Schulblatt Nr. 7 / 17 - EIN GUTES NEUES JAHR ? - Edudoc CH
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EIN GUTES NEUES JAHR ? MADAME HARMOS SAGT ADIEU DIE KSBS AUF SCHULBESUCH IN LISSABON Nr. 7 / 17 Basler Schulblatt
Basler Schulblatt Nr. 7/2017 Schwerpunkt INHALT SCHWERPUNKT 5 EIN GUTES NEUES JAHR ? 6 WAS KOMMT 2018 AUF DIE BASLER SCHULEN ZU ? 8 UNSERE WÜNSCHE SIND VORBOTEN … 22 PERSÖNLICHE WÜNSCHE AUS DEN SCHULEN 13 WAS WILL DER BROCCOLI UNS SAGEN ? DIE SCHULBLATT-REDAKTION BEIM BLEIGIESSEN EDIT 3 Guten Tag 3 Wie weiter mit den Checks ? 22 Lieber miteinander als übereinander sprechen Lehrpersonen der Sek I und Sek II tauschen sich aus 24 Kino ist mehr als Action und Popcorn 26 Recht schulisch 27 Wer unterrichtet hier ? Ein Kind rät 28 10 Fragen an … Andreas Moser 29 Wer unterrichtet hier ? Die Auflösung ! 30 Madame Harmos sagt Adieu Abschiedsinterview mit Regina Kuratle 32 Pro-forma-Partizipation lässt man besser bleiben Werkstatt-Tag des Netzwerks Schulentwicklung 34 Ein Jahr unterwegs mit … Sek-Abschlussklassen 37 Mehr begreifen – vielfältiger beurteilen Impulstagung Textiles Gestalten 38 Under Construction ( XVI ) 39 Sportlicher Zeitplan bei der Skiausleihe KANTONALE SCHULKONFERENZ 40 EINE SCHULE NIMMT SICH ZEIT BERICHT VON DER VORSTANDSREISE NACH LISSABON 43 Forum FREIWILLIGE SCHULSYNODE 44 Standpunkt 45 Bericht aus dem Grossen Rat 46 Pensionierten-Agenda und Mitteilungen PZ.BS 47 Freie Software ist gute Software 48 48 Neues aus der PZ.BS-Bibliothek EDIT 50 SfG Gestaltende Bildstrecke und Layout 51 51 Impressum 2
Basler Schulblatt Nr. 7/2017 EDit GUTEN TAG « ICH FINDE DIE EVALUATION Hört mit diesem scheiss Querformat auf / Alles bestens, ich bin mit dem KLASSE. » Schulblatt sehr zufrieden / Zu langweilig / Alles piccobello / Ich lese das Schul- blatt nie, weil ich täglich die NZZ lese / Bitte machen Sie im 2018 genau so weiter / Schreiben Sie, wie gestresst Lehrer sind / Generell viel kritischer über Welche Gesamtnote die Politik des ED berichten / Viele Inhalte betreffen meine Schulstufe zu verdient das Schulblatt ? 55,2 % wenig / Ich nehme die FSS als enorm aktiv und sympathisch wahr / Ich lese es Auswertung der Frage 16 aufgrund meiner Familiensituation nicht ( 4 Kinder ) / Danke für das grosse in der Schulblatt-Umfrage Engagement / Mir fehlen Inserate mit Geschäften, die uns Prozente geben / Themen, die eine Diskussion anregen ; quer denken und mehr Selbstkritik / Persönliche Berichte über andere Lehrpersonen in unserem Kanton sprechen mich an / Ohne Schulblatt würde mir nichts fehlen / Ihr macht vieles gut, weiter so / Mehr über Berufsbildung / Über Kantonsgrenzen schauen / Mehr Inhalte, die Konkretes an die Hand geben / Besser als die Nummer mit dem Thema Expats geht es nicht, das ist Spitze / Die ED-Themen kommen zu aufgeblasen daher / Frecher schreiben, auch mal provozieren / Unbedingt den letzten Teil beibehalten / Es ist absolut unnötig, das Blatt in eine Plastikhülle einzuschweissen / Ich hätte es sehr gerne, wenn die heutige Form beibehalten würde 21,6 % Liebe Leserinnen und Leser, vielen Dank für die grosse Anzahl differenzierter Rückmeldungen zu unserer grossen Schulblatt-Umfrage. Aus den vielen Ein- sendungen, in denen die Mailadresse angegeben haben, wurden fünf Gewinne- 11 % rinnen und Gewinner von Büchergutscheinen ausgelost : Lorella Baiutti, Philip 7,8 % Kaeser, Barbara Hähnel, Saša Sprecher und eine weitere Person, die anonym blei- ben möchten. Die Gesamtauswertung präsentieren wir Ihnen in der nächsten 2,6 % 1,9 % Nummer, die pünktlich zur Gesamtkonferenz der KSBS erscheint. 1 2 3 4 5 6 Simon Thiriet, Leiter Kommunikation ED WIE WEITER MIT DEN CHECKS ? bsb. Am 19. Dezember haben sich Vertreterinnen und Vertreter des Departements und der KSBS zu einer ersten Aussprache zum weiteren Vorgehen bei den Checks getroffen, darunter Departementsvorsteher Conradin Cramer, Volksschulleiter Dieter Baur und KSBS-Präsidentin Gaby Hintermann. Damit wurde ein erster Schritt zur Umsetzung des Auftrags aus der KSBS-Mitgliederbefragung vom Herbst gemacht. Eine Mehrheit der Lehr- und Fachpersonen hatte sich darin für den Verhandlungsweg mit dem Erziehungsdepartement ausgesprochen. In einem Interview mit dem Basler Schulblatt hat Conradin Cramer bereits im November seine Haltung gegenüber den Checks dargelegt. Das Interview kann auf dem Bil- dungsserver nachgelesen werden : www.edubs.ch/cramer 3
Basler Schulblatt Nr. 7 /2017 Schwerpunkt EIN GUTES NEUES JAHR ? Nach den ( hoffentlich erfüllten ) Weihnachtswünschen kommen die Wünsche und Hoffnungen fürs neue Jahr. Menschen mit unterschiedlichem Bezug zur Schule haben dem Schulblatt ihre ganz persönlichen Gedanken und Wünsche für 2018 mitgeteilt. Um herauszufinden, welche Erwartungen sich mit mehr oder weniger Sicherheit erfüllen dürften, hat sich die Redaktion zweier höchst unterschiedlicher Quellen bedient. Der Budgetbericht 2018 des Regierungsrats ist dabei als Orakel eventuell ernster zu nehmen als die Bleigiess-Aktion der versammelten Schulblatt- Redaktion. Aber wer weiss ? Wir wünschen allen ein glückliches neues Jahr mit vielen erfüllten Hoffnungen ! 5
Basler Schulblatt Nr. 7/2017 Schwerpunkt WAS KOMMT 2018 AUF DIE BASLER SCHULEN ZU ? STEIGENDE SCHÜLERZAHLEN ERFORDERN ZUSÄTZLICHES PERSONAL UND ( N OCH ) MEHR SCHULRAUM Von Peter Wittwer Eigentlich ist nun bei den Basler Schulen nach der grössten Reform, die das kantonale Schulsystem je erlebt hat, eine Phase der Konsolidierung angesagt. Zurücklehnen wird man sich 2018 aber nicht können : Nun gilt es in Evaluationen he- ES BRAUCHT PROVISORIEN AN BESTEHENDEN rauszufinden, wo es im neuen System noch Feinjustierungen STANDORTEN braucht. Parallel dazu müssen die laufenden Einführungen Die eben eröffneten Schulhäuser in den Stadtentwicklungsge- der neuen Lehrpläne, der Schulsoftware « InfoMentor » oder bieten Schoren und Erlenmatt reichen nicht, um den zusätzli- des neuen Übergangsverfahrens am Ende der Volksschule chen Bedarf an Schulraum aufzufangen. Zwar sind mittlerweile in der Schulpraxis ankommen. All dies hat in einer Phase 36 von 60 Bauprojekten, die mit der Schulraumoffensive in An- zu geschehen, in der mittelfristig die Schülerzahlen weiter griff genommen wurden, abgeschlossen, und nächstes Jahr kann ansteigen und es deshalb zusätzliches Personal und mehr beispielsweise die FMS wieder zurück in ihr saniertes Schulhaus ( provisorischen ) Schulraum braucht. ziehen. Neben den noch hängigen langfristigen Ausbauplänen ( z. B. Lysbüchel, Rittergasse oder Christoph Merian ) braucht es Die Lektüre des kantonalen Budgetberichts gehört sicher nicht aber bereits auf das nächste Schuljahr hin Provisorien, um zu- zu den Kernaufgaben einer Lehrperson. Auch wenn sich der über sätzliche Klassen unterbringen zu können. 300-seitige Budgetbericht mit seinen vielen Zahlen und Tabellen Im nächsten Sommer müssen gemäss Budgetbericht zehn nicht gerade wie ein Krimi liest, ist darin doch Vieles zu finden, neue Lokalitäten für Kindergärten gefunden werden. Ausserdem was die Lehr- und Fachpersonen im Jahr 2018 ganz direkt im All- werden bei den Schulhäusern Gotthelf, Neubad und Niederholz tag tangieren dürfte. Wer den Budgetbericht in die Hand nimmt, in Riehen mobile Pavillons für je sechs zusätzliche Primarklas- kann zunächst einmal beruhigt feststellen : In Basel-Stadt wird sen aufgestellt. Weitere sechs zusätzliche Klassen werden in ei- im Gegensatz zu anderen Kantonen im Bereich Bildung nicht nem Erweiterungsbau für die Primarschule Wasgenring Platz gespart. Das Budget des Erziehungsdepartements wächst im Ge- finden. genteil : Im nächsten Jahr wird mit einem um 4,4 Prozent höhe- Mit der Bereitstellung zusätzlicher Infrastruktur und der An- ren Betriebsergebnis kalkuliert. Erstmals wird so 2018 in diesem stellung zusätzlichen Personals allein ist es allerdings nicht ge- Aufgabenbereich mit Ausgaben von über einer Milliarde Fran- tan. Das Mengenwachstum fällt nämlich in einen Zeitraum, da ken gerechnet, von denen rund 400 Millionen Franken in die die Schulen noch stark damit beschäftigt sind, den langsam auf Volksschulen fliessen. die Zielgerade einbiegenden Prozess der Schulharmonisierung Dass der Regierungsrat mehr Geld für die Bildung budgetiert, zu verdauen. Nächsten Sommer wird der erste Jahrgang das neue hat massgeblich mit den Schülerzahlen zu tun, die in den nächs- System der Volksschule ganz durchlaufen haben und auch an ten Jahren von der Primarstufe her weiter ansteigen werden. Um den Gymnasien neigt sich mit der definitiven Umstellung auf ein dieses Wachstum auffangen zu können, braucht es mehr Geld, vierjähriges Curriculum die Zeit der Übergangslösung mit zwei mehr Personal und natürlich auch mehr Raum zum Unterrich- unterschiedlich schnellen Zügen dem Ende zu. ten. Wegen der steigenden Schülerzahlen, aber auch wegen an- derer Faktoren wie etwa dem weiteren Ausbau der Tagesstruktu- ren oder der flächendeckenden Einführung der Schulsozialarbeit sind in den Budgets des ED für dieses und nächstes Jahr zusätz- liche Vollzeitstellen eingeplant. 6
Basler Schulblatt Nr. 7 /2017 Schwerpunkt REFORMEN AN GYMNASIEN UND BEI DEN BRÜCKENANGEBOTEN Eine Art Neuanfang steht im Sommer 2018 bei den Gymnasien an, die dann erstmals seit zwei Jahren wieder neue Schülerin- nen und Schüler aufnehmen werden. Mit der definitiven Ver- kürzung des gymnasialen Bildungsgangs auf vier Jahre wurden ZENTRALE AUFNAHMEPRÜFUNG UND AUSLAUFENDE die Lehrpläne im Hinblick auf die basalen Fachkompetenzen PROJEKTE überarbeitet, die auf nationaler Ebene definiert wurden. Gleich- Im Jahr 2018 wird es erstmals dieselbe freiwillige Aufnahme- zeitig müssen die Gymnasien so rasch wie möglich das neue ob- prüfung für alle weiterführenden Schulen ( inklusive Berufsma- ligatorische Fach Informatik einführen. Die Berufsschulen sind turität ) in den Fächern Deutsch und Mathematik geben, über vor allem durch den rasanten Wandel der Berufswelt permanent die Schülerinnen und Schüler ihren Zuweisungsentscheid am gefordert, sich auf neue Herausforderungen einzustellen. Nächs- Ende der obligatorischen Schule korrigieren können. Auslau- tes Jahr wird beispielsweise der neue Fachausweis Detailhandels- fen wird auf Ende dieses Schuljahr die Projektphase « Passe- spezialist( in ) angeboten. Und die Passerelle-Kurse sind neu auch partout » für den Frühfremdsprachen-Unterricht, und eine von für FMS-Abgänger zugänglich. der Volksschulleitung eingesetzte Arbeitsgruppe wird dem- Ihre Funktion im Übergang von der Schule ins Berufsleben nächst Vorschläge präsentieren, welche Anpassungen es in der etwas anders definieren werden nächstes Jahr auch das « GAP Schullaufbahnverordnung beispielsweise bei den umstrittenen Case Management Berufsbildung » und das Zentrum für Brü- Lernberichten im Kindergarten braucht. Offen ist, ob die an- ckenangebote. Bei den Brückenangeboten wird das breitgefä- gekündigten Gespräche zwischen dem Departementsvorsteher cherte Angebot aufs neue Schuljahr hin auf drei Profile konzen- und der KSBS zu Modifikationen bei den vier Leistungschecks triert und das GAP übernimmt innerhalb eines neu geregelten an der Volksschule führen werden. Übergangsverfahrens die Funktion einer Triagestelle. Diese soll dafür sorgen, dass an dieser wichtigen Schnittstelle alle einen passenden Anschluss finden und niemand zwischen Stuhl und Bank fällt. 7
Basler Schulblatt Nr. 7/2017 Schwerpunkt UNSERE WÜNSCHE SIND DIE VORBOTEN … … UNSERER FÄHIGKEITEN VON MORGEN ( F REI NACH GOETHE ) . WENN DAS STIMMT, SIEHT ES GUT AUS UM DIE ZUKUNFT UNSERER SCHULEN. DAS SCHULBLATT HAT LEHR- UND FACHPERSONEN, SCHUL- UND BEREICHSLEITUNGEN UND VIELE WEITERE AN DER SCHULE BETEILIGTE NACH IHREN WÜNSCHEN UND VISIONEN FÜR 2018 GEFRAGT. MEHR WERTSCHÄTZUNG, WENIGER FAKE NEWS MEHR ZUVERSICHT, Meine Vision : eine Schule, in der die Schülerin- MUT UND GELASSENHEIT nen und Schüler das Wichtigste sind, in der In- Ich wünsche mir gesunde und lebensfrohe dividualität und Gemeinschaft Platz haben, in Schülerinnen und Schüler ! Viele unserer FMS- der mit Freude gelehrt und gelernt wird, in der Schülerinnen und -Schüler zeigen Elan, Krea- alle ( und zwar wirklich alle ! ) unabhängig von tivität, Witz und soziales Flair. Allerdings lei- ihrer Funktion sich ernst nehmen und wert- den einige immer öfter auch unter Ängsten, schätzen. Antriebslosigkeit, Stress oder somatischen Be- Worauf ich verzichten könnte : auf fake news, schwerden – nicht nur an unserer Schule. Das die in den Basler Medien als die absolute Wahr- macht mir grosse Sorgen. Ich wünsche mir, dass heit verkündet ( und dummerweise auch ge- wir dabei unterstützt werden, diese Jugendli- glaubt ) werden. chen zu begleiten und herauszufinden, was wir Was ich mal erleben möchte : eine GeKo ohne tun können, damit Jugendliche mehr Zuver- Applaus für Sätze wie « Wir möchten uns wieder sicht, Mut, Gelassenheit und Resilienz entwi- auf unser Kerngeschäft konzentrieren. » ckeln. Und dass wir dabei auch als Lehrperso- Und schön fände ich, wenn uns zunächst nen gesund bleiben. bewusst wäre, wie gut es uns geht und welche Alexandra Guski, fantastische Arbeit bei uns geleistet wird. Und Rektorin Fachmaturitätsschule dann dürfen und sollen wir wieder kritisch sein ! Dieter Baur, Leiter Volksschulen DER « K AMPF » GEHT WEITER Mein Weg ist vorgegeben. Zumindest wenn stimmt, was die Bil- dungsforschung sagt. Dann ging es in meinen ersten drei Jahren im Lehrberuf nur ums nackte Überleben ( « survival stage » ). Jetzt folgen : « mastery stage » und « routine stage », in denen ich mich EINE FLASCHE VON zuerst stabilisiere und dann entweder innerlich zur Schule auf ASTERIX’ ZAUBERTRANK Distanz gehe oder ein Burnout erleide. Etwas anderes ist für einen Eigentlich wünsche ich mir für 2018 einfach Lehrer bedauerlicherweise nicht vorgesehen. Nun denn. Ich hoffe, mehr Zeit. Zeit, die ich auch grosszügig an Kol- dass die Bildungsforscher in diesem Fall daneben liegen. Und offen leginnen und Kollegen weiterverschenken kann, gesagt, gehe ich auch davon aus. Für einen Überlebenskampf fühlte damit neben der Alltagsbewältigung auch Raum sich der Einstieg jedenfalls schon mal seltsam gut an. Jetzt freue ich fürs Mitdenken, Mitgestalten und Zusammen- mich auf viele weitere Überraschungen und interessante Begegnun- wachsen bleibt. Wie ich munkeln gehört habe, gen mit den Lernenden, den Kolleginnen und Kollegen, ohne allzu gibt es für diese kleine, handliche Zeitmaschine viel Routine bitte. Vielleicht gelingt es mir dann, meinem traurigen aber weiterhin Lieferengpässe … Darum wün- Lehrer-Schicksal zu entrinnen. sche ich mir einfach nochmals eine grosse Fla- Michael Rockenbach, Quereinsteiger in den Lehrberuf, sche von Asterix’ Zaubertrank. Für alle Fälle. unterrichtet an der Berufsfachschule Gesundheit in Münchenstein Gaby Hintermann, Präsidentin der Kantonalen Schulkonferenz KSBS 8
Basler Schulblatt Nr. 7 /2017 Schwerpunkt GENDER … WAS WAR DAS NOCHMAL ? « Schön ist, wer sich selbst liebevoll anschauen MEINE TAGE ODER ES IST kann. » Anselm Grün ZEIT … Es war mir 2017 vergönnt, flüchtige Momente Hier können Sie die Schatten oder Sonnenuh- des Gelingens festzuhalten. Davon wünsche ich ren hinterlegen, die Sie am häufigsten in den uns allen mehr. Das Schöne an meiner Arbeit Fluren brauchen. Gehen Sie in den Alleen un- ist, dass ich mit den Schülerinnen und Schülern ter Herbst auf die Sonnenuhr-Zeit und klicken ganz nah an ihrer Quelle des Gelingens arbeiten Sie rechts oben auf den kleinen Sommer ( diesen kann, denn in der Psychomotorik steht das eige- Sommer können Sie immer anklicken, wenn Sie ne Handeln und Erleben im Vordergrund. Mei- einen Tag setzen wollen ). Geben Sie dem Tag ei- ne Vision : Endlich wird es der Schule gelingen, ne Süsse und klicken Sie auf « jagen ». Wenn Sie ihre Werte auch auf die Gesellschaft zu übertra- dann auf « Früchte » und im rechten Kasten auf gen. Integration wird nicht mehr nur benannt, « LANGE BRIEFE » klicken, werden Ihnen alle sondern gelebt, so selbstverständlich, dass sogar bereits registrierten Tage angezeigt. Pinnen Sie der Begriff der Inklusion überflüssig geworden Ihren soeben kreierten Tag an das Haus, indem ist. Der Handel, zum Beispiel, wäre in einer sol- Sie auf den blauen Wein auf der linken Seite kli- chen Gesellschaft grundsätzlich fair und Gen- cken. Sehen Sie nach, ob Sie den Tag jetzt unter der-Diskussionen …was war das nochmal ? Vollendung auf der rechten Seite sehen. Sibylle Wiesli Degen, Psychomotoriktherapeutin, ( Ausschnitt aus der Gebrauchsanweisung Info- PS Margarethen und PS Thierstein Mentor gepaart mit Rilkes Gedicht : Herbsttag ) Beatrice Meyer, Schulische Heilpädagogin Sek Theobald Baerwart EIN SCHÜLERAUSTAUSCH WÄRE TOLL Ich freue mich, im Sommer von der Primar- schule in die Sekundarschule wechseln zu kön- nen. Ich denke, dass der Unterricht mit den neuen Fächern interessanter oder spezieller sein wird, also nicht so allgemein wie jetzt zum Bei- HOFFNUNG – spiel NMG. In welchen Fächern werde ich wohl NICHT NUR AUF EIN TOLLES gut sein und in welchen schlechter ? Vielleicht SOMMERFEST weiss ich durch die neuen Fächer dann auch Für das Jahr 2018 wünsche ich mir, dass das eher, was ich später mal werden will. Ich ha- Sonderschulheim Zur Hoffnung wieder ein we- be gehört, dass man an manchen Schulen gros- nig mehr ins Bewusstsein von Schulleitungen se Exkursionen machen kann, vielleicht sogar und Lehrpersonen der Regelschulen gelangt. ins Ausland. Einen Schüleraustausch würde ich Aufgrund des Ziels, möglichst alle Kinder inte- auch gerne mal machen. Eine Woche in einer grativ zu schulen, geht es in der Diskussion um Familie in England oder Frankreich leben, das die beste Lösung für ein Kind mit speziellen Be- fände ich spannend. dürfnissen oft vergessen, dass wir für viele Kin- Lela Kaplan, Schülerin PS Gotthelf der eine optimale Schulungsform bieten kön- nen. Ein Highlight, auf das ich mich persön- lich freue, ist das Sommerfest der « Hoffnung », an dem Linard Bardill ein Konzert geben wird – das wird sicher grandios ! DEM ENDE ZU Fabienne Beyerle, Schulleiterin Ich freue mich 2018 auf wertschätzend berei- Sonderschulheim Zur Hoffnung, Riehen chernde Begegnungen und glückliche Momen- te für eines meiner letzten verbleibenden Ar- beitsjahre ! Stephi Schaub, Biologielehrer am Gymnasium Kirschgarten 9
Basler Schulblatt Nr. 7/2017 Schwerpunkt DIE LEICHTIGKEIT DES SEINS … … bedingt, dass der Humor überwiegt und mit- schwingt in der täglichen Arbeit. Die einem anvertrauten Kids, die gegebenen Umstände kann man nicht ändern. Also muss man bei sich ansetzen : offen und flexibel sein, Neues ausprobieren, Altes überdenken, im Team wir- ken, Ressourcen nutzen. Unser Beruf bedingt WENIGER DRUCK, stete Selbstmotivation und gelegentliche Per- MEHR UNTERSTÜTZUNG spektivenwechsel. Wir sind Anbietende, nicht Als Logopädin im Vogelsangschulhaus freue ich Aufzwingende – das ist der Luxus unserer Ar- mich ( nach 34 Jahren beruflicher Tätigkeit ) auf beit. Ich wünsche mir als « Ausführende » von ein weiteres lebendiges Jahr, das mir ermöglicht, jenen, die die Integration in Auftrag geben, dass eine buntgemischte Kinderschar aus aller Welt sie uns die Leichtigkeit des Seins weiterhin er- in ihrer Entwicklung zu begleiten. Für Eltern möglichen, indem sie die Idee der Integration und Lehrpersonen wünsche ich mir weniger weiterdenken. Es braucht ein inklusives Den- Druck im Schulalltag sowie mehr Unterstüt- ken und kein integratives. Den Fokus auf das zung seitens der Behörden, um die schwieri- Ganze richten – das wünsche ich mir für 2018. ge Aufgabe der Integration angehen zu können. Stine Füzesi, Die Kinder werden uns auch 2018 jeden Tag aufs Kindergartenlehrperson PS Sevogel Neue mit unermüdlicher Zuversicht entgegen strahlen, das ist gewiss und nicht nur ein Weih- nachtsgeschenk. VORFREUDE AUF DEN Christine Schmeitzky, Logopädin PS Vogelsang KINDERGARTEN Ich freue mich, dass mein Kind im Kindergar- ten einen Schritt in die Selbständigkeit macht, neue Kontakte knüpfen kann und Kinder zum Spielen haben wird. Ich wünsche mir für Loui- sa, dass viel Raum zum Spielen da ist, und dass gefördert wird, was vom Kind kommt. Seline Kobelt, Mutter eines angehenden MEIN MARIO-KART-RENNEN Kindergartenkindes Warum die guten Wünsche immer aufs neue Jahr legen, wenn man auf seiner Strecke Ster- ne und Pilze sammeln kann ? Die ganze Ausbil- PRAGMATISCH BLEIBEN dungszeit ist wie ein Mario-Kart-Rennen. Hat Was ich mir wünsche für 2018 : einen möglichst man mit gewissen Punkten, Pilzen und Sternen reibungslosen Übergang für die Schülerinnen ein weiteres Level erreicht, hat man aus seinen und Schüler, die im Sommer erstmals aus der Fehlern gelernt und sich die Routen ausgesucht, neuen Sek I in die Sek II übertreten. die am besten zu einem passen. Ich bin auf der Was ich auf keinen Fall möchte : einen zu- Rennstrecke in Richtung Kommunikationsstu- sätzlichen Rückgang an niederschwelligen Aus- dium. Bereits viele Sterne und Pilze, die mich bildungsplätze in der Berufsbildung. zum Wachsen und in Richtung Ziel bringen, Meine Vision : Wer Visionen hat, soll zum konnte ich sammeln. Den Spass an meiner Lauf- Arzt, hat mal ein Politiker gesagt. Wir wün- bahn nicht zu verlieren ist mir wichtig. Auch schen uns pragmatische Lösungen. wenn man wie bei Marios Autorennen auf Ba- Was mir Sorgen macht : die Zunahme an nanenschalen ausrutschen kann, möchte ich schwierigen Rechtsfällen und -abklärungen im mein Ziel vor Augen nicht verlieren ! Bildungsbereich. Alessia Lai, Praktikantin Kommunikation Was ich endlich mal erleben möchte : dass Erziehungsdepartement Basel-Stadt die Schweiz 5 Tore in einem WM-Spiel erzielt. Was ich erwarte : dass Letzteres leider nicht eintritt. Ueli Maier, Leiter Mittelschulen und Berufsbildung 10
Basler Schulblatt Nr. 7 /2017 Schwerpunkt VERTRAUEN IN GESTALTUNGSFREIRÄUME In den letzten paar Jahren haben an den Bas- ler Schulen gut ein Dutzend Reformprojekte stattgefunden. Proportional dazu sind leider auch die FSS-Rechtsberatungen aufgrund in- terner Konflikte angestiegen. Fürs kommende Jahr wünsche ich mir, dass dieser ungesunde Trend endlich abflacht. Allen Lehr-, Fach- und Leitungspersonen an den Basler Schulen wün- ÄNDSPURT ! sche ich darum viel Musse und Gelassenheit bei Y gib my Beschts, das isch my Zyyl für 2018. Bis der Arbeit, was in mehr gegenseitiges Vertrauen vor kurzem han y noonig gwüsst, was y wär- hinsichtlich der individuellen Gestaltungsfrei- de will. Jetzt, in der dritte Klass vo der Sekun- räume münden möge. dar isch für mi aber klar : Y wott Leerer wärde. Jean-Michel Héritier, Präsident der Freiwilligen Zue dämm Entschluss bin y koo, will y e super Schulsynode Basel-Stadt Schnupperleer bin ere Primarleerere gmacht ha. Und au, will y scho jetzt in der Klass amme ain- zelne Kolleege in dääne Fächer hälfe ka, won y ZEIT FÜR DIE MENSCHEN guet bi. Mathe und Dütsch zum Byschbil. Denn UM MICH HERUM freu y mi au uff unseri Abschlussrais. Mir göön Zum ersten Mal in meinem Leben darf ich öf- uff Nizza. Y bi gschpannt, wie die Stadt usgseet. fentlich sagen, was ich mir wünsche ( und das Es isch die letschti Zyt, wo mir as Klass zämme lass ich mir nicht entgehen ) : Ich wünsche mir, verbringe. Das isch au e biz schaad, will y s bi dass ich es trotz der administrativen Berge auf uns super gfunde ha. Wenn y 2018 in aim Wort meinen Tischen schaffe, mir die Zeit zu neh- zämmefasse miesst, no wääri das : Ändspurt ! men, auf die Menschen um mich herum mit ih- Noé Etoundi, Schüler der Klasse 3k ren Bedürfnissen, Freuden und Nöten einzuge- an der Sek Holbein hen. Zeit, mich ihnen zuzuwenden und ihnen zuzuhören. Zeit, Raum und Gelassenheit, mit offenem Herzen Gross und Klein, Jung und Alt, Eltern, Lehrpersonen, Schülerinnen und Schü- SCHLUSS MIT DEM ler, Schulleitungen, Sekretariats-Kolleginnen, REGLEMENTIERUNGSWAHN Praktikantinnen, Zivis, TS-Mitarbeitende, Ich gebe gerne Schule und liebe das Arbeiten mit Hauswarte, Putzpersonal … als Menschen zu den Kindern, aber das ganze Drumherum … ? ! » sehen. Diesen Satz höre ich immer öfter von Lehrper- Regula Schöni, Sekretariat PS Dreirosen sonen, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Schulstufe. Ich wünschte mir, das ED und der ganze Verwaltungsapparat hörte ihn auch, näh- me ihn ernst und setzte dem ganzen Bürokra- FRÜCHTE ERNTEN tisierungs-, Reglementierungs- und Kontroll- Ich wünsche mir, dass möglichst viele unse- wahn( sinn ) ein Ende. Denn nicht der Druck rer Schülerinnen und Schüler im Sommer eine auf Kinder und Lehrpersonen erhöht die Leis- Lehrstelle haben und von der Selbständigkeit, tungen, sondern das Gefühl, wertgeschätzt und die sie bei uns lernen konnten, in der Berufswelt angehört zu werden. In diesem Sinne hoffe ich, oder den weiterführenden Schulen profitieren dass in Zukunft nur noch der erste Teil der oben können. Für unsere Mitarbeitenden wünsche gemachten Aussage zu hören sein wird. ich mir, dass sie im vierten Jahr der Sekundar- Beatrice Messerli, Erziehungs- und Grossrätin schule Sandgruben die Früchte ihrer grossen, und ehemalige Lehrerin bisher geleisteten Arbeit ernten können und mit dem gleichen Elan und Feuer mit den Jugendli- chen weiterarbeiten. Götz Arlt, Schulleiter Sekundarschule Sandgruben 11
Basler Schulblatt Nr. 7/2017 Schwerpunkt SCHULSTANDORTE ENTLASTEN Viele Schulen schöpfen das Potenzial im poli- tisch gesetzten Rahmen erfolgreich aus – dank grossem Engagement der Schulleitungen und Kollegien. Wichtig finde ich auch die Lebens- qualität im Schulumfeld. Die Schulräte können hier unterstützend wirken, etwa bei der Ein- bindung der Elternschaft sowie der Quartier- vernetzung allgemein. Für die Schulstandorte wünsche ich mir von den ED-Verantwortlichen mehr Entlastung bei jenen Aufgaben, die bes- ser als übergeordnete Dienstleistungen erbracht ALLE BEHALTEN werden können, zum Beispiel bei administra- Wir freuen uns bereits sehr auf die Einweihung tiven Arbeiten oder bei der Vermittlung von der neuen Tagestruktur-Lokalität im Drei-Lin- Springerinnen und Springern. den-Pavillon. Die vorgängige Planung und Ge- Peter Jossi, staltung wird sicher eine grosse Herausforde- Schulratspräsident der Primarstufe Volta rung, wenn es darum geht, möglichst viele Be- dürfnisse der Schüler einzubringen. Persönlich freue ich mich sehr auf den 28. Juni 2018, dann werden wir die ersten Sekundarschul-Abgänger verabschieden. Nur ist es auch so, dass ich sie am liebsten alle behalten würde. Rolf Dobler, Leiter Tagesstruktur Sekundarschule Drei Linden SO VIELE ZIELE ! Zurzeit habe ich mir Vieles vorgenommen, da- her fällt es mir teilweise schwer, den Überblick zu bewahren, was für einen KV-Stift eher unüb- lich ist, denn die Organisationsfähigkeit sollte immer an erster Stelle stehen. Ich bin momen- tan in einer Phase, in der ich viel visualisiere und mich frage, wie ich mein Ziel erreichen kann. Sobald ich mein Diplom in der Hand habe, freue ich mich auf einen neuen Lebens- abschnitt, mit mehr Zeit für mich, meine Ziele und meine Freunde. Trotzdem möchte ich den Bezug zum Erziehungsdepartement behalten und später das Studium Soziale Arbeit absol- vieren. Milica Simendic, Lernende Kauffrau EFZ im ED ( 3. Lehrjahr ) 12
Basler Schulblatt Nr. 7 /2017 Schwerpunkt WAS WILL DER BROCCOLI UNS SAGEN ? DIE ERKENNTNIS LIEGT IM AUGE DES BETRACHTERS ( R ESP. DER BETRACHTENDEN ) Texte : Redaktionsteam / Fotos : Felizitas Fischer Wie wird das Jahr 2018 ? Was kommt auf uns, das ED, die Schulen zu ? Die Schulblatt-Redaktion hat den Orakel- Brauch des Bleigiessens praktiziert, um aus den entstande- nen Formen die Zukunft zu lesen. Wir waren uns nicht immer einig, darum sind unsere Prognosen nicht in Blei gegossen. Aber irgendwie halt doch … Man kann es drehen und wenden wie man will : Das ist magere Kost, die da in Blei gegossen ist. Sind das die erschreckend vielen Mädchen mit Magersucht ? Oder sehen wir hier ein Symbol für das bei unseren lieben Nachbarn auf die Knochen herunterge- sparte Bildungswesen ? Figura meint : Ein kühner Sprung ins kalte Wasser ist manch- mal nicht zu vermeiden, das gilt für SL, LP, FP, SuS – in allen Kantonen. Und nach dem Taucher wartet eine neue Chance ! Das symbo- lisiert die ( etwas windschiefe ) Leiter, die man in der Schul- und Laufbahnkarriere wieder hochklettern kann. Wir finden : Dieses Gerippe gehört als Trophäe vergrössert und jährlich einer Basler Redaktion überreicht. Als Oscar für die Sto- ry, die am wenigsten Fleisch am Knochen, dafür den fetzigsten Titel hatte. Preisträger 2017 : barfi.ch mit dem Kracher « Wie Ba- sel die Schnürlischrift abmurkste ». Was hat denn dieser Broccoli mit unseren Schulen zu tun ? Viel- leicht eine Aufforderung, alle Schulküchen auf vegane Ernäh- rung umzustellen ? Oder vielleicht auch nur ein metaphorischer Hinweis, dass « junges Gemüse » sich nur entfalten kann, wenn es die nötigen Vitamine erhält und sorgsam gehegt wird ? Ein verschrumpeltes Rüebli kann’s demnach nicht sein. Ein ab- gerissenes Schweineohr schon gar nicht. Apropos Gemüse : ein Fall für Schnecken. Diese Überkopf- Schnecke ( rechts das zerfetzte Häuschen, links das Köpfchen mit Fühler ) kommt auch ans Ziel, wie die andern, in ihrem Tempo anders halt. Ist das ein Symbol für jene Schüler und Schülerin- nen, die sich im Schneckentempo durch die Schulzeit träumen ? Ich denke, das ist Jacobli, das neueste Maskottchen einer Bil- dungslandschaft der Primarstufe. Aus dem Schnabel links lugt noch der letzte Rest eines soeben gefressenen Pausenbrots. Vielleicht ist’s einfach ein prall gefülltes Füllhorn, das für Glück und Vieles mehr steht. Ein gutes Omen also. 13
Basler Schulblatt Nr. 7/2017 Schwerpunkt Eine Weltumseglerin, le Petit Prince, eine Art-déco-Brosche ? Oder hat sich da ein Plakettenkünstler etwas ganz Ausgefalle- nes für die silbrige Schulfasnachts-Plakette 2018 einfallen lassen ? In der Mitte eine grosse Leere ( Burnout ? ), drum herum viel trä- ge Masse ( Verwaltung ? ), nur der Klassenclown ( oben ) fällt wie- der mal aus dem Rahmen. Und ständig klebt der seinen Kaugummi unter den Stuhl, um ihn, wenn’s läutet, wieder « abzuknübeln ». Oder ist’s vielleicht doch ein Relikt aus den guten alten prä- renovierten Schulhaus-Zeiten ? Sie erinnern sich vielleicht : Da liess sich noch so wunderbar durchs Schlüsselloch güggseln. Auch wenn wir das selbstverständlich nie gemacht haben ! Jeh, Herr Fraefel … hätte nicht gedacht, dass ich Sie wieder ein- mal antreffe ! Hier sieht man meinen ehemaligen Geographie- Lehrer, der souverän auf der Weltkugel thront und zusammen mit seiner Klasse im abgedunkelten Parterre-Zimmer einen Film schaut. Dass er ziemlich einsam im Zimmer sitzt, weil die Klasse hinter den Vorhängen zum Fenster hinausgeklettert und in den Pfauen abgehauen ist, merkt er nicht. Oder lässt es sich nicht an- merken. Lehrer oder Lehrerin zu sein, ist ja so bequem. Und dann die vielen Ferien ! Doch die Bleiform zeigt : Ins Auge sticht nur die Spitze vom Eisberg, nicht die riesige Masse darunter. Ein Tropfen Blei, der anstatt im Wasser auf dem Tisch gelandet ist, bringt unverhofft ein verschmitztes Smiley hervor – oder ein Teufelchen ? Schöner Denkanstoss : Auch wenn’s mal nicht läuft wie gedacht, kann etwas Brauchbares entstehen. Ein Missgeschick zum Weiterdenken : Muss negativ sein, was anders ist und aus dem Rahmen fällt ? Oder ist das eine freche Katze, die uns nach dem Fauxpas an- grinst ? Wie eine Schmusekatze sieht sie nicht aus, eher wie einer der vorlauten Kater, die es auch im Klassenzimmer gibt und die Lehrpersonen zur Verzweiflung treiben können. Aber sind nicht grad jene Kinder, die häufig das Teufelchen stupft, oft die kreativsten – wenn auch nicht bequemsten ? « Zäm- me lache », meint das Orakel ! Und die Betrachtenden anlachen tut dieses Wesen auf jeden Fall. Ziemlich verschmitzt sogar. Nur die rüsselähnliche Nase ist etwas gar lang geraten. Mahnt hier etwa Pinocchio : « Glaub nicht alles, was dir … sagt. » Wir werden uns hüten, die Leerstelle zu füllen – jetzt sind Sie dran mit der Phantasie. Womöglich ist das auch der Fehler-Teufel. Der hämisch lacht, weil es ihm wieder einmal gelungen ist, einen falschen Link auf einer Homepage zu platzieren ( GAU ), das sehr wichtige E-Mail an den Dieter Baur der St. Jakobshalle und nicht an « unseren » Dieter Baur zu schicken ( SUPER-GAU ) oder dann im Newslet- ter den neuen Leo-Rektor Christian Döbeli zuerst mit Christoph Döbeli zu verwechseln, im nächsten Newsletter den Faux-pas zu korrigieren, nur um im Korrigendum noch den Namen lätz zu schreiben ( SUPERCALIFRAGILISTICEXPIALI-GAU ). 14
Basler Schulblatt Nr. 7 /2017 Schwerpunkt Wir sehen eine organische Stehauf-Figur, die für alle Situati- onen gewappnet ist, ob Roboter auf dem Mond oder Qualle im Meer – faszinierend wendig und facettenreich ( so wie Lehrper- sonen ). Oder doch nicht ? Denn da liegt er nun, der arme Käfer, auf dem Rücken und versucht sich frei zu strampeln. Vielleicht ein Hin- weis darauf, dass man bei der Einführung des neuen Lehrplans am Anfang vielleicht im Leerlauf strampelt, bevor man wieder Boden unter die Füsse bekommt. Und sich auf seine Kompetenzen besinnt. Zum Beispiel das kor- rekte Entfernen einer Zecke nach der NT-Exkursion. Zecke, Qualle, Käfer oder eine Eidechse auf den Hinterbeinen, die nach oben blickt ? Ist das ein Plädoyer für mehr Tiere in den Unterricht ? Rudolph, the red-nosed reindeer ? Upps : Stiellosigkeit entspricht eigentlich nicht unserem Cre- do ( der Holzstiel hat Feuer gefangen und ist abgebrochen ). Hier wurden Grundanforderungen klar nicht erfüllt. Nach diesem « abverheiten » Bleigiessversuch drängt sich die Assoziation zum Sitzenbleiben auf. Der Stoff des letzten Schul- jahres ist offensichtlich noch nicht verdaut. Aber ob Aufwärmen etwas bringt ? Ja, aufwärmen hilft ! Zum Abschluss der Schulzeit werden fröh- lich alle Schulbücher ins Feuer geworfen. Lernstoff verraucht und die Lernenden sind ausgebrannt. Oder meint das Orakel : Es wird jemand in die Pfanne gehau- en ? Wenn ja, wer ? Aber lassen Sie uns keine falschen Gerüch( t )e in die Welt set- zen und in aller Deutlichkeit festhalten : Das ist KEINE Pfanne aus einer ED-Mensa-Küche ! Wir müssen’s ja wissen, schliesslich haben wir – rein beruflich, versteht sich – vor noch nicht allzu langer Zeit begeistert-speisend alle Mensen abgeklappert. If you can’t stand the heat, get out of the kitchen. ( 3 Jahre mit Lehrmittel English of course ) ; Quand tu ne peux pas tenir bon la canicule dans la cuisine, casse- toi ! ( 6 Jahre mit Lehrmittel « Bonne Chance » – her mit « Mille feuilles », es kann nur besser werden ! ) Und nicht vergessen im aufreibenden Schulalltag : die Work-Life- Balance. Ab und zu sollte man sich mit einem Zückerchen ( oder Schöggeli ) belohnen. In diesem Sinne : EIN RUNDES, GENUSSREICHES, GLANZVOLLES 2018 ! 15
SCHRITT FÜR SCHRITT DURCH DIE SCHULZEIT
2002 2000
2004
2010
2015 2012
2017
Basler Schulblatt Nr. 7/2017 EDit LIEBER MITEINANDER ALS ÜBEREINANDER SPRECHEN 80 FREMDSPRACHEN-LEHRPERSONEN DER SEK I UND DER SEK II WAGEN DEN BLICK ÜBER DEN TELLERRAND Von Peter Wittwer Sprachlehrpersonen der Sekundarstufen I und II wissen oft wenig, wie auf der anderen Stufe unterrichtet wird und wie die Schülerinnen und Schüler zu dem Vokabular kommen, das sie zur Verständigung brauchen. Foto : Christian Flierl Gerade in den Fremdsprachenfächern ist die Unsicherheit hand zu einem Kennenlern- und Austauschtreffen ins PZ.BS. gross, was die Lehrpersonen im Sommer vom ersten Jahr- Statt der erwarteten 30 folgten 80 Lehrpersonen an einem No- gang erwarten können, der an der Volksschule mit den vember-Nachmittag dieser Einladung, um für einmal nicht nur Passepartout-Lehrmitteln Französisch und Englisch gelernt übereinander zu sprechen, sondern miteinander über Themen hat. Aus den Fachkonferenzen heraus ist deshalb die Idee zu reden, die beide Seiten in ihrem Berufsalltag beschäftigen. entstanden, die – bisher untereinander kaum vernetzten – Damit sich das Treffen nicht im luftleeren Raum abspielt, wa- Französisch- und Englisch-Lehrpersonen der Sek I und der ren die Lehrpersonen aufgefordert, Beispiele von korrigierten Sek II direkt miteinander in Kontakt zu bringen. Ein erstes und unkorrigierten Tests mitzubringen. Diese sollten als Grund- Treffen im PZ.BS, bei dem die Prüfungspraxis der beiden lage für einen Vergleich dienen, wie an anderen Schulen und auf Stufen im Zentrum stand, animierte einige, den persönlichen einer anderen Stufe die Sprachkompetenzen gemessen und be- Austausch in gegenseitigen Hospitationen zu vertiefen. wertet werden. Dabei gehe es nicht darum, sich gegenseitig An- weisungen zu geben. Ziel müsse es vielmehr sein, Anregungen zu Im nächsten Sommer treten die ersten Schülerinnen und Schüler, bekommen, was man von anderen übernehmen könnte, beton- die nach dem Passepartout-Konzept eine Fremdsprache gelernt ten die Organisatorinnen Ursula Simonett ( Sek St. Alban ) und haben, in ein Gymnasium, die FMS oder eine Berufsschule über. Petra Stadler ( Gymnasium Kirschgarten ) bei der Einteilung der Was für ein Vokabular bringen sie mit und was können wir in Lehrpersonen in vier gemischte Workshops. Sachen Grammatik oder Rechtschreibung bei ihnen vorausset- zen ? Das fragen sich viele Lehrpersonen an den abnehmenden VERTIEFUNG DER KONTAKTE IN HOSPITATIONEN Schulen. Weil die meisten wenig darüber wissen, wie an den Se- Rasch entwickelten sich dort in kleinem Kreis angeregte Dis- kundarschulen unterrichtet wird, sind viele verunsichert, wel- kussionen zu Fragen wie : Macht Ihr noch Tests, in denen iso- che Anpassungen am jetzigen Unterricht allenfalls nötig werden. liert das Vokabular abgefragt werden ? Wie wichtig ist in münd- lichen Prüfungen die grammatikalische Korrektheit des Gesag- KENNENLERN- UND AUSTAUSCHTREFFEN ten ? Oder generell : Habt ihr bei euch ein Beurteilungsraster, das Diese Unsicherheit lässt sich nur überwinden, wenn man be- über die Klasse hinaus einheitlich abgesprochen wird ? Über- reit ist, das Biotop der eigenen Schule und der eigenen Stufe zu rascht stellten selbst Lehrpersonen, die im Gymnasium nach den verlassen. Das dachten sich einige engagierte Lehrpersonen, die strikten Vorgaben des « International Baccalaureate » unterrich- sich bereits in den Fremdsprachen-Fachkonferenzen der Sekun- ten und Leistungen beurteilen, im Gespräch fest, dass die Prü- darschule stark mit solchen Anschlussfragen beschäftigen ( vgl. fungspraxis an den Sekundarschulen gar nicht so stark von der Zweittext ), und luden ihre Kolleginnen und Kollegen kurzer- ihrigen abweicht. 22
Basler Schulblatt Nr. 7/2017 EDit Die knappe Zeit zum direkten Austausch in den Workshops knüpfen konnten, dazu nutzen, sich gegenseitig im Unterricht zu reichte natürlich nur, um die vielen heiklen Punkte im Zusam- besuchen und zu schauen, wie das gleiche Fach auf anderer Stufe menhang mit dem Beurteilen im Fremdsprachenunterricht an- unterrichtet wird. Damit dies möglich wird, haben die Schullei- zutippen. Um diese Ansätze zu vertiefen, wird deshalb bereits tungen zugesichert, dass interessierte Lehrpersonen für solche im März ein nächster Austausch stattfinden. Bis dahin sollten Hospitationen vom Unterricht freigestellt werden. die Lehrpersonen die ersten Kontakte, die sie an den Workshop FACHKONFERENZEN SORGEN FÜR DEN AUSTAUSCH RZG-LEHRPERSONEN TAUSCHEN UNTERRICHTSIDEEN FÜR DEN A-ZUG AUS UND KÄMPFEN FÜR NEUE LEHRMITTEL wit. Mit der Einführung der Sekundarschu- che Bezüge herstellen lassen. Als « Best practi- len mussten sich nicht nur die Kollegien neu ce »-Beispiele vorgestellt wurden dazu Experi- finden. Auch innerhalb der einzelnen Fächer mente mit einer Kerze, die als sinnliche Einfüh- musste zwischen Lehrpersonen, die vorher an rung in das Zeitalter der Aufklärung genutzt einer OS, einer WBS oder einem Gymnasium werden können, oder eine Unterrichtseinheit, unterrichtet hatten, der fachliche Austausch in der die Orientierung im Raum mit einem neu organisiert werden. Besonders wichtig sind Orientierungslauf auf dem Schulgelände kom- solche schulübergreifenden Absprachen in den biniert wird. Auch Portfolio-Unterricht funkti- neuen Sammelfächern. Im Fach « Räume, Zei- oniere im A-Zug durchaus, wenn man ein The- ten, Gesellschaften » ( R ZG ) etwa müssen sich ma richtig aufgleise, meinte Fachexperte Franz Lehrpersonen, die vorher nur Geografie oder König und erläuterte dies am Beispiel von Dos- Geschichte unterrichtet haben, miteinander siers, die in einem A-Zug zum Thema Erster verständigen, wie sich die Kompetenzvorgaben Weltkrieg entstanden sind. des Lehrplans 21 konkret im Unterricht umset- zen lassen. BEI DER ANSCHAFFUNG VON LEHRMITTELN HAPERT ES PORTFOLIO-UNTERRICHT FUNKTIONIERT Fast mehr zu reden als die Unterrichtsideen für AUCH IM A-ZUG den A-Zug gab an der Fachkonferenz die un- Um diesen Austausch zu gewährleisten, wur- befriedigende Lehrmittel-Situation an den ein- den auf der Sekundarstufe I für jedes Fach so zelnen Standorten. Ein kompetenzorientiertes genannte Fachkonferenzen eingerichtet, an de- Lehrmittel, das den ganzen Sammelfachbereich nen auch Vertretungen der abnehmenden Schu- abdeckt, wird zwar in absehbarer Zeit nicht auf len teilnehmen und so mitbekommen, was auf den Markt kommen. Bereits erhältlich und eva- der vorangehenden Stufe im jeweiligen Fach für luiert sind aber neue Geschichts- und Geogra- Probleme auftauchen und wie diese gelöst wer- fie-Lehrmittel, die auf dem neuen Lehrplan auf- den. An der letzten Fachkonferenz der RZG- bauen und sich sehr wohl für den RZG-Unter- Lehrpersonen beispielsweise stand die Frage richt an den Basler Schulen eignen würden. im Fokus, wie kompetenzorientierter Unter- Bisher konnten diese Lehrmittel aber nur an richt auch im A-Zug funktionieren kann. wenigen Schulen angeschafft werden, weil die Aus jedem Standort wurden dazu Beispiele dafür erforderlichen Mittel nicht überall vor- vorgestellt, wie man typische Themen wie et- handen sind. Das Fehlen geeigneter RZG-Lehr- wa « Die Stellung der Erde im Sonnensystem » mittel sei vor allem an Standorten, die nicht aus oder « Der Zweite Weltkrieg » aufarbeiten kann, einer WBS heraus entstanden sind, ein gravie- damit auch eher schwächere Schülerinnen und rendes Problem, wurde von verschiedenen Sei- Schüler sich zumindest die minimalen Grund- ten moniert. Da die Fachkonferenz nicht in die kompetenzen aneignen können. Dabei kris- Budgethoheit der teilautonomen Schulen ein- tallisierte sich klar heraus, dass die Aufgaben- greifen kann, müssen die betroffenen Lehrper- stellungen im A-Zug möglichst handlungsori- sonen an ihren Schulen weiterhin selber auf die entiert sein müssen und wenn immer möglich Hinterbeine stehen, damit an ihrer Schule zu- statt mit langen Texten mit Bildern gearbeitet mindest ein Klassensatz der neuen Lehrmittel werden sollte, über die sich leichter persönli- angeschafft wird. 23
Basler Schulblatt Nr. 7/2017 EDit KINO IST MEHR ALS ACTION UND POPCORN DER VEREIN « K INOKULTUR IN DER SCHULE » WÜRDE GERN AUCH IN BASLER SCHULEN STÄRKER FUSS FASSEN Von Peter Wittwer Jedes Jahr kommen gut 15 000 Schülerinnen und Schüler in den Genuss einer der Spezialvorführungen, die der Verein « Kinokultur in der Schule » in der ganzen Deutschschweiz organisiert. Für Lehrpersonen ist das Angebot vor allem des- halb interessant, weil zu den 70 Kinofilmen, die gegenwärtig zur Auswahl stehen, kostenlos Unterrichtsmaterial herunter- geladen werden kann und auf Wunsch Regisseurinnen und Darsteller im Kino dabei sind. In Basel wird das « Kinokul- tur » -Programm im Vergleich zu anderen Städten leider noch relativ wenig genutzt. Wer heute die Volksschule verlässt, hat in der Regel mehr Zeit mit audiovisuellen Medien ( Filme, Musik-Clips, Youtube, Games etc. ) verbracht als er oder sie die Schulbank gedrückt hat. Den- noch führt die Filmbildung an den meisten Schulen – im Ver- gleich zur Vermittlung klassischer Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben oder Rechnen – noch immer ein stiefmütterliches Da- sein. Der Verein « K inokultur in der Schule » geht davon aus, dass nur etwa fünf Prozent aller Schweizer Schülerinnen und Schüler in den Genuss einer « qualifizierten Ausbildung im produktiven Umgang mit dem Medium Film » kommen. Im Auftrag des Bun- des und mit finanzieller Unterstützung einiger Kantone ( darun- ter auch Basel-Stadt ) versucht der gemeinnützige Verein deshalb REGISSEURE UND SCHAUSPIELER LIVE ERLEBEN hier Gegensteuer zu geben. Da in erster Linie – aber nicht nur – Schweizer Filme ausgewählt werden, besteht bei den meisten Filmen zudem die Möglichkeit, VON « PAPA MOLL » BIS « N EULAND » dass Regisseure und Schauspielerinnen bei einer Vorstellung mit Seit 2009 bemüht sich « K inokultur an Schulen », Kindern und dabei sind und Fragen beantworten. Einen Film in Kino-Atmo- Jugendlichen eine Kinokultur jenseits von Action-Knallern und sphäre gemeinsam anschauen zu können und zudem noch direkt Popcorn-Orgien näherzubringen, die vor allem die älteren aus mit den Protagonisten ins Gespräch zu kommen, ist wohl ein ihrer Freizeit kennen. Bis heute hat der Verein mit seinem An- Hauptgrund, weshalb Lehrpersonen die Mühe auf sich nehmen gebot immerhin schon über 80 000 Schülerinnen und Schüler in ( sollten ), mit ihrer Klasse ins Kino zu gehen, statt im Klassen- der ganzen Deutschschweiz erreicht. An über tausend Sonder- zimmer einfach eine DVD einzuschieben. vorstellungen haben diese einen der mittlerweile 70 aktuellen Dass die direkte Begegnung mit Menschen, die man vorher Kinofilme gesehen, die über die Vereinswebsite gebucht werden auf der Leinwand gesehen hat, bei Jugendlichen nachhaltig Ein- können. Die Bandbreite der Filme reicht von Kinderbuchver- druck hinterlässt, kann die Basler Gymnasiallehrerin Denise filmungen wie « Schellen-Ursli » oder ganz aktuell « Papa Moll » Greiner bestätigen. Schon mehrfach hat sie für ihre Klassen am über populäre Spielfilme wie « Die göttliche Ordnung » oder « Dr Gymnasium Leonhard den Film « Life in Progress » über « K i- Goalie bin ig » bis hin zu preisgekrönten Dokumentarfilmen wie nokultur in Schulen » nach Basel geholt. Die Zürcher Regisseurin « Neuland » oder « More Than Honey ». Irene Loebell präsentiert in diesem eindrücklichen Dokumen- Ausgewählt werden Filme, die entweder einen klaren Bezug tarfilm tanzende Jugendliche aus einem südafrikanischen Town- zum Lehrplan haben, die ein Thema behandeln, das Kinder und ship. Im Anschluss an die Vorführung im Kino Atelier reisten Jugendliche anspricht oder deren Machart eine besonders span- jeweils zusammen mit der Regisseurin auch einige dieser jun- nende Auseinandersetzung ermöglichen, sagt Ruth Köppl, die gen Tänzer zu einem Tanz-Workshop mit Diskussion nach Basel. mit Heinz Urben « K inokultur in der Schule » vor acht Jahren Nicht nur im Gespräch kamen so Jugendlichen aus sehr unter- gegründet hat. schiedlichen Welten miteinander in Kontakt. Weil sie sich von 24
Basler Schulblatt Nr. 7/2017 EDit dieser Art von erweitertem Filmerlebnis bei ihren Klassen eine WIE FUNKTIONIERT DAS nachhaltige Wirkung verspricht, plant Denise Greiner nächs- « KINOKULTUR » -ANGEBOT ? tes Jahr, wenn die Gruppe wieder in die Schweiz kommt, dieses Wer mit seiner Klasse vom Kinokultur-Ange- spannende Austauschprojekt mit ihren neuen Klassen zu wie- bot Gebrauch machen möchte, informiert derholen. sich am besten über die Vereinswebseite, welche Filme sich für die jeweilige Altersklasse FILME FÜR ALLE ALTERSSTUFEN und vom Thema her eignen. Dort können Anders als etwa in Zürich, wo « K inokultur in der Schule » bereits auch ein Newsletter abonniert und kostenlos an den Schulen gut verankert ist, gibt es in Basel bisher relativ Unterrichtsmaterialien heruntergeladen wenige Lehrpersonen, die den Newsletter abonniert haben und werden mit praxisnahen Ideen, wie sich der das Angebot regelmässig nutzen. Manchmal gebe es aber auch Kinobesuch zu einer ganzen Unterrichtsse- in Basel Filme, die eine Welle von Anmeldungen auslösen, sagt quenz ausbauen lässt. Ruth Köppl. Zuletzt war dies beispielsweise beim Film « On The Ist ein passendes Angebot ausgewählt, Way to School » der Fall, den einige Primarlehrpersonen als will- gilt es in einem nächsten Schritt einen passen- kommene Chance nutzten, um die Schulweg-Thematik mit Bei- den Termin zu finden und die mindestens spielen aus anderen Kulturen im Unterricht zu vertiefen. 50 Personen zusammen zu trommeln, die es Eine dieser Lehrerinnen war Brigitte Tanner aus der Riehener für eine ( meist morgendliche ) Sondervor- Primarschule Niederholz, die immer wieder einen Kinobesuch stellung in einem Kino in der Nähe braucht. in ihren Unterricht einbaut. Im Rahmen einer Schwerpunkt-Wo- In der Regel gelingt dies nur, wenn sich mehre- che zur Schweiz hat sie kürzlich die « Schellen-Ursli »-Verfilmung re Klassen aus einem oder mehreren Schul- gebucht und dabei festgestellt, dass nur die wenigsten Kinder häusern für einen Besuch zusammenschliessen. diesen Kinderbuchklassiker vorher gekannt haben. Ähnlich be- Wenn ein Film neu ins Kino kommt, werden eindruckt wie von der ganz anderen Welt des « Schellen-Ursli » manchmal auch fixe Vorstellungstermine an- waren die Kinder auch von den zum Teil abenteuerlichen Schul- geboten, an denen man sich auch nur mit einer wegen, die in « On The Way to School » gezeigt werden. Im Nach- Klasse anmelden kann. hinein bedauert Brigitte Tanner einzig, dass sie bei diesem Film Wenn mehrere Klassen zusammen ins Kino nicht von der Möglichkeit Gebrauch gemacht hat, den Film als gehen, übernimmt erfahrungsgemäss meist Lehrperson im Voraus zu visionieren, denn : « Wenn ich genauer auch die Schule einen Teil der Kosten für gewusst hätte, was im Film zu sehen ist, wären wir wohl mit un- den Kinoeintritt und das Begleitprogramm. seren Klassen zu Fuss von Riehen bis ins Kino gegangen ». Das Vermittlungsangebot des gemeinnützigen Vereins kostet zwar nichts. Dennoch ist in der Regel mit einem Pro-Kopf-Beitrag von rund zehn Franken zu rechnen. Damit werden nicht nur die Kosten für die Kinomiete und für den Verleih des Films abgegolten. Auch die Filmemacher profitieren dank diesem ( f ür ein Schulangebot sicher eher an der oberen Grenze liegenden ) Eintrittspreis von diesen Schulvorstellungen. Nur wer mindestens neun Franken Eintritt bezahlt, wird bei der Berech- nung der erfolgsabhängigen Förderbeträge mitgezählt, die der Bund pro Kinobesucher ausrichtet. Website mit Beschreibungen und Materialien zu allen Filmen sowie der Möglichkeit zur Bestellung des kostenlosen Newsletters unter www.kinokultur.ch Kino bewegt : Dance-Workshop des Gymnasium Leonhard mit den Hauptdarstellern des Films « Life in Progress » und eine eindrückliche Schulwegszene aus dem Film « On the Way to School ». Fotos : Martin Riggenbach und Präsens Film 25
Basler Schulblatt Nr. 7/2017 EDit RECHT SCHULISCH SORGFALTSPFLICHT DER LEHRPERSONEN HAT IHRE GRENZEN Ein 12-jähriger Schüler der Bezirksschule Frick auf Gefahren absuchen. Es müsse davon aus- verunglückte im Sommer 2013 auf einer Schul- gegangen werden, dass die Gefahr der steilen reise tödlich. Fünf Klassen mit 104 Schülerin- Böschung nicht erkennbar gewesen sei. Bei den nen und Schülern sowie zehn Lehr- und Be- Schülern habe es sich um durchschnittliche Ju- gleitpersonen waren auf einer Sternwanderung gendliche gehandelt, die keine ständige Über- in den Jura unterwegs. Der verunglückte Schü- wachung erforderten. An die Lehrpersonen ler entfernte sich während der Mittagspause von dürften keine unrealistischen Anforderungen seiner Gruppe, da er mit einem Kollegen einen gestellt werden. Abhang neben dem Grillplatz erkunden wollte. Der diskutierte Fall zeigt, dass selbst bei ei- Als sich der Kollege kurz entfernte, rutschte der ner sorgfältigen Vorbereitung und Planung ei- Junge beim Klettern eine Böschung hinab und nes Schulausfluges nicht sämtliche Gefahren- stürzte über den Rand einer zwölf Meter hohen quellen ausgeschlossen werden können. Von Steilwand in die Tiefe. Der Kollege informier- Lehrpersonen kann deshalb nur gefordert wer- te sogleich die Lehrerschaft, und der Organisa- den, dass sie erkennbare Risiken vermeiden, tor der Schulreise bot darauf mit der Notfall- nicht aber, dass sie jegliche Gefahrenquelle App der Rega die Rettungskräfte auf. Er stieg einkalkulieren. Auch kann den Lehrpersonen über die steile Felswand zum verletzten Schü- keine Pflicht zur ständigen Beaufsichtigung ler hinunter. Auch der Klassenlehrer bemühte der Schülerinnen und Schüler auferlegt werden. sich um die Rettung des Jungen. Wegen des un- Auf Schulausflügen soll gerade auch eine dem wegsamen Geländes konnten die Rettungskräf- Alter und der Reife entsprechende Selbständig- te den verletzten Schüler erst 35 Minuten nach keit und Selbstverantwortung der Schülerinnen dem Eingang der Meldung erreichen. Er wur- und Schüler gefördert werden. Dies wäre weder de mit der Rega ins Spital geflogen, wo er eine mit der Forderung nach einer lückenlosen Be- Woche später seinen schweren Verletzungen er- aufsichtigung noch mit allzu einschränkenden lag. Gegen den Organisator der Schulreise und konkreten Weisungen zur Vermeidung von al- den Klassenlehrer wurde ein Verfahren wegen len erdenklichen Gefahren möglich. fahrlässiger Tötung eingeleitet. Im November Ursprünglich warf die Staatsanwaltschaft 2017 wurden beide Lehrpersonen vom Bezirks- den Lehrpersonen vor, sie hätten die Schüle- gericht Laufenburg freigesprochen und erhiel- rinnen und Schüler zu wenig über die ( objektiv ten eine Genugtuung zugesprochen. Das Urteil nicht erkennbare ) konkrete Gefahr, die von der ist noch nicht rechtskräftig. steilen Böschung ausging, informiert, und die- Gemäss Gerichtsberichterstattung kam se auch zu wenig überwacht. Sie hätten merken das Bezirksgericht zum Schluss, dass den bei- müssen, dass sich zwei Schüler vom Rastplatz den Lehrpersonen keine Sorgfaltspflichtverlet- entfernt hätten. Ausserdem hätten sie vor der zung vorgeworfen werden könne. Sie hätten den Böschung eine Lehrperson mit dem klaren Auf- Grillplatz zweifach rekognosziert, den Förster trag zur Überwachung positionieren müssen. gebeten, Holz zum Einfeuern bereitzustellen, Wäre das Gericht dieser Auffassung gefolgt, wä- damit die Schülerinnen und Schüler nicht im ren die Lehrpersonen mit Pflichten konfrontiert Gelände danach suchen mussten, sowie Be- worden, die sie gar nicht hätten erfüllen können. obachtungsposten während der Rast platziert. Nach Meinung der Richter muss eine Lehrper- Von Nathalie Stadelmann, Juristische Mitarbei- son einen Rastplatz nicht quadratmetergenau terin Abteilung Recht im ED Basel-Stadt Alle bisherigen Beiträge dieser Kolumne sind im Internet unter recht-schulisch.edubs.ch nachlesbar. 26
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