Schulblatt2/2022 Philosophie - Über die grossen Fragen des Lebens sprechen - Kanton Zürich

Die Seite wird erstellt Yanick Schlegel
 
WEITER LESEN
Schulblatt2/2022 Philosophie - Über die grossen Fragen des Lebens sprechen - Kanton Zürich
Kanton Zürich

               Schulblatt
               Bildungsdirektion

                                                2/2022

                                     Philosophie
                                   Über die grossen Fragen
                                     des Lebens sprechen

Bewährt
Der Lehrplan 21
ist im Unterricht
­angekommen

Online gestellt
Nachlese zur HSGYM-
Herbsttagung

Vernetzt
Die ePulte der
Mechatronik Schule
Winterthur
Schulblatt2/2022 Philosophie - Über die grossen Fragen des Lebens sprechen - Kanton Zürich
16                                                                                                                                                        20
                                          Magazin                                            Fokus:                                                  Volksschule
                                                                                             Philosophie
                                          4                                                                                                          20
                                          Kommentar                                          12                                                      Lehrplan 21
                                          Bildungsdirektorin Silvia                           Volksschule                                            So wirkt sich die
                                          Steiner über Geflüchtete                            Im Lernclub über die Fragen                            Kompetenzorientierung
                                          aus der Ukraine                                     des Lebens philosophieren                              auf den Unterricht aus

                                          5                                                  14                                                      22
                                          Im Lehrerzimmer                                     Ergänzungsfach                                         Stafette
                                          Primarschule Allmend,                               Philosophie                                            In der Schule Flaachtal
                                          Horgen                                              Textstudium und Debattier-
                                                                                              kunst an der Kantonsschule                             25
                                          6                                                   Im Lee                                                 In Kürze
                                          Persönlich
                                          Reto Wyss hat die Stiftung                         16
                                          Swiss Skills reorganisiert                          Im Gespräch
                                                                                              Philosophieren ist Übungs­
                                          9                                                   sache, sagt Philosoph
                                          Meine Schulzeit                                     Yves Bossart
                                          Martina Clavadetscher,
                                          Autorin
Schulblatt Kanton Zürich 2/2022 Inhalt

                                          Wichtige Adressen                                                   Impressum Nr. 2/2022, 6.5.2022
                                          Bildungsdirektion: www.zh.ch/bi Generalsekretariat: 043 259 23 09   Herausgeberin: Bildungsdirektion Kanton Zürich, Walcheplatz 2, 8090 Zürich Erscheinungs­
                                          Bildungsplanung: 043 259 53 50 Volksschulamt: 043 259 22 51         weise: fünfmal jährlich, 137. Jahrgang, Auflage: 19 000 Ex. Redaktion: jacqueline.olivier@
                                          M                 ­ erufsbildungsamt: 043 259 78 51 Amt für Ju­
                                          ­ ittelschul- und B                                                 bi.zh.ch, 043 259 23 07; pascal.turin@bi.zh.ch, 043 259 23 94; Sekretariat schulblatt@
                                          gend und Berufsberatung: 043 259 96 01 Lehrmittel­verlag Zürich:    bi.zh.ch, 043 259 23 09 Abonnement: ­Lehr­personen einer öffentlichen Schule im Kanton
                                          044 465 85 85 Fachstelle für Schulbeurteilung: 043 259 79 00 Bil­   Zürich können das «­ Schulblatt» in ihrem ­Schulhaus g
                                                                                                                                                                   ­ ratis beziehen (Bestellwunsch an die
                                          dungsratsbeschlüsse: www.zh.ch/bi > Bildungsrat Regierungsrats­     Schulleitung). Bestellung des «Schulblatts» an Privat­adresse s­ owie Abonne­mente für wei­
                                          beschlüsse: www.zh.ch > Organisation > Regierungsrat > Aufgaben     tere Interessierte: a
                                                                                                                                  ­ bonnemente@staempfli.com, 031 300 62 52 (Fr. 40.– pro Jahr) O ­ nline:
                                          und Beschlüsse                                                      www.zh.ch/schulblatt G  ­ estaltung: www.bueroz.ch Druck: www.staempfli.com ­Inserate:
                                                                                                              mediavermarktung@staempfli.com, 031 300 63 87 Re­          daktions- und Inserateschluss
                                          Titelbild: Ruedi Widmer                                             nächste Aus­gabe: 1.6.2022 Das ­nächste «Schulblatt» erscheint am: 1.7.2022

                                          Weiterbildungsangebote
                                          Unter den nachfolgenden Links finden Sie zahlreiche Schulungs- und Weiterbildungsangebote für Lehrpersonen, Fachlehrpersonen, Schulbehörden und Schul­
                                          leitende: Volksschulamt: www.zh.ch/bi > Volksschulamt > Aus- und Weiterbildungen Pädagogische Hochschule Zürich: www.phzh.ch > Weiterbildung Unter­
                                          strass.edu: www.unterstrass.edu UZH/ETH Zürich: www.webpalette.ch > Sekundarstufe II > Gymnasium > UZH und ETH Zürich, Maturitätsschulen HfH – Inter­
                                          kantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich: www.hfh.ch > Weiterbildung ZAL – Zürcher Arbeits­gemeinschaft für Weiterbildung der Lehrpersonen
                                          des ­Kantons Zürich: www.zal.ch > Kurse EB Zürich, Kantonale Berufsschule für W     ­ eiterbildung: www.eb-zuerich.ch ZHAW Zürcher Hochschule für
                                          ­Angewandte Wissenschaften, Soziale Arbeit: www.zhaw.ch/sozialearbeit > Weiterbildung > Weiterbildung nach Thema > Kindheit, Jugend und Familie
2
Schulblatt2/2022 Philosophie - Über die grossen Fragen des Lebens sprechen - Kanton Zürich
28                                                                                                                                               34
Mittelschule                                           Berufs­bildung                                          39
                                                                                                               Amtliches
26                                                     32
HSGYM-Herbsttagung                                     Digitalisierung                                         48
Ein Online-Rückblick                                   Vernetztes Schulzimmer                                  Schule+Kultur
auf die Barcamps                                       dank selbst gebauter ePulte
                                                                                                               50
28                                                     34                                                      Agenda
Digitale                                               Berufslehre heute
Unterrichtsprojekte                                    Medizinprodukte­
Postkolonialer Ansatz                                  technologin EFZ
im Geschichtsunterricht
                                                       37
31                                                     In Kürze
In Kürze

    Editorial
                                                               «Wenn ein Philosoph einem antwortet, versteht man überhaupt nicht mehr,
                                                                                                                                                      Schulblatt Kanton Zürich 2/2022 Inhalt

                                                               was man ihn gefragt hat.» Dieser Satz des französischen Schriftstellers und
                                                               Literaturnobelpreisträgers André Gide scheint mir mit einem Augenzwinkern
     Jacqueline Olivier                                        auf den Punkt zu bringen, wie Philosophie in der Gesellschaft lange Zeit wahr-
                                                               genommen wurde: als vergeistigter Disput einiger weniger kluger Köpfe. Dabei
                                                               sagte schon der römische Politiker und Philosoph Marcus Tullius Cicero: «Die
                                                               Philosophie ist die Lehrmeisterin des Lebens.» Wo wäre sie also besser auf­
                                                               gehoben als in der Schule? Denn: «Nicht Philosophen stellen die radikalsten
                                                               Fragen, sondern Kinder», wie der deutsche Schriftsteller Hellmut Walters
                                                               ­festhielt. Mit den Kindern zu philosophieren, wird heute vom Lehrplan 21
                                                                ­vorgegeben. Wie das geht, was es bringt und warum es wichtig ist – diesen
                                                                 Fragen gehen wir in dieser Ausgabe des «Schulblatts» nach. Für das Augen-
                                                                 zwinkern dabei sorgen die Illustrationen von Ruedi Widmer, der Zitate grosser
                                                                 Denker ganz neu interpretiert. 
                                                                                                                                                      3

Die Redaktion freut sich über Reaktionen auf das «Schulblatt»: jacqueline.olivier@bi.zh.ch, pascal.turin@bi.zh.ch
Schulblatt2/2022 Philosophie - Über die grossen Fragen des Lebens sprechen - Kanton Zürich
Kommentar                                                                                                                       wir uns aber nichts vormachen: Die ak­

       Über Krieg
                                                                                                                                       tuelle Situation fordert die Schulen enorm
                                                                                                                                       heraus und zehrt weiter an bereits stra­
                                                                                                                                       pazierten Kräften.

       sprechen
                                                                                                                                              Manche unter Ihnen werden sich fra­
                                                                                                                                       gen, was wir in Anbetracht dieses schreck­
                                                                                                                                       lichen Kriegs mit unseren Anstrengungen
                                                                                                                                       überhaupt bewirken können. Die Schul­

       von Silvia Steiner, Bildungsdirektorin                                                                                          struktur mit ihrem getakteten Ablauf
                                                                                                                                       gibt den Familien mit ihren Kindern nach
                                                                                                                                       traumatischen Erfahrungen durch Flucht
                                                                                                                                       und Krieg ein Stück Normalität zurück.
                                                                                                                                       Und die Schule bietet den Kindern und
                                          Immer wieder habe ich in den letzten bei­                                                    Jugendlichen eine Perspektive, die sie sich
                                          den Pandemiejahren das Credo wieder­                                                         wieder neu aufbauen müssen.
                                          holt: Unsere Schulen müssen offen blei­                                                             Mich hat in letzter Zeit eine Frage
                                          ben. Denn alle Kinder und Jugendlichen                                                       ­immer wieder beschäftigt: Ist es gerecht,
                                          sollen eine gerechte Chance auf Bildung                                                       dass wir hier unser sicheres Leben ge­
                                          haben. Mit dem Krieg in der Ukraine hat                                                       niessen, während in der Nähe ein Krieg
                                          das Recht auf Bildung zusätzliche Aktua­                                                      wütet? Ich bin sicher, dass sich viele
                                          lität gewonnen. Es steht ausser Frage, dass                                                   Schülerinnen und Schüler momentan die­
                                          Geflüchtete schnell und unbürokratisch                                                        selbe Frage stellen. Das aktuelle Gesche­
                                          Zugang zu humanitärer Hilfe, aber auch                                                        hen kann als Rahmen dienen, um in den
                                          zu Bildung erhalten sollen.
                                               Im Kanton Zürich haben wir bereits
                                                                                         «Die Schule bietet                             Schulen gemeinsam über Krieg, Flucht
                                                                                                                                        und Frieden nachzudenken. Es kann den
                                          viel Erfahrung darin, geflüchtete Kinder
                                          und Jugendliche aufzunehmen und sie
                                                                                            Geflüchteten                                Anstoss geben, im Unterricht ganz be­
                                                                                                                                        wusst über Sinn-Fragen des Lebens zu
                                          in unsere Schulen zu integrieren. Diese        eine Perspektive.»                             sprechen. Mit der Einführung des Lehr­
                                          Erfahrung kommt uns in der aktuellen                                                          plans 21 wurde Philosophie ein fester
                                          Situa­ tion zugute. Innert kürzester Zeit                                                     ­Bestandteil des Unterrichts und wird be­
                                          haben wir Informationen in mehreren
                                          ­                                             als Klassenassistenzen oder als «Senio­          reits in vielen Klassenzimmern erfolgreich
                                          Sprachen online für alle zugänglich ma­       rinnen und Senioren im Klassenzimmer»            praktiziert.
                                          chen können – von der Info zum Schutz­        engagieren. Gleichzeitig unterstützen wir             All diese Fragen regen zum Nach­
                                          status bis zur Hilfe bei der Einschulung.     die Schulen darin, schnell geeignetes            denken an. Mich hat jüngst ein Zitat der
                                          Dies bietet geflüchteten Familien eine        ­Personal für Aufnahmeklassen zu rekru­          ersten Friedensnobelpreisträgerin, Bertha
                                          wichtige Orientierung in dieser Phase der      tieren. Wir können niederschwellig provi­       von Suttner, zum Sinnieren gebracht. Sie
                                          Ungewissheit.                                  sorische Anstellungen bewilligen für Inte­      soll gesagt haben: «Nach ‹lieben› ist
                                               Es freut mich zu sehen, wie viele Men­    ressierte, die nicht über passende Diplome      ­‹helfen› das schönste Zeitwort der Welt.»
                                          schen angesichts der Not helfen wollen.        verfügen, aber bereits pädagogische Vor­         Welch Glück, dass beide Ressourcen end­
                                          Dieses Engagement ist auch in den Schu­        bildung mitbringen. Bei aller Flexibilität,      los verfügbar sind und dabei Grosses be­
                                          len willkommen. Freiwillige können sich        Hilfsbereitschaft und Solidarität dürfen         wirken können. 
Schulblatt Kanton Zürich 2/2022 Magazin

                                                                                                                                                       Mein
                                                                                                                                                       Traumschulhaus
                                                                                                                                                       Alea (11),
                                                                                                                                                       4. Klasse,
                                                                                                                                                       Schule Rafz
4
Schulblatt2/2022 Philosophie - Über die grossen Fragen des Lebens sprechen - Kanton Zürich
Im Lehrerzimmer

                       Primarschule Allmend,
                                     Horgen
                                                                                             Alles frisch und neu
                                                                                                                    Fotos: Marion Nitsch

                                                                                                                                      Schulblatt Kanton Zürich 2/2022 Magazin

In Rekordzeit wurde die Primarschule Allmend erstellt, um dringend benötigten Schulraum zu schaffen. Die Eröffnung fand im
August 2021 mit acht Klassen statt, eine neunte kommt im Schuljahr 2023/24 dazu. Die Möblierung des ebenerdigen Lehrer-
zimmers ist noch in Gang, die Schrankwand wurde erst vor ein paar Wochen eingebaut. Brandneu ist der von einer Lehrerin
selbst gemachte Geburtstagskalender neben der Tür. Von Licht geflutet wird der Raum durch die beiden Fensterfronten. Für einen
Farbtupfer sorgen die grünen und blauen Stühle. Zwei «Backfeen» aus dem 25-köpfigen Team verwöhnen dieses regelmässig mit
süssen Köstlichkeiten. Zu Gast ist heute ein Sekundarschüler, der als Lehrer schnuppert. Gute nachbarschaftliche Beziehungen
pflegt man mit dem FC Horgen, dessen Areal sich gleich nebenan befindet. Für den Mittagstisch steht der Schule zum Beispiel
die Cafeteria im Clublokal zur Verfügung. In einem alten Bauwagen auf dem Vorplatz sind allerlei Sportutensilien versorgt, denn
die Schule hat keine eigene Turnhalle. Über den grossen Aussenbereich, auf dem sich ein Spielplatz mit diversen Spielgeräten
befindet, freut sich Schulleiter Michel Amrein ganz besonders. Ein Schulgarten soll demnächst angelegt werden. [jo]
                                                                                                                                     5
Schulblatt2/2022 Philosophie - Über die grossen Fragen des Lebens sprechen - Kanton Zürich
Persönlich                                                                                                                      sen Workshops und Trainings umfassend

       Überzeugt vom
                                                                                                                                       auf ihren gros­   sen Auftritt vorbereitet.
                                                                                                                                       ­Viele sagten, sie hätten in der Vorberei­
                                                                                                                                        tung noch einmal so viel gelernt wie in der

       Schweizer Modell
                                                                                                                                        Lehre, erzählt der Stiftungspräsident.
                                                                                                                                            Natürlich ist Reto Wyss an den Wett­
                                                                                                                                        kämpfen wenn immer möglich vor Ort,
                                                                                                                                        auch an den Euro und den World Skills.

       Sieben Jahre präsidierte Reto Wyss die                                                                                           Und nun gerät er so richtig ins Schwär­
                                                                                                                                        men: «Die Leistungen und die Emotionen
       ­Stiftung Swiss Skills und hat in dieser Zeit                                                                                    zu erleben, ist enorm beeindruckend. Für
                                                                                                                                        mich ist dies der schönste Lohn für mein
        wichtige Reorganisationen angestossen.                                                                                          Engagement.» Das Schweizer Team habe

        Nun tritt er zurück.                                                                                                            an den Weltmeisterschaften der vergan­
                                                                                                                                        genen Jahre stets unter den besten drei
                                                                                                                                        Nationen rangiert, erklärt er und betont:
       Text: Jacqueline Olivier Foto: Stephan Rappo
                                                                                                                                        «Das ist auch unser Ziel. Wenn man den
                                                                                                                                        Wert der Schweizer Berufsbildung aufzei­
                                                                                                                                        gen will, darf man sich nicht mit Rang 19
                                                                                                                                        oder 20 zufriedengeben. Wir wollen auch
                                          Reto Wyss, gross und schlank, kommt der        an einem mehrtägigen Grossanlass in            das Image der Schweizer Wirtschaft pfle­
                                          Besucherin beschwingten Schritts entge­        Bern statt. 2018 wurde der Event wieder­       gen.» Highlights sind für ihn jedoch ge­
                                          gen und bittet sie in sein Büro. Es befindet   holt, und dieses Jahr im September steht       nauso die Schweizer Meisterschaften, die
                                          sich in einem altehrwürdigen Gebäude in        die dritte Durchführung an. Mit der Prä­       von zahlreichen Schulen der Sekundar­
                                          der Luzerner Innenstadt. Hier ist das kan­     sentation von 150 Berufen werden diese         stufe I besucht werden, aber längst nicht
                                          tonale Finanzdepartement untergebracht,        Swiss Skills noch grösser sein als die bei­    nur von diesen. «An den zentralen Swiss
                                          dem Reto Wyss seit 2019 vorsteht. Zuvor        den bisherigen. Reto Wyss freuts: «Dank        Skills 2018 wurden wir regelrecht über­
                                          war er acht Jahre als Bildungs- und Kul­       der zentralen Meisterschaften ist es ge­       rannt, und das Schweizer Fernsehen hat
                                          turdirektor tätig. In jener Funktion über­     lungen, die Berufswelt in die öffentliche      24 Stun­den live berichtet.» In diesen Wor­
                                          nahm er 2015 das Amt, um das sich das          Wahrnehmung zu rücken», sagt er. Und          ten des Präsidenten schwingt durchaus
                                          heutige Gespräch drehen soll: das Präsi­       das sei gut so, denn: «In der Schweiz leben   etwas Stolz mit.
                                          dium der Stiftung Swiss Skills.                heute auch viele Menschen, die ihre Aus­
                                              «Die Stiftung hat jemanden gesucht,        bildung nicht hier gemacht haben. Ihnen       Gefragte Fachleute
                                          der selbst eine Berufslehre gemacht hat»,      ist oft nicht bewusst, wie vielfältig und     In den Erzählungen des «Mitte»-Politikers
                                          erzählt Reto Wyss, «unter den Bildungs­        wertvoll die Schweizer Berufsbildung ist.»    ist die Begeisterung für die Welt der be­
                                          direktorinnen und -direktoren trifft dies                                                    ruflichen Spitzenleistungen fast mit Hän­
                                          nur auf wenige zu. Und mich hat diese          Mitfiebern an Wettkämpfen                     den greifbar. «Es zieht einem schon den
                                          Aufgabe fasziniert.» Der Regierungsrat         Zu einem höheren Bekanntheitsgrad bei­        Ärmel rein», sagt er. Und er sei einfach
                                          durchlief ursprünglich eine Ausbildung         getragen haben nicht nur die zentralen        überzeugt vom Schweizer Modell, von
                                          als Bauzeichner, besuchte parallel dazu        Veranstaltungen, an denen sich auch Be­       diesem Weg, der beliebig kompatibel sei.
                                          die Berufsmittelschule und absolvierte         rufe vorstellen können, die nicht an den      «Bei uns kann jemand mit einer Berufs­
                                          danach ein Studium zum Bauingenieur            Wettkämpfen teilnehmen, sondern eben­         lehre anfangen und als Dr. phil. abschlies­
                                          HTL am damaligen Technikum Horw, das           so die immer professionelleren Struktu­       sen. Das ist einmalig.» Aber natürlich
                                          heute als Abteilung Technik und Archi­         ren. «In den vergangenen Jahren haben         müsse nicht jede und jeder studieren. Wer
                                          tektur zur Hochschule Luzern gehört.           wir Swiss Skills in diversen Belangen re­     etwa in der Baubranche oder im Bereich
                                              Dass die Stiftung, die von Bund, Kan­      organisiert», erklärt Reto Wyss, «so haben    der Metallverarbeitung eine Aus­   bildung
                                          tonen und Berufsverbänden getragen             wir beispielsweise den Verein Swiss Skills    absolviere, dem stünden alle Türen offen,
                                          wird, von einem Vorsteher einer Bildungs­      Marketing und Event gegründet, der di­        denn versierte Fachleute seien gefragt
                                          direktion präsidiert werde, sei nicht zwin­    verse Kom­  munikations- und Marketing­       und würden auch in Zukunft gefragt sein.
                                          gend, aber sinnvoll, meint der 57-Jährige,     auf­gaben über­ nimmt.» Daneben gibt es           Als Finanzdirektor war er in den letz­
                                          denn: «Unsere Hauptaufgabe besteht da­         den un­  abhängigen Verein Swiss Skills       ten drei Jahren allerdings nicht mehr so
                                          rin, die Berufsbildung bekannt zu ­machen      Bern, der von der Stiftung die Rechte für     nah dran am Thema Bildung. Die Reorga­
                                          und junge Talente zu fördern.» Dazu ge­        die Durchführung der zentralen Meister­       nisation von Swiss Skills wollte er noch
Schulblatt Kanton Zürich 2/2022 Magazin

                                          höre das Erlebnis der Berufsmeisterschaf­      schaften erhalten hat.                        abschliessen, doch nun wird er sein Amt
                                          ten ebenso wie die Vorzeigerolle, welche            Reto Wyss war als Bauingenieur (Mit-)    als Stiftungsratspräsident Ende April an
                                          die jungen Berufs-Cham­     pions einnäh­      Inhaber einer eigenen Firma, in der stets     den Obwaldner Bildungsdirektor Chris­
                                          men. «Sie werden zu Botschafterinnen           mehrere Lernende beschäftigt wurden.          tian Schäli abgeben. Den Kontakt zur Stif­
                                          und Botschaftern, indem sie von ihrer ei­      Es sei ihm persönlich immer ein Anliegen      tung will er aber aufrechterhalten, und
                                          genen Ausbildung und dem Weg, den sie          gewesen, dass diese Jugendlichen sorg­        natürlich wird er auch weiterhin die ver­
                                          gegangen sind, erzählen.» Zum Beispiel in      fältig ausgebildet würden. «Weil ich die      schiedenen Meisterschaften verfolgen
                                          Schulen im Rahmen des Berufswahlun­            gute Ausbildung, die ich selbst genossen      und mit den jungen Berufsleuten, ihren
                                          terrichts. Das sei sehr wertvoll, weil die     hatte, immer zu schätzen wusste.» Für die     Ausbildnern und Angehörigen mitfiebern.
                                          jungen B ­ erufsleute nur wenig älter seien    Teilnahme an einer Berufsmeisterschaft        Gleichzeitig wird ihm wieder etwas mehr
                                          als die Jugendlichen.                          brauche es jedoch mehr als eine gute          Zeit bleiben für Familie und sportliche
                                              Was das Erlebnis betrifft, so wurde        ­Ausbildung. «Wer sich an einem solchen       Aktivitäten: Ski- und Hochgebirgstouren,
                                          dieses mit der Einführung der zentralen         Wettbewerb beteiligt, nimmt einiges auf      Joggen, Biken, Pferdesport. «Ich bin sehr
                                          Schweizer Berufsmeisterschaften erheb­          sich, muss fachlich sehr gut wie auch        gern in der Natur unterwegs, und der
                                          lich gestärkt. 2014 fanden zum ersten Mal       hochmotiviert und belastbar sein.» Die       Sport ist für mich ein guter Ausgleich zu
                                          die Wettkämpfe aller beteiligten Berufe         jungen Talente werden deshalb in diver­      meinen politischen Aufgaben.» 
6
Schulblatt2/2022 Philosophie - Über die grossen Fragen des Lebens sprechen - Kanton Zürich
Schulblatt Kanton Zürich 2/2022 Magazin

Als Präsident der Stiftung
Swiss Skills ist es Reto
Wyss, der einst selbst eine
Berufslehre absolviert hat,
wichtig, das Image der
Schweizer ­Berufsbildung
zu pflegen.
                              7
Schulblatt2/2022 Philosophie - Über die grossen Fragen des Lebens sprechen - Kanton Zürich
IS  ÖP FELS  AF T
        GRAT
              E S CH U EL RE IS
         UF D

                                   N UNTER
                      JETZT ANMELDE
                                  /SCHULEN
                     SWISSFRUIT.CH

S’Beschte für dini Energie.
Schulblatt2/2022 Philosophie - Über die grossen Fragen des Lebens sprechen - Kanton Zürich
Welche Schulreise ist Ihnen speziell                                                                                     Meine Schulzeit

                                                                                  «Ich mochte
in Erinnerung und warum?
Ich erinnere mich sogar an meine erste
Schulreise im Kindergarten, besonders an

                                                                                  Deutsch und
die Tatsache, dass ich vor Aufregung als
erste und viel zu früh bei Frau Bergamin
im Kindergarten war, wo mir eine Sonnen­

                                                                                    Zeichnen»
blume aus Papier angeheftet wurde.
    Welche Lehrperson werden Sie
nie vergessen?
Ich werde viele nie vergessen, da ich of­
fenbar Glück hatte mit meinen Lehrerin­                     Fünf Fragen an Martina Clavadetscher,
nen und Lehrern: Mit Frau Märchy hab
ich auf Blaupausen mein erstes Büchlein                             Trägerin Schweizer Buchpreis
gedruckt, bei Herrn Betschart lernte ich
spielerisch diszipliniertes Ar­beiten – und
Herr Lengen war der prägendste für mich.
Er war total anders, er dachte ausserhalb       Selbsterkenntnis: Was ist diese Welt? Was
der Strukturen, versuchte neue Lernme­          tun und taten die Menschen? Was für ein
thoden, förderte Krea­tivität und Anders­       Mensch bin ich? Was kann ich, was will
artigkeit und gab keine Hausaufgaben.           ich und vor ­allem: Wie komme ich dahin?
Für all diese Dinge bin ich ihm bis heute       Wissen ist Werkzeug. Die Schule schenkt
sehr dankbar. Und ich weiss, dass ich da­       einem dieses Werkzeug. Sie sollte vermehrt
mit nicht alleine bin. Ich glaube, er hat       zeigen, wie und wofür man es einsetzt.
mir am meisten Mut mit­gegeben, den Mut,            Was hat Ihnen in der Schule
das zu machen, was ich wirklich will.           gar nicht gefallen?
    Welches war Ihr liebstes Fach               Dass es zu oft eine Unterscheidung in
und weshalb?                                    «richtig» und «falsch» gab und noch im­
Deutsch und Zeichnen waren meine                mer gibt. Dieser Bewertungswahn. Dass
liebsten Fächer, Literatur und Kunst. Ich       gewisse Dinge auf nur eine Weise gemacht
mochte es, Sprache als Werkzeug und Sys­        und gelernt werden, was die Schülerinnen
tem zu erlernen, um etwas Neues erschaf­        und Schüler zu konformen, konser­vativen
fen und Geschichten erzählen zu können.         Menschen formt, die an die derzeitigen

                                                                                                                                                                              Foto: Janine Schranz
    Was haben Sie in der Schule                 Werte und Strukturen angepasst sind. Um
fürs Leben gelernt?                             die Gesellschaft zu verbessern, braucht es
Natürlich die Grundlagen: Sprachbeherr­         neue Denkweisen und Mut. Nur visionäre                 Martina Clavadetscher (42) studierte
                                                                                                       ­Germanistik, Linguistik und Philosophie.
schung, logisches, mathematisches Den­          Menschen können eine neue Gesellschaft                  Seit 2009 arbeitet sie als Autorin und
ken. Aber wenn ich darüber nachdenke,           schaffen. Wenn wir die Menschen der Zu­                 ­Dramatikerin. Im Februar 2021 erschien ihr
                                                                                                         Roman «Die Erfindung des Ungehorsams»,
glaube ich, dass der wahre Kern woanders        kunft auf alte Strukturen vorbereiten,                   für den sie mit dem Schweizer Buchpreis
liegt – im Erkennen der Welt und in             drehen wir uns im Kreis.                                 2021 ausgezeichnet wurde.

Bildungs-Slang
Ruedi Widmer, Cartoonist, interpretiert Begriffe aus Bildung und Schule – diesmal: Sprachlerneignung
                                                                                                                                                      Schulblatt Kanton Zürich 2/2022 Magazin
                                                                                                                                                      9
Schulblatt2/2022 Philosophie - Über die grossen Fragen des Lebens sprechen - Kanton Zürich
10   Schulblatt Kanton Zürich 2/2022 Fokus
Fokus

Philosophie
        Illustrationen: Ruedi Widmer

                                  Schulblatt Kanton Zürich 2/2022 Fokus
                                 11
Volksschule                                                                                                               die Stunde – obwohl sie ausserhalb der

       Selber denken
                                                                                                                                 regulären Schulzeit stattfindet. «Nehmt
                                                                                                                                 ­
                                                                                                                                 euch Hocker und bildet einen Kreis», sagt
                                                                                                                                 Barbara Fauster. Sie ist Fachlehrperson

       macht glücklich
                                                                                                                                 Integrierte Begabungs- und Begabten­
                                                                                                                                 förderung – kurz IBBF – an der Schule
                                                                                                                                 Triemli in der Stadt Zürich.
                                                                                                                                     Auf dem Boden im Kreis liegt ein Pa-

       Im Lernclub Philosophieren an                                                                                             pier, auf dem «Be Happy» steht. Diesen
                                                                                                                                 Spruch hat die Lehrerin im Supermarkt
       der S
           ­ chule Triemli in Zürich denken                                                                                      als Aufdruck auf Servietten entdeckt. Nun

       die Schülerinnen und Schüler über                                                                                         möchte sie von den Kindern wissen, was
                                                                                                                                 die Aussage bei ihnen auslöst. «Solche
       die wichtigen Fragen des Lebens nach.                                                                                     Sätze machen mich ein wenig glückli-
                                                                                                                                 cher», sagt eine Schülerin. «Es ist ein
       Sie lernen dabei, zu argumentieren                                                                                        schöner Spruch», bestätigt ein Schüler.

       und zuzuhören. Aktuell steht das                                                                                          Eine andere Schülerin widerspricht vehe-
                                                                                                                                 ment: «Der Spruch wirkt wie ein Befehl
       Thema Glück auf dem Programm.                                                                                             auf mich.» – «Funktioniert der Befehl?»,
                                                                                                                                 fragt die Lehrerin. «Nein!», erschallt es
       Wie eine solche Stunde abläuft und                                                                                        unisono. Die Hand heben muss niemand,

       was für die Kinder Glück ist, zeigt                                                                                       es soll eine freie Diskussion entstehen.
                                                                                                                                 Das klappt auch ganz gut, Barbara Fauster
       ein Besuch vor Ort.                                                                                                       muss nur selten eingreifen und für Ruhe
                                                                                                                                 sorgen. Der Konsens nach einer kurzen
       Text: Pascal Turin                                                                                                        Diskussion ist, dass «Be Happy» zwar
                                                                                                                                 positiv wahrgenommen wird, aber der
                                                                                                                                 ­
                                                                                                                                 Spruch allein nicht glücklich macht.

                                                                                                                                 Viele Anmeldungen
                                                                                                                                 Der Lernclub Philosophie wird alters-
                                                                                                                                 durchmischt geführt. Jeweils von Ferien
                                                                                                                                 zu Ferien kommen einmal in der Woche
                                                                                                                                 abwechslungsweise Unterstufe oder Mit-
                                                                                                                                 telstufe zum Zug. Beim Besuch des «Schul­
                                                                                                                                 blatts» sind es elf Schülerinnen und Schü-
                                                                                                                                 ler der 4. bis 6. Klasse, die über das Thema
                                                                                                                                 Glück philosophieren. Diskutiert werden
                                        Dienstagmittag im zweiten Stock des Pa-     im Hort geholt und ins Klassenzimmer         unter anderem folgende Fragen: Wo bist
                                        villons 1: Die Schülerinnen und Schüler     mitgenommen. Die letzten Lunchboxen          du glücklich? Was bedeutet Glück? Ist ein
                                        sind gerade mit dem Mittagessen fertig      verschwinden im Schulthek. Die Stim-         reicher Mensch glücklicher als ein armer?
                                        geworden. Einige haben etwas von zu         mung ist locker, es wird viel gelacht, die   Die Kinder sollen ihre Gefühle ergründen
                                        Hause mitgebracht, andere haben Essen       altersdurchmischte Gruppe freut sich auf     und sie benennen. «Ich fühle mich immer
                                                                                                                                 richtig glücklich, wenn ich in der Badi
                                                                                                                                 vom Zehn-Meter-Turm gesprungen bin»,
                                          Philosophieren ist Teil des Lehrplans                                                  sagt ein Sechstklässler. «Weshalb fühlst
                                          Seit der Einführung des Lehrplans 21 gehört das Philosophieren im Kanton               du dich danach glücklich?», fragt Fauster
                                          ­Zürich im Rahmen des Fachs «Religionen, Kulturen, Ethik» – kurz RKE – ­auf            nach. «Wegen des Adrenalins», antwortet
                                           ­allen Stufen zum Unterricht. RKE verfolgt das Anliegen, dass sich die Kinder         der Schüler. «Wenn man angespannt ist,
                                            und Jugendlichen mit religiösen und kulturellen Traditionen auseinandersetzen        werden Hormone ausgeschüttet. Zum Bei-
                                            und ethische Herausforderungen wahrnehmen. Im Fachbereich Ethik sollen               spiel das Stresshormon Adrenalin oder
                                            die Schülerinnen und Schüler über menschliche Grunderfahrungen wie Glück,            auch Glückshormone wie Dopamin», er-
                                            Angst, Erwachsenwerden, Beziehungen und Tod nachdenken. Ebenso ­können               gänzt die Lehrerin.
                                            sie auf ethische Fragen und Normen aufmerksam gemacht werden. Wichtig ist,               Grundsätzlich dürfen sich alle für den
Schulblatt Kanton Zürich 2/2022 Fokus

                                            dass die Kinder und Jugendlichen dabei von der Lehrperson be­gleitet werden.         Lernclub anmelden. Das Angebot gehört
                                            Besonders bei existenziellen Fragen ist Sensibilität gefordert.                      zwar zum Bereich Begabungs- und Be-
                                            Als Faustregel geht das Volksschulamt (VSA) von einem Anteil von bis zu              gabtenförderung der Schule, allerdings
                                            zwölf Lektionen Ethik in RKE pro Schuljahr aus. Gleichzeitig soll das Thema          soll der Zugang so niederschwellig wie
                                            auch in anderen Fachbereichen behandelt werden, wie es beispielsweise in der         möglich sein – nach dem Motto «Fördern
                                            Broschüre «Ethik in der Volksschule» des VSA empfohlen wird. Das vom Lehr-           auf Verdacht». Voraussetzung ist aller-
                                            mittelverlag Zürich entwickelte und obligatorische Lehrmittel «Schauplatz            dings, dass die Schülerinnen und Schüler
                                            Ethik» mit Teilen für Kindergarten bis Sekundarschule fördert philosophisches        die Fähigkeit mitbringen, gut zuhören und
                                            Nachdenken und ethische Urteilsfähigkeit. In den gedruckten «Schauplatz»-­           eigene Argumente formulieren zu kön-
                                            Büchern wird mit Illustrationen gearbeitet, die als Einstieg für die Diskussion      nen. Zudem ist die Zahl der Plätze be-
                                            über mög­liche philosophische Fragen und ethische Herausforderungen genutzt          schränkt. «Die ideale Gruppengrösse
                                            werden können. Das Lehrmittel ermöglicht Bezüge zu anderen Fachbereichen.            wäre acht Kinder», stellt Fauster fest. Da
                                            Der digitale Kommentar dient als Anleitung für die Unterrichtsplanung und            aber wegen der Pandemie länger kein
                                            stellt Fachwissen zur Verfügung. Zudem enthält er Arbeitsmaterialien. [pat]          Lernclub stattfand, gab es einen leichten
12

                                                                                                                                 Anmeldestau. Eine Fünftklässlerin ist
schon zum zweiten Mal dabei: «In der         klässlern müsse man noch mehr anleiten            verteilt Arbeitsblätter. In einer Sprossen-
2. Klasse war ich auch schon da, aber da-    und Gedanken zusammenfassen, Dritt-               wand oder Leiter mit leeren Feldern sol-
mals konnte ich noch nicht so gut mit­       klässler könnten schon sehr selbstständig         len die Kinder notieren, was Glück für sie
diskutieren.»                                diskutieren und würden aufeinander Be-            selbst, für andere Menschen und für alle
                                             zug nehmen.                                       Menschen ist. «Es gibt nichts, was alle
Meinungen bilden                                 Den Philosophie-Lernclub in dieser            Menschen gleich glücklich macht», findet
Wie in Kindergarten, Primarschule und        Form im «Triemli» hat Barbara Fauster             jemand. Einige schneiden die Sprossen-
Sekundarschule philosophiert wird, un-       vor fünf Jahren ins Leben gerufen. Doch           wand aus und kleben sie in ihr Heft, an­
terscheidet sich von Schule zu Schule und    schon vor 20 Jahren, also bevor der Lehr-         dere zeichnen eine eigene. Ein Schüler
von Klasse zu Klasse. Philosophieren ge-     plan 21 das Thema auf allen Stufen vor-           blickt auf das noch leere Blatt und mur-
hört seit der Einführung des Fachbereichs    schrieb, philosophierte sie mit ihren eige-       melt: «Manchmal fällt einem etwas ein,
«Religionen, Kulturen, Ethik (RKE)» im       nen Klassen. «Ich finde es wichtig, dass          manchmal nicht.» Er versucht einen Blick
Lehrplan 21 auf allen Stufen der Volks-      die Kinder lernen, selbst nachzudenken,           auf das Heft seiner Sitznachbarin zu er­
schule zum Unterricht (siehe Kasten). Die    sich eigene Meinungen zu bilden und sich          haschen. «Wenn ich lese, fühle ich mich
Idee ist, dass die Kinder und Jugendlichen   zu positionieren.» Für sie ist klar, dass re-     schwerelos und dann bin ich glücklich»,
sich mit ihren eigenen Haltungen sowie       gulär im Unterricht philosophiert werden          sagt eine Sechstklässlerin.
                                                                                                                                             Schulblatt Kanton Zürich 2/2022 Fokus

Überzeugungen auseinandersetzen und          soll, nicht nur in RKE, sondern auch in
diese argumentativ zu begründen lernen.      Deutsch oder Mathematik. Immer wieder             Keine Heftkontrolle
In der Unterstufenklasse von Lehrerin        werde sie von Klassenlehrpersonen für             Es gibt kein Richtig oder Falsch, doch die
Kamla Zogg an der Schule Im Widmer in        einzelne Lektionen angefragt. Ihren Lern-         eigenen Gedanken aufs Papier zu bringen,
Langnau am Albis ist das Philosophieren      club sieht sie als Ergänzung. «Wenn die           ist eine Herausforderung. Barbara Fauster
bereits etabliert. Vergangenen Herbst        Kinder freiwillig über Mittag kommen,             versucht, möglichst wenig Einfluss zu
wurde sogar im Radio SRF über ihren Un-      haben sie eher die Musse, sich mit einem          nehmen. «Ich schaue den Schü­     lerinnen
terricht berichtet. «Beim Philosophieren     Thema zu beschäftigen», ist die Fachlehr-         und Schülern zwar über die Schulter, aber
üben die Kinder das wissenschaftliche        person überzeugt.                                 ich kontrolliere ihre Hefte nicht.» Und
Denken», sagt Kamla Zogg. Dass einzelne          Nach der gemeinsamen Einführung               ehe man sichs versieht, ist die Stunde be-
Schülerinnen und Schüler damit über­         sowie einer spannenden Diskussionsrunde           reits um. Für die eigentlich geplante
fordert sind, glaubt Zogg nicht. «Ich lege   steht selbstständiges Arbeiten auf dem            Schlussrunde reicht am Ende die Zeit
jeweils ein Augenmerk auf ruhigere Kin-      Programm. Jetzt ist nochmals Konzentra-           nicht. Doch das ist kein Problem. ­Barbara
der und sorge dafür, dass auch sie in die    tion gefragt, und das fällt nicht allen leicht.   Fauster wird den Faden in der nächsten
                                                                                                                                             13

Gespräche eingebunden sind.» Bei Erst-       Barbara Fauster nimmt es mit Humor und            Stunde wieder aufnehmen. 
Ergänzungsfach Philosophie                                                                                                   untersucht sinngemäss, welcher Vorteil es

       Lernen,
                                                                                                                                    dem Mann erlaubt habe, seinen Willen
                                                                                                                                    über die Frauen durchzusetzen. Und wa­
                                                                                                                                    rum die Frauen dies akzeptiert hätten.

       Unsicherheiten
                                                                                                                                    Im Selbststudium lesen die Schülerinnen
                                                                                                                                    und Schüler, wie sich die Autorin an Rous-
                                                                                                                                    seau oder Hegel anlehnt, um ihre Thesen

       auszuhalten
                                                                                                                                    herzuleiten. Es ist mäuschenstill im Raum,
                                                                                                                                    die Klasse liest derart konzentriert.

                                                                                                                                    Genaues Studium von Texten
       Wer philosophische Texte liest, stösst                                                                                       Wer die Motivation dieser Klasse und
                                                                                                                                    den Lehrer in seinem Engagement erlebt,
       in schwierige und abstrakte Themen­                                                                                          kann fast nicht glauben, dass Philosophie

       bereiche vor. Das geht auch der Klasse so,                                                                                   am Gymnasium kein Grundlagenfach ist,
                                                                                                                                    «nicht im Hauptkanon der Fächer etab-
       die Philosophie als Ergänzungsfach                                                                                           liert», wie Hofer sagt. «Philosophie beruht
                                                                                                                                    fast gänzlich auf Freiwilligkeit.» Philo­
       belegt und sich in einen Text von Simone                                                                                     sophie kann als Ergänzungs-, Frei- oder

       de B
          ­ eauvoir vertieft. Ein Besuch an der                                                                                     Wahlfach, bei dem eine «Vertiefungsidee»
                                                                                                                                    dahinterstehe, belegt werden. Entspre-
       ­Kantonsschule Im Lee in Winterthur.                                                                                         chend unterscheide sich die Klassen­
                                                                                                                                    grösse von Jahr zu Jahr. Wie gross die
       Text: Walter Aeschimann                                                                                                      Klassen seien, hänge oft davon ab, «ob
                                                                                                                                    ­andere Lehrpersonen in ihren Lektionen
                                                                                                                                     auch philosophische Gedanken integrie-
                                                                                                                                     ren und die Schülerinnen und Schüler so
                                                                                                                                     für das Fach begeistern».
                                                                                                                                         Snjezana Cvijetic wurde von ihrem
                                                                                                                                     Bruder animiert, der das Fach auch schon
                                                                                                                                     belegte. Nun findet sie es «megaspan-
                                                                                                                                     nend, sorgfältig mit Texten umzugehen
                                                                                                                                     und über den Alltag zu reflektieren». Das
                                                                                                                                     genaue Studium von Texten erwähnen
                                        Die erste Stunde ist vorbei, und sie dis­       tenz?» Die Antworten sind: Existenz sei      auch die anderen als Gewinn. Denn die-
                                        kutieren auch in der Pause weiter. Ob           ständiges Hinterfragen, ein Vorwärtsge-      ses komme in den übrigen Fächern oft zu
                                        das Universum räumlich und «dinghaft»           hen, auch ein Überschreiten von Grenzen.     kurz. Klevis Nrecaj benennt Philosophie
                                        sei und wenn ja, welche Eigenschaften es        Der Mensch sei ein existierendes Wesen,      gar als «Königdisziplin des Denkens» und
                                        besitze. Die Schülerinnen und Schüler
                                        ­                                               das sich ständig neu entwerfe. Danach        als grundlegend, um «Argumentations-
                                        sind kaum zu bremsen. Als der Lehrer die        liest Roger Hofer einen Abschnitt vor. In    techniken» zu erlernen. Saviano Hauser
                                        zweite Lektion beginnen will, stellt einer      der ersten Zeile steht: «Die Welt hat im-    will als Naturwissenschaftler noch «etwas
                                        zuerst die Frage: «Sind wir freier in der       mer den Männern gehört: (…).» Beauvoir       tiefer gehen» als in seinem Schwerpunkt
                                        Entscheidung, wenn wir weniger wis-
                                        sen?» Roger Hofer muss die Frage vorerst
                                        «umlenken», weil deren sorgfältige Be-
                                        antwortung zu weit führen würde. Der
                                        Philosophielehrer schreibt sie auf und
                                        verspricht, in späteren Lektionen da-
                                        rauf einzugehen. Denn heute lautet das
                                        Thema «Gender». Es wird anhand der
                                        Textlektüre «Das andere Geschlecht. Sitte
                                        und Sexus der Frau» untersucht. Der Text
                                        ist 1949 von Simone de Beauvoir geschrie-
                                        ben worden.
Schulblatt Kanton Zürich 2/2022 Fokus

                                             Wir befinden uns an der Kantons-
                                        schule Im Lee in Winterthur. Die Klasse
                                        zählt 14 Gymnasiastinnen und Gymna­
                                        siasten, die Philosophie in ihrem letzten
                                        Schuljahr als Ergänzungsfach belegen.
                                        Der Unterrichtsblock umfasst jeden Don-
                                        nerstagmorgen drei Lektionen. Im Ergän-
                                        zungsfach, das nicht Teil des gewählten
                                        Profils ist, können die Jugendlichen einen
                                        weiteren Akzent in ihrer Ausbildung set-
                                        zen. Im Gegensatz zu einem Freifach zählt
                                        das Ergänzungsfach für das Maturitäts-
                                        zeugnis.
                                             Bevor sich die Klasse in den Text ver-
14

                                        tieft, lautet die erste Frage: «Was ist Exis-
und «Gedanken denken, die man gar nicht
denkt». Joshua Waters schätzt die «Vibes»,
die gute Stimmung in der Klasse. Giulia
Waser hat Philosophie schon als Freifach
belegt und findet es einen «guten Aus-
gleich zum Schulalltag». Den Ausgleich
zu den Naturwissenschaften schätzt auch
Stephanie Paterson. Sie will zudem ler-
nen, wie man Begriffe auseinandernimmt,
Argumentationen aufbaut und kritisch
denkt.

Wissen muss begründet sein
Kritisch Denken findet auch Roger Hofer
wichtig. Aber das sei ein Anspruch, den
alle Fächer verfolgen sollten. Wichtiger
scheint ihm, dass Schülerinnen und Schü-
ler in der Philosophie lernen, «Unsicher-
heiten auszuhalten». Denn in der Philoso-
phie werde es schnell abstrakt und auch
komplex. Wie gehen die Jugendlichen
­damit um? Wie begründen sie eine Äus­
 serung? «Sie sollen Fragen stellen, aber
 nicht auf eine bestimmte Antwort fixiert
 sein. Sie sollen verstehen, dass es nicht
 sofort eine Lösung gibt, wohl aber Strate-
 gien für Lösungen.» Ausserdem sei ihm
 wichtig, zu vermitteln, dass Wissen nicht
 sicher sei. Wissen müsse gut begründet
 werden. Deshalb schien ihm die Frage
 ­eines Schülers in der zweiten Lektion be-
  sonders interessant. Diesen beschäftigte
  eine Äusserung von Beauvoir und er frag-
  te: «Ist das tatsächlich so oder behauptet
  sie das, ohne es zu begründen?»                Menschen entwickeln könnten, wie sie es       «Im Musterlehrplan für das PPP-Profil
      Diese Klasse, sagt Roger Hofer, könne      möchten. Das sei nur über gegenseitige        werden Inhalte nach Themenfeldern und
  er fordern, ohne sie zu frustrieren. Das sei   Anerkennung möglich, findet einer. Ver-       nicht nach Disziplinen geordnet», sagt
  Jahr für Jahr unterschiedlich. Zu Beginn       zicht und Hingabe sei eine romantische        Hofer. «Der Fächerverbund ist zentral.
  eines Jahrgangs fragt er jeweils die Klasse,   Vorstellung, entgegnet jemand anders und      Das heisst, alle drei Teilfächer befinden
  welche Themen sie verfolgen wolle. Gen-        findet gar «kommunistisches Gedanken-         sich unter einem Themendach. Wir möch-
  der und Religionskritik wurden dieses          gut» darin. Klevis Nrecaj und Joshua          ten ein Hauptthema von drei verschiede-
  Mal gewünscht. Bewährt hätten sich auch        Waters verstricken sich darüber in eine
                                                 ­                                             nen Seiten angehen, Querverbindungen
  Willensfreiheit oder aktuelle Problemati-      zähe Dis­kussion, die Roger Hofer schliess-   herstellen und Raum für Verknüpfungen
  ken wie Zukunfts- oder Klimaethik. Letzt-      lich ­
                                                      unterbricht. Wenn jeder nur seine        der Fächer öffnen.» Das Thema Autorität
  hin hätten sie den Gegenstand «Lügen»          subjektive Sicht einbringe, könne eine        etwa könne pädagogisch, psychologisch
  untersucht. «Ich stelle auch immer ge-         Diskus­sion auch scheitern, sagt er. «Wie     und philosophisch untersucht werden.
  schichtliche Bezüge her. Das Thema Lügen       wäre die ideale Anerkennung des ande-         Das bedeute eine gewisse thematische
  beginnt mit Augustin in der Spät­     antike   ren, ohne dass man seine eigene Existenz      Eingrenzung, die im Ergänzungsfach so
  und endet mit aktuellen Debatten um            aufgibt?», fragt er in die Klasse.            nicht gegeben sei. Hofer, der auch Fach­
  Fake News.» Grundsätzlich sei im Lehr-                                                       didaktik Philosophie am Institut für Er-
  plan aber weder ein fixer Aufbau noch ein      Neues Profil in Vorbereitung                  ziehungswissenschaften der Uni Zürich
  chronologisches Vorgehen von Sokrates          Philosophie gibt es in Kombination mit        lehrt, geht davon aus, dass das PPP-Profil
  über Hegel bis hin zu Marx vorgeschrie-        Pädagogik und Psychologie (PPP) auch          bei den Lernenden auf Anklang stossen
  ben. Trotzdem sollte die thematische Breite    als gymnasiales Profil. In etlichen Kanto-    wird. Auch deshalb, weil das Ergän­
                                                                                                                                              Schulblatt Kanton Zürich 2/2022 Fokus

  ausgewogen sein. Der Lehrplan orientiere       nen ist es seit 20 Jahren etabliert. Der      zungsfach Psychologie/Pädagogik derzeit
  sich voraban den Kompetenzen, beispiels-       Kanton Zürich wird es ab dem Schuljahr        boome.
  weise an der Textarbeit oder an der Fer-       2024/25 einführen. Roger Hofer arbeitete          Die dritte Lektion ist zu Ende. Die vie-
  tigkeit, zu diskutieren.                       in der Fachgruppe mit, die im Auftrag         len Fragen, die Simone de Beauvoir pro-
      Die Klasse ist im Textstudium nun so       des Mittelschul- und Berufsbildungsamts       vozierte, wurden nicht gelöst, nicht end-
  weit, dass sie die Frage der «Existenz» auf    (MBA) einen PPP-Musterlehrplan ent-           gültig auf den Wahrheitsgehalt geprüft,
  den Text von Beauvoir beziehen kann und        worfen hat. Der Lehrplan soll Orientie-       aber intensiv erörtert. So musste unbeant-
  Vorschläge zusammenträgt: Die Frau sei         rung für jene Schulen geben, die das PPP-     wortet bleiben, wie ideale Anerkennung
  gezwungen, die Wiederholung des Lebens         Profil anbieten werden. Welche Schulen        wäre, warum, gemäss Beauvoir, der Mann
  zu garantieren. Der Mann hingegen sei          das sein sollen, wird die Schulleiterkonfe-   die Frau in Abhängigkeit be­    halten hat
  nicht so sehr gebunden. Deshalb seien          renz der Zürcher Mittelschulen koordi-        oder warum sich der Mann der Natur ge-
  Mann und Frau in ihrer Existenz, im Stre-      nieren, bevor sie ihren Vorschlag dem Bil-    genüber genauso ambivalent verhält wie
  ben nach Veränderung, unterschiedlich          dungsrat zum Beschluss vorlegt. Geplant       der Frau gegenüber. Joshua Waters und
  ausgerichtet. Es entsteht eine Diskussion,     ist, dass alle Regionen ausgewogen be-        Klevis Nrecaj diskutieren auch am Ende
                                                                                                                                              15

  unter welchen Bedingungen sich alle            rücksichtigt werden sollen.                   der dritten Lektion weiter. 
Im Gespräch                                                                                                                           Unsere heutige Gesellschaft ist

       «Philosophie
                                                                                                                                      stark wissenschaftlich ausgerichtet,
                                                                                                                                      können wir überhaupt noch staunen?
                                                                                                                                      Ich denke schon. Einstein hat einen wun-

       ist ein endloses
                                                                                                                                      derbaren Satz formuliert: «Es gibt zwei
                                                                                                                                      Arten, sein Leben zu leben: entweder so,
                                                                                                                                      als wäre nichts ein Wunder, oder so, als

       Gespräch»
                                                                                                                                      wäre alles ein Wunder.» Die zweite Hal-
                                                                                                                                      tung scheint mir sehr erstrebenswert zu
                                                                                                                                      sein. Und ich glaube auch, dass wir das
                                                                                                                                      schaffen, indem wir immer wieder versu-
       Philosophie ist Teil unseres Alltags, sagt                                                                                     chen, andere Perspektiven einzunehmen
                                                                                                                                      und auf Distanz zu gehen zu unserer eige-
       der Philosoph Yves Bossart und erklärt,                                                                                        nen. Auf Distanz zu gehen, ist eine sehr

       warum schon Kinder philosophische                                                                                              philosophische Bewegung. Das erleben
                                                                                                                                      wir beispielsweise, wenn wir nach einer
       ­Momente haben, wie man mit ihnen                                                                                              langen Reise nach Hause zurückkehren
                                                                                                                                      und plötzlich Dinge wahrnehmen, die wir
        ­philosophieren kann und warum man ­                                                                                          zuvor nicht wahrgenommen haben, weil

         dies auch tun sollte. Und was Philosophie                                                                                    sie uns so selbstverständlich erschienen.
                                                                                                                                             Ist Philosophie also eine
         überhaupt ausmacht.                                                                                                          ­Ergänzung zu den sogenannten
                                                                                                                                       ­exakten Wissenschaften?
       Interview: Jacqueline Olivier Foto: Stephan Rappo                                                                                Ja, sie ist eine Ergänzung, aber nicht,
                                                                                                                                        was die Klarheit betrifft. Philosophie hat
                                                                                                                                        ebenfalls den Anspruch, sehr klar zu sein.
                                                                                                                                        Auch Rationalität ist ein Anspruch der
                                                                                                                                        Philosophie, im Gegensatz zur Religion,
                                                                                                                                        die auf gewissen Glaubenssätzen beruht.
                                                                                                                                        In der Philosophie darf man alles hinter-
                                                                                                                                        fragen, muss aber auch alles begründen.
                                                                                                                                        Sie ist jedoch keine empirische Wissen-
                                        Hat mit Ihnen als Kind jemand                  gemerkt, dass man dort immer mit Mo­             schaft in dem Sinn, dass sich empirisch
                                        ­philosophiert?                                dellen arbeitet, und habe begonnen, die          nachprüfen liesse, ob der Mensch frei ist
                                         Diese Frage habe ich mir noch nie ge-         Grundlagen der einzelnen Wissenschaf-            oder nicht. Die meisten Fragen der Philo-
                                         stellt – wahrscheinlich schon. Mein Vater     ten infrage zu stellen: Was ist Materie, was     sophie drehen sich um Grundbegriffe,
                                         hat eine philosophische Ader und mir wohl     ist Zeit, was ist Raum? Wenn man sich sol-       die man erst einmal klären muss. Gleich-
                                         das philosophische Denken ein Stück weit      che Fragen stellt, ist man bereits mitten in     zeitig versucht die Philosophie nicht nur,
                                         mit auf den Weg gegeben. Als Kind ist man     der Philosophie.                                 die Welt zu beschreiben, sondern sich
                                         ja ohnehin sehr philosophisch unterwegs,           Man kann also auch für sich                 auch zu überlegen, wie sie sein sollte: Was
                                         indem man staunt, und das Staunen ist         selbst philosophieren?                           ist das Gute, was ist Gerechtigkeit, was ist
                                         der Anfang der Philosophie. Genauso wie
                                         das Hinterfragen respektive der Zweifel.
                                         Ich habe zwei kleine Töchter im Alter von
                                         drei und sechs Jahren. Und zumindest die
                                         Grössere hat auch schon philosophische         «Wenn es um Werte geht, dann kommt
                                         Momente, in denen sie Fragen stellt wie
                                         etwa jene, was nach dem Tod kommt.
                                                                                            die Philosophie ins Spiel.»
                                             Was bedeutet eigentlich
                                         «philosophieren»?
                                         Philosophieren bedeutet einerseits, wieder
                                         das Staunen zu lernen – also wieder zum       Absolut. Wenn man es aber in der Schule        Fairness? Wenn es um Werte geht, dann
                                         Kind zu werden –, andererseits aber auch,     lernt oder Philosophie studiert, wird man      kommt die Philosophie ins Spiel.
                                         erwachsen zu werden, das heisst, eigen-       darin einfach besser. Man wird präziser,           Kann man Begriffe wie Freiheit
Schulblatt Kanton Zürich 2/2022 Fokus

                                         ständig, selbstständig, kritisch zu denken.   kann genauer zuhören, besser argumen-          oder Gerechtigkeit klar definieren?
                                         Etwas technischer kann man es auch so         tieren, man weiss, was ein gutes Argument      Natürlich gibt es keine absolute Wahrheit,
                                         formulieren: Philosophie versucht, die        von einem schlechten unterscheidet. Das        die man dank der Philosophie entdecken
                                         Grundbegriffe des Lebens und des Den-         heisst, man kann Argumente einordnen.          könnte – wobei die Frage, ob es eine sol-
                                         kens zu klären – Begriffe wie Gerechtig-      Letztlich sind wir alle Menschen und ha-       che Wahrheit überhaupt gibt, auch wieder
                                         keit, Wahrheit, Schönheit und so weiter.      ben alle die grossen Fragen in uns, kom-       eine philosophische ist. Zweifel und Unsi-
                                         Und sie versucht, unsere Regeln und Nor-      men an unsere Grenzen, weil wir mit Tod,       cherheit sind aber genauso Bestandteil
                                         men, nach denen wir uns ausrichten, zu        Krieg, Krankheiten konfrontiert sind. Der      der Wissenschaften. In der Physik bei-
                                         hinterfragen und zu begründen.                deutsche Philosoph Karl Jaspers nannte         spielsweise gibt es, gerade was die Grund-
                                             Warum haben Sie sich für die              dies philosophische Grenzerfahrungen.          lagen angeht, ganz unterschiedliche The-
                                         Philosophie entschieden?                      Die Philosophie versucht, solche Grenzer-      orien. Ich finde deshalb das Bild falsch,
                                         Ursprünglich wollte ich einen naturwis-       fahrungen im Denken vorwegzunehmen,            dass die Wissenschaft die harten Fakten
                                         senschaftlichen Weg einschlagen, im Gymi      indem wir uns fragen, was es eigentlich        erarbeitet und in der Philosophie einfach
                                         hatte ich Biologie und Chemie als Schwer-     heisst, Mensch zu sein, auf dieser Erde zu     ein wenig miteinander geredet wird. Bei-
16

                                         punktfach gewählt. Mit der Zeit habe ich      leben.                                         des stimmt nicht.
Was muss man lernen, um philo­
sophieren zu können?
Wichtig ist sicher, dass man früh lernt, zu-
zuhören, zu argumentieren und mit Spra-
che genau umzugehen, weil dies zu einer
Form der Klarheit führt. Viele Menschen
leben im Hinblick auf die grossen Fragen
des Lebens in einem diffusen Nebel. Die
Philosophie schafft es, in diesem Nebel
etwas aufzuräumen und verschiedene Lö-
sungsoptionen mit ihren Vor- und Nach-
teilen aufzuzeigen. Auf dieser Basis kann
man je nach Haltung eine Gewichtung
vornehmen. Philosophie hilft, kritisch zu
bleiben und falschen Propheten und Dog-
matikern nicht auf den Leim zu gehen,
sondern gegen sie zu argumentieren.
      Hat Philosophie demnach auch
mit Logik zu tun?
Auf jeden Fall. Im Studium ist Logik Teil
des Grundkurses. Auch im Philosophie-
unterricht am Gymnasium ist Logik ein
Thema: Was ist ein gutes Argument, was
ist ein guter, was ein falscher Schluss,
­welche Fehlschlüsse kommen häufig vor?
      Muss man sich auch gewisse
 ­Theorien aneignen?
  Nicht aneignen, aber sich damit auseinan-
  dersetzen. Im Westen haben wir einen
  Schatz von rund 2000 Jahren, den uns die
  grossen Philosophen von Platon über
  Kant bis zu den Denkern des 20. Jahrhun-
  derts hinterlassen haben. Von diesen kön-
  nen wir lernen, was Weltbilder sind, wie
  man sie begründen, aber auch kritisieren
  kann. Der österreichische Philosoph Karl
  Popper beispielsweise hat das Prinzip der
                                                                                                 Yves Bossart (38) ist in Luzern aufgewachsen und ­studierte
  Falsifizierbarkeit eingeführt, das besagt,                                                           Philosophie, Musikwissenschaften und Geschichte an
  dass man jede Theorie daraufhin prüfen                                                                  den Universitäten Luzern, Zürich und Heidelberg.
                                                                                                      2012 promovierte er in Philosophie an der Humboldt-
  können muss, ob sie falsch ist, um auch                                                             Univer­sität zu Berlin. Er arbeitete als Gymnasiallehrer
  die Schwächen einer Theorie erkennen zu                                                       im Kanton Luzern, seit 2013 ist er Redaktor und Produzent,
                                                                                                        seit 2017 auch Moderator der Sendung «Sternstunde
  können. In der Ethik wiederum gibt es                                                             ­Philosophie» von SRF. 2014 erschien sein Einführungs-
  zwei Haupttheorien. Die eine lautet, man                                                            buch in die ­Philosophie «Ohne Heute gäbe es morgen
                                                                                                     kein Gestern». Yves Bossart ist verheiratet und lebt mit
  muss so handeln, dass der grösstmögliche                                                                   seiner Frau und seinen zwei Töchtern in Zürich.
  Nutzen daraus resultiert – quasi «der
  Zweck heiligt alle Mittel». Die andere be-
  streitet dies und sagt, es gibt kategorische
  Verbote, Dinge, die man nie tun darf, egal,
  wie gross der Nutzen ist – töten, stehlen,
  lügen und so weiter. Gewisse Theorien zu
  kennen, führt also zu einer Selbstermäch-
  tigung im Denken und im Umgang mit             und Zweifel ins Spiel bringt: Vielleicht ist   gibt, die man nachschlagen kann. Und sie
  Meinungen.                                     es gar nicht so, was spricht denn dafür        müssen lernen, dass es sich trotzdem
      Philosophieren soll man gemäss             und könnte es nicht auch anders sein,          lohnt, über solche Fragen nachzudenken
                                                                                                                                                           Schulblatt Kanton Zürich 2/2022 Fokus

  Lehrplan 21 bereits mit Kindern – wie          ­woher weisst du das? So merken die Kin-       und eine Haltung zu ihnen zu finden, weil
  macht man das?                                  der, dass Zweifel nichts Schlimmes ist,       uns diese Fragen beschäftigen. Kant hat
  Das kommt stark darauf an, wie alt die          und freunden sich mit ihm an. Das ist aus     gesagt, die Vernunft belästige uns mit Fra-
  Kinder sind. Je nach Alter kann man sie         meiner Sicht etwas ganz Grundlegendes.        gen, die wir nicht beantworten könnten,
  mit gewissen Dingen konfrontieren, mit              Ist das für Kinder nicht enorm            weil sie das Vermögen der menschlichen
  anderen nicht. Das Wichtigste ist aber das      schwierig? Sie erwarten von den               Vernunft übersteige. In dieser Situation
  Vorleben einer Diskussionskultur: zuhö-         Erwachsenen Antworten.                        befinden wir uns und müssen selbst zu ei-
  ren, nachfragen, unterscheiden, genau           Natürlich, Kinder wachsen in einer Welt       ner rationalen, für uns stimmigen Lösung
  sein, nach Gründen fragen. Man stösst           auf, in der sie zunächst glauben, die Er-     finden. Dafür braucht es die – im weites-
  beispielsweise eine Diskussion an und           wachsenen wüssten alles. Darum müssen         ten Sinne – philosophische Kompetenz.
  schaut mal, was die Kinder dazu sagen.          sie erst einmal lernen, dass es Dinge gibt,   Denn eine grundlegende Unsicherheit
  Kinder haben meistens eine Intuition, die       die die Lehrperson nicht nur nicht weiss,     und diverse Meinungsverschiedenheiten
  sie äussern. Dann geht es darum, die Mei-       weil sie das noch nicht gegoogelt oder in     ziehen sich durch alles hindurch, was eine
  nungen infrage zu stellen und Unsicher-         einem Buch nachgeschlagen hat, sondern        Gesellschaft ausmacht. Gerade auch in
                                                                                                                                                          17

  heit hervorzurufen, indem man Skepsis           weil es dafür gar keine eindeutige Lösung     der Politik geht es sehr oft um moralische 
oder ethische Probleme, über die man so        herrscht Krieg in der Ukraine. Solche         muss man sich deshalb sehr genau über-
                                        oder so denken kann.                           Themen beschäftigen auch Kinder.              legen. Grundsätzlich haben Kinder jedoch
                                             Kinder müssen also lernen, mit            Kann und soll man sie über die Philo­         schon sehr früh das Potenzial und die
                                        Unsicherheit klarzukommen?                     sophie aufgreifen?                            Neugier für philosophische Fragen. Die
                                        Ja, sie müssen eine Art von Toleranz, von      Unbedingt. Die Pandemie, der Krieg sowie      Frage nach Gerechtigkeit klingt vielleicht
                                        Weitsicht entwickeln, um sich überhaupt        Krisen generell werfen genau die Fragen       abstrakt, aber das fängt schon bei den
                                        aus unterschiedlichen Perspektiven mit         auf, mit denen sich die Philosophie ausei-    Kleinsten an: Man backt einen Kuchen
                                        einer Sache auseinandersetzen zu kön-          nandersetzt. Darum lohnt es sich, solche      mit drei Kindern, eines hilft fleissig mit,
                                        nen. Wenn sie zu dieser grundphilosophi-       Themen aufzugreifen – natürlich entspre-      das zweite ist etwas faul und macht nicht
                                        schen Einsicht gelangen, ist das schon         chend vorsichtig. Wir müssen sehen: Es ist    viel, das dritte ist noch zu klein, um wirk-
                                        einmal positiv. Weil man nur so offen an       noch nicht sehr lange her, dass die Religi-   lich helfen zu können. Wie verteilen wir
                                        eine Diskussion herangeht und mit ande-        on einen grossen Stellenwert hatte, wenn      nun diesen Kuchen? Welche Prinzipien
                                        ren redet im Bewusstsein, dass man selbst      es um solche Fragen ging. Indem sie an        gelten: Leistungsgerechtigkeit – wer am
                                        falsch liegen und die andere Person recht      Bedeutung eingebüsst hat, hat sie ein         meisten geholfen hat, bekommt auch am
                                        haben könnte. Das ist die Grundlage jeder      Vakuum hinterlassen, was Orientierung
                                                                                       ­                                             meisten –, Gleichheit – alle bekommen ge-
                                        echten Diskussion, alles andere ist nur ein    und die grossen Lebensfragen betrifft.        nau gleich viel –, Bedarfsgerechtigkeit –
                                        Austausch von Standpunkten.                    Zudem geniessen wir heute einen Frei-         wer den grössten Hunger hat, bekommt
                                             Philosophie muss man demnach              heitsspielraum, wie wir ihn in der Welt­      das grösste Stück. Schon sind wir in der
                                        mehr üben als lernen?                          geschichte wohl noch nie hatten. Beides       Philosophie. Die Kunst besteht darin, die
                                        Ganz genau. Es ist ein Learning by Doing;      kann uns überfordern. Philosophie ist die     Kinder dort abzuholen, wo sie sind, und
                                        es geht um eine Fähigkeit, nicht um Wis-       Kunst, uns einen Halt zu geben, ohne uns      sie dann heranzuführen an die unter-
                                        sen. Wenn man das also in der Schule för-      eine vorgefertigte Lösung zu präsentie-       schiedlichen Lösungsansätze, an die Ar-
                                        dern will, geht dies nicht mit ein paar Lek-   ren. Wir lernen, mit Unsicherheiten um-       gumente und die Begründungen.
                                        tionen, man muss langfristig dranbleiben.      zugehen und einen eigenen, begründeten             In der Schule geht es immer
                                                                                                                                     auch um Bewertung und Benotung.
                                                                                                                                     Wie kann man philosophisches
                                                                                                                                     Denken und Argumentieren benoten?
                                                                                                                                     Das geht, das habe ich auch gemacht, als
                                           «Grundsätzlich haben Kinder schon                                                         ich am Gymnasium in Willisau unterrich-

                                             sehr früh das Potenzial und die                                                         tet habe. Man kann zum Beispiel argu-
                                                                                                                                     mentative oder begriffliche Klarheit be-
                                           Neugier für philosophische Fragen.»                                                       werten, dafür existieren formale Kriterien.
                                                                                                                                     Man kann fragen: «Wie könnte man eine
                                                                                                                                     Position begründen, die besagt, der
                                                                                                                                     Mensch hat keinen freien Willen?» Die
                                                                                                                                     Schülerinnen und Schüler sollen dies
                                        Und man kann unterschiedliche Zugänge          Standpunkt zu finden. Das war auch die        dann begründen, egal, wie sie selbst darü-
                                        wählen. Man kann zum Beispiel mit den          Idee von Immanuel Kant: «Habe Mut,            ber denken. Man kann auch einen Essay
                                        Schülerinnen und Schülern einen Text le-       dich deines eigenen Verstandes zu be­         schreiben lassen: «Ist der Mensch gut
                                        sen, eine offene Diskussion führen oder        dienen!» – «Sapere aude!» als Leitspruch      oder böse?» So kann man sehen, wie
                                        Diskussionen zu zweit oder in kleinen          der Aufklärung.                               ­jemand ausgehend von dieser abstrakten
                                        Gruppen anregen. Oder man kann ein                  Philosophie in der Schule ist also        Frage einen Text schreiben, einen Reflexi-
                                        Spiel inszenieren, indem man die Klasse        wesentlich mehr als ein «Nice to have»?        onsprozess in Gang setzen, einen Satz an
                                        in zwei Gruppen teilt, von denen die eine      Ich finde schon, dass man die Veranla-         den anderen reihen, einen stringenten,
                                        dafür argumentiert, dass es einen Gott         gung zur Philosophie, die wir alle haben,      logischen Gedankengang konstruieren
                                        gibt, die andere dagegen. Wichtig ist ein-     bewusst kultivieren und stärker ausbilden      und unterschiedliche Perspektiven ein-
                                        fach, dass die Kinder selbst aktiv werden,     sollte. Einfach deshalb, weil wir in einer     bauen kann. Sämtliche Kompetenzen, die
                                        selbst debattieren und nach Argumenten         Welt leben, in der sich diese Fragen stel-     man im Unterricht zu vermitteln versucht
                                        suchen. Und auch, sie zu ermutigen, selbst-    len, und weil wir hier in einer Demokratie     hat, lassen sich so abfragen.
                                        ständig und kritisch zu denken.                leben, in der wir Bürgerinnen und Bürger           Ist Philosophie ein immer­
                                            Geht es beim Philosophieren                mitbestimmen können und sollen. Und            währender Prozess?
                                        im Grunde um überfachliche Kompe­              viele der Fragen, über die wir abstimmen,      Philosophie ist ein endloses Gespräch. Es
                                        tenzen?                                        haben eine philosophische Dimension            gibt zwar Haltepunkte, es gibt etwas wie
                                        Am Anfang auf jeden Fall. Je reifer die        und gründen letztlich auf gewissen             Erkenntnis, wie Fortschritt, aber abschlies­
Schulblatt Kanton Zürich 2/2022 Fokus

                                        Schülerinnen und Schüler aber werden,          Grundwerten. Insofern ist es in meinen         sende Antworten auf die grossen Fragen
                                        desto mehr kann man auch mit Theorien          Augen eine Bürgerpflicht, philosophisch        des Lebens haben wir bis jetzt nicht ge-
                                        arbeiten, eine Weltsicht oder eine Mei-        denken zu lernen. Wenn man das früh            funden. Dies führt dazu, dass man zu Be-
                                        nung etwas ausführlicher schildern und         schult, kann man eigentlich nur gewin-         ginn wie in einen Abgrund fällt; man ver-
                                        untersuchen, was sie impliziert, wann und      nen. Ich bin klar der Meinung, dass Philo-     liert den Boden unter den Füssen, wenn
                                        wo sie erstmals aufgetaucht ist, wie man       sophie eine Schlüsselkompetenz ist und         alles in der Schwebe ist. Aber so ist das
                                        dafür oder dagegen argumentieren könn-         deshalb mehr Raum verdient – in der            Leben, und irgendwann kann man anfan-
                                        te. Für die älteren Schülerinnen und           ­Erziehung und in der Schule.                  gen, dieses Gefühl, diese Unsicherheit zu
                                        Schüler wird die Philosophiegeschichte              Sollte man schon auf Volksschul­          mögen. Und die Unsicherheit auszuhalten
                                        schon wichtig, damit sie verstehen, woher       stufe ein eigenes Fach Philosophie            und damit umgehen zu können, ist sehr
                                        unser Denken, unsere Weltbilder, unsere         einführen oder lieber Philosophie             wichtig. Denn gerade unsere Zeit, die so
                                        Werte kommen, die in der Regel alle philo­      ­vermehrt im Alltag einbauen?                 dynamisch ist, wirft immer wieder neue
                                        sophische Wurzeln haben.                         Beides, und beides zu seiner Zeit. Kinder    ethische Fragen auf. Und dadurch öffnet
                                            Wir leben seit zwei Jahren mit               machen enorme Sprünge. Welche Fragen         sich auch das Feld der Philosophie immer
18

                                        ­einer Pandemie, seit einigen Wochen             man wann und wie diskutieren kann,           weiter. 
Sie können auch lesen