QUINTETT - Instruktion zur Zukunft der Pfarrgemeinde Abschied von Elisabeth Broich Chorleben in der Pandemie - Kirche vor Ort

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QUINTETT - Instruktion zur Zukunft der Pfarrgemeinde Abschied von Elisabeth Broich Chorleben in der Pandemie - Kirche vor Ort
QUINTETT
3/2020   NACHRICHTEN AUS DEM SEELSORGEBEREICH LINDLAR

             www.katholisch-in-lindlar.de

             Instruktion zur Zukunft der Pfarrgemeinde
                                 Abschied von Elisabeth Broich
                                    Chorleben in der Pandemie
QUINTETT - Instruktion zur Zukunft der Pfarrgemeinde Abschied von Elisabeth Broich Chorleben in der Pandemie - Kirche vor Ort
INHALT DIESER AUSGABE                                                                          PASTORALE UMKEHR

Neue Instruktion                                      Der Vatikan hat eine neue Instruktion herausgegeben, in
aus dem Vatikan zur                                   der es um die Zukunft der Pfarrgemeinden geht. Darin wird
Zukunft der Pfarrgemeinde                             auch auf die Rolle der Laien eingegangen. Hier eine offiziel-
                                                      le Präsentation des Dokuments durch "vatican news"
|2-4
                                                      Den vollständige Text findet man als PDF unter:
Stellungnahme                                         www.dbk.de/nc/presse/aktuelles/meldung/vatikanische-
Pastor Martin Reimer                                  instruktion-die-pastorale-umkehr-der-pfarrgemeinde/detail/
|5-7
Verabschiedung von Elisabeth Broich

                                                      Vatikan:
|8-9
Hospizbegleiter: Eine Aufgabe für mich?
|10-11
                            Freiräume Jesuslob
                            |6-7                      Neue Instruktion
                            Corona-Hotspot Indien
                            |13                       über
                            Altar- und Kräuterweihe
                            |14
                                                      pastorale Umkehr
                                                      der Pfarreien
Mit vereinten Kräften....
|15

Warum bin ich (noch) katholisch?
|15
                                                      Die neue Instruktion trägt den Titel: Die pastorale Umkehr
Glaubensorte erfahren                                 der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung
|16                                                   der Kirche, und ist von Papst Franziskus approbiert worden.
                                                      Das Dokument, das vom Präfekten der Kongregation für den
Heilkraft und
                                                      Klerus, Kardinal Beniamino Stella, und vom zuständigen
Segen der Natur
                                                      Sekretär des Dikasteriums am Hochfest der Heiligen Petrus
|13
                                                      und Paulus unterzeichnet worden ist, antwortet auf die
Oberberg Stones                                       Strukturreformen, die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil
in unseren Kirchen                                    wegen tiefgehender sozialer und kultureller Veränderungen in
|18                                                   nicht wenigen Diözesen vorbereitet werden oder durchgeführt
Erstkommunionfeiern 2020
                                                      worden sind.
|19
Chorleben in der Pandemie
|20
                            Pfarrei der Zukunft
                            |21
                            Chronik
                            |22
                            Nachruf Pfarrer
                            Dr.Josef Overath
                            |22
Wir bekommen einen neuen Kaplan
|24
Adressen
Impressum
|24

   2 Quintett ][ 3/2020
QUINTETT - Instruktion zur Zukunft der Pfarrgemeinde Abschied von Elisabeth Broich Chorleben in der Pandemie - Kirche vor Ort
Das vorliegende Dokument ist ein
verbindlicher Bezugspunkt für
Vorhaben dieser Art und zielt
auf eine – wie sich aus dem
Titel erschließt – «pastorale
Umkehr im missionarischen
Sinn». Sie ist «eine Einla-
dung an die Pfarrgemein-
den, sich zu öffnen und
Instrumente für eine auch
strukturelle Reform anzu-
bieten, die sich an einem
neuen Gemeinschaftsstil, an
einem neuen Stil der Zusam-
menarbeit, der Begegnung,
der Nähe, der Barmherzigkeit
und der Sorge für die Verkün-
digung des Evangeliums orien-
tiert» (Nr. 2).                                                                                                  bringen, zerstö-
                                                                                                               ren, ignorieren
                                                                                                              oder auf eine klei-
Elf Kapitel                                                                                                 ne Elite beschrän-
Der Text ist in elf Kapitel gegliedert, die                                                               ken wollen, setzen wir
unter anderem die Pfarrei im Kontext der                                                               Gemeinschaften,     pasto-
gegenwärtigen Zeit darstellen (vgl. Nrn.                                                           rale Pläne, theologische und
6-10) und auf ihre heutige Bedeutung          «Als                                            spirituelle Akzente und Strukturen
verweisen (vgl. Nrn. 11-15). Die missio-      „Heiligtum“,                               ohne Wurzeln, ohne Geschichte, ohne
narische Sendung der Kirche bildet das        das allen offensteht, erinnert die Pfar-   Gesicht, ohne Gedächtnis, ohne Leib, ja
grundlegende Leitmotiv der Erneuerung         rei, die alle ohne Ausnahme erreichen      ohne Leben in die Welt» (Nr. 37).
(vgl. Nrn. 16-26). Es geht darum, «Pers-      muss, daran, dass die Armen und die
pektiven auszumachen, die es erlauben,        Ausgeschlossenen im Herzen der Kirche      Nach der theologischen, spirituellen
die „traditionellen“ pfarrlichen Struk-       immer einen bevorzugten Platz haben        und pastoralen Aufbereitung des Themas
turen unter missionarischem Gesichts-         müssen» (Nr. 32).                          wendet sich das Dokument konkreten
punkt zu erneuern» (Nr. 20). Die Vertie-                                                 Maßnahmen und Vorgehensweisen im
fung der Kenntnis des Wortes Gottes, die                                                 Rahmen diözesaner Strukturreformen
ansprechend gestaltete Feier der Sakra-       Nichts                                     zu. Es verweist hierbei sowohl auf das
mente, vor allem der heiligen Eucharis-       überstürzen                                geltende Recht des kirchlichen Gesetz-
tie, und eine erneuerte „Kultur der Be-       Angesichts leidvoller Erfahrungen,         buches von 1983, als auch auf ein-
   gegnung“, die den Dialog, die Solida-      die mit den diözesanen Strukturreformen    schlägige Dokumente des Apostolischen
         rität und die Offenheit fördert,     für die Gemeinden, die Kleriker und die    Stuhls, die im Rahmen der Reformvor-
              sind die zentrale Bausteine     Gläubigen verbunden sind, mahnt die        haben zu konsultieren und einzubezie-
                 dieser Erneuerung.           Instruktion, nichts zu überstürzen und     hen sind, soll es sich um eine Reform
                                              Reformen nicht zu eilig mit „am grünen     im Sinne der katholischen Ekklesiologie
                     Die erneuerte Pfar-      Tisch“ erarbeiteten allgemeinen Krite-     handeln.
                      rei weist über          rien durchführen zu wollen und dabei
                        das      Merkmal      die konkret Betroffenen zu vergessen.
                         der missionari-      «Jedes Projekt muss die konkreten Um-      Fragen über die
                          schen Ausrich-      stände einer Gemeinde berücksichtigen      Mitarbeit der Laien
                           tung hinaus        und ohne Traumata mit einer vorausge-      Der Text nimmt daher Bezug auf die
                            zwei weitere      henden Phase der Beratung, einer Pha-      Interdikasterielle Instruktion zu einigen
                             Charakteris-     se der schrittweisen Verwirklichung und    Fragen über die Mitarbeit der Laien am
                             tika auf. Sie    der Überprüfung durchgeführt werden»       priesterlichen Dienst der Priester (1997);
                             will alle er-    (Nr. 36).                                  auf das Rundschreiben “Der Priester,
                             reichen und      Strukturreformen dürfen daher die Gläu-    Lehrer des Wortes, Diener der Sakra-
                             einschlie-       bigen nicht außenvorlassen, hebt Papst     mente und Leiter der Gemeinde für das
                             ßen, und sie     Franziskus hervor: «Wenn wir das Volk      dritte christliche Jahrtausend“ (1999);
                            ist auf die Ar-   Gottes als Ganzes und in seinen Unter-     auf die Instruktion “Der Priester, Hirte
                           men bedacht.       schieden verdrängen, zum Schweigen         und Leiter der Pfarrgemeinde“ (2002);

                                                                                                                   3 Quintett ][ 3/2020
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PASTORALE UMKEHR

und nicht zuletzt auch auf das bedeu-        Ausdruck bringen könnten, sind daher          logie wenig abgewinnen können. Sie
tende Direktorium für den Hirtendienst       unzulässig. Der notwendigen Zusam-            bedarf der unentbehrlichen Ergänzung
der Bischöfe (2004), das im VIII. Kapitel    menarbeit des Pfarrers mit geschultem         durch ein wirklich sakramentales Ver-
grundlegende Hinweise für Reformvor-         Personal gemäß kanonischen Vorgaben,          ständnis des Priestertums.
haben auf pfarrlicher und überpfarrlicher    beispielsweise in den Bereichen Vermö-        Um das Thema der Zusammenarbeit in
Ebene zur Verfügung stellt.                  gensverwaltung, Gemeindekatechese             der Pfarrei abzurunden, widmet sich die
                                             oder Caritas, steht nichts im Wege. An-       Instruktion über die pastorale Umkehr
Das Kapitel über die Pfarrei und die an-     gesichts der gegenwärtigen Personalsi-        den Organen kirchlicher Mitverantwor-
deren Untergliederungen innerhalb der        tuation in den Bistümern und der Kom-         tung, unter anderem dem Vermögensver-
Diözese (vgl. Nrn. 42-61) widmet sich        plexität des Lebens, wird diese immer         waltungsrat (vgl. Nrn. 101-107) und dem
dem Vorgehen des Diözesanbischofs bei        nötiger.                                      Pastoralrat der Pfarrei (Nrn. 108- 114),
Pfarreizusammenschlüssen. Der neuen                                                        deren Bedeutung Papst Franziskus her-
Instruktion ist es ein Anliegen, im Rah-     Über die Stellung und die Aufgabe der         vorgehoben hat. Unbeschadet legitimer
men der gemäß kirchlichem Recht le-          ständigen Diakone in der Kirche bietet        regionaler Regelungen wird festgehal-
gitimen Zusammenschlüsse den Status          das gegenwärtige päpstliche Lehramt           ten, dass beide Räte Beratungsgremien
der beteiligten Priester zu bedenken.        richtungsweisende Hilfen, auf die die         sind, die den Pfarrer, der den Vorsitz in-
Der Diözesanbischof soll daher, bei          Instruktion verweist. Die Übertragung         nehat, in der Leitung der Pfarrei maßgeb-
der Errichtung einer neuen Einheit «auf      der pfarrlichen Hirtensorge gemäß can.        lich unterstützen.
keinem Fall mit dem gleichen Dekret          517 § 2 CIC im Falle des Priestermangels
beschließen, dass in mehreren verein-        stellt eine außerordentliche Form der
ten und nur einem Pfarrer anvertrauten       Beteiligung an der Seelsorge dar, die le-     Die Rolle des
Pfarreien eventuell andere vorhandene        diglich Übergangscharakter haben kann         Pastoralrates
Pfarrer, die noch im Amt sind, automa-       und zeitlich begrenzt sein muss. Die Mit-     Im Rahmen einer pastoralen Einheit
tisch zum Pfarrvikar ernannt oder fak-       arbeit der Laien am Dienst der Priester ist   kann es auch nur einen Pastoralrat für
tisch ihres Amtes enthoben werden»           im Rahmen der partikular- und univer-         alle Pfarrgemeinden des Zusammen-
(Nr. 57).                                    salkirchlicher Normen, unter anderem          schlusses geben. Dieser Rat stellt einen
                                             durch die erwähnte Interdikasterielle         spezifischen Bereich dar, «in dem die
Die Frage der Gleichbehandlung und           Instruktion Ecclesiae de mysterio (1997),     Gläubigen ihr Recht wahrnehmen und
der Wahrung attraktiver Zukunftspers-        geregelt, die, ausgestattet mit päpstlicher   ihrer Pflicht nachkommen, ihre Mei-
pektiven darf nicht mit der Berufung auf     Approbation in forma specifica, gegen-        nung hinsichtlich des Wohls der Pfarr-
unumgängliche Reformnotwendigkeiten          teilige Normen, Gewohnheiten und Be-          gemeinde den Hirten und auch den
oder gar mit dem Verweis auf den pries-      fugnisse widerrufen hat. Um legitim zu        anderen Gläubigen mitzuteilen» (Nr.
terlichen Gehorsam abgetan werden.           sein, darf die Mitwirkung der Laien in        112). Seine Hauptaufgabe besteht dar-
Die Priester sind in «in vorzüglicher        der Seelsorge den Rahmen normierter           in, «in Übereinstimmung mit den Vor-
Weise Mitarbeiter des Bischofs» (Vat II      Beauftragung und Sendung nicht über-          gaben der Diözese praktische Lösun-
CD 30) und bedürfen gediegener Fortbil-      schreiten.                                    gen für die pastoralen und karitativen
dungsmaßnahmen, die sie auf ihren her-                                                     Initiativen der Pfarrei zu suchen und
ausfordernden Dienst in den Gemeinden                                                      zu beurteilen» (Nr. 112). «Der Pfar-
vorbereiten und unterstützen.                Wahl der                                      rer muss seine Vorschläge wohlwol-
                                             Terminologie                                  lend im Hinblick auf ihre Umsetzung
                                             In diesem Zusammenhang spielt nicht           prüfen» (Nr. 113).
 Alle Glieder                                zuletzt die Wahl der Terminologie eine
 des Volkes Gottes                           Rolle, die den Unterschied zwischen           «Über die Betonung der Dringlichkeit
Der folgende Abschnitt behandelt die         dem gemeinsamen und dem besonde-              einer […] Erneuerung hinaus, legt […]
ordentlichen und außerordentlichen           ren Priestertum schützen muss. Titel wie      das vorliegende Dokument eine An-
Formen der Übertragung der Hirtensor-        „Pfarrer“, „Ko-Pfarrer“, „Pastor“, „Ka-       wendungsweise der kanonischen Nor-
ge der Pfarrgemeinde (Nrn. 62-93). Das       plan“, „Moderator“, „Pfarrverantwort-         men vor, die die Möglichkeiten, die
Thema betrifft alle Glieder des Volkes       licher“ oder ähnliche Begriffe, die das       Grenzen, die Rechte und die Pflichten
Gottes: die Kleriker, die Gottgeweihten      Recht den Priestern vorbehält, weil sie       der Hirten und der Laien festlegt, damit
und die Laien. Den Bestrebungen, das         einen direkten Bezug zu deren Beteili-        die Pfarrei sich selbst wieder als grund-
Amt des Pfarrers einem Team aus Pries-       gung an der Hirtensorge des Bischofs auf      legenden Ort der Verkündigung des
tern und Laien anzuvertrauen, wider-         Grund der Weihe haben, können daher           Evangeliums, der Feier der Eucharistie,
spricht die Instruktion deutlich. Bezeich-   Laien nicht verliehen werden. Eine rein       als Raum der Geschwisterlichkeit und
nungen wie Leitungsteam, Leitungs-           funktionale Betrachtungsweise des pas-        der Caritas entdeckt, von dem aus das
equipe, Pfarreivorstand und andere, die      toralen Dienstes wird der Notwendigkeit       Zeugnis des christlichen Glaubens in
eine kollegiale Leitung der Pfarrei zum      einer präzisen und eindeutigen Termino-       die Welt ausstrahlt» (Nr. 123).

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QUINTETT - Instruktion zur Zukunft der Pfarrgemeinde Abschied von Elisabeth Broich Chorleben in der Pandemie - Kirche vor Ort
TITELBERICHT

Das Schreiben aus dem Vatikan ...
... ist originell, diskussionswürdig und      torale Umkehr der Pfarrgemeinde im        den Ordens-Patres im fernen Afrika;
lang. Ich freue mich, dass das Redakti-       Dienst an der missionarischen Sendung     auch nicht nur sonntags beim Prediger
onsteam dieser Quintett-Nummer diese          der Kirche.“ Demnach soll die Kirche      oder bei einer Religionslehrerin. Son-
„Instruktion“ näher beleuchtet. Ich ver-      Jesu Frohe Botschaft weitersagen (wie     dern im Prinzip bei allen Katholiken in
suche zuerst, ihre wichtigsten Inhalte        auch immer). Progammatisch heißt es       der Pfarrgemeinde. „Pastorale Umkehr“
darzulegen (Teil I) und sie einzureihen       zu Beginn (Abschnitt Nr. 3):              nennt das Schreiben diese (neue) Orien-
in das, was das kirchliche Lehramt bis-                                                 tierung.
lang hierzu sagt (Teil II). Am Ende seien     „Wenn uns etwas in heilige Unruhe
drei Fragen an das Schreiben und an uns       versetzen und unser Gewissen beun-        Die Instruktion besteht aus elf Kapiteln,
erlaubt (Teil III). – Weil jegliche Auswahl   ruhigen muss, dann […], dass so viele     jedes aus fortlaufend nummerierten
und Wertung subjektiv vom persönli-           unserer Brüder und Schwestern ohne        Abschnitten (typisch für Schreiben des
chen Standpunkt des Kommentierenden           die Kraft, das Licht und den Trost der    Heiligen Stuhls).
abhängt (… und damit Sie nichts Ori-          Freundschaft mit Jesus Christus leben,    Nach der Einleitung umreißt das kurze
ginelles verpassen), empfehle ich, das        ohne eine Glaubensgemeinschaft, die       I. Kapitel (Abschnitts-Nummern 3-5)
38seitige Schreiben im Original selbst        sie aufnimmt, ohne Hoffnung auf Sinn.“    diese Grundhaltung der Glaubens-
zu lesen! Unterzeichnet hat es nicht          Fürchten wir nicht, „uns einzuschließen   Weitergabe (zumeist bedeutungsgleich
Papst Franziskus, sondern (in seinem          in die Strukturen, die uns einen trüge-   „Missionierung“ oder „Evangelisierung“
Auftrag) Kardinal Benjamin Stella, der        rischen Schutz gewähren, in die Nor-      genannt; s.o. Zitat Nr. 3).
vatikanischen „Minister“ (Präfekt) für        men, die uns in unnachsichtige Richter    Die Kapitel II. und III. beschreiben
Klerus-Fragen.                                verwandeln […] während draußen eine       die „Pfarrei“ – ihre geschichtliche Ent-
                                              hungrige Menschenmenge wartet und         stehung und ihre sich wandelnde Be-
I. Worum geht es                              Jesus uns pausenlos sagt: ‘Gebt ihr ih-   deutung (Nr. 6-15) im „globalen und
                                              nen zu essen‘ (Mk 6,37).“                 pluralen Dorf“, wo die Bedeutung des
a) Gliederung und zentrale Inhalte            Diese grundlegende Aufgabe siedelt das    (Wohn-) Ortes und seiner Bindungen
                                              Schreiben konkret bei der Pfarrgemein-    abnimmt.
Das Schreiben trägt den Titel „Die pas-       de an. Also nicht nur bei missionieren-   Programmatisch ist Kapitel IV. über-

                                                                                                                 5 Quintett ][ 3/2020
QUINTETT - Instruktion zur Zukunft der Pfarrgemeinde Abschied von Elisabeth Broich Chorleben in der Pandemie - Kirche vor Ort
GLOBALE VERANTWORTUNG                                                                             BISTUM KÖLN
                                                                                                            KARDINAL RAINER MARIA WOELKI:
                                                                                                            In vielen unserer deutschen Bistümer bemühen wir uns, auf
          schrieben: „Mission – Leitmotiv der Er-              und Dienste“: Ehrenamtlich enga-             Ebene unserer Pfarreien und Gemeinden auf die veränderten
          neuerung“. Es wirbt für eine grundsätz-              gierte Gläubige übernehmen einer-            Gegebenheiten unserer Zeit zu reagieren. Hier im Erzbistum
          liche Öffnung der Pastoral („Pastoral“               seits wichtige „Dienste“, z.B. in der        Köln haben wir uns aus diesem Grund vor ein paar Jahren auf
                                                                                                            den Pastoralen Zukunftsweg begeben. Papst Franziskus weist
          meint wörtlich „Hirten-Dienst“, d.h. alle            Kommunion- oder Firm-Vorbereitung,
                                                                                                            uns mit der neuen Handreichung den Weg, die aktuellen Heraus-
          kirchlich-gemeindlichen       Aktivitäten):          Mitgestaltung der Gottesdienste oder         forderungen als Chance für eine missionarische Neuausrichtung
          Wir sollen die Botschaft Christi auch                in Pfarrgemeinderat und Kirchenvor-          zu nutzen. Wagen wir es, als Kirche wieder das zu sein, was wir
          zu Menschen in unserer nahen sozia-                  stand. Andererseits bestätigt die Inst-      sind: Ekklesia, die Herausgerufene! Leib Christi, Volk Gottes,
          len Umgebung bringen, die (scheinbar)                ruktion, dass Laien grundsätzlich nicht      königliche Priesterschaft!
          wenig mit Kirche und Glauben zu tun                  in der Hl. Messe predigen dürfen.
          haben. Alles in der Pfarrei soll dieser              Nach Anmerkungen zu Messinten-
          Grundorientierung dienen (16-26)!                    tionen (maßvolle Geldbeträge) u.ä. in        aber auch ihre Freunde zu sein […] und
          Das Kapitel V. – „‘Gemeinschaft von Ge-              Kapitel XI. greift der „Schluss“-Kapitel     die geheimnisvolle Weisheit anzuhören,
          meinschaften‘: Die inklusive, missionari-            den Bogen der „missionarische[n] Dyna-       die Gott uns durch sie mitteilen will“ (Nr.
          sche und auf die Armen bedachte Pfar-                mik“ der Pfarrei auf (122-123).              32).“
          rei“ – schaut besonders auf die Familien
          und auf die ärmeren Menschen (27-33).                b) Zitate                                    Die Pfarrei muss „die Gefahr vermeiden,
          Kapitel VI. „Von der Umkehr der Perso-                                                            einer exzessiven Bürokratie und Service-
          nen zur Umkehr der Strukturen“ (34-41)               Die Kirche muss „eine klare Entschei-        mentalität zu verfallen, die nicht die Dy-
          erläutert, dass eine innere Haltung aller            dung für die missionarische Sendung          namik der Evangelisierung, sondern das
          Gläubigen die Grundlage für Anpassun-                verwirklichen“, damit der „Stil“ und die     Kriterium des Selbsterhalts aufweisen“
          gen von Pfarr-Strukturen ist.                        Struktur der Kirche „ein Kanal werden,       (Nr. 40).
          Kapitel VII. geht auf Seelsorgebereiche              der mehr der Evangelisierung […] als der
          und andere größere „Untergliederungen                Selbstbewahrung dient“ (Nr. 5).              „Die pastorale Umkehr“ erfolgt „in ver-
          innerhalb der Diözese“ ein (wann/wie                                                              schiedenen Weisen der Übertragung der
          solche gebildet werden sollten).                     Die digitale Kultur, „der Wechsel der kul-   Hirtensorge und der Beteiligung an ihrer
          Das VIII. und längste Kapitel (Nr. 62-93)            turellen Modelle, die problemlose Mobi-      Ausübung, die alle Glieder des Volkes
          formuliert unter der sperrigen Überschrift           lität und die Schnelligkeit der Kommuni-     Gottes einschließen“ (Nr. 42).
          „Ordentliche und außerordentliche For-               kation verändern die Wahrnehmung von
          men der Übertragung der Hirtensorge“                 Zeit und Raum.“ Mögen wir gerade hie-        „Wegen ihres Hirtendienstes sind […]
          Maßgaben zum Verhältnis von normalen                 rin „die Einladung des [Heiligen] Geistes    die […] Priester […] der grundlegende
          Christen („Laien“, d.h. nicht geweihte               annehmen, um Prozesse der ‘Verjün-           Bezugspunkt für die Pfarrgemeinde“ (Nr.
                                                               gung‘ des Antlitzes der Kirche anzusto-      62).
                                                               ßen“ (Nr. 10).
                    BISTUM ESSEN
   BISCHOF FRANZ-JOSEF OVERBECK:
                                                                                                            „Es ist notwendig, dass heute alle Laien
                                                               Auch Pfarreien sollen kraftvoll „die Be-     einen großzügigen Einsatz für den
Die Instruktion nimmt in keiner Weise zur Kenntnis, dass
wir in Deutschland – aber auch in vielen anderen Ländern       rufung aller Getauften, Jünger Jesu und      Dienst an der missionarischen Sendung
der Weltkirche – kirchliches Leben nicht mehr nach den         Verkünder des Evangeliums zu sein, […]       leisten vor allem durch das Zeugnis des
Mustern der bisher bekannten Volkskirche gestalten können.     entdecken“ (Nr. 11).                         täglichen Lebens“ (Nr. 86).
Es befremdet mich sehr, dass ein solches Dokument ohne
Vorankündigung und Berücksichtigung der tatsächlichen          „Darüber hinaus bleibt die bloße Wie-        „Wenn es wegen Priestermangels“ zu-
Situation in den jeweiligen Ortskirchen veröffentlicht wird.
Das Bistum Essen wird seine Prozesse der Erneuerung und        derholung von Aktivitäten, die das Le-       nächst keinen Pfarrer gibt, kann der Bi-
Veränderung fortsetzen, so schwierig und so schmerzhaft sie    ben der Menschen nicht berühren, ein         schof […] einen Laien oder auch eine
auch manchmal sind.                                            steriler Überlebensversuch, der oft mit      Gemeinschaft von Personen […] an der
                                                               allgemeiner Gleichgültigkeit zur Kennt-      Ausübung der Hirtensorge beteiligen“
                                                               nis genommen wird. Wenn die Pfarrei          (Nr. 87). Indes: Diese „werden durch
          Personen, auch Gemeinde- und Pastoral-               nicht die der Evangelisierung innewoh-       einen Priester, der „Moderator der Hir-
          referenten; ihre Rolle wird theologisch-             nende spirituelle Dynamik lebt, läuft sie    tensorge ist, koordiniert und geleitet“
          grundsätzlich gewürdigt) und geweihten               Gefahr, selbstbezogen zu werden und zu       (Nr. 88). In dieser („problematische[n]“
          Priestern und Diakonen, v.a. zur Rolle               verkalken“ und nur kleine Gruppen zu         und) „vorübergehende[n] pastorale[n]
          des Pfarrers. Nachdrücklich wird die                 bedienen (Nr. 17).                           Situation“ […] „haben […] Diakone […]
          Unterschiedlichkeit der Berufung und                                                              „Vortritt vor […] Laien“ (Nr. 90).
          Stellung dieser „Stände“ in der Kirche               Die Pfarrei muss „alle ohne Ausnahme
          hervorgehoben. Die Leitung der Pfarrei               erreichen“. Zumal müssen „die Armen          Der Bischof kann Diakonen oder Laien
          und pastoral maßgebliche Entscheidun-                und die Ausgeschlossenen im Herzen           die Feier eines Wortgottesdienstes an
          gen kommen nur Pfarrern oder anderen                 der Kirche immer einen bevorzugten           Sonntagen übertragen, „wenn wegen
          Priestern zu.                                        Platz haben […]. Wir sind aufgerufen,        des Fehlens eines geistlichen Amtsträgers
          Kapitel XI. und X. (94-117) erläutern                Christus in ihnen zu entdecken, uns zu       oder aus einem anderen schwerwiegen-
          näherhin „pfarrliche Beauftragungen                  Wortführern ihrer Interessen zu machen,      den Grund die Teilnahme an einer Eu-

          6 Quintett ][ 3/2020                                                                                                             6 Quintett ][ 3/2020
QUINTETT - Instruktion zur Zukunft der Pfarrgemeinde Abschied von Elisabeth Broich Chorleben in der Pandemie - Kirche vor Ort
TITELBERICHT

       charistiefeier unmöglich ist […] Wenn                Glaubens in der modernen Welt (Evan-             der Evangelisierung aussehen könnten –
       Diakone zur Verfügung stehen, sollen ih-             gelisierung) und die Unterschiedenheit           etwa häusliche Gebets- und Bibelkreise,
       nen solche Liturgien anvertraut werden“              der verschiedenen Berufungen hierfür.            Glaubenskurse u.v.m.). Verwischt das
       (Nr. 98).                                            Die Instruktion nimmt mehrfach Bezug             nicht das große Kern-Anliegen der Evan-
                                                            auf Texte (bzw. zitiert sie) des II. Vatikani-   gelisierung?
       „Die Laien können […] in einer Kirche                schen Konzils (1962-1965, v.a. „Gaudi-           2) Auf welchen theologischen Voraus-
       […] predigen […]. Während der Fei-                   um et spes“), auf Enzykliken von Johan-          setzungen fußt eigentlich die Instruk-
       er der Eucharistie dürfen sie jedoch die             nes Paul II. und von Franziskus („Evange-        tion? Nun, da ist die hierarchische, nicht
       Homilie [Predigt] auf keinen Fall halten“            lii gaudium“ 2013) sowie auf den Codex           demokratische Grundverfassung der
       (Nr. 99).                                            des kanonischen Rechts (1983). Zudem             katholischen Kirche. Die stellt für uns
                                                            hat Franziskus 2019 in seinem einzigar-          heute eine Zumutung dar (angesichts der
       „Papst Franziskus lädt ein, ‘Maria, die              tigen Brief „An das pilgernde Volk Gottes        politisch und sozial geltenden Gleich-
       Mutter der Evangelisierung‘ anzurufen,               in Deutschland“ das Grundanliegen der            berechtigung), die nicht leicht aufzu-
       damit sie uns helfen möge, ‘Ja‘ zu sagen,            Evangelisierung formuliert.                      lösen ist. Die Kirche sieht sich in ihrem
       angesichts der Dringlichkeit, die Froh-                                                               eigentlichen Wesen gestiftet durch Jesus
       botschaft Jesu in unserer heutigen Zeit              Der große Umfang des Fußnoten-Teils              Christus. Also nicht (nur) historisch ent-
       wieder erklingen zu lassen. Sie erwirke              zeigt typisch, wie auch dieses päpstliche        standen (und damit beliebig wandelbar).
       uns eine neue Leidenschaft von Erweck-               Schreiben in einer langen Lehrtradition          Kein anderer als Christus hat die Apostel
       ten […], damit wir den heiligen Mut er-              verankert ist. Die Verweise sollen sie ab-       und ihre geweihten Nachfolger (Bischö-
       langen, neue Wege zu suchen, damit                   sichern und fundieren. Am Ende geht der          fe, Priester, Diakone) ermächtigt und
       das Geschenk der Erlösung zu allen ge-               Blick gerne zu Maria (s.o. Nr. 124).             beauftragt, die Sakramente zu spenden
       lange“ (Nr. 124).                                                                                     und zu predigen. Hierin handeln (nur)
                                                                                                             sie direkt an Seiner Stelle. Diese objek-
                                                                                                             tiv gegebene Gegenwart Christi kommt
BISTUM ROTTENBURG-STUTTGART
                                                              III. Drei Anfragen                             durch die Weihe, nicht durch demokra-
BISCHOF GEBHARD FÜRST:                                                                                       tische Wahl zustande. Dies versteht sich
Keine Alternative zum Prinzip des Miteinanders, auch nach      1) Die Instruktion baut sich einerseits       als Geschenk des Auferstandenen an die
Vatikan-Instruktion: Bischof Fürst hält an Leitungsmodell      aus einer logischen Gedankenfolge             Gläubigen (nicht als Vorrecht der Pries-
fest.                                                          auf. Andererseits wirkt sie uneinheit-        ter). Daneben gibt es weitere Weisen der
Seit 50 Jahren gibt es im Bistum Rottenburg-Stuttgart ein      lich: Zuerst strahlt sehr klar das gro-       Gegenwart Jesu bei uns, der sagt: „Wo
Modell der gemeinsamen Leitung von Laien und Klerikern.
                                                               ße Anliegen der Evangelisierung auf           zwei oder drei in meinem Namen ver-
Dabei bleibt es – auch nach Veröffentlichung der
umstrittenen Vatikan-Instruktion zu Pfarreireformen.           (v.a. Teile I. bis VI., vgl. Zitate aus den   sammelt sind, da bin ich mitten unter
                                                               Abschnitten bis Nr. 42, s.o.). In Fran-       ihnen“ (Mt 18,20).
                                                               ziskus‘ unkonventionellem Sprachstil
                                                            wird uns ans Herz gelegt, wie sehr die           3) Ich sehe diese Grundfrage: Ist Evan-
       II. Lehramtliche                                     Evangelisierung – gerade unseres sozia-
                                                            len Umfeldes – drängt und ein Anliegen
                                                                                                             gelisierung überhaupt ein Anliegen? Hat
                                                                                                             sie Sinn? Hat der Glaube an Christus
       „Großwetterlage“ der                                 von uns allen sein soll. Sodann aber ver-        anderen Anschauungen etwas voraus?
       Instruktion                                          ästelt sich dieser leuchtende Fokus in           Falls wir „Ja“ antworten – und wenn/weil
                                                            technokratischen Kompetenzbeschrei-              wir uns darin vom Heiligen Geist ge-
       Es gibt verschiedene Rang-Typen von                  bungen für Amtsträger und Gremien                meinsam führen lassen („pastorale Um-
       päpstlichen Schreiben. Besonders hohe                sowie minutiösen Einschärfungen, dass            kehr“) – dann verheddern wir uns nicht
       Bedeutung und Autorität hat ein (stets               Laien in der Pastoral lediglich mitwirken        in einem Ringen „wer was darf“ (Laien
       vom Papst unterzeichnetes) Aposto-                   und ja nicht mehr tun dürfen, als ihnen          – Geweihte). Sondern können erkennen,
       lisches Rundschreiben an alle kath.                  (gegenüber Priestern) zukomme.                   dass Möglichkeiten bereit liegen, Jesu
       Christen (Enzyklika). Demgegenüber be-                                                                Botschaft zu leben und weiterzugeben:
       handelt z.B. eine Instruktion eher Einzel-           Dies könnte, bei aller Wertschätzung             zur Bereicherung von uns allen.
       fragen. Im Falle der vorliegenden Instruk-           des Engagements von Laien, doch zu               Darauf bin ich gespannt!
       tion stehen gleichwohl übergeordnete                 Gefühlen einer Zurücksetzung führen.
       Perspektiven und Probleme aus weiten                 „Dynamik“ und „Mut für neue Wege“ –              v Pastor Martin Reimer
       Teilen der Kirche, v.a. der westlichen               aber wozu? mögen wir fragen. Insoweit
       Welt, im Blick.                                      bleibt ein zwiespältiger Eindruck (zu-
                                                            mal ohne konkrete
       Zu den zwei angesprochenen Haupt-                    Darlegung, wie
       Themen äußert sich das päpstliche Lehr-              mögliche
       amt schon seit Jahrzehnten (sie finden               Projekte
       sich bereits in den Evangelien und den
       (Paulus-) Briefen): die Verbreitung des

                                                                                                                                       7 Quintett ][ 3/2020
QUINTETT - Instruktion zur Zukunft der Pfarrgemeinde Abschied von Elisabeth Broich Chorleben in der Pandemie - Kirche vor Ort
ANNELE-MEINERZHAGEN-STIFTUNG

Danke Elisabeth
Die Annele-Meinerzhagen-Stiftung          sabeth Broich auch aus der politi-      die Leitung der Grünen Damen im
als Anbieter von niederschwelligen        schen Arbeit kennt und besonders        Lindlarer Krankenhaus.
Betreuungsangeboten in Lindlar ist        die stille, bescheidene Arbeit von
in ihrer Art einzigartig im Kreis. Zu     Elisabeth Broich würdigte. Sei es       2001 übernahm Elisabeth Bro-
ihren ureigenen Aufgaben zählt die        ihr doch nie darum gegangen, sich       ich von Annele Meinerzhagen
Unterstützung und Beratung von            in den Vordergrund zu schieben.         die gleichnamige Stiftung, sorgte
Menschen in ihrem Zuhause, die            Dies unterstrich auch Bürgermeis-       für deren Anerkennung als nach
aufgrund von Alter und Krankheit          ter Georg Ludwig. „Mit deinem Tun       Landesrecht anerkannter Anbieter
Hilfe im Alltag benötigen. Außer-         hast du stets auch feste Werte ver-     eines niederschwelligen Betreu-
dem betreut die Stiftung Senioren         mittelt, für die du einstehst – damit   ungsangebots und ergriff 2013 die
und an Demenz erkrankte Men-                                                      Gelegenheit, den ehemaligen Kin-
schen in ihrem Zuhause und im                                                     dergarten „Kleine Riesen“ in Erb-
Demenzcafé in der Korbstraße 7.                                                   pacht zu erwerben und der Stiftung
Koordiniert, geleitet und die Stif-                                               ein Zuhause zu geben.
tung fit gemacht für die Zukunft hat
das fast 20 Jahre Elisabeth Broich.                                               Darüber hinaus war sie 25 Jahre
Jetzt hat sich die 78-Jährige aus ge-                                             im Pfarrgemeinderat tätig, brachte
sundheitlichen Gründen aus dem                                                    als langjähriges Gemeinderatsmit-
„aktiven Dienst“ verabschiedet                                                    glied die Geschicke der Gemeinde
und wurde für ihre Lebensleistung                                                 voran, engagierte sich für die Ca-
von zahlreichen Gratulanten ge-                                                   ritas und in zahlreichen weiteren
würdigt.                                                                          Selbsthilfegruppen – beispielswei-
                                          meine ich dein christliches Men-        se für die Gruppe pflegender An-
„Elisabeth Broich hat                     schenbild, das von gegenseitiger        gehöriger -, die sie ins Leben rief
hilfsbedürftigen Menschen                 Hilfe und Nächstenliebe geprägt
Jahrzehnte mit Rat und Tat zur            ist, aber auch deinen festen Willen,
Seite gestanden“                          unsere Gesellschaft zu entwickeln
                                          und voranzubringen.“ Und so habe
... dankte Stiftungsvorstand Werner       sie die Gemeinde Lindlar in vielfäl-
Sülzer der 78-Jährigen. „Du hast          tiger Weise geprägt.
immer die Not anderer gesehen,
mit Herz und Verstand angepackt           So erkannte Elisabeth Broich be-
und immer das Vertrauen gerecht-          reits vor 40 Jahren den Mangel an
fertigt, das viele Lindlarer Fami-        Einrichtungen für Senioren und er-
lien in dich gesetzt haben.“ Auch         öffnete kurzerhand bereits 1980
Landrat Jochen Hagt würdigte das          eine Altenbegegnungsstätte. Es
große ehrenamtliche Engagement            folgte wenig später die Gründung
der Lindlarerin. Ebenso wie Justiz-       einer Hospiz-Gruppe, deren Lei-
minister Peter Biesenbach, der Eli-       tung sie ebenso übernahm wie

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ANNELE-MEINERZHAGEN-STIFTUNG

und deren Geschicke nie aus den       Kreis bekam, wurden doch nach           auch eine Begegnung mit Zeitzeu-
Augen verlor. Nicht zuletzt rich-     diesem Vorbild auch in weiteren         gen und einer gleichaltrigen Schul-
tete sie unter der Trägerschaft der   Kommunen entsprechende Bera-            klasse gehörte. Ihr geschichtliches
Annele-Meinerzhagen-Stiftung in       tungsstellen eingerichtet.              Interesse spiegelte sich zudem
Lindlar eine Senioren- und Pfle-                                              auch in ihren schriftlichen Beiträ-
geberatung ein, die sich zu einer     Doch damit nicht genug: Als Real-       gen zur Zeitgeschichte in Lindlar
wertvollen Ergänzung innerhalb        schullehrerin ergriff sie – lange       – unter anderem einer Biografie zu
der Stiftung entwickelte und Vor-     bevor Schulbehörden dies auf-           Dr. Wilhelm Meinerzhagen.
bildcharakter für den gesamten        nahmen – die Initiative, um ihren
                                      Schülern durch Praktika in Betrie-      Während alle Anwesenden den
                                      ben den Weg in die Berufswelt zu        Hut vor ihrem Lebenswerk zogen,
                                      eröffnen.                               ist Elisabeth Broich unterdessen
                                                                              froh darum, dass sie die Annele-
                                      Als Geschichtslehrerin                  Meinerzhagen-Stiftung in fähigen
                                      sensibilisierte sie ihre Schüler        Händen weiß. Wurden doch die
                                      durch Treffen mit Zeitzeugen des        verschiedenen Arbeitsbereiche der
                                      Dritten Reiches                         Stiftung mittlerweile im Schwer-
                                                                              punkt von Einsatzleiterin Regina
                                      ... und hatte bis zu ihrer Pensionie-   Lunkewitz, Manfred Borrmann als
                                      rung 2004 großen Anteil an den          Geschäftsführer und Vorstand Wer-
                                      schulformübergreifenden Fahrten         ner Sülzer übernommen.
                                      der Abschlussklassen der Lindlarer
                                      Schulen nach Ausschwitz und Kra-        Broich: „Allein deshalb fällt mir
                                      kau, wozu wenn irgend möglich           der Abschied leichter.“
                                                                                                    v Sabine Ludwig

                                                                                                     9 Quintett ][ 3/2020
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Hospizbegleiter
Eine Aufgabe für mich?
„Nach den Ferien beginnt ein neuer Kurs      So vielfältig wie die Gründe, sich dem        und kleinen Selbsterfahrungsübungen mit
zur Ausbildung als Hospizbegleiter(-in).     Thema zu stellen, so unterschiedlich wa-      den vielfältigen Themen auseinander, die
Wäre das nicht auch etwas für dich?“, so     ren auch die Teilnehmerinnen. Mit Elke        die Hospizarbeit beinhaltet. Mit jedem
fragte mich im Sommer vergangenen Jah-       Pracejus, zertifizierte Kursleiterin der      Gruppenabend und besonders durch die
res eine Freundin. Ganz ehrlich, ein spon-   Deutschen Gesellschaft für Palliativme-       beiden Wochenenden wuchs unsere klei-
tanes, freudiges „JA“, entfachte die Idee    dizin und Gestalttherapeutin, wurde uns       ne Gruppe immer mehr zu einer vertrau-
in mir nicht. Hospiz - löste nicht schon     eine Referentin zur Seite gestellt, die uns   ensvollen Gemeinschaft zusammen.
allein der Name eine Kette düsterer Asso-    nicht nur mit viel Fachwissen durch die
ziationen aus? Sterben, Tod und Trauer,      80 Stunden des Kurses führte, sondern         So stand zum Abschluss des Grundkurses
alles keine Begriffe, die man zu nah an      uns mit ihrer Empathie tief berührte.         für alle Teilnehmerinnen fest, intensiver in
sich ranlassen möchte oder vielleicht                                                      das Thema einsteigen zu wollen und sich
doch? Irgendetwas in mir sorgte dafür,       Auch, wenn wir heute bei der Hospiz-          für den Aufbaukurs anzumelden. Doch
dass mich der Gedanke an das Thema           arbeit meist an für Sterbende geschaf-        da holte auch uns Corona, mit den damit
nicht mehr losließ. So fand ich mich Ende    fene und speziell ausgestattete Häuser        verbundenen Beschränkungen, ein und
August 2019 zusammen mit fünf weiteren,      denken, ist der Hospizgedanke nicht an        an eine Fortführung des Kurses war nicht
mir größtenteils unbekannten Teilnehme-      einen Ort gebunden. Inzwischen gibt es        mehr zu denken.
rinnen und der Organisatorin und lang-       zahlreiche Hospizgruppen, die es sich
jährigen Leiterin der Lindlarer Hospiz-      zur Aufgabe gemacht haben, schwer-            Von nun an waren die Medien täglich
gruppe Elisabeth Broich, in den Räumen       kranke und sterbende Menschen auf             gefüllt mit fast nur einem Thema: Welche
der Annele-Meinerzhagen-Stiftung, ein.       ihrem letzten Weg zu begleiten.               wirtschaftlichen Folgen würde der Lock-
                                                                                           down hinterlassen? Welche Einschrän-
Die Intention der einzelnen Frauen, die      Auch wenn die Hospizgruppe Lindlar,           kungen konnten als zumutbar, welche
sie bewogen hatte, sich für den Kurs an-     die viele Jahre von Elisabeth Broich ge-      als Zumutung gesehen werden? Würde
zumelden, war sehr unterschiedlich. Für      leitet wurde, nun von den Maltesern in        das enge Zusammenleben in den Fami-
die eine war es der Tod eines nahen Ange-    Engelskirchen geführt wird, verbleibt         lien zu mehr Gewalt führen?

                                                                                           Welche Folgen würde es für Kinder ha-
                                                                                           ben, wenn sie auf unbestimmte Zeit
                                                                                           nicht mehr in ihre Kita gehen dürften.
                                                                                           Auch über die vermutlich „verlorene
                                                                                           Bildung“ einer ganzen Generation von
                                                                                           Schulkindern durch Homeschooling
                                                                                           mutmaßte eine Zeitung.

                                                                                           Vergleichsweise wenig Beachtung fand
                                                                                           dagegen eine ganz andere Gruppe:
                                                                                           Kranke und alte Menschen. Sicher, es
                                                                                           gab viele Aufrufe und Angebote, für die-
                                                                                           se Menschen einzukaufen und sie nicht
                                                                                           zu vergessen. Gerade bei vielen Angehö-
                                                                                           rigen dieser Generation konnte ich eine
hörigen vor noch nicht allzu langer Zeit,    der Einsatz der ehrenamtlichen Begleiter      unglaubliche Gelassenheit bemerken.
für eine andere die unausweichliche Kon-     in Lindlar. Je nach Wunsch und Situa-         „Alles nicht so schlimm, ist ja nur vorü-
frontation mit der Thematik im Beruf, für    tion erfolgt die Begleitung im häuslichen     bergehend“, so befanden sie. Vermutlich
eine weitere der Schmerz, einen lieben       Umfeld, im Krankenhaus oder auch in           die Haltung von Menschen, die durch
Menschen in naher Zukunft gehen lassen       einer Pflegeeinrichtung.                      Kriege Entbehrung und Schlimmeres er-
zu müssen oder aber auch das Gefühl,                                                       fahren haben. Dennoch glaube ich, dass
dem Thema Sterben und Tod mehr Raum          Zur Vorbereitung auf diesen Dienst setz-      sehr viel Leid hinter verschlossenen Tü-
im eigenen Leben geben zu wollen.            ten wir uns in vielen kreativen Einheiten     ren stattgefunden hat:

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HOSPIZBEGLEITER

"Hast du Angst vor dem Tod", fragte der kleine Prinz
die Rose. Darauf antwortete sie: "Aber nein. Ich habe   In diesen Momenten habe ich mich            aus ist. „Ich verstehe jetzt, wie das Ganze
   doch gelebt, ich habe geblüht und meine Kräfte       manches Mal gefragt, was hätte Jesus in     zusammenhängt“, welch ein tröstliches,
eingesetzt soviel ich konnte. Und Liebe, tausendfach    einer solchen Situation getan? Ab und       voller Zuversicht steckendes Vermächt-
   verschenkt, kehrt wieder zurück zu dem, der sie
                                                        zu kam mir das Bild des aufgebrachten       nis einer Sterbenden. Woher kommen
 gegeben. So will ich warten auf das neue Leben und
        ohne Angst und Verzagen verblühen.              Jesus, der durch den Tempel fegte. An       wir - wohin gehen wir? Wenn sich der
                 Antoine de Saint-Exupéry               anderer Stelle hörte ich seine mahnende     Begleiter zum Begleiteten wandeln lässt,
                                                        Frage, ob das Gesetz über das Wohl des      kann er durch den Sterbenden eine tiefe
                                                        Menschen und die Nächstenliebe ge-          Bereicherung erfahren, hin zu der einen
                                                        stellt werden dürfe. Wenn Christus „das     Quelle des Lebens. Khalil Gilbran hat es
         Da war das seit Jahrzehnten verheirate-        Ende des Gesetzes“ ist, so wie es Paulus    so formuliert:
         te Ehepaar, bei dem ein Partner, schwer        formuliert (Röm.10,4), dann wird er von
         an Demenz erkrankt, in einer Pflege-           uns Menschen eine mündige Auslegung         Ihr möchtet das Geheimnis des Todes
         einrichtung lebte. Besuche waren nicht         der Vorschriften mit der Ausrichtung auf    kennen lernen. Aber wie werdet ihr es
         mehr möglich. Wie dies dem suchenden           den Erhalt der Würde des Menschen hin       finden, wenn ihr es nicht im Herzen des
         Menschen vermitteln, wenn jede Erklä-          erwarten.                                   Lebens sucht?
         rung binnen Sekunden vergessen war?
         Schließlich starb der geistig gesunde          Auch, wenn sich die Hospizarbeit als        Den Tod nicht verdrängen, sondern ihn
         Partner. Wer sollte der Hinterbliebenen        konfessionsunabhängig versteht, bin         ins Leben holen, ihn als zum Kreislauf
         die Nachricht überbringen? Sollte man          ich überzeugt, dass uns der christliche     des Lebens dazugehörig annehmen,
         es ihr überhaupt sagen, schließlich wür-       Glaube ein guter Wegweiser sein kann,       das kann uns dem Leben gegenüber zu
         de auch diese Nachricht vergessen?!            der uns aber auch in die Verantwortung      einer ganz neuen Haltung der Dankbar-
         Glücklicherweise gab es Menschen, die          nimmt, z.B. indem wir Menschen, die         keit führen. Als Christen haben wir die
         sich dafür einsetzten, dem umherirren-         ihre Bedürfnisse nicht mehr äußern kön-     tröstliche Perspektive, dass wir die feste
         den Menschen den Tod des geliebten             nen, eine Stimme geben, einfach, weil ein   Zusage Gottes haben, dass er für uns am
         Partners zu übermitteln. Der alte Mensch       jeder Mensch einen von Gott gegebenen       Ende unseres Lebens eine Wohnung vor-
         fand erstmals zur Ruhe und folgte dem          Wert hat, der einen würdevollen Umgang      bereitet hat (Joh.14,2) Eine Zusage, die
         Partner nur wenige Tage später…                selbstverständlich machen sollte.           dem Tod etwas von seinem Schrecken
                                                                                                    nehmen kann.
         Da war das Geschwisterpaar, beide um           Inzwischen durften wir unseren Kurs be-
         die 80 Jahre alt, die eine Schwester an        enden, die Zertifikate in die Hand neh-     Unser Dank gilt Elisabeth Broich, die uns
         einer seltenen Erkrankung leidend, die         men, vor allem aber das Leben mit ande-     durch ihre Organisation die Teilnahme
         ihr sämtliche Sinneswahrnehmungen              ren Augen sehen.                            an dem Kurs ermöglicht hat. Besonders
         rauben sollte: Blindheit, Taubheit, Läh-                                                   danken wir der Referentin Elke Pracejus,
         mungen. Jeden Tag wurde sie von ihrer          Was bedeutet es nun, ein Hospizbeglei-      die uns durch ihr empathisches Sein hat
         Schwester besucht, bis zum Lockdown.           ter zu sein? Bei Begleitung entsteht das    spürbar werden lassen, was einen guten
         Dann endlich die ersehnten Lockerun-           Bild eines Menschen, der einen anderen      Hospizbegleiter ausmacht: Ein Mensch,
         gen, der erste Besuch unter Vorschriften       Menschen führt. Lässt man sich auf den      der mit dem Herzen hört!
         wurde möglich. Endlich der Moment des          sterbenden Menschen ganz ein, kann es                           v Monika Oellermann
         Wiedersehens: Die Schwester kann den           eine andere Erfahrung geben: Der Ster-
         versteinerten Blick der Erkrankten nicht       bende wird zum Führenden. Er ist
         mehr ertragen und gibt dem Impuls,             der, der uns Lebenden in
         ihr die Hand zu halten, nach. Das war          seiner inneren Er-
         gegen die Hygienevorschriften. Die Pa-         fahrung schon
         tientin muss für acht Tage in Quarantäne,      weit vor-
         die Schwester droht an der Situation zu
         zerbrechen, leidet unter Schuldgefühlen.
         Am ersten Tag nach Ablauf der Quarantä-
         ne erfordert der Gesundheitszustand der
         Erkrankten eine Verlegung ins Kranken-
         haus. Dort verstirbt sie nur wenige Stun-
         den nach dem Eintreffen der Schwester,
         in deren Armen, so als habe sie auf den
         Moment gewartet. Solche Schicksale
         haben mich betroffen gemacht. Ja, es ist
         richtig, die strengen Bestimmungen sol-
         len gerade die Hochrisikogruppe schüt-
         zen und bedeuten eine riesige Heraus-
         forderung für die Einrichtungen.

                                                                                                                             11 Quintett ][ 3/2020
GEMEINSAM UNTERWEGS

                                                  Freiräume
                                                     JESUSLOB
Mit einem kleinen Team von Ehren-      Musik und Liedern und viel Ab-       die Gemeinschaft im Glauben ge-
amtlern hatten wir uns im Frühjahr     stand. So konnten wir in diesem      meinsam feiern!
diesen Jahres zusammengefunden.        Sommer bereits 2 x bei schönem
Wir wollten den „Freiraum“ , den       Wetter gemeinsam beten und sin-      Am 20.September 2020 um 11:15
Sonntag ohne Gottesdienst in St.       gen. Schön war es auch im An-        Uhr feiern wir bei trockenem Wet-
Agatha füllen. Jeden 2. Sonntag eine   schluss an den Gottesdienst noch     ter das nächste Jesuslob vor St.
leere Kirche fanden wir zu traurig.    ein wenig auf Abstand miteinander    Agatha. Schauen Sie einfach mal
So haben wir bereits am 8. März ei-    reden. So konnten wir vor der Kir-   vorbei oder sprechen Sie uns an,
nen ersten Gottesdienst zu den Per-    che oder unter den Bäu-              vielleicht haben Sie auch Interesse
len des Glaubens – den Frauen in       men im Garten                        mit zu machen.
der Bibel - gefeiert. Und dann kam
alles anders als geplant, es kam Co-                                        Das Team Freiräume-Jesuslob sind
rona…                                                                       Iris und Ralf Röttgen-Remshagen,
                                                                            Martina Dammüller, Roman und
Vieles haben wir ver-                                                       Walli Hümbs
misst, doch als die ersten                                                                       v Walli Hümbs
Gottesdienste in Kirchen
wieder möglich waren,
fehlte uns trotzdem der Ge-
sang, der auf Grund der An-
steckungsgefahr nicht möglich
war. So haben wir „Freiräume-
Jesuslob“ als Gottesdienste vor
der Kirche gefeiert, mit extra viel

12 Quintett ][ 3/2020
INDIENHILFE

Corona-Hotspot
Indien
Voller Stolz und Vorfreude hatten wir im letzten Quintett
den Besuch der Schwestern aus Indien, der “Helpers
of Mary“ angekündigt. Am 06. September wollten wir
mit Ihnen und allen Pfarrmitgliedern unser 60-jähriges
Jubiläum feiern.

Doch das war nicht
möglich. Denn In-
dien gehört nach den
USA und Brasilien zu
den Ländern mit der
am schnellsten stei-
genden Infektions-
rate. Die General-
oberin Sr. Priya sagte
uns Ende Juni ihre gesamte
Deutschlandreise ab und
schrieb uns u.a.:

“In Indien gehört Maharashtra
zu     den     am    stärksten
betroffenen Staaten und die
Großstadt Mumbai (früher
Bombay) hat sich zu einem Hotspot       Auch die Schwestern sind Men-
entwickelt. Die Zahl der mit dem        schen, die um ihre Gesundheit ban-
Coronavirus infizierten Menschen        gen, aber deshalb nicht ins Home-
in Mumbai nimmt täglich zu und          Office gehen, sondern weiter dort
die Krankenhäuser sind überfüllt.       aktiv helfen, wo sie gebraucht
Die pandemische Bedrohung hat           werden. Sie bitten uns täglich, sie
jeden von uns in Angst und Furcht       in unser Gebet mit einzubeziehen.
versetzt. Wir leben mit Unsicherheit    Nur gestärkt aus der Kraft Gottes
und können nicht wissen, wann           können sie den Ärmsten der Armen
ein Virus unseren Körper angreifen      und überleben helfen und damit
kann.                                   Vertrauen und Zuversicht schenken.

Zudem arbeiten die Schwestern           Wir von der Indienhilfe Köln e.V.
nahezu bis an ihren Grenzen, um         wären gerne Gastgeber für die         konnte und zweitens um so viel-
den ihnen anvertrauten Kindern          Schwestern in Lindlar gewesen,        leicht doch noch die Schwestern zu
in den Kinderdörfern und der Not        aber blicken nun hoffnungsvoll auf    einer nachgeholten Jubiläumsfeier
der Ärmsten der Armen gerecht           den Herbst 2021, erstens in der       der Indienhilfe Köln willkommen
zu werden. Und dies täglich mit         Hoffnung, dass ein Impfstoff ge-      zu heißen - hier in Lindlar und vor
der Gefahr zu leben, sich selbst        funden und auch in Indien die Pan-    allem in der Gemeinde St. Severin.
anzustecken.“                           demie schrittweise besiegt werden                   v Rani und Martin Kramm

                                                                                                    13 Quintett ][ 3/2020
GEMEINSAM UNTERWEGS
                                                                                     Bild links: Altarweihe

                                                                                     Bild unten: Manfred Stein, Sohn des legendä-
                                                                                     ren Steinhauers Hubert Stein †, ließ sich die
                                                                                     Altarweihe nicht entgehen

     Mariä Himmelfahrt in St. Joseph Linde
     Familienmesse mit Altar- und Kräuterweihe
     Das Fest Mariä-Himmelfahrt wurde        Auftakt des Gottesdienstes bildete
     in diesem Jahr in vielfacher Hin-       die Weihe eines geschichtsträchti-
     sicht zu einem erhabenen Ereignis       gen Marmor-Altares, der unlängst
     der Pfarrgemeinde St. Joseph Linde.     außerhalb der Kirche aufgerichtet
     Begünstigt durch eine angenehme         wurde.
     Witterung konnte die heilige Messe
     in der Grünanlage neben der Kir-        Gebrochen und bearbeitet im Stein-
     che gefeiert werden. Entspannend        bruch zu Linde gehörte er seit 1952
     machte sich die erweiterte Teilnah-     ursprünglich zur Ausstattung der
     memöglichkeit unter freiem Himmel       Kapelle des Brüderhauses Knechts-
     bemerkbar, im Gegensatz zum pan-        teden und wurde dort 1978 nach
     demiebeschränkten       Platzangebot    dessen Umwandlung in eine Ta-
     innerhalb des Gotteshauses. Der         gungsstätte ausgelagert. Die Wert-      Kräuterweihe
                                                                                     Freude im Glauben an Heilkraft und Segen
     Kirchenvorstand dankte Marija und       schätzung der aus Lindlarer Bo-
     Pino Gabriele, den Inhabern des         denschätzen stammenden Relikte
     Hauses Burger, für die gefällige Be-    wurde seit 2006 durch „Heimfüh-
     reitstellung der Bestuhlung des Frei-   rungen“ belohnt. So kamen unter         weihe den krönenden Abschluss.
     luftgottesdienstes.                     anderem die Altarsteine nach Linde.     Nach gutem Brauch hatten viele
                                                                                     selbst einen Krautbund mitgebracht.
     Selbstverständlich war alles den Ab-    Nach der Altarweihe zelebrierte Pa-
     standsregeln gerecht arrangiert. Ka-    ter Robin die heilige Messe in merk-    Bereits nach der Dienstagsmesse
     lendermäßig präzise fielen das Ma-      lich herzlicher und andächtiger Ver-    hatte sich die bekannte Lindlarer
     rienfest, der klassische Vorabend-      bundenheit mit den außerordent-         Kräuterfrau Marianne Frielings-
     gottesdienst und der Rhythmus der       lich vielen Gläubigen. Instrumental     dorf zum fachkundigen Binden des
     Familienmessen zusammen. So             und gesanglich begleitet von Kantor     volkstümlich genannten „Kruut-
     freuten sich die Initiatorinnen der     Martin Aussem.                          wösch“ in Linde bereiterklärt, wo-
     Familienmessen, das Thema „Ma-                                                  bei reichlich vorgesorgt wurde, so
     ria“ in diesem Rahmen gestalten         Im Zeichen der Marienverehrung          dass die duftenden Gebinde für alle
     zu können, was von Jung und Alt         und des Wissens um die heilsamen        Interessierten reichten.
     positiv aufgenommen wurde. Den          Kräfte der Natur bildete die Kräuter-                        v Erwin Overödder

     14 Quintett ][ 3/2020
A U S D E M P FA R R V E R B A N D

                                                                       Warum bin
                                                                       ich eigentlich
                                                                       (noch)
                                                                       katholisch?
                                                                       Fragen Sie sich das auch manchmal? Wir
                                                                       vom Redaktionsteam haben an uns selber
                                                                       gemerkt, dass es immer wieder Anlässe
                                                                       gibt, kritisch über den eigenen Glauben
                                                                       und damit über die eigene Religionszuge-
                                                                       hörigkeit nachzudenken:

 Mit vereinten Kräften,                                                - aus ganz persönlichen Gründen
                                                                         weil es zu meinem Leben dazu gehört
                                                                       - aus familiär oder gesellschaftlich

  Balken und Rollen
                                                                         Traditionen
                                                                       - aus kirchenpolitischen Motiven
                                                                       - aus gemeindlichen, pastoralen Gründen
                                                                       - sicher gibt es noch viele weitere Aspekte

In einem Buch über die Lindlarer      dabei und standen ziemlich       Bewusst haben wir das 'noch' in die
Marmor-Epoche hat der verstorbe-      hilflos da.                      Frage hineingesetzt. Es ist ja gegenwär-
ne Heimatforscher Günter Jacobi                                        tig nicht nur die Frage nach Bekenntnis
eine originelle Episode zum Trans-    Zu unserer Rettung erschien      (Warum bin ich katholisch?) - sondern oft
port des Altares im Jahre 1952        ein Pater, welcher erst kurz-    auch die Frage, warum bin ich eben noch
nach Knechtsteden festgehalten.       fristig aus der Mission in Af-   in der Kirche? Was hält mich, was ist mir
Nach Fertigstellung des Ensemb-       rika zurückgekehrt war. Als      wichtig, was ist mir heilig? Was verspre-
les, zu dem auch die Kommunion-       ein handwerklich geübter         che ich mir von der Kirche - der Kirche,
bank zählte, betraute der Betreiber   Praktiker half er uns aus der    die im Dorf gelassen werden will aber
des Steinbruchs Linde, die Firma      Patsche. Aus Kanthölzern und     eben auch der Amtskirche. Warum blei-
Gebrüder Pack Overath, den Mit-       Dielen wurde über die Treppe     be ich, anstatt auszutreten, wie so viele?
arbeiter Hubert Stein mit der Lie-    zum ersten Stock eine Bahn
ferung und Errichtung. Dessen         gebaut, die schwere Altar-       Mögen Sie uns dazu ein paar kurze
Bericht ist ein interessantes Zeit-   platte und auch die übrigen      Zeilen schreiben? Als Statement, als Be-
zeugnis.                              Stufen, Ständer und Kommu-       kenntnis, als Mitteilung? Uns interessiert
                                      nionbänke mit den Stricken       das - und wir würden uns über kleine
„Zur vereinbarten Zeit luden wir      gleichmäßig hochgezogen.         Beiträge freuen. Gerne würden wir dies
die große und schwere Altarplatte     Leider lag aber nun die Ka-      dann in einer der nächsten Ausgaben ver-
mit den weiteren Steinen auf einen    pelle weit entfernt am ande-     öffentlichen, als Stimmen aus dem Seel-
LKW. Dieser wurde dann mit dem        ren Ende eines sehr langen       sorgebereich, gern mit Ihrem Namen, auf
Fahrer und mit mir nach Knechtste-    Flures. Für diesen Transport     Wunsch aber auch anonym.
den geschickt. Dort angekommen,       kam die Hilfe dann wiederum
musste das ganze Material, was wir    von dem guten Pater. Er fand     (Sicher gibt es für manche sehr viel dazu
vorher nicht gewusst hatten, zu der   dankenswerter Weise auch         zu schreiben. Das würde aber den Rah-
sich im ersten Stock befindenden       noch dafür die nötigen Rollen    men unserer Möglichkeiten im Quintett
Kapelle transportiert werden. Wir     und mit den vereinten Kräften    sprengen...deswegen bitte kurz)
hatten aber Weder Rollen und Stri-    konnten der Altar und auch
cke, weder einen Kran, einen Hub-     die Kommunionbänke aufge-        Schreiben Sie also gerne Ihre Meinung
wagen oder sonstige Hilfsmittel       stellt werden.“                  an redaktion@quintett.media oder an
                                                                       gudrun.schmitz@erzbistum-koeln.de

                                                                                                15 Quintett ][ 3/2020
GEMEINSAM UNTERWEGS
                                                                                             Marienkapelle Burg - offen zu
                                                                                              Rast, Einkehr und Besinnung
                                                                                                               Foto unten:
                                                                                                          Liebevoll betreut
                                                                                                              Maria Heller
                                                                                                               die Kapelle

                        Glaubensorte erfahren
Die Pforten der Marienkapelle zu Burg stehen täglich offen

Markant zieht der Wetterhahn die        nanziellen                             übertreffen. An den Seitenwänden
Blicke auf sich, der die Marienka-      Abwick-                                sind je drei runde Fenster eingesetzt,
pelle zu Burg ziert. Die Ruhe der       lung über-                             durch die der schlichte Raum genü-
landschaftlichen Abgeschiedenheit       nahm der                               gend Licht erhält. Neben dem Altar
bietet den Benutzern der vorbeifüh-     neue Be-                               aus hiesigem Sandstein ist eine mo-
renden Wanderwege eine beschauli-       sitzer die                             derne Muttergottesstatue, ausgeführt
che Verschnaufpause. Manch einem        Verpflich-                             vom Bildhauer Hans Theodor von
hat sie bei einem Wettersturz Schutz    tung, auf dem Grundbesitz in Burg,     Wussow (Lindlar) angebracht.
gewährt.                                am Standort des alten Wegekreuzes
                                        von 1756, spätestens bis zum 31.       Die Kapelle ist durch ein schmiede-
Der Bau der Kapelle geht auf Maria      Dezember 1954 die Muttergottes-        eisernes Tor zu betreten. Vor dem Ein-
Wurtscheid zurück, die am 15. Juni      kapelle zum gottesdienstlichen Ge-     gang ist ein mit Bruchsteinen ausge-
1866 als Tochter der Eheleute Wil-      brauch zu errichten.                   legter Vorplatz, der eigens überdacht
helm Wurtscheid und Juliana Meier                                              ist. Das schlichte Dach ist verschiefert
zur Welt kam. Zuletzt lebte sie als     Unter der Leitung des Architekten      und von einem Wetterhahn gekrönt.
einzig Verbliebene ihrer Geschwis-      Reiner Stiefelhagen aus Engelskir-     Entsprechend der vertraglichen Wei-
ter auf dem elterlichen Gut in Burg     chen wurden die Bauarbeiten bereits    sungen ist an der Eingangsmauer das
bei Lindlar, welches von Otto Hel-      nach Pfingsten 1954 begonnen und        alte Wegekreuz von 1756 angebracht.
ler bewirtschaftet wurde. Vertraglich   zügig vollendet. So konnte die Ein-    Darüber befindet sich das Geläut,
war die Vererbung des Anwesens zu       weihung noch innerhalb des „Ma-        eine Bronzeglocke aus dem 18. Jahr-
Gunsten von Pfarrer Theodor Braun       rianischen Jahres“ am 10. Oktober      hundert, die aus der Rhön stammt.
so geregelt, dass Otto Heller das Gut   1954 feierlich mit einer heiligen
nach ihrem Tode erwerben sollte.        Messe unter großer Anteilnahme der     Die 96-jährige Witwe des 1980 ver-
                                        Bevölkerung erfolgen.                  storbenen Otto Heller erweist ihrer
Sie starb am 17. Juli 1948. Das Ver-                                           Namenspatronin Maria die große
mächtnis an Pfarrer Braun war mit       Auf Bruchsteinmauerwerk erhebt         Ehre, sich regelmäßig um die Kapel-
der Klausel verbunden, in Burg eine     sich die aus Schwemmstein erbaute      le, die täglich zugänglich ist, zu küm-
Muttergotteskapelle zu bauen, in der    Kapelle, die innen und außen einen     mern. Sie heißt alle Ausflügler und
alljährlich am 8. September, dem        weißen Rauputz hat. Mit einer In-      Pilger, zu Fuß oder per Rad, herzlich
Fest Mariä Geburt, eine hl. Messe       nenfläche von 35 qm genügt sie dem     willkommen. Es muss ja nicht immer
für die Erblasserin und ihre Angehö-    eitlen Wunsch der Stifterin, die Ka-   Banneux oder La Compostela sein.
rigen zu lesen sei. Im Rahmen der fi-   pelle Frauenhäuschen an Größe zu                             v Erwin Overödder

16 Quintett ][ 3/2020
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