Salzburg - Land der Ideen - GOOD2KNOW Lebe lieber kreativ: Was "Design Thinking" für Start-ups leistet - WKO

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Salzburg - Land der Ideen - GOOD2KNOW Lebe lieber kreativ: Was "Design Thinking" für Start-ups leistet - WKO
MAIN TOPIC                            GOOD2KNOW               INKUBATOR
Salzburg: Viel stärker                Lebe lieber kreativ:    Salzburg Factory:
in der Innovation, als                Was „Design Thinking“   Die Fabrik, die Unter-
manche glauben                        für Start-ups leistet   nehmen macht
         N E W S .W K O . AT/ S B G

Salzburg –
Land der Ideen
     28.04. 2017
03
Salzburg - Land der Ideen - GOOD2KNOW Lebe lieber kreativ: Was "Design Thinking" für Start-ups leistet - WKO
Inhalt
                    4–7 main topic
                           4    Land der Ideen

                           7    Frische Ideen
                               „made in Salzburg“

                  8–10 good2know
                           8    Lebe lieber kreativ:
                               „Design Thinking“                                18–19 talkoftown
                         10     Interview mit Seda Röder                                  18    Worauf es ankommt, ist
                                                                                                Begeisterung! Interview
                                                                                                mit Hermine Meissl,
                  11–17 inkubator                                                               Julia Schliefsteiner und
                                                                                                Markus Niederfriniger
                          11    Ein Jahr Startup Salzburg

                         12     Die Fabrik, die Unternehmen macht             20–22 hotspot
                         15     Vom Start-up zum Mentor                                  20     Wo die wirkliche Start-up-Kultur
                                                                                                zuhause ist: Israel und Tel Aviv
                         16     Anarchie statt Hierarchie in
                                Start-ups?
                                                                              23–30 spotlight
                          17    JW-Kongress mit Top-Speaker
                                                                                         23     Salzburger Start-ups mit Potenzial

                                                                                       31 leben
                                                                                          31    Was meint „Digital Detox“
                                                                                                und wie geht das in Salzburg?

IMPRESSUM

EntrepreNews ist eine Beilage der „Salzburger Wirtschaft“. Medieninhaber und Herausgeber (Verleger):
Wirtschaftskammer Salzburg, Julius-Raab-Platz 1, 5027 Salzburg. Chefredakteur: Kurt Oberholzer.
Redakteure: Robert Etter, Helmut Millinger, Maria Kapeller, Eva Krallinger-Gruber, Andrea Möller.
Projektleitung: Kurt Oberholzer, Evamaria Weißenbacher. Layout und Illustration: dunkelblaufastschwarz
GmbH, Jakob-Auer-Straße 5/9, 5020 Salzburg. Anzeigenverwaltung: Österreichischer Wirtschaftsverlag
GmbH, Birkenstraße 2, 5300 Hallwang. Druck: Druckzentrum Salzburg, Karolingerstraße 38,
5021 Salzburg. wko.at/sbg/offenlegung
Bei allen personenbezogenen Bezeichnungen gilt die gewählte Form für beide Geschlechter.                   Unterstützt durch das
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ED
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                                                            ITO
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                                                                  IDEEN. INNOVATIONEN.
                                                                  Der Stoff, aus dem Erfolge sind! Davon hat eigentlich
                                                                  auch das als traditionell gescholtene, ins Barock hinein-
                                                                  verwobene Salzburg im Grunde reichlich. Man muss

                           Dominik                                nur genauer hinschauen – was hierzulande in Sachen
                                                                  Innovation aber eher nicht so häufig geschieht. Das

                           Mayer                                  Image Salzburgs ist (fälschlicherweise) nicht das, was
                                                                  man gemeinhin als Innovationsstandort bezeichnet.
                                                                  Doch das Bild trügt – es konturierter zu zeichnen, hat
                                                                  sich die neue EntrepreNews zur Aufgabe gemacht. Die
                          VORSITZENDER JUNGE                      Redaktion machte sich auf die Suche im Salzburger
                          WIRTSCHAFT SALZBURG                     „Land der Ideen“. Und siehe da: Ganze Industrien beru-
                                                                  hen auf Salzburger Ideenverwirklichern und Entrepre-
                                                                  neuren, die aus ihren Geistesblitzen erfolgreiche Firmen
                                                                  bauten oder gerade dabei sind, diese zu relevanten
                                                                  Größen voranzutreiben. Was damals eine Betriebsgrün-
TELLERRANDERS WELCOME!                                            dung war, heißt heute Start-up. Der Unterschied zur
Auf einmal sprechen alle von Digitalisierung. Und                 Gründungsmühsal früher: Heutzutage gibt es Netzwerke
doch fragen sich viele zu Recht: Warum surfen wir                 wie Startup Salzburg. Es stehen den ideenreichen, aber
immer noch im Schneckentempo quer durch Österreich?               unerfahrenen Gründern erfahrene Mentoren zur Seite
Warum diskutiert hier niemand laut über Netz-Neutrali-            (ab Seite 11). Manche Verantwortliche schauen dabei
tät? Und wie kann es sein, dass in Österreich gerade              gerne mal Richtung Israel, was so richtig wie lehrreich
mal 42% der Unternehmer Social Media wirtschaftlich               ist: Kein Land auf der Welt fördert seine Start-up-Szene
nutzen? Während der Fortschritt der Bundespolitik nur             intensiver und erfolgreicher als der kleine 8-Millio-
allmählich in die Gänge kommt, brodelt es im Landes-              nen-Einwohner-Staat Israel (ab Seite 20). Dass es im
inneren Salzburgs auf atemberaubend hohem Niveau                  kleinen Salzburg ebenfalls keinen Mangel an guten
mit düsentriebischem Fieber. Und dabei sollten wir                Business-Ideen gibt, beweisen einmal mehr die höchst
abseits der jüngsten Start-up-Landschaft auch ruhig mal           erzählenswerten Geschichten über Salzburger Gründer.
einen Blick in die gewinnbringenden Parallelwelten von            So viel Mut, Wissen und Optimismus ist ein angenehmes
jungen Forschern und Entwicklern werfen, die zwischen             Gegengift zur allgemeinen Verunsicherung. Und dass
klassischen Handwerksbetrieben, Gesundheitswesen                  auch Gründer und Etablierte sehr gut miteinander ins
oder auch zwischen Vieh und Erntegut unserer Land-                Gespräch kommen können, beweist das Doppelinterview
wirte wertvolle Zukunftsdenke einbringen. Davon profi-            (Seite 18) mit den „Looops“-Machern Julia Schliefsteiner
tieren Gesellschaft, Industrie und viele Geschäftszweige          und Markus Niederfriniger und einer der besten Unter-
sowie Bürger im Alltag. Zum Beispiel Landwirtschaft               nehmerinnen Salzburgs, Hermine Meissl. Lesenswert!
4.0: Effizienzsteigernde Technologien machen der
heimischen Landwirtschaft das Leben leichter, wodurch
wir alle letztendlich noch mehr heimische Produkte zu
fairen Preisen genießen können. Apps und unscheinbare
digitale Helfer führen junge Bauern am Feld direkt zu
Ungeziefer, wodurch keine flächendeckenden Gift-
manöver für stabile Ernteerfolge sorgen, sondern ein
notwendiges Minimum nur dort eingesetzt wird, wo es
unverzichtbar ist. Riecht schwer nach Zukunft – dieses
Internet. Und jede Idee bringt uns weiter. Genau diese
Parallelwelten verdienen mehr Aufmerksamkeit – so                                             Kurt
auch in dieser Ausgabe des EntrepreNews. Viel Spaß
und immer schön über den Tellerrand schauen!                                                  Oberholzer
                                                                                              CHEFREDAKTEUR
                                                                                              SALZBURGER WIRTSCHAFT

                                                                  Fotos: Chris Rogl (oben),
                                                                  Bryan Reinhart
Salzburg - Land der Ideen - GOOD2KNOW Lebe lieber kreativ: Was "Design Thinking" für Start-ups leistet - WKO
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Salzburg –
                                                 OP C
                                                   I

Land der Ideen
Ermutigende
Erkundung in
drei Teilen
               Kantige & runde
               Innovationen

 TEIL
                Schieben wir die offiziellen Zahlen ein-
                mal beiseite. Sie lassen uns ja vermuten,
                dass hierzulande in puncto Ideenfindung,
                Forschung und Innovationen eher wenig          GAME-CHANGER, DIE

 EINS
                läuft. Bei den Patenten schneidet das          GANZE MÄRKTE SCHUFEN
                Bundesland unterdurchschnittlich ab,
                und die Forschungsquote zwischen 1 und         Nur Insider wissen, dass es ohne den Halleiner Rudolf
                2% ist auch nicht berauschend. Doch die        Lettner weder den Spitzenskisport noch den Wintertou-
                trockenen Statistiken werden dem wah-          rismus oder gar eine Skiindustrie gegeben hätte. Lettner
                ren „Ideenland Salzburg“ nicht gerecht.        war ein wahrer Pionier. Mit seiner Idee, passgenaue
                Man muss genau hinschauen. Dann fä-            Stahlkanten auf Ski zu schrauben, revolutionierte er
                chert sich eine überraschend reichhaltige,     nicht nur den Skisport, sondern gab auch den Anstoß

               MADE IN
                bunte Produkt-Ideen-Geschichte auf –           für ein wirtschaftlich höchst bedeutsames Business-
                historisch wie aktuell. Deren Urheber fin-     Ökosystem rund um Ski, Tourismus und Produktion. Die
                gen alle einmal als Gründer oder Start-        „Lettner-Stahlkante“, 1926 erfunden, änderte alles: die
                ups an, als es noch niemand so nannte.         Art und Weise, wie Ski gefahren wurde, das Tempo bei
                Davon weiß etwa FH-Prof. Mag. Dr. Gün-         den Wettkämpfen, die Haltbarkeit der Skier. Erst seine
                ther Grall zu berichten. Er ist Leiter des     geschraubten Kanten ermöglichten den Ski-Massentou-
                FH-Studiengangs Design & Produkt-              rismus, der wiederum die Skiproduktion beflügelte. Eine
                management am Campus Kuchl der FH,             kantige Idee, die noch heute für Milliardenumsätze
                übrigens einer der wichtigsten kreativen       sorgt.
                Hotspots in diesem Lande, wo junge Leu-

                SALZBURG
                te jedes Jahr viele neue Ideen schaffen.       Unternehmerischer Pioniergeist findet sich an jeder
                Grall, der immer wieder darauf hinweist,       Stelle, wo es etwas zu verbessern gibt. „Stets das Beste
                dass Salzburg eine Hochburg bester De-         und Neueste zu bieten“, das nahm sich 1890 der Kondi-
                signer-Schmieden ist (auch wieder so ein       tormeister Paul Fürst vor. Die Köstlichkeit aus Pistazien,
                verstecktes Exzellenz-Merkmal!), arbei-        Nougat und dunkler Schokolade wurde als Original
                tet gerade an einer Ausstellung zu Pro-        „Mozartkugel“ weltberühmt. Fürst schuf damit beste
                duktinnovationen, Ideen und Design aus         wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Denn die Kugel rollt nach
                dem Bundesland gemeinsam mit dem               wie vor. Der findige Konditormeister popularisierte
                Salzburg Museum. Sein Team und er för-         ebenso und ganz nebenbei Mozart, dessen Markenwert
                dern gerade Funde hoher Kreativität            für Salzburg zwar erst zaghaft erkannt wurde, heute
                „made in Salzburg“ zutage.                     aber unbezahlbar ist. Fürst schuf eine Lebensmittel-
                                                               Innovation, die zwischen „süßer Sünde“ und begehrtem
                                                               Mitbringsel changiert – und gleichzeitig zum Image-
                                                               träger für Salzburg wurde.
                                                               Ein Beispiel für Welterfolge aus jüngerer Zeit und ein
                                                               weiterer von nicht wenigen Salzburger „Hidden Cham-
                                                               pions“: 1993 wurde die Firma „think dig High Tech Solu-
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MA
                                          5

                                               IN T
                                        OP C
                                          I

       tions“ gegründet, 2007 wurde daraus die
       Orderman GmbH der Salzburger Gottfried
       Kaiser, Alois Eisl, Franz Blatnik und und
       Willi Katamay. Ihre Produktidee ist mög-
       licherweise ein frühes Beispiel für „De-
       sign Thinking“: Denn die Gründer hatten
       anfangs gar keine Geschäftsidee, sondern
       richteten sich nach den Bedürfnissen des
       Marktes – und landeten bei der Idee, das
       erste Handheld für die Gastronomie zu
       bauen. Danach kam das Entwickeln,
       Ausfeilen, Testen – bis das weltweit erste
       Funkboniersystem funkte und von Salz-
       burg aus die Prozesse in der Gastronomie,      Der Standort Urstein ist gleichfalls Sitz des Josef-Ressel-
       man kann sagen, weltweit revolutionierte.      Zentrums für anwenderorientierte Smart Grid Privacy,
       Orderman, eine Idee aus dem „Land der          Sicherheit und Steuerung. FH-Prof. Dominik Engel und
       Ideen“, und heute eine Tochtergesell-          sein Forscherteam entwerfen dort gerade die Grundlage
       schaft der NCR Corporation, ist einer der      einer smarten und transparenten Energiezukunft.
       führenden Anbieter für Funkbonier-
       systeme und andere Lösungen. Täglich
       entscheiden sich auf der Welt 20 neue
                                                      SMART BAUEN,
       Restaurants für den „Orderman“.                LEBEN, FORSCHEN

                                                      Salzburg hat eindeutig mehr drauf, als man immer
                                                      wieder glaubt. Etwa im Bereich Smart Buildings.
      Ideen-                                          Wolfgang Schneider, Chef von Siemens Salzburg, spricht
                                                      in diesem Zusammenhang sogar von einer Art „Silicon

      werkstätten                                     Valley-Effekt“: Gemeinsam mit Salzburger Firmen und
                                                      rund um die FH-Studiengänge für Smart Buildings und
                                                      Smart Cities hat sich in Salzburg ein Kompetenzknoten
       Kreativ- und Forschungs-Hotspots fin-          gebildet, der im europäischen Vergleich eine Rolle spielt,
       den sich ja vielfach in den größeren und       wie Schneider betont. An der smarten, energiesparenden

    TEIL
       mittleren Salzburger Unternehmen – von         Bautechnik der Zukunft arbeitet man übrigens nur weni-
       Palfinger bis Liebherr, von den W&H Den-       ge Kilometer von Urstein entfernt, in der Moosstraße
       talwerken bis zu Maco, von Hagleitner bis      am Südrand Salzburgs, im Kompetenzzentrum Baufor-
       Skidata. Der öffentlichen Aufmerksam-          schung an der BAUAkademie Salzburg: Im Zusammen-
       keit entgeht aber irgendwie stets, was         wirken mit Solarenergie und modernen Pumpensyste-

     ZWEI
       sich sonst noch so tut in Sachen For-          men perfektioniert man die Bauteilaktivierung – Beton
       schung, Innovation und Kreativität. Gäbe       als Wärme- und Kühlespeicher – als energiesparende
       es eine Landkarte der Ideen-Werkstätten        Technologie der Zukunft im Baubereich.
       im „Land der Ideen“, dann würden wir
       etwa am Campus Kuchl der FH Salzburg
                                                      AN DER SCHNITTSTELLE

G
       beginnen: Dort forschen kluge Köpfe an
       neuesten Holzwerkstoffen – und junge           ZUR ZUKUNFT
       Designer liefern Jahr für Jahr berückende
       Design-Ideen (siehe Andreas Schröckers         Jüngst startete die Unversität Salzburg innovationstech-
       MIA – My Individual Access).                   nisch durch: Ende März nahm am Standort Itzling der
       Nicht weit davon entfernt landen wir am        „Science and Technology Hub“ seine Tätigkeit auf. 100
       Campus Urstein der FH. Aus der FH her-         Universitätslehrer, Forscher und 450 Studenten bilden
       aus erwachsen zunehmend Start-ups, die         den Kern des inneruniversitären Hightech- und Natur-
       Nataša Deutinger im Start-up-Center der        wissenschafts-Clusters, in den alle im Stadtteil Itzling
       FH betreut. Man wird sich die Namen der        ansässigen naturwissenschaftlich-technischen Einrich-
       potenziellen High-Flyer merken müssen:         tungen der Universität zusammengefasst sind. Um nur
       Coati, die Programmierern das Leben er-        ein Forschungsfeld hevorzuheben: Am Center für Hu-
       leichtern. Native Waves, die uns via App       man-Computer Interaction entwirft Prof. Manfred
       Filme in Originalsprache genießen las-         Tscheligi die Schnittstellen der Zukunft zwischen Com-
       sen. Eines der ersten FH-Spin-offs, Au-        putern und Menschen. Die Forschungsthemen klingen
       thentic Vision, setzt ohnedies gerade zum      wie frisch aus Stanford in Kalifornien: autonome Autos
       globalen Höhenflug an.                         und ihr Zusammenwirken mit Menschen, „Augmented
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                                            IN T
                                     OP C
                                       I

   Reality“ als Schnittstelle, Mensch-Robo-
   ter-Interaktion, Computersteuerung
   durch Gesten und anderes mehr – ein-
   deutig Wissensproduktion an der
   Schnittstelle zur Zukunft. Angesiedelt in
   Itzling, das sich immer mehr als großer
   Forschungsstandort profiliert, dank
   Techno-Z und nicht zuletzt dank der
   „Salzburg Research“. Die landeseigene
   Forschungsgesellschaft profiliert sich
   gerade auf breiter Front in Sachen Indust-
   rie 4.0 und autonome Verkehrssysteme.
   Und gar nicht zuletzt ist die Paracelsus
   Medizinische Privatuniversität, Partner
   von Startup Salzburg, ein dicker Punkt
   auf der Ideen- und Forschungslandkarte.              Martin Herdina und Philipp Breuss-Schneeweis.
   Die PMU ist ein Forschungs-Hotspot der
   besonderen Art: Die Forschungsschwer-
   punkte der Paracelsus Medizinischen
   Privatuniversität liegen im Bereich der         Wer hätte das gedacht: Drei von vier Handys auf der
   regenerativen Medizin und umfassen              Welt werden mit der Technik der Advanced Engineering
   Neurowissenschaften, onkologische,              Industrie Automation aus Hallein hergestellt. Das Unter-
   immunologische und allergische Erkran-          nehmen von Ing. Josef Moser entwickelt und baut
   kungen, muskuloskelettale Krankheiten,          Maschinen und Roboter für die Elektronikindustrie.
   Biomechanik und Sportmedizin sowie              IT-Riesen wie Samsung und Apple sind seine Kunden.
   Stoffwechselerkrankungen.                       „Augmented Reality“ (AR) ist groß im Kommen – ein
                                                   Milliardenmarkt baut sich gerade auf. Die Werkzeuge
                                                   dafür liefert ein Salzburger Unternehmen, die Wikitude
  Bilder einer                                     GmbH. 2008 entwickelte Philipp Breuss-Schneeweis mit
                                                   „Wikitude“ die erste, weltweit gefeierte AR-App, lange

  Ausstellung                                      bevor die gelben Pokémons digital in der Landschaft
                                                   verteilt wurden. Heute ist Wikitude mit Martin Herdina

TEIL
                                                   an der Spitze einer der Weltmarktführer für Software-
   So viel Wissen und Ideen – woraus im            Werkzeuge im Zukunftsmarkt AR. Täuscht der Ein-
   besten Fall Geschäftsmodelle und Inno-          druck, dass viele hierzulande nicht wirklich Bescheid
   vationen in Unternehmen werden kön-             wissen, wie viel in Stadt und Land Salzburg an Kompe-
   nen. Daher noch mal ein Ortswechsel auf         tenz und Inspiration vorhanden ist? Vielleicht wäre das
   der Karte des Ideenlandes Salzburg, dies-       ja auch eine Idee: eine gedruckte oder digitale Landkarte
   mal ins WIFI der WKS. Seit Montag hän-          des heimlichen „Landes der Ideen“ anzufertigen und
   gen dort wieder großformatige Bilder von        etwas umfangreicher in Salzburg zu verteilen? Als
   Salzburger „Game-Changern“ – etablier-          Ermutigung zu Kreativität und unternehmerischer

 DREI
   ten Unternehmerpersönlichkeiten und             Initiative. Davon kann man doch auch in Salzburg
   neuen Gründern. Sie alle eint, dass sie mit     nie genug haben.
   ihren Ideen, Verfahren und Services für
   Salzburg und darüber hinaus Überdurch-
   schnittliches, Herausragendes, Unge-
   wöhnliches zustande gebracht haben.                            Text: Kurt Oberholzer
   Drei Beispiele für weltmarktfähige Su-                         Fotos: Andreas Hechenberger, Neumayr
   per-Ideen aus dem „Ideenland Salzburg“:
   Mit einiger Sicherheit wird das „Google
   der Medizin“ in Salzburg seinen Sitz ha-
   ben: Jama Nateqi und Thomas Lutz revo-                         ENTREPRENEWS-TIPP:
   lutionieren gerade mit ihrem Unterneh-
   men Symptoma mittels intelligenter                             Mehr Geschichten mit Wow-Effekt
   Datenbank die Art und Weise, wie Ärzte                         gibt es bei der „Game-Changer-
   Krankheitssymptome erkennen. Allein                            Gallery“ im WIFI und im Internet
   2016 wurde das Unternehmen 16-mal in-                          (www.wks-game-changer.at)
   ternational ausgezeichnet, 2020 soll es                        zu entdecken.
   an die Börse gehen.
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Neue Ideen

                                                                       IN T
                                                                OP C
                                                                  I

 aus Salzburg
                                              ES WERDE LICHT
                                              Leuchten montieren – das ist für alle, die
                                              nicht Elektriker sind, eine wahre Challen-
                                              ge. Unternehmer Matthäus Wimmer aus
                                              Schleedorf hat eine Alternative zum dro-
                                              henden Stromschlag entwickelt – ein
                                              Stecksystem namens „adLight“. Dabei
                                              werden Lampen und Deckenanschlüsse
                                              nur mehr mit einem Klick zusammen-
                                              gesteckt. Werkzeug ist nicht mehr von-
                                              nöten, die Gefahr des Stromschlags ist
                                              gebannt, man muss auch nicht mehr
                                              gefährlich auf Leitern herumbalancieren.
                                              Die Schnellkupplung für Leuchten,
DER ENTREBEENEUR                              patentrechtlich geschützt, wurde schon
                                              erfolgreich bei internationalen Leuchten-     HOP-ON IN DIE
Die Wirtschaftsleistung der Honigbienen       messen vorgestellt. Das Unternehmen           NEUE MOBILITÄT
geht in die Milliarden. Ohne ihre unver-      adlight.at ist ebenfalls bereits gegründet.
zichtbare Bestäubungsleistung gäbe es         Das Interesse der Lampenproduzenten,          Alles spricht von autonomen Fahrzeugen
kein Obst und keine Feldfrüchte. Leider       aber auch der Möbelhäuser, die in ihren       und den notwendigen Änderungen in der
setzen den Bienenvölkern diverse Krank-       Lampenabteilungen vor demselben Prob-         öffentlichen Mobilität. Schon jetzt leben
heiten immer mehr zu. Dazu kommt:             lem stehen wie die Konsumenten zuhau-         mehr als die Hälfte der Menschen in
Honig ist eines der beliebtesten und          se, ist groß, betont Wimmer. Seine elekt-     Städten, die noch dazu in Zukunft mög-
nachgefragtesten Lebensmittel über-           risierende Idee, Deckenleuchten endlich       lichst smarte Cities sein sollen. Doch wie
haupt. Die Imker und ihre Bienen kom-         so einfach montieren zu können, wie man       bewegt man sich in Zukunft durch die
men mit dem Produzieren gar nicht nach.       einen Staubsauger ansteckt, startet heuer     Städte? Mit dem guten alten Auto im
Wie kann man nun beiden ihr Leben er-         richtig durch: Ab dem 1. Mai 2017 wird        Mega-Stau? Eher nicht. Neue Transport-
leichtern? Da kommt eine Innovation wie       das Stecksystem in Serie produziert, ab       konzepte sind notwendig. Darüber macht
jene von „Entrebeeneur“ Peter Markl aus       dem 3. Quartal gibt es adlight im Handel      sich der Salzburger Jungdesigner
St. Johann wie gerufen. Im Rahmen des         Weitere Infos www.adlight.at                  Andreas Schröcker, Absolvent des
FH-Studiengangs KMU-Management                                                              FH-Studiengangs Design und Produkt-
und Entrepreneuership entwickelte Markl                                                     management, Gedanken. Seine Studie
einen digitalisierten Bienenstock. „Ich bin                                                 „MIA – My Individual Access“ kombiniert
zu 100% davon überzeugt, dass richtig                                                       das Hop-on-Hop-off-Prinzip der be-
eingesetzte technische Unterstützung ein                                                    rühmten Cable-Cars aus San Francisco
noch natürlicheres Arbeiten mit dem Bie-                                                    mit autonomen Fahrzeugen, allerdings
nenvolk ermöglicht.“ Kleine Sensoren im                                                     ohne Cable, sondern per Sensoren auf
Bienenstock und ein intelligentes System                                                    Kurs gehalten. „Eine fahrende Plattform,
zur Datenanalyse erkennen im Stock die                                                      auf die leicht zu- und abgestiegen werden
wichtigsten Zustände und können den                                                         kann. Und bei der das Fahren Spaß
Imker jederzeit über Probleme oder ande-                                                    macht.“ Natürlich kombiniert mit einer
re Ereignisse informieren. Erste Proto-                                                     App für die Kunden und einem mitden-
typen wurden 2016 gestartet und liefern                                                     kenden System, das mehr Cars los-
seitdem wichtige Daten für die zukünfti-                                                    schickt, wenn mehr Menschen auf
ge Entwicklung. Demnächst wird aus der                                                      Beförderung warten. Andreas Schröcker
Vision ein Unternehmen. Mehr dazu                                                           will nun weiter auf dem Gebiet urbaner
unter www.modbee.ai                                                                         Mobilität für neue Ideen sorgen.
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                                                              KNOW

Lebe lieber                                                                              grundlegenden Kundenorientierung.
                                                                                         Empathie ist gefragt – im Mittelpunkt
                                                                                         stehen immer der Kunde und seine
                                                                                         Bedürfnisse. Diese muss man kennen,

 kreativ
                                                                                         um dafür ein Produkt zu schaffen, nicht
                                                                                         umgekehrt. Das schützt vor fatalen
                                                                                         Fehlern, darum „Fail early and often“,
                                                                                         aber nicht, wenn es dafür zu spät ist.
                                                                                         Das bedeutet, Kunden mit in den Prozess
                                                                                         hereinzuholen oder Interviews zu führen
                                                                                         oder Beobachtungen anzustellen, wie
               Kreativität, am Menschen orientiert,                                      eine „Customer Journey“ aussehen könn-
               hierarchiefrei und mit Zug zur schnellen                                  te. Danach geht es in die Kreativrunden.
                                                                                         Einer der zentralen Momente dabei:
               Umsetzung – so geht „Design Thinking“.                                    Rede nicht, zeige es mir! In Design-
                                                                                         Thinking-Runden wird gerne gezeichnet,
               Das richtige Instrument für alle, die                                     geklebt, gebastelt, gebaut, geschraubt –
               innovieren wollen, und damit natürlich                                    und auch mal Lego gespielt. Weil „Design
                                                                                         Thinking“ davon ausgeht, dass etwas
               auch für Start-ups.                                                       sehr früh eine räumliche Gestalt haben
                                                                                         muss, sonst geht die Idee sehr schnell
Natürlich ist „Design Thinking“ auch,          de zusammenarbeiten, kann etwas           wieder unter. Wichtiger ist das Produkt.
wenn CEOs, übern Legokasten gebeugt,           Neues entstehen“, sagt David Kelly.       Ziel ist daher immer der Prototyp, was
mit heißem Kopf einen Prototyp bauen.          Denn Design-Thinking-Ergebnisse bauen     immer es ist. Sollte der Eindruck entste-
„Design Thinking“ hält aber mehr parat.        auf den Ideen von vielen auf, nicht von   hen, bei „Design Thinking“ geht es
Leider wird diese Innovationsmethode oft       Einzelkämpfern.                           vor lauter kreativem Schaffen etwas
gerne auf das „Lego Serious Play“ ver-                                                   chaotisch zu, dann täuscht man sich.
kürzt – eine von vielen Kreativitätstech-      ZIEL IST IMMER                            „Design Thinking“ ist ein systematischer
niken, die unter dem Label „Design Thin-                                                 Prozess mit einem klaren Ablauf:
king“ laufen. Der Hype, der um die im
                                               DER PROTOTYP                              Verstehen, beobachten, Ausgangspunkt
Silicon Valley entwickelte Technik ge-                                                   festlegen, Ideen entwickeln, Prototyp
macht wird, kommt allerdings nicht von         Bezeichnend für „Design Thinking“ – der   bauen, am Markt testen. Und vor allem:
ungefähr. Denn „Design Thinking“ kann          Zug zum Tor des Kunden. „Design Thin-     „Let’s have fun!“ Mehr Infos:
wirken, auf jeder Stufe der Organisation,      king“ ändert den Mindset hin zu einer     www.dschool.stanford.edu
in etablierten Firmen ebenso wie bei
Start-ups.

OHNE TITEL UND
HIERARCHIEN

Entwickelt von David Kelley, Gründer der
Beratungsfirma Ideo, gelehrt und ange-
wandt in der legendären D-School in
Stanford, fußt es auf einem einfachen
Ausgangspunkt: Jeder kann es! Jeder
kann und darf kreativ sein! Ideen dürfen
dabei verrückt sein, Fehler können, ja sol-
len gemacht werden, weil sie möglicher-
weise in der nächsten Stufe ein Fort-
schritt sind. Noch dazu sind viele Ideen
erwünscht, da hier ausnahmsweise
Quantität vor Qualität geht. Konsequent
werden dabei Nicht-Experten zu Exper-
ten gemacht. Das geht natürlich am bes-
ten, wenn Hierarchien keine Rolle spielen:
„Leave titles at the door“, lautet einer der
Grundsätze. „Nur wenn Menschen ganz
unterschiedlicher Erfahrungshintergrün-
Salzburg - Land der Ideen - GOOD2KNOW Lebe lieber kreativ: Was "Design Thinking" für Start-ups leistet - WKO
GO D
                                                                  9

                                                                         O
                                                                      2
                                                              KNOW

                                                                                           Drei Design-
                                                                                           Thinking-Techniken,
                                                                                           die jeder anwenden kann

                                                                                           Für jede Stufe des Design-
                                                                                           Thinking-Prozesses gibt es
                                                                                           zahlreiche Kreativitätstech-
                                                                                           niken. Tobias Göllner hat drei
                                                                                           Techniken herausgegriffen,
Tobias Göllner ist Co-Gründer                 Techniker haben oft die Tendenz, die         die Start-ups gerade am
der Produktentwicklungs-Task-                 Dinge völlig fertig zu entwickeln, bis       Anfang viel bringen.
                                              alles passt. „Design Thinking“ sagt
force SHIFT11 (www.shift11.
com) und der Trainingsagentur
                                              aber, man sollte so schnell wie möglich
                                              mit einem Prototyp auf den Markt             #1      Die „Empathie-Map“, also
                                                                                                   eine Empathie-Landkarte,
ShiftYard (www.shiftyard.io)                  gehen. Wie passiert das tatsächlich          die man für sich anlegt: Man wird dazu
                                              in der Praxis?                               gezwungen, aus verschiedenen Per­-
mit Sitz in Wien. Der gebürtige
                                                                                           spektiven auf den Kunden zu schauen
Bergheimer entwickelt mit                     Es geht nicht darum, mit einem unferti-      und zu verstehen, wie wird dieser
Unternehmen aller Größen-                     gen oder nicht funktionierenden Produkt      Kunde beeinflusst, was denkt er, was
ordnungen neue Produkte und                   auf den Markt zu gehen. Man sollte je-       fühlt er, was sagt er und was legt er
                                              doch in der Ideenentwicklung Leute ein-      für Handlungen an den Tag? Letztlich:
Services, treibt Design-Thin-                 binden, die möglicherweise auch Nutzer       Was bedeutet das für mein Produkt?
king-Prozesse voran, vermittelt               sein könnten. Dann ist es natürlich schon
Innovationsmethoden, trainiert
Firmenteams und gibt sein Wis-
                                              gut, so schnell wie möglich auf den Markt
                                              zu gehen und zu testen, ob das Produkt
                                              etwas trägt. Ob dann im Hintergrund die
                                                                                           #2       Die „Costumer Journey“:
                                                                                                    Ist ein wichtiger Bestandteil
                                                                                           jedes Design-Thinking-Prozesses. Hier
sen auch an Start-ups weiter.                 Prozesse schon perfekt laufen, was der       klärt man, welche Berührungspunkte
Kürzlich gestaltete er einen                  Kunde ja gar nicht mitkriegt, ist            Kunden mit meinem zukünftigen
Design-Thinking-Workshop mit                  zweitrangig. Wichtig ist, dass das Pro-      Unternehmen oder bestehenden
                                              dukt für den Kunden einen Wert stiftet.      Projekt haben. Welche Emotionen sind
Salzburger Start-ups im Rah-                  Der Rest folgt.                              in diesen unterschiedlichen Momenten
men des FHStartup-Centers.                                                                 (Touchpoints) der „Reise des Kunden“
                                              Etablierte Unternehmen müssen                integriert? Dabei findet man kritische
Wie können Start-ups das Innovations-         sich oft selbst neu erfinden, was be-        Momente, oder auch den „Moment of
instrument „Design Thinking“ in ihrer         kanntlich enorm schwierig ist. Ist das       Truth“, wo es sich entscheidet, ob der
Gründungsphase benutzen?                      Instrument „Design Thinking“ daher für       Kunde zum Fan einer Idee oder eines
                                              Start-ups wie geschaffen?                    Produkts wird oder aussteigt.
Diese Methoden sind am wertvollsten,
wenn man sie relativ früh im Entwick-
lungsprozess einsetzt. „Design Thinking“
hilft, sich in die Schuhe der Kunden zu
                                              Ja, und das ist in der Start-up-Welt schon
                                              länger unter einer anderen Überschrift
                                              angekommen, mit der „Lean-Startup-
                                                                                           #3       Die dritte Technik ist ganz
                                                                                                    einfach, kann aber die Krea-
                                                                                           tivität besonders anregen: Papier
begeben. Da ist es natürlich umso besser,     Methode“. Man baut am Anfang ein             und bunte Stifte. Tobias Göllner:
wenn man gleich am Anfang seine Idee          schlankes Start-up. Das ist eigentlich       „Das haben wir alle miteinander fast
mit den Augen des Kunden sieht und be-        schon vom Mindset sehr ähnlich zu „De-       verlernt, einfach draufloszuzeichnen
denkt. Eine gute Beschreibung für „De-        sign Thinking“. Diese Denkweise ist          und sich visuell eine Skizze zu machen.“
sign Thinking“ ist der Satz „love the prob-   schon sehr stark in die DNA der meisten
lem, not the solution“. Es ist sehr           Start-ups übergegangen. Daher können
zielführend, wenn man es sehr früh            diese auch freier denken. Aber als Grün-
schafft, sich mehr mit dem Problem, mit       der ist man trotzdem gefährdet, bei der
dem Leben der Menschen auseinander-           erstbesten Idee zu bleiben. Man sollte
zusetzen, und dann zu schauen, passt          sich aber trotzdem dazu zwingen, seine
meine Idee oder meine Lösung dazu.            Idee ausreichend zu testen. „Design Thin-    Text: Kurt Oberholzer
                                              king“ kann dabei entscheidend helfen.        Foto: Bryan Reinhart
Salzburg - Land der Ideen - GOOD2KNOW Lebe lieber kreativ: Was "Design Thinking" für Start-ups leistet - WKO
Seda Röder, in Istanbul geboren, ist ausgebildete Pianistin, Kom-
                                              ponistin, Coach und Unternehmerin. Sie studierte am Salzburger
                                              Mozarteum. Im Oktober 2007 wurde Seda Röder als Fellow an die
                                              Harvard University eingeladen, wo sie von 2008 bis 2012 auch
                                              unterrichtete. Seda Röder beschäftigt sich intensiv mit Musik, Klang,
                                              Kreativität, Technologie, Creative Entrepreneurship. Sie gründete
                                              das Netzwerk „Sonophilia“. Mehr Infos: www.sonophilia.com

                                                             der Lage sind, eine Atmosphäre zu schaffen, in der die
                                                             kreativen Potenziale der Mitarbeiter richtig genutzt wer-
                                                             den, haben ein besseres Standing und mehr Support in
                                                             ihren Teams. Diese Teams sind eher bereit für High-Per-
                                                             formance, was wiederum zum Ruf des Managers bei-
                                                             trägt. Kreativ zu sein und Kreativität zu fördern schafft
                                                             also für alle Seiten eine positive Aufwärtsspirale.

                                                             Start-ups sind kreativ besonders gefordert.

Und plötzlich leuchtet                                       Wie können diese den Fluss an neuen Ideen
                                                             aufrechterhalten?

etwas für mich auf                                           Wenn es nicht mehr um das Produkt geht, sondern um
                                                             das Erhalten des Status quo, dann fangen wir an, uns
                                                             einzuengen. Es geht immer darum, sich aus der Kom-
                                                             fortzone rauszubewegen. Aber gerade Start-ups erfinden
                                                             sich dann neu in dieser Situation.
Fünf Fragen an Seda Röder
                                                             Kann man sein Gehirn dabei
                                                             unterstützen, kreativ zu sein?
                Kreativität und neue Ideen – schaffen

  SEDA
                das nur von Natur aus besonders              Man kann sich zum Beispiel jeden Tag spielerisch Dinge
                begabte Menschen?                            aussuchen, die man verbessern möchte. Es passiert ja
                                                             oft, dass wir Dinge sehen, die nicht gut funktionieren,
                Nein absolut nicht. Wissenschaftliche        aber wir passen uns an die Systeme an, statt die Systeme
                Studien zeigen, dass Kreativität wenig       zu ändern, weil das natürlich ein bisschen anstrengender
                mit den Genen zu tun hat bzw. erlernbar      ist. Es hilft der Kreativität aber sehr, dass wir uns immer
                ist. Das Gehirn ist ein plastisches Organ.   fragen, wie kann man das oder jenes verbessern, anders
                Es ist sozusagen wie ein Muskel, den man     machen.
                trainieren kann. Das heißt, je mehr man
                anfängt, Ideen zu generieren, desto mehr     Du bist Komponistin, Musikerin, Coach.
                bekommt man mit der Zeit Leichtigkeit        Was brauchst du, um Inspiration zu erlangen?
                darin. Man wird immer besser dabei. Die
                Ideen kommen immer schneller. So ist es      Bei mir und bei anderen Menschen bedeutet Inspiration,

    RODER
                mit allem: Übung macht den Meister. Je-      in Analogien denken zu können. Ich sehe etwas in einem
                der kann kreativ sein.                       fremden Gebiet und plötzlich leuchtet etwas für mich in
                                                             meinem eigenen Gebiet auf und ich kann dieses Wissen
                Ist Kreativität eine Frage des               zu mir übertragen. Kreativität heißt, Dinge miteinander
                Commitments, der Lebenshaltung?              zu verbinden. Um das zu fördern, muss man sich für Ge-
                                                             biete öffnen, in denen man vorher nie unterwegs war, in
                Das ist entscheidend. Und es funktioniert,   denen man sich nicht auskennt. Man muss sich also ein-
                weil der Mensch dafür geschaffen ist,        mal mehr aus der Komfortzone hinausbewegen. Es hilft,
                kreativ zu sein. Wir blühen auf, wenn wir    in Gebiete hineinzugehen, die auf den ersten Blick nichts
                unsere Ideen generieren und unsere Din-      mit einem selbst oder seiner Firma zu tun haben. So
                ge schaffen. Kreativität ist ein dem Men-    kann man sich etwa mit Experten in neuen Feldern un-
                schen innewohnendes Potenzial. Wenn          terhalten. Man kann „Cross-Conversations“ bis hin zu
                wir das nutzen, dann wachsen wir auch        Ideen-Hackathons mit Menschen veranstalten, die ei-
                geistig. Sobald man anfängt, seine Ideen     nem die Möglichkeit zur Inspiration verschaffen.
                auszuleben, auszuarbeiten, zu verwirkli-
                chen, kommt man manchmal in den
                „Flow“. In diesem Zustand sind die Men-
                schen am zufriedensten, wie die For-         Interview: Kurt Oberholzer
                schung zeigt. Auch die Manager, die in       Foto: Bryan Reinhart
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                                                                                „Ich habe 2009 gemeinsam mit zwei
                                                                                Partnern das Start-up ‚Aktionsfinder‘
                                                            AT
                                                      OR
                                                                                gegründet. Damals hat es gar nichts
                                                                                gegeben, eine regelrechte Start-up-
                                                                                Wüste. Gott sei Dank gibt es jetzt
                                                                                Startup Salzburg.“
                                                                                Gerhard Froner

Das Start-up-
                                                                                Mitgründer des Start-ups „Aktionsfinder“

                                                                       „Man muss die jungen Leute ermutigen,
                                                                       das Risiko einzugehen und den Schritt

Ökosystem gedeiht
                                                                       in die Selbstständigkeit zu wagen.
                                                                       Alles, was diesen Start-ups hilft,
                                                                       begrüße ich natürlich.“
                                                                       Michael Schineis
                                                                       Geschäftsführer Atomic

 Die Welt der Start-ups in Salzburg                                             „Mit den fünf Start-ups in der Start-
                                                                                up Salzburg Factory kann man erste
 ist eine andere, seitdem die Netz-                                             Erfolge vorweisen. Ich war mit einem
 werkinitiative Startup Salzburg                                                davon – Coati – im Silicon Valley. Die
                                                                                haben mit den besten Software-Ent-
 ihre Arbeit aufgenommen hat.                                                   wicklern von Google auf Augenhöhe
                                                                                gesprochen. Das hat mich sehr stolz
      „Es ist schön, wenn man zusehen kann, wie die Start-                      gemacht, dass wir das in Salzburg
      up-Szene in Salzburg immer größer wird“, meinte Chris-                    zusammenbringen.“
      tof Haslauer vom Start-up Native Waves beim Startup                       Andreas Spechtler
      Salzburg Demo Day im WIFI Salzburg. Der Demo Day                          Investor Silicon Castles
      soll künftig ein Fixtermin für die heimische Start-up-
      Szene werden. Eine Leistungsschau der Netzwerkinitia-            „Startup Salzburg ist österreichweit
      tive und der innovativen Gründer, die davon betreut              ein sehr gutes Beispiel, wie wichtige
      werden. Haslauers Befund war beim Demo Day nach-                 Player miteinander zusammenarbeiten
      vollziehbar. Denn die Community und damit das gesam-             können und wie gut das einem Stand-
      te Ökosystem wachsen nachweislich. Das unterstreichen            ort tut. Ein sehr schlüssiges Konzept,
      etwa mehr als 2.000 Menschen, die die von der Netz-              das Start-ups von einer sehr frühen
      werkinitiative angebotenen Veranstaltungen besucht               Phase bis zur Reifephase begleitet und
      haben. In Kombination mit der umfangreichen Bericht-             alle anderen wichtigen Elemente des
      erstattung zu dem Thema – Start-up Salzburg war unter            Ökosystems integriert.“
      anderem auch Partner bei „smartup“, dem Start-up-                Lisa-Marie Fassl
      Event der Salzburger Nachrichten – ist es gelungen,              Geschäftsführerin Austrian Angel
      das Thema in der breiten Öffentlichkeit zu verankern.            Investors Association

      NETZWERK, DAS INNOVATIVE                                                  „Absolut positiv! Das geht in die rich-
                                                                                tige Richtung. Das hilft den Start-ups,
      GRÜNDER UNTERSTÜTZT                                                       den Unternehmern und den Investoren.
                                                                                Ein gute Initiative, da kann man nur
      40 Start-ups wurden in der Vorgründungsphase unter-                       gratulieren!“
      stützt, fünf wurden in die Startup Salzburg Factory auf-                  Karl Wagner
      genommen. In dem sechsmonatigen Inkubations-                              Mitgründer Carbo Tech und Investor
      programm werden sie schrittweise an die Marktreife
      herangeführt (siehe Seite 12–14).                                „Am Ende werden nicht die Staats-
      Für 2017 hat man sich ambitionierte Neujahrsvorsätze             konzerne für Wachstum sorgen, son-
      vorgenommen. „Wir werden heuer einen speziellen                  dern neugegründete Unternehmen.
      Schwerpunkt auf die Vorgründungsphase legen und                  Das heißt, alles, was gemacht wird, um
      möchten uns noch stärker mit anderen Ökosystemen im              diese Unternehmen zu fördern, ist zu
      Start-up-Bereich vernetzen. Zudem soll die Internatio-           begrüßen. Startup Salzburg ist eine
      nalisierung der Start-ups vorangetrieben und heimische           tolle Initiative.“
      Leitbetriebe sollen stärker in die Netzwerkaktivitäten           Gerald Hörhan
      eingebunden werden“, sagt Startup-Salzburg-Netzwerk-             Buchautor und „Investment Punk“
      manager Mag. Oliver Wagner.

      Text: Robert Etter
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Die Fabrik, die
 Unternehmen
macht
                                               Sechs Monate lang haben fünf aussichtsreiche Start-
                                               ups das Inkubationsprogramm, die Startup Salzburg
                                               Factory, durchlaufen. Mit einem Mentor aus der Wirt-
                                               schaft an der Seite konnten sie Stolpersteine aus dem
                                               Weg räumen und wichtige Entwicklungsschritte auf
                                               dem Weg zur Marktreife machen. EntrepreNews hat
                                               die fünf Teams und ihre Mentoren getroffen.

                                                                                                                         Mentor
                                                                                                                         Dietmar

                     Coati OG                                                                                            Tanzer
                                                                                                                         (mitte) mit
                                                                                                                         Eberhard
                       Produkt/Dienstleistung:
                                                                                                                         Gräther
                       Navigationssystem für
                                                                                                                         (links)
                       Programmierer
                                                                                                                         und Malte
                       Mentor:                                                                                           Langkabel
                       DI Dietmar Tanzer / Sony DADC                                                                     (rechts).
                       Status:
                       Release der Version 1.0 des
                       Softwareprogrammes erfolgt
                       demnächst
                                                                            Mentors auf den Direktvertrieb umge-
                                                                            schwenkt. Denn Firmen wollen nicht nur
                          Die Software, die Programmierern helfen           Lizenzen in einem Webshop kaufen, son-
                          soll, sich in fremden Sourcecodes zu-             dern benötigen auch Support.“ Tanzer hat
                          rechtzufinden, war technisch bereits              Coati zudem eine Brücke zu anderen Un-
                          ziemlich ausgereift. Für die Tüftler von          ternehmen geschlagen, um sich von die-
                          Coati stellte sich vor Beginn der Factory         sen Feedback zu holen. Für ihn, der selbst
Text: Robert Etter        die Frage, wie sie mit ihrem Produkt den          aus dem IT-Bereich kommt, war das
Fotos: WKS                Markteintritt schaffen können. Mentor             Mentoring eine spannende Angelegen-
                          Dietmar Tanzer, Chef von Sony DADC In-            heit: „Wir wollen mithelfen, in Salzburg
                          ternational, hat ihnen die entscheidenden         mehr Hochtechnologie zu etablieren, und
                          Fragen gestellt, etwa wo liegen die               Start-ups aus diesen Bereichen weiter-
                          Schwächen des Produktes, welche Unter-            helfen. Sony DADC hat ja selbst einige
                          nehmen können bedient werden und wel-             sehr erfolgreiche Spin-offs hervorge-
                          che nicht. Gemeinsam mit IT- und Mar-             bracht.“ Eine Zusammenarbeit über die
                          ketingexperten von Sony DADC wurde                Factory hinaus können sich beide Seiten
                          eine Strategie erarbeitet. „Wir hätten vor        sehr gut vorstellen.
                          der Factory eher auf den Online-Vertrieb
                          gesetzt, sind dann aber dank unseres
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East Bike GmbH i.G.
                                                                                                                Mentor Stefan
  Produkt/Dienstleistung:                                                                                       Scherholz
  Faltbares, vollwertiges Mountainbike                                                                          (links) mit
  Mentor:                                                                                                       dem Team
  Mag. Stefan Scherholz/Pappas                                                                                  von EAST.
  Holding GmbH bzw. Der Bergspezl
  Handels GmbH
  Status:
  Bau mehrerer Prototypen, um die
  Rahmenfunktion zu testen und in
  weiterer Folge einen Investor für die
  Serienprodukte zu finden
                                                  Bergspezl zum Konzern. „Stefan ist uns auch in Fragen
                                                  der Finanzierung, aber auch in Teamangelegenheiten
                                                  immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden“, erzählt
     Mentor Stefan Scherholz hat das Team         Carina Tschuschnigg von EAST Bike. Scherholz gelang
     von EAST Bike quasi aus der Garage ge-       es etwa, die unterschiedlichen Visionen und Ziele im
     holt. Im leerstehenden ehemaligen Pap-       Team auf eine gemeinsame Schiene zu bringen. „Aus-
     pas-Verteilerzentrum wurden Büros und        schlaggebend werden die nächsten Monate. Vor allem
     eine Werkstatt zur Verfügung gestellt.       die Kickstarter-Kampagne wird zeigen, ob es eine Nach-
     Außerdem hat Scherholz das Netzwerk          frage gibt“, meint Scherholz. Bereits fix ist, dass die Zu-
     von Pappas zur Verfügung gestellt. Der       sammenarbeit nach Abschluss der Factory weiter-
     Konzern hat nämlich nicht nur im Auto-       geführt wird. „Ich werde das Team so lange unterstüt-
     mobil-, sondern auch im Fahrradbereich       zen, bis man in die Serienproduktion gehen kann“, be-
     langjährige Erfahrung. So gehören etwa       kräftigt Scherholz.
     das bekannte Fahrradgeschäft RKS (nun-
     mehr „Bergspezl Rad“) und die Firma

                                                                                                                Michel
                                                                                                                Doblhofer,
FactAI KG                                                                                                       Mentor
                                                                                                                Matthias
  Produkt/Dienstleistung:                                                                                       Heimbeck,
  Künstliche Intelligenz für                                                                                    Emanuel
  datengestützte Produktauswahl                                                                                 Schattauer
                                                                                                                und Arnold
  Mentor:
                                                                                                                Keller (v. l.).
  Matthias Heimbeck/
  findologic GmbH
  Status:
  Mit Porsche ersten Kunden
  an Land gezogen
                                                  findologic Suchmaschinentechnologie für Webshops an.
                                                  Bei FactAI musste in einem ersten Schritt das Technolo-
     Das Team von FactAI und Mentor               gieportfolio noch geschärft werden. „Die Technologie
     Matthias Heimbeck kennen sich schon          bietet so viele Möglichkeiten. Da war es wichtig, einiges
     länger, konnten ihre Zusammenarbeit          wegzulassen und sich auf eine Option zu konzentrieren,
     aber in der Factory intensivieren. Techno-   Kunden anzusprechen, Umsätze zu machen und auf
     logisch waren die Mentees bereits ziem-      diesen Erfahrungen aufzubauen“, erklärt Heimbeck.
     lich gut aufgestellt. In puncto Vertrieb,    „Dank Matthias haben wir einige schwere Fehler nicht
     Kundenzugang und Marktzugang mit             gemacht und können sie hoffentlich auch künftig ver-
     einer komplexen Technologie gab es           meiden“, sagt Emanuel Schattauer von FactAI. Über eine
     allerdings noch einiges zu lernen. Proble-   weitere gemeinsame Zukunft und konkrete Kooperatio-
     me, mit denen Mentor Heimbeck bereits        nen von Mentor und Mentees wird schon nachgedacht.
     selbst einschlägige Erfahrungen gemacht
     hat. Schließlich bietet sein Unternehmen
IN
                                                     14

                                                               KUB
                                                          AT
                                                    OR
Native Waves GmbH
                                                                                                             Mentor
  Produkt/Dienstleistung:
                                                                                                             Friedrich
  App, die Filme erkennt und
                                                                                                             Deininger,
  Tonspuren in unterschiedlichen
                                                                                                             Christof
  Sprachen zur Verfügung stellt
                                                                                                             Haslauer
  Mentor:                                                                                                    und Oliver
  Friedrich Deininger/Dolby                                                                                  Dumböck
  Laboratories, Inc.                                                                                         (v. l.).
  Status:
  Entwicklung von ersten Produkten
  für Partnerbetriebe; Bau mehrerer
  Prototypen, um die Rahmenfunkti-
  on zu testen und in weiterer Folge
  einen Investor für die Serienproduk-
  te zu finden
                                                 in Los Angeles gelebt und verfügt über wertvolle Kon-
                                                 takte zu Filmstudios und TV-Stationen. Zudem konnte
     Einen wichtigen Türöffner hat das Team      er Industrieinsider gewinnen, die Native Waves berieten.
     der Native Waves GmbH in Mentor Fried-      Für zwei Partner werden derzeit Produkte ausgearbeitet,
     rich Deininger gefunden. Eine der großen    die damit auf den Markt gehen wollen. „Deiningers Ex-
     Herausforderungen für das Start-up sind     pertise beim Aufbau von Businessmodellen und seine
     die Audiolizenzen von Kinofilmen, die für   Branchenerfahrung haben sich für uns bereits mehrfach
     die Technologie benötigt werden. „Als       ausgezahlt“, betont Mitgründer Christof Haslauer. Dei-
     Student hat man fast keine Chance, einen    ninger selbst ist von den Fähigkeiten der beiden über-
     Termin bei den Verantwortlichen der         zeugt: „Es gibt Produkte, die ähnlich funktionieren, aber
     Filmstudios zu bekommen“, sagt Oliver       nicht in dieser Präzision. Und das eröffnet eine große
     Dumböck von Native Waves. Da kam            Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten, die weltweites
     Deininger ins Spiel. Der Manager beim       Potenzial haben.“
     Soundspezialisten Dolby hat einige Zeit

                                                                                                             Christian
                                                                                                             Stadler,
ReSensive                                                                                                    Mentor
                                                                                                             Manfred
  Produkt/Dienstleistung:                                                                                    Kühner
  Produkt für die Intimpflege                                                                                und Ludwig
  des beschnittenen Mannes                                                                                   Stepan (v. l.).
  Mentor:
  Manfred Kühner/
  dm drogerie markt GmbH
  Status:
  Vorbereitung eines
  Markttests in Bosnien
                                                 Bosniens ist vorwiegend muslimisch und deren Männer
                                                 beschnitten. „Ob das Produkt für die Männer dort geeig-
     Das Produkt von ReSensive ist für den       net ist, wird sich zeigen, auch, ob die Erfahrungen auf
     heimischen Markt nicht besonders gut        den US-amerikanischen Markt übertragbar sind“, sagt
     geeignet. Das liegt vor allem daran, dass   Kühner. Für Ludwig Stepan von ReSensive ist die Zu-
     der Anteil an beschnittenen Männern         sammenarbeit eine Win-win-Situation: „Wir profitieren
     hier eher gering ist. „Das Produkt hat      von der Erfahrung von Herrn Kühner und von den Res-
     aber Potenzial, wenn man die richtigen      sourcen, die uns dm zur Verfügung stellt. Ich glaube
     Märkte, also die USA oder den arabischen    aber, dass auch unser Mentor von der Zusammenarbeit
     Raum, anvisiert“, betont Mentor Manfred     profitiert.“ Da stimmt Kühner zu: „Ich finde es spannend
     Kühner. Erste Erkenntnisse, wie es ange-    zu sehen, wie so ein junges Unternehmen agiert, welche
     nommen wird, sollen ein Forschungspro-      Plattformen es nutzt und wie man mit der wirtschaft-
     jekt und ein Markttest in den dm-Filialen   lichen Situation umgeht. Es eröffnet für einen persönlich
     in Bosnien bringen. Die Bevölkerung         neue Perspektiven.“
IN
                                                                  15

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                                                                       AT
                                                                  OR

Warum man
auf Investoren
hören soll
Gerhard Froner ist Mitgründer eines der ersten Salzburger Start-
ups. 2009 wurde die Idee für das Internetportal „Aktionsfinder“
geboren, das die digitale Suche nach Aktionen und Angeboten er-
leichtert. 2015 erfolgte der Exit. Die Post AG übernahm alle Anteile.

Wann haben Sie Investoren                      Einstieg des Axel-Springer-Verlags be-       Business Angels investieren eher am An-
an Bord geholt?                                treut. Er hat sich dann auch in Österreich   fang geringere Beträge und wollen ihre
                                               nach einem ähnlichen Start-up umgese-        Anteile gewinnbringend verkaufen. Nur
Wir waren 2011 in der Position, dass In-       hen und uns entdeckt.                        bei besonders aussichtsreichen Ge-
vestoren und Business Angels auf uns                                                        schäftsideen bleiben sie länger investiert.
aufmerksam geworden sind und uns ge-           Wie läuft es, wenn man auf                   Bei uns war es das Marktumfeld, das uns
nau unter die Lupe genommen haben.             einmal einen Aufsichtsrat hat?               zu Investitionen gezwungen hat. Unsere
Das hat ungefähr ein Dreivierteljahr ge-                                                    Business Angels wollten aber nicht mehr
dauert. Für die Investoren war es wichtig,     Mit Investoren ändert sich alles schlagar-   Geld in das Unternehmen stecken, des-
dass wir ein Proof of Concept vorlegen         tig. Wir mussten jetzt einmal pro Quartal    halb kam es zum Exit. Ich und mein Part-

              EXIT
konnten, um zu beweisen, dass diese Ge-        berichten, wie sich das Unternehmen ent-     ner Michael Niedermoser haben anfangs
schäftsidee auch finanziell erfolgreich ist.   wickelt. Die Ergebnisse wurden ganz ge-      noch 20% der Anteile gehalten, bevor die
Dann haben sich sieben Business Angels         nau analysiert. Ideen wurden von den         Post AG auch die restlichen Anteile über-
bei uns mit einem niedrigen sechsstelli-       Geldgebern auch abgelehnt, weil sie nicht    nommen hat.
gen Betrag beteiligt.                          leistbar waren oder für den falschen Weg
                                               gehalten wurden. Da muss man sich ent-       Wie hat sich der Verkauf angefühlt?
War das der Startschuss für das                weder durchsetzen oder zurücknehmen.
Unternehmen?                                                                                Aktionsfinder war irgendwie doch unser
                                               Was sind Ihrer Meinung nach die Kardi-       Baby, aber ich glaube, die Post AG macht
Ja, genau. Diese Investition hat uns sozu-     nalfehler von Start-ups im Umgang mit        das auch gut. Wir haben auf alle Fälle
sagen aus der Garage hinauskatapultiert.       Investoren?                                  nichts Schlechtes hinterlassen.
Wir konnten ein Unternehmen mit Büro,
Mitarbeitern, Organigrammen und Gerät-         Ich würde auf alle Fälle warnen, Business    Was haben Sie als Nächstes vor?
schaften gründen. Nach der Idee, dem           Angels nur als reine Geldgeber zu sehen.
Prototyp und den ersten Kunden waren           Das beobachte ich häufig bei Start-ups.      Dieser Exit gibt mir die Chance, einerseits
wir nun so weit, dass wir richtig Gas ge-      Sie freuen sich natürlich, wenn das Geld     selber wieder etwas zu machen oder zu
ben konnten.                                   fließt, wollen dann aber oft nichts mehr     schauen, ob es junge Leute gibt, die sich
                                               mit diesen Geldgebern zu tun haben. Das      mit ähnlichen Ideen beschäftigen wie ich.
Die Investorenlandschaft war damals            ist ein großer Fehler, weil man von den      Junge Unternehmer sind voller Taten-
eine völlig andere. Wie sind Sie über-         Investoren oder Business Angels meist        drang. Eine Eigenschaft, die ein Start-up
haupt an die Investoren herangekom-            viel lernen kann. Wir haben uns anfangs      haben sollte. Ich bin nach sechs Jahren
men?                                           auch überschätzt und dachten, wir wären      intensiver Beschäftigung mit meinem
                                               die Experten für unser Produkt. Wir ha-      Unternehmen und einem Exit vorsichti-
Die Investoren sind auf uns aufmerksam         ben aber letztendlich vom technischen        ger geworden, würde aber gerne mit jun-
geworden. Wir haben eine Idee gehabt,          Know-how und dem Vertriebsnetzwerk           gen Start-ups zusammenarbeiten.
die es gleichzeitig auch in anderen euro-      unserer Partner sehr profitiert.
päischen Ländern gegeben hat. Einer un-
serer Business Angels hat in Deutschland       Wann sollte man sich von                     Text: Robert Etter
einen gleichwertigen Mitbewerber beim          Business Angels wieder trennen?              Foto: wildbild
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Wer ist
                                                                      AT
                                                                 OR

hier der Boss?
               Konventionelle Firmen haben den Ruf, hierarchisch zu
               sein. Bei Start-ups ist das genau umgekehrt – oder?
               Den Eindruck bekommt man zumindest oft vermittelt:
               Stylische Büros, lässige Chill-out-Areas, freie Zeitein-
               teilung, Mitarbeiter-Goodies und von Anfang an ist man
               per Du. Das mag mitunter daran liegen, dass Start-ups
               häufig gemeinsame Projekt von Freunden oder
               Studienkollegen sind. Anarchie statt Hierarchie?

Natürlich nicht. Auch Start-ups kommen        einzuhalten.“ Chaos sei fehl am Platz,       sen. „Bei uns funktioniert die Zusam-
nicht darum herum, sich früher oder spä-      vieles müsse wie am Schnürchen laufen.       menarbeit deshalb gut, weil wir über ge-
ter mit ihrer internen Unternehmens-          Das heißt nicht, dass man untereinander      meinsame Projektarbeiten an der
struktur zu befassen. Besser früher als       nicht per Du sein kann. Auch nicht, dass     Fachhochschule langsam in das Thema
später, rät einer, der es wissen muss: Mat-   die Mitarbeiter keine Freiheiten haben.      hineingewachsen sind.“ Das Klischee,
thias Heimbeck ist nicht nur Gründer und      Im Gegenteil: „Jeder Mitarbeiter soll zu     dass die Stimmung in Start-ups lockerer
Geschäftsführer von Findologic, einem         jeder Zeit die Möglichkeit haben, Abläufe    ist als in anderen Unternehmen, sieht
führenden Anbieter für Suchtechnologie.       zu hinterfragen.“ Prozesse müssten           Gräther nicht erfüllt. „Jeder von uns hat
Der 33-Jährige hat drei weitere Start-ups     innerhalb kürzester Zeit änderbar und        Anteile an der Firma, das bedeutet auch
mitgegründet, unterrichtet an der Fach-       neu definierbar sein.                        Risiko.“
hochschule Salzburg zum Thema „busi-
ness of web“ und ist als Mentor für junge                                                  DER TYPISCHE
Unternehmer tätig. „Start-ups beginnen
                                              REDEBEREITSCHAFT
meist in einem einzigen Raum. Vier oder       ALS BASIS                                    START-UP-BEWERBER
fünf Leute und los geht’s“, weiß er. „Die
meisten machen sich keine Gedanken            Die Erfahrung, dass man für Änderungen       Zurück zum Thema Hierarchien: Laut
über interne Prozesse, aber das ist ein       offen sein muss, hat auch Eberhard           Deutschem Startup Monitor 2016 domi-
Fehler. Spätestens wenn das Wachstum          Gräther gemacht. Gemeinsam mit vier          nieren bei Start-ups flache Hierarchien,
einsetzt, muss man sich damit auseinan-       Studienkollegen hat er ein Navigations-      was mitunter auch mit der oft niedrigen
dersetzen.“                                   tool für Programmierer entwickelt und        Mitarbeiterzahl zusammenhängt. Das
                                              das Start-up Coati gegründet. „Wenn man      scheint viele potenzielle Arbeitnehmer
ES GIBT EIN                                   merkt, dass etwas nicht mehr funktio-        anzuziehen. Heimbeck ist davon über-
                                              niert, dann muss man darüber reden“,         zeugt, dass sich bei Start-ups ein be-
ZAUBERWORT                                    sagt er. Bei Coati läuft das sehr basisde-   stimmter Typus Mensch bewirbt. „Je-
                                              mokratisch ab, Entscheidungen werden         mand, der wenig hierarchische
In dieser Phase alles locker-flockig wei-     gemeinsam getroffen. Jeder Mitarbeiter       Strukturen will, die ihm erlauben, sich
terlaufen zu lassen, könne in Anarchie        ist gleichzeitig Gründer, fast alle haben    selber einzubringen.“ Deshalb solle man
enden. Auch das Gegenteil, die Einfüh-        dieselben Kernkompetenzen – das Pro-         seinen Mitarbeitern auch die Chance ge-
rung strikter Hierarchien, sei der falsche    grammieren. Nur beim Thema Design            ben, sich zu behaupten. Er nennt diese
Weg. „Dann geht meistens der innovative       habe die Produktdesignerin das letzte        Herangehensweise „Königsmacher“. Im
Charakter verloren“, so Heimbeck. Die         Wort. „In der Theorie ist es so geregelt,    Gegensatz zum „König“ – das sei ein Fir-
Lösung liegt also irgendwo dazwischen.        dass es für bestimmte Entscheidungen         mengründer, der alles an sich reiße.
Das Zauberwort heißt Struktur. Aufga-         eine Mehrheit von 50%, für andere Ent-
ben, Abteilungen, Rollen – Dinge wie die-     scheidungen die Einstimmigkeit braucht“,
se müssten eindeutig definiert sein. „Es      erklärt Gräther. In der Praxis habe man
gibt klare Prozesse und die sind zu 100%      sich darauf aber noch nie berufen müs-       Text: Maria Kapeller
IN
     Stichwort:
                                                                             17

                                                                                       KUB
                                                                                                        von oben nach unten:
                                                                                  AT
                                                                            OR
                                                                                                                 Rolf Dobelli,

       Tellerrand.
                                                                                                          Walter Kreisel und
                                                                                                             Markus Kreisel

Wie spannend die Zeit ist, in der wir uns              setzt die etablierten Anbieter förmlich unter Strom.
aktuell bewegen, soll uns allen mit #the-              Zahlreiche renommierte Speaker werden von einem
soundofsuccess – der Bundestagung der                  Konzertaufgebot von Bands wie den MakeMakes und
Jungen Wirtschaft Salzburg – gezeigt                   DJs wie Phil Pruce oder einer selektierten Combo aus
werden. Das bisher größte Business-                    dem Dunstkreis von Parov Stellar auf den Weltbühnen
Kultur-Festival in Salzburg wird für                   des Festspielhauses und bei einer legendären After-
zwei Tage ca. 1.200 Start-ups und junge                Party im Republic auftreten. Alles in allem wird dieses
Entrepreneure im Salzburger Festspiel-                 Festival eine Hommage an unseren innovativen Wirt-
haus und im Republic vereinen.                         schaftsstandort Salzburg und ein deutlicher Blick über
Mit Keynotes von Rolf Dobelli, Top-                    den Tellerrand mit den inspirierendsten Entrepreneuren
Speaker und Bestseller-Autor („Die Kunst               und internationalen Inputs. Das „Must-have“ der Saison!
des klaren Denkens“), Gründer des                      29. und 30. September 2017, Salzburg, Haus für Mozart.  
Abstract-Dienstes „getAbstract“ und von
„Zürich.Minds“, einer Plattform, die Wis-              Informationen zu #thesoundofsuccess
senschaften, Innovationen und Business                 und Tickets gibt es unter:
zusammenbringt. Existenzielle Einsich-                 facebook.com/jungewirtschaftsalzburg
ten gibt es von den Kletter-Stars Huber                (an alle Salzburger: Liken!) und unter:
Buam und exklusive Infos über die Neu-                 jungewirtschaft.at/jw/bundestagung/index.html
igkeiten von Kreisel, wie sie neben der
E-Mobilität nun auch den stationären
Markt revolutionieren. Ihre Story ist                  Text: Dominik Mayer
aktuell weltweit auf der Überholspur und               Foto: Phil Müller, Martin Pröll

                                                                                      B U S I N E S S K U LT U R F E S T I VA L

                                                                                                      sound
                        P R O U D LY P R E S E N T S

                                                                  # success
                                                                         of
                                                                                  the

                                                                                            EMIERE
                                                                               W E LT P R
                                                                  THE MAKEMAKES                                    HUBER BUAM
                                                                  ROLF DOBELLI                        DIE KREISEL-BRÜDER
                                                                     CHRISTINE BAUER-JELINEK                                TONI KLEIN
                                                                                   MARKUS HENGSTSCHLÄGER
                                                                          DJ PHIL PRUCE             T O M M Y B OY W E I T S T E T T E R

                                                                                                                                            29 +30
                                                                                                       UVM.

                                                                                                                                            SEPTEMBE

                                                                                                                                            2017
                                                                                                                                                              R
                                                                             J U N G E W I R T S C H A F T. AT/ B U N D E S TA G U N G
                                                                              F B . C O M /J U N G E W I R T S C H A F T S A L Z B U R G   FE ST SP IE LH
                                                                                                                                                            AU S

  JWS_INS_195x129_ENT2_0317.indd 2                                                                                                                03.04.17 09:42
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