Schriftenreihe Betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeitsmanagement - Prof. Dr. Marlen Gabriele Arnold (Hrsg.) - Monarch: Qucosa

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Schriftenreihe Betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeitsmanagement - Prof. Dr. Marlen Gabriele Arnold (Hrsg.) - Monarch: Qucosa
Schriftenreihe
 Betriebliche Umweltökonomie
und Nachhaltigkeitsmanagement
                       Ausgabe 2/2021

       Marlen Gabriele Arnold und Moritz Kirchner
       Nachhaltigkeit in der Argumentation stark machen

  Prof. Dr. Marlen Gabriele Arnold (Hrsg.)
Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet
über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Titelgraphik: Vierthaler und Braun, München

Schriftenreihe Betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeitsmanagement

Herausgeber: Technische Universität Chemnitz
             Fakultät Wirtschaftswissenschaften
             Professur Betriebswirtschaftslehre, Betriebliche Umweltökonomie
             Prof. Dr. Marlen Gabriele Arnold
             Thüringer Weg 7
             09126 Chemnitz
             https://www.tu-chemnitz.de/wirtschaft/bwl8/index.php

ISSN 2567-7934
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:ch1-qucosa-223462

Alle Texte dieser Veröffentlichung sind unter der CC-Lizenz CC BY lizenziert. Davon ausge-
nommen sind das Logo der TU Chemnitz, die Titelgrafik sowie Zitate und Abbildungen im Text.
Lizenzvertrag: Creative Commons Namensnennung 4.0

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Zur Schriftenreihe

Die Schriftenreihe Betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeitsmanagement bietet ein
interdisziplinäres Forum für Forschung über aktuelle Themen im Bereich der trans-, interdis-
ziplinär sowie systemisch und integrativ ausgerichteten Nachhaltigkeitsforschung.
In der Schriftenreihe werden innovative wissenschaftliche Aufsätze und konzeptionelle Bei-
träge zur Stärkung der inter- und transdisziplinären Nachhaltigkeitsforschung publiziert. Mit
der Veröffentlichung von Studien-, Seminar- und Forschungsergebnissen trägt die Technische
Universität Chemnitz essentiell dazu bei, den Wissenstransfer zwischen Forschungseinrich-
tungen sowie zwischen Praxis und Wissenschaft zu stärken.
Das Themenspektrum der Schriftenreihe ist breit gefächert und zielt auf Forschungsarbeiten
und Praxiserfahrungen aus ökonomischer und interdisziplinärer Sicht im Bereich Nachhaltig-
keit.
In der Schriftenreihe werden Beiträge sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache ver-
öffentlicht.

Schlüsselwörter
Innovative Ansätze, Betriebliche Umweltökonomie, Nachhaltigkeitsmanagement, Systemi-
sche Konzepte, Integrative Konzepte, Interdisziplinäre Forschungsansätze

Series Corporate environmental management and sustainability management
The scientific series of corporate environmental economics and sustainability management
offers an interdisciplinary forum for research on current topics in the area of trans-, interdisci-
plinary and systemic and integrative sustainability research.
Innovative scientific essays and conceptual contributions strengthening interdisciplinary and
transdisciplinary sustainability research are published in the series. With the publication of
study, seminar and research results, the Technical University of Chemnitz contributes signifi-
cantly to the transfer of knowledge between research facilities and between practice and sci-
ence.
The series comprises a broad thematic spectrum and aims at research and practical experi-
ence from an economic and interdisciplinary perspective.
Contributions are possible in German and English.

Key words
Innovative approaches, Corporate environmental management, Sustainability management,
Systemic concepts, integrative concepts, interdisciplinary research approaches

Open Access

Die Schriftenreihe Betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeitsmanagement wird aus-
schließlich online bereitgestellt. Die Herausgeberin unterstützt Open Access, um neue wissen-
schaftliche Erkenntnisse und Informationen kostenfrei und uneingeschränkt zur Verfügung zu
stellen.

Zitation des Beitrags

Arnold, M., Kirchner, M. (2021). Nachhaltigkeit in der Argumentation stark machen. in Arnold,
   M. (Hrsg.), Schriftenreihe Betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeitsmanagement,
   2/2021, Chemnitz.

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Marlen Gabriele Arnold und Moritz Kirchner

                   Nachhaltigkeit in der Argumentation stark machen

Abstract

Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt deutlich an gesellschaftlicher und politischer Relevanz.
Evidente naturwissenschaftliche und geisteswissenschaftliche Forschungen belegen die Not-
wendigkeit zum Handeln, Umsteuern und sofortigen Veränderungen. Dennoch ist Nachhaltig-
keit fortlaufend mit Vorbehalten, Widerständen und Einwänden unterschiedlicher Art und Aus-
maßes begleitet. Neben der hohen Kunst der Rhetorik kommt immer wieder Kampfrhetorik zur
Anwendung, um evidente Forschungsergebnisse und belegbare Fakten auszuhebeln. Anhand
der verschiedenen Themen der Nachhaltigkeit wird herausgearbeitet, wie für eine Transfor-
mation zur Nachhaltigkeit argumentiert und souverän mit Einwänden umgegangen werden
kann. Dabei folgt die hohe Kunst der Kommunikation dem Prinzip Argumentation – Erwiderung
– Erwiderung der Erwiderung. Es geht darum, auf selektiv gewählte, jedoch häufige Einwände
so souverän wie möglich zu reagieren, gekonnt zu kontern und damit Nachhaltigkeit in der
Argumentation stark zu machen. Diese Zusammenstellung bietet einen kompakten rhetori-
schen Leitfaden im Kontext der Entwicklung zur Nachhaltigkeit.

Schlagworte

Nachhaltigkeit, Argumentation, Rhetorik, Aristotelische Rhetorik, Einwandbehandlung, ökolo-
gische Kommunikation

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1 Einleitung
Nachhaltigkeit adressiert ein Werteverständnis im Umgang mit Ressourcen, Menschen, Tieren,
Pflanzen und Natur sowie Kreisläufen im Heute und im Morgen. Die Entwicklung zur Nachhaltig-
keit beinhaltet eine Wertehaltung hinsichtlich einer Gleichgewichtung ökologischer, sozialer und
ökonomischer Grundsätze und Ziele. Die Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung umfassen das
Gestalten menschlicher Systeme unter Berücksichtigung ökologischer und sozialer Tragfähig-
keitsgrenzen und naturwissenschaftlicher Prinzipien. Die Ökosysteme der Erde müssen in ihrer
Assimilation, Pufferung und Regenerationsfähigkeit unversehrt bleiben, um Leben und menschli-
ches Wirtschaften auf Dauer zu ermöglichen. Das umfasst auch das Gestalten von sozial resili-
enten Strukturen und wirtschaftlich widerstandsfähigeren Systemen. Nachhaltigkeitsausgerich-
tete Wertschöpfung muss Qualität hervorbringen, auf lange Lebens- und Nutzungsphasen ausge-
richtet sein sowie ein Umdenken im Konsum bewirken. Das bedarf zugleich einer Neujustierung
ökonomischer Grundprinzipien.

Longo et al. (2019) zeigen auf, dass ein Mehr an Information und Wissen vielfältige Dilemma,
Spannungsfelder und Lähmungserscheinungen bedingen können. Nachhaltigkeitsthemen brau-
chen daher sowohl eine klare Faktenausrichtung als auch eine Schulung hinsichtlich des Um-
gangs mit Ambiguitäten und Unsicherheiten. Dies lässt sich gut mit Argumentationsketten ver-
deutlichen, wie sie als Repliken auf vielfältige mediale oder politisch motivierte Argumente ent-
gegnet werden können.

Die nachfolgenden Ausführungen gliedern sich in zwei Teile. Im ersten sind Themencluster mit
typischen Argumentationsketten aufgeführt. Im zweiten Teil wird auf das von Graf et al. (2020,
S. 14) zusammengestellte Argumentationsschema referiert, welches sich auf eine Kategorie von
Argumenten und eine Topik bezieht. Graf et al. (2020, S. 14) weisen explizit darauf hin, dass eine
jede / ein jeder von uns sich in Argumentationsprozessen bewusst machen sollte, „welche Be-
wertungskriterien von wem geteilt werden und welche nicht, z.B.: Nutzen/Fortschritt, Geld/Macht,
Gerechtigkeit/Moral, Demokratie/Pluralität, Sicherheit, Freiheit, Bildung/Wissenschaft, Ökolo-
gie/Natur, Charaktereigenschaften/Persönlichkeitsmerkmale, Konventionen (Gesetze, Dogmen,
Bräuche), subjektive Werte(Lust/Ästhetik)“. Diese Bewusstheit kann helfen, Nachhaltigkeitsargu-
mente zielsicher anzuwenden.

Die Durchsetzung von Nachhaltigkeit braucht ein starkes Netzwerk, schlagkräftige faktenbasierte
Argumente und ein entschlossenes Auftreten gegenüber vielfältigen Lobbyisten. Interessierte
Leserinnen und Leser sind herzlich eingeladen, die Matrix weiter auszubauen und anzureichern.

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Literatur

Graf, Simon; Wieser, Andreas; Buff Keller, Eva (2020). Überfachliche Kompetenz: Argumentieren.
  10.3929/ethz-b-000458782.            https://www.research-collection.ethz.ch/bitstream/handle/
  20.500.11850/458782/LZ1_Argumentieren_Gesamt_V1909.pdf?sequence=1&isAllowed=y
Longo, Cristina et al. 2019. It’s Not Easy Living a Sustainable Lifestyle: How Greater Knowledge
  Leads to Dilemmas, Tensions and Paralysis, in: J Bus Ethics 154, S. 759–779.
  https://doi.org/10.1007/s10551-016-3422-1

                                               6
Teil I

 Themencluster   Thema                    Argument                                             Erwiderung              Erwiderung der Erwiderung
 Biodiversität   Artensterben / Bewah-    Wir sollten dem Artensterben entschie-               Ich habe noch nie ein   1) Setzt an der unmittelbaren Nicht-Wahrnehmbarkeit unseres indivi-
                 rung der Artenvielfalt   den entgegentreten.                                  Tier vertrieben.        duellen Verhaltens an
                                                                                                                       2) Trennung von der zeitlichen Verursachung
                                          (https://br.pinterest.com/pin/178595941462637698/)                           3) Woher wissen Sie das?  Gegenfragestrategie
                                                                                                                       4) Das mag für Sie zutreffen, aber für andere nicht, und das ist das
                                                                                                                       Problem  Ent-Allgemeinerung
                                                                                                                       5) Doch! Sie fahren Auto, Sie wohnen, gehen einkaufen, brauchen
                                                                                                                       Platz  Paradoxe Psychologie
                                                                                                                       6) Durch veränderbare Verhaltensweisen tragen Sie genauso dazu bei
                                                                                                                       7) Es geht nicht um Sie als Person, sondern um unser aller Verhal-
                                                                                                                       tensweisen (De-Thematisierung)
                                                                                                                       Strategie:
                                                                                                                       1. Individuell kontern
                                                                                                                       2. Verallgemeinern
                                                                                                                       3. Wissenschaftlich einordnen
                                                                                               Dann haben Sie aber     Da haben Sie völlig Recht, und damit ist es wichtig umzugehen. Wir
                                                                                               auch Tiere getötet.     brauchen eine zukunftsgerichtete und ethische Regel:
                                                                                                                       - Das kann man religiös sehen
                                                                                                                       - Es lässt sich auch naturwissenschaftlich fassen (wir Menschen ste-
                                                                                                                       hen oben auf der Artenpyramide und sind von vielen weiteren Arten
                                                                                                                       im Ökosystem abhängig, wenn diese wegbrechen – bricht unser Fun-
                                                                                                                       dament weg, die Pyramide zusammen – wir zerstören unsere eigenen
                                                                                                                       Lebensgrundlagen)
                                                                                                                       - Ziel: Ressourcenverbräuche und Stoffeinträge zu minimieren und
                                                                                                                       Kreislauffähigkeit des Konsums zu maximieren  ich versuche so
                                                                                                                       nachhaltig wie möglich zu leben

                                                                                               7
Themencluster   Thema   Argument       Erwiderung                        Erwiderung der Erwiderung

                                   So schlimm ist das    Gegenfrage stellen: Warum ist das für Sie nicht so schlimm?
                                   doch gar nicht mit    Wir alle stehen auf der Pyramide, und wir alle fallen herunter, wenn
                                   dem Artensterben      sie zusammenbricht  das ist ein Problem, siehe Krefeld-Studie mas-
                                                         sives Artensterben (https://journals.plos.org/plosone/ar-
                                                         ticle?id=10.1371/journal.pone.0185809, weitere Studien: https://sci-
                                                         ence.sciencemag.org/content/368/6489/417,
                                                         https://www.boell.de/sites/default/files/2020-02/insektenat-
                                                         las_2020_II.pdf)
                                                         ohne Insektenbestäubung wird sich die Auswahl in den Supermärkten
                                                         halbieren & unser Leben und das der zukünftigen Generationen ge-
                                                         fährdet  dann müssen wir uns auf die Technik verlassen  Erträge
                                                         werden deutlich geringer ausfallen, denn die Technologie kann das
                                                         Tier nicht ersetzen (https://www.agrarheute.com/management/agri-
                                                         business/roboter-bienen-science-fiction-wahrheit-554049)
                                                         die Natur macht Ökosystemdienstleistungen, die für uns umsonst
                                                         sind  unser kostenloser Service bricht zusammen, weshalb die Nah-
                                                         rungsmittel deutlich teurer werden (https://idw-on-
                                                         line.de/de/news757913)
                                                         bestimmte Erfahrungen wie Vogelgezwitscher werden unsere Kinder
                                                         kaum noch machen können
                                                         "Pestizide sichern die Erträge in der Landwirtschaft, indem sie schäd-
                                                         liche Insekten, Pilze und Unkräuter bekämpfen. Sie gelangen aber
                                                         auch in Bäche und schädigen die aquatischen Lebensgemeinschaf-
                                                         ten, die für den Erhalt der Artenvielfalt entscheidend sind, Teil des
                                                         Nahrungsnetzes sind und die Selbstreinigung des Wassers unterstüt-
                                                         zen. In einem bundesweiten Monitoringprogramm haben Wissen-
                                                         schaftler:innen unter UFZ-Leitung gezeigt, dass die Grenzwerte für
                                                         Pestizide zu hoch angesetzt sind und selbst diese in über 80 Prozent
                                                         der Gewässer überschritten werden. Wie sie schreiben, kann der Ver-
                                                         lust der Artenvielfalt nur gestoppt werden, wenn die Umweltrisikobe-
                                                         wertung der Pestizide reformiert wird." (https://idw-on-
                                                         line.de/de/news770715 &
                                                         https://doi.org/10.1016/j.watres.2021.117262)
                                   Da kann man doch eh   Traurig, dass sie das so sehen und faktisch resigniert haben.
                                   nichts machen         Die Aussage ist inhaltlich falsch doch, wir können etwas machen,
                                                         da wir sogar mehrere Ansatzpunkte haben:
                                                         (i) Landwirtschaft insektenfreundlich und finanzierbar umgestalten,
                                                         (ii) wir können unser Konsumverhalten einfach und schnell umstellen,
                                                         indem wir primär biologische Lebensmittel kaufen,

                                   8
Themencluster        Thema                Argument                              Erwiderung                          Erwiderung der Erwiderung

                                                                                                    (iii) wir können am Flächenmanagement arbeiten  wir können Wäl-
                                                                                                    der, Felder, Auen und Flussläufe erhalten und renaturieren;
                                                                                                    es ist kein Entweder-Oder, sondern es geht darum, so viele Arten wie
                                                                                                    möglich zu erhalten - genau hierfür ist allerdings eine resignative Hal-
                                                                                                    tung schädlich

 Landnutzung    Flächenversiegelung   Zunahme der versiegelten Siedlungs-   Wir brauchen aber die   Da haben sie völlig Recht. Wir brauchen sie – und haben sie auch ge-
                                      und Verkehrsflächen muss ein Ende     Infrastruktur!          geben. Neuversiegelung ist jedoch fraglich - wir sollten stattdessen
                                      finden – und es braucht konsequente   (Deutschland ist ein    vorhandene Infrastruktur instandhalten. Wenn ich mir die vielen ka-
                                      Renaturierung sowie Versiegelungs-    technisch hochentwi-    putten Straßen und maroden Brücken anschaue, dann muss in diesem
                                      ausgleichsflächen.                    ckeltes Land – ohne     Bereich investiert werden und diese Infrastruktur sichergestellt wer-
                                                                            Infrastruktur geht es   den.
                                                                            nicht.)                 Ergo geht es nicht um große Neubauprojekten, da wir vorhandene
                                                                                                    Transportwege nutzen können, wie Schiene und Wasserwege.
                                                                                                    Für die letzte Meile müssen wir neu denken und intelligente Mobili-
                                                                                                    tätskonzepte entwickeln  der Trend geht weg vom Auto und daher
                                                                                                    ist die Notwendigkeit für neue Straßenverkehr-Infrastruktur erstmal
                                                                                                    nicht dringlich; wichtig ja, aber nicht dringlich  wir haben dringli-
                                                                                                    chere und zugleich wichtigere Probleme wie Klimakrise, Biodiversität
                                                                                                    und den Umbau der Landwirtschaft
                                                                            Wir brauchen aber be-   Ich verstehe ihren Punkt sehr gut – und wir brauchen nur selektiven
                                                                            zahlbaren Wohnraum,     Wohnraum
                                                                            dafür müssen wir        Wir haben derzeit leider auch noch das Problem, dass wir nicht nur
                                                                            bauen, und das sorgt    nachhaltige Wohnformen haben  wenn neu gebaut wird, lassen sich
                                                                            nur mal für Flächen-    Häufungen in Ballungszentren erkennen  zugleich sollte sicherge-
                                                                            versiegelung            stellt werden, dass an geeigneter anderer Stelle zurückgebaut und re-
                                                                                                    naturiert wird  es muss einen Ökosystemausgleich geben - die Flä-
                                                                                                    che, die versiegelt wird, wird auch intelligent ökologisch ausgegli-
                                                                                                    chen. Das lässt sich auch flächenübergreifend lösen.
                                                                                                    Das ist ein Zielkonflikt, der nicht komplett ausräumbar ist. Hier
                                                                                                    braucht es intelligente und tragfähige Lösungen.
                                                                                                    Lebensqualität bleibt nur dann erhalten, wenn auch Grünflächen erhal-
                                                                                                    ten bleiben.
                                                                                                    Neuer Wohnraum ist weniger gravierend als neue Straßen („Die Zu-
                                                                                                    nahme versiegelter Flächen ist vor allem auf das stetige Wachstum
                                                                                                    der Verkehrsflächen zurückzuführen, denn mit 50 bis 70 % weisen
                                                                                                    Verkehrsflächen einen relativ hohen Anteil versiegelter Fläche auf.“

                                                                            9
Themencluster   Thema   Argument        Erwiderung                          Erwiderung der Erwiderung

                                                            https://www.umweltbundesamt.de/daten/flaeche-boden-land-oeko-
                                                            systeme/boden/bodenversiegelung#bodenversiegelung-in-deutsch-
                                                            land)
                                                            Das sollte mit Rückbauprogrammen flankiert werden - dafür braucht
                                                            es den entsprechenden politischen Willen
                                   Ob Infrastruktur oder    Es geht nicht darum, ob wir versiegeln oder nicht, sondern dass wir in-
                                   Straßen, das ist Fort-   telligent versiegeln. In Bezug auf Nachhaltigkeit brauchen wir ein so-
                                   schritt! Und hätten      zial-ökologisches und intelligentes Konzept; entweder es wird entsie-
                                   nicht Flächen versie-    gelt oder so grün gebaut, dass die Nachhaltigkeit direkt ins Auge des
                                   gelt, würden wir im-     Betrachters springt.
                                   mer noch in der Stein-   Was ist Fortschritt?
                                   zeit leben.              Wir haben und brauchen auch emotionalen und sozialen Fortschritt,
                                                            dafür braucht es keine Flächenversiegelung  wir brauchen weniger
                                                            technologische Fortschritte, da sind wir sehr weit. Wir brauchen zum
                                                            einen die schnelle Realisierung vorhandener grüner Technologien.
                                                            Zum anderen brauchen wir einen sozialen Fortschritt und die Erkennt-
                                                            nis, dass wir Teil der Natur sind und künftig nur mit ihr leben werden
                                                            können, und dass der Grad der Entkopplung von der Natur schon jetzt
                                                            viel zu groß ist.
                                                            „Ökologische Auswirkungen
                                                            Eine übermäßige Bodenversiegelung hat unmittelbare Auswirkungen
                                                            auf den Wasserhaushalt: Zum einen kann Regenwasser weniger gut
                                                            versickern und die Grundwasservorräte auffüllen, zum anderen steigt
                                                            das Risiko, dass bei starken Regenfällen die Kanalisation oder die
                                                            Vorfluter die oberflächlich abfließenden Wassermassen nicht fassen
                                                            können und es somit zu örtlichen Überschwemmungen kommt.
                                                            Auch das Kleinklima wird negativ beeinflusst: Versiegelte Böden kön-
                                                            nen kein Wasser verdunsten, weshalb sie im Sommer nicht zur Küh-
                                                            lung der Luft beitragen. Hinzu kommt, dass sie als Standort für Pflan-
                                                            zen ungeeignet sind, welche somit als Wasserverdunster und als
                                                            Schattenspender ausfallen.
                                                            Vor allem wird die natürliche Bodenfruchtbarkeit durch eine Versiege-
                                                            lung der Böden massiv beeinträchtigt. Wenn der Boden dauerhaft von
                                                            Luft und Wasser abgeschlossen ist, geht die Bodenfauna zugrunde,
                                                            welche wiederum wichtige Funktionen für den Erhalt und die Neubil-
                                                            dung von fruchtbaren Böden erfüllt.
                                                            Schließlich ist Bodenversiegelung nur schwer und mit hohen Kosten
                                                            wieder zu beseitigen. Im Anschluss an eine Entsiegelung bleibt die
                                                            natürliche Struktur des Bodens gestört. Häufig bleiben Reste von

                                   10
Themencluster          Thema                    Argument                                 Erwiderung                         Erwiderung der Erwiderung

                                                                                                            Fremdstoffen (wie Beton- oder Asphaltbrocken, Kunststoffsplitter o-
                                                                                                            der diverse Schadstoffe) im Boden zurück. Eine neue Bodenfauna bil-
                                                                                                            det sich nur über längere Zeiträume, so dass auch die natürliche Bo-
                                                                                                            denfruchtbarkeit verzögert und oft nicht in der vorherigen Qualität
                                                                                                            wieder herstellbar ist.“ (https://www.umweltbundesamt.de/da-
                                                                                                            ten/flaeche-boden-land-oekosysteme/boden/bodenversiegelung#o-
                                                                                                            kologische-auswirkungen)
                                                                                    Ja, aber das Wohnen     Natürlich brauchen wir bezahlbaren Wohnraum, aber es geht auch um
                                                                                    muss ja auch bezahl-    die Lebenszykluskosten, die insgesamt viel zu wenig reflektiert wer-
                                                                                    bar bleiben (dafür      den und Berücksichtigung finden.
                                                                                    brauchen wir viel       Auf einen langen Zeitraum betrachtet, entstehen die hohen Kosten in
                                                                                    Wohnraum und damit      der Nutzungsphase – diese interessiert keinen Bauherren.  diese
                                                                                    auch viel Versiege-     verkürzte Perspektive ergibt sich auch aus der aktuellen juristischen
                                                                                    lung)                   Lage. Ziel kann es daher sein, nachhaltige Konzepte des Wohnens in
                                                                                                            neuartigen Rechts- und Eigentümerstrukturen, wie Vereine und Genos-
                                                                                                            senschaften, zu überführen.
                                                                                                            Die Entsorgungskosten sollten von vornherein mit einkalkuliert wer-
                                                                                                            den, so dass der Rückbau anders passieren kann. Das Bauen führt
                                                                                                            nicht zu dieser Entspannungssituation. Zugleich wird auch viel ge-
                                                                                                            werblich gebaut, das dann gar nicht genutzt wird. Daher ist die Frage,
                                                                                                            ob sich nicht besser bestehender gewerblicher Wohnraum umnutzen
                                                                                                            lässt.
                                                                                                            Genossenschaften und kommunale Wohnungsbauunternehmen ha-
                                                                                                            ben oft günstige Wohnungen, unabhängig davon, wie viel sie im Be-
                                                                                                            stand haben.

 Landwirtschaft   Biologische/ pestizid-   Wir brauchen eine radikale Transfor-     Aber die Erträge müs-   Die Erträge stimmen doch - die Erträge sind, wenn alternative Land-
                  arme Landwirtschaft      mation der Landwirtschaft – hin zu ei-   sen stimmen.            wirtschaft betrieben wird bzw. eine Landwirtschaft, die Artenschutz,
                                           ner naturnahen und pestizidarmen Be-                             Naturschutz und Tierschutz beinhaltet, dann stimmen die Erträge um
                                           wirtschaftung.                                                   ein Vielfaches, weil der einzelne Betrieb weniger Folgekosten tragen
                                                                                                            muss  nicht in dem Ausmaße Böden wieder aufwerten muss, Kos-
                                                                                                            tenersparnisse beim Einkauf von Pestiziden und Düngemitteln reali-
                                                                                                            sieren kann und Ersparnisse durch eventuelle Tiernotschlachtungen
                                                                                                            (wie in Corona-Zeiten).
                                                                                                            Naturnahe oder nachhaltige Landwirtschaft ist auch ökonomisch
                                                                                                            nachhaltiger, weil die betrieblichen Grundlagen langfristig gesichert
                                                                                                            werden und die Substanz erhalten bleibt (wie bei einer Fabrik, in der
                                                                                                            die Maschinen aufgrund guter Wartung intakt bleiben).

                                                                                    11
Themencluster   Thema   Argument        Erwiderung                        Erwiderung der Erwiderung

                                                          Investitionen in eine nachhaltige Landwirtschaft bereiten schon jetzt
                                                          auf ein verändertes Konsumverhalten vor, da ökologische Kriterien
                                                          immer mehr Kunden immer wichtiger werden, und die Bereitschaft,
                                                          dafür auch mehr zu zahlen steigt ( Pionier am Markt sein)
                                                          Gerade die deutschen Bauern und Bäuerinnen haben gezeigt, dass sie
                                                          planen können und müssen  diese Fähigkeit, mit den Jahreszeiten
                                                          zu arbeiten und planerisch zu gestalten, braucht jetzt eine viel stär-
                                                          kere Zukunftsperspektive
                                                          Naturnahe Landwirtschaft erhöht die Resilienz der Böden, um pflegt
                                                          und stärkt somit die Substanz des eigenen Geschäftes besser.
                                   Die Konsumenten und    1. Dann wurde auf unternehmerischer Seite noch nicht das tragfähige
                                   Konsumentinnen sind    Geschäftsmodell gefunden. Es gibt immer auch die Möglichkeit der
                                   nicht bereit, höhere   Quersubventionierung; es geht darum, überhaupt ein alternatives An-
                                   Preise zu zahlen.      gebot zu etablieren.
                                                          2. Die Information zu den Preisunterschieden waren nicht ersichtlich
                                                           das Unternehmen hat nicht tiefgründig oder unzureichend die hö-
                                                          heren Preise bzw. den Preisunterschied kommuniziert - denn im Kapi-
                                                          talismus hat alles seinen Preis. Und irgendwer muss diesen auch zah-
                                                          len. Wer bezahlt diesen, wenn nicht wir? Wenn Ihnen die konventionel-
                                                          len Bananen und Tomaten noch schmecken, wenn Frauen und Kinder
                                                          an der Aussaat, Pflege und Ernte sterben oder gar an sklavenähnli-
                                                          chen Bedingungen Zugrunde gehen - guten Appetit!
                                                          3. Das ist eine Verallgemeinerung, die so nicht geht. Denn es gibt
                                                          Menschen, die bereit sind, mehr zu zahlen  entwicklungsbezogen o-
                                                          der statisch gedacht, sind es immer mehr Leute, die bereit sind den
                                                          tatsächlichen Preis für Nahrungsmittel zu bezahlen. Das bedeutet zu-
                                                          gleich, die Unternehmen versagen sich neue Geschäftsmodelle, und
                                                          damit ist es ökonomisch irrational.
                                                          Wir sollen als Konsumierende auch Verantwortung für uns und andere
                                                          tragen - gerade weil wir für die Umwelt- und Sozialstandards in ande-
                                                          ren Ländern mitverantwortlich sind, tragen wir auch eine Verantwor-
                                                          tung dafür, die höheren Preise zu zahlen.
                                                          Das Produkt, das wir in den Händen halten, ist mehr als das, was wir
                                                          in den Händen halten - es ist mehr als das Offensichtliche. Es steht
                                                          stets eine Geschichte dahinter - das Sichtbare und Äußere ist nur ein
                                                          Teil davon. Wie bei uns auch. Wir sollten als Konsumierende daher
                                                          nicht das Äußere, also das bloße Produkt, mit dem bloßen Preis ver-

                                   12
Themencluster   Thema   Argument        Erwiderung                          Erwiderung der Erwiderung

                                                            wechseln - wir kaufen immer die Geschichte mit, und damit auch po-
                                                            tentiellen Lebensraumzerstörung und soziale Erosion bzw. persönli-
                                                            ches Elend und Leid.

                                   Dann würden wir uns      1. Man kann alles nutzen, aber man muss dann auch bereit sein, den
                                   ja in unseren Möglich-   Preis dafür zu zahlen.
                                   keiten beschränken       2. Der Mensch muss nicht alles, was er kann, auch machen - gerade
                                   (und wir können doch     wenn Aktivitäten mit Gefährdungen und Risiken einher gehen  man
                                   mehr rausholen).         würde auch nicht an dem Ast sägen, auf dem man sitzt, nur weil man
                                                            es kann.
                                                            3. Es ist nie alternativlos. Mit dieser Sicht werden andere Möglich-
                                                            keitsräume gar nicht mehr wahrgenommen  diese Argumentation
                                                            geht mit Scheuklappendenken und Tunnelblick einher & verharrt in ei-
                                                            nem einzelnen Weltbild – es besteht keine Offenheit für andere Mög-
                                                            lichkeiten.
                                                            4. Viele Wege führen nach Rom.
                                                            5. Nicht jeder technische Fortschritt ist tatsächlich einer. Es braucht
                                                            sozial-ökologischen Fortschritt; weniger Technik heißt mehr Akzep-
                                                            tanz natürlicher Mechanismen  wir würden langfristig unsere Mög-
                                                            lichkeiten beschränken, wenn wir so weitermachen.
                                                            6. Das bedeutet dann Krankheit: Krebszellen beschränken sich nicht -
                                                            alles andere hat in irdischen Maßstäben ein Anfang und ein Ende.
                                                            7. Svenja Schulze betont: "Wir Menschen können nur gesund sein,
                                                            wenn Tiere und Umwelt gesund sind. Weil wir mit unserer Umwelt auf
                                                            so vielfältige Weise verbunden sind, ist Naturschutz auch immer prä-
                                                            ventive Gesundheitspolitik." (https://www.bmu.de/rede/rede-von-

                                   13
Themencluster   Thema   Argument        Erwiderung                  Erwiderung der Erwiderung

                                                     svenja-schulze-zum-thema-schutz-der-artenvielfalt-schutz-vor-pande-
                                                     mien)  Beschränkung kann insofern unsere eigene Gesundheit und
                                                     unsere Möglichkeitenräume bewahren und schützen.
                                                     8. Alles hängt mit allem zusammen. Nehmen wir das Beispiel des
                                                     Pestizidverkaufs: Chemiekonzerne, wie Bayer oder BASF, exportieren
                                                     Pestizide, die bei uns verboten sind in andere Länder - nach Afrika,
                                                     Asien, Südamerika. Mittels importierter Lebensmittel aus eben diesen
                                                     Ländern kommen dann diese Pestizide wieder auf unseren Teller und
                                                     schädigen uns, unsere Kinder, unsere Gesundheit - neben der Schädi-
                                                     gung von Insekten, Böden, Wasser und Umwelt. Was haben wir damit
                                                     für Möglichkeiten herausgeholt?

                                   14
Themencluster   Thema   Argument        Erwiderung                          Erwiderung der Erwiderung

                                   Hat sich in der Breite   Es sind klare Zuwächse der biologischen Landwirtschaft in den letz-
                                   nicht durchgesetzt       ten Jahren zu verzeichnen. Die Frage ‚warum es sich nicht durchge-
                                   (aus Gründen XYZ)        setzt hat‘ lässt sich klar mit fehlgeleiteten Subventionen und An-
                                                            reizsystemen begründen. Zudem lässt es sich erst sagen, wenn an-
                                                            dere Anreizmechanismen gegeben sind und wir dann sehen können,
                                                            ob die industrielle Landwirtschaft dann noch in so großem Maße wei-
                                                            ter besteht.
                                                            Vor 100 Jahren hatten wir ausschließlich natürliche Landwirtschaft.
                                                            Studien belegen, dass unsere Ernährung vor 100 Jahren deutlich ab-
                                                            wechslungsreicher war - auch wenn wir das Gegenteil vermuten und
                                                            glauben, sie ist in den vergangenen Jahrzehnten vielfältiger gewor-
                                                            den. Insofern spricht alles für eine Rückkehr zur Vielfalt vor 100 Jah-
                                                            ren und eine Etablierung natürlicher Landwirtschaften, die diese Viel-
                                                            falt vor 100 Jahren möglich gemacht haben. - "Global betrachtet sei
                                                            die Ernährungsvielfalt vor 1910 und bei modernen Menschen in Sub-
                                                            sistenzwirtschaft etwa dreimal so groß wie bei modernen, städti-
                                                            schen Menschen gewesen." (https://www.tagesspiegel.de/wis-
                                                            sen/monotonie-auf-dem-teller-vielfalt-der-nahrungsmittel-seit-1910-
                                                            gesunken/27155478.html & https://www.pnas.org/con-
                                                            tent/118/19/e2024642118)

                                                            Fakten:
                                                            Entwicklung Anzahl der landwirtschaftlichen Ökobetriebe:
                                                            Im Jahr 1996: 7353 (1.3% Anteil an Agrarbetrieben gesamt)
                                                            Im Jahr 2009: 21.047 (5.6% Anteil an Agrarbetrieben gesamt)
                                                            Im Jahr 2019: 34.110 (12.9% Anteil an Agrarbetrieben gesamt)
                                                            Entwicklung der Ökoanbaufläche:
                                                            Im Jahr 1996: 354.171 Hektar (2.1% Anteil an Agrarfläche gesamt)
                                                            Im Jahr 2009: 947.115 Hektar (5.6% Anteil an Agrarfläche gesamt)
                                                            Im Jahr 2019: 1.613.834 Hektar (9.7% Anteil an Agrarfläche gesamt)
                                                            (https://www.oekolandbau.de/landwirtschaft/biomarkt/oekoflaeche-
                                                            und-oekobetriebe-in-deutschland/)
                                                            Betriebsstruktur i. d. Landwirtschaft - Anzahl aller Betriebe (allge-
                                                            mein):
                                                            Im Jahr 1975: 904.700 landwirtsch. Betriebe
                                                            Im Jahr 2009: 360.000 landwirtsch. Betriebe
                                                            Im Jahr 2019: 266.600 landwirtsch. Betriebe
                                                            (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/36094/umfrage/land-
                                                            wirtschaft---anzahl-der-betriebe-in-deutschland/)

                                   15
Themencluster        Thema                 Argument                                  Erwiderung                         Erwiderung der Erwiderung

                Überdüngung - Stick-   Wir brauchen nationale und regionale     Stickstoff wird ge-     Das stimmt; allerdings sind die eingesetzten Mengen viel zu groß, da
                stoff & Phosphor       Obergrenzen für den Stickstoffeintrag,   braucht, um Pflanzen-   Berechnungen des nötigen Nährstoffs nicht durchgeführt werden
                                       um Gewässer, Böden, Biodiversität und    wachstum zu ermögli-    bzw. Zusammenhänge komplex sind. Zusätzlich kommen Nährstoffe
                                       die menschliche Gesundheit zu schüt-     chen.                   hinzu, die durch Gülle über den Boden in das Grundwasser versickern.
                                       zen.                                                             „Beispiel Stickstoff: Vor allem in Regionen mit intensiver Tierhaltung
                                                                                                        kommt es teils zu massiven Nährstoffüberschüssen. Über die Gülle
                                                                                                        gelangt der Stickstoff als Nitrat ins Grundwasser sowie Seen und
                                                                                                        Flüsse. Nitrat im Grund- und Oberflächenwasser wirkt überdüngend
                                                                                                        („eutrophierend“) und verursacht Kosten bei der Trinkwassergewin-
                                                                                                        nung. Als Ammoniak und Lachgas entweicht Stickstoff auch in die
                                                                                                        Luft. Die Folgen sind erstens Bodenversauerung und Artenschwund.„
                                                                                                        (https://www.business-biodiversity.eu/36682/Newsdetail-
                                                                                                        seite/ebbc_index01.aspx?newsid=71903&news-
                                                                                                        refid=36616&row=0&newsrefaddcoid=&nafrom=&nato=)
                                                                                                        - Qualität des Grundwassers wird durch Nitrate verschlechtert, die
                                                                                                        durch Regen aus dem Boden gewaschen werden
                                                                                                        - Lachgas (N2O) entsteht beim Abbau von Nitrat durch Bakterien unter
                                                                                                        anaeroben Verhältnissen (beispielsweise im Boden). Lachgas ein
                                                                                                        stark wirkendes Treibhausgaus (ca. 300 mal so stark wie CO2)
                                                                                                        - Stickstoffmonoxid und -dioxid (NOx) entstehen v.a. bei Verbren-
                                                                                                        nungsprozessen von Luftstickstoff. Bildet bodennahes Ozon, schäd-
                                                                                                        lich für biologische Vielfalt. Können außerdem Lunge & Atemwege
                                                                                                        von Menschen beinträchtigen (Feinstaub).
                                                                                                        Dieses Nährstoffungleichgewicht hat Folgen. V.a. Phosphor, Ammo-
                                                                                                        niak und Ammonium kurbeln durch Überdüngung das Wachstum von
                                                                                                        Hochgräsern & Hochstauden (z.B. Brennnessel, Madesüß in D) an. 
                                                                                                        Dadurch sind v.a. Trockenrasen, Heiden und Moore (von Natur aus
                                                                                                        nährstoffarm) bedroht.
                                                                                                        Kleinwüchsige Arten können somit nicht wachsen, dadurch stehen
                                                                                                        auch vermehrt Insekten auf der roten Liste, da diese Insekten auf aus-
                                                                                                        sterbende (Kleinst-)Pflanzen als Lebensraum oder Brutstätten ange-
                                                                                                        wiesen sind.  Folglich fehlt auch Nahrung für Vögel.
                                                                                Probleme bezüglich      Es stimmt, dass die Probleme in Teilen regional begrenzt sind, weil
                                                                                Überdüngung sind re-    die Dichte an landwirtschaftlichen Betrieben weltweit und deutsch-
                                                                                gional begrenzt.        landweit verschieden verteilt ist. Allerdings hat Überdüngung globale
                                                                                Ist doch nicht mein     Auswirkungen - durch Regen und Grundwasser gelangen die Nährstof-
                                                                                Problem, wenn ich       füberflüsse in stehende & fließende Gewässer, die kippen können o-
                                                                                nicht auf dem Land      der tierische Entwicklungszyklen beeinträchtigen. Dadurch wird die
                                                                                lebe.                   Artenvielfalt bedroht und auch das Landschaftsbild zerstört. Weiter-
                                                                                                        hin gelangen die Nährstoffe in die Meere, bei denen gleiches passiert.

                                                                                16
Themencluster   Thema   Argument        Erwiderung                        Erwiderung der Erwiderung

                                                          Wie so häufig besteht auch bei Nährstoffen ein Kreislauf ( Ver-
                                                          gleich Blätter von Bäumen, die durch Kleinst-Lebewesen verarbeitet
                                                          werden und so dem Baum wieder als Nährstoffe zugeführt werden),
                                                          welcher durch regionale Auswirkungen auch überregionale und glo-
                                                          bale Systeme ins Wanken bringen kann.

                                                          Fakten:
                                                          Vor allem in den Weltmeeren ist dies ein Problem. Auch wird zum Teil
                                                          das Wachstum giftiger Algenblüten verstärkt. Durch Flüsse gelangen
                                                          die Stoffe in die Meere und führen zum erhöhten Wachstum von ein-
                                                          zelligen Algen, genauer: Phytoplankton. Diese Biomasse verhindert
                                                          nun, dass Licht auf das Sediment und darin wachsende Großalgen
                                                          (Makrophyten) & Seegräser kommt. Dadurch nimmt die Biodiversität
                                                          ab.
                                                          Zudem sinkt das Phytoplankton zum Meeresboden und wird unter
                                                          Sauerstoffverbrauch von Bakterien abgebaut. Darauffolgender Sauer-
                                                          stoffmangel führt zu Sterben von Fauna & Fischen.
                                                          Auch wird zum Teil das Wachstum giftiger Algenblüten verstärkt.
                                                          Dadurch entstehen ganze Totzonen in den Meeren, die laut Umwelt-
                                                          bundesamt zusammen mit der Fischerei „eine der größten Bedrohun-
                                                          gen für die globale Meeresumwelt da(r stellt)“
                                                          Bei stehenden Gewässern ist der mögliche Ablauf der gleiche. Hier
                                                          führt das übermäßige Pflanzenwachstum, hervorgerufen durch Phos-
                                                          phate und Stickstoffverbindungen, zu Fäulnisprozessen. Die darauf-
                                                          folgende Sauerstoffarmut kann zum Umkippen des Gewässers führen
                                                          - das Wasser kann dann als lebensfeindlich, anaerob beschrieben
                                                          werden.
                                                          (https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/gewaes-
                                                          ser/meere/nutzung-belastungen/eutrophierung#eutrophierung-was-
                                                          bedeutet-das &
                                                          https://www.umweltbundesamt.de/themen/luft/wirkungen-von-luft-
                                                          schadstoffen/wirkungen-auf-oekosysteme/reaktiver-stickstoff-in-der-
                                                          umwelt#wirkungen-reaktiven-stickstoffs )
                                   Dann soll halt nicht   Das ist vor allem in industriellen Anlagen kaum möglich, wird doch
                                   gedüngt werden.        durchgängig der gleiche Boden benutzt, welcher Nährstoffe zur Er-
                                                          möglichung von Pflanzenwachstum benötigt. Eine bessere Möglich-
                                                          keit ist das zielgerichtete Düngen. Inzwischen bestehen auch digitale
                                                          (und somit schnelle und preiswerte) Lösungen, mit denen Landwirte
                                                          und Landwirtinnen den Nährstoffgehalt der Pflanzen vor Ort ermitteln
                                                          können. Alternativ können tierische bzw. natürliche Dünger (z.B.

                                   17
Themencluster   Thema   Argument        Erwiderung                     Erwiderung der Erwiderung

                                                       Gülle, Vogelkot, Pflanzen, welche Stickstoff binden) verwendet wer-
                                                       den. Hier braucht es auch länger, bis die Nährstoffe ausgewaschen
                                                       werden. Somit sind diese langlebiger und nicht so hoch konzentriert.

                                   Bio-Bauern düngen   Stimmt, allerdings ist hier eine gewisse Verhältnismäßigkeit gegeben.
                                   doch auch.          So dürfen diese keine Rein-Stoffe nehmen, sondern lediglich biolo-
                                                       gisch abbaubare Produkte verwenden, die sie häufig aus der eigenen
                                                       Landwirtschaft gewinnen (z. B. Gülle). Dies ist in aller Regel ressour-
                                                       censparender (auch Stromsparender) und verwendet bereits vorhan-
                                                       dene Wertstoffe - somit werden Kreisläufe zumindest in Teilen ge-
                                                       nutzt.

                                                       Fakten:
                                                       "Die Ausbringung stickstoffhaltiger Dünger (Stickstoff = N) ist u. a.
                                                       mit der mikrobiellen Produktion von Lachgas (N2O), Stickoxiden (NOx)
                                                       und molekularem Stickstoff (N2) und der Ausgasung von Ammoniak
                                                       (NH3) verbunden. Mit Ausnahme von N2 belasten die genannten N-
                                                       Verbindungen Klima und Umwelt, alle vier Verbindungen stellen au-
                                                       ßerdem N-Verlustpfade dar und reduzieren die Menge des Stickstoffs,
                                                       der den Pflanzen tatsächlich zur Verfügung steht. Entsprechend
                                                       schlummert in der Reduktion der Emissionen ein großes Potenzial zur
                                                       Einsparung von Düngern. Auch die Verringerung der Düngermengen
                                                       an überversorgten Standorten ist ein Ansatz, die Emissionen zu redu-
                                                       zieren, der ebenfalls im ökonomischen Interesse des Landwirtes liegt.
                                                       Insgesamt sind die N-Flüsse im System Boden-Pflanze-Atmosphäre-
                                                       Grundwasser allerdings komplex und das Wissen über ihre Beeinflus-
                                                       sung unvollständig." (https://idw-online.de/de/news769177)
                                                       Lachgas trägt zum Klimawandel bei, und es ist sehr viel klimaschädli-
                                                       cher als CO2. „Die Stickstoffeinträge der Landwirtschaft gehen zwar
                                                       zurück – von 118 Kilogramm pro Hektar 1993 auf noch 97 Kilo-
                                                       gramm/Hektar im Jahr 2013. Allerdings hat sich dieser Trend in den
                                                       vergangenen zehn Jahren deutlich verlangsamt. Deutschland ist da-
                                                       her noch weit von dem selbst gesetzten Ziel entfernt, den Stickstoff-
                                                       überschuss auf 70 Kilogramm pro Hektar/Jahr zu reduzieren (im fünf-
                                                       jährigen Mittel der Jahre 2028 bis 2032).“ (https://www.sonnen-
                                                       seite.com/de/umwelt/umweltbilanz-der-landwirtschaft-immer-noch-
                                                       zu-viele-naehrstoffe-und-chemie & https://www.umweltbundes-
                                                       amt.de/sites/default/files/medien/421/dokumente/pm_18-
                                                       2018_dzu_landwirtschaft.pdf)

                                   18
Themencluster        Thema                 Argument                                 Erwiderung                          Erwiderung der Erwiderung

                Überdüngung - Stick-   Zu hohe Stickstoffeinträge führen zur   Wie kann das denn so     Das stimmt, Stickstoff ist mit rund 78,08 Vol.-% in der Luft vorhanden.
                stoff                  Versauerung der Böden. Versauerung      schlimm sein, Stick-     Allerdings können Pflanzen diesen in der Regel nicht aus der Luft neh-
                                       von Lebensräumen ist ein weiteres       stoff ist doch sowieso   men. Somit wird Stickstoff durch chemische Verfahren aus der Luft
                                       großes Problem. Vor allem Stickstoff-   im Überfluss vorhan-     bezogen; diese Verfahren benötigen viel Energie. Viel eher macht es
                                       und Schwefelverbindungen sind hierfür   den.                     Sinn, bereits verwendeten und abgegebenen Stickstoff aufzubereiten
                                       verantwortlich.                                                  und sparsam einzusetzen.
                                                                                                        Durch die Reaktionen der Verbindungen mit verschiedenen (basi-
                                                                                                        schen) (Erd-) Alkalimetallen (Magnesium, Kalium etc.) werden diese
                                                                                                        Metalle aus dem Boden gewaschen und fehlen somit als Nährele-
                                                                                                        mente und als Schutz vor weiteren Nitraten.
                                                                                                        Die meisten Lebewesen sind geringe Mengen an Stickstoff (bzw. so-
                                                                                                        gar Stickstoffmangel) gewohnt. Stickstoffliebende Pflanzen wachsen
                                                                                                        nun vermehrt und verdrängen die auf nährstoffarme Böden speziali-
                                                                                                        sierte Pflanzen.
                                                                                                        (https://www.lfu.bayern.de/luft/schadstoffe_luft/eutrophierung_ver-
                                                                                                        sauerung/index.htm
                                                                                                        https://www.lfu.bayern.de/luft/schadstoffe_luft/index.htm
                                                                                                        https://www.umweltbundesamt.de/daten/flaeche-boden-land-oeko-
                                                                                                        systeme/land-oekosysteme/ueberschreitung-der-belastungsgrenzen-
                                                                                                        fuer#situation-in-deutschland-2015)
                                       Der niedrige pH-Wert bzw. zu schnelle   Übersäuerung und         Saurer Regen ist nicht mehr so ein großes Problem, das stimmt. Aller-
                                       Veränderungen in diesem Säuregehalt     saurer Regen gibt es     dings wurde dieser teuer durch Streuung von Kalk bekämpft, wobei
                                       und das Fehlen der vitalen Metalle      doch nicht mehr – das    häufig nur Symptombekämpfung stattgefunden hat. Der Boden über-
                                       macht den heimischen Arten das Le-      war früher, aber heute   säuert immer noch, bloß liegt das inzwischen weniger an den Stick-
                                       ben schwer, da diese auf einen be-      doch nicht mehr.         oxiden. Stattdessen übersäuert vermehrtes Düngen mit Gülle aus
                                       stimmten pH-Wert angepasst sind.                                 Massentierhaltung den Boden.
                                                                                                        Eine Verschiebung der Artenzusammensetzung ist auch hier der Fall.
                                                                                                        Zusätzlich sind die Pflanzen mitunter durch fehlende Abwehrkräfte
                                                                                                        gegen weitere Stressoren (z. B. Dürre oder Frost) schlecht geschützt.
                                                                                                        Gründe für die Versauerung sind, neben der Überdünung, allerdings
                                                                                                        auch Stickoxide in der Luft.

                                                                               19
Themencluster       Thema        Argument                             Erwiderung                          Erwiderung der Erwiderung

                Phosphor    Wir brauchen eine limitierte Phos-   Das ist doch egal, die   - Erhöhte Phosphoraufnahme (durch Fleisch und Fertigprodukte) kann
                            phornutzung.                         auf der Welt vorhan-     vor allem bei Personen mit Nierenschäden (erhöhte Ablagerung von P
                                                                 denen Mengen rei-        im Blut) zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.
                                                                 chen doch aus            - Belastung von Phosphat durch Cadmium kann auch durch Düngung
                                                                                          auf Ackerboden gelangen. Cadmium ist schwer giftig.
                                                                                          - Phosphor wird nur zum Teil von Pflanzen aufgenommen, der Rest
                                                                                          landet in Gewässern und führt, wie Stickstoff-Verbindungen, zu Eutro-
                                                                                          phierung.
                                                                                          - Eutrophierung & Versauerung basieren in aller Regel auf Auswa-
                                                                                          schen (durch Regen) von Düngemitteln & Gülle.
                                                                                          Eutrophierung ist eine Art des Nährstoffungleichgewichts in Ökosys-
                                                                                          temen (v.a. Gewässern, Meere & Böden). Führt zum Verlust der biolo-
                                                                                          gischen Vielfalt, vor allem durch Stickstoff-Verbindungen (Nitrat, Am-
                                                                                          moniak, Ammonium) und Phosphorverbindungen. Die verwendeten
                                                                                          (genauer: überschüssigen) Phosphate und Stickstoffverbindungen ge-
                                                                                          langen durch unbehandeltes Abwasser & Kläranlagen Haushalte &
                                                                                          Oberflächenablauf, Verkehr/ Industrie und Landwirtschaft, (kommt
                                                                                          v.a. in Form von überschüssiger synthetischer Dünger sowie Gülle
                                                                                          und Mist vor, Haupttreiber ist Ammoniak (NH3) aber auch andere N-
                                                                                          Verbindungen wie Nitrat (NO3-) in Ökosysteme und erwirken eine
                                                                                          Überdüngung dieser.

                                                                                          Fakten:
                                                                                          - Phosphor (P, Nichtmetall) kommt im Gegensatz zu Stickstoff nur ge-
                                                                                          bunden, meist in Form von Phosphaten in der Erdkruste vor.
                                                                                          - Hat lebensnotwendige Rolle in Lebewesen, Grundbaustein von RNA
                                                                                          & DNA, allen Zellen, somit auch zur Düngung eingesetzt. Großteil der
                                                                                          Rohphosphaten werden zur Herstellung von Düngemitteln verwendet.
                                                                                          - Größte Vorräte der nutzbaren Phosphat-Mineralien sind in Afrika
                                                                                          (größter Anteil, v.a. Marokko/ Westsahara), China und USA. Dieser
                                                                                          Vorrat wird nach Schätzungen in nur 50-130 (allerhöchstens 300)
                                                                                          Jahre erschöpft sein.  Zusätzlich ist Rohphosphat häufig belastet -
                                                                                          Marokkos großes Vorkommen (schätzungsweise 75% des erschließ-
                                                                                          baren Vorkommens) ist beispielsweise z.T. mit Cadmium und Uran
                                                                                          verunreinigt —> Deswegen wird in Deutschlands Städten (100.000 Ein-
                                                                                          wohner+) ab 2029 die verpflichtende Rückgewinnung von Phosphor
                                                                                          aus Klärschlamm eingeführt (für kleine Städte ab 50.000 Einwohner
                                                                                          ab 2032).

                                                                 20
Themencluster   Thema   Argument        Erwiderung                  Erwiderung der Erwiderung

                                                     - Im Boden kommen zusätzlich Kleinstmengen vor, die von Pflanzen
                                                     genutzt und aufgenommen werden, so decken bspw. Säugetiere
                                                     (auch der Mensch) den Bedarf.
                                                     - Es bestehen verschiedene Arten von Phosphor (rot, weiß etc.), die
                                                     nach der Trennung von anderen Mineralien hergestellt werden - Sons-
                                                     tige Verwendung als weißer Phosphor beispielsweise in Streichhöl-
                                                     zern (früher) und Bomben (weißer Phosphor hochgiftig und leicht ent-
                                                     zündbar).
                                                     - Nutzung beim Düngen v.a. als Diphosphat, das weniger wasserlös-
                                                     lich ist, allerdings durch Säuren der Wuzeln und Mikroorganismen
                                                     leicht erschlossen werden kann.
                                                     (https://www.umweltbundesamt.de/umweltatlas/reaktiver-stick-
                                                     stoff/einfuehrung/gestatten-reaktiver-stickstoff/was-ist-reaktiver-
                                                     stickstoff#umweltatlas-interact-modal-content-item-6
                                                     https://www.lfu.bayern.de/buerger/doc/uw_6_ammoniak_ammo-
                                                     nium.pdf
                                                     https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/DE/02_Sonder-
                                                     gutachten/2012_2016/2015_01_SG_Stickstoff_HD.html
                                                     https://www.welt-ernaehrung.de/2016/10/10/phosphor-fluch-und-se-
                                                     gen-eines-elements/
                                                     https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fevo.2017.00070/full
                                                     https://www.nature.com/articles/ncomms3934)

                                   21
Themencluster        Thema       Argument                                  Erwiderung                           Erwiderung der Erwiderung

 Tierwohl       Tierleid     Wir müssen Tierleid konsequent unter-    Müssen wir halt in        Nein, müssen wir nicht, da liegen sie komplett falsch.
                             binden. Ökonomische Gründe dürfen        Kauf nehmen.              Ihre Aussage spricht nicht für einen empathischen und gebildeten
                             Tierleid nicht länger rechtfertigen.                               Menschen.
                             TierSchG §1: Zweck dieses Gesetzes                                 Tiere sind komplett empfindungsfähig und verfügen über Schmerz
                             ist es, aus der Verantwortung des Men-                             und Leid  wir müssen hier unsere Verantwortung klar definieren
                             schen für das Tier als Mitgeschöpf                                 und tragen.  wir tragen als das höchst gestaltende Wesen die Ver-
                             dessen Leben und Wohlbefinden zu                                   antwortung für die Tiere, weil wir die einzigen sind, die wählen können
                             schützen. Niemand darf einem Tier                                  – so auch die Aussagekraft des Tierschutzgesetzes.
                             ohne vernünftigen Grund Schmerzen,                                 Wir haben heute bereits andere technische Möglichkeiten, um Tierleid
                             Leiden oder Schäden zufügen.                                       zu vermeiden, wie schmerzarme Tötungs-, Kastrations- und Selekti-
                             (https://www.gesetze-im-inter-                                     onsverfahren, auf Fleischersatz zurückzugreifen, artgerechte Hal-
                             net.de/tierschg/BJNR012770972.html)                                tungsformen etc. In einem derart reichen Staat wie Deutschland,
                                                                                                sollte es uns jeden Euro und Cent wert sein, Tierleid zu vermeiden.
                                                                                                Es ist einfach egoistisch, für den eigenen Genuss Leid in Kauf zu neh-
                                                                                                men.
                                                                                                Würde es dir schmecken, wenn du für den Genuss anderer leiden
                                                                                                müsstest?
                                                                                                Tierleid mindert auch den Geschmack des Fleisches.  Wenn wir
                                                                                                schon Tiere essen, dann bitte hochwertig.
                                                                                                In der medizinischen Forschung mag das sein, doch dort gibt es einen
                                                                                                klaren Auftrag und gesellschaftlichen Mehrwert. Zudem gibt es inten-
                                                                                                sive Forschung, um Tierexperimente durch alternative Verfahren zu
                                                                                                ersetzen.
                                                                      Wir wissen ja gar         Dann sind Sie schlecht gebildet und informiert.  Schon die
                                                                      nicht genau, ob bzw.      Cambridge Studien 2012 (http://fcmconference.org/img/Cambridge-
                                                                      wie stark Tiere leiden.   DeclarationOnConsciousness.pdf) haben ergeben, dass sämtliche
                                                                                                Säugetiere empfindungsfähig sind. Alle Wirbeltiere haben ein Be-
                                                                                                wusstsein. Wenn sie diese Fakten leugnen, dann kann ich auch leug-
                                                                                                nen, dass sie leidensfähig sind. Den Gesichtsausdruck eines gequäl-
                                                                                                ten Tieres kann jeder Mensch als Qual erkennen - das bedeutet, wir
                                                                                                können das Leid sogar sehen.
                                                                                                Nehmen wir an, Ihnen ist das Tierleid egal, dann sind Sie sich hoffent-
                                                                                                lich nicht selbst egal; denn Tierleid bedeutet Gesundheitsrisiko für
                                                                                                uns alle. In Gülletanks und in den Abwässern mehrerer Schlachthöfe
                                                                                                finden sich nachweislich Antibiotika und antibiotikaresistente Keime
                                                                                                (https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publi-
                                                                                                cations/report_schlachthof-abwaesser_final.pdf). Wenn Ihnen Ihre
                                                                                                und die Gesundheit Ihrer Lieben wichtig ist, dann sollte Ihnen auch

                                                                      22
Themencluster        Thema       Argument                                 Erwiderung                         Erwiderung der Erwiderung

                                                                                             Tierleid nicht egal sein und Sie sich aktiv für mehr Tierwohl und arte-
                                                                                             gerechte Tierhaltung einsetzen oder zumindest die Tierwohlkategorie
                                                                                             4 kaufen.

 Klima          Klimakrise   Die anthropogen bedingte Klimaerhit-    Wir hier in Deutsch-    Ökonomisch ist es ein Trittbrettfahrerproblem, wenn niemand anfängt,
                             zung lässt uns keine Zeit zum langen    land können nicht im    wird es gar keine Erfolge geben.
                             Überlegen, zum Schieben oder Stunden    Alleingang das Welt-    Die Dynamiken des Trittbrettfahrerproblems wirken. Wir können uns
                             - wir müssen jetzt und heute handeln.   klima retten.           das bewusst machen und handeln. Bleiben wir blind und vermeiden die
                                                                                             Lösung, werden wir Menschen leiden.
                                                                                             Die Klimakrise ist auch eine Übernutzung von Allmende  es ist so
                                                                                             wichtig zu handeln, denn wenn wir nicht handeln, wird auch kein ande-
                                                                                             res Land folgen.
                                                                                             In anderen Ländern wird ein Großteil unserer Produktion verkonsumiert
                                                                                             – daher ist es wichtig, eine Vorreiterposition einzunehmen.
                                                                                             Das Positivbeispiel Erneuerbare-Energien-Gesetz zeigt, dass Deutsch-
                                                                                             land proaktiv und zukunftsweisend agieren kann. (https://unendlich-
                                                                                             viel-energie.de/themen/politik/foerderung2/erfolgsgeschichte-eeg-
                                                                                             das-erneuerbare-energien-gesetz)
                                                                     Jetzt ist es eh schon   Klimamodelle besagen das nicht; es ist nur zu spät, wenn wir nicht
                                                                     zu spät.                handeln.
                                                                                             Je stärker wir Treibhausgase einsparen und uns zu einer CO2-neutra-
                                                                                             len Gesellschaft entwickeln, umso klimastabilisierender wird mensch-
                                                                                             liche Aktivität.
                                                                                             Es wird bereits an Technologien gearbeitet, die Treibhausgase aus
                                                                                             der Atmosphäre entziehen können und so auch das Klima stabilisie-
                                                                                             ren  aber das setzt unser Handeln voraus.
                                                                                             Wir können der Klimaerhitzung durch unser Handeln entgegenwirken.
                                                                                             Wenn es schon zu spät wäre, würden wir das tatsächlich merken.
                                                                                             Woran machen Sie das fest? Im Klimasystem spielen verschiedene
                                                                                             Umweltmedien eine Rolle Viele Kipppunkte sind noch nicht erreicht 
                                                                                             Interaktionen und Kaskaden in den Klimamodellen sind mit Wahr-
                                                                                             scheinlichkeiten versehen, daher eine solche Aussage nicht möglich
                                                                                              Treibhausgase sind grundlegend klimawirksam  Wir können prä-
                                                                                             ventiv wirken, wir können adaptiv wirken, und wir können Treibhaus-
                                                                                             gase auch rückgewinnen (ggf. Carbon Capture and Storage).
                                                                                             Sehr deterministische und statische Weltsicht  folgt einer Argu-
                                                                                             mentation, nach der die Zukunft festgeschrieben ist.

                                                                     23
Themencluster        Thema          Argument                                  Erwiderung                            Erwiderung der Erwiderung

                                                                                                    Wenn wir nicht handeln, gehen mehr Türen zu als wenn wir handeln
                                                                                                    würden
                                                                                                    Sehr fatalistische Haltung, die eine Legitimation fürs Nichtstun dar-
                                                                                                    stellt.
                                                                                                    Man wusste schon 1970, dass wir aus den fossilen Energien hätten
                                                                                                    aussteigen sollen  man sollte im Sinne der Prävention und des Vor-
                                                                                                    sichtsprinzips jetzt handeln
                Klimapolitik   Es braucht eine konsequente Klimapo-      Eine konsequente           Das wirft die Frage auf, wie ich Freiheit definiere  geht es um eine
                               litik, um der Klimakrise entgegenzutre-   Klimapolitik würde un-     individuelle Freiheit im Hier und Heute, oder um die Freiheit zukünfti-
                               ten.                                      sere Freiheit enorm        ger Generationen?  Wenn ich jetzt keine konsequente Klimapolitik
                                                                         einschränken (Ökodik-      mache, schränke ich Freiheit in der Zukunft sein.
                                                                         tatur-Keule).              Freiheit um jeden Preis können und wollen wir uns kaum leisten 
                                                                                                    durch diese Freiheit heute werden unser aller Freiheitsgrade im Mor-
                                                                                                    gen abgesäbelt (Wetterextreme, Wasserknappheit, Landschaftsverän-
                                                                                                    derungen, Migration etc.)
                                                                                                    (https://www.zeit.de/wirtschaft/2021-05/klimagerechtigkeit-krise-
                                                                                                    gleichheit-generationen-kohle-co2-marcel-fratzscher)
                                                                         Bei konsequenter           Es gibt hier noch keine tragfähig intelligente Lösung  wir brauchen
                                                                         Klimapolitik werden        weitere Umverteilungselemente, um diesem Effekt entgegenzuwirken.
                                                                         die Kleinen ge-            Es gibt die Möglichkeit der Subventionierung biologischer und pesti-
                                                                         schröpft, während          zidfreier Nahrungsmittel. Es gibt die Möglichkeit einer steuerlichen
                                                                         sich die Großen das        Begünstigung.
                                                                         locker leisten können.     Es braucht entsprechende Flankierungen  wenn ich mit einer konse-
                                                                                                    quenten Politik die Unternehmen endlich konsequent gemäß der rea-
                                                                                                    len Folgen besteuern würde, z. B. als Pro-Kopf CO2 Emissionshandel
                                                                                                     mit dem Geld kann ich treibhausgasintensive Güter und Dienstleis-
                                                                                                    tungen steuern (Ersparnis ermöglicht auch Verschmutzungsrechte in-
                                                                                                    dividuell zu verkaufen).
                                                                                                    (https://www.nature.com/articles/s41558-021-01098-3)
                                                                         Konsequente                Es lässt sich doch beispielsweise jederzeit auf den hier produzierten
                                                                         Klimapolitik ist ein An-   Stahl zurückgreifen  wir würden die eigene Industrie stärken und In-
                                                                         griff auf das industri-    vestitionen stärker an die Klimaziele binden.  Selbstverständlich
                                                                         elle Herz Deutsch-         muss erstmal mehr gezahlt werden, aber das ist Teil des Prozesses,
                                                                         lands und dessen           indem wir uns gerade befinden, klima- und umweltgerechte Preise zu
                                                                         Wettbewerbsfähig-          abzuleiten.  Der Preis muss immer gezahlt werden - entweder von
                                                                         keit.                      der Allgemeinheit, durch die Industrie oder durchs Klima.

                                                                         24
Themencluster        Thema                    Argument                                 Erwiderung                            Erwiderung der Erwiderung

                                                                                                             Dass Unternehmen bisher den Klimabeitrag nicht zahlen mussten, ist
                                                                                                             eine versteckte Subventionierung. Zudem ist nicht die gesamte In-
                                                                                                             dustrie energieintensiv  es trifft nur bestimmte Branchen. Das ist
                                                                                                             hart, aber fair, transparent und planbar. Hinzu kommt, es betrifft nicht
                                                                                                             nur Deutschland, sondern Unternehmen im gesamten europäischen
                                                                                                             Kontext. Diese haben in Zukunft weniger Kosten / Aufwendungen und
                                                                                                             sind im Wettbewerbsvorteil gegenüber denen, die dann diese Trans-
                                                                                                             formation erst noch vollziehen müssen. Damit einher geht auch eine
                                                                                                             gewisse schöpferische Zerstörung (Schumpeter).
                                                                                                             "Aber auch Unternehmen müssten ihren Beitrag leisten: Sie sollten in
                                                                                                             die Nachhaltigkeit von Lieferketten investieren und neue Einnahme-
                                                                                                             quellen durch umweltfreundliche Projekte erschließen. Das müsse
                                                                                                             aus zwei Gründen im Eigeninteresse der Firmen liegen: Erstens könn-
                                                                                                             ten durch die Klimakrise ausgelöste Extremwetterereignisse – wie
                                                                                                             Dürren oder Überschwemmungen – die Geschäftskosten drastisch er-
                                                                                                             höhen. Und zweitens riskierten Konzerne, die sich gegen diese Ver-
                                                                                                             antwortung sperrten, ganz einfach ihren (guten) Ruf."
                                                                                                             (https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/klima-wir-wir-mit-acht-
                                                                                                             billionen-dollar-den-kollaps-stoppen-koennen-a-23e2ada3-a8de-4e87-
                                                                                                             9748-5239e84e7ad8, https://www.dw.com/de/faktencheck-schadet-
                                                                                                             klimaschutz-dem-wirtschaftswachstum/a-58127784)

 Wasser         Wasser ist eine schüt-   Wir brauchen eine diversifizierte Was-   Durch Privatisierung       Privatisierung heißt nicht automatisch Kostenoptimierung.
                zenswerte Ressource.     serwirtschaft ohne weitergehende Pri-    lassen sich Wettbe-        Ziel ist es nicht zwangsläufig, die Preise für die Endverbraucher zu
                                         vatisierung.                             werbsvorteile realisie-    halten oder zu reduzieren.
                                                                                  ren, und die Bereitstel-   Oft geht es um Kostenminimierung ohne Instandhaltung (Beispiel
                                                                                  lung ist gegeben.          Englische Eisenbahn oder Deutsche Bahn). In Deutschland gibt es se-
                                                                                                             lektiven Investitions- und Wartungsstau, nicht immer wurden notwen-
                                                                                                             dige Technologien weiterentwickelt. (https://www.deutschland-
                                                                                                             funk.de/privatisierung-der-wasserversorgung.694.de.html?dram:ar-
                                                                                                             ticle_id=59139; https://www.climate-service-center.de/impe-
                                                                                                             ria/md/content/csc/warnsignalklima/warnsig-
                                                                                                             nal_klima_kap4_4.18_krueger.pdf)

                                                                                  25
Themencluster        Thema                    Argument                                 Erwiderung                           Erwiderung der Erwiderung

                Wir brauchen intelli-     Wenn wir nicht umsteuern, dann steu-    Nun malen sie mal         In vielen Jahren war es sehr trocken. (https://de.statista.com/statis-
                gente Vorsorgestrate-     ern wir auf eine Wasserknappheit zu.    nicht den Teufel an       tik/daten/studie/1240238/umfrage/jaehrliche-niederschlagshoehe-in-
                gien in der Wasserwirt-   (https://utopia.de/ratgeber/wasser-     die Wand; in letzter      deutschland/)
                schaft.                   knappheit-trinkwassermangel-deutsch-    Zeit regnet es so viel.   Viele Unternehmen im Bereich der Lebensmittelproduktion sind nicht
                                          land)                                                             für Wetterextreme gewappnet  es stehen keine Wasserspeicher o-
                                                                                                            der Bewässerungssysteme bereit.
                                                                                                            Es gab Sommerphasen, in den Gärten nicht mehr bewässert werden
                                                                                                            durften. (u.a. https://www.rbb24.de/studiofrankfurt/pano-
                                                                                                            rama/2021/06/wasserknappheit-ostbrandenburg-rasen-sprengen-ver-
                                                                                                            bot-barnim.html)
                                                                                                            Trotz des Regens kann sich der Grundwasserspiegel in einigen Regio-
                                                                                                            nen temporär nicht regenerieren. (https://www.bgr.bund.de/DE/The-
                                                                                                            men/Wasser/grundwasser_deutschland.html, https://www.swrfernse-
                                                                                                            hen.de/landesschau-rp/gutzuwissen/video-1254.html)
                                                                                                            Man muss schon jetzt einer realen oder potenziellen Wasserknapp-
                                                                                                            heit entgegenwirken  auch frühere Gesellschaften haben sich ge-
                                                                                                            wappnet- und ganze Kulturen sind durch Wasserknappheit kollabiert
                                                                                                            (https://www.archaeologie-online.de/nachrichten/das-ende-der-
                                                                                                            maya-wasserknappheit-kann-kulturen-zerstoeren-3187/ &
                                                                                                            https://www.forschung-und-wissen.de/nachrichten/umwelt/forscher-
                                                                                                            prophezeien-den-untergang-der-menschheit-13372399)
                                          Die Nitratwertüberschreitungen bedin-   Die Werte der Dünge-      Durch Überdüngung in der deutschen Landwirtschaft entstehen laut
                                          gen ein echtes Problem mit dem          verordnung sind           einer Untersuchung des Bundesverbandes der Energie- und Wasser-
                                          Grundwasser und bedrohen die Trink-     schon hoch genug.         wirtschaft Umweltschäden in Höhe von rund drei Milliarden Euro pro
                                          wasserqualität Deutschlands.            Nitratüberschreitun-      Jahr. (https://www.deutschlandfunk.de/wasserwirtschaft-gutachten-
                                                                                  gen im Grundwasser        ueberduengung-verursacht.1939.de.html) – Drei Milliarden Euro pro
                                                                                  sind kein Problem und     Jahr hören sich nicht nach leichter Lösung an.
                                                                                  lassen sich leicht lö-    (https://news.rub.de/wissenschaft/2018-02-15-chemie-duengen-o-
                                                                                  sen.                      der-nicht-duengen-keine-frage & https://www.isip.de/isip/servlet/isip-
                                                                                                            de/infothek/hackfruechte/zuckerrueben/duengung)

                                                                                  26
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