SANIEREN GRUNDLAGEN VISIONEN VORSCHLÄGE - E5-SALZBURG
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Mehr als nur sanieren Grundlagen Visionen Vorschläge D as SIR und das Amt für Stadtplanung der Stadt Salzburg haben bereits mit einer Reihe von Veran- staltungen wichtige Themen rund um nachhaltige Stadtentwicklung und Wohnbau aufgegriffen, im Juni 2010 war es das Thema „Mehr als nur sanieren“. Das Symposium war auch eine Plattform für gezielten Erfahrungsaustausch. Inhalt Hauseigentümer, Entscheidungsträger, Planer und Experten sollten motiviert werden, ganzheitliche engagierte Sanie- rungskonzepte zu entwickeln und umzusetzen. Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen 3 Inge Straßl | Vorwort „Mehr als nur sanieren“ Amt für Stadtplanung und Verkehr der Stadtgemeinde Salzburg 4 Josef Reithofer | Zukunftsweisende Sanierungskonzepte für Wohnbauten – Standpunkte einer nachhaltigen Stadtentwicklungsplanung 7 Herbert Rinner | Die Salzburger Wohnbauförderung und Sanierung 10 Claudia Dankl | Modernisierung des Gebäudebestands – nachhaltige Projekte aus „Haus der Zukunft“ 14 Wolfgang Feilmayr | Wertsteigerung von Immobilien durch Sanierungsmaßnahmen 20 Alexander Mandl | Die modellhafte Sanierung eines Bürohochhauses 22 Karl Höfler | Vorgefertigte Fassaden im Bereich der Sanierung 25 Burkhard Schulze Darup | Rahmenplan für die Modernisierung – Wohnpark Strubergasse in Salzburg 33 Georg W. Reinberg | Ökologische Aspekte in der Sanierung an Hand von Beispielen IMPRESSUM: 36Raimund Gutmann und Barbara Wick | „STEIGFLUG“ Tagungsband zum Symposium „Mehr als nur sanieren“ zur UN-Dekade „Bildung Sozialorganisatorische Begleitung der Sanierung und Weiterentwicklung der Wohnanlage Richard-Knoller-Straße und Nachhaltige Entwicklung“ 2005 - 2014 Herausgeber: Fachtagung und Broschüre sind ein Gemeinschaftsprojekt von SIR – Salzburger Institut für Raumordnung & Wohnen, Schillerstraße 25, 5020 40 Alfred Willensdorfer | Passivhausstandard und -komfort in der Altbausanierung – Salzburg, www.sir.at und Stadtgemeinde Salzburg – Amt für Stadtplanung und Mehrgeschoßiger Wohnbau in Graz/Liebenau Verkehr, Schwarzstraße 44, 5024 Salzburg. Die Verfasser sind für den Inhalt und die Abbildungen ihrer Artikel jeweils verantwortlich. KooRDINATION: Ing. Inge Straßl, SIR und Mag. Josef Reithofer, MA 5/03 – Amt für Stadtplanung 45 Inge Straßl | Beispiel einer gelungenen thermischen Sanierung 46 und Verkehr. Redaktionelle Gesamtbearbeitung: Ing. Inge Straßl, SIR. LAYOUT: Ingrid Imser, 5204 Straßwalchen. Erscheinungsjahr 2010 Inge Straßl | Literatur-Recherche Sanierung – einige ausgewählte Beispiele Mehr als nur sanieren
3 Vorwort „Mehr als nur sanieren“ Ing. Inge Straßl SIR – Salzburger Institut für Raumordnung & Wohnen Schillerstraße 25, 5020 Salzburg Tel.: +43 (0)662 623455-37 e-mail: inge.strassl@salzburg.gv.at www.sir.at Die Bedeutung der Sanierung als stoffe erfordern integrierte Planungs- bensräume eingegriffen wird, ist die umwelt- und wirtschaftspolitisch rele- prozesse, da gerade die haustech- Einbindung der Bewohner ein ganz vante Maßnahme, um eine zeitgemäße nische Modernisierung von Bauwerken wesentliches Thema. Für die langjäh- Wohnversorgung zu sichern, hat in der oft nicht nach Standardlösungen funk- rigen Bewohner einer Siedlung liegen EU und auch in der Regionalpolitik tioniert. Sobald mehrere Gebäude von die Qualitäten und Problempunkte oft hohen Stellenwert. Sowohl der Bund der Sanierung betroffen sind, sollten in anderen Bereichen als für den au- als auch die Wohnbauförderung des auch die Freiräume, Erschließung und ßenstehenden „Experten“ erkennbar. Landes Salzburg haben engagierte Gemeinschaftseinrichtungen mitge- Von einer guten Kommunikation kön- Förderungsprogramme beschlossen, dacht werden. Die Kommunen sind nen beide Seiten nur profitieren. um qualitativ hochwertige Sanierung gefordert, solche Prozesse auch mit zu forcieren. Nur durch eine Erhöhung Prüfung der öffentlichen Räume und Auch die Bauabläufe schauen ganz der Sanierungsrate können einerseits Verkehrsflächen sowie die Möglichkeit anders aus als im Neubau, da in vielen die Kyoto-Ziele erreicht werden und zu einer allfälligen zentralen Energiever- Fällen in der Baustelle oder im unmittel- andererseits ist gerade die Sanierung sorgung zu unterstützen. baren Umfeld gewohnt und gelebt wird. ein Motor für die regionale Wirtschaft. Die Absicherung der Baustelle, die In- Da bei Sanierungen oft ganz massiv in formation und der Schutz der Bewohner Der große Gebäudebestand der 50er bereits bestehenden Wohn- und Le- vor Staub und Lärm, aber auch Geduld bis 70er Jahre prägt ganze Stadtteile und Akzeptanz der Bewohner für not- und stellt eine große bauliche und fi- wendige Beeinträchtigungen sind sehr nanzielle Herausforderung dar. Diese sensible Punkte, die bei der Planung Bauten entsprechen in ihrer tech- und Durchführung von Sanierungsmaß- nischen und planerischen Konzeption nahmen bedacht werden müssen. oft nicht mehr den heutigen Anforde- rungen, viele Bauteile (Fenster, Dächer) Ein schlüssiges Gesamtkonzept erfor- sind am Ende ihrer Lebensdauer. Die dert in der Vorbereitung und Planung Art und Weise, wie diese Bauten sa- oft einen Mehraufwand, stellt aber niert werden, bestimmt in Zukunft, sicher, dass die einzelnen Aktivitäten wie die Wohnqualität und der Wert aufeinander zeitlich und technisch ab- Bei Gesamtsanierungen sollten immer auch die Freiräume mitgeplant werden. Hier sind meist große Qualitätsverbesse- der Immobilien sich entwickeln, aber gestimmt erfolgen können und nach rungen für die Bewohner erreichbar. Foto: Inge Straßl auch welches Image ganze Stadtteile Abschluss der Arbeiten wieder ein Die „bewohnbare Baustelle“ bedingt für viele bekommen. Dabei sind viele Akteure Sanierungen ganz andere Bauabläufe als im zeitgemäßer Baustandard und Wohn- gefordert: Neue Techniken und Bau- Neubau. Foto: Glück (gswb) qualität erreicht sind. Mehr als nur sanieren 4 Zukunftsweisende Mag. Josef Reithofer MA 5/03 – Amt für Stadtplanung und Verkehr Sanierungskonzepte für Wohnbauten Schwarzstraße 44, 5024 Salzburg Tel.: +43 (0)662 8072-2764 Standpunkte einer nachhaltigen Stadtentwicklungsplanung Fax: +43 (0)662 8072-2081 e-mail: josef.reithofer@stadt-salzburg.at www.stadt-salzburg.at/nachhaltigkeit Nachhaltige Entwicklung betrifft un- analysiert, geplant und verbessert hin zu entsprechenden An-, Zu- und ser gesamtes Lebensumfeld. Es weist werden. Insbesondere dann, wenn Aufbauten. Mitunter stellt der Abriss drei zentrale Handlungs- und Zieldi- diese Gebäude in anderen Bereichen und Neubau ebenfalls eine adäquate mensionen auf, eine ökologische, ei- Schwachstellen erkennen lassen bzw. Lösung dar, die im Einzelfall zu prüfen ne soziale und eine ökonomische, die Potentiale für Verbesserungsmaß- wäre. eng miteinander verknüpft sind. Die nahmen vorliegen. Herausforderung liegt dabei in einer • Freiraumkonzept integrativen und zukunftsorientierten In Anlehnung an die Checkliste für Bei vielen Wohnanlagen besteht großer Betrachtungsweise. einen zukunftsweisenden Wohnbau Handlungsbedarf im Hinblick auf die (Amt für Stadtplanung und Verkehr, Freiraumgestaltung und Freiraumnut- Während sich in der Stadt- und Ver- 2008) spielen eine Reihe weiterer zung. Funktionsloses, monotones Ab- kehrsplanung das Konzept der Nach- Faktoren eine bedeutende Rolle, die standsgrün, fehlende Nutzungs- und haltigen Entwicklung zunehmend eta- es wert sind, im Sinne eines nachhal- Aufenthaltsbereiche für alle Genera- bliert, scheint dieses Planungsprinzip tigen Sanierungskonzeptes betrachtet tionen und Gestaltungsdefizite – nur im Architekturbereich noch Aufholbe- zu werden: allzu oft im Einklang mit einer fehlenden darf zu haben – speziell für den Be- Architekturqualität – kennzeichnen reich der Gebäudesanierung. Die Kri- • Weiterbauen im Bestand viele Wohnbauten und Wohnanlagen tik richtet sich dabei vor allem auf die Die Stadt Salzburg hat sich im neu- in der Stadt Salzburg. Hier gilt es, einseitige Schwerpunktsetzung auf en Räumlichen Entwicklungskonzept dagegenzusteuern durch Schaffung energetische Sanierungsmaßnahmen. (REK 2007) dazu bekannt, 8.100 neue wohnungsbezogener Freiräume wie Es ist unbestritten, dass hier große Wohnungen im Zeitraum 2005 – 2014 Balkone, Terrassen, Loggien oder Anstrengungen unternommen werden zu bauen. Davon sollen zumindest Wohngärten sowie Aufwertung des all- müssen, um erkennbare Fortschritte 3.000 Mietwohnungen sein. Dieses gemeinen Freiraumes durch Gartenflä- zur Erreichung der Klimaschutzziele zu Ziel kann nur dann erreicht werden, chen und erweiterte Spielplatzflächen machen. Eine derart eindimensionale wenn vor allem das Weiterbauen im mit attraktiver Ausstattung. Aber auch Vorgangsweise greift in vielen Fällen Bestand konsequent berücksichti- „Kleinigkeiten“ wie durchdachte und Neuer Wohnraum soll durch Weiterbauen im Bestand geschaffen aber zu kurz. Man kann von verge- gt wird und alle Möglichkeiten einer sorgfältig geplante Wegeführungen, werden. Vielfach eignen sich Dachgeschoße zum Ausbau. benen Chancen sprechen, wenn sa- qualitätsvollen Nachverdichtung aus- Pflastermaterialien, Beleuchtungsein- Foto: Josef Reithofer nierungsbedürftige Wohngebäude nur geschöpft werden. Das beginnt beim richtungen und Bepflanzungskonzepte nach energetischen Gesichtspunkten einfachen Dachgeschoßausbau bis bringen einen Mehrwert. Mehr als nur sanieren
5 • Gemeinschaftseinrichtungen • Mobilität und ruhender Verkehr Im Zuge von umfassenden Sanie- Angesichts der immensen Problemla- rungsmaßnahmen sollten unbedingt ge im städtischen Verkehrsgeschehen Qualitätsaspekte des gemeinschaft- sind alle Maßnahmen auszuschöpfen, lichen Wohnens geprüft und nach die eine Verlagerung vom motorisierten Möglichkeit realisiert werden. Die Individualverkehr hin zu umweltverträg- Bandbreite reicht dabei vom Ge- lichen Mobilitätsformen bewirken. Im meinschaftsraum, der zusätzlich als Zuge von umfassenden Sanierungen wetterunabhängiger Kinderspielraum sollten nach Möglichkeit ausreichende, genutzt werden kann, über aus- überdachte Fahrradabstellanlagen in reichende Abstellmöglichkeiten für der Nähe der Hauseingänge errich- Kinderwägen und Freizeitgeräte, Tro- tet werden. Zukunftsweisend wären ckenräume bis hin zu überdachten auch reservierte Parkplatzflächen für und geschlossenen Abfallsammelstel- Car-Sharing und Ladestationen für len. Diese gemeinschaftlich genutzten Elektrofahrzeuge. Einrichtungen erfüllen eine wichtige Der ruhende Verkehr ist ein eigenes soziale Funktion in Wohngebäuden Gerade im Hinblick auf die Bedürfnisse Thema. Hier entzünden sich nur allzu und Wohnanlagen. Sie können zur bewegungsbeeinträchtiger Personen sollten oft soziale Konflikte, wenn ein hoher Im Innenbereich von Wohnanlagen sollten Autos keinen Platz Wohnungen in den Obergeschossen durch finden. Stattdessen könnten Grünflächen mit Gartenanlagen, sozialen Kontaktaufnahme und Ge- PKW-Anteil auf zu wenige Abstell- nachträgliche Lifteinbauten möglichst barrie- Spielplätzen und Erholungsflächen das unmittelbare Wohnum- meinschaftsbildung beitragen und so refrei erreichbar sein. Foto: Josef Reithofer möglichkeiten trifft. Generell sollte am feld wesentlich aufwerten. Foto: Josef Reithofer der Vereinzelung und Anonymität ent- Ziel des „autoarmen Wohnens“ fest- gegenwirken. gehalten werden. Falls ein dringender • Wohnungstypologie Nachholbedarf an Stellplätzen besteht, • Barrierefreiheit Wohnbedürfnisse unterliegen sehr darf dies keinesfalls zu Lasten des Eine attraktive Fuß- und Im geförderten Wohnungsneubau stark den gesellschaftlichen Strukturen wertvollen Frei- und Grünraumes ge- Radwegeerschließung ist inzwischen die Barrierefreiheit zur und damit auch einem Wandel. Kleinst- hen. Als Kompromissvorschlag wären innerhalb der Wohnanla- gen und ausreichende, Norm erhoben worden. Dies kommt wohnungen (Garconnieren) spielen nachträglich eingebaute Parkdecks überdachte Fahrradab- nicht nur dem Kreis älterer, bewe- beispielsweise im Neubaubereich in vorstellbar, deren Oberfläche weiterhin stellanlagen fördern die gungseingeschränkter Personen zu der Stadt Salzburg keine Rolle mehr. als Grün- und Aufenthaltsraum genutzt umweltgerechte Mobilität. Gute, denen damit eine möglichst Deshalb wäre die aktuelle Bedarfs- und werden kann. Alternativ würden sich Foto: Josef Reithofer lange Benutzbarkeit der Wohnung Nachfragesituation auch beim Woh- auch zentrale Sammelgaragen an- gesichert werden kann. Nutzen ziehen nungsaltbestand zu berücksichtigen. bieten, die beispielsweise bei einem daraus auch Eltern, die mit Kinderwä- Besonders problematisch erscheint die Neubauprojekt als Tiefgaragenlösung gen unterwegs sind oder Personen Situation, wenn ganze Gebäude nur mitgeplant werden könnten. mit temporären Einschränkungen Kleinstwohnungen aufweisen. Ein guter der Bewegungsmöglichkeiten, etwa Wohnungsmix, der den Bedürfnislagen • Baubiologie und Holzbaustoffe nach Verletzungen. Insofern sollten der Wohnungssuchenden entgegen- Eine Projektevaluierung von 20 aus- bei mehrgeschoßigen Altbauwoh- kommt und eine gezielte Steuerung gewählten Wohnobjekten in der Stadt nungen ein nachträglicher Lifteinbau der sozialen Struktur und Verhältnisse Salzburg auf Basis der Checkliste für unbedingt geprüft werden. ermöglicht, wäre richtungsweisend. einen zukunftsweisenden Wohnbau Mehr als nur sanieren 6 ergab, dass der Bereich Baubiologie einer Sanierungsoffensive, die über und Umweltwirkung der Baustoffe im das Objekt hinausgehen und auf das nomische Seite in die Betrachtung mit einzubeziehen. Die Maßnahmen Neubau wenig Beachtung fand und Wohnquartier und den Stadtteil wirken. müssen finanzierbar und für die Mie- nur Mindeststandards erfüllt wurden. Gerade für Stadtviertel, die mit Image- ter und Eigentümer leistbar sein. Mit Es ist zu vermuten, dass im Sanie- problemen zu kämpfen haben, sind Förderungsmitteln der öffentlichen rungsbereich eine ähnliche Situation umfassende Sanierungsmaßnahmen Hand kann und soll eine wichtige Un- vorherrscht. Orientiert am OI3 Index ein zentraler Bestandteil zur Attraktivie- terstützung geleistet werden, wobei sollten auch hier die eingesetzten rung und Imageaufbesserung. die Forderung zu erheben ist, dass Baumaterialen bewertet werden. Die Sanierungsmittel auch für soziale und Vermeidung schädlicher Stoffe ist zu siedlungsökologische Maßnahmen zur forcieren, zum Beispiel HFKW-freie Fazit Verfügung stehen sollten. Ungeachtet Dämmstoffe oder PVC-freie Fenster dessen stellt sich die Frage, ob die und Rohre. Ein verstärkter Einsatz Angesichts der punktuell angeführten Planungskonzepte und Investitions- von Holzbaustoffen aus zertifizierter und kurz beschriebenen Themenbe- entscheidungen im Lichte einer um- Bewirtschaftung wäre ebenfalls an- reiche wird klar, dass sich Sanierungs- fassenden inhaltlichen Abwägung und zustreben. konzepte nicht allein auf energetische langfristigen Betrachtung wirtschaftlich Maßnahmen konzentrieren dürfen. und fachlich vertretbar erscheinen. Angesichts solch desolater Wohnungen ist klar, dass einseitige Sanierungsmaßnahmen wie Fassadenisolierungen bei weitem • Stadtteil- und Quartiersentwicklung Ein integrierter Handlungsansatz, der Man wird deshalb nicht umhin kom- nicht ausreichen und ein umfassender Sanierungsansatz Ziel sein Sanierungsmaßnahmen beziehen sich sich einer nachhaltigen Entwicklung men, im Einzelfall die umfassende Sa- müsste. Foto: Josef Reithofer in erster Linie auf das Einzelobjekt. Nicht verpflichtet fühlt, ist mehr denn je nierungsmaßnahme einem Abriss und zu unterschätzen sind jedoch Effekte notwendig. Klarerweise ist die öko- Neubau gegenüberzustellen. Literatur WEB: Amt für Stadtplanung und Verkehr, www.stadt-salzburg.at/nachhaltigkeit (Hrsg.), 2009: Räumliches Entwick- lungskonzept der Stadt Salzburg – REK 2007. Schriftenreihe zur Salzburger Stadtplanung, Heft 35. Amt für Stadtplanung und Verkehr, (Hrsg.), 2008, Checkliste für ei- nen zukunftsweisenden Wohn- bau. Schriftenreihe zur Salzburger Stadtplanung, Heft 33. Schulze-Darup, B., 2010, Rahmen- plan für die Modernisierung Wohn- park Strubergasse in Salzburg. Unveröffentlichte Studie im Auftrag des SIR. Statt unansehnlicher, offener Müllsammelstellen sollten geschlossene Müllräume errichtet werden, die sich positiv in das Siedlungsbild einfügen. Foto: Josef Reithofer Mehr als nur sanieren
7 Die Salzburger Wohnbauförderung und Sanierung Dr. Herbert Rinner SIR – Salzburger Institut für Raumordnung & Wohnen Schillerstraße 25, 5020 Salzburg Tel.: +43 (0)662 623455 e-mail: herbert.rinner@salzburg.gv.at www.sir.at Die Salzburger Wohnbauförderung Lüftung mit Abluftanlagen, Wasser- Sanierung“ gefördert und für 3.376 wird im Neubau und in der Althaus- einsparung-Sensor-Armaturen, Ver- Wohnungen konnten Förderungen im sanierung konsequent nach energe- meidung von Bodenversiegelung. Rahmen der „anderen Sanierungen“ tischen und ökologischen Kriterien vergeben werden. Insgesamt wurde ausgerichtet und ist im Land Salzburg Für das geplante Bau-/Sanierungs- mit den Wohnheimen die Sanierung ein wichtiges Instrument, um die Er- vorhaben ist mit dem Ansuchen ein von 3.793 Wohnungen gefördert. Ver- richtung und Sanierung hochwertiger „Planungs-Energieausweis“ und nach glichen mit dem Jahr 2008 ergibt dies und energieeffizienter Wohnhäuser Bauvollendung ein „Fertigstellungs- eine Steigerung von mehr als 45 %. voranzutreiben. Einerseits werden För- Energieausweis“ jeweils samt Anla- Geht man im Vergleich noch weiter derungen nur erteilt, wenn bestimmte genbeschreibung vorzulegen. zurück, so liegt etwa zum Jahr 2005 energieökologische Mindestanforde- eine Steigerung von über 100 % vor. rungen erfüllt werden, anderseits er- Die Förderungsbestimmungen sehen Die große Nachfrage nach Sanie- höht sich die Wohnbauförderung im unterschiedliche Förderungsmög- rungsförderungen setzt sich auch im Rahmen eines Zuschlagspunktesy- lichkeiten bei „umfassenden Sanie- Jahr 2010 fort. stems für energieökologische Maß- rungen“ von Wohnhäusern mit min- nahmen. destens 3 Wohnungen, bei Einzelmaß- Umfassende Sanierung nahmen im Rahmen der Förderung von Wohnhäusern Je besser die thermische Qualität des „anderer Sanierungsmaßnahmen“ Gebäudes ist, umso mehr erhöht sich sowie für Mietwohnungsobjekte bei Als „umfassende Sanierung“ versteht das Förderungsdarlehen entspre- „Sanierungen zu Neubaukosten“ der Landesgesetzgeber eine Sanie- chend der Zuschläge für energie- vor. Seit 1. April 2010 werden im Rah- rung, die in beträchtlichem Umfang ökologische Maßnahmen. Zuschläge men der „anderen Sanierung“ umfas- über die notwendige Erhaltung des gibt es auch für Biomasseheizungen, sende energetische Sanierungen Wohngebäudes oder von Gebäude- Sanieren ist im Trend! Im Jahr 2009 stieg die Zahl der Wärmepumpen, thermische Solar- von Wohngebäuden wieder besonders teilen hinausgeht. Die Gewährung der geförderten Sanierungen um 45% gegenüber dem Vorjahr. anlagen, passive Solarerträge über gefördert. Förderung setzt die Einhaltung der im Foto: SIR transparente Bauteile, Wärmerück- § 1b Abs. 1 WFV geregelten ener- gewinnung aus Abluft, ökologische Im Jahr 2009 wurde die Sanierung giebezogenen Mindestanforderungen Baustoffwahl, Regen- oder Grauwas- von 314 Wohnungen zu Neubau voraus. Demnach muss der LEKt-Wert sernutzung, Dachbegrünung, Ener- kosten gefördert, 62 Wohnungen wur- des Gebäudes bei Förderung bis 31. giebuchhaltung, bedarfsgeregelte den im Rahmen einer „umfassenden Dezember 2011 unter 24 und ab 1. Mehr als nur sanieren 8 Jänner 2012 unter 22 liegen. Voraus- zu 500 €. Nachgewiesene Mehr- gesetzt wird weiters die Verwendung kosten durch vorgeschriebene Maß- rung wird nur erteilt, wenn bestimmte energetische und technische Min- innovativer, klimarelevanter Systeme nahmen zur Wahrung des Denkmal-, destanforderungen erfüllt werden. für die Raumheizung und die Warm- Altstadt- oder Ortsbildschutzes kön- Gefördert werden beispielsweise wasserbereitung wie in der Neub- nen zu einer Erhöhung des Grund- folgende Maßnahmen: auförderung. fördersatzes um bis zu 50 % führen. Bei ökologischen Maßnahmen ent- • Verbesserung der Nach Abschluss der Sanierungsmaß- sprechend des Zuschlagspunkte- Wärmedämmung der Außenwand, nahmen muss das Gebäude min- systems kann sich der Betrag ganz oberste Geschoßdecke/ destens 3 Wohnungen aufweisen. wesentlich erhöhen. Je Zuschlags- Dachschräge bzw. Kellerdecke; Die sanierten Gebäudeteile haben punkt sind 15 € je Quadratmeter • Austausch von Fenstern/ einen entsprechend den baulichen förderbarer Nutzfläche vorgesehen. Außentüren; Möglichkeiten zeitgemäßen Ausstat- Beispielsweise erhöht sich das För- tungsstandard aufzuweisen. Dies derungsdarlehen bei 15 Ökopunk- • Anschluss an ein Fernwärmenetz; betrifft insbesondere den Schall- ten um 45 %. • erstmaliger Einbau oder und Wärmeschutz, die Strom- und Austausch eines bestehenden Wasserversorgung sowie die Ab- Zentralheizungskessels mit Beispiel wasserbeseitigung. Die Sanierung Wärmepumpe, Stückholzkessel, 10 Wohnungen Biomasse oder Erdgas; muss Maßnahmen zur Erhöhung des Schall- und Wärmeschutzes (Fenster, • Wohnnutzfläche gesamt 750 m² • Einbau einer thermischen Außentüren, Außenwände, Dächer, Solaranlage; • 15 Ökopunkte Kellerdecken …) sowie mindestens • behindertengerechte Ausstattung; zwei weitere, das ganze Gebäude oder den Gebäudeteil betreffende • Dachsanierung; Höhe des Sanierungsmaßnahmen aus dem Förderungsdarlehens: 543.750 € • Feuchtigkeitsschutz; Maßnahmenkatalog des § 41 Abs. 1 • Elektroleitungen; Salzburger Wohnbauförderungsge- setz 1990 beinhalten. Begründete • Brandschutz etc. inkl. Erhöhung durch Ausnahmen wegen Denkmal-, Orts- Ökopunkte: 168.750 € bildschutz oder Altstadterhaltung sind möglich. Die Wohnungen müs- Je nach Maßnahme sind unter- sen auf Förderungsdauer als Haupt- schiedliche Fördersätze vorgesehen. wohnsitz genutzt werden. Förderung „anderer Das Förderungsdarlehen erhöht sich, Auch Einzelmaßnahmen wie z. B. Fenstertausch sind förderbar, Sanierungsmaßnahmen“ und wenn Zuschlagspunkte für energie- sollten aber immer innerhalb eines langfristigen Sanierungskon- Das Land Salzburg gewährt ein „umfassende energetische ökologische Maßnahmen vergeben zeptes erfolgen. Foto: Inge Straßl Förderungsdarlehen mit einer Lauf- Sanierungen“ werden können, und zwar um 2 % je zeit von 20 Jahren und einer Ver- Zuschlagspunkt. Das Darlehen hat zinsung von 2 % jährlich. Die Höhe Die Salzburger Wohnbauförderung eine Verzinsung von 1 % per anno des Fördersatzes je Quadratmeter sieht auch die Möglichkeit vor, Einzel- und eine Laufzeit von wahlweise 5, förderbarer Nutzfläche beträgt bis maßnahmen zu fördern. Die Förde- 10 oder 15 Jahren. Mehr als nur sanieren
9 Umfassende Beispiel Förderung der energetische Sanierung: Einfamilienhaus / Bauernhaus „Sanierung zu Neubaukosten“ Wird eine umfassende energetische Unter einer „Sanierung zu Neubau Wärmedämmung Sanierung durchgeführt, ist das För- Außenwand: kosten“ sind Förderungen zu verste- derungsdarlehen nach Maßgabe der 14.000 € hen, bei denen die Höhe der Sanie- Mittel unverzinst. Umfassende ener- rungskosten mit jener von Neubau- getische Sanierungsmaßnahmen sind Oberste kosten vergleichbar ist. Es müssen zeitlich zusammenhängende Sanie- Geschoßdecke: 4.000 € daher die energieökologischen Min- rungsmaßnahmen an der Gebäude- destanforderungen wie im Neubau er- hülle und/oder den energierelevanten füllt werden, d. h. der LEKt-Wert muss haustechnischen Anlagen. 15 Fenster und Türen unter 22 und ab 1. Jänner 2012 unter (U-Wert < 0,8): 10.500 € 18 liegen. Zusätzlich müssen innova- Von folgenden fünf Maßnahmen müssen tive klimarelevante Systeme verwen- mindestens drei durchgeführt werden: det werden (§ 1a Abs. 3 Wohnbauför- Austausch Biomas- seheizung: derungs-Durchführungsverordnung). • Verbesserung des baulichen 13.500 € Die Fördersätze liegen in Abhängigkeit Thermische Fassadensanierung Wärmeschutzes der Außenwände zur Gesamtwohnnutzfläche zwischen Foto: Inge Straßl • Verbesserung des baulichen Solaranlage: 9.000 € 1.180 € und 1.400 € je Quadratme- Wärmeschutzes der obersten ter förderbarer Nutzfläche. Die Förde- Geschoßdecke oder der rung erhöht sich entsprechend des Dachschräge Zuschlagspunktesystems für ökolo- • Verbesserung des baulichen Höhe des gische Maßnahmen. Die Förderungs- Wärmeschutzes der Kellerdecke oder Förderungsdarlehens: 51.000 € darlehen sind mit 1,5 % per anno der erdberührten Bodenplatte verzinst. Die Rückzahlung erfolgt mit • Verbesserung der zuzüglich einer moderat ansteigenden Annuität Wärmedämmung von Fenstern und Ökopunkte beginnend mit 1,75 % der Darlehens- Außentüren nominale. • Sanierung des energetisch relevanten Haustechniksystems Wohnbauten unter 28 liegen. Werden Mit dem System aus energieökolo- diese Standards nicht erreicht, kann gischen Anreizen und Mindestanfor- das zinslose Darlehen dennoch ge- derungen ist die Salzburger Wohn Eine umfassende energetische Sa- währt werden, wenn durch die Sanie- bauförderung als Steuerungsin- nierung wird nur gefördert, wenn fol- rungsmaßnahmen eine Verbesserung strument ein wesentlicher Motor für gende Wärmeschutzstandards erfüllt des LEK t-Wertes um mindestens Umweltschutz und Energiesparen im werden: 30 % erreicht wird. Wohnungsneubau und der energie Bei Doppel-/Einzelhäusern, Bauern- Zusätzlich zum Planungs- und Fer- ökologischen Gebäudesanierungen häusern, Austraghäusern und Häu- tigstellungs-Energieausweis ist in im Land Salzburg. sern in der Gruppe muss der LEKt- diesem Fall ein Bestands-Energie- Wert unter 32 und bei sonstigen ausweis vorzulegen. Mehr als nur sanieren 10 Modernisierung des Gebäudebestands – DIin Claudia Dankl nachhaltige Projekte aus „Haus der Zukunft“ Österr. Ges. für Umwelt und Technik – ÖGUT Austrian Society for Environment and Technology Hollandstraße 10/46 | 1020 Wien Tel.: +43.1.315 63 93-24 e-mail: claudia.dankl@oegut.at www.oegut.at | www.HAUSderZukunft.at Das Programm „Haus der Zukunft“ wurde 1999 vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technolo- gie BMVIT initiiert und hat eine neue Basis für innovatives Wohnen und en- ergieeffiziente Gebäude geschaffen. Mit Unterstützung einer aktiven For- schungs- und Technologiepolitik ent- standen architektonisch anspruchs- volle Gebäude, die ökologische Ma- terialien verwenden, höchste Ener- gieeffizienz aufweisen und gleichzeitig eine hohe Wohn- und Nutzerqualität schaffen. Der Themenschwerpunkt Sanierung wurde nach dem anfäng- Neubau lichen Erfolg von „Haus der Zukunft“ im Neubau im Jahr 2002 gestartet. 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Die thermisch nachhaltige Altbausa- Altbausanierung nierung stellt einen wichtigen Beitrag für eine wirkungsvolle Reduktion der CO2-Emissionen dar. Die Chance, Ge- Grafik 1: Programmstrategie „Haus der Zukunft“ bäude im Zuge der Sanierung auf neu- esten energetischen und technischen Standard zu bringen und damit auch fung technologischer Voraussetzungen gefördert: von der Grundlagenfor- gesteigerten Komfort zu generieren, unterstützen, die ermöglichen, dass schung über Technologie- und Kom- sollte genutzt werden. zukünftige Gebäude nicht Energie ver- ponentenentwicklung, Demonstrati- brauchen, sondern Energie erzeugen. onsprojekte bis hin zu Diffusions- und Mit dem nachfolgenden Forschungspro- Transferprojekten, deren Ziel ist, das gramm „Haus der Zukunft Plus“ – ge- Im Programm „Haus der Zukunft“ wer- im Programm erarbeitete Know-how startet 2008 – will das BMVIT die Schaf- den verschiedene Projektkategorien zielgruppengerecht aufzubereiten. Mehr als nur sanieren
11 Grundlagenforschung zur Wie intensiv die Beteiligung der Be- • Vergrößerung der bestehenden Bal- Beteiligung von BewohnerInnen wohnerInnen gestaltet wird, hängt von kone samt Parapetdämmung an Sanierungsprojekten verschiedenen Faktoren ab und muss • Verglasung mit Passivhausfenstern Die Sanierung von Gebäuden ist im- für jedes Projekt individuell bestimmt samt integriertem Sonnenschutz mer ein Eingriff in bestehende Sys werden: Ausschlaggebend sind bei- • kontrollierte Wohnraum-Be- und teme. Umfangreiche Sanierungen im spielsweise rechtliche Vorgaben, das Entlüftung mit Einzelraumlüftern. Geschoßwohnbau oder Sockelsanie- Ausmaß der Handlungsoptionen im rungen sind ohne die Einbindung der Sanierungskonzept, aber auch das Bauherr war die GIWOG, die nach- BewohnerInnen nur schwer durch- Interesse an der Mitwirkung auf der folgend bereits ein weiteres Projekt führbar. In „Haus der Zukunft“ gab es Seite der BewohnerInnen. – Graz Dieselweg – unter Einsatz daher mehrere Projekte, die der Betei- vorgefertigter Fassadenelemente auf ligung der BewohnerInnen an Sanie- Demonstrationsprojekte Passivhausstandard saniert hat. rungsprojekten gewidmet waren und Besonderen Stellenwert im Programm deren Ergebnisse als Leitfäden und nehmen Demonstrationsprojekte ein, >> Das Sanierungsprojekt der denk- Handbücher vorliegen: da sie als „Vorzeigeprojekte“ wissen- malgeschützten ehemaligen Arbei- schaftliche Ergebnisse sichtbar und terwohnanlage „Tschechenring“ in >> Sanierung Pro – Entwicklung eines einer breiten Öffentlichkeit vermittelbar Felixdorf in Niederösterreich zeigt, Arbeiterwohnanlage Tschechenring in Felixdorf, anwendungsorientierten Verfahrens- machen. dass man durch energietechnische Niederösterreich, vor der Sanierung Foto: Wien Süd modells zur bestmöglichen Integrati- Optimierung eine maximale Energie- on der Interessen der BewohnerInnen, >> „Haus der Zukunft“ förderte die ers bedarfsreduktion erreichen kann, oh- der Interessen des Bauträgers sowie te Sanierung eines Einfamilienhauses ne die unter Denkmalschutz stehende der Zielsetzungen der Wohnbauförde- in Österreich auf Passivhausstandard Fassade zu verändern; dafür wurde rung bei Sanierungsprojekten in Pettenbach in Oberösterreich. Bei Innendämmung mit Kalziumsilikatplat- diesem Projekt konnte höchster Wohn- ten eingesetzt. >> Kooperative Sanierung – Erarbei- komfort durch die Sanierung mit vorge- tung von Modellen zur Einbeziehung hängten Leichtbauelementen mit hohem >> Für den Staatspreis 2010 Archi- von EigentümerInnen und Bewohner- Vorfertigungsgrad, durch den Einsatz tektur und Nachhaltigkeit nominiert Innen bei nachhaltigen Gebäudesanie- von Vakuumdämmung und durch ein wurde das Sanierungsprojekt „Frei- rungen in Geschoßwohnbauten optimiertes Lüftungssystem erreicht hof Sulz“ in Vorarlberg. Bei der ther- werden. mischen Sanierung konnte der Heiz- >> PARTI-SAN – Moderierte Entschei- wärmebedarf aufgrund des denkmal- dungsverfahren für eine nachhaltige >> Beim Projekt Makartstraße in Linz geschützten Bestandes „nur“ von 160 Sanierung im Wohnungseigentum – modernisierte Architektin Ingrid Dome- auf 57,77 kWh gesenkt werden. Die Partizipation bei der Sanierung: Be- nig-Meisinger ein 1957/58 errichtetes Qualität sahen die Staatspreis-Juror gleitung von konkreten Sanierungs- Mehrfamilienhaus mit folgenden Maß- Innen darin, dass sich Nachhaltig- projekten und Erarbeitung eines nahmen auf Passivhausstandard: keit bei diesem Projekt nicht nur auf Leitfadens zur Verbesserung des Pla- • vorgefertigte hinterlüftete GAP-So- Energiekennzahlen oder Baumateri- Gaststube des Freihof Sulz, Vorarlberg, nach der Sanierung nungs-, Informations- und Entschei- larfassade alien bezieht, sondern auch auf den Foto: Robert Freund dungsprozesses für die Sanierung im • verstärkte Dach- und Kellerge- Umgang mit sozialen, kulturellen und Wohnungseigentum. schoßdeckendämmung ökonomischen Ressourcen. Mehr als nur sanieren 12 >> Eine gründerzeitliche Wienerwald- verbessert, da die innen liegenden villa in Purkersdorf wurde nach Plänen Bereiche nun über Oberlichte Tages- dieser neun Leitprojekte sind der Mo- dernisierung gewidmet und lassen in von Architekt Georg Reinberg unter licht erhalten. den kommenden Jahren auf Ergeb- Erhaltung des architektonischen Cha- nisse zur weiteren energietechnischen rakters und des äußeren und inneren Auch im Nachfolgeprogramm „Haus Aufwertung des Gebäudebestands Erscheinungsbilds auf Passivhaus- der Zukunft Plus“ werden viele Pro- hoffen: Standard renoviert. Ziel des Projekts jekte zur Modernisierung des Gebäu- war beispielhaft zu zeigen, dass grün- debestands gefördert. Exemplarisch >> GdZ – Gründerzeit mit Zukunft: derzeitliche Bausubstanz erhalten genannt sei die energieautonome Innovative Modernisierung von Grün- werden kann und zugleich mit dem Revitalisierung eines innerstädtischen derzeitgebäuden. Ziel ist die forcierte Einsatz moderner Passivhaustech- ehemaligen Industriequartiers zum ökologische Modernisierung von nik hervorragende Umweltbilanzen Vertriebsstandort von Fronius in Gründerzeitgebäuden unter Anwen- zu erzielen sind. Für diesen Bautyp Wels. Inhalte dieses umfangreichen, dung innovativer technischer und or- typische, Passivhaus-taugliche De- von PAUAT-Architekten geplanten Pro- ganisatorischer Lösungen. tails wurden entwickelt, um z. B. jekts waren die Umsetzung moderner das Erhalten der außen liegenden Architektur im Passivhaus-Standard >> e80^3-Gebäude – Sanierungskon- Passivhaussanierung des Einfamilienhauses in Pettenbach, Fensterflügel und eine innenseitige nach PHPP zu einem „Aktiv-Energie- zepte zum Plus-Energiehaus mit vorge- Oberösterreich Foto: Lang Consulting Ergänzung zum Passivhausfenster Stadtquartier“, die Durchführung von fertigten aktiven Dach- und Fassadene- zu ermöglichen. Trotz Dämmung der Wärmebrückensimulationen und insta- lementen, integrierter Haustechnik und Außenwand war es möglich, die Fas- tionären Wärme- und Feuchtetrans- Netzintegration. Das Projekt verfolgt sadengliederung und Verzierungen portberechnungen. Weiters fanden das Ziel der hocheffizienten Sanierung erneut zu realisieren. „stadtgerechte“ hinterlüftete Fassa- von bestehenden Gebäuden und Sied- den Verwendung, passive Kühlstra- lungen im urbanen Raum, mit Fokus >> In Schwanenstadt wurde die tegien für Dienstleistungsgebäude auf Gebäude, die zwischen 1950 und Hauptschule und Polytechnische im Bestand auf Basis Büro- und Ver- 1980 errichtet wurden. Schule generalsaniert und mit einem waltungsnutzung konnten entwickelt Zubau erweitert. Dabei wurde ein werden. >> BIGMODERN – Nachhaltige Mo- ökologisches Gesamtkonzept umge- dernisierungsstandards für Bundes- setzt, mit dem das Schulgebäude um Leitprojekte – gebäude der Bauperiode der 50er bis den energetischen Faktor 10 optimiert „Leuchttürme“ der Innovation 80er Jahre. Das Projekt zielt darauf ab, werden konnte. Sanierung und Um- Leitprojekte im Programm „Haus der Nachhaltigkeits- und Klimaschutzkrite- bau auf Passivhausstandard erfolgten Zukunft Plus“ sind mehrjährige, strate- rien für die Modernisierung von Bun- weitgehend mit Baumaterialien aus gisch ausgerichtete Verbundprojekte, desgebäuden der Nachkriegsperio- nachwachsenden Rohstoffen. In den die aus einem zusammenhängenden de zu entwickeln. Diese Zielkriterien problematischen Zonen der Altbausa- Bündel von Einzelprojekten bestehen, sollen auf ihre Praxistauglichkeit hin nierung wurde Vakuumdämmung ein- die – integriert in eine klar definierte überprüft werden und in weiterer Fol- Passivhaussanierung des Mehrfamilienwohnhauses gesetzt. Die Komfortlüftung sorgt für Strategie – von Grundlagenstudien bis ge als Leitprinzipien in Planungs- und Makartstraße, Linz Foto: Robert Freund Frischluftqualität und ein behagliches hin zur Umsetzung in Form von De- Ausführungsprozessen für zukünftige Raumgefühl in den Klassenzimmern, monstrationsgebäuden ein konkret Modernisierungsvorhaben der BIG de- die Lichtqualität wurde wesentlich beschriebenes Ziel verfolgen. Etliche finiert werden. Mehr als nur sanieren
13 DIin Claudia Dankl Modernisierung des Gebäudebestands – nachhaltige Projekte aus „Haus der Zukunft“ • Erarbeitung von Wissen zu nachhaltigem Sanieren in Grundlagenforschungsprojekten, beispielsweise zum Thema Einbindung von Sanierung der Schule in Schwanenstadt, Oberösterreich BewohnerInnen in den Sanierungsprozess Quelle: PAUAT Architekten • Entwicklung von Technologien und Komponenten Internationale Kooperation Erfolgsversprechende Konzepte und Energieeinsparungspotential optimal • Anwendung und Erprobung innovativer Über nationale Forschungsprojekte Einzelmaßnahmen wurden ausfindig genutzt werden kann. Systeme und Technologien in hinaus ist das BMVIT bestrebt, das gemacht und systematisch analysiert Demonstrationsgebäuden erworbene Know-how auch in inter- und dokumentiert. Auch zahlreiche • Nationaler und internationaler nationale Kooperationen einzubringen, Demonstrationsprojekte aus „Haus der Links Wissenstransfer beispielsweise durch Ausschreibungen Zukunft“ wurden in den Task einge- zum Thema „Sustainable Renovation“ bracht und mit internationalen Exper- Forschungs- und gemeinsam mit weiteren europäischen tInnen diskutiert. Die große Bedeutung Technologieprogramm Bauforschungsprogrammen im Rah- einer thermisch hochwertigen Sanie- „Haus der Zukunft“ men der Kooperation Eracobuild. Die rung ist unter ExpertInnen unumstrit- www.HAUSderZukunft.at Beteiligung österreichischer Forscher ten, denn: Innen an den eingereichten Projekten Wird einmal die Entscheidung für eine IEA-SHC-Task 37 „Advanced war hoch. thermische Gebäude- und Anlagen- Housing Renovation with Solar Demnächst abgeschlossen wird der sanierung getroffen, so lassen sich & Conservation“ Task 37 „Advanced Housing Renova- hohe Energieeinsparungen für Ge- www.iea-shc.org/task37/ tion with Solar & Conservation“ des bäude realisieren. Wird hingegen we- Implementing Agreements on Solar niger ambitioniert saniert, so sind die Eracobuild – Strategic Networking Heating and Cooling der Internati- Einsparungen auf Jahre hinaus verlo- of RDI Programmes in Construction onalen Energie Agentur. Erfolgreich ren. Aus diesem Grund ist das Wissen and Operation of Buildings durchgeführte Sanierungsvorhaben über energetisch und ökonomisch effi- www.eracobuild.eu/ wurden einer energetischen und öko- ziente Sanierung essentiell, damit das nomischen Bewertung unterzogen. bei Gebäudesanierungen vorhandene Mehr als nur sanieren 14 Wertsteigerung von Immobilien Ao. Univ. Prof. Wolfgang Feilmayr durch Sanierungsmaßnahmen Leiter des Departments für Raumentwicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung Fachbereich Stadt- und Regionalforschung Technische Universität Wien 1040 Wien | Operngasse 11 Tel.: (+43-1) 58801-26631 Vorbemerkung ders bei der Methode der „Hedo- Die hedonischen Preise werden in den e-mail: wolfgang.feilmayr@tuwien.ac.at Die folgenden Ausführungen bezie- nischen Preise“) einfacher, auch hier vorgestellten Modellen aber nicht http://www.srf.tuwien.ac.at/feil hen sich auf die Immobilienkategorien nachhaltige Maßnahmen zu be- in absoluten Zahlen (z. B. zusätzlich „Eigentumswohnungen“ und „Famili- rücksichtigen, vorausgesetzt es 100 € pro m2 Nutzfläche für das Vor- enhäuser“. Auf Grund der hohen Kor- liegt eine genügend große Zahl von handensein eines Balkons) geschätzt relationen zwischen den Kaufpreisen Beobachtungen vor. sondern als prozentuelle Zu- bzw. Ab- und Mieten (kommunizierende Gefäße) schläge auf einen Durchschnittspreis. können die Ergebnisse auch auf Miet- Modellansatz So bewirkt etwa ein um 10 % höherer objekte übertragen werden. Zur Erklärung der Immobilienpreise und Akademiker- und Maturantenanteil in Bei der Sanierung wird sowohl auf her- in weiterer Folge zur Analyse des Ein- der unmittelbaren Nachbarschaft eine kömmliche Maßnahmen, wie Erneu- flusses von nachhaltigen Sanierungs- Erhöhung des Immobilienpreises um erungen von Sanitärräumen, Böden, maßnahmen wird hier die Methode der ca. 12 %. Installationen u. ä. Bezug genommen „Hedonischen Preise“ gewählt. als auch auf nachhaltige bzw. ener- Hedonische Preise gelten als die virtu- giesparende Investitionen wie neue ellen Preise, die ein Käufer zahlt für die ln(p) = a + ∑ b i x i + ∑ c r + ∑d t j j k k +ε Heizsysteme oder thermische Hüllen. einzelnen Eigenschaften eines Gutes, hier: der jeweiligen Immobilie. Wenn Bewertungsverfahren die hedonischen Preise der Gutseigen- p Preis der Immobilie Hier ist zu unterscheiden zwischen schaften als Durchschnittspreise auf a Modellkonstante/Intercept den kodifizierten und den nicht kodifi- dem Markt betrachtet (und ent-spre- xi Erklärende Objektvariablen zierten Verfahren. Bei den kodifizierten chend ermittelt) werden, dann ergibt bi Koeffizienten der Objektvariablen Verfahren (Vergleichswert-, Sachwert- sich im Besonderen der virtuelle Preis rj Faktoren der räumlichen Lage und Ertragswertverfahren) werden her- für eine bestimmte Immobilie aus der kömmliche Sanierungsmaßnahmen in Summe der hedonischen Preise ihrer cj Koeffizienten der räumlichen Lage der Regel (über den Zustand) berück- Eigenschaften. Als Eigenschaften gel- tk Faktoren der zeitlichen Differenzierung sichtigt, während die Einbeziehung ten hier zum einen die Objektattribute dk Koeffizienten der zeitlichen Differenzierung nachhaltiger Sanierungsmaßnahmen der einzelnen Immobilie (z. B. Zustand ε Störterm/Residuum noch in den Kinderschuhen steckt. und Größe einer Wohnung) zum ande- ln natürlicher Logarithmus Andererseits ist es bei den nicht ren die externen Lageeigenschaften kodifizierten Verfahren (insbeson- des Standortes der Immobilie. Mehr als nur sanieren
15 GPSIM-Wien (Modell 1) LIEBE-ALT und LIEBE-NEU (Modelle 2 und 3) Autoren: SRF-TUWIEN (Bökemann, Feilmayr) Autoren: SRF-TUWIEN / IRG (Feilmayr, Brunauer, Weberndorfer) Kategorie: Eigentumswohnungen Kategorie: Eigentumswohnungen, Familienhäuser Datenquellen: Geschäftsfälle der Austria Immobilien börse (A!B), vormals W!B Datenquellen: Geschäftsfälle der Bank Austria Kaufpreissammlung der MA 69 (Hypothekarkredite) Internetplattform AMETANET Wien und Restösterreich (Modell 2) Gesamtösterreich (Modell 3) Zahl der Beobachtungen: ca. 100.000 Zahl der Beobachtungen: ca. 3.000 Zeitperiode: 1986 – 2010 Zeitperiode: 1996 – 2010 ca. ein Drittel effektive Transaktionen, ca. zwei Drittel Angebotspreise Effektive Kaufpreise Ausstattungsvariable: Ausstattungsvariable: Adresse/Baublockcode Wie bei Modell 1, Zeitpunkt des Anbots bzw. der Transaktion in den einzelnen Kategorien aber detaillierter Preis/Miete Betriebskosten/Mehrwertsteuer Lagevariable: Wie bei Modell 1 Nutzfläche/Grundstücksfläche Zustand Baujahr Das Aufrüsten eines Gebäudes auf zeitgemäßen Wärmedämm- Stockwerkslage standard und Heizung erhöht den faktischen Immobilienwert Verfügbarkeit von Strom, Gas, Wasser, wesentlich. Foto: Inge Straßl Kanal, Telefon, Kabel-TV Modellergebnisse Zahl und Größe der Räume, Badezimmer, Im folgenden werden die Auswir- Balkone, Terrassen, Garagen kungen zuerst von konventionellen, Heizungsart dann auch von nachhaltigen Sanie- Möblierung rungsmaßnahmen auf die Immobilien- Lagevariable: preise dargestellt. Naturraum: Höhenlage, Hangneigung, Nähe zu Parkanla- gen, Wasserflächen, Weingärten, Wiesen und Wäldern Ausstattungsqualität Infrastruktur: Erreichbarkeit des Stadtzentrums im öffent- von Badezimmer, Dusche und WC lichen und im Individualverkehr, Nähe zu Haltestellen des In Modell 2 und 3 wird ein Koeffizient öffentlichen Verkehrs, Nahversorgungsqualität für die Ausstattungsqualität der Sani- Soziales Milieu: Anteil der Akademiker, der Pensionisten tärräume geschätzt. Bei der Bewer- oder von Gastarbeitern in der Nachbarschaft tung der Ausstattungsqualität werden Ökologie: Belastungen durch Lärm oder Staub, Parkplatz- folgende Aspekte erfasst: Größe der situation, Verbauungsdichte Sanitärräume, Anzahl der Badezimmer, Stadtgestalt: Lage in Schutzzonen, Nähe zu Denkmälern und Monumenten Vorhandensein einer natürlichen oder Mehr als nur sanieren 16 künstlichen Belichtung, einer Bade- geschätzte Marktwert um 14 % und wanne und/oder Duschgelegenheit, bei guter bis sehr guter Ausstattung zentiger Aufschlag für eine überdurch- schnittliche Ausstattung geschätzt. Vorhandensein von Wellnessele- um 19 % über dem bei minderwertiger Insgesamt zeigt sich bei Ausstattungs- menten, Fußbodenheizung oder Hand- Ausstattung geschätzten Wert. merkmalen und der Ausstattungs- tuchheizkörpern, Art und Umfang der qualität ebenfalls ein sehr deutlicher Verfliesung sowie die Qualität der Ar- Keller oder Kellerabteil Einfluss auf den Marktwert von Wohn maturen. Nach einer speziellen Codie- Das Vorhandensein eines Kellerabteils immobilien. Private Freiräume haben rung werden diese Qualitätsmerkmale erwies sich in Modell 2 bei Eigen- einen stark positiven Einfluss auf den bei Modell 1 in minderwertige, mittlere tumswohnungen in Wien als signifi- Immobilienwert. Balkone wirken sich und hochwertige Ausstattungsquali- kant und bei Eigentumswohnungen dabei bei Eigentumswohnungen etwas tät und bei Modell 2 in minderwertige, in Österreich als nicht signifikant. Für stärker aus als bei Einfamilienhäusern, mäßige, durchschnittliche und gute bis Wohnungen mit Kellerabteil in Wien und Terrassen und Gartenflächen be- sehr gute Ausstattungsqualität umge- schätzt das Modell einen 4-prozen- einflussen den Marktwert noch deutlich rechnet. tigen Preisaufschlag im Vergleich zu stärker als Balkone. In Modell 2 ergibt sich für die mittlere sonst gleichen Wohnungen ohne Kel- Auch die Anzahl und Ausstattungs- im Vergleich zur minderwertigen Aus- lerabteil. Für unterkellerte Einfamilien- qualität der Sanitärräume beeinflusst stattungsqualität bei Eigentumswoh- häuser in Österreich wird in Modell 2 den Marktwert stark. Lediglich bei nungen in Wien ein 18-prozentiger und ein ca. 11,5 % und in Modell 3 ein dem Modell Eigentumswohnungen in Hochwertige Ausstattung sowie innovative Heizsysteme wirken bei Einfamilienhäusern in Österreich ein 10,5 % höherer Marktwert geschätzt Restösterreich fällt dieser Effekt ver- sich auf den Wert eines Objektes positiv aus. Fotos: Inge Straßl 13-prozentiger Preisaufschlag. Bei als für nicht unterkellerte. gleichsweise gering aus. Eine über- dem Modell für Eigentumswohnungen durchschnittliche Ausstattung und das in Restösterreich wirkt sich dieser Un- Sehr gute oder Vorhandensein eines Kellers oder Kel- terschied lediglich mit einem 1-pro- überdurchschnittliche Ausstattung lerabteils wirken sich ebenfalls positiv zentigen Preisaufschlag aus. Ähnlich In den Modellen 2 und 3 erwies sich auf den Marktwert aus. verhält es sich mit einer hochwertigen für Einfamilienhäuser in Österreich eine im Vergleich zu einer minderwertigen sehr gute bzw. überdurchschnittliche Raumaufteilung und Ausstattung. Während dafür in Modell Ausstattung als signifikant. Dabei wur- Nutzungsflexibilität 2 bei Eigentumswohnungen in Wien den Aspekte erfasst wie besonders Schlechte Raumaufteilung: Für Einfa- sogar ein 27,5-prozentiger und bei exklusive Bodenbeläge und Wand- milienhäuser in Österreich wurde in Mo- Einfamilienhäusern in Österreich ein gestaltungen, hochwertige Fenster dell 2 das Kriterium schlechte Raumauf- 21-prozentiger Aufschlag geschätzt und Innentüren, das Vorhandensein teilung erfasst und als signifikant identi- wird, liegt dieser bei Eigentumswoh- von Klimaanlage, Alarmanlage und fiziert. Dabei wird für Einfamilienhäuser nungen in Restösterreich lediglich bei Videoüberwachung, E-Bussteuerung mit schlechter Raumaufteilung ein Ab- 4 %. und EDV-Verkabelung, Kachelofen schlag von 5 % auf den Marktwert ge- In Modell 3 ergibt sich bei Einfamilien- oder offenem Kamin, sowie von Zu- schätzt. Als schlechte Raumaufteilung häusern in Restösterreich für eine mä- satzausstattung wie Wellnessbereich, werden gefangene oder ungünstig pro- ßige Ausstattung ein um 5 % höherer Hallenbad, Fitnessraum und Ähnliches. portionierte und dimensionierte Räume, Marktwert als bei minderwertiger Aus- Dabei wird in Modell 2 ein 9,5-prozen- sowie überdurchschnittlich viele oder stattung. Bei einer durchschnittlichen tiger Preisaufschlag für eine sehr gute ungünstig proportionierte Verkehrsflä- Ausstattung der Sanitärräume liegt der Ausstattung und in Modell 3 ein 5-pro- chen bewertet. Mehr als nur sanieren
17 Barrierefreiheit jedoch auch hier in der aktuell noch wert sowohl bei Eigentumswohnungen Lift vorhanden: Bei Eigentumswoh- zu geringen Zahl relevanter Beobach- als auch bei Einfamilienhäusern aus nungen in Wien hat das Vorhanden- tungsfälle sowie unvollständigen oder der Gründerzeit in beiden Modellen sein eines Liftes in Modell 1 und 2 ungenauen Daten liegen. deutlich über dem geschätzten Wert einen signifikanten Einfluss auf den von sonst gleichen Immobilien aus geschätzten Marktpreis. Bei Eigen- Alter und Zustand der Zwischenkriegszeit und den 40er, tumswohnungen in Restösterreich Alter: In Modell 3 wird bei Einfamilien- 50er und 60er Jahren. Bei Eigentums- erwies sich dieser Faktor in Modell 2 häusern in Österreich für jedes zusätz- wohnungen zeigt sich dieser Effekt in als nicht signifikant. In Modell 2 wird liche Baualtersjahr ein Abschlag von beiden Modellen auch noch bei Immo- das Vorhandensein eines Liftes mit 0,8 % geschätzt. Modell 1 und 2 bilden bilien aus den 70er und 80er Jahren. einem Preisaufschlag von 9 % ge- den Zusammenhang zwischen dem In Modell 2 werden auch Wohnungen schätzt. Modell 1 bildet den Einfluss Alter der Immobilie und dem Markt- aus den 90er Jahren mit einem größe- eines vorhandenen Liftes auf den wert differenzierter ab (siehe Tabelle ren Preisabschlag geschätzt als Grün- Marktwert in Abhängigkeit dazu ab, 1). Dabei liegt der geschätzte Markt- derzeitwohnungen. in welchem Geschoß sich die Eigen- tumswohnung befindet. So liegt der ETW EFH ETW ETW EFH Modell 1 Modell 2 Wien Wien Wien Restöst. Österr. geschätzte Marktwert bei Wohnungen im dritten oder vierten Stock mit Lift Baujahr - 16,0 % - 14,5 % Älter als 88 Jahre - 15,0 % - 13,5 % - 29,0 % um 5,5 % höher als ohne Lift, im fünf- Gründerzeit ten und sechsten Stock macht das Baujahr Alter 65-87 Jahre Vorhandensein eines Liftes 13,5 % - 18,5 % - 19,7 % - 33,0 % - 49,0 % - 37,0 % Zwischenkriegszeit (1922-1945) aus, und darüber oder bei Dachge- schosswohnungen liegt die Differenz Alter 38-64 Jahre Baujahr 1945-69 - 23,5 % - 19,7 % - 30,0 % - 36,5 % - 38,0 % (1945-1971) sogar bei 22,5 %. Das Vorhandensein eines Liftes wirkt Alter 31-40 Jahre - 19,3 % - 12,0 % sich bei Eigentumswohnungen in Wien stark auf den Marktwert aus. Bei Modell 1 zeigt sich dabei ein deut- Alter 21-30 Jahre - 18,1 % - 11,5 % Alter 28-37 Jahre - 22,0 % - 36,0 % - 31,0 % licher Zusammenhang mit dem Ge- schoß, in dem die jeweilige Wohnung Alter 16-20 Jahre - 16,4 % - 11,1 % Alter 18-27 Jahre - 21,0 % - 30,1 % - 24,0 % liegt. Darüber hinaus werden Aspekte der Barrierefreiheit in den Modellen so Alter 10-15 Jahre - 10,9 % - 9,8 % Alter 11-17 Jahre - 19,5 % - 21,0 % - 15,5 % gut wie nicht berücksichtigt. In der Datenbank zu Modell 3 wird zwar die Eignung der Immobilie für Alter 4-9 Jahre - 5,0 % - 2,6 % Alter 4-10 Jahre - 9,0 % - 12,0 % - 8,5 % eine barrierefreie Nutzung im Alter als Teilindikator des Kriteriums schlechte Alter bis 3 Jahre + 0,0 % + 0,0 % Alter bis 3 Jahre + 0,0 % + 0,0 % + 0,0 % Raumaufteilung erfasst, dieses Krite- rium weist hier jedoch keine Signifi- Tabelle 1: Modell 1 und 2, prozentuelle Abschläge auf den geschätzten Marktwert kanz auf. Der Grund dafür könnte in Abhängigkeit zum Baualter Mehr als nur sanieren 18 Erhaltungszustand aus den 40er, 50er und 60er Jahren In den Modellen 1 und 3 sind jeweils höhere Preisabschläge als für Objekte In Modell 2 werden für die Beurteilung der Heizung wieder ähnlich wie bei der Dummyvariablen für den Erhaltungszu- aus der Gründerzeit und teilweise aus Beurteilung der Ausstattungsqualität stand der Immobilie enthalten. Für die der Zwischenkriegszeit. Der Wert von von Badezimmer, Dusche und WC un- Bewertung des Erhaltungszustandes Gründerzeitwohnungen liegt zum Teil terschiedliche Aspekte erfasst und über werden dabei Aspekte berücksichtigt sogar über dem Marktwert von anson- eine Codierung in die Bewertungsstu- wie durchgeführte Instandhaltungs-, sten gleichen Wohnungen aus den fen mäßig bis durchschnittlich, gut und Sanierungs- und Modernisierungs- 70er, 80er und 90er Jahren. sehr gut übersetzt. Besonders positiv maßnahmen, augenscheinliche Bau- bewertet werden hier die Merkmale mängel und Bauschäden sowie die Heizenergiebedarf, Energieträger- Zentralheizung, Solaranlage, kontrol- Zeitgemäßheit der Ausstattung und Ressourcenverbrauch und lierte Wohnraumlüftung mit Wärmerück- der technischen Ausstattung. Im Ver- CO2-Emissionen gewinnung, Warmwasseraufbereitung gleich zum sehr guten Erhaltungszu- Heizungsqualität: In Modell 1 und 2 mit Solarenergie, zentrale Warmwas- stand wird in Modell 1 für Eigentums- werden mit der Variable Heizung Qualität seraufbereitung, außerdem Hackschnit- wohnungen und Einfamilienhäuser mit und Zustand der Heizung und die einge- zel- oder Pelletsheizung, Fernwärme, gutem Erhaltungszustand ein Abschlag setzten Energieträger erfasst. In Modell 2 Gaskessel und Gasbrennwertgerät, von 12 % geschätzt. Bei mittlerem Er- wirkt sich eine mittlere Heizungsqualität Erdwärmepumpe, Fußboden- und haltungszustand liegt der Abschlag (ältere Typen von Zentral- und Etagen- Wandheizung sowie offene Kamine für Eigentumswohnungen bei 21 % heizung, alternative Heizanlagen oder oder moderne Kachel- und Pelletsöfen und für Einfamilienhäuser bei 17 %, Nachtspeicherheizung) im Vergleich als Zusatzheizung. Besonders negativ bei schlechtem Zustand werden um zur minderwertigen Heizung (Koks-oder hingegen werden Merkmale wie Indi- 29 % bzw. 22 % niedrigere Preise Kohle-betriebene Heizsysteme, Einzelö- vidualheizsystem, Holzstückgut- oder geschätzt. Modell 3 schätzt einen fen) bei Eigentumswohnungen in Wien Koksofen, mit Holz, Öl oder Koks ma- 11-prozentigen Abschlag für Einfa- mit einem geschätzten Preisaufschlag nuell bedienbarer Einzelofen, sowie milienhäuser in Österreich mit mittle- von 15,5 % und bei Einfamilienhäusern Elektroheizung oder Ölkessel bewer- rem Erhaltungszustand im Vergleich in Österreich mit 10,5 % aus. Für Ei- tet. Im Mittelfeld der Bewertung liegen zu einer sonst gleichen Immobilie mit gentumswohnungen in Österreich wird etwa Gasthermen oder eine dezentrale sehr gutem Erhaltungszustand, und dieser Wert hier mit lediglich 1,5 % ge- Warmwasseraufbereitung über Elektro- einen 20,5-prozentigen Abschlag bei schätzt. Eine sehr gute Heizung (Zen- boiler. Der Aufschlag für ein Einfamilien- schlechtem Zustand. tral-, Etagen-, Fußbodenheizung oder haus in Österreich mit guter Heizung Alter und Zustand gehören ebenso wie Kachelofen mit Energieträger Solarener- im Vergleich zur durchschnittlichen Hei- Ausstattung und Image zu den klas- gie, Strom, Gas, Fernwärme oder Öl) zung liegt in diesem Modell bei 13 %. sischen Bewertungsparametern der wirkt sich im Vergleich zur minderwer- Für eine sehr gute Heizung wird hier monetären Liegenschaftsbewertung. tigen Heizung bei Eigentumswohnungen ein 16-prozentiger Aufschlag auf den Dementsprechend zeigt sich für diese in Wien mit einem Aufschlag von sogar Marktpreis geschätzt. Eigenschaften in allen drei Modellen ein 26 % und bei Einfamilienhäusern in Ös- Energiekennzahl: In der Modell 3 zu- starker Einfluss auf den Immobilienwert. terreich mit einem geschätzten Preisauf- grunde liegenden Datenbank wurden Interessant sind dabei die Verläufe der schlag von 19 % aus. Auch dieser Wert bei Verfügbarkeit auch die Energiekenn- Altersentwertung in den Modellen 1 und liegt bei Eigentumswohnungen in Rest- zahlen (Heizwärmebedarf am Referenz- 2. Darin zeigen sich für Wohnimmobilien österreich mit + 14 % deutlich niedriger. standort) der Wohnimmobilien erfasst. Mehr als nur sanieren
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