Schriftenreihe Betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeitsmanagement - Prof. Dr. Marlen Gabriele Arnold (Hrsg.) - Monarch: Qucosa
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Schriftenreihe Betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeitsmanagement Ausgabe 2/2021 Marlen Gabriele Arnold und Moritz Kirchner Nachhaltigkeit in der Argumentation stark machen Prof. Dr. Marlen Gabriele Arnold (Hrsg.)
Impressum Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Titelgraphik: Vierthaler und Braun, München Schriftenreihe Betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeitsmanagement Herausgeber: Technische Universität Chemnitz Fakultät Wirtschaftswissenschaften Professur Betriebswirtschaftslehre, Betriebliche Umweltökonomie Prof. Dr. Marlen Gabriele Arnold Thüringer Weg 7 09126 Chemnitz https://www.tu-chemnitz.de/wirtschaft/bwl8/index.php ISSN 2567-7934 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:ch1-qucosa-223462 Alle Texte dieser Veröffentlichung sind unter der CC-Lizenz CC BY lizenziert. Davon ausge- nommen sind das Logo der TU Chemnitz, die Titelgrafik sowie Zitate und Abbildungen im Text. Lizenzvertrag: Creative Commons Namensnennung 4.0 2
Zur Schriftenreihe Die Schriftenreihe Betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeitsmanagement bietet ein interdisziplinäres Forum für Forschung über aktuelle Themen im Bereich der trans-, interdis- ziplinär sowie systemisch und integrativ ausgerichteten Nachhaltigkeitsforschung. In der Schriftenreihe werden innovative wissenschaftliche Aufsätze und konzeptionelle Bei- träge zur Stärkung der inter- und transdisziplinären Nachhaltigkeitsforschung publiziert. Mit der Veröffentlichung von Studien-, Seminar- und Forschungsergebnissen trägt die Technische Universität Chemnitz essentiell dazu bei, den Wissenstransfer zwischen Forschungseinrich- tungen sowie zwischen Praxis und Wissenschaft zu stärken. Das Themenspektrum der Schriftenreihe ist breit gefächert und zielt auf Forschungsarbeiten und Praxiserfahrungen aus ökonomischer und interdisziplinärer Sicht im Bereich Nachhaltig- keit. In der Schriftenreihe werden Beiträge sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache ver- öffentlicht. Schlüsselwörter Innovative Ansätze, Betriebliche Umweltökonomie, Nachhaltigkeitsmanagement, Systemi- sche Konzepte, Integrative Konzepte, Interdisziplinäre Forschungsansätze Series Corporate environmental management and sustainability management The scientific series of corporate environmental economics and sustainability management offers an interdisciplinary forum for research on current topics in the area of trans-, interdisci- plinary and systemic and integrative sustainability research. Innovative scientific essays and conceptual contributions strengthening interdisciplinary and transdisciplinary sustainability research are published in the series. With the publication of study, seminar and research results, the Technical University of Chemnitz contributes signifi- cantly to the transfer of knowledge between research facilities and between practice and sci- ence. The series comprises a broad thematic spectrum and aims at research and practical experi- ence from an economic and interdisciplinary perspective. Contributions are possible in German and English. Key words Innovative approaches, Corporate environmental management, Sustainability management, Systemic concepts, integrative concepts, interdisciplinary research approaches Open Access Die Schriftenreihe Betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeitsmanagement wird aus- schließlich online bereitgestellt. Die Herausgeberin unterstützt Open Access, um neue wissen- schaftliche Erkenntnisse und Informationen kostenfrei und uneingeschränkt zur Verfügung zu stellen. Zitation des Beitrags Arnold, M., Kirchner, M. (2021). Nachhaltigkeit in der Argumentation stark machen. in Arnold, M. (Hrsg.), Schriftenreihe Betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeitsmanagement, 2/2021, Chemnitz. 3
Marlen Gabriele Arnold und Moritz Kirchner Nachhaltigkeit in der Argumentation stark machen Abstract Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt deutlich an gesellschaftlicher und politischer Relevanz. Evidente naturwissenschaftliche und geisteswissenschaftliche Forschungen belegen die Not- wendigkeit zum Handeln, Umsteuern und sofortigen Veränderungen. Dennoch ist Nachhaltig- keit fortlaufend mit Vorbehalten, Widerständen und Einwänden unterschiedlicher Art und Aus- maßes begleitet. Neben der hohen Kunst der Rhetorik kommt immer wieder Kampfrhetorik zur Anwendung, um evidente Forschungsergebnisse und belegbare Fakten auszuhebeln. Anhand der verschiedenen Themen der Nachhaltigkeit wird herausgearbeitet, wie für eine Transfor- mation zur Nachhaltigkeit argumentiert und souverän mit Einwänden umgegangen werden kann. Dabei folgt die hohe Kunst der Kommunikation dem Prinzip Argumentation – Erwiderung – Erwiderung der Erwiderung. Es geht darum, auf selektiv gewählte, jedoch häufige Einwände so souverän wie möglich zu reagieren, gekonnt zu kontern und damit Nachhaltigkeit in der Argumentation stark zu machen. Diese Zusammenstellung bietet einen kompakten rhetori- schen Leitfaden im Kontext der Entwicklung zur Nachhaltigkeit. Schlagworte Nachhaltigkeit, Argumentation, Rhetorik, Aristotelische Rhetorik, Einwandbehandlung, ökolo- gische Kommunikation 4
1 Einleitung Nachhaltigkeit adressiert ein Werteverständnis im Umgang mit Ressourcen, Menschen, Tieren, Pflanzen und Natur sowie Kreisläufen im Heute und im Morgen. Die Entwicklung zur Nachhaltig- keit beinhaltet eine Wertehaltung hinsichtlich einer Gleichgewichtung ökologischer, sozialer und ökonomischer Grundsätze und Ziele. Die Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung umfassen das Gestalten menschlicher Systeme unter Berücksichtigung ökologischer und sozialer Tragfähig- keitsgrenzen und naturwissenschaftlicher Prinzipien. Die Ökosysteme der Erde müssen in ihrer Assimilation, Pufferung und Regenerationsfähigkeit unversehrt bleiben, um Leben und menschli- ches Wirtschaften auf Dauer zu ermöglichen. Das umfasst auch das Gestalten von sozial resili- enten Strukturen und wirtschaftlich widerstandsfähigeren Systemen. Nachhaltigkeitsausgerich- tete Wertschöpfung muss Qualität hervorbringen, auf lange Lebens- und Nutzungsphasen ausge- richtet sein sowie ein Umdenken im Konsum bewirken. Das bedarf zugleich einer Neujustierung ökonomischer Grundprinzipien. Longo et al. (2019) zeigen auf, dass ein Mehr an Information und Wissen vielfältige Dilemma, Spannungsfelder und Lähmungserscheinungen bedingen können. Nachhaltigkeitsthemen brau- chen daher sowohl eine klare Faktenausrichtung als auch eine Schulung hinsichtlich des Um- gangs mit Ambiguitäten und Unsicherheiten. Dies lässt sich gut mit Argumentationsketten ver- deutlichen, wie sie als Repliken auf vielfältige mediale oder politisch motivierte Argumente ent- gegnet werden können. Die nachfolgenden Ausführungen gliedern sich in zwei Teile. Im ersten sind Themencluster mit typischen Argumentationsketten aufgeführt. Im zweiten Teil wird auf das von Graf et al. (2020, S. 14) zusammengestellte Argumentationsschema referiert, welches sich auf eine Kategorie von Argumenten und eine Topik bezieht. Graf et al. (2020, S. 14) weisen explizit darauf hin, dass eine jede / ein jeder von uns sich in Argumentationsprozessen bewusst machen sollte, „welche Be- wertungskriterien von wem geteilt werden und welche nicht, z.B.: Nutzen/Fortschritt, Geld/Macht, Gerechtigkeit/Moral, Demokratie/Pluralität, Sicherheit, Freiheit, Bildung/Wissenschaft, Ökolo- gie/Natur, Charaktereigenschaften/Persönlichkeitsmerkmale, Konventionen (Gesetze, Dogmen, Bräuche), subjektive Werte(Lust/Ästhetik)“. Diese Bewusstheit kann helfen, Nachhaltigkeitsargu- mente zielsicher anzuwenden. Die Durchsetzung von Nachhaltigkeit braucht ein starkes Netzwerk, schlagkräftige faktenbasierte Argumente und ein entschlossenes Auftreten gegenüber vielfältigen Lobbyisten. Interessierte Leserinnen und Leser sind herzlich eingeladen, die Matrix weiter auszubauen und anzureichern. 5
Literatur Graf, Simon; Wieser, Andreas; Buff Keller, Eva (2020). Überfachliche Kompetenz: Argumentieren. 10.3929/ethz-b-000458782. https://www.research-collection.ethz.ch/bitstream/handle/ 20.500.11850/458782/LZ1_Argumentieren_Gesamt_V1909.pdf?sequence=1&isAllowed=y Longo, Cristina et al. 2019. It’s Not Easy Living a Sustainable Lifestyle: How Greater Knowledge Leads to Dilemmas, Tensions and Paralysis, in: J Bus Ethics 154, S. 759–779. https://doi.org/10.1007/s10551-016-3422-1 6
Teil I Themencluster Thema Argument Erwiderung Erwiderung der Erwiderung Biodiversität Artensterben / Bewah- Wir sollten dem Artensterben entschie- Ich habe noch nie ein 1) Setzt an der unmittelbaren Nicht-Wahrnehmbarkeit unseres indivi- rung der Artenvielfalt den entgegentreten. Tier vertrieben. duellen Verhaltens an 2) Trennung von der zeitlichen Verursachung (https://br.pinterest.com/pin/178595941462637698/) 3) Woher wissen Sie das? Gegenfragestrategie 4) Das mag für Sie zutreffen, aber für andere nicht, und das ist das Problem Ent-Allgemeinerung 5) Doch! Sie fahren Auto, Sie wohnen, gehen einkaufen, brauchen Platz Paradoxe Psychologie 6) Durch veränderbare Verhaltensweisen tragen Sie genauso dazu bei 7) Es geht nicht um Sie als Person, sondern um unser aller Verhal- tensweisen (De-Thematisierung) Strategie: 1. Individuell kontern 2. Verallgemeinern 3. Wissenschaftlich einordnen Dann haben Sie aber Da haben Sie völlig Recht, und damit ist es wichtig umzugehen. Wir auch Tiere getötet. brauchen eine zukunftsgerichtete und ethische Regel: - Das kann man religiös sehen - Es lässt sich auch naturwissenschaftlich fassen (wir Menschen ste- hen oben auf der Artenpyramide und sind von vielen weiteren Arten im Ökosystem abhängig, wenn diese wegbrechen – bricht unser Fun- dament weg, die Pyramide zusammen – wir zerstören unsere eigenen Lebensgrundlagen) - Ziel: Ressourcenverbräuche und Stoffeinträge zu minimieren und Kreislauffähigkeit des Konsums zu maximieren ich versuche so nachhaltig wie möglich zu leben 7
Themencluster Thema Argument Erwiderung Erwiderung der Erwiderung So schlimm ist das Gegenfrage stellen: Warum ist das für Sie nicht so schlimm? doch gar nicht mit Wir alle stehen auf der Pyramide, und wir alle fallen herunter, wenn dem Artensterben sie zusammenbricht das ist ein Problem, siehe Krefeld-Studie mas- sives Artensterben (https://journals.plos.org/plosone/ar- ticle?id=10.1371/journal.pone.0185809, weitere Studien: https://sci- ence.sciencemag.org/content/368/6489/417, https://www.boell.de/sites/default/files/2020-02/insektenat- las_2020_II.pdf) ohne Insektenbestäubung wird sich die Auswahl in den Supermärkten halbieren & unser Leben und das der zukünftigen Generationen ge- fährdet dann müssen wir uns auf die Technik verlassen Erträge werden deutlich geringer ausfallen, denn die Technologie kann das Tier nicht ersetzen (https://www.agrarheute.com/management/agri- business/roboter-bienen-science-fiction-wahrheit-554049) die Natur macht Ökosystemdienstleistungen, die für uns umsonst sind unser kostenloser Service bricht zusammen, weshalb die Nah- rungsmittel deutlich teurer werden (https://idw-on- line.de/de/news757913) bestimmte Erfahrungen wie Vogelgezwitscher werden unsere Kinder kaum noch machen können "Pestizide sichern die Erträge in der Landwirtschaft, indem sie schäd- liche Insekten, Pilze und Unkräuter bekämpfen. Sie gelangen aber auch in Bäche und schädigen die aquatischen Lebensgemeinschaf- ten, die für den Erhalt der Artenvielfalt entscheidend sind, Teil des Nahrungsnetzes sind und die Selbstreinigung des Wassers unterstüt- zen. In einem bundesweiten Monitoringprogramm haben Wissen- schaftler:innen unter UFZ-Leitung gezeigt, dass die Grenzwerte für Pestizide zu hoch angesetzt sind und selbst diese in über 80 Prozent der Gewässer überschritten werden. Wie sie schreiben, kann der Ver- lust der Artenvielfalt nur gestoppt werden, wenn die Umweltrisikobe- wertung der Pestizide reformiert wird." (https://idw-on- line.de/de/news770715 & https://doi.org/10.1016/j.watres.2021.117262) Da kann man doch eh Traurig, dass sie das so sehen und faktisch resigniert haben. nichts machen Die Aussage ist inhaltlich falsch doch, wir können etwas machen, da wir sogar mehrere Ansatzpunkte haben: (i) Landwirtschaft insektenfreundlich und finanzierbar umgestalten, (ii) wir können unser Konsumverhalten einfach und schnell umstellen, indem wir primär biologische Lebensmittel kaufen, 8
Themencluster Thema Argument Erwiderung Erwiderung der Erwiderung (iii) wir können am Flächenmanagement arbeiten wir können Wäl- der, Felder, Auen und Flussläufe erhalten und renaturieren; es ist kein Entweder-Oder, sondern es geht darum, so viele Arten wie möglich zu erhalten - genau hierfür ist allerdings eine resignative Hal- tung schädlich Landnutzung Flächenversiegelung Zunahme der versiegelten Siedlungs- Wir brauchen aber die Da haben sie völlig Recht. Wir brauchen sie – und haben sie auch ge- und Verkehrsflächen muss ein Ende Infrastruktur! geben. Neuversiegelung ist jedoch fraglich - wir sollten stattdessen finden – und es braucht konsequente (Deutschland ist ein vorhandene Infrastruktur instandhalten. Wenn ich mir die vielen ka- Renaturierung sowie Versiegelungs- technisch hochentwi- putten Straßen und maroden Brücken anschaue, dann muss in diesem ausgleichsflächen. ckeltes Land – ohne Bereich investiert werden und diese Infrastruktur sichergestellt wer- Infrastruktur geht es den. nicht.) Ergo geht es nicht um große Neubauprojekten, da wir vorhandene Transportwege nutzen können, wie Schiene und Wasserwege. Für die letzte Meile müssen wir neu denken und intelligente Mobili- tätskonzepte entwickeln der Trend geht weg vom Auto und daher ist die Notwendigkeit für neue Straßenverkehr-Infrastruktur erstmal nicht dringlich; wichtig ja, aber nicht dringlich wir haben dringli- chere und zugleich wichtigere Probleme wie Klimakrise, Biodiversität und den Umbau der Landwirtschaft Wir brauchen aber be- Ich verstehe ihren Punkt sehr gut – und wir brauchen nur selektiven zahlbaren Wohnraum, Wohnraum dafür müssen wir Wir haben derzeit leider auch noch das Problem, dass wir nicht nur bauen, und das sorgt nachhaltige Wohnformen haben wenn neu gebaut wird, lassen sich nur mal für Flächen- Häufungen in Ballungszentren erkennen zugleich sollte sicherge- versiegelung stellt werden, dass an geeigneter anderer Stelle zurückgebaut und re- naturiert wird es muss einen Ökosystemausgleich geben - die Flä- che, die versiegelt wird, wird auch intelligent ökologisch ausgegli- chen. Das lässt sich auch flächenübergreifend lösen. Das ist ein Zielkonflikt, der nicht komplett ausräumbar ist. Hier braucht es intelligente und tragfähige Lösungen. Lebensqualität bleibt nur dann erhalten, wenn auch Grünflächen erhal- ten bleiben. Neuer Wohnraum ist weniger gravierend als neue Straßen („Die Zu- nahme versiegelter Flächen ist vor allem auf das stetige Wachstum der Verkehrsflächen zurückzuführen, denn mit 50 bis 70 % weisen Verkehrsflächen einen relativ hohen Anteil versiegelter Fläche auf.“ 9
Themencluster Thema Argument Erwiderung Erwiderung der Erwiderung https://www.umweltbundesamt.de/daten/flaeche-boden-land-oeko- systeme/boden/bodenversiegelung#bodenversiegelung-in-deutsch- land) Das sollte mit Rückbauprogrammen flankiert werden - dafür braucht es den entsprechenden politischen Willen Ob Infrastruktur oder Es geht nicht darum, ob wir versiegeln oder nicht, sondern dass wir in- Straßen, das ist Fort- telligent versiegeln. In Bezug auf Nachhaltigkeit brauchen wir ein so- schritt! Und hätten zial-ökologisches und intelligentes Konzept; entweder es wird entsie- nicht Flächen versie- gelt oder so grün gebaut, dass die Nachhaltigkeit direkt ins Auge des gelt, würden wir im- Betrachters springt. mer noch in der Stein- Was ist Fortschritt? zeit leben. Wir haben und brauchen auch emotionalen und sozialen Fortschritt, dafür braucht es keine Flächenversiegelung wir brauchen weniger technologische Fortschritte, da sind wir sehr weit. Wir brauchen zum einen die schnelle Realisierung vorhandener grüner Technologien. Zum anderen brauchen wir einen sozialen Fortschritt und die Erkennt- nis, dass wir Teil der Natur sind und künftig nur mit ihr leben werden können, und dass der Grad der Entkopplung von der Natur schon jetzt viel zu groß ist. „Ökologische Auswirkungen Eine übermäßige Bodenversiegelung hat unmittelbare Auswirkungen auf den Wasserhaushalt: Zum einen kann Regenwasser weniger gut versickern und die Grundwasservorräte auffüllen, zum anderen steigt das Risiko, dass bei starken Regenfällen die Kanalisation oder die Vorfluter die oberflächlich abfließenden Wassermassen nicht fassen können und es somit zu örtlichen Überschwemmungen kommt. Auch das Kleinklima wird negativ beeinflusst: Versiegelte Böden kön- nen kein Wasser verdunsten, weshalb sie im Sommer nicht zur Küh- lung der Luft beitragen. Hinzu kommt, dass sie als Standort für Pflan- zen ungeeignet sind, welche somit als Wasserverdunster und als Schattenspender ausfallen. Vor allem wird die natürliche Bodenfruchtbarkeit durch eine Versiege- lung der Böden massiv beeinträchtigt. Wenn der Boden dauerhaft von Luft und Wasser abgeschlossen ist, geht die Bodenfauna zugrunde, welche wiederum wichtige Funktionen für den Erhalt und die Neubil- dung von fruchtbaren Böden erfüllt. Schließlich ist Bodenversiegelung nur schwer und mit hohen Kosten wieder zu beseitigen. Im Anschluss an eine Entsiegelung bleibt die natürliche Struktur des Bodens gestört. Häufig bleiben Reste von 10
Themencluster Thema Argument Erwiderung Erwiderung der Erwiderung Fremdstoffen (wie Beton- oder Asphaltbrocken, Kunststoffsplitter o- der diverse Schadstoffe) im Boden zurück. Eine neue Bodenfauna bil- det sich nur über längere Zeiträume, so dass auch die natürliche Bo- denfruchtbarkeit verzögert und oft nicht in der vorherigen Qualität wieder herstellbar ist.“ (https://www.umweltbundesamt.de/da- ten/flaeche-boden-land-oekosysteme/boden/bodenversiegelung#o- kologische-auswirkungen) Ja, aber das Wohnen Natürlich brauchen wir bezahlbaren Wohnraum, aber es geht auch um muss ja auch bezahl- die Lebenszykluskosten, die insgesamt viel zu wenig reflektiert wer- bar bleiben (dafür den und Berücksichtigung finden. brauchen wir viel Auf einen langen Zeitraum betrachtet, entstehen die hohen Kosten in Wohnraum und damit der Nutzungsphase – diese interessiert keinen Bauherren. diese auch viel Versiege- verkürzte Perspektive ergibt sich auch aus der aktuellen juristischen lung) Lage. Ziel kann es daher sein, nachhaltige Konzepte des Wohnens in neuartigen Rechts- und Eigentümerstrukturen, wie Vereine und Genos- senschaften, zu überführen. Die Entsorgungskosten sollten von vornherein mit einkalkuliert wer- den, so dass der Rückbau anders passieren kann. Das Bauen führt nicht zu dieser Entspannungssituation. Zugleich wird auch viel ge- werblich gebaut, das dann gar nicht genutzt wird. Daher ist die Frage, ob sich nicht besser bestehender gewerblicher Wohnraum umnutzen lässt. Genossenschaften und kommunale Wohnungsbauunternehmen ha- ben oft günstige Wohnungen, unabhängig davon, wie viel sie im Be- stand haben. Landwirtschaft Biologische/ pestizid- Wir brauchen eine radikale Transfor- Aber die Erträge müs- Die Erträge stimmen doch - die Erträge sind, wenn alternative Land- arme Landwirtschaft mation der Landwirtschaft – hin zu ei- sen stimmen. wirtschaft betrieben wird bzw. eine Landwirtschaft, die Artenschutz, ner naturnahen und pestizidarmen Be- Naturschutz und Tierschutz beinhaltet, dann stimmen die Erträge um wirtschaftung. ein Vielfaches, weil der einzelne Betrieb weniger Folgekosten tragen muss nicht in dem Ausmaße Böden wieder aufwerten muss, Kos- tenersparnisse beim Einkauf von Pestiziden und Düngemitteln reali- sieren kann und Ersparnisse durch eventuelle Tiernotschlachtungen (wie in Corona-Zeiten). Naturnahe oder nachhaltige Landwirtschaft ist auch ökonomisch nachhaltiger, weil die betrieblichen Grundlagen langfristig gesichert werden und die Substanz erhalten bleibt (wie bei einer Fabrik, in der die Maschinen aufgrund guter Wartung intakt bleiben). 11
Themencluster Thema Argument Erwiderung Erwiderung der Erwiderung Investitionen in eine nachhaltige Landwirtschaft bereiten schon jetzt auf ein verändertes Konsumverhalten vor, da ökologische Kriterien immer mehr Kunden immer wichtiger werden, und die Bereitschaft, dafür auch mehr zu zahlen steigt ( Pionier am Markt sein) Gerade die deutschen Bauern und Bäuerinnen haben gezeigt, dass sie planen können und müssen diese Fähigkeit, mit den Jahreszeiten zu arbeiten und planerisch zu gestalten, braucht jetzt eine viel stär- kere Zukunftsperspektive Naturnahe Landwirtschaft erhöht die Resilienz der Böden, um pflegt und stärkt somit die Substanz des eigenen Geschäftes besser. Die Konsumenten und 1. Dann wurde auf unternehmerischer Seite noch nicht das tragfähige Konsumentinnen sind Geschäftsmodell gefunden. Es gibt immer auch die Möglichkeit der nicht bereit, höhere Quersubventionierung; es geht darum, überhaupt ein alternatives An- Preise zu zahlen. gebot zu etablieren. 2. Die Information zu den Preisunterschieden waren nicht ersichtlich das Unternehmen hat nicht tiefgründig oder unzureichend die hö- heren Preise bzw. den Preisunterschied kommuniziert - denn im Kapi- talismus hat alles seinen Preis. Und irgendwer muss diesen auch zah- len. Wer bezahlt diesen, wenn nicht wir? Wenn Ihnen die konventionel- len Bananen und Tomaten noch schmecken, wenn Frauen und Kinder an der Aussaat, Pflege und Ernte sterben oder gar an sklavenähnli- chen Bedingungen Zugrunde gehen - guten Appetit! 3. Das ist eine Verallgemeinerung, die so nicht geht. Denn es gibt Menschen, die bereit sind, mehr zu zahlen entwicklungsbezogen o- der statisch gedacht, sind es immer mehr Leute, die bereit sind den tatsächlichen Preis für Nahrungsmittel zu bezahlen. Das bedeutet zu- gleich, die Unternehmen versagen sich neue Geschäftsmodelle, und damit ist es ökonomisch irrational. Wir sollen als Konsumierende auch Verantwortung für uns und andere tragen - gerade weil wir für die Umwelt- und Sozialstandards in ande- ren Ländern mitverantwortlich sind, tragen wir auch eine Verantwor- tung dafür, die höheren Preise zu zahlen. Das Produkt, das wir in den Händen halten, ist mehr als das, was wir in den Händen halten - es ist mehr als das Offensichtliche. Es steht stets eine Geschichte dahinter - das Sichtbare und Äußere ist nur ein Teil davon. Wie bei uns auch. Wir sollten als Konsumierende daher nicht das Äußere, also das bloße Produkt, mit dem bloßen Preis ver- 12
Themencluster Thema Argument Erwiderung Erwiderung der Erwiderung wechseln - wir kaufen immer die Geschichte mit, und damit auch po- tentiellen Lebensraumzerstörung und soziale Erosion bzw. persönli- ches Elend und Leid. Dann würden wir uns 1. Man kann alles nutzen, aber man muss dann auch bereit sein, den ja in unseren Möglich- Preis dafür zu zahlen. keiten beschränken 2. Der Mensch muss nicht alles, was er kann, auch machen - gerade (und wir können doch wenn Aktivitäten mit Gefährdungen und Risiken einher gehen man mehr rausholen). würde auch nicht an dem Ast sägen, auf dem man sitzt, nur weil man es kann. 3. Es ist nie alternativlos. Mit dieser Sicht werden andere Möglich- keitsräume gar nicht mehr wahrgenommen diese Argumentation geht mit Scheuklappendenken und Tunnelblick einher & verharrt in ei- nem einzelnen Weltbild – es besteht keine Offenheit für andere Mög- lichkeiten. 4. Viele Wege führen nach Rom. 5. Nicht jeder technische Fortschritt ist tatsächlich einer. Es braucht sozial-ökologischen Fortschritt; weniger Technik heißt mehr Akzep- tanz natürlicher Mechanismen wir würden langfristig unsere Mög- lichkeiten beschränken, wenn wir so weitermachen. 6. Das bedeutet dann Krankheit: Krebszellen beschränken sich nicht - alles andere hat in irdischen Maßstäben ein Anfang und ein Ende. 7. Svenja Schulze betont: "Wir Menschen können nur gesund sein, wenn Tiere und Umwelt gesund sind. Weil wir mit unserer Umwelt auf so vielfältige Weise verbunden sind, ist Naturschutz auch immer prä- ventive Gesundheitspolitik." (https://www.bmu.de/rede/rede-von- 13
Themencluster Thema Argument Erwiderung Erwiderung der Erwiderung svenja-schulze-zum-thema-schutz-der-artenvielfalt-schutz-vor-pande- mien) Beschränkung kann insofern unsere eigene Gesundheit und unsere Möglichkeitenräume bewahren und schützen. 8. Alles hängt mit allem zusammen. Nehmen wir das Beispiel des Pestizidverkaufs: Chemiekonzerne, wie Bayer oder BASF, exportieren Pestizide, die bei uns verboten sind in andere Länder - nach Afrika, Asien, Südamerika. Mittels importierter Lebensmittel aus eben diesen Ländern kommen dann diese Pestizide wieder auf unseren Teller und schädigen uns, unsere Kinder, unsere Gesundheit - neben der Schädi- gung von Insekten, Böden, Wasser und Umwelt. Was haben wir damit für Möglichkeiten herausgeholt? 14
Themencluster Thema Argument Erwiderung Erwiderung der Erwiderung Hat sich in der Breite Es sind klare Zuwächse der biologischen Landwirtschaft in den letz- nicht durchgesetzt ten Jahren zu verzeichnen. Die Frage ‚warum es sich nicht durchge- (aus Gründen XYZ) setzt hat‘ lässt sich klar mit fehlgeleiteten Subventionen und An- reizsystemen begründen. Zudem lässt es sich erst sagen, wenn an- dere Anreizmechanismen gegeben sind und wir dann sehen können, ob die industrielle Landwirtschaft dann noch in so großem Maße wei- ter besteht. Vor 100 Jahren hatten wir ausschließlich natürliche Landwirtschaft. Studien belegen, dass unsere Ernährung vor 100 Jahren deutlich ab- wechslungsreicher war - auch wenn wir das Gegenteil vermuten und glauben, sie ist in den vergangenen Jahrzehnten vielfältiger gewor- den. Insofern spricht alles für eine Rückkehr zur Vielfalt vor 100 Jah- ren und eine Etablierung natürlicher Landwirtschaften, die diese Viel- falt vor 100 Jahren möglich gemacht haben. - "Global betrachtet sei die Ernährungsvielfalt vor 1910 und bei modernen Menschen in Sub- sistenzwirtschaft etwa dreimal so groß wie bei modernen, städti- schen Menschen gewesen." (https://www.tagesspiegel.de/wis- sen/monotonie-auf-dem-teller-vielfalt-der-nahrungsmittel-seit-1910- gesunken/27155478.html & https://www.pnas.org/con- tent/118/19/e2024642118) Fakten: Entwicklung Anzahl der landwirtschaftlichen Ökobetriebe: Im Jahr 1996: 7353 (1.3% Anteil an Agrarbetrieben gesamt) Im Jahr 2009: 21.047 (5.6% Anteil an Agrarbetrieben gesamt) Im Jahr 2019: 34.110 (12.9% Anteil an Agrarbetrieben gesamt) Entwicklung der Ökoanbaufläche: Im Jahr 1996: 354.171 Hektar (2.1% Anteil an Agrarfläche gesamt) Im Jahr 2009: 947.115 Hektar (5.6% Anteil an Agrarfläche gesamt) Im Jahr 2019: 1.613.834 Hektar (9.7% Anteil an Agrarfläche gesamt) (https://www.oekolandbau.de/landwirtschaft/biomarkt/oekoflaeche- und-oekobetriebe-in-deutschland/) Betriebsstruktur i. d. Landwirtschaft - Anzahl aller Betriebe (allge- mein): Im Jahr 1975: 904.700 landwirtsch. Betriebe Im Jahr 2009: 360.000 landwirtsch. Betriebe Im Jahr 2019: 266.600 landwirtsch. Betriebe (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/36094/umfrage/land- wirtschaft---anzahl-der-betriebe-in-deutschland/) 15
Themencluster Thema Argument Erwiderung Erwiderung der Erwiderung Überdüngung - Stick- Wir brauchen nationale und regionale Stickstoff wird ge- Das stimmt; allerdings sind die eingesetzten Mengen viel zu groß, da stoff & Phosphor Obergrenzen für den Stickstoffeintrag, braucht, um Pflanzen- Berechnungen des nötigen Nährstoffs nicht durchgeführt werden um Gewässer, Böden, Biodiversität und wachstum zu ermögli- bzw. Zusammenhänge komplex sind. Zusätzlich kommen Nährstoffe die menschliche Gesundheit zu schüt- chen. hinzu, die durch Gülle über den Boden in das Grundwasser versickern. zen. „Beispiel Stickstoff: Vor allem in Regionen mit intensiver Tierhaltung kommt es teils zu massiven Nährstoffüberschüssen. Über die Gülle gelangt der Stickstoff als Nitrat ins Grundwasser sowie Seen und Flüsse. Nitrat im Grund- und Oberflächenwasser wirkt überdüngend („eutrophierend“) und verursacht Kosten bei der Trinkwassergewin- nung. Als Ammoniak und Lachgas entweicht Stickstoff auch in die Luft. Die Folgen sind erstens Bodenversauerung und Artenschwund.„ (https://www.business-biodiversity.eu/36682/Newsdetail- seite/ebbc_index01.aspx?newsid=71903&news- refid=36616&row=0&newsrefaddcoid=&nafrom=&nato=) - Qualität des Grundwassers wird durch Nitrate verschlechtert, die durch Regen aus dem Boden gewaschen werden - Lachgas (N2O) entsteht beim Abbau von Nitrat durch Bakterien unter anaeroben Verhältnissen (beispielsweise im Boden). Lachgas ein stark wirkendes Treibhausgaus (ca. 300 mal so stark wie CO2) - Stickstoffmonoxid und -dioxid (NOx) entstehen v.a. bei Verbren- nungsprozessen von Luftstickstoff. Bildet bodennahes Ozon, schäd- lich für biologische Vielfalt. Können außerdem Lunge & Atemwege von Menschen beinträchtigen (Feinstaub). Dieses Nährstoffungleichgewicht hat Folgen. V.a. Phosphor, Ammo- niak und Ammonium kurbeln durch Überdüngung das Wachstum von Hochgräsern & Hochstauden (z.B. Brennnessel, Madesüß in D) an. Dadurch sind v.a. Trockenrasen, Heiden und Moore (von Natur aus nährstoffarm) bedroht. Kleinwüchsige Arten können somit nicht wachsen, dadurch stehen auch vermehrt Insekten auf der roten Liste, da diese Insekten auf aus- sterbende (Kleinst-)Pflanzen als Lebensraum oder Brutstätten ange- wiesen sind. Folglich fehlt auch Nahrung für Vögel. Probleme bezüglich Es stimmt, dass die Probleme in Teilen regional begrenzt sind, weil Überdüngung sind re- die Dichte an landwirtschaftlichen Betrieben weltweit und deutsch- gional begrenzt. landweit verschieden verteilt ist. Allerdings hat Überdüngung globale Ist doch nicht mein Auswirkungen - durch Regen und Grundwasser gelangen die Nährstof- Problem, wenn ich füberflüsse in stehende & fließende Gewässer, die kippen können o- nicht auf dem Land der tierische Entwicklungszyklen beeinträchtigen. Dadurch wird die lebe. Artenvielfalt bedroht und auch das Landschaftsbild zerstört. Weiter- hin gelangen die Nährstoffe in die Meere, bei denen gleiches passiert. 16
Themencluster Thema Argument Erwiderung Erwiderung der Erwiderung Wie so häufig besteht auch bei Nährstoffen ein Kreislauf ( Ver- gleich Blätter von Bäumen, die durch Kleinst-Lebewesen verarbeitet werden und so dem Baum wieder als Nährstoffe zugeführt werden), welcher durch regionale Auswirkungen auch überregionale und glo- bale Systeme ins Wanken bringen kann. Fakten: Vor allem in den Weltmeeren ist dies ein Problem. Auch wird zum Teil das Wachstum giftiger Algenblüten verstärkt. Durch Flüsse gelangen die Stoffe in die Meere und führen zum erhöhten Wachstum von ein- zelligen Algen, genauer: Phytoplankton. Diese Biomasse verhindert nun, dass Licht auf das Sediment und darin wachsende Großalgen (Makrophyten) & Seegräser kommt. Dadurch nimmt die Biodiversität ab. Zudem sinkt das Phytoplankton zum Meeresboden und wird unter Sauerstoffverbrauch von Bakterien abgebaut. Darauffolgender Sauer- stoffmangel führt zu Sterben von Fauna & Fischen. Auch wird zum Teil das Wachstum giftiger Algenblüten verstärkt. Dadurch entstehen ganze Totzonen in den Meeren, die laut Umwelt- bundesamt zusammen mit der Fischerei „eine der größten Bedrohun- gen für die globale Meeresumwelt da(r stellt)“ Bei stehenden Gewässern ist der mögliche Ablauf der gleiche. Hier führt das übermäßige Pflanzenwachstum, hervorgerufen durch Phos- phate und Stickstoffverbindungen, zu Fäulnisprozessen. Die darauf- folgende Sauerstoffarmut kann zum Umkippen des Gewässers führen - das Wasser kann dann als lebensfeindlich, anaerob beschrieben werden. (https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/gewaes- ser/meere/nutzung-belastungen/eutrophierung#eutrophierung-was- bedeutet-das & https://www.umweltbundesamt.de/themen/luft/wirkungen-von-luft- schadstoffen/wirkungen-auf-oekosysteme/reaktiver-stickstoff-in-der- umwelt#wirkungen-reaktiven-stickstoffs ) Dann soll halt nicht Das ist vor allem in industriellen Anlagen kaum möglich, wird doch gedüngt werden. durchgängig der gleiche Boden benutzt, welcher Nährstoffe zur Er- möglichung von Pflanzenwachstum benötigt. Eine bessere Möglich- keit ist das zielgerichtete Düngen. Inzwischen bestehen auch digitale (und somit schnelle und preiswerte) Lösungen, mit denen Landwirte und Landwirtinnen den Nährstoffgehalt der Pflanzen vor Ort ermitteln können. Alternativ können tierische bzw. natürliche Dünger (z.B. 17
Themencluster Thema Argument Erwiderung Erwiderung der Erwiderung Gülle, Vogelkot, Pflanzen, welche Stickstoff binden) verwendet wer- den. Hier braucht es auch länger, bis die Nährstoffe ausgewaschen werden. Somit sind diese langlebiger und nicht so hoch konzentriert. Bio-Bauern düngen Stimmt, allerdings ist hier eine gewisse Verhältnismäßigkeit gegeben. doch auch. So dürfen diese keine Rein-Stoffe nehmen, sondern lediglich biolo- gisch abbaubare Produkte verwenden, die sie häufig aus der eigenen Landwirtschaft gewinnen (z. B. Gülle). Dies ist in aller Regel ressour- censparender (auch Stromsparender) und verwendet bereits vorhan- dene Wertstoffe - somit werden Kreisläufe zumindest in Teilen ge- nutzt. Fakten: "Die Ausbringung stickstoffhaltiger Dünger (Stickstoff = N) ist u. a. mit der mikrobiellen Produktion von Lachgas (N2O), Stickoxiden (NOx) und molekularem Stickstoff (N2) und der Ausgasung von Ammoniak (NH3) verbunden. Mit Ausnahme von N2 belasten die genannten N- Verbindungen Klima und Umwelt, alle vier Verbindungen stellen au- ßerdem N-Verlustpfade dar und reduzieren die Menge des Stickstoffs, der den Pflanzen tatsächlich zur Verfügung steht. Entsprechend schlummert in der Reduktion der Emissionen ein großes Potenzial zur Einsparung von Düngern. Auch die Verringerung der Düngermengen an überversorgten Standorten ist ein Ansatz, die Emissionen zu redu- zieren, der ebenfalls im ökonomischen Interesse des Landwirtes liegt. Insgesamt sind die N-Flüsse im System Boden-Pflanze-Atmosphäre- Grundwasser allerdings komplex und das Wissen über ihre Beeinflus- sung unvollständig." (https://idw-online.de/de/news769177) Lachgas trägt zum Klimawandel bei, und es ist sehr viel klimaschädli- cher als CO2. „Die Stickstoffeinträge der Landwirtschaft gehen zwar zurück – von 118 Kilogramm pro Hektar 1993 auf noch 97 Kilo- gramm/Hektar im Jahr 2013. Allerdings hat sich dieser Trend in den vergangenen zehn Jahren deutlich verlangsamt. Deutschland ist da- her noch weit von dem selbst gesetzten Ziel entfernt, den Stickstoff- überschuss auf 70 Kilogramm pro Hektar/Jahr zu reduzieren (im fünf- jährigen Mittel der Jahre 2028 bis 2032).“ (https://www.sonnen- seite.com/de/umwelt/umweltbilanz-der-landwirtschaft-immer-noch- zu-viele-naehrstoffe-und-chemie & https://www.umweltbundes- amt.de/sites/default/files/medien/421/dokumente/pm_18- 2018_dzu_landwirtschaft.pdf) 18
Themencluster Thema Argument Erwiderung Erwiderung der Erwiderung Überdüngung - Stick- Zu hohe Stickstoffeinträge führen zur Wie kann das denn so Das stimmt, Stickstoff ist mit rund 78,08 Vol.-% in der Luft vorhanden. stoff Versauerung der Böden. Versauerung schlimm sein, Stick- Allerdings können Pflanzen diesen in der Regel nicht aus der Luft neh- von Lebensräumen ist ein weiteres stoff ist doch sowieso men. Somit wird Stickstoff durch chemische Verfahren aus der Luft großes Problem. Vor allem Stickstoff- im Überfluss vorhan- bezogen; diese Verfahren benötigen viel Energie. Viel eher macht es und Schwefelverbindungen sind hierfür den. Sinn, bereits verwendeten und abgegebenen Stickstoff aufzubereiten verantwortlich. und sparsam einzusetzen. Durch die Reaktionen der Verbindungen mit verschiedenen (basi- schen) (Erd-) Alkalimetallen (Magnesium, Kalium etc.) werden diese Metalle aus dem Boden gewaschen und fehlen somit als Nährele- mente und als Schutz vor weiteren Nitraten. Die meisten Lebewesen sind geringe Mengen an Stickstoff (bzw. so- gar Stickstoffmangel) gewohnt. Stickstoffliebende Pflanzen wachsen nun vermehrt und verdrängen die auf nährstoffarme Böden speziali- sierte Pflanzen. (https://www.lfu.bayern.de/luft/schadstoffe_luft/eutrophierung_ver- sauerung/index.htm https://www.lfu.bayern.de/luft/schadstoffe_luft/index.htm https://www.umweltbundesamt.de/daten/flaeche-boden-land-oeko- systeme/land-oekosysteme/ueberschreitung-der-belastungsgrenzen- fuer#situation-in-deutschland-2015) Der niedrige pH-Wert bzw. zu schnelle Übersäuerung und Saurer Regen ist nicht mehr so ein großes Problem, das stimmt. Aller- Veränderungen in diesem Säuregehalt saurer Regen gibt es dings wurde dieser teuer durch Streuung von Kalk bekämpft, wobei und das Fehlen der vitalen Metalle doch nicht mehr – das häufig nur Symptombekämpfung stattgefunden hat. Der Boden über- macht den heimischen Arten das Le- war früher, aber heute säuert immer noch, bloß liegt das inzwischen weniger an den Stick- ben schwer, da diese auf einen be- doch nicht mehr. oxiden. Stattdessen übersäuert vermehrtes Düngen mit Gülle aus stimmten pH-Wert angepasst sind. Massentierhaltung den Boden. Eine Verschiebung der Artenzusammensetzung ist auch hier der Fall. Zusätzlich sind die Pflanzen mitunter durch fehlende Abwehrkräfte gegen weitere Stressoren (z. B. Dürre oder Frost) schlecht geschützt. Gründe für die Versauerung sind, neben der Überdünung, allerdings auch Stickoxide in der Luft. 19
Themencluster Thema Argument Erwiderung Erwiderung der Erwiderung Phosphor Wir brauchen eine limitierte Phos- Das ist doch egal, die - Erhöhte Phosphoraufnahme (durch Fleisch und Fertigprodukte) kann phornutzung. auf der Welt vorhan- vor allem bei Personen mit Nierenschäden (erhöhte Ablagerung von P denen Mengen rei- im Blut) zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. chen doch aus - Belastung von Phosphat durch Cadmium kann auch durch Düngung auf Ackerboden gelangen. Cadmium ist schwer giftig. - Phosphor wird nur zum Teil von Pflanzen aufgenommen, der Rest landet in Gewässern und führt, wie Stickstoff-Verbindungen, zu Eutro- phierung. - Eutrophierung & Versauerung basieren in aller Regel auf Auswa- schen (durch Regen) von Düngemitteln & Gülle. Eutrophierung ist eine Art des Nährstoffungleichgewichts in Ökosys- temen (v.a. Gewässern, Meere & Böden). Führt zum Verlust der biolo- gischen Vielfalt, vor allem durch Stickstoff-Verbindungen (Nitrat, Am- moniak, Ammonium) und Phosphorverbindungen. Die verwendeten (genauer: überschüssigen) Phosphate und Stickstoffverbindungen ge- langen durch unbehandeltes Abwasser & Kläranlagen Haushalte & Oberflächenablauf, Verkehr/ Industrie und Landwirtschaft, (kommt v.a. in Form von überschüssiger synthetischer Dünger sowie Gülle und Mist vor, Haupttreiber ist Ammoniak (NH3) aber auch andere N- Verbindungen wie Nitrat (NO3-) in Ökosysteme und erwirken eine Überdüngung dieser. Fakten: - Phosphor (P, Nichtmetall) kommt im Gegensatz zu Stickstoff nur ge- bunden, meist in Form von Phosphaten in der Erdkruste vor. - Hat lebensnotwendige Rolle in Lebewesen, Grundbaustein von RNA & DNA, allen Zellen, somit auch zur Düngung eingesetzt. Großteil der Rohphosphaten werden zur Herstellung von Düngemitteln verwendet. - Größte Vorräte der nutzbaren Phosphat-Mineralien sind in Afrika (größter Anteil, v.a. Marokko/ Westsahara), China und USA. Dieser Vorrat wird nach Schätzungen in nur 50-130 (allerhöchstens 300) Jahre erschöpft sein. Zusätzlich ist Rohphosphat häufig belastet - Marokkos großes Vorkommen (schätzungsweise 75% des erschließ- baren Vorkommens) ist beispielsweise z.T. mit Cadmium und Uran verunreinigt —> Deswegen wird in Deutschlands Städten (100.000 Ein- wohner+) ab 2029 die verpflichtende Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm eingeführt (für kleine Städte ab 50.000 Einwohner ab 2032). 20
Themencluster Thema Argument Erwiderung Erwiderung der Erwiderung - Im Boden kommen zusätzlich Kleinstmengen vor, die von Pflanzen genutzt und aufgenommen werden, so decken bspw. Säugetiere (auch der Mensch) den Bedarf. - Es bestehen verschiedene Arten von Phosphor (rot, weiß etc.), die nach der Trennung von anderen Mineralien hergestellt werden - Sons- tige Verwendung als weißer Phosphor beispielsweise in Streichhöl- zern (früher) und Bomben (weißer Phosphor hochgiftig und leicht ent- zündbar). - Nutzung beim Düngen v.a. als Diphosphat, das weniger wasserlös- lich ist, allerdings durch Säuren der Wuzeln und Mikroorganismen leicht erschlossen werden kann. (https://www.umweltbundesamt.de/umweltatlas/reaktiver-stick- stoff/einfuehrung/gestatten-reaktiver-stickstoff/was-ist-reaktiver- stickstoff#umweltatlas-interact-modal-content-item-6 https://www.lfu.bayern.de/buerger/doc/uw_6_ammoniak_ammo- nium.pdf https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/DE/02_Sonder- gutachten/2012_2016/2015_01_SG_Stickstoff_HD.html https://www.welt-ernaehrung.de/2016/10/10/phosphor-fluch-und-se- gen-eines-elements/ https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fevo.2017.00070/full https://www.nature.com/articles/ncomms3934) 21
Themencluster Thema Argument Erwiderung Erwiderung der Erwiderung Tierwohl Tierleid Wir müssen Tierleid konsequent unter- Müssen wir halt in Nein, müssen wir nicht, da liegen sie komplett falsch. binden. Ökonomische Gründe dürfen Kauf nehmen. Ihre Aussage spricht nicht für einen empathischen und gebildeten Tierleid nicht länger rechtfertigen. Menschen. TierSchG §1: Zweck dieses Gesetzes Tiere sind komplett empfindungsfähig und verfügen über Schmerz ist es, aus der Verantwortung des Men- und Leid wir müssen hier unsere Verantwortung klar definieren schen für das Tier als Mitgeschöpf und tragen. wir tragen als das höchst gestaltende Wesen die Ver- dessen Leben und Wohlbefinden zu antwortung für die Tiere, weil wir die einzigen sind, die wählen können schützen. Niemand darf einem Tier – so auch die Aussagekraft des Tierschutzgesetzes. ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Wir haben heute bereits andere technische Möglichkeiten, um Tierleid Leiden oder Schäden zufügen. zu vermeiden, wie schmerzarme Tötungs-, Kastrations- und Selekti- (https://www.gesetze-im-inter- onsverfahren, auf Fleischersatz zurückzugreifen, artgerechte Hal- net.de/tierschg/BJNR012770972.html) tungsformen etc. In einem derart reichen Staat wie Deutschland, sollte es uns jeden Euro und Cent wert sein, Tierleid zu vermeiden. Es ist einfach egoistisch, für den eigenen Genuss Leid in Kauf zu neh- men. Würde es dir schmecken, wenn du für den Genuss anderer leiden müsstest? Tierleid mindert auch den Geschmack des Fleisches. Wenn wir schon Tiere essen, dann bitte hochwertig. In der medizinischen Forschung mag das sein, doch dort gibt es einen klaren Auftrag und gesellschaftlichen Mehrwert. Zudem gibt es inten- sive Forschung, um Tierexperimente durch alternative Verfahren zu ersetzen. Wir wissen ja gar Dann sind Sie schlecht gebildet und informiert. Schon die nicht genau, ob bzw. Cambridge Studien 2012 (http://fcmconference.org/img/Cambridge- wie stark Tiere leiden. DeclarationOnConsciousness.pdf) haben ergeben, dass sämtliche Säugetiere empfindungsfähig sind. Alle Wirbeltiere haben ein Be- wusstsein. Wenn sie diese Fakten leugnen, dann kann ich auch leug- nen, dass sie leidensfähig sind. Den Gesichtsausdruck eines gequäl- ten Tieres kann jeder Mensch als Qual erkennen - das bedeutet, wir können das Leid sogar sehen. Nehmen wir an, Ihnen ist das Tierleid egal, dann sind Sie sich hoffent- lich nicht selbst egal; denn Tierleid bedeutet Gesundheitsrisiko für uns alle. In Gülletanks und in den Abwässern mehrerer Schlachthöfe finden sich nachweislich Antibiotika und antibiotikaresistente Keime (https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publi- cations/report_schlachthof-abwaesser_final.pdf). Wenn Ihnen Ihre und die Gesundheit Ihrer Lieben wichtig ist, dann sollte Ihnen auch 22
Themencluster Thema Argument Erwiderung Erwiderung der Erwiderung Tierleid nicht egal sein und Sie sich aktiv für mehr Tierwohl und arte- gerechte Tierhaltung einsetzen oder zumindest die Tierwohlkategorie 4 kaufen. Klima Klimakrise Die anthropogen bedingte Klimaerhit- Wir hier in Deutsch- Ökonomisch ist es ein Trittbrettfahrerproblem, wenn niemand anfängt, zung lässt uns keine Zeit zum langen land können nicht im wird es gar keine Erfolge geben. Überlegen, zum Schieben oder Stunden Alleingang das Welt- Die Dynamiken des Trittbrettfahrerproblems wirken. Wir können uns - wir müssen jetzt und heute handeln. klima retten. das bewusst machen und handeln. Bleiben wir blind und vermeiden die Lösung, werden wir Menschen leiden. Die Klimakrise ist auch eine Übernutzung von Allmende es ist so wichtig zu handeln, denn wenn wir nicht handeln, wird auch kein ande- res Land folgen. In anderen Ländern wird ein Großteil unserer Produktion verkonsumiert – daher ist es wichtig, eine Vorreiterposition einzunehmen. Das Positivbeispiel Erneuerbare-Energien-Gesetz zeigt, dass Deutsch- land proaktiv und zukunftsweisend agieren kann. (https://unendlich- viel-energie.de/themen/politik/foerderung2/erfolgsgeschichte-eeg- das-erneuerbare-energien-gesetz) Jetzt ist es eh schon Klimamodelle besagen das nicht; es ist nur zu spät, wenn wir nicht zu spät. handeln. Je stärker wir Treibhausgase einsparen und uns zu einer CO2-neutra- len Gesellschaft entwickeln, umso klimastabilisierender wird mensch- liche Aktivität. Es wird bereits an Technologien gearbeitet, die Treibhausgase aus der Atmosphäre entziehen können und so auch das Klima stabilisie- ren aber das setzt unser Handeln voraus. Wir können der Klimaerhitzung durch unser Handeln entgegenwirken. Wenn es schon zu spät wäre, würden wir das tatsächlich merken. Woran machen Sie das fest? Im Klimasystem spielen verschiedene Umweltmedien eine Rolle Viele Kipppunkte sind noch nicht erreicht Interaktionen und Kaskaden in den Klimamodellen sind mit Wahr- scheinlichkeiten versehen, daher eine solche Aussage nicht möglich Treibhausgase sind grundlegend klimawirksam Wir können prä- ventiv wirken, wir können adaptiv wirken, und wir können Treibhaus- gase auch rückgewinnen (ggf. Carbon Capture and Storage). Sehr deterministische und statische Weltsicht folgt einer Argu- mentation, nach der die Zukunft festgeschrieben ist. 23
Themencluster Thema Argument Erwiderung Erwiderung der Erwiderung Wenn wir nicht handeln, gehen mehr Türen zu als wenn wir handeln würden Sehr fatalistische Haltung, die eine Legitimation fürs Nichtstun dar- stellt. Man wusste schon 1970, dass wir aus den fossilen Energien hätten aussteigen sollen man sollte im Sinne der Prävention und des Vor- sichtsprinzips jetzt handeln Klimapolitik Es braucht eine konsequente Klimapo- Eine konsequente Das wirft die Frage auf, wie ich Freiheit definiere geht es um eine litik, um der Klimakrise entgegenzutre- Klimapolitik würde un- individuelle Freiheit im Hier und Heute, oder um die Freiheit zukünfti- ten. sere Freiheit enorm ger Generationen? Wenn ich jetzt keine konsequente Klimapolitik einschränken (Ökodik- mache, schränke ich Freiheit in der Zukunft sein. tatur-Keule). Freiheit um jeden Preis können und wollen wir uns kaum leisten durch diese Freiheit heute werden unser aller Freiheitsgrade im Mor- gen abgesäbelt (Wetterextreme, Wasserknappheit, Landschaftsverän- derungen, Migration etc.) (https://www.zeit.de/wirtschaft/2021-05/klimagerechtigkeit-krise- gleichheit-generationen-kohle-co2-marcel-fratzscher) Bei konsequenter Es gibt hier noch keine tragfähig intelligente Lösung wir brauchen Klimapolitik werden weitere Umverteilungselemente, um diesem Effekt entgegenzuwirken. die Kleinen ge- Es gibt die Möglichkeit der Subventionierung biologischer und pesti- schröpft, während zidfreier Nahrungsmittel. Es gibt die Möglichkeit einer steuerlichen sich die Großen das Begünstigung. locker leisten können. Es braucht entsprechende Flankierungen wenn ich mit einer konse- quenten Politik die Unternehmen endlich konsequent gemäß der rea- len Folgen besteuern würde, z. B. als Pro-Kopf CO2 Emissionshandel mit dem Geld kann ich treibhausgasintensive Güter und Dienstleis- tungen steuern (Ersparnis ermöglicht auch Verschmutzungsrechte in- dividuell zu verkaufen). (https://www.nature.com/articles/s41558-021-01098-3) Konsequente Es lässt sich doch beispielsweise jederzeit auf den hier produzierten Klimapolitik ist ein An- Stahl zurückgreifen wir würden die eigene Industrie stärken und In- griff auf das industri- vestitionen stärker an die Klimaziele binden. Selbstverständlich elle Herz Deutsch- muss erstmal mehr gezahlt werden, aber das ist Teil des Prozesses, lands und dessen indem wir uns gerade befinden, klima- und umweltgerechte Preise zu Wettbewerbsfähig- abzuleiten. Der Preis muss immer gezahlt werden - entweder von keit. der Allgemeinheit, durch die Industrie oder durchs Klima. 24
Themencluster Thema Argument Erwiderung Erwiderung der Erwiderung Dass Unternehmen bisher den Klimabeitrag nicht zahlen mussten, ist eine versteckte Subventionierung. Zudem ist nicht die gesamte In- dustrie energieintensiv es trifft nur bestimmte Branchen. Das ist hart, aber fair, transparent und planbar. Hinzu kommt, es betrifft nicht nur Deutschland, sondern Unternehmen im gesamten europäischen Kontext. Diese haben in Zukunft weniger Kosten / Aufwendungen und sind im Wettbewerbsvorteil gegenüber denen, die dann diese Trans- formation erst noch vollziehen müssen. Damit einher geht auch eine gewisse schöpferische Zerstörung (Schumpeter). "Aber auch Unternehmen müssten ihren Beitrag leisten: Sie sollten in die Nachhaltigkeit von Lieferketten investieren und neue Einnahme- quellen durch umweltfreundliche Projekte erschließen. Das müsse aus zwei Gründen im Eigeninteresse der Firmen liegen: Erstens könn- ten durch die Klimakrise ausgelöste Extremwetterereignisse – wie Dürren oder Überschwemmungen – die Geschäftskosten drastisch er- höhen. Und zweitens riskierten Konzerne, die sich gegen diese Ver- antwortung sperrten, ganz einfach ihren (guten) Ruf." (https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/klima-wir-wir-mit-acht- billionen-dollar-den-kollaps-stoppen-koennen-a-23e2ada3-a8de-4e87- 9748-5239e84e7ad8, https://www.dw.com/de/faktencheck-schadet- klimaschutz-dem-wirtschaftswachstum/a-58127784) Wasser Wasser ist eine schüt- Wir brauchen eine diversifizierte Was- Durch Privatisierung Privatisierung heißt nicht automatisch Kostenoptimierung. zenswerte Ressource. serwirtschaft ohne weitergehende Pri- lassen sich Wettbe- Ziel ist es nicht zwangsläufig, die Preise für die Endverbraucher zu vatisierung. werbsvorteile realisie- halten oder zu reduzieren. ren, und die Bereitstel- Oft geht es um Kostenminimierung ohne Instandhaltung (Beispiel lung ist gegeben. Englische Eisenbahn oder Deutsche Bahn). In Deutschland gibt es se- lektiven Investitions- und Wartungsstau, nicht immer wurden notwen- dige Technologien weiterentwickelt. (https://www.deutschland- funk.de/privatisierung-der-wasserversorgung.694.de.html?dram:ar- ticle_id=59139; https://www.climate-service-center.de/impe- ria/md/content/csc/warnsignalklima/warnsig- nal_klima_kap4_4.18_krueger.pdf) 25
Themencluster Thema Argument Erwiderung Erwiderung der Erwiderung Wir brauchen intelli- Wenn wir nicht umsteuern, dann steu- Nun malen sie mal In vielen Jahren war es sehr trocken. (https://de.statista.com/statis- gente Vorsorgestrate- ern wir auf eine Wasserknappheit zu. nicht den Teufel an tik/daten/studie/1240238/umfrage/jaehrliche-niederschlagshoehe-in- gien in der Wasserwirt- (https://utopia.de/ratgeber/wasser- die Wand; in letzter deutschland/) schaft. knappheit-trinkwassermangel-deutsch- Zeit regnet es so viel. Viele Unternehmen im Bereich der Lebensmittelproduktion sind nicht land) für Wetterextreme gewappnet es stehen keine Wasserspeicher o- der Bewässerungssysteme bereit. Es gab Sommerphasen, in den Gärten nicht mehr bewässert werden durften. (u.a. https://www.rbb24.de/studiofrankfurt/pano- rama/2021/06/wasserknappheit-ostbrandenburg-rasen-sprengen-ver- bot-barnim.html) Trotz des Regens kann sich der Grundwasserspiegel in einigen Regio- nen temporär nicht regenerieren. (https://www.bgr.bund.de/DE/The- men/Wasser/grundwasser_deutschland.html, https://www.swrfernse- hen.de/landesschau-rp/gutzuwissen/video-1254.html) Man muss schon jetzt einer realen oder potenziellen Wasserknapp- heit entgegenwirken auch frühere Gesellschaften haben sich ge- wappnet- und ganze Kulturen sind durch Wasserknappheit kollabiert (https://www.archaeologie-online.de/nachrichten/das-ende-der- maya-wasserknappheit-kann-kulturen-zerstoeren-3187/ & https://www.forschung-und-wissen.de/nachrichten/umwelt/forscher- prophezeien-den-untergang-der-menschheit-13372399) Die Nitratwertüberschreitungen bedin- Die Werte der Dünge- Durch Überdüngung in der deutschen Landwirtschaft entstehen laut gen ein echtes Problem mit dem verordnung sind einer Untersuchung des Bundesverbandes der Energie- und Wasser- Grundwasser und bedrohen die Trink- schon hoch genug. wirtschaft Umweltschäden in Höhe von rund drei Milliarden Euro pro wasserqualität Deutschlands. Nitratüberschreitun- Jahr. (https://www.deutschlandfunk.de/wasserwirtschaft-gutachten- gen im Grundwasser ueberduengung-verursacht.1939.de.html) – Drei Milliarden Euro pro sind kein Problem und Jahr hören sich nicht nach leichter Lösung an. lassen sich leicht lö- (https://news.rub.de/wissenschaft/2018-02-15-chemie-duengen-o- sen. der-nicht-duengen-keine-frage & https://www.isip.de/isip/servlet/isip- de/infothek/hackfruechte/zuckerrueben/duengung) 26
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