko in den Praxen, sich ständig ändernde Risikobewertungen des RKI, der Mangel an Schutzausrüstung, Betrüger auf dem Dentalmarkt – das alles war eine giftige Ge- RICHTEN mengelage, die für völlige Verunsicherung sorgte, so Dr. Eßer. Er sei deshalb froh darüber, dass es der KZBV und den KZVen schnell gelungen sei, hier Lösungen zu entwickeln. Diese veröf- 8. Vertreterversammlung der fentlichten von Beginn an auf ihren Internetseiten umfassende und tagesaktuelle Informationen für Praxen. Schon früh habe es Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung Konzepte gegeben, um das Infektionsrisiko in den Praxen für Pa- verabschiedet Resolution an Politik tienten, Behandler und Personal zu reduzieren und Infizierte aus den Praxen rauszuhalten. Die Beschaffung von Schutzausrüs- Die 8. Vertreterversammlung (VV) der KZBV als oberstes Ent- tung sei ein komplettes Tohuwabohu gewesen – nach Vereinba- scheidungsgremium der 61.000 Vertragszahnärztinnen und Ver- rungen mit dem GKV-Spitzenverband und dem Bundesgesund- tragszahnärzte in Deutschland hat sich bei ihrer Sitzung am 1./2. heitsministerium kamen Lastwagen voller Material in der KZBV Juli 2020 bei wichtigen Fragen von Standespolitik und Versor- an, die dann umgepackt und an die KZVen geschickt wurden. gung klar positioniert. Neben einer Bilanz der Corona-Krise und sich daraus ergebenden Konsequenzen standen Themen wie die Angesichts all dieser Probleme, so Dr. Eßer, gebührten ein herz- Digitalisierung und die Sicherstellung einer flächendeckenden licher Dank und hohe Anerkennung den Zahnärzten und Praxis- und wohnortnahen Versorgung im Fokus. Ein Novum: Aufgrund teams für die Sicherstellung der zahnärztlichen Versorgung un- der Corona-Pandemie fand die Sitzung zum Schutz der Delegier- ter schwierigsten Bedingungen. „Sie sind immer für Ihre Patienten ten und Mitarbeiter erstmals in der Geschichte der KZBV-VVen dagewesen. Und mir ist kein einziger Fall bekannt, bei dem von als Videokonferenz statt, wie VV-Vorsitzender Dr. Karl-Friedrich einer Behandlung eine Corona-Infektion ausgegangen ist“, lob- Rommel erklärte. Teilweise kam es zu technischen Problemen, te der KZBV-Vorstandsvorsitzende. Die Zahnärzteschaft habe andererseits war das im Nachgang zur Vertreterversammlung bewiesen, dass sie auch in krisenzeiten handlungsfähig sei und erfolgte schriftliche Abstimmungsverfahren bis zn-Redaktions- die Menschen sich auf sie verlassen könnten. Umso unverständ- schluss noch nicht abgeschlossen, sodass die Anträge und Be- licher sei hingegen, dass die Politik die Leistungen des Berufs- schlüsse nachgereicht werden müssen. standes nicht anerkannt habe. „Wegen existenzgefährdender Fallzahlrückgänge haben wir dafür gekämpft, dass der finanzi- EFFIZIENT TROTZ CORONA-KRISE elle Schutzschirm für Krankenhäuser und Ärzte zur Sicherung KZBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Wolfgang Eßer blickte in seinem der Versorgung auf unsere Zahnarztpraxen ausgeweitet wird. Bericht auf die Corona-Krise zurück. Bewegte und kräftezehren- Dennoch haben wir keine Berücksichtigung im Krankenhaus- ▶ 11
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2020 entlastungsgesetz gefunden. Selbst die COVID-19-Versorgungs- strukturen-Schutzverordnung, in der unsere Forderung nach paritätischer Lastenteilung zwischen Kassen und KZVen bereits beschnitten war, wurde durch das Bundesfinanzministerium auf eine Liquiditätshilfe mit Rückzahlungspflicht gestutzt“, so Dr. Eßer. Die Politik habe echte Unterstützung verweigert, während Ärzte, Psychotherapeuten, Kliniken, Rehabilitations- und Pfle- geeinrichtungen sowie andere Branchen diese erhalten hätten. Mehr als einen Kredit sei man der SPD nicht wert. Das stehe im eklatanten Gegensatz zu dem großen Vertrauen der Patienten in die Zahnärzte, dem internationalen Spitzenplatz Deutschlands bei der Zahngesundheit, dem Engagement für vulnerable Pa- Lassen Sie uns nicht im Frust verharren, appellierte Dr. Wolfgang Eßer, tientengruppen, die große Arbeitslast in G-BA und vieles mehr. KZBV-Vorstandsvorsitzender, an die Zahnärzteschaft. Foto: KZBV/Jardai VERHEERENDES SIGNAL „Die Folgen spüren besonders junge Praxen, die für unsere Zu- nicht geben können. Einerseits gelte es, sich auf eine mögliche kunft und den Erhalt der flächendeckenden Patientenversorgung zweite Corona-Welle vorzubereiten, die Strukturen der Schwer- stehen“, sagte Dr. Eßer. Zugleich werde ein verheerendes Signal punktpraxen und Behandlungszentren aufrechtzuerhalten und an Studierende und angestellte Zahnärzte ausgesandt, die eine die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise auf die Praxen zu Niederlassung planen. „Wir fordern die Politik erneut auf, diese ermitteln, um eine Diskussionsgrundlage mit der Politik zu ha- gravierende Fehlentscheidung zu revidieren und anzuerkennen, ben. Aber schon jetzt ist klar, dass das Leistungsvolumen in den dass wir als wichtiger Teil der Daseinsvorsorge systemrelevant Praxen von März bis Mai um bis zu 50 Prozent zurückgegangen sind!“ Den gesetzlichen Kassen warf der KZBV-Vorstandsvorsir- ist. Sein Ziel sei eine Rechtsgrundlage, die es den Bundesmantel- tende vor, sich der gemeinsamen Sicherstellungsverantwortung vertragspartnern ermögliche, in Pandemielagen schneller Din- verweigert zu haben, indem eine paritätische Lastenteilung ge auszuhandeln. Andererseits müsse das in Politik und Medien beim ursprünglich geplanten Schutzschirm abgelehnt wurde. wieder aufkommende Zerrbild des Porsche fahrenden Zahnkos- Unsolidarisch sei auch die PKV gewesen. „Trotz Gesprächsver- metikers und Wellnesszahnarztes korrigiert werden. „Wir müs- suchen hat sich deren Verband geweigert, der Vereinbarung mit sen uns zwingend auf das fokussieren, was wir sind: Ärzte, Frei- der GKV zu zentral beschaffter Schutzausrüstung im geplanten berufler, Helfer und Heiler. Es muss nach vorne gestellt werden, Umfang beizutreten oder sich an einem Rettungsschirm zu be- was Zahnärzte jeden Tag für das Gemeinwohl leisten!“, rief Dr. teiligen.“ Nun sollten sich die Zahnärzte trotz aller Enttäuschung Eßer den Delegierten zu. Auch vor diesem Hintergrund forderte auf die eigene Stärke konzentrieren. Ein „Weiter so“ werde es er eine Weiterentwicklung der Regelungen für rein zahnärztliche Medizinische Versorgungzentren: „Angesichts des ungebroche- nen Wachstumstrends in diesem Bereich werden wir unsere For- derungen nach einer Rechtsgrundlage für Anstellungsgrenzen in MVZ, einer räumlich-fachlichen Begrenzung der Gründungsbe- fugnis von Kliniken und der Einführung eines MVZ-Registers in MVZ AUF VORMARSCH die politische Diskussion einbringen“ (siehe auch Kasten links). Das Wachstum rein zahnärztlicher medizini- Positive Nachrichten hatte Dr. Eßer in Sachen PAR-Konzept: scher Versorgungszentren geht ungebremst Nachdem die Behandlungsrichtlinien seit Jahrzehnten nicht an- weiter – Ende Juni 2020 werden es einer getastet wurden, hatte die KZBV bereits 2017 gemeinsam mit Pa- KZBV-Analyse zufolge 1.040 MVZ sein. Dabei tientenvertretern ein Konzept auf den Weg gebracht. Nun habe wächst kontinuierlich der Anteil investorenge- der G-BA den Nutzen der strukturierten Nachsorge anerkannt, tragener MVZ (I-MVZ), derzeit sind es rund 21 Eine Expertenanhörung sei noch ausstehend, aber der KZBV-Vor- Prozent, Tendenz steigend. standsvorsitzende ist optimistisch, dass es bis Ende des Jahres eine PAR-Richtlinie gibt, die auch eine adäquate Honorierung Die investorengetriebenen MVZ liegen nur der Leistungen mit sich bringt. Abschließend richtete Eßer einen zu 7 prozent in ländlichen Gebieten, drei Appell an den Berufsstand: „Lassen Sie uns nach vorne blicken Viertel sind in städtischen Bereichen mit und Herausforderungen gemeinsam angehen. Lassen Sie uns hohem Einkommen angesiedelt – damit leis- zeigen, dass wir zusammenstehen und uns nicht entmutigen ▶ ten sie aus Sicht der KZBV so gut wie keinen Beitrag zur Sicherstellung der Versorgung. 12
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2020 und auseinanderdividieren lassen – besonders in schwierigen IT-RICHTLINIE VORGESTELLT Zeiten wie diesen.“ Dr. Karl-Georg Pochhammer, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands, stellte die „Richtlinie zur IT-Sicherheit in der vertrags- TI BRINGT SPÜRBAREN NUTZEN ärztlichen und vertragszahnärztlichen Versorgung“ vor. Der Ge- Digitale Leuchtturmprojekte der Zahnärzteschaft wie das elek- setzgeber habe KZBV und Kassenärztliche Bundesvereinigung tronische Beantragungs- und Genehmigungsverfahren sind der- (KBV) verpflichtet, diese mit dem Bundesamt für Sicherheit in weil auf gutem Weg. Dazu zählen etwa auch das elektronische der Informationstechnik (BSI) zu erarbeiten. „Mittels klarer Vor- Zahnbonusheft, welches als erstes medizinisches Informati- gaben sollen Zahnärztinnen und Zahnärzte unterstützt werden, onsobjekt (MIO) im zahnärztlichen Bereich in die ePA integriert sensible Gesundheitsdaten noch besser zu schützen, als das werden soll, oder die Einführung verschiedener Videoleistungen. bislang schon der Fall ist. Tatsächlich geben wir mit der Richt- „Wir gehen davon aus, dass wir das elektronische Beantragungs- linie gerade in Verbindung mit weiteren von uns zur Verfügung verfahren 2022 in die flächendeckende Versorgung bringen gestellten Dokumenten wie dem Praxis-Guide konkrete Umset- können“, sagte Martin Hendges, stellvertretender Vorsitzender zungsempfehlungen zur Einhaltung bestehender Anforderungen des Vorstandes. „Vorgesehen ist dabei, dass Zahnärzte einen an die IT-Sicherheit und damit insbesondere auch zur Einhaltung elektronischen Antragsdatensatz an die Kasse übermitteln und der eher unspezifischen Vorgaben der Datenschutzgrundverord- diese einen Datensatz wieder an die Praxis zurückschickt – di- nung“, sagte Dr. Pochhammer. Der messbare Aufwand zur Erfül- gital, direkt und sicher. Das Praxisverwaltungssystem kann die lung der Anforderung der Richtlinie sei für Praxen, die bislang Daten automatisch verarbeiten. Vorteile sind eine messbare Bü- schon geltende Vorgaben umfassend beachten, vergleichsweise rokratiereduktion für Praxen, schnellere Bearbeitungszeiten auf gering. Nach Bestätigung des Einvernehmens seitens des BSI – Seiten der Krankenkassen und zugleich mehr Transparenz für voraussichtlich bis Ende August – soll die Vertreterversammlung Versicherte. Bezogen auf die Versorgung mit Zahnersatz werden über die Freigabe der Richtlinie im schriftlichen Verfahren ab- die Patienteninformationen zum Beispiel übersichtlicher und stimmen. Auch zur jüngsten Störung des Versichertenstamm- verständlicher als beim heutigen HKP.“ In der ePA sei bereits das datenmanagements positionierte sich Pochhammer klar – die- elektronische Bonusheft angelegt. Später soll dann ein elektro- ser Vorfall dürfe auf keinen Fall zu Lasten der Zahnärzteschaft nischer Implantatpass folgen. „TI-Anwendungen mit spürbaren gehen, weder finanziell noch organisatorisch. In vielen Praxen Nutzen für Zahnarztpraxen und Patienten kommen also in ab- bestand in Folge der Störung seit Ende Mai keine Verbindung zur sehbarer Zeit in die Versorgung.“ Telematikinfrastruktur (TI). Der Online-Abgleich von Versicher- tenstammdaten zwischen Praxis und Krankenkasse war nicht Martin Hendges berichtete zudem, dass KZBV und GKV-Spit- möglich. Nach Angaben der gematik hat ein Konfigurationsfeh- zenverband sich auf Anforderungen an technische Verfahren ler in der zentralen TI zu dem Ausfall geführt. bei Videoleistungen geeinigt haben. „Mit Hilfe dieser Leistun- gen können für Pflegebedürftige und Menschen mit Beein- Die Herbst-Vertreterversammlung der KZBV soll Ende Oktober trächtigung zum Beispiel im Vorfeld eines Zahnarztbesuchs in München stattfinden – dann vielleicht wieder als Präsenz- Symptome abgeklärt und die aufsuchende Versorgung besser veranstaltung. organisiert werden. Mit einer solchen ersten Indikationsstel- lung lässt sich die Situation der Patienten bereits vor der Be- handlung besser einschätzen. Weitere mögliche Szenarien wären etwa eine Nachkontrolle nach einer umfangreicheren Behandlung sowie eine Erörterung von anstehenden protheti- schen Planungen. Ebenso sind Videofallkonferenzen mit dem Pflegepersonal und gegebenenfalls videogestützte Telekon- silien arztgruppenübergreifend sinnvoll. Diese technischen Möglichkeiten bringen Vorteile für alle Beteiligten – Zahn- ärzte, Pflegeeinrichtungen, Patienten und Krankenkassen.“ Die kürzlich getroffene Vereinbarung zu den technischen Vo- raussetzungen schaffe Sicherheit für Praxen und Versicherte, insbesondere was die Verwendung und Übertragung sensibler Daten angehe. Für diese Anwendungen berät der Bewertungs- Erstmalig in ihrer Geschichte musste die Vertreterversammlung der ausschuss derzeit über besondere Abrechnungspositionen im KZBV per Videokonferenz stattfinden. Die Delegation aus Sach- Bewertungsmaßstab zahnärztlicher Leistungen (BEMA). sen-Anhalt mit Dr. Frank Büchner, Dr. Jochen Schmidt und Dr. Bernd Hübenthal (v.l.) folgte dem Geschehen von Magdeburg aus. Foto: KZV 13
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2020 CORONA: FALLZAHLEN STAGNIEREN BZÄK bittet um Mithilfe bei der Erfassung von Infektionsgeschehen Ein Ende der weltweiten Corona-Pandemie ist nicht in Sicht – ak- Die Preise für Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel liegen weiter tuell liegt das Epizentrum von COVID-19 aber jenseits des Atlan- höher als vor der Krise, so die BZÄK. Foto: Klaus Hausmann / Pixabay tik in den USA, wo mittlerweile (Stand 09.07.2020) rund drei Milli- onen Infektionen gemeldet sind. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in Brasilien, auf das mit 1,669 Millionen Infektionen mehr als die Die Pauschale von 14,23 Euro pro Sitzung hilft Zahnärzten, die Hälfte aller in der Karibik und Lateinamerika registrierten An- Hygienelasten der Corona-Krise etwas abzufedern. Sie gilt bei steckungen entfallen. In Deutschland geht die Zahl der Neuin- jeder Behandlung eines privatversicherten Patienten bzw. eines fektionen stark zurück und nähert sich der 200.000er-Marke. gesetzlich Versicherten mit privater Zusatzversicherung. Die In Sachsen-Anhalt selbst stagnieren die Fallzahlen. Von einem infolge der Pandemie exorbitant gestiegenen Preise für Schutz- Ausbruch in Magdeburg Mitte Juni abgesehen, gibt es nur eine ausrüstung, Desinfektionsmittel usw. sind weiterhin auf einem niedrige einstellige Zahl von Neuinfektionen täglich. Ab 1. Juli Niveau, das mit dem Preisniveau vor der Krise nicht ansatzweise 2020 traten deshalb weitere Lockerungen der Corona-Einschrän- zu vergleichen ist. Die BZÄK rechnet auf absehbare Zeit nicht mit kungen in Kraft. Nur Großveranstaltungen mit 1.000 Personen signifikanten Preisrückgängen, da durch den weltweiten Bedarf und mehr sind derzeit verboten, Diskotheken und Clubs müssen ein riesiger Markt entstanden ist. Damit werden die Preise auch geschlossen bleiben. nicht mehr in der ursprünglichen Preiskalkulation der Leistun- gen der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) abgebildet. Unterdessen hat sich die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) mit dem PKV-Verband und der Beihilfe von Bund und Ländern auf Die Internetseiten der Zahnärztlichen Körperschaften auf Bun- eine Ausweitung der Corona-Hygienepauschale bis 30. Septem- des- und Landesebene werden weiter laufend aktualisiert. Auch ber 2020 verständigt. Das von ihnen getragene Beratungsforum die Hotlines von KZV (0391 623 93 - 001) und ZÄK (0391 739 39 für Gebührenordnungsfragen weitet die ursprünglich bis zum - 31) sind bei Fragen und Anliegen rund um das Thema Coro- 31. Juli 2020 befristete Regelung damit um zwei Monate aus. na-Pandemie weiter für Sie erreichbar. BITTE HELFEN SIE MIT: BZÄK ERFASST INFEKTIONSGESCHEHEN Um Aussagen zur Übertragung von Sars-CoV-2-Infektionen in keit erstellt. Ziel ist es, möglichst real einschätzen zu können, Zahnarztpraxen vornehmen zu können, bedarf es einer mög- wie stark Zahnärzte/zahnärztliche Behandlungsteams auch im lichst objektiven Erfassung von Erkrankungen. Spezifische Da- Verhältnis zur Gesamtbevölkerung von der Sars-CoV-2-Infekti- ten liegen bisher dazu aus den Gesundheitsämtern nicht vor on betroffen sind – und ob sich die Arbeitsschutzmaßnahmen und sind in der derzeitigen Situation auch nicht zu erwarten. und Hygieneregeln im zahnärztlichen Bereich als wirksam er- International vorliegende Daten weisen auf geringe Risiken wiesen haben. im Zusammenhang mit dem zahnärztlichen Behandlungsge- schehen hin. Trotzdem gibt es in der Öffentlichkeit, aus dem An der Meldemöglichkeit sollen nur Zahnärzte bzw. deren Teams Berufsstand selbst, aber auch von zahnärztlichen Mitarbeitern teilnehmen, die tatsächlich ein Infektionsgeschehen hatten. geäußerte Befürchtungen und Ängste, die teilweise bereits zu Wenn Sie oder Ihre Praxismitarbeiter von einer Sars-CoV-2-Infek- politischen Entscheidungen führten, die die zahnärztliche Ver- tion in der Zahnarztpraxis betroffen waren oder sind, erhalten sorgung nur noch in Notfällen zuließen. Dies lässt sich zukünf- Sie von uns, Ihrer Kammer, den Link zur Eingabe. Dazu wenden tig nur mit validen Daten argumentativ entkräften. Aus diesem Sie sich bitte an Frau Bonath, Tel. 0391 7393931 oder 0391 739390 Grund hat die Bundeszahnärztekammer eine Meldemöglich- bzw. bonath@zahnaerztekammer-sah.de. 14
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2020 ZÄHNEPUTZEN IN DER KITA UNVERZICHTBAR Hygienekonzept des Landes sieht im Zuge der Corona-Pandemie Einschränkungen vor / Kritik aus der Zahnärztekammer Das Landesjugendamt und das Landesamt für Verbraucher- Das Zahnputztraining in der Kita ist abseits der Zahnreinigung schutz Sachsen-Anhalt haben in ihrem Ende Mai veröffentlich- wichtig für das Erlernen zahlreicher motorischer und emotionaler ten Hygienekonzept den Kitas und Tagespflegeeinrichtungen im Fähigkeiten. Foto: ProDente e.V. Land empfohlen, das Zähneputzen infolge der Corona-Pande- mie „gegebenenfalls nach Rücksprache mit den Eltern vorüber- gehend auszusetzen“ (Ergänzungen zum Rahmenhygieneplan on, Rücksicht und noch viele weitere“, erklärt die Magdeburger gem. § 36 Infektionsschutzgesetz für Kindereinrichtungen, S. 5). Zahnärztin. Dazu kommt, dass fast ein Viertel der Kita-Kinder Während 2018 noch 95 Prozent der Kitas im Land regelmäßig die zwischen 3 und 6 Jahren in Sachsen-Anhalt Zahlen des Landes- Zähne putzten, hat seit Beginn der Pandemie offenbar eine Rei- amtes für Verbraucherschutz zufolge behandlungsbedürftige he von Kitas in der (Not-)Betreuung das Zähneputzen eingestellt. Zähne hat. Einer DAJ-Studie zufolge hatten 2017 nur 44 Prozent und damit nicht einmal jeder zweite 6- bis 7-Jährige naturgesun- Diese Bedenken sind jedoch nicht gerechtfertigt, betont Dr. Ni- de Zähne. Damit ist Sachsen-Anhalt bundesweites Schlusslicht cole Primas, Referentin für präventive Zahnheilkunde im Vor- und weit vom 2004 formulierten Ziel der Weltgesundheitsorga- stand der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt. Denn einerseits nisation WHO entfernt, das für dieses Jahr 80 Prozent kariesfreie gebe es keine Hinweise auf ein erhöhtes Infektionsrisiko infolge Gebisse in dieser Altersgruppe anpeilte. Da Kinder erst ungefähr des Putzens. Im Gegenteil, das Zähneputzen stärkt die Immun- ab dem 8. Lebensjahr effektiv selbst die Zähne putzen können kompetenz und kann so helfen, eine Virusinfektion zu vermeiden und nicht alle Eltern gleichermaßen auf die Mundhygiene ihrer oder ihren Verlauf abzumildern. „Außerdem ist zur Förderung Kinder achten, kommt dem Zähneputzen in der Kita umso grö- der (Mund-)Gesundheit im Kindesalter eine effektive Zahnreini- ßere Bedeutung bei, so Dr. Primas. Sie fordert die Kitas im Land gung unumgänglich. Bereits im Kleinkindalter sollte ergänzend deshalb auf, im Interesse ihrer Schützlinge die gute Arbeit fort- zur häuslichen Zahnpflege durch die Eltern ein Zahnputztrai- zusetzen. Zahnbürsten und Zahnpasta gibt es kostenfrei beim ning in der Kita erfolgen. Neben der Zahnreinigung erlernen Öffentlichen Gesundheitsdienst des jeweiligen Landkreises. Die die Kinder dabei zahlreiche, wichtige Fähigkeiten – Feinmotorik, dortigen Zahnärzte beraten außerdem gerne zum Infektionsrisi- Koordination, Körpergefühl, Toleranz, Ordnung, Konzentrati- ko beim Zähneputzen. Ihren Kleinanzeigen-Auftrag KORREKTUR senden Sie bitte formlos an: QuadratArtVerlag, In den Zahnärztlichen Nachrichten, Ausga- Gewerbering West 27, 39240 Calbe (Saale) be 6 / 2020, stand auf S. 10 im Bericht aus der Telefon (039291) 428-34, E-Mail: info@ Vertreterversammlung der KZV, "im ersten cunodruck.de Halbjahr 2020 habe es bislang 33 Zulassungsbe- endigungen in Stadt und Land gegeben, davon Für August 2020 blieben 20 und damit knapp zwei Drittel ohne ist Einsendeschluss am 31. Juli 2020. Nachfolger". Richtig ist natürlich, es blieben damit rund zwei Drittel ohne Nachfolger. Die Redaktion bittet, den Fehler zu entschuldigen. 15
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