ALTERSVORSORGE SOLL GESTÄRKT WERDEN - Die ...

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ALTERSVORSORGE SOLL GESTÄRKT WERDEN - Die ...
W W W.ZAEK-SA .DE                                                        W W W.KZV-LSA .DE

                                               JAHRGANG 30 // JULI 2020     07 / 2020

ZAHNÄRZTLICHE NACHRICHTEN
S A C H S E N - A N H A LT

THEMA S. 6

ALTERSVORSORGE
SOLL GESTÄRKT WERDEN                                                        Auf den Spuren
                                                                            der Hanse:
                                                                            Hansestadt
Intensive Debatten auf der Kammerversammlung                                Osterburg
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INHALT
                                                                                     ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2020

ZAHN(KUL)TOUR                                                                                                             MITTEILUNGEN DER
Gesprächsreihe macht Station im Harz .......................................S. 4                                          ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT
                                                                                                                          Geschäftsordnung der Zahnärztekammer
EDITORIAL                                                                                                                 Sachsen-Anhalt . ......................................................................................S. 34
Nachgedanken                                                                                                              Kostenordnung der Zahnärztekammer
von Dr. Jochen Schmidt .........................................................................S. 5                      Sachsen-Anhalt . ......................................................................................S. 35
                                                                                                                          Haushalts- und Kostenordnung der Zahnärztekammer
BERUFSSTÄNDISCHES                                                                                                         Sachsen-Anhalt . ......................................................................................S. 38
Diskussion über Altersversorgung prägt vorletzte
Kammerversammlung der Legislatur ...........................................S. 6                                          MITTEILUNGEN DER
Den Blick nach vorne richten: Bericht von der                                                                             KZV SACHSEN-ANHALT
8. Vertreterversammlung der KZBV ............................................S. 11                                        Die Geschäftsstelle des Zulassungsausschusses
Corona-Pandemie: PKV-Hygienepauschale bis                                                                                 informiert ....................................................................................................S. 40
Ende September abrechenbar ......................................................S. 14                                    Abteilung Recht: Wichtige Gerichtsentscheidungen
Kitas stellen das Zahnputztraining ein – Kritik                                                                           in Grundsätzen .........................................................................................S. 42
aus der Zahnärztekammer ...............................................................S. 15                              Aus der Vorstandssitzung ..................................................................S. 45
Entscheidende Fortschritte – Zahnärzte engagieren
sich seit zehn Jahren für Mundgesundheit                                                                                  SACHSEN-ANHALT
von Menschen mit Behinderungen ..............................................S. 16                                        Zum Titelbild: Hansestadt Osterburg..........................................S. 48
Nachfolger gesucht! – Teil 4 der Serie mit Praxis
von Dr. Regina Schwolow aus Magdeburg ..............................S. 18                                                 MITTEILUNGEN DES
Waldsterben und Borkenkäferplage – die Zahn(kul)tour                                                                      FVDZ SACHSEN-ANHALT
machte Mitte Juni Station in Schierke .......................................S. 20                                        Ein Zusammenbruch oder Feuerprobe? ...................................S. 49

NACHRICHTEN UND BERICHTE
Tombolaerlös des Zahnärztetages übergeben.....................S. 22

FORTBILDUNGSINSTITUT
DER ZAHNÄRZTEKAMMER
Fortbildungsprogramm für Zahnärzte........................................S. 23
Fortbildungsprogramm für Praxismitarbeiterinnen...........S. 25

28. FORTBILDUNGSTAGE DER
ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT
Das Programm im Überblick.............................................................S. 28
Gebühren......................................................................................................S. 50
Anmeldeformular....................................................................................S. 51

FORTBILDUNG
Neue Dissertationen: Forschungsarbeiten an der
Hallenser Zahnklinik aus dem Jahr 2019, Teil 2....................S. 32

                                                                                                                                                                                                  Auf den Spuren der Hanse:
                                                                                                                                                                                                         Hansestadt Osterburg.
                                                                                                                                                                                                       Titelbild: Fredi Fröschki

                                                                                                                      3
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ZAHN(KUL)TOUR
                         DER ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT
                                                  Interdisziplinäre Gespräche

            Die Veranstaltungsreihe der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt geht wieder „on tour“:

                                         Mittwoch, 23. September 2020 in ZERBST

         Inspiriert von der reichen Kulturlandschaft Sachsen-Anhalts, soll der Dialog von Zahnärzten
          mit Künstlern, Wissenschaftlern, Politikern und engagierten Menschen aus Sachsen-Anhalt
        initiiert werden. Der Blick über den Tellerrand der eigenen Profession kann die Augen öffnen
             für die Weltsicht des Nachbarn, kann eigene Probleme relativieren, kann Anregungen
          vermitteln für das eigene Sein. Dieses Mal wandeln wir auf den Spuren der Zarin Katharina
           der Großen im anhaltischen Zerbst und erfahren mehr über die Arbeit des Fördervereines
                 Schloss Zerbst zur Bewahrung und Wiederherstellung des Zerbster Schlosses.

                                                       Wir freuen uns auf Sie!

                    Zu Gast bei der                                    Bitte per Mail (sage@zahnaerztekammer-sah.de),

             ZAHN(KUL)TOUR                                            Fax (0391 73939-20) oder Post (PF 3951, 39014 Mag-
                                                                      deburg) bei der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt
                                                                                            melden!
             DIRK HERRMANN
                                                                                      – ANMELDUNG –
                               seit 1993 befasste er sich im
                               Zerbster Heimatverein mit                          ZAHN(KUL)TOUR
                               dem Schloss, bevor er 2003               DER ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT
                               einen Förderverein zu dessen
                               Rettung gründete. Als Vorsit-                       Führung und Gespräch
                               zender bemüht er sich seitdem                         mit Dirk Herrmann,
                               mit zahlreichen Mitstreitern                   am 23. September 2020 ab 18 Uhr
                               um die Bewahrung der histori-
                               schen Substanz des noch erhal-           18 Uhr: Treff Parkplatz Schlossbreite, Führung
Dirk Herrmann, 1966 im         tenen Ostflügels des Schlosses,         19.30 Uhr: Gespräch / Imbiss im Hotel & Restaurant
anhaltischen Zerbst gebo-      in dem schon die spätere                               von Rephuns Garten
ren, ist Elektromonteur und    Katharina die Große einen Teil
Diplom-Informatiker. Bereits   ihrer Jugend verbrachte.                               Ich komme gerne!
                                                                                       Name/Anschrift:
                                                                                        Personenzahl:

                                                                  4
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EDITORIAL
                                               ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2020

 NACHGEDANKEN
        Liebe Kolleginnen und Kollegen,
   die plötzlichen Herausforderungen einer
  Pandemie haben in den jüngsten Monaten
  allen Akteuren des deutschen Gesundheits-
   wesens viel abverlangt. Umso erfreulicher
      ist es, sich gerade in Krisenzeiten auf
Kolleginnen und Kollegen verlassen zu können.

Ich danke daher allen Mitgliedern der Vertreterversammlung
der KZV Sachsen-Anhalt für ihr kurzfristiges Erscheinen zur
zurückliegenden außerplanmäßigen Sitzung der Vertreterver-                           Dr. Jochen Schmidt
sammlung, die gezeigte Diskussionsbereitschaft und für die
schließlich einstimmige Entscheidung gegen die COVID-19-Ver-
sorgungsstrukturen-Schutzverordnung. Dass diese Entschei-
dung keine einfache war, zeigt das heterogene Meinungsbild der           abschließen konnten und dass die Zahnarztpraxen entsprechen-
individuellen Landes-KZVen. Neun KZVen haben sich für, acht              de Nachzahlungen erhalten. Auch die Vereinbarungen mit dem
gegen die Annahme der Liquiditätshilfe entschieden. Doch auch            Ersatzkassenverband und der IKK gesund plus verlaufen kons-
schwere politische Entscheidungen lassen sich mit besserem Ge-           truktiv. Teilweise geht es nur um die Abstimmung der Vertrags-
wissen fällen, wenn man um den Rückhalt der eigenen Zahnärz-             texte.
teschaft weiß. Die Entscheidung für die Opt-out-Regelung in der
COVID-19-Versorgungsstrukturen-Schutzverordnung durch un-                Mein Dank gebührt auch all den Kliniken, deren rasche Beteili-
sere Vertreterversammlung erfolgte nach sorgfältiger Prüfung             gung am Notfallnetz für die zahnärztliche Versorgung von mit
der Liquiditätsregelung in Verbindung mit unseren Vergütungs-            Covid-19 infizierten Personen beziehungsweise unter Quarantä-
verträgen. Im Ergebnis zeigte sich, dass eine gesonderte Liqui-          ne stehenden Personen in Sachsen-Anhalt nicht nur die flächen-
ditätsabsicherung, wie sie die SARS-CoV-2-Versorgungsstruktu-            deckende Notfallversorgung gewährleistet und damit Patien-
ren-Schutzverordnung vorsah, keine zusätzliche Schutzwirkung             ten und Leistungserbringern gleichermaßen neues Vertrauen
entfaltet. Die Abschlagszahlungen, die die Krankenkassen in die-         gebracht hat. Ihre zügige Bereitschaft zur Teilnahme hat auch
sem Jahr an die KZV Sachsen-Anhalt zahlen müssen, sind trotz             maßgeblich dazu beigetragen, Sachsen-Anhalt als einen bun-
der zeitweise deutlichen Fallzahlrückgänge gesichert.                    desweiten Spitzenreiter der Krisenbewältigung zu etablieren.
                                                                         Unkomplizierte Kommunikation und zügiges Handeln sind ins-
Gemeinsam mit der KZBV haben wir frühzeitig und immer wie-               besondere vor dem Hintergrund einer ernstzunehmenden Pan-
der für einen wirksamen Rettungsschirm für die zahnärztliche             demie keine Selbstverständlichkeit.
Versorgung gekämpft. Wir haben mit aller Deutlichkeit auf die
drohenden Folgen für die zahnärztliche Versorgung hingewie-              Die gezeigte Leistungsbereitschaft und Solidarität aller Betei-
sen. Die Politik betrachtet uns dennoch als nicht systemrelevant.        ligten lässt mich den kommenden Herausforderungen der Coro-
Für sie sind die Zahnärzteschaft und die zahnärztliche Versor-           na-Krise zuversichtlicher entgegensehen und macht mich stolz,
gungsinfrastruktur für die Gesundheitsversorgung anscheinend             Teil eines so robusten und kooperativen Gesundheitssystems zu
nicht wichtig genug, um substantielle Hilfen zu gewähren. Umso           sein.
wichtiger ist es, dass wir auf Landesebene in den zurückliegen-
den Jahren sehr gute Vergütungsvereinbarungen treffen konn-
ten. Auch dafür mussten wir lange kämpfen. Hintergrund sind
die Verzögerungen durch beklagte Schiedsamtsentscheide oder              Mit kollegialen Grüßen,
unsachliche, wenig konstruktive Verhandlungsrunden mit den
bekannten Krankenkassenverbänden. Diese Hürden konnten wir               Dr. Jochen Schmidt
endlich ausräumen. Das bedeutet, dass wir mit der AOK, der BKK           Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen
und der Knappschaft endgültige Vergütungsverträge für 2020               Vereinigung Sachsen-Anhalt

                                                                   5
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BERUFSSTÄNDISCHES
                                                 ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2020

       Auf Abstand: Die vorletzte Kammerversammlung dieser Legislatur fand aufgrund der Einschränkungen infolge der Corona-Pandemie
              am 24. Juni 2020 nicht in den Räumlichkeiten der ZÄK, sondern im Magdeburger Ratswaage-Hotel statt. Fotos: Andreas Stein

ALTERSVORSORGE                                                       war der Bericht des Kammerausschusses, der auf der vergan-
                                                                     genen Kammerversammlung im November 2019 einberufen

 SOLL GESTÄRKT                                                       wurde und gemeinsam mit dem AVW-Verwaltungsausschuss
                                                                     Handlungsoptionen für die Zukunft der Altersversorgung der

    WERDEN
                                                                     Zahnärzte in Sachsen-Anhalt entwickeln sollte. Die Delegier-
                                                                     ten brachten vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und
                                                                     der Umbenennung des Fortbildungsinstitutes der Kammer
                                                                     außerdem Änderungen der Geschäfts- und Kostenordnung,
          Diskussion um Rentenhöhe                                   der Haushalts- und Kassenordnung, der Entschädigungsord-
     prägt vorletzte Kammerversammlung                               nung sowie der Aufwandsentschädigung für die Mitglieder des
            der Legislatur bis 2021                                  AVW-Verwaltungsausschusses auf den Weg.

Die Delegierten der Kammerversammlung der Zahnärzte-                  CORONA ÜBERRUMPELTE ALLE
kammer Sachsen-Anhalt haben der vorletzten Sitzung dieser            Präsident Dr. Carsten Hünecke, der unter den 40 anwesenden
Legislaturperiode am 24. Juni 2020 im Magdeburger Ratswaa-           Delegierten der Kammerversammlung auch die Vorstände der
ge-Hotel den ersten Schritt für eine Satzungsänderung des            Kassenzahnärztlichen Vereinigung Dr. Jochen Schmidt und Dr.
Alterversorgungswerkes (AVW) der Kammer getan. Mit deutli-           Bernd Hübenthal sowie Matthias Tamm als Vorsitzenden des
cher Mehrheit gaben sie einem Vorstandsantrag grünes Licht,          Landesverbandes des Freien Verbandes sowie dessen Stellver-
dem AVW-Verwaltungsausschuss die Aufgabe zu erteilen, bis            treterin Dr. Dorit Richter begrüßen konnte, stellte seinen Re-
zur nächsten ordentlichen Kammerversammlung im Novem-                chenschaftsbericht ganz ins Zeichen der Corona-Pandemie.
ber 2020 einen Satzungsentwurf vorzulegen, der neben Dyna-           Noch bei der zurückliegenden Kammerversammlung im No-
misierungen der Renten und Anwartschaften die Einführung             vember seien die Themen andere gewesen. Keiner hätte sich
der vom Gesetzgeber verfügten Regelaltersgrenze von 67               vorstellen können, was wenige Wochen später kommt –trotz
Jahren ohne Rentenkürzungen ermöglicht. Vorausgegangen               entsprechender Pandemiepläne in den Schubladen der            ▶

                                                                     6
ALTERSVORSORGE SOLL GESTÄRKT WERDEN - Die ...
BERUFSSTÄNDISCHES
                                              ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 07 I Juli 2020

Ministerien seien alle überrumpelt worden, so der Kammer-               haben Antikörper gegen das Corona-Virus entwickelt. Erst bei
präsident. Und weil die Zahnärzte in jenen Plänen keine Rolle           einer Durchseuchung von 70 oder 80 Prozent sei die Pande-
spielten, sei es gerade in der Anfangszeit für die Körperschaf-         mie beendet, erklärte der Kammerpräsident. Und auch weil
ten schwierig gewesen, auf Landes- und Landkreisebene Kon-              ein Impfstoff frühestens 2021 vorliege, sei ein langer Atem
takte aufzubauen. Das führte zu Informationsdefiziten und               vonnöten. Die zahnärztlichen Körperschaften konzentrieren
Reibungsverlusten, sagte Dr. Hünecke, der in diesem Zusam-              sich deshalb auf die Aufrechterhaltung und Verbesserung
menhang auch den Kreisstellenvorsitzenden für ihr Engage-               der Kommunikationsketten, die Datenerfassung und wissen-
ment in der Krise dankte. Entsprechend viel Informations- und           schaftliche Aufarbeitung der Wirksamkeit von Hygienemaß-
Hilfebedarf bei Praxisführung und Behandlungsrichtlinien                nahmen und die Medienarbeit, um Patienten über die Unge-
hatten die Zahnärzte im Land. Eine Fülle von Anrufen, Mails             fährlichkeit eines Zahnarztbesuches und die Bedeutung auch
und Brandbriefen erreichte in dieser Zeit die Zahnärztekam-             von Vorsorge und Prophylaxe zu informieren. Radiobeiträge
mer und die Kassenzahnärztliche Vereinigung.                            und 14 Artikel in überregionalen Ausgaben von Volksstimme
                                                                        und Mitteldeutscher Zeitung, meist mit positivem Echo, zeig-

KRISENMANAGEMENT DER ZÄK                                                ten, dass sich die Kontaktpflege zu den hiesigen Journalisten,
                                                                        u. a. beim jährlichen Medienseminar, auszahle, so der Kam-
Die Geschäftsstelle der ZÄK reagierte schnell, setzte täglich
                                                                        merpräsident.
aktualisierte Informationen rund um die Pandemie auf die In-
ternetseite, richtete eine Hotline ein und verschickte bislang
                                                                        Seit Juni ist die ZÄK auch wieder in die Fort- und Weiterbil-
19 Newsletter per Mail, die von den Kreisstellenvorsitzenden
                                                                        dung der Zahnärzte und Praxisteams eingestiegen, die Fort-
an ihre Mitglieder weitergeleitet wurden. Dr. Hünecke dank-
                                                                        bildungstage in Wernigerode am 18. und 19. September zum
te in diesem Zusammenhang auch den Mitarbeitern der ZÄK
                                                                        Thema „Prävention trifft Kinderzahnmedizin“ sind fest einge-
für die in der Krise geleistete Arbeit. Sie hätten sich am Te-
                                                                        plant. Im August soll planmäßig das Fortbildungsinstitut der
lefon teilweise einiges anhören dürfen und mancher Anrufer
                                                                        Zahnärztekammer umfassend modernisiert werden, u. a. mit
habe dabei auch seine gute Kinderstube vergessen. Bei allem
                                                                        neuen Dentaleinheiten. Trotz Corona stehe die Landespolitik
Verständnis für ein Dampf ablassen, sei dies nicht in Ordnung
                                                                        nicht still, betonte Dr. Carsten Hünecke. So sei gerade die Um-
gewesen. Ganz praktisch organisierte die Kammer außerdem
                                                                        setzung der durch die EU geplanten Verhältnismäßigkeitsprü-
Schutzausrüstung in Form von MNS-Masken und FFP2-Mas-
                                                                        fung in Gange. Die neue Approbationsordnung für Zahnärzte,
ken, die unkompliziert über die Kreisstellenvorsitzenden ver-
                                                                        die ursprünglich zum Start des Wintersemesters im Oktober
teilt wurden. Es sei eine arbeitsreiche Zeit für die Mitarbeiter
                                                                        gelten sollte, wurde durch Corona um ein Jahr verschoben
der Geschäftsstelle, die Geschäftsführung und auch den Vor-
                                                                        – nach Intervention der Zahnärzteschaft betrifft dies jedoch
stand gewesen, täglich gab es Abstimmungen mit der Bundes-
                                                                        nicht die Gleichwertigkeitsprüfung für Zahnärzte mit aus-
zahnärztekammer, im Kammervorstand und der Geschäfts-
                                                                        ländischen Abschlüssen. Als Eignungs- und Kenntnisprüfung
stelle sowie mit der KZV, berichtete Dr. Carsten Hünecke.
                                                                        startet sie mit schriftlichem, mündlichem und praktischem       ▶
Von Anfang an stand dabei auch auf BZÄK-Ebene die Frage, wie
der Berufsstand bei unbekannter Dauer der Pandemie weiter-
arbeiten kann. Er wisse um die Kontroversen bei dem Thema,
doch mittlerweile deuteten alle Erfahrungen darauf hin, dass
bei unauffälligen Patienten die normale, schon sehr hohe
Hygieneausstattung in den Zahnarztpraxen ausreichend sei.
Auch die Fallzahlen und auch zahnärztlichen Erfahrungen im
mutmaßlichen Epizentrum der Pandemie, dem chinesischen
Wuhan, deuteten darauf hin, dass Zahnarztpraxen keine „Su-
perspreader“ sind und weiterarbeiten können. Wie der neuer-
liche Anstieg der Fallzahlen in Magdeburg zeige, wird der All-
tag weiter von der Pandemie geprägt. Die Kammer habe ihre
internen Strukturen angepasst und könne im Fall des Falles
gut reagieren, so Dr. Hünecke. Abseits von vorsorglicher Qua-
rantäne nach Urlaubsreisen, Privatkontakten o. Ä. ist auch in
Sachsen-Anhalt kein COVID-19-Fall durch die Behandlung in                   Kammerpräsident Dr. Carsten Hünecke blickte auf die bewegten
einer Praxis bekannt. Aktuell gibt es im Land nur eine Hand-               vergangenen Monate zurück. Keiner hätte sich vorstellen können,
voll neuer Fälle pro Tag und erst 10 Prozent der Deutschen                           was kommt, sagte er mit Blick auf die Corona-Pandemie.

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Prüfungsteil und soll den bislang üblichen „Prüfungstouris-               Dr. Frank Dreihaupt und ihm selbst mit dem Thema befasst,
mus“ zwischen den Ländern unterbinden. Abschließend dank-                 wie Dr. Hünecke erläuterte. Dort sei man übereingekommen,
te der Kammerpräsident den Zahnärzten und deren Teams für                 dem Vorstand zu empfehlen, den Namen Reichenbachs vom
die in der Corona-Krise geleistete Arbeit. Sie hätten im Sin-             Fortbildungsinstitut und auch vom Förderpreis der Zahnärz-
ne der Patienten gezeigt, dass sie eben keine „Zahnkünstler“              tekammer zu lösen. „Fachlich und pädagogisch war er über
oder Ähnliches, sondern ZahnMEDIZINER sind, würdigte Dr.                  jeden Zweifel erhaben. Was wird ihm konkret vorgeworfen?“,
Hünecke.                                                                  fragte der Delegierte Dieter Hanisch. Dr. Dorit Richter mach-
                                                                          te den Vorschlag, nur den Preis umzubenennen, den Namen

DISKUSSION ÜBER REICHENBACH                                               für das Fortbildungsinstitut aber beizubehalten. Dr. Hünecke
                                                                          antwortete, es habe Anfang des Jahres – auch vor dem Hin-
In der Folge zeigte die Kammerversammlung einhellige Zu-
                                                                          tergrund der zahlreichen bundesweiten Publikationen zum
stimmung bei der Verabschiedung einer neuen Entschädi-
                                                                          Thema Zahnärzte im Nationalsozialismus und der bevorste-
gungs-, Kosten- sowie Haushalts- und Kassenordnung. Re-
                                                                          henden Preisverleihung beim Zahnärztetag – die Gefahr be-
debedarf hatten einige Delegierte jedoch bei der Änderung
                                                                          standen, dass die unbestrittene wissenschaftliche Leistung
der Geschäftsordnung, wo der Name von Erwin Reichenbach
                                                                          Erwin Reichenbachs von der politischen Betrachtung über-
in Bezug auf das Fortbildungsinstitut der Zahnärztekammer
                                                                          strahlt werde. Der Vorstand habe sich die Entscheidung nicht
gestrichen werden sollte. Hintergrund sind die im November
                                                                          leicht gemacht, aber wenn sich jemand an dem Thema öffent-
2019 vorgestellten Ergebnisse des von Bundeszahnärzte-
                                                                          lich abarbeiten wolle, könne die Zahnärztekammer nur ver-
kammer (BZÄK), Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung
                                                                          lieren, ergänzte Vizepräsident Maik Pietsch.
(KZBV) und Deutscher Gesellschaft für Mund-, Zahn- und
Kieferheilkunde (DGZMK) in Auftrag gegebenen Forschungs-
                                                                          Vorstandsmitglied Prof. Dr. Christian Gernhardt, der als Ver-
projektes „Zahnmedizin und Zahnärzte im Nationalsozialis-
                                                                          treter der Uni Halle selbst Mitglied in der AG Reichenbach
mus“, bei dem Medizinhistoriker der RTWH Aachen und der
                                                                          war, verwies darauf, dass Erwin Reichenbach Mitglied des
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf erstmals konzertiert
                                                                          wissenschaftlichen Beirates des Bevollmächtigten für das
die Rolle der Zahnärzteschaft bis 1945 unter die Lupe nah-
                                                                          NS-Sanitäts- und Gesundheitswesen Karl Brandt war, der für
men. Dabei zeigte sich, dass eine Vielzahl der untersuchten
                                                                          die Euthanasiemorde und Menschenversuche in Konzentrati-
Zahnärzte überzeugte Nationalsozialisten waren und sich
                                                                          onslagern verantwortlich war und später hingerichtet wurde.
an Verbrechen mitschuldig gemacht hatten. Auch zur Vita
                                                                          Mit der Namensänderung wolle man Schaden vom Namen
des hiesigen Polyhistors Erwin Reichenbach vor 1945 waren
                                                                          Reichenbachs, aber auch von der Kammer und den hiesigen
dabei neue Erkenntnisse ans Licht gekommen. Deshalb hat-
                                                                          Zahnärzten abhalten sowie rechtspopulistischen Anmaßun-
te sich zu Anfang des Jahres eine Arbeitsgruppe, bestehend
                                                                          gen vorbeugen, so Prof. Gernhardt. Dieser Argumentation
aus Prof. Dr. Detlef Schneider, Prof. Dr. Christian Gernhardt,
                                                                          folgte bei der folgenden Abstimmung eine Mehrheit von 18
                                                                          Delegierten. Neun votierten gegen eine Änderung der Ge-
                                                                          schäftsordnung, elf Delegierte enthielten sich.

                                                                           ALTERSVERSORGUNG IM FOKUS
                                                                          Bereits in der zurückliegenden Kammerversammlung war
                                                                          die Altersversorgung der Zahnärzte in Sachsen-Anhalt
                                                                          in den Fokus geraten. Die Delegierte Dr. Maike Stephan
                                                                          hatte Kritik an der 1991 von der Kammerversammlung
                                                                          bei Gründung des Altersversorgungswerkes beschlossene
                                                                          „Solidarrente“ in Höhe von 1.200 Punkten geübt, die auch
                                                                          den AVW-Mitgliedern gewährt wird, die nicht lange ge-
                                                                          nug einzahlen konnten. Der Beschluss zu dieser Rente sei
                                                                          zu Ungunsten Dritter, nämlich der zukünftig einzahlen-
                                                                          den Pflichtmitglieder, gefasst wurden, hatte Dr. Maike
                                                                          Stephan kritisiert. Ihrer Meinung nach falle deshalb die
                                                                          Rente der nächsten Generation spürbar geringer aus als in
Jede Rente und jedes Versorgungswerk enthalte solidarische Bestand-
                                                                          anderen Versorgungswerken, die keine solche Regelung
teile, erklärte Rechtsanwalt Peter Hartmann, Hauptgeschäftsführer der
                                                                          hätten. Sie hatte deshalb eine Überprüfung des Beschlus-­
Arbeitsgemeinschaft berufsständischer Versorgungseinrichtungen.
                                                                          ses von 1991 und Maßnahmen „zur Herstellung der Ren-      ▶

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ALTERSVORSORGE SOLL GESTÄRKT WERDEN - Die ...
BERUFSSTÄNDISCHES
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tengerechtigkeit“ gefordert. Die KV-Delegierten hatten
im November nach längerer Debatte schließlich einstimmig
einen Ausschuss berufen, in dem Kammerdelegierte und
Mitglieder des AVW-Verwaltungsausschusses gemeinsam
Handlungsoptionen für die Zukunft der Alterversorgung der
Zahnärzte im Land entwickeln und diese der Kammerver-
sammlung vorstellen sollten.

Kammerpräsident Dr. Carsten Hünecke bilanzierte nun die
Ausschussarbeit. Dieser hatte in den vergangenen sechs
Monaten die finanziellen Grundlagen der Altersvorsorge
und die historischen Beschlüsse der Kammerversammlun-
gen seit 1991 aufgearbeitet. Der Kammerpräsident betonte,
dass die in der Vergangenheit von der Kammerversammlung
                                                                        Dr. Heiko Goldbecher fragte, warum seine Rentenprognose deutlich
getroffenen Beschlüsse rechtssicher seien. Die Einführung
                                                                       niedriger ausfalle als die vergleichbarer Kollegen in anderen Versor-
einer „Solidarrente“ sei vor dem Hintergrund der damals un-
                                                                       gungswerken. Dr. Maike Stephan wünscht sich vergleichbare Renten.
klaren Rentenlage gerechtfertigt gewesen. „Es war damals
der Wille der Delegierten, den Kollegen, die nur kurz einzah-
len konnten, eine auskömmliche Rente zu ermöglichen. Hier
war der Solidargedanke essentiell, auch wenn dieser even-
tuell mit Ungerechtigkeiten für Einzelne verbunden ist“, sag-
te Dr. Carsten Hünecke. Auch für die von Dr. Maike Stephan
beantragte Auflösung und Neugründung des AVW gebe es
nur einen sehr engen Rechtsrahmen. Die Ansprüche der
Bestandsrentner würden ebenso bestehen bleiben wie die
der Anwärter. Deshalb bringe auch der Anschluss an andere
Versorgungswerke nichts, weil diese Bescheide und Zusagen
erfüllt werden müssten, erklärte der Kammerpräsident. Eine
Rentenkürzung bzw. Einschnitte bei rentennahen Anwärtern
seien unmöglich. Allerdings sei die Trennung von Anwärtern
und Bestandsrentnern bei künftigen Dynamisierungen eine
Option. Diese unterschiedliche Möglichkeit der Dynamisie-               Von 'geschenkten Punkten' zu sprechen, sei angesichts der Lebens-
rung war auf Vorschlag des Verwaltungsausschusses bereits             leistung der älteren Kollegen frevelhaft, sagte Jens-Uwe Engelhardt,
2007 von der Kammerversammlung beschlossen worden.                       stellvertretender Vorsitzender des AVW-Verwaltungsausschusses.

Diese Sichtweise bekräftigte Rechtsanwalt Peter Hart-
mann, Hauptgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft be-
rufsständischer Versorgungseinrichtungen. Man komme an
die Rente der Bestandsrentner nicht heran, warnte dieser.
Zudem seien Umschichtungen strafrechtlich Untreue und
würden sowieso von der Aufsicht kassiert werden. Ohnehin
enthalte jede Altersversorgung solidarische Anteile, alleine
schon deshalb, weil manche Mitglieder eher und manche
später sterben. Dazu kämen sozialpolitische Komponenten
wie z. B. Berufsunfähigkeits- oder Hinterbliebenenrenten.
Ein Prinzip, nach dem jeder nur das herausbekomme, was
er einzahle, sei deshalb gar nicht realistisch. Für den Dele-
gierten Dr. Heiko Goldbecher aus Halle (Saale) stand den-
noch die Frage im Raum, warum er nach seiner Einschätzung                  Nach langer Debatte stimmten die Delegierten der Kammerver-
in Sachsen-Anhalt 1.200 Euro weniger Rente im Monat als               sammlung schließlich mit deutlicher Mehrheit pro Erarbeitung einer
ein vergleichbarer Zahnarzt in anderen Versorgungswer-                                      neuen Satzung für das Altersversorgungswerk.
ken erhalten würde. Das habe neben der individuellen         ▶

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                            ANTRÄGE DER KAMMERVERSAMMLUNG
  1. Entschädigungsordnung: Die Kammerversammlung be-                 titionen des Folgejahres verankert. Außerdem kann nun
  schließt eine neue Entschädigungsordnung. Hintergrund ist           Dritten per Einzelvollmacht die Unterschriftsberechtigung
  die Einführung der Möglichkeit von Video- und Telefonkon-           für Kammerkonten erteilt werden – einstimmig
  ferenzen im Zuge der Corona-Pandemie – einstimmig
                                                                      5. Sofortige Statutänderung des AVW Sachsen-Anhalt: Bei
  2. Kostenordnung: Nach zweieinhalb Jahren wird die Kos-             der Kammerversammlung am 23.11.2019 stellte die De-
  tenordnung der ZÄK aktualisiert. Grund ist die Einführung           legierte Dr. Maike Stephan den Antrag, das Statut des Al-
  neuer Gebühren für die Eignungs- und Kenntnisprüfung                tersversorgungswerkes dahingehend zu ändern, dass jedes
  für Zahnärzte mit ausländischen Ausbildungen, die ab                Mitglied eine Rente entsprechend seiner Einzahlungen er-
  01.10.2020 gilt. Dazu kommen neue Gebühren für die Aus-             hält. Der Antrag wurde wegen der Berufung einer AG AVW
  stellung von Fachkundebescheinigungen und Kenntnisbe-               vertagt und nunmehr abgestimmt – abgelehnt
  scheinigungen im Strahlenschutz – einstimmig
                                                                      6. Änderung der Aufwandsentschädigung der Mitglieder
  3. Geschäftsordnung: Die ZÄK streicht aus ihrer Geschäfts-          des AVW-Verwaltungsausschusses: Auch dieser Antrag
  ordnung vor dem Hintergrund neuer Erkenntnisse zu des-              wurde bei der zurückliegenden KV vertagt. Die Aufwands-
  sen Biographie vor 1945 den Namen „Erwin Reichenbach“               entschädigungen werden erhöht – mehrheitlich
  für das Fortbildungsinstitut – mehrheitlich
                                                                      7. Erarbeitung einer Satzungsänderung AVW: Im Ergebnis
  4. Haushalts- und Kassenordnung: In der seit 1997 zuletzt           der AG AVW möchte der Vorstand mit Rückendeckung der
  geänderten Haushalts- und Kassenordnung sind auf Wunsch             KV den AVW-Verwaltungsausschuss mit der Überarbeitung
  der Aufsichtsbehörde nunmehr Rücklagen für Betriebsmit-             der Satzung beauftragen. Hintergrund ist die Implementie-
  tel in Höhe von bis zu 50 Prozent der vorraussichtlichen            rung der Regelaltersgrenze von 67 Jahren und die Schaf-
  Jahresaufwendungen sowie entsprechende Rücklagen für                fung der Möglichkeit einer Dynamisierung von Renten und
  Ersatzbeschaffungen in Höhe der vorraussichtlichen Inves-           Anwartschaften – mehrheitlich

Situation jedes einzelnen Zahnarztes (z. B. Alter beim Eintritt      Anwartschaften ermöglicht. Dafür stimmt eine deutliche Mehr-
ins AVW) auch damit zu tun, dass die anderen AVW bereits mit         heit der Kammerdelegierten.
einem Renteneintritt von 67 – und damit zwei Jahren längerer
Einzahlung und zwei Jahren weniger Auszahlung – rechnen              In der vergangenen Kammerversammlung war außerdem die
würden, erklärte AVW-Aktuar Behrendsen. Es folgte eine län-          Abstimmung über eine Erhöhung der Aufwandsentschädigung
gere Debatte, in der mehrere Delegierte die „Solidarrente“           der Mitglieder im Verwaltungsausschuss des AVW vertagt wor-
bzw. die beitragsfreien Anwartschaften verteidigten. Es gehe         den. Diese wird aus den Verwaltungskosten des AVW bezahlt
schließlich um die Würdigung der Lebensleistung der Kolle-           (derzeit 0,15 Prozent der Bilanzsumme p. a.). Das Arbeitsauf-
gen, die die zahnärztliche Versorgung in den 1990er Jahren           kommen der Ausschussmitglieder sei in den vergangenen
mit aufgebaut hätten, sagte etwa der Delegierte Dr. Jochen           Jahren spürbar gestiegen, begründete Dr. Carsten Hünecke
Schmidt. Dr. Maike Stephan betonte im Schlusswort zu ihrem           den Antrag. Dipl.-Stomat. Dieter Hanisch, Vorsitzender des
Antrag, es gehe ihr nur darum, Substanzverluste so weit wie          AVW-Verwaltungsausschusses, betonte, die Arbeit auf dem Ka-
möglich zu mindern und eine Vergleichbarkeit der Renten zu           pitalmarkt sei angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase
ermöglichen. Schließlich wurde das Schließen der Rednerliste         nicht leichter geworden. Dazu komme, dass dieses Ehrenamt
beantragt, und in der folgenden namentlichen Abstimmung              eben nicht abends oder am Wochenende stattfinde, sondern
votierten 36 von 40 Delegierten gegen Dr. Stephans Antrag,           unter der Woche, was zu nicht geringen Praxisausfällen für die
dazu kamen drei Enthaltungen. Nur Dr. Maike Stephan selbst           ehrenamtlich tätigen Ausschussmitglieder führe, so Hanisch.
stimmte mit Ja. Im berechtigten Interesse einer stabilen Wei-        Dieser Argumentation folgte eine große Mehrheit der Kam-
terentwicklung des AVW des AVW und vor dem Hintergrund               merdelegierten und stimmte der Erhöhung zu.
der guten Erträge des Altersversorgungswerkes in den Vorjah-
ren schlug Dr. Hünecke der Kammerversammlung alternativ              Nach einer diskussionsreichen Kammerversammlung unter un-
vor, den Verwaltungsausschuss des AVW damit zu beauftra-             gewohnten Umständen verabschiedete der Kammervorstand
gen, bis zur nächsten ordentlichen Kammerversammlung im              die Delegierten. Ein Wiedersehen gibt es spätestens am 28. No-
November 2020 einen Satzungsentwurf vorzulegen, der die              vember 2020 bei der letzten Kammerversammlung dieser Le-
vom Gesetzgeber verfügte Regelaltersgrenze von 67 Jahren             gislaturperiode. Die Altersversorgung, so viel steht schon fest,
ohne Rentenkürzungen und Dynamisierungen der Renten und              wird dann erneut Thema sein.

                                                                    10
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     Corona-bedingtes Novum: Die Spitze der Vertreterversammlung, der Vorstand der KZBV und einzelne Verwaltungsmitarbeiter saßen in der
                Kölner Zentrale der KZBV, die Delegierten aus den Landes-KZVen wurden per Videokonferenz zugeschaltet. Foto: KZBV/Jardai

         DEN BLICK                                                       de Wochen lägen hinter der Zahnärzteschaft, die Krise habe die
                                                                         Lebens- und Arbeitsbedingungen auf den Kopf gestellt. Sorgen

        NACH VORNE
                                                                         um das Infektionsrisiko in den Praxen, sich ständig ändernde
                                                                         Risikobewertungen des RKI, der Mangel an Schutzausrüstung,
                                                                         Betrüger auf dem Dentalmarkt – das alles war eine giftige Ge-

          RICHTEN                                                        mengelage, die für völlige Verunsicherung sorgte, so Dr. Eßer.
                                                                         Er sei deshalb froh darüber, dass es der KZBV und den KZVen
                                                                         schnell gelungen sei, hier Lösungen zu entwickeln. Diese veröf-
         8. Vertreterversammlung der                                     fentlichten von Beginn an auf ihren Internetseiten umfassende
                                                                         und tagesaktuelle Informationen für Praxen. Schon früh habe es
   Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung
                                                                         Konzepte gegeben, um das Infektionsrisiko in den Praxen für Pa-
      verabschiedet Resolution an Politik                                tienten, Behandler und Personal zu reduzieren und Infizierte aus
                                                                         den Praxen rauszuhalten. Die Beschaffung von Schutzausrüs-
Die 8. Vertreterversammlung (VV) der KZBV als oberstes Ent-              tung sei ein komplettes Tohuwabohu gewesen – nach Vereinba-
scheidungsgremium der 61.000 Vertragszahnärztinnen und Ver-              rungen mit dem GKV-Spitzenverband und dem Bundesgesund-
tragszahnärzte in Deutschland hat sich bei ihrer Sitzung am 1./2.        heitsministerium kamen Lastwagen voller Material in der KZBV
Juli 2020 bei wichtigen Fragen von Standespolitik und Versor-            an, die dann umgepackt und an die KZVen geschickt wurden.
gung klar positioniert. Neben einer Bilanz der Corona-Krise und
sich daraus ergebenden Konsequenzen standen Themen wie die               Angesichts all dieser Probleme, so Dr. Eßer, gebührten ein herz-
Digitalisierung und die Sicherstellung einer flächendeckenden            licher Dank und hohe Anerkennung den Zahnärzten und Praxis-
und wohnortnahen Versorgung im Fokus. Ein Novum: Aufgrund                teams für die Sicherstellung der zahnärztlichen Versorgung un-
der Corona-Pandemie fand die Sitzung zum Schutz der Delegier-            ter schwierigsten Bedingungen. „Sie sind immer für Ihre Patienten
ten und Mitarbeiter erstmals in der Geschichte der KZBV-VVen             dagewesen. Und mir ist kein einziger Fall bekannt, bei dem von
als Videokonferenz statt, wie VV-Vorsitzender Dr. Karl-Friedrich         einer Behandlung eine Corona-Infektion ausgegangen ist“, lob-
Rommel erklärte. Teilweise kam es zu technischen Problemen,              te der KZBV-Vorstandsvorsitzende. Die Zahnärzteschaft habe
andererseits war das im Nachgang zur Vertreterversammlung                bewiesen, dass sie auch in krisenzeiten handlungsfähig sei und
erfolgte schriftliche Abstimmungsverfahren bis zn-Redaktions-            die Menschen sich auf sie verlassen könnten. Umso unverständ-
schluss noch nicht abgeschlossen, sodass die Anträge und Be-             licher sei hingegen, dass die Politik die Leistungen des Berufs-
schlüsse nachgereicht werden müssen.                                     standes nicht anerkannt habe. „Wegen existenzgefährdender
                                                                         Fallzahlrückgänge haben wir dafür gekämpft, dass der finanzi-
EFFIZIENT TROTZ CORONA-KRISE                                             elle Schutzschirm für Krankenhäuser und Ärzte zur Sicherung
KZBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Wolfgang Eßer blickte in seinem           der Versorgung auf unsere Zahnarztpraxen ausgeweitet wird.
Bericht auf die Corona-Krise zurück. Bewegte und kräftezehren-           Dennoch haben wir keine Berücksichtigung im Krankenhaus-      ▶

                                                                  11
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 entlastungsgesetz gefunden. Selbst die COVID-19-Versorgungs-
 strukturen-Schutzverordnung, in der unsere Forderung nach
 paritätischer Lastenteilung zwischen Kassen und KZVen bereits
 beschnitten war, wurde durch das Bundesfinanzministerium auf
 eine Liquiditätshilfe mit Rückzahlungspflicht gestutzt“, so Dr.
 Eßer. Die Politik habe echte Unterstützung verweigert, während
 Ärzte, Psychotherapeuten, Kliniken, Rehabilitations- und Pfle-
 geeinrichtungen sowie andere Branchen diese erhalten hätten.
 Mehr als einen Kredit sei man der SPD nicht wert. Das stehe im
 eklatanten Gegensatz zu dem großen Vertrauen der Patienten in
 die Zahnärzte, dem internationalen Spitzenplatz Deutschlands
 bei der Zahngesundheit, dem Engagement für vulnerable Pa-
                                                                             Lassen Sie uns nicht im Frust verharren, appellierte Dr. Wolfgang Eßer,
 tientengruppen, die große Arbeitslast in G-BA und vieles mehr.
                                                                          KZBV-Vorstandsvorsitzender, an die Zahnärzteschaft. Foto: KZBV/Jardai

 VERHEERENDES SIGNAL
 „Die Folgen spüren besonders junge Praxen, die für unsere Zu-           nicht geben können. Einerseits gelte es, sich auf eine mögliche
 kunft und den Erhalt der flächendeckenden Patientenversorgung           zweite Corona-Welle vorzubereiten, die Strukturen der Schwer-
 stehen“, sagte Dr. Eßer. Zugleich werde ein verheerendes Signal         punktpraxen und Behandlungszentren aufrechtzuerhalten und
 an Studierende und angestellte Zahnärzte ausgesandt, die eine           die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise auf die Praxen zu
 Niederlassung planen. „Wir fordern die Politik erneut auf, diese        ermitteln, um eine Diskussionsgrundlage mit der Politik zu ha-
 gravierende Fehlentscheidung zu revidieren und anzuerkennen,            ben. Aber schon jetzt ist klar, dass das Leistungsvolumen in den
 dass wir als wichtiger Teil der Daseinsvorsorge systemrelevant          Praxen von März bis Mai um bis zu 50 Prozent zurückgegangen
 sind!“ Den gesetzlichen Kassen warf der KZBV-Vorstandsvorsir-           ist. Sein Ziel sei eine Rechtsgrundlage, die es den Bundesmantel-
 tende vor, sich der gemeinsamen Sicherstellungsverantwortung            vertragspartnern ermögliche, in Pandemielagen schneller Din-
 verweigert zu haben, indem eine paritätische Lastenteilung              ge auszuhandeln. Andererseits müsse das in Politik und Medien
 beim ursprünglich geplanten Schutzschirm abgelehnt wurde.               wieder aufkommende Zerrbild des Porsche fahrenden Zahnkos-
 Unsolidarisch sei auch die PKV gewesen. „Trotz Gesprächsver-            metikers und Wellnesszahnarztes korrigiert werden. „Wir müs-
 suchen hat sich deren Verband geweigert, der Vereinbarung mit           sen uns zwingend auf das fokussieren, was wir sind: Ärzte, Frei-
 der GKV zu zentral beschaffter Schutzausrüstung im geplanten            berufler, Helfer und Heiler. Es muss nach vorne gestellt werden,
 Umfang beizutreten oder sich an einem Rettungsschirm zu be-             was Zahnärzte jeden Tag für das Gemeinwohl leisten!“, rief Dr.
 teiligen.“ Nun sollten sich die Zahnärzte trotz aller Enttäuschung      Eßer den Delegierten zu. Auch vor diesem Hintergrund forderte
 auf die eigene Stärke konzentrieren. Ein „Weiter so“ werde es           er eine Weiterentwicklung der Regelungen für rein zahnärztliche
                                                                         Medizinische Versorgungzentren: „Angesichts des ungebroche-
                                                                         nen Wachstumstrends in diesem Bereich werden wir unsere For-
                                                                         derungen nach einer Rechtsgrundlage für Anstellungsgrenzen in
                                                                         MVZ, einer räumlich-fachlichen Begrenzung der Gründungsbe-
                                                                         fugnis von Kliniken und der Einführung eines MVZ-Registers in
MVZ AUF VORMARSCH                                                        die politische Diskussion einbringen“ (siehe auch Kasten links).

Das Wachstum rein zahnärztlicher medizini-                               Positive Nachrichten hatte Dr. Eßer in Sachen PAR-Konzept:
scher Versorgungszentren geht ungebremst                                 Nachdem die Behandlungsrichtlinien seit Jahrzehnten nicht an-
weiter – Ende Juni 2020 werden es einer                                  getastet wurden, hatte die KZBV bereits 2017 gemeinsam mit Pa-
KZBV-Analyse zufolge 1.040 MVZ sein. Dabei                               tientenvertretern ein Konzept auf den Weg gebracht. Nun habe
wächst kontinuierlich der Anteil investorenge-                           der G-BA den Nutzen der strukturierten Nachsorge anerkannt,
tragener MVZ (I-MVZ), derzeit sind es rund 21                            Eine Expertenanhörung sei noch ausstehend, aber der KZBV-Vor-
Prozent, Tendenz steigend.                                               standsvorsitzende ist optimistisch, dass es bis Ende des Jahres
                                                                         eine PAR-Richtlinie gibt, die auch eine adäquate Honorierung
Die investorengetriebenen MVZ liegen nur                                 der Leistungen mit sich bringt. Abschließend richtete Eßer einen
zu 7 prozent in ländlichen Gebieten, drei                                Appell an den Berufsstand: „Lassen Sie uns nach vorne blicken
Viertel sind in städtischen Bereichen mit                                und Herausforderungen gemeinsam angehen. Lassen Sie uns
hohem Einkommen angesiedelt – damit leis-                                zeigen, dass wir zusammenstehen und uns nicht entmutigen                ▶
ten sie aus Sicht der KZBV so gut wie keinen
Beitrag zur Sicherstellung der Versorgung.

                                                                        12
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und auseinanderdividieren lassen – besonders in schwierigen              IT-RICHTLINIE VORGESTELLT
Zeiten wie diesen.“                                                      Dr. Karl-Georg Pochhammer, stellvertretender Vorsitzender des
                                                                         Vorstands, stellte die „Richtlinie zur IT-Sicherheit in der vertrags-
TI BRINGT SPÜRBAREN NUTZEN                                               ärztlichen und vertragszahnärztlichen Versorgung“ vor. Der Ge-
Digitale Leuchtturmprojekte der Zahnärzteschaft wie das elek-            setzgeber habe KZBV und Kassenärztliche Bundesvereinigung
tronische Beantragungs- und Genehmigungsverfahren sind der-              (KBV) verpflichtet, diese mit dem Bundesamt für Sicherheit in
weil auf gutem Weg. Dazu zählen etwa auch das elektronische              der Informationstechnik (BSI) zu erarbeiten. „Mittels klarer Vor-
Zahnbonusheft, welches als erstes medizinisches Informati-               gaben sollen Zahnärztinnen und Zahnärzte unterstützt werden,
onsobjekt (MIO) im zahnärztlichen Bereich in die ePA integriert          sensible Gesundheitsdaten noch besser zu schützen, als das
werden soll, oder die Einführung verschiedener Videoleistungen.          bislang schon der Fall ist. Tatsächlich geben wir mit der Richt-
„Wir gehen davon aus, dass wir das elektronische Beantragungs-           linie gerade in Verbindung mit weiteren von uns zur Verfügung
verfahren 2022 in die flächendeckende Versorgung bringen                 gestellten Dokumenten wie dem Praxis-Guide konkrete Umset-
können“, sagte Martin Hendges, stellvertretender Vorsitzender            zungsempfehlungen zur Einhaltung bestehender Anforderungen
des Vorstandes. „Vorgesehen ist dabei, dass Zahnärzte einen              an die IT-Sicherheit und damit insbesondere auch zur Einhaltung
elektronischen Antragsdatensatz an die Kasse übermitteln und             der eher unspezifischen Vorgaben der Datenschutzgrundverord-
diese einen Datensatz wieder an die Praxis zurückschickt – di-           nung“, sagte Dr. Pochhammer. Der messbare Aufwand zur Erfül-
gital, direkt und sicher. Das Praxisverwaltungssystem kann die           lung der Anforderung der Richtlinie sei für Praxen, die bislang
Daten automatisch verarbeiten. Vorteile sind eine messbare Bü-           schon geltende Vorgaben umfassend beachten, vergleichsweise
rokratiereduktion für Praxen, schnellere Bearbeitungszeiten auf          gering. Nach Bestätigung des Einvernehmens seitens des BSI –
Seiten der Krankenkassen und zugleich mehr Transparenz für               voraussichtlich bis Ende August – soll die Vertreterversammlung
Versicherte. Bezogen auf die Versorgung mit Zahnersatz werden            über die Freigabe der Richtlinie im schriftlichen Verfahren ab-
die Patienteninformationen zum Beispiel übersichtlicher und              stimmen. Auch zur jüngsten Störung des Versichertenstamm-
verständlicher als beim heutigen HKP.“ In der ePA sei bereits das        datenmanagements positionierte sich Pochhammer klar – die-
elektronische Bonusheft angelegt. Später soll dann ein elektro-          ser Vorfall dürfe auf keinen Fall zu Lasten der Zahnärzteschaft
nischer Implantatpass folgen. „TI-Anwendungen mit spürbaren              gehen, weder finanziell noch organisatorisch. In vielen Praxen
Nutzen für Zahnarztpraxen und Patienten kommen also in ab-               bestand in Folge der Störung seit Ende Mai keine Verbindung zur
sehbarer Zeit in die Versorgung.“                                        Telematikinfrastruktur (TI). Der Online-Abgleich von Versicher-
                                                                         tenstammdaten zwischen Praxis und Krankenkasse war nicht
Martin Hendges berichtete zudem, dass KZBV und GKV-Spit-                 möglich. Nach Angaben der gematik hat ein Konfigurationsfeh-
zenverband sich auf Anforderungen an technische Verfahren                ler in der zentralen TI zu dem Ausfall geführt.
bei Videoleistungen geeinigt haben. „Mit Hilfe dieser Leistun-
gen können für Pflegebedürftige und Menschen mit Beein-                  Die Herbst-Vertreterversammlung der KZBV soll Ende Oktober
trächtigung zum Beispiel im Vorfeld eines Zahnarztbesuchs                in München stattfinden – dann vielleicht wieder als Präsenz-
Symptome abgeklärt und die aufsuchende Versorgung besser                 veranstaltung.
organisiert werden. Mit einer solchen ersten Indikationsstel-
lung lässt sich die Situation der Patienten bereits vor der Be-
handlung besser einschätzen. Weitere mögliche Szenarien
wären etwa eine Nachkontrolle nach einer umfangreicheren
Behandlung sowie eine Erörterung von anstehenden protheti-
schen Planungen. Ebenso sind Videofallkonferenzen mit dem
Pflegepersonal und gegebenenfalls videogestützte Telekon-
silien arztgruppenübergreifend sinnvoll. Diese technischen
Möglichkeiten bringen Vorteile für alle Beteiligten – Zahn-
ärzte, Pflegeeinrichtungen, Patienten und Krankenkassen.“
Die kürzlich getroffene Vereinbarung zu den technischen Vo-
raussetzungen schaffe Sicherheit für Praxen und Versicherte,
insbesondere was die Verwendung und Übertragung sensibler
Daten angehe. Für diese Anwendungen berät der Bewertungs-
                                                                           Erstmalig in ihrer Geschichte musste die Vertreterversammlung der
ausschuss derzeit über besondere Abrechnungspositionen im
                                                                                KZBV per Videokonferenz stattfinden. Die Delegation aus Sach-
Bewertungsmaßstab zahnärztlicher Leistungen (BEMA).
                                                                            sen-Anhalt mit Dr. Frank Büchner, Dr. Jochen Schmidt und Dr. Bernd
                                                                         Hübenthal (v.l.) folgte dem Geschehen von Magdeburg aus. Foto: KZV

                                                                  13
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           CORONA:
         FALLZAHLEN
         STAGNIEREN
          BZÄK bittet um Mithilfe bei der
        Erfassung von Infektionsgeschehen

Ein Ende der weltweiten Corona-Pandemie ist nicht in Sicht – ak-             Die Preise für Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel liegen weiter
tuell liegt das Epizentrum von COVID-19 aber jenseits des Atlan-             höher als vor der Krise, so die BZÄK. Foto: Klaus Hausmann / Pixabay
tik in den USA, wo mittlerweile (Stand 09.07.2020) rund drei Milli-
onen Infektionen gemeldet sind. Ein weiterer Schwerpunkt liegt
in Brasilien, auf das mit 1,669 Millionen Infektionen mehr als die       Die Pauschale von 14,23 Euro pro Sitzung hilft Zahnärzten, die
Hälfte aller in der Karibik und Lateinamerika registrierten An-          Hygienelasten der Corona-Krise etwas abzufedern. Sie gilt bei
steckungen entfallen. In Deutschland geht die Zahl der Neuin-            jeder Behandlung eines privatversicherten Patienten bzw. eines
fektionen stark zurück und nähert sich der 200.000er-Marke.              gesetzlich Versicherten mit privater Zusatzversicherung. Die
In Sachsen-Anhalt selbst stagnieren die Fallzahlen. Von einem            infolge der Pandemie exorbitant gestiegenen Preise für Schutz-
Ausbruch in Magdeburg Mitte Juni abgesehen, gibt es nur eine             ausrüstung, Desinfektionsmittel usw. sind weiterhin auf einem
niedrige einstellige Zahl von Neuinfektionen täglich. Ab 1. Juli         Niveau, das mit dem Preisniveau vor der Krise nicht ansatzweise
2020 traten deshalb weitere Lockerungen der Corona-Einschrän-            zu vergleichen ist. Die BZÄK rechnet auf absehbare Zeit nicht mit
kungen in Kraft. Nur Großveranstaltungen mit 1.000 Personen              signifikanten Preisrückgängen, da durch den weltweiten Bedarf
und mehr sind derzeit verboten, Diskotheken und Clubs müssen             ein riesiger Markt entstanden ist. Damit werden die Preise auch
geschlossen bleiben.                                                     nicht mehr in der ursprünglichen Preiskalkulation der Leistun-
                                                                         gen der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) abgebildet.
Unterdessen hat sich die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) mit
dem PKV-Verband und der Beihilfe von Bund und Ländern auf                Die Internetseiten der Zahnärztlichen Körperschaften auf Bun-
eine Ausweitung der Corona-Hygienepauschale bis 30. Septem-              des- und Landesebene werden weiter laufend aktualisiert. Auch
ber 2020 verständigt. Das von ihnen getragene Beratungsforum             die Hotlines von KZV (0391 623 93 - 001) und ZÄK (0391 739 39
für Gebührenordnungsfragen weitet die ursprünglich bis zum               - 31) sind bei Fragen und Anliegen rund um das Thema Coro-
31. Juli 2020 befristete Regelung damit um zwei Monate aus.              na-Pandemie weiter für Sie erreichbar.

BITTE HELFEN SIE MIT: BZÄK ERFASST INFEKTIONSGESCHEHEN
Um Aussagen zur Übertragung von Sars-CoV-2-Infektionen in                keit erstellt. Ziel ist es, möglichst real einschätzen zu können,
Zahnarztpraxen vornehmen zu können, bedarf es einer mög-                 wie stark Zahnärzte/zahnärztliche Behandlungsteams auch im
lichst objektiven Erfassung von Erkrankungen. Spezifische Da-            Verhältnis zur Gesamtbevölkerung von der Sars-CoV-2-Infekti-
ten liegen bisher dazu aus den Gesundheitsämtern nicht vor               on betroffen sind – und ob sich die Arbeitsschutzmaßnahmen
und sind in der derzeitigen Situation auch nicht zu erwarten.            und Hygieneregeln im zahnärztlichen Bereich als wirksam er-
International vorliegende Daten weisen auf geringe Risiken               wiesen haben.
im Zusammenhang mit dem zahnärztlichen Behandlungsge-
schehen hin. Trotzdem gibt es in der Öffentlichkeit, aus dem             An der Meldemöglichkeit sollen nur Zahnärzte bzw. deren Teams
Berufsstand selbst, aber auch von zahnärztlichen Mitarbeitern            teilnehmen, die tatsächlich ein Infektionsgeschehen hatten.
geäußerte Befürchtungen und Ängste, die teilweise bereits zu             Wenn Sie oder Ihre Praxismitarbeiter von einer Sars-CoV-2-Infek-
politischen Entscheidungen führten, die die zahnärztliche Ver-           tion in der Zahnarztpraxis betroffen waren oder sind, erhalten
sorgung nur noch in Notfällen zuließen. Dies lässt sich zukünf-          Sie von uns, Ihrer Kammer, den Link zur Eingabe. Dazu wenden
tig nur mit validen Daten argumentativ entkräften. Aus diesem            Sie sich bitte an Frau Bonath, Tel. 0391 7393931 oder 0391 739390
Grund hat die Bundeszahnärztekammer eine Meldemöglich-                   bzw. bonath@zahnaerztekammer-sah.de.

                                                                        14
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      ZÄHNEPUTZEN
       IN DER KITA
     UNVERZICHTBAR
      Hygienekonzept des Landes sieht im Zuge
     der Corona-Pandemie Einschränkungen vor /
           Kritik aus der Zahnärztekammer

    Das Landesjugendamt und das Landesamt für Verbraucher-                        Das Zahnputztraining in der Kita ist abseits der Zahnreinigung
    schutz Sachsen-Anhalt haben in ihrem Ende Mai veröffentlich-               wichtig für das Erlernen zahlreicher motorischer und emotionaler
    ten Hygienekonzept den Kitas und Tagespflegeeinrichtungen im                                                Fähigkeiten. Foto: ProDente e.V.
    Land empfohlen, das Zähneputzen infolge der Corona-Pande-
    mie „gegebenenfalls nach Rücksprache mit den Eltern vorüber-
    gehend auszusetzen“ (Ergänzungen zum Rahmenhygieneplan                  on, Rücksicht und noch viele weitere“, erklärt die Magdeburger
    gem. § 36 Infektionsschutzgesetz für Kindereinrichtungen, S. 5).        Zahnärztin. Dazu kommt, dass fast ein Viertel der Kita-Kinder
    Während 2018 noch 95 Prozent der Kitas im Land regelmäßig die           zwischen 3 und 6 Jahren in Sachsen-Anhalt Zahlen des Landes-
    Zähne putzten, hat seit Beginn der Pandemie offenbar eine Rei-          amtes für Verbraucherschutz zufolge behandlungsbedürftige
    he von Kitas in der (Not-)Betreuung das Zähneputzen eingestellt.        Zähne hat. Einer DAJ-Studie zufolge hatten 2017 nur 44 Prozent
                                                                            und damit nicht einmal jeder zweite 6- bis 7-Jährige naturgesun-
    Diese Bedenken sind jedoch nicht gerechtfertigt, betont Dr. Ni-         de Zähne. Damit ist Sachsen-Anhalt bundesweites Schlusslicht
    cole Primas, Referentin für präventive Zahnheilkunde im Vor-            und weit vom 2004 formulierten Ziel der Weltgesundheitsorga-
    stand der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt. Denn einerseits               nisation WHO entfernt, das für dieses Jahr 80 Prozent kariesfreie
    gebe es keine Hinweise auf ein erhöhtes Infektionsrisiko infolge        Gebisse in dieser Altersgruppe anpeilte. Da Kinder erst ungefähr
    des Putzens. Im Gegenteil, das Zähneputzen stärkt die Immun-            ab dem 8. Lebensjahr effektiv selbst die Zähne putzen können
    kompetenz und kann so helfen, eine Virusinfektion zu vermeiden          und nicht alle Eltern gleichermaßen auf die Mundhygiene ihrer
    oder ihren Verlauf abzumildern. „Außerdem ist zur Förderung             Kinder achten, kommt dem Zähneputzen in der Kita umso grö-
    der (Mund-)Gesundheit im Kindesalter eine effektive Zahnreini-          ßere Bedeutung bei, so Dr. Primas. Sie fordert die Kitas im Land
    gung unumgänglich. Bereits im Kleinkindalter sollte ergänzend           deshalb auf, im Interesse ihrer Schützlinge die gute Arbeit fort-
    zur häuslichen Zahnpflege durch die Eltern ein Zahnputztrai-            zusetzen. Zahnbürsten und Zahnpasta gibt es kostenfrei beim
    ning in der Kita erfolgen. Neben der Zahnreinigung erlernen             Öffentlichen Gesundheitsdienst des jeweiligen Landkreises. Die
    die Kinder dabei zahlreiche, wichtige Fähigkeiten – Feinmotorik,        dortigen Zahnärzte beraten außerdem gerne zum Infektionsrisi-
    Koordination, Körpergefühl, Toleranz, Ordnung, Konzentrati-             ko beim Zähneputzen.

                                                                                                           Ihren
                                                                                               Kleinanzeigen-Auftrag
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In den Zahnärztlichen Nachrichten, Ausga-
                                                                                    Gewerbering West 27, 39240 Calbe (Saale)
be 6 / 2020, stand auf S. 10 im Bericht aus der
                                                                                     Telefon (039291) 428-34, E-Mail: info@
Vertreterversammlung der KZV, "im ersten
                                                                                                 cunodruck.de
Halbjahr 2020 habe es bislang 33 Zulassungsbe-
endigungen in Stadt und Land gegeben, davon
                                                                                                  Für August 2020
blieben 20 und damit knapp zwei Drittel ohne
                                                                                        ist Einsendeschluss am 31. Juli 2020.
Nachfolger". Richtig ist natürlich, es blieben
damit rund zwei Drittel ohne Nachfolger. Die
Redaktion bittet, den Fehler zu entschuldigen.

                                                                     15
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