GESCHÄFTSBERICHT 2016 - RAG-Stiftung
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Stand: 31.12.2016 Die RAG-Stiftun Geg Vereine Kuratorium O Geborene Mitglieder (5) Kultur n Weitere Mitglieder (9) bestellt den ppe ihn bei de u sgr Dr. Jürgen Großmann (Vorsitzender) ch informie Wissenschaft Michael Vassiliadis (stellv. Vorsitzender) ru grundleg Seite 26 und 61 sp An Bildungsträger F Beteiligungen 1. RAG (100 %) überträgt nach Auslaufen Ausgangspunkt rund 1,6 Mrd. € auf die RA Beendigung des 2. RAG-Stiftung Beteiligungsgesellscha subventionierten Steinkohlen- Gewinnausschüttung bergbaus (Ende 2018) 3. Evonik (68 %) Dividende Zweck der RAG-Stiftung ist der geordnete und sozialverträgliche Übergang in die Ära 4. VIVAWEST (30 %) des Nachbergbaus sowie die dauerhafte Gewinnausschüttung Finanzierung der Ewigkeitsaufgaben. Seite 24 – 25 t eleg stillg Ewigkeitsaufgaben 66% Die Ewigkeitsaufgaben des Steinkohlenbergbaus der Grubenwasserhaltu RAG Aktiengesellschaft (auch Das Pumpen von untertägige „Ewigkeitslasten“ genannt), dem Grubenwasser, das sich die die RAG-Stiftung ab 2019 Bergwerken sammelt. Das G finanziert, sind Maßnahmen, unter anderem zum Schutz d die auch nach Beendigung der kommen, an die Oberfläche Steinkohlenförderung dauerhaft fortbestehen. Seite 10 –11
ng auf einen Blick gründet 2007 ORGANE Vorstand Politik Dr. Werner Müller (Vorsitzender) An Bürger n Vorstand und überwacht Dr. Helmut Linssen sp er Führung der Geschäfte ru (Finanzen) ch Bärbel Bergerhoff-Wodopia sg ert das Kuratorium über (Personal, Förderung) ru Gewerkschaft gende Entscheidungen p Seite 2–9 und Seite 61 € pe € n FINANZIERUNG Kapitalmarkt n Kapitalanlagen 44% Staats- und des Bergbaus Unternehmensanleihen AG-Stiftung Förderung von 21% Private Equity/Beteiligungen* Bildung, Wissenschaft aft mbH (75%) 15% Immobilien/Infrastruktur Förderung 2016: und Kultur 13% Aktien 7% Liquidität und Sonstige 10,5 Mio. € Die Projektförderung steht im Zusammen- hang mit dem Bergbau an Ruhr und Höhe (zum 31.12.16): Förderung 2017: Saar. Unterschieden werden zwei zentrale 4,7 Mrd. € 13,5 Mio. € Aufgabenstellungen: Erbe des * Inkl. RAG-Stiftung Beteiligungsgesellschaft mbH Bergbaus & Begleitung des Wandels Zur Finanzierung der Ewigkeits- aufgaben ab 2019 werden jährlich benötigt: rund 220 Mio. € Museum Bibliothek Uni Kokerei 5% 29 % ung Grundwasserreinigung Poldermaßnahmen en Wassermengen, Die Reinigung von verschmutztem Die bergbauliche Tätigkeit hat Senkungen an der unter Tage in den Wasser auf den Geländen ehemaliger Tagesoberfläche zur Folge. Ohne dauerhaftes Pumpen rubenwasser wird, Nebengewinnungsbetriebe des von Oberflächenwasser, insbesondere durch die der Trinkwasservor- Steinkohlenbergbaus, insbesondere Wasserverbände, würde es zu einer Ansammlung von gepumpt. ehemaliger Kokereien. Wasser in diesen Senken kommen.
Die 2007 gegründete RAG-Stiftung gewährleistet die sozialverträgliche Beendigung des subventionierten Steinkohlenbergbaus der RAG Aktien- gesellschaft zum Ende des Jahres 2018. Darüber hinaus wird die RAG-Stiftung die Finanzierung der Verpflichtungen aus den Ewigkeits- aufgaben des Steinkohlenbergbaus der RAG ab 2019 übernehmen. Dies finanziert die Stiftung über Veräußerungserlöse von Anteilen an der Evonik Industries AG, Beteiligungserträge sowie über die Erträge einer diversifizierten Kapitalanlage. Kennzahlen BILANZ in Mio. € 31.12.2012 31.12.2013 31.12.2014 31.12.2015 31.12.2016 Anlagevermögen 1.779,3 3.062,9 3.571,4 4.522.6 5.200,8 Umlaufvermögen 1.019,9 821,0 1.243,1 1.164,1 899,5 Summe Aktiva 2.799,2 3.883,9 4.814,5 5.686,7 6.100,3 Eigenkapital 2,0 2,0 2,0 2,0 2,0 Rückstellungen 2.595,5 3.793,6 4.148,4 4.502,3 4.925,3 Verbindlichkeiten 201,7 88,3 664,1 1.178,1 1.169,6 Summe Passiva 2.799,2 3.883,9 4.814,5 5.686,7 6.100,3 ERFOLGSRECHNUNG in Mio. € 2012 2013 2014 2015 2016 Jahreserfolg (= Zuführung zur Rückstellung für Ewigkeitslasten) 194,7 1.190,6 351,1 334,3 392,8 Inhalt MANAGEMENT 2 Bericht des Vorsitzenden des JAHRESABSCHLUSS 55 Vorwort des Vorstands- Kuratoriums 26 Bilanz 56 vorsitzenden 2 Entwicklung des Anlage- Interview mit dem Vorstand 4 LAGEBERICHT 27 vermögens 58 Grundlagen des Unternehmens 28 Gewinn- und Verlustrechnung 60 THEMEN DES JAHRES 10 Wirtschaftsbericht 32 Organe 61 Ewigkeitsaufgaben 10 Wesentliche nichtfinanzielle Aufstellung des Anteilsbesitzes 62 „Glückauf Zukunft!“ 12 Themen 46 Anhang 72 Förderprojekte 20 Chancen- und Risikobericht 47 Strategische Beteiligungen 24 Prognosebericht 53 Bestätigungsvermerk 83 Ereignisse nach Schluss des Impressum 84 Geschäftsjahres 54
*393 Millionen Euroist der „Jahreserfolg“ der RAG-Stiftung im Geschäftsjahr 2016. Diesen Betrag führt die Stiftung satzungsgemäß der „Rückstellung für Ewigkeitslasten“ zu. Er dient somit zur Finanzierung der sogenannten Ewigkeitsaufgaben (siehe S.10), die es nach dem Ende des deutschen Steinkohlenbergbaus 2018 zu bezahlen gilt. Dazu zählt vor allem die Bewirtschaftung von Gruben- und Oberflächenwasser in den ehe maligen Kohleregionen. Im Jahr 2015 belief sich die Zuführung auf gut 334 Millionen Euro.
VORWORT DR. WERNER MÜLLER Ein kleines Stück Ewigkeit Wenn Bergleute sich der Tradition folgend zum Schichtwechsel phase, die alle Stiftungen im Land vor große Herausforderungen „Glückauf!“ wünschen, schwingt in diesem Wunsch auto stellt, haben wir mit Fleiß und Fantasie auch 2016 wieder matisch immer auch die Hoffnung auf Zukunft mit: Möge das erfolgreich gewirtschaftet und unser Vermögen überdurch- Glück uns unter Tage Gänge auftun – und mögen wir aus schnittlich mehren können. Der Zahlenteil dieses Geschäfts dem tiefen Schacht gesund zu unseren Familien zurückkehren! berichts gibt in aller Ausführlichkeit Aufschluss darüber. Die RAG-Stiftung hat diesen Bergmannsgruß aufgegriffen. Ab 2019 werden wir dann erstmals – und fortan Jahr für Jahr – „Glückauf Zukunft!“ lautet der Titel der Initiative, mit der wir für die Ewigkeitsaufgaben des deutschen Steinkohlenbergbaus gemeinsam mit Evonik, RAG und der IG BCE den deutschen aufkommen. Der Steuerzahler wird nicht zur Kasse gebeten. Steinkohlenbergbau würdig verabschieden und gleichzeitig Vor dem Hintergrund dieser Perspektive und der Tatsache, dass Impulse für eine gute Zukunft der Bergbauregionen setzen die RAG-Stiftung 2017 bereits ihren 10. Geburtstag feiert, wollen. Denn die Zeit der Steinkohlenförderung unter Tage ist damit das erste kleine Stückchen Ewigkeit bereits erfolgreich wird schon Ende nächsten Jahres endgültig vorbei sein. Im geschafft. Und auch mit Blick auf die weitaus längere Zeit Dezember 2018 schließen die letzten beiden Zechen in spanne, die in Bezug auf die Ewigkeit noch vor uns liegt, bin Deutschland. Dann beginnt eine neue Zukunft: eine Zukunft ich sicher, dass wir 2019 positiv gestimmt nach vorne blicken ohne die Steinkohle. und in die Ära des Nachbergbaus eintreten können. Denn auf das neue Kapitel, das wir dann aufschlagen, haben wir sehr Mit „Glückauf Zukunft!“ sagen wir den Bergleuten „Danke!“ langfristig und systematisch hingearbeitet. für ihren großen Beitrag zum Aufschwung unserer Industrie- nation. Da jedes Ende bekanntlich auch einen Anfang markiert, Bis es so weit ist, werden wir aber zunächst weiterhin gründ- bin ich sicher, dass wir auch auf die Zeit nach dem Bergbau lich unsere Arbeit machen und uns „Glückauf!“ wünschen, mit Mut und Zuversicht blicken können. Hierzu leisten wir während noch täglich Bergleute in Deutschland unter Tage zunehmend auch mit unserer Förderung in den Bereichen einfahren. Bildung, Wissenschaft und Kultur in den Bergbauregionen im Ruhrgebiet und im Saarland einen wichtigen Beitrag. In diesem Sinne: Ein herzliches Glückauf, Dass der Stiftungsvorstand seine erfolgreiche Arbeit fortsetzen Ihr kann, wurde dank des Beschlusses des Stiftungskuratoriums im Dezember 2016 gesichert. Der Vorstand wurde für weitere fünf Jahre ab Dezember 2017 wiederbestellt und kann damit seine Arbeit in die strategische und operative Richtung fort- führen, in der die RAG-Stiftung in den letzten Jahren schon so Dr. Werner Müller gut vorangekommen ist. Trotz der andauernden Niedrigzins Vorsitzender des Vorstandes der RAG-Stiftung 2 RAG-STIFTUNG • Geschäftsbericht 2016
M ANAG E M E NT TH E M E N L AG E BE R ICH T J A H RE S A B S C H L U S S „Ein kleines Stückchen Ewigkeit ist bereits erfolgreich geschafft.“ D R . W E R N E R MÜ L L E R RAG-STIFTUNG • Geschäftsbericht 2016 3
DR. HELMUT LINSSEN DR. WERNER MÜLLER BÄRBEL BERGERHOFF-WODOPIA FINANZVORSTAND VORSITZENDER DES VORSTANDES PERSONALVORSTAND 4 RAG-STIFTUNG • Geschäftsbericht 2016
M ANAG E M E NT TH E M E N L AG E BE R ICH T J A H RE S A B S C H L U S S INTERVIEW „Wir stehen ein für Sicherheit“ Das Kuratorium hat den Vorstand der RAG-Stiftung am 5. Dezember 2016 für eine weitere Amtszeit ab Dezember 2017 bestätigt. Anlass genug für Rückblicke, Einblicke und Ausblicke: Was wurde geleistet, was ist noch zu schaffen? Darüber sprachen Dr. Werner Müller, Bärbel Bergerhoff-Wodopia und Dr. Helmut Linssen mit dem Hamburger Journalisten Oliver Driesen. Herr Dr. Müller, ist die Verlängerung Ihrer ten Berufen ausgebildet und ihnen anschließend Amtsperioden um fünf Jahre bis Ende 2022 auch einen Arbeitsplatz geboten. Wir versuchen, auch ein Signal für operative und strategische den Wegfall an Ausbildungsmöglichkeiten mit Kontinuität der Stiftungsarbeit? unserem gewachsenen Budget zumindest ein Stück Dr. Werner Müller: Ich denke, das kann man so weit zu kompensieren, und sind auch hier ein ver- sehen. Besonders freut uns, dass der Beschluss lässlicher Partner. ohne Diskussionen zustande kam – als Ausdruck einer gewissen Zufriedenheit, die das Kuratorium Blicken wir aber zunächst noch einmal auf die offensichtlich mit unserer Arbeit der letzten Jahre Entwicklung der im Juni 2007 gegründeten verspürt. Stiftung zurück. Wie sieht Ihre Zwischenbilanz aus? Herr Dr. Linssen, ist Ihre Bestätigung als Finanz Müller: Zunächst musste die Stiftung ja mal auf- vorstand ein stabilisierender Faktor für die gebaut werden. Es mussten Richtlinien für die Mehrung des Stiftungskapitals in unruhigen Kapitalanlage entwickelt und Verfahren der Zu Zeiten? Aus dessen Erträgen müssen Sie sammenarbeit mit dem Kuratorium etabliert wer- schließlich ab 2019 die „Ewigkeitsaufgaben“ den. Nach einigen Jahren und besonders seit 2012, finanzieren ... Dr. Helmut Linssen: Es ist ein Zeichen von Ver- trauen in unsere Arbeit. Und bei aller Bescheiden- heit: Wir sind ja auch recht erfolgreich. In für An leger schwierigen Zeiten haben wir gute Erträge erwirtschaftet, was nicht selbstverständlich ist. „Ein zentraler Punkt Das hat unser Kuratorium wohl auch so gesehen und traut uns zu, dies auch künftig hinzube unserer Zukunftsstudie für kommen. das Ruhrgebiet ist, dass Frau Bergerhoff-Wodopia, auch die Träger der wir die Attraktivität dieser vielen von der Stiftung geförderten Projekte aus Region deutlich steigern Bildung, Wissenschaft und Kultur dürften die Kontinuität im Amt des hierfür zuständigen Vor- müssen.“ standsmitglieds über 2017 hinaus begrüßen ... D R . W E R N E R MÜ L L E R Bärbel Bergerhoff-Wodopia: Verständlich – denn auch sie wissen, dass wir bei unseren Förderpro- jekten Wert auf Kontinuität legen. Als wir 2012 antraten, lag das Jahresbudget für Bildung, Wis- senschaft und Kultur bei 1,5 Millionen Euro. 2017 als auch der neue Vorstand ins Amt kam, hat sich sollen es 13,5 Millionen Euro sein. Den Großteil dann gezeigt: Bei den Kapitalanlagen – insbeson- davon machen die Ausgaben für Bildung aus, weil dere bei den sicheren Staatspapieren – sind die in den Kohlerevieren Ausbildungsplätze weggefal- Zinsen deutlich rückläufig und inzwischen nahe len sind. Der Bergbau hat über viele Jahrzehnte null angekommen. Wir mussten also nach neuen 100.000 junge Menschen in den unterschiedlichs- Anlagemöglichkeiten suchen und haben diese RAG-STIFTUNG • Geschäftsbericht 2016 5
Optimistisch trotz Zinstief: Finanzexperte Dr. Helmut Linssen auch gefunden. Gleich zu Anfang unserer Amts- Vorstandsmitglieder haben eine enge Bindung zur zeit haben wir auch etwas umgesetzt, was bis Steinkohle – ohne die es die Stiftung und unseren dahin mehrere erfolglose Anläufe hinter sich hatte: gemeinsamen Auftrag schließlich gar nicht gäbe. Evonik an die Börse zu bringen. Und, wie Frau Bergerhoff-Wodopia schon andeutete, wir haben Zum Ausgleich fehlender Einnahmen aufgrund auch unsere gesellschaftspolitische Rolle in den der Zinskrise haben Sie innovative Instrumente Kohlerevieren verankert, als Förderer für Bildung, wie die Beteiligung an ertragsstarken Mittel Wissenschaft und Kultur. Diese insgesamt erfolg- ständlern in Ihre Anlagestrategie eingebaut. Daher reiche Aufbauarbeit verpflichtet uns auch für die rückt immer stärker die „RAG-Stiftung Beteili Zukunft. gungsgesellschaft“ in den Blick. Was hat es damit auf sich? Als Sie, Frau Bergerhoff-Wodopia, im Dezember Linssen: Im Jahr 2013 haben wir eine Verände- 2012 in den Stiftungsvorstand kamen, wurden rung unserer Kapitalanlagerichtlinie vorgenom- Sie zeitgleich auch Aufsichtsrätin der RAG Aktien- men. Das war entscheidend, weil wir dadurch gesellschaft, in der Sie seit 1970 Ihre Berufs weitere Investitionsmöglichkeiten erhielten – etwa laufbahn verbracht hatten. Kann man sagen, auch bei der Beteiligung an Unternehmen. Das dass Ihr Lebenslauf die Verankerung der machen wir seither auf drei verschiedene Weisen: Stiftung im „produktiven“ Teil des deutschen erstens über den Kauf von Private-Equity-Fonds; Steinkohlenbergbaus sichergestellt hat? zweitens über eine eigenständig agierende Pri Bergerhoff-Wodopia: Ein besonderer Bezug zur vate-Equity-Gesellschaft in München, in der wir RAG, wenn man über so viele Jahre dort in ver- ein Vetorecht haben, weil wir sie alleine finanzie- schiedenen Funktionen gearbeitet hat, versteht ren; und drittens über die eigene Beteiligungsge- sich wahrscheinlich von selbst. Diese Erfahrung ist sellschaft. Diese letztgenannte Beteiligungs sicherlich auch hilfreich, weil man nicht zuletzt die gesellschaft ist fokussiert auf Investitionen in mit- innere Sichtweise kennt. Ich denke aber, alle drei telständische Unternehmen in den Bereichen „Ich würde mir wünschen, dass mit etwas zeitlichem Verzug gegenüber den USA auch bei uns die Zinsen leicht angehoben werden.“ DR. HE L M UT L I NS S E N 6 RAG-STIFTUNG • Geschäftsbericht 2016
M ANAG E M E NT TH E M E N L AG E BE R ICH T J A H RE S A B S C H L U S S Automation, Maschinenbau und Industriedienst- Zeit in die Jahre gekommen. Wir wollen es für die leistungen; zumeist Marktführer in ihrem Bereich. nachfolgenden Generationen wieder interessant Diversifikation ist für uns ein ganz entscheidendes machen. Allein 15 Millionen Euro von den 28 Mil- Instrument. Unsere eigene Beteiligungsgesellschaft lionen, die wir für „Glückauf Zukunft!“ bereitstel- haben wir zusammen mit einem erfahrenen len, fließen in die Modernisierung des Museums. Manager aufgezogen. Auch der Bund und das Land NRW haben sich in die Pflicht nehmen lassen und geben Gelder dazu, 13,5 Zum abgelaufenen Jahr: Ein Highlight war sicher denn beim DBM handelt es sich um ein Leibniz- auch das gut besuchte Zukunftsforum auf Zoll Forschungsmuseum. Aber neben der Tradition des verein im Juni 2016 mit der Präsentation Ihrer Bergbaus stehen für uns bei „Glückauf Zukunft!“ Zukunftsstudie für das Ruhrgebiet. Aber war der vor allem die zukunfts gerichteten Projekte im Titel „Das Schicksalsjahrzehnt“ nicht etwas zu Fokus. MILLIONEN EURO melodramatisch? will die RAG-Stiftung Müller: Diese Studie beschäftigt sich mit den Risi- Ihre Partner bei „Glückauf Zukunft!“ sind die im Jahr 2017 ken, vor allem aber mit den Entwicklungschancen Gewerkschaft IG BCE sowie Ihre eigenen für Förderprojekte der – im Schwerpunkt – ehemaligen Kohleregion strategischen Beteiligungen Evonik Industries ausgeben. Ruhrgebiet. Eine zentrale Erkenntnis daraus ist, und RAG ... dass wir die Attraktivität dieser Region deutlich Müller: Die vier beteiligten Institutionen haben steigern müssen. So sind wir zwar schon heute bereits im Jahr 2014 beschlossen, dass der Berg- die Region mit der größten Hochschuldichte in bau bis 2018 nicht einfach sang- und klanglos Deutschland. Aber die Absolventen dieser Hoch- untergehen soll. Er ist ja der Motor jedweder schulen sollen nach ihrem Studium auch hier blei- Industrialisierung in Deutschland gewesen und ben und nicht nach Hamburg, München oder Berlin nicht ganz nebenbei auch die Keimzelle Europas. abwandern. Sie sollen hier ihre Berufswege ein- Nach dem Zweiten Weltkrieg wäre der Wieder- schlagen und Familien gründen. Wir verpassen den aufbau ohne die großen Leistungen der Bergleute Zug, wenn wir da in den nächsten zehn Jahren und Bergbauunternehmen unmöglich gewesen. nicht deutlich mehr Erfolge erzielen. Das ist unge- Es geht darum, dies noch einmal mit vielen ein- fähr der Zeitraum, in dem wir handeln müssen. drucksvollen Veranstaltungen zu würdigen. Und Das haben die von uns befragten Experten deut- unser Grundgedanke, dass die Kohleregionen dem lich zum Ausdruck gebracht. Daher berechtigter- Bergbau sehr viel zu verdanken haben, hat zu weise auch der bedeutungsschwere Titel. unserer Freude weitere Anhänger gefunden: Ich Bergerhoff-Wodopia: Gerade in den Bergbauregi- will da die Brost- und die Krupp-Stiftung nennen, onen müssen die vorhandenen Ansätze gefördert die sich mit uns engagieren – ganz konkret bei- werden, wie sie Herr Müller beschrieben hat. Wir spielsweise bei der Finanzierung des Erweiterungs- tun das – beispielsweise über die Vergabe zahlrei- baus des Albers-Museums in Bottrop. Und auch cher Stipendien an verschiedenen Hochschulen. viele andere größere wie kleinere Institutionen Wenn man über viele Jahre ein Stipendium in leisten Beiträge, um gemeinsam mit Würde Ab Anspruch nehmen durfte, schafft auch das eine schied vom Bergbau zu nehmen, aber eben auch gewisse Bindung an den Standort der Hochschule. mit Zuversicht in die Zukunft aufzubrechen. Solche Stellschrauben müssen wir nutzen. Jenseits des Sonderprogramms „Glückauf Das Ende des Steinkohlenbergbaus als Zukunft!“ fördern Sie Traditions- und Zukunfts Phase der Besinnung auf die Herkunft und des projekte in NRW und an der Saar. Warum Aufbruchs in die Zukunft: Ist das die Leitlinie messen Sie dabei dem Thema Bildung die größte des Programms „Glückauf Zukunft!“, mit Bedeutung bei und haben 2016 von insge- dem die Stiftung und ihre Partner die Zeit bis samt 10,5 Millionen Euro Fördermitteln allein zur Schließung der letzten Zechen Ende 2018 6 Millionen in diesen Bereich gelenkt? begleiten? Bergerhoff-Wodopia: Weil es junge Menschen gibt, Bergerhoff-Wodopia: Ja, genau das. Wir bedienen die zusätzliche Starthilfe brauchen, um einen qua- auf der einen Seite die Tradition, indem wir bei- lifizierten Schulabschluss zu erreichen oder auf spielsweise das Deutsche Bergbau-Museum Bochum dem Ausbildungsmarkt Fuß zu fassen. Den jungen (DBM) auf moderne Füße stellen. Es ist über die Menschen hat vormals oft der Bergbau eine RAG-STIFTUNG • Geschäftsbericht 2016 7
berufliche Chance geboten. Das kann er heute ausreichend, um die rund 220 Millionen Euro pro nicht mehr. Deshalb haben wir unter anderem Jahr für die Ewigkeitsaufgaben ab 2019 aufbrin- Talentförderprogramme aufgelegt, die Jugendli- gen zu können. Schon heute haben wir jährlich che bereits in den Klassen 5 bis 8 unterstützen, ihre über 400 Millionen Euro Einnahmen, und die Talente zu entdecken. Ich habe schon viele Schu- werden bis 2019 aller Wahrscheinlichkeit nach len besucht und habe junge Leute vorgefunden, noch weiter ansteigen. Trotzdem rechnen wir auch die sehr viel Talent mitbringen, aber eben ohne damit, dass die Tiefzinsphase noch länger anhält, Hilfe wenig Chancen auf einen guten Schulab- und von daher müssen wir in den nächsten Jahren schluss haben. Das sind vor allem auch viele Kin- nicht nur weiterhin sparsam und solide sein, sondern der mit Migrationshintergrund. Hier Jugendlichen auch innovativ. SOLL UND Starthilfe zu geben, halte ich für eine ganz wich- HABEN tige Aufgabe. Dennoch: Angesichts des Szenarios, dass Rund 220 Millionen im Fall weiter fallender Zinsen die Verpflich Euro Ausgaben ab 2019 stehen rund Ein Blick in den 2016er-Geschäftsbericht der tungen explosionsartig anschwellen, könnte ein 400 Millionen Euro RAG-Stiftung zeigt, dass die Verpflichtungen Außenstehender kalte Füße bekommen. Was Einnahmen gegenüber. aus den Ewigkeitsaufgaben erneut zugenommen stimmt Sie trotzdem optimistisch, dass sich haben. Was steckt dahinter? keine unüberbrückbare Finanzierungslücke Linssen: Das ist ein rein finanzmathematisches auftun wird? Problem. Die Verpflichtung könnte theoretisch Müller: Logischer Menschenverstand. Herr Linssen sogar gegen unendlich gehen. Noch im Jahr 2006 hat gerade schon erläutert: 220 Millionen Euro ermittelte das KPMG-Gutachten für die Zeit ab Ausgaben stehen 400 Millionen Euro Einnahmen 2019 Verpflichtungen von rund 6,9 Milliarden gegenüber. Zudem: Wir haben schon heute ein Euro. Wenn diese nun bei praktisch gleichbleiben- Vermögen von grob gerechnet 16 Milliarden Euro. den Ausgaben auf 100 Milliarden oder noch höher Bei stabilen Ausgaben könnten wir unser Geschäft steigen können, dann zeigt das: Dies ist eine Folge also ab 2019 selbst dann noch über 70 Jahre lang des gesunkenen Zinsniveaus und hat mit der weiter betreiben, wenn überhaupt keine Einnah- Liquidität unserer Stiftung nichts zu tun. Die Liqui- men mehr erzielt würden. Aber anders als in die- dität ist nach menschlichem Ermessen mehr als sen theoretischen Überlegungen werden wir im „Bei stabilen Ausgaben könnten wir unser Geschäft ab 2019 selbst dann noch über 70 Jahre lang weiter betreiben, wenn überhaupt keine Einnahmen mehr erzielt würden.“ DR. W E RNE R M ÜL L E R Den klaren Kurs fortsetzen: Stiftungschef Dr. Werner Müller 8 RAG-STIFTUNG • Geschäftsbericht 2016
M ANAG E M E NT TH E M E N L AG E BE R ICH T J A H RE S A B S C H L U S S „Wir geben gerade auch jungen Menschen aus bildungsfernen Schichten Starthilfe, die auf ihrem Bildungsweg Unterstützung benötigen und deren ver- Chancen durch Bildung: borgene Talente erst noch Personalvorstand Bärbel Bergerhoff-Wodopia gehoben werden müssen.“ BÄRBEL BERGERHOFF-WODOPIA richtigen Leben auch ab 2019 weiterhin nicht un gedruck der Investoren nicht mehr nur vor allem wesentliche Beträge einnehmen können. Aller in Richtung Immobilien, Aktien und Private Equity. Voraussicht nach – und die Wirtschaftsprüfer Auch die verzinslichen Anlagen sollten wieder haben unsere Prognosen gründlich unter die Lupe eine größere Bedeutung im Portfolio erhalten. genommen – bleibt dieses sehr positive Bild auch erhalten. Und wenn nun immer noch jemand kalte Die Zeiten sind, wie gesehen, nicht die berechen Füße hat: Am Ende liegt über allem auch noch eine barsten. Unter welche Richtschnur würden Garantie der öffentlichen Hand, von der ich jedoch Sie Ihre Zukunft im Dienste der RAG-Stiftung nicht denke, dass wir sie je in Anspruch nehmen stellen? müssen. Bergerhoff-Wodopia: Dass es uns gelingt, vor allem der jungen Generation in den Kohleregio- Was erwarten Sie von der Geldpolitik der EZB nen etwas von dem zurückzugeben, das der Berg und von den Finanzmärkten, damit die Stiftungs bau erwirtschaftet hat. Dafür haben wir durch den arbeit auch in Ihrer nächsten Amtsperiode Aufbau unserer Förderaktivitäten in den vergan- bis 2022 auf sicheren Beinen stehen kann? genen Jahren die Weichen gestellt. Linssen: Eigentlich müssten die EU-Mitglieds Linssen: Dass wir weiterhin verantwortungsvoll staaten strukturelle Reformen durchsetzen und mit unseren Einnahmen und unserem Vermögen ihre Verschuldung abbauen. Dies ist nicht populär. umgehen: Solidität in allen Bereichen und – wir Stattdessen stellt die EZB unbegrenzt Liquidität haben gezeigt, dass sich das nicht ausschließen zur Verfügung, um die Wirtschaft nach der Finanz muss – gleichzeitig viel Kreativität, um entspre- krise wieder in Gang zu bringen. Derzeit nimmt chende Erträge zu generieren. die EZB also viel Rücksicht auf die Südeuropäer, Müller: Dass wir uns bewähren, wenn wir es ab weshalb sie ihre Sondermaßnahmen sicher noch 2019 erstmals mit der Situation des beendeten bis Ende 2017 fortsetzen wird. Aber ich würde mir Bergbaus zu tun bekommen. Dann wird aus wünschen, dass mit etwas zeitlichem Verzug ge Theorie Praxis und wir müssen die Wasserhaltung genüber den USA auch bei uns die Zinsen leicht kostengünstig und im Einvernehmen mit den angehoben werden. Dann ginge auch der Anla- öffentlichen Händen finanzieren. RAG-STIFTUNG • Geschäftsbericht 2016 9
GRUBENWASSERHALTUNG Neue Pumpen für den Pott Ein Grundpfeiler der Nachbergbauzeit ist das neue Grubenwasserkonzept der RAG im Ruhrgebiet. Es geht darum, Tiefenwasser weiterhin abzupumpen, aber dabei kontrolliert steigen zu lassen. Dafür wird eine ganz neue Brunnentechnik installiert – zum Beispiel mitten in Bochum. D er Malakow-Turm der ehemaligen Bochumer Zeche Carolinenglück ist ein historisches Bau- werk aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, als für kraft vorgehalten wird, lässt sich zunächst nicht erahnen. Doch Drobniewski kann aufklären: „Wir stehen gerade über einem offenen Schacht, in dem EWIGKEITS LASTEN die Förderkörbe noch keine Stahlgerüste, sondern es ein paar hundert Meter nach unten geht.“ Und Aufteilung der Kosten festungsgleiche Backsteinbauten errichtet wurden. in diesem alten Bergbauschacht, so der Experte von rund 220 Mio. Doch im Inneren des vielleicht ältesten im Ruhrge- weiter, hängen derzeit zwei „doppelflutige Tauch Euro p. a. ab 2019 biet erhaltenen Exemplars ist seit 2015 ganz neue motorkreiselpumpen“ – Laien dürfen auch einfach 5% Technik eingebaut. Ein grünes Stahlgerüst erhebt „Tauchpumpen“ sagen. Jede davon ist zwölf Meter Grundwasserreinigung sich bis zur Decke und füllt das Volumen des Turms hoch, besitzt einen Durchmesser von einem Meter fast komplett aus. Am Boden führen zwei mächtige und wiegt rund 20 Tonnen. Die Pumpe wiederum Rohrleitungen in den Untergrund. Und oben im hängt an massiven Rohrelementen. Sie halten dem Gerüst hängt ein knallgelber Flaschenzug von be- Druck von 80 Bar stand, mit dem das Grubenwas- eindruckendem Ausmaß. „Der kann bis zu 250 Ton- ser aus der Tiefe an die Oberfläche gepumpt wird. nen heben“, sagt Dr. Michael Drobniewski, Leiter Und das erklärt auch das Gewicht, das der Fla- Grubenwasserhaltung bei der RAG. schenzug heben muss: Pumpe plus mehrere Hun- 29 % 250 Tonnen entsprechen dem Gewicht von dert Meter Rohrleitungen plus der darin stehenden Poldermaßnahmen etwa 120 Lieferwagen. Wofür diese geballte Trag- Wassersäule – das summiert sich. 66 % Grubenwasserhaltung Lohberg 35 680 Lippe R he i n Ems c h e r Haus Aden Walsum 13 660 Robert Müser 8 780 Ruh r Heinrich 11 560 Steinkohle 20 410 Friedlicher Nachbar 8 260 GRUBENWASSERKONZEPT LEGENDE RUHRGEBIET Zentrale Wasserhaltung (mit Geplante Grubenwassermenge Angabe des Einrichtungsjahres) in Mio. m3/a Wasserhaltungsstandort wird geschlossen, Sicherungsstandort bleibt aber Sicherungsstandort Geplante Pumphöhe in m Untertägige Durchleitung des Grubenwassers durch bestehendes Streckensystem 10 RAG-STIFTUNG • Geschäftsbericht 2016
M ANAGEMENT TH E M E N L AG E BE R ICH T J A H RE S A B S C H L U S S ARBEIT BIS IN DIE EWIGKEIT Tauchpumpen wie auf der Zeche Carolinenglück Die RAG-Stiftung finanziert die „Ewigkeitsaufgaben“ werden derzeit an vielen Standorten installiert. Sie des Steinkohlenbergbaus. Dabei handelt es sich markieren das Ende der klassischen Grubenwas- um Maßnahmen der Wasserhaltung, die auch nach serhaltung, wie sie für den aktiven Steinkohlen- Beendigung des Zechenbetriebs dauerhaft im Ruhr- bergbau notwendig war. Dabei standen „normale“ gebiet, in Ibbenbüren und dem Saarland fortbestehen. Kreiselpumpen ganz tief unter Tage und sorgten dafür, dass die Schächte und Strebe nicht voll Was- ser liefen. Ab Ende 2018, dem Beginn der Nach- bergbauzeit, wird diese alte Infrastruktur überflüs- sig. Der Wasserstand im Ruhrgebiet kann dann durch Tauchpumpen reguliert werden. Derzeit gibt es im Ruhrgebiet noch 13 soge- GRUBENWASSER GRUNDWASSER nannte Wasserhaltungsstandorte wie das 1964 still HALTUNG REINIGUNG Für den untertägigen Stein- Vor allem auf Bergbau gelegte Bergwerk Carolinenglück. Die „Ewigkeits- kohlenbergbau muss ein- flächen, die ehemals von aufgabe“ der Grubenwasserhaltung (siehe Info- dringendes Grubenwasser Nebengewinnungsbetrieben kasten) wird ab 2019 von der RAG-Stiftung finan- permanent an die Oberflä- wie beispielsweise Kokereien ziert und weiterhin von den technischen Experten che gepumpt werden. Nach genutzt wurden, muss das dem Betriebsende der letzten Grundwasser dauerhaft von der RAG betreut. Die Ingenieure planen, die Zahl Zeche Ende 2018 soll dieses Schadstoffen befreit werden. der Wasserhaltungsstandorte deutlich zu reduzie- Grubenwasser kontrolliert Die von den Betrieben verur- ren. Wenn das Grubenwasser steigt, werden in den ansteigen. Der Pegel wird sachten Verschmutzungen alten Untertage-Labyrinthen unterirdische Flüsse über Tauchpumpen auf reichen zu tief in den Erd entstehen. Das Wasser unterhalb von Bochum einem definierten Niveau boden, um diesen sanieren gehalten, um eine Gefähr oder austauschen zu können. etwa wird über die Essener Zeche Zollverein Rich- dung der Trinkwasserreser- Deshalb wird das Grund tung Westen fließen. Bereits 2020 wird es auf voirs zu verhindern. wasser an den betroffenen Carolinenglück deshalb keinen Pumpbetrieb mehr Stellen permanent über geben, die Tauchpumpen kommen anderswo zum wacht, abgefangen und vor Einsatz. Die alte Bochumer Zeche wird nur noch Ort gereinigt. ein sogenannter Sicherungsstandort sein. Dafür wird ein Schacht so umgerüstet, dass er bei Bedarf jederzeit wieder eine Tauchpumpe aufnehmen POLDER könnte. Man weiß ja nie, was die „Ewigkeit“ bereit- MASSNAHMEN hält. Die Umsetzung dieses Konzeptes erfolgt Durch den Bergbau ist es nach den Regularien, die das Bundesberggesetz über die Jahrhunderte auch KOSTEN vorsieht, und in enger Abstimmung mit der Geneh- zu Veränderungen der Ab dem Jahr 2019 muss Landschaft gekommen. die RAG-Stiftung jährlich ge migungsbehörde, der Bezirksregierung Arnsberg. Ganze Regionen haben sich schätzte 220 Millionen Euro Im Ruhrgebiet werden 240 Flusskilometer, abgesenkt, in extremen ausgeben, um die Ewigkeits zum Beispiel das ganze Emschersystem, nach Um Fällen bis zu 25 Meter. aufgaben zu finanzieren. setzung des RAG-Konzeptes frei von eingeleitetem An diesen Stellen muss das Allein die Grubenwasser Grubenwasser sein. Weil nach Umsetzung dieses Oberflächenwasser (etwa haltung beansprucht rund Flüsse und Bäche) jetzt und zwei Drittel dieser Summe. Konzeptes nur noch sechs aktive Wasserhaltungs- zukünftig aktiv reguliert Die dauerhafte Finanzierung standorte übrig bleiben sollen (siehe Karte), verrin- werden, um zu vermeiden, der Ewigkeitsaufgaben ist gert sich der Energieaufwand für die Grubenwas- dass sich Oberflächen die Herausforderung, der serhaltung dann erheblich. Auch die Kosten sinken wasser in den Senken sich die RAG-Stiftung im Vergleich zu heute, denn 13 alte Schächte und sammelt. Spezielle Pump verpflichtet hat – zur Ent werke müssen betrieben lastung der öffentlichen der entsprechende untertägige Raum müssen nicht und instand gehalten sowie Hand und damit des Steuer mehr offengehalten werden: Die neuen Tauch- Gewässer vertieft werden, zahlers. Bergschäden fallen pumpen werden von über Tage gesteuert und ge um den Abfluss zu garan- nicht unter die Ewigkeits wartet. tieren. aufgaben. RAG-STIFTUNG • Geschäftsbericht 2016 11
ZUKUNFTS-INITIATIVE Das ist „Glückauf Zukunft!“ Das Ende des deutschen Steinkohlenbergbaus wird auch zu einem Signal für den Aufbruch: Dies ist die ist Botschaft von „Glückauf Zukunft!“. Die RAG-Stiftung, die RAG Aktiengesell- schaft und die Evonik Industries AG verabschieden im Schulterschluss mit ihrem Sozialpartner IG BCE den deutschen Steinkohlenbergbau. Sie würdigen die historische Leistung des Bergbaus und fördern neue Ideen, Initiativen und Projekte zur Gestaltung der Zukunft. Das Programm auf einen Blick RAG-Stiftung RAG Evonik IG BCE Beirat Zwölf prominente Experten aus Wissenschaft, Kultur, Sport, Bundes-, Landes- und Lokal politik beraten und unterstützen die Initiative. Vorsitzender ist der frühere WDR-Intendant Fritz Pleitgen PROJEKTSCHWERPUNKTE Zukunftsimpulse Bergleute Bergbau setzen würdigen verabschieden Ideenwettbewerbe für Wettbewerbe und Events Veranstaltungen und Schüler und Jugendliche wie die Extraschicht 2018 Initiativen zum Ende sowie Förderungen für mit besonderer Schwer des Steinkohlenbergbaus Jugendprojekte; punktlegung oder der Ideen und Aktionen für „Deutsche Bergmannstag“ eine bessere Nachbarschaft unterschiedlicher Geschichte Kultur Generationen und Kulturen schreiben erleben Dialogveranstaltungen, Sonderausstellungen, Bücher und Online-Projekte Veranstaltungen und u. a. zur Geschichte des Bergbaus, Neueröffnung des Deutschen Dokumentationen Bergbau-Museums, Sportveranstaltungen Fördervolumen Die RAG-Stiftung stellt für „Glückauf Zukunft!“ insgesamt rund 30 Millionen Euro zur Verfügung. Größtes Einzelvorhaben (15 Mio. Euro) ist die Umgestaltung des Deutschen Bergbau-Museums 12 RAG-STIFTUNG • Geschäftsbericht 2016
M ANAGEMENT TH E M E N L AG E BE R ICH T J A H RE S A B S C H L U S S Fan des Ruhrgebiets: der Journalist und gebürtige Duisburger Fritz Pleitgen wurden. Auch wenn ich jetzt bei Köln lebe, fühle ich mich dem Ruhrgebiet und seinen Menschen sehr eng verbunden. Es ist meine Heimat. Als Jour- nalist habe ich immer wieder aus der Region berichtet, auch und gerade in den schwierigen Zei- ten des Bergbaus und des Stahls. Der Slogan „Glückauf Zukunft!“ hat mir von Anfang an gut gefallen. Dahinter steckt in kon- zentrierter Form eine große Idee: die Würdigung der Vergangenheit und der zuversichtliche Blick nach vorn. Zwischen 2007 und 2010 haben Sie die RUHR.2010 GmbH geleitet. Welche Erkenntnisse dieses Kulturhauptstadt-Festivals bringen Sie in die Initiative „Glückauf Zukunft!“ ein? 5 FRAGEN AN FRITZ PLEITGEN Das Erfolgsrezept von RUHR.2010 war, dass die Städte in der Region vorbildlich Gemeinsinn „Bilder, die bleiben“ praktizierten. Alle zogen an einem Strang. Auch „Glückauf Zukunft!“ wird alles versuchen, die Der frühere WDR-Intendant Fritz Pleitgen über gesamte Bevölkerung mitzunehmen. Das schafft sein Engagement als Vorsitzender des Beirates von man am besten mit breit angelegten Projekten, die „Glückauf Zukunft!“. Emotionen wecken. „Glückauf Zukunft!“ will über viele Projekte hinweg erreichen, dass sich die Bürgerinnen und Bürger beteiligt fühlen. Da wer- Herr Pleitgen, welche Rolle spielt der Beirat bei den Bilder entstehen, die bleiben. „Glückauf Zukunft!“? Der Beirat erfüllt eine Doppelrolle: Er soll einerseits Integration, Bildung, Geschichte, Aufbruch – Empfehlungen – insbesondere für die öffentlich- „Glückauf Zukunft!“ ist in vielen Bereichen keitswirksamen Programmpunkte 2018 – abgeben, aktiv. Welches Projekt oder welches Handlungs andererseits sollen die Mitglieder über ihre Kon- feld liegt Ihnen besonders am Herzen? takte die Botschaft von „Glückauf Zukunft!“ ins Mir sind alle Projekte wichtig. Das Gesamtkunst- Land tragen. Es handelt sich um angesehene Ver- werk ist am Ende entscheidend. Besonders am treter aus der Bundes-, Landes- und Lokalpolitik Herzen liegt mir ein Thema, das mich schon seit sowie aus den Bereichen Wissenschaft, Kultur und Jahrzehnten als Journalist beschäftigt hat: Migra- Sport. Die Beiräte fungieren als Botschafter nicht tion und Integration. Beide betrachte ich als die nur im Ruhrgebiet, sondern auch darüber hinaus. größte und komplizierteste Herausforderung der demokratischen Gesellschaften in unserer Zeit. Das Was würden Sie als Vorsitzender des Beirates Ruhrgebiet kann auf diesem Feld zu einem Vorrei- gerne erreichen? ter für Europa werden. Mit Solidarität als einem Ich möchte erreichen, dass das Ruhrgebiet auf lange zentralen Wert der Bergleute hat das Ruhrgebiet Sicht als kraftvolle Zukunftsregion in Europa wahr- bereits in der Vergangenheit besondere Integrati- genommen wird. Wie zur Blütezeit des Steinkoh- onsleistungen vollbracht. Es gibt in Europa derzeit lenbergbaus! Der Ruf des Ruhrgebiets liegt immer nirgendwo ein Gesamtmodell, an dem sich die ver- noch weit unter seiner tatsächlichen Verfassung. einten Staaten angesichts der aktuellen Herausfor- Mein dringender Wunsch ist es, das grundsätzlich derungen orientieren können. Hier funktionie- zu ändern. „Glückauf Zukunft!“ hat das Potenzial, rende Integrationsmodelle für größere Räume zu hierzu einen wesentlichen Beitrag zu leisten. entwickeln, würde „Glückauf Zukunft!“ und dem Ruhrgebiet international großen Respekt ver Woher kommt Ihr Engagement für die Region? schaffen. Deshalb setze ich sehr auf das Projekt Ich wurde in Duisburg geboren und habe einige „Glückauf Nachbarn – Modellquartier Integra- Jahre als Kind in Essen gelebt, bevor wir evakuiert tion“. RAG-STIFTUNG • Geschäftsbericht 2016 13
RÜCKBLICK: ZUKUNFTSFORUM 2016 Zehn Jahre, die den Kurs bestimmen Über die Zukunft des Ruhrgebiets entscheiden die nächsten zehn Jahre. Diese Erkenntnis zog sich durch das hochkarätig besetzte Zukunftsforum von RAG-Stiftung und RAG am 9. Juni 2016 auf Zollverein. Als Teil des Programms „Glückauf Zukunft!“ wurden auf dem Forum Inhalte der Zukunftsstudie „Das Schicksalsjahrzehnt“ diskutiert. W ie geht es weiter mit dem Ruhrgebiet? Wie wird die Region attraktiv für qualifizierte Arbeitskräfte? Welche Rahmenbedingungen und zu diskutieren. Die Basis dafür lieferte der Vorstandsvorsitzende der RAG-Stiftung, Dr. Wer- ner Müller, gleich zu Beginn: Er überreichte Nord- braucht es, damit sich junge Familien für ein Leben rhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore zwischen Lippe, Emscher und Ruhr entscheiden, Kraft die von der Stiftung in Auftrag gegebene statt dem Lockruf angesagter Metropolen wie Studie „Das Schicksalsjahrzehnt“, die Impulse für Berlin, Hamburg, Leipzig oder München zu fol- die Zukunft des Ruhrgebiets beleuchtet und auch gen? Wie soll sich das Revier positionieren, um im einen zusätzlichen Blick auf das Saarland enthält. Wettbewerb der Regionen zu bestehen? Diese Ebenso wie Kraft betonte auch Michael Vassiliadis, Fragen beschäftigen Politik, Wirtschaft, Wissen- Vorsitzender der IG BCE, die Dringlichkeit, die in schaft und Zivilgesellschaft im Ruhrgebiet intensiv der Studie benannten Herausforderungen anzu- – nicht zuletzt angesichts der bevorstehenden gehen. Sieben in der Studie formulierte Zukunfts- historischen Zäsur, die das Ende des deutschen thesen liefern hierfür Handlungsempfehlungen. Steinkohlenbergbaus 2018 bedeutet. So heißt es etwa in These 4 (siehe Klapper): Das Zukunftsforum 2016 in Essen bildete mit „Das Ruhrgebiet muss sich als junge Region rund 400 nationalen und internationalen Gästen präsentieren, dann wachsen Attraktivität und aus allen gesellschaftlichen Bereichen den ange- Anziehungskraft.“ Diesen Gedanken bekräftig- Impulse: Stiftungs messenen Rahmen, um Antworten zu präsentieren ten die meisten Teilnehmer des Panels „Junge chef Dr. Werner Müller übergab die Zukunftsstudie an Ministerpräsidentin Hannelore Kraft 14
M ANAGEMENT TH E M E N L AG E BE R ICH T J A H RE S A B S C H L U S S Intensiver Austausch: Ebenso engagiert wie Stiftungs-Personal vorstand Bärbel Bergerhoff-Wodopia Generation, Ruhrgebiet und Lebensqualität“. Da des Zukunftsforums: „Kein anderer Ort als das (links) zeigten sich alle Gäste. her forderte RAG-Vorstandschef Bernd Tönjes: Ruhrgebiet ist so geeignet, um die Verknüpfung „Wenn wir das Ruhrgebiet als lebenswerte Region von digitaler Wirtschaft und klassischer Industrie erhalten wollen, müssen wir mit den jungen Leu- Wirklichkeit werden zu lassen“, so beispielsweise ten sprechen.“ Um die jungen Menschen und ihr NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin. Schließlich kreatives Potenzial an die Region zu binden, brauche das Internet der Dinge vor allem eines: bedürfe es jedoch eines klaren Profils, betonte die Dinge. Und mit deren Herstellung habe die Stadtentwicklungsexpertin Annamaria Deiters- Wirtschaft des Ruhrgebiets nun wirklich Erfah- Schwedt. Hier zeichneten viele Städte des Ruhr- rung. gebiets ein noch zu unspezifisches Bild von sich. „Ohne Zuwanderung und gelungene Integra- Dabei, so der Tenor auch weiterer Expertenbei- tion im Ruhrgebiet würde hier heute kein Ober- träge, habe das Ruhrgebiet jungen Menschen bürgermeister stehen, sondern ein Dorfvorste- eine Menge zu bieten. her“, brachte Essens Oberbürgermeister Thomas Als eines der spezifischen Probleme der Region Kufen die Geschichte des Reviers auf den Punkt. haben Experten die – an sich vielfältige – Bildungs- Die aktuell akute Integration von Flüchtlingen und 400 landschaft identifiziert. Sie sei in Deutschland auf Migranten beschäftigte das vierte Panel des die bürgerliche Mittelschicht ausgerichtet, wes- Zukunftsforums. Die Sorge vor neuen sozialen halb sich gerade im Ruhrgebiet viele Schulen weit Brennpunkten in den Städten ist groß. Christa von der gesellschaftlichen Realität entfernt hätten. Reicher, Professorin für Städtebau und Bauleit „Wir benötigen hier eine besondere Ansprache für planung an der TU Dortmund, forderte die Kom- GELADENE sozial benachteiligte Jugendliche“, betonte Bär- munen zum Handeln auf: Jetzt müsse es nicht nur GÄSTE UND bel Bergerhoff-Wodopia, Vorstandsmitglied der Think-Tanks, sondern auch „Do-Tanks“ geben, EXPERTEN RAG-Stiftung, die sich bei der Förderung entspre- die vorhandene gute Konzepte umsetzen. diskutierten beim Zukunftsforum 2016 chender Projekte engagiert. Die Experten auf dem Die abschließende Runde des Zukunftsforums von RAG-Stiftung Podium zum Thema Bildung lieferten mit Best- thematisierte das Image des Ruhrgebiets und seine und RAG im Essener Practice-Beispielen zahlreiche Anregungen für das Repräsentation in den Medien. Hier gebe es noch Weltkulturerbe Zollverein. Aufzeigen von Bildungschancen. „Schulen kön- zahlreiche Fehldeutungen, die falsche Bilder pro- nen Standortnachteile in herausfordernden Lagen duzieren würden, so Prof. Dr. Oliver Scheytt, der durch Innovationen kompensieren“, so die Er- ehemalige Geschäftsführer der RUHR.2010 GmbH. kenntnis von Dr. Ilse Kamski, Erziehungswissen- Ein besseres Image, so die Erkenntnis des Panels, schaftlerin an der TU Dortmund. kann nur über positive, spannende Geschichten Können aber im früheren Land von großen wachsen. Davon würden im Ruhrgebiet noch zu Kohle- und Stahlimperien auch innovative neue wenige erzählt. Gleichzeitig müssten solche Ge Technologien heranwachsen und junge Start-ups schichten aber auch mit der Lebenswirklichkeit Erfolg haben? Zukunftsfähige Arbeitsplätze ent- übereinstimmen. stehen derzeit durch Digitalisierung und das Gute Ansätze bietet das Ruhrgebiet zahlreich „Internet der Dinge“, die sogenannte Indus – doch unbegrenzt Zeit hat es bei der Realisie- trie 4.0. Die ökonomischen Chancen des Reviers rung nicht: „Die nächsten 10 Jahre entscheiden“, in diesem Bereich diskutierte eine weitere Runde mahnt These 1 der Zukunftsstudie. RAG-STIFTUNG • Geschäftsbericht 2016 15
ZUKUNFTSSTUDIE Sieben Thesen für die Zukunft des Ruhrgebiets Für die Zukunftsstudie der RAG-Stiftung wurden die Expertenempfehlungen in sieben wesentlichen Thesen zusammengefasst. Die nächsten 10 Jahre entscheiden Das Ruhrgebiet steht vor einem Schicksalsjahrzehnt: Globalisierung, Digitalisierung, demografischer Wandel, soziale Polarisierung und große Integrationsaufgaben setzen das Ruhrgebiet unter massiven Handlungsdruck, um als Region im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Nur Kooperation entfaltet Vitalität Die anhaltende Konkurrenz der Städte lähmt das Ruhrgebiet. Sie muss endlich überwunden werden. Nur bei arbeitsteiliger Kooperation der Städte und einem gleichzeitigen Auftreten als wahrnehmbare Einheit erlangt das „Revier“ die Stärke und Vitalität, um im Wettbewerb der Regionen – national wie international – bestehen zu können. Prosperität braucht Einwanderung Einwanderung und Integration können der Überalterung und Entleerung entgegenwirken und die Region wirtschaftlich beleben.
Das Ruhrgebiet: Die Adresse der jungen Generation Das Ruhrgebiet muss sich als junge Region präsentieren, dann wachsen Attraktivität und Anziehungskraft. Strahlkraft durch Tradition und Moderne Das Ruhrgebiet braucht für seine Strahlkraft ein zukunftsgerichtetes Leitbild und ein Erscheinungsbild, das die vergangenheitsbezogene Symbolik von Kohle und Stahl kontrastiert. Vitale Bildungslandschaft für soziale Stabilität Bildung wirkt sozialer Desintegration nach innen entgegen und erhöht die Attraktivität nach außen. Dafür braucht das Ruhrgebiet in der Bildungslandschaft Spitze wie Breite. Reindustrialisierung nur mit Digitalisierung Die Digitalisierung revolutioniert die gesamte Wirtschaft und eröffnet gleichzeitig neue Marktchancen für ganze Regionen. Mit seiner gewaltigen industriellen Erfahrung und seiner großen Kompetenz im Strukturwandel kann das Ruhrgebiet diese Revolution für eine neue wirtschaftliche Blüte nutzen und wieder eine führende Wirtschaftsregion werden.
DEUTSCHES BERGBAU-MUSEUM BOCHUM Ein Museum erfindet sich neu Staubige Museumsatmosphäre? Nein danke! Im Rahmen von „Glückauf Zukunft!“ fördert die RAG-Stiftung die Modernisierung des Deutschen Bergbau-Museums Bochum: Jünger und interaktiver wird es seine künftigen Besucher empfangen. S tolz in der Erscheinung, spannend in der The- matik – und bald deutlich attraktiver auch für jüngere Besucher: Das Deutsche Bergbau-Museum thek sowie die Musealen Sammlungen. Das mon- tan.dok bietet damit die wichtige Forschungsin frastruktur für nationale und internationale Wis- Bochum (DBM) wird derzeit gründlich saniert. senschaftler im Bereich der Montangeschichte. Nach Abschluss der aufwendigen Arbeiten wird Mit 15 Millionen Euro fördert die RAG-Stif- das 1930 eröffnete Haus seine Botschaften und tung die bauliche Ertüchtigung des Museums 15 Sammlungen deutlich moderner präsentieren. sowie zwei von vier neu konzipierten Rundgän- Schon vor dem Beginn der Umbauarbeiten gen. Diese werden rechtzeitig zum Auslauf des besuchten jährlich an die 400.000 Menschen das deutschen Steinkohlenbergbaus Ende 2018 für DBM, das ursprünglich eingerichtet worden war, Besucher geöffnet. Insbesondere nach dem Um MILLIONEN um Geschichte zu bewahren und den Abbau der bau wird das Museum der Ort sein, an dem der EURO Steinkohle in einem Anschauungsbergwerk zu ver- Steinkohlenbergbau erlebbar bleibt. Seit Anfang an Fördermitteln stellt die RAG-Stiftung für mitteln. Inzwischen leistet die Einrichtung aber 2017 wird das Hauptgebäude über die Dauer von die Ertüchtigung und noch viel mehr: Sie dokumentiert den weltweiten zwei Jahren saniert. Gleichzeitig entsteht die Neu- Modernisierung des Abbau aller Bodenschätze, und das von vorge- präsentation der Dauerausstellungen. Dennoch Bergbau-Museums bereit. schichtlicher Zeit bis heute. Technikzeugnisse, um bleibt das Museum über die gesamte Zeit des fangreiche mineralogische und einzigartige histo- Umbaus geöffnet. Die Besucher erleben im An rische Sammlungsgegenstände gehören zum Be schauungsbergwerk hautnah, wie Bergbau funk- stand. Es ist damit das bedeutendste Bergbaumu- tioniert, können mit dem Seilfahrtsimulator unter seum der Welt und zugleich das deutsche For- Tage „einfahren“ und erleben oben auf dem För schungsmuseum der Leibniz-Gemeinschaft für dergerüst einen Panoramablick über die Montan- Georessourcen. Sein Montanhistorisches Doku- region Ruhrgebiet. Eine Ausstellung im preisge- mentationszentrum (montan.dok) umfasst das krönten Erweiterungsbau „DBM+“ ergänzt das Bergbau-Archiv Bochum, die Bibliothek und Foto- Angebot während des Umbaus. Altes Haus mit neuem Konzept: Modern gestaltete Rundgänge (links) machen das traditionsreiche DBM wieder flott. 16
M ANAGEMENT TH E M E N L AG E BE R ICH T J A H RE S A B S C H L U S S Das Neue beginnt in den Köpfen: Im offenen Dialog entwickeln Planer zusammen mit Quartiersbewohnern Ideen für ein besseres Zusammenleben. GLÜCKAUF NACHBARN Modelle für mehr Miteinander Vitale Viertel, gute Nachbarschaft und gelingende Integration: Mit „Glückauf Nachbarn“ entstehen zielführende Ideen für die Quartiere im Revier. Impulsgeber sind RAG Montan Immobilien und VIVAWEST, die Immobilien unternehmen im Verantwortungsverbund der RAG-Stiftung. D er deutsche Steinkohlenbergbau blickt auf eine historische Integrationsleistung zurück: Menschen aus vielen Ländern haben in den Berg- Im Jahr 2016 haben Wissenschaftler und Integra- tionsexperten in einer „Denkfabrik“ zunächst Thesen für eine gelingende Integration entwi- werken zusammengearbeitet und in ihren Siedlun- ckelt. Parallel dazu bereitete ein Historiker die gen Tür an Tür gelebt. Auf dieser Basis suchen RAG Geschichte der Integrationsleistungen des Stein- Montan Immobilien und VIVAWEST mit „Glückauf kohlenbergbaus sowie die der beteiligten Unter- Nachbarn – Modellquartier Integration“ Lösung- nehmen auf. Die historische Aufarbeitung und die en für die gegenwärtigen Heraus forderungen. Thesen der Experten wurden zur Grundlage für Dazu zählt nicht nur die Zuwanderung durch die darauf aufbauende „Werkstatt“-Phase: Seit Flüchtlinge. Integration meint hier auch Aspekte Februar 2017 erarbeiten vier internationale und der Demografie, der Bildung, der lokalen Wirt- interdisziplinäre Planungsbüros konkrete Vor- schaft oder der Barrierefreiheit. Eine nachhaltige schläge. Quartiersentwicklung, so der Grundgedanke, kann Die Lösungsansätze der Werkstatt werden an einen wirkungsvollen Beitrag zur Stärkung des der Siedlung Duisburg-Vierlinden des VIVAWEST- gesellschaftlichen Zusammenhalts leisten. Bestandes und der ehemaligen Bergbaufläche „Wir sehen es als unsere Aufgabe, auch nach Friedrich-Heinrich in Kamp-Lintfort erprobt. Dabei dem Ende des Steinkohlenbergbaus bei dieser geht es um weit mehr als bauliche Veränderun- aktuellen gesellschaftlichen Herausforderung als gen. Durch Einbeziehung unterschiedlicher Pers- Vorreiter voranzugehen“, sagt Bernd Tönjes, Vor- pektiven und Kompetenzen entstehen völlig neue standsvorsitzender der RAG. Innerhalb von zwei Ansätze mit Modellcharakter für Ballungsräume Jahren soll das Projekt konkrete Ansätze liefern. in ganz Deutschland. Prof. Dr. Hans-Peter Noll, „Wir wollen zeigen, welche Möglichkeiten die Geschäftsführer RAG Montan Immobilien, er aktive Quartiersentwicklung in der heutigen Zeit wartet: „‚Glückauf Nachbarn‘ wird einen entschei- hat, lebendige und lebenswerte Quartiere durch denden Beitrag zur Revitalisierung ehe maliger Integration zu schaffen“, ergänzt VIVAWEST- Bergbaustandorte und nachhaltigen Quartiers Geschäftsführerin Claudia Goldenbeld. entwicklung leisten.“ RAG-STIFTUNG • Geschäftsbericht 2016 17
Sie können auch lesen