Reihe 1 Juni 2021 - Die Staatstheater Stuttgart
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Das Monatsmagazin der Staatstheater Stuttgart Staatsoper Stuttgart, Stuttgarter Ballett, Schauspiel Stuttgart Juni 2021 Reihe 1
Reihe 1 ⁄ Juni 2021 Editorial 3 Titelmotiv Liebe Leserinnen und Leser, Die Bühne unter Wasser? Kein Problem, das gehört spüren Sie es auch, diese Nervosität? Freudig, ungeduldig, ja fast zur Inszenierung. In diesem Heft schon euphorisch zählen wir die Tage. Wir wissen nicht, wann, schauen wir hinter aber wir wissen, wir werden wieder öffnen. Und wir werden uns die Kulissen des Kammertheaters wiedersehen. Lernen Sie in diesem Heft Achim Freyer kennen, Regisseur und Maler, der in 87 Jahren reichlich Höhen und Tiefen erlebt hat. Welche Kraft er aus Widersprüchen schöpft, wie neugierig er sich am Schauspiel Stuttgart einer alten Gestalt wie Don Juan nähert, lesen Sie ab Seite 20. Das Stuttgarter Ballett wird sechzig. Wie kaum ein anderes Haus hat es große Choreographen hervorgebracht – vier von ihnen sprechen nun über das Erfolgs geheimnis (ab Seite 8). Auf der Suche nach der v erlorenen Nähe lautete der Aufruf der Staatsoper Stuttgart zu einem Foto wettbewerb, die Gewinner sehen Sie ab Seite 28. Und Sänge rinnen, Musiker und Techniker wagen sich erneut ins Abenteuer: Operetten im Stuttgarter Hafen (Seite 16). »GEORGES«–EINE HOMMAGE Wir starten mit neuem Elan. Teils online, vielleicht auch live. Mehr erfahren Sie auf Seite 32 und unseren Websites. AN UNSEREN GRÜNDER. Freuen Sie sich auf den Sommer! Ihre Staatstheater Stuttgart Titel: Manuel Wagner Illustration: Nadine Redlich Das Meisterwerk aus Deutschlands ältester Sektkelle- Monate in unseren mittelalterlichen Gewölbekellern rei in wenigen Worten: Gekeltert aus Chardonnay und in Esslingen am Neckar. Und voller Stolz getauft auf Pinot-Noir-Trauben des Jahres 2013. Geschaffen nach den Namen, mit dem unser Gründer in seinen zwanzig der »méthode traditionnelle«. Gereift über sechzig Jahren in Frankreich gerufen wurde: »G E O R G E S «.
4 Reihe 1 ⁄ Juni 2021 Umsehen 5 3 Editorial 5 Umsehen: Theater von innen Was bleibt Was kommt 8 Erneuern Das Stuttgarter 26 Umlernen Erst Tänzer, Ballett wird sechzig. dann Techniker: Der neue Es hat Tanzkünstlerinnen Bühnenmeister beim und -künstler hervor Schauspiel Stuttgart kennt gebracht wie kaum die Bühne von allen Seiten ein anderes Haus. Vier 28 Sehen Die Staats- Starchoreographen oper Stuttgart rief zum erklären das Geheimnis Fotowettbewerb: Auf der Suche nach der Was ist verlorenen Nähe. 16 Rausgehen Erinnern Sie Wir zeigen die Gewinner sich an Trouble in Tahiti und Die Blume von Hawaii? 32 Spielplan Die Operetten-Abenteuer 34 Zeichnen im Stuttgarter Hafen Das Ding: Der Totenkopf erleben nun ein Revival 34 Impressum 20 Aufbrechen Achim Freyer: Sammler, Maler, Regisseur und fast neunzig Jahre alt. Beste Voraussetzungen, um Don Juan zu inszenieren Zwischen Bohr- und Schleifmaschine: Bühnentechniker Foto: Manuel Wagner René Finckh hält im Kammertheater die Kulissen instand
6 Reihe 1 ⁄ Juni 2021 Umsehen 7 Alles in einem: Das Lager ist auch Werkstatt. Hier werden Kulissen gestapelt und gerollt, geschraubt und geflickt Alles im Blick: Von diesem Pult aus steuert die Inspizienz das Geschehen auf und hinter der Bühne. Jeder Handgriff, jede Sekunde zählt Alles in einem: Das Kammertheater, backstage Das Lager ist Das Schauspiel veranstaltet im Kammertheater Soloabende, Lagerfläche gibt es kaum. Seitenbühnen oder Bühnenturm auch Werkstatt. Kammerstücke und Late Nights, Ballettfans begeistert hier gar nicht, aufwendige Szenenwechsel sind darum selten. Fotos: Manuel Wagner Hier werden seit Jahren die Veranstaltung Blick hinter die Kulissen. Das Dafür ist das Publikum dicht dran: Nur ein Meter trennt die Kulissen gesta- Kammertheater protzt nicht mit technischen Superlativen, erste Reihe vom Bühnenrand – ideal für Stücke mit kleine- pelt und gerollt, sondern verzaubert mit Nähe und Finesse. Eine kleine Schar rer Besetzung. Und beste Voraussetzung für Experimente: geschraubt und an Bühnentechnikerinnen und -technikern kümmert sich um Junge Regietalente finden hier häufig ihre Stimme, bevor sie geflickt die Produktionen, die blockweise aufeinanderfolgen, denn irgendwann an die großen Bühnen gehen.
8 Reihe 1 ⁄ Juni 2021 Was bleibt ⁄ Erneuern 9 Sechzig Jahre, ewig jung Spuck, Clug, Goecke, Forsythe: vier Blicke auf einen Ort, der Talente fördert, Namen prägt und sich dabei stets erneuert. Eine Hommage an das Stuttgarter Ballett Stellen wir uns einen Moment vor, das William Forsythe, Jiři Kylián, John Neu Stuttgarter Ballett wäre ein Wesen, viel meier. Das Haus zeigte rund 400 Urauf leicht eine Lady, die ihren sechzigsten führungen und 200 Erstaufführungen in Geburtstag feiert. Wer ist diese Dame? diesen sechzig Jahren – das ist einzigartig Wofür steht sie morgens auf? Wen lädt in Deutschland, vielleicht sogar in Europa. sie zu ihrer Party ein? Sicher ist: Sie wur Diese Tradition steht im Gegensatz etwa de in Stuttgart geboren, wuchs in einem zum Hamburg Ballett, wo seit einem hal Künstlerhaushalt auf, gilt als hochbegabt, ben Jahrhundert fast ausschließlich der weltberühmt, weit gereist und ist von ju Chef choreographiert. gendlicher Schönheit – sie scheint regel Das Jubiläum wird mit einer Festwoche mäßig in einem Jungbrunnen zu baden. begangen, doch wegen Corona feiert die Das Stuttgarter Ballett wird sechzig. Lady vermutlich im e ngsten Kreis. Zele Die Eckdaten sind schnell erzählt, John briert wird mit dem Ballettabend NEW/ Cranko gründete das Ensemble 1961 und WORKS, es werden Uraufführungen von führte es rasch zu Weltruhm. Die Nach Künstlern aus der Stuttgarter Welt ge folgenden Glen Tetley, Marcia Haydée, zeigt: Christian Spuck, Marco Goecke Reid Anderson und Tamas Detrich ver und Edward Clug – und die deutsche größerten dieses Ansehen. Insgesamt ha Erstaufführung von Blake Works I des Fotos: Gundel Kilian (links), Jos Schmid (rechts) ben gut neunzig Choreographinnen und Ballettvisionärs William Forsythe. Vier Choreographen für das Ensemble kreiert. Choreographen, stellvertretend für all Fünf Hauschoreographen erneuerten das die Künstler, die Stuttgart seit Jahrzehnten Ballett von innen; zu Externen entstanden verstören, irritieren, nähren, treiben und langjährige künstlerische Bindungen; im die Tanzkunst und das Ensemble fortwäh mer wieder choreographieren Tänzerinnen rend erneuern. Christian Spuck (2. von rechts) Spuck war achtzehn Jahre alt, als er die und Tänzer. Hier begann der Weg von Men Warum kann hier, am Stuttgarter 2000 in Stuttgart als junger Stars Richard Cragun und Marcia Haydée in Choreograph bei einer Probe einer Probe sah, ein Schlüsselerlebnis , er- schen, deren Schaffenskraft das Ballett des Ballett, immer wieder so produktiv Inno für das siebte blau zählt der heutige Direktor des Balletts Zürich zwanzigsten Jahrhunderts geprägt hat, vation entstehen? Was sind die Voraus
10 Reihe 1 ⁄ Juni 2021 Was bleibt ⁄ Erneuern 11 »Tradition lehrt uns, Aber wenn man dem Unmöglichen nahe kommen will, ist man gut beraten an ei Neues zu schaffen, nem Ort, an dem die Kunst des Scheiterns gepflegt wird: »In jeder Epoche wurden in und Stuttgart Stuttgart künstlerische Rückschläge getra steht für diese gen, von Publikum und Leitung.« Momen te des Scheiterns sind für Spuck wichtige Überlieferung des Momente des Wachsens – und dafür bietet klassischen Balletts Stuttgart den Raum. Sein Stück für den Abend heißt – von der man Cassiopeia’s Garden, der Name bezieht sich immer wieder sich auf das Sternbild. Wenn man ins Welt all hineinhorcht, erzählt Spuck, hört man emanzipiert.« Geräusche. Die stärksten Radiowellen von außerhalb unseres Sonnensystems kom Edward Clug men von Kassiopeia. Vor Milliarden Jahren muss dort etwas Dramatisches stattgefun den haben, vielleicht eine Supernova, zu mindest etwas, das heute hier nachhallt. »Die Frage ist: Was bleibt? Das kann eine Emotion sein nach einer Liebe oder einem Tod, ein Geschmack, ein Gefühl.« Das Alte, das ins Jetzt hineinragt: Fast ist Spucks setzungen für das Neue, diesen Imperativ Thema ein Gegenmodell zum Neuen. der Moderne? Oder anders gefragt: Warum Szenenwechsel, im slowenischen Mari ist unsere Lady nicht nur erfolgreich – son bor geht Edward Clug ans Telefon, er sitzt dern auch ewig jung? Machen wir uns auf in seinem Büro im Opernhaus, dort ist er die Suche nach ihrem Geheimnis, fragen seit 2003 Direktor des Balletts. Clug ist ei wir ihre Partygäste! ner der Choreographen, die seit Jahren von Anruf bei Christian Spuck, Ballettdi außen eine enge Beziehung nach Stuttgart rektor in Zürich. Spuck ist ein »Stuttgar pflegen. »Das Stuttgarter Ballett ist ein ter Gewächs«, wie man hier sagt. Nach Labor«, sagt Clug, »und Cranko war nicht seiner Ausbildung an der John Cranko nur ein äußerst begabter Choreograph, Schule wurde er unter Vertrag genommen, sondern auch ein fantastischer Manager.« siebzehn Jahre lang sollte das Opern Clug ist bekannt für einen ungewöhnlichen haus sein künstlerisches Zuhause blei Umgang mit Räumen (zuletzt flutete er ben. »Stuttgart ist eine Choreographen eine Bühne, ließ die Tänzer durchs Wasser schmiede, das hat Cranko geprägt«, sagt waten) und seine sparsame Bewegungs Spuck. Er selbst debütierte bei den Jungen sprache, in der unterschwellige Emotionen Choreographen der Noverre-Gesellschaft, die Zuschauer einzusaugen scheinen. Sein 2001 wurde er Hauschoreograph. Spuck neues Stück für den Geburtstag ist John ist berühmt für seine dramaturgischen Cranko gewidmet: Vor einiger Zeit stellte Fotos: Marcia Breuer (links), Simen Zupancic (rechts) Clug 2009 bei der Arbeit im In Stuttgart hatte Edward Clug seinen interna Stuttgarter Ballettsaal tionalen D urchbruch, inzwischen choreogra- Finten, er führt sein Publikum ins Düste Clug fest, dass Cranko an dem Tag starb, während der Proben zu seinem phiert er weltweit, seit 2003 ist er Ballettdirektor re – und kreiert dann wieder Humoresken, an dem er, Clug, geboren wurde, am 26. Stück Pocket Concerto am Opernhaus von Maribor in Slowenien bei denen sich die Zuschauer nicht halten Juni 1973. »Lassen Sie uns das einfach können vor Lachen. einen Zufall nennen«, sagt er, »aber mit Ja, Stuttgart sei ein Ort der Erneuerung, diesem Ballett will ich Cranko feiern.« sagt Spuck – aber die Sache mit der In Und wie kann Neues gelingen? Für Clug novation sei nicht einfach: »Das Problem wird Innovation erst möglich durch eine mit dem Neuen ist, dass es vorher nicht Beziehung zu Höherem: »Ich g laube, die existiert. Wir schöpfen ständig aus dem, Quelle der Kreation ist endlos, mit dieser was wir kennen, woran wir gewöhnt sind.« Energie verbinde ich mich. Stuttgart ist ein
12 Reihe 1 ⁄ Juni 2021 Was bleibt ⁄ Erneuern 13 guter Ort dafür, weil es dort immer auch eine Anbindung an das Alte gibt. C rankos »Das Stuttgarter Stücke etwa werden noch immer getanzt. Ballett ist ein Tradition lehrt uns, Neues zu schaffen, und Stuttgart steht für diese Überlieferung des Magnet. Cranko klassischen Balletts – von der man sich im hatte die Gabe, mer wieder emanzipiert.« Halten wir also kurz fest. Unsere Lady instinktiv die hat keine Angst vor Fehlschlägen. Sie bie richtigen Menschen tet anderen eine Bühne, hat Geschäftssinn und ehrt das Alte als Bedingung der Mög zu holen. Und er war lichkeit des Neuen. Weiter geht’s, Freizeichen bei Marco sehr großzügig« Marco Goecke Goecke, er nimmt gleich ab. »Passt es?« – »Klar!« Goecke ist Ballettdirektor in Han nover, aber gerade kommt er aus dem Ballettsaal in Stuttgart, dort probt er für den Jubiläumsabend. Goecke gilt als einer der wichtigsten zeitgenössischen Choreo die Konturen. »Tanz hat eine Tendenz zum graphen, ihm wird das Unmögliche be Konservativen, aber ich glaube, dass er es scheinigt: etwas völlig Neues geschaffen zu verdient, immer wieder gestört zu werden, haben, eine eigene Tanzsprache. In seinen wie andere Kunst auch. Reid hat gespürt: Werken zittern, flattern, zappeln, beben Das ist nicht irgendein kopierter Käse, das Körper; er kehrt das Innere nach a ußen, ist Marco, der seinen Weg gehen muss.« zeigt Neurosen, Ängste, Trauer, Wut. Werke Goecke steht für das Neue im Tanz – wie schamanische Rituale. und trotzdem ist genau das für ihn jedes »Das Stuttgarter Ballett ist ein Magnet«, Mal eine Herausforderung, anstrengend, sagt Goecke, »Cranko hatte die Gabe, in beängstigend. »Wenn ich ins Studio gehe, stinktiv die richtigen Menschen zu holen. habe ich keine Ahnung, was ich machen Und er war sehr großzügig. Ein Ort kann soll. Wie im freien Fall.« Es ist die Neu nur wachsen, wenn jemand mit Großzü gierde, die ihn treibt: »Ich habe dann eine gigkeit etwas öffnet. Auch ich bin damals Fährte, wie ein Hund.« Voller Furcht am offen begrüßt worden – obwohl ich ein Abgrund stehen, trotzdem springen – und Niemand war.« 2001 feierte sein Stück im Neuen landen. Fotos: Regina Brocke (links), Carlos Quezada (rechts) Chicks bei den Jungen Choreographen Ein paar Tage später, Zoom-Call mit der Noverre-Gesellschaft Premiere. »Ich William Forsythe. Der ehemalige Direk hatte Tapes von meinem ersten Stück in tor des Balletts Frankfurt sitzt im Dach alle Welt verschickt, 350-mal. Keiner hat geschoss seines Hauses in einem Wald geantwortet, nur Fritz H över, der Gründer in Vermont, USA. Forsythe gilt als Genie, der Noverre-Gesellschaft.« Niemand, der als einer der wichtigsten Choreographen dabei war, hat den Abend je vergessen. des zwanzigsten Jahrhunderts. »Ballett ist Allerdings wurde sein Stil anfangs nicht meine Muttersprache«, sagt Forsythe und von allen akzeptiert: Aus dem Publikum lacht. Er hat den Begriff der Choreographie kamen Briefe, die seinen Rauswurf forder erweitert, legte das Skelett des Balletts frei, ten; Leute verließen den Saal. Doch Ander schuf eine Improvisationssystematik und Seit 2019 ist 2018 bei Proben zu Almost Blue, seinem letzten son hielt zu ihm. »Hier die Sau rauslassen ein komplexes Notationssystem für Tanz. Marco Goecke Ballett- Stück als Hauschoreograph in Stuttgart. zu können habe ich auch Reids Mut zu In seinen Werken verbindet er mathema direktor an der Goeckes Choreographien mit Rückenansicht verdanken«, sagt Goecke, der seinen grafi tische Logik mit physischer Sinnlichkeit; Staatsoper Hannover sind inzwischen legendär schen, flirrenden Stil im Ballettsaal entwi es scheint, als dächte er mit dem Körper ckelt, gemeinsam mit seinen Tänzern, stets und fühlte mit dem Intellekt. Forsythe hat mit Sonnenbrille auf der Nase, das schärfe Cranko noch persönlich erlebt – er war
14 Reihe 1 ⁄ Juni 2021 Was bleibt ⁄ Erneuern 15 »Ich erinnere mich Der Choreograph gilt als Meister des Neu en – was aber ist das Neue, Mr. F orsythe? an eine sehr Er zögert keine Sekunde: »Oh, das ist Neu warme Person, gier!« In Stuttgart stehe dafür die Noverre- Gesellschaft. »Stellen Sie sich vor, die ha strahlend und lieb, ben das Haus gemietet und die Bühne irgendwelchen Leuten gegeben – inklusi er schien einen ve mir.« Großzügigkeit, Vertrauen, Neugier: unglaublich starken der Stuttgarter Dreiklang. Und dann fällt Forsythe noch etwas ein, Diversität. »Es Geist zu haben« gab immer Tänzer ›of color‹ dort, schon William Forsythe über John Cranko vor fünfzig Jahren.« Einmal wurde C ranko von einem Journalisten nach dem Stil des Hauses gefragt. »Wir haben keinen«, sagte Cranko. Und das in einer Zeit, in der es keinen französischeren Ort gab als die Pariser Oper, keinen englischeren als das sogar der Letzte, den Cranko einstellte: Londoner Ballett und keinen russischeren Forsythe tanzte 1973 in New York Cranko als das Bolschoi. vor. »Ich habe ihn nur kurz gesehen, viel Was also ist das Geheimnis unserer leicht eine Minute lang«, erzählt Forsythe, Lady aus Stuttgart, Mr. Forsythe? Warum »ich erinnere mich an eine sehr warme ist sie so zeitlos schön? »Diese Lady hat Person, strahlend und lieb, er schien einen ihre Verehrer«, sagt Forsythe und freut sich, unglaublich starken Geist zu haben.« For als hätte er sich gerade wieder neu verliebt. sythe bekam sofort ein Angebot – doch nur »Das Stuttgarter Publikum ist treu und un Tage später starb Cranko auf dem Rückflug terstützend, ein ausgebildetes, kritisches von den USA nach Stuttgart. Das Stuttgar Publikum, das trägt jedes Risiko mit. Auf ter Ballett hielt sich an die Aussage des diese Verehrer kann unsere Lady zählen.« Meisters, und Forsythe tat dasselbe. Vielleicht ist das Neue die Fähigkeit, Der Rest ist Geschichte: 1976 zeigt immer wieder neue Beziehungen zu knüp er sein erstes Stück bei Noverre, im sel fen: zwischen Bewegungen, Räumen, ben Jahr macht Haydée ihn zum ersten Körpern, Klängen – und zwischen Seelen Hauschoreographen. »Ich bin in Tränen und Herzen? ausgebrochen und sagte zu ihr: ›Ich bin Gratulation, mutige, großzügige, ver nicht bereit!‹ Doch Marcia sagte: ›Jetzt oder ehrte Lady! Herz lichen Glückwunsch, nie.‹ Sie hatte ein unglaubliches Vertrauen. Stuttgarter Ballett. Manche sagen, oh, in Stuttgart experimen tieren sie so viel – aber das ist eigentlich Text: Jana Petersen eine Tradition des Vertrauens. Davon bin ich geprägt.« Sein Stück Blake Works I, das am Jubiläumsabend gezeigt wird, schuf Fotos: Gundel Kilian (links), Ian Whalen (rechts) Forsythe 1979 mit Reid Anderson und Richard Cragun William Forsythe im Forsythe 2016 für das Ensemble der Pa Ein Ballettabend zum 60. Geburtstag (von rechts) bei Proben zu Orpheus. Fünf Jahre Ballettsaal. Sein Stil hat Für NEW/WORKS kreieren Christian riser Oper, es ist eine Liebeserklärung an später übernahm Forsythe die Leitung des Balletts ganze Generationen Spuck, Marco Goecke und Edward Clug Frankfurt und führte es zu Weltruhm der Tanzwelt geprägt das klassische Ballett nach Jahrzehnten der neue Stücke. Außerdem wird William Dekonstruktion. »Ich habe mich nie ganz Forsythes Blake Works I das erste Mal in vom Ballett wegbewegt«, sagt Forsythe, Deutschland gezeigt. Premiere wird am 19. Juni gefeiert. »und in Paris wollte ich ein Stück machen, das die klassischen Kapazitäten der Tän Ballettabend New/Works zer dort wertschätzt. Ich wollte ihr Können im Juni 1 im Spielplan zelebrieren. Sie sollten glücklich sein.«
16 Reihe 1 ⁄ Juni 2021 Was ist ⁄ Rausgehen 17 Simone Theilacker-Wolter, Direktorin künstlerische Produktion »Die Operette am Hafen haben wir im ersten Corona sommer erfunden. Als das Publikum nicht zu uns konnte, wollten wir zum Publikum – und draußen neue Spielorte ausprobieren. Die zwei Produktionen boten sich an, weil sie kurz sind und eine kleine Besetzung haben. Im Freien ist trotzdem alles unbekannt und unsicher, selbst für die Profis der Staatsoper Stuttgart. Bei den Anlegern gibt es keinen Strom, wir mussten Kabel zu einer benachbarten Firma verlegen. Die Dar stellerinnen und Darsteller haben wir im Opernhaus geschminkt und eingekleidet und dann per Shuttle zum Hafen gefahren. Sehr zeitig, um dem Berufsverkehr zu entgehen. Am Hafen hört man immer Lärm, der Wind weht, Container werden verladen, Lkw rangieren. Als alles trotzdem klappte, waren wir sehr beglückt.« Anika Rutkofsky, Regisseurin Alle kamen immer mit guter Laune zu den Proben. Aber wir wuss ten auch, das Stück sollte innerhalb von zwei Singin’ in Florian Bitzer, Tonmeister Wochen stehen. Die Bühne erstreckt sich am Hafen über sechzig Trouble in Tahiti ist ein Meter, die Zuschauertribüne ebenso. Eine homogene Einakter über eine Bezie- Beschallung der Zuschauer mit Lautsprechern war hungskrise. Die Träume unmöglich. Unsere Lösung waren Funkkopfhörer. So von gemeinsamen konnten wir dafür sorgen, dass alle Besucher ein Abenteuern, die das Paar komplett identisches Klangerlebnis haben - das gibt zu Beginn der Ehe hatte, es sonst nicht mal im besten Konzerthaus. verrosten hier sozusagen the Rain auf dem Abstellgleis. Auf gepackten Koffern Fotos: Martin Sigmund (links), Matthias Baus (rechts) haben sich Sam und Dinah, die Hauptfiguren, einen bizarren Alltag eingerichtet, und ihr zer- rüttetes Beziehungsleben dient einem Jazztrio – bei uns sind es Hafen- Paweł Konik und arbeiter – zur Unterhal- Wie bringt man Trouble in Tahiti und Die Blume von Alexandra Urquiola tung. Das Paar erreicht spielen Sam und seinen Sehnsuchtsort Hawaii an den Hafen? Eine logistische Meisterleistung, Dinah aus Trouble in Tahiti nie. Die beiden Tahiti. Für den Regen sitzen fest, wie wir alle hier erklärt aus sieben Perspektiven sorgt Philipp Nicklaus im Moment.
18 Reihe 1 ⁄ Juni 2021 Was ist ⁄ Rausgehen 19 Susanne Gschwender, in Tahiti. Die Schienenwa- Bühnenbildnerin gen, auf denen die beiden Für das Bühnenbild Hauptpersonen spielen, bedeutet ein anderer Ort hat uns die Deutsche nicht nur neue Herausfor- Bahn geliehen. Und wenn derungen, sondern auch wir Regen mit einem andere Möglichkeiten. Schlauch simulieren, ist Mithilfe des Hafenmeis- das viel unproblemati- ters konnten wir ortstypi- scher als im Opernhaus, sche Objekte einbeziehen. wo man genau darauf Auf den drei Bojen, die achten muss, wie das normalerweise im Neckar Wasser geregelt abfließen schwimmen, tanzt jetzt kann. Draußen waren wir das Jazztrio von Trouble in vielem freier. Arthur Canguçu, Deborah Saffery, Philipp Nicklaus (von links) Fiorella Hincapié, Mezzosopran Jeder Auftritt ist ein intensives Work-out für meine Beine und Hüften! Wir spielen Die Blume von Hawaii auf einem schwimmenden Ponton. Manchmal driftet er meterweit zur Seite, dann ist aus unserer Sicht das Publi kum auf einmal ganz woanders. Der Ponton wackelt immer ein wenig, wenn ein Boot vorbeifährt, fällt man sogar fast hin, ich muss beim Singen und Tanzen die ganze Zeit balancieren. Die Bühne besteht aus verbundenen Schwimmkörpern, es gibt Lücken, anfangs bin Vlad Iftinca, Dirigent neben einer Wellblechwand ich mit meinen Schuhen stecken geblieben. Aber man lernt, wohin man treten darf. Und irgendwann wird es sogar richtig lustig für Ich stehe als Dirigent natürlich nicht entstehen. uns Sängerinnen und Sänger, wir lachen bei dieser Produktion immer viel. hinten an der Wand einer Das Publikum aber hatte Lagerhalle, das Ensemble unseren Sound im Kopfhö- Protokolle: Thomas Lindemann sitzt vor mir. Die Sängerin- rer. Fast spielt das Wetter Die Blume von Hawaii im Juni 2 im Spielplan, Trouble in Tahiti im Juli nen und Sänger sind fünfzig die Hauptrolle. Bei einer Meter entfernt, direkt am Probe kam mal starker Ufer; sie sehen mich nur auf Wind auf, die Notenblätter Monitoren, ich muss immer des Ensembles flogen durch direkt in eine Kamera bli- den Hafen. Aber wenn der cken. Nichts war so, wie wir Abend kommt und die Son- es kennen – auch eine ver- ne untergeht, dann wird es nünftige Saalakustik kann richtig romantisch! Fotos: Martin Sigmund (links und rechts oben), Matthias Baus (rechts unten) Paweł Konik, Bariton »Als ich hörte, wir geben Trouble in Tahiti am Hafen, er schrak ich erst. Wenn man draußen spielt, gibt es immer so viele Probleme. Und so war es zuerst auch. Wir hören zum Beispiel über einen Knopf im Ohr das Orchester. Aber es Die Bühne der steht entfernt, und dann kommt der Klang durch die Luft auf Blume von Hawaii schwimmt – dem anderen Ohr nicht zeitgleich an. Das war beim Singen und am Ende des Stücks driftet erst sehr verwirrend. Aber am Ende funktionierte doch alles. sie in vier Teile aus- einander Und die Musik von Leonard Bernstein ist wundervoll, es sind Ohrwürmer dabei, die mich richtig gepackt haben.«
20 Reihe 1 ⁄ Juni 2021 Was ist ⁄ Aufbrechen 21 Galerist des Lebens Hat noch viel zu sagen: Achim Freyer, 87, Maler, Sammler, Regisseur und Gewalt und Liebe, Nazis, Brecht, Warhol und die Bühnenbildner, in seiner Villa in Wende. Was Achim Freyer erlebte, macht er zu Kunst. Berlin-Lichterfelde Am Schauspiel Stuttgart inszeniert er nun Don Juan
22 Reihe 1 ⁄ Juni 2021 Was ist ⁄ Aufbrechen 23 Achim Freyer fragt Menschen, wie sie sich Don Juan vorstellen. Wie sieht er aus? Heiter oder melancholisch? Hat er vielleicht buschige Augenbrauen? Ist er laut? Leise? Er hat Tausende Eigenschaften , sagt Freyer, er kann ein Krimineller sein, eine rührende, mitfühlende Figur. Ein Mann oder eine Frau Leben Achim Freyers. Statt ausgetretene Wege erstellen. Wie sieht er aus? Heiter oder melancho weiter auszutreten, ging er lieber dort, wo sonst lisch? Hat er vielleicht buschige Augenbrauen? Ist Schöpferische keiner ging. Neugierig auf alles; und alles, was er depressiv? Laut? Leise? Auch im Freundeskreis Unruhe: Kunst ihm am Wegesrand begegnete, hob er auf, ver hat Freyer herumgefragt, viele Ideen kamen dabei und Kulturen, arbeitete es in seiner Kunst. heraus. »Don Juan hat Tausende Eigenschaften, Weltbilder und So ist Freyer zum gefeierten Regisseur gewor die wir alle in uns tragen. Er kann ein Krimineller Gottvorstellungen wandeln sich den, dessen Inszenierungen wie Die Zauberflöte sein oder eine rührende, mitfühlende Figur. Ein ständig, sagt Freyer in Hamburg oder Der Freischütz in Stuttgart vie Mann sein oder eine Frau. Mal hat er kindliche le Jahre lang auf dem Spielplan standen und zu Eigenschaften, mal ist er ein Greis.« großen Publikumserfolgen wurden. Nun kehrt er In Freyers Inszenierung könnte Don Juan als mit Molières Don Juan ans Schauspiel Stuttgart Marionette auf die Bühne kommen; die Bilder des zurück, im Juni, so die Planung, wird die Premiere Publikums will er als Masken für seinen Protago Das Haus in Berlin-Lichterfelde sieht aus, als Porträt von Judy Garland haften. »Das habe ich sein. Was interessiert einen wie ihn an der Fi nisten nutzen. Da ist sie wieder, Freyers Freude wäre es einem dieser fantasievoll durchgeknall von einer Straßenkünstlerin aus Los Angeles, die gur des ruchlosen Frauenhelden, der nicht erst am Experimentieren, mit der er einer scheinbar ten Filme von Wes Anderson entsprungen: ein alle möglichen Prominenten malte und die Bil seit der #MeToo-Debatte aus der Zeit gefallen auserzählten Figur ein ganzes Kaleidoskop neuer märchenhafter, gepflegter Bau mit spitzem Gie der für fünfzig Dollar verkaufte«, erzählt Freyer. zu sein scheint? »Wir sind eine ziemlich fehl Ansichten verpasst. bel und Türmchen, die mit Fachwerk verblendete Die Judy Garland wiederum schaut auf ein Bild geleitete Männergesellschaft, und auch das ist Immer wieder hat Freyer in seinen Stücken mit Fassade hat etwas Patina angesetzt. Vor der Tür aus dunklen Punkten auf weißem Grund – eine natürlich Stoff und Thema für die Aufführung«, Masken gearbeitet – und verbindet damit eine steht ein schwarz gekleideter Mann mit wildem, Andy-Warhol-Grafik. Freyer liegt allerdings nichts sagt Freyer nach ein paar Momenten des Über Kindheitserinnerung: Jedes Jahr hat sein Vater grauem Haar und schüchternem Lächeln. Seit daran, den Besucher mit Namen zu beeindrucken. legens. Doch das sei nur die halbe Wahrheit: für die Familie den Weihnachtsmann gespielt, bis mehr als vierzig Jahren wohnt der Maler, Regis »Die Bilder kommen trotz ihrer Hängung so gut »Don Juan ist auch ein kritischer Betrachter Freyer ihn in seinem Kostüm erkennt. Von nun an seur und Bühnenbildner Achim Freyer hier, und zur Geltung, dass sie miteinander sprechen kön seiner Zeit, der nicht an Gott glaubt und das drapiert der Vater einfach einen Stuhl mit dem wer das Haus betritt, wird schon im Flur von der nen«, sagt er. »Es geht um die Emanzipation des Heucheln der Gesellschaft als ein alltägliches Weihnachtsmannkostüm, setzt dem leeren Man Flut der Bilder überwältigt. Dicht an dicht hän Betrachters – ob das ein Werk von Warhol ist oder Umgangsphänomen bezeichnet.« tel eine Maske auf, fordert das Kind auf, die Figur gen Werke zeitgenössischer Meister neben den von einem unbekannten Künstler, ist völlig egal.« Macho, Frauenheld, Zeitgeistkritiker: Wieder zu begrüßen. Aber das Kind will nicht. »Es war Bildern völlig unbekannter Künstler. Dann deutet Freyer auf einen Frauenakt – und einmal hat sich Freyer auf die Suche gemacht – furchtbar, der Weihnachtsmann war so präsent, Freyer geht es mit seiner Kunstsammlung wie keine zwei Meter davon entfernt auf eine un nur um nach mehrmonatiger Arbeit mit entwaff dass ich wahnsinnige Angst hatte«, erinnert sich einem Dorfpfarrer, der keine drei Schritte durch scheinbare, winzige Frauenfigur auf einem Sessel nender Offenheit zu sagen: »Wer er wirklich ist, Freyer. »Das war vielleicht meine erste Theater seinen Ort tun kann, ohne von einem Gemeinde chen, die in Form und Farben dem Akt frappierend haben wir bei aller Recherche und Überlegung erfahrung: dass eine Maske mit einem Mantel und mitglied angesprochen zu werden. Schnell will ähnelt. »Dieses kleine Ding und die Zeichnung noch nicht herausgefunden!« Also alle Arbeit einem Stuhl und einer menschlichen Körperhal er den Besucher in den Wintergarten im ersten hier, was für ein Zufall!«, ruft Freyer und freut umsonst? Mitnichten: »Don Juan könnte vielleicht tung erschreckender ist als jeder Mensch!« Stock führen, doch auf dem Weg dorthin bleibt er sich wie ein kleiner Junge über seine Entdeckung. eine Projektionsfläche sein, die uns unsere Wün Es gibt viele solcher Erinnerungssplitter, die immer wieder stehen, kommt ins Erzählen. »Das Nennt man ihn allerdings einen Sammler oder gar sche und Sehnsüchte ahnen lässt, durch die Art, zeigen, wie Freyer selbst schwierigen Lebens ist Glöckner, ein Dresdner Maler, das hat er mit Galeristen, reagiert er abwehrend. »Um Gottes wie der Schauspieler mit der Figur umgeht«, sagt situationen im Rückblick eine liebevolle Wärme fast hundert Jahren geschaffen«, sagt Freyer bei willen!«, sagt er und schüttelt den Kopf. der Regisseur und lächelt. und Leichtigkeit einzuhauchen vermag, die ihn läufig und deutet im Vorübergehen auf ein Bild Rund 2000 Werke umfasst die Sammlung, Ei Freyer, der Perspektivenforscher, hat Men wohl zeit seines Lebens davor geschützt hat, mit geschwungenen Linien. Ein paar Meter weiter gentümer ist nun die Achim-Freyer-Stiftung, tat schen gebeten, ihre Vorstellung von Don Juan der Welt mit Ohnmacht und Verbitterung zu bleibt sein Blick an einem sehr farbigen, naiven sächlich aber erzählen die Bilder vom bewegten mit ihm zu teilen, um daraus einen Steckbrief zu begegnen. Kurz vor dem Ende des Krieges wird
24 Reihe 1 ⁄ Juni 2021 Was ist ⁄ Aufbrechen 25 sein Vater wegen antinazistischer Äußerungen Als die Mauer fällt, ist der frühere DDR-Künstler erschossen. Freyer, der regelmäßig von ihm längst in der Bundesrepublik angekommen. Die verprügelt worden war, hat ein ambivalentes Diskussionen um Ost- und Westkunst hat er nie Verhältnis zu ihm. »Bei der Beerdigung habe ich verfolgt. »Die Malerei ist immer mein Lebens einen Lachanfall bekommen – die Aussicht da inhalt geblieben. Dabei bin ich viele Wege ge rauf, dass es mit dem Prügeln vorbei war, hatte gangen zwischen der Abstraktion und dem Figür etwas Befreiendes. Aber weil sich Tränen ins La lichen, ohne Abbilder zu schaffen. Diese Unruhe chen drängten, hat meine Oma mich getröstet. zwischen den Polen ist geblieben.« Auch das war stimmig«, sagt Freyer. »Lachen und Gerade ist das Pendel wieder Richtung Abs Weinen eng beieinander, ohne Gegensatz, ganz traktion ausgeschlagen, auch so bringt er sein natürlich – wie im Theater.« Mantra des stetigen Wandels zur Sprache. Freyer Das Leben selbst, man muss das so pathetisch glaubt, dass sich Kulturen immer neu zusammen sagen, hat Freyer zur Kunst geführt. Aufgewach setzen müssen, mit neuen Denkweisen, Weltbil sen während der Nazidiktatur in einem anti dern und Gottvorstellungen – ganz so, wie er nun faschistischen Elternhaus am Ostrand Berlins, schon seit einigen Jahren in der Malerei verfährt: lernt er als Kind, in der Öffentlichkeit zu schwei mit schöpferischer Zerstörung und Neuerfindung. gen. »Mit acht Jahren habe ich begriffen, dass ich Er bemalt weiße Leinwände, die er anschließend das, was die Eltern zu Hause erzählen, draußen auseinandernimmt und neu zusammenfügt. nicht wiederholen darf, ohne dass sie mich jemals »Durch die Arbeit werden sie immer eigenstän darauf hingewiesen hätten«, erinnert er sich. Weil diger, auch fremder zueinander, und aus dieser aber das Schweigen nicht in der Natur des Men Fremdheit entwickeln sie eine Gemeinschaft. Ir schen liegt, entwickelt er das Sprechen eben über gendwann ist nichts mehr verrückbar an ihnen, andere Sprachen. In der Malerei, der Lyrik und und alles stimmt – eine Integration als Gesell im Theater findet der Junge Möglichkeiten, sich schaftsmodell.« auszudrücken; seine Spielkameraden im Dorf Dieses schöne Gefühl befällt Freyer auch zieht er mit Vorführungen eigener Geschichten manchmal beim Rundgang durch die Bilder in den Bann. »So hatte ich die Möglichkeit, eine welten in seinem Märchenhaus – und trotzdem eigene Sprache als Verschlüsselung zu erfinden kommen immer neue Werke hinzu. »Es passiert und damit aus dem existenziellen Schweigen einfach«, meint Freyer achselzuckend. »Eigentlich auszubrechen.« müsste ich ständig neue Zwischenwände einzie Er studiert Grafik, wird anschließend Meister hen, um mehr zeigen zu können.« Ist die Samm schüler an Bertolt Brechts Berliner Ensemble und lung eine Art Lebenswerk und Vermächtnis? »Das beginnt, Bühnenbilder zu gestalten. Nebenbei malt interessiert mich weniger«, sagt er bescheiden. er weiter – und findet Bestätigung durch namhafte »Ich finde es wichtig, dass die Leute frei und un Künstler seiner Zeit wie John Heartfield, den Meis beeinflusst die Kunst sehen und selbstbestimmt ter der Fotomontage. Als Maler und Bühnenbild an ihr wachsen können.« Doch natürlich sind die ner hat Freyer Erfolg, doch es zieht ihn in eine freie Bilderwelten in seinem Haus in Berlin-Lichter Welt. Eine Gastspielreise durch Italien nutzt er für felde genau das: das Werk eines Mannes, der das die Flucht aus der DDR. Bald ist er zurück in Berlin, Leben mit all seinen Brüchen erfahren hat und Keine Berührungs- jedoch auf der a nderen Seite der Mauer, wo seine daraus auch mit 87 Jahren noch die Kraft schöpft, ängste: In Freyers Haus Theaterkarriere an Fahrt gewinnt. Er führt selbst die Dinge immer wieder neu zu sehen. hängen Meisterwerke neben Arbeiten völlig Regie – anfangs an Theatern und Opernhäusern unbekannter Künstler. in der Bundesrepublik, später in Europa, den USA, In seinem Atelier be- sogar in Südkorea. »Ich habe meine Heimat im Text: Martin Reischke malt er Leinwände, die mer mit den Menschen am Theater gefunden«, Fotos: Peter Kaaden er zerschneidet und neu zusammenfügt sagt Freyer. »Bei manchen Premieren spürt man eine fast rührende Sehnsucht nach Liebe, Don Juan die alle erfüllt.« im Juni 3 im Spielplan
26 Reihe 1 ⁄ Juni 2021 Was kommt ⁄ Umlernen 27 Hendrik Wilde ist der Neue am Schauspiel Stuttgart als Bühnenmeister. Er ist studierter Tänzer, danach zog es ihn zur Technik. Lampenfieber kennt er also aus beiden Perspektiven Hendrik Wilde, »Ich weiß, wie die Darsteller sich füh Tag. Freundschaften schliefen ein, er 32, stammt aus len«, sagt Hendrik Wilde. Er kennt das wurde als »Ballettmaus« gehänselt. dem Odenwald. Gefühl, wie Lampenfieber heiß durch Mut machte ihm seine Mutter, die ihm Er war fünf Jahre lang Maschinist den Brustkorb flutet und wie es ist, ausmalte, wie ihm einst die Welt of am Schauspiel vor Publikum zu stehen. Er muss sie fenstehen würde. So hielt er durch, bis Stuttgart. nur sehen, die Schauspielerinnen er nach dem Diplom erkennen musste: Seit Herbst 2020 ist er Bühnen- und Tänzer, um mit ihnen zu fühlen. »Meine 99 Prozent Begeisterung reich meister Wilde ist seit dieser Spielzeit ten einfach nicht für eine Tanzkarriere.« Bühnenmeister am Schauspielhaus. Er Was ihn begeisterte, schon als er ist verantwortlich für die Bühne und auf der Bühne stand, war die Technik, Starker die Umbauten. Er ist da, damit das Zu die ihn umgab. Die vielen Menschen sammenspiel zwischen Kulissen, Requi aus verschiedenen Gewerken, die »in siten, Licht, Ton und Video bei Auf-, zwei Minuten ein ganzes Bühnenbild Ab- und Umbauten gelingt. Wilde hat umbauen – schnell und eingespielt wie es gründlich gelernt, angefangen mit ein Ameisenstaat«. Der Rollenwechsel Mann einem Freiwilligen Kulturellen Jahr beim fiel ihm leicht, obwohl seine neue Welt Theater und zuletzt mit einer Weiterbil ganz anders war: rauer, männerlastiger. dung zum Meister für Veranstaltungs Wilde kniete sich rein, wie immer. technik. Das war viel Arbeit, teilweise Heute weiß er, die Bühne muss nicht berufsbegleitend, und fraß eine Menge nur gut aussehen, sie muss auch sicher im Freizeit. Doch das kannte er schon, sein. Flugwerke könnten abstürzen, und es machte ihm wenig aus. Denn Lampen müssen sicher verankert sein, davor, da hat Wilde selbst getanzt. tonnenschwere Teile sollen schwerelos, »Diese Zeit hat mich für immer ge aber sicher durch die Lüfte schweben. prägt«, sagt er: die Disziplin, der Vermisst er nicht die Auftritte? Schatten Verzicht. Dabei brachte ihn der Zufall Nein, sagt Wilde. Denn der Applaus des zum Tanz. Ballettunterricht, weil die Publikums, der gelte doch ihnen allen. Schwester damit anfing. Mit vierzehn fuhr er täglich nach dem Realschul unterricht zur Musikhochschule nach Text: Hiltrud Bontrup Mannheim, zweieinhalb Stunden pro Illustration: Uli Knörzer
28 Reihe 1 ⁄ Juni 2021 Was kommt ⁄ Sehen 29 Pas de deux séparés von Tobias Rägle: In der Musik begegnen wir einander. Das fehlt. Sein Foto zeigt Maya Mayzel und Magnum Phillipy (Ballettkompanie des Theaters Ulm), sie proben mit e iner Trennscheibe (1. Platz, zweimal vergeben) Ersatzbank von Daniel Kilgus: Meine Mitbewohner waren unter- wegs, Basketball spielen, ich bin hinterhergefahren, und da habe ich eine von uns auf der Bank sitzen sehen. Das Licht, die Stimmung, alles war perfekt (1. Platz) Die Jury: Theaterfotograf Matthias Baus, Julia Schmitt (Dramaturgin, Staatsoper Stuttgart), Designer Barbara Stehle und Davide Durante (Studio Collect), Frank Hörner, Insta- gram-Community Stuttgart (igersstuttgart). Der Publikums- preis wurde online ermittelt. Alle vier Preisträger gewinnen die Teilnahme an einem Workshop mit Matthias Baus. Warten auf die anderen Auf der Suche nach der verlorenen Nähe. So heißt der Fotowettbewerb, zu dem die Staatsoper Stuttgart aufgerufen hat. Wir zeigen die Gewinner
30 Reihe 1 ⁄ Juni 2021 Was kommt ⁄ Sehen 31 Es hat jeden getroffen, jeden anders und doch alle gleich. Keiner der Gewinner des Fotowettbewerbs der Staatsoper Stuttgart klingt resi gniert, denn sie unternehmen ja was, jeder auf seine Weise. Aber eine gewisse Mattheit klingt durch, wenn man sie anruft. Am stärksten hat es Daniel Kilgus aus der Spur geworfen, seine war obendrein noch ganz frisch. Kilgus hatte als Beleuchter und als Bühnentechniker gearbeitet und gerade angefangen, seine heimliche Leidenschaft Fotografie zum Beruf zu machen, Musiker und Künstler fotografieren, »nicht auf der Bühne, sondern backstage, ganz nah«, erzählt Kilgus. »Ich hatte gerade meinen ersten Job als Fotograf, und dann bricht alles weg, mitten in der Aufbauphase.« Jetzt sitzen sie alle wieder viel am WG-Tisch, basteln Masken, warten, dass es endlich weitergeht. Auch Tobias Rägle kann nicht wirklich arbeiten, immerhin bezieht er weiter Gehalt. Er ist Posaunist am Theater Ulm, beschäftigt sich mit Proben, schreibt Arrangements für sein Bandprojekt. Sein Foto entstand bei einer Ballettprobe für eine coronakonforme Aufführung. »Langsam wird die Situation belastend. Das Publikum fehlt, die Rückmeldung ist nicht mehr da«, sagt er und schiebt einen Gedanken hinterher, denn soviel er auch fotografiert, es fülle ihn nicht aus wie das Musizieren: »Ein Foto konserviert den Moment und seine Magie. Musik hingegen ist immer flüchtig instabil, aber in der Musik begegnen wir einander.« So geht es auch Klaus Wäscher, Ingenieur und Hobbyfotograf. Auf die Frage, was am meisten fehle, sagt er: »Mein Jedermann-Sport«, und erklärt: »Das ist Breitensport, wo jeder mitmachen kann, egal wie gut oder schlecht, Hauptsache, man bewegt sich. Jeder darf duschen, egal welche Leistung er gebracht hat«, sagt Wäscher, man hört, den lustigen Satz hat er schon oft gesagt, stolz auf das kunterbunte Miteinander. »Hier trifft das gesamte Spektrum aufeinander, junge Leute, alte Leute, Schwaben, Zugezogene, Asylbewerber.« Diese zufälligen Begegnungen fehlten, erzählt er, ganz zu schweigen vom Spaß. Für den hatte Jemil Hamiko, Gewinner des Publikumspreises, lange selbst gesorgt, aber langsam drohen ihm die Ideen auszugehen. Den meisten Spaß hat der Kaufmann mit seinem neuen Auto, »wir haben den Wagen als Autokino umfunktioniert und einen Beamer angeschlos Umhüllung – hoffentlich bald hinfällig von Klaus Wäscher: In Coronazeiten müssen wir sen«. Neulich haben sie den Kofferraum zur Höhle für ein Pizza-Picknick Kontakte reduzieren und Berührungen vermeiden – so gesehen sind wir alle wie von einer Folie umhüllt. Auf der Suche nach der verlorenen Nähe werden wir von dieser Umhüllung gemacht, »als Kommentar, wie man in Coronazeiten ein Partner gehindert und stoßen an Grenzen. Es bleibt uns die Hoffnung, dass die Einschränkungen shooting hinkriegt«. Die Frau mit der Pizza ist Sarah Philipp, Fotografin, irgendwann (hoffentlich bald) nicht mehr erforderlich sind (3. Platz) »wir denken uns ständig was aus«, erzählt Hamiko, »voriges Jahr haben wir ein Mafiashooting gemacht«. Aber langsam drücke ihn »die Ein Egal wo, wir sind uns nah von Jemil Hamiko (rechts im Bild): Ein verrücktes Jahr ist vorüber. Es gibt Menschen, die haben sich in dieser Zeit auseinandergelebt, neu zueinander- samkeit. Menschen sind gesellige Wesen. Es wird Zeit, sich mal wieder oder sich wiedergefunden (Publikumspreis) zu sehen und über schöne Dinge zu reden.« Text: Ralf Grauel
32 Reihe 1 ⁄ Juni 2021 Spielplan 33 Prog ram unte m Vorb r ehalt Wir wagen es. Zum Sommer- beginn bieten wir Ihnen 5 Sa Ballettabend: Höhepunkte Petite Mort und Falling Angels von Jiří Kylián, Roland Petits Le Jeune Homme at la Mort und Familienkonzert Das Dschungelbuch Für alle ab 6 Jahren 16 Uhr, Opernhaus, 20 € 24 Do Die Blume von Hawaii 21 Uhr, Hafen Stuttgart, 25/12 € Musikalische Leitung: Christopher Schumann ein volles Liveprogramm. Maurice Béjarts Bolero 19 Uhr, Opernhaus, 8–115 € Mit Alexander Erbrich, Maria Theresa Ullrich Mit Natalie Karl, Fiorella Hincapié; Matthias Klink, Moritz Kallenberg und Musiker*innen des Natürlich unter Vorbehalt. Weitere Termine: 6. Juni, 14 Uhr, 8–90 €, 6., 26., 27. Juni, 19 Uhr, 8–108 € sowie Musiker*innen des Staatsorchesters Stuttgart 2 S. 16 Staatsorchesters Weitere Termine: 25., 26., 27. Juni, 21 Uhr Bitte informieren Sie sich beim telefonischen Kartenservice Premiere Siebzehn Skizzen aus der Dunkelheit (UA) Eine Überschreibung des Reigens von 16 Mi Kammerkonzert II 19.30 Uhr, Liederhalle Mozartsaal, 16 € Mit Musiker*innen des Staatsorchesters Stuttgart 25 Premiere Un/true (UA) Ein Videowalk von Gernot Grünewald & oder auf unseren Arthur Schnitzler Fr Thomas Taube 17 von Roland Schimmelpfennig Kammerkonzert III 20 Uhr, Kammertheater, 25/7 € Websites, was wir wirklich Inszenierung: Tina Lanik 19.30 Uhr, Schauspielhaus, 8-42 € 19.30 Uhr, Liederhalle Mozartsaal, 16 € Weitere Termine: 28., 29. Juni, 20 Uhr, 20/7 € Do Mit Musiker*innen des Staatsorchesters Stuttgart spielen dürfen 28 Weitere Termine: 6. Juni, 16 & 19.30 Uhr, 8–36 € Liederabend 8 Gesprächsreihe Wer ist Wir? Identitti 20 Uhr, Literaturhaus 18 Fr Kammerkonzert IV 19.30 Uhr, Liederhalle Mozartsaal, 16 € Mit Musiker*innen des Staatsorchesters Stuttgart Mo 19 Uhr, Opernhaus, 16–39 € 2 30 Mozart-Festival Di Kammerkonzert V 19 Serenaden Mit Mithu Sanyal (Lesung) und Alexandra Premiere 19.30 Uhr, Liederhalle Mozartsaal, 16 € 19 Uhr, Freilichtbühne Killesberg Urquiola (Musik) Mi Ballettabend: New/Works Mit Musiker*innen des Staatsorchesters Stuttgart Preise erfahren Sie online und telefonisch Mi Serenade G-Dur KV 525 für Streicher Eine kleine Uraufführungen von Christian Spuck, Marco Sa 9 Nachtmusik Goecke und Edward Clug sowie die Erstauffüh- Kammerkonzert I Serenade Es-Dur KV 375 für Bläser rung von William Forsythes Blake Works I 19.30 Uhr, Liederhalle Mozartsaal, 16 € sowie weitere Werke 19.00 Uhr, Opernhaus, 8–115 € Onlineangebot Mi Mit Musiker*innen des Staatsorchesters 1 Musikalische Leitung: Cornelius Meister Weitere Termine: 20. Juni, 14 Uhr, Stuttgart S. 8 Staatsorchester Stuttgart 20., 23., 24., 25., 29., 30. Juni, 19 Uhr, 8–90 € 10 Weiterer Termin mit diesem Programm: 3. Juni Mozart-Festival 20 Uhr, Freilichtbühne Killesberg Premiere Preise erfahren Sie online und telefonisch Don Juan Premiere Do Programm wird noch bekannt gegeben Lustspiel von Molière Leuchtfeuer (DSE) Musikalische Leitung: Giedrė Šlekytė Inszenierung: Achim Freyer von Nancy Harris Staatsorchester Stuttgart 19.30 Uhr, Schauspielhaus, 8-42 € Inszenierung: Sophia Bodamer Weitere Termine: 11., 12. Juni, 20 Uhr 3 Weitere Termine: 20. Juni, 16.30 & 19.30 Uhr, 20 Uhr, Kammertheater, 25/7 € S. 20 21., 28., 29. Juni, 19.30 Uhr, 8-36 € Preise erfahren Sie online und telefonisch Weitere Termine: 3., 5., 6. Juni, 17 & 20 Uhr, 22 Telefonischer Kartenservice 12 4., 8., 9., 10. Juni, 20 Uhr, 20/7 € Online Gesprächsrunde Vorverkauf Juni ab 25. Mai Vintage-Salon 60 Jahre Stuttgarter Ballett 3 Quälend süße Einsamkeit 0711.20 20 90 Sa Kostümverkauf, Secondhand und Slow-Fashion Di 17 Uhr, Schauspielhaus, 5 € Montag bis Mittwoch, Freitag 10 bis 14 Uhr Sechs Filme und Musik 13 bis 18 Uhr Donnerstag 14 bis 18 Uhr 15 & 19 Uhr, Opernhaus, 8–65 € Do Noverre: Junge Choreographen Abo Musikalische Leitung: Vlad Iftinca Der Würgeengel Choreographien von Tänzer*innen des Mit Laia Vallés; Elmar Gilbertsson nach dem Film von Luis Buñuel Das Abonnementbüro informiert Abonnent*innen Stuttgarter Balletts persönlich über Serientermine im Juni Weiterer Termin: 12. Juni, 19 Uhr Inszenierung: Viktor Bodó 20 Uhr, Schauspielhaus, 15–25 € 17 Uhr, Schauspielhaus, 8-39 € Wiederaufnahme Black Box. Phantomtheater für 1 Person (UA) Weitere Termine: 12. Juni, 20 Uhr, Mozart-Festival Die Newsletter der Staatstheater Stuttgart Von Stefan Kaegi / Rimini Protokoll 26. Juni, 16.30 & 19.30 Uhr, 8–36 €, Der italienische Mozart Halten Sie sich auf dem Laufenden 17 Uhr, Schauspielhaus, 15/7 € 13. Juni, 16 & 19 Uhr, 27. Juni, 15 & 18 Uhr, 8–39 € 19 Uhr, Liederhalle, Beethovensaal, 25/7 € und abonnieren Sie unsere Newsletter unter www.staatstheater-stuttgart.de 13 Weiterer Termin: 30. Juni, 18 Uhr Sinfonie Nr. 10 G-Dur KV 74 Sitzkissenkonzert Sinfonie Nr. 13 F-Dur KV 112 4 Ein Haus für die Maus Zoom in Monteverdi Konzertarie Ombra felice … Io ti lascio KV 255 Für alle ab 3 Jahren Sechs Filme & ein Liveact mit Musik So Sinfonie Nr. 27 G-Dur KV 199 11 & 12 Uhr, Mercedes-Benz Museum, 10/5 € Folgen Sie uns in den sozialen Netzwerken von Monteverdi & Co. Mezzosopran: Ida Ränzlöv Fr Weitere Termine: 20. Juni, 11 & 12 Uhr 20 Uhr, Mercedes-Benz Museum, 18/7 € Musikalische Leitung: Cornelius Meister Oper Weitere Termine: 9., 10. Juni Staatsorchester Stuttgart Ballett Schauspiel
34 Reihe 1 ⁄ Juni 2021 Zeichnen Besuchen Sie unseren Das Ding: Der Totenkopf Er hängt an einem Balken, sieht dabei Genuss Online Shop für Ihr kulinarisches Erlebnis zuhause! schrecklich echt aus. In dem Stück Leuchtfeuer provoziert die Hauptfigur ihre Nachbarn mit einem menschlichen Schädel Vorbestellung Ihrer Genussbox unter Schädel abzeichnet, fragt jemand, was sie damit www.scholz-kulturgastronomie.de/genussboxen/ gemacht hat. Und ich, in der Rolle der Beiv, sage nur: ›Ein bisschen Farbe, etwas Erde, etwas Ter Ihre Gastronomie pentin, keine spezielle Technik.‹ Sie hat den Schädel also auf alt gemacht, als in den Staatstheatern Stuttgart wäre es der ihres verstorbenen Mannes. Ich mag den trockenen, morbiden Humor dieser Figur. Sie lebt auf einer irischen Insel, die Bewohner glauben, sie hätte ihren Ex-Mann vor zehn Jah ren bei einer Bootstour umgebracht, doch man kann es ihr nicht nachweisen. Dass der Schädel so echt aussieht, provoziert natürlich noch weiter, man könnte wirklich meinen, er hätte zehn Jahre lang irgendwo in der Erde gelegen. In Wirklichkeit besteht der Schädel aus Kunst Christiane Roßbach, Schauspielerin: »Dieser Schä harz und fühlt sich irgendwie weich an, das In del lag jahrelang in einem Regal in der Requisite, nere ist mit Bauschaum gefüllt. Mit den Pflaster Illustration: Jan Robert Dünnweller die Kollegen dort haben ihn uns angeboten für streifen rundum erinnert er an eine Mumie. Leuchtfeuer. Wir fanden, er passt gut, schließlich Leuchtfeuer funktioniert wie ein guter Thril treibt der Tod in diesem Stück alle um. Zu sehen ler, finde ich. Das Publikum lernt die Figuren und ist er in einer Szene im Atelier der Künstlerin Beiv. ihre alten Verstrickungen erst allmählich kennen. Er hängt mit seinen Ösen an einem Gerüstträger – Szene für Szene kommt alles heraus. Am Ende Beiv hat die Wände ihres Hauses eingerissen und auch ein Hinweis, was wirklich mit dem Ex-Mann lebt auf einer Baustelle. Als sie in einer Szene den passiert ist.« Protokoll: Hiltrud Bontrup Impressum Konzept Bureau Johannes Erler & Grauel Publishing GmbH Gestaltung Virginie Calvet, Lina Stahnke Beratung der Herausgeber Anzeigen Sandra Lackinger Johannes Erler, Ralf Grauel anzeigen@staatstheater-stuttgart.de Herausgeber Redaktion Thomas Lindemann (Ltg.), Druck westermann DRUCK | pva, Hauptsponsor des Partner der Die Staatstheater Stuttgart Carsten Jasner, Jana Petersen; Braunschweig Stuttgarter Balletts Staatsoper Stuttgart Geschäftsführender Intendant Christoph Kolossa Erscheinungsweise 1× monatlich Marc-Oliver Hendriks Redaktion für Die Staatstheater Intendant Staatsoper Stuttgart Stuttgart Johannes Lachermeier, Hausanschrift Viktor Schoner Ingo Gerlach, Claudia Eich-Parkin Die Staatstheater Stuttgart Intendant Stuttgarter Ballett (Oper); Vivien Arnold, Pia Boekhorst Oberer Schlossgarten 6 Tamas Detrich (Ballett); Carolina G leichauf, 70173 Stuttgart Intendant Schauspiel Stuttgart Ingoh Brux (Schauspiel) Burkhard C. Kosminski www.staatstheater-stuttgart.de
Karten 0711.20 20 90 Abonnements 0711.20 32 220 www.staatstheater-stuttgart.de
Sie können auch lesen