Reihe 1 Februar 2022 - Die Staatstheater Stuttgart

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Reihe 1 Februar 2022 - Die Staatstheater Stuttgart
Das Monatsmagazin der Staatstheater Stuttgart
Staatsoper Stuttgart, Stuttgarter Ballett, Schauspiel Stuttgart   Februar 2022

Reihe 1
Reihe 1 Februar 2022 - Die Staatstheater Stuttgart
Editorial                                                                               3

                      Cover                    Liebe Leserinnen, liebe Leser,
                      Ein Meer aus
                      ­Farben und
                       ­Stoffen: Fotograf      Moral klingt als Begriff immer ein bisschen unsexy. Nach Moral­
                        Manuel Wagner
                        hat sich zwischen      keule und verstaubten Idealen. Aber kommt eine Gesellschaft
                        Kostümen               gänzlich ohne aus, gerade auch in Krisenzeiten? Oder anders
                        des Stuttgarter
Haus der Geschichte     ­Balletts um­          gefragt: Was gewinnen wir, wenn wir für Grundwerte einstehen?
Baden-Württemberg        gesehen. Sein
Der neue Blick                                 Anne Webers Heldinnenepos für das Schauspiel Stuttgart wirft
                         Rundgang in
                         ­Bildern ab Seite 5   die Frage auf, ebenso wie die nach modernen (weiblichen) Ikonen.
                                                  Alevtina Ioffe kam interessanterweise ebenfalls auf das Wort
                                               Ideal. Eigentlich ­wollten wir mit ihr über die Neuproduktion von
                                               Hänsel und Gretel für die Staatsoper Stuttgart sprechen, bei
                                               der sie die musikalische Leitung übernimmt. Am Ende ging es um
                                               Kultur als intellektuelle Nahrung. Und um ihre Sorge um eben­
                                               jenes kulturelle Ideal, das sie von der Pandemie bedroht sieht.
                                                  Ideal ist auch der Schluss: Der gefeierte Choreograph Johan
                                               ­Inger kommt ans Stuttgarter Ballett. Drei seiner Stücke bilden
                                                den Ballettabend PURE BLISS, darunter seine erste Urauf­
                                                führung für das Haus, in der er sich Dornröschen widmet – als
                                                Komödie. Darf er das? Er soll sogar! Im Interview erklärt er,
                                                welche neuen Wege er dafür einschlägt.

                                               Zwischen Humor und Moral in diesen chaotischen Zeiten
                                               ­wünschen wir eine erhellende Lektüre!
                                                Ihre Staatstheater Stuttgart

                      Aus der Reihe
                      von Nadine Redlich
Reihe 1 Februar 2022 - Die Staatstheater Stuttgart
4                             Inhalt                                                Ballett / Theater von innen 5

3 Editorial
5 Theater von innen

Das Kostümlager

8  Wer braucht schon          20Zwischen Wahn und
Heldinnen? Eine               Sinn Das ­Personal
­Résistance-Kämpferin         aus Jannik Grafs Nathanael
 ­opfert ihr privates         stellt sich vor
  Glück für die Moral.
Was sagt uns das?             22 »Wenn man versucht,
                               einen Witz zu zeigen, und
13 Klang und Körper Wie
                               niemand lacht, hat man
übersetzt man Sprache in versagt« Kantig, abstrakt,
Sound? Leyla Yenirce und       skurril: Choreograph
ihre Wunder-Komposition ­Johan Inger schlägt für
14 Graf Zahl ­Ein akustischer  PURE BLISS neue Wege ein
Spaziergang entlang ­
Anton Bruckners unzähligen 29 Schrittmenge Fünf
Macken und Zwängen            ­Dinge, auf die es ankommt,
                               wenn Tanz entstehen soll
16 »Wenn die Musik ins

Stocken gerät, ist es das     30 Zwockel lernt fliegen

Ende der Welt« Alevtina       Eine Komponistin sucht
Ioffe dirigiert Hänsel und    Vogelgeschichten zur           Das Kleid von
Gretel. Im Interview spricht ­Inspiration – wir haben eine   Schneewittchen ist
                                                             eines von Hunder­
sie über aggressive Inter­                                   ten, die sich Jürgen
                                                             Rose 1987 für Marcia
valle, flauschige Hexen und                                  Haydées Dorn­
                              32 Spielplan
                                                             röschen ausgedacht
Kultur als Nahrung                                           hat. Heute kümmert
                              38 Das Ding Südfrüchte
                                                             sich die Kostüm­
                                                             abteilung um den
                              38 Impressum                   Traum aus Stoff
Reihe 1 Februar 2022 - Die Staatstheater Stuttgart
6   Ballett / Theater von innen                                                                                                                                               7
                                                                 Jürgen Rose
                                                                 ist berühmt für
                                                                 seine Details.
                                                                 Die Schleifen
                                                                 und Spitzen
                                                                 sind bei jedem
                                                                 Kostüm ein
                                                                 wenig anders

                                  An den Kostümen hängen
                                  Schilder mit Rollen-           Das Kostümlager des Stuttgarter Balletts
                                  bezeichnung und Namen          Jürgen Roses Kostüme für Marcia Haydées ­Dornröschen              verpackt – im Zentral­lager der Staatstheater Stuttgart. Die
                                  der Tänzer*innen, die          leuchten aus der Ferne und bestechen im Detail. Um sie zu er­     Kostüme der mehr als hundert Figuren in mehreren Aus­
                                  die Partie gerade tanzen.      halten, bedarf es sorgfältiger Wartung. Die Mitarbeiter*innen     fertigungen für verschiedene B­esetzungen würden sonst zu
                                  In Blau gekleidet, erscheint   der Kostümabteilungen prüfen nach einer R   ­ eihe von Vorstel­   viel Platz einnehmen. Zur Inventarisierung sind sie zudem
                                  die Hofgesellschaft,           lungen jedes einzelne Teil. Kaputt geht beim T  ­ anzen immer     mit QR-Codes ausgestattet und ­tragen Etiketten mit der
                                  bunte Tutus gehören den        ­etwas. Und weil in den Kleidern auch geschwitzt wird, werden     Stückbezeichnung und den Namen der Tänzer*innen – bis
                                  guten Feen                      sie regelmäßig gereinigt. Aufbewahrt wird alles – staubfrei      sie endlich wieder auf die Bühne dürfen.
Reihe 1 Februar 2022 - Die Staatstheater Stuttgart
Schauspiel  ⁄  Annette, ein Heldinnenepos   8     Text: Katharina Teutsch                        9
                                                  Collagen: Scissorhands

                                                  Die ­Résistance-Kämpferin Anne Beaumanoir war
                                                  bereit, für ein »richtiges« Leben viel zu opfern, auch
                                                  ihr privates Glück – und wurde zur m­ odernen
                                                  Jeanne d’Arc. Taugt die Idee von Moral heute noch
                                                  als ­höheres ­gesellschaftliches Gut? Oder ist sie
                                                  mittler­weile u
                                                                ­ nmenschlicher Idealismus geworden?

                                                Wer
                                                braucht
                                                schon
                                                Heldinnen?
Reihe 1 Februar 2022 - Die Staatstheater Stuttgart
Schauspiel  ⁄  Annette, ein Heldinnenepos                                     10   11

Annette, ein Heldinnenepos. Respektiert man die Regeln der Grammatik, so versteht man
den Titel des preisgekrönten Buchs von Anne Weber so: Annette sei ein Heldinnenepos.
Also nicht der Text, sondern die Person, um die es geht. Und so ist es.
   Hinter dem fiktionalisierten Namen ihrer dem echten Leben entnommenen Roman­
heldin Anne Beaumanoir präsentiert die Buchpreis-Gewinnerin des Jahres 2020 nicht
nur ein aufregendes Frauenleben, in dem es von Anbeginn darum gegangen war, das
moralisch Richtige zu tun, während die Grenzen zum moralisch Falschen zuverlässig
verschwammen. Hinter dem Namen Annette steht auch ein kulturelles Konzept. Anne
Weber hat mit dem Versepos eine literarische Form für dieses kulturelle Konzept gefun­
den, die dem Mythos näher ist als der Realpolitik des literarischen Erzählens. Denn die
Taten von Heldinnen oder überhaupt Heldinnenerzählungen sind überindividuell, allge­
mein und ahistorisch. Genau wie die Taten der fast schon unmenschlich menschlichen
Anne Beaumanoir.
   Als junge Frau war die 1923 geborene Bretonin der Kommunistischen Partei beigetreten
und verteidigte ihre Nation gegen die deutschen Besatzer aus dem politischen Untergrund.
Doch sie tat noch mehr. Obwohl man Alleingänge unter Genossen hart sanktionierte,
rettete sie mehreren jüdischen Familien das Leben, indem sie Minderjährige persönlich
und gegen den Willen ihrer an jüdischem Schicksal wenig interessierten Genossen in
ein Versteck der Résistance brachte. Nach dem Krieg nahm Beaumanoir ihr Studium
in Marseille wieder auf, wurde bald Professorin für Neurologie, bekam zwei Kinder und
hätte sich nun auf ihren Erfolgen ausruhen können. Stattdessen wurde sie zu einer trei­
benden Kraft der algerischen Befreiungsbewegung, wurde verraten, zu zehn Jahren Haft
verurteilt, floh schwanger mit ihrem dritten Kind nach Tunis und wurde dort Mitglied der
ersten unabhängigen Regierung, musste wieder fliehen nach dem Putsch, entzog sich ihrer
früheren Verurteilung in Frankreich, indem sie sich in der Schweiz niederließ. Dort leitete
sie bis zur Rente die neurophysiologische Abteilung einer Klinik. Klingt alles erfunden.
Oder wenigstens wie eine Heldinnenerzählung, in der gleich mehrere Themen abgehan­
delt werden: weibliche Emanzipation, moralische Festigkeit, heldische Unbezwingbarkeit.
   Das, was Anne Weber ihren Leserinnen durch die Romanfigur der Annette mitteilen
will und in der Stuttgarter Adaption nun erstmals inszeniert wird, trifft auf ein heute wohl
sehr lebendiges Bedürfnis nach Idolen. In einer Welt der Pluralitäten wächst der Wunsch
nach ihrer Eindeutigkeit. Die Risse im Gesellschaftsvertrag, verursacht auch durch die
neuen Diskursmaschinen des Internets, möchten mit Heldinneneinsatz gekittet werden.
Schließlich sagen Heldinnen Dinge, die visionär, utopisch, unpopulär sind. Die Konflikte,
für die Heldinnen bereit sind zu sterben, werden zum Universaldilemma. Ihre guten
Taten gehören ihnen damit nie allein. Sie werden unter dem Blick der Allgemeinheit
zum Gemeingut.
   Auf den Roman gemünzt, bedeutet das: Die echte Anne Beaumanoir, die ein Leben
voller Wagnisse führte, wird unter Anne Webers Bearbeitung zur Protagonistin einer
epischen Konstellation. Das Leben der heute bald Hundertjährigen steht dabei nicht (oder
nicht nur) exemplarisch für die Bruchkanten des 20. Jahrhunderts. (Dafür würde es ja
reichen, die Autobiografie von Anne Beaumanoir zur Hand zu nehmen.) Es ist vielmehr
Ausdruck einer Haltung, die überindividuell ist. Wenn man so will, ist es die Haltung des
Selbstopfers, wofür man eine Jeanne d’Arc bis heute bewundert.
   Anne Beaumanoir – zu Recht oder zu Unrecht – wurde vielfach mit ihr verglichen. Und
tatsächlich war Beaumanoirs Leben oft unmenschlich idealistisch. Die eigenen Kinder,
das Privatleben: Alles wurde den moralischen Kampfschauplätzen untergeordnet. Die
Idee vom richtigen Leben und vom moralisch notwendigen Tun wog schwerer als die
Reihe 1 Februar 2022 - Die Staatstheater Stuttgart
Schauspiel  ⁄  Annette, ein Heldinnenepos                                                                       12                                                                            Schauspiel  ⁄  Wunder⁄DNA                                                         13

          Idee vom privaten Glück. Der eigene Tod war da
          immer schon eingerechnet.
                                                                   Widerstand besteht in der immer gleichen Präsen­
                                                                   tation von Fakten, die sie auf Konferenzen, Demos
                                                                                                                                                        Klang und Körper
               Anne Weber hat uns mit ihrer Annette in Vers­       und in Nachrichtensendungen vorträgt – die sie                                                                             Wenn Sprache fühlbar wird: Für ihre
          form nicht nur eine mutige Frau vorgestellt, son­        vor allem durch Multiplikationswellen im Internet
          dern auch ein Symbol der Selbstüberwindung. Der          unter die Leute bringt.
                                                                                                                                                                                              Performance liest Schriftstellerin Enis Maci
          bedingungslose Glaube an moralische Imperative               Wenn es ein Heldinnenepos für das 21. Jahr­                                                                            ihren Text Wunder, Leyla Yenirce übersetzt
          schwingt hier mit. Auch das Ideal der Z ­ ivilcourage.   hundert gibt, dann ist es der wundersame Aufstieg
          Die Vorstellung einer weiblichen Opferbereit­            der schwedischen Schülerin Greta Tintin Eleo­                                                                              ihn live auf der Bühne in Töne. Wie geht das?
          schaft. Und natürlich das Pathos der Tat.                nora Ernman Thunberg zum Weltklimagewissen.
               Wenn man die literarische Form des Vers­            Sie ist die Lichtgestalt unter all den schlaffen,
          epos nicht einfach für eine Marotte der Autorin          illusionslosen oder zynischen Politikern, die der
          hält, dann hat Anne Weber mit ihm die ideale             Erderwärmung mit realpolitischer Tatenlosigkeit
          Form für das Programm einer modernen großen              entgegenregieren. Das, was uns an der kindlichen
          Erzählung gefunden. Die Frage wäre hier nur:             Umweltaktivistin fasziniert, ist ihre moralische
          Brauchen wir eine solche Erzählung wirklich noch         Standfestigkeit. Ihr Fokus auf das eine Thema,
          im 21. Jahrhundert? Ist die heutige Idealisierung        das alle anderen Themen nur zu dessen Ablei­                                         Frau Yenirce, Sie sind Musikerin,         Eine Wunde ist etwas, das verletzbar       tral auf, wie ein »noise crescendo«,
          der Anne’schen Mutproben im Grunde nichts als            tungen macht.                                                                        Autorin, Künstlerin. Trifft               macht. In Enis’ Text geht es um die        und schwappen dann zum Publikum
          Kitsch aus dem vergangenen Jahrhundert? Längst               Da, wo Webers Annette uns durch die ideolo­                                      einer dieser Begriffe besonders zu?       Fragilität von Körpern und darum, wel­     über. Wie eine Welle.
          nicht mehr für die globalisierten Weltzusammen­          gischen Wechselbäder des vorherigen Jahrhun­                                         Künstlerin vielleicht, weil er so schön   ches Verhältnis, auch gestörtes Ver­       Im Stück steht eine Erzählfigur
          hänge brauchbar?                                         derts führt, zeigt uns Greta Thunberg ein post­                                      allgemein ist. Manchmal habe ich          hältnis!, wir dazu haben. Durch meine      einem Chor gegenüber, wie in
               Es ist vielleicht kein Zufall, dass die einzige     ideologisches und zutiefst zynisches Zeitalter. Ihr                                  das Bild eines Periodensystems im         Musik wird dieses Verhältnis erfahr­       einem antiken Drama. Wie sind Sie
          lebende öffentliche Figur, die das Potenzial zur         Kampf liegt außerhalb des Politischen, eigentlich                                    Kopf, mit vielen unterschiedlichen        bar. Die Klänge, die ich erschaffe, sind   damit musikalisch umgegangen?
          Heldin von planetarischer Dimension hat, eine            außerhalb aller Systeme. Ihr Ansinnen ist ja die                                     Elementen, die zusammenkommen             abstrakt, sie haben eine besondere         Der Chor ist ein spannendes Phäno­
          Autistin ist. Greta Thunberg ist innerhalb weniger       Überwindung der hergebrachten Ordnung. Hier­                                         und dann einen Aggregatzustand for­       Kraft. Als ich das Manuskript bekam,       men bei Wunder. Es ist eine Gruppe
          Jahre zur Ikone des Widerstands gegen den Sta­           für muss man vielleicht ein autistisches inneres                                     mulieren. Musik, Malerei, Text. Bei       habe ich mir überlegt, welche Atmo­        von Stimmen, die in ihrer Polyfonie
          tus quo geworden. Sie steht derart im Kreuzfeuer         Erleben haben.                                                                       mir kommt die Idee meistens zuerst,       sphäre dazu passen könnte, wie sich        mächtiger wirkt als die Stimme der
          ­einer Medienöffentlichkeit, dass ihre Inte­grität           Was Greta wiederum mit Annette oder auch                                         und dann spüre ich: Dazu würde ich        die Worte in Klang übersetzen lassen,      Einzelnen. Gleichzeitig bleibt er ano­
           fast schockierend und eigentlich nur noch als           Anne verbindet, ist eine produktive Härte gegen                                      jetzt gerne etwas komponieren oder        wie der Ton ist, mit dem erzählt wird.     nym: Der Chor als Spiegel der Gesell­
           Ausdruck einer besonderen Wesensart erklärbar           sich selbst. Eine Opferbereitschaft, die wohl der                                    schreiben.                                Klang ist ebenfalls etwas sehr Körper­     schaft reagiert auf das Individuum, ist
           ist. Mit anderen Worten: Wäre Greta Thunberg ein        einzige Gamechanger unserer heutigen Weltord­                                        Ihr Künstlername Rosaceae                 liches. Vor allem bei der Art und Wei­     aber nicht verortbar. Dieses Verhält­
           ganz normales Mädchen, könnte sie die Last ver­         nung ist. Nur der totale Wandel von Lebensweisen                                     bezeichnet ein Rosengewächs wie           se, wie ich performe. Es geht darum,       nis untersuchen wir, auch das von
           mutlich nicht tragen, die das Weltgewissen einer­       führt in eine friedliche Zukunft, sagt uns Greta.                                    auch eine Hautkrankheit. Sie              wie die Frequenzen meiner Musik den        ­Autorin, Lesender und Komponistin.
           seits und der Hass ihrer Widersacher andererseits       Man muss seinen Wahrheiten folgen, sagt uns                                          haben mal gesagt, dass Sie so Ihre        Körper treffen, um die leibliche Erfah­    Wie viel davon ist Experiment? Ist
           auf ihr ablädt. Greta Thunberg ist im Moment            ­Annette. So kann man Annette, ein Heldinnen-                                        Musik verstehen: einerseits als           rung, um die Konfrontation. Das un­        alles durchkomponiert, oder spielen
           vermutlich die einzige Ikone, deren Botschaft            epos auf mehreren Ebenen lesen: als politischen                                     schöne Kunst, andererseits soll sie       terscheidet unsere Performance von         Sie während Ihrer Performance
           alle Nationengrenzen, alle Sprachen, alle Kulturen,      Krimi des 20. Jahrhunderts oder als Blaupause für                                   wehtun. Wie meinen Sie das?               Konzerten, bei denen eher das reine        auch mit Zufälligkeiten?
           alle Konfessionen überquert. Sie ist der einzige         eine universale Erzählung ewiger mensch­licher                                      Der Begriff passt gut zu »noise« und      Zuhören im Vordergrund steht.              Zufälligkeiten gibt es auf jeden Fall.
           Mensch, der das globale Verhängnis in Gestalt            Dissidenz.                                                                          »ambient«, den zwei Seiten der expe­      Wie muss man sich das konkret              Das Einzige, was Enis und ich abge­
           der drohenden Klimakatas­trophe herunterbricht                                                                                               rimentellen Musik, die sowohl brutal      vorstellen? Ein wummernder Bass,           sprochen haben, ist der Moment, an
                                                                   Katharina Teutsch schreibt als Literaturkritikerin für
           auf das opferbereite Gesicht eines Teenagers mit        die FAZ und die Zeit sowie als Feature-Autorin für den                               als auch sanft sein kann. Ich würde       der sich auf den Körper überträgt?         dem ich mit dem Sound einsetze.
           zwei Kinderzöpfen. Und sie ist der einzige Mensch,      Deutschlandfunk. Darüber hinaus moderiert sie dort                                   das heute allerdings nicht mehr so        Ich arbeite mit einem breiten Spek­        Sound und Text sollen sich nicht ge­
           dessen Beharrungsvermögen eine Vorbildfunktion          die literarische Sendung Studio LCB. Zuletzt veröffent­                              ausdrücken, denn was manche als           trum von sehr tiefen bis sehr schrillen    genseitig entwerten. Die Komposition
           für die jüngste mündige Generation hat.                 lichte sie Der Mops. Kulturgeschichte eines Gesell­                                  harsch empfinden, wirkt auf andere        Tönen. In diesem Fall mit elektroni­       spiele ich jedes Mal neu und anders.
                                                                                                                             Foto: Cynthia Mai Ammann

                                                                   schaftshundes (Matthes & Seitz).
               Doch etwas hat sich deutlich verändert gegen­                                                                                            vielleicht besänftigend.                  schen Synthesizerklängen. Und die­
                                                                                                                                                                                                                                             Sarah-Maria Deckert ist
           über den Heldinnen des vorherigen Jahrhunderts.                                                                                              Wie ist das bei Ihrer Komposition         ser Sound wird physisch: Enis’ Worte       Chefredakteurin von Reihe 1.
           Während sich das Leben der Anne Beaumanoir an                                                                                                für Enis Macis Stück Wunder,              formieren sich aus ihrem Stift, ihrem
           vielen Stellen liest wie ein politisches Abenteuer,     Annette, ein Heldinnenepos                                                           bei dem die schmerzende Wunde             Mund. Meine Frequenzen begleiten           Wunder/DNA
           kommt Gretas Kampf ohne jegliche Action aus. Ihr        im Februar 1 im Spielplan                                                            ja quasi schon Teil des Titels ist?       die­se Formationen, bauen sich orches­     im Februar 2 im Spielplan
Reihe 1 Februar 2022 - Die Staatstheater Stuttgart
14   Oper  ⁄  4. Sinfoniekonzert                                                                                                     15

                                                              Mein Kind ist Anton Bruckner. Auf unseren Spaziergängen           Sechter, eine der sonderbarsten Gestalten der Musik des
                                                              tritt es beharrlich nicht auf die Ritzen, harsch fordert es       19. Jahrhunderts. Sechter, der in seinem Diarium täglich
                                                              mich auf, es ihm gleichzutun. ­Zugegeben, dieser Gedanke          eine Fuge komponierte, hatte nicht nur Schubert in des­
                                                              ist ein weiter Assoziationssprung, über e  ­ tliche Ritzen hin­   sen Todesjahr 1828 noch den strengen Kontrapunkt beizu­
                                                              weg. Aber mir kommt immer, wenn ich den Fünfjährigen              bringen begonnen, sondern neben manchen anderen auch
                                                              so gehen sehe, mein erster Bruckner in den Sinn. Erste            Jahrzehnte später den 1824 geborenen Anton Bruckner
                                                              Bruckners sind ja für viele Menschen hoch erinnerlich. In         unterrichtet. Der war damals bereits Domorganist in Linz
                                                              Wien ging ich einmal mit einer sanftmütigen Italienerin,          und als Sechter-Schüler beileibe nicht mehr der Jüngste;
                                                              in die ich frisch verliebt war, zu Herbert Blomstedt und den      und doch ertrug er es, während der jahrelangen Studien
                                                              Wiener Philharmonikern in den Musikverein. Die Vierte,            sich auf Sechters Anweisung des Komponierens zu ent­
                                                              ihr erster Bruckner; sie bekam Angst, aus unserer Liebe           halten. Das muss für den späteren Erschaffer gigantischer
                                                              wurde nichts.                                                     Kunstwerke doch ähnlich gravierend gewesen sein wie die
                                                                  Jedenfalls, mein erster Bruckner hatte Jahre früher           unfreiwillige Keuschheit des lebenslang Unverheirateten,
                                                              stattgefunden, noch als Schüler, auch die Vierte, in Ber­         der sich erheblich zu schönen Frauen hingezogen fühlte.
                                                              lin mit Günter Wand. Danach lief ich wie im Rausch, wie           Ob der Lehrer Sechter nicht dergestalt als Kunstsamen­
                                                              unter Zwang im Bruckner-Rhythmus über die nächtlichen             staumeister ungewollt zum Katalysator von Bruckners
                                                              Gehwegplatten: Duole – Triole, Duole – Triole, ohne auf           maßlosen Schöpfereruptionen der zweiten Lebenshälfte
                                                              die Ritzen zu treten. Ritzenvermeidung, ein universaler           wurde (den »Abnormalitäten eines Sechzigers«, wie es in
                                                              anthropo­logischer Drang. Meistens ist das reines Spiel,          einer gehässigen zeitgenössischen Kritik hieß)?
                                                              zwanglos, höchstens selbst auferlegter Zwang oder Tick.               Floros plädiert in seiner Monografie dafür, dass man
                                                              Diese Erinnerung zeigt mir zugleich, dass ich Bruckners           sehr wohl enge Verbindungen zwischen Bruckners kom­
                                                              Musik nicht nur auf unklare Weise als »Architektur« emp­          plexem, durchaus schrägem Charakter und den Eigen­
                                                              fand. Mehr noch war dieses Erlebnis ein heftiges körper­          heiten seines Werks suchen und finden dürfe. Aber man
                                                              liches Mitreißen, ein Einfangen meiner kompletten Physis.         muss das natürlich nicht, um Bruckner zu hören. So wie es
                                                                  Es liegt nahe, diese Hörerfahrung mit Anton Bruckners         tausendundeine Art gibt, einen Gehweg entlangzulaufen
                                                              eigenen Geist-Körper-Nöten zu verbinden. Legendär sind            (auch wenn mein Kind sagen würde, dass nur eine richtig
                                                              ja die zahlreichen Macken des Meisters, vom Zähl- bis zum         ist), so kann man Bruckner auf tausendundeine Art hören.
                                                              Betzwang. Die Bruckner-Forschung hat hier zwar eini­              Für mich ist es eine so mächtige körperlich-räumliche Er­
                                                              ges erheblich revidiert, wie auch das absurd verkürzende          fahrung, dass es mir geradezu sinnlos erscheint, B
                                                                                                                                                                                 ­ ruckner
                                                              Klischee vom genialen Dorftrottel. Anscheinend nicht in           außerhalb eines Konzertsaals in Aufnahmen zu hören.
                                                              Zweifel gezogen wird aber die Tatsache, dass ­Bruckners           Dabei geht es um mehr als das berühmt-berüchtigte
                                                              monatelange Behandlung in der Kaltwasseranstalt Bad               Wegblasen an den Höhepunkten: Es ist das gewaltige An­
                                                              Kreuzen 1867 mit seiner Zwangsvorstellung zusammen­               spannen, Rühren und Auflösen oder Erstarren, manchmal
                                                              hing, »er müsse die Blätter der Bäume, die Sterne, die            über riesige Entfernungen. Und darin durchaus das Zählen
                                                              Sandkörner, die Perlen auf einem Kleid zählen oder die Do­        – Penibilität und Ekstase. Wie ein abgründig gigantisches

             Graf Zahl
                                                              nau ausschöpfen«, so zusammengefasst von dem Musik­               Kinderspiel kommt mir Bruckners Sinfonik mitunter vor:
                                                              wissenschaftler Constantin Floros in seinem lesenswerten          magische Treppenwerke aus den Bauklötzen des Kontra­
                                                              Bruckner-Buch.                                                    punkts, zugleich immer wieder Momente unmittelbar
                                                                  Der sanftmütigen Italienerin damals im Musikverein            ausbrechender Gewalt, Lebenswut, Todessehnsucht. Denn
                                                              kam das Bruckner-Hören vermutlich nicht wie Ausschöp­             nichts ist so ernst wie das große Kinderspiel, der weite
                                                              fen, eher wie Ertränktwerden in der Donau vor. Kann man           Sprung über die Ritzen unserer Existenz.
                                                              aber Bruckners wohl nur temporären, dennoch bemerkens­
                                                                                                                                Der Schriftsteller und Musikkritiker Albrecht Selge lebt in Berlin.
Beim Hören von Anton Bruckner offenbaren sich unserem Autor   werten Knall (nicht untypisch fürs nervöse 19. Jahrhundert)
                                                              aus seiner Musik heraushören? Etwas anderes kommt mir
                                                                                                                                Zuletzt erschien von ihm Beethovn, im März kommt der Roman
                                                                                                                                Luyánta heraus (beide Rowohlt Berlin).
die zahlreichen Macken des Komponisten. Darunter auch         wichtiger vor: Sein Nervenzusammenbruch, der ihn in die

Bruckners legendärer Zählzwang. Ein akustischer Spaziergang   Klinik brachte, fand ganz zu Beginn von Bruckners Sinfo­
                                                              nienschaffen statt, etwa zur Zeit der Ersten. Ein anderes
                                                              Ereignis desselben Jahres war vielleicht von ebenso ein­          4. Sinfoniekonzert
Text: Albrecht Selge   Illustration: Matthias Seifarth        schneidender Bedeutung. Denn 1867 starb auch Simon                im Februar 3 im Spielplan
Reihe 1 Februar 2022 - Die Staatstheater Stuttgart
»Wenn die Musik ins
Oper  ⁄  Hänsel und Gretel   16   17

                                  Stocken gerät, ist es
                                  das Ende der Welt«

                                  Über aggressive Intervalle, flauschige Hexen und Musik als
Interview: Carolin Pirich         Nahrung: Alevtina Ioffe, die an der Staatsoper Stuttgart
Fotos: Max Zimmermann             die Neuproduktion von Hänsel und Gretel dirigiert, im Interview
Reihe 1 Februar 2022 - Die Staatstheater Stuttgart
Oper  ⁄  Hänsel und Gretel                                                                                      18   19                                  ich Klavier geübt, aber es hat ihr nicht      nun schon so lange an. Ich befürchte,
                                                                                                                                                         gereicht. Sie hat höchstens gesagt, ja, das   die Menschen verlernen, dass sie Kultur
                                                                                                                                                         ist besser geworden. Ich hatte so viele       und Musik brauchen. Es ist ja so: Wenn
                                                                                                                                                         Emotionen in mir, die wollten raus, und       Sie allein ans Überleben denken, wo Sie
                                                                                                                                                         sie sagte, halte dich ans Tempo, spiele       arbeiten können, wo Sie etwas zu essen
Frau Ioffe, Sie sind in Russland aufgewachsen,          vergangenem Februar am Michailowski-Theater                                                      mit Metronom. Ich bin eine sehr gute          für ihre Kinder bekommen, dann brau­
wo Märchen erzählt werden, die uns hier                 Generalmusikdirektorin bin, wurde Hänsel und                                                     Pianistin geworden, aber eine Pianistin       chen Sie keine intellektuelle Nahrung.
in Deutschland nicht unbedingt geläufig sind.           Gretel 1895 zum ersten Mal aufgeführt. Es war                                                    voller Komplexe. Vielleicht habe ich des­     Das ist wie im Krieg. Da haben die Men­
Kannten Sie Hänsel und Gretel als Kind?                 ein riesiger Erfolg. Die Melodien haben sich aus                                                 halb aufgehört, Klavier zu spielen.           schen keinen Sinn für Kunst. Wenn ich
Die Märchen der Brüder Grimm sind in Russ­              der Oper herausgelöst, wie in Deutschland auch.                                                  Dafür sind Sie jetzt Dirigentin.              jetzt an die Zeit vor der Pandemie denke,
land sehr bekannt. Als Kind waren die Bremer            Axel Ranisch wird die Oper in Stuttgart                                                          Ja. Ein Orchester hat viel mehr Klang­        kommt mir die Freiheit, die wir hatten,
­Stadtmusikanten und Aschenputtel meine Lieb­           inszenieren. Er ist bekannt für seine                                                            farben als ein einzelnes Instrument. Und      unwirklich vor. Wir waren voller Liebe,
 linge. Ich wollte immer sein wie Aschenputtel, um      unbändige Erzähllust und seinen kruden                                                           ich kann den Musikern viel von meiner         voller Energie. Wir konnten tun, was wir
 meinen Prinzen zu treffen. Aber Hänsel und Gretel      Humor. Wie wird er Hänsel und Gretel                                                             Energie und Seele abgeben. Natürlich          wollten. Wir hatten die Freiheit, Musik
 haben mir meine E   ­ ltern nicht vorgelesen. Wahr­    anlegen, wissen Sie das?                                                                         erwarte ich die gleiche Unterstützung.        zu machen.
 scheinlich wollten sie mich schützen.                  Was genau auf der Bühne passieren wird, weiß                                                     Ich spüre sofort, wenn die Stimmung des       Galt das nicht nur ohnehin für einen
Die Geschichte, in der die Eltern ihre                  ich vor dem Probenstart noch nicht, aber wir ha­                                                 Orchesters sinkt. Und meine Klavierleh­       eher kleinen Teil der Menschen?
beiden Kinder in den Wald führen und dort               ben darüber gesprochen, wie er die Figuren sieht,                                                rerin hatte schon recht: Die Musik ist wie    Doch, schon, aber der Anteil derer, für die
zurücklassen, wirkt beunruhigend.                       welche Entwicklung sie bei ihm nehmen und wie                                                    ein Fluss, sie geht durch Zeit und Raum,      Musik oder die kulturelle Bildung ihrer
Ja, das ist ein grausames Märchen. Als Eltern liebt     sie sich in bestimmten Momenten verhalten. So                                                    wenn sie an Energie verliert, stirbt sie.     Kinder wichtig ist, schwindet.
man seine Kinder in jedem Fall, ob man hungern          kann ich die Musik daran anpassen, danach richte                                                 Man muss das fühlen und beim Dirigie­         Was befürchten Sie?
muss oder alles hat. Aber man gibt sie doch nicht       ich zum Beispiel die Tempi aus, die Schnitte. Wir                                                ren auffangen, denn wenn die Musik ins        Ich befürchte, dass wir unsere Kultur
freiwillig weg!                                         tauschen uns aus, stecken gemeinsam die Rich­                                                    Stocken gerät, ist es das Ende der Welt.      verlieren, wie wir miteinander reden, wie
Wo erkennen Sie etwas von diesem Grauen                 tung ab. Es ist ein Dialog.                                                                      Allerdings habe ich während des Lock­         wir miteinander fühlen, wie wir zusam­
in der Musik von Engelbert Humperdinck?                 Sie kennen Axel Ranisch schon von                                                                downs auch wieder viel Klavier gespielt.      menleben, wie wir Musik teilen. Wenn
Humperdinck hat das Märchen eleganter, weicher,         Ihrer Zusammenarbeit an der Bayerischen                                                          Wie haben Sie diese Zeit der                  man Musik nicht teilt, verschwindet sie.
für Kinder geeigneter geschaffen. Allerdings klingt     Staatsoper …                                                                                     Pandemie bislang erlebt?                      Weltweit. Schauen Sie nach Syrien: eine
die Mutter in meinen Ohren wie eine Hexe. Bei           … und wir haben uns auch dort die Bälle zuge­                                                    Als uns alles abgesagt wurde, saß ich in      jahrtausendealte, wunderschöne ­Kultur.
ihr springt die Musik in aggressiven Intervallen        spielt. Das ist mir in jeder Kooperation wichtig.                                                Moskau, und ich hatte acht, neun ­Monate      Und was ist davon übrig geblieben?
unruhig auf und ab. Jedoch erkennt man im Text          Axel hat unheimlich viele Ideen, er ist sehr positiv.                                            lang keine Arbeit. Anfangs fand ich das       Stein­haufen! Mir gefriert das Blut.
der Arie ihren Schmerz. Sie hat alles verloren, sie     Nach der Erfahrung in München wollte ich gleich                                                  ganz gut so. Ich konnte Zeit mit meinen       Natürlich ist die Kriegssituation in
hat nichts, kein Geld, nichts zu essen, sie ist »müde   wieder mit ihm zusammenarbeiten, aber dann                                                       Eltern verbringen, die ich über viele Jahre   Syrien nicht ganz mit der Pandemie
zum Sterben«.                                           kam die Pandemie dazwischen. In Stuttgart haben                                                  wenig gesehen hatte. Ich habe die großen      vergleichbar.
Und was macht Humperdinck mit der Musik                 wir Glück mit den Sängerinnen und Sängern. Sie                                                   russischen Klassiker wie Tolstoi und Dos­     Das stimmt, aber wir müssen wachsam
für die Hexe?                                           haben viel Energie, sie haben Lust auf diese Oper,                                               tojewski gelesen, viel Deutsch sowie neue     sein, damit unsere Kultur durch die Pan­
Eigenartigerweise ist die viel entspannter. Für         sie haben Lust zu arbeiten. Das ist nicht unbedingt                                              Musikstücke gelernt. Und ich habe die         demie nicht irgendwann verloren geht.
mich klingt die Hexe wie eine Katze, die mit einer      selbstverständlich.                                                                              Wohnung meiner Großmutter renoviert.          Die Welt muss darüber nachdenken, wie
Maus spielt, verführerisch, flauschig, in gewisser      Man hört immer wieder davon, dass                                                                Mein Sohn allerdings, er ist 21 Jahre alt,    man das kulturelle Erbe bewahren kann,
Weise schön. Aber die Wörter, die sie singt, sind       Musikerinnen und Musiker, die in                                                                 saß in Berlin. Er konnte nicht nach Russ­     um es unseren Nachfolgern zu überge­
grausam und doppeldeutig. In der Rolle ist sie          Russland ausgebildet werden, besonders                                                           land reisen. Ich konnte nicht nach Berlin.    ben. Damit wir unsere Ideale am Leben
die »garstige Frau«, da fallen Text und Musik aus­      seelenvoll spielen würden. Können Sie                        Die Dirigentin Alevtina             Er ist Student im dritten Semester, man       erhalten. Anders kann ich es nicht sagen.
einander.                                               damit etwas anfangen?                                        Ioffe, geboren in Moskau,           kann an den Fingern abzählen, wie oft er
                                                                                                                     ­graduierte am dortigen                                                           Carolin Pirich schreibt für das Süddeutsche
Humperdinck hat das Stück durch-                        Seelenvoll? Ich kann mich erinnern, dass mir als              Konservatorium. Nach Sta­          Präsenzunterricht hatte. Er verfolgt seine    Zeitung Magazin, das Zeit Magazin und die
komponiert, nach dem Vorbild von Richard                Kind meine Klavierlehrerin die Musikalität buch­              tionen unter anderem beim          Vorlesungen vom Computerbildschirm            taz, oft über Menschen und Musik, und ist
Wagners Musikdrama, aber es sind auch                   stäblich eingehämmert hat. In der russischen Me­              Nationalen Philharmonischen        aus, sieht niemanden. Seine Generation        Moderatorin bei RBB Kultur und beim WDR.
viele Lieder darin verarbeitet, die die meisten         thodik rütteln die Lehrerinnen ihre Schülerinnen              Orchester Russlands, bei           verlernt zu kommunizieren, miteinan­          Derzeit arbeitet sie an musikalischen Ge­
                                                                                                                      der Helikon-Oper in Moskau                                                       schichten für ein Kinderbuch.
Kinder kennen, Ein Männlein steht im                    andauernd auf. Dadurch vermittelt sich das, was
                                                                                                                      und bei der San Francisco
                                                                                                                                                         der umzu­gehen. Sie wissen nicht, was
Walde oder Suse, liebe Suse, was raschelt im            sie lehren wollen, direkter, als wenn sie nur spre­           Opera war sie zehn Jahre lang      es bedeutet zu flirten und Beziehungen
Stroh zum Beispiel. Hören Sie diese Lieder              chen würden. Sie sang auch viel mit mir. Das ist              Chef­dirigentin des Musik­         außerhalb des Netzes zu gestalten. Sie
hin und wieder irgendwo?                                das Wesentliche, wenn Sie Klavier spielen oder                theaters Natalija Saz für junges   verpassen ihr echtes Leben.
                                                                                                                      Publikum in Moskau. Seit
Ich kenne sie aus Russland. Natürlich sind im           dirigieren: Singen Sie das, was Sie spielen, dann                                                Sie machen sich Sorgen?
                                                                                                                      2021 ist Ioffe Musikdirek­torin
Russischen die Worte verändert, sodass sie zur          geht es in Ihren Körper über. Nur gelobt hat sie              des Michailowski-­Theaters         Ja, aber nicht nur um ihn. Ich mache mir      Hänsel und Gretel
Melodie passen. In Sankt Petersburg, wo ich seit        mich nie. Acht bis zwölf Stunden am Tag habe                  in Sankt Petersburg.               Sorgen um uns alle. Diese Situation hält      im Februar 4 im Spielplan
Schauspiel  ⁄  Nathanael       Nathanael
                               Eine Kooperation mit der Akademie für
                                                                                    20               E. T. A. Hoffmanns Erzählung Der ­Sandmann                                             21
                               Darstellende Kunst Baden-Württemberg
                               im Februar 5 im Spielplan
                                                                                                     gilt als Inbegriff der Schauerromantik.
                                                                                                     ­Regisseur Jannik Graf übersetzt Motive daraus
                                                                                                     ins Heute – und hat die wichtigsten
                                                                                                     Figuren gezeichnet. Hier stellen
                                                                                                     sie sich via Steckbrief vor

                                                                                                     Wer ich bin: Ein eher unpoetisches Gemüt mit Hang
                                                                                                     zum Kitsch. Oberflächlich? Ist für mich kein Schimpfwort
                                                                                                      Wovon ich träume: Von Nathanaels ungeteilter                    Wer ich bin:
                                                                                                      Aufmerksamkeit Freunde: Nathanael, große Liebe,              Ein ausgezeichneter
                                                                                                      bester Freund, Mittelpunkt meiner Welt! (Auch            Klempner aus Italien.
                                                                                                      wenn ich ihn nicht immer verstehe)                      Zumindest denkt das mein
                                                                                                      Feinde: Nathanaels Sammlung an Hirnge­                  Umfeld. Hehe Wovon ich
                                                                                    Wer ich bin:      spinsten Mantra: »Es gibt die Wahrheit.               träume: Von deinen blauen
                                                                                     Ein innerlich    Und es gibt die                                      Augen, die machen mich so
                                                                                     zerrissener     Version, wie ein                                    sentimental Freunde: ­Spalanzani
 Wer ich bin: Spalanzanis                                                            Student,        Mensch sie wahr­                                 (der kein Twitter hat, dafür aber
 Tochter. Starre gern reglos                                                        der schlecht     nimmt«                                           Facebook), wir basteln gern Fein-
 vor mich hin und mache                                                             schläft Wovon                                                     de: Altkluge Studenten, den Rest
  davon Selfies für Insta                                                          ich träume:                                                          hab ich schon um die Ecke
   Wovon ich träume: Dass                                                        Davon, endlich                                                           gebracht Mantra: »Hab
   die Liebe von Nathanael                                                     aufzuwachen                                                                  auch sköne Oke«
   nicht programmiert ist                                                    Freunde: Lothar.
   Freunde: Meine Follower                                               Wenn die Albträume
   Feinde: Updates (Neu­                                            zu groß werden, geht er mit
  starten nervt so!), Papa,                                    mir an die frische Luft Feinde:
  wenn er wieder das                                         Die mysteriöse Person. Oder ist das
  Routerpasswort ändert                                      nur die Stimme in meinem Kopf?
  Mantra: »Hey.                                              Mantra: »Wenn man weiß, dass
 Wow. Ach. Voll die                                          man träumt, ist man kurz vor dem
­schönen Worte«                                              Aufwachen«
»Wenn man versucht,                                22   Ballett  ⁄  PURE BLISS   23

einen Witz zu zeigen,
und niemand lacht, hat
man versagt«
Der schwedische Choreograph Johan Inger
gilt als einer der berühmtesten Vertreter
des nordischen Stils: kantig, abstrakt und etwas
skurril. In seiner Kreation für das Stuttgarter
Ballett schlägt er nun ganz neue Wege ein

Interview: Angela Reinhardt
Fotos: Roman Novitzky
24                                                                                                            Ballett  ⁄  PURE BLISS                                                                               25

     Herr Inger, der neue Ballettabend trägt den         Bislang hatten Ihre modernen Stücke
     Titel PURE BLISS, also reine Glückseligkeit.        philosophische und gesellschaftliche Themen
     2016 haben Sie das Ensemblestück Bliss zu           wie Einsamkeit, Glück, den melancholischen
     Keith Jarretts berühmtem Köln Concert               Blick auf die Jugend oder ebenjenen Umgang
     choreographiert, damals für das italienische        mit dem Tod. Da sticht die Neufassung
     Aterballetto. Worin liegt die Faszination           eines russischen Klassikers nun heraus: Ihre
     dieses legendären Jazzklassikers?                   neue Kreation, der dritte Teil des Ballett­
     Keith Jarretts Köln Concert habe ich kennen­        abends, heißt Aurora’s Nap, also Auroras
     gelernt, als ich um die zwanzig war. Ich habe es    Nickerchen, in dem Sie das gute alte
     unendlich oft gehört. Das ist ein wichtiger Teil    Märchen von Dornröschen auf ganz
     meines Lebens. Die Musik ist so monumental, so      spezielle Weise erzählen. Wie?
     groß und drastisch auf ihre Weise. Wenn man         Schon seit einigen Jahren hatte ich die Idee im
     dem als Choreograph nicht gerecht werden kann,      Hinterkopf, mal eine Art Komödie zu machen,
     lässt man es lieber. Aber wenn man es schafft,      aber in der klassischen Tanzsprache. Nach einem
     die richtigen Bilder zu finden, die Klänge gut      Gespräch mit Tamas Detrich, dem Intendanten
     ­einzukleiden, dann kann es ein wirklich gutes      des Stuttgarter Balletts, kam mir dieser Gedanke
      Ballett werden. Das hätte aber auch anders aus­    wieder, und ich dachte: Vielleicht ist das nun der
      gehen können …                                     Moment! In Aurora’s Nap kann ich das klassische
     Jazz und Ballett, wie passt das zusammen?           Idiom verwenden, weil ich von dort komme, aber
     Ich empfinde das Köln Concert gar nicht als         dann auch mein modernes Vokabular. Es wird ein
     so jazzig. Es ist sehr melodiös und locker. Keith   echtes kleines Dornröschen, eine knappe Stunde
     Jarrett ging damals, 1975, ja einfach auf die
     ­                                                   lang. Wir haben drei Akte und folgen der gesamten
     Bühne und improvisierte das komplette Konzert,      Geschichte, haben dafür aber die Musik ein we­
     ziemlich gewagt also. Wenn er spielte, hatte er     nig gekürzt. So kann ich mein Märchen in beiden
     schon vorher Ideen und Melodien im Kopf. Ich        Welten spielen lassen: Dornröschen schläft und
     wollte dieses Gefühl der Improvisation, des Ge­     schläft und wacht erst wieder in der Moderne auf.
     lösten einfangen. Ich wollte den Tanz sehr frisch   Sie verwenden Peter Tschaikowskys
     haben, als ob er direkt aus dem Moment käme         Partitur. Haben Sie zuvor schon
     und sich in jede Richtung frei entwickeln könnte.   mal zu seiner Musik choreographiert?
     Das zweite Stück heißt Out of Breath, ein           Nein, aber ich bin mit Tschaikowsky aufgewach­
     sehr persönliches Ballett. Der Titel erinnert       sen. Als Student und Tänzer beim König­lichen
     an die schwere Geburt Ihres ersten                  Ballett in Stockholm habe ich Dornrös­chen,
     Kindes vor fast zwanzig Jahren. Schmerzt            Schwanensee und den Nussknacker getanzt,
     es Sie heute, dieses Stück zu sehen?                ­natürlich. Diese Klassiker stecken immer noch
     Nein. Heute geht es allen gut, und es ist einfach    in mir.
     nur eines meiner Werke. Vielleicht gibt es hier     Wie findet man Humor zwischen traditio­neller
     auch ein Missverständnis. Damals war die Situa­     Pantomime und modernem Slapstick?
     tion wohl dramatisch, ich saß die ganze Nacht       Über bestimmte Manierismen. Es gibt viele Pas­       »Erfrischend und neu« – so fühlt sich für Johan Inger die Arbeit an seiner Stuttgarter Kreation an
     im Krankenhaus und musste bangen. Aber bei          sagen, aus denen man ungewöhnliche Situatio­
     Out of Breath geht es letztlich nicht um diese      nen entstehen lassen kann. In den Pantomimen
     Geburt, sondern darum, wie nah Leben und Tod        sprechen die Tänzerinnen und Tänzer mit den
     manchmal beisammenliegen.                           Händen, »sie muss nicht sterben, sie wird nur
26                                                                                                    Ballett  ⁄  PURE BLISS                        27
                                                                                    schlafen« zum Beispiel. Damit möchte ich arbeiten und ein paar
                                                                                    Missverständnisse in diesen Pantomimen kreieren. Das funktio­
                                                                                    niert besonders gut mit dem Haushofmeister Catalabutte oder mit
                                                                                    dem König, beide sind recht ungeschickt, und das birgt eine gewisse
                                                                                    Komik. Dabei geht es aber nicht darum, das klassische Ballett zu
                                                                                    verlachen. Dafür ist die Liebe viel zu groß!
                                                                                    Wie schwierig ist es denn überhaupt, als Choreograph
                                                                                    lustig zu sein?
                                                                                    Um ganz ehrlich zu sein: Die Komödie oder die Parodie sind
                                                                                    die schwierigsten Kunstformen überhaupt. Es ist viel einfacher,
                                                                                    tragisch, dramatisch oder auch abstrakt zu sein. Wenn man
                                                                                    versucht, einen Witz zu zeigen, und niemand lacht, dann hat
                                                                                    man versagt.
                                                                                    Sie choreographieren gern auf halber Spitze oder flacher
                                                                                    Sohle, mit fester Bodenhaftung. Nun arbeiten Sie wieder mit
                                                                                    Tutus und Spitzenschuhen. Wie fühlt sich das an?
                                                                                    Ich bin am Durchdrehen! Bei der Frage, wie ich die ­Spitzenschuhe
                                                                                    einsetzen soll, werde ich wirklich nervös … Aber was ich auch hier
                                                                                    interessant finde, ist der Übergang von der reinen Klassik zur
                                                                                    ­Moderne. Ein bisschen fühlt sich das neue Stück an wie eine Reise
                                                                                     von dort, wo ich einmal war, bis hierher, wo ich jetzt bin. Ein Teil
                                                                                     von mir kann immer noch so choreographieren, wie ich es gewohnt
                                                                                     bin, aber der andere … Da kämpfe ich mit mir selbst.
                                                                                    Sie arbeiten meist mit modern ausgerichteten
                                                                                    Compagnien, mit dem Nederlands Dans Theater, dem
                                                                                    schwedischen Cullberg, dem Aterballetto aus Italien.
                                                                                    Wo liegt der Unterschied zu einer klassischen Compagnie wie
                                                                                    Stuttgart, dem Semperoperballett in Dresden oder dem
                                                                                    Stanislawski-Ballett in Moskau? In der Bewegungsqualität
                                                                                    der Tänzer, in ihrem Verständnis?
                                                                                    Es gibt einen wesentlichen Unterschied: Das klassische Bal­
                                                                                    lett strebt in seiner Haltung eher nach oben; ich dagegen neige
                                                                                    zum Boden, zum Gewicht. Aber ich bin jetzt auch nicht so schreck­
                                                                                    lich modern, es gibt wesentlich modernere Kollegen da draußen.
                                                                                    Ich würde meine Sprache, meine Philosophie eher als neoklassisch
                                                                                    bezeichnen, ich hänge also gewissermaßen dazwischen. Wenn

                                                                                                                               Johan Inger begann als
                                                                                                                               klassischer Tänzer beim
                                                                                                                               König­lichen Ballett in
                                                                                                                               seiner Heimatstadt Stock­
                                                                                                                               holm und ging dann zum
                                                                                                                               Nederlands Dans Theater,
                                                                                                                               wo er seit 1995 eigene
                                                                                                                               Stücke erschuf. Nachdem
                                                                                                                               er für einige Jahre Cull­
                                                                                                                               bergbaletten in Stockholm
                                                                                                                               geleitet hat, arbeitet er
                                                                                                                               heute als freischaffender
                                                                                                                               Choreograph bei zahlrei­
Von der Klassik zur Moderne: Johan Inger bei Proben in Stuttgart zu Out of Breath                                              chen Compagnien.
28                                                     Ballett  ⁄  PURE BLISS                                                                                     Ballett  ⁄  Blick hinter die Kulissen                                  29

man keine klassische Ausbildung hat, kann man          Was haben Sie dabei über sich selbst gelernt?
                                                                                                              Schrittmenge
meine Werke auch nicht tanzen. Meistens klappt         Als Choreograph bereite ich mich gut vor, bis ins      Fünf Dinge, auf die es ankommt, wenn Tanz entstehen
es gut, dass die Tänzerinnen und Tänzer, mit           kleinste Detail. Bei Aurora’s Nap komme ich ins
denen ich arbeite, einen Sinn für meine Art            Studio und weiß: Heute arbeiten wir an einem
                                                                                                              soll – erklärt von Choreograph Alessandro Giaquinto
von Bewegung, Koordination und Musikalität             bestimmten Teil, an dieser Szene, mit dieser           Blick hinter die Kulissen
haben.                                                 Musik. Natürlich bin ich immer offen für alles,        im Februar 7 im Spielplan
Das Nederlands Dans Theater war die                    was passiert. Manchmal geschieht mitten in der
Compagnie, bei der Sie 1995 Ihr erstes Ballett         Kreation etwas mit den Tänzerinnen und Tän­
choreographiert haben und zu dem Sie immer             zern, was viel besser ist als meine ursprüngliche
wieder zurückgekehrt sind. Wie wichtig ist             Idee. Seitdem ich elf Jahre alt war, stehe ich auf
diese Compagnie für das moderne Ballett in             der Bühne. In Handlungsballetten zu tanzen war
Europa, worin liegt die Inspiration dort?              Teil meiner Erziehung. Trotzdem ist es jetzt, nach
Wenn ich mir die großen, modernen Compa­               all den Jahren, eine große Entdeckung für mich,                     Fehler                                                                                     Nähe
gnien ansehe, mit denen ich als junger Tänzer          dass ich auch erzählen kann! Im Vorhinein weiß
aufgewachsen bin, das Nederlands Dans ­Theater,        man nie, ob etwas funktioniert. Aber man fühlt
Cullbergbaletten, das Frankfurter Ballett und          vielleicht, dass man nah dran ist.
die Batsheva Dance Company in Israel, dann ist
                                                       Angela Reinhardt konnte mit modernem Tanz anfangs
das NDT meiner Meinung nach fast die einzige           wenig anfangen. Dann wurde sie Tanzjournalistin, und                                                         Kreieren
Compagnie, die immer noch auf dem höchsten             heute teilt sie ihr Wissen darüber mit Hingabe.
Standard tanzt. Das sagt viel über deren Inte­
grität aus, über ihren Willen, weiter nach vorn
zu gehen und zu forschen, dabei aber nicht ihre
Tradition zu verlieren. Sie hat nämlich eine ganz
besondere Qualität: den Mut zum Risiko. Frank­                                                                             Publikum                                                                           Perfektion
furt zeigte fast nur William Forsythe, Batsheva
zeigt nur Ohad Naharin. Sicher, Jiří Kylián war der
große Kapitän beim NDT, es gibt nicht so viele
­Kyliáns auf dieser Welt. Aber seine Philosophie
 war immer, dass die Compagnie neue Choreo­
                                                                                                              Fehler …                  Nähe …                    Publikum …                Perfektion …               Kreieren …
 graphen suchen muss, dass es Künstler neben                                                                  … ist kein guter Be­      … fasziniert mich seit    … ist für uns ein         … existiert nicht. Da-     … ist ein Geheimnis,
 ihm geben muss. Das ist der Unterschied.                                                                     griff, »Variation« ist    jeher. Wie nah sind wir   u­nbekanntes Wesen.       nach zu streben ist        das keiner kennt.
Warum haben Sie eigentlich so lange                                                                           vielleicht treffender.    uns, wenn wir Kilome­     Wir können es meist       Unsinn. Präzision und      Ich kann nicht sagen,
damit gewartet, Handlungsstücke zu                                                                            Ich mag es, den           ter entfernt sind? Und    nur spüren, denn          Ehrlichkeit sind die       wie ein Stück ent­
                                                                                                              Tänzer*innen am An­       wie weit weg sind wir     es sitzt versteckt in     wichtigsten Mittel in      steht. Tanz kommt
choreographieren?                                                                                             fang sehr viel Freiheit   voneinander, wenn wir     der Dunkel­heit des       meiner Arbeit, um das      aus dem Nichts und
Als ich zum NDT kam, wurde ich Teil dieser Tra­                                                               zu geben. Wenn ein        uns berühren? Durch       Zuschauer­raums.          Bewegungsniveau zu         fällt ins Nichts, aber
dition, mit kurzen, abstrakteren Stücken und drei­                                                            Schritt zum ersten Mal    die Pandemie hat Nähe     Bei Blick hinter die      erhöhen. So entsteht       dazwischen gibt es viel
teiligen Abenden. Das habe ich über viele Jahre                                                               gemacht wird, ist er      an Bedeutung gewon­       Kulissen können wir es    ein wahres Kunstwerk.      Arbeit. Die Stimmung,
                                                                                                              längst nicht beschlos­    nen. Man wägt genau       deutlich sehen. Für die   Ich versuche deshalb,      in der man sich befin­
gemacht. Dann hat mich José Carlos Martínez,                                                                  sen. Er verändert         ab, mit wem man in        Tänzer*innen ist das      den Probenraum in          det, die Menschen, die
der damalige Direktor der Compañía Nacional                                                                   sich noch tausendmal,     Kontakt tritt. Während    eine weitere Motivation   einen Ort zu verwan­       man um sich hat, ihre
de Danza in Spanien, gefragt, ob ich ein Hand­                                                                eben durch die ver­       vor zwei Jahren eine      – mir macht es hinge­     deln, in dem man nicht     Freude, Erinnerungen,
lungsballett für seine Tänzer übernehmen wür­                                                                 schiedenen Variatio­      Umarmung noch gän­        gen ein bisschen Angst.   verurteilt wird, in dem    Ängste und Hoff­
                                                                                                              nen. Jeder Schritt kann   giger Brauch war, ist     Der Kreationsprozess      die Tänzer*innen sein      nungen sind Teil des
de. Und ich war mir nicht ­sicher, ob ich diesem
                                                                                                              auf unendlich viele       sie heute ein Zeichen     ist wie eine brutale      können, wie sie sind.      Prozesses. Als Cho­
Genre überhaupt etwas geben kann. Wenn man                                                                    Weisen erfolgen – und     von Vertrauen. Es ist     Entblößung. Ich er­       Nur so kann man sich       reograph versuche ich,
ein abstraktes Werk wie Bliss choreographiert,                                                                keine davon ist falsch.   wichtig, dem Publikum     warte nicht, von jedem    mit offenem Herzen         eine Atmosphäre von
­erschafft man eher ein Gefühl. Ein konkretes                                                                 Umso wichtiger ist es,    Nähe zu zeigen, dass      verstanden zu werden,     zeigen. Diese Fassade      Akzeptanz zu schaffen.
                                                                                                              Variationen auszu­        wir keine Angst vor       hoffe aber auf eine Art   des Schönen, diese         Ich möchte die Persön­
 Werk zu erarbeiten, das fühlte sich erfrischend
                                                                                                              probieren, damit man      Austausch haben. Das      Respekt. Als würde ein    göttliche Aura des         lichkeiten hinter den
und neu an. Ich wollte es probieren. Das war fast      PURE BLISS                                             gemeinsam den besten      macht auch unsere         Atheist in der Kirche     Performens, möchte         Künstler*innen auf die
wie ein Coming-out!                                    im Februar 6 im Spielplan                              Schritt findet.           Kunst besser.             seinen Hut abnehmen.      ich abschaffen.            Bühne bringen.
Zwockel lernt                                           30                                                                     JOiN  ⁄  Schräge Vögel                                                          31

fliegen                                                                               Ich war gerade gebannt von den
                                                                                      spektakulären Flugmanövern einer
                                                                                      Libelle, als ich plötzlich einen Ruck
                                                                                                                                zufrieden waren. Anschließend
                                                                                                                                ließ ich die Jungvögel bei meiner
                                                                                                                                Tierärztin durchchecken. Eines
                                                                                                                                                                        Sozialkontakte. Damit er nicht zahm
                                                                                                                                                                        wurde, hatte ich ihn sehr kühl und
                                                                                                                                                                        mechanisch versorgt, ohne Nähe

Für das Straßenoratorium Schräge Vögel sucht die                                      an der Leine spürte. Unwillig zog ich
                                                                                      daran, weil ich dem Fluginsekt folgen
                                                                                                                                der beiden Geschwister hatte sich
                                                                                                                                wohl beim Sturz zu stark verletzt
                                                                                                                                                                        aufzubauen, obwohl ich ihn heimlich
                                                                                                                                                                        heiß und innig liebte. Dennoch soll­
Komponistin Susanne Hinkelbein nach Vogelgeschichten.                                 wollte, doch es ging nicht weiter. Als   und starb wenige Tage nach dem           te er nicht denken, dass Menschen
                                                                                                                                                                        Freunde seien. Ich brachte ihn
                                                                                      ich mich umblickte, sah ich, dass        Fund. Nur Zwockel blieb übrig.
Autorin Jasmin Schreiber hat eine zu erzählen                                         mein Rüde nervös auf dem Bordstein       So nannte ich ihn.                       schließlich in eine Wildvogelvoliere,
                                                                                      tänzelte und meine Hündin in die             Von da an bestand mein Alltag        wo er zusammen mit zwei Spatzen
                                                                                      Straßenrinne hinabschaute – Ohren        daraus, alle zwanzig Minuten mit der     und einem Rotkehlchen lernen sollte,
                                                                                      gespitzt, Schwanz abgewinkelt,           Pinzette zu meinem neuen Herrscher       sich sozial zu verhalten. Mittlerweile
                                                                                      die rechte Vorderpfote nach oben         zu rennen, ihn zweimal am Tag zu         ließ sich übrigens auch erkennen,
                                                                                      gezogen. Ich stellte mich neben sie,     wiegen und Protokoll zu führen. Le­      was für ein Genosse Zwockel war:
                                                                                      um herauszufinden, was ihre Auf­         sungen mussten verschoben werden,        ebenfalls ein Rotkehlchen.
                                                                                      merksamkeit so in Beschlag nahm,         Interviewtermine auch, während              Heute denke ich noch oft an ihn,
                                                                                      und da sah ich sie: zwei Vogelküken,     einer Zoom-Veranstaltung stopfte         frage mich, ob er den Sommer gut
                                                                                      zusammengekauert am Bordstein.           ich kurz ein paar Larven in Zwockels     überstanden hat, ob er jetzt in einem
                                                                                      Ich blickte mich um. In der Nacht        Schnabel, damit er nicht die ganze       Baum sitzt und friert, ob er immer
                                                                                      hatte es gestürmt, und sie mussten       Zeit von der Seite dazwischenbrüllte.    schön einen großen Bogen um
                                                                                      von der Kastanie gesegelt sein,          Jeden Abend ging ich um 23 Uhr           Katzen auf Freigang macht. Er fehlt
                                                                                      unter der wir standen. Intuitiv hob      erschöpft ins Bett, um um halb fünf      mir, dennoch finde ich es gut, nachts
                                                                                      ich beide auf und nahm sie mit.          schon wieder mit der Pinzette bereit­    wieder durchschlafen zu können.
                                                                                         In der Wohnung folgte die Be­         zustehen. An dieser Stelle möchte
                                                                                                                                                                        Jasmin Schreiber ist Biologin und
                                                                                      standsaufnahme: Die Vögel waren          ich allen gefiederten Vogeleltern Re­
                                                                                                                                                                        Schriftstellerin. Sie lebt mit einer unüber­
                                                                                      Nestlinge, es gab wild abstehende        spekt zollen, die müssen das Futter      sichtlichen Anzahl an Tieren und Pflanzen
                                                                                      Federbüschel, der Großteil der Körper    ja auch noch jagen und können es         in Hamburg und Frankfurt am Main.
                                                                                      war noch nackt. Es war Ende Mai          nicht einfach im Internet bestellen.
                                                                                      und schon warm, die beiden Kerl­             Zwockel gedieh. Nach anderthalb
                                                                                      chen hatten vermutlich längere Zeit      Wochen begann sich sein Federkleid
                                                                                      in der Sonne gesessen und waren          zu schließen, sodass jetzt ein neues
                                                                                      entsprechend dehydriert. Da bei mir      Problem auftauchte: Wie sollte er
                                                                                      eine Menge Insektenfresser leben,        fliegen lernen? Ich stellte ein großes
                                                                                      Spinnen, Gottesanbeterinnen und          Gewächshaus in mein ehemaliges
                                                                                      Ähnliches, war ich für die erste Not­    Arbeitszimmer, das mittlerweile
                                                                                      mahlzeit ausgerüstet. Ich setzte die     nur noch »Vogelzimmer« genannt
                                                                                      Gesellen in eine kleine, mit Küchen­     wurde, und funktionierte es um. Ich         Schickt uns eure Geschichte!
                                                                                      papier ausgepolsterte Box, holte         baute Fenster aus Fliegengittern            Habt ihr ebenfalls einen kranken
                                                                                                                                                                           Vogel gesund gepäppelt, einen Streit
                                                                                      meine Kiste Mehlkäfer, und schon         ein, spickte es mit belaubten Ästen
                                                                                                                                                                           zwischen einem Grünspecht und
                                                                                      schrien sie mich an: Man möge sie        und spannte Seile quer durch das            einem Waldkauz geschlichtet, oder
                                                                                      doch jetzt bitte eiligst füttern!        Gebilde, damit Zwockel sowohl das           holt sich ein frecher Gast sein Futter
                                                                                         Ich griff nach einem Mehlkäfer,       Hüpfen von Ast zu Ast als auch              immer direkt durch euer Küchen­
                                                                                                                                                                           fenster? Für den zweiten Teil des
                                                                                      entschuldigte mich bei ihm und           das Fliegen lernen konnte. Ich setzte
                                                                                                                                                                           Straßenoratoriums Schräge Vögel
                                                                                      entfernte den Kopf. Da die Flügel        Käfer, Blattläuse und Fliegen aus,          sucht die Junge Oper im Nord
                                                                                      und Beine der Insekten für die Küken     denn Jagdskills musste er sich eben­        (JOiN) Vogelgeschichten als Inspira­
                                                             Foto: Jasmin Schreiber

Professor Zwockel,                                                                    noch unverdaulich sind, schälte ich      falls aneignen.                             tion für die Komponistin Susanne
Schrecken der Läuse,                                                                                                                                                       Hinkelbein. Schickt eure Erlebnisse
                                                                                      die Käfer und stopfte die weichen            Nach vier Wochen konnte
wie Jasmin Schreiber                                                                                                                                                       und Beobachtungen an
ihr Rotkehlchenküken                                                                  Körper mit einer Pinzette in die weit    ­Zwockel ein wenig jagen und fliegen.       join@staatstheater-stuttgart.de
getauft hat                                                                           aufgesperrten Rachen, bis die Gäste       Was ihm jetzt noch fehlte, waren
32                                                                                                                     Spielplan / Februar 2022                                                                           33

1
Di
        Blick hinter die Kulissen
        mit Alessandro Giaquinto
        19 Uhr, Kammertheater, 15/8 €
                                                         6
                                                         So
                                                                 Premiere
                                                                 Hänsel und Gretel
                                                                 von Engelbert Humperdinck
                                                                                                                14
                                                                                                                Mo
                                                                                                                       Fly Ganymed (DE)
                                                                                                                       von Paulus Hochgatterer
                                                                                                                       20 Uhr, Kammertheater
                                                                                                                                                                           25
                                                                                                                                                                           Fr
                                                                                                                                                                                   Premiere | Ballettabend
                                                                                                                                                                                   PURE BLISS
                                                                                                                                                                                   Choreographien von Johan Inger
        Weitere Termine:                                         17 Uhr, Opernhaus, 8-126 €, Abo 67                    Weitere Termine:                                            19 Uhr, Opernhaus, 8-115 €
   7
S. 29   2., 3., 4. Februar, 19 Uhr; 5. Februar, 18 Uhr           Weitere Termine:                                      15. bis 19. Februar, 20 Uhr, 20/7 €;                   6    Weiterer Termin:
                                                                 9. Februar, 19 Uhr, 8-108 €, Abo 20, 303;             21. Februar, 20 Uhr; 22. Februar, 11 Uhr, 20/7 €,   S. 22   27. Februar, 19 Uhr, 8-108 €, Abo 36

2       Siebzehn Skizzen aus der Dunkelheit (UA)
        von Roland Schimmelpfennig
                                                                 20. Februar, 14 Uhr, 8-108 €, Abo 28,
                                                                 Familienvorstellung; 20. Februar, 19 Uhr,
                                                                                                                       Schulvorstellung
                                                                                                                                                                                   Gastspiel

                                                                                                                15
                                                            4
Mi      nach Arthur Schnitzlers Reigen                   S. 16   8-115 €; 26. Februar 19 Uhr, 8-115 €, Abo 26          Der Schauspieldirektor                                      Wunder/DNA
        19.30 Uhr, Schauspielhaus, 8-36 €, Abo 82                                                                      von W. A. Mozart/Henrik Albrecht                       2    von Enis Maci
        Weiterer Termin:
                                                         8       Die Liebe zu drei Orangen
                                                                 von Sergej Prokofjew
                                                                                                                Di     für Kinder ab 8 Jahren
                                                                                                                       11 Uhr, Nord, 18/7 €
                                                                                                                                                                           S. 13   20 Uhr, Kammertheater, 20/7 €

                                                                                                                                                                           26
        26. Februar, 19.30 Uhr, 8-39 €, Abo 69                                                                                                                                     Krawall & Katharsis
                                                                 19 Uhr, Opernhaus, 8-90 €, Abo 302, 55                Weitere Termine:

3
                                                         Di                                                                                                                        Jessenin und Tick-Tack
        2. Liedkonzert                                           Weiterer Termin:                                      16., 23. Februar, 11 Uhr; 19. Februar, 15 Uhr
        mit Rachael Wilson                                                                                                                                                 Sa      20 Uhr, Kammertheater, 5 €
                                                                 12. Februar 19.30 Uhr, 8-90 €, Abo 27
Do      20 Uhr, Staatsgalerie Stuttgart, 25 €
        Klavier: Virginie Déjos; in Zusammenarbeit
        mit der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie
                                                                 Premiere
                                                                 Nathanael
                                                                                                                16
                                                                                                                Mi
                                                                                                                       3. Kammerkonzert
                                                                                                                       Fratres
                                                                                                                       19.30 Uhr, Liederhalle, Mozartsaal,                 27      Familienkonzert
                                                                                                                                                                                   Das Orchester zieht sich an
                                                                                                                                                                                   von Marius Felix Lange
                                                                 20 Uhr, Nord, 23 €                                    16/7 €, Abo 7                                       So

4       Black Box                                                                                                                                                                  12 Uhr, Opernhaus, 7-40 €, Abo 203
                                                            5    Weitere Termine:                                      Klavier: Petra Menzel; Musiker*innen des
        Phantomtheater für 1 Person                      S. 20   9. & 10. Februar, 20 Uhr, 18/7 €                      Staatsorchesters Stuttgart                                  Musikalische Leitung: Cornelius Meister;
        von Stefan Kaegi/Rimini Protokoll                                                                                                                                          Staatsorchester Stuttgart

                                                         11                                                     17
Fr
        18 Uhr, Schauspielhaus, 15/7 €                           Juditha triumphans                                    Das Lamm, das zum Essen kam
        Weiterer Termin: 16. Februar, 18 Uhr                     Die über die Barbarei des Holofernes                  Sitzkissenkonzert für Kinder von 3 bis                      Am Ende Licht (DSE)
                                                                 triumphierende Judith                          Do     6 Jahren                                                    von Simon Stephens

5
                                                         Fr
        Blick hinter die Kulissen                                von Antonio Vivaldi                                   9.30 & 11 Uhr, Unteres Foyer Nord, 10/5 €                   15 Uhr, Schauspielhaus, 8-36 €, Abo 100
        mit der John Cranko Schule                               19 Uhr, Opernhaus, 8-115 €, Abo 65

                                                                                                                                                                           28
                                                                                                                       Weiterer Termin: 18. Februar
        11 Uhr, Kammertheater, 15/8 €                                                                                                                                              Kammer of Love

                                                                                                                19
Sa                                                               Don Juan                                              Uraufführung                                                von und mit Sebastian Röhrle, Max Braun
        Weiterer Termin: 6. Februar, 11 & 18 Uhr                 Lustspiel von Molière                                 Annette, ein Heldinnenepos                          Mo      und Gästen
        Einblicke                                                19.30 Uhr, Schauspielhaus, 8-39 €, Abo 92             von Anne Weber                                              20 Uhr, Kammertheater, 5 €
                                                                                                                Sa
        Führung durch Theatergebäude und                         Weiterer Termin:                                      19.30 Uhr, Schauspielhaus, 8-42 €,
        Werkstätten                                              25. Februar, 19.30 Uhr, 8-39 €, Abo 91                Abo 68/A
        14.15 Uhr, Treffpunkt Freitreppe Opernhaus,

                                                         12
                                                                                                                   1   Weitere Termine:                                            Karten & Information
        10/5 €                                                   Ökozid (UA) Ein Modellversuch                  S. 8   21. Februar, 19.30 Uhr, 8-36 €, Abo 73;                     Theaterkasse, Königstraße 1 D
                                                                 von Andres Veiel und Jutta Doberstein
        Weitere Termine: 13., 19. & 27. Februar                                                                        24. Februar, 19.30 Uhr, 8-36 €, Abo 70                      Montag bis Freitag 10 bis 19 Uhr
                                                         Sa      19.30 Uhr, Schauspielhaus, 8-39 €,

                                                                                                                21
                                                                                                                                                                                   Samstag 10 bis 14 Uhr
        Tosca                                                    Gastredner: Dr. Kumi Naidoo                           Theaterlabyrinth
        von Giacomo Puccini                                                                                            zu Annette, ein Heldinnenepos (UA)                          Telefonischer Kartenservice
                                                                 Weitere Termine:
        19 Uhr, Opernhaus, 8-115 €, Abo 59                                                                             18 Uhr, Schauspielhaus, Treffpunkt Foyer, 5 €               0711.20 20 90
                                                                 20. Februar, 18 Uhr, 8-36 €, Abo 97,           Mo
                                                                                                                                                                                   Montag bis Freitag 10 bis 20 Uhr
                                                                 Gastredner: Dr. Niklas Höhne;

                                                                                                                22
        Weitere Termine:                                                                                                                                                           Samstag 10 bis 18 Uhr
        10. Februar, 19.30 Uhr, 8-108 €, Abo 21;                 22. Februar, 19.30 Uhr, 8-36 €, Abo 76,               Am Tisch
        13. Februar, 19 Uhr, 8-115 €, Abo 62;                    Gastredner: Andres Veiel                              Theaterstammtisch                                           tickets@staatstheater-stuttgart.de
                                                                                                                Di     18 Uhr, Schauspielhaus, Oberes Foyer,

                                                         13
        19. Februar 19 Uhr, 8-115 €, Abo 41                                                                                                                                        Abonnement
                                                                 4. Sinfoniekonzert                                    Eintritt frei
                                                                                                                                                                                   0711.20 32 220
        Verbrennungen                                            11 Uhr, Liederhalle, Beethovensaal,

                                                                                                                23
                                                                                                                                                                                   abo@staatstheater-stuttgart.de
        von Wajdi Mouawad                                        8-42 €, Abo 8                                         Der Besuch der alten Dame
                                                         So                                                                                                                        Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr
        auf Englisch, Deutsch, Hebräisch, Arabisch               Klavier: Gabriela Montero                             von Friedrich Dürrenmatt
                                                                                                                                                                                   Samstag 10 bis 14 Uhr
        mit deutschen Übertiteln                                 Musikalische Leitung: Georg Fritzsch           Mi     mit einem Text von Peter Michalzik
        19.30 Uhr, Schauspielhaus, 8-39 €, Abo 94                                                                      auf Deutsch und Hebräisch mit Übertiteln                    Die Newsletter der Staatstheater Stuttgart
                                                                 Staatsorchester Stuttgart
                                                                                                                       16 Uhr, Schauspielhaus, 8-36 €,                             Halten Sie sich auf dem Laufenden
        Weitere Termine:                                    3    Weiterer Termin:                                                                                                  und abonnieren Sie unsere Newsletter unter
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        6. Februar, 19.30 Uhr, 8-36 €;                   S. 14   14. Februar, 19.30 Uhr, 8-37 €, Abo 9                                                                             www.staatstheater-stuttgart.de
        7. Februar, 19.30 Uhr, 8-36 €, Abo 71                                                                          Weiterer Termin:
                                                                 Premierenmatinee                                      23. Februar, 19.30 Uhr, 8-36 €
                                                                 zu Annette, ein Heldinnenepos (UA)
                                                                 11 Uhr, Schauspielhaus, Unteres Foyer                                                                             Folgen Sie uns in den sozialen Netzwerken
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                                                                 An und Aus                                                                                                        Ballett
                                                                 von Roland Schimmelpfennig                                                                                        Schauspiel
                                                                 19.30 Uhr, Schauspielhaus, 8-36 €                                                                                 JOiN – Junge Oper im Nord
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