VDM Magazin - Verband Deutscher Metallhändler eV

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VDM Magazin - Verband Deutscher Metallhändler eV
VDM Magazin
II/ 2018 No. 684

                   Handel Recycling Produktion

                                          111 Jahre VDM
                          111 Jahre Netzwerk der Metallwirtschaft

                   Über 50 Jahre Juniorenförderung        Der VDM im Wandel der Zeit

    1965 startete der VDM mit seinem Juni-           Zu Kaisers Zeiten gegründet und heute
    orenprogramm. Seitdem hat sich inhalt-           das größte Netzwerk der Metallwirt-
    lich wie auch äußerlich viel getan.              schaft in Europa.
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INHALT

Inhaltsverzeichnis
Editorial                                                      Metallwirtschaft       4
VDM aktuell
Digitalisierung - Metallhandel der Zukunft                4

4000 Gläser für einen Netzwerkabend                       5

Goslar 2018 -                                          6-7                        5
Ein Netzwerk für´s (Berufs)Leben

So geht Kaffeekapsel-Recycling                            8

Maarten Gassmann leitet ASF                               8

70 Jahre Kaatsch                                          9

Die Partyqueen ... ist dann mal weg                       9                           6
111 Jahre VDM
Über 50 Jahre Juniorenausbildung im VDM                  10

Frauen in der Metallbranche                              11

111 Jahre VDM -                                      12 - 15
                                                                              10
111 Jahre Netzwerk der Metallwirtschaft

Szenen des Metallhandels -                         16 - 22
Von rasanten Entwicklungen und kuriosen Eigenarten

Business
                                                                                      12
Die Hochphase gönnt sich eine Verschnaufpaus             23
- VDM Geschäftsklimaindex 2. Quartal 2018

Metall-Menschen
Kathrin Lewandowski: Zwischen Metallhandel           24 - 25
und Bahnhofsmission                                                           16

Blickpunkte
CRONIMET Envirotec gewinnt Rohstoffeffizienz-Preis       25

10 Fragen an... Petra Zieringer                          26

Damals - Heute: Recylex GmbH                             26                           24
Kalender/ Impressum                                      27

2               VDM Magazin 2/18
VDM Magazin - Verband Deutscher Metallhändler eV
EDITORIAL

VDM
Modern seit
111 Jahren

Wer die Zukunft gestalten möchte, muss sich kontinuierlich weiterentwickeln. Der VDM feiert in diesem Jahr seinen 111. Geburts-
tag. Gegründet im Kaiserreich, überaus erfolgreich in der Weimarer Republik, überlebt ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte
und ist heute das größte Wissens- und Kommunikationsnetzwerk der Nichteisenmetallwirtschaft im deutschsprachigen Raum.

Mit seinen 228 Mitgliedern repräsentiert er etwa 700 Firmen bzw. Niederlassungen und deckt rund 90 Prozent des Metallmark-
tes in Deutschland und Österreich ab. Seine Mitglieder generieren einen Umsatz von rund 39 Milliarden Euro und beschäftigen
rund 25.000 Mitarbeiter. Die Veranstaltungen des Verbandes werden jährlich von fast 2.000 Menschen aus ganz Europa besucht.

Schon kurz nach seiner Gründung 1907 war der VDM eine feste Größe in der Branche. Der Verein initiierte erste Handelsusancen
und trieb die Gründung von Metallbörsen in Berlin und Hamburg voran. Heute sind die internationalen Metallbörsen aus London
und New York seine Mitglieder. Der VDM hilft mit, politische Rahmenbedingungen für seine Mitglieder zu verbessern und be-
schäftigt sich mit zentralen Zukunftsthemen wie Bildung und Digitalisierung.

In diesem Heft erzählen wir seine Geschichte, lassen Wegbegleiter zu Wort kommen und blicken in die Zukunft.

Manche Themen bleiben stetig aktuell. Staatliche Handelshemmnisse spielten schon immer eine unsägliche Rolle. Rohstoffbe-
wirtschaftung im Dritten Reich und der DDR, Alliierte Handelshemmnisse in der Nachkriegszeit, staatliche Exportkontingente
oder gar Exportverbote und eine Vielzahl von Zöllen und Handelsbeschränkungen beschäftigten den VDM kontinuierlich seit 111
Jahren. Im letzten Jahr berichtete das VDM Magazin ausführlich über China, 2018 setzt sich US Präsident Donald Trump an die
Spitze der Protektionisten - mit seiner Politik der Strafzölle für Aluminium und Stahl wird er den Märkten Schaden zufügen, die
ohne sein Zutun gut funktionieren würden. Der VDM wird sich auch in Zukunft in Berlin, Brüssel und Wien für einen freien und
fairen Welthandel einsetzen.

Ihre

Thomas Reuther           Ralf Schmitz
Präsident                Hauptgeschäftsführer

                                                                                      VDM Magazin 2/18                       3
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VDM AKTUELL

                      Digitalisierung – Metallhandel der Zukunft
Ein Klick, ein Foto – und schon ist der
Schrotthaufen entsprechend der Zu-
sammensetzung und Qualität analy-
siert, die Daten online verfügbar und
sofort versandfähig. Was nach Zu-
kunftsmusik klingt, ist heute schon Teil
des Geschäftsmodells von SEROHTEC
- einem Start-Up, das sich auf technolo-
gie-basierte Lösungen für den digitalen
Handel von NE-Metallen spezialisiert
hat. Vorgestellt haben Gerrit Mewes und
Jochen Kuritz ihre selbst kreierte App
METALSALE beim ersten Treffen der Ar-
beitsgruppe Digitalisierung des VDM am      Oben: Start Up Unternehmer Jochen Kuritz und Gerrit Mewese gemeinsam mit Bitkomvertreter Dr.
                                            Christopher Meinecke und VDM HGF Ralf Schmitz
27. Februar 2018, bei dem rund 20 Me-
tallhändler in das Thema der Gegenwart      etablierte Marktstrukturen mit innovati-        In der Runde der Arbeitsgruppe waren
eintauchten.                                ven Ideen und effizienten Systemen in           sich die Teilnehmer einig, dass techni-
                                            Frage und etablieren neue Modelle am            sche Neuerungen und digital optimierte
Für einen Überblick und eine grundle-       Markt. Um diese Entwicklung mitzuge-            Prozesse Grundlage für den Metallhan-
gende Einschätzung der gesamtwirt-          stalten, den Markt digital weiterzuentwi-       del der Zukunft seien. Praxisnahe An-
schaftlichen Zusammenhänge der              ckeln und bestehende Prozesse zu op-            sätze, die verhältnismäßig schnell um-
Digitalisierung sorgte der einführende      timieren, ist das Start-Up SEROHTEC in          gesetzt werden könnten und auf großes
Beitrag von Dr. Christopher Meinecke,       den VDM eingetreten und bietet ein Tool         Interesse stießen, waren der Aufbau von
Head of Digital Transformation beim         an, das in seiner Entwicklung noch am           Plattformen die den Austausch von Do-
Digitalverband Bitkom. Danach sieht         Anfang steht. „Der Prototyp zur automa-         kumenten beschleunigen sowie ein Sys-
sich auch der Metallhandel zwei zent-       tischen Materialerkennung mit Hilfe von         tem zur Direkterkennung von Containe-
ralen Aufgaben gegenüber: Zum einen         K.I. ist für uns ein Experiment gewesen,        rinhalten oder Anwendungen aus dem
braucht es einer grundlegenden Öffnung      um ein Gefühl für das Potential dieser          Bereich des Internet of Things, wenn
gegenüber der Digitalisierung, eine stra-   Technologie im Metallhandel zu erhal-           Container beispielsweise selbstständig
tegische Herangehensweise, die von der      ten. Ob, wann und wie das Tool Teil unse-       die Füllmenge weitergeben oder Repa-
Führung gewollt und mit (finanziellem)      rer Plattform wird, steht noch nicht fest.      raturbedarf melden.
Mut versehen ist. Zum anderen braucht       Wir sind aber der festen Überzeugung,
es Engagement zur konkreten Verände-        dass man mit Technologie zielgerichtet          Fest steht: In welchen Bereichen die
rung, der Implementierung von techni-       Arbeitsprozesse des Metallhandels opti-         Digitalisierung Einzug in den Metallhan-
schen Angeboten, die möglicherweise         mieren kann“, sagt Gerrit Mewes, Mitent-        del erhält, bleibt für jedes Unternehmen
Struk- turen und organisatorische Pro-      wickler der App Metalsales.                     selbst zu beantworten. Der VDM lädt in
zesse verändern können. In Zukunft wird                                                     der neuen Arbeitsgruppe dazu ein, sich
keine Branche von Maßnahmen und             „Man sollte auch nicht vergessen, dass          über Entwicklungen und Best Practices
Umbrüchen durch die Digitalisierung         international gesehen viele Länder wei-         auszutauschen und mit externen Ideen-
aus gespart. Viel eher stellen neue Play-   ter sind als Deutschland und wir nicht          gebern ins Gespräch zu kommen. RH
er, meist aus dem Start Up/ IT-Bereich,     den Anschluss verlieren dürfen.“

                  Anita Krüger verstorben
Anita Krüger war von 2005 bis 2014 in       Ihr Arbeitsschwerunkt lag viele Jahre im
der VDM/WGM Geschäftsstelle tätig.          Bereich der NE-Metallhalbzeuge als As-
Sie verantwortete viele Jahre den Statis-   sistentin im WGM. Anita Krüger verstarb
tischen Dienst sowie die wöchentliche       am 24. März 2018 in Berlin.
Metallpreisübersicht.

Als waschechte Berlinerin trat sie ihren
Dienst beim VDM am damaligen Ver-
einssitz Bonn an. Dort bereitete sie den
Umzug des Verbandes in die Hauptstadt
mit vor.

4              VDM Magazin 2/18
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VDM AKTUELL

                              4000 Gläser für einen Netzwerkabend
                                    Hinter den Kulissen eines VDM Trefftages
3600 Bestecke, 4000 Gläser, 2500 Tel-             Auch in diesem Jahr sorgten Küche
ler, 1000 Liter Fassbier und 40 Service-          und Service für das kulinarische Wohl,
kräfte - wer hinter diesen Dimensionen            reibungslose Abläufe und eine freundli-
etwa die Berlinale oder eine Messe a              che und funktionierende Bewirtung am
la CeBit vermutet liegt weit daneben.             Abend. Obwohl Sturm „Friederike“ zahl-
In diesen Größenordnungen plant und               reiche Gäste an der Anreise hinderte,
managet Günter Foré, Bankettleiter                blieben die Bereitstellung und damit der
des Hotels Quellenhof in Aachen, den              Kostenaufwand der Selbe.
„Belgisch-Niederländisch-Deutschen
Trefftag der Stahl- und NE-Metall-Recy-           „Ob es 400 oder 800 Personen sind, das
cling-Unternehmen“ kurz: den Eure-                spielt für unsere Planungen kaum eine      Oben: Der niederländische Popstar Bryan
gio-Trefftag. Gemeinsam mit seinem                Rolle. Sobald der VDM uns die angemel-     Stricker singt in der Elefantenbar.
Küchenchef Daniel van Zijp und Ban-               dete Teilnehmerzahl zuschickt, planen
kett-Manager Luc van Neer sorgt er da-            wir das Personal, bestellen die Getränke   Ein überraschender und gelungener Bei-
für, dass es den rund 600 Metallhänd-             und Lebensmittel – ab da ist der Stein     trag, der sich gut in das Jubiläumsjahr
lern während des Tages an nichts fehlt.           im Rollen.“ Dass besonders am Ende         des VDM einfügt. „111 Jahre VDM“.

                                                                                             Workshop im Zeichen des Cybercrime

                                                                                             Der begleitende Workshop zum Eure-
                                                                                             gio-Trefftag stand in diesem Jahr unter
                                                                                             der Überschrift „Cyber Crime & PC Si-
                                                                                             cherheit im Unternehmen“. Nicht zuletzt
                                                                                             aufgrund seiner aktuellen Relevanz er-
                                                                                             freute er sich einer hohen Anmeldezahl
                                                                                             und intensiven Austauschs. Dr. Ralf
                                                                                             Schadowski, IT-Sicherheits-Experte und
                                                                                             zertifizierter Datenschutzbeauftragter,
                                                                                             wies in seinen Ausführungen auf die Be-
                                                                                             deutung der Datensicherheit hin.

                                                                                             Neben grundlegenden Informationen
                                                                                             zur IT-Sicherheit am Arbeitsplatz und
                                                                                             im Unternehmen stand die EU Daten-
                                                                                             schutz Grundverordnung im Mittelpunkt
Oben: Bankettleiter Günther Foré mit seinem Küchenchef Daniel van Zijp                       der Vorträge. Mit praktischen Beispielen
und Bankett-Manager Luc van Neer                                                             zum Umgang mit Dokumenten in Print-
                                                                                             und Online-Format sowie einem rechtli-
„Ich bin dabei seit die Veranstaltung             des Tages auch Erfahrungswerte eine        chen Überblick half er konkrete Ansätze
1996 aus der Taufe gehoben wurde.                 Rolle spieen, bestätigt der 63 Jährige.    in einem schwierigen bis unübersichtli-
Damals war sicher noch einiges an-                Es gehe dann darum einzuschätzen was       chen Themengebiet zu liefern. RH
ders – beispielsweise war es weitaus              und wie viel an Getränken benötigt wird,
schwieriger zu managen, wenn am                   da das Miteinander und der Austausch
Abend an der Bar in drei Währungen be-            auch am Abend für einen internationa-
zahlt wurde. Alles in allem waren die Vo-         len Trefftag von zentraler Bedeutung
raussetzungen aber ähnlich. Es braucht            sind.
eine grundlegende Infrastruktur, die wir
bereits Monate bis Jahre im Voraus pla-           In diesem Jahr überraschte zudem der
nen. So stellen wir zum Beispiel jedes            niederländische Superstar Bryan Stri-
Jahr zusätzliches Personal extra für den          cker mit viel Musik und guter Laune
Trefftag ein. Seit einigen Jahren ergän-          das Publikum in der Hotelbar. Der VDM
zen wir das Team zudem durch eine                 dankt Leo van Est (Van Est Metals, Nie-
externe Sicherheitsfirma“, sagt Foré.             derlande) für das Engagement.

                                                                                             VDM Magazin 2/18                          5
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                Goslar 2018 - Ein Netzwerk für´s (Berufs)Leben
Netzwerken und Fachaustausch: Häufig       Nach dem traditionellen Kennen-              Schnappsbrennerei Wöltingerode. Was
sind Tagungen und Ausschüsse unter         lern-„Hexenabend“ starteten am Montag        nur bedingt nach Erholung klingt, war
diesen beiden Schlagworten zusam-          die fachlichen Inputs zu Kupfer und Blei     dank eines ausgiebigen Essens im da-
mengefasst und zu Recht als Grundlage      bevor es am Nachmittag rund 13 Meter         zugehörigen Klostergut Grundlage für
für einen erfolgreichen Metallhandel ge-   unter Tage in das Bergwerk und UNES-         einen frischen Start in den fachlichen
nannt – sind es doch die Kontakte und      CO-Weltkulturerbe „Rammelsberg“ ging.        Donnerstag.
der persönliche Austausch, die auch das    Das rund 1000 Jahre alte Bergwerk
geschäftliche Miteinander stärken. Und     wurde bis in die 80er Jahre als Mine für     Mit Zink, Strategischen Sondermetallen
dennoch erhalten eben diese beiden         Galenit (Bleiglanz), Chalkopyrit (Kupfer-    sowie dem Bereich Verkehr und Logis-
Punkte eine besondere Bedeutung im         kies), Sphalerit (Zinkblende) und Baryt      tik boten die Exkurse einen Querschnitt
Junioren-Basisseminar in Goslar. 2018      (Schwerspat) genutzt. Nach blessu-           durch Spezialthemen wie Allgemeingül-
führte das im Dreijahresturnus stattfin-   renfreier und vollzähliger Rückkehr gab      tiges. Einblicke in die Verbandsarbeit des
dende Seminar 64 junge Metallhändle-       Frau Dr. Catrin Kammer am Dienstag           VDM sowie das Thema Digitalisierung
rinnen und Metallhändler für eine Woche    einen professionellen wie spannenden         moderierte VDM Hauptgeschäftsführer
in die alte Kaiserstadt.                   Einblick in die faszinierende Welt der Me-   Ralf Schmitz zwischen den Fachvorträ-
                                           talle. Ergänzt wurde der Fachtag durch       gen. Für den Abend hatte die Hans-Joa-
Den Nachwuchs aus Deutschland, Ös-         Beiträge zu Ferrolegierungen und Nickel.     chim Kaps-Stiftung zu einem Heavy-Me-
terreich, der Schweiz und den Nieder-      Am Abend intensivierten die Junioren         tal Konzert geladen. Den Abschlusstag
landen erwartete ein Programm aus          auf Einladung des VDM Mitglieds unter-       des Lehrgangs bildeten am Freitag Vor-
Vorträgen zu den Vorkommen, Gewin-         nehmens GMH Stachow-Metall GmbH              träge zur Abfallverbringungsverordnung
nung, Anwendung und Recycling der          die Kontaktaufnahme untereinander bei        (VVA) sowie ein praxisorientierter Bei-
einzelnen NE-Metalle sowie eine Reihe      dem einen oder anderen Kaltgetränk.          trag zur Probenahme bei Metallschrott.
an Besichtigungen zur praktischen Ver-     Am Mittwoch startete der Metallnach-         Seit 1965 tagt der Nachwuchs der
anschaulichung und Ergänzung des           wuchs pünktlich und voller Elan in den       deutschen Metallhandelsbranche alle
Gelernten. Für alle Frühankömmlin-         „Aluminium-Tag“ – bestehend aus der          drei Jahre in der 40.0000 Einwohner
ge ging es bereits am Sonntagmit-          Besichtigung des VDM Mitglieds Trimet        Stadt am Nordharz. Generationen von
tag mit einer Stadtführung los. Auf        Automotive Holding GmbH in Harzgero-         Metallhändlern haben hier seitdem Ge-
dem „Metallweg“ führten die Rund-          de und Fachvorträgen zu den Themen           schäftsbeziehungen ins Leben gerufen,
gänge vom Tagungshotel „Der Ach-           Aluminium und Kontrolle des NE-Me-           die bis heute Bestand haben. „Man darf
termann“ bis zur Kaiserpfalz und           tallschrotts auf Radioaktivität. Die täg-    eine solche Bedeutung auch heute nicht
zurück über die historischen – und         liche Portion Kultur erhielt die Gruppe      unterschätzen. Es mag überholt klingen,
bergbaugeprägten – Orte der Stadt.         im Anschluss bei der Besichtigung der        aber unsere Branche lebt davon, dass
                                                                                        man sich kennt, dass man weiß wer der
                                                                                        andere ist und nicht nur die Stimme vom
                                                                                        Telefon erkennt“, fasst Ralf Schmitz zu-
                                                                                        sammen.

                                                                                        Der VDM bedankt sich bei allen Referen-
                                                                                        ten für ihr Engagement sowie die span-
                                                                                        nenden und informativen Beiträge! Ein
                                                                                        Dankeschön gilt auch den Teilnehmerin-
                                                                                        nen und Teilnehmern des Seminars für
                                                                                        ihre aktive Einbringung und ein gelunge-
                                                                                        nes Miteinander. RH

6              VDM Magazin 2/18
VDM Magazin - Verband Deutscher Metallhändler eV
VDM AKTUELL

Kaps meets Metal
Im Rahmen der Juniorenfortbildung
des VDM in Goslar lud die Hans-
Joachim-Kaps-Stiftung am 8. März 2018
in die Szenekneipe „Kö“. In zwanglosen
Gesprächen und bei Bier, Kicker oder
einer Partie Billard ließen die jungen
Metallhändler nach dem intensiven Pro-
gramm gehörig Dampf ab und vertieften
ihre Kontakte. Zum Motto des Abends –
„100% Metal inside“ – passte auch das
Life-Programm: Die Kaps-Stiftung hat-
te die Heavy-Metal-Band „Wolfen“ für
ein Sonderkonzert engagiert. Die fünf
Musiker begeisterten den Saal mit einem
mehr als zweistündigen Auftritt. Für die
über 60 Teilnehmer war es ein rockiger
und gelungener Austausch.

   Workshop/Juniorenwahlseminar | 25. September 2018 in Essen

   „Mobile Konzepte: E-Mobilität – Eine Heraus-
   forderung für den Metallhandel“
   Elektroautos sind der Beginn einer anderen Logik von Energie und Mobilität.
   Regenerativ gespeist, wird E-Mobilität zentraler Bestandteil eines smarten und
   ressourcenschonenden urbanen Lebensstils sein. Aber:
   ■ Welche Herausforderungen ergeben sich für den Metallhandel?
   ■ Wo kommen die Rohstoffe für unsere E-Mobilität her?
   ■ Welche Probleme ergeben sich (z.B. Kobalt)…?
   Über diese und viele weitere spannende Themen zum        Probefahrt in einem
   Thema E-Mobilität sprechen vier Reverenten aus Industrie TESLA Model S
   und Wirtschaft.

   Dienstag, 25. September 2018, Beginn 12:00 Uhr
   bei der TRIMET Aluminium SE in Essen
   im Anschluss lädt die Hans-Joachim Kaps-Stiftung zum gemeinsamen Abend in die
   DAMPFE – Das Borbecker Brauhaus in Essen ein.

   Die Platzanzahl ist begrenzt! Melden Sie sich noch heute, spätestens bis zum
   7. September 2018 beim VDM über Nadine Zocher zocher@vdm.berlin an.
                                                                   VDM Magazin 2/18             7
VDM Magazin - Verband Deutscher Metallhändler eV
VDM AKTUELL

                               So geht Kaffeekapsel-Recycling
Vom 15. bis 17. Februar 2018 ging es für   gehören Deutschland, England und die       können aber auch über Briefkästen zu-
35 VDM-Junioren nach Bern zum Junio-       Schweiz.                                   rückgesandt oder in Nespresso-Bou-
renseminar.                                                                           tiquen abgegeben werden. Wie das an-
                                           In der Schweiz werden die Kunden beim      schließende Recycling im Detail abläuft,
Zusammen mit den jungen Metal-             Kauf direkt angehalten, die leeren Kap-    darüber konnten sich die Junioren in
lern des Schweizer Partnerverbandes        seln zu sammeln und mit Hilfe einer        Moudon beim anschließenden Besuch
VSMR (Verband Stahl-, Metall-                                                                der Recylinganlage der BA-
und Papier-Recycling Schweiz)                                                                REC-Group schlau machen.
erhielten die Teilnehmer am ers-
ten Tag eine exklusive Führung                                                                Danach ging es weiter im
durch das Bundeshaus (Schwei-                                                                 Programm: Die größte Altpa-
zer Parlamentsgebäude) mit                                                                    pier-Sortieranlage der Schweiz
interessanten       Informationen                                                             und ebenfalls zur BAREC-Group
zum Schweizer Politsystem                                                                     gehörende „Recycling-City“ in
durch Nationalrat und VSMR-Prä-                                                               Bern-Wankdorf war ebenfalls
sident Toni Brunner sowie den                                                                 sehr beeindruckend für die jun-
Geschäftsführer des VSMR,                                                                     gen Metaller. Mit einem Kopf voll
Thomas Bähler.                                                                                neuen Wissens ging es danach
                                                                                              zum vorbereiteten Abendpro-
Am zweiten Tag stand das The-                                                                 gramm in die Berner Altstadt,
ma „Kaffee“ im Vordergrund.                                                                   welche in diesen Tagen erfreu-
Es begann mit einer ausführli- Oben: VDM Junioren im Bundeshaus                               licherweise ganz im Lichte der
chen Führung durch die Nestlé                                                                „Bärner Fasnacht“ stand.
Nespresso-Kapsel Produktion in Aven- speziellen Recycling-Tasche wieder zu-
ches. Von hier aus geht es für die klei- rückzugeben. Obwohl es sich nicht um         Wir danken dem VSMR an dieser Stelle
nen Wachmacher nach ihrer Hertellung ein Pfandsystem handelt, kommen bis              noch einmal ganz herzlich für die tolle
hinaus in die ganze Welt. Bis zu 15.000 zu 80 Prozent der Kapseln wieder in das       Vorbereitung und Organisation dieses
Bestellungen machen sich täglich auf Recycling zurück. In der ganzen Schweiz          sehr interessanten Seminars! NZ
den Weg zum Kunden. Zu den größ- stehen mehr als 2600 Sammelstellen
ten Abnehmern des Kaffees in Kapseln zur Verfügung. Die Recycling-Taschen

            Maarten Gassmann leitet ASF                                                       Neu im VDM
Zum 1. Februar 2018 übernahm               Zuvor hat er zwischen 2007 und 2009 in     Der VDM begrüßt folgende Unterneh-
Maarten Gassmann den Vorsitz des           einem New Yorker Handelshaus in den        men als Neumitglieder:
VDM Arbeitsausschusses Strategische        Bereichen Metalle, Legierungen und Erze
Sondermetalle / Ferrolegierungen (ASF).    gehandelt.                                 Aludium ACR II Aluminium Group Coöpe-
                                                                                      ratief U.A., Professor J.H. Bavincklaan 2,
Der      39Jähri-                                               Von 2009 bis          1183 AT Amstelveen, Niederlande, www.
ge ist seit 2013                                                2013 leitete er       aludium.com.
Hauptverant-                                                    die    Grondmet
wortlicher für das                                              Niederlassung         SEROHTEC GmbH, Hohenstaufenring
Asiengeschäft                                                   in Peking. Er         78, 50674 Köln, www.metalsale.com.
der     Grondmet                                                übernimmt das
GmbH & Co. KG                                                   Amt von Gunther       Tolksdorf Schrott und Metallhandels-
aus Düsseldorf.                                                 Maassen,       Hai-   gesellschaft mbH, Lindenstraße 45a,
                                                                nes & Maassen         24594 Hohenwestedt.
Zuständig ist er                                                Metallhandelsge-
schwerpunktmä-                                                  sellschaft mbH.       UniCredit Bank Austria AG, Julius Tand-
ßig für den Han-                                                Sein Stellvertreter   ler-Platz 3, 1090 Wien, www.bankaustria.
del mit Wolfram,                                                im Ausschuss ist      at
Mangan, Vana-                                                   Michael Ihlenfeld
dium, Molybdän,                                                 von F.W. Hempel
Minor Metals und Seltenen Erden.           Metallurgical GmbH in Oberhausen. RH

8             VDM Magazin 2/18
VDM Magazin - Verband Deutscher Metallhändler eV
VDM AKTUELL

    70 Jahre Kaatsch: Ressourcen schonen und Werte schaffen
100 Prozent Recycling. Dafür steht        Wertstoffkreislauf, beraten und schu-       Als familiengeführtes Unternehmen ist
Kaatsch mit intelligenten Entsor-          len Unternehmen ganzheitlich: Vom           Kaatsch regional verwurzelt und im Ver-
gungskonzepten, perfekt aufeinander        Entsorgungskonzept über die Material-       bund mit einer starken Unternehmens-
abgestimmten Prozessen und hoch-           annahme, Stoffstromoptimierung und          gruppe international vernetzt. Der Ge-
modernen industriellen Anlagen. Als        Materialsortierung bis hin zu einer per-    danke, Werte zu schaffen, reicht dabei
Vordenker setzt das familiengeführte       fekt abgestimmten Logistik und Wieder-      weit über den Recyclingprozess hinaus.
Unternehmen neue Standards, gestaltet      aufbereitung. Dafür stehen am Standort      So investiert Kaatsch kontinuierlich in
Veränderungen und hat sich zu einem        Plochingen hochmoderne Anlagen auf          die Zukunft und baut aktuell am Stand-
zuverlässigen Partner für die Industrie,   85.000 Quadratmetern Gesamtfläche           ort Plochingen ein neues Recyling- und
Gewerbetreibende und Privatkunden          zur Verfügung.                              Umschlagszentrum. Das Motto: „Was
etabliert. Dieses Jahr feiert Kaatsch                                                  wir jetzt tun, bestimmt unsere Zukunft –
sein 70. Jubiläum und blickt nicht nur     Die Leistungen reichen dabei vom            und die unserer Kinder.“ In diesem Sinn
auf eine erfolgreiche Entwicklung zu-      Wertstoffhof und der Bereitstellung         übernimmt Kaatsch Verantwortung, für
rück, sondern auch in eine florierende     von Containern und Mulden über Pro-         seine Kunden, Partner, Mitarbeiter und
Zukunft.                                   duktverschrottungen, Umschlag und           die Gesellschaft. Und das über viele Ge-
Über 1.000 Tonnen Metallschrott verlas-    Werkstattdienstleistungen bis hin zu        nerationen hinweg.
sen täglich den Hof von Kaatsch. Von       Großprojekten wie die Demontage von         Der VDM wünscht der Firma Kaatsch
hier aus führen die trimodalen Wege        Maschinen und der Abbruch von Gebäu-        alles Gute zum 70jährigen Firmenjubi-
über Straßen, Schienen und den Was-        den. All das realisiert Kaatsch mit eige-   läum und weiterhin eine erfolgreiche
serweg in die ganze Welt. Die Experten     nem Personal, professionellem Equip-        Zukunft.
betrachten dabei immer den gesamten        ment und einem modernen Fuhrpark.

                             Die Partyqueen... ist dann mal weg
Mit einem schönen Fest in ihrem Lieb-      MFGlobal. Seit 2012, als gebundener
lingshotel Alter Meierhof in Glücksburg    Agent, schließlich tätig für INTLFCStone
verabschiedete sich Ingrid Schwartz-Pör-   und Toyota Tsusho Metals. Am 10.02.,
ner aus der Welt der Metalle in den Ru-    ihrem 63. Geburtstag, übergab sie das
hestand. Ursprünglich in Düsseldorf als    Zepter an die Nachfolger Marcel Ka-
Devisenhändlerin gestartet, zog es sie     menzin und Njegos Vasiljevic. In einer
1979 in die Hansestadt Hamburg, wo         emotionalen kurzen Ansprache dankte
sie bis 1981 weiterhin bei einer Bank      sie den Kunden und Partnern für das
Devisen handelte. Die Brokerlaufbahn       langjährige Vertrauen. Fortan wird sie
begann mit ihrem Wechsel zu Shearson,      sich um ihren Mann Knut, seit 1981 an
wo sie fortan die Welt der Metalle ken-    ihrer Seite, sowie die hauseigenen Kat-
nenlernte.Die weiteren Stationen waren     zen und Fische kümmern. Der VDM
MG Commodity Corp, IB für Paine Web-       wünscht Frau Schwartz-Pörner alles
ber, Gerald Metals, Mocatta, Sucden,       Gute für die Zukunft.

                      Der VDM und das German Mining Network
Von René Zarske Das German Mining          Das Kompetenzzentrum schafft Markt-         Neben der Vermittlungsaufgabe geht
Network, in dem der VDM als Partner        transparenz, fördert die Kooperation        das Kompetenzzentrum noch einen
vertreten ist, richtet sich an Unterneh-   und Kommunikation und vermarktet            Schritt weiter und bietet individuelle
men und Institutionen, die im interna-     deutsche Technologien in der Regi-          Gesprächsbegleitungen als auch Ge-
tionalen Rohstoffbereich aktiv sind.       on. Gemeinsam mit dem VDM können            schäftsreisen sowie Delegationen in das
Das Kompetenzzentrum Bergbau und           die Stärken von Verband und Kompe-          südliche Afrika an. Gemeinsam mit dem
Rohstoffe ist Bestandteil des German       tenzzentrum an interessierte Unter-         VDM können diese gebündelt nach Inte-
Mining Networks, welches deutschen         nehmen weitergeleitet werden. Der           ressenslage koordiniert und ein Route
Unternehmen und Organisationen eine        Mehrwert der Kooperation liegt für          für branchenrelevante Orte für den Me-
Plattform für einen beschleunigten         die deutschen Unternehmen entlang           tallhandel erörtert werden.
Marktzugang im Zielland ermöglicht.        der gesamten Wertschöpfungskette.           Mail: rzarske@germanchamber.co.za

                                                                                       VDM Magazin 2/18                       9
VDM Magazin - Verband Deutscher Metallhändler eV
111 Jahre VDM

                       Über 50 Jahre Juniorenausbildung im VDM
                                                          Von Peter Haslacher
Die Juniorenausbildung im VDM hat lange Tradition. 1965 gründete sich erstmals ein Arbeitsaus-
schuss mit dem Ziel der Nachwuchsförderung unter dem Vorsitz von Hans Messmer (Hamburg). Ziel
war es, den jungen Metallhändlern mit Schulungslehrgängen die wichtigsten Themen unserer Bran-
che innerhalb von einigen Tagen durch Referenten näherzubringen.

Bei der Frage nach den Örtlichkeiten hatte man schnell eine         Ein paar Träger Bier lösten später alles auf, das Seminar ent-
Lösung gefunden: Das „Großhandelsschulungsheim“ in Gos-             wickelte sich fantastisch und es sind viele Zusammenarbeiten
lar. Bis heute werden in Goslar im Dreijahresturnus die Junio-      damals entstanden.
renschulungen durchgehführt. Zum 16. bis 21. Oktober 1965
wurde dann erstmalig eingeladen. Mein damaliger Chef, Heinz         Heute finden die Seminare im alteingesessenen Hotel ACH-
Wilhelm Schoof war von Anfang an von der Idee begeistert            TERMANN statt und sind ein fester Bestandteil der vielfältigen
und so war ich natürlich dabei.                                     Angebote des VDM. In regelmäßigen Abständen sind sie als
                                                                    „VDM Junioren-Basisseminare“ in das Gesamtprogramm inte-
                                                                    griert. Auch hat sich die Teilnehmerzusammensetzung mitt-
                                                                    lerweile natürlich geändert: 1978 waren es dann 50 Teilneh-
                                                                    mer und immerhin fünf davon weiblich. Dieser Trend hat sich
                                                                    weiter normalisiert und so besuchten 2018 elf junge Frauen
                                                                    das Seminar in Goslar.

Oben: VDM Junioren vor einem Seminar in den 60er Jahren

Dieses „Heim“ war ein aus heutiger Sicht wohl sehr schlichter
Bau und die Vorschriften ziemlich streng. So wurden beispiels-
weise spätestens 22 Uhr das Haus geschlossen und empfoh-
len „zu Bett zu gehen“. Begünstigt wurde die frühe Schlafen-
                                                                    Oben: VDM Junioren während eines Seminar in den 60er Jahren
szeit durch die große Menge an Vorträgen, die allesamt sehr
umfassend waren.

Aber am letzten Abend haben die Teilnehmer einstimmig be-
schlossen auszubüchsen. Ein sehr freundlicher Hauswart hat
uns dann in der Nacht geholfen wieder in das Haus zu kom-
men. Insgesamt waren wir 27 Teilnehmer. Ja – Teilnehmer,
denn Frauen waren damals noch nicht dabei.

Im Laufe der Jahre habe ich selbst einige Lehrgänge geleitet
- wovon mir einer ganz besonders in Erinnerung geblieben            Peter Haslacher
ist. Nach der Wiedervereinigung stellten wir fest, dass es in
der ehemaligen DDR noch selbständige Händlerkollegen gab.           Peter Haslacher ist Ge-
Ganz schnell fiel im Vorstand der Beschluss diese Kollegen          schäftsführer des Famili-
nach Goslar einzuladen und das ein paar Monate vorher statt-        enunternehmens Schoof &
gefundene Seminar für sie zu wiederholen.                           Haslacher MetallhandelmbH
                                                                    & Co. KG und Vizepräsident
Zusammen mit Teilnehmern die im vorhergehenden Seminar              des VDM. Er war seit 1986
keinen Platz mehr bekommen hatten, fand vom 24. bis 27.             für einige Jahre Leiter der
März 1991 ein zweites Seminar mit elf Kollegen aus den neuen        VDM       Juniorenförderung,
Bundesländern statt. Der Begrüßungsabend begann sehr stei-          1991 wurde er erstmals in
fund war geprägt von Berührungsängsten auf beiden Seiten.           den Vorstand gewählt.

10              VDM Magazin 2/18
111 Jahre VDM

                                    Frauen in der Metallbranche
                                                    Von Marion Finney
Ich kann ich es kaum glauben: Seit über 40 Jahren arbeite ich     in einem pink- und rotfarbigen Outfit erschien und mit hoher
nun in der NE-Metallwirtschaft, und doch erinnere ich mich        Kompetenz und Souveränität durch die Veranstaltung führte.
an die Anfänge, als wäre es gestern. Mit einer Ausbildung         Großartig! Auch Gabriela Grillo war im VDM-Vorstand, aber
im Bereich Aluminium bei der damaligen VAW Lünen, dem             viel wichtiger noch war ihre Zeit im Board der London Metal
Lippewerk, begann mein Karriereweg im Metallgeschäft. Es          Exchange (LME). Ich habe wirklich mit Hochachtung verfolgt,
folgten Stationen, in denen ich Aluminiumbleche verkauft und      wie sie sich in die Sachthemen eingearbeitet hat und eine ein-
Außendienstler betreut habe. 1981 entschied ich mich für den      flussreiche Rolle für die deutsche Metallindustrie in diesem
Wechsel zum Wettbewerbsmetall Kupfer - ich wollte beruflich       Old-Gentlemen-Club einnahm. Sie war sicher eine wichtige
weiterkommen, reisen, etwas Neues anfangen. Die damaligen         Wegbereiterin dafür, dass die LME heute sehr gut innerhalb
Hüttenwerke Kayser, die in den Norddeutsche Affinerie-Kon-        des VDM vernetzt ist. Die „Entscheider“ im Ein- und Verkauf
zern (heute Aurubis AG) aufgingen, schienen mir dies zu bie-      unserer Branche aber blieben bis weit in die 90er Jahre hinein
ten. Heute, nach vielen Jahren der Zugehörigkeit, kann ich sa-    fast ausnahmslos Männer. Ich saß jahrzehntelang zumeist äl-
gen, dieser Wechsel hat mir vieles ermöglicht.                    teren Herren als Verhandlungspartner gegenüber. Die Branche
                                                                  hatte bis dahin etwas Antiquiertes, Konservatives, und es war
Der Metallhandel bietet weltweit eine Vielzahl an möglichen       wirklich eine echte Herausforderung, sich als Frau durchzuset-
Geschäftstätigkeiten. Ich habe verkauft wie eingekauft, Kup-      zen - mit Fachkenntnissen, aber auch vielleicht mit einer etwas
ferprodukte, aber auch Spezialprodukte wie Nickelsulfat,          anderen Verhandlungstaktik, mit Charme und Humor.
Zinkoxid, Mischzinn vermarktet; dazu kam Expertise im Me-
tall-Hedging und mit Kreislaufkonzepten. Ich durfte mein Wis-     Wir sind bei Gleichstellungsfragen aktuell auf einem guten
sen in unzähligen Projekten und in der Zusammenarbeit mit         Weg, aber es muss noch weiter gehen. Ich sage dies aus gänz-
vielen Geschäftspartnern einbringen. Über die Jahre ist so eine   lich neutraler Perspektive – ich bin keine radikale Kämpferin
Mischung aus Spezialisten- und Generalistentum entstanden,        für Frauenrechte, wünsche mir aber eine hohe Diversität für
ergänzt um Führungserfahrungen. Diese Mischung habe ich           den nachhaltigen Erfolg der Metallwirtschaft. Viele verschie-
oft bei anderen Frauen – natürlich aber auch bei Männern - in     dene Sichtweisen fügen sich dann zum optimalen Ergebnis,
unserer Branche wiedergefunden. Dennoch sind Kolleginnen          nachweislich sind gemischte Teams auf allen Hierarchiee-
in der Metallbranche immer noch seltene Exemplare. Kaum           benen erfolgreicher. Dabei ist es unerheblich, ob wir Stellen-
sind bisher Frauen in die obersten Ränge von Unternehmens-        ausschreibungen geschlechts- und altersneutral formulieren.
hierarchien aufgestiegen. Das war in den Achtzigern so und ist    Noch ein weiterer Aspekt: Bei Bloomberg fand ich eine Infor-
es heute noch. Bei Großunternehmen ist aufgrund des Drucks        mation über den Minenbetreiber BHP zum Thema Frauen in
von außen etwas in Bewegung geraten, doch in unserer mittel-      der Metallindustrie, die mir nach wie vor zutreffend erscheint:
ständisch geprägten Wirtschaft besteht Nachholbedarf.             „…if you want more women workers, pay us like men…“

Warum bleiben wir Frauen in der Minderzahl? Wird uns gerin-       Ist das das wahre Thema? Dem Artikel zufolge hat BHP sich
geres Durchsetzungsvermögen zugeschrieben? Glaubt man,            als Nachhaltigkeitsziel gesetzt, bis 2025 ebenso viele Männer
wir seien dem manchmal etwas rauen Umgangston in der              wie Frauen zu beschäftigen. Das ist gut, greift aber meines
Branche nicht gewachsen? In der Aurubis AG sind wir Frauen,       Erachtens nicht weit genug. Frauen wie Männer sollten eine
gefühlt, schon recht zahlreich und auch im engeren Führungs-      jeweils gleichberechtigte Chance in Bezug auf Führungspositi-
kreis vertreten. Bisher hat es auch hier keine von uns in den     onen auf allen Hierarchieebenen erhalten. Gleiche Bezahlung
Vorstand geschafft. Dabei sind wir doch auch gut ausgebildet,     für vergleichbare Positionen wäre dabei ein Standard.
fleißig, gute Netzwerkerinnen, haben breit gefächerte Experti-
se und Fähigkeiten im Austarieren und Gestalten. Auch wird        Eine meiner Kolleginnen im Konzern sprach kürzlich darüber,
uns Frauen eine hohe soziale und emotionale Intelligenz nach-     dass sie das Kupfer im Blut habe, da schon ihr Vater in der
gesagt sowie Kreativität und Multitasking-Fähigkeiten. Oft        Kupferindustrie gearbeitet hat. Welch ein Statement! So wer-
sind wir mit unseren Ideen der Zeit voraus. Die NE-Metallbran-    den geschlechtsspezifische Unterscheidungen am besten
che ist seit jeher männlich geprägt – es gibt aber sehr ermuti-   verwischt: Vom Vater zur Tochter!
gende Ausnahmen. Diese Frauen sind für mich zu Vorbildern
geworden. An ihnen habe ich mich orientiert.                      Marion Finney

Gabriela Grillo und Rita Dapont sind solche Vorbilder für mich    Marion Finney ist Head of
in unserer Branche. Rita Dapont hat dem Verband Deutscher         Customer Scrap bei der Au-
Metallhändler sechs Jahre als Präsidentin vorgestanden und        rubis AG in Lünen. Seit 2015
ihn stark verändert. Ihr wichtigster Verdienst war eine Hinwen-   ist sie Vorstandsmitglied des
dung zu mehr geschlechterneutraler Sachlichkeit – ihr Humor       VDM. Daneben ist sie als
war mitreißend. Sie konnte sich gut im Kreise der Herren durch-   Ausschussleiterin Rohstoff-
setzen, hat aber auch so manchen alten Zopf abgeschnitten.        politik und Sprecherin für das
Begeistert hat sie mich, als sie bei der 100-Jahr-Feier des VDM   Thema Kupfer aktiv im VDM.

                                                                                        VDM Magazin 2/18                     11
111 Jahre VDM

                                    111 Jahre VDM
                         111 Jahre Netzwerk der Metallwirtschaft
Das offizielle Gründungsdatum des VDM ist der 8. Mai 1907, obwohl die gerichtliche Eintragung in
das Vereinsregister unter dem Namen VDM erst 1914 (die Gründungsakte ging im Krieg verloren)
erfolgt sein dürfte. Die Gründung erfolgte durch zwei Vorläuferorganisationen in Hamburg und Ber-
lin, die beide die Gründung von Metallbörsen in Deutschland zum Ziel hatten. Der damals schon
bestehenden Metallbörse in London (LME) sollte somit Konkurrenz gemacht werden.

Gründung in Hamburg                                            Am 8. Mai 1907 fand die Gründung des Vereins statt, ers-
                                                               ter Vorsitzender wurde der Hamburger Unternehmer und
Am 7. Februar 1907 tagte im Saal 14 der Hamburger Börse        Senator Franz Heinrich Witthoefft. Der „Verein der am Me-
eine Versammlung der Interessenten am Hamburger Metall-        tallhandel beteiligten Firmen in Hamburg“ wurde wohl nie in
handel. Max von Schinckel, Präses der Handelskammer, be-       das Vereinsregister eingetragen, er existierte vermutlich bis
grüßte die Anwesenden und gab einen kurzen Überblick über      in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Er kann dennoch
den Anlass, der zur Einberufung der Versammlung geführt        als einer der Vorläuferorganisationen des heutigen VDM be-
hat. Von den verschiedensten Kreisen des Hamburger Han-        trachtet werden.
dels sei die Errichtung einer Hamburger Metallbörse ange-
regt worden. Die Handelskammer habe deshalb den Interes-       Gründung in Berlin
senten Gelegenheit geben wollen, sich über die Für und Wider
eines solchen Vorschlags auszusprechen. Die Mehrheit der       In Berlin gab es nahezu zeitgleich ähnliche Bestrebungen wie
interessierten Unternehmen stand der Gründung einer Ham-       in Hamburg. Berlin zählte bereits um die Jahrhundertwende
burger Metallbörse positiv gegenüber und beschloss einen       zu den bedeutendsten Metallhandelsplätzen. Als Sitz einer
Verein zu gründen, dessen primäre Aufgabe es sein sollte,      Elektrizitätsindustrie mit Weltgeltung und beachtlichen Mes-
auf die Schaffung einer Metallbörse in Hamburg hinzuwirken.    singwalzwerken und Gießereien war die damalige Reichs-

Oben: Die deutsche Metallbörse um 1920 in Hamburg

12              VDM Magazin 2/18
111 Jahre VDM

hauptstadt der Platz mit dem höchsten Kupferverbrauch der         schäftszweig von jeher eine große Rolle gespielt, die meisten
Erde. Darüber hinaus war Berlin einer der wichtigsten Han-        großen Metallhandlungen sind schon alte Firmen, ihre Inha-
dels- und Konsumplätze für Altmetalle.                            ber entstammten aus demselben Handelszweig und haben
                                                                  ihr Geschäft ganz allmählich in die Höhe gebracht.“
Auch in Berlin sah man die Notwendigkeit, gegenüber dem
bedeutenden Londoner Kupfermarkt ein Gegengewicht auf             Zwei Ereignisse dieser Zeit waren prägend für den VDM. Zum
dem Kontinent zu schaffen. Die Ältesten der Kaufmannschaft        einen war es die Gründung der deutschen Metallbörsen, zum
gründeten 1907 die ständige Deputation der Metallinteres-         anderen die Aufstellung einheitlicher Geschäftsbedingungen
senten, die die Einrichtung einer Kupferbörse voranbringen        für den Metallhandel.
sollte. Daneben wurde auch von anderer Seite Interesse für
eine Metallbörse bekundet. So hatte die Direktion der Diskon-     Schon wenige Jahre nach der Gründung des VDM wurde die
togesellschaft auf Anregung oberschlesischer Zinkhütten           Leistungsfähigkeit seiner Mitglieder auf eine harte Probe ge-
und einer Frankfurter Metallhandlung beim Berliner Börsen-        stellt, die der deutsche Metallhandel gut bestand. Der erste
vorstand den Antrag auf Einführung einer offiziellen Notiz für    Weltkrieg mit seiner stark gestiegenen Rüstungsproduktion
den Zinkhandel gestellt.                                          steigerte den Metallbedarf erheblich. Die Metallbörsen in Ber-
                                                                  lin und Hamburg wurden geschlossen. Eine bis dahin nicht
Am 21. März 1911 konstituierte sich in Berlin der „Verein der     gekannte Welle der Altmetallerfassung setzte ein. Nach dem
Interessenten der Metallbörse in Berlin“. In § 1 der Satzung      verlorenen Weltkrieg waren die Schwierigkeiten des Metall-
hieß es:                                                          handels gewaltig. Immerhin spielte der deutsche Metallhan-
                                                                  del vor dem ersten Weltkrieg auf dem Weltmarkt eine füh-
„Der Verein der Interessenten der Metallbörse in Berlin be-       rende Rolle. Diese hatte er durch den Krieg völlig verloren.
zweckt die Regelung der Verhältnisse der Berliner Metall-         Darüber hinaus wirkte sich aber der Abbruch der bis dahin
börse und die Vertretung der Interessen der Mitglieder des        zahlreichen internationalen Beziehungen äußert negativ aus.
Vereins in Bezug auf den Börsenbesuch und den Geschäfts-
betrieb an der Börse.“                                            Nur unter großen Mühen gelang es in der Folgezeit, verlore-
                                                                  ne Kontakte wieder herzustellen. Erst 1925 wurden die deut-
Die Entwicklung in Berlin wurde insbesondere von Norbert          schen Metallbörsen wiedereröffnet.
Levy vorangetrieben. Er gilt als einer der Hauptinitiatoren der
Berliner Metallbörse und des Verbands Deutscher Metall-           Zeit des Nationalsozialismus
händler. Levy stand beiden Organisationen als Gründungs-
vorsitzender vor.                                                 Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahre
                                                                  1933 musste Adolf Schoyer sein Amt als Vorsitzender des
Kaiserzeit und Weimarer Republik                                  VDM aufgeben. Viele VDM Mitglieder, wie Schoyer insbeson-
                                                                  dere aus jüdischen Familien, wurden zu Verfolgten. Große
Nach den oben erwähnten Vereinsgründungen in Berlin und           Namen des deutschen Metallhandels emigrierten und schu-
Hamburg gab es somit in Deutschland zunächst zwei Metall-         fen sich in anderen Staaten neue Existenzen.
händlervereinigungen, die ihre Aufgabe in erster Linie in der
Schaffung und Förderung der Metallbörsen in Deutschland           1934 haben alle Verbände in Deutschland ihre Funktion verlo-
sahen. In dieser Zeit muss sich über den Börsengedanken           ren, sie wurden – mit anderen Bezeichnungen – Teil der Deut-
hinaus ein Zusammengehörigkeitsgefühl der Metallhändler           schen Arbeitsfront. Ab 1934 wurde die Vereinsfunktion des
entwickelt haben. Man erkannte sehr bald, dass eine gemein-       VDM auf die Fachgruppe Metalle bzw. die Fachuntergruppe
same Interessenvertretung von hohem Nutzen war.                   Altmetalle übertragen. Eine formelle Auflösung des VDM er-
                                                                  folgte aber nicht. In § 2 der Satzung der Fachgruppe hieß es:
Aus den am Börsenhandel beteiligten Metallhandelsfirmen
formierte sich in Berlin der Verein Deutscher Metallhändler       „Aufgabe und Pflicht der Fachgruppe ist es, die ihr von der
e.V. (VDM). Erster Vorsitzender des VDM war der Kommer-           Wirtschaftsgruppe zugewiesenen Mitglieder auf ihrem Fach-
zienrat Norbert Levy aus Berlin, er übte dieses Amt bis zu        gebiet zu beraten und zu betreuen sowie deren fachliche und
seinem Tode im Jahre 1928 aus. Sein Nachfolger wurde der          berufsständische Angelegenheiten unter Rücksichtnahme
ebenfalls aus Berlin stammende Adolf Schoyer.                     auf die Gesamtinteressen der gewerblichen Wirtschaft und
                                                                  unter Wahrung des Staatsinteresses zu fördern“.
Sowohl Levy als auch Schoyer gehörten bedeutenden, welt-
weit aktiven jüdischen Metallhandelsfamilien an. Die Rolle        Leiter der Fachgruppe Metalle war seit 1934 Konsul Hans
der jüdischen Familien im Metallhandel beschreibt eine zeit-      Kroeger aus Lübeck. Für den Sekundärmetallbereich wur-
genössische Abhandlung wie folgt:                                 de eine Fachuntergruppe Altmetalle unter der Leitung des
                                                                  Frankfurter Metallgroßhändlers Carl Ludwigsen gebildet.
„Als eine bemerkenswerte Erscheinung sei übrigens noch da-        Eine gewisse Kontinuität in der Arbeit wurde auch dadurch
rauf aufmerksam gemacht, dass sich der große Metallhandel         gewahrt, dass die bestehende Geschäftsführung des Vereins
ausschließlich, wie vielleicht kein anderer Erwerbszweig, in      übernommen worden war. Die in den dreißiger Jahren einset-
jüdischen Händen befindet … Die Juden haben in diesem Ge          zende Aufrüstung ließ den Bedarf an Metallen kräftig

                                                                                         VDM Magazin 2/18                     13
111 Jahre VDM

ansteigen. Der Handel sah sich bald wieder staatlichen Ein-        Die ersten Jahre des Neubeginns waren noch geprägt von
griffen ausgesetzt, die von 1933 an in eine absolute Regle-        staatlicher Reglementierung, nunmehr durch die Besatzungs-
mentierung des Handels durch den Staat mündete. Am 24.             mächte, und der drohenden Demontage von Industrieanlagen.
Mai 1944 erfolgte ein Tagesangriff auf Berlin. Die Börse und       So wurde beispielsweise in der Britischen Zone das Verwal-
damit die Geschäftsstelle der Fachgruppe wurden schwer             tungsamt für Nichteisenmetalle (VANEM) geschaffen, welches
beschädigt.                                                        am 1. Mai 1946 „um eine geordnete Metallwirtschaft in dem
                                                                   Britischen Kontrollgebiet zu gewährleisten … die … Nichtei-
Alliierte Besetzung                                                sen-Metall-Anordnung I über Beschaffung, Freigabe und Ver-
                                                                   brauch“ in Kraft setzte.
Das Kriegsende erlebte der damalige Geschäftsführer Dr. Ru-
dolf Müller in der ausgelagerten Geschäftsstelle in Lautenthal     Der VDM zwischen 1948 und heute
/ Oberharz. Aus alten Mitgliedsakten ergibt sich, dass auch in
den Wirrungen des Jahres 1945 ein recht kontinuierlicher Kon-      Kurz vor der Gründung der Bundesrepublik Deutschland er-
takt zwischen der Geschäftsstelle und den Mitgliedsunterneh-       folgte der Umzug von Lautenthal nach Wiesbaden. Anlass
men gehalten werden konnte. Die Fachgruppe Metalle bestand         dieses Standortwechsels bildete die Erwartung, dass die
über das Kriegsende hinaus bis etwa Herbst/ Winter 1945 un-        künftige Bundeshauptstadt Frankfurt heißen würde. Am 20.
ter dem Vorsitz von Konsul Kroeger fort, da die alliierten Be-     Mai 1949 trat der Verein im Regentenbau in Bad Kissingen
satzungsmächte eine gewisse Zeit benötigten um die 1934            zu seiner ersten ordentlichen Mitgliederversammlung nach
gegründeten Fachgruppenorganisationen aufzulösen.                  dem Krieg zusammen. Die Neuordnung des Vereins kam zur
                                                                   rechten Zeit. Seit der Währungsreform im Jahre 1948 gingen
Dr. Müller ergriff schon bald nach Kriegsende die Initiative zur   die Beschränkungen des freien Handels zunehmend zurück.
Wiederbelebung des alten VDM. Ein erstes Rundschreiben an          Die letzte Vorschrift über die Metallbewirtschaftung ist 1955
die Metallhandelsfirmen zum Thema „Organisation des Me-            außer Kraft getreten. In den Jahren zuvor hatte auch die LME
tallgroßhandels“ erging bereits am 7. November 1945. Aus den       den Handel mit Kupfer und anderen Metallen wieder aufge-
Antwortscheiben der Unternehmen wurde rasch deutlich, dass         nommen und damit die Voraussetzung für eine transparente-
auch der Handel an einem unverzüglichen Wiederaufbau des           Preisbildung geschaffen. Der Handel nahm nun am allgemei-
VDM höchst interessiert war. Infolge der politischen Umstände      nen wirtschaftlichen Aufschwung teil.
in der Nachkriegszeit konnte die Wiederbelebung des Vereins-

                                                                                 In den sechziger und siebziger Jahren gestal-
                                                                                 tete sich der Handel zunehmend europäischer.
                                                                                 Die Tore zu den Weltmärkten wurden langsam
                                                                                 geöffnet und die Europäische Wirtschaftsge-
                                                                                 meinschaft wandelte sich zur Europäischen
                                                                                 Union. Handelsbarrieren innerhalb Europas
                                                                                 wurden abgebaut. Im April 1979 wurde der
                                                                                 Sitz des VDM von Wiesbaden in die damalige
                                                                                 Bundeshauptstadt Bonn verlegt.

                                                                                1985 überraschte die Zinnkrise den Metall-
                                                                                markt. Der Internationale Zinnrat wurde zah-
                                                                                lungsunfähig und hinterließ einen Schulden-
                                                                                berg von mehr als neunhundert Millionen
                                                                                Pfund Sterling. Der Zinnmarkt brach weltweit
                                                                                zusammen. In der Folge wurde der Zinnhan-
                                                                                del an der LME bis Mitte 1989 eingestellt. Das
                                                                                Zinndesaster beendete einerseits die Diskus-
                                                                                sion, durch Rohstoffabkommen Preisschwan-
                                                                                kungen auf den Rohstoffmärkten zu glätten
Oben: VDM Mitgliedeversammlung 1950 in Bad Wildungen               bzw. einzugrenzen, andererseits wurde ein tiefgehender Re-
                                                                   formprozess der altehrwürdigen LME eingeleitet.
deutscher Metallhändler zunächst nur für die britische Zone
und unter anderem Namen in Frage kommen. Am 11. Oktober            In den achtziger Jahren entwickelte sich in Europa ein neues
1946 wurde die formelle Gründung des Fachverbandes Metall-         Umweltbewusstsein. Ökologie wurde ein fester Bestandteil
handel (vorm. Verein deutscher Metallhändler e.V.) beschlos-       der Metallwirtschaft. Internationale Umweltgesetze, wie bei-
sen. In den Folgemonaten folgte eine zähe Diskussion über die      spielsweise die Abfallverbringungsverordnung, bestimmten
künftige Struktur und Ausrichtung des Verbandes, erst am 1.        fortan zu einem großen Teil das Tagesgeschäft. Der VDM be-
Oktober 1948 benannte sich der Fachverband wieder in „Verein       gleitete seine Mitglieder auf dem Weg zu einer ökologischen,
Deutscher Metallhändler e.V.“ um.                                  ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft.

14              VDM Magazin 2/18
111 Jahre VDM

Am 3. Oktober 1990 trat die DDR der Bundesrepublik                 betrieben wird. Im April 2013 wurde die „Arbeitsgemein-
Deutschland bei. Viele Unternehmen, die sich bis dahin im          schaft Metalle Österreich“ mit Sitz in Wien gegründet. 2018
kommunistischen Machtbereich befanden, konnten nun dem             feiert der VDM sein 111 jähriges Bestehen. Aus den Vereinen
VDM beitreten. Als Folge der Deutschen Einheit wurde der           zur Bildung von Metallbörsen in Deutschland ist ein moder-
Verbandssitz im Juni 2006 von Bonn nach Berlin verlegt. Am         ner Lobby- und Dienstleistungsverband mit Mitgliedern aus
1. September 2007 eröffnete der VDM sein Europabüro in             vielen europäischen Staaten geworden.
Brüssel, welches bis heute zusammen mit der WV Metalle

           Oben: VDM Mitgliederversammlung 1950 in Bad Wildungen

                                                                   Oben: VDM Vorsitzender Wilhelm Kroll und VDM Geschäftsführer Dr. Ferdi-
                                                                   nand Dietz im Dezember 1964

                   Oben: VDM Vorstand und Geschäftsführung 1988

                                                                                                    Oben: VDM Vorstand 2015 in Aachen

                                                                      Zum 100jährigen Bestehen des Verbands hat der VDM
                                                                      im Jahr 2007 eine Chronik verfasst. Hierin erhalten Sie
                                                                      einen Blick in die Geschichte des Metallhandels sowie
                                                                      die Menschen dahinter. Bei Interesse können Sie die
                                                                      Chronik in der Geschäftsstelle kostenlos anfordern.
                 Oben: VDM Mitgliederversammlung 2016 in Dresden

                                                                                           VDM Magazin 2/18                          15
111 Jahre VDM

                               Szenen des Metallhandels

                 Von rasanten Entwicklungen und kuriosen Eigenarten
Seit 111 Jahren steht der VDM als Institution für die Metallhandelsbranche - zusammengesetzt aus
Metallexperten mit unterschiedlichen Profilen und Arbeits- sowie Handelsschwerpunkten. Viel älter
jedoch ist die gesamte Branche - beinahe so alt wie die Metalle selbst mit denen gehandelt wurde und
wird. Und so gab und gibt es bis heute komische Anekdoten, kuriose Szenen, spektakuläre Einzelgän-
ge oder fragwürdige bis kriminelle Herausforderungen mit denen die Unternehmen zu tun hatten und
die die Branche bis heute prägen.

                                                                       Im folgenden möchten wir zwei Un-
                                                                       ternenehmer zu Wort kommen las-
                                                                       sen, die das Geschäft und die Welt
                                                                       der NE-Metallle von der Pike auf
                                                                       gelernt haben und einen Überblick
                                                                       geben können, was sich in den ver-
                                                                       gangenen Jahrzehnten im Metall-
                                                                       handel verändert, wie die Branche
                                                                       auf Rückschläge reagiert hat und
                                                                       wo sich ganz positive Entwicklungen
                                                                       vollzogen haben.

                                                                       Theo Meyer war von 1956 bis
                                                                       2007 teilhabender Geschäftsfüh-
                                                                       rer der Christoph Otto Pape Metal-
                                                                       le GmbH. Lothar Krumbügel kennt
                                                                       den Metallhandel seit 1969. Zuletzt
                                                                       war er von 1987 bis 2007 Einkauf-
                                                                       schef von Diehl Metall sowie Ge-
                                                                       schäftsführer der Süddeutschen
                                                                       Metallhandelsgesellschaft GmbH.

                                                                       Zum Einstieg in die ureigene Welt
                                                                       der Metallhandelsgeschichte haben
                                                                       wir in unseren Archiven gekramt
                                                                       und ein Dokument aus der Zeit des
                                                                       Neuaufbaus nach dem 2. Weltkrieg
                                                                       gefunden, das veranschaulicht wo
                                                                       man 1946/47 stand und wie schwie-
                                                                       rig die ersten Jahre waren. Nicht nur,
                                                                       dass wir uns wunderten, dass 1947
                                                                       noch in Reichsmark bezahlt wurde
                                                                       - auch mussten die Mitglieder ganz
                                                                       praktisch für das Essen am Abend
                                                                       mitsorgen und keinen Geldbetrag
                                                                       überweisen sondern Essensmarken
                                                                       mitbringen.

                                                                       Links: Rundschreiben Nr. 15 betreffend
                                                                       die VDM Mitgliederversammlung in Bad
                                                                       Pyrmont aus dem VDM Archiv in Berlin

16          VDM Magazin 2/18
111 Jahre VDM

                           Hürden und Entwicklungen
                 des deutschen Metallhandels im 20. Jahrhundert
                                                          Von Theo Meyer

Oben: Unternehmensporträt der Firma Chr. Otto Pape Metallwaren Fabrik aus dem Jahr 1887

Definitionssache: Tonne ist nicht gleich Tonne                          jedoch sofort dieses Lächeln: Die drei bis vier Tonnen Bron-
                                                                        zespäne bestanden aus vier Marmeladeneimer großen Behäl-
                                                                        tern, jeder mit etwa 40 kg Inhalt! Trotz meiner aufflammen-
Nach Beendigung meiner Lehre Mitte 1959 wurde mir der                   den Schamröte war mir klar, die Dame hatte nicht Unrecht, es
sogenannte „Kleineinkauf“ übertragen. Schnell sollte ich eine           waren ja vier Tonnen. Wir haben natürlich korrekt abgerechnet
Erfahrung machen, die mir bis heute im Gedächtnis blieb und             und ihr einen Scheck geschickt. Sie hat sich sicher darüber
eine gesunde Skepsis förderte:                                          sehr gefreut und ich habe gelernt: Freud und Leid liegen so
                                                                        dicht beieinander, man muss nur bei gewissen Dingen gegen-
Eine der Stimme nach ältere Dame aus Hannover rief an und               sätzlicher Meinung sein.
fragte, ob wir an drei bis vier Tonnen Bronzespäne interessiert
seien und ob wir „sowas auch abholen könnten?“ Ihr Mann sei             Ich habe nie wieder 40 kg für 1000 kg gekauft!
gestorben und sie müsse seine Schlosserei aufräumen. - Man
muss wissen, dass Bronzespäne so das „Feinste vom Feinen“
für unser Schmelzwerk waren. - Ich freute mich bereits, denn            Preise ermitteln leicht gemacht
die Dame fragte auch noch nicht einmal nach dem Preis. Wel-
ches Geschäft bahnte sich da für mich an. Drei bis vier Tonnen          Die Metallkurse an der Londoner Metallbörse wurden bis in
Bronzespäne, auf einmal, oha!                                           die 1960er Jahre in Pfund-Sterling und englischer Tonne ver-
                                                                        öffentlicht.
Ich vereinbarte sofort für den nächsten Morgen die Abholung
- ein Konkurrent sollte ja nicht schneller sein - und schickte          Um auf den damaligen D-Mark-Preis zu kommen, musste man
einen 3,5 to LKW mit Ladebühne zur angegebenen Adresse.                 nicht nur den Umtauschkurs zum Pfund nehmen, sondern
Bereits nach einer Stunde stand der LKW wieder bei uns im               dieses Ergebnis auch noch durch 1,016 teilen. Eine englische
Werk. Donnerwetter, das hat aber gut geklappt, dachte ich!!             Tonne entspricht nämlich 1.016 Kilogramm! Wie einfach ist es
Das leichte Lächeln der beiden Mitarbeiter machte mich zu de            heute: Ein Blick auf den Monitor und zack ist alles da: Der Dol-
Zeitpunkt noch nicht stutzig. Mein Blick auf den LKW erklärte           larkurs, der Metallkurs und alles in 1000 kg!!

                                                                                             VDM Magazin 2/18                        17
111 Jahre VDM

Wandel der Zeit:
Kabelzerlegung damals und heute

Kabelzerlegung, heute ein höchst komplexer, hochtechnischer,
in große Hallen eingehauster Vorgang, hatte bereits in den
1960er und früheren Jahren einen hohen Stellenwert. Der in-
dustrielle Aufbau der Bundesrepublik brachte es mit sich, dass
große Mengen Kupferkabel wie auch Erdkabel zur Verfügung
standen, für die es in ihrer vorliegenden Form keine Verwen-
dung gab. Doch die vorhandenen Metalle Kupfer, Blei und
Eisen waren begehrt und gehörten „geborgen“! Die damals
„vorhandene Technik“ bestand (nur) aus Feuer und etwas Oel
zum Anzünden, durch das die nichtmetallischen Bestandteile
(Teer) von den metallischen getrennt werden konnten! Die Ka-
bel wurden in Längen von etwa einem Meter geschnitten und
auf nach vorn geneigte, aus Eisenbahnschienen bestehenden
Paletten, gelegt. Die Schräge ermöglichte das Abfließen des
Blei von Kupfer und Eisen. Erforderlich waren:

a) ein Gelände, das weit von bewohnten Gegenden entfernt
war.
b) eine entsprechende Genehmigung. Diese sah vor, dass das
Abbrennen von Kabeln nur
c) nachts vorzunehmen oder bei Beginn der Dunkelheit und
d) das zuständige Polizeirevier, die zuständige Feuerwehr und
den nahegelegenen Airport (der damals noch Flugplatz hieß)
von der nächtlichen Aktion benachrichtigt wurden.

                                                                 Oben: Historische Aufnahmen der Kabelaufbereitung beim VDM Mitglied
                                                                 KMR Kabel-Metall-Recycling GmbH

                                                                 Die Polizei und Feuerwehr brauchten dadurch nicht auszurü-
                                                                 cken, die an- und abfliegenden Piloten konnten zwar „Feuer“
                                                                 melden, aber der Tower war ja ebenfalls über den brandstifter-
                                                                 freien Brand informiert.

                                                                 Morgens wurde dann aus den erkalteten, abgebrannten Ka-
                                                                 beln das Kupfer, Blei und Eisen, sauber getrennt, geborgen.
                                                                 Das Teer war im Himmel!

                                                                 Fazit: Ja, die Luft war zwar nicht so sauber, aber es war auch
                                                                 nicht so laut und so teuer wie heute. Dieser Satz ist mehr hu-
                                                                 moristisch zu verstehen, deswegen aber nicht weniger wahr.

                                                                 Links: Moderne Kabelaufbereitung beim VDM Mitglied Zirec GmbH

18              VDM Magazin 2/18
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