VDM Magazin - Verband Deutscher Metallhändler eV
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VDM Magazin II/ 2018 No. 684 Handel Recycling Produktion 111 Jahre VDM 111 Jahre Netzwerk der Metallwirtschaft Über 50 Jahre Juniorenförderung Der VDM im Wandel der Zeit 1965 startete der VDM mit seinem Juni- Zu Kaisers Zeiten gegründet und heute orenprogramm. Seitdem hat sich inhalt- das größte Netzwerk der Metallwirt- lich wie auch äußerlich viel getan. schaft in Europa.
INHALT Inhaltsverzeichnis Editorial Metallwirtschaft 4 VDM aktuell Digitalisierung - Metallhandel der Zukunft 4 4000 Gläser für einen Netzwerkabend 5 Goslar 2018 - 6-7 5 Ein Netzwerk für´s (Berufs)Leben So geht Kaffeekapsel-Recycling 8 Maarten Gassmann leitet ASF 8 70 Jahre Kaatsch 9 Die Partyqueen ... ist dann mal weg 9 6 111 Jahre VDM Über 50 Jahre Juniorenausbildung im VDM 10 Frauen in der Metallbranche 11 111 Jahre VDM - 12 - 15 10 111 Jahre Netzwerk der Metallwirtschaft Szenen des Metallhandels - 16 - 22 Von rasanten Entwicklungen und kuriosen Eigenarten Business 12 Die Hochphase gönnt sich eine Verschnaufpaus 23 - VDM Geschäftsklimaindex 2. Quartal 2018 Metall-Menschen Kathrin Lewandowski: Zwischen Metallhandel 24 - 25 und Bahnhofsmission 16 Blickpunkte CRONIMET Envirotec gewinnt Rohstoffeffizienz-Preis 25 10 Fragen an... Petra Zieringer 26 Damals - Heute: Recylex GmbH 26 24 Kalender/ Impressum 27 2 VDM Magazin 2/18
EDITORIAL VDM Modern seit 111 Jahren Wer die Zukunft gestalten möchte, muss sich kontinuierlich weiterentwickeln. Der VDM feiert in diesem Jahr seinen 111. Geburts- tag. Gegründet im Kaiserreich, überaus erfolgreich in der Weimarer Republik, überlebt ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte und ist heute das größte Wissens- und Kommunikationsnetzwerk der Nichteisenmetallwirtschaft im deutschsprachigen Raum. Mit seinen 228 Mitgliedern repräsentiert er etwa 700 Firmen bzw. Niederlassungen und deckt rund 90 Prozent des Metallmark- tes in Deutschland und Österreich ab. Seine Mitglieder generieren einen Umsatz von rund 39 Milliarden Euro und beschäftigen rund 25.000 Mitarbeiter. Die Veranstaltungen des Verbandes werden jährlich von fast 2.000 Menschen aus ganz Europa besucht. Schon kurz nach seiner Gründung 1907 war der VDM eine feste Größe in der Branche. Der Verein initiierte erste Handelsusancen und trieb die Gründung von Metallbörsen in Berlin und Hamburg voran. Heute sind die internationalen Metallbörsen aus London und New York seine Mitglieder. Der VDM hilft mit, politische Rahmenbedingungen für seine Mitglieder zu verbessern und be- schäftigt sich mit zentralen Zukunftsthemen wie Bildung und Digitalisierung. In diesem Heft erzählen wir seine Geschichte, lassen Wegbegleiter zu Wort kommen und blicken in die Zukunft. Manche Themen bleiben stetig aktuell. Staatliche Handelshemmnisse spielten schon immer eine unsägliche Rolle. Rohstoffbe- wirtschaftung im Dritten Reich und der DDR, Alliierte Handelshemmnisse in der Nachkriegszeit, staatliche Exportkontingente oder gar Exportverbote und eine Vielzahl von Zöllen und Handelsbeschränkungen beschäftigten den VDM kontinuierlich seit 111 Jahren. Im letzten Jahr berichtete das VDM Magazin ausführlich über China, 2018 setzt sich US Präsident Donald Trump an die Spitze der Protektionisten - mit seiner Politik der Strafzölle für Aluminium und Stahl wird er den Märkten Schaden zufügen, die ohne sein Zutun gut funktionieren würden. Der VDM wird sich auch in Zukunft in Berlin, Brüssel und Wien für einen freien und fairen Welthandel einsetzen. Ihre Thomas Reuther Ralf Schmitz Präsident Hauptgeschäftsführer VDM Magazin 2/18 3
VDM AKTUELL Digitalisierung – Metallhandel der Zukunft Ein Klick, ein Foto – und schon ist der Schrotthaufen entsprechend der Zu- sammensetzung und Qualität analy- siert, die Daten online verfügbar und sofort versandfähig. Was nach Zu- kunftsmusik klingt, ist heute schon Teil des Geschäftsmodells von SEROHTEC - einem Start-Up, das sich auf technolo- gie-basierte Lösungen für den digitalen Handel von NE-Metallen spezialisiert hat. Vorgestellt haben Gerrit Mewes und Jochen Kuritz ihre selbst kreierte App METALSALE beim ersten Treffen der Ar- beitsgruppe Digitalisierung des VDM am Oben: Start Up Unternehmer Jochen Kuritz und Gerrit Mewese gemeinsam mit Bitkomvertreter Dr. Christopher Meinecke und VDM HGF Ralf Schmitz 27. Februar 2018, bei dem rund 20 Me- tallhändler in das Thema der Gegenwart etablierte Marktstrukturen mit innovati- In der Runde der Arbeitsgruppe waren eintauchten. ven Ideen und effizienten Systemen in sich die Teilnehmer einig, dass techni- Frage und etablieren neue Modelle am sche Neuerungen und digital optimierte Für einen Überblick und eine grundle- Markt. Um diese Entwicklung mitzuge- Prozesse Grundlage für den Metallhan- gende Einschätzung der gesamtwirt- stalten, den Markt digital weiterzuentwi- del der Zukunft seien. Praxisnahe An- schaftlichen Zusammenhänge der ckeln und bestehende Prozesse zu op- sätze, die verhältnismäßig schnell um- Digitalisierung sorgte der einführende timieren, ist das Start-Up SEROHTEC in gesetzt werden könnten und auf großes Beitrag von Dr. Christopher Meinecke, den VDM eingetreten und bietet ein Tool Interesse stießen, waren der Aufbau von Head of Digital Transformation beim an, das in seiner Entwicklung noch am Plattformen die den Austausch von Do- Digitalverband Bitkom. Danach sieht Anfang steht. „Der Prototyp zur automa- kumenten beschleunigen sowie ein Sys- sich auch der Metallhandel zwei zent- tischen Materialerkennung mit Hilfe von tem zur Direkterkennung von Containe- ralen Aufgaben gegenüber: Zum einen K.I. ist für uns ein Experiment gewesen, rinhalten oder Anwendungen aus dem braucht es einer grundlegenden Öffnung um ein Gefühl für das Potential dieser Bereich des Internet of Things, wenn gegenüber der Digitalisierung, eine stra- Technologie im Metallhandel zu erhal- Container beispielsweise selbstständig tegische Herangehensweise, die von der ten. Ob, wann und wie das Tool Teil unse- die Füllmenge weitergeben oder Repa- Führung gewollt und mit (finanziellem) rer Plattform wird, steht noch nicht fest. raturbedarf melden. Mut versehen ist. Zum anderen braucht Wir sind aber der festen Überzeugung, es Engagement zur konkreten Verände- dass man mit Technologie zielgerichtet Fest steht: In welchen Bereichen die rung, der Implementierung von techni- Arbeitsprozesse des Metallhandels opti- Digitalisierung Einzug in den Metallhan- schen Angeboten, die möglicherweise mieren kann“, sagt Gerrit Mewes, Mitent- del erhält, bleibt für jedes Unternehmen Struk- turen und organisatorische Pro- wickler der App Metalsales. selbst zu beantworten. Der VDM lädt in zesse verändern können. In Zukunft wird der neuen Arbeitsgruppe dazu ein, sich keine Branche von Maßnahmen und „Man sollte auch nicht vergessen, dass über Entwicklungen und Best Practices Umbrüchen durch die Digitalisierung international gesehen viele Länder wei- auszutauschen und mit externen Ideen- aus gespart. Viel eher stellen neue Play- ter sind als Deutschland und wir nicht gebern ins Gespräch zu kommen. RH er, meist aus dem Start Up/ IT-Bereich, den Anschluss verlieren dürfen.“ Anita Krüger verstorben Anita Krüger war von 2005 bis 2014 in Ihr Arbeitsschwerunkt lag viele Jahre im der VDM/WGM Geschäftsstelle tätig. Bereich der NE-Metallhalbzeuge als As- Sie verantwortete viele Jahre den Statis- sistentin im WGM. Anita Krüger verstarb tischen Dienst sowie die wöchentliche am 24. März 2018 in Berlin. Metallpreisübersicht. Als waschechte Berlinerin trat sie ihren Dienst beim VDM am damaligen Ver- einssitz Bonn an. Dort bereitete sie den Umzug des Verbandes in die Hauptstadt mit vor. 4 VDM Magazin 2/18
VDM AKTUELL 4000 Gläser für einen Netzwerkabend Hinter den Kulissen eines VDM Trefftages 3600 Bestecke, 4000 Gläser, 2500 Tel- Auch in diesem Jahr sorgten Küche ler, 1000 Liter Fassbier und 40 Service- und Service für das kulinarische Wohl, kräfte - wer hinter diesen Dimensionen reibungslose Abläufe und eine freundli- etwa die Berlinale oder eine Messe a che und funktionierende Bewirtung am la CeBit vermutet liegt weit daneben. Abend. Obwohl Sturm „Friederike“ zahl- In diesen Größenordnungen plant und reiche Gäste an der Anreise hinderte, managet Günter Foré, Bankettleiter blieben die Bereitstellung und damit der des Hotels Quellenhof in Aachen, den Kostenaufwand der Selbe. „Belgisch-Niederländisch-Deutschen Trefftag der Stahl- und NE-Metall-Recy- „Ob es 400 oder 800 Personen sind, das cling-Unternehmen“ kurz: den Eure- spielt für unsere Planungen kaum eine Oben: Der niederländische Popstar Bryan gio-Trefftag. Gemeinsam mit seinem Rolle. Sobald der VDM uns die angemel- Stricker singt in der Elefantenbar. Küchenchef Daniel van Zijp und Ban- dete Teilnehmerzahl zuschickt, planen kett-Manager Luc van Neer sorgt er da- wir das Personal, bestellen die Getränke Ein überraschender und gelungener Bei- für, dass es den rund 600 Metallhänd- und Lebensmittel – ab da ist der Stein trag, der sich gut in das Jubiläumsjahr lern während des Tages an nichts fehlt. im Rollen.“ Dass besonders am Ende des VDM einfügt. „111 Jahre VDM“. Workshop im Zeichen des Cybercrime Der begleitende Workshop zum Eure- gio-Trefftag stand in diesem Jahr unter der Überschrift „Cyber Crime & PC Si- cherheit im Unternehmen“. Nicht zuletzt aufgrund seiner aktuellen Relevanz er- freute er sich einer hohen Anmeldezahl und intensiven Austauschs. Dr. Ralf Schadowski, IT-Sicherheits-Experte und zertifizierter Datenschutzbeauftragter, wies in seinen Ausführungen auf die Be- deutung der Datensicherheit hin. Neben grundlegenden Informationen zur IT-Sicherheit am Arbeitsplatz und im Unternehmen stand die EU Daten- schutz Grundverordnung im Mittelpunkt Oben: Bankettleiter Günther Foré mit seinem Küchenchef Daniel van Zijp der Vorträge. Mit praktischen Beispielen und Bankett-Manager Luc van Neer zum Umgang mit Dokumenten in Print- und Online-Format sowie einem rechtli- „Ich bin dabei seit die Veranstaltung des Tages auch Erfahrungswerte eine chen Überblick half er konkrete Ansätze 1996 aus der Taufe gehoben wurde. Rolle spieen, bestätigt der 63 Jährige. in einem schwierigen bis unübersichtli- Damals war sicher noch einiges an- Es gehe dann darum einzuschätzen was chen Themengebiet zu liefern. RH ders – beispielsweise war es weitaus und wie viel an Getränken benötigt wird, schwieriger zu managen, wenn am da das Miteinander und der Austausch Abend an der Bar in drei Währungen be- auch am Abend für einen internationa- zahlt wurde. Alles in allem waren die Vo- len Trefftag von zentraler Bedeutung raussetzungen aber ähnlich. Es braucht sind. eine grundlegende Infrastruktur, die wir bereits Monate bis Jahre im Voraus pla- In diesem Jahr überraschte zudem der nen. So stellen wir zum Beispiel jedes niederländische Superstar Bryan Stri- Jahr zusätzliches Personal extra für den cker mit viel Musik und guter Laune Trefftag ein. Seit einigen Jahren ergän- das Publikum in der Hotelbar. Der VDM zen wir das Team zudem durch eine dankt Leo van Est (Van Est Metals, Nie- externe Sicherheitsfirma“, sagt Foré. derlande) für das Engagement. VDM Magazin 2/18 5
VDM AKTUELL Goslar 2018 - Ein Netzwerk für´s (Berufs)Leben Netzwerken und Fachaustausch: Häufig Nach dem traditionellen Kennen- Schnappsbrennerei Wöltingerode. Was sind Tagungen und Ausschüsse unter lern-„Hexenabend“ starteten am Montag nur bedingt nach Erholung klingt, war diesen beiden Schlagworten zusam- die fachlichen Inputs zu Kupfer und Blei dank eines ausgiebigen Essens im da- mengefasst und zu Recht als Grundlage bevor es am Nachmittag rund 13 Meter zugehörigen Klostergut Grundlage für für einen erfolgreichen Metallhandel ge- unter Tage in das Bergwerk und UNES- einen frischen Start in den fachlichen nannt – sind es doch die Kontakte und CO-Weltkulturerbe „Rammelsberg“ ging. Donnerstag. der persönliche Austausch, die auch das Das rund 1000 Jahre alte Bergwerk geschäftliche Miteinander stärken. Und wurde bis in die 80er Jahre als Mine für Mit Zink, Strategischen Sondermetallen dennoch erhalten eben diese beiden Galenit (Bleiglanz), Chalkopyrit (Kupfer- sowie dem Bereich Verkehr und Logis- Punkte eine besondere Bedeutung im kies), Sphalerit (Zinkblende) und Baryt tik boten die Exkurse einen Querschnitt Junioren-Basisseminar in Goslar. 2018 (Schwerspat) genutzt. Nach blessu- durch Spezialthemen wie Allgemeingül- führte das im Dreijahresturnus stattfin- renfreier und vollzähliger Rückkehr gab tiges. Einblicke in die Verbandsarbeit des dende Seminar 64 junge Metallhändle- Frau Dr. Catrin Kammer am Dienstag VDM sowie das Thema Digitalisierung rinnen und Metallhändler für eine Woche einen professionellen wie spannenden moderierte VDM Hauptgeschäftsführer in die alte Kaiserstadt. Einblick in die faszinierende Welt der Me- Ralf Schmitz zwischen den Fachvorträ- talle. Ergänzt wurde der Fachtag durch gen. Für den Abend hatte die Hans-Joa- Den Nachwuchs aus Deutschland, Ös- Beiträge zu Ferrolegierungen und Nickel. chim Kaps-Stiftung zu einem Heavy-Me- terreich, der Schweiz und den Nieder- Am Abend intensivierten die Junioren tal Konzert geladen. Den Abschlusstag landen erwartete ein Programm aus auf Einladung des VDM Mitglieds unter- des Lehrgangs bildeten am Freitag Vor- Vorträgen zu den Vorkommen, Gewin- nehmens GMH Stachow-Metall GmbH träge zur Abfallverbringungsverordnung nung, Anwendung und Recycling der die Kontaktaufnahme untereinander bei (VVA) sowie ein praxisorientierter Bei- einzelnen NE-Metalle sowie eine Reihe dem einen oder anderen Kaltgetränk. trag zur Probenahme bei Metallschrott. an Besichtigungen zur praktischen Ver- Am Mittwoch startete der Metallnach- Seit 1965 tagt der Nachwuchs der anschaulichung und Ergänzung des wuchs pünktlich und voller Elan in den deutschen Metallhandelsbranche alle Gelernten. Für alle Frühankömmlin- „Aluminium-Tag“ – bestehend aus der drei Jahre in der 40.0000 Einwohner ge ging es bereits am Sonntagmit- Besichtigung des VDM Mitglieds Trimet Stadt am Nordharz. Generationen von tag mit einer Stadtführung los. Auf Automotive Holding GmbH in Harzgero- Metallhändlern haben hier seitdem Ge- dem „Metallweg“ führten die Rund- de und Fachvorträgen zu den Themen schäftsbeziehungen ins Leben gerufen, gänge vom Tagungshotel „Der Ach- Aluminium und Kontrolle des NE-Me- die bis heute Bestand haben. „Man darf termann“ bis zur Kaiserpfalz und tallschrotts auf Radioaktivität. Die täg- eine solche Bedeutung auch heute nicht zurück über die historischen – und liche Portion Kultur erhielt die Gruppe unterschätzen. Es mag überholt klingen, bergbaugeprägten – Orte der Stadt. im Anschluss bei der Besichtigung der aber unsere Branche lebt davon, dass man sich kennt, dass man weiß wer der andere ist und nicht nur die Stimme vom Telefon erkennt“, fasst Ralf Schmitz zu- sammen. Der VDM bedankt sich bei allen Referen- ten für ihr Engagement sowie die span- nenden und informativen Beiträge! Ein Dankeschön gilt auch den Teilnehmerin- nen und Teilnehmern des Seminars für ihre aktive Einbringung und ein gelunge- nes Miteinander. RH 6 VDM Magazin 2/18
VDM AKTUELL Kaps meets Metal Im Rahmen der Juniorenfortbildung des VDM in Goslar lud die Hans- Joachim-Kaps-Stiftung am 8. März 2018 in die Szenekneipe „Kö“. In zwanglosen Gesprächen und bei Bier, Kicker oder einer Partie Billard ließen die jungen Metallhändler nach dem intensiven Pro- gramm gehörig Dampf ab und vertieften ihre Kontakte. Zum Motto des Abends – „100% Metal inside“ – passte auch das Life-Programm: Die Kaps-Stiftung hat- te die Heavy-Metal-Band „Wolfen“ für ein Sonderkonzert engagiert. Die fünf Musiker begeisterten den Saal mit einem mehr als zweistündigen Auftritt. Für die über 60 Teilnehmer war es ein rockiger und gelungener Austausch. Workshop/Juniorenwahlseminar | 25. September 2018 in Essen „Mobile Konzepte: E-Mobilität – Eine Heraus- forderung für den Metallhandel“ Elektroautos sind der Beginn einer anderen Logik von Energie und Mobilität. Regenerativ gespeist, wird E-Mobilität zentraler Bestandteil eines smarten und ressourcenschonenden urbanen Lebensstils sein. Aber: ■ Welche Herausforderungen ergeben sich für den Metallhandel? ■ Wo kommen die Rohstoffe für unsere E-Mobilität her? ■ Welche Probleme ergeben sich (z.B. Kobalt)…? Über diese und viele weitere spannende Themen zum Probefahrt in einem Thema E-Mobilität sprechen vier Reverenten aus Industrie TESLA Model S und Wirtschaft. Dienstag, 25. September 2018, Beginn 12:00 Uhr bei der TRIMET Aluminium SE in Essen im Anschluss lädt die Hans-Joachim Kaps-Stiftung zum gemeinsamen Abend in die DAMPFE – Das Borbecker Brauhaus in Essen ein. Die Platzanzahl ist begrenzt! Melden Sie sich noch heute, spätestens bis zum 7. September 2018 beim VDM über Nadine Zocher zocher@vdm.berlin an. VDM Magazin 2/18 7
VDM AKTUELL So geht Kaffeekapsel-Recycling Vom 15. bis 17. Februar 2018 ging es für gehören Deutschland, England und die können aber auch über Briefkästen zu- 35 VDM-Junioren nach Bern zum Junio- Schweiz. rückgesandt oder in Nespresso-Bou- renseminar. tiquen abgegeben werden. Wie das an- In der Schweiz werden die Kunden beim schließende Recycling im Detail abläuft, Zusammen mit den jungen Metal- Kauf direkt angehalten, die leeren Kap- darüber konnten sich die Junioren in lern des Schweizer Partnerverbandes seln zu sammeln und mit Hilfe einer Moudon beim anschließenden Besuch VSMR (Verband Stahl-, Metall- der Recylinganlage der BA- und Papier-Recycling Schweiz) REC-Group schlau machen. erhielten die Teilnehmer am ers- ten Tag eine exklusive Führung Danach ging es weiter im durch das Bundeshaus (Schwei- Programm: Die größte Altpa- zer Parlamentsgebäude) mit pier-Sortieranlage der Schweiz interessanten Informationen und ebenfalls zur BAREC-Group zum Schweizer Politsystem gehörende „Recycling-City“ in durch Nationalrat und VSMR-Prä- Bern-Wankdorf war ebenfalls sident Toni Brunner sowie den sehr beeindruckend für die jun- Geschäftsführer des VSMR, gen Metaller. Mit einem Kopf voll Thomas Bähler. neuen Wissens ging es danach zum vorbereiteten Abendpro- Am zweiten Tag stand das The- gramm in die Berner Altstadt, ma „Kaffee“ im Vordergrund. welche in diesen Tagen erfreu- Es begann mit einer ausführli- Oben: VDM Junioren im Bundeshaus licherweise ganz im Lichte der chen Führung durch die Nestlé „Bärner Fasnacht“ stand. Nespresso-Kapsel Produktion in Aven- speziellen Recycling-Tasche wieder zu- ches. Von hier aus geht es für die klei- rückzugeben. Obwohl es sich nicht um Wir danken dem VSMR an dieser Stelle nen Wachmacher nach ihrer Hertellung ein Pfandsystem handelt, kommen bis noch einmal ganz herzlich für die tolle hinaus in die ganze Welt. Bis zu 15.000 zu 80 Prozent der Kapseln wieder in das Vorbereitung und Organisation dieses Bestellungen machen sich täglich auf Recycling zurück. In der ganzen Schweiz sehr interessanten Seminars! NZ den Weg zum Kunden. Zu den größ- stehen mehr als 2600 Sammelstellen ten Abnehmern des Kaffees in Kapseln zur Verfügung. Die Recycling-Taschen Maarten Gassmann leitet ASF Neu im VDM Zum 1. Februar 2018 übernahm Zuvor hat er zwischen 2007 und 2009 in Der VDM begrüßt folgende Unterneh- Maarten Gassmann den Vorsitz des einem New Yorker Handelshaus in den men als Neumitglieder: VDM Arbeitsausschusses Strategische Bereichen Metalle, Legierungen und Erze Sondermetalle / Ferrolegierungen (ASF). gehandelt. Aludium ACR II Aluminium Group Coöpe- ratief U.A., Professor J.H. Bavincklaan 2, Der 39Jähri- Von 2009 bis 1183 AT Amstelveen, Niederlande, www. ge ist seit 2013 2013 leitete er aludium.com. Hauptverant- die Grondmet wortlicher für das Niederlassung SEROHTEC GmbH, Hohenstaufenring Asiengeschäft in Peking. Er 78, 50674 Köln, www.metalsale.com. der Grondmet übernimmt das GmbH & Co. KG Amt von Gunther Tolksdorf Schrott und Metallhandels- aus Düsseldorf. Maassen, Hai- gesellschaft mbH, Lindenstraße 45a, nes & Maassen 24594 Hohenwestedt. Zuständig ist er Metallhandelsge- schwerpunktmä- sellschaft mbH. UniCredit Bank Austria AG, Julius Tand- ßig für den Han- Sein Stellvertreter ler-Platz 3, 1090 Wien, www.bankaustria. del mit Wolfram, im Ausschuss ist at Mangan, Vana- Michael Ihlenfeld dium, Molybdän, von F.W. Hempel Minor Metals und Seltenen Erden. Metallurgical GmbH in Oberhausen. RH 8 VDM Magazin 2/18
VDM AKTUELL 70 Jahre Kaatsch: Ressourcen schonen und Werte schaffen 100 Prozent Recycling. Dafür steht Wertstoffkreislauf, beraten und schu- Als familiengeführtes Unternehmen ist Kaatsch mit intelligenten Entsor- len Unternehmen ganzheitlich: Vom Kaatsch regional verwurzelt und im Ver- gungskonzepten, perfekt aufeinander Entsorgungskonzept über die Material- bund mit einer starken Unternehmens- abgestimmten Prozessen und hoch- annahme, Stoffstromoptimierung und gruppe international vernetzt. Der Ge- modernen industriellen Anlagen. Als Materialsortierung bis hin zu einer per- danke, Werte zu schaffen, reicht dabei Vordenker setzt das familiengeführte fekt abgestimmten Logistik und Wieder- weit über den Recyclingprozess hinaus. Unternehmen neue Standards, gestaltet aufbereitung. Dafür stehen am Standort So investiert Kaatsch kontinuierlich in Veränderungen und hat sich zu einem Plochingen hochmoderne Anlagen auf die Zukunft und baut aktuell am Stand- zuverlässigen Partner für die Industrie, 85.000 Quadratmetern Gesamtfläche ort Plochingen ein neues Recyling- und Gewerbetreibende und Privatkunden zur Verfügung. Umschlagszentrum. Das Motto: „Was etabliert. Dieses Jahr feiert Kaatsch wir jetzt tun, bestimmt unsere Zukunft – sein 70. Jubiläum und blickt nicht nur Die Leistungen reichen dabei vom und die unserer Kinder.“ In diesem Sinn auf eine erfolgreiche Entwicklung zu- Wertstoffhof und der Bereitstellung übernimmt Kaatsch Verantwortung, für rück, sondern auch in eine florierende von Containern und Mulden über Pro- seine Kunden, Partner, Mitarbeiter und Zukunft. duktverschrottungen, Umschlag und die Gesellschaft. Und das über viele Ge- Über 1.000 Tonnen Metallschrott verlas- Werkstattdienstleistungen bis hin zu nerationen hinweg. sen täglich den Hof von Kaatsch. Von Großprojekten wie die Demontage von Der VDM wünscht der Firma Kaatsch hier aus führen die trimodalen Wege Maschinen und der Abbruch von Gebäu- alles Gute zum 70jährigen Firmenjubi- über Straßen, Schienen und den Was- den. All das realisiert Kaatsch mit eige- läum und weiterhin eine erfolgreiche serweg in die ganze Welt. Die Experten nem Personal, professionellem Equip- Zukunft. betrachten dabei immer den gesamten ment und einem modernen Fuhrpark. Die Partyqueen... ist dann mal weg Mit einem schönen Fest in ihrem Lieb- MFGlobal. Seit 2012, als gebundener lingshotel Alter Meierhof in Glücksburg Agent, schließlich tätig für INTLFCStone verabschiedete sich Ingrid Schwartz-Pör- und Toyota Tsusho Metals. Am 10.02., ner aus der Welt der Metalle in den Ru- ihrem 63. Geburtstag, übergab sie das hestand. Ursprünglich in Düsseldorf als Zepter an die Nachfolger Marcel Ka- Devisenhändlerin gestartet, zog es sie menzin und Njegos Vasiljevic. In einer 1979 in die Hansestadt Hamburg, wo emotionalen kurzen Ansprache dankte sie bis 1981 weiterhin bei einer Bank sie den Kunden und Partnern für das Devisen handelte. Die Brokerlaufbahn langjährige Vertrauen. Fortan wird sie begann mit ihrem Wechsel zu Shearson, sich um ihren Mann Knut, seit 1981 an wo sie fortan die Welt der Metalle ken- ihrer Seite, sowie die hauseigenen Kat- nenlernte.Die weiteren Stationen waren zen und Fische kümmern. Der VDM MG Commodity Corp, IB für Paine Web- wünscht Frau Schwartz-Pörner alles ber, Gerald Metals, Mocatta, Sucden, Gute für die Zukunft. Der VDM und das German Mining Network Von René Zarske Das German Mining Das Kompetenzzentrum schafft Markt- Neben der Vermittlungsaufgabe geht Network, in dem der VDM als Partner transparenz, fördert die Kooperation das Kompetenzzentrum noch einen vertreten ist, richtet sich an Unterneh- und Kommunikation und vermarktet Schritt weiter und bietet individuelle men und Institutionen, die im interna- deutsche Technologien in der Regi- Gesprächsbegleitungen als auch Ge- tionalen Rohstoffbereich aktiv sind. on. Gemeinsam mit dem VDM können schäftsreisen sowie Delegationen in das Das Kompetenzzentrum Bergbau und die Stärken von Verband und Kompe- südliche Afrika an. Gemeinsam mit dem Rohstoffe ist Bestandteil des German tenzzentrum an interessierte Unter- VDM können diese gebündelt nach Inte- Mining Networks, welches deutschen nehmen weitergeleitet werden. Der ressenslage koordiniert und ein Route Unternehmen und Organisationen eine Mehrwert der Kooperation liegt für für branchenrelevante Orte für den Me- Plattform für einen beschleunigten die deutschen Unternehmen entlang tallhandel erörtert werden. Marktzugang im Zielland ermöglicht. der gesamten Wertschöpfungskette. Mail: rzarske@germanchamber.co.za VDM Magazin 2/18 9
111 Jahre VDM Über 50 Jahre Juniorenausbildung im VDM Von Peter Haslacher Die Juniorenausbildung im VDM hat lange Tradition. 1965 gründete sich erstmals ein Arbeitsaus- schuss mit dem Ziel der Nachwuchsförderung unter dem Vorsitz von Hans Messmer (Hamburg). Ziel war es, den jungen Metallhändlern mit Schulungslehrgängen die wichtigsten Themen unserer Bran- che innerhalb von einigen Tagen durch Referenten näherzubringen. Bei der Frage nach den Örtlichkeiten hatte man schnell eine Ein paar Träger Bier lösten später alles auf, das Seminar ent- Lösung gefunden: Das „Großhandelsschulungsheim“ in Gos- wickelte sich fantastisch und es sind viele Zusammenarbeiten lar. Bis heute werden in Goslar im Dreijahresturnus die Junio- damals entstanden. renschulungen durchgehführt. Zum 16. bis 21. Oktober 1965 wurde dann erstmalig eingeladen. Mein damaliger Chef, Heinz Heute finden die Seminare im alteingesessenen Hotel ACH- Wilhelm Schoof war von Anfang an von der Idee begeistert TERMANN statt und sind ein fester Bestandteil der vielfältigen und so war ich natürlich dabei. Angebote des VDM. In regelmäßigen Abständen sind sie als „VDM Junioren-Basisseminare“ in das Gesamtprogramm inte- griert. Auch hat sich die Teilnehmerzusammensetzung mitt- lerweile natürlich geändert: 1978 waren es dann 50 Teilneh- mer und immerhin fünf davon weiblich. Dieser Trend hat sich weiter normalisiert und so besuchten 2018 elf junge Frauen das Seminar in Goslar. Oben: VDM Junioren vor einem Seminar in den 60er Jahren Dieses „Heim“ war ein aus heutiger Sicht wohl sehr schlichter Bau und die Vorschriften ziemlich streng. So wurden beispiels- weise spätestens 22 Uhr das Haus geschlossen und empfoh- len „zu Bett zu gehen“. Begünstigt wurde die frühe Schlafen- Oben: VDM Junioren während eines Seminar in den 60er Jahren szeit durch die große Menge an Vorträgen, die allesamt sehr umfassend waren. Aber am letzten Abend haben die Teilnehmer einstimmig be- schlossen auszubüchsen. Ein sehr freundlicher Hauswart hat uns dann in der Nacht geholfen wieder in das Haus zu kom- men. Insgesamt waren wir 27 Teilnehmer. Ja – Teilnehmer, denn Frauen waren damals noch nicht dabei. Im Laufe der Jahre habe ich selbst einige Lehrgänge geleitet - wovon mir einer ganz besonders in Erinnerung geblieben Peter Haslacher ist. Nach der Wiedervereinigung stellten wir fest, dass es in der ehemaligen DDR noch selbständige Händlerkollegen gab. Peter Haslacher ist Ge- Ganz schnell fiel im Vorstand der Beschluss diese Kollegen schäftsführer des Famili- nach Goslar einzuladen und das ein paar Monate vorher statt- enunternehmens Schoof & gefundene Seminar für sie zu wiederholen. Haslacher MetallhandelmbH & Co. KG und Vizepräsident Zusammen mit Teilnehmern die im vorhergehenden Seminar des VDM. Er war seit 1986 keinen Platz mehr bekommen hatten, fand vom 24. bis 27. für einige Jahre Leiter der März 1991 ein zweites Seminar mit elf Kollegen aus den neuen VDM Juniorenförderung, Bundesländern statt. Der Begrüßungsabend begann sehr stei- 1991 wurde er erstmals in fund war geprägt von Berührungsängsten auf beiden Seiten. den Vorstand gewählt. 10 VDM Magazin 2/18
111 Jahre VDM Frauen in der Metallbranche Von Marion Finney Ich kann ich es kaum glauben: Seit über 40 Jahren arbeite ich in einem pink- und rotfarbigen Outfit erschien und mit hoher nun in der NE-Metallwirtschaft, und doch erinnere ich mich Kompetenz und Souveränität durch die Veranstaltung führte. an die Anfänge, als wäre es gestern. Mit einer Ausbildung Großartig! Auch Gabriela Grillo war im VDM-Vorstand, aber im Bereich Aluminium bei der damaligen VAW Lünen, dem viel wichtiger noch war ihre Zeit im Board der London Metal Lippewerk, begann mein Karriereweg im Metallgeschäft. Es Exchange (LME). Ich habe wirklich mit Hochachtung verfolgt, folgten Stationen, in denen ich Aluminiumbleche verkauft und wie sie sich in die Sachthemen eingearbeitet hat und eine ein- Außendienstler betreut habe. 1981 entschied ich mich für den flussreiche Rolle für die deutsche Metallindustrie in diesem Wechsel zum Wettbewerbsmetall Kupfer - ich wollte beruflich Old-Gentlemen-Club einnahm. Sie war sicher eine wichtige weiterkommen, reisen, etwas Neues anfangen. Die damaligen Wegbereiterin dafür, dass die LME heute sehr gut innerhalb Hüttenwerke Kayser, die in den Norddeutsche Affinerie-Kon- des VDM vernetzt ist. Die „Entscheider“ im Ein- und Verkauf zern (heute Aurubis AG) aufgingen, schienen mir dies zu bie- unserer Branche aber blieben bis weit in die 90er Jahre hinein ten. Heute, nach vielen Jahren der Zugehörigkeit, kann ich sa- fast ausnahmslos Männer. Ich saß jahrzehntelang zumeist äl- gen, dieser Wechsel hat mir vieles ermöglicht. teren Herren als Verhandlungspartner gegenüber. Die Branche hatte bis dahin etwas Antiquiertes, Konservatives, und es war Der Metallhandel bietet weltweit eine Vielzahl an möglichen wirklich eine echte Herausforderung, sich als Frau durchzuset- Geschäftstätigkeiten. Ich habe verkauft wie eingekauft, Kup- zen - mit Fachkenntnissen, aber auch vielleicht mit einer etwas ferprodukte, aber auch Spezialprodukte wie Nickelsulfat, anderen Verhandlungstaktik, mit Charme und Humor. Zinkoxid, Mischzinn vermarktet; dazu kam Expertise im Me- tall-Hedging und mit Kreislaufkonzepten. Ich durfte mein Wis- Wir sind bei Gleichstellungsfragen aktuell auf einem guten sen in unzähligen Projekten und in der Zusammenarbeit mit Weg, aber es muss noch weiter gehen. Ich sage dies aus gänz- vielen Geschäftspartnern einbringen. Über die Jahre ist so eine lich neutraler Perspektive – ich bin keine radikale Kämpferin Mischung aus Spezialisten- und Generalistentum entstanden, für Frauenrechte, wünsche mir aber eine hohe Diversität für ergänzt um Führungserfahrungen. Diese Mischung habe ich den nachhaltigen Erfolg der Metallwirtschaft. Viele verschie- oft bei anderen Frauen – natürlich aber auch bei Männern - in dene Sichtweisen fügen sich dann zum optimalen Ergebnis, unserer Branche wiedergefunden. Dennoch sind Kolleginnen nachweislich sind gemischte Teams auf allen Hierarchiee- in der Metallbranche immer noch seltene Exemplare. Kaum benen erfolgreicher. Dabei ist es unerheblich, ob wir Stellen- sind bisher Frauen in die obersten Ränge von Unternehmens- ausschreibungen geschlechts- und altersneutral formulieren. hierarchien aufgestiegen. Das war in den Achtzigern so und ist Noch ein weiterer Aspekt: Bei Bloomberg fand ich eine Infor- es heute noch. Bei Großunternehmen ist aufgrund des Drucks mation über den Minenbetreiber BHP zum Thema Frauen in von außen etwas in Bewegung geraten, doch in unserer mittel- der Metallindustrie, die mir nach wie vor zutreffend erscheint: ständisch geprägten Wirtschaft besteht Nachholbedarf. „…if you want more women workers, pay us like men…“ Warum bleiben wir Frauen in der Minderzahl? Wird uns gerin- Ist das das wahre Thema? Dem Artikel zufolge hat BHP sich geres Durchsetzungsvermögen zugeschrieben? Glaubt man, als Nachhaltigkeitsziel gesetzt, bis 2025 ebenso viele Männer wir seien dem manchmal etwas rauen Umgangston in der wie Frauen zu beschäftigen. Das ist gut, greift aber meines Branche nicht gewachsen? In der Aurubis AG sind wir Frauen, Erachtens nicht weit genug. Frauen wie Männer sollten eine gefühlt, schon recht zahlreich und auch im engeren Führungs- jeweils gleichberechtigte Chance in Bezug auf Führungspositi- kreis vertreten. Bisher hat es auch hier keine von uns in den onen auf allen Hierarchieebenen erhalten. Gleiche Bezahlung Vorstand geschafft. Dabei sind wir doch auch gut ausgebildet, für vergleichbare Positionen wäre dabei ein Standard. fleißig, gute Netzwerkerinnen, haben breit gefächerte Experti- se und Fähigkeiten im Austarieren und Gestalten. Auch wird Eine meiner Kolleginnen im Konzern sprach kürzlich darüber, uns Frauen eine hohe soziale und emotionale Intelligenz nach- dass sie das Kupfer im Blut habe, da schon ihr Vater in der gesagt sowie Kreativität und Multitasking-Fähigkeiten. Oft Kupferindustrie gearbeitet hat. Welch ein Statement! So wer- sind wir mit unseren Ideen der Zeit voraus. Die NE-Metallbran- den geschlechtsspezifische Unterscheidungen am besten che ist seit jeher männlich geprägt – es gibt aber sehr ermuti- verwischt: Vom Vater zur Tochter! gende Ausnahmen. Diese Frauen sind für mich zu Vorbildern geworden. An ihnen habe ich mich orientiert. Marion Finney Gabriela Grillo und Rita Dapont sind solche Vorbilder für mich Marion Finney ist Head of in unserer Branche. Rita Dapont hat dem Verband Deutscher Customer Scrap bei der Au- Metallhändler sechs Jahre als Präsidentin vorgestanden und rubis AG in Lünen. Seit 2015 ihn stark verändert. Ihr wichtigster Verdienst war eine Hinwen- ist sie Vorstandsmitglied des dung zu mehr geschlechterneutraler Sachlichkeit – ihr Humor VDM. Daneben ist sie als war mitreißend. Sie konnte sich gut im Kreise der Herren durch- Ausschussleiterin Rohstoff- setzen, hat aber auch so manchen alten Zopf abgeschnitten. politik und Sprecherin für das Begeistert hat sie mich, als sie bei der 100-Jahr-Feier des VDM Thema Kupfer aktiv im VDM. VDM Magazin 2/18 11
111 Jahre VDM 111 Jahre VDM 111 Jahre Netzwerk der Metallwirtschaft Das offizielle Gründungsdatum des VDM ist der 8. Mai 1907, obwohl die gerichtliche Eintragung in das Vereinsregister unter dem Namen VDM erst 1914 (die Gründungsakte ging im Krieg verloren) erfolgt sein dürfte. Die Gründung erfolgte durch zwei Vorläuferorganisationen in Hamburg und Ber- lin, die beide die Gründung von Metallbörsen in Deutschland zum Ziel hatten. Der damals schon bestehenden Metallbörse in London (LME) sollte somit Konkurrenz gemacht werden. Gründung in Hamburg Am 8. Mai 1907 fand die Gründung des Vereins statt, ers- ter Vorsitzender wurde der Hamburger Unternehmer und Am 7. Februar 1907 tagte im Saal 14 der Hamburger Börse Senator Franz Heinrich Witthoefft. Der „Verein der am Me- eine Versammlung der Interessenten am Hamburger Metall- tallhandel beteiligten Firmen in Hamburg“ wurde wohl nie in handel. Max von Schinckel, Präses der Handelskammer, be- das Vereinsregister eingetragen, er existierte vermutlich bis grüßte die Anwesenden und gab einen kurzen Überblick über in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Er kann dennoch den Anlass, der zur Einberufung der Versammlung geführt als einer der Vorläuferorganisationen des heutigen VDM be- hat. Von den verschiedensten Kreisen des Hamburger Han- trachtet werden. dels sei die Errichtung einer Hamburger Metallbörse ange- regt worden. Die Handelskammer habe deshalb den Interes- Gründung in Berlin senten Gelegenheit geben wollen, sich über die Für und Wider eines solchen Vorschlags auszusprechen. Die Mehrheit der In Berlin gab es nahezu zeitgleich ähnliche Bestrebungen wie interessierten Unternehmen stand der Gründung einer Ham- in Hamburg. Berlin zählte bereits um die Jahrhundertwende burger Metallbörse positiv gegenüber und beschloss einen zu den bedeutendsten Metallhandelsplätzen. Als Sitz einer Verein zu gründen, dessen primäre Aufgabe es sein sollte, Elektrizitätsindustrie mit Weltgeltung und beachtlichen Mes- auf die Schaffung einer Metallbörse in Hamburg hinzuwirken. singwalzwerken und Gießereien war die damalige Reichs- Oben: Die deutsche Metallbörse um 1920 in Hamburg 12 VDM Magazin 2/18
111 Jahre VDM hauptstadt der Platz mit dem höchsten Kupferverbrauch der schäftszweig von jeher eine große Rolle gespielt, die meisten Erde. Darüber hinaus war Berlin einer der wichtigsten Han- großen Metallhandlungen sind schon alte Firmen, ihre Inha- dels- und Konsumplätze für Altmetalle. ber entstammten aus demselben Handelszweig und haben ihr Geschäft ganz allmählich in die Höhe gebracht.“ Auch in Berlin sah man die Notwendigkeit, gegenüber dem bedeutenden Londoner Kupfermarkt ein Gegengewicht auf Zwei Ereignisse dieser Zeit waren prägend für den VDM. Zum dem Kontinent zu schaffen. Die Ältesten der Kaufmannschaft einen war es die Gründung der deutschen Metallbörsen, zum gründeten 1907 die ständige Deputation der Metallinteres- anderen die Aufstellung einheitlicher Geschäftsbedingungen senten, die die Einrichtung einer Kupferbörse voranbringen für den Metallhandel. sollte. Daneben wurde auch von anderer Seite Interesse für eine Metallbörse bekundet. So hatte die Direktion der Diskon- Schon wenige Jahre nach der Gründung des VDM wurde die togesellschaft auf Anregung oberschlesischer Zinkhütten Leistungsfähigkeit seiner Mitglieder auf eine harte Probe ge- und einer Frankfurter Metallhandlung beim Berliner Börsen- stellt, die der deutsche Metallhandel gut bestand. Der erste vorstand den Antrag auf Einführung einer offiziellen Notiz für Weltkrieg mit seiner stark gestiegenen Rüstungsproduktion den Zinkhandel gestellt. steigerte den Metallbedarf erheblich. Die Metallbörsen in Ber- lin und Hamburg wurden geschlossen. Eine bis dahin nicht Am 21. März 1911 konstituierte sich in Berlin der „Verein der gekannte Welle der Altmetallerfassung setzte ein. Nach dem Interessenten der Metallbörse in Berlin“. In § 1 der Satzung verlorenen Weltkrieg waren die Schwierigkeiten des Metall- hieß es: handels gewaltig. Immerhin spielte der deutsche Metallhan- del vor dem ersten Weltkrieg auf dem Weltmarkt eine füh- „Der Verein der Interessenten der Metallbörse in Berlin be- rende Rolle. Diese hatte er durch den Krieg völlig verloren. zweckt die Regelung der Verhältnisse der Berliner Metall- Darüber hinaus wirkte sich aber der Abbruch der bis dahin börse und die Vertretung der Interessen der Mitglieder des zahlreichen internationalen Beziehungen äußert negativ aus. Vereins in Bezug auf den Börsenbesuch und den Geschäfts- betrieb an der Börse.“ Nur unter großen Mühen gelang es in der Folgezeit, verlore- ne Kontakte wieder herzustellen. Erst 1925 wurden die deut- Die Entwicklung in Berlin wurde insbesondere von Norbert schen Metallbörsen wiedereröffnet. Levy vorangetrieben. Er gilt als einer der Hauptinitiatoren der Berliner Metallbörse und des Verbands Deutscher Metall- Zeit des Nationalsozialismus händler. Levy stand beiden Organisationen als Gründungs- vorsitzender vor. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahre 1933 musste Adolf Schoyer sein Amt als Vorsitzender des Kaiserzeit und Weimarer Republik VDM aufgeben. Viele VDM Mitglieder, wie Schoyer insbeson- dere aus jüdischen Familien, wurden zu Verfolgten. Große Nach den oben erwähnten Vereinsgründungen in Berlin und Namen des deutschen Metallhandels emigrierten und schu- Hamburg gab es somit in Deutschland zunächst zwei Metall- fen sich in anderen Staaten neue Existenzen. händlervereinigungen, die ihre Aufgabe in erster Linie in der Schaffung und Förderung der Metallbörsen in Deutschland 1934 haben alle Verbände in Deutschland ihre Funktion verlo- sahen. In dieser Zeit muss sich über den Börsengedanken ren, sie wurden – mit anderen Bezeichnungen – Teil der Deut- hinaus ein Zusammengehörigkeitsgefühl der Metallhändler schen Arbeitsfront. Ab 1934 wurde die Vereinsfunktion des entwickelt haben. Man erkannte sehr bald, dass eine gemein- VDM auf die Fachgruppe Metalle bzw. die Fachuntergruppe same Interessenvertretung von hohem Nutzen war. Altmetalle übertragen. Eine formelle Auflösung des VDM er- folgte aber nicht. In § 2 der Satzung der Fachgruppe hieß es: Aus den am Börsenhandel beteiligten Metallhandelsfirmen formierte sich in Berlin der Verein Deutscher Metallhändler „Aufgabe und Pflicht der Fachgruppe ist es, die ihr von der e.V. (VDM). Erster Vorsitzender des VDM war der Kommer- Wirtschaftsgruppe zugewiesenen Mitglieder auf ihrem Fach- zienrat Norbert Levy aus Berlin, er übte dieses Amt bis zu gebiet zu beraten und zu betreuen sowie deren fachliche und seinem Tode im Jahre 1928 aus. Sein Nachfolger wurde der berufsständische Angelegenheiten unter Rücksichtnahme ebenfalls aus Berlin stammende Adolf Schoyer. auf die Gesamtinteressen der gewerblichen Wirtschaft und unter Wahrung des Staatsinteresses zu fördern“. Sowohl Levy als auch Schoyer gehörten bedeutenden, welt- weit aktiven jüdischen Metallhandelsfamilien an. Die Rolle Leiter der Fachgruppe Metalle war seit 1934 Konsul Hans der jüdischen Familien im Metallhandel beschreibt eine zeit- Kroeger aus Lübeck. Für den Sekundärmetallbereich wur- genössische Abhandlung wie folgt: de eine Fachuntergruppe Altmetalle unter der Leitung des Frankfurter Metallgroßhändlers Carl Ludwigsen gebildet. „Als eine bemerkenswerte Erscheinung sei übrigens noch da- Eine gewisse Kontinuität in der Arbeit wurde auch dadurch rauf aufmerksam gemacht, dass sich der große Metallhandel gewahrt, dass die bestehende Geschäftsführung des Vereins ausschließlich, wie vielleicht kein anderer Erwerbszweig, in übernommen worden war. Die in den dreißiger Jahren einset- jüdischen Händen befindet … Die Juden haben in diesem Ge zende Aufrüstung ließ den Bedarf an Metallen kräftig VDM Magazin 2/18 13
111 Jahre VDM ansteigen. Der Handel sah sich bald wieder staatlichen Ein- Die ersten Jahre des Neubeginns waren noch geprägt von griffen ausgesetzt, die von 1933 an in eine absolute Regle- staatlicher Reglementierung, nunmehr durch die Besatzungs- mentierung des Handels durch den Staat mündete. Am 24. mächte, und der drohenden Demontage von Industrieanlagen. Mai 1944 erfolgte ein Tagesangriff auf Berlin. Die Börse und So wurde beispielsweise in der Britischen Zone das Verwal- damit die Geschäftsstelle der Fachgruppe wurden schwer tungsamt für Nichteisenmetalle (VANEM) geschaffen, welches beschädigt. am 1. Mai 1946 „um eine geordnete Metallwirtschaft in dem Britischen Kontrollgebiet zu gewährleisten … die … Nichtei- Alliierte Besetzung sen-Metall-Anordnung I über Beschaffung, Freigabe und Ver- brauch“ in Kraft setzte. Das Kriegsende erlebte der damalige Geschäftsführer Dr. Ru- dolf Müller in der ausgelagerten Geschäftsstelle in Lautenthal Der VDM zwischen 1948 und heute / Oberharz. Aus alten Mitgliedsakten ergibt sich, dass auch in den Wirrungen des Jahres 1945 ein recht kontinuierlicher Kon- Kurz vor der Gründung der Bundesrepublik Deutschland er- takt zwischen der Geschäftsstelle und den Mitgliedsunterneh- folgte der Umzug von Lautenthal nach Wiesbaden. Anlass men gehalten werden konnte. Die Fachgruppe Metalle bestand dieses Standortwechsels bildete die Erwartung, dass die über das Kriegsende hinaus bis etwa Herbst/ Winter 1945 un- künftige Bundeshauptstadt Frankfurt heißen würde. Am 20. ter dem Vorsitz von Konsul Kroeger fort, da die alliierten Be- Mai 1949 trat der Verein im Regentenbau in Bad Kissingen satzungsmächte eine gewisse Zeit benötigten um die 1934 zu seiner ersten ordentlichen Mitgliederversammlung nach gegründeten Fachgruppenorganisationen aufzulösen. dem Krieg zusammen. Die Neuordnung des Vereins kam zur rechten Zeit. Seit der Währungsreform im Jahre 1948 gingen Dr. Müller ergriff schon bald nach Kriegsende die Initiative zur die Beschränkungen des freien Handels zunehmend zurück. Wiederbelebung des alten VDM. Ein erstes Rundschreiben an Die letzte Vorschrift über die Metallbewirtschaftung ist 1955 die Metallhandelsfirmen zum Thema „Organisation des Me- außer Kraft getreten. In den Jahren zuvor hatte auch die LME tallgroßhandels“ erging bereits am 7. November 1945. Aus den den Handel mit Kupfer und anderen Metallen wieder aufge- Antwortscheiben der Unternehmen wurde rasch deutlich, dass nommen und damit die Voraussetzung für eine transparente- auch der Handel an einem unverzüglichen Wiederaufbau des Preisbildung geschaffen. Der Handel nahm nun am allgemei- VDM höchst interessiert war. Infolge der politischen Umstände nen wirtschaftlichen Aufschwung teil. in der Nachkriegszeit konnte die Wiederbelebung des Vereins- In den sechziger und siebziger Jahren gestal- tete sich der Handel zunehmend europäischer. Die Tore zu den Weltmärkten wurden langsam geöffnet und die Europäische Wirtschaftsge- meinschaft wandelte sich zur Europäischen Union. Handelsbarrieren innerhalb Europas wurden abgebaut. Im April 1979 wurde der Sitz des VDM von Wiesbaden in die damalige Bundeshauptstadt Bonn verlegt. 1985 überraschte die Zinnkrise den Metall- markt. Der Internationale Zinnrat wurde zah- lungsunfähig und hinterließ einen Schulden- berg von mehr als neunhundert Millionen Pfund Sterling. Der Zinnmarkt brach weltweit zusammen. In der Folge wurde der Zinnhan- del an der LME bis Mitte 1989 eingestellt. Das Zinndesaster beendete einerseits die Diskus- sion, durch Rohstoffabkommen Preisschwan- kungen auf den Rohstoffmärkten zu glätten Oben: VDM Mitgliedeversammlung 1950 in Bad Wildungen bzw. einzugrenzen, andererseits wurde ein tiefgehender Re- formprozess der altehrwürdigen LME eingeleitet. deutscher Metallhändler zunächst nur für die britische Zone und unter anderem Namen in Frage kommen. Am 11. Oktober In den achtziger Jahren entwickelte sich in Europa ein neues 1946 wurde die formelle Gründung des Fachverbandes Metall- Umweltbewusstsein. Ökologie wurde ein fester Bestandteil handel (vorm. Verein deutscher Metallhändler e.V.) beschlos- der Metallwirtschaft. Internationale Umweltgesetze, wie bei- sen. In den Folgemonaten folgte eine zähe Diskussion über die spielsweise die Abfallverbringungsverordnung, bestimmten künftige Struktur und Ausrichtung des Verbandes, erst am 1. fortan zu einem großen Teil das Tagesgeschäft. Der VDM be- Oktober 1948 benannte sich der Fachverband wieder in „Verein gleitete seine Mitglieder auf dem Weg zu einer ökologischen, Deutscher Metallhändler e.V.“ um. ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft. 14 VDM Magazin 2/18
111 Jahre VDM Am 3. Oktober 1990 trat die DDR der Bundesrepublik betrieben wird. Im April 2013 wurde die „Arbeitsgemein- Deutschland bei. Viele Unternehmen, die sich bis dahin im schaft Metalle Österreich“ mit Sitz in Wien gegründet. 2018 kommunistischen Machtbereich befanden, konnten nun dem feiert der VDM sein 111 jähriges Bestehen. Aus den Vereinen VDM beitreten. Als Folge der Deutschen Einheit wurde der zur Bildung von Metallbörsen in Deutschland ist ein moder- Verbandssitz im Juni 2006 von Bonn nach Berlin verlegt. Am ner Lobby- und Dienstleistungsverband mit Mitgliedern aus 1. September 2007 eröffnete der VDM sein Europabüro in vielen europäischen Staaten geworden. Brüssel, welches bis heute zusammen mit der WV Metalle Oben: VDM Mitgliederversammlung 1950 in Bad Wildungen Oben: VDM Vorsitzender Wilhelm Kroll und VDM Geschäftsführer Dr. Ferdi- nand Dietz im Dezember 1964 Oben: VDM Vorstand und Geschäftsführung 1988 Oben: VDM Vorstand 2015 in Aachen Zum 100jährigen Bestehen des Verbands hat der VDM im Jahr 2007 eine Chronik verfasst. Hierin erhalten Sie einen Blick in die Geschichte des Metallhandels sowie die Menschen dahinter. Bei Interesse können Sie die Chronik in der Geschäftsstelle kostenlos anfordern. Oben: VDM Mitgliederversammlung 2016 in Dresden VDM Magazin 2/18 15
111 Jahre VDM Szenen des Metallhandels Von rasanten Entwicklungen und kuriosen Eigenarten Seit 111 Jahren steht der VDM als Institution für die Metallhandelsbranche - zusammengesetzt aus Metallexperten mit unterschiedlichen Profilen und Arbeits- sowie Handelsschwerpunkten. Viel älter jedoch ist die gesamte Branche - beinahe so alt wie die Metalle selbst mit denen gehandelt wurde und wird. Und so gab und gibt es bis heute komische Anekdoten, kuriose Szenen, spektakuläre Einzelgän- ge oder fragwürdige bis kriminelle Herausforderungen mit denen die Unternehmen zu tun hatten und die die Branche bis heute prägen. Im folgenden möchten wir zwei Un- ternenehmer zu Wort kommen las- sen, die das Geschäft und die Welt der NE-Metallle von der Pike auf gelernt haben und einen Überblick geben können, was sich in den ver- gangenen Jahrzehnten im Metall- handel verändert, wie die Branche auf Rückschläge reagiert hat und wo sich ganz positive Entwicklungen vollzogen haben. Theo Meyer war von 1956 bis 2007 teilhabender Geschäftsfüh- rer der Christoph Otto Pape Metal- le GmbH. Lothar Krumbügel kennt den Metallhandel seit 1969. Zuletzt war er von 1987 bis 2007 Einkauf- schef von Diehl Metall sowie Ge- schäftsführer der Süddeutschen Metallhandelsgesellschaft GmbH. Zum Einstieg in die ureigene Welt der Metallhandelsgeschichte haben wir in unseren Archiven gekramt und ein Dokument aus der Zeit des Neuaufbaus nach dem 2. Weltkrieg gefunden, das veranschaulicht wo man 1946/47 stand und wie schwie- rig die ersten Jahre waren. Nicht nur, dass wir uns wunderten, dass 1947 noch in Reichsmark bezahlt wurde - auch mussten die Mitglieder ganz praktisch für das Essen am Abend mitsorgen und keinen Geldbetrag überweisen sondern Essensmarken mitbringen. Links: Rundschreiben Nr. 15 betreffend die VDM Mitgliederversammlung in Bad Pyrmont aus dem VDM Archiv in Berlin 16 VDM Magazin 2/18
111 Jahre VDM Hürden und Entwicklungen des deutschen Metallhandels im 20. Jahrhundert Von Theo Meyer Oben: Unternehmensporträt der Firma Chr. Otto Pape Metallwaren Fabrik aus dem Jahr 1887 Definitionssache: Tonne ist nicht gleich Tonne jedoch sofort dieses Lächeln: Die drei bis vier Tonnen Bron- zespäne bestanden aus vier Marmeladeneimer großen Behäl- tern, jeder mit etwa 40 kg Inhalt! Trotz meiner aufflammen- Nach Beendigung meiner Lehre Mitte 1959 wurde mir der den Schamröte war mir klar, die Dame hatte nicht Unrecht, es sogenannte „Kleineinkauf“ übertragen. Schnell sollte ich eine waren ja vier Tonnen. Wir haben natürlich korrekt abgerechnet Erfahrung machen, die mir bis heute im Gedächtnis blieb und und ihr einen Scheck geschickt. Sie hat sich sicher darüber eine gesunde Skepsis förderte: sehr gefreut und ich habe gelernt: Freud und Leid liegen so dicht beieinander, man muss nur bei gewissen Dingen gegen- Eine der Stimme nach ältere Dame aus Hannover rief an und sätzlicher Meinung sein. fragte, ob wir an drei bis vier Tonnen Bronzespäne interessiert seien und ob wir „sowas auch abholen könnten?“ Ihr Mann sei Ich habe nie wieder 40 kg für 1000 kg gekauft! gestorben und sie müsse seine Schlosserei aufräumen. - Man muss wissen, dass Bronzespäne so das „Feinste vom Feinen“ für unser Schmelzwerk waren. - Ich freute mich bereits, denn Preise ermitteln leicht gemacht die Dame fragte auch noch nicht einmal nach dem Preis. Wel- ches Geschäft bahnte sich da für mich an. Drei bis vier Tonnen Die Metallkurse an der Londoner Metallbörse wurden bis in Bronzespäne, auf einmal, oha! die 1960er Jahre in Pfund-Sterling und englischer Tonne ver- öffentlicht. Ich vereinbarte sofort für den nächsten Morgen die Abholung - ein Konkurrent sollte ja nicht schneller sein - und schickte Um auf den damaligen D-Mark-Preis zu kommen, musste man einen 3,5 to LKW mit Ladebühne zur angegebenen Adresse. nicht nur den Umtauschkurs zum Pfund nehmen, sondern Bereits nach einer Stunde stand der LKW wieder bei uns im dieses Ergebnis auch noch durch 1,016 teilen. Eine englische Werk. Donnerwetter, das hat aber gut geklappt, dachte ich!! Tonne entspricht nämlich 1.016 Kilogramm! Wie einfach ist es Das leichte Lächeln der beiden Mitarbeiter machte mich zu de heute: Ein Blick auf den Monitor und zack ist alles da: Der Dol- Zeitpunkt noch nicht stutzig. Mein Blick auf den LKW erklärte larkurs, der Metallkurs und alles in 1000 kg!! VDM Magazin 2/18 17
111 Jahre VDM Wandel der Zeit: Kabelzerlegung damals und heute Kabelzerlegung, heute ein höchst komplexer, hochtechnischer, in große Hallen eingehauster Vorgang, hatte bereits in den 1960er und früheren Jahren einen hohen Stellenwert. Der in- dustrielle Aufbau der Bundesrepublik brachte es mit sich, dass große Mengen Kupferkabel wie auch Erdkabel zur Verfügung standen, für die es in ihrer vorliegenden Form keine Verwen- dung gab. Doch die vorhandenen Metalle Kupfer, Blei und Eisen waren begehrt und gehörten „geborgen“! Die damals „vorhandene Technik“ bestand (nur) aus Feuer und etwas Oel zum Anzünden, durch das die nichtmetallischen Bestandteile (Teer) von den metallischen getrennt werden konnten! Die Ka- bel wurden in Längen von etwa einem Meter geschnitten und auf nach vorn geneigte, aus Eisenbahnschienen bestehenden Paletten, gelegt. Die Schräge ermöglichte das Abfließen des Blei von Kupfer und Eisen. Erforderlich waren: a) ein Gelände, das weit von bewohnten Gegenden entfernt war. b) eine entsprechende Genehmigung. Diese sah vor, dass das Abbrennen von Kabeln nur c) nachts vorzunehmen oder bei Beginn der Dunkelheit und d) das zuständige Polizeirevier, die zuständige Feuerwehr und den nahegelegenen Airport (der damals noch Flugplatz hieß) von der nächtlichen Aktion benachrichtigt wurden. Oben: Historische Aufnahmen der Kabelaufbereitung beim VDM Mitglied KMR Kabel-Metall-Recycling GmbH Die Polizei und Feuerwehr brauchten dadurch nicht auszurü- cken, die an- und abfliegenden Piloten konnten zwar „Feuer“ melden, aber der Tower war ja ebenfalls über den brandstifter- freien Brand informiert. Morgens wurde dann aus den erkalteten, abgebrannten Ka- beln das Kupfer, Blei und Eisen, sauber getrennt, geborgen. Das Teer war im Himmel! Fazit: Ja, die Luft war zwar nicht so sauber, aber es war auch nicht so laut und so teuer wie heute. Dieser Satz ist mehr hu- moristisch zu verstehen, deswegen aber nicht weniger wahr. Links: Moderne Kabelaufbereitung beim VDM Mitglied Zirec GmbH 18 VDM Magazin 2/18
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