Neue Wirklichkeiten - neue Möglichkeiten - InvestmentStrategie Viertes Quartal 2019 - HSBC ...

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Neue Wirklichkeiten - neue Möglichkeiten - InvestmentStrategie Viertes Quartal 2019 - HSBC ...
Neue Wirklichkeiten –
neue Möglichkeiten
InvestmentStrategie
Viertes Quartal 2019
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                                                                                                                  Sie ken
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                                                                                                         Einlad        wir Ihn
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Kapitalmarktausblicke
Spannende Kapitalmarktinformationen ganz in Ihrer Nähe
Handelskriege, Niedrigzins, Brexit – be-        Sie auch im kommenden Jahr nicht unseren          unseren Referenten ein. Die Einladung er-
unruhigend oder eher nicht? Wie reagieren       traditionellen Blick auf die Kapitalmärkte mit    halten Sie wie gewohnt circa acht Wochen
Anleger auf diese Entwicklungen und wie         unserem Chief Investment Officer Karsten          vor der Veranstaltung.
stellt sich der globale Handel darauf ein?      Tripp und unserem Chefvolkswirt Stefan
Profitieren Sie von unseren Kapitalmarkt-       Schilbe. Gerne laden wir Sie im Anschluss
informationen, exklusiv aus einem der größ-     an die Vorträge zu kulinarischen Köstlich-
ten Bankennetzwerke der Welt. Verpassen         keiten und vertiefenden Gesprächen mit

 Termine
   14. Januar 2020	in unseren Räumlichkeiten,                           30. Januar 2020		 Baden-Baden, Hotel Roomers
                    Düsseldorf, Königsallee 21/23
                                                                           5. Februar 2020 Stuttgart, Cube
   15. Januar 2020	Berlin, Hotel Waldorf Astoria
                                                                           6. Februar 2020 München, Mercedes Tower
   21. Januar 2020	Frankfurt, Hotel Sofitel Opera
                                                                         11. Februar 2020	in unseren Räumlichkeiten,
   23. Januar 2020	Hamburg, Hotel Atlantic                                                Düsseldorf, Königsallee 21/23

   28. Januar 2020 Köln, Hotel Excelsior

 Ihre Referenten:
                        Karsten Tripp ist seit 1990 für HSBC                                     Stefan Schilbe verantwortet als Chef-
                        Deutschland in verschiedenen verantwort-                                 volkswirt von HSBC Deutschland seit 2001
                        lichen Funktionen tätig. Mitte 2003 wurde                                das „Economic Research“, die volkswirt-
                        er in seine gegenwärtige Position als Leiter                             schaftliche Abteilung der Bank, die sich mit
                        des Geschäftsbereichs Private Banking von                                Zins- und Devisenanalysen sowie techni-
                        HSBC Deutschland berufen. Hier trägt er                                  schen und Relative-Value-​Analysen befasst.
                        zudem als Chief Investment Officer Ver-                                  In dieser Funktion steht er Unternehmen, in-
                        antwortung für die Anlagepolitik.                                        stitutionellen und privaten Investoren bei
                                                                                                 Kapitalanlagen und Finanzierungen be-
                                                                                                 ratend zur Seite.
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Inhalt
Willkommen4
Das Wichtigste in Kürze                                   5
Neue Wirklichkeiten –
neue Möglichkeiten                                        6
Anlagestrategie8
Im Rückblick …                                          10
Deutschland in der
ersten Rezession seit 2013?                             12
Anlagethemen14
 –   Neue Perspektiven für Schwellenländer
 –   Industrielle Revolution 4.0
 –   Geldanalage in einem Niedrigzinsumfeld
 –   Nachhaltige Geldanlage

Aktien18
Anleihen20
Währungen und Rohstoffe                                22
Hedgefonds24
Private Equity                                         26
Immobilien27

                                               InvestmentStrategie Viertes Quartal 2019   3
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Willkommen
Aus Sicht des Global Chief Market Strategist
Liebe Kundinnen und Kunden,

Die Märkte sind seit Monaten sehr vola­        Streuung auf verschiedene Anlageklas­          ren Umfeld eine besonders beliebte Stra­
til, wobei der globale Konjunkturzyklus        sen und Regionen ist in diesem Umfeld          tegie, da sie für einen Teil des Portfolios
stark im Blickpunkt steht. Die häufigste       zweifellos besonders wichtig. Außerdem         hohe Berechenbarkeit bietet.
Frage unserer Kunden lautet, ob in den         halten wir es für geboten, bei der Aus­
USA eine Rezession droht. Wir rechnen          wahl der Aktien und Anleihen auf Quali­        Ein weiterer wichtiger Trend ist der tech­
in den nächsten zwölf Monaten nicht            tät und Stabilität zu achten. Wir räumen       nische Wandel, der sowohl Probleme
damit. Zwar dürften die Produktion und         ein, dass sich die politischen Entwicklun­     verursacht als auch Chancen eröffnet.
die Investitionsausgaben weiter schwä­         gen zum Guten wie zum Schlechten               Die Herausforderung für einen wirklich
cheln, bis sich ein Durchbruch in den          wenden können und flexible Reaktionen          aktiven Anleger besteht dabei darin, die
Handelsgesprächen zwischen den USA             auf politische Ankündigungen geboten           Gewinner auszuwählen und die Verlierer
und China abzeichnet, aber der Konsum          sind. Wir halten es jedoch nicht für klug,     zu meiden. Unser Anlagethema „Voll­
zeigt sich bisher stabil und trägt in den      politische Entscheidungen vorhersagen          elektrifizierung“ bietet ein Beispiel dafür,
meisten Volkswirtschaften mehr zur             zu wollen. Die anhaltende politische Un­       wie eine neue Technologie den unauf­
Wertschöpfung bei als die Produktion.          sicherheit, die im Durchschnitt tenden­        haltsamen Trend zur Nachhaltigkeit för­
In unserer Anlagestrategie haben wir uns       ziell die Risikoprämien in die Höhe treibt,    dern kann. Der technische Fortschritt im
daher auf eine Abkühlung, nicht aber auf       dürfte insgesamt das Aufwärtspotenzial         Gesundheitswesen eröffnet derweil der
eine Rezession eingestellt. Wir bleiben        riskanterer Anlagen begrenzen.                 alternden Bevölkerung sowie wohlhaben­
­investiert und nehmen im Aktienbereich                                                       deren Haushalten in den Schwellen­län­
 eine leicht negative Risikoposition ein,      Eine gute Methode zur Bewältigung der          dern leichteren, besseren oder billigeren
 indem wir defensive gegenüber zykli­          kurzfristigen Volatilität ist die Aufspürung   Zugang zur Gesundheitsversorgung. Die
 schen Sektoren bevorzugen. Hinzu              längerfristiger Trends, um der Anlagestra­     Erkennung langfristiger Trends erlaubt
 kommt eine Präferenz für relativ ge­          tegie eine Richtung zu geben und sich          es Anlegern, über manche kurzfristigen
 schlossene Volkswirtschaften wie die          nicht von kurzfristigem Marktrauschen          Ausschläge hinwegzublicken und inves­
 USA gegenüber produktionslastigen             ablenken zu lassen. Dies bildet unter dem      tiert zu bleiben, was wir grundsätzlich für
 Volkswirtschaften wie Deutschland und         Titel „Neue Wirklichkeiten – neue Mög­         besser halten, als auf großen unrentablen
 Italien. Trotz strukturell guter Aussichten   lichkeiten“ den Schwerpunkt dieser Quar­       Sparguthaben sitzen zu bleiben.
 für Asien gewichten wir die asiatischen       talsausgabe unserer InvestmentStrategie.
 Schwellenländer derzeit nur neutral, um       So sind wir etwa der Meinung, dass der         Fazit: Es geht vor allem darum, das rich­
 die Folgen der Handelskonflikte zu meis­      Aufbau großer Schuldenberge im letzten         tige Gleichgewicht zu finden. Das gegen­
 tern. Eine lockere Geldpolitik kann eine      Jahrzehnt, alternde Gesellschaften, der        wärtige Umfeld ist zu unsicher, um billig
 weitere Vermögenspreisinflation verursa­      chinesische Sparüberschuss sowie die           einzukaufen. Daher setzen wir weiterhin
 chen, dürfte dabei aber relativ sicheren      deflationären Effekte des globalen Ar­         auf Qualität. Gleichzeitig gibt es zu viele
 Anlagen stärker zugutekommen als              beitsmarkts und des elektronischen Han­        Chancen und der Konjunkturabschwung
 riskanteren und zyklischen Titeln.            dels Faktoren sind, die alle strukturell       ist nicht stark genug, um als Anleger in
                                               niedrige Zinsen erwarten lassen. Wir           Wartestellung zu gehen oder übertrie­
All diese Aspekte bilden die Grundzüge         gehen davon aus, dass die Leitzinsen           bene Zurückhaltung zu üben.
der Anlagestrategie für unser Hauptsze­        und die Anleiherenditen lange Zeit auf
nario. Viele Anleger haben jedoch den          niedrigem Niveau verharren werden und          Mit freundlichen Grüßen
Eindruck, dass auch bei einer korrekten        die derzeitige Erholung der Renditen
ökonomischen Analyse die extrem hohe           kaum besonders lange andauern wird.
politische Unsicherheit die Lage verkom­       Anleger, die auf großen Bargeldbestän­
pliziert. Zwar versuchen die Zentralban­       den sitzen und auf bessere Gelegenhei­
ken, mit einer lockeren Geldpolitik zu hel­    ten auf dem Anleihemarkt warten, dürf­
fen, aber unseres Erachtens sind nun           ten somit leer ausgehen. Daher setzen
haushaltspolitische Impulse erforderlich.      wir weiterhin auf höherverzinsliche Titel
Ob diese kommen werden, ist fraglich.          wobei wir allerdings natürlich wählerisch      Willem Sels,
                                               vorgehen müssen. Papiere mit kurzen            Global Chief Market Strategist
Wie können nun also die Anleger diese          Laufzeiten zu kaufen und bis zum Lauf­
erhöhte Unsicherheit meistern? Die             zeitende zu halten, ist in diesem unsiche­     19. September 2019

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Das Wichtigste in Kürze

Eigentlich ist es gute Tradition, dass die   det, oder sich die Wachstumsraten so          Renditen. Was automatisch zu Kurs­
Sommermonate auch an den Börsen ge­          gerade oberhalb der Nulllinie halten kön­     schwankungen führt. Angesichts dessen
pflegte Langeweile verbreiten, damit sich    nen. Die Zinsen für kurzfristige Anlagen      positionieren wir uns aktuell eher defen­
im September alle darauf freuen, dass        sind und bleiben ebenso im Keller wie die     siv – auch dadurch, dass wir in regionaler
endlich neuer Schwung kommt. In der          Renditen für Anleihen mit langer oder gar     Sicht den Schwerpunkt in den USA bei­
Politik füllen sich die Parlamente wieder,   sehr langer Laufzeit. Und sehr lang be­       behalten.
neue Pläne machen die Runde. Die Wirt­       deutet bisweilen bis zu 100 Jahre. Nun
schaft schaut verstärkt auf das nächste      treiben niedrige Zinsen bekanntlich die
Jahr. Und professionelle Investoren fra­     Aktienbewertungen. Wirtschaftlich über
gen sich, mit welchen Anlagen sie genug      den niedrigen Diskontierungsfaktor, prak­
Rendite einfahren, um ihre Verpflichtun­     tisch über die geringe Attraktivität alter­
gen erfüllen zu können. Wie gesagt, all      nativer Anlagen wie eben Anleihen.
dies ist an sich gute Tradition – mit der
im Sommer 2019 alle Beteiligten gebro­       Dagegen steht die Unsicherheit, wieviel
chen haben.                                  die Wachstumsschwäche die Unterneh­           Karsten Tripp,
                                             men an Rentabilität kosten wird. Zumal        Chief Investment Officer
So heizten Politiker der größten Länder      in diversen Branchen spezielle Probleme
verschiedene Auseinandersetzungen            wie etwa Zölle hinzukommen. Die Auto­
immer neu an – USA gegen China, Italien      industrie lässt grüßen. Was Deutschland
gegen EU, Japan gegen Südkorea und           am stärksten trifft und die hiesige Indust­
Großbritannien, nun ja, in gewisser Weise     rie auch prompt in eine ausgeprägte
gegen sich selbst. Bei all dem konnten        Rezession stürzt. Die Frage ist einfach –
oder wollten die Chefs der wichtigsten       und doch so schwer zu beantworten:
Notenbanken nicht untätig bleiben. Ganz      Was fällt schneller, Zinsen oder Gewin­
untypisch und damit auch vollkommen          ­ne? Die Antwort war früher leichter zu
unerwartet stoppten sie mitten in der         finden, es waren die Gewinne. Was die
Sommerpause die zarten Anfänge einer          bekannten hohen Kursschwankungen
Zinswende nach oben. Wir ziehen daraus        ausgelöst hat.
nicht den Schluss, dass der weitere Jah­
resverlauf nun ruhiger ausfallen sollte.     Zwei Dinge sind heute anders: Erstens
Die typische Unruhe mit Blick aufs kom­      hat der Anteil von Firmen mit stark
mende Jahr ist ja mit den Sommer­            schwankender Ertragslage abgenom­
turbulenzen nicht erledigt. Vielmehr droht   men. Industrie- und Rohstoffunterneh­
zumindest zu Beginn des vierten Quartals     men sind mehr und mehr von Dienst­
2019 weitere Volatilität. Und das hängt      leistern verdrängt worden. Denken Sie
nur am Rande mit der schwankenden            an Software, Unterhaltung oder das
Nachrichtenlage zusammen.                    Gesundheitswesen. Dort verläuft die Er­
                                             tragskurve sehr viel konstanter. Gleichzei­
Viel wichtiger ist der neu entflammte        tig liegt das Renditeniveau heute deutlich
fundamentale Konflikt zwischen Zinsen        unter dem historischen Mittel. Und von
und Gewinnen. Richtig ist, dass wir eine     6 % aus war eine Halbierung einfach ein
Phase ausgeprägter Konjunkturschwä­          größeres Ereignis als heute von 1 % aus.
che durchlaufen. Da ist es schon neben­      Geblieben ist uns aber die Asynchronität:
sächlich, ob sie in eine Rezession mün­      Gewinne sinken meist viel langsamer als

                                                                                              InvestmentStrategie Viertes Quartal 2019   5
Neue Wirklichkeiten - neue Möglichkeiten - InvestmentStrategie Viertes Quartal 2019 - HSBC ...
Neue Wirklichkeiten –
neue Möglichkeiten
Unsere taktische Asset-Allokation und         In diesem Beitrag betrachten wir die Aus­     dank einer wachsenden Mittelschicht
unsere Anlagestrategieempfehlungen            wirkungen einiger großer Veränderungen,       kurz davor stehen, zu Volkswirtschaften
beruhen gewöhnlich auf unseren kurz­          die sich in der Welt vollziehen, sowie die    mit mittlerem Einkommen zu werden.
fristigen Erkenntnissen (aktueller Kon­       dadurch entstehenden Herausforderun­
junkturzyklus, Zinsausblick, Kapital­         gen und Chancen nebst den Konsequen­          Und sie können Technologien einsetzen,
ströme und Bewertungen), während              zen für Portfolio-Manager. Hierzu zeigt       um in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung
sich unsere thematischen Anlageideen          unsere Grafik einige der langfristigen        einige Stufen zu überspringen. Vor allem
im Allgemeinen auf langfristige Trends        weltweiten Trends, die wir für besonders      der Aufstieg Chinas trägt zur Verände­
beziehen (z. B. die vierte industrielle       relevant und beständig halten.                rung der Weltordnung bei, die künftig
Revolution oder die rasant steigende                                                        nicht mehr von der alleinigen Vorherr­
Bedeutung nachhaltiger Anlagen).              Staaten, Unternehmen und Privathaus­          schaft der USA, sondern von mehreren
                                              halte haben in den letzten Jahren große       Großmächten geprägt sein wird. Viele
Eine gute Anlagestrategie sollte jedoch       Schuldenberge angehäuft, die kaum             dieser Trends hängen mit dem techni­
auch langfristige Trends berücksichtigen,     schnell dahinschmelzen werden, wenn           schen Wandel zusammen, der unseres
wenn sie nicht Gefahr laufen will, zu         nicht überraschend das Wirtschafts­           Erachtens nicht aufzuhalten und grund­
kurzsichtig zu sein und die großen Ent­       wachstum oder die Inflation merklich          sätzlich zu begrüßen ist, weil es ohne
wicklungen zu verpassen. So sind bei­         anzieht. Mit der bemerkenswerten Aus­         technischen Fortschritt nicht gelingen
spielsweise die extrem niedrigen US-          nahme Afrikas altert weltweit die Gesell­     wird, das Wirtschaftswachstum und die
Staats­anleiherenditen im Prinzip die         schaft, was in vielen Industrie­staaten und   Produktivität zu steigern. Und schließlich
Folge struktureller Trends, und niemand       in China bereits zum Schrumpfen der           wird der Trend zur Nachhaltigkeit, der –
hätte jemals anhand der reinen Analyse        Erwerbsbevölkerung führt. Während der         durch den Klimawandel erzwungen –
der aktuellen Wirtschaftslage in den USA      Westen altert, sind die Aussichten für        zu einem echten Anliegen der nächsten
eine Rendite von unter 2 % für 10-jährige     viele Schwellenländer vergleichsweise         ­Generation geworden ist.
US-Staatsanleihen prognostiziert.             vielversprechend, zumal etliche von ihnen

    Langfristige Trends                                   Konsequenzen für Anleger
                                                         Niedrigzinsumfeld
    Hohe Schuldenlast                                    Positiv beurteilen wir USD-Anleihen mit Investment-Grade-Rating, Emer­
                                                         ging-Markets-Anleihen und Aktien, die steigende Dividenden versprechen.
                                                         Eine leichte Fremdfinanzierung des Portfolios kann sich lohnen.
    Demografischer Wandel
                                                         Bahnbrechende Veränderungen
                                                         Aktives Management, um die Gewinner auszuwählen und die Verlierer
    Aufstieg der Schwellenländer                         zu meiden

    Multipolare Weltordnung                              Dem Wachstum folgen
                                                         Strukturelle Übergewichtung von Emerging-Markets-Anlagen
                                                         Bessere Chancen in den USA als in Europa
    Technischer Fortschritt
                                                         Politische Unsicherheit
    Klimawandel + Nachhaltigkeit                         Wahrung einer guten Diversifizierung, Absicherung von Extremrisiken
                                                         und Flexibilität

Quelle: Bloomberg, HSBC Private Banking, 19. September 2019

6
Neue Wirklichkeiten - neue Möglichkeiten - InvestmentStrategie Viertes Quartal 2019 - HSBC ...
Wir haben diese Trends ausgewählt, weil       In Ländern mit begrenztem geldpoliti­         tung auszeichnen, sind für den Löwenan­
sie die Lebenswirklichkeit betreffen und      schen Handlungsspielraum kann es zu           teil des Gewinnwachstums verantwort­
für jeden sichtbar sind und weil sie kaum     einer Währungsabwertung kommen, weil          lich, während viele andere Unternehmen
in der nahen Zukunft enden werden.            die Märkte davon ausgehen, dass eine          nur spärliche Gewinnzuwächse und Mar­
Zudem werden sie alle über Jahre hinaus       schwächere Währung einen Konjunktur­          gen verzeichnen. Da die Gewinner auf
erhebliche Konsequenzen für Anleger           abschwung abfedern kann. Dies dürfte          der Erfolgsspur geblieben sind, haben
haben.                                        auf den Euroraum zutreffen, sofern die        Momentum-Strategien gut funktioniert.
                                              politische Führung dort nicht höhere          In manchen Branchen hat eine Konzen­
                                              Staatsausgaben (eventuell für Umwelt­         tration stattgefunden, die den Branchen­
Konsequenzen für Anleger
                                              schutzprojekte) zur Stützung der Kon­         führern den Ausbau ihrer Margen ermög­
Die erste bedeutende Konsequenz für           junktur billigt.                              licht, schwächere Unternehmen aber in
Anleger ist der Fortbestand eines struk­                                                    Schwierigkeiten gebracht hat. ETFs profi­
turellen Niedrigzinsumfelds. Technische       Die bereits hoch verschuldeten Unter­         tieren von einem hohen Anteil solcher
Neuerungen ermöglichen den Verbrau­           nehmen werden vielleicht weiterhin Divi­      Spitzenunternehmen, leiden aber darun­
chern Preisvergleiche und führen da­          denden ausschütten und Aktien zurück­         ter, dass sie auch die Verlierer im Be­
durch zu anhaltend niedriger Inflation,       kaufen, aber kaum in hohem Maße               stand haben, die von aktiven Managern
die es wiederum den Zentralbanken             weitere Schulden aufbauen. Wer Divi­          gemieden werden können. Oftmals be­
­erlaubt, die Zinsen niedrig zu halten.       dendenstrategien verfolgt, die in einem       ruht der Erfolg von Fondsmanagern
                                              Niedrigzinsumfeld beliebt sein dürften,       ebenso sehr auf der Vermeidung der Ver­
Zudem neigt eine alternde Bevölkerung         sollte daher unbedingt auf die Auswahl        lierer wie auf der erfolgreichen Auswahl
dazu, ihre Ersparnisse in Anleihen zu len­    von Unternehmen achten, die nicht über­       der Gewinner.
ken, deren stabile Erträge sie gegenüber      mäßig verschuldet sind und ihre Dividen­
unsicheren Aktienrenditen bevorzugt. In       den hauptsächlich durch die Einnahmen         Der technische Fortschritt ermöglicht es
diesem Niedrigzinsumfeld wollen wir hö­       aus der betrieblichen Tätigkeit finanzieren   einzelnen Unternehmen, ihre ganze Bran­
here Zinsen einstreichen und investieren      können. Positiv zu vermerken ist jedoch,      che zu revolutionieren. Daher sind wir
deshalb weiterhin in Investment-Grade-        dass Unternehmen, die den weiteren            der Meinung, dass eine aktive Strategie
und Emerging-Markets-Anleihen. Auch           Anstieg ihrer Verschuldung begrenzen,         oder sogar eine Long/Short-Strategie
eine leichte Fremdfinanzierung des Port­      für Anleihegläubiger attraktiver sind, was    sinnvoll sein kann. Die Nachhaltigkeit ist
folios kann in Betracht kommen, da die        den Unternehmensanleihemärkten zugu­          ein weiterer Grund für aktives und selek­
Finanzierungskosten kaum steigen wer­         tekommt.                                      tives Vorgehen, um Unternehmen zu
den, wenn die Zentralbanken auf Zins­                                                       meiden, die von Strafen oder Boykotten
erhöhungen verzichten.                        Mit Blick auf die Wachstumsschwäche           betroffen sein könnten, und stattdessen
                                              der Industrieländer lautet die gute Nach­     solche auszuwählen, die von Kunden mit
Angesichts einer alternden Bevölkerung        richt, dass Schwellenländer im Gegen­         ökologischem und sozialen Bewusstsein
und einer hohen Verschuldung wird das         satz dazu voraussichtlich weiterhin relativ   profitieren.
Wirtschaftswachstum vermutlich in Zu­         hohe Wachstumsraten erzielen werden.
kunft geringer ausfallen als in den letzten   Unsere Anlagethemen in diesem Bereich         Und schließlich wird eine multipolare
Jahrzehnten. Dies hängt damit zusam­          konzentrieren sich auf den Konsum in          Weltordnung auch in Zukunft für viele
men, dass eine große Schuldenlast Un­         den Schwellenländern und die Chancen          politische Schlagzeilen sorgen. Zudem
ternehmen und Staaten vielleicht auch         auf dem Anleihemarkt. Für die Portfolios      haben sich der Medienkonsum und das
dann davon abhalten wird, zur Finanzie­       bedeutet dies eine strukturelle Überge­       Wahlverhalten durch den technischen
rung von Investitionen Kredite aufzuneh­      wichtung von Emerging-Markets-Aktien          Fortschritt gewandelt. Vielen Anlegern
men, wenn die Zentralbanken weiterhin         im Vergleich zum MSCI-Referenzindex;          fällt es schwer, mit dieser Unsicherheit
eine lockere Geldpolitik verfolgen. Wenn      diese trägt der positiveren Wachstums­        umzugehen. Daher sitzen sie auf großen
die Wirksamkeit der Geldpolitik nach­         perspektive Rechnung sowie der zuneh­         Bargeldbeständen, was wie oben erläu­
lässt, werden die Aktienmärkte mög­           menden Liquidität und Zugänglichkeit          tert sehr teuer sein kann. Um dieser Pro­
licherweise nicht mehr so stark zulegen       von Emerging-​Markets-Aktien (z. B.           blematik und anderen großen Gefahren­
wie in den letzten Jahren. Zudem droht        durch die Liberali­sierung des chinesi­       quellen zu begegnen, befolgen wir das
eine steigende Aktienmarktvolatilität,        schen Aktienmarkts).                          Anlageprinzip des Staatsfonds von Sin­
wenn die Märkte befürchten, dass den                                                        gapur, GIC, der erklärt: „Wir machen
Zentralbanken die Mittel ausgehen. Um         Der technische Wandel kann Gewinner           keine Vorhersagen, sondern sind auf ver­
dieser Gefahr zu begegnen, sollten Anle­      und Verlierer hervorbringen, wobei die        schiedene Entwicklungen vorbereitet.“
ger unseres Erachtens weiterhin diversifi­    Erfahrung der letzten Jahre grundsätzlich     Dies beginnt mit der Konzentration auf
zieren und eine Konzentration vermeiden.      zeigt, dass die Gewinner erfolgreich ge­      langfristige Trends, verlangt aber auch
Sie sollten außerdem auch nach alterna­       blieben sind. Diese sogenannten Super­        eine Absicherung gegen Extremrisiken
tiven Renditequellen Ausschau halten, zu      star-Firmen, die Technologie zur Entwick­     sowie ausreichende Liquidität, um auf
denen alternative Anlagen und Multi-­         lung besserer Produkte einsetzen und          überraschende Ereignisse reagieren und
Faktor-Strategien gehören können.             sich durch schlankere Prozesse sowie          die Chancen nutzen zu können, die viel­
                                              eine effizientere Werbung und Vermark­        leicht durch sie entstehen.

                                                                                               InvestmentStrategie Viertes Quartal 2019   7
Neue Wirklichkeiten - neue Möglichkeiten - InvestmentStrategie Viertes Quartal 2019 - HSBC ...
Anlagestrategie
Unsere Anlagestrategie berücksichtigt                Wellenlinie heraus. Bezieht man dagegen      Inflation erwarten. Auch das Wirtschafts­
sowohl die strukturellen, langfristigen              auch den langfristigen Rückgang der In­      wachstum wird vermutlich künftig gerin­
Trends als auch die kurzfristige, zyklische          flation sowie die Alterung der Bevölke­      ger ausfallen als in früheren Jahrzehnten.
Dynamik. Da die Zinsen voraussichtlich               rung und den globalen Sparüberschuss         Allerdings sind die Wachstumsperspekti­
noch lange auf niedrigem Niveau verhar­              als Faktoren ein, von denen ein struktu­     ven in den Schwellenländern vielverspre­
ren werden, konzentrieren wir uns im                 reller Abwärtsdruck auf die Anleiherendi­    chender als in den Industrieländern und
­Anleihebereich auf die Ausnutzung des               ten ausgeht, so erkennt man, dass die        die strukturellen Bedingungen in den
 höheren Zinsniveaus, das Anleihen mit               Wellenlinie keinen horizontalen, sondern     USA besser als in Europa. Auf Einzeltitel­
 Investment-Grade-Rating sowie Lokal-                einen absteigenden Verlauf haben sollte.     ebene werden wahrscheinlich Unterneh­
 und Hartwährungsanleihen aus Schwel­                Wie die rote Linie in der folgenden Grafik   men, die das Potenzial technischer Neue­
 lenländern bieten. Bei der Aktienanlage             zeigt, ist eine solche absteigende Wellen­   rungen voll ausschöpfen oder nachhaltig
 stellen wir uns auf eine Konjunkturabküh­           linie tatsächlich ein hervorragendes und     wirtschaften, eine Outperformance erzie­
 lung, nicht jedoch auf eine Rezession in            sehr einfaches Modell für die US-Staats­     len, während andere, die sich diesen
 den USA ein, indem wir investiert blei­             anleiherendite. Nur durch die Einbezie­      Trends verweigern, ins Hintertreffen
 ben, dabei aber eine leicht negative Risi­          hung der zyklischen und der strukturellen    geraten. Ein wirklich aktiver Anleger oder
 koposition einnehmen und eine defensive             Trends erhält man jedoch eine Modell­        Fondsmanager wird auf diese Faktoren
 Sektorstrategie anwenden.                           prognose, die der tatsächlichen Anleihe­     achten, um die Referenzindizes zu über­
                                                     rendite nahe kommt.                          treffen.
Jede gute Anlagestrategie muss sowohl
die zyklischen als auch die strukturellen
                                                     Langfristige Faktoren                        Unser Konjunkturausblick
Aussichten berücksichtigen. Wenn man
beispielsweise die Renditen von 10-jähri­            Die langfristigen Trends und deren Be­       Rund um den Globus hat sich die Kon­
gen US-Staatsanleihen allein anhand der              deutung haben wir im Kapitel „Neue           junktur abgekühlt, aber fast überall be­
Auf- und Abwärtsbewegungen des Kon­                  Wirklichkeiten – neue Möglichkeiten“         schränkt sich die Flaute auf den Handel,
junkturzyklus prognostizieren würde,                 erörtert. Sie lassen insbesondere ein dau­   die Produktion und die Investitionstätig­
käme wahrscheinlich eine horizontale                 erhaftes Niedrigzinsumfeld mit geringer      keit. Demgegenüber ist der Konsum rela­
                                                                                                  tiv stabil und leistet vor allem einen viel
                                                                                                  größeren Beitrag zum BIP als die Produk­
                                                                                                  tion. Deshalb prognostizieren wir keine
Eine gute Prognose für den Staatsanleihemarkt der USA muss dem langfristigen
                                                                                                  Rezession in den USA oder in China, da
Abwärtstrend der Renditen Rechnung tragen.
                                                                                                  diese Volkswirtschaften eine starke Bin­
                                                                                                  nenmarktorientierung aufweisen und
                Einfaches Modell, das den zyklischen mit dem strukturellen Trend                  daher von einem stabilen Konsum und
                kombiniert (linke Skala)                                                          (im Falle Chinas) von einer kräftigen
                Tatsächliche Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen (rechte Skala)             staatlichen Konjunkturförderung profitie­
    60                                                                                            ren. Nachdem das Wirtschaftswachstum
                                                                                       8
                                                                                                  in den USA vorläufig immer noch über
    55
                                                                                       7          dem Trend liegt, erwarten wir, dass auf
    50                                                                                 6          die beiden Leitzinssenkungen um jeweils
                                                                                                  25 Basispunkte im Juli und September
    45                                                                                 5
                                                                                                  bis zum Jahresende noch ein entspre­
                                                                                           %

                                                                                       4          chender Zinsschritt im Oktober folgen
    40
                                                                                       3          wird. Die lockere Geldpolitik der US-Zen­
    35                                                                                            tralbank (Fed) dürfte auch anderen Zen­
                                                                                       2
    30                                                                                            tralbanken in aller Welt Spielraum für
                                                                                       1
                                                                                                  Zinssenkungen verschaffen. Allerdings
    25                                                                                 0          greifen ihre Maßnahmen nicht, denn
         Jan. ’92   Jan. ’96   Jan. ’00   Jan. ’04    Jan. ’08   Jan. ’12   Jan. ’16
                                                                                                  niedrige Zinsen werden die Konjunktur
                                                                                                  kaum ankurbeln, wenn die Unterneh­
Quelle: Bloomberg, HSBC Private Banking, 19. September 2019                                       menschefs und die Regierungen keine

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Neue Wirklichkeiten - neue Möglichkeiten - InvestmentStrategie Viertes Quartal 2019 - HSBC ...
Kredite aufnehmen wollen. Wir gehen              während es Finanzdienstleister vor Pro­      gang völlig offen ist, müssen die Anleger
davon aus, dass sich der Abschwung vor           bleme stellt. Wie bereits erwähnt, genü­     versuchen, der Gefahr überraschender
allem im verarbeitenden Gewerbe fort­            gen niedrige Zinsen alleine aber nicht,      Ereignisse zu begegnen. Gold hat hiervon
setzen wird, bis zwischen den USA und            um die Weltkonjunktur und die globale        stark profitiert und eignet sich unseres
China ein Handelsabkommen zustande               Gewinnentwicklung anzuschieben. An           Erachtens immer noch besonders gut
kommt oder erhebliche haushaltspoliti­           den Aktienmärkten bereitet die Konjunk­      als Absicherung gegen Extremrisiken.
sche Impulse der Konjunktur zusätzlichen         turabkühlung noch mehr Sorge als an          Wir haben das Edelmetall in unserem
Schwung verleihen.                               den Anleihemärkten. Da sie sich vermut­      Modellportfolio nur neutral gewichtet,
                                                 lich fortsetzen wird, müssen wir uns auf     weil sich sein Höhenflug nicht vollständig
                                                 diese Entwicklung einstellen. Dies gilt      durch Faktoren wie das reale Zinsniveau
Konsequenzen dieses Ausblicks für
                                                 auch für eine drohende technische Re­        und die Marktvolatilität erklären lässt.
unsere Anlagestrategie
                                                 zession in manchen europäischen Län­         Der Goldpreis könnte aber weiteren Auf­
Mit Blick auf die Anleihemärkte lässt sich       dern, nicht jedoch für eine Rezession in     trieb erhalten, wenn überraschende
feststellen, dass sich das bestehende            den USA. Da die USA mit weitem Ab­           Schlagzeilen das Marktvertrauen beein­
Niedrigzinsumfeld durch das Zusammen­            stand der größte Aktienmarkt sind und        trächtigen. Außerdem achten wir bei Ak­
wirken der strukturellen und zyklischen          dort immer noch die Aussicht auf etwas       tien und Anleihen weiterhin auf die Quali­
Kräfte weiter verfestigt. Dies ist ein positi­   weiter steigende Gewinne besteht, ge­        tät und legen mehr Wert auf die Stabilität
ver Aspekt, der sehr zur Beruhigung bei­         nügt unseres Erachtens im Aktienbereich      als auf das Wertsteigerungspotenzial,
tragen dürfte und festverzinslichen Wert­        die Einnahme einer leicht negativen Risi­    wenn eine entsprechende Abwägung
papieren als Anlageklasse fundamentale           koposition, um der Volatilität zu begeg­     nötig ist.
Unterstützung bietet. Die Konjunkturab­          nen. Unsere Sektorstrategie ist in allen
kühlung veranlasst uns jedoch, lieber in         drei geographischen Regionen defensiv.       Und schließlich sind Diversifizierung
solidere Titel mit Investment-Grade-Ra­          Zudem bevorzugen wir die USA gegen­          und die Vermeidung einer Konzentration
ting als in High-Yield-Anleihen zu inves­        über Europa, wo das Wachstum und             bewährte Mittel zur Bewältigung von
tieren und in Bezug auf die Emittenten           die Gewinne weniger stabil sind. Gegen       Unsicherheit und Volatilität. Viele Anleger
wählerisch zu sein. Auch die Schwellen­          Europa spricht auch eine höhere Abhän­       sitzen auf großen Bankguthaben und
länder, in denen wir uns engagieren,             gigkeit vom Welthandel und von der           warten darauf, dass sich durch die Volati­
wählen wir sorgfältig aus, denn vor dem          Produktion, die die Achillesferse der        lität Anlagechancen eröffnen. Das Geld
Hintergrund der Konjunkturabkühlung              Weltwirtschaft bleibt. In Asien veranlasst   zu parken, kann aber teuer sein, da die
bevorzugen wir Staaten mit stabilem              uns die Konjunkturschwäche ebenfalls,        Zinsen niedrig sind und relativ sichere
Wirtschaftswachstum und/oder soliden             auf große binnenmarktorientierte Volks­      Investment-Grade-Anleihen mit kurzen
Staatsfinanzen, die stark genug sind, um         wirtschaften wie Indien und Indonesien       Laufzeiten aus Industrie- und Schwellen­
ihre Wirtschaft anzukurbeln. Dies bedeu­         und auf Bereiche und Anlagethemen zu         ländern attraktivere Renditen bieten.
tet eine Präferenz für Schwellenländer           setzen, die von lokalen Konjunkturpro­       Zudem könnten gute Nachrichten für
mit solider Leistungsbilanz. Durch die Be­       grammen oder von einem langfristigen         plötzliche Ausschläge nach oben sorgen,
rücksichtigung all dieser Faktoren ergibt        strukturellen Wachstum profitieren kön­      ohne den Anlegern Gelegenheit zum
sich eine Übergewichtung von Hartwäh­            nen (beispielsweise „Konsummacht             rechtzeitigen Einstieg zu bieten. Umge­
rungsanleihen aus Südkorea und den               Asien“ und „Chancen durch konjunktur­        kehrt ist es auch äußerst schwierig, den
Golfstaaten, von Hart- und Lokalwäh­             freundliche Politik in China“).              Tiefpunkt zu treffen, wenn schlechte
rungsanleihen aus Brasilien, China und                                                        Nachrichten einen Kurssturz auslösen.
Indonesien und von Lokalwährungsanlei­                                                        Statt das Geld zu horten, ist es unseres
                                                 Bewältigung der Unsicherheit
hen aus Indien und Russland bei gleich­                                                       Erachtens daher in den meisten Fällen
zeitiger Untergewichtung Argentiniens,           Zu den Herausforderungen, die beson­         sinnvoller, es in ein gut diversifiziertes
der Ukraine und der Türkei.                      ders schwer zu meistern sind, gehört die     Portfolio zu investieren, das sich aus ver­
                                                 politische Unsicherheit, die so hoch ist     schiedenen Anlageklassen zusammen­
Für die Aktienmärkte ist das Niedrigzins­        wie seit Jahren nicht mehr. Da politische    setzt und durch hohe Qualität und Stabi­
umfeld ebenfalls förderlich. Es begünstigt       Ankündigungen schnell und unerwartet         lität auszeichnet.
Dividendenstrategien und nützt auf der           über die sozialen Medien verbreitet wer­
Sektorebene beispielsweise Versorgern            den und große politische Konflikte wie
und Telekommunikationsunternehmen,               der Handelsstreit schwelen, deren Aus­

                                                                                                 InvestmentStrategie Viertes Quartal 2019   9
Neue Wirklichkeiten - neue Möglichkeiten - InvestmentStrategie Viertes Quartal 2019 - HSBC ...
Im Rückblick …
                                                bleiben und den Bargeldbestand in             mit Risikoanlagen erzielt wurden, auf
Vermögenspreisinflation
                                                Grenzen zu halten. In unserem eigenen         die ersten vier Monate, nach denen die
2018 gaben aufgrund der Angst vor               Modellportfolio haben wir dies fast voll­     Aufwärtsbewegung abklang.
schnellen Leitzinserhöhungen in den             ständig in Form einer neutralen Gewich­
USA fast alle Anlageklassen nach. In            tung der Liquidität umgesetzt. Nur in den     Unsere taktische Asset-Allokation hat
diesem Jahr ist die Entwicklung bisher          letzten Monaten haben wir die Liquidität      von dieser allgemeinen Risikobereitschaft
meist spiegelbildlich verlaufen, denn die       etwas erhöht, um die Aktienmarktvola­         profitiert. Wie die Abbildung auf dieser
US-Zentralbank (Fed) hat mit einer zu­          tilität besser zu meistern.                   Seite zeigt, war unsere Risikoposition An­
nehmend lockeren Geldpolitik Aktien,                                                          fang des Jahres eindeutig positiv. Damals
Anleihen und Gold gleichermaßen zu                                                            hatten wir Aktien und High-Yield-Anlei­
                                                Hohe Risikobereitschaft
einer starken Performance verholfen.                                                          hen übergewichtet. Dann schichteten
Im Juli kam die Rally der Risikoanlagen         Das Jahr 2019 war bisher weitgehend           wir jedoch allmählich zur linken Seite der
allgemein zum Stillstand, da bei man­           von hoher Risikobereitschaft geprägt. So      Grafik in risikoärmere und weniger zykli­
chen Anlegern die Sorge aufkeimte, dass         haben nicht nur die Aktienmärkte kräftig      sche Anlagen um, wobei wir vermehrt
die Zinssenkungen der Fed geringer aus­         zugelegt, sondern auch Unternehmens-          auf Anleihen setzten, die etwas höhere
fallen könnten als erhofft. Letztendlich        und Emerging-Markets-Anleihen besser          Zinsen bieten. Folglich erzielten wir zu
hat sie aber Ende Juli eine Senkung um          abgeschnitten als Papiere, die als sichere    Beginn des Jahres eine erhebliche Out­
25 Basispunkte vorgenommen, und die             Häfen gelten. Ausnahmen waren die             performance, weil wir in vollem Umfang
Märkte hoffen derzeit, dass der US-Leit­        ­Monate Mai und August, in denen die          auf Risikoanlagen gesetzt hatten, die sich
zins bis Ende 2020 auf 1 % sinken wird.          ­Risikobereitschaft und das Geschäfts­       besonders positiv entwickelten. Rückbli­
Da die Zinssenkungen die Wertpapier­              klima erst unter der Verhängung höherer     ckend war unsere Entscheidung, Ende
kurse in die Höhe getrieben und Liquidi­          US-Zölle auf eine Reihe chinesischer Pro­   Februar im Bereich der High-Yield-Anlei­
tät damit unattraktiver gemacht haben,            dukte und dann unter der Ausweitung         hen Gewinne zu realisieren, verfrüht.
hat sich dieses Jahr vor allem die Ent­           dieser Zölle litten. Daher entfällt der     Einen positiven Effekt hatte jedoch die
scheidung ausgezahlt, voll investiert zu          Großteil der Gewinne, die dieses Jahr       fortgesetzte Übergewichtung von Hart­
                                                                                              währungsanleihen aus Schwellenlän­
Allmähliche Verlagerung zu Zinsstrategien durch Verminderung der                              dern, die auf unserer erfolgreichen Pro­
Aktiengewichtung                                                                              gnose der US-Staatsanleiherenditen und
                                                                                              Vorhersage der US-Geldpolitik beruhte.
                      Dez. ’18                        Sep. ’19
     4
                                                                                              In den letzten Monaten erscheint uns
     3                                                                                        eine positive Risikoposition jedoch ange­
                                                                                              sichts der schwachen Konjunkturdaten
     2
                                                                                              nicht mehr angemessen. Daher konzen­
                                                                                              trieren wir uns auf die Qualität und auf
     1
                                                                                              eine defensive Sektorpositionierung.
     0

 –1
                                                                                              Anleihen mit höheren Zinsen, Aktien
                                                                                              mit etwas geringerem Risiko
 –2                                                                                           Nach den Anpassungen unserer Strate­
         Liquidität    IG-Anl.   EM-Hart- EM-Lokal-    HY-Anl.   Aktien
                                                                                              gie investieren wir immer noch in riskan­
                                    währungsanl.
                                                                                              tere Anlageklassen. Der Schwerpunkt
Relative Gewichtung der taktischen im Verhältnis zur strategischen Asset-Allokation           liegt dabei jetzt aber stärker auf höher­
(positive Zahlen bedeuten eine Übergewichtung, negative Zahlen eine Untergewichtung)          verzinslichen Anleihen, während die Ver­
                                                                                              minderung des Aktienengagements die
Quelle: HSBC Private Banking, 19. September 2019                                              Konjunktursensitivität senken dürfte.
                                                                                              Gleichzeitig haben die geringere Überge­
                                                                                              wichtung des chinesischen Aktienmarkts
                                                                                              und die Konzentration auf binnenmarkt­

10
abhängige Aktien in China dazu beigetra­       fast kontinuierlich eine Lockerung der       sche Aktien gegenüber europäischen
gen, während der Marktkorrekturen im           US-Geldpolitik ab und andererseits be­       auszahlt. Und unsere konservativen Um­
Mai und August die Verluste zu dämpfen.        stehen die Handelskonflikte fort. Zudem      setzungsstrategien, die sich auf wenig
Chinesische Aktien werden derzeit in           hat sich die Weltkonjunktur weiter abge­     konjunkturabhängige Unternehmen mit
etwa auf dem Niveau gehandelt, auf dem         kühlt, wobei die Wachstumsraten in den       nachhaltigen Gewinnen konzentrieren,
wir die Gewichtung vermindert haben.           USA höher geblieben sind als in Europa.      haben sich als richtig erwiesen.
Eine neutrale Gewichtung wäre vielleicht       Auch auf der mikroökonomischen Ebene
besser gewesen, aber unser Ausblick            haben sich die Trends verfestigt: Die Ge­
                                                                                            Ein starker US-Dollar
bleibt positiv. Ausgezahlt hat sich auch       winner sind auf Erfolgskurs geblieben,
unsere Diversifizierung in Richtung Indo­      da Unternehmen mit konkurrenzfähigen         Trotz anhaltend geringer Währungsvolati­
nesien. Außerdem wird der übergewich­          Produkten florieren, während die Verlie­     lität blieb der starke US-Dollar ein wichti­
tete indische Markt vermutlich von der         rer weiter ins Hintertreffen geraten sind.   ger Renditebringer. Die Übergewichtung
Binnenmarktorientierung der Wirtschaft                                                      von US-Aktien und USD-Anleihen mit
profitieren, wenn auch der Zeitpunkt un­       Abgesehen von einer beachtlichen Aus­        Investment-Grade-Rating – im Einklang
serer Investition in Indien nicht ideal war.   nahme Anfang September waren Mo­             mit unserer positiven Prognose für den
                                               mentum-Strategien meist erfolgreich.         US-Dollar – trug zur Outperformance
                                               Dagegen enttäuschten Value-Strategien,       unseres Modellportfolios bei. Sie bot au­
Dem Trend folgen
                                               da die Bewertungen keine so große Rolle      ßerdem auch einen gewissen Volatilitäts­
Auffällig ist an der Entwicklung im lau­       spielten wie die Fundamentaldaten, die       schutz, da der US-Dollar tendenziell an
fenden Jahr auch, dass viele Marktbewe­        Nachrichten und die Kapitalströme. So        Wert gewann, wenn ein vorübergehen­
gungen lange anhielten und abgesehen           übertrafen teure Märkte wie die USA und      der Ausverkauf von Risikoanlagen ein­
von den Episoden im Mai und August             teure Aktien mit nachhaltigen Gewinnen       setzte. Allerdings verpassten wir im
kaum Trendwenden zu beobachten                 und guten Wachstumsperspektiven Stra­        August teilweise die Goldpreis-Rally,
waren. Erklären lässt sich dies unseres        tegien, die auf die Werthaltigkeit zielen.   weil wir annahmen, dass ein starker
Erachtens durch einige makroökonomi­           Vor diesem Hintergrund hat sich unsere       US-Dollar die Entwicklung des Goldp­
sche Faktoren: Einerseits zeichnet sich        anhaltende Präferenz für US-amerikani­       reises behindern würde.

                                                                                               InvestmentStrategie Viertes Quartal 2019   11
Deutschland in der
ersten Rezession seit 2013?
Angesichts einer zuletzt verschärften             nicht mehr allein auf die Auslandsnach­       Am Arbeitsmarkt ging die Konjunktur­
Situation im internationalen Handelskon­          frage (als Konsequenz des ausgebrems­         delle nicht spurlos vorüber, wie der
flikt zwischen den USA und China und              ten Welthandels) begrenzt, sondern hat        kontinuierliche, wenngleich nur leichte
der gleichzeitig ungelösten Brexit-Frage          auch auf die Binnenwirtschaft übergegrif­     Anstieg der Arbeitslosigkeit im Monats­
haben sich die konjunkturellen Perspek­           fen. Das Niveau der Inlandsaufträge lag       vergleich seit vier Monaten dokumen­
tiven für Deutschland nochmals spürbar            im Juli so niedrig wie zuletzt im Novem­      tiert. Zuletzt gab es eine längere Dürre­
eingetrübt. Die Industrie befindet sich seit      ber 2014 und um 8,1 % unter Vorjahr.          periode in der technischen Rezession
nunmehr vier Quartalen in einer ununter­          Der rasante Fall bei den Auftragsbestän­      2012/13. Das Beschäftigungswachstum
brochenen Rezession und die konjunktu­            den der Unternehmen lässt befürchten,         hat sich im Juli auf 0,8 % gg. Vj. abge­
rellen Frühindikatoren auf der Unterneh­          dass die Kapazitätsauslastung ihre Tal­       flacht, verglichen mit einer durchschnitt­
mensebene geben kurzfristig keinerlei             sohle trotz eines merklichen Rückgangs        lichen Wachstumsrate von 1,3 % im Jahr
Entwarnung. Die Komponente „neue Ex­              von 88,0 % Anfang 2018 auf 83,9 % im          2018. Einige Frühindikatoren warnen für
portaufträge“ im Einkaufsmanagerindex             dritten Quartal 2019 noch nicht ansatz­       die nächsten Monate vor einem weiter­
für das verarbeitende Gewerbe markierte           weise erreicht hat (siehe folgende Grafik).   gehenden Dynamikverlust: das ifo-Be­
im August mit 38,2 Punkten den tiefsten           Damit geht eine reduzierte Notwendigkeit      schäftigungsbarometer verzeichnete im
Stand seit der Finanzkrise vor 10 Jahren.         zu Kapazitätserweiterungen einher, was        August den tiefsten Stand seit November
Das ifo-Geschäftsklima musste in 15 der           sich in den kommenden Quartalen in            2014 und zugleich den stärksten Rück­
letzten 18 Monate Rückgänge verzeich­             einer schwächeren Investitionstätigkeit       gang im Jahresvergleich seit Mitte 2009.
nen, wobei es mittlerweile erste, besorg­         niederschlagen dürfte. Dazu passt, dass       Der Rückgang der Arbeitslosenquote ist
niserregende Anzeichen gibt, dass der             die Auftragseingänge für Investitions­        mittlerweile ins Stocken geraten, mit 5 %
Dienstleistungssektor von der Schwäche            güter deutlich schwächer als im Vorjahr       liegt sie aber immer noch in Reichweite
des verarbeitenden Gewerbes infiziert             ausfallen. Der Verband der deutschen          des Tiefs seit der Wiedervereinigung. Für
wird. Vor allem Firmen im Bereich Trans­          Maschinen- und Anlagenbauer meldete           die nächsten Monate rechnen wir aus
port und Logistik zeigten sich zuletzt            per Juli einen Rückgang von 8 % gg. Vj.       mehreren Gründen nicht mit einem deut­
spürbar skeptischer. Ernüchternd ist die          Die Firmen haben in diesem intensivier­       lichen Anziehen der Arbeitslosenquote.
Lage bei den Indus­trieaufträgen, die im          ten Wettbewerbsumfeld weniger Mög­            Erstens ist die Zahl der offenen Stellen
Juli um 2,7 % einbrachen – das Index­             lichkeiten zu Preisüberwälzungen, wie die     (wenngleich in den letzten Monaten
niveau war damit niedriger als vor zwölf          zuletzt spürbar reduzierten Verkaufspreis­    etwas rückläufig) immer noch sehr hoch
Jahren. Inzwischen ist die Schwäche               erwartungen signalisieren.                    und dokumentiert die durchaus noch
                                                                                                hohe Nachfrage nach Arbeitskräften.
                                                                                                Zweitens haben die Unternehmen in den
Kapazitätsauslastung dürfte weiter fallen
                                                                                                letzten Jahren feststellen müssen, dass
                  Kapazitätsauslastung (Verarbeitendes Gewerbe, rechte Skala)                   der Facharbeitermangel eines der größ­
                  PMI Verarbeitendes Gewerbe: Auftragsbestand (9 Monate lag, I. S.)             ten Probleme bei der Ausweitung der
                                                                                                Produktion war. Hat eine Firma die Mitar­
        65                                                                             89       beiter erst einmal entlassen, muss sie im
                                                                                                Fall einer Konjunkturbelebung und besse­
        55                                                                             85
                                                                                                rer Auftragslage zunächst auf dem
                                                                                                Arbeits­markt aufwändig nach Ersatz
        45                                                                             81
Index

                                                                                                suchen, und die neuen Mitarbeiter einar­
        35                                                                             77       beiten. Ähnlich wie 2009 dürften statt­
                                                                                                dessen eher die staatlich subventionier­
        25                                                                             73       ten Kurzarbeiterregelungen in Anspruch
                                                                                                genommen werden.
        15                                                                             69
          2004   2006    2008     2010     2012      2014     2016    2018      2020

Quelle: Macrobond & HSBC, 24. September 2019

12
Aufgrund der eingetrübten Konjunktur­        Zahl der offenen Stellen rückläufig, aber immer noch sehr hoch
lage dürfte sich die Verhandlungsposition
der Gewerkschaften für die Tarifrunde         (in 1.000)       Offene Stellen       Monatsveränderung
2020 spürbar verschlechtern. Die Tarif­          800
löhne dürften nach einem Anstieg um                                   Rückgang deutlich vor dem
                                                                      Beginn einer Rezession (grau)
3,5 % im Jahr 2018 bereits in diesem
                                                 500
Jahr weniger stark zulegen, weil einige
langlaufende Tarifabschlüsse nach einem
kräftigen Plus im ersten Jahr nur noch ge­       200
ringe Zuwächse im Folgejahr beinhalten.           20
Besonderes Augenmerk dürfte in diesem
Zusammenhang der Tarifrunde in der                  0
chemischen Industrie und mit Blick auf
das nächste Jahr der Metall- und Elektro­        –20
industrie (Kündigungstermin: 31.03.2020)
                                                     2000   2002    2004    2006   2008     2010      2012    2014     2016     2018
zukommen. Zeichnen sich, wie von uns
erwartet, insgesamt schwächere Lohn­         Quelle: Macrobond & HSBC, 24. September 2019
abschlüsse ab, dürfte dies nicht ohne
Konsequenzen für die deutsche Inflations­    schlechterung durch die pessimistische­        dürfte das Bruttoinlandsprodukt im kom­
rate bleiben. Hoffnungen auf eine            ren Konjunkturperspektiven ausgelöst           menden Jahr aufgrund der voraussicht­
schnelle Rückkehr des harmonisierten         wurde. Die Einkommenserwartungen               lich deutlich niedrigeren Startrampe 2020
Verbraucherpreisindex, der im August mit     und die Kaufbereitschaft halten sich ver­      saison- und kalenderbereinigt nur noch
1,0 % den tiefsten Stand seit November       gleichsweise gut. Nach einem Plus von          um 0,3 % expandieren. Das wäre dann
2016 markierte, in die Nähe von 2 % dürf­    1,5 % in diesem Jahr dürfte unter dem          das niedrigste Wachstum seit der großen
ten in diesem Umfeld enttäuscht werden       Strich für 2020 ein Zuwachs von 1,1 %          Finanzkrise 2009. Und all dies gilt nur
(HVPI 2019e: +1,5 %, 2020e: 1,6 %) –         herausspringen.                                unter der Voraussetzung, dass die sino-
die Sorgenfalten der EZB werden damit                                                       amerikanischen Handelsstreitigkeiten
voraussichtlich nicht geringer.              Gesamtwirtschaftlich betrachtet ist die        im Laufe des nächsten Jahres beigelegt
                                             Gefahr groß, dass Deutschland nach             werden, eine Verschärfung des Konflikts
Der private Konsum dürfte in dieser Ge­      2013 erstmals wieder in eine technische        zwischen den USA und der EU – vor alle
mengelage aus geringerem, aber noch          Rezession – zwei Quartale mit negativen        die für Deutschland sensiblen Zölle auf
positiven Beschäftigungswachstum und         Wachstumsraten zum Vorquartal – ab­            Auto­mobile – vermieden wird und ein
nachlassenden Lohnsteigerungen bei           rutscht. Wir rechnen nach einem Quar­          harter „no-deal“-Brexit abgewendet wer­
gleichzeitig niedriger Inflation moderat     talsminus von 0,1 % im zweiten Quartal         den kann. Andernfalls könnte sich diese
zulegen und damit ein Gegengewicht zu        mit Rückgängen von 0,1 % im dritten            verhaltene Prognose noch als zu optimis­
den Bremseffekten vom Handel und den         und 0,2 % im vierten Quartal und damit         tisch erweisen.
Investitionen bilden. Gemessen am            der ersten technischen Rezession – zwei
GfK-Konsumklima hat sich die Stimmung        Quartale mit negativen Quartalswachs­
der Haushalte in den letzten Monaten         tumsraten – seit 2013. Nach einem Plus
eingetrübt, wobei das Gros der Ver­          von 0,4 % für das Gesamtjahr 2019

                                                                                               InvestmentStrategie Viertes Quartal 2019   13
Anlagethemen
Neue Perspektiven für die Schwellenländer —
4. Quartal 2019: Asiatische Themen

                                            Einkommen und den zunehmenden              von 10 % an den weltweiten Ausgaben
Konsummacht Asien
                                            ­Vormarsch des elektronischen Handels      für Auslandsreisen erreicht. Wir halten
Angesichts der Flaute im Welthandel          vo­rangetrieben wird.                     eine Zunahme auf 160 Mio. Auslands­
und im verarbeitenden Gewerbe fungiert                                                 reisen im Jahr für möglich. Über 70 %
der Konsum der wohlhabenden asiati­         Wir rechnen weiterhin mit einer Ver­       der chinesischen Touristen reisen mit der
schen Mittelschicht als wichtiger und       schiebung der Konsummuster hin zu          Familie und mit Freunden, und solche
nachhaltiger Wachstumsmotor für die         personenbezogenen Dienstleistungen         Gruppen geben weltweit pro Reise am
Region und die ganze Welt. Laut dem         und höherwertigen Produkten in Berei­      meisten Geld aus. Derzeit besitzen nur
von der Boston Consulting Group veröf­      chen wie dem Online-Handel, der Luxus­     120 Mio. chinesische Staatsbürger bzw.
fentlichten Weltwohlstandsbericht 2019      güterbranche, der Unterhaltung, dem        8,7 % der Bevölkerung einen Pass, was
werden Privatvermögen in den nächsten       Tourismus, der Bildung, dem Gesund­        auf ein erhebliches Wachstumspotenzial
fünf Jahren asienweit um 9,4 % pro Jahr     heitswesen und der Vermögensverwal­        des Auslandstourismusmarkts in China
auf 58,2 Bio. USD steigen. Asien wird       tung. Um vom florierenden Konsum           schließen lässt.
voraussichtlich im Vergleich aller Regio­   in Asien zu profitieren, haben wir den
nen das höchste Vermögenswachstum           Basis- und Nicht-Basiskonsumgütersek­      Ein weiterer Sektor, der vom asiatischen
erreichen.                                  tor sowie das Gesundheitswesen über­       Konsum-Boom stark profitiert, ist das
                                            gewichtet. China hat kürzlich 20 Förder­   Bildungswesen. In Indien leben rund
Unseren Prognosen zufolge werden die        maßnahmen angekündigt, um den              500 Mio. Menschen im Alter von 5 bis
Konsumausgaben in Asien (ohne Japan)        privaten Konsum anzukurbeln. Schwer­       24 Jahren und damit mehr als in jedem
in diesem und im nächsten Jahr um           punkte bilden dabei Autos, Haushaltsge­    anderen Land der Welt. Dies eröffnet im
6,2 % bzw. 6,0 % wachsen und damit          räte, Tourismus und Freizeit. Diese        Bildungswesen vielversprechende Chan­
die durchschnittlichen weltweiten           Maßnahmen umfassen eine allmähliche        cen. Das Volumen des indischen Bil­
Wachstumsraten von 2,4 % bzw. 2,3 %         Lockerung der Begrenzung von Neu­          dungsmarkts wird 2019 auf 101 Mrd.
deutlich übertreffen. Langfristige Fakto­   zulassungen und neue Kaufanreize für       USD geschätzt. Der indische E-Lear­
ren, die in ganz Asien weiterhin für eine   Neuwagen mit alternativen Antrieben.       ning-Markt ist nach den USA der zweit­
kräftige Konsumentwicklung sorgen,                                                     größte der Welt. In China gibt es rund
sind stark steigende Haushaltseinkom­       Trotz der anhaltenden globalen Unsicher­   220 Mio. Schulkinder, von denen schät­
men, die Digitalisierung des Einzelhan­     heit trotzt der Tourismus in Asien dem     zungsweise 61 Mio. ergänzenden Unter­
dels und die Verschiebung der Nach­         Abschwung. Der Tourismus und das           richt in Nachhilfeeinrichtungen erhalten.
frage zu höherwertigen Produkten. Dies      Gastgewerbe profitieren von einem soli­    Nach Angaben der Beratungsfirma Frost
untermauert unseren optimistischen          den Auslandsreiseverkehr in der gesam­     & Sullivan wird das Volumen des chine­
Ausblick für unser Schwerpunktthema         ten Region, insbesondere aus China.        sischen Nachhilfemarkts, das 2019 rund
„Konsummacht Asien“. Innerhalb der          Nach Angaben des chinesischen Minis­       78 Mrd. USD beträgt, voraussichtlich
Region setzen wir vor allem auf die         teriums für Kultur und Tourismus ist die   jährlich um 10 % wachsen und 2022
Konsumentwicklung in China, Indien          Zahl der von Chinesen unternommenen        die Marke von 104 Mrd. USD erreichen.
und den ASEAN-Staaten, in denen das         Auslandsreisen 2018 um 14,7 % auf
Wachstum durch strukturelle Trends wie      150 Mio. gestiegen, womit das Land         In Nordasien und Singapur ist infolge der
eine rasant wachsende Mittelschicht,        zum größten Auslandstourismusmarkt         alternden Bevölkerung ein strukturelles
eine starke Zunahme der verfügbaren         der Welt geworden ist und einen Anteil     Wachstum der Nachfrage nach Gesund­

14
heitsdiensten zu erwarten. So sind die       spannteren Liquiditätslage und niedri­        das BIP-Wachstum durch die Konjunk­
Gesundheitsausgaben in den aufstreben­       geren Zinsen profitieren. Wir erwarten,       turförderungsmaßnahmen 2019 bei
den ASEAN-Staaten mit etwa 5 % des           dass günstigere Refinanzierungsbedin­         6,2 % und 2020 bei 5,8 % stabilisiert
BIP im Vergleich zu den Industrieländern     gungen am Interbankenmarkt den ­7-            werden kann. Die expansive Politik Chi­
noch gering und deutlich niedriger als in    Tages-Repo-Satz auf unser Jahresendziel       nas bleibt also ein Argument für unsere
Japan (10 %) und den USA (17 %). In          von 2,20 % drücken werden. Unsere             Übergewichtung chinesischer Anleihen
­Indien, Indonesien und Vietnam werden       Präferenz gilt Anleihen solider chine­        und für unsere neutrale Gewichtung
 angesichts einer jungen Bevölkerung         sischer Staatsbetriebe und High-Yield-        ­chinesischer Aktien.
 und der fortschreitenden Urbanisierung      Anleihen ausgewählter chinesischer
 vermutlich die Ausgaben für Online-         Immobilienentwicklungsgesellschaften.
                                                                                           Chancen auf dem asiatischen
 Shopping, Wohnen, Gesundheitsver­           Die chinesische Zentralbank wird wahr­
                                                                                           Anleihemarkt
 sorgung und Kommunikationsdienste           scheinlich offensiver auf gezielte Erleich­
 steigen.                                    terungen für die Privatwirtschaft hinwir­     In einem dauerhaften Niedrigzinsumfeld,
                                             ken. Die gezielte Kreditförderung dürfte      das weltweit ein starkes Renditestreben
                                             Anreize für mehr private Investitionen in     erwarten lässt, dürften ausgewählte
Chancen durch konjunkturfreundliche
                                             die Innovationstätigkeit und in die tech­     ­asiatische Anleihen – insbesondere aus
Politik in China
                                             nische Aufrüstung des produzierenden           China, Indonesien und Indien – attraktive
Um der Schwächung der Konjunktur             Gewerbes setzen, das damit zu einem            Möglichkeiten zur Erzielung höherer Zin­
durch die neuerliche Eskalation der Han­     wichtigen strukturellen Wachstums­             sen bieten. Da die Lockerungsmaßnah­
delskonflikte zu begegnen, wird China        motor der Wirtschaft wird.                     men der asiatischen Zentralbanken dazu
voraussichtlich in den kommenden Mo­                                                        beitragen, den laufenden Konjunkturzyk­
naten die geld- und haushaltspolitischen     Haushaltspolitische Unterstützung hat          lus zu verlängern, halten sich die mit der
Impulse verstärken. Am 6. September          die Privatwirtschaft durch Senkungen           Konjunkturabkühlung verbundenen Aus­
hat die chinesische Zentralbank Senkun­      der Mehrwertsteuer und der Sozialver­          fallrisiken wohl in Grenzen. Im Bereich
gen des Mindestreservesatzes angekün­        sicherungsbeiträge im 2. Quartal 2019          von Emerging-Markets-Anlagen stellen
digt, die generell 50 Basispunkte (Bp.)      erhalten, die mit einem Volumen von            asiatische Anleihen eine wichtige Rendi­
und speziell für City Commercial Banks       2 Bio. RMB 2 % des BIP entsprechen.            tequelle dar, die einen Beitrag zum Anla­
100 Bp. betragen sollen. Dadurch             Eine förderliche Haushaltspolitik kann         geerfolg leisten dürfte. Einige asiatische
wird insgesamt Liquidität in Höhe von        die Unternehmen zu Mehrausgaben ver­           Emittenten mit soliden Fundamentalda­
900 Mrd. RMB freigesetzt und eine Ver­       anlassen und die Infrastrukturinvestitio­      ten und Wachstumsperspektiven bieten
billigung von Krediten erreicht. Wir er­     nen ankurbeln. Wir sehen dabei gute            höhere Renditen als Emittenten mit ver­
warten bis Ende 2020 eine weitere Her­       Chancen auf weitere Senkungen der              gleichbaren Bonitätskennzahlen in den
absetzung der Mindestreservesätze um         Mehrwertsteuer im Haushalt 2020. Ver­          Industrieländern, was auf einen immer
150 Bp. und eine Verminderung der            mutlich wird künftig vor allem auf kom­        noch attraktiven relativen Wert asiati­
Kreditzinsen durch eine marktorientierte     munaler Ebene die Anleihe-Emissionstä­         scher Anleihen schließen lässt.
Reform des maßgeblichen Referenzzins­        tigkeit erhöht, um transparentere Wege
satzes (Loan Prime Rate), die bei Bank­      zur Infrastrukturfinanzierung zu eröffnen     Der geldpolitische Kurswechsel der
krediten zu einer Ersparnis von 50 Bp.       und Investitionen zu beschleunigen.           US-Zentralbank (Fed) kommt asiatischen
führt. Zudem rechnen wir mit einer Sen­                                                    Anleihen sehr zugute, wobei das High-
kung der Zinsen für einjährige mittelfris­   Wenn die Handelskonflikte andauern,           Yield-Segment hohe Aufschläge gegen­
tige Kreditfazilitäten (Medium Term Len­     wird die Regierung wohl zu noch offensi­      über den Renditen risikofreier Papiere
ding Facilities) um 20 Bp., die günstigere   veren Steuersenkungen greifen und die         bietet.
Finanzierungskosten für Unternehmen          staatlichen Investitionen hochfahren
bedeutet.                                    müssen, um den Schaden für die Kon­           Von der Lockerung der Geldpolitik dürf­
                                             junktur zu begrenzen. Vor allem werden        ten Impulse ausgehen, die besonders
Im Hinblick auf die politische Konjunktur­   dann wahrscheinlich Reformen vorange­         eine gute Performance indonesischer
förderung in China beurteilen wir chine­     trieben, die das Wachstum ankurbeln           und indischer Anleihen verheißen.
sische Hart- und Lokalwährungsanleihen       (z. B. eine weitere Lockerung der Wohn­
weiterhin positiv, weil sie von einer ent­   sitzkontrolle). Wir gehen davon aus, dass

                                                                                              InvestmentStrategie Viertes Quartal 2019   15
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