Tu was! - (Alltags-)Rassismus begegnen - Setze ein Zeichen! werde aktiv!
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
(Alltags-)Rassismus begegnen Methodenkatalog zur antirassistischen Bildungsarbeit Tu was! Setze ein Zeichen! werde aktiv!
2 Inhaltsverzeichnis 3 Seite Danksagung 4 Seite A Vorwort 6 Exkurs Entstehungsgeschichte der Sinti-Siedlungen in Freiburg 64 B Einführungs-Übung „Bushaltestelle“ 10 G Workshop „Antiziganismus“ 66 1. Übung "Kurzfilm" 68 C Workshop „Gesellschaft begreifen“ 12 2. Übung "Porajmos" 70 1. Übung "Wer bin ich?" 13 2. Übung "Chancengleichheit" 16 H Weitere Übungen zum Thema „Antiziganismus“ 74 3. Übung "Informationsweitergabe" 20 1. Übung "Positionsbarometer" 75 2. Übung "Zeitstrahl" 77 D Workshop „Empowerment“ 24 1. Übung "Bilderrätsel" 26 I Feedback-Übung „Zielscheibe“ 82 2. Übung "Parolen Paroli bieten" 29 3. Übung "Die Nein-Sager*innen" 31 J Arbeitsmaterialien 86 4. Übung "Meine Bezugsgruppe" 33 E Workshop „Anti-Rassismus“ 35 1. Übung "Was sehe ich?" 36 2. Übung "Die Menschenrechte" 38 3. Übung "Fantasiereise" 43 4. Übung "Das Apfelspiel" 46 5. Übung "Die Bahnfahrt" 48 F Workshop „antimuslimischer Rassismus“ 52 1. Übung "Je m'appelle Mohammad" 54 2. Übung "Mein Stück Stoff" 57 3. Übung "Die 5 empowerndsten Momente für Muslime in 2017" 60
4 Danksagung Notizen Eine Arbeit in solchem Umfang wäre ohne die Unterstützung, Hilfe und Inspiration vieler verschiedener Kolleg*innen, Kooperationspartner*innen und Einrichtungen nicht mög- lich gewesen. Wir bedanken uns bei - Unseren Einrichtungen (dem Kinder und Jugend im K.I.O.S.K. e.V. Rieselfeld, der Mobilen Jugendarbeit Weingarten-Ost und dem Kinder- und Jugendzentrum Weingarten) für die Bereitstellung der Ressourcen, um diesen Methodenkatalog ent- wickeln zu können - Dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Stadt Freiburg, die im Rahmen des Programms „Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsext- remismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ Fördergelder für dieses Projekt bereit- gestellt haben - Den Jugendlichen unserer Einrichtungen für die vielen Rückmeldungen im Entstehungsprozess des Methodenkatalogs - Joachim Maier für Grafik und Layout - Der „Alte Feuerwache e.V. Jugendbildungsstätte Kaubstraße“ für die Bereitstellung der vielen Materialien und dafür, dass wir sie in diesem Methodenkatalog verwenden und verbreiten dürfen. Wir möchten besonders Kerem Atasever für die konstruktiven Rückmeldungen und die sehr freundliche Unterstützung danken - Sabine Allwinn und Peter Frank für die kollegiale Beratung im Entstehungsprozess
6 A Vorwort 7 Dieser Methodenkatalog wurde von Ressentiments, die die Jugendlichen ge- Zielsetzung Praktische Einführung Samson Woldu (Kinder- und Jugend im gen andere konstruierte Gruppen haben, Das Ziel der Workshops sollte sein, bei den Da dieser Methodenkatalog sensible The- K.I.O.S.K. e.V. Rieselfeld), Muriel Thimm entgegenwirken. Jugendlichen ein Verständnis und Hinter- men aufgreift, sollte auf Verschiedenes ge- (Kinder- und Jugendzentrum Weingarten) fragen von diskriminierendem Verhalten zu achtet werden: und Tamara Mrad (Mobilen Jugendarbeit Schwierig war die Entscheidung ob Antise- entwickeln. Hierbei sollte ein Fokus darauf Weingarten-Ost) entwickelt. mitismus als weiterer Themenschwerpunkt gerichtet werden, was gruppenbezogene - Es sollte im Vorfeld überlegt werden, ob in den Methodenkatalog mitaufgenommen „Menschenfeindlichkeit“ und Diskriminie- es sinnvoller ist, eine zweite Anleitung Anlass dafür waren wiederholte Schilde- werden soll. Gerade die neusten Ereig- rungsmechanismen bewirken und dass dazu zu nehmen oder ob die Übungen rungen von Jugendlichen über erlebte nisse, die Übergriffe auf Kippa-tragende diese reflektiert werden sollten. Dabei soll- auch gut allein anzuleiten sind. Das Rassismus- oder Diskriminierungserfah- Männer in Berlin (Stand Juni 2018), zei- ten Lernprozesse unterstützt und angeregt hängt von unterschiedlichen Faktoren rungen. Die Settings, in denen Jugendli- gen, dass Antisemitismus in Deutschland und somit die Handlungsfähigkeit erweitert ab, z. B. wie gut man die Gruppe kennt. che von ihren Erfahrungen erzählten, wa- nach wie vor verbreitet ist. Da wir derzeit werden. Außerdem sollte eine Sensibili- Ist es eine lebhafte Gruppe, entsteht ren unterschiedlich, jedoch immer in einem in unserer Arbeit keine antisemitischen sierung gegenüber verschiedenen Arten schnell eine Dynamik, die man besser geschützten Rahmen, wie der Einzelfallhil- Äußerungen wahrnehmen, haben wir uns von Diskriminierung vermittelt werden, die zu zweit auffangen kann. Es gibt Metho- fe oder bei Cliquentreffen. Durch Gesprä- dagegen entschieden und den Fokus auf Dekonstruktion von Vorurteilen, die Förde- den, bei welchen man die Gruppen gut che mit den Jugendlichen konnte in Erfah- die Themen gelegt, die zurzeit dominieren. rung von Selbstreflexion und das Schärfen aufteilen kann. rung gebracht werden, dass diese selten Der Schwerpunkt liegt auf Workshops zu eines kritischen Urteilsvermögens. die Möglichkeit haben, ihre Erfahrungen zu Diskriminierungskategorien, von denen die - Die Altersangaben sollten als Empfeh- thematisieren. Weder in der Schule, noch Jugendlichen selbst betroffen sind, so dass lung angesehen werden und nicht als im Elternhaus oder Freundeskreis bietet sie die Möglichkeit haben über ihre Erfah- Zielgruppe fester Grundsatz. Bitte prüfen Sie selbst, sich ein passender Rahmen solche The- rungen zu sprechen. Das bedeutet keine Die Workshops sind sowohl für Jugendli- wo die Teilnehmer*innen stehen, damit men anzusprechen. Gleichzeitig besteht Entscheidung GEGEN einen Workshop che in der Offenen Kinder- und Jugend- Methoden nicht über-, aber auch nicht ein großer Bedarf, da die Erfahrungen oft mit Schwerpunkt Antisemitismus, son- arbeit, als auch im schulischen Kontext unterfordern. Sonst kann es schnell zu belasten und – durch das wenige Wissen dern eine Entscheidung FÜR Workshops geeignet. Die Durchführung ist auch mit er- Unmut und Störungen bei den Übungen über die Zusammenhänge von Rassismus mit den oben genannten Themenschwer- wachsenen Teilnehmer*innen in verschie- kommen. und Diskriminierung – für die Jugendlichen punkten. Da Antisemitismus als Thema in denen Kontexten möglich. schwer einzuschätzen sind. Gerade All- der Jugendarbeit immer wieder eine Rolle - Nicht alle Workshops setzen dasselbe tagsrassismus wird zu wenig Stellenwert spielt, ist es möglich, verschiedene Übun- voraus. So ist beispielsweise der „Em- eingeräumt und oftmals – auch von Päda- gen so umzuschreiben, dass der Schwer- powerment-Workshop“ für Gruppen aus- gog*innen – heruntergespielt. punkt auf Antisemitismus gelegt werden gelegt, welche sich gut kennen. Manche kann. Methoden sind darauf ausgelegt, dass Dieser Methodenkatalog stellt verschie- eigene Erfahrungen Platz finden, dies dene Workshops vor, die sowohl einen setzt einen geschützten Rahmen voraus. Rahmen in der Offenen Kinder- und Ju- Andere Methoden können jedoch sehr gendarbeit, als auch im schulischen Kon- gut auch in offeneren Kontexten stattfin- text, bieten um über Themen wie Rassis- den. Hilfreich ist es immer, wenn Teilneh- mus und Diskriminierung zu sprechen. Die mer*innen sich schon kennen und eine Workshops befassen sich mit den Themen gewisse Beziehung zueinander besteht. Antiziganismus, antimuslimischer Rassis- Andere Übungen können als Impuls an- mus, Anti-Rassismus, Empowerment und gesehen werden, um allgemein in ver- Gesellschaft begreifen und setzten an un- schiedene Diskussionen einzusteigen. serer aktuellen Arbeit an. Sie sollen den Hier kann es auch spannend sein, wenn Jugendlichen Raum geben eigene Ras- Teilnehmer*innen mit sehr unterschiedli- sismus- und Diskriminierungserfahrungen chem Hintergrund(-wissen) in Methoden anzusprechen, sollen ihnen helfen, mit die- einsteigen. Wichtig ist es in verschiede- sen Erfahrungen umzugehen oder sollen nen Settings jedoch, als Anleitung darauf
8 Notizen zu achten, dass niemand etwas preisge- - Wichtig ist es für eine Anleitung, ein ben muss, was er*sie nicht will. Treffen individuell an den Interessen und Be- Teilnehmer*innen in einem Workshop dürfnissen der Teilnehmenden ausge- aufeinander, sollte immer sensibel auf richteten Workshop zu konzipieren. Im Gruppendynamiken geachtet werden Zentrum der konkreten inhaltlichen Ge- und genügend Zeit für die Kennenlern- staltung sollten Fragen der Interessen phase (beispielsweise mit Kennenlern- und Visionen der Teilnehmer*innen und spielen) gegeben werden. Bei ALLEN die freiwillige Partizipation (gerade im vorgegebenen Methoden sollte somit im Rahmen der Offenen Kinder- und Ju- Vorfeld immer überlegt werden, wie ver- gendarbeit) stehen. Zur Stärkung der traut Teilnehmer*innen miteinander sein aktiven Beteiligung und kooperativen sollten. Gestaltung sollten die Übungen einen spielerischen, explorativen und aktiven - Die Workshops sind detailliert beschrie- Zugang zum Thema bieten. Im schuli- ben, sodass die Anleitung eigenständig schen Kontext sollten die Anwendungen die Inputs anleiten und die Diskussionen der Methoden nicht mit der Erzielung führen kann. Dies war uns wichtig, da bestimmter Noten verbunden sein. Die durch die Anleitung eine bereits bekann- Anwendung empfiehlt sich hier im Rah- te Person mit den Teilnehmer*innen ar- men von Projektwochen oder -tagen beitet und somit ein vertrauter Rahmen oder in bestimmten Unterrichtsfächern. nicht durch eine externe Anleitung „un- terbrochen“ wird. - Das Hintergrundwissen, das in Form von Merkblättern verschiedenen Work- shops beigefügt wurde, kann von der Anleitung genutzt werden, um sich auf mögliche Fragen gut vorzubereiten. - Die Workshops sind jeweils auf 90 Mi- nuten ausgelegt. 90 Minuten erschienen uns passend, da 2 Stunden aus Erfah- rungen bei anderen Projekten häufig eine zu lange Zeitspanne darstellen. Die Konzentration der Teilnehmer*innen kann oft nicht so lange aufrechterhal- ten werden. 90 Minuten können zudem auch gut als eine Unterrichtseinheit im Schulkontext stattfinden. Will man im offenen Kontext einen Workshop durch- führen, können 90 Minuten auch schon zu lang sein, hier sollte überlegt werden, manche Methoden zu streichen oder den Workshop in verschiedenen Treffen einzubringen.
10 11 0B Einführungs-Übung „Bushaltestelle“1 Notizen Kennenlernen der Gruppe, Vorkenntnisse erfragen, Themeneinstieg, Ziel der Übung anfänglicher Zurückhaltung, Müdigkeit oder Lustlosigkeit entgegenwirken. Zeit 15 Minuten Materialien Stühle Gruppengröße Variabel aber mindestens 5-6 Teilnehmer*innen Alter Empfohlen ab 10 Jahren Ablauf: Varianten: Die Übung „Bushaltestelle“ eignet sich gut, Jede*r Teilnehmer*in, der*die aufsteht, um da hier schon inhaltlich in die Thematik sich einen neuen Platz zu suchen, muss eingestiegen werden kann. Die Teilneh- dabei laut seinen*ihren Namen rufen. Es mer*innen sitzen im Stuhlkreis. In der Mitte kann z. B. auch noch die Regel eingeführt sitzt die Anleitung und führt in die Spielre- werden, dass die Aussage immer auch auf geln ein: den*die Busfahrer*in zutreffen muss. Wenn die Anleitung in der Mitte steht, kann sie be- Alle Teilnehmenden sind Mitfahrer*innen reits erste thematische Fragen stellen. in einem Bus. Die Person in der Mitte ist der*die Busfahrer*in und sagt die Statio- Tipp: nen an: „An der nächsten Bushaltestelle Um in die Mitte zu gelangen, kann die Anlei- steigen alle diejenigen aus, die …!“ Die- tung bewusst langsamer spielen oder die frei- se Formel wird von dem*der Busfahrer*in en Stühle „übersehen“. So ist es möglich, im Rahmen eines spielerischen Ablaufs bereits in durch Aussagen ergänzt, die sich auf Inter- das Thema einzusteigen. essen, Vorlieben, Hobbys etc. oder auf das Workshopthema beziehen (s. u.). Dabei Mögliche thematische Fragen: gilt die Regel, dass sichtbare Äußerlichkei- An der nächsten Bushaltestelle steigen ten nicht genannt werden dürfen (z. B. … alle diejenigen aus, die … wer eine blaue Hose anhat). ► Eine*n Freund*in haben, der*die zu Hause eine andere Sprache spricht als Alle Teilnehmenden, auf die das Genannte in der Schule! zutrifft, springen auf und suchen sich einen ► sich schon einmal diskriminiert gefühlt neuen Sitzplatz. Sie dürfen aber nicht ein- haben! fach nur mit dem*der Nachbar*in tauschen, ► schon einmal ausgegrenzt wurden! sondern sollen mindestens zwei Stühle ► Schon einmal in einer NS-Gedenkstätte weiter Platz nehmen. Auch die in der Mitte waren! stehende Person sucht sich schnellstmög- ► ... lich einen Stuhl, d.h., dass ein*e Teilneh- mer*in keinen Platz mehr finden und in der Quellen: nächsten Runde der*die Busfahrer*in wird. Alte Feuerwache e.V. Jugendbildungsstätte Kaubstraße (Hg.): Methodenhandbuch zum The- ma Antiziganismus - Für die schulische und au- ßerschulische Bildungsarbeit, 2. überarbeitete und aktualisierte Ausgabe, 2014, UNRAST-Verlag, Münster. 1 Übung angelehnt an Alte Feuerwache e. V. 2014, S. 50
12 1 2C Workshop "Gesellschaft begreifen" 1. Übung "Wer bin ich?"1 3 Mit diesem thematischen Schwerpunkt zu „Gesellschaft begreifen“ soll erreicht werden, Den Teilnehmer*innen soll aufgezeigt werden, dass man bei Mitmenschen dass Jugendliche die Basis des Zusammenlebens einmal genauer betrachten. immer gewisse Eigenschaften wahrnimmt und auf diese individuell reagiert. Durch verschiedene Inputs soll es den Teilnehmer*innen erleichtert werden, sich über Man selbst wird damit konfrontiert, dass sich Mitmenschen auf gewisse Ziel der Übung Chancengleichheit, individuelle Bedarfe im Kollektiv und Rollenbilder auszutauschen, Eigenschaften beziehen und nicht jeder Mensch gleich behandelt wird. indem (Gesellschafts-)Strukturen sichtbar gemacht werden. Durch dieses Spiel ist ein Perspektivwechsel möglich, da sich die Teilneh- Auch die Entstehung von „Fakten“ und die Weitergabe von Geschichten/Situationsbe- mer*innen in fremde Rollen einfühlen müssen. schreibungen – zum Beispiel durch die Medien – werden spielerisch veranschaulicht. Zeit 15 Minuten Spiel, 10 Minuten Auswertung Rollenzettel (siehe Anhang, Seite 14), Kreppband o.ä., um die Rollenzettel Durch die verschiedenen Methoden und deren Auswertungen mit Raum für Diskussion Materialien an der Stirn der Teilnehmenden zu befestigen soll aufgezeigt werden, dass man Systeme und Kategoriedenken nicht einfach hinneh- Variable Gruppengröße, min. 3 Personen; bei einer Gruppe über 14 Teil- men muss und Partizipation gestärkt werden kann. nehmer*innen sollte man die Gruppe aufteilen oder im Vorfeld selbst noch Gruppengröße mehr Rollen sammeln, sodass jede Person eine eigene Rollenzuschrei- bung bekommt (keine Doppelungen von Rollen). Alter Empfohlen ab 10 Jahren gs- Ablauf: Tipp: z u B eg in n ei n Einführun Die Teilnehmer*innen bekommen einen 1. es sollten nicht zu viele Aufgaben gege- ggf. sollte ei n en niedersch welli- ben werden, es reicht eine, maximal soll- eh en , u m hen Zettel auf die Stirn mit einer bestimmten spiel st h em a zu ermöglic ten 3 Aufgabenstellungen angeleitet wer- in s T Rollenzuschreibung/Eigenschaft/Persön- gen Einstieg B u shaltestelle “, den. Es ist wichtig, Zeit zum „Spiel“ zu la g : „D ie lichkeitsbeschreibung. Der Zettel darf von -> Vorsch geben, sodass man mit unterschiedlichen Seite 10 ne der Person selbst nicht gelesen werden. er s t en Ü b ung sollte ei Nun verteilen sich alle Teilnehmer*innen im Teilnehmer*innen zur selben Aufgabe ins Vor dieser d e stattfinden , in Gespräch kommt. u n g s r u n Raum. Die Anleitung wird nun verschiedene Begrüß Rahmen 2. Bei der Auswertung sollte mit einer Person c h er d ie A n leitung den kurz Aufgaben anmoderieren, und die Teilneh- begonnen werden, die eine eher schwache wel s h o p s u n d den Verlauf mer*innen müssen sich entsprechend den des Wor k Rolle hatte. aufzeigt Zetteln den Personen gegenüber verhalten. 3. Nachdem der aktive Spielpart vorbei ist, sollte man als Anleitung den Teilnehmer*in- Die erste Aufgabe lautet „Bitte begrüßt nen kurz Zeit geben, die Rolle zu verlassen, euch nun entsprechend den Rollen- z. B. mit dem Satz „Jetzt schüttelt euch karten!“. Nun lässt man das Spiel etwas kurz und verlasst eure Rolle und kommt wieder als ihr selbst in die Runde, damit laufen, bis viele Kontakte entstanden sind wir über das Spiel und das Erlebte spre- (man sollte mit verschiedenen Personen chen können“. in Kontakt kommen). Danach gibt man die Aufgabe „Unterhaltet euch mit verschie- Einstieg der Auswertung: 1. Frage: denen Personen über das Wetter.“ Nun „Was glaubt ihr, welche Rolle ihr hattet?“ kann man das Spiel langsam ausklingen lassen oder – bei Bedarf – noch eine dritte Mögliche Anschlussfragen: Aufgabe geben. Diese könnte zum Beispiel „Wie habt ihr euch in eurer Rolle gefühlt?“ sein: „Fragt Andere nach der Uhrzeit.“ „Wie hättet ihr selbst auf eure Rolle re- agiert?“ „Fandest du das Verhalten der Am Ende kommen alle zusammen und je- Anderen in Bezug auf deine Rolle eine an- gemessene Reaktion?“ „Hat sich dein Ver- der versucht zu erraten, was wohl auf sei- halten verändert, als die Teilnehmer*innen nem eigenen Zettel gestanden haben mag. auf dich so reagiert haben?“ 1 Die Methode ist angelehnt an: DBG-Bildungswerk Thüringen e. V.: „Bausteine zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit. Aufkleber“, unter: http://baustein.dgb-bwt.de/PDF/C1-Aufkleber.pdf (abgerufen am 11. Juni 2018).
1 4 Notizen Anhang: Rollenzettel (Kopiervorlage) Mögliche Rollen/Eigenschaften/Persönlichkeitsbeschreibungen könnten sein: Bester Freund arrogant Chef blind Außenseiter versteht und spricht kein deutsch Berühmtheit sympathisch wirkt verärgert streng taub Pfarrer Tourist gestresst (die Karten können je nach Themenschwerpunkt des Workshops ausgewählt und auch verändert werden)
1 1 6 2. Übung „Chancengleichheit?“1 7 Symbolisch wird in dieser Übung aufgezeigt, dass nicht jeder Mensch die Tipp: gleichen Chancen hat. Hier kann auch eine Diskussion angeleitet wer- Am Anfang sollte die Anleitung darauf hinwei- Es wird gemeinsam eine Perspektive entwi- den zum Thema „Welche (Entfaltungs-) Möglichkeiten gibt es, obwohl die sen, dass es hierbei nicht um ein Wissensquiz ckelt, in welcher Sachverhalte nicht einfach Voraussetzungen nicht bei allen gleich sind?“ Durch eine begleitete Aus- geht, bei welchem man die Gesetze genau hingenommen werden, sondern gemeinsam wertung kann das Thema Partizipation stärker in den Fokus genommen kennen muss. Vielmehr sollte es darum gehen, nach Veränderungsmöglichkeiten gesucht werden. ob man selbst – in der Rolle – das Gefühl hat, wird, indem man immer wieder als Anleitung Ziel der Übung man könne eine bestimmte Sache tun oder fragen kann, was es für alternative Handlungs- Die Teilnehmer*innen erleben einen Perspektivwechsel, indem sie sich in nicht tun. Ggf. kann man nach dem Spiel noch möglichkeiten gäbe. andere Rollen einfühlen müssen. genauere Fakten zu bestimmten Fragen geben (oder gemeinsam mit den Teilnehmer*innen Hier ist es wichtig, sich als Anleitung bewusst Konkurrenz und ungleiche Verteilung von Rechten und Chancen wird the- Informationen herausfinden, z. B. Wahlrecht, zu machen, was veränderbar ist und was (z. matisiert. Vergütung in bestimmten Berufsgruppen,…), B. durch strukturelle/politische Vorgaben) nicht falls konkrete Fragen im Verlauf des Spieles veränderbar ist. Beides kann in der Diskus- Zeit 45 Minuten bei den Teilnehmer*innen aufkommen. sion angesprochen werden, jedoch auf un- Rollenzettel (siehe Anhang, Seite 18) terschiedliche Weise. Wenn Veränderungen Materialien Und auch hier nochmals der Tipp: möglich sind, sollte die Anleitung konkret fra- Spielfragen Nachdem der aktive Spielpart vorbei ist, sollte gen „Welches Verhalten wäre besser gewe- Variable Gruppengröße; bei einer großen Gruppe können Rollen auch Gruppengröße man als Anleitung den Teilnehmer*innen kurz sen? Was hätte man tun können? Was kann mehrfach vergeben werden. Zeit geben, die Rolle zu verlassen, z. B. mit man sagen, wenn man eine solche Situati- Alter Empfohlen ab 14 Jahren dem Satz „Jetzt schüttelt euch kurz und on mitbekommt?“. Wenn jedoch Situationen verlasst eure Rolle und kommt wieder als nicht verändert werden können, da z. B. Ge- ihr selbst in die Runde, damit wir über das setze vorliegen, die bestimmte Möglichkeiten Ablauf: Spiel und das Erlebte sprechen können“. ausschließen, sollte die Anleitung eher ent- Die Teilnehmer*innen stellen sich nebenei- Insgesamt werden 8 Fragen gestellt. weder hypothetisch fragen, z. B.: „Die Geset- nander auf und allen wird ein Rollenkärt- Am Ende werden die Teilnehmer*innen an Alle Teilnehmer*innen werden am Ende ge- ze sind in Deutschland so, dass nicht alle chen gegeben. Nun benötigt es ca. 3 Minu- sehr unterschiedlichen Punkten auf der fragt, welche Rolle sie hatten, wie sie sich Menschen wählen gehen können, wenn wir fühlten, ob sie oft in der Lage waren eine jedoch Gesetze einfach verändern dürften, ten Zeit, damit alle sich der eigenen Rolle „Skala“ stehen – nun geht es darum auf- Frage mit JA zu beantworten. was würdet ihr tun?“ oder niederschwellig bewusst werden können – bei Unklarhei- zulösen, wer welche Rolle hatte und wie fragen, wie man sich politisch einbringen kann, ten kann die Anleitung hinzugezogen und er*sie sich dabei gefühlt hat. Dann wird gefragt, welche Frage besonders um Druck auszuüben, damit Situationen nicht gefragt werden. im Gedächtnis blieb und wieso. einfach hingenommen werden müssen, z. B. ! Petitionen, alternative Wahlprojekte, um Men- Nun beginnt das Spiel: die Anleitung stellt Danach kann in eine Diskussion eingestiegen schen ohne Wahlberechtigung eine Möglich- nun einige Fragen. Haben Teilnehmer*in- werden, was man verändern müsste, damit keit zum Wählen zu geben etc. – hier kann die nen das Gefühl, sie könnten in der Rolle Hinweis: Personen weiter nach vorne gehen können. Gruppe kreativ werden! diese Frage mit JA beantworten, sollen sie Das Spiel ist für große Räume – Hier kann Partizipation gefördert werden, einen Schritt nach vorne gehen. Hier geht ausgelegt. indem man die Diskussion auf Alltagsfragen es nicht um eine Wissensabfrage, sondern Wenn wenig Platz zur Verfügung lenkt - z. B. „Kennt ihr Beispiele aus eurem eigenen Leben, wo Menschen nicht … tun die Teilnehmer*innen sollen für sich in der steht, sollte man die Schritte an die konnten?“ „Habt ihr schon einmal eine sol- Rolle selbst entscheiden, ob man glaubt, räumlichen Gegebenheiten anpas- che Situation erlebt wie in Frage X gestellt dass man die Frage mit JA beantworten sen (z.B. nur sehr kleine Schritte wurde?“ „Wie haben Passant*innen/Mit- kann. Kann man es mit NEIN beantworten, machen). menschen in der Situation reagiert?“ „Hät- bleibt man stehen. te man in der Situation etwas verändern können, damit es für die Person einfacher gewesen wäre?“ und so weiter. 1 Die Methode ist angelehnt an: DBG-Bildungswerk Thüringen e. V.: „Bausteine zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit. Wie im richti- gen Leben“, unter: http://www.baustein.dgb-bwt.de/PDF/B3-ImRichtigenLeben.pdf (abgerufen am 11. Juni 2018).
1 8 Notizen Spielfragen: - Kannst du offen und ohne Probleme deine Religion frei leben? - Kannst du davon ausgehen, dass du auf öffentlichen Plätzen nicht diskriminiert wirst? - Kannst du finanziell ohne Probleme jährlich mindestens ein Mal in den Urlaub fahren? - Kannst du deinen Partner*deine Partnerin auf der Straße küssen, ohne eine (schwierige) Reaktion von Fremden auszulösen? - Kannst du davon ausgehen, dass die Polizei dich fair behandelt, wenn du einen Diebstahl auf dem Revier anzeigen willst? - Kommst du ohne Probleme in jede Disco rein? - Kannst du wählen gehen? - Kannst du wohnen, wo du möchtest? Anhang: Rollenzettel (Kopiervorlage) Eine 35-jährige, unverheiratete deutsche Krankenschwester, hat ein Kind. Eine 40-jährige schwarze Deutsche, Lehrerin, 2 Kinder aus erster Ehe, verheiratet mit einer Frau. Eine 23-jährige Einzelhandelskauffrau, türkischer Herkunft, kopftuchtragende Muslimin, unverheiratet. Ein 18-jähriger marokkanischer Hilfsarbeiter, mit Hauptschulabschluss, unverheiratet. Eine 20-jährige Schwangere im Mutterschutz, deutsch, HIV-positiv, unverheiratet. Eine 17-jährige Abiturientin, deutsch, unverheiratet, sitzt im Rollstuhl. Ein 50-jähriger Bankangestellter, spanischer Herkunft, 4 Kinder, verheiratet. Ein 30-jähriger Deutscher, spielsüchtig, Beruf: Elektriker. Ein 46-jähriger kurdischer Besitzer eines Dönerimbisses, 2 Kinder. Ein 17-jähriger Tischlerei-Azubi, deutscher Herkunft, verlobt. Ein 26-jähriger Mann, vor einem Monat allein von Ghana nach Deutsch- land geflohen, ist verheiratet, 3 Kinder.
2 2 0 3. Übung „Informationsweitergabe“1 1 Die Teilnehmer*innen sollen erfahren, wie schnell es (unfreiwillig) Fal- Anhang: Beispieltext Ziel der Übung schmeldungen geben kann und wie schnell sich „falsche Wahrheiten“ verbreiten. Zeit 20 Minuten In der Nähe von München, in einem kleinen Vorort, steigt Mohammed in Ein Fall (der Text kann auf den Schwerpunkt des Workshops angepasst einen sehr vollen Bus, der in die Stadt fahren soll. Da es heute regnet, ha- werden) Materialien ben sich viele dazu entschieden, den Bus zu nehmen. Neben Mohammed Beispieltext (siehe Anhang, Seite 21) drängt sich noch eine ältere Dame in den Bus und lächelt ihn freundlich und Min. 3 Teilnehmer*innen (einer Person wird der Text vorgelesen, mindes- entschuldigend an, als sie aus Versehen gegen seinen Arm rempelt. Gerade tens 2 Personen/alle anderen Personen aus der Gruppe kommen nachei- als der Bus losfahren will, steigt eine Jugendgruppe hinzu, es sind ca. 4-6 Gruppengröße nander in den Raum), je mehr Teilnehmer*innen, desto wahrscheinlicher werden die Fakten im Text nach und nach – unbeabsichtigt – „verfälscht“. Jugendliche, die mit ihren Schultaschen Probleme haben, noch in den Bus Alter Empfohlen ab 12 Jahren zu kommen. Als der Bus losfährt, schimpft ein Mann mittleren Alters: „Wenn ich so jung wäre wie ihr, würde ich laufen!“. Daraufhin entgegnet eine Frau mit Kinderwagen: „Das haben ja zum Glück nicht Sie zu entscheiden, wer mit Ablauf: - Wie viele Jugendliche gehörten zu der dem Bus fahren darf.“ Mohammed hört dem Gespräch zu, als plötzlich die äl- Mindestens 2 Teilnehmer*innen verlassen Gruppe? tere Dame neben ihm ruft: „Meine Tasche ist weg!“. Ihr Blick fällt auf Moham- den Raum. Eine oder mehrere Personen - Wie war das Wetter? (je nachdem wieviel Zeit man hat) bleiben - Kannten sich Mohammed und die ande- med, da er am nächsten zu ihr steht. Mohammed ist es unangenehm, da nun im Zimmer. Den Personen im Zimmer wird ren Jugendlichen? immer mehr Augen auf ihn gerichtet sind. Also schaut er beschämt auf den ein Fall vorgelesen. Die Teilnehmer*innen Boden. Dort entdeckt er die Handtasche der Dame. Sie muss sie vermutlich kommen nacheinander in den Raum zu- Danach wird der Text der gesamten Grup- fallen gelassen haben. Schnell bückt sich Mohammed und reicht der Dame rück, ihnen wird nun die Geschichte von pe noch einmal vorgelesen und die Fragen den Teilnehmer*innen, welche sie vorge- werden jetzt nochmal gemeinsam beant- die Handtasche. Nun ist es ihr sichtlich unangenehm, nicht selbst zualler- lesen bekamen, in eigenen Worten nach- wortet. Wurde alles richtig wiedergege- erst auf dem Boden nachgesehen zu haben. Der Bus hält und Mohammed erzählt. Der Reihe nach erzählt immer die ben? zwängt sich nach draußen. Beim Aussteigen hört er noch, wie die Dame ihm ! Person die Geschichte, welche sie als letz- ein „Dankeschön!“ hinterher ruft. te selbst erfahren hat. Wie viel subjektive Wahrnehmung steckt in der Wirklichkeit? Hinweis: Einstiegsfragen für die Auswertung (diese Erst vorlesen nachdem die Auswer- sollten von der letzten Person beantwortet tungsfragen von der Gruppe beant- werden, welcher der Text erzählt wurde. wortet wurden, sonst funktioniert Ein Vorsch lag für ein methode a eF Bei großen Gruppen kann man mehrere die Übung nicht! m Ende des eedback- Personen nehmen, welche am Ende der befindet s Workshop ich auf Se s >„Die Ziels ite 82 Nachrichtenkette standen): cheibe“. Die Teilnehmer*innen können nun gefragt Nach der letzten Üb - Welche Rollen sind alle im Text beteiligt? werden, ob sie selbst davor gedacht ha- eine Verab ung sollt schiedung e - Was ruft der Mann bzgl. den Jugend- ben, dass es so schwer ist, Gehörtes in ei- in welche stattfinde r die Anleit n, lichen? genen Worten weiterzugeben. Ggf. gibt es sammenfa ung kurz sst, was n z u- und wie m un stattfa - Sagt die ältere Dame, dass sie glaubt, Mo- auch Beispiele aus dem eigenen Leben? an ausein nd ander geh hammed hätte ihre Tasche gestohlen?/ Auch die Medienberichterstattung kann t. Beschuldigt sie ihn? hier als Stichwort für Diskussionen dienen. - Wie verhält sich die Jugendgruppe, als die Tasche gesucht wird? 1 Die Methode ist angelehnt an: DBG-Bildungswerk Thüringen e. V.: „Bausteine zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit. Wahrneh- mung und Informationsweitergabe“, unter: http://baustein.dgb-bwt.de/PDF/C1-Wahrnehmung.pdf (abgerufen am 11. Juni 2018).
2 2 Notizen Quellen: 1 DBG-Bildungswerk Thüringen e.V.: „Bausteine zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit. Aufkleber“, unter: http://baustein.dgb-bwt.de/PDF/C1-Aufkleber.pdf (abgerufen am 11. Juni 2018). 2 DBG-Bildungswerk Thüringen e.V.: „Bausteine zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit. Wie im richtigen Leben“, unter: http://www.baustein.dgb-bwt.de/PDF/B3-ImRichtigenLeben.pdf (abgerufen am 11. Juni 2018). 3 DBG-Bildungswerk Thüringen e.V.: „Bausteine zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit. Wahrnehmung und Informations- weitergabe“, unter: http://baustein.dgb-bwt.de/PDF/C1-Wahrnehmung.pdf (abgerufen am 11. Juni 2018).
2 2 4 D Workshop "Empowerment" 5 In diesem Workshop liegt der thematische Schwerpunkt auf „Empowerment“. Jugendliche sollen die Möglichkeit haben, Diskriminierungserfahrungen anzusprechen und Strategien im Umgang mit Diskriminierung zu erlernen. Gefühle von Machtlosigkeit sollen überwunden, eigene Ressourcen erkannt werden. ! en, ü h r u n g s spiel steh in Einf ma zu s o l lt e z u Beginn e en Einstieg ins The “, ggf. ellig stelle e in e n n iederschw lag: „Die Bushalte Anmerkung: um rsch hen -> Vo Da dieser Workshop die Möglichkeit geben soll, eigene Diskriminierungserfah- ermöglic e B e grüßung s- sollt e e in rungen anzusprechen und in Übungen Strategien im Umgang mit verletzenden Seite 10 s t en Übung er die Anleitung d en s e r e r Aussagen erlernt werden, ist es eine Voraussetzung, dass ein sensibles und Vor die welch urz d e s ta t t finden, in und den Verlauf k wertschätzendes Setting herrscht. Die Gruppe sollte nicht zu groß sein, sich un- run hops a h m e n d es Works tereinander kennen und einen wertschätzenden Umgang miteinander haben. Es R bietet sich an mit Cliquen zu arbeiten. Sollte ein derartiges Setting nicht gegeben aufzeigt sein, ist von einer Durchführung abzuraten. Stattdessen können andere Work- shops durchgeführt werden, diese sind auch für Gruppen, die sich nicht gut ken- nen oder für größere Gruppen geeignet. Merkblatt Diskriminierung Es gibt verschiedene Definitionen des viel- Aus juristischer Perspektive wird Diskrimi- schichtigen Phänomens Diskriminierung. nierung „als ungleiche Behandlung ohne Aus soziologischer Sicht spricht man von sachlichen Grund oder als Herabwürdi- Diskriminierung, wenn sich für Akteure gung wegen eines wesentlichen, nicht oder nachteilige Folgen durch das Handeln an- nur schwer aufgebbaren Identitätsmerk- derer Akteure ergeben, da sie aufgrund mals der betreffenden Person“3 definiert. wahrgenommener ethnischer oder sozia- Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz ler Merkmale als minderwertig angesehen (AGG) verbietet in Deutschland seit 2006 werden. Sie haben in gesellschaftlichen Diskriminierung aufgrund der Merkma- Zusammenhängen beschränkte Möglich- le Geschlecht, Lebensalter, rassistische keiten, diese Beschränkung wird als „na- Zuschreibung und ethnischer Herkunft, türlich“ rechtfertigt.1 Diskriminierung kann Behinderung, sexueller Identität, Religion durch Individuen und Gruppen, als auch und Weltanschauung (§ 1 AGG). Das Dis- durch Institutionen und Strukturen erfol- kriminierungsverbot betrifft unmittelbare gen. Nicht immer liegt Diskriminierung ein und mittelbare (vermeintlich neutrale Vor- Motiv zugrunde, oft geschieht Benachtei- schriften, Kriterien oder Verfahren, die Per- ligung und Ausschluss unbewusst durch sonen in besonderer Weise benachteiligen unbedachtes Vergessen, Ignorieren oder können) Diskriminierung, belästigendes ein etabliertes Nicht-Mitdenken von Be- Verhalten (z.B. Beschimpfung) und sexu- dürfnissen, die von den eigenen abwei- elle Belästigung.4 chen. Unbewusste Diskriminierung ist oft in Strukturen, Regelungen, Gesetzen oder Organisationshandeln institutionalisiert.2 1 3 vgl. Pates/ Schmidt/ Karawanskij 2010, S. 27 ebd. S. 27 2 4 vgl. ebd. S. 29-30 vgl. ebd. S. 27
2 2 6 1. Übung "Bilderrätsel" 7 Die Jugendlichen sollen langsam an das Thema Diskriminierung herange- führt werden. Es soll ihnen gezeigt werden, dass Diskriminierung ungerecht ist und dass das Empfinden von Diskriminierung individuell ist, d.h. die Sexismus Ziel der Übung Grenzen wann etwas als diskriminierend empfunden wird, fließend sind. Die Jugendlichen lernen verschiedene Diskriminierungsformen kennen, Unklarheiten können geklärt werden. Rassismus Zeit 30 Minuten Auswahl an Fotos ( siehe Seite 86), Materialien Überschriften Diskriminierungsformen (siehe Anhang, Seite 27) Altersdiskriminierung Gruppengröße Variable Gruppengröße Alter Empfohlen ab 12 Jahren Homophobie Ablauf: In der Mitte des Raums werden mehrere Nachdem den Jugendlichen kurz Zeit ge- Fotos ausgelegt, die Diskriminierung mehr geben wurde, sich ein Foto auszusuchen, Diskriminierung des Körpers oder weniger offensichtlich darstellen. Die sollen sie nun ihr Foto beschreiben und Teilnehmer*innen sollen sich im Raum be- erklären, was sie daran ungerecht emp- wegen, sich alle Fotos anschauen und sich finden. Anschließend können die übrig dann eines anhand folgender Fragestel- gebliebenen Fotos besprochen werden: Islamophobie lung aussuchen: „Suche dir ein Bild aus, „Was könnte dieses Foto mit Ungerech- auf dem etwas Ungerechtes geschieht tigkeit zu tun haben?“ oder jemand gezeigt wird, der*die von „Empfindet jede*r Ungerechtigkeit anderen ungerecht behandelt werden gleich?“ Antisemitismus könnte und erkläre, warum du es als un- Hier kann vor allem anhand der Fotos, die gerecht empfindest.“ Diskriminierung weniger auffällig darstel- ! len, diskutiert werden. ! Anschließend führt die Anleitung den Be- Hinweis: griff „Diskriminierung“ ein (Definition siehe Es wird nach Ungerechtigkeit und Merkblatt), indem sie ihn kurz erklärt. Sie Hinweis: nicht nach Diskriminierung ge- legt Überschriften verschiedener Diskrimi- Den Teilnehmer*innen sollte erklärt fragt, da nicht vorausgesetzt wer- nierungsformen aus (siehe Seite 25) und werden, dass hier eine Auswahl den kann, dass alle Jugendlichen ordnet die Fotos gemeinsam mit den Ju- getroffen wurde, es gibt zahlreiche wissen, was Diskriminierung be- gendlichen zu. Hier kann diskutiert werden: weitere Diskriminierungsdimensi- deutet. So kann die Übung, bzw. „Spricht man von Diskriminierung, onen. Die Anleitung kann selbst- der Workshop auch mit jüngeren wenn z.B. ein übergewichtiger Mensch verständlich eine eigene Auswahl Jugendlichen durchgeführt wer- aufgrund seines Gewichts beleidigt treffen und müsste entsprechend den. Der Begriff Diskriminierung wird?“ andere oder weitere Überschriften soll später in dieser Übung erklärt anfertigen und passende Fotos werden. auswählen.
2 Notizen 2. Übung „Parolen Paroli bieten“1 9 Die Jugendlichen lernen Gegenargumente, die sie auf Diskriminierung und Beleidigung erwidern können. Sie können eigene Erlebnisse schildern – müssen dies aber nicht. So erfahren sie Selbstermächtigung. Durch das Ziel der Übung gemeinsame Suchen von Lösungsstrategien erfahren sie Gruppenzusam- menhalt und Bestärkung durch die Gruppe. Durch die praktische Übung wirkt das Erarbeitete intensiv und nachhaltig. Zeit 20 Minuten Materialien Mehrere Zettel und einen Stift, ein Plakat Gruppengröße Variable Gruppengröße Alter Empfohlen ab 12 Jahren Ablauf: Gemeinsam mit den Teilnehmer*innen wird Die Parolen werden von der Anleitung auf nach Parolen und dummen Sprüchen, die einzelne Zettel geschrieben, zusammen- Personengruppen diskriminieren, gesucht. gefaltet und anschließend an die Jugend- Das können Sprüche sein, die aktuell bzw. lichen verteilt. Die Gruppe stellt sich in ei- aus der Lebenswelt der Jugendlichen sind. nem Kreis auf, nacheinander liest jede*r Dabei können die Jugendlichen eigene Er- Teilnehmende den Spruch auf seinem*ih- lebnisse schildern, müssen dies aber nicht. rem Zettel laut vor. Der Rest der Gruppe soll nun durch einen Kontersatz darauf reagieren. Die Anleitung schreibt die Ge- ! genargumente auf einem Plakat auf und bespricht sie im Anschluss mit der Gruppe. Hinweis: Falls den Jugendliche keine oder nur wenige Parolen einfallen, wird ausdrücklich davon abgeraten, dass die Anleitung Parolen vorgibt, da so Vorurteile oder diskriminierende Aussagen, die den Jugendlichen vorher nicht bekannt waren, „beige- bracht“ werden könnten. Dies hätte einen negativen Lerneffekt. 1 Übung ist angelehnt an: DGB-Bildungswerk Thüringen e. V.: „Bausteine zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit. Aufkleber“, unter http://baustein.dgb-bwt.de/PDF/B4-Parolen.pdf (abgerufen am 21. Juni 2018).
3 Notizen 3. Übung „Die Nein-Sager*innen“1 1 Die Jugendlichen lernen Lösungsstrategien im Umgang mit Diskriminie- rung. Sie üben „Nein“ zu sagen und erfahren Selbstwirksamkeit durch ihre Ziel der Übung Standhaftigkeit. Durch die praktische Übung wirkt das Erarbeitete intensiv und nachhaltig. Zeit 15 Minuten Materialien Plakat, Stift, (Stopp-) Uhr, Beispiel-Aussagen (siehe Anhang unten) Gruppengröße Variable Gruppengröße Alter Empfohlen ab 12 Jahren ! Ablauf: Anhang: Beispiel-Aussagen Diese Übung kann bei Zeitmangel wegge- lassen werden, da sie sehr der vorherigen Übung ähnelt. Hinweis: Gemeinsam mit den Teilnehmenden wer- Falls den Jugendliche keine oder den diskriminierende Sprüche gesammelt, nur wenige diskriminierende Sprü- die entweder aus der Lebenswelt der Ju- che einfallen, wird ausdrücklich gendlichen stammen oder erfunden sind. davon abgeraten, dass die Anlei- Diese werden von der Anleitung auf einem tung derartige Sprüche vorgibt, da Plakat aufgeschrieben. Die Jugendlichen so Vorurteile oder diskriminieren- bilden nun Paare: eine Person konfrontiert de Aussagen, die den Jugendli- jeweils die andere mit einem der gesam- chen vorher nicht bekannt waren, melten Sprüchen, welcher in eine „Du fin- „beigebracht“ werden könnten. dest doch auch…“-Aussage (Beispiel-Aus- Dies hätte einen negativen Lernef- sagen siehe Anhang I) umgewandelt wird. fekt. Stattdessen können Aussa- Die konfrontierende Person soll versu- gen verwendet werden, die keine chen, ihr Gegenüber zu einer Zustimmung Gruppen diskriminieren, da es in zu bringen und kann dafür verschiedene dieser Übung darum gehen soll, Mittel einsetzen. Sie kann laut sprechen Nein-Sagen praktisch zu üben. oder schreien, ihre Mimik oder ihren Kör- perausdruck einsetzen. Das Gegenüber soll ein „Nein“ formulieren und standhaft Beispiele: bleiben. • Du findest doch auch, dass Smartpho- Die Anleitung stoppt die Zeit, jeder Spruch nes die Menschen verblöden! sollte eine Minute lang besprochen wer- • Du findest doch auch, dass Zitronen ek- den. Nach jedem Spruch wechseln die lig schmecken! Zweier-Teams die Rollen. Jedes Paar soll- • Du findest doch auch, dass Autos die te etwa 6 Sprüche diskutieren. Die Groß- Umwelt verpesten! gruppe bespricht nach der Übung, wie es • Du findest doch auch, dass Tiere nicht ist, „Nein“ zu sagen und welche Strategien in einen Zoo gehören! helfen, beim eigenen Nein zu bleiben. • Du findest doch auch, dass wieder mal eine*r hart durchgreifen muss! • … 1 Übung ist angelehnt an: vgl. DGB-Bildungswerk Thüringen e. V.: „Bausteine zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit. Aufkleber“, unter http://baustein.dgb-bwt.de/PDF/B4-NeinSager.pdf (abgerufen am 21. Juni 2018).
3 Notizen 4. Übung „Meine Bezugsgruppe“1 3 Die Jugendlichen sollen erfahren, dass sie vielen verschiedenen Gruppen gleichzeitig zugehörig sind, dass sich die Bezugsgruppen im Laufe der Zeit ändern können, unterschiedlich in ihrer Gewichtigkeit sind und dass sich Ziel der Übung Gruppen gegenseitig nicht ausschließen müssen (beispielsweise kann man sich gleichzeitig als Deutsche*r und als Ausländer*in zugehörig fühlen). Es gibt auch Gruppen, zu denen man von außen zugehörig „gemacht“ wird, sich aber gleichzeitig nicht zugehörig fühlt (Fremdzuschreibung). 25 Minuten: 10 Minuten Einzelarbeit, 5 Minuten Zweier-Gespräch, Zeit 10 Minuten Auswertung Materialien Blätter und Stifte für alle Teilnehmenden Gruppengröße Variable Gruppengröße Alter Empfohlen ab 12 Jahren Ablauf: Die Teilnehmenden bekommen jeweils Bei Workshop-Gruppen, die ein Vertrau- ein Blatt Papier ausgeteilt, auf das sie in ensverhältnis zueinander haben, wie bei- der Mitte ihren Namen schreiben sollen. spielsweise Cliquen, kann mal die Übung In Kreise sollen sie um ihren Namen her- folgenderweise ergänzen: die Teilnehmen- um Gruppen oder Zugehörigkeiten schrei- den sollen nach der Reihe aufstehen und ben, zu denen sie sich derzeit zugehörig die Bezugsgruppe, die momentan am zen- fühlen. Beispiele: Schüler*in, Schwester*/ tralsten für sie ist, vorlesen. Wer sich auch Bruder*, Muslim*in, Christ*in, Atheist*in, dieser Gruppe zugehörig fühlt, steht eben- Deutsche*r, Italiener*in, Mädchen*/Jun- falls auf. Anschließend kann besprochen ge*, Tänzer*in, Fussballspieler*in, Brief- werden, wie es war, gemeinsam mit ande- markensammler*in… Dabei sollen die Ju- ren aufzustehen, bzw. wie es war, alleine gendlichen Gruppen und Zugehörigkeiten aufzustehen. aufschreiben, zu denen sie sich mehr und zu denen sie sich weniger zugehörig füh- len. Sie sollen sowohl an Zugehörigkeiten Ein Vorsch denken, die positiv besetzt sind, als auch lag für ein methode a eF an welche, die sie eher negativ finden. m Ende des eedback- befindet s Workshop Im Anschluss sollen sich die Jugendlichen ich auf Se s -> „Die Ziel ite 82 im Zweier-Gespräch ihre jeweiligen Be- scheibe“. Nach der zugsgruppen vorstellen. Danach gibt es letzten Üb eine Verab ung sollt eine Auswertung in der Großgruppe. Es schiedung e in welche stattfinde können folgende Fragen gestellt werden: r die Anleit n, sammenfa ung kurz „Wie war die Übung für dich? War es sst, was n z u- und wie m un stattfa schwierig oder einfach sich für Gruppen an ausein nd ander geh zu entscheiden? Welche Bezugsgruppe t. gefällt dir besonders gut, welche eher nicht? Gibt es eine Gruppe zu der dich andere zählen, du dich selbst aber nicht oder eher weniger?“ 1 Übung ist angelehnt an: Pates/ Schmidt/ Karawanskij 2010, S. 238
3 3 4 E Workshop "Anti-Rassismus" 5 Quellen: Dieser Workshop soll besonders Jugendliche erreichen, welche sich mit dem Thema „Rassismus/Diskriminierung“ auseinandersetzen wollen. Da Kategoriedenken häufig DGB-Bildungswerk Thüringen e. V.: automatisch im Alltag auftritt, kann dieser Workshop genutzt werden, um Diskussio- „Bausteine zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit“, nen und im besten Fall sogar „Aha-Momente“ auszulösen. Man kann Situationen in unter: http://baustein.dgb-bwt.de/Inhalt/index.html den einzelnen Übungen aus anderen Perspektiven betrachten und sich unter anderem (abgerufen am 11. Juni 2018). mit dem Thema Flucht/Migration auseinandersetzen. Es soll eine Selbstreflexion über eigene Vorurteile entstehen, da die Gesellschaft nie frei von Rassismen ist. Ein weiterer Pates, Rebecca/ Schmidt, Daniel/ Karawanskij, Susanne (Hg.): Schwerpunkt dieses Methodenkoffers sind die Menschenrechte. Ziel ist es Jugendli- Antidiskriminierungspädagogik, Konzept und Methoden für die Bildungsarbeit mit Ju- chen – auf spielerische Art – die Werte des Systems zu vermitteln. gendlichen, 1. Auflage, 2010, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. Merkblatt Rassismus Diesem Methodenkoffer liegt ein Rassismusverständnis zugrunde, das Rassismus als gesamtgesellschaftliches Ungleichheitsverhältnis begreift. Das allgemein vorherrschen- de Rassismusverständnis in Deutschland definiert Rassismus als rassistisch motiviertes Handeln von Individuen. Alltägliche Rassismuserfahrungen sind so kaum als Rassismus besprechbar. Selbst von Betroffenen wird Alltagsrassismus als solcher oft nicht erkannt oder benannt.1 Rassismus begrenzt sich jedoch nicht auf einen individuellen Rassismus oder auf eine rechts-politische Gesinnung, sondern ist ein soziales, gesellschaftlich veranker- tes Ungleichverhältnis. Rassismus bedeutet die Kategorisierung von Menschen in unterschiedliche Gruppen, die als intern homogen verstanden werden. So entsteht Zugehörigkeit („Wir“) und Fremdzuschreibung („die Anderen“). Dabei wird sich auf Abstammung und Herkunft bezogen, die eigene soziale Gruppe wird als „normal“, andere als abweichend und oft auch als minderwertig konstruiert. Macht- und Domi- nanzansprüche werden so legitimiert und reproduziert. Dabei ist Rassismus immer in einen historischen Kontext eingebettet, welche Gruppe als abweichend konstruiert wird, ist somit wandelbar.2 spiel B eg in n ei n Einführungs u ggf. sollte z n ie d erschwellig en Ein- m ei n en stehen, u chen a zu ermögli Seite 10 stieg ins Them B u s halt telle“, es g : „D ie rü- -> Vorschla Ü b u n g s ollte eine Beg st en Vor dieser er t t fi n d en, in welch er die e s ta d ßungsrund h m en d es Workshops un Ra Anleitung den t. k rz aufzeig u den Verlauf 1 vgl. Demokratiezentrum Baden-Württemberg 2016, S. 6. 2 vgl. Demokratiezentrum Baden-Württemberg 2016, S. 6
3 3 6 1. Übung „Was sehe ich?“ 7 Den Teilnehmer*innen soll aufgezeigt werden, dass man bei Mitmenschen Anhang: Texte zu den Fotos immer gewisse Eigenschaften wahrnimmt und auf diese individuell reagiert. Ziel der Übung In der anschließenden Diskussion kann man thematisieren, wo man gewis- se Assoziationen zu Bildern entwickelt und wieso das wohl so ist. Bild Nr. 1: Zeit 15 Minuten Spiel, 5 Minuten Auswertung Das ist Manuel, Manuel ist 28 Jahre alt und ist in Deutschland geboren. Er lebt gemeinsam mit seiner Familie in Berlin. Für die Teilnehmer*innen: Bildausschnitte und Fotos (siehe Seite 115) Seine Großeltern kamen von Ghana nach Deutschland. Materialien Zettel und Stifte für die Stillarbeit Manuel hat keine Verwandten mehr in Ghana. Für die Anleitung: Texte zu den einzelnen Fotos (siehe Anhang Seite 37) Er selbst war noch nie in Ghana. Variable Gruppengröße, Aufteilung sollte möglich sein, damit verschiedene Manuel hat die deutsche Staatsangehörigkeit. Gruppengröße Bilder in Kleingruppen aufgearbeitet werden können – alle Teilnehmer*in- nen sollten sich nur mit einem Bild befassen. Alter Empfohlen ab 12 Jahren Bild Nr. 2: Das ist Hassan. Hassan war früher ein erfolgreicher Handballspieler. Er hat gemeinsam mit seinem Team viele große Turniere gewonnen. Ablauf: Vor zwei Jahren hatte Hassan einen Autounfall und sitzt seitdem im Rollstuhl. Die Gruppe findet sich in unterschiedlichen Nun sollte eine Diskussion angeleitet Kleingruppen zusammen. Jede Kleingrup- werden: „Was sieht man bei der Per- pe bekommt ein Bild und die Fragestel- son noch außer, dass sie im Rollstuhl Bild Nr. 3: lung: „Was siehst du/was seht ihr auf sitzt?“ Hier sollte die Diskussion in die Das ist Isabell. dem Bild?“. Wichtig: von der Frau mit Richtung gelenkt werden, dass die Teil- Isabell ist Christin. Kopftuch wird erst nur der Bildausschnitt nehmer*innen verstehen, dass es häufig Sie trägt eigentlich kein Kopftuch, sie hat es sich nur wegen des Fahrtwindes gezeigt. Erst später in der Übung soll das passiert, dass Personen über bestimmte umgelegt. Gesamtbild gezeigt werden. Besonderheiten „definiert“ werden. Da die Gruppe ggf. den Mann auf Bild Nr. 1 mit Nun sollen alle Teilnehmer*innen in seiner Hautfarbe beschreibt, bei Bild Nr. 2 Stillarbeit aufschreiben, was sie auf den Rollstuhl erwähnt, bei Bild Nr. 3 das dem Bild sehen. Danach kommt die Kopftuch/ggf. Religion erwähnt, kann hier Gesamtgruppe wieder zusammen und auch gefragt werden „Wieso beschreibt man wertet die Zettel aus, indem die man z. B. den Mann als „schwarz“, die Anleitung der Gesamtgruppe das Bild beiden anderen Personen aber nicht als zeigt und dann vorliest, was die einzel- „weiß“?“ oder „Wieso beschreibt man nen Personen anonym dazu geschrie- den Mann auf Bild Nr. 1 nicht als „ste- ben haben. Häufig wird bei den Bildern hend“, wenn bei Bild Nr. 2 der Rollstuhl auf ein prägnantes Merkmal hingewie- erwähnt wird?“. Hier kann nun der Blick sen z. B. Frau mit Kopftuch, Mann im umgedreht werden mit der Frage „Denkt Rollstuhl, etc. ihr, ihr werdet auch auf gewisse Eigen- schaften reduziert?“ Im Anschluss liest die Anleitung die Texte zu den Bildern vor, um den Teilnehmer*in- nen zu verdeutlichen, dass nicht immer alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Zudem zeigt sie das Gesamtbild zu der Frau mit dem Kopftuch.
3 3 8 2. Übung „Die Menschenrechte“ 9 In dieser Übung soll es darum gehen, sich inhaltlich mit den Menschen- Merkblatt Hintergrundwissen zu den Menschenrechten Ziel der Übung rechten auseinanderzusetzen. Die Anleitung sollte im Vorfeld überlegen, wie viel Zeit hierfür zur Verfügung Menschenrechte sind Rechte, welche jeder Mensch hat, egal was er*sie macht, wie steht. Bei weniger als 30 Minuten sollten entweder weniger Menschenrech- er*sie aussieht oder welcher Meinung er*sie ist. Man nennt sie auch die „allgemeinen“ te ausgewählt oder sich für eine der beiden Teilübungen (Pantomime oder Menschenrechte, weil sie auf jeden Menschen zutreffen und nicht von bestimmten Fallbeispiele) entschieden werden. So kann das Spiel zeitlich unterschied- Voraussetzungen abhängig sind. Die Menschenrechte wurden eingeführt, um ein friedli- Zeit lich genutzt und auch variiert werden. ches Miteinander auf der Welt zu erreichen. So sollen die Menschenrechte dazu dienen, Für beide Teilübungen gemeinsam benötigt man min. 40 Minuten Zeit (vari- dass jeder Mensch mit Würde behandelt und geschützt wird. Es gibt insgesamt 30 Men- abel, je nach Anzahl der Menschenrechte, welche man als Auswahl in das schenrechte und sie stehen als Grundelement für eine demokratische Gesellschaft.1 Spiel gibt). Als der 2. Weltkrieg vorbei war, haben sich die Vereinten Nationen gegründet, um Die Menschenrechte auf kleinen Kärtchen (siehe Anhang I, Seite 40) Menschen in Zukunft vor Kriegen zu schützen. Durch die Vereinten Nationen wurden Ggf. Gegenstände für ein Standbild die Menschenrechte entwickelt, um Länder zu verpflichten, für das soziale Miteinander Fallbeispiele zu den Menschenrechten (siehe Anhang II, Seite 41) zu sorgen. Fast alle Länder der Welt haben die Menschenrechte akzeptiert. Leider gibt Materialien Falls notwendig: Hintergrundwissen zu den Menschenrechten. Dies kann es immer wieder Verstöße gegen die Menschenrechte. Deswegen haben sich Gruppie- als Information in den Spielprozess eingebaut werden, wenn die Anleitung merkt, dass das Verständnis für Menschenrechte fehlt oder die Gruppe rungen gebildet, um diese Menschenrechtsverletzungen aufzudecken, damit gegen sie mehr Informationen benötigt. vorgegangen werden kann.2 Wie ein Land die Menschenrechte ausführt, ist sehr un- terschiedlich, denn obwohl fast alle Länder die Menschenrechte anerkennen, hat jedes Gruppengröße Ab 3 Personen Land andere Gesetze. So gibt es zum Beispiel in einigen Ländern die Todesstrafe, trotz Alter Empfohlen ab 14 Jahren Artikel 3. Die Menschenrechte sorgen zumindest dafür, dass in den Ländern, in welchen es die Todesstrafe gibt, diese nur unter bestimmten Voraussetzungen durchgeführt wer- den darf. So wurde zum Beispiel in Weltkongressen festgelegt, dass es zwar das Recht auf Leben gibt, dies aber nicht in allen Fällen vor einer Todesstrafe schützt und welche Ablauf: Voraussetzung gegeben sein müssen, damit eine Todesstrafe vollzogen werden darf. Pantomime: Die Teilnehmer*innen schlie- „Was wird hier ausgedrückt?“ „Kann Da das Menschenrechtsabkommen aber ein rechtlich bindender Vertrag für Staaten ßen sich zu Paaren zusammen (bei einer sich daraus vielleicht ein Menschen- darstellt, gibt es Pflichten, damit die Menschenrechte eingehalten werden. Zum Beispiel Gruppengröße von nur 3 Personen fin- recht ableiten?“ „Wie könnte es hei- muss ein Land Gesetze verändern, falls Menschenrechte durch bestimmte Gesetzes- det sich ein Paar zusammen, die 3. Per- ßen?“ lagen nicht eingehalten werden können. Falls sich jemand in seinen Menschenrechten son wird danach dazu geholt, die Teilneh- verletzt sieht, hat der Staat auch die Pflicht, diesen Menschen zu schützen.3 mer*innen wechseln durch, sodass alle Fallbeispiel: Im zweiten Schritt können Teilnehmer*innen alle Aufgaben einmal nun die Fallbeispiele zu den Menschen- machen). Jedes Paar sucht sich eines der rechten (siehe Anhang II) laut von der An- Menschenrechte (siehe Anhang I) aus und leitung vorgelesen werden und die Gruppe bekommt die Aufgabe das Menschenrecht überlegt gemeinsam, ob hier ein Men- pantomimisch darzustellen. Hierfür gibt es schenrecht greift bzw. ob hier ein Men- 10 Minuten Vorbereitungszeit. Wenn die schenrecht schützen würde oder gegen Teilnehmer*innen Schwierigkeiten haben, eines verstoßen wird. Pantomime zu spielen, kann die Aufgabe auch sein „Baut mit Gegenständen ein Wenn die Inhalte der Menschenrechte den Standbild nach, um das Menschenrecht Teilnehmer*innen klar wurden, kann the- darzustellen“. Nun versuchen die übrigen matisiert werden, dass Menschenrechte Personen zu erraten, um welches Men- nicht auf der ganzen Welt selbstverständ- schenrecht es sich hierbei handeln könnte. lich sind. (Siehe hierzu als Überleitung Wenn die Menschenrechte im Vorfeld noch auch Art. 3 der Menschenrechte, Todes- nie thematisiert wurden, sollte nicht das strafe mit Beispiel USA) 1 vgl. Youth for Human Rights International: Was sind Menschenrechte?, Menschenrecht gesucht werden, sondern unter: http://jugend-fuer-menschenrechte.de (abgerufen am 03. Mai 2018). eher überlegt werden 2 vgl. Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e. V., Brot für die Welt: Menschenrechte. Entwicklung braucht Menschenrechtsschutz, unter: https://www.brot-fuer-die-welt.de/themen/menschenrechte/ (abgerufen am 03. Mai 2018). 3 vgl. Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen e. V., Menschenrechte durchsetzen, unter: https://men- schenrechte-durchsetzen.dgvn.de/ (abgerufen am 08.03.2018).
Sie können auch lesen