RUNDBRIEF 2018 Freies Jugendseminar Stuttgart
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INHALT IMMER UNTERWEGS Eine Reise nach Dornach, Sonja Withelm S. 92 Der Schwarzwald ganz in weiss, Stephanie Hemmen S.99 Ein Hauch von Gottheit, Sophie Müller S. 104 Eine Reise, die ich nie vergessen werde, die Vogesenreise 2017, Maximilian Kummer S. 108 Editorial, Das Leben in all seinen Farben, Rundbriefteam S.4 Rätsel, Rundbriefteam S.9 Leitartikel, Marco Bindelli S.11 ABSCHLUSS UND PROJEKTE Und wir gaben nie auf- Rückblick auf mein Projekt im 3. Trimester, Maximilian Kummer S.116 WILLKOMMEN IM JUGENDSEMINAR AKTUELLE THEMEN Über das Haus, die Lage und Stuttgart, Sammy Kurashvili S.22 Mensch werden ist eine Kunst, Kiliano Ribeiro S.122 Internationale Begegnungen, Amanda Pontius S.26 Aus der Vorstandstätigkeit, Hans- Jörg Barzen S.126 Wie die Anthroposophie mein Leben bunter macht, Romy Berner S.30 Freiheit, Johannes Fröhner S. 128 Freies Jugendseminar als ein Ort für Inspiration, Teimuraz Tsikoridze S.34 Klausur im Januar 2018, Max Strecker S.132 Warum bin ich am freien Jugendseminar?, Naoki Ichimaru S.38 Roter Faden, Sophie von Grudzinski S. 134 Die Brücke zwischen Georgien und Deutschland, Nika Koshoridze S.40 Kurs- und Gesprächsthemen 2018/2019 S. 136 Wie viel Welt passt in ein Jahr, Friederike Faber S.44 EINBLICKE IN DEN TAG Ein Tag im Leben der Seminaristen, Naoki Shindo, Luca Sophie Kothen S.48 Theosophie, Sonja Withelm S.51 Sprachgestaltung, Sophie von Grundzinski S.56 Krieger des Lichtes, Leon Rösch S.60 Eurythmie, Luca Sophie Kothen S.62 Bothmergymnastik, Yair Nik Atala Rios, Guram Tizlarishvili S.64 Chor und Musik am Jugendseminar, Emi Miyahara S.68 BESONDERE WOCHEN UND MORGENKURSE Die Malwoche, Emilia Kuhn S.72 Die Bauwoche, Marit Haas S.76 Bildungsart, Ingolf Lindel S.80 Über den Morgenkurs: Mensch, Musik und Kosmos, Tetsuro Kanda S. 84 Krankheit und Schicksal mit Michaela Glöckler, Emilia Kuhn S. 87
voller Helligkeit und Leichtig- keit geschaffen, während Rot feurig und wild in den Tiefen der Erde lebte. Jede Farbe war zufrieden, dass sie alleine war und sich nicht anpassen muss- te. Es vergingen glückliche DAS LEBEN IN ALL SEINEN Jahre des Dahinlebens. Mit der Zeit merkten die Farben jedoch auch ihre Einseitigkeit FARBEN und nach und nach wurde bei jeder Farbe eine Sehnsucht wach. Sehnsucht nach mehr, AN EINEM RIESIGEN ORT, DER VOLLER WUNDER nach Abwechslung. Besonders WAR, LEBTEN VIELE VERSCHIEDENE FARBEN. die kleine Farbe Dunkelblau machte sich Gedanken und Helle, dunkle, starke, schwa- sehnte sich nach mehr. che, lebensfrohe und traurige. Weitere Jahre vergingen und Jede Farbe hatte ihr eigenes Dunkelblau wurde immer ein- Potenzial und ihre eigene Be- samer und trauriger. So fasste sonderheit. Weil der Ort, an sich diese Farbe eines Tages ein dem die Farben lebten, so un- Herz und zog los, weg aus ih- endlich groß war, hatte jede rem eigenen, bekannten Raum Farbe die Möglichkeit, ihren voller Dunkelblau und machte Lebensraum komplett in ihrer sich auf die Suche nach ande- eigenen Farbe auszufüllen, ren Blautönen, mit der leisen, ohne je einer anderen Farbe leisen Hoffnung, vielleicht so- zu begegnen. Eine Zeit lang gar andere Farben zu treffen. lebte jede Farbe glücklich in Voller Tatendrang und Entde- ihrem Lebensraum und erfreu- ckerfreude stürzte sich Dun- te sich an ihrer eigenen Schön- kelblau in die Reise ins Unbe- heit. So hatte sich Blau an die kannte und musste feststellen, schönsten Strände und Tiefen dass sein Raum sehr groß war der Weltmeere zurückgezo- und die kleine Farbe musste gen, Gelb hatte sich Räume erst einmal sehr lange laufen, 6 7
ohne neuen Farben oder Farb- auch Gelb war überrascht von ten sich einiges zu erzählen. die Zeit davor, zurück. tönen zu begegnen. Immer der tiefen Schönheit der Farbe Sie begannen sich zu mischen, Das dauerte lange und war wieder machte Dunkelblau Dunkelblau, die so ganz anders sich aufeinander, unterein- mühsam für jede einzelne Far- Rast und war kurz davor auf- war, als es selbst. So tanzten die ander und hintereinander zu be. Rückblickend auf ihren zugeben. Doch die Sehnsucht Farben einige Zeit umeinan- stellen und dabei entstanden Weg konnten sie erkennen, nach etwas Neuem trieb die der herum und berührten sich die buntesten Farben. In die- was für ein schönes Bild sie ge- mutige Farbe dazu an weiter- gelegentlich, wobei ein sanf- ser Zeit bildete sich eine bun- meinsam gemalt hatten! Jede zugehen, auch wenn es so aus- tes Grün entstand. Schließ- te, wunderbare Welt, in der die Farbe hatte ihren Platz in die- sah, als würde die ganze Welt lich fasste sich Gelb ein Herz Farben glücklich und zufrie- sem Bild und auch die Momen- nur aus ihrer eigenen Farbe be- und sprach die kleine Farbe den waren. Sie wurden immer te, in denen jede Farbe alleine stehen. Dunkelblau an. Voller Freude wilder und redeten durchei- gelebt hatte, machten das Bild Jahre waren mittlerweile ver- und Erstaunen kamen die bei- nander. In der Aufregung be- wunderschön. Da wurden die gangen. Dunkelblau wusste den Farben ins Gespräch und merkten die Farben nicht, wie Farben nachdenklich. Warum RUNDBRIEFTEAM nicht einmal mehr in welche nach einem langen Austausch die Welt langsam immer dunk- war ihre Welt dann so schwarz Richtung es lief, und hatte machten sie sich gemeinsam ler wurde, weil die Stärke und geworden? Es dauerte lange, schon fast den Grund seiner auf den Weg, weitere Farben Schönheit jeder einzelnen Far- bis die Farben verstanden, was ermüdenden Reise vergessen, zu suchen. Weitere Wochen be in der Aufregung der Grup- passiert war. In der Aufregung als es merkte, dass sich lang- vergingen, in denen sich Blau pe unterging. So war es wieder nicht mehr alleine zu sein, hat- sam etwas geändert hatte. In ei- und Gelb vermischten, trenn- die kleine Farbe Dunkelblau, ten die Farben sich selbst ganz nem Moment der Pause hielt es ten und weitergingen, auf der die sich an die Zeit alleine zu- vergessen und bunt vermischt, inne und betrachtete sich. Selt- Suche nach anderen Farben. rückerinnerte und wieder eine ohne auf ihre eigenen Bedürf- sam. Neben seinem bekannten Sie gingen durch Wälder und Sehnsucht danach bekam. nisse, oder die der anderen Blauton hatte sich ein sanf- Täler, über die Weltmeere, bis Dunkelblau nahm seinen gan- zu schauen. Durch die Angst tes Grün dazu gemischt, ohne sie schließlich in die Tiefen der zen Mut zusammen und sprach wieder einsam zu sein, hatten dass die kleine Farbe etwas da- Erde gelangten, wo die Farbe die anderen Farben darauf an. sie sich vor dem Alleinsein ge- von gemerkt hatte. Von neuer Rot ahnungslos ihrem Leben Mittlerweile hatte sich die Welt fürchtet. Durch den Drang sich Energie gepackt, ging Dunkel- nachging. So war Rot sehr schwarz gefärbt und die einzel- mitzuteilen hatten sie verpasst, blau schneller und schneller; überrascht und unsicher, als es nen Farben waren kaum noch zuzuhören. So waren sie blind das Grün, das anfangs noch gleich zwei Farben begegnete, zu erkennen. Ein Raunen ging für die Schönheit ihrer eigenen schwach gewesen war, wur- die sich sehr freuten und ganz bei Dunkelblaus Ansprache Farbe, die der anderen und der de heller und schon bald traf aufgeregt waren, das feurige durch die Gruppe und nach Welt geworden. Eine Erleichte- Dunkelblau die Farbe Gelb in Rot entdeckt zu haben. Nach langem Diskutieren und Über- rung machte sich breit, als sie all seiner Helligkeit und Leich- dem ersten Schreck war Rot legen setzten sich die Farben das begriffen hatten. Endlich tigkeit. Es verschlug der klei- sehr glücklich über die Begeg- zusammen und schauten auf hatten sie Worte für die Gefüh- nen Farbe fast den Atem und nung und die drei Farben hat- ihren gemeinsamen Weg, und le, die sie gespürt hatten, aber 8 9
nie richtig greifen konnten. seminar dieser Reichtum lebt, Jede Farbe darf und soll ihren durch die Internationalität, eigenen Raum haben, ohne al- durch die vielfältigen Themen lein sein zu müssen. Jede Nuan- ce, jede Schwingung und jeder der Morgenkurse, durch die Kunst und vieles mehr. RÄTSEL Ton ist wichtig. Andere Farben Wir laden Sie herzlich ein, können ihr Leben färben, sie einen Einblick in die Welt des begleiten und sich manchmal Jugendseminars zu bekommen Spielen Sie gerne Sudoku? Lieben Sie Kreuzworträtsel? Dann haben wir hier eine Denksportauf- mischen. Dunkle, helle, trauri- und auch an unserem Rätsel gabe für Sie. ge und muntere Töne machen teilzunehmen, was wir auf der Überall in unserem Rundbrief haben wir 16 kleine Wörter versteckt. Hierbei handelt es sich um das Bild, auf das die Farben spä- folgenden Seite erklären. verschiedene Farben, die in verschiedene Sprachen übersetzt sind. All diese Sprachen werden von ter zurückschauten, so wun- den Bewohnern im Haus des Jugendseminars gesprochen. derschön und einzigartig. Wir Viel Spaß beim Lesen wünscht: Ihre Aufgabe besteht darin, diese Wörter zu finden und korrekt den verschiedenen Farben und sind alle Farben des Lebens Sprachen zuzuordnen. Dafür haben wir eine Tabelle erstellt, die Sie ausgefüllt und ausgeschnitten und können lernen miteinan- Das Rundbriefteam 2018 an das Rundbrief-Team des Jugendseminars schicken können. der zu leben, unsere gegensei- Zu gewinnen gibt es eine Übernachtung inklusive Abendessen (Internationales Buffet) und Früh- tige Schönheit wertzuschätzen, stück an unserem Trimesterabschlusstag im Sommer am Samstag, den 28.07.18. (Übernachtung unserem Leben und dem der wahlweise von Freitag auf Samstag oder von Samstag auf Sonntag). Hierbei erwartet Sie ein Ein- anderen neuen Schwung zu blick in unsere Arbeit am Jugendseminar, von Eurythmie, über Bothmergymnastik, Sprachgestal- geben, ohne uns selbst dabei tung bis hin zu dem Projekt des 3. Trimesters. So haben Sie die Gelegenheit das Leben der Semina- zu verlieren. So vielfältig und risten hautnah zu erleben. bunt ist das Leben im Jugend- Wir freuen uns auf Ihren Besuch! seminar, so voller Farben, die Lassen Sie sich von Ihrem Denken und vielleicht auch von Ihrer Fantasie inspirieren. Wir wün- sich einander begegnen und schen Ihnen viel Spaß und viel Erfolg beim Lösen des Rätsels. die miteinander leben. Die Farbvielfalt ist Leitmotiv Das Rundbrief-Team im diesjährigen Rundbrief. Sehr schnell waren wir uns Bitte senden Sie die ausgefüllte Tabelle bis zum 30.Juni 2018 an die folgende Adresse: darüber einig, dass wir dieses Thema überall im Leben eines Freies Jugendseminar Rundbrief Seminaristen finden und jeder Ameisenbergstraße 44 Bereich unseres Lebens zu die- 70188 Stuttgart ser Vielfalt beiträgt. Wichtig Germany hierbei ist uns, dass wir beto- nen, wie vor allem im Jugend- 10 11
§ 1 des deutschen Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ GEORGISCH CHINESICH SPANISCH JAPANISCH PORTUGISISCH ENGLISCH DEUTSCH § 78 Artikel 3: GELB „Eine Änderung dieses Grundgesetzes, durch welche die Gliederung des BLAU Bundes in Länder, die grundsätzliche Mitwirkung der Länder bei der Gesetz- gebung oder die in den Artikeln 1 und 20 niedergelegten Grundsätze BRAUN berührt werden, ist unzulässig.“ ROT ORANGE Liebe Freunde und Leser des Rundbriefes! Der § 1 des Grundgesetzes ist Ihnen sicher bekannt, denn er ist PINK ja in letzter Zeit wieder verstärkt in das öffentliche Bewußtsein gerückt worden. Daß allerdings dieser Artikel nicht einmal mit GRÜN einer Zweidrittelmehrheit im Bundestag geändert werden darf, wußte ich bis vor kurzem nicht. Darauf mußte mich erst Tetsuro, GRAU ein feiner junger Mann aus Japan, aufmerksam machen. Seit er im Seminar ist, erleben wir, wie stark ihn das Thema der Menschen- würde beschäftigt. Deshalb bezogen sich seine beiden Referate LILA bisher auf die Folgen der beiden Weltkriege und den Umgang mit diesen. Seit vielen Jahren stand für ihn besonders das unfassbare GOLD Verbrechen an der Würde des Menschen durch die beiden Atom- bombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki im Mittelpunkt SILBER seiner Aufmerksamkeit. In einer Zeit, in der manche seltsame Politiker den Einsatz solcher Waffen wieder für möglich halten, bekommen diese Fragen wieder eine hohe Aktualität. Es ist kein Zufall, daß die oben zitierten Paragraphen im Grund- gesetz so heilig gehalten werden, denn es ist in einer Zeit entstan- den, in der viele Menschen noch frisch unter dem Eindruck der Unmenschlichkeit auf allen Gebieten des Lebens durch das sog. 12 13
Dritte Reich standen. Nur wenige Menschen, zug verliehen, damit du den Ort, das Aussehen wie die Geschwister Scholl, hatten es in der be- und die Vorzüge, die du dir wünschest, nach sonders dunklen Zeit des Nationalsozialismus eigenem Beschluß und Ratschlag Dir erwirbst. gewagt, ähnliche Gedanken wie die im Grund- Die begrenzte Natur der anderen ist in Geset- gesetz formulierten mutig auf ihren sechs Flug- zen enthalten, die ich vorgeschrieben habe. blättern auszusprechen. Sie sind damit zu den Von keinen Schranken eingeengt sollst du dei- Hauptinspiratoren dieses Artikels 1 geworden. ne eigene Natur selbst bestimmen nach deinem Sie schauten nicht weg und hofften mit ihren Ge- Willen, dessen Macht ich Dir überlassen habe. danken die akademische Intelligenz in ihrer Zeit Ich stelle Dich in die Mitte der Welt, damit Du zu erreichen und aufzurütteln. Vergebens. Man von dort aus alles, was ringsum ist, besser über- hatte zu große Furcht vor den Nachteilen für die schaust. Wir erschufen Dich weder himmlisch eigene Haut. noch irdisch, weder sterblich noch unsterblich, Die Weiße Rose wiederum suchte Orientie- damit Du als Dein eigener, gleichsam freier, un- rung durch ihren „Spiritus Rector“ Professor umschränkter Baumeister Dich selbst in der von zählt. Leider ist dies nicht nur eine unwichtige lebt in den Worten von Pico, wenn er den Men- Huber, Doktor der Philosophie und Geschichte. Dir gewählten Form aufbaust und gestaltest. Du Einteilung in die Naturordnung, sondern viele schen auf den mittleren Platz der Welt gestellt Er machte sie bekannt mit den Gedanken von kannst auch unten in den Tierwesen entarten; Menschen verhalten sich ihrer selbst unwürdig sieht. Noch etwas früher finden wir das gleiche Pico della Mirandola. Im Alter von 23 Jahren Du kannst nach oben, Deinem eigenem Willen und sinken oft sogar unter die von ihren Instink- Motiv im Anticlaudian von Alanus ab Insulis, verfasste dieser ein Traktat „Über die Würde des folgend, im Göttlichen neu erstehen!“ ten weisheitsvoll in ihrem Verhalten geleiteten wenn die Allegorie der „Natura“ den neu zu Menschen“, über das er gerne mit den höchs- Ist es nicht beeindruckend, wie klar der Mensch Tiere. erschaffenden Menschen für die Zukunft be- ten Geistern seiner Zeit in Rom disputiert hätte, schon einmal in seiner Aufgabe und Würde ge- Rudolf Steiner fasst diese Gedanken so: „Der schreibt: wäre nicht der Papst dagegen eingeschritten. So fasst wurde? Gleichzeitig wirkt es beklemmend, Mensch wird, was er denkt, daß er sei!“ Das ist konnte er es nur schriftlich mitteilen. wie weit er sich heute oft davon entfernt hat, da unsere Chance und zeigt unsere Gefährdung zu- „Nicht mehr materiebehaftet und riechend Seine Gedanken gelten bis heute als die Funda- uns die Biologie ja offiziell zu den Säugetieren gleich. nach irdischer Schlacke, mente des Humanismus. Vielleicht fragen Sie sich, was das Thema der Sondern ein göttlicher Mensch bewohne Es heißt in seinem Traktat z.B. in Bezug auf Würde, das dieses Jahr im Mittelpunkt der Ta- durch unsere Bemühung Gottes Erschaffung der Welt und des Menschen: gung bildungsART 18 stand, mit dem Thema Dann die Erde und schenke das Heilmittel „Nach vollendetem Werk sehnte sich der Bau- das Leben in all seinen Farben des diesjährigen unseren Fehlern. meister nach jemanden, der fähig wäre, den Rundbriefes zu tun hat? Sehr viel, denn gehört Er bewohne die Himmel im Geist, mit dem Sinn seines großen Werkes zu begreifen, dessen es nicht zentral zur Würde des Menschen, daß Körper die Erde, Schönheit zu lieben, dessen Erhabenheit zu be- jeder seine eigenen Farben finden kann? Farbe Menschlich sei er auf Erden, göttlich bei den wundern.“ entsteht in der Begegnung von Licht und Fins- Gestirnen, Und nachdem dann der Mensch geschaffen ternis. Auf den Menschen übertragen bedeutet So werde Gott er und Mensch und eines er- worden ist, lässt Pico della Mirandola den Ar- das wahrscheinlich: Ich finde meine individuelle gänze das andre, chitectus mundi folgende Worte sagen: „Dir, Farbigkeit zwischen den lichtvollen Idealen und Und auf dem mittleren Wege wird er am Mensch, haben wir keinen bestimmten Ort, kein der finsteren Wirklichkeit, in die sich die meisten sichersten gehen.“ eigenes Aussehen und keinen besonderen Vor- Menschen heute geworfen fühlen. Dieses Motiv 14 15
Hier sehen wir vielleicht die früheste Beschrei- der Entdeckung der eigenen Individualität und daß ein Seminarist in der Zeit seines Seminar- bung des Menschen mit seinem ganzen Potenti- Originalität, so wie es hier im Jugendseminar jahres und sogar während einer Reise verstor- al. In Chartres war sicher auch eine Hochschule lebt.(Siehe Bericht, Seite...) ben ist. Wir hatten bisher zum Glück immer nur des Humanismus in einer wunderbaren Vereini- Uns wurde natürlich besonders bewußt, wie vereinzelte Fälle, bei denen ein junger Mensch gung der Weisheit der griechischen Philosophen stark wir heute wieder Verantwortung für die einige Zeit nach dem Seminar von uns gegangen mit den tiefsten christlichen Geheimnissen. Das Möglichkeit der individuellen und internatio- ist. Mariengeschehen, das dort verehrt wurde, gip- nalen Entwicklung übernehmen können und So nahe und direkt beim Geschehen bedeu- felte in der Frage, ob der Mensch sich ein zweites müssen. Folgerichtig wird deshalb das Thema tete Tornikes Tod natürlich eine große Heraus- Mal aus dem Geist heraus zeugen und gebären der nächsten bildungsART 19 mit der Frage der forderung für alle Beteiligten. Es galt für sehr könne, um sein volles schöpferisches Potential freien Menschenbildung zu tun haben. Ein vor- viele verschiedene Bedürfnisse und Umgangs- zu entfalten? läufiger Arbeitstitel ist dafür: Die Freiheit ist möglichkeiten mit diesem Thema die richtigen dem Menschen zumutbar! Wahrscheinlich kön- Formen und Rituale zu suchen. Es zeigte sich Vieles davon steht heute wieder in Frage und nen wir sogar Ministerpräsident Kretschmann zum Glück, daß wir fast immer die angemesse- Die diesjährige bildungsART und auch das nicht umsonst erheben besonders Menschen, die als Gast begrüßen und hoffen, mit ihm über die nen Worte, Unterstützung von lieben Menschen Rundbriefteam haben sich dieser Thematik mit sich den Idealen der Geschwister Scholl verbun- Fragen einer notwendigen freien Bildung ins Ge- und Handlungen fanden und so führte das gan- großem Ernst und Engagement angenommen. den fühlen, mahnend ihre Stimme, um daran zu spräch zu kommen. Diese Tagung wird außer- ze schockartige Ereignis zu einer allmählichen Die bildungsART stieß dieses Jahr auf großes erinnern, daß diese jungen Widerstandskämpfer dem in einem großen Kontext platziert sein. Ein- Interesse, was schon beim Eröffnungsvortrag letztendlich aus den Quellen des Humanismus mal wird im April eine große Veranstaltung zum des bekannten deutschen Hirnforschers Gerald gespeist zu Fackeln der Menschlichkeit in fins- Thema soziale Dreigliederung in der Liederhalle Hüther im Stuttgarter Hospitalhof mit fast 800 terer Zeit wurden. Auf all dem ruht unser heuti- stattfinden und im Herbst wird sicher ein Höhe- Teilnehmern deutlich wurde. Er hatte, wie es der ges Selbstverständnis, das aber wieder zahllosen punkt das 100 jährige Jubiläum der Freien Wal- „Zufall“ will, just zu dieser Woche sein neuestes Bedrohungen ausgesetzt ist. Zuerst werden un- dorfschule mit vielen Veranstaltungen auf dem Buch fertig, das schlicht den Titel „WÜRDE“ menschliche Ideen und Reden geduldet, dann Hügel und in der Stadt sein. trägt! Jeder finde seine Quelle der Würde und erste Handlungen, bis das ganze gesellschaftli- Kommen wir nun zu den wichtigen Ereignis- suche sie nicht in seinem Gehirn! Wo statt des- che Leben wieder in nationalistische Intoleranz sen im Jugendseminar. Ich möchte dabei immer sen, ließ er offen. zu kippen droht. mit einem Blick der Vielfarbigkeit des Lebens Die Tagung atmete zwischen größtmöglicher und der Würde des Menschen auf die Dinge Aktualität, im Angesicht der gesellschaftlichen Viele junge Menschen spüren, wenn auch schauen. Entwicklungen weltweit in den letzten Jahren, manchmal noch halbbewußt, wie sie ihrer farbi- Eine große Herausforderung für einen wür- und großer innerer Intimität, dadurch, daß alle gen Vielfalt zugunsten eines einheitlichen Graus digen Umgang mit schwierigen existenziellen Ausbildungen so stark wie noch nie in das Pro- beraubt werden sollen. Wie viele Zwänge zur Situationen war natürlich der Tod des Jugend- gramm einbezogen waren. An den Nachmitta- stummen Anpassung werden ihnen auferlegt! seminaristen Tornike im Sommer 2017. Für die gen stellten sie vor, wie in den verschiedenen „Wir kennen keine Rebellion mehr, nur schnelle meisten der davon betroffenen Seminaristen war Einrichtungen mit dem Thema der Würde um- und konforme Anpassung“ beschrieb das eine es das erste Mal, so direkt mit solch einem ein- gegangen wird: von der Geburt bis zur Sterbe- Seminaristin. Kein Wunder, daß so das Leben schneidenden Ereignis konfrontiert zu werden begleitung, von der Würde des Patienten bis zur immer unfarbiger und unbunter werden kann. und auch für uns Dozenten war es das erste Mal, Tornike Gobejishvili Würde der Kunst und natürlich auch dem Recht 16 17
künstlerischen Verarbeitung und spirituellen bessere Auf- und Abgänge und das Publikum sogar vertieft, haben wir einen guten Umgang Vertiefung im Umgang mit allen Fragen nach kommt durch die Haupttüre herein. Manchmal damit gefunden. Leben und Tod. Diese Fragen bewegen wir ja muß man die Dinge einfach umkehren, um auf Seit Anfang 2018 ist auch wieder ein deutlicher sonst auch, aber meist sind sie noch etwas theo- die richtige Lösung zu kommen. Aufwind zu spüren, der sich vor allem in der retischer Natur. Manchmal stirbt ein nahe ste- Das Sommer- und Herbsttrimester haben die- Nachfrage der jungen Menschen spiegelt. Die hender Mensch aus dem Umfeld eines Semina- sen „neuen“ Raum schon mit zwei großartigen Ermutigungsarbeit, seinen einen eigenen Farb- risten plötzlich. Dann bekommen sie auch große Projekten bespielt. Dabei sind auch die schönen klang zu finden, zu zeigen und zu leben, wird Aktualität. Doch letztlich sind dann immer Ein- Rückbesprechungen nach den Aufführungen immer notwendiger. Wir spüren leider, daß die zelne betroffen, nie die ganze Seminargemein- inzwischen zu einem wichtigen Element gewor- grauen Herren aus Michael Endes „Momo“ in schaft, wie im diesem Falle. den. der Welt sehr erfolgreich wirken. Ein Trost für uns war, daß Tornike noch wäh- In unserem Kollegium gab es auch ein paar Ein weiterer Mensch, der die Würde der stillen rend seines zweiten Trimesters zu einer großen wichtige Veränderungen, die auch im Bericht Begegnung zwischen Menschen aller Alters- Lebensbejahung zurück gefunden hatte und auf von Herrn Barzen beschrieben werden. stufen in den Mittelpunkt seiner Arbeit gestellt dem Weg war, sich der Heilpädagogik zu wid- Insgesamt war das Jahr 2017 ein sehr herausfor- hat, ist leider im Februar von uns gegangen. Mit men. Er liebte behinderte Menschen besonders. derndes Jahr, sowohl was die Bedürfnisse der Se- nicht nachlassendem liebevollen Blick das be- Manfred Welzel Er liebte auch sein Trimester und strebte immer minaristen als auch die Gesamtlage des Seminars sondere Menschliche wahrzunehmen und doch nach starkem Zusammenhalt. Es zeigte sich, anbelangt. Wir können von Glück sagen, daß es auch überpersönlich auszudrücken, war ihm ein bei denjenigen, die sie genießen durften. In daß einer seiner Klassenkameraden in Georgien die letzten Jahre davor immer bergauf ging und stetiges Anliegen, dass er künstlerisch bearbeite- unserem Treppenhaus sind einige seiner Werke ebenfalls sehr jung, nach einer schweren Krank- doch war uns bewußt, daß dies nicht immer nur te, z.B. in seinen sehr berührenden Büsten vieler fester Bestandteil der künstlerischen Gestaltung. heit, verstorben war. Dies ließ ihn stark an der so bleiben kann. Etwa alle sieben Jahre will das bedeutender Persönlichkeiten. Die Rede ist von Seine feine einfühlsame Art ist mir in guter Er- Gerechtigkeit der ganzen Welt zweifeln. Auch Seminar einen nächsten Entwicklungsschritt er- Manfred Welzel, der bis eine Woche vor seinem innerung, sein manchmal zweifelndes Fragen wenn dieser Zweifel sicher noch nicht völlig leben und dann öffnen sich wieder neue Mög- Tod noch rüstig und tätig war. Vor einem Jahr ebenso. Wir sahen ihn auch noch lange Jahre verschwunden war, fasste er trotzdem neuen lichkeiten. Es ist auch nicht das erste Mal, daß schien es so, als wolle er uns nach seinem 90. Ge- nach seinem Ausscheiden aus der unmittelba- Lebensmut. Uns hat er eine unglaublich inten- wir manche Schwierigkeiten meistern müssen. burtstag verlassen und ich besuchte ihn zu Hau- ren Tätigkeit am Seminar als regelmäßigen Be- sive und bewegende Zeit geschenkt und er wird Ich darf mit Dankbarkeit sagen, daß wir mit viel se, um mich von ihm zu verabschieden. sucher unserer Abschlüsse. Immer noch brannte immer weiter bei uns sein und wir im Gedenken Vertrauen und Gelassenheit mutig die notwen- Kaum hatte er kurz danach die letzte Ölung er- in ihm das Interesse an den jungen Menschen an ihn und mit ihm! digen Veränderungen angepackt haben und uns halten, fand er neue Kraft, stand von seinem und ihren Fragen und Beweggründen. Vielleicht Dank des großen Einsatzes von Jidu Pasqua- inzwischen sogar besser für die Zukunft auf- Krankenlager auf und erlebte so noch die große wollen sie das Interview in unserem Jubiläums- lini, Max Strecker und einiger Seminaristen ist gestellt sehen. Vor allem der neuen Beirat mit Ausstellung zu seinen Ehren im Rudolf Steiner heft darauf hin noch einmal ansehen (Siehe der große Saal nun voll bespielbar. Wir haben tatkräftigen Mitgliedern und der Umstand, daß Haus. Er hat hier auf dem Hügel viele Spuren Website). Wir werden ihn in guter Erinnerung jetzt einen durchgehenden Boden auf gleichem uns die Stiftungen wohlgesonnen die Mitarbeit hinterlassen, denn oft begegnet man seinen Plas- halten und möge er uns mit seinem milden Hu- Niveau und können dank der aufgebauten Tri- von Christian Czesla ermöglichen, ließ uns die tiken. Aber auch an vielen anderen Orten findet mor weiter von dort aus begleiten, wo er jetzt bünen bei den Abschlüssen einen der Qualität Klippen in relativer Ruhe meistern. Auch Kri- man seine Werke, so am Stuttgarter Flughafen. weilt. der Aufführungen viel angemesseneren Rah- sen können in würdiger Form durchlebt werden Natürlich ebenso im Jugendseminar, in dem er Auf unserer Ehemaligen-Reise nach Ägypten men schaffen als je. Die Projekte haben nun eine und wenn sich danach alle wieder in die Augen über viele Jahre Teil des Kollegiums war. Seine begegneten uns große Kontraste: Einerseits be- echte Umkleide in der Bibliothek und dadurch schauen können und die Zusammenarbeit sich Plastizierkurse sind noch heute sehr geschätzt wegten uns die zum Teil extremen Unterschiede 18 19
zwischen einstmaliger großer Würde im Um- gang mit Mensch und Natur im Gegensatz zu den jetzigen vielerorts unwürdigen Lebensver- hältnissen. Andererseits durften wir einen groß- artigem Ansatz erleben, die oben angesproche- ne Würde wieder zur erlangen - in neuer und zukunftsweisender Form. Bruno Sandkühler, der jetzt nur noch liebe- voll Dr. Bruno bei uns heißt (denn so rufen ihn auch die Ägypter), ließ sich nach einiger Über- redungskunst von Niklas Hoyme und anderen Seminaristen auf das Abenteuer ein, mit 21 jun- gen Menschen diese Reise zu organisieren und Er verabschiedete sich von uns, sichtlich bewegt, georgischen Freunden sehr vertieft. Nicht nur, zu leiten. Wir sahen die Pyramiden genau so mit den Worten: „Meine erste Reiseführung war daß uns im Herbst letzen Jahres eine unglaub- wie die „Müllmenschen“ von Kairo, besuchten vor vielen Jahren mit Studenten und meine wohl lich begabte Theatergruppe besuchte und Goe- die Gräber der Könige und die letzten Tempel letzte auch!“ Wir haben auf jeden Fall Lust noch thes Faust I in georgischer Sprache bei uns zur des neuen Reiches in Assuan, bis uns ein Nacht- lichkeit und Würde, die Ibrahim Abouleish über einige Abenteuer mit ihm zu erleben. Möge er großen Begeisterung des Publikums aufführte. zug am Ende der Reise auch noch nach SEKEM 40 Jahre erschaffen hat. Leider konnten wir ihn uns noch lange erhalten bleiben! Auch die Begegnung der Schauspieler mit den brachte. Im langsamen Vorüberfahren sahen wir persönlich nicht mehr treffen, das ließ wohl die Lassen Sie mich zum Schluß noch einen Blick Seminaristen war eine sehr herzliche. Daraus ist viele Dörfer, die immer größere Probleme gerade fortgeschrittene Krankheit nicht mehr zu. Aber in die nahe Zukunft wagen. Schon im Juni wer- eine Einladung an das Seminar entstanden und im Umgang mit dem Müll und dem Überbauen sein Werk und die vielen Menschen, die daran den wir im Anschluß an den sog. Stiftungstag wir sind guten Mutes im September diesen Jah- des so wichtigen Ackerbodens haben. Wie stark beteiligt sind, bleiben auch eine Oase der Hoff- des letzten Jahres einen Unternehmertag durch- res einen Gegenbesuch in Georgien durchfüh- war dazu der Kontrast in der Oase der Mensch- nung und Inspiration für alle, die daran mit- führen. Dazu laden wir Menschen ein, die mit ren zu können. Nun hängt es noch am gültigen wirken wollen, daß einstmals alle Menschen in uns darüber ins Gespräch kommen wollen, Beschluß des Sommertrimesters und natürlich würdigen Verhältnissen leben dürfen und das welche Fähigkeiten zukunftsorientierte Unter- wie immer auch an den genügenden finanziel- Recht auf schöpferische Entfaltung ihrer Kräfte nehmen heute von zukünftigen Mitarbeitern len Mitteln. Auch hier können Sie uns, wenn es leben können. erwarten, aber auch umgekehrt, welche Arbeits- Ihnen möglich ist, aktiv unterstützen. Wir wol- Auch Ibrahim hilft uns inzwischen von der umgebung junge Menschen erhoffen, wenn sie len dort nicht nur eine schöne Reise genießen, anderen Seite des Lebens, oder wie die Pharao- sich engagiert einbringen wollen. Wir sind sehr sondern vor Ort einige Initiativen kennen ler- nen sagen würden, er hat die große Nachtfahrt gespannt, ob und wie dieser Dialog fruchtet. nen und nach Kräften unterstützen. So können der Sonne angetreten. Falls Sie selbst dazu etwas aktiv einbringen wol- wir eine wirkliche Brücke zwischen unseren Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal len, melden Sie sich bitte gerne bei uns. Das Da- beiden Ländern bauen und die Anthroposophie ausdrücklich bei Dr. Bruno Sandkühler bedan- tum des Unternehmertages ist der 29.Juni von dort wie hier in ihrer menschenverbindenden ken für seine unglaublich kenntnisreichen Füh- 9.30 Uhr bis 16.00 Uhr im Jugendseminar. und Würde erzeugenden Kraft stärken! Anthro- rungen und die einmaligen Gelegenheiten, be- Angestoßen durch Tornikes plötzlichen Tod, posophie ist nichts anderes als eine reife Frucht sondere Orte und Menschen kennen zu lernen. hat sich inzwischen das Gespräch mit unseren des eingangs geschilderten Humanismus. Sie 20 21
geht insofern einen Schritt weiter, daß sie den richtigen und wichtigen Beschreibungen der Würde des Menschen und seiner Möglichkeiten und Aufgaben noch eine Vielfalt von konkreten Werkzeugen und Umsetzungsmöglichkeiten aufzeigen kann. Ich möchte nun auch allen Unterstützern des Seminars, ob groß oder klein, ob alt oder jung, ob mit großen oder kleinen Beiträgen, für ihre Treue und Hilfe danken! Mögen noch viele hin- zukommen, den roten Faden finden zu helfen. Weiterhin möchte ich dem Rundbriefteam für seine hingebungsvolle und sorgfältige Arbeit danken und insbesondere auch für die Geduld und das Verständnis, das sie auch mir gegenüber aufbringen mussten. Einen besonderen Dank möchte ich auch noch Franz aussprechen, für seine Unterstützung bei den Fotos und natürlich WILLKOMMEN IM JUGENDSEMINAR Zalina, die uns mit professionellem Können bei der Gestaltung des sehr geholfen hat. Ich den- ke, das Ergebnis spricht für sich selbst und ich wünsche Ihnen, liebe Leser, ebenso reichen Er- trag beim Lesen, wie ich ihn schon haben durfte! 22 23
jemand spricht auf Skype mit in dem viele Aktivitäten statt- zufahren. Per ICE kommt man den Rosensteinpark gehen. Im seiner italienischen Familie, finden. Dann gibt es noch die bequem auch in alle anderen Frühling kann man das Früh- im Sprachraum bereitet sich Kostümkammer, das Dozen- großen deutschen Städte. lingsfest und im Herbst den jemand für seinen Trimester- tenzimmer für Gastdozenten Kultur und Unterhaltung in legendären Cannstatter Wasen abschluss vor oder wiederholt und den höchsten Punkt des Stuttgart gibt es für jeden Ge- besuchen. Im Winter trifft man sein Gedicht auf Georgisch. Gebäudes, den „Olymp“ (ein schmack. In der Porsche-Arena sich in Waldau zum Eislaufen Im Erdgeschoss befinden sich Konferenz- und Arbeitsraum und der Hanns-Martin-Schley- und wärmt sich hinterher auf die Bibliothek, der Waschraum, für die Dozenten). er-Halle stehen Shows und einem der zahlreichen Weih- das Büro und der große Saal, in Das Seminarhaus liegt fern von Konzerte auf dem Programm. nachtsmärkte in der Stuttgarter dem wir am Ende des Trimes- dem Lärm der Stadt, obwohl In der Bundesliga-Saison ist die Innenstadt mit einem Glüh- ters unsere Abschlüsse haben. diese doch so nah ist. Von hier Mercedes-Benz-Arena natür- wein auf. Im ersten und zweiten Stock- aus führen wunderschöne Spa- lich der Magnet für Fußball- Das Jugendseminar und die werk befinden sich Wohnräu- zierwege in die Umgebung. fans. Stadt geben viele Chancen und ÜBER DAS HAUS, DIE me, jeweils mit Küche, zwei Bä- dern und einem Wohnzimmer. Die Innenstadt kann man gut zu Fuß erreichen, aber man Im Sommer kann man durch den Schlossgarten, den Uni- Möglichkeiten, sich zu entwi- ckeln und besser zu leben. Für mich ist das Zusammenle- hat auch die Möglichkeit, mit Park, zum Schloss Solitude, LAGE UND STUTTGART ben das Wichtigste am Jugend- seminar. Besonders, wenn man dem Bus oder der U-Bahn hin- zum Killesberg oder durch am Anfang der Zwanziger steht Sammy, 3. Trimester und gerade die Schule und die Eltern hinter sich gelassen hat, kann der neue Lebensabschnitt ganz schön überfordern. Semi- nar, neue Leute, neue Stadt. Al- AUF HOHEM UND LICHTVOLLEM Wenn man die Treppe des Ju- les ist größer, aufregender und Sammy Kurashvili, 3. Trimester, Georgien, 24 Jahre HÜGEL GIBT ES EIN HAUS MIT DEM gendseminars hoch geht, fühlt irgendwie auch chaotisch. In SCHÖNSTEN GARTEN IN DER WELT man eine belebte Stimmung. – EIN LIEBLINGSPLATZ FÜR VÖGEL, solchen Momenten ist es sehr Das Haus besteht aus 5 Stock- Was gefällt dir im Jugendseminar am Besten? EICHHÖRNCHEN … UND SEMINA- wichtig, zu Hause mit Men- werken. Im Keller befinden sich Freiheit, Harmonie, viele verschiedene Kulturen, Menschen, Beziehungen zwischen Seminaris- RISTEN. schen zu sein, die dasselbe er- ten, Wärme, Liebe… Musik-, Internet- und Sprach- leben oder schon erlebt haben. Welche Farbe hat die Grundstimmung deines Lebens? räume, wo man die Internatio- Man fühlt sich ein bisschen Auf Georgisch bedeutet hellblau „HimmelsFarbe“… und ja, Grundstimmung meines Lebens ist nalität bereits spürt. Im Musik- „Farbe des Himmels“ . weniger einsam und kann von raum spielt jemand Klavier, Was wünschst du dem Seminar für die Zukunft? den Erfahrungen der anderen begleitet von japanischem Ge- Viele glückliche und zufriedene Seminaristen und finanzielle Verstärkung. lernen. Was gibt dir das Jugendseminar ? sang, im Internetraum schaut Im dritten Stockwerk befin- Neue Herausforderungen, Möglichkeiten mich zu entwickeln und einen anderen Blick jemand Filme auf Spanisch, det sich das Atelier, ein Saal, auf das Leben. 24 25
L L A “ „VI U N T “ TN E RB 26 27 K„ U
seins. Jede Begegnung ist in ihrem mit der ganzen Welt in Berührung mungen. Jeder sieht die Welt aus Auf diese Weise werde ich ein bes- eigenen Wesen immer wieder eine zu kommen. Manchmal finden einer anderen Perspektive an. Da- serer Mensch. Überraschung. Dabei begegnen Gespräche in mehreren Sprachen durch habe ich viel Inspiration ge- Ich bin gerne mit anderen zusam- wir uns alle mit dem gleichen Re- gleichzeitig und im selben Raum wonnen und Dinge entdeckt, die men. Jede Begegnung ist wie ein spekt, ganz gleich ob Kursleiter, statt. Oder jemand spricht über ich vorher nie bemerkt habe. Schatz für mich. Ich mag es mit Dozent, Hausmutter oder Haus- sein Land und die dortigen Leute. Bevor ich hierher kam, konnte ich ihnen zu singen, zu kochen, etwas meister. Wir sind sehr an den Ge- Die Schwierigkeit besteht darin, mir nicht vorstellen, wie das Leben Ungewöhnliches zu machen, Wit- fühlen und Ideen der anderen, aus dass die so unterschiedlichen Ge- für mich hier sein wird. Ich bin ze zu reißen oder ernsthaft über Vergangenheit, Gegenwart und wohnheiten, die wir von Zuhause meinen Freunden hier sehr dank- unsere Zukunft und die der Welt Zukunft, interessiert. Jeden Tag aus mitbringen, gute wie schlechte bar. Ich habe so viel über das Leben zu diskutieren. Ich genieße die versuchen wir uns selbst und die einschließen. Deshalb müssen wir durch sie lernen dürfen. Wie man Zeit hier so sehr! Ich teile meine anderen besser zu verstehen. Der lernen die Unterschiede zu respek- anderen begegnet und miteinan- Wärme, Liebe und Glück mit allen Dialog ist uns dabei sehr wichtig. tieren und ein inneres Gleichge- der umgeht. Durch sie durfte ich gern. Ich liebe alle hier und wün- Wir können fast jedes Thema an- wicht zu finden. auch mehr über mich erfahren. Je- sche mir, dass sich diese Liebe bis sprechen. Gemeinsames Lernen gehört hier den Tag versuche ich mich zu ver- in jeden Winkel der Welt ausbrei- Angesichts von Konflikten schauen zu den spannendsten Unterneh- ändern und etwas dazu zu lernen. tet! wir uns unsere Gefühle und Ideen INTERNATIONALE an anderen an, und versuchen so die verschiedenen Denkweisen zu verstehen und neue Wege zu erler- BEGEGNUNGEN nen die Welt zu sehen. Jeder hier hat den Raum so zu sein wie er ist. Amanda, 2. Trimester Jeder von uns bringt seine eigene Manchmal gehen die Scherze aber Vergangenheit mit. Dabei kom- untereinander so weit, dass es fast HIER IM JUGENDSEMINAR STUDIERE men viele von uns aus verschie- wie in einem Irrenhaus ist. UND LEBE ICH MIT MENSCHEN AUS VIELEN VERSCHIEDENEN LÄNDERN, denen Kulturen und sind in den Das Zusammenleben bringt viele WAS IMMER WIEDER SEHR INTERES- unterschiedlichsten Milieus auf- Vorteile, wie auch Herausforde- SANT UND ERFRISCHEND IST. gewachsen. Diese mitgebrachten rungen. Zum Beispiel essen wir Geschenke teilen wir gerne mitein- alle sehr gerne und kommen da- ander. Wir studieren und leben am durch oft in den Vorzug, das Es- selben Ort und sind dabei fast 24 sen verschiedener Länder zu pro- Stunden zusammen. Auch wenn bieren. Auch haben wir die besten wir uns nicht immer sehr nahe ste- Voraussetzungen die Sprachen hen, haben wir doch viel Verständ- und Bräuche verschiedener Länder nis füreinander. Dies ist eine ganz kennenzulernen. Was uns aber be- besondere Art des Zusammen- sonders berührt, ist das Gefühl so 28 29
我們每個人都帶了各自包裹來到Jugendseminar,我們來自不同的文化,在不同的環境下成 長,每個人的包裹裡都裝了非常不一樣的東西。我們來到這裡,分享彼此所帶來的禮物。我們在同 國際的 遇見 一個地方學習和生活,幾乎24小時同在一起,我們不一定很親密,但非常了解彼此,這是一種很特 別的關係。這裡每個人與每個人遇見的方式都不一樣 ,在這裡我們以同樣高度看待所有人,包括課 程的負責人(領導人)講師們、家媽、家爸。我們對於彼此的感覺和想法,過去、現在和未來充滿 了興趣,我們每天都試著更了解自己和其他人,對話在這裡對我們來說非常重要,我們幾乎什麼話 題都能聊都能討論,沒有什麼隱私,遇到什麼困難就討論,為了瞭解彼此感受和想法,學習不同的 思考方式,學習用新的方式去感受這個世界,感受彼此。在這裡的所有人,都能開開心心的做自己, 有時我們會開玩笑說,這裡有時就像精神病院一樣。 關於一起生活,有很多好處也有很多挑戰。好處例如:第一、因為大家都很愛吃,所以能常品嘗 到各國美食。第二、只要你願意,有最好的機會學習各國語言、習俗。第三、特別美的一件事,是 我常感覺全世界環繞在身邊,有時候在同一個空間,很多種語言的對話同時進行,或當其他人講述 起他們國家的事情。困難之處就是我們從家鄉帶來的非常不一樣的習慣包括好與壞的習慣,所以我 們“必須”學習尊重彼此的不同,並且要練習找到之間平衡。關於一起學習,是這裡最精彩刺激的 一部分,大家都從不同的角度看這個世界,透過他們我得到了很多啟發,發現了很多以前從未注意 過的事情。 在來這裡之前,我完全無法想像我要如何融入這裡的生活。我非常感謝這裡的朋友們,在這裡和 他們一起生活我學到了非常多,怎麼與人相處怎麼與人對話,透過他們我也更了解自己,每天我都 Amanda Pontius, 2. Trimester, Taiwan, 19 Jahre 嘗試改變自己,每天我都在學習怎樣成為更好的人。我喜歡和所有人在一起,我很珍惜這裡的每一 個遇見,我喜歡和她們一起唱歌、煮飯、做一些不尋常的事、開玩笑或嚴肅的討論我們的未來和討 Was gefällt dir im Jugendseminar am Besten? 論這個世界,我很享受在這裡的時光。我喜歡和大家分享快樂、溫暖和愛。我愛這裡的大家,我希 Frühstücken. 望這樣的愛隨著我們散播到世界的每一個角落。 Welche Farbe hat die Grundstimmung deines Lebens? Sonnenaufgangsfarben. Was wünschst du dem Seminar für die Zukunft? Dass mehr Leute aus verschiedenen Ländern kommen können. Was gibt dir das Jugendseminar? Viele Freunde aus verschiedenen Ländern, ganz anderen Blick auf die Welt (wegen den Leuten). 30 31
ein intensiver Bundesfreiwilli- auch die Umwelt aussaugen nehmen. an einem Tag alles verändern gendienst und ein erfolgreicher und kaputt machen... So bin ich am Jugendseminar kann. Wenn man immer unter Studienabbruch nach zwei Se- Darauf braucht es dringlichs- gelandet und habe die Anthro- Zeit- und Leistungsdruck ge- mestern haben den Weg für et- te Antworten, wenn wir diese posophie kennen lernen dür- lernt und gearbeitet hat, dann was Neues geebnet. Erde erhalten und unser Mit- fen. Das ist für mich ein wert- ist das eine ganz neue Qualität. Nun bin ich in meinem zwei- einander wieder ehrlich sozial voller Lebensschatz, spüren zu Neben der Tatsache, dass wir ten Trimester, sprich schon gestalten wollen. können, dass ich mit meinen Zeit zum Lernen bekommen, fünf Monate, am Seminar und Das ist für mich die ganz prag- Fragen ernst genommen werde. ist auch maßgeblich der Inhalt langsam erwacht in mir der matische Seite der Anthropo- Die schönste Erfahrung, die ich unseres Zusammenarbeitens Verdacht, dass ich Teile der An- sophie – aufrichtig soziales, in meinem ersten Trimester ge- entscheidend. throposophie eigentlich schon ökologisches und nachhaltiges macht habe und die mir jeder Die ganzen künstlerischen Din- länger kenne. In mir schlum- Denken und Handeln aus Frei- Ex-Waldorfschüler unserer Se- ge, die wir hier machen - vom mert schon lange eine Sehn- heit! minaristen vor Augen führt, Tanzen, Malen bis zum Schau- sucht nach Menschlichkeit, Die andere Seite bezieht sich ist, dass ich endlich Zeit für das spiel - alles schenkt mir eine nach „Verstanden werden“, eher auf eine Innerlichkeit, das Lernen habe. Mir fällt das nach ungemein große Lust am Ar- nach einer ganzheitlichen Be- heißt, dass ich Fragen in mir wie vor schwer, mir diese Zeit beiten, Lernen und an der Aus- trachtung des Menschen, der trage, nach meinen Gefühlen auch selbst zu geben, einzuse- einandersetzung mit mir selbst. Natur, des ganzen Universums. und Gedanken, nach meiner hen, dass Lernen ein Prozess Was an der staatlichen Schule Ich will wissen, warum ich auf Wahrnehmung und meinem ist, einzusehen, dass ich nicht für mich für zwei bis vier Wo- dieser Welt bin und was ich tun Interagieren, nach meinem kann, um mein Leben zu gestal- Willen, meiner Unlust, meiner ten. Mein innerster Wunsch ist Traurigkeit, meiner Freude. Ich es, in meinem Handeln einen habe lange gedacht, dass Vieles WIE DIE ANTHROPOSOPHIE Sinn zu finden. Mir ist das alles andere als davon fehl am Platz ist, keine Berechtigung hat, dass ich ein- MEIN LEBEN BUNTER gleichgültig, wie wir Menschen miteinander umgehen, wie sich unsere Gesellschaft entwickelt, fach funktionieren muss, dass der Mensch eben so ist, wie er ist, dass ich einfach weiterma- MACHT wie alles soziale Interagieren Ich kam ohne jegliches Wissen immer distanzierter und kurz- chen sollte wie bisher. Aber ohne Antworten habe Romy , 2. Trimester von der Anthroposophie an lebiger wird. Zum anderen ich mich nicht zufriedenstel- das Jugendseminar. Ich hatte stelle ich in Frage, wie wir die len können. Meine Seele und zwar schon von Waldorfschu- Erde ausbeuten und für unsere mein Körper, erst viel später len gehört, aber nie einen ein- Interessen benutzen, wie wir mein Verstand, haben mich zigen Berührungspunkt damit durch den globalen Kapitalis- aufgeweckt, mich selbst ernst gehabt. 12 Jahre Staatsschule, mus sowohl die Menschen als zu nehmen, mein ICH ernst zu 32 33
chenstunden angeboten wurde, stalten würde. Aber eventuell über solche Themen zu disku- ist hier Bestandteil jeder Arbeit. gehört das auch zu einem so- tieren und einen anderen Blick- Aus „Ada und Marek“: In jedem Prozess im Seminar zialen Lernprozess: Trotz aller winkel auf die Dinge zu be- steckt Kunst. Ich behaupte, Schwierigkeiten und persön- kommen. „Ada, wohin gehst du?“ dass jeder Mensch Durst nach lichen Differenzen die Zusam- Ich bin sehr froh, hier am Ju- „Immer weiter..“ Kunst hat, nach Verwirkli- menarbeit weiterbetreiben. gendseminar diese ganzen Er- „Das wollte ich nicht wissen, wohin gehst du, was ist dein Ziel?“ chung des eigenen freiheitli- Zusammenfassend kann ich fahrungen zu machen und die „Ein Ziel, Marek? Braucht man immer ein Ziel, um gehen zu können? Die Hauptsache ist, chen Denkens. Kunst ist ebenso sagen, dass ich die Anthropo- Anthroposophie kennenzuler- dass ich gehe.“ immer Ausdruck des eigenen sophie aus diesen zwei Be- nen. „Ada, wohin? Was macht das Davonlaufen für einen Sinn, wenn du nicht weißt, was du tust, Seelenlebens. Darum kann es trachtungsweisen als zwang- Ich wünsche mir von Herzen, wohin du willst?“ auch so unglaublich hilfreich los, liebend und sinnstiftend dass sich viele junge Menschen „Ich weiß, was ich tue, auch ohne Ziel, mein Plan ist das Weitergehen. Bleibe ich hier, so und heilsam wirken, wenn man empfinde. aufmachen, sich selbst und die würde ich vergehen, wie eine Blume ohne Sonnenlicht, wie ein Feuer ohne Luft (...). die Orientierung für sich selbst Jedoch gibt es auch hinter man- Welt besser kennenzulernen, Ich brauche kein Ziel zum Weitergehen, ich brauche die Entwicklung, das Vorankommen. verloren hat. chen Dingen für mich noch ein sich aufmachen, um etwas zu Mein Antrieb ist die stetige Veränderung.“ Was mich auf der anderen Sei- großes Fragezeichen. Ich kann bewegen, in sich selbst und in „Ada, aber was ist, wenn du dadurch zur Getriebenen wirst, was ist, wenn du stetig weiter- te sehr häufig hier stört, ist die nicht alles, was Rudolf Steiner der Welt. Unsere Zukunft sollte gehst, nie verweilst, dir nie ein Ziel suchst (...) was passiert mit dir?“ Arbeitshaltung vieler Semina- gesagt und aufgeschrieben hat, bunt werden! „Jeder Mensch sucht sich seinen Weg auf dieser Welt, in diesem einzigartigen Leben. Weißt risten – so ehrlich muss ich an nachvollziehen. Ich kann nicht du, ich habe Hoffnung, Hoffnung vor allem für mich selbst. Ich sehe meinen Weg vor mir dieser Stelle auch sein –, die alles verstehen, nicht alles für und ich werde so mutig sein, alles auf mich unvorhergesehen zukommen zu lassen. Motivation und Einsatzbereit- mich mitnehmen. Die Themen Diese Lebensreise wird mich immer wieder stoppen und ich werde verweilen. Ich werde Ziele schaft lassen oft zu wünschen Reinkarnation und Wieder- immer erst dann entdecken, wenn ich weitergegangen bin und alles wird seinen Sinn haben. übrig. Ich finde das unglaublich geburt beispielsweise sind für Es ist ganz uns gar nicht realistisch für mich, mir ein Ziel im Voraus zu stecken. Zu groß ist schade, weil ich viel lieber noch mich nicht zu greifen. meine Angst vor Enttäuschung. Zu groß ist meine Angst vor dem Scheitern. mehr mitnehmen und mehr ge- Trotzdem ist es spannend, auch Ich denke vor allen Dingen, dass ich mich selbst verpasse, ich verpasse die Jetzt-Zeit, verges- se meine Ideen, lebe immer in der Zukunft, nie in der Gegenwart. Romy Berner, 2. Trimester, Deutschland , 21 Jahre Ich würde manches nicht entdecken, was möglicherweise viel bedeutender sein könnte, als Was gefällt dir im Jugendseminar am Besten? mein vorgegebenes Ziel. Ziele können blind machen für die Blumen am Straßenrand, für die Die Kunst als Mittel zur Persönlichkeitsbildung, Räume der Gemeinschaft und des Rückzugs, interkul- Kieselsteine am Flussbeet, für die Melodien dieser Erde. turelle Begegnungen. Ich würde mein ICH verlieren; dem Leben zu wenig Chance lassen, mich zu begeistern. Welche Farbe hat die Grundstimmung deines Lebens? Der Weg, mein Weg (...) er kennt keine Ziele, er ist voll von Geschichten und Abenteuern, Es ist irgendetwas zwischen Blau und Violett. Die Farben um mich herum sind jedoch nicht immer die Farben in mir, innerlich, beide bedingen trotzdem meine Stimmung. voll von Gefühl und Lebenskraft. Was wünschst du dem Seminar für die Zukunft? Meine Reise ist das stetige Wandeln, Erleben und Entdecken. Ich will die Farben unserer Erde Genügend Seminaristen und junge Menschen, die mit Begeisterung die Idee des Seminars in sehen, will dem Rhythmus der Welt begegnen...ich will ganz aufrichtig leben.“ die Welt tragen. Was gibt dir das Jugendseminar? Freiraum für meine Weiterentwicklung, einen anderen Blick auf die Welt, ausleben meiner Ideen. 34 35
Ich bin Temo Tsikoridze, ge- „Freie Jugendseminar“. Ich in- diesem Moment des „Reisens“ Kursen hat mir auch sehr gut boren am 26. Oktober 1991. teressierte mich nicht nur für erforschst Du viele neue, gute geholfen, die deutsche Sprache Aus Georgien, Tiflis. Ich war anthroposophische Themen, und schöne Dinge. Menschen zu lernen. Denn ich kannte die noch nie in der Waldorfschule sondern auch für die Berufs- mit vielen verschiedenen „Far- Sprache nur auf dem Niveau und hatte mit dieser Richtung orientierung des Seminars. So ben“, verschiedenen Kulturen, von „hallo“ und „tschüss“, als von Unterricht und Philoso- kam ich hierher, nicht genau die als eine Nation zusammen- ich hierher kam. Daneben er- phie vorher nichts zu tun. Nach wissend, was ich lernen woll- leben; verschiedene Menschen, hältst Du hier verschiedene Ar- der Schule studierte ich an te, was mein nächster Schritt die von Trimester zu Trimes- ten von „Hausaufgaben“, für der staatlichen Akademie der ins Wissen sein könnte. Wenn ter wechseln, wie sie kommen die Du Deine verschiedenen Künste in Tiflis. Dort habe ich Du mit einem Atemzug hierher und gehen und wie sie sich Möglichkeiten nutzen solltest. „Digital Design“ studiert. Ich kommst, denkst Du vielleicht, dabei selbst verändern. Dies Zum Beispiel: Personengrup- dachte, es wäre so interessant dass dies nur eine Standardan- ist ein Ort, der Dir genügend pen für verschiedene Aufgaben für mich, dass ich diesen Beruf lage ist, in der Du Anthroposo- Zeit und Raum zum Nachden- zusammenstellen und organi- mein ganzes Leben lang aus- phie lernen und Informationen ken gibt, um neue Dinge aus- sieren. Oder Fotos für irgend- üben würde. Aber dann stell- über verschiedene Berufe sam- zuprobieren. Hier kannst Du ein Projekt machen (obwohl Du te ich fest, dass mein Interesse meln kannst. Wenn Du Dich einen Einblick in viele verschie- kein Fotograf bist), aber weil nicht nur auf „Digital Design“, in diese Atmosphäre vertiefst, dene Berufsfelder erhalten: Du diesen Job bekommen hast, sondern auf die gesamte Rich- versuchst, Dich an die Dinge Vom Elektriker bis zum Arzt, musst Du es tun. Während Du tung des „Produktdesigns“, ge- hier zu gewöhnen, Dich an das vom Chefkoch bis zum Mana- daran arbeitest, lernst Du viele richtet war. Wie auch immer... Seminar zu gewöhnen und die ger, vom Finanzierer bis zum Dinge und deshalb kannst Du Ich kam auf einige neue Ideen Leute näher kennenzulernen, Künstler und so weiter. Das Le- herausfinden, dass Du Dich und beschloss ins Ausland zu beginnst Du zu reisen. Und in ben in den Seminaren und den für Fotografie oder so etwas gehen und etwas anderes in dieser Richtung zu studieren. Ich erfuhr von meinem Freund Nika Koshoridze über das Teimuraz Tsikoridze, 2.Trimester, Georgien, 26 Jahre FREIES JUGENDSEMINAR ALS Was gefällt dir im Jugendseminar am Besten? Neue Kulturen und Charaktere, die ich erst kannte, als ich hier gekommen bin. Welche Farbe hat die Grundstimmung deines Lebens? Alle. EIN ORT FÜR INSPIRATION Was wünscht du dem Seminar für die Zukunft? Mehr Entwicklung und weniger Verbindung mit der Vergangenheit. Mehr neue Projekte in jeder Richtung. Was gibt dir das Seminar? Temo, 2.Trimestern Wichtige Zeit für mich zu benutzten. 36 37
interessierst und dann lernst iugend seminari - adgili STagonebisTvis und als Fotograf arbeitest. Was me var Temo wiqoriZe, dabadebuli 1991 wlis 26 oqtombers, TbilisSi, saqarTveloSi. Künstler angeht, so ist das für mich Inspiration - Möglichkei- valdorfis skolaSi arasdros miswavlia da arc aranairi Sexeba mqonia am mimarTulebis saganmanaTleblo sistemasTan an filosofiasTan. ten, viel neues „Material“, um mit den Händen etwas daraus skolis Semdeg swavla Tbilisis saxelmwifo samxatvro akademiaSi, cifruli mediis mi- marTulebiT gavagrZele. megona es CemTvis imdenad saintereso iqneboda, rom am profesias zu machen, sich selbst einzu- mTeli cxovreba gavyvebodi. magram mogvianebiT aRmovaCine, rom mxolod „cifruli“ ki binden und zu erforschen, was ara, mTlianad produqtis dizainis mimarTuleba mainteresebda. einen besonders interessiert. erTi sityviT, axali ideebi momivida da gadavwyvite sazRvargareT wavsuliyavi da am Dieser Ort kann Dich nicht in- mimarTulebiT rame gansxvavebuli meswavla. am dros Cemi megobrisgan, nika koSoriZisgan iugend seminaris Sesaxeb gavige da davinteresdi, aramxolod anTroposofiuli TemebiT, nerlich verändern, sondern aramed seminaris profesiuli orientaciis profiliTac. kann Deine Art zu handeln, zu mokled rom vTqva, Camovedi germaniaSi, ise, rom zustad ar vicodi kidev risi swavla leben und zu erschaffen, verän- mindoda, ra iqneboda Cemi Semdegi nabiji ganaTlebaSi. dern... oder Du bekommst den aq rom modixar, erTi SexedviT, SeiZleba ifiqro, rom es erTi Cveulebrivi dawesebulebaa, Mut, einfach etwas Neues aus- sadac SegiZlia anTroposofias gaecno da sxvadasxva profesiebis Sesaxeb informacia zuprobieren, was Du noch nie moagrovo. magram droTa ganmavlobaSi am atmosferoSi ufro Rrmad eSvebi, nelnela - aq mimdinare movlenebis nawili xdebi, eCvevi aqaur yofas da ecnobi aq myof adamianebs. da am zuvor versucht hast. Hier fin- „mogzaurobis“ periodSi marTlac rom mogzaurob da bevr axal, karg da mSvenier rames dest Du immer eine neue Farbe, aRmoaCen: sxvadasxva „ferebis“ adamianebs, sxvadasxva kulturebis warmomadgenlebs, rom- die Du noch nie zuvor gesehen lebic erT mTlianobas qmnian; adamianebs, romlebic trimestridan trimestramde icvle- bian, radgan zogi midis da zogic modis seminarSi; an ubralod aq yofnis ganmavlobaSi hast, oder eine Farbe, die Du cvlian sakuTar Tavs. gesucht hast, die Du aber nie esParis adgili, romelic sakmaris drosa da sivrces gaZlevs imisTvis, rom ifiqro da auf Deine „Palette“ bekommen rame axali scado. aq SegiZlia, bevri profesia gamoscado: eleqtrikosobidan - eqimobam- konntest. Dies ist ein Ort der de; Sefmzareulobidan - menejerobamde; finansistobidan - mxatvrobamde da a.S. Inspiration und der Erfahrung, seminarSi cxovrebam da aqaurma leqciebma aseve Zalian Semiwyo xeli germanuli enis aT- was auf jeden Fall gut für Dich visebaSi. aq rom movedi, ena mxolod „gamarjoba“-s da „naxvamdis“ doneze vicodi. garda amisa, aq SeiZleba sxvadasxva davalebebi miiRo, romelTaTvis sxvadasxva unarebis gamoy- sein wird. eneba mogiwevs. magaliTad: Seadgino adamianTa jgufebi raime samuSaosTvis da marTo es jgufebi. an reime proeqtisTvis fotosuraTebis gadaReba mogiwios (miuxedavad imisa, rom SeiZleba fotografiis araferi gesmodes). magram, radgan es davaleba miiRe, is unda Seas- rulo da am procesSi bevr rames swavlob. mere ki SeiZleba aRmoaCino, rom dainteresdi fotografiiT an msgavsi ramiT da Semdeg am mimarTulebiT iswavlo kidec da momavalSi fotografad imuSao. CemTvis, rogorc xelovanisTvis, swored esaa STagoneba - SesaZleblobebi, didi odenobiT axali „samuSao masala“, romlisganac SegiZlia bevri ram Seqmna, ganaviTaro sakuTari Tavi da gaarkvio, ra aris SenTvis ufro saintereso. am adgilma SeiZleba, Sinaganad ar Segcvalos, magram aq myofi adamiani cvlis Tavis da- mokidebulebas cxovrebisa da Semoqmedebis mimarT. an ubralod xels hkidebs iseT rames, rac arasdros ucdia. aq yovelTvis SegiZlia i povo axali feri, romelsac SeiZleba eZeb- di, magram ver iRebdi Sens palitraze. es aris adgili STagonebisTvis da gamocdileba, romelic yovelTvis gamogadgeba. 38 39
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