Reihe 1 Juni 2021 - Die Staatstheater Stuttgart

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Reihe 1 Juni 2021 - Die Staatstheater Stuttgart
Das Monatsmagazin der Staatstheater Stuttgart
Staatsoper Stuttgart, Stuttgarter Ballett, Schauspiel Stuttgart        Juni 2021

                                                                  Reihe 1
Reihe 1 Juni 2021 - Die Staatstheater Stuttgart
Reihe 1   ⁄  Juni 2021                                             Editorial                  3

                                                                                                                                                                     Titelmotiv               Liebe Leserinnen und Leser,
                                                                                                                                                                     Die Bühne unter
                                                                                                                                                                     Wasser? Kein
                                                                                                                                                                     Problem, das gehört      spüren Sie es auch, diese Nervosität? Freudig, ungeduldig, ja fast
                                                                                                                                                                     zur Inszenierung.
                                                                                                                                                                     In diesem Heft           schon euphorisch zählen wir die Tage. Wir wissen nicht, wann,
                                                                                                                                                                     schauen wir hinter
                                                                                                                                                                                              aber wir wissen, wir werden wieder öffnen. Und wir werden uns
                                                                                                                                                                     die Kulissen des
                                                                                                                                                                     Kammertheaters           wiedersehen.

                                                                                                                                                                                              Lernen Sie in diesem Heft Achim Freyer kennen, Regisseur und
                                                                                                                                                                                              Maler, der in 87 Jahren reichlich Höhen und Tiefen erlebt
                                                                                                                                                                                              hat. Welche Kraft er aus Widersprüchen schöpft, wie neugierig er
                                                                                                                                                                                              sich am Schauspiel Stuttgart einer alten Gestalt wie Don Juan
                                                                                                                                                                                              nähert, lesen Sie ab Seite 20. Das Stuttgarter Ballett wird sechzig.
                                                                                                                                                                                              Wie kaum ein anderes Haus hat es große Choreogra­phen
                                                                                                                                                                                              ­her­vorgebracht – vier von ihnen sprechen nun über das Erfolgs­
                                                                                                                                                                                               geheimnis (ab Seite 8). Auf der Suche nach der v­ erlorenen
                                                                                                                                                                                               Nähe lautete der Aufruf der Staatsoper Stuttgart zu einem Foto­
                                                                                                                                                                                               wett­bewerb, die Gewinner sehen Sie ab Seite 28. Und Sänge­
                                                                                                                                                                                               rinnen, Musiker und Techniker wagen sich erneut ins Abenteuer:
                                                                                                                                                                                               ­Operetten im Stuttgarter Hafen (Seite 16).

»GEORGES«–EINE HOMMAGE                                                                                                                                                                        Wir starten mit neuem Elan. Teils online, vielleicht auch live.
                                                                                                                                                                                              Mehr erfahren Sie auf Seite 32 und unseren Websites.

  AN UNSEREN GRÜNDER.                                                                                                                                                                         Freuen Sie sich auf den Sommer!
                                                                                                                                                                                              Ihre Staatstheater Stuttgart

                                                                                                               Titel: Manuel Wagner   Illustration: Nadine Redlich

Das Meisterwerk aus Deutschlands ältester Sektkelle-   Monate in unseren mittelalterlichen Gewölbekellern
rei in wenigen Worten: Gekeltert aus Chardonnay und    in Esslingen am Neckar. Und voller Stolz getauft auf
Pinot-Noir-Trauben des Jahres 2013. Geschaffen nach    den Namen, mit dem unser Gründer in seinen zwanzig
der »méthode traditionnelle«. Gereift über sechzig     Jahren in Frankreich gerufen wurde: »G E O R G E S «.
Reihe 1 Juni 2021 - Die Staatstheater Stuttgart
4            Reihe 1   ⁄  Juni 2021                                                Umsehen           5

3 Editorial
5 Umsehen:

Theater von innen

Was bleibt                      Was kommt

8 Erneuern Das Stuttgarter      26 Umlernen Erst Tänzer,
 Ballett wird sechzig.          dann Techniker: Der neue
Es hat Tanzkünstlerinnen        Bühnenmeister beim
und -künstler hervor­           Schauspiel Stuttgart kennt
gebracht wie kaum               die Bühne von allen Seiten
ein anderes Haus. Vier          28 Sehen Die Staats-
Starchoreographen               oper Stuttgart rief zum
­erklären das Geheimnis         Fotowett­bewerb:
                                Auf der Suche nach der
Was ist                         verlorenen Nähe.
16 Rausgehen Erinnern Sie       Wir zeigen die Gewinner
sich an Trouble in Tahiti
und Die Blume von Hawaii? 32 Spielplan
Die Operetten-­Abenteuer  34 Zeichnen
im Stuttgarter Hafen      Das Ding: Der Totenkopf
­erleben nun ein Revival  34 Impressum
 20 Aufbrechen Achim

 Freyer: Sammler, Maler,
 Regisseur und fast
 neunzig Jahre alt. Beste
 Voraussetzungen, um
 Don Juan zu inszenieren                                                                     Zwischen Bohr- und
                                                                                             Schleifmaschine:
                                                                                             Bühnentechniker
                                                             Foto: Manuel Wagner

                                                                                             René Finckh hält im
                                                                                             Kammertheater die
                                                                                             Kulissen instand
Reihe 1 Juni 2021 - Die Staatstheater Stuttgart
6              Reihe 1   ⁄  Juni 2021                                                                                    Umsehen                                                                                                                                7
Alles in einem: Das Lager ist auch Werkstatt. Hier werden Kulissen gestapelt und gerollt, geschraubt und geflickt

                                                                                                                                                                                                                                                                 Alles im Blick:
                                                                                                                                                                                                                                                                 Von diesem Pult
                                                                                                                                                                                                                                                                 aus steuert die
                                                                                                                                                                                                                                                                 ­Inspizienz das
                                                                                                                                                                                                                                                                  Geschehen auf und
                                                                                                                                                                                                                                                                  hinter der Bühne.
                                                                                                                                                                                                                                                                  Jeder Handgriff,
                                                                                                                                                                                                                                                                  jede Sekunde zählt

        Alles in einem:                                                                                                                    Das Kammertheater, backstage
        Das Lager ist                                                                                                                      Das Schauspiel veranstaltet im Kammertheater ­Soloabende,      Lagerfläche gibt es kaum. Seitenbühnen oder Bühnenturm
        auch Werkstatt.                                                                                                                    Kammerstücke und Late Nights, Ballettfans begeistert hier      gar nicht, aufwendige Szenenwechsel sind darum selten.
                                                                                                                    Fotos: Manuel Wagner

        Hier werden                                                                                                                        seit Jahren die Veranstaltung Blick hinter die Kulissen. Das   Dafür ist das Publikum dicht dran: Nur ein Meter trennt die
        Kulissen gesta-                                                                                                                    Kammertheater protzt nicht mit technischen Superlativen,       erste Reihe vom Bühnenrand – ideal für Stücke mit kleine-
        pelt und gerollt,                                                                                                                  sondern verzaubert mit Nähe und Finesse. Eine kleine Schar     rer Besetzung. Und beste Voraussetzung für Experimente:
        geschraubt und                                                                                                                     an Bühnentechnikerinnen und -technikern kümmert sich um        Junge Regietalente finden hier häufig ihre Stimme, bevor sie
        geflickt                                                                                                                           die Produktionen, die blockweise aufeinanderfolgen, denn       irgendwann an die großen Bühnen gehen.
Reihe 1 Juni 2021 - Die Staatstheater Stuttgart
8                             Reihe 1   ⁄  Juni 2021                               Was bleibt   ⁄  Erneuern                                                                                    9

Sechzig Jahre, ewig jung                                                                              Spuck, Clug, Goecke, Forsythe: vier Blicke auf
                                                                                                      einen Ort, der Talente fördert, Namen prägt
                                                                                                      und sich dabei stets erneuert. Eine Hommage
                                                                                                      an das Stuttgarter Ballett

                                                                                                      Stellen wir uns einen Moment vor, das          William ­Forsythe, Jiři Kylián, John Neu­
                                                                                                      Stuttgarter Ballett wäre ein Wesen, viel­      meier. Das Haus zeigte rund 400 Urauf­
                                                                                                      leicht eine Lady, die ihren sechzigsten        führungen und 200 Erstaufführungen in
                                                                                                      Geburtstag feiert. Wer ist diese Dame?         diesen sechzig Jahren – das ist einzigartig
                                                                                                      Wofür steht sie morgens auf? Wen lädt          in Deutschland, vielleicht sogar in Europa.
                                                                                                      sie zu ihrer Party ein? Sicher ist: Sie wur­   Diese Tradition steht im Gegensatz etwa
                                                                                                      de in Stuttgart geboren, wuchs in einem        zum Hamburg Ballett, wo seit einem hal­
                                                                                                      Künstlerhaushalt auf, gilt als hochbegabt,     ben Jahrhundert fast ausschließlich der
                                                                                                      weltberühmt, weit gereist und ist von ju­      Chef ­choreographiert.
                                                                                                      gendlicher Schönheit – sie scheint regel­         Das Jubiläum wird mit einer Festwoche
                                                                                                      mäßig in einem Jungbrunnen zu baden.           begangen, doch wegen Corona feiert die
                                                                                                          Das Stuttgarter Ballett wird sechzig.      Lady vermutlich im e    ­ ngsten Kreis. Zele­
                                                                                                      Die Eckdaten sind schnell erzählt, John        briert wird mit dem Ballettabend NEW/
                                                                                                      Cranko gründete das Ensemble 1961 und          WORKS, es werden Uraufführungen von
                                                                                                      führte es rasch zu Weltruhm. Die Nach­         Künstlern aus der Stuttgarter Welt ge­
                                                                                                      folgenden Glen Tetley, Marcia Haydée,          zeigt: C­hristian Spuck, Marco Goecke
                                                                                                      Reid Anderson und Tamas Detrich ver­           und Edward Clug – und die deutsche
                                                                                                      größerten dieses Ansehen. Insgesamt ha­        Erstaufführung von Blake Works I des

                                                                                                                                                                                                     Fotos: Gundel Kilian (links), Jos Schmid (rechts)
                                                                                                      ben gut neunzig Choreographinnen und           Ballettvisionärs ­  William Forsythe. Vier
                                                                                                      Choreographen für das Ensemble kreiert.        Choreographen, stellvertretend für all
                                                                                                      Fünf Haus­choreographen erneuerten das         die Künstler, die Stuttgart seit Jahrzehnten
                                                                                                      Ballett von innen; zu Externen entstanden      verstören, irri­tieren, nähren, treiben und
                                                                                                      langjährige künstlerische Bindungen; im­       die Tanzkunst und das En­semble fortwäh­
                                                                                                      mer wieder choreographieren Tänzerinnen        rend erneuern.
Christian Spuck (2. von rechts)   Spuck war achtzehn Jahre alt, als er die
                                                                                                      und Tänzer. Hier begann der Weg von Men­          Warum kann hier, am Stuttgarter
2000 in ­Stuttgart als junger     Stars Richard Cragun und Marcia Haydée in
Choreograph bei einer Probe       einer Probe sah, ein Schlüssel­erlebnis , er-                       schen, deren Schaffenskraft das Ballett des    Ballett, immer wieder so produktiv Inno­
für das siebte blau               zählt der heutige Direktor des Balletts Zürich                      ­zwanzigsten Jahrhunderts geprägt hat,         vation entstehen? Was sind die Voraus­
Reihe 1 Juni 2021 - Die Staatstheater Stuttgart
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                                                                                                               »Tradition lehrt uns,                           Aber wenn man dem Unmöglichen nahe­
                                                                                                                                                               kommen will, ist man gut beraten an ei­
                                                                                                               Neues zu schaffen,                              nem Ort, an dem die Kunst des Scheiterns
                                                                                                                                                               gepflegt wird: »In jeder Epoche wurden in
                                                                                                               und Stuttgart                                   Stuttgart künstlerische Rückschläge getra­
                                                                                                               steht für diese                                 gen, von Publikum und Leitung.« Momen­
                                                                                                                                                               te des Scheiterns sind für Spuck wichtige
                                                                                                               Überlieferung des                               Momente des Wachsens – und dafür bietet

                                                                                                               klassischen Balletts                            Stuttgart den Raum.
                                                                                                                                                                   Sein Stück für den Abend heißt
                                                                                                               – von der man                                   Cassiopeia’s Garden, der Name bezieht

                                                                                                               sich immer wieder                               sich auf das Sternbild. Wenn man ins Welt­
                                                                                                                                                               all hineinhorcht, erzählt Spuck, hört man
                                                                                                               emanzipiert.«                                   Geräusche. Die stärksten Radiowellen von
                                                                                                                                                               außerhalb unseres Sonnen­systems kom­
                                                                                                               Edward Clug
                                                                                                                                                               men von Kassiopeia. Vor Milliar­den Jahren
                                                                                                                                                               muss dort etwas Dramatisches stattgefun­
                                                                                                                                                               den haben, vielleicht eine Supernova, zu­
                                                                                                                                                               mindest etwas, das heute hier nachhallt.
                                                                                                                                                               »Die Frage ist: Was bleibt? Das kann eine
                                                                                                                                                               Emotion sein nach einer Liebe oder einem
                                                                                                                                                               Tod, ein Geschmack, ein Gefühl.« Das Alte,
                                                                                                                                                               das ins Jetzt hineinragt: Fast ist Spucks
                                                                                                               setzungen für das Neue, diesen Imperativ        Thema ein Gegenmodell zum Neuen.
                                                                                                               der ­Moderne? Oder anders gefragt: Warum            Szenenwechsel, im slowenischen Mari­
                                                                                                               ist unsere Lady nicht nur erfolgreich – son­    bor geht Edward Clug ans Telefon, er sitzt
                                                                                                               dern auch ewig jung? Machen wir uns auf         in seinem Büro im Opernhaus, dort ist er
                                                                                                               die Suche nach ihrem Geheimnis, fragen          seit 2003 Direktor des Balletts. Clug ist ei­
                                                                                                               wir ihre Party­gäste!                           ner der Choreographen, die seit Jahren von
                                                                                                                   Anruf bei Christian Spuck, Ballettdi­       außen eine enge Beziehung nach Stuttgart
                                                                                                               rektor in Zürich. Spuck ist ein »Stuttgar­      pflegen. »Das Stuttgarter Ballett ist ein
                                                                                                               ter Gewächs«, wie man hier sagt. Nach           Labor«, sagt Clug, »und Cranko war nicht
                                                                                                               seiner Ausbildung an der John Cranko            nur ein äußerst begabter Choreograph,
                                                                                                               Schule wurde er unter Vertrag genommen,         sondern auch ein fantastischer Manager.«
                                                                                                               siebzehn Jahre lang sollte das Opern­           Clug ist bekannt für einen ungewöhn­lichen
                                                                                                               haus sein künstlerisches Zuhause blei­          Umgang mit Räumen (zuletzt flutete er
                                                                                                               ben. »Stuttgart ist eine Choreographen­         eine Bühne, ließ die Tänzer durchs Wasser
                                                                                                               schmiede, das hat ­Cranko geprägt«, sagt        waten) und seine sparsame Bewegungs­
                                                                                                               Spuck. Er selbst debütierte bei den Jungen      sprache, in der unterschwellige Emotionen
                                                                                                               Choreographen der Noverre-Gesellschaft,         die Zuschauer einzusaugen scheinen. Sein
                                                                                                               2001 wurde er Hauschoreograph. Spuck            neues Stück für den Geburtstag ist John
                                                                                                               ist berühmt für seine dramaturgischen           Cranko gewidmet: Vor einiger Zeit stellte

                                                                                                                                                                                                               Fotos: Marcia Breuer (links), Simen Zupancic (rechts)
Clug 2009 bei der Arbeit im    In Stuttgart hatte Edward Clug seinen interna­
Stuttgarter Ballettsaal        tionalen D
                                        ­ urchbruch, inzwischen choreogra-                                     Finten, er führt sein Publikum ins Düste­       Clug fest, dass Cranko an dem Tag starb,
während der Proben zu seinem   phiert er weltweit, seit 2003 ist er Ballettdirektor                            re – und kreiert dann wieder Humoresken,        an dem er, Clug, geboren wurde, am 26.
Stück Pocket Concerto          am Opernhaus von Maribor in Slowenien                                           bei denen sich die Zuschauer nicht halten       Juni 1973. »Lassen Sie uns das einfach
                                                                                                               können vor Lachen.                              einen Zufall nennen«, sagt er, »aber mit
                                                                                                                   Ja, Stuttgart sei ein Ort der Erneuerung,   diesem Ballett will ich Cranko feiern.«
                                                                                                               sagt Spuck – aber die Sache mit der In­             Und wie kann Neues gelingen? Für Clug
                                                                                                               novation sei nicht einfach: »Das Problem        wird Innovation erst möglich durch eine
                                                                                                               mit dem Neuen ist, dass es vorher nicht         Beziehung zu Höherem: »Ich g    ­ laube, die
                                                                                                               existiert. Wir schöpfen ständig aus dem,        Quelle der Kreation ist endlos, mit dieser
                                                                                                               was wir kennen, woran wir gewöhnt sind.«        Energie verbinde ich mich. Stuttgart ist ein
Reihe 1 Juni 2021 - Die Staatstheater Stuttgart
12       Reihe 1   ⁄  Juni 2021                                                                    Was bleibt   ⁄  Erneuern                                                                         13
guter Ort dafür, weil es dort immer auch
eine Anbindung an das Alte gibt. C   ­ rankos
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Stücke etwa werden noch immer getanzt.                        Ballett ist ein
Tradition lehrt uns, Neues zu schaffen, und
Stuttgart steht für diese Überlieferung des
                                                           Magnet. Cranko
klassischen Balletts – von der man sich im­                 hatte die Gabe,
mer wieder emanzipiert.«
    Halten wir also kurz fest. Unsere Lady
                                                               instinktiv die
hat keine Angst vor Fehlschlägen. Sie bie­             richtigen Menschen
tet anderen eine Bühne, hat Geschäftssinn
und ehrt das Alte als Bedingung der Mög­              zu holen. Und er war
lichkeit des Neuen.
    Weiter geht’s, Freizeichen bei Marco
                                                           sehr großzügig«
                                                                                Marco Goecke
Goecke, er nimmt gleich ab. »Passt es?« –
»Klar!« Goecke ist Ballettdirektor in Han­
nover, aber gerade kommt er aus dem
Ballettsaal in Stuttgart, dort probt er für
den Jubiläumsabend. Goecke gilt als einer
der wichtigsten zeitgenössischen Choreo­         die Konturen. »Tanz hat eine Tendenz zum
graphen, ihm wird das Unmögliche be­             Konservativen, aber ich glaube, dass er es
scheinigt: etwas völlig Neues geschaffen zu      verdient, immer wieder gestört zu werden,
haben, eine eigene Tanzsprache. In seinen        wie andere Kunst auch. Reid hat gespürt:
Werken zittern, flattern, zappeln, beben         Das ist nicht irgendein kopierter Käse, das
Körper; er kehrt das Innere nach a     ­ ußen,   ist Marco, der seinen Weg gehen muss.«
zeigt Neurosen, Ängste, Trauer, Wut. Werke           Goecke steht für das Neue im Tanz –
wie schamanische Rituale.                        und trotzdem ist genau das für ihn jedes
    »Das Stuttgarter Ballett ist ein Magnet«,    Mal eine Herausforderung, anstrengend,
sagt Goecke, »Cranko hatte die Gabe, in­         beängstigend. »Wenn ich ins Studio gehe,
stinktiv die richtigen Menschen zu holen.        habe ich keine Ahnung, was ich machen
Und er war sehr großzügig. Ein Ort kann          soll. Wie im freien Fall.« Es ist die Neu­
nur wachsen, wenn jemand mit Großzü­             gierde, die ihn treibt: »Ich habe dann eine
gigkeit etwas öffnet. Auch ich bin damals        Fährte, wie ein Hund.« Voller Furcht am
offen begrüßt worden – obwohl ich ein            Abgrund stehen, trotzdem springen – und
Niemand war.« 2001 feierte sein Stück            im Neuen landen.

                                                                                                                                                                                                         Fotos: Regina Brocke (links), Carlos Quezada (rechts)
Chicks bei den Jungen Choreographen                  Ein paar Tage später, Zoom-Call mit
der Noverre-Gesellschaft Premiere. »Ich          William Forsythe. Der ehemalige Direk­
hatte Tapes von meinem ersten Stück in           tor des Balletts Frankfurt sitzt im Dach­
alle Welt verschickt, 350-mal. Keiner hat        geschoss seines Hauses in einem Wald
geantwortet, nur Fritz H ­ över, der Gründer     in Vermont, USA. Forsythe gilt als Genie,
der Noverre-Gesellschaft.« Niemand, der          als einer der wichtigsten Choreographen
dabei war, hat den Abend je vergessen.           des zwanzigsten Jahrhunderts. »Ballett ist
    Allerdings wurde sein Stil anfangs nicht     meine Muttersprache«, sagt Forsythe und
von allen akzeptiert: Aus dem Publikum           lacht. Er hat den Begriff der Choreographie
kamen Briefe, die seinen Rauswurf forder­        erweitert, legte das Skelett des Balletts frei,
ten; Leute verließen den Saal. Doch Ander­       schuf eine Improvisationssystematik und
                                                                                                                          Seit 2019 ist           2018 bei Proben zu Almost Blue, seinem ­letzten
son hielt zu ihm. »Hier die Sau rauslassen       ein komplexes Notationssystem für Tanz.                                  Marco Goecke Ballett-   Stück als Hauschoreograph in ­Stuttgart.
zu können habe ich auch Reids Mut zu             In seinen Werken verbindet er mathema­                                   direktor an der         Goeckes Choreographien mit Rücken­ansicht
verdanken«, sagt Goecke, der seinen grafi­       tische Logik mit physischer Sinnlichkeit;                                Staatsoper Hannover     sind inzwischen legendär
schen, flirrenden Stil im Ballettsaal entwi­     es scheint, als dächte er mit dem Körper
ckelt, gemeinsam mit seinen Tänzern, stets       und fühlte mit dem Intellekt. Forsythe hat
mit Sonnenbrille auf der Nase, das schärfe       Cranko noch persönlich erlebt – er war
Reihe 1 Juni 2021 - Die Staatstheater Stuttgart
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                                                                                    »Ich erinnere mich                               Der Choreograph gilt als Meister des Neu­
                                                                                                                                     en – was aber ist das Neue, Mr. F ­ orsythe?
                                                                                    an eine sehr                                     Er zögert keine Sekunde: »Oh, das ist Neu­

                                                                                    warme Person,                                    gier!« In Stuttgart stehe dafür die Noverre-­
                                                                                                                                     Gesellschaft. »Stellen Sie sich vor, die ha­
                                                                                    strahlend und lieb,                              ben das Haus gemietet und die Bühne
                                                                                                                                     irgendwelchen Leuten gegeben – inklusi­
                                                                                    er schien einen                                  ve mir.« Großzügigkeit, Vertrauen, Neugier:
                                                                                    unglaublich starken                              der Stuttgarter Dreiklang. Und dann fällt
                                                                                                                                     Forsythe noch etwas ein, Diver­sität. »Es
                                                                                    Geist zu haben«                                  gab immer Tänzer ›of color‹ dort, schon
                                                                                    William Forsythe über John Cranko                vor fünfzig Jahren.« Einmal wurde C   ­ ranko
                                                                                                                                     von einem Journalisten nach dem Stil
                                                                                                                                     des Hauses gefragt. »Wir haben keinen«,
                                                                                                                                     sagte Cranko. Und das in einer Zeit, in der
                                                                                                                                     es keinen französischeren Ort gab als die
                                                                                                                                     Pariser Oper, keinen englischeren als das
                                                                                    sogar der Letzte, den Cranko einstellte:         Londoner Ballett und keinen russischeren
                                                                                    Forsythe tanzte 1973 in New York Cranko          als das Bolschoi.
                                                                                    vor. »Ich habe ihn nur kurz gesehen, viel­           Was also ist das Geheimnis unserer
                                                                                    leicht eine Minute lang«, erzählt Forsythe,      Lady aus Stuttgart, Mr. Forsythe? Warum
                                                                                    »ich erinnere mich an eine sehr warme            ist sie so zeitlos schön? »Diese Lady hat
                                                                                    Person, strahlend und lieb, er schien einen      ihre Verehrer«, sagt Forsythe und freut sich,
                                                                                    unglaublich starken Geist zu haben.« For­        als hätte er sich gerade wieder neu verliebt.
                                                                                    sythe bekam sofort ein Angebot – doch nur        »Das Stuttgarter Publikum ist treu und un­
                                                                                    Tage später starb Cranko auf dem Rückflug        terstützend, ein ausgebildetes, kritisches
                                                                                    von den USA nach Stuttgart. Das Stuttgar­        Publi­kum, das trägt jedes Risiko mit. Auf
                                                                                    ter Ballett hielt sich an die Aussage des        diese Verehrer kann unsere Lady zählen.«
                                                                                    Meisters, und Forsythe tat dasselbe.                 Vielleicht ist das Neue die Fähigkeit,
                                                                                        Der Rest ist Geschichte: 1976 zeigt          ­immer wieder neue Beziehungen zu knüp­
                                                                                    er sein erstes Stück bei Noverre, im sel­         fen: zwischen Bewegungen, Räumen,
                                                                                    ben Jahr macht Haydée ihn zum ersten              Körpern, Klängen – und zwischen Seelen
                                                                                    Hauschoreographen. »Ich bin in Tränen             und Herzen?
                                                                                    ausgebrochen und sagte zu ihr: ›Ich bin              Gratulation, mutige, großzügige, ver­
                                                                                    nicht bereit!‹ Doch Marcia sagte: ›Jetzt oder     ehrte Lady! Herz­    lichen Glückwunsch,
                                                                                    nie.‹ Sie hatte ein unglaubliches Vertrauen.    ­Stuttgarter Ballett.
                                                                                    Manche sagen, oh, in Stuttgart experimen­
                                                                                    tieren sie so viel – aber das ist eigentlich    Text: Jana Petersen
                                                                                    eine Tradition des Vertrauens. Davon bin
                                                                                    ich geprägt.« Sein Stück Blake Works I, das
                                                                                    am Jubiläums­abend gezeigt wird, schuf

                                                                                                                                                                                     Fotos: Gundel Kilian (links), Ian Whalen (rechts)
Forsythe 1979 mit ­Reid Anderson und Richard Cragun   William Forsythe im           Forsythe 2016 für das Ensemble der Pa­             Ein Ballettabend zum 60. Geburtstag
(von rechts) bei Proben zu ­Orpheus. Fünf Jahre       Ballett­saal. Sein Stil hat                                                      Für NEW/WORKS kreieren Christian
                                                                                    riser Oper, es ist eine Liebeserklärung an
später übernahm Forsythe die Leitung des Balletts     ganze Generationen                                                               Spuck, Marco Goecke und Edward Clug
Frankfurt und führte es zu Weltruhm                   der Tanzwelt geprägt          das klassische Ballett nach Jahrzehnten der        neue Stücke. Außerdem wird William
                                                                                    Dekonstruktion. »Ich habe mich nie ganz            Forsythes Blake Works I das erste Mal in
                                                                                    vom Ballett wegbewegt«, sagt Forsythe,             Deutschland gezeigt. Premiere wird am
                                                                                                                                       19. Juni gefeiert.
                                                                                    »und in Paris wollte ich ein Stück machen,
                                                                                    das die klassischen Kapazitäten der Tän­           Ballettabend New/Works
                                                                                    zer dort wertschätzt. Ich wollte ihr Können        im Juni   1 im Spielplan
                                                                                    ­zelebrieren. Sie sollten glücklich sein.«
Reihe 1 Juni 2021 - Die Staatstheater Stuttgart
16                                            Reihe 1   ⁄  Juni 2021                            Was ist   ⁄  Rausgehen                                                            17

                                                                                                Simone Theilacker-Wolter, Direktorin künstlerische Produktion

                                                                                                »Die Operette am Hafen haben wir im ersten Corona­
                                                                                                sommer erfunden. Als das Publikum nicht zu uns
                                                                                                konnte, wollten wir zum Publikum – und draußen neue
                                                                                                Spielorte ausprobieren. Die zwei Produktionen boten
                                                                                                sich an, weil sie kurz sind und eine kleine Besetzung
                                                                                                haben. Im Freien ist trotzdem alles unbekannt und
                                                                                                unsicher, selbst für die Profis der Staatsoper Stuttgart.
                                                                                                Bei den Anlegern gibt es keinen Strom, wir mussten
                                                                                                Kabel zu einer benachbarten Firma verlegen. Die Dar­
                                                                                                stellerinnen und Darsteller haben wir im Opernhaus
                                                                                                geschminkt und eingekleidet und dann per Shuttle zum
                                                                                                Hafen gefahren. Sehr zeitig, um dem Berufsverkehr zu
                                                                                                entgehen. Am Hafen hört man immer Lärm, der Wind
                                                                                                weht, Container ­werden verladen, Lkw rangieren. Als
                                                                                                alles trotzdem klappte, waren wir sehr beglückt.«

                                                                                                                                                          Anika Rutkofsky,
                                                                                                                                                          Regisseurin
                                                                                                                                                           Alle kamen immer mit
                                                                                                                                                          guter Laune zu den
                                                                                                                                                          Proben. Aber wir wuss­
                                                                                                                                                          ten auch, das Stück
                                                                                                                                                          sollte innerhalb von zwei

Singin’ in
                                                                                                Florian Bitzer, Tonmeister                                Wochen stehen.
                                                                                                  Die Bühne erstreckt sich am Hafen über sechzig          Trouble in Tahiti ist ein
                                                                                                Meter, die Zuschauertribüne ebenso. Eine homogene         Ein­akter über eine Bezie-
                                                                                                Beschallung der Zuschauer mit Lautsprechern war           hungskrise. Die Träume
                                                                                                unmöglich. Unsere Lösung waren Funkkopfhörer. So          von gemeinsamen
                                                                                                konnten wir dafür sorgen, dass alle Besucher ein          Abenteuern, die das Paar
                                                                                                ­komplett identisches Klangerlebnis haben - das gibt      zu Beginn der Ehe hatte,
                                                                                                 es sonst nicht mal im besten Konzerthaus.                verrosten hier sozusagen

the Rain
                                                                                                                                                          auf dem Abstellgleis.
                                                                                                                                                          Auf gepackten Koffern

                                                                                                                                                                                       Fotos: Martin Sigmund (links), Matthias Baus (rechts)
                                                                                                                                                          haben sich Sam und
                                                                                                                                                          Dinah, die Hauptfiguren,
                                                                                                                                                          einen bizarren Alltag
                                                                                                                                                          eingerichtet, und ihr zer-
                                                                                                                                                          rüttetes Beziehungs­leben
                                                                                                                                                          dient einem Jazz­trio
                                                                                                                                                          – bei uns sind es Hafen-
                                                                       Paweł Konik und                                                                    arbeiter – zur Unterhal-
     Wie bringt man Trouble in Tahiti und Die Blume von                Alexandra Urquiola                                                                 tung. Das Paar erreicht
                                                                       spielen Sam und                                                                    seinen Sehnsuchtsort
     Hawaii an den Hafen? Eine logistische Meisterleistung,            Dinah aus Trouble in                                                               Tahiti nie. Die beiden
                                                                       Tahiti. Für den Regen                                                              sitzen fest, wie wir alle
     hier erklärt aus sieben Perspektiven                              sorgt Philipp Nicklaus                                                             im Moment.
Reihe 1 Juni 2021 - Die Staatstheater Stuttgart
18                                                                            Reihe 1   ⁄  Juni 2021                                                                        Was ist   ⁄  Rausgehen                                                                               19
                                                                                                                                                                            Susanne Gschwender,          in Tahiti. Die Schienenwa-
                                                                                                                                                                            Bühnenbildnerin              gen, auf denen die beiden
                                                                                                                                                                             Für das Bühnenbild          Hauptpersonen spielen,
                                                                                                                                                                            bedeutet ein anderer Ort     hat uns die Deutsche
                                                                                                                                                                            nicht nur neue Herausfor-    Bahn geliehen. Und wenn
                                                                                                                                                                            derungen, sondern auch       wir Regen mit einem
                                                                                                                                                                            andere Möglichkeiten.        Schlauch simulieren, ist
                                                                                                                                                                            Mithilfe des Hafenmeis-      das viel unproblemati-
                                                                                                                                                                            ters konnten wir ortstypi-   scher als im Opernhaus,
                                                                                                                                                                            sche Objekte einbeziehen.    wo man genau darauf
                                                                                                                                                                            Auf den drei Bojen, die      achten muss, wie das
                                                                                                                                                                            normalerweise im Neckar      Wasser geregelt abfließen
                                                                                                                                                                            schwimmen, tanzt jetzt       kann. Draußen waren wir
                                                                                                                                                                            das Jazztrio von Trouble     in vielem freier.
                                                                                                                                                                                                                                      Arthur Canguçu, Deborah Saffery,
                                                                                                                                                                                                                                      Philipp Nicklaus (von links)

                                                                                                                                                   Fiorella Hincapié, Mezzosopran Jeder Auftritt ist ein intensives Work-out für meine Beine und Hüften! Wir spielen
                                                                                                                                                   Die Blume von Hawaii auf einem schwimmenden Ponton. Manchmal driftet er meterweit zur Seite, dann ist aus unserer Sicht das Publi­
                                                                                                                                                   kum auf einmal ganz woanders. Der Ponton wackelt immer ein wenig, wenn ein Boot vorbeifährt, fällt man sogar fast hin, ich muss
                                                                                                                                                   beim Singen und Tanzen die ganze Zeit balancieren. Die Bühne besteht aus verbundenen Schwimmkörpern, es gibt Lücken, anfangs bin
Vlad Iftinca, Dirigent                                                              neben einer Wellblechwand                                      ich mit meinen Schuhen stecken geblieben. Aber man lernt, wohin man treten darf. Und irgendwann wird es sogar richtig lustig für
 Ich stehe als Dirigent                                                             natürlich nicht entstehen.                                     uns Sängerinnen und Sänger, wir lachen bei dieser Produktion immer viel.
hinten an der Wand einer                                                            Das Publikum aber hatte
Lagerhalle, das Ensemble                                                            unseren Sound im Kopfhö-                                       Protokolle: Thomas Lindemann
sitzt vor mir. Die Sängerin-                                                        rer. Fast spielt das Wetter
                                                                                                                                                   Die Blume von Hawaii im Juni           2 im Spielplan, Trouble in Tahiti im Juli
nen und Sänger sind fünfzig                                                         die Hauptrolle. Bei einer
Meter entfernt, direkt am                                                           Probe kam mal starker
Ufer; sie sehen mich nur auf                                                        Wind auf, die Notenblätter
Monitoren, ich muss immer                                                           des Ensembles flogen durch
direkt in eine Kamera bli-                                                          den Hafen. Aber wenn der
cken. Nichts war so, wie wir                                                        Abend kommt und die Son-
es kennen – auch eine ver-                                                          ne untergeht, dann wird es
nünftige Saalakustik kann                                                           richtig romantisch!
Fotos: Martin Sigmund (links und rechts oben), Matthias Baus (rechts unten)

                                                                                    Paweł Konik, Bariton

                                                                                    »Als ich hörte, wir geben Trouble in Tahiti am Hafen, er­
                                                                                    schrak ich erst. Wenn man draußen spielt, gibt es immer so
                                                                                    viele Probleme. Und so war es zuerst auch. Wir hören zum
                                                                                    Beispiel über einen Knopf im Ohr das Orchester. Aber es
                                                                                                                                                   Die Bühne der
                                                                                    steht entfernt, und dann kommt der Klang durch die Luft auf    Blume von Hawaii
                                                                                                                                                   schwimmt –
                                                                                    dem anderen Ohr nicht zeitgleich an. Das war beim Singen       und am Ende des
                                                                                                                                                   Stücks driftet
                                                                                    erst sehr verwirrend. Aber am Ende funktionierte doch alles.   sie in vier Teile aus-
                                                                                                                                                   einander
                                                                                    Und die Musik von Leonard Bernstein ist wundervoll, es sind
                                                                                    Ohrwürmer dabei, die mich richtig gepackt haben.«
20                             Reihe 1   ⁄  Juni 2021                   Was ist   ⁄  Aufbrechen               21

 Galerist
 des Lebens

     Hat noch viel zu sagen:
     Achim Freyer,
     87, Maler, Sammler,
     Regisseur und
                                                        Gewalt und Liebe, Nazis, Brecht, Warhol und die
     Bühnenbildner, in
     seiner Villa in
                                                        Wende. Was Achim Freyer erlebte, macht er zu Kunst.
     Berlin-Lichterfelde
                                                        Am Schauspiel Stuttgart inszeniert er nun Don Juan
22              Reihe 1   ⁄  Juni 2021                                                                     Was ist   ⁄ Aufbrechen                                                                23

                                             Achim Freyer fragt Menschen, wie sie sich Don Juan vorstellen. Wie sieht er aus? Heiter oder melancholisch?
                                             Hat er vielleicht buschige Augenbrauen? Ist er laut? Leise? Er hat Tausende Eigenschaften , sagt Freyer, er kann
                                             ein Krimineller sein, eine rührende, mitfühlende Figur. Ein Mann oder eine Frau

                                                                                                           Leben Achim Freyers. Statt ausgetretene Wege          erstellen. Wie sieht er aus? Heiter oder melancho­
                                                                                                           weiter auszutreten, ging er lieber dort, wo sonst     lisch? Hat er vielleicht buschige Augenbrauen? Ist
                                             Schöpferische
                                                                                                           keiner ging. Neugierig auf alles; und alles, was      er depressiv? Laut? Leise? Auch im Freundeskreis
                                             Unruhe: Kunst                                                 ihm am Wegesrand begegnete, hob er auf, ver­          hat Freyer herumgefragt, viele Ideen kamen dabei
                                             und Kulturen,                                                 arbeitete es in seiner Kunst.                         heraus. »Don Juan hat Tausende Eigenschaften,
                                             Weltbilder und                                                    So ist Freyer zum gefeierten Regisseur gewor­     die wir alle in uns tragen. Er kann ein Krimineller
                                             ­Gottvorstellungen
                                              wandeln sich                                                 den, dessen Inszenierungen wie Die Zauberflöte        sein oder eine rührende, mitfühlende Figur. Ein
                                              ständig, sagt Freyer                                         in Hamburg oder Der Freischütz in Stuttgart vie­      Mann sein oder eine Frau. Mal hat er kindliche
                                                                                                           le Jahre lang auf dem Spielplan standen und zu        Eigenschaften, mal ist er ein Greis.«
                                                                                                           großen Publikumserfolgen wurden. Nun kehrt er             In Freyers Inszenierung könnte Don Juan als
                                                                                                           mit Molières Don Juan ans Schauspiel Stuttgart        Marionette auf die Bühne kommen; die Bilder des
                                                                                                           zurück, im Juni, so die Planung, wird die Pre­miere   Publikums will er als Masken für seinen Protago­
Das Haus in Berlin-Lichterfelde sieht aus, als        Porträt von Judy Garland haften. »Das habe ich       sein. Was interessiert einen wie ihn an der Fi­       nisten nutzen. Da ist sie wieder, Freyers Freude
wäre es einem dieser fantasievoll durchgeknall­       von einer Straßenkünstlerin aus Los Angeles, die     gur des ruchlosen Frauenhelden, der nicht erst        am Experimentieren, mit der er einer scheinbar
ten ­Filme von Wes Anderson entsprungen: ein          alle mög­lichen Prominenten malte und die Bil­       seit der #MeToo-Debatte aus der Zeit gefallen         auserzählten Figur ein ganzes Kaleidoskop neuer
märchenhafter, gepflegter Bau mit spitzem Gie­        der für fünfzig Dollar verkaufte«, erzählt Freyer.   zu sein scheint? »Wir sind eine ziemlich fehl­        Ansichten verpasst.
bel und Türmchen, die mit Fachwerk verblendete        Die Judy Garland wiederum schaut auf ein Bild        geleitete Männergesellschaft, und auch das ist            Immer wieder hat Freyer in seinen Stücken mit
Fassade hat etwas Patina angesetzt. Vor der Tür       aus dunklen Punkten auf weißem Grund – eine          natür­lich Stoff und Thema für die Aufführung«,       Masken gearbeitet – und verbindet damit eine
steht ein schwarz gekleideter Mann mit wildem,        Andy-Warhol-Grafik. Freyer liegt allerdings nichts   sagt Freyer nach ein paar Momenten des Über­          Kindheitserinnerung: Jedes Jahr hat sein Vater
grauem Haar und schüchternem Lächeln. Seit            daran, den Besucher mit Namen zu beeindrucken.       legens. Doch das sei nur die halbe Wahrheit:          für die Familie den Weihnachtsmann gespielt, bis
mehr als vierzig Jahren wohnt der Maler, Regis­       »Die Bilder kommen trotz ihrer Hängung so gut        »Don Juan ist auch ein kritischer Betrachter          Freyer ihn in seinem Kostüm erkennt. Von nun an
seur und Bühnenbildner Achim Freyer hier, und         zur Geltung, dass sie miteinander sprechen kön­      seiner Zeit, der nicht an Gott glaubt und das         drapiert der Vater einfach einen Stuhl mit dem
wer das Haus betritt, wird schon im Flur von der      nen«, sagt er. »Es geht um die Emanzipation des      Heucheln der Gesellschaft als ein alltägliches        Weihnachtsmannkostüm, setzt dem leeren Man­
Flut der Bilder überwältigt. Dicht an dicht hän­      Betrachters – ob das ein Werk von Warhol ist oder    Umgangs­phänomen bezeichnet.«                         tel eine Maske auf, fordert das Kind auf, die Figur
gen Werke zeitgenössischer Meister neben den          von einem unbekannten Künstler, ist völlig egal.«        Macho, Frauenheld, Zeitgeistkritiker: Wieder      zu begrüßen. Aber das Kind will nicht. »Es war
Bildern völlig unbekannter Künstler.                     Dann deutet Freyer auf einen Frauenakt – und      einmal hat sich Freyer auf die Suche gemacht –        furchtbar, der Weihnachtsmann war so präsent,
    Freyer geht es mit seiner Kunstsammlung wie       keine zwei Meter davon entfernt auf eine un­         nur um nach mehrmonatiger Arbeit mit entwaff­         dass ich wahnsinnige Angst hatte«, erinnert sich
einem Dorfpfarrer, der keine drei Schritte durch      scheinbare, winzige Frauenfigur auf einem Sessel­    nender Offenheit zu sagen: »Wer er wirklich ist,      Freyer. »Das war vielleicht meine erste Theater­
seinen Ort tun kann, ohne von einem Gemeinde­         chen, die in Form und Farben dem Akt frappierend     haben wir bei aller Recherche und Überlegung          erfahrung: dass eine Maske mit einem Mantel und
mitglied angesprochen zu werden. Schnell will         ähnelt. »Dieses kleine Ding und die Zeichnung        noch nicht herausgefunden!« Also alle Arbeit          einem Stuhl und einer menschlichen Körperhal­
er den Besucher in den Wintergarten im ersten         hier, was für ein Zufall!«, ruft Freyer und freut    umsonst? Mitnichten: »Don Juan könnte vielleicht      tung erschreckender ist als jeder Mensch!«
Stock führen, doch auf dem Weg dorthin bleibt er      sich wie ein kleiner Junge über seine Entdeckung.    eine Projektionsfläche sein, die uns unsere Wün­          Es gibt viele solcher Erinnerungssplitter, die
immer wieder stehen, kommt ins Erzählen. »Das         Nennt man ihn allerdings einen Sammler oder gar      sche und Sehnsüchte ahnen lässt, durch die Art,       zeigen, wie Freyer selbst schwierigen Lebens­
ist Glöckner, ein Dresdner Maler, das hat er mit      Galeristen, reagiert er abwehrend. »Um Gottes        wie der Schauspieler mit der Figur umgeht«, sagt      situationen im Rückblick eine liebevolle Wärme
fast hundert Jahren geschaffen«, sagt Freyer bei­     willen!«, sagt er und schüttelt den Kopf.            der Regisseur und lächelt.                            und Leichtigkeit einzuhauchen vermag, die ihn
läufig und deutet im Vorübergehen auf ein Bild           Rund 2000 Werke umfasst die Sammlung, Ei­             Freyer, der Perspektivenforscher, hat Men­        wohl zeit seines Lebens davor geschützt hat,
mit geschwungenen Linien. Ein paar Meter weiter       gentümer ist nun die Achim-Freyer-Stiftung, tat­     schen gebeten, ihre Vorstellung von Don Juan          der Welt mit Ohnmacht und Verbitterung zu
bleibt sein Blick an einem sehr farbigen, naiven      sächlich aber erzählen die Bilder vom bewegten       mit ihm zu teilen, um daraus einen Steckbrief zu      begegnen. Kurz vor dem Ende des Krieges wird
24               Reihe 1   ⁄  Juni 2021                                                                       Was ist   ⁄  Aufbrechen                             25

sein ­Vater wegen antinazistischer Äußerungen            Als die Mauer fällt, ist der frühere DDR-Künstler
erschossen. Freyer, der regelmäßig von ihm               längst in der Bundesrepublik angekommen. Die
verprügelt worden war, hat ein ambivalentes              Diskussionen um Ost- und Westkunst hat er nie
Verhältnis zu ihm. »Bei der Beerdigung habe ich          verfolgt. »Die Malerei ist immer mein Lebens­
einen Lachanfall bekommen – die Aussicht da­             inhalt geblieben. Dabei bin ich viele Wege ge­
rauf, dass es mit dem Prügeln vorbei war, hatte          gangen zwischen der Abstraktion und dem Figür­
etwas Befreiendes. Aber weil sich Tränen ins La­         lichen, ohne Abbilder zu schaffen. Diese Unruhe
chen drängten, hat meine Oma mich getröstet.             zwischen den Polen ist geblieben.«
Auch das war stimmig«, sagt Freyer. »Lachen und              Gerade ist das Pendel wieder Richtung Abs­
Weinen eng beieinander, ohne Gegensatz, ganz             traktion ausgeschlagen, auch so bringt er sein
natürlich – wie im Theater.«                             Mantra des stetigen Wandels zur Sprache. Freyer
    Das Leben selbst, man muss das so pathetisch         glaubt, dass sich Kulturen immer neu zusammen­
sagen, hat Freyer zur Kunst geführt. Aufgewach­          setzen müssen, mit neuen Denkweisen, Weltbil­
sen während der Nazidiktatur in einem anti­              dern und Gottvorstellungen – ganz so, wie er nun
faschistischen Elternhaus am Ostrand Berlins,            schon seit einigen Jahren in der Malerei verfährt:
lernt er als Kind, in der Öffentlichkeit zu schwei­      mit schöpferischer Zerstörung und Neuerfindung.
gen. »Mit acht Jahren habe ich begriffen, dass ich       Er bemalt weiße Leinwände, die er anschließend
das, was die Eltern zu Hause erzählen, draußen           auseinandernimmt und neu zusammenfügt.
nicht wiederholen darf, ohne dass sie mich jemals        »Durch die Arbeit werden sie immer eigenstän­
darauf hingewiesen hätten«, erinnert er sich. Weil       diger, auch fremder zueinander, und aus dieser
aber das Schweigen nicht in der Natur des Men­           Fremdheit entwickeln sie eine Gemeinschaft. Ir­
schen liegt, entwickelt er das Sprechen eben über        gendwann ist nichts mehr verrückbar an ihnen,
andere Sprachen. In der Malerei, der Lyrik und           und alles stimmt – eine Integration als Gesell­
im Theater findet der Junge Möglichkeiten, sich          schaftsmodell.«
auszudrücken; seine Spielkameraden im Dorf                   Dieses schöne Gefühl befällt Freyer auch
zieht er mit Vorführungen eigener Geschichten            manchmal beim Rundgang durch die Bilder­
in den Bann. »So hatte ich die Möglichkeit, eine         welten in seinem Märchenhaus – und trotzdem
eigene Sprache als Verschlüsselung zu erfinden           kommen immer neue Werke hinzu. »Es passiert
und damit aus dem existenziellen Schweigen               einfach«, meint Freyer achselzuckend. »Eigentlich
auszubrechen.«                                           müsste ich ständig neue Zwischenwände einzie­
    Er studiert Grafik, wird anschließend Meister­       hen, um mehr zeigen zu können.« Ist die Samm­
schüler an Bertolt Brechts Berliner Ensemble und         lung eine Art Lebenswerk und Vermächtnis? »Das
beginnt, Bühnenbilder zu gestalten. Nebenbei malt        interessiert mich weniger«, sagt er bescheiden.
er weiter – und findet Bestätigung durch namhafte        »Ich finde es wichtig, dass die Leute frei und un­
Künstler seiner Zeit wie John Heartfield, den Meis­      beeinflusst die Kunst sehen und selbstbestimmt
ter der Fotomontage. Als Maler und Bühnenbild­           an ihr wachsen können.« Doch natürlich sind die
ner hat Freyer Erfolg, doch es zieht ihn in eine freie   Bilderwelten in seinem Haus in Berlin-Lichter­
Welt. Eine Gastspielreise durch Italien nutzt er für     felde genau das: das Werk eines Mannes, der das
die Flucht aus der DDR. Bald ist er zurück in Berlin,    Leben mit all seinen Brüchen erfahren hat und                                  Keine Berührungs-
jedoch auf der a ­ nderen Seite der Mauer, wo seine      daraus auch mit 87 Jahren noch die Kraft schöpft,                              ängste: In Freyers Haus
Theater­karriere an Fahrt gewinnt. Er führt selbst       die Dinge immer wieder neu zu sehen.                                           hängen Meisterwerke
                                                                                                                                        neben Arbeiten völlig
Regie – anfangs an Theatern und Opernhäusern
                                                                                                                                        unbekannter Künstler.
in der Bundesrepublik, später in Europa, den USA,                                                                                       In seinem Atelier be-
sogar in Südkorea. »Ich habe meine Heimat im­            Text: Martin Reischke                                                          malt er Leinwände, die
mer mit den Menschen am Theater gefunden«,               Fotos: Peter Kaaden                                                            er zerschneidet und neu
                                                                                                                                        zusammenfügt
sagt ­ Freyer. »Bei manchen Premieren spürt
man eine fast rührende Sehnsucht nach Liebe,             Don Juan
die alle erfüllt.«                                       im Juni  3 im Spielplan
26       Reihe 1   ⁄  Juni 2021   Was kommt   ⁄  Umlernen                                                                    27

                                  Hendrik Wilde ist der Neue am Schauspiel Stuttgart
                                  als Bühnenmeister. Er ist studierter Tänzer,
                                  danach zog es ihn zur Technik. Lampenfieber kennt
                                  er also aus beiden Perspektiven

                                  Hendrik Wilde,      »Ich weiß, wie die Darsteller sich füh­     Tag. Freundschaften schliefen ein, er
                                  32, stammt aus      len«, sagt Hendrik Wilde. Er kennt das      wurde als »Ballettmaus« gehänselt.
                                  dem Odenwald.
                                                      Gefühl, wie Lampenfieber heiß durch         Mut machte ihm seine Mutter, die ihm
                                  Er war fünf Jahre
                                  lang Maschinist     den Brustkorb flutet und wie es ist,        ausmalte, wie ihm einst die Welt of­
                                  am Schauspiel       vor Publikum zu stehen. Er muss sie         fenstehen würde. So hielt er durch, bis
                                  Stuttgart.          nur sehen, die Schauspielerinnen            er nach dem Diplom erkennen musste:
                                  Seit Herbst 2020
                                  ist er Bühnen-      und Tänzer, um mit ihnen zu fühlen.         »Meine 99 Prozent Begeisterung reich­
                                  meister                 Wilde ist seit dieser Spielzeit         ten einfach nicht für eine Tanzkarriere.«
                                                      Bühnen­meister am Schauspielhaus. Er           Was ihn begeisterte, schon als er
                                                      ist verantwortlich für die Bühne und       auf der Bühne stand, war die Technik,

Starker
                                                      die Umbauten. Er ist da, damit das Zu­     die ihn umgab. Die vielen Menschen
                                                      sammenspiel zwischen Kulissen, Requi­      aus verschiedenen Gewerken, die »in
                                                      si­ten, Licht, Ton und Video bei Auf-,     zwei Minuten ein ganzes Bühnenbild
                                                      Ab- und Umbauten gelingt. Wilde hat        umbauen – schnell und eingespielt wie
                                                      es gründlich gelernt, angefangen mit       ein Ameisenstaat«. Der Rollenwechsel

   Mann
                                                      einem Freiwilligen Kulturellen Jahr beim   fiel ihm leicht, obwohl seine neue Welt
                                                      Theater und zuletzt mit einer Weiterbil­   ganz anders war: rauer, männerlastiger.
                                                      dung zum Meister für Veranstaltungs­           Wilde kniete sich rein, wie immer.
                                                      technik. Das war viel Arbeit, teilweise    Heute weiß er, die Bühne muss nicht
                                                      berufsbegleitend, und fraß eine Menge      nur gut aussehen, sie muss auch sicher

im
                                                      Freizeit. Doch das kannte er schon,        sein. Flugwerke könnten abstürzen,
                                                      und es machte ihm wenig aus. Denn          Lampen müssen sicher verankert sein,
                                                      davor, da hat Wilde selbst getanzt.        tonnenschwere Teile sollen schwerelos,
                                                          »Diese Zeit hat mich für immer ge­     aber sicher durch die Lüfte schweben.
                                                      prägt«, sagt er: die Disziplin, der            Vermisst er nicht die Auftritte?

   Schatten
                                                      Verzicht. Dabei brachte ihn der Zufall     Nein, sagt Wilde. Denn der Applaus des
                                                      zum Tanz. Ballettunterricht, weil die      ­Publikums, der gelte doch ihnen allen.
                                                      Schwester damit anfing. Mit vierzehn
                                                      fuhr er täglich nach dem Realschul­
                                                      unterricht zur Musikhochschule nach        Text: Hiltrud Bontrup
                                                      Mannheim, zweieinhalb Stunden pro          Illustration: Uli Knörzer
28   Reihe 1   ⁄  Juni 2021   Was kommt   ⁄  Sehen   29

                                                                               Pas de deux séparés von Tobias Rägle: In der Musik begegnen wir
                                                                               einander. Das fehlt. Sein Foto zeigt Maya Mayzel und Magnum Phillipy
                                                                               (Ballettkompanie des Theaters Ulm), sie proben mit e­ iner Trennscheibe
                                                                               (1. Platz, zweimal vergeben)

                                                                               Ersatzbank von Daniel Kilgus: Meine Mitbewohner waren unter-
                                                                               wegs, Basketball spielen, ich bin hinterhergefahren, und da habe ich
                                                                               eine von uns auf der Bank sitzen sehen. Das Licht, die Stimmung,
                                                                               alles war perfekt (1. Platz)

                                                                                  Die Jury: Theaterfotograf Matthias Baus, Julia Schmitt
                                                                                  (Dramaturgin, Staatsoper Stuttgart), Designer Barbara Stehle
                                                                                  und Davide Durante (Studio Collect), Frank Hörner, Insta-
                                                                                  gram-Community Stuttgart (igersstuttgart). Der Publikums-
                                                                                  preis wurde online ermittelt. Alle vier Preisträger gewinnen die
                                                                                  Teilnahme an einem Workshop mit Matthias Baus.

                                                          Warten auf
                                                          die anderen
                                                          Auf der Suche nach der verlorenen Nähe. So heißt
                                                          der Fotowettbewerb, zu dem die Staatsoper Stuttgart
                                                          aufgerufen hat. Wir zeigen die Gewinner
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                                                                                                                         Es hat jeden getroffen, jeden anders und doch alle gleich. Keiner der
                                                                                                                         Gewinner des Fotowettbewerbs der Staatsoper Stuttgart klingt resi­
                                                                                                                         gniert, denn sie unternehmen ja was, jeder auf seine Weise. Aber eine
                                                                                                                         gewisse Mattheit klingt durch, wenn man sie anruft. Am stärksten hat
                                                                                                                         es Daniel Kilgus aus der Spur geworfen, seine war obendrein noch ganz
                                                                                                                         frisch. Kilgus hatte als Beleuchter und als Bühnentechniker gearbeitet
                                                                                                                         und gerade angefangen, seine heimliche Leidenschaft Fotografie zum
                                                                                                                         Beruf zu machen, Musiker und Künstler fotografieren, »nicht auf der
                                                                                                                         Bühne, sondern backstage, ganz nah«, erzählt Kilgus. »Ich hatte gerade
                                                                                                                         meinen ersten Job als Fotograf, und dann bricht alles weg, mitten in der
                                                                                                                         Aufbauphase.« Jetzt sitzen sie alle wieder viel am WG-Tisch, basteln
                                                                                                                         Masken, warten, dass es endlich weitergeht.
                                                                                                                               Auch Tobias Rägle kann nicht wirklich arbeiten, immerhin bezieht
                                                                                                                         er weiter Gehalt. Er ist Posaunist am Theater Ulm, beschäftigt sich mit
                                                                                                                         Proben, schreibt Arrangements für sein Bandprojekt. Sein Foto entstand
                                                                                                                         bei einer Ballettprobe für eine coronakonforme Aufführung. »Langsam
                                                                                                                         wird die Situation belastend. Das Publikum fehlt, die Rückmeldung ist
                                                                                                                         nicht mehr da«, sagt er und schiebt einen Gedanken hinterher, denn
                                                                                                                         soviel er auch fotografiert, es fülle ihn nicht aus wie das Musizieren:
                                                                                                                         »Ein Foto konserviert den Moment und seine Magie. Musik hingegen
                                                                                                                         ist immer flüchtig instabil, aber in der Musik begegnen wir einander.«
                                                                                                                               So geht es auch Klaus Wäscher, Ingenieur und Hobbyfotograf. Auf
                                                                                                                         die Frage, was am meisten fehle, sagt er: »Mein Jedermann-Sport«, und
                                                                                                                         erklärt: »Das ist Breitensport, wo jeder mitmachen kann, egal wie gut
                                                                                                                         oder schlecht, Hauptsache, man bewegt sich. Jeder darf duschen, egal
                                                                                                                         welche Leistung er gebracht hat«, sagt Wäscher, man hört, den lustigen
                                                                                                                         Satz hat er schon oft gesagt, stolz auf das kunterbunte Miteinander.
                                                                                                                         »Hier trifft das gesamte Spektrum aufeinander, junge Leute, alte Leute,
                                                                                                                         Schwaben, Zugezogene, Asylbewerber.« Diese zufälligen Begegnungen
                                                                                                                         fehlten, erzählt er, ganz zu schweigen vom Spaß.
                                                                                                                               Für den hatte Jemil Hamiko, Gewinner des Publikumspreises, lange
                                                                                                                         selbst gesorgt, aber langsam drohen ihm die Ideen auszugehen. Den
                                                                                                                         meisten Spaß hat der Kaufmann mit seinem neuen Auto, »wir haben
                                                                                                                         den Wagen als Autokino umfunktioniert und einen Beamer angeschlos­
Umhüllung – hoffentlich bald hinfällig von Klaus Wäscher: In Coronazeiten müssen wir                                     sen«. Neulich haben sie den Kofferraum zur Höhle für ein Pizza-­Picknick
Kontakte reduzieren und Berührungen vermeiden – so gesehen sind wir alle wie von einer
Folie umhüllt. Auf der Suche nach der verlorenen Nähe werden wir von dieser Umhüllung
                                                                                                                         gemacht, »als Kommentar, wie man in Coronazeiten ein Partner­
gehindert und stoßen an Grenzen. Es bleibt uns die Hoffnung, dass die Einschränkungen                                    shooting hinkriegt«. Die Frau mit der Pizza ist Sarah Philipp, Fotografin,
irgendwann (hoffentlich bald) nicht mehr erforderlich sind (3. Platz)
                                                                                                                         »wir denken uns ständig was aus«, erzählt Hamiko, »voriges Jahr haben
                                                                                                                         wir ein Mafiashooting gemacht«. Aber langsam drücke ihn »die Ein­
Egal wo, wir sind uns nah von Jemil Hamiko (rechts im Bild): Ein verrücktes Jahr ist
­vorüber. Es gibt ­Menschen, die haben sich in dieser Zeit auseinandergelebt, neu zueinander-
                                                                                                                         samkeit. Menschen sind gesellige Wesen. Es wird Zeit, sich mal wieder
 oder sich wieder­gefunden (Publikumspreis)                                                                              zu sehen und über schöne Dinge zu reden.«                    Text: Ralf Grauel
32            Reihe 1   ⁄  Juni 2021                                                                                Spielplan                                               33
                                                                                                                                                                                                                                 Prog
                                                                                                                                                                                                                                     ram
                                                                                                                                                                                                                                   unte m
                                                                                                                                                                                                                                Vorb r
                                                                                                                                                                                                                                    ehalt
Wir wagen es. Zum Sommer-
beginn bieten wir Ihnen                                 5
                                                        Sa
                                                             Ballettabend: Höhepunkte
                                                             Petite Mort und Falling Angels von Jiří Kylián,
                                                             Roland Petits Le Jeune Homme at la Mort und
                                                                                                                            Familienkonzert
                                                                                                                            Das Dschungelbuch
                                                                                                                            Für alle ab 6 Jahren
                                                                                                                            16 Uhr, Opernhaus, 20 €
                                                                                                                                                                                 24
                                                                                                                                                                                 Do
                                                                                                                                                                                               Die Blume von Hawaii
                                                                                                                                                                                               21 Uhr, Hafen Stuttgart, 25/12 €
                                                                                                                                                                                               Musikalische Leitung: Christopher Schumann
ein volles Liveprogramm.                                     Maurice Béjarts Bolero
                                                             19 Uhr, Opernhaus, 8–115 €                                     Mit Alexander Erbrich, Maria Theresa Ullrich
                                                                                                                                                                                               Mit Natalie Karl, Fiorella Hincapié; Matthias
                                                                                                                                                                                               Klink, Moritz Kallenberg und Musiker*innen des
Natürlich unter Vorbehalt.                                   Weitere Termine: 6. Juni, 14 Uhr, 8–90 €,
                                                             6., 26., 27. Juni, 19 Uhr, 8–108 €
                                                                                                                            sowie Musiker*innen des Staatsorchesters
                                                                                                                            Stuttgart
                                                                                                                                                                                     2
                                                                                                                                                                                 S. 16
                                                                                                                                                                                               Staatsorchesters
                                                                                                                                                                                               Weitere Termine: 25., 26., 27. Juni, 21 Uhr
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telefonischen Kartenservice
                                                             Premiere
                                                             Siebzehn Skizzen aus der Dunkelheit (UA)
                                                             Eine Überschreibung des Reigens von
                                                                                                                    16
                                                                                                                     Mi
                                                                                                                            Kammerkonzert II
                                                                                                                            19.30 Uhr, Liederhalle Mozartsaal, 16 €
                                                                                                                            Mit Musiker*innen des Staatsorchesters Stuttgart
                                                                                                                                                                                 25            Premiere
                                                                                                                                                                                               Un/true (UA)
                                                                                                                                                                                               Ein Videowalk von Gernot Grünewald &
oder auf unseren                                             Arthur Schnitzler                                                                                                   Fr
                                                                                                                                                                                               Thomas Taube

                                                                                                                    17
                                                             von Roland Schimmelpfennig                                     Kammerkonzert III                                                  20 Uhr, Kammertheater, 25/7 €
Websites, was wir wirklich                                   Inszenierung: Tina Lanik
                                                             19.30 Uhr, Schauspielhaus, 8-42 €
                                                                                                                            19.30 Uhr, Liederhalle Mozartsaal, 16 €                            Weitere Termine: 28., 29. Juni, 20 Uhr, 20/7 €
                                                                                                                     Do     Mit Musiker*innen des Staatsorchesters Stuttgart
spielen dürfen
                                                                                                                                                                                 28
                                                             Weitere Termine: 6. Juni, 16 & 19.30 Uhr, 8–36 €                                                                                  Liederabend

                                                        8    Gesprächsreihe Wer ist Wir?
                                                             Identitti
                                                             20 Uhr, Literaturhaus
                                                                                                                    18
                                                                                                                     Fr
                                                                                                                            Kammerkonzert IV
                                                                                                                            19.30 Uhr, Liederhalle Mozartsaal, 16 €
                                                                                                                            Mit Musiker*innen des Staatsorchesters Stuttgart
                                                                                                                                                                                 Mo
                                                                                                                                                                                               19 Uhr, Opernhaus, 16–39 €

2                                                                                                                                                                                30
      Mozart-Festival                                   Di                                                                                                                                     Kammerkonzert V

                                                                                                                    19
      Serenaden                                              Mit Mithu Sanyal (Lesung) und Alexandra
                                                                                                                            Premiere                                                           19.30 Uhr, Liederhalle Mozartsaal, 16 €
      19 Uhr, Freilichtbühne Killesberg                      ­Urquiola (Musik)
Mi                                                                                                                          Ballettabend: New/Works                                            Mit Musiker*innen des Staatsorchesters Stuttgart
                                                             Preise erfahren Sie online und telefonisch                                                                          Mi
      Serenade G-Dur KV 525 für Streicher Eine kleine                                                                       Uraufführungen von Christian Spuck, Marco
                                                                                                                     Sa

                                                        9
      Nachtmusik                                                                                                            Goecke und Edward Clug sowie die Erstauffüh-
                                                             Kammerkonzert I
      Serenade Es-Dur KV 375 für Bläser                                                                                     rung von William Forsythes Blake Works I
                                                             19.30 Uhr, Liederhalle Mozartsaal, 16 €
      sowie weitere Werke                                                                                                   19.00 Uhr, Opernhaus, 8–115 €                                      Onlineangebot
                                                        Mi   Mit Musiker*innen des Staatsorchesters                     1
      Musikalische Leitung: Cornelius Meister                                                                               Weitere Termine: 20. Juni, 14 Uhr,
                                                             ­Stuttgart                                             S. 8
      Staatsorchester Stuttgart                                                                                             20., 23., 24., 25., 29., 30. Juni, 19 Uhr, 8–90 €

                                                        10
      Weiterer Termin mit diesem Programm: 3. Juni           Mozart-Festival
                                                             20 Uhr, Freilichtbühne Killesberg                              Premiere
      Preise erfahren Sie online und telefonisch
                                                                                                                            Don Juan
      Premiere                                          Do   Programm wird noch bekannt gegeben                             Lustspiel von Molière
      Leuchtfeuer (DSE)                                      Musikalische Leitung: Giedrė Šlekytė                           Inszenierung: Achim Freyer
      von Nancy Harris                                       Staatsorchester Stuttgart                                      19.30 Uhr, Schauspielhaus, 8-42 €
      Inszenierung: Sophia Bodamer                           Weitere Termine: 11., 12. Juni, 20 Uhr                     3   Weitere Termine: 20. Juni, 16.30 & 19.30 Uhr,
      20 Uhr, Kammertheater, 25/7 €                                                                                 S. 20   21., 28., 29. Juni, 19.30 Uhr, 8-36 €
                                                             Preise erfahren Sie online und telefonisch
      Weitere Termine: 3., 5., 6. Juni, 17 & 20 Uhr,

                                                                                                                    22
                                                                                                                                                                                         Telefonischer Kartenservice

                                                        12
      4., 8., 9., 10. Juni, 20 Uhr, 20/7 €                   Online                                                         Gesprächsrunde
                                                                                                                                                                                         Vorverkauf Juni ab 25. Mai
                                                             Vintage-Salon                                                  60 Jahre Stuttgarter Ballett

3     Quälend süße Einsamkeit                                                                                                                                                            0711.20 20 90
                                                        Sa   Kostümverkauf, Secondhand und Slow-Fashion              Di     17 Uhr, Schauspielhaus, 5 €                                  Montag bis Mittwoch, Freitag 10 bis 14 Uhr
      Sechs Filme und Musik
                                                             13 bis 18 Uhr                                                                                                               Donnerstag 14 bis 18 Uhr
      15 & 19 Uhr, Opernhaus, 8–65 €
Do                                                                                                                          Noverre: Junge Choreographen                                 Abo
      Musikalische Leitung: Vlad Iftinca                     Der Würgeengel                                                 Choreographien von Tänzer*innen des
      Mit Laia Vallés; Elmar Gilbertsson                     nach dem Film von Luis Buñuel                                                                                               Das Abonnementbüro informiert Abonnent*innen
                                                                                                                            Stuttgarter Balletts                                         persönlich über Serientermine im Juni
      Weiterer Termin: 12. Juni, 19 Uhr                      Inszenierung: Viktor Bodó                                      20 Uhr, Schauspielhaus, 15–25 €
                                                             17 Uhr, Schauspielhaus, 8-39 €
      Wiederaufnahme
      Black Box. Phantomtheater für 1 Person (UA)            Weitere Termine: 12. Juni, 20 Uhr,                             Mozart-Festival                                              Die Newsletter der Staatstheater Stuttgart
      Von Stefan Kaegi / Rimini Protokoll                    26. Juni, 16.30 & 19.30 Uhr, 8–36 €,                           Der italienische Mozart                                      Halten Sie sich auf dem Laufenden
      17 Uhr, Schauspielhaus, 15/7 €                         13. Juni, 16 & 19 Uhr, 27. Juni, 15 & 18 Uhr, 8–39 €           19 Uhr, Liederhalle, Beethovensaal, 25/7 €                   und abonnieren Sie unsere Newsletter unter
                                                                                                                                                                                         www.staatstheater-stuttgart.de

                                                        13
      Weiterer Termin: 30. Juni, 18 Uhr                                                                                     Sinfonie Nr. 10 G-Dur KV 74
                                                             Sitzkissenkonzert
                                                                                                                            Sinfonie Nr. 13 F-Dur KV 112

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                                                             Ein Haus für die Maus
      Zoom in Monteverdi                                                                                                    Konzertarie Ombra felice … Io ti lascio KV 255
                                                             Für alle ab 3 Jahren
      Sechs Filme & ein Liveact mit Musik               So                                                                  Sinfonie Nr. 27 G-Dur KV 199
                                                             11 & 12 Uhr, Mercedes-Benz Museum, 10/5 €                                                                                   Folgen Sie uns in den sozialen Netzwerken
      von Monteverdi & Co.                                                                                                  Mezzosopran: Ida Ränzlöv
Fr                                                           Weitere Termine: 20. Juni, 11 & 12 Uhr
      20 Uhr, Mercedes-Benz Museum, 18/7 €                                                                                  Musikalische Leitung: Cornelius Meister                      Oper
      Weitere Termine: 9., 10. Juni                                                                                         Staatsorchester Stuttgart                                    Ballett
                                                                                                                                                                                         Schauspiel
34                  Reihe 1   ⁄  Juni 2021                                                                                            Zeichnen
                                                                                                                                                                                                    Besuchen Sie unseren
Das Ding: Der Totenkopf
Er hängt an einem Balken, sieht dabei
                                                                                                                                                                                                    Genuss Online Shop
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schrecklich echt aus. In dem Stück Leuchtfeuer
provoziert die Hauptfigur ihre Nachbarn mit
einem menschlichen Schädel
                                                                                                                                                                                                    Vorbestellung Ihrer Genussbox unter
                                                                            Schädel abzeichnet, fragt jemand, was sie damit
                                                                                                                                                                                                    www.scholz-kulturgastronomie.de/genussboxen/
                                                                            gemacht hat. Und ich, in der Rolle der Beiv, sage
                                                                            nur: ›Ein bisschen Farbe, etwas Erde, etwas Ter­                                                                        Ihre Gastronomie
                                                                            pentin, keine spezielle Technik.‹
                                                                                Sie hat den Schädel also auf alt gemacht, als                                                                       in den Staatstheatern Stuttgart
                                                                            wäre es der ihres verstorbenen Mannes. Ich mag
                                                                            den trockenen, morbiden Humor dieser Figur.
                                                                            Sie lebt auf einer irischen Insel, die Bewohner
                                                                            glauben, sie hätte ihren Ex-Mann vor zehn Jah­
                                                                            ren bei einer Bootstour umgebracht, doch man
                                                                            kann es ihr nicht nachweisen. Dass der Schädel
                                                                            so echt aussieht, provoziert natürlich noch weiter,
                                                                            man könnte wirklich meinen, er hätte zehn Jahre
                                                                            lang irgendwo in der Erde gelegen.
                                                                                In Wirklichkeit besteht der Schädel aus Kunst­
Christiane Roßbach, Schauspielerin: »Dieser Schä­                           harz und fühlt sich irgendwie weich an, das In­
del lag jahrelang in einem Regal in der Requisite,                          nere ist mit Bauschaum gefüllt. Mit den Pflaster­

                                                                                                                                                              Illustration: Jan Robert Dünnweller
die Kollegen dort haben ihn uns angeboten für                               streifen rundum erinnert er an eine Mumie.
Leuchtfeuer. Wir fanden, er passt gut, schließlich                              Leuchtfeuer funktioniert wie ein guter Thril­
treibt der Tod in diesem Stück alle um. Zu sehen                            ler, finde ich. Das Publikum lernt die Figuren und
ist er in einer Szene im Atelier der Künstlerin Beiv.                       ihre alten Verstrickungen erst allmählich kennen.
Er hängt mit seinen Ösen an einem Gerüstträger –                            Szene für Szene kommt alles heraus. Am Ende
Beiv hat die Wände ihres Hauses eingerissen und                             auch ein Hinweis, was wirklich mit dem Ex-Mann
lebt auf einer Baustelle. Als sie in einer Szene den                        passiert ist.«             Protokoll: Hiltrud Bontrup

Impressum                         Konzept Bureau Johannes Erler
                                  & Grauel Publishing GmbH
                                                                         Gestaltung Virginie Calvet,
                                                                         Lina Stahnke
                                  Beratung der Herausgeber               Anzeigen Sandra Lackinger
                                  Johannes Erler, Ralf Grauel            anzeigen@staatstheater-stuttgart.de
Herausgeber                       Redaktion Thomas Lindemann (Ltg.),     Druck westermann DRUCK | pva,         Hauptsponsor des        Partner der
Die Staatstheater Stuttgart       Carsten Jasner, Jana Petersen;         Braunschweig                          Stuttgarter Balletts    Staatsoper Stuttgart
Geschäftsführender Intendant     ­Christoph Kolossa                      Erscheinungsweise 1× monatlich
Marc-Oliver Hendriks              Redaktion für Die Staatstheater
Intendant Staatsoper Stuttgart    Stuttgart ­Johannes Lachermeier,       Hausanschrift
Viktor Schoner                    Ingo Gerlach, Claudia Eich-Parkin      Die Staatstheater Stuttgart
Intendant Stuttgarter Ballett     (Oper); Vivien Arnold, Pia Boekhorst   Oberer Schlossgarten 6
Tamas Detrich                     (Ballett); Carolina G
                                                      ­ leichauf,        70173 Stuttgart
Intendant Schauspiel Stuttgart    Ingoh Brux (Schauspiel)
Burkhard C. Kosminski                                                    www.staatstheater-stuttgart.de
Karten 0711.20 20 90
Abonnements 0711.20 32 220

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