Schmetterlinge entdecken und fördern - Gemeinsam für ein gesundes Morgen www.naturimgarten.at - auf Natur im Garten
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Schmetterlinge entdecken und fördern in Kooperation mit Gemeinsam für ein gesundes Morgen www.naturimgarten.at
INHALTSVERZEICHNIS VORWORT 5 WISSENSWERTES 6 Metamorphose – vom Ei bis zur Imago 8 Überwinterung von Schmetterlingen 12 Interessante Namen 14 Interessante Lebensformen 16 SCHMETTERLINGE IN ÖSTERREICH 18 Schmetterlinge in Österreich 18 Gefährdungspotential 18 Zoologische Einteilung 21 Tagfalter 22 Nachtfalter 25 LEBENSRÄUME VON SCHMETTERLINGEN IN ÖSTERREICH 28 Ansprüche der Falter an ihre Lebensräume 28 Artenreiche Blumenwiesen und Weiden 29 Felder und Brachen / Moore 30 Wald und Säume 31 Gebirge 32 Dörfer und Städte 33 SCHMETTERLINGE IM GARTEN, AUF BALKON UND TERRASSE FÖRDERN 34 Schmetterlingsparadies 34 Artenreiche Hecke 34 Blühmischungen für Schmetterlingsrasen, -wiesen und -säume 35 |2
Hochstaudenbeet 39 Schmetterlingspflanzen für Balkon und Terrasse 41 Sonderstandorte 41 FUTTERPFLANZEN FÜR RAUPEN 42 FUTTERPFLANZEN FÜR SCHMETTERLINGE 44 SCHMETTERLINGSARTEN IM PORTRAIT 46 Taubenschwänzchen 46 Schwalbenschwanz 47 Großer Kohlweißling 48 Zitronenfalter 49 Admiral 50 Distelfalter 51 Wiener Nachtpfauenauge 52 Weißfleckwidderchen 53 Faulbaumbläuling 54 Rotes Ordensband 55 Kleiner Frostspanner 56 DAS PROJEKT SCHMETTERLINGE FÖRDERN 58 |3
Schmetterlinge sind ebenso wichtige Bestäuber wie Bienen und andere Insekten. Aber nicht nur diese Leistung wird stark unterschätzt: die Raupen der Schmetterlinge dienen auch als Hauptnahrungsquelle für Rapsweißling | © „Natur im Garten“ A. Haiden die Aufzucht von Jungvögeln.
VORWORT Klimaschutzministerin Leonore Gewessler Die Vielfalt an Schmetterlingen in Österreich ist bezau- bernd, da wir durch unsere vielfältigen klimatischen Regionen als Schmetterlingshotspot in Europa gelten. Eine Diversität die auf der einen Seite faszinierend, auf der anderen Seite leider viel zu stark gefährdet ist. Le- bensraumzerstörung, der Einsatz von Umweltgiften, die Lichtverschmutzung und auch der Klimawandel zäh- len zu den größten Bedrohungen unserer Schmetter- © Cajetan Prewein lingsvielfalt. Eine Vielfalt, die es zu schützen gilt, denn Schmetterlinge sind nicht nur schön anzusehen, sie sind wichtige Bestäuber sowie Nahrungsgrundlage für andere Tierarten und bilden somit einen wesentlichen Bestandteil im ökologischen Gefüge. In dieser Broschüre präsentieren wir die Vielfalt der Schmetterlinge und beschreiben ihre verschiedenen Lebensräume. Aber auch Anregungen, wie Schmetter- lingsschutz in Gärten und Grünräumen aussehen kann, sind in dieser Broschüre zu finden. Pflanzen, welche als Raupenfutterpflanzen sowie als Nahrungsquelle für er- wachsene Tiere dienen, werden näher beschrieben und können dabei helfen unsere Vielfalt an Schmetterlingen in Österreich zu bewahren. Der Faulbaum-Bläuling ist einer von 51 in Österreich heimischen Arten aus der Familie der Bläulinge. |5
WISSENSWERTES ÖKOLOGISCHE BEDEUTUNG Schmetterlinge sind mit ihrer Farbenpracht und Zartheit wunderschöne, bezaubernde Geschöpfe, die so man- NAMENSGEBUNG che Kindheitserinnerung wecken und auch durch ihre Das Wort Schmetterling hat sich erst Mitte bis Ende des Art der Fortbewegung und ihre Vergänglichkeit faszinie- 18. Jahrhunderts im Allgemeinen durchgesetzt. Davor ren. Darüber hinaus jedoch haben sie von der Raupe wurde die Insektenordnung der Schmetterlinge nach bis hin zum erwachsenen Tier eine hohe und sehr breite Rösel von Rosenhof (deutscher Naturforscher, Miniatur- ökologische Bedeutung und spielen für das Ökosystem, maler und Kupferstecher) als „Tagvögel“ (für Tagfalter) in dem sie leben, eine enorm wichtige Rolle. oder „Nachtvögel“ (Nachtfalter) benannt. Belegt wird die deutsche Bezeichnung „Schmetterling“ jedoch schon ZEIGERARTEN Anfang des 16. Jahrhunderts. Sie stammt vom mittel- Auf Grund ihrer oft engen Bindung an spezifische Habi- deutschen Wort Schmetten (Rahm) ab, welches sich tate oder wenige Pflanzenarten als Raupenfutter eig- vom tschechischen Wort Smetana (Rahm, Obers) herlei- nen sich Schmetterlinge hervorragend als Zeigerarten/ tet. Die Benennung stützt sich auf den alten Volksglau- Bioindikatoren. Es konnte festgestellt werden, dass Ge- ben, dass sich Hexen in der Nacht zu Schmetterlingen biete mit einer generell geringeren Immissionsbelastung verwandeln, um an frischen Rahm /Obers zu gelangen eine hohe Artenanzahl aufweisen, während in Gebieten und diesen zu stehlen. Dies beruht auch darauf, dass mit hoher Immissionsbelastung trotz des Vorhanden- einige Schmetterlingsarten von Rahm /Obers angezo- seins von Futterpflanzen eine geringe Artenanzahl von gen werden. Regional wurde der Schmetterling auch als Schmetterlingen vorhanden ist. Änderungen von Le- Buttervogel bezeichnet, was in die Richtung des engli- bensräumen und deren Qualität lassen sich über die schen „butterfly“ geht. Artenanzahl von Schmetterlingen jedenfalls rasch und präzise nachweisen. Dabei kommt den standorttreuen Faltern wie etwa Apollo-, Zipfelfalter und Ameisenbläuling besondere Bedeutung zu. Mit meist nur wenigen Nachkommen in einer Generation pro Jahr und manchmal auch ei- ner komplizierten Entwicklung im Raupenstadium sind sie an bestimmte Futterpflanzen gebunden. Der Kreu- zenzian-Ameisenbläuling beispielsweise legt seine Eier ausschließlich auf Kreuz-Enzian, dessen Blüten den Larven als Futter dienen. Der ihm ähnelnde Lungenen- zian-Ameisenbläuling wiederum ist auf Lungen-Enzian Perlmuttfalter auf Lavendel | © „Natur im Garten“ A. Haiden und fallweise Schwalbenwurz-Enzian spezialisiert. Nach |6
etwa drei Wochen lassen sich die Raupen auf den Bo- entsprechenden Pflanzen und ohne die Pflanzen keine den fallen, werden von einer ganz bestimmten Amei- Schmetterlinge. senart, deren Duftsprache sie imitieren können, in deren Bau transportiert und dort bis zur Verpuppung versorgt. NAHRUNGSQUELLE Nach dem Schlüpfen im Frühling verlassen sie schleu- Auf der anderen Seite dienen Schmetterlinge – als er- nigst das Nest. wachsene Falter ebenso wie als Raupen – Insekten- fressern wie Fledermäusen, Vögeln oder Amphibien als Im Gegensatz dazu haben andere Arten geringere An- wichtige Nahrungsgrundlage. Fehlen sie, so fehlt ein sprüche an ihre Umgebung, zeigen oft mehrere Genera- wichtiger Baustein im Nahrungsnetz. Die meisten Vögel tionen pro Jahr und legen weitere Strecken zurück. füttern ihre Jungen bei der Aufzucht ausschließlich mit Insekten. Ohne die Schmetterlinge und deren Raupen BESTÄUBER wird der Druck auf andere Arten größer. Auch hier be- Zahlreiche Schmetterlingsarten sind auch im erwachse- ginnt eine Abwärtsspirale. Weniger Schmetterlinge be- nen Zustand auf gewisse Pflanzenarten und deren nek- deutet in diesem Fall z.B. weniger Vögel. tarreiche Blüten als Nahrung spezialisiert. Umgekehrt gilt dies aber auch für Pflanzenarten mit Blütenröhren, ZERSETZER aus denen der Nektar nur durch lange Rüssel geborgen Raupen sind wichtige Bausteine im Kreislauf des Le- werden kann – und das nicht ohne sie zu bestäuben. bens, denn es gibt neben den blattfressenden auch Beispiele dafür sind Nelken mit ihren stieltellerförmigen Arten, die z.B. Pilze, Totholz, faulende Früchte oder so- Blüten oder nachtduftende Blüten wie die des schlin- gar Felle fressen. Ein bekanntes Beispiel ist die bei den genden Geißblattes. Viele heimische Pflanzen mit Tag- Menschen äußerst unbeliebte Kleidermotte. Für den oder Nachtfalterblüten können auch durch langrüsselige Kleiderschrank stellt sie ein Problem dar, in der Natur ist Hummeln bestäubt werden. Fehlen diese wie jene, star- sie wichtig, um bei der Verwertung von Fellen und Häu- tet ein Abwärtstrend: ohne angepasste Insekten keine ten toter Tiere zu helfen. Taubenschwänzchen bei der Nektarsuche Amsel mit Raupen Südliches weißes Nachtpfauenauge, © „Natur im Garten“ L. Mayrhofer © „Natur im Garten“ A. Haiden Weibchen | © M. Jaros |7
Braune Puppe Beim Schlüpfen Junge grüne Puppe 10. 1. 9. Paarung 2. Vor der Verpuppung 8. 3. Eiablage Raupe SCHWALBEN- 4. SCHWANZ Ei auf Futterpflanze 7. 5. 6. Junge Raupe Frisch geschlüpfte Raupe |8
Metamorphose – am besten am Gewässerrand, nur der Admiral liebt ein- zeln stehende Brennnesseln in voller Sonne. Vom Ei bis zur Imago DIE RAUPEN: Nach wenigen Tagen, wenn sie sich DIE PAARUNG: Durch Pheromone (Duftstoffe), finden durch die Eihülle gefressen haben, schlüpfen die Rau- Männchen und Weibchen der jeweiligen Schmetter- pen. Ihr Lebenszweck besteht darin zu fressen und zu lingsart zusammen und beginnen mit dem Liebesflug, wachsen. Sie häuten sich im Laufe der Entwicklung ei- der auch Balz genannt wird. Nach einiger Zeit verbinden nige Male und verändern dabei auch des öfteren ihr sich die Hinterleibe der Schmetterlinge. Das Weibchen Aussehen. Um sich vor Fressfeinden zu schützen, sind nimmt ein Samenpaket des Männchens auf, welches im viele Raupen grün oder braun, um sich gut im Dickicht Körper des Weibchens die Eier befruchtet. von Blättern tarnen zu können. Einige Arten nehmen Gifte ihrer Futterpflanzen auf und zeigen auffällig bunte DAS EI: Die Eier werden zumeist direkt auf den geeig- Warnfarben. Andere haben giftige Haare. neten Raupenfutterpflanzen abgestreift. Vielen Arten le- gen diese aber auch in Beständen der Futterpflanze auf den Boden, entweder weil die Raupen im Boden leben oder die Futterpflanze ihre Vegetationsperiode schon ab- geschlossen hat und unterirdisch überdauert (Schwarzer Apollo, Lerchensporn). Der Kaisermantel legt seine Eier in 1 – 4 m Höhe an Baumstämmen ab, die von Futter- pflanzen (Veilchen) umgeben sind, der Mauerfuchs nur an regengeschützten Grashalmen, etwa unter überhän- genden Steinen. Mauerfuchs bei der Paarung Viele Arten sind auf lockere Vegetation im Raupen- © „Natur im Garten“ S. Streicher stadium angewiesen und kommen trotz passender Futterpflanzen in gedüngten Fettwiesen nicht vor. Segel- falter benötigen Steinobst der Pflaumenverwandtschaft (Schlehe, Pflaume, Marille, Pfirsich) über möglichst kah- lem Boden. Blutpflaumen sind aufgrund ihrer roten Blatt- farbe sein Verhängnis: Die blitzgrünen Raupen werden zu hundert Prozent Vogelfutter. Die meisten Brennnesselfalter sind auf dichte Bestände angewiesen, wobei Beschattung und Luftfeuchtigkeit Raupen des Tagpfauenauges auf einer Brennnessel eine große Rolle spielen. So benötigen Landkärtchen © „Natur im Garten“ A. Haiden Vollschatten, das Tagpfauenauge hohe Luftfeuchtigkeit |9
Die Metamorphose als vollständige Verwandlung. Als letzter Schritt, schlüpft der Falter aus der Puppenhülle. Puppe und Schlupf des Tagpfauenauges © M. Jaros
DIE PUPPE: Ist die Raupe bereit sich zu verpuppen, DER SCHLUPF: Ist die Metamorphose abgeschlossen, sucht sie sich einen geeigneten Platz, um sich dort in bricht die starre Hülle der Puppe auf und der Falter be- Ruhe vollständig verwandeln zu können. Raupen ver- ginnt zu schlüpfen. Hat er es aus der Puppe geschafft, puppen sich selten an der Futterpflanze. Sie suchen verweilt er noch einige Zeit an der Stelle und pumpt Blut dafür meist geschützte Plätze auf. Viele Nachtfalter ver- in seine Flügel, um diese zu entfalten und vollständig zu puppen sich in lockerem Erdreich. Spinnerraupen spin- trocknen. nen sich vor der Verpuppung in einen schützenden Kokon ein. Tagfalter bevorzugen dichte Gehölze in der DER FALTER: Der erwachsene Falter ernährt sich Umgebung der Futterpflanzen. Die Verpuppungsme- – wenn überhaupt – von Blütennektar, Frucht- oder thoden sind je nach Art unterschiedlich, einige hängen Baumsäften. Er hat eine Lebenserwartung von einigen sich kopfüber von Zweigen, spinnen einen Gürtel, der Tagen bis Monaten. Manch erwachsener Schmetter- sie senkrecht hält, oder einen Kokon. Bei der Verpup- ling hat überhaupt keine oder verkümmerte Mundwerk- pung platzt die Raupenhaut auf und die Puppe kommt zeuge (z.B. Nachtpfauenauge oder Frostspanner). Sein zum Vorschein. Die Organe werden durch Enzyme zer- Zweck dient rein der Paarung und der Eiablage, nach setzt und neu gebildet. Der faszinierende Umbau dau- einigen Tagen verhungern diese Falter. Schmetterlinge ert etwa zwei Wochen, wobei 50% der Arten auch als sind in all ihren Lebenslagen von Fressfeinden bedroht. Puppe überwintern und dadurch länger im Puppensta- Während sich einige mit Brauntönen geschickt tarnen, dium bleiben. setzen andere auf Schreckfarben oder ahmen mit ihren schillernden Farben große Tieraugen nach. Frei hängende Puppe eines Zitronenfalters Erdpuppe vom Schachbrettfalter Ein Segelfalter schlüpft © A. Pospisil © A. Pospisil © A. Pospisil | 11
Überwinterung von Schmetterlingen Wenn sie nicht wie die Wanderfalter – Distelfalter, Postil- den Beeten und Laubschichten unter Sträuchern lie- lon und Taubenschwänzchen – in den wärmeren Süden gen. Schaffen wir im Herbst in Feld, Flur und Garten zu ziehen und erst in Form ihrer Nachkommen im Frühsom- viel Ordnung, haben Puppen des Schwalbenschwanzes mer zurückkehren, haben Schmetterlinge verschiedene keine Möglichkeit, den Winter zu überstehen. Möglichkeiten, um den Winter in unseren Breiten erfolg- reich zu überstehen: 1% aller Arten überwintert als Falter, die als mehr oder weniger weit entwickelte Rau- Falter, 50% als Puppe, 44% als Raupe und 5% als Ei. pen überwintern, fressen meist im Frühjahr noch weiter und verpuppen sich erst anschließend. Man- Die ersten im Frühling auftauchenden Falter haben als che Raupen verkriechen sich in der Vegetation, andere Schmetterling überwintert – etwa der Zitronenfalter, bauen sich ein Überwinterungsgespinst. Einige überwin- die Füchse, Tagpfauenauge, C-Falter und Trauer- tern sogar völlig ungeschützt festgesponnen an Pflan- mantel. Zitronenfalter überwintern im Schutz der Vege- zenteilen wie z.B. die Raupe des Schillerfalters. Diese tation, die Brennnesselfalter wie Tagpfauenauge, Kleiner Falter zeigen sich frühestens ab Mai oder erst im Juni Fuchs und C-Falter benötigen größere Hohlräume – – etwa Schachbrett, Bläulinge oder der Schwarze etwa zugängliche kühle Dachböden, Scheunen etc. Trauerfalter. Jene Falter, die in Form von Eiern über- Nach dem Erwachen sind sie dankbar für Blütennah- wintern – wie Rotes Ordensband und Apollofalter – rung durch Frühlingsblüher wie Sal-Weide und Primeln erscheinen noch später. und passende Futterpflanzen für ihre Raupen. Die bereits erwähnten Wanderfalter schließlich zeugen Die Mehrheit der Schmetterlinge aber überwintert als bei uns eine im Hochsommer fliegende Nachfolgegene- Puppe, Raupe, oder im Ei. Ihr größtes Problem sind ration. Die Falter begeben sich im Herbst auch auf die winterliche Erd- und Schnittarbeiten an den Pflanzen, Reise nach Süden. Sie treten von Jahr zu Jahr in sehr die Puppen beherbergen oder der Eiablage dienen. schwankender Häufigkeit auf, je nachdem, wie günstig die Einwanderungsbedingungen waren. Erst im April oder im Mai erscheinen bei uns jene Fal- ter, die als Puppen an Pflanzenteilen, in Kokons ein- gesponnen oder im Boden eingegraben überwintern und dann im Frühjahr noch eine kurze Entwicklung durchmachen müssen. Für Aurorafalter, Schwal- benschwanz, Segelfalter und Weißlinge lassen wir vertrocknete Halme und Büschel über den Winter auf | 12
Von links nach rechts und oben nach unten: Segelfalter, Großer Feuerfalter, Zitronenfalter, Wiener Nachtpfauenauge, Admiral | © C A. Pospisil Kleines Nachtpfauenauge | © M. Jaros
Interessante Namen Schwärmer sind wendig wie Libellen, setzen sich bei der Nahrungsaufnahme niemals auf die Blüte, sondern stehen in der Luft wie Kolibris. Vor allem die größeren Schmetterlinge haben oft komische Namen. Eulen, Arten hört man schwärmen, bevor man sie sieht. Spinner, Spanner und Schwärmer sind große Gruppen von Schmetterlingen, die nach bestimmten Eigenschaf- Einige Falter haben Muster, die an unterschiedliche ten benannt sind. Alle sind Nachtfalter, doch viele Eulen Dinge erinnern, wie etwa das Schachbrett oder das haben noch dazu einen kräftigen Körper mit recht auf- Waldbrettspiel. Der Admiral trägt eine rote Schärpe. fälligem, aufgeplustert wirkendem „Fell“. Mitunter wird Der Totenkopf trägt auf seinen Schultern tatsächlich ein die Behaarung auch um die Augen kürzer, wie bei den Bild, das an die Seeräuberflagge erinnert. Der Russische gleichnamigen Vögeln. Bär wird auch Römerzahl genannt, denn auf seinen schwarzen Vorderflügeln ist deutlich eine VII erkennbar. Einer spinnt immer, heißt es, aber nicht jeder Spinner Um ihre Feinde zu schrecken haben viele Falter Augen- ist verrückt. Spinner spinnen Seide. Wobei die Seide der flecken: Tagpfauenauge (Tagfalter), Nachtpfauenauge meisten Arten nicht für die Textilindustrie geeignet ist. (Spinner) und Abendpfauenauge (Schwärmer) haben Der Seidenspinner allerdings ist ein in der Natur nicht sonst nichts gemeinsam. Ordensbänder haben rot ge- mehr lebensfähiges Haustier, das uns Seide und Nah- bänderte Hinterflügel. Bei Weißem C oder C-Falter, rung liefert. Auch die Seide einiger anderer Arten wird Gammaeule und Ypsiloneule ist die namengebende oder wurde verwendet. Unter den Spinnern gibt es auch Zeichnung recht klein. Die Goldene Acht trägt auf der Bären – keine, die die Spinner uns aufbinden. Aber ihre Hinterflügelunterseite zwei dicht beieinanderliegende Raupen zeigen ein besonders dichtes braunes „Fell“. kleine weiße Flecken, die dunkel umrahmt sind, so dass der Rahmen eine 8 bildet. Dieses Merkmal teilt sie aller- Gar nicht unanständig sind Spanner. Der Name rührt dings auch mit dem Postillon. Beide Namen weisen da- von der Fortbewegung der Raupen her. Sie haben näm- rauf hin, dass es sich um Gelblinge handelt, wie auch lich nur am Vorder- und am Hinterende Beine und sind beim Zitronenfalter. Weißlinge sind wohl bekannt, das dadurch um einiges beweglicher und flotter als andere Jägerhütchen ein grüner Nachtfalter des Waldes. Oran- Raupen. Sie klammern sich mit den „Hinterbeinen“ fest, gerote Falter unterschiedlichster Verwandtschaft wer- strecken ihren Körper wie eine Spanne, halten sich mit den Füchse genannt. Großer und Kleiner Fuchs sowie den „Vorderbeinen“ fest, krümmen ihren Körper zu ei- Mauerfuchs sind Tagfalter. Letzterer liebt trocken-warme nem verkehrten U und ziehen so das Hinterteil nach. Felslandschaften bzw. Trockenmauern. Schwärmer schwärmen meist für duftende Blüten. Da Auch die Berghexe benötigt Fels, allerdings in Form sind sie aber nicht alleine. Ihr Körper ist extrem kräftig von Kuppen. Da sie wärmeliebend ist, kommt sie nur und muskulös, die Flügel dagegen recht schmal. Der auf sehr tiefgelegenen „Bergen“ vor. Hier fällt sie durch Flügelschlag ist so schnell, dass man sie nicht erkennt. „Hilltopping“ auf – einer Art Balztanz, bei dem viele | 14
Männchen um den Gipfel tanzen wie die Hexen zur Wal- purgisnacht um den Brocken, während die Weibchen zuschauen und sich dann den Schönsten schnappen. Ähnlich stürmisch sind auch die Männchen des Sturm- vogels, eines Nachtfalters, der tagsüber auf Blattober- seiten sitzt – von der Färbung her getarnt als Vogelkot. Die Nonne ist ein weiß-schwarz gezeichneter Nachtfal- ter, der seinen Namen „wegen des zahlreichen Zusam- menvorkommens“ (Spuler, 1908) trägt. Ebenso gesellig sind die Raupen der Mönche. Die Falter sind meist braun. Sie können ihren Futterpflanzen in der kurzen Raupenzeit gehörig zusetzen. Die haben aber den Rest des Jahres, um sich zu erholen. Königskerzen-Mönch, Kamillen-Mönch oder Beifuß-Mönch sind nach ihren Raupenfutterpflanzen benannt. Solche Namen können aber auch in die Irre führen, wie beim Senfweißling, der als einziger heimischer Weißling nicht an Kreuzblütlern, sondern an Leguminosen frisst. Ein besonderes Juwel der Namensgebung ist Möndchenflecken-Bindenspanner. Bei den wissen- schaftlichen Namen beweisen manche Zoologen auch Humor. So heißt ein nordamerikanischer Tagfalter Vanessa annabella. von links nach rechts und oben nach unten: Waldbrettspiel | © A.Pospisil Totenkopfschwärmer | © A.Pospisil Schachbrettfalter | © J. Brocks Berghexe | © A. Pospisil C-Falter | © S. Streicher | 15
Interessante Lebensformen DISTELFALTER (WANDERUNG) Der Distelfalter, einer der Wanderfalter fliegen ähnlich wie Zugvögel in den Süden bekanntesten Wanderfalter und nutzen Windströme für das Überfliegen des Mee- res. Bestes Beispiel dafür sind die Distelfalter. Zu Millio- nen Exemplaren, wandern sie ab Mitte Mai in Österreich und anderen Teilen Europas ein, um ihr Sommerquar- tier zu beziehen. Einmal angekommen vermehren sie sich, und das erwachsene Exemplar stirbt. Der junge Schmetterling fliegt automatisch im Herbst Richtung Süden, vermehrt sich im Süden Europas und stirbt. Die nächste Generation junger Falter wiederum zieht es weiter nach Afrika. Im Frühling geht dann die Reise über mehrere Generationen zurück nach Mitteleuropa. ZITRONENFALTER (ÜBERWINTERUNG) Zitronenfalter haben mit einer Lebensdauer von etwa 12 Monaten die höchste Lebenserwartung aller mittel- europäischen Schmetterlinge. Als Falter überwintern sie Bei ihren Wanderungen legen Schmetterlinge über mehrere Generationen, tausende Kilometer zurück. wie verdorrte Blätter in der Vegetation hängend, wo- © „Natur im Garten“ V. Lanc bei sie geschützte Plätze unter Immergrünen, vor allem Efeu, durchaus bevorzugen. Nach dem Frühlingser- wachen suchen sie gerne Seidelbast und Primeln auf, um Nektar zu saugen. So erfreuen sie uns schon zei- tig im Frühling mit ihrem erfrischenden Farbton – inten- siv zitronengelb die Männchen, blass grünlich-weiß die Weibchen. Letztere ähneln dem Großen Kohlweißling, können durch die typisch zugespitzte Flügelform und je einen orangen Fleck auf ihren Flügeloberseiten aber leicht von ihm unterschieden werden. Die Weibchen le- gen ihre Eier meist einzeln oder paarweise an die sich Zitronenfalter Männchen | © „Natur im Garten“ S. Streicher öffnenden Knospen von Faulbaum (Rhamnus frangula) | 16
wie die Ameisenköniginnen erzeugen, werden sie bei Gefahr sogar bevorzugt gerettet. Durch seine geringe Mobilität und starke Abhängigkeit von Knotenameisen und Kreuz-Enzian auf den selten gewordenen Kalkma- gerrasen ist der Kreuzenzian-Bläuling heute eine stark bedrohte Schmetterlingsart. NACHTPFAUENAUGE (KEINE NAHRUNGSAUFNAHME ALS FALTER) Das Wiener Nachtpfauenauge ist mit einer Flügelspann- weite von bis zu 16 cm der größte heimische Falter. Die auffälligen Augenflecken sollen Fressfeinde abschre- cken. Der erwachsene Schmetterling besitzt keine Mundwerkzeuge, kann also keinerlei Nahrung aufneh- Ameisenbläuling | © „Natur im Garten“ M. Benes-Oeller men und dient rein der Paarung und der Eiablage. Nach einigen Tagen verhungern die Falter. und Purgier-Kreuzdorn (Rhamnus cathartica) ab. Zi- tronenfalter können durch die Pflanzung dieser beiden ROTES ORDENSBAND Straucharten im Garten gefördert werden. (VERSTECKEN, AUSWEICHEN UND IRRITIEREN) Das Rote Ordensband – ebenfalls ein Nachtfalter vom KREUZENZIAN-AMEISENBLÄULING (BRUTPARASIT) Spätsommer bis in den Herbst – bekommt man selten Der Kreuzenzian-Bläuling ist eine extrem standorttreue zu Gesicht, weil es von künstlichen Lichtquellen kaum Art der Kalkmagerrasen, fliegt maximal 2,5 km weit und angezogen wird. Zum Schutz vor Fressfeinden besitzt tritt als Falter nur von Mitte Juni bis Mitte Juli in Erschei- es Gehörorgane für die Wahrnehmung von Geräuschen nung. Das Weibchen legt an der einzig möglichen Rau- und sogar der Ultraschallrufe von Fledermäusen, de- pennahrungspflanze, dem Kreuz-Enzian (Gentiana nen es dadurch besser ausweichen kann. Tagsüber ist cruciata), seine Eier ab. Nachdem sich die Raupen von es mit seinen braun-grau-gemusterten Vorderflügeln auf den Staubbeuteln, Fruchtknoten und Samenanlagen Baumstämmen sitzend gut getarnt. Wird der Falter den- der Blüte ernährt und dreimal gehäutet haben, lassen noch von Vögeln entdeckt, entfaltet er blitzschnell die sie sich im Spätsommer zu Boden fallen. Knotenamei- Flügel. Dabei kommen die roten Hinterflügel zum Vor- sen der Art Myrmica schencki tragen die Raupen in ihr schein und irritieren den Angreifer. Diesen kurzen Mo- Nest und füttern sie bis zur Verpuppung im nächsten ment nutzt das Rote Ordensband zur Flucht. Und dafür Jahr – und das nur weil die Schmetterlingslarven zur ist es jederzeit bereit, weil es sich als Eulenfalter im Ge- Anpassung den Geruch der Ameisenlarven imitieren, gensatz zu den Schwärmern nicht vor dem Flug „warm zwischen denen sie liegen. Da sie ähnliche Geräusche zittern“ muss. | 17
SCHMETTERLINGE IN ÖSTERREICH In Österreich gibt es über 4.071 nachgewiesene Artenzahlen in den Schmetterlingsarten. einzelnen Bundesländern, • Davon sind etwas über 200 Tagfalter © „Natur im Garten“ M. Spielauer und mehr als 3.800 Nachtfalter. • Etwa 2/3 sind Kleinschmetterlinge (Wickler, Motten, Zünsler, …) und 1/3 Großschmetterlinge (Tagfalter, Spinner, Eulen, …). Österreich gilt mit dieser hohen Artenanzahl (in Deutsch- land wurden beispielsweise nur 3.600 Schmetterlings- arten nachgewiesen) als ein Schmetterlingshotspot in Europa. Das liegt an seiner Vielfalt an Klimaräumen und Biotopen: Außer den Alpen mit unterschiedlichen werden in der Biologie Pflanzen oder Tiere bezeich- Höhenstufen, Schutt- und Felslebensräumen und sei- net, deren Verbreitung auf ein bestimmtes Gebiet be- nen Ausläufern reichen diese vom gemäßigteren und schränkt ist. – Ein Beispiel dafür ist der Weißpunktierte feuchteren atlantisch beeinflussten Klima im Westen Mohrenfalter (Erebia claudina). Er lebt in sonnigen über das pannonisch-kontinentale Klima im Osten mit Wiesen und Weiderasen in der subalpinen Höhenstufe seinen typischen Trockenrasen bis hin zum Illyrischen der österreichischen Zentralalpen – in Salzburg, Kärn- Klima im Südosten als Übergang zum mediterranen ten und der Steiermark. Seine Raupen fressen an ver- Klima. Die damit einhergehenden speziellen Vegetati- schiedenen Gräsern. Der Schutz ihrer Lebensräume ist onsstandorte spiegeln sich letztlich auch in der Tierwelt wesentliche Voraussetzung für den Erhalt endemischer wieder. Es konnten sich auch Arten, die in der Eiszeit Arten wie überhaupt aller Schmetterlinge. weitere Teile Europas bewohnten, in Rückzugsgebie- ten mit Trockenrasen oder Schuttfluren halten. In Öster- reich treten daher nicht nur weitverbreitete europäische Gefährdungspotential Pflanzen- und Tierarten auf, sondern etwa auch Arten der südrussischen und mittelasiatischen Steppen, des Laut Global 2000 gelten derzeit mehr als die Hälfte al- nördlichen Mittelmeergebiets oder der nordwestlichen ler Tagfalter Österreichs als gefährdet, 2 % sind bereits Balkanhalbinsel. ausgestorben. Von den Nachtfalterarten sind rund 40 % Österreich besitzt mit 150 Pflanzen- und 575 Tierarten gefährdet und bereits 4 % ausgestorben. Diese Zahlen auch den höchsten Anteil endemischer Arten in Mittel- stellen lediglich Durchschnittswerte dar und beinhalten europa, darunter 33 Schmetterlingsarten. Als Endemit auch die Bestände in Naturschutzgebieten. In der freien | 18
Flächenversiegelung und Verbauung, intensive Forst- und Landwirtschaft, Pestizideinsatz und nicht zuletzt die Klimaerwärmung – gerade in Gebirgslagen – setzen den Faltern stark zu. Neben der Zerstörung von Lebensräu- men ist vor allem die Lichtverschmutzung ein massives Problem. Über 3.800 Schmetterlingsarten gehören in Österreich der Kategorie Nachtfalter an. Dass es so viele verschie- dene gibt, bemerkt kaum jemand, da viele von ihnen im Verborgenen leben oder unscheinbar sind. Im Gegen- satz zu den bunten Tagfaltern dominieren bei den Fal- tern der Nacht Braun- und Grautöne. Je nach Art reicht die Größe von wenigen Millimetern bis zu mehreren Zentimetern. Das Wiener Nachtpfauenauge ist mit einer Flügelspannweite von bis zu 16 cm dagegen der größte heimische Falter. Wie der Name schon sagt, sind Nachtfalter hauptsäch- Natur ist die Gesamtsituation noch dramatischer. Wenn lich ab der Dämmerung unterwegs, bestäuben in der sich nichts ändert, könnte es darauf hinauslaufen, dass Nacht blühende Blumen und dienen Fledermäusen oder man Schmetterlinge zukünftig nur mehr in geschützten Vögeln als wichtige Nahrungsquelle. Daher sind Nacht- Gebieten oder gar nur mehr im Museum finden wird. falter ein wichtiger Bestandteil unseres Ökosystems und Ihre Vielfalt ist leider stark im Rückgang, vor allem im auch sie sind stark gefährdet. Osten des Landes – auch in Niederösterreich – durch intensive Landnutzung und weniger hohe Lagen für den WORIN BESTEHT DIE LICHTVERSCHMUTZUNG? Rückzug alpiner Schmetterlinge. Es gibt jedoch man- Straßenlicht, Licht von Schaufenstern, die Beleuchtung gels Monitoring keine offizielle Rote Liste für Nachtfalter, historischer Gebäude und Lichtquellen im Garten, ma- daher sind Schätzungen zur Gefährdung spekulativ. In chen die Nacht zum Tag. Vor allem wenn das Licht hell Wien, Steiermark und Burgenland gelten trotz beacht- und ohne Abschirmung in den Nachthimmel strahlt, irri- licher Artenvielfalt durchwegs über 60% der Falter als tiert es Pflanzen und lenkt Vögel auf ihre Zugrouten fehl. gefährdet. In Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Oberösterreich Licht selbst von Solarlämpchen tötet im Sommer milli- und Kärnten mit Anteilen an den Alpen sind immerhin ardenfach Insekten, die der Natur dann als Bestäuber auch außerhalb der Schutzgebiete großflächige natur- sowie den meisten Tieren als Hauptnahrungsquelle feh- nahe Lebensräume vorhanden. Aber auch hier werden len. Jeder kann beobachten, wie nachtaktive Insekten, effektive Schutzmaßnahmen erschwert durch das Feh- vor allem Nachtfalter um Lichtquellen schwirren, auf die len Roter Listen und aktueller Verbreitungsdaten. Nahrungsaufnahme und Paarung vergessen und ster- | 19
Europa ist in der Nacht hell erleuchtet. Milliarden Insekten werden in der Nacht von künstlichem © „Natur im Garten“ V. Lanc Licht angezogen. | © „Natur im Garten“ V. Lanc ben. Oft sammeln sich die toten Tiere am Boden von Flächen. Günstig ist eine Wellenlänge von 450 bis 600 Lampen. Besonders negativ wirken sich Leuchtmit- nm (warmweißes bis gelbes Licht). Darunter ist Licht für tel mit UV- und hohem Blauanteil im Emissionsspekt- Insekten schädlich, darüber kommt es zu Wärmever- rum auf Nachtfalter aus. Blaues Licht irritiert aber nicht lusten. Strahlungsemissionen im Wellenlängenbereich nur Nachtfalter, sondern kann auch dazu beitragen, unter 500 nm sollten bei Beleuchtung im Außenbereich dass wir Menschen schlecht einschlafen, wenn wir dem möglichst geringgehalten werden. Ebenso sollten Emis- „Lichtsmog“ ausgesetzt sind. sionen im Wellenlängenbereich über 680 nm bzw. Infra- rotbereich vermieden werden. WAS KANN MAN SELBST GEGEN Warmweiße bis gelbe LED-Lampen, Leuchtstofflampen DIE LICHTVERSCHMUTZUNG TUN? bzw. Energiesparlampen mit einer Farbtemperatur von Wir tun der Natur und uns selbst einen Gefallen, wenn 3000 K und geringem Blauanteil, Metallhalogendampf- wir Lichtquellen im Freien nur sporadisch aufdrehen - lampen mit UV-Block wie etwa Farbglasfilter (Langpass- nicht länger oder stärker als sie wirklich gebraucht filter ab 440 nm oder ab 400 nm) sind geeignet. werden – zum Beispiel mit bewegungsabhängiger Be- leuchtung, die ohne Bewegung auf etwa 20% zurück- geht und zu später Stunde nochmals abgesenkt wird. Außerdem sollte Licht von oben auf den Boden und nicht in den Himmel gerichtet sein und auch seitlich abgeschirmt werden, sodass man die Leuchten selbst fast nicht wahrnimmt, sondern nur die beleuchteten Punktuelles Licht schützt Nachtfalter am besten: | 20 Lampen sollten nicht in den Himmel oder auf die Seite leuchten.
ZOOLOGISCHE EINTEILUNG allen Gruppen auch tagaktive Arten. Schmetterlinge (Lepidoptera) sind eine Ord- Die ursprünglichsten Falterfamilien haben nung der Insekten. Nach den Käfern sind sie noch keinen Rüssel, sondern beißend-kauende mit 160.000 beschriebenen Arten und einem Mundwerkzeuge. In Mitteleuropa sind die bun- jährlichen Zuwachs von etwa 700 neu entdeck- ten, aber wenige Millimeter großen Urmotten, ten Arten die zweitgrößte Insektenordnung. Ihre die als Falter Pollen fressen, zu finden. Falter nächsten Verwandten sind die Köcherfliegen. mit Rüssel können nur flüssige Nahrung zu sich In Europa sind etwa 10.600, in Mitteleuropa nehmen und sind weitgehend auf Nektar ange- über 4.000 Arten heimisch. wiesen. Nektar eignet sich als „Brennstoff“ für Traditionell unterscheidet man Tag- und Nacht- die Flugmuskulatur, nicht jedoch zum Muskel- falter. Dabei handelt es sich aber, genau wie aufbau und weitgehend auch nicht zur Eipro- bei der Unterscheidung von Klein- und Groß- duktion. Die dafür nötigen Vorräte muss sich schmetterlingen, um keine wissenschaftliche die Raupe anfressen. Deswegen nehmen einige Einteilung. Sie macht es uns aber leichter, Falter gar keine Nahrung mehr zu sich, sondern denn insgesamt kommen in Mitteleuropa widmen ihre kurze Lebenszeit ausschließlich der 79 Schmetterlingsfamilien in 29 Überfamilien Fortpflanzung. vor: 19 Überfamilien mit 52 Familien werden als Die meisten Schmetterlingsraupen ernähren Kleinschmetterlinge oder Motten bezeichnet, sich von grünen Pflanzenteilen. Einige Arten 10 Überfamilien mit 27 Familien als fressen aber auch Flechten, Holz, Wachs, Großschmetterlinge. Tierhaare oder gar andere Tiere. Oder sie Eine dieser Überfamilien sind die Tagfalter mit lassen sich von Ameisen füttern. Falter verfügen 5 Familien. Sie unterscheidet sich allerdings über einen guten Geruchssinn und finden so das durch die Flügelhaltung von allen übrigen Futter für ihren Nachwuchs, auf das sie die Eier Schmetterlingen. Als einzige klappen sie in Ruhe- betten. Die meisten Schmetterlingsarten brau- position die Flügeloberseiten gegeneinander. chen dafür bestimmte Raupenfutterpflanzen. Alle anderen Schmetterlinge legen entweder die Flügel am Körper an, oder spreizen sie flach gegen den Untergrund (Spanner). Außerdem sind alle altweltlichen Tagfalter tagaktiv. Bei den Nachtfaltern herrschen nachtaktive Ar- ten nicht in allen Gruppen vor und es gibt in fast Raupe des Wiener Nachtpfauenauges © M. Jaros | 21
Tagfalter Bei „Schmetterling“ denkt man automatisch an Tag- falter. Deren primitivste Vertreter sind gleichzeitig die prächtigsten und werden in der Familie der Ritterfal- ter zusammengefasst. Der durch Palmölproduktion akut vom Aussterben bedrohte papuanische Königin-Al- exandra-Vogelfalter hat mit bis zu 28 cm die größte Flü- gelspannweite aller Schmetterlinge. Von den über 550 Arten sind 15 in Europa heimisch und nur 6 in Österreich: Gewöhnlicher Schwalbenschwanz, Gewöhnlicher Segel- falter, drei Apollo-Arten und der Östliche Osterluzeifalter – sie alle sind gefährdet, die Apollos und der Osterlu- Zitronenfalter Männchen | © „Natur im Garten“ M. Benes-Oeller zeifalter sogar hochgradig. Bis auf die Segelfalter (Ro- sengewächse) werden von den Arten der Familie recht finden. Während diese beiden Arten neue Lebensräume ungewöhnliche Raupenfutterpflanzen gewählt: Dolden- erschließen können, sind die anderen standorttreu. blütler, Aralien- und Rautengewächse, Dickblatt- und Steinbrechgewächse, Osterluzeigewächse. Bis auf den Dickkopffalter sind eher unauffällige kleine Tagfalter. nur mittelgroßen Osterluzeifalter gehören die heimischen Ihr Kopf ist meist breiter als der Rest des Körpers und Arten zu den großen Tagfaltern. Raupen von Schwalben- die Vorderflügel werden in Ruheposition meist über den schwanz und Segelfalter sind regelmäßig in Gärten zu Hinterflügeln gehalten, wobei sie vorne im spitzen Win- Osterluzeifalter | © A. Pospisil Apollofalter | © A. Pospisil | 22
Die Bläulinge gehören zu den kleinen Tagfaltern. Etwa 5.200 Arten gibt es weltweit, 144 in Europa und 51 plus 3 Gelegenheitsgäste in Österreich. Typische Bläulinge sind blau oder braun, es gibt aber auch eine Gruppe orangeroter Arten (Feuerfalter) sowie die Zipfelfalter mit schwalbenschwanzähnlichen Fortsätzen der Hinterflü- gel. Die Raupen der Feuerfalter leben an Ampfer oder Knöterich, Zipfelfalter an unterschiedlichen Gehölzen. Typische Bläulinge nutzen je nach Art sehr unterschied- liche Pflanzen zur Eiablage, viele Arten aber mögen Schmetterlingsblütler. Genügend Arten fressen nur kurz an der Eiablagepflanze und leben dann als Parasiten in Kreuzenzian Ameisenbläuling Männchen | © A. Pospisil Ameisenbauten. Die Mehrzahl der Arten ist standorttreu und erreicht Ersatzlebensräume kaum. kel aufeinandertreffen und sonst deutlich Platz zwischen ihnen ist. Von den 50 europäischen Arten kommen 23 Edelfalter sind mit etwa 6.000 Arten weltweit die viel- in Österreich vor. Ihre Raupen leben großteils an Mal- fältigste Gruppe der Tagfalter. Etwa 250 Arten kommen vengewächsen, Sonnenröschen, Ziest und krautigen in Europa vor, in Österreich 102. Diese Vielfalt ist in Un- Rosengewächsen (Unterfamilie Würfelfalter) sowie Hart- terfamilien gegliedert. gräsern (übrige Unterfamilien). Einige Arten der Würfel- falter leben als Raupen gelegentlich in Gärten. Weltweit Die meist braunen bis rötlichen, mittelgroßen bis kleinen gibt es mehr als 4.125 Arten. Augenfalter (38 Arten) sind durch eine Reihe von Au- genflecken gekennzeichnet. Ihre Raupen fressen meist Von den weltweit etwa 1.000 Arten der Weißlinge kom- an Hartgräsern. men 64 in Europa und 21 in Österreich vor. Innerhalb der Familie gibt es Arten mit weißer (Weißlinge) und Orangerot mit dunkler Zeichnung präsentieren sich un- gelber Grundfarbe (Gelblinge). Raupenfutterpflanzen sere 17 mittelgroßen bis großen Perlmuttfalter, da- sind Kreuzblütler (Eigentliche Weißlinge), Schmetter- runter der Kaisermantel, dessen Raupen großteils lingsblütler (Tintenfleckweißlinge, Eigentliche Gelblinge/ Stiefmütterchen und Veilchen fressen, manche aber Heufalter), Kreuzdorngewächse (Zitronenfalter) oder krautige Rosengewächse oder Brombeeren. Kernobstgewächse (Baumweißling). Zwar gehören mit Kleinem Kohlweißling, Aurora- und Zitronenfalter auch Die fünf Eisvögel und Trauerfalter leben je nach Art häufige Arten in diese Familie, doch viele Arten sind an unterschiedlichen Pflanzen: Zitter-Pappel, Hecken- (teils hochgradig) gefährdet. Raupen fast aller Arten sind kirschen und Geißblättern, ostösterreichische Arten an auch in Gärten und Ersatzlebensräumen zu finden. Waldgeißbart und Spiersträuchern oder Frühlings- und | 23
Trauermantel | © M. Jaros Kaisermantel | © „Natur im Garten“ J. Brocks Schwarzwerdender Platterbse. Es sind große Falter von ten benötigen sehr unterschiedliche Nahrungspflanzen. schwarzbrauner Grundfarbe, die Eisvögel blau schil- Einige Arten fressen zwar als größere Raupe recht un- lernd und die Trauerfalter im Osten Österreichs mit wei- terschiedliche Pflanzen, sind aber zur Eiablage und als ßen Flecken oder Streifen. Jungraupen an ganz bestimmte Pflanzenarten gebun- den und können nicht einmal auf nächstverwandte Ar- Die beiden ebenfalls großen Schillerfalter sind wieder ten ausweichen. Eine weitere Art aus einer exotischen an Pappeln und Weiden gebunden, die Männchen blau- Unterfamilie ist in Ostösterreich ein Neozoon, also eine schillernd, die Weibchen braun, mit weißen Flecken, gebietsfremde Tierart. mitunter rostrot überlaufen. Viele Edelfalter wandern weit umher, vor allem aber die Bei den 25 Fleckenfaltern ist jede Art bei der Nah- kleineren Arten sind teils standorttreu. rungswahl der Raupen auf andere Pflanzenarten spezi- alisiert: In der bunten Gruppe unserer zehn vorwiegend großen (bis mittelgroßen) Brennnesselfalter findet man nicht nur an Brennnesseln fressende Arten. Manche Ar- ten bevorzugen diverse Korbblütler und Gehölze (auch Obstbäume), wobei die an Bäumen lebenden Arten stär- ker gefährdet sind. Die den Perlmuttfaltern zeichnungs- mäßig ähnelnden, aber einen höheren Schwarz- bzw. Braunanteil aufweisenden 15 kleinen Scheckenfalter-Ar- | 24
Nachtfalter Die Vielfalt der Nachtfalter ist enorm. Hier können da- her nur ausgewählte Gruppen vorgestellt werden. Un- ter den Kleinschmetterlingen interessant sind etwa die Langhornmotten mit nur 33 heimischen Arten. Es sind tagaktive, oft bunte oder glänzende blütenbesuchende Kleinschmetterlinge mit langen, auch im Flug aufrecht ab- stehenden Fühlern. Die seltenen Falter fallen so auch im Flug auf, da die Fühler weitaus länger sind als die Flügel. Echte Motten im weiteren Sinn mit über 2.000 Arten, davon ca. 250 in Europa und 78 in Österreich, haben Kleines Fünffleckwidderchen | © A. Pospisil einen schlechten Ruf. Aber die Raupen der unschein- baren Kleinschmetterlinge erfüllen wichtige Aufgaben in Zu den auffälligsten, weil bunten und tagaktiven Nacht- der Müllbeseitigung. Sie fressen etwa Kork, harte Baum- faltern gehören die Widderchen. Genau 30 Arten gibt schwämme, trockenen Kot, Haare, Kadaver, Vogel-, oder gab es in Österreich, 70 in Europa und weltweit Hummel- und Wespennester, Gewölle etc. Menschliche über 1.000. Die meisten heimischen Arten haben eine Vorräte sind für sie ebenfalls eine Nahrungsquelle. Para- grünblaue bis schwarze Grundfarbe mit roten Flecken sitäre Arten an lebenden Tieren (Fell, Federkleid) oder im und werden daher Blutströpfchen genannt. Früher wa- Inneren von Sukkulenten sowie Algen fressende Arten ren sie von den Blüten bunter Wiesen nicht wegzuden- gibt es auch. ken. Wo sie einmal verschwunden sind, kommen sie nicht so schnell wieder, auch wenn man passende Le- Glasflügler aus der Überfamilie Holzbohrer haben bensräume schafft. Denn bis auf wenige Ausnahmen durchsichtige Flügel und imitieren mit der Körperzeich- sind es standorttreue Tiere, die bleiben, wo sie sind, nung Wespen. Die Raupen fressen je nach Art im Holz und kaum neue Lebensräume besiedeln. Die Futter- oder in Stängeln unterschiedlicher Pflanzen, z.B. von pflanzenwahl ist artspezifisch sehr unterschiedlich. Ribiseln. Von den fast 1.500 vorwiegend tropischen Ar- ten gibt es etwa 110 in Europa und 47 in Österreich – Die zwei heimischen Familien der Überfamilie Zünsler weit mehr, als in jedem anderen Land Mitteleuropas mit haben keine eigenen deutschen Namen und sind durch insgesamt 50 Arten. Die Tiere sind keineswegs häufig Wachsmotten, Reis-, Mehl-, Mais- und Buchsbaumzüns- und leben versteckt. Die größte Art ist der Hornissen- ler in Verruf geraten. Dabei handelt es sich um teils recht schwärmer. ansprechend gefärbte und jedenfalls interessante Tiere | 25
Kleines Nachtpfauenauge Paarung | © A. Pospisil Mittlerer Weinschwärmer | © A. Pospisil mit teils ungewöhnlicher Nahrungswahl. Manche Raupen Auffällig sind die Schwärmer mit etwa 1.200 Arten fressen Wasserpflanzen, Blattläuse oder andere Insekten, weltweit, doch nur 33 Arten der vorwiegend tropischen pflanzliche oder tierische Abfälle, leben in Pflanzengallen Familie erreichen Europa und 21 Österreich. Schwär- oder als Parasiten staatenbildender Bienen, etwa Hum- mer gehören zwar in die Überfamilie der Eigentlichen meln. 316 Arten kommen in Österreich vor. Die Falter Spinner, haben jedoch unterirdische Puppen und lange sind teils Blütenbesucher, teils ohne Nahrungsaufnahme. Saugrüssel, mit denen sie im Schwirrflug, also ohne sich hinzusetzen, wie Kolibris Nektar saugen. Zahlreiche „Spinner“ ist eine Bezeichnung für Großschmetter- Pflanzen haben sich an die Bestäubung allein dieser linge mehrerer Familien unterschiedlicher Überfamilien Falterfamilie angepasst, etwa die Tabak-Arten. Häufig und bezeichnet Tiere, deren Raupen sich einen Kokon sind die Raupenfutterpflanzen tödlich giftige Arten, de- spinnen, bevor sie sich verpuppen. Die Falter nehmen ren Gifte die Raupen aufnehmen, mit entsprechender üblicherweise keine Nahrung zu sich. Dazu gehören in Warnfärbung signalisieren und zur Verteidigung nutzen. Österreich etwa 17 Eulenspinner (Überfamilie Sichelflüg- Typisch für alle Schwärmerraupen, auch die ungiftigen ler), 21 Glucken-Arten (Überfamilie Glucken), zwei Arten, ist ein Dorn über dem After. Einige Arten können Wiesenspinner, der Birkenspinner und sieben Pfauen- bei uns nicht dauerhaft überleben, sondern wandern spinner (alle Überfamilie Eigentliche Spinner) – darunter Jahr für Jahr aus den Tropen ein. auch das Kleine Nachtpfauenauge. Unübersichtlich wird es in der Überfamilie der Eulen, wo es neben den 36 Zahnspinnern in den anderen Fa- milien spinnende und nicht spinnende Arten gibt. Eu- | 26
Widderchen und Langhornmotte auf Knautia | © „Natur im Garten“ Russischer Bär | © A. Pospisil Ligusterschwärmer | © M. Jaros J. Brocks len unterscheiden sich von den (übrigen) Spinnern auch dadurch, dass sie als Falter meist Nahrung aufnehmen. Bei vielen Eulen, aber auch Spinnern, sitzen die Augen in „Trichtern“ in der Behaarung. Etwa 630 heimische Arten gehören in die Familie Eigentliche Eulen (35.000 weltweit), deren Puppen sich uneingesponnen im Bo- den entwickeln. Spanner sind mit weltweit 23.000 Arten eine der größ- ten Schmetterlingsfamilien. Etwa 1.000 Arten gibt es in Europa und etwa 450 bei uns. Die Falter ähneln Tag- faltern, legen aber in Ruhehaltung ihre Flügel auf den Untergrund. Die Raupen sind sehr typisch durch ihre „spannende“ Fortbewegung. Einige Arten haben vor- wiegend oder ausschließlich ungeflügelte Weibchen, dafür durch Spinnfäden „flugfähige“ Jungraupen, um neue Lebensräume zu besiedeln. Ligusterschwärmer Raupe © „Natur im Garten“ B. Haidler | 27
LEBENSRÄUME VON SCHMETTERLINGEN IN ÖSTERREICH Ansprüche der Falter sind so auch für Nachtfalter von Interesse: Bart-Nelke, Mondviole, Nachtviolen, Phlox und Sommerflieder. an ihre Lebensräume Schillerfalter bevorzugen faulendes Obst, zur Flugzeit Falternahrung: Die meisten Falter benötigen Nektar- meist Kirschen, vor Blüten. Auch andere Falter lieben quellen. Nicht alle Blüten erzeugen Nektar oder sind für derartige Beikost. Schmetterlinge zugänglich. Neben Blüten sind auch schlammige Plätze wichtig, Eine enge Bindung an Schmetterlinge haben Tagfalter- damit Schmetterlinge hier trinken und ihren Mineralstoff- blumen, die stieltellerförmig sind. Das heißt, sie bieten bedarf decken können. eine Landefläche und haben eine lange Röhre, in der sich der Nektar in einer für die meisten anderen Bestäu- Ruheplätze: Tagfalter benötigen vor allem morgens ber unzugänglichen Tiefe verbirgt. Dazu zählen etwa sonnige freie Plätze zum Aufwärmen auf „Betriebstem- ungefüllter Flieder, Goldlack, einige Lichtnelken, Ligus- peratur“. Am besten geeignet sind Totholz oder Steine. ter, Mondviole (Silberblatt), Nachtviolen, ungefüllte Nel- Im Sommer brauchen sie aber auch schattige Plätze ken wie die Bart-Nelke, Phlox, Seifenkraut, ungefüllte zum Abkühlen, ebenso wie Ruheplätze für die Nacht Tagetes, Verbenen und Wandelröschen. Vom Sommer- bzw. bei Nachtfaltern für den Tag. Dichte Gehölze sind flieder oder Schmetterlingsstrauch sollen nur sterile Sor- da bestens geeignet. ten gepflanzt werden, da er ein invasiver Neophyt ist, der wertvolle Lebensräume für Raupen zerstört. Beliebt Balzplätze: Einige Falter stellen gehobene Ansprüche bei Schmetterlingen sind auch Attich, Disteln, Oregano, an ihre Balzplätze. Bei einigen Tagfaltern wie Schwal- Thymian und Wasserdost. benschanz oder Berghexe ist Hilltopping auffällig: Die Männchen umkreisen in großer Zahl in gleicher Flugrich- Nachtfalterblumen brauchen kaum Schutz vor fal- tung die Gipfel von Hügeln, große freistehende Bäume, schen Blütenbesuchern und Nachtfalter keine ebene Kirchtürme oder freistehende Häuser, währen die Weib- Landefläche. Daher sind Nachtfalterblumen zum Teil of- chen im Umkreis sitzend ihre Wahl treffen. Ähnlich ist fener. Zu den Nachtfalterblumen zählen Jelängerjelie- die Arenabalz von Waldportier & Co.: Hier fliegen die ber (Geißblatt), einige Lichtnelken, Linden, Nachtkerzen, Männchen die Ränder von geschlossenen Lichtungen Prunkwinden, Wunderblumen und Zaunwinde. Auch ab. Andere Arten benötigen freie Flugflächen, etwa zahlreiche Tagfalterblumen duften nachts stärker und Wiesen. | 28
Artenreiche Blumenwiesen und Weiden Grasland ist die Basis für die meisten Bestäu- berinsekten, da es die gesamte Vegetationsperi- ode hindurch Blüten liefern kann. Wiesen zeichnen sich durch Mahd aus, Weiden durch Beweidung. Dafür gibt es jeweils ange- passte Pflanzenarten. Eine Nutzung der gleichen Fläche als Weide und Wiese senkt die Arten- vielfalt enorm und fördert windblütige Pflanzen – nicht nur Gräser, auch Ampfer-Arten – ohne Nutzen für Bestäuber. Wegerichscheckenfalter | © M. Jaros Prinzipiell gilt: Je nährstoffärmer der Boden, desto artenreicher die Wiese oder Weide. Mit zunehmendem Nährstoffreichtum wird die Vege- tation zunächst zu dicht für Raupen, dann ar- tenärmer. Schließlich wächst die Vegetation zu schnell, es wird häufiger gemäht und die in Jahr- tausenden der Evolution an die Mährhythmen angepassten Raupen- und Flugzeiten passen nicht mehr zusammen. Viele auffällige Tagfalterarten sowie Widderchen sind auf Wiesen oder Weiden angewiesen. Landkärtchen | © M. Jaros Blumenwiese | © „Natur im Garten“ J. Brocks | 29
Felder und Brachen / Moore FELDER UND BRACHEN men. Daran ändern auch Zwischensaaten mit Auch die Agrarsteppe war früher sehr artenreich, Nektarlieferanten nichts, denn im Gegensatz wobei die Schmetterlingsraupen vorwiegend zur langen Blütezeit der Beikräuter steht hier an Feldrainen und in Windschutzgürteln lebten, ein zwar reichhaltiges aber nur sehr kurzfristi- während Ackerbeikräuter wesentlich zur Ernäh- ges Nektarangebot zur Verfügung. Durch den rung der Falter beitrugen. Effektivere Beikraut- Wegfall der Wochen als Stoppelacker kommen bekämpfung, der Wegfall von Brachen sowie die bei Zwischenfrüchten nur wenige nutzbare Bei- Ansaat von Zwischenfrüchten sofort nach der kräuter auf. Typische Arten der Feldränder und Ernte und damit das Verschwinden der Stop- Windschutzstreifen sind Weißlinge, Schwalben- pelackerfluren führen dazu, dass der Rückgang schwanz, Segelfalter, Osterluzeifalter, sowie di- der Schmetterlinge im Ackerland weitaus dra- verse Bläulinge und Augenfalter. matischer ist als in vielen anderen Lebensräu- MOORE Einige Spezialisten unter den Faltern sind an Moore unterschiedlicher Typen gebunden, wie der Hochmoorbläuling an Hochmoore. Der Hochmoor-Perlmutterfalter kommt seinem Na- men zum Trotz auch in Zwischenmooren vor. Diese Arten können nur in natürlicher Umge- bung überleben und fehlen in der Kulturland- schaft. Deswegen ist der Schutz von Mooren – nicht nur der Hochmoore mit ihren Torflager- stätten, sondern auch der teils in landwirtschaft- liche Flächen umgewandelten Flachmoore – für ihre Erhaltung notwendig. Osterluzeifalter | © A. Pospisil Lacken dienen der Aufnahme wichtiger Mineralien | © A. Pospisil | 30
Wald und Säume Wälder selbst sind vor allem Lebensraum für Schwarzer Apollo und Landkärtchen. Wald- solche Nachtfalter, die nur als Raupen Nah- mäntel nutzen die Raupen des Trauermantels rung zu sich nehmen. Für viele Arten aber sind sowie der Eisvögel und Schillerfalter, des Kai- die Grenzbereiche zwischen Wald und Offen- sermantels und des Maivogels. Die Himmels- land überlebenswichtig, auch als Zufluchtsort richtung zur Lichtung oder offenen Landschaft für Wiesenbewohner. Diese Säume beherbergen sowie Luftfeuchtigkeit spielen dabei eine be- eine wesentlich höhere Zahl an Schmetterlings- deutende Rolle. Die Raupen der Waldportiere arten als Wiesen oder Wälder allein. Hier kön- benötigen mager-trockene Saumgesellschaf- nen sich Raupen und ihre Futterpflanzen in Ruhe ten oder Magerwiesen mit Hartgräsern direkt entwickeln und die Puppen, der in Wiesen le- am südlichen Waldrand. benden Raupen, finden Schutz. Tagfalter, deren Raupen in Wäldern leben, finden Nektar und sol- che Arten, deren Raupen an sonnigen Gehölzen leben, finden hier ihre speziellen Futterpflanzen. Waldlebensräume können durch die Nutzung fremdländischer Gehölze für Schmetterlinge un- brauchbar werden. Ein weiteres Problem stellt der Pflanzenschutz im Forst dar. Die zur effizi- enten Landnutzung drastische Verkleinerung der Saumbreiten und der Wegfall des Waldmantels mit seinen typischen Baumarten dürfte jedoch die weitaus größte Gefahr sein. Auf Waldlebens- räume angewiesen sind im Raupenstadium etwa Waldsaum | © „Natur im Garten“ S. Streicher Lichter Waldsaum | © „Natur im Garten“ M. Benes-Oeller | 31
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