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10 l 2016 SCHWEIZER GEMEINDE COMUNE SVIZZERO VISCHNANCA SVIZRA COMMUNE SUISSE Zeitschrift für Gemeinden und Gemeindepersonal | Revue pour Communes et leur personnel Rivista per Comuni e i loro impiegati | Revista per Vischnancas e ses persunal Gut vernetzt I Standortförderung, das Fokusthema im Oktober Bien connecté I La promotion économique, notre point fort en octobre Schweizerischer Gemeindeverband | Association des Communes Suisses | Associazione dei Comuni Svizzeri | Associaziun da las Vischnancas Svizras
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INHALT I CONTENU I CONTENUTO 5 Editorial Auf der Spur des Engagements 12 7 SGV/ACS Milizsystem Erste Tagung für das Gemeindepersonal Milizpolitikerinnen und -politiker wie Séminaire pour le personnel des communes Heidi Wanner, Ge- Prima giornata dedicata al personale comuni meindeammann von Koblenz, sind 18 Umwelt grossem Druck In Basel und Zürich darf geerntet werden ausgesetzt. Der SGV leistet Unter- 26 Fokus Standortförderung stützung und mo- Das «arme» Entlebuch ist heute tiviert Junge fürs Vorbild für andere anspruchsvolle «Graue Mäuse werden nun einmal nicht Amt. wahrgenommen» Digitale Hotspots locken Städter ins Bergparadies 41 Point fort: Promotion Économique 22 «Swisscom pense que je devrais être content» Umwelt «Démarquez-vous pour attirer l’attention» Priska Rast ist in Le «pauvre» Entlebuch sert de der Stadt Zürich modèle à d’autre im Fassaden- schutz engagiert. 55 Hundekontrolle Die Graffiti-Beauf- Mit Amicus beinahe auf den Hund gekommen tragte macht sich dabei die Gesetze der Graffiti-Szene 58 Energie zunutze. «Gemeinden erreichen auch mit kleinen Mitteln viel» 61 Sozialhilfe Bei hängigem IV-Verfahren von Mietzinsricht- linien abweichen? 63 Aide sociale 26 Prise en compte de loyers excessifs lors de Fokus Theo Schnider procédure AI? beschreibt im Fo- kusthema Stand- 64 Gesundheit ortförderung, wie Jeder vierte Erwerbstätige ist am Arbeitsplatz das einst arme gestresst Entlebuch mit scheinbar schlech- 67 SKSG/CSSM ten Karten eine Ist Bürokratie etwas Schlechtes? Erfolgsgeschichte geschrieben hat. 74 Mosaik Schneefreie Berner Veloroute im Test Titelbild Fokus Standortförderung – «Mia Engiadina» Bild: Daniel Ammann Schweizerischer Gemeindeverband @CH_Gemeinden SCHWEIZER GEMEINDE 10 l 2016 3
Publireportage Zugangspunkt des Monats: Hausservice Hausbesuch vom Postboten Mit dem Hausservice werden die wichtigsten Dienstleistungen der Post direkt an der Haustür angeboten. Gerade in Land- und Bergregionen wird der Service sehr geschätzt, weil er den Kunden den Weg in grössere Orte abnimmt und den persönlichen Kontakt vor Ort stärkt. Tochter Riccarda schaut zu wie Mutter Sonja Simeon ihre Von ihrem Haus in Brienz-Brinzauls in Graubünden postalische Angebot. Für Kundinnen und Kunden die Einzahlungen bequem an der blickt Sonja Simeon auf Wälder, Hügel und die einen etwas längeren Weg in die Zentren haben, Haustür erledigt. schneebedeckten Berggipfel am Horizont. Brienz, tagsüber zu Hause oder wenig mobil sind, bietet der © Dominic Büttner wie das Dorf auf Deutsch heisst, oder Brinzauls auf Hausservice damit eine bequeme Alternative. Rätoromanisch, ist eine kleine Gemeinde mit rund 120 Einwohnern am Fusse des Lenzerhorns. Das Sonja Simeon hat vom Hausservice in ihrem Dorf Haus von Familie Simeon liegt etwas ausserhalb des erfahren, weil sie das Steckschild am Briefkasten ihrer Dorfes, um die nächste Poststelle in Tiefencastel oder Nachbarin gesehen und sie darauf angesprochen Lenz zu erreichen, benötigt Sonja Simeon ein Auto. hat. «Ich finde den Service super», sagt sie. «Gerade Deshalb nutzt sie für alltägliche Postgeschäfte gerne bei der Aufgabe von grösseren Briefformaten, wenn Die Post entwickelt den Hausservice in ihrem Ort, mit dem sie von zu man nicht genau weiss, wie viel das Porto eigentlich ihr Postnetz weiter Hause aus Briefe und Päckli aufgeben, Zahlungen kostet, ist das sehr praktisch.» In diesem Fall kann sie Neben den traditionellen erledigen, Briefmarken kaufen oder Geld beziehen ihre Sendung und das Geld im Briefkasten deponie- Poststellen bietet sie ihren kann. Wenn sie möchte, dass die Postbotin bei ihrem ren, die Postbotin holt es ab und bringt ihr am nächs- Kunden eine grosse Vielfalt nächsten Rundgang an ihrer Haustüre klingelt und ten Tag Rückgeld und Quittung. Mittlerweile kennt neuer, flexibel nutzbarer Zugangspunkte an. Dazu ihre Wünsche aufnimmt, befestigt sie einfach ein Sonja Simeon auch alle Postboten und Postbotinnen, gehören Postagenturen, der Steckschild an ihrem Briefkasten. Manchmal steckten die regelmässig an ihrer Haustüre klingeln. «Man Hausservice, PickPost-Stellen aber auch die Kinder das Schild beim Spielen am grüsst sich auf der Strasse, der persönliche Kontakt und My Post 24-Automaten, Briefkasten fest. «Dann klingelt der Pöstler oder die ist schön», sagt sie. sowie digitale Dienstleistun- Pöstlerin schon mal vergebens bei mir», sagt Sonja gen, die rund um die Uhr genutzt werden können. Simeon lächelnd. Weil sich die Bedürfnisse der Kunden verändern, passt die Post ihre Dienstleistungen an und will mit unterschiedlichen Zugangspunkten nahe bei der Weitere Informationen zu den Bevölkerung sein. Der Hausservice ergänzt in über Dienstleistungen der Post: www.post.ch/zugangspunkte 1‘300 Ortschaften in der ganzen Schweiz das 4 SCHWEIZER GEMEINDE 10 l 2016
EDITORIAL Auf der Spur des Sur les traces de Sulle orme Engagements l’engagement dell’impegno In der Stadt Zürich werden Hausfassa- En ville de Zurich, les façades des mai- Nella città di Zurigo, le facciate degli den vor wilden Sprayereien geschützt, sons sont protégées des graffitis sau- edifici vengono protette dal graffitag- indem eine Graffiti-Beauftrage bei vages: une chargée graffiti commande gio selvaggio grazie a un’apposita in- Graffiti-Künstlern Werke in Auftrag des œuvres aux artistes graffeurs. A caricata che ordina opere ai graffitari. gibt. In Basel, einer Pionierin der urba- Bâle, pionnière des jardins urbains, A Basilea, pioniera dei giardini urbani, nen Gärten, teilen sich Unistudenten des étudiants s’enregistrent par Whats- degli studenti universitari si annun- per WhatsApp in die Gartenarbeit ein. App pour faire des travaux de jardi- ciano via WhatsApp per lavori di giar- Im Entlebuch haben sich Metzger, Bä- nage. Dans l’Entlebuch, des bouchers, dinaggio. Nell’Entlebuch, macellai, for- cker, Köche, Hoteliers und Schreiner boulangers, cuisiniers, hôteliers et me- nai, cuochi, albergatori e falegnami si zusammengetan, um ihre Region zu nuisiers se sont réunis pour commer- sono uniti per commercializzare la loro vermarkten, die ganze Bevölkerung cialiser leur région, toute la population regione e l’intera popolazione colla- zieht bei der Entwicklung der Unesco- participe au développement de la bios- bora allo sviluppo della biosfera Biosphäre Entlebuch mit. Im Unteren- phère UNESCO de l’Entlebuch. Dans la UNESCO dell’Entlebuch. Nella Bassa gadin wiederum kämpfen findige Basse-Engadine, des esprits ingénieux Engadina, spiriti sagaci lottano per evi- Köpfe dagegen, dass die Bergregion luttent pour éviter que cette région de tare che questa regione di montagna digital aufs Abstellgleis gerät. Überall montagne ne soit mise à l’écart du di- rimanga esclusa dal digitale. Ovunque, in der Schweiz gibt es kreative, pfiffige gital. Il y a partout en Suisse des initia- in Svizzera, si incontrano iniziative cre- Initiativen, gibt es Men- tives créatrices, astu- ative e intelligenti e persone che di- schen, die sagen: «Wir cieuses, des gens qui cono «Diamoci da fare!». packen es an.» Diesen disent: «Mettons-nous à «Comune svizzero» intende riflettere Reichtum will die l’œuvre.» La «commune questa ricchezza, e affinché sempre più «Schweizer Gemeinde» suisse» veut refléter cette comuni si possano riconoscere in que- abbilden, und damit sich richesse et, pour que da- sto mosaico policromatico, in futuro noch mehr Gemeinden vantage de communes se punteremo ulteriormente sul bilingui- im Spiegel dieses vielfar- reconnaissent dans le mi- smo. A partire da questo numero, in- bigen Mosaiks erkennen, roir de cette mosaïque fatti, i temi centrali inerenti all’attualità setzen wir künftig auf multicolore, nous enten- politica e sociale saranno pubblicati in mehr Zweisprachigkeit. dons à l’avenir miser sur francese e tedesco. So erscheinen die Fokus- le bilinguisme. Ainsi, les È sí compito di «Comune svizzero» themen, in denen wir neu points forts où nous abor- proporre esempi di best practice, ma politische und gesell- derons dorénavant l’ac- non per questo trascureremo le preoc- schaftliche Aktualität be- tualité politique et socié- cupazioni e i bisogni. La nuova banca leuchten, ab dieser Ausgabe in Franzö- tale paraîtront en français et en dati canina Amicus, fonte di irritazione sisch und in Deutsch. allemand. per numerose amministrazioni comu- Es ist die Aufgabe der «Schweizer Ge- Il appartient à la «Commune Suisse» nali, è un esempio in tal senso. L’Asso- meinde», Best-Practice-Beispiele zu be- de décrire des exemple de bonnes pra- ciazione dei comuni svizzeri ACS si im- schreiben. Wir verschweigen aber auch tiques. Mais nous ne taisons pas non pegna per apportare miglioramenti, in die Sorgen und die Nöte nicht. Die plus les soucis et les besoins. La nou- particolare anche per il sistema di mili- neue Hundedatenbank Amicus, ein velle banque de données des chiens zia, ormai sotto pressione. Rientra in Ärgernis auf zahlreichen Gemeindever- Amicus, source d’irritations dans de quest’ambito il primo incontro dei gio- waltungen, ist ein Beispiel dafür. Der nombreuses administrations munici- vani membri degli esecutivi organiz- Schweizerische Gemeindeverband SGV pales, en est un exemple. L’Association zato assieme a economiesuisse, come setzt sich für Verbesserungen ein, nota- des communes suisses ACS s’engage pure il nuovo addestramento in media bene auch für das unter Druck geratene pour des améliorations, et nota bene e comunicazione proposto dall’ACS. Milizsystem. Dazu gehört das gemein- aussi pour le système de milice mis Inoltre, l’Università di San Gallo rico- sam mit Economiesuisse durchgeführte sous pression. En fait partie la pre- nosce condizioni speciali ai nostri soci. erste Treffen junger Exekutivpolitiker, mière rencontre de jeunes membres La funzione di consigliera e consigliere dazu gehört ein neues Medien- und de l’exécutif menée avec economie- comunale è la più bella del paese: così Kommunikationstraining im Angebot suisse, et un nouvel entraînement mé- ha affermato di fronte al Parlamento la des SGV. Zudem bietet die Universität dias proposé par l’ACS. Par ailleurs, consigliera federale Simonetta Som- St. Gallen SGV-Mitgliedern Spezialkon- l’Université de St-Gall offre des condi- maruga. Come ex membro dell’esecu- ditionen an. tions spéciales aux membres. tivo del comune bernese di Köniz, ne Gemeinderat, Gemeinderätin sei das Récemment, la conseillère fédérale Si- sa senz’altro qualcosa. L’impegno schönste Amt in diesem Land, sagte monetta Sommaruga a dit au Parle- dell’ACS mira a che cosí sia anche in Bundesrätin Simonetta Sommaruga ment que la fonction de conseillère futuro. unlängst vor dem Parlament. Die ehe- communale, conseiller communal était malige Exekutivpolitikerin der Berner la plus belle du pays. L’ancien membre Vorortsgemeinde Köniz muss es wis- de l’exécutif de la commune bernoise Denise Lachat, sen. Der SGV engagiert sich dafür, dass de Köniz doit bien le savoir. L’ACS est Chefredaktorin «Schweizer Gemeinde» dies auch in Zukunft so bleibt. déterminée à faire en sorte qu’il en Rédactrice en chef «Commune Suisse» reste ainsi à l’avenir. Redattrice capo di «Comune Svizzero» SCHWEIZER GEMEINDE 10 l 2016 5
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SCHWEIZERISCHER GEMEINDEVERBAND Erste Tagung für das Städte- und Gemeindepersonal Referate, Workshops, Poetry Slam: An der Tagung des Schweizerischen Gemeindeverbandes (SGV) vom 7. Dezember dreht sich alles um das Thema Innovation. Daneben bleibt genügend Zeit für den Austausch unter Kollegen. Tag für Tag tragen die Mitarbeitenden in Städten und Gemeinden zur hohen Le- bensqualität in unserem Land bei. Der SGV bedankt sich mit der ersten Tagung für das Städte- und Gemeindepersonal für diese wertvolle Arbeit. Die Veranstal- tung mit dem Titel «Das Arbeitsumfeld zwischen Beständigkeit und Innovation» findet am 7. Dezember im Kongresshaus in Biel statt. Sie bietet spannende Refe- rate, Unterhaltung und sechs parallel stattfindende Workshops zu den folgen- den Themen: Bürgerservice in der Kommunikation Die Digitalisierung ist längst auch in den Städten und Gemeinden angekom- men. Die Erwartungen der Bevölkerung an zeitgerechte, verständliche Informa- tionen und an eine schnelle, kunden- freundliche Onlineabwicklung von Ver- waltungsleistungen sind gestiegen. Die Teilnehmer dieses Workshops lernen verschiedene innovative E-Services ken- nen und erfahren, welchen Mehrwert diese in der Kommunikation mit der Be- In einem der sechs Workshops an der Tagung des SGV wird das Projekt Bild: Daniel Spehr völkerung bieten. carvelo2go für Gemeinden vorgestellt. Klimabewusstsein in der Verwaltung meinden berichten über ihre Erfahrun- schäftsmodellperspektive als pragmati- 2015 waren die Wetterextreme, wie sie gen in der Praxis. sche Diskussionsgrundlage vor. Darauf eine Klimaerwärmung mit sich bringt, folgt eine offene Diskussion zur Anwen- auch in unseren Breitengraden zu spü- Imagepflege – attraktive Arbeitgeberin dung dieses bewährten Ansatzes. ren. Das rückt die Notwendigkeit der Die Attraktivität von Städten und Ge- Klimastrategie 2050 noch mehr ins Be- meinden wird zu einem immer wichtige- E-Mobility – innovative Projekte wusstsein staatlicher und privater Ak- ren Faktor im kommunalen Standort- Der Elektromobilität gehört die Zukunft. teure. Die Gemeinde hat dabei eine wettbewerb. Verschiedene Faktoren wie Elektrofahrzeuge fahren nicht nur ener- wichtige Vorbildfunktion für die Bevölke- beispielsweise eine gute Verkehrsanbin- gieeffizient, geräuscharm und stossen run. Was können die Gemeinden und ihr dung, gute Schulen, tiefe Steuern, aber keine Schadstoffe aus, sie werden lokal Personal zur Erreichung der Klimaziele auch attraktive Arbeitsplätze spielen da- langfristig auch eine hohe Lebensquali- tun? In der Gruppe werden einfache bei eine Rolle. In diesem Workshop wer- tät und mobile Attraktivität garantieren Massnahmen zur Reduzierung des den verschiedene nachahmenswerte können. In diesem Workshop werden CO2-Ausstosses aufgezeigt, und man Projekte und konkrete Massnahmen zur zwei innovative Projekte für Städte und lernt spielerisch, wie man mit dem «Ga- Standortförderung und Stärkung der Gemeinden vorgestellt. mification-Ansatz» Mitarbeitende zu Ver- Gemeinden als Arbeitgeber vorgestellt. haltensänderungen motivieren kann. Das detaillierte Programm und alle wei- Innovation in der Verwaltung teren Informationen zur SGV-Tagung Sichere und gesunde Arbeitsplätze Viel Innovation kommt gerade in der «Das Arbeitsumfeld zwischen Bestän- Dieser Workshop vermittelt einen Über- Schweiz von der Basis, also von den Mit- digkeit und Innovation» finden Sie auf blick über die gesetzlichen Grundlagen arbeitenden, die täglich nahe bei Pro- unserer Website. Wir freuen uns auf Ihre von Arbeitssicherheit und Gesundheits- zessen oder der Bürgerschaft arbeiten. Teilnahme! pb schutz für die Geschäftsleitung und zeigt Teilweise sind es viele unauffällige Teil- die Schnittstellen zur Gesundheitsförde- schritte, die zu innovativer Veränderung Informationen und Anmeldung: rung auf. Vertreter von Städten und Ge- führen. Dieser Workshop stellt die Ge- www.chgemeinden.ch SCHWEIZER GEMEINDE 10 l 2016 7
Publireportage Point d’accès du mois: service à domicile La Poste sur le pas de la porte Avec le service à domicile, les prestations principales de la Poste vous sont proposées sur le pas de votre porte. Ce service est très apprécié, en particulier dans les régions rurales et de mon- tagne, parce qu’il évite au client d’avoir à se déplacer et renforce le contact personnel sur place. Sonja Simeon effectue con- fortablement ses paiements Depuis sa maison à Brienz-Brinzauls aux Grisons, maison en journée ou sont peu mobiles, le service à sur le pas de sa porte sous le Sonja Simeon a vue sur les forêts, les collines et les domicile offre une alternative confortable. regard attentif de sa fille. sommets enneigés. Brienz (en allemand) ou Brinzauls © Dominic Büttner (en romanche) est une petite commune d’environ Sonja Simeon a appris qu’il existait un service à 120 habitants au pied du Lenzerhorn. La maison de domicile dans son village en apercevant l’écriteau sur la famille Simeon est située un peu à l’extérieur du la boîte aux lettres de sa voisine et en en parlant avec village. Pour se rendre aux offices de poste les plus elle. «Je trouve que ce service est super, affirme-t- proches à Tiefencastel ou à Lenz, Sonja Simeon doit elle. C’est notamment très pratique pour le dépôt donc prendre sa voiture. C’est pourquoi elle appré- de grands formats de lettres, lorsque l’on ne sait cie le service à domicile de son village pour ses pas exactement à combien les affranchir.» Dans ce La Poste poursuit le opérations postales quotidiennes. Cela lui permet cas, elle peut déposer son envoi et l’argent dans sa développement de de remettre des lettres et des colis, d’effectuer des boîte aux lettres, la factrice les prend et rapporte le son réseau postal paiements, d’acheter des timbres ou de retirer de lendemain la monnaie et la quittance. Entre-temps, En plus de ses offices de l’argent sans sortir de chez elle. Si elle souhaite que Sonja Simeon connaît tous les facteurs et toutes les poste traditionnels, elle offre la factrice sonne à sa porte lors de sa prochaine factrices qui sonnent régulièrement à sa porte. aussi une large variété de nouveaux points d’accès tournée, elle appose tout simplement un écriteau «On se salue dans la rue, j’aime bien ce contact comme les agences postales, sur sa boîte aux lettres. Mais il arrive parfois que les personnel», dit-elle. le service à domicile, les enfants mettent en place l’écriteau pour s’amuser. points de retrait PickPost, les «Alors le facteur ou la factrice sonne pour rien», dit automates à colis My Post 24 Sonja Simeon en rigolant. ainsi que des prestations numériques qui peuvent être utilisées jour et nuit. Parce que les besoins des clients changent, la Poste adapte ses services et diversifie ses points d’accès pour rester proche de la population. Le service à domicile complète l’offre postale dans plus de 1300 Plus d’informations sur les localités partout en Suisse. Pour les clients très prestations de la Poste: www.poste.ch/points-d-acces éloignés des centres urbains, qui sont souvent à la 8 COMMUNE SUISSE 10 l 2016
ASSOCIATION DES COMMUNES SUISSES Séminaire pour le personnel des villes et des communes Exposés, ateliers, poetry slam: lors du séminaire de l’Association des Communes Suisses (ACS) du 7 décembre, tout tourne autour du sujet innovation. Par ailleurs, il reste suffisamment du temps pour des rencontres entre collègues. Tous les jours, les collaboratrices et col écoles, une faible quotité d’impôt, mais laborateurs des villes et des communes aussi des places de travail attrayantes contribuent à la qualité de vie élevée et jouent un rôle. Dans cet atelier de travail, à l’attrait de notre pays. L’ACS dit merci divers projets exemplaires et des me pour leur travail précieux et leur grand sures concrètes y sont présentés, en engagement en organisant le premier partie issus de l’économie privée, pour séminaire pour le personnel des villes et la promotion des sites d’implantation et des communes. Le séminaire intitulé le renforcement des communes comme «L’environnement de travail entre la employeuses. stabilité et l’innovation» aura lieu le 7 décembre au Palais des Congrès à Innovation dans l’administration Bienne. Le séminaire offre des orateurs Beaucoup d’innovation vient de la base, de grande qualité ainsi que six ateliers surtout en Suisse, donc des collabora de travail parallèles, axés sur la pratique, teurs et collaboratrices qui travaillent sur les thèmes suivants: jour après jour de manière proche des processus et des citoyens et citoyennes. Nouveaux moyens de communication Ce sont en partie de nombreuses étapes Le numérique est depuis longtemps ar partielles et discrètes qui mènent à un rivé dans les villes et communes. Les changement innovateur. Comment pour attentes de la population à l’égard d’une raiton mieux encourager le potentiel et information disponible en temps utile et la créativité? Cet atelier de travail pré compréhensible et d’une administration sente les perspectives d’un modèle en ligne rapide et de qualité ont aug commercial comme base de discussion menté sensiblement. Apprenez à pragmatique. L’application de cette ap connaître diverses prestations de cyber proche éprouvée suit immédiatement administration innovatrices et décou dans le cadre d’un débat ouvert. vrez quelle est la valeur ajoutée dans la communication avec la population. E-Mobility – des projets innovants L’avenir de la mobilité est électrique. Le Prise de conscience climatique projet carvelo2go pour les communes En 2015, les phénomènes météorolo Le premier séminaire pour le Photo: màd sera présenté en détail. Ensuite, il sera giques extrêmes comme l’engendre le personnel des villes et des communes aura possible de découvrir la diversité de la réchauffement climatique étaient égale lieu au Palais des Congrès à Bienne. Suisse sur le premier circuit routier dans ment ressentis sous nos latitudes. Cela le monde spécifiquement aménagé pour pousse encore plus les acteurs à prendre formes, mais elles sont mises en œuvre les voitures électriques. Deux ans après conscience de la nécessité de la straté encore de manière différenciée dans les le lancement du Grand Tour de Suisse, gie climatique 2050, tant au niveau de administrations publiques. L’atelier de cette première mondiale complète donc l’Etat que dans la sphère privée. En travail fournit un aperçu des bases lé ce projet. Grâce aux stations de recharge groupe, des mesures faciles à mettre en gales de la sécurité au travail et de la installées tout le long du circuit, il sera œuvre pour réduire les émissions de protection de la santé pour la direction, donc possible de suivre ce tour aisément CO2 sont présentées et les participants et démontre les interfaces avec la pro et simplement avec des véhicules élec apprennent, de manière ludique, com motion de la santé. Les représentants triques. ment ils pourraient motiver les col des villes et des communes font part de laborateurs pour un changement de leur expérience dans la pratique. Vous trouverez le programme détaillé et comportement avec l’approche de «Ga toutes les informations complémen mification». Soigner son image taires sur le séminaire «L’environnement L’attrait des villes et des communes de de travail entre la stabilité et l’innova Des places de travail sûres et saines vient un facteur de plus en plus impor tion» sur notre site web. Nous nous ré Il est avéré que des mesures de promo tant dans la compétitivité entre com jouissons d’ores et déjà de votre partici tion de la santé dans l’entreprise contri munes comme sites d’implantation. pation! pb buent à l’efficacité, à la santé, ainsi qu’à Mais qu’estce qui rend une ville ou une la motivation au travail et à la bonne commune attrayante? Divers facteurs Informations et inscription: disposition des employés face à des ré tels qu’une bonne desserte, de bonnes www.chcommunes.ch COMMUNE SUISSE 10 l 2016 9
LE FUSO: UNE POLYVALENCE SANS LIMITE. Nous vous offrons le plein! Concours pour les propriétaires de véhicules utilitaires de 3,5 à 8,55 tonnes, toutes marques confondues. Participez sur www.fuso-win.ch. En exclusivité chez votre partenaire Mercedes-Benz Camions. 0916_SchweizerGemeinde_HE.indd 1 12.07.16 11:1 Comunitas www.comunitas.ch Téléphone 031 350 59 59 Fondation de prévoyance velopapro.ch Bernastrasse 8 · 3000 Berne 6 pour une vie sereine Une bonne prévoyance Une marque de Hammer Group Abris pour vélos. pro COMMUNE SUISSE 10 l 2016 publix.ch
ASSOCIAZIONE DEI COMUNI SVIZZERI Prima giornata dedicata al personale di Città e Comuni Relazioni, workshop, concorso di poesia: la giornata speciale dell’Associazione dei Comuni Svizzeri del 7 dicembre ruota tutta attorno al tema dell‘innovazione. Ma ci sarà tempo anche per gli scambi di vedute tra colleghi. Organizzando per la prima volta una sono stati sensibili anche alle nostre la- Immagine – datori di lavoro attrattivi giornata speciale per il personale di Città titudini, cementando ancora di più la In relazione alla concorrenza tra sedi co- e Comuni, l’ACS intende ringraziare i necessità della strategia climatica 2050 munali, l’attrattività di città e comuni collaboratori del livello comunale per il nella consapevolezza degli attori statali rappresenta un fattore sempre più im- loro prezioso lavoro e il grande impe- e privati. Ci si pone perciò la domanda portante. Ma cosa rende attrattivo un gno. La giornata, intitolata «L’ambiente di cosa possano fare i comuni e il loro comune o una città? Diversi fattori, quali lavorativo tra stabilità e innovazione», si personale per conseguirne gli obiettivi. ad esempio buoni collegamenti stradali, terrà il 7 dicembre presso il centro con- Nell’ambito del gruppo verranno illu- buone scuole, aliquote fiscali ridotte, ma gressuale di Bienne. La giornata prevede strate semplici misure tese alla riduzione un ruolo non minore è assunto anche dai conferenze, un apéro riche, un poetry delle emissioni di CO2 e si imparerà in posti di lavoro attrattivi. Nel corso di slam e sei workshop orientati alla pratica modo ludico come motivare i collabora- questo workshop saranno presentati di- sui temi descritti di seguito. tori a un cambiamento comportamen- versi progetti e misure concrete tese al tale grazie all’approccio della «gamifica- promovimento delle località e al raffor- Servizi al cittadino e comunicazione tion». zamento dei Comuni quali datori di la- La digitalizzazione è arrivata da tempo voro. anche nelle città e nei comuni. Le aspet- Posti di lavoro sani e sicuri tative della popolazione per quanto con- Le misure aziendali volte al promovi- Innovazione nell’amministrazione cerne la disponibilità di informazioni mento della salute contribuiscono all’ef- In Svizzera, molta innovazione proviene chiare in tempi rapidi, nonché la possi- ficienza, alla salute, alla motivazione al proprio dalla base, cioè dai collaboratori bilità di sbrigare pratiche amministrative lavoro e alla disponibilità alle riforme che operano quotidianamente a stretto rapidamente e facilmente via internet, dei collaboratori, ma nelle amministra- contatto con i processi e i cittadini. A sono notevolmente cresciute. I parteci- zioni pubbliche sono ancora implemen- volte, a condurre al cambiamento inno- panti a questo workshop imparano a tate in maniera diversa. Il workshop vativo sono molti piccoli passi per nulla conoscere diversi servizi online innova- propone una panoramica delle basi le- appariscenti. Come si potrebbe stimo- tivi, e ne scoprono il valore aggiunto gali di sicurezza sul lavoro e protezione lare la creatività e sfruttare al meglio i nella comunicazione con la popolazione. della salute per la direzione aziendale e potenziali? Questo workshop propone la illustra i collegamenti al promovimento prospettiva del modello commerciale Amministrazione e clima della salute. Rappresentanti di Città e come base di discussione pragmatica. Nel 2015, gli estremi meteorologici ca- Comuni presentano le proprie espe- L’applicazione di questo comprovato ap- ratteristici del riscaldamento climatico rienze pratiche. proccio seguirà nell’ambito di una di- scussione aperta. E-mobility – progetti innovativi Il futuro appartiene alla mobilità elet- trica. I veicoli a propulsione elettrica non sono solo energeticamente efficienti, silenziosi e non inquinanti, bensì sono anche in grado di offrire, a lungo ter- mine, un’alta qualità di vita e una conve- niente mobilità a livello comunale. In questo workshop verranno presentati due progetti innovativi per città e co- muni. Il programma dettagliato e tutte le altre informazioni sul congresso «L’am- biente di lavoro tra stabilità e innova- zione» sono disponibili nel nostro sito web. Ci rallegriamo della vostra parteci- pazione! pb In uno dei sei workshop della giornata speciale dell’ACS verrà presentato Foto: Daniel Spehr Informazioni e iscrizione: il progetto carvelo2go. www.chcomuni.ch COMUNE SVIZZERO 10 l 2016 11
MILIZSYSTEM «Das schönste Amt in diesem Land» soll es auch bleiben Manchmal ist es undankbar, an der Gemeinden, wie dies das Vorstandsmit sierte Treffen junger Mitglieder einer Spitze einer Gemeinde zu stehen, manch glied des Schweizerischen Gemeindever Gemeindeexekutive vom 14. Oktober in mal lasten die Anfeindungen aus der bands (SGV), Christine BulliardMarbach, Olten gehört ebenso dazu wie das neu Bevölkerung schwer, zu schwer sogar. per Motion verlangt hatte, lehnte Som geschaffene Angebot eines kompakten Heidi Wanner, Gemeindeammann von maruga dennoch ab. Das sei nicht Sache Medientrainings. Vielleicht wirken auch Koblenz, hat diese Erfahrung gemacht. des Bundes, argumentierte sie. Im Nati die positiven Erfahrungen junger Ge Nun zieht sie die Konsequenzen und tritt onalrat wurde das SGVAnliegen von der meindepolitiker ansteckend: Wir erteil zurück. Trotz allem würde Wanner wohl CVP und der SP unterstützt, für eine ten zwei von ihnen vor dem Kongress in unumwunden der Aussage von Bundes Mehrheit reichte es allerdings nicht. Der Olten das Wort. rätin Simonetta Sommaruga zustim SGV wird sich daher weiterhin und künf Weiterbildung bietet auch die Universi men: Gemeinderat, Gemeinderätin zu tig noch vermehrt aus eigener Kraft da tät St. Gallen an. In Zusammenarbeit mit sein, sei eigentlich das schönste Amt, für einsetzen, dass ein Ausbildungs und dem SGV gewährt sie den ersten drei das man in diesem Land haben könne, Austauschangebot Anreize schafft für Verbandsmitgliedern, die sich für das sagte die Justizministerin in der letzten Männer und Frauen, sich für die breit CAS «Weiterbildung für Politik» ein Session vor dem Parlament. gefächerte Aufgabe eines Gemeinderats schreiben, einen Rabatt von 500 Franken Ein Engagement des Bundes zur Ent oder einer Gemeinderätin zur Verfügung auf den Preis für den Zertifikatskurs 2017. wicklung eines Bildungsangebots für zu stellen. Das erste, vom SGV organi Denise Lachat Heidi Wanner hat genug 23 Jahre war sie im Amt. Doch schrumpfender Respekt und die Anonymität des Internets haben an der Substanz genagt. Darum macht Heidi Wanner, Frau Gemeindeammann von Koblenz AG, nun früher Schluss als geplant. Nachdenklich sieht sie aus, Heidi Wan das Problem. Denn manche Menschen morgen in die Tasten hauen. Da sind die ner (63), blondes, kurzes Haar, sportliche lassen nicht mit sich umgehen. Sie wer Hürden für Beschimpfungen auch weni Figur. Wie sie da am Rhein sitzt, am den übergriffig, drohen Gewalt an. Wan ger hoch.» «Laufen», der letzten ungezähmten ner ist an vorderster Front, als man ihr Heidi Wanner differenziert, ist überzeugt, Stromschnelle am Hochrhein. Es ist ei mit dem Tod droht. dass es kein grundlegendes Problem in ner ihrer Lieblingsorte in «ihrem» Kob der Schweizer Kommunalpolitik gibt, dass lenz, 1640 Einwohner. Ein halbes Jahr ist Das Amt als Belastung es nur einige wenige sind. «Geltungs es her, dass Frau Gemeindeammann Beide Fälle sind schon einige Jahre her, süchtige, Verstockte, Menschen, die das Heidi Wanner ihren Rücktritt verkündete. es kam zu Hausdurchsuchungen, Waffen Haar in der Suppe suchen. Doch sie sind Am Ende einer Gemeindeversammlung wurden sichergestellt, Strafen verhängt. halt jene, die am lautesten brüllen – und war es. «Übrigens», so begann ihre Mit Besonders im vergangenen Jahr kamen einfach zu viel Energie verzehren.» Darum teilung, zwei Sätze, Applaus. ehrverletzende EMails hinzu, Respektlo ist es ihr zunehmend schwerer gefallen, sigkeiten, Beschämendes wurde gesagt. Distanz zu wahren. Doch Distanz braucht Das Amt als Bereicherung «Ich hatte keine Angst», sagt Wanner, ihr es als Gemeindeammann. «Und Abgren Nicht wegen der angekündigten De Blick fest, «und ich habe auch heute keine zung, denn man ist nie Zivilperson.» mission per Ende des Jahres – und ein Angst.» Trotzdem war sie der Situation Jahr vor dem Ende der laufenden Legis ausgeliefert. Die «Kampfmuus» will nicht kämpfen latur – wurde geklatscht, sondern grund Es gab nicht jenen Tag, an dem Heidi Weil sie es nicht mehr schafft, das Nega sätzlich: In Koblenz, wo man sich zwei Wanner sagte: «Jetzt reicht es!». Ihr Ent tive nicht persönlich zu nehmen, zieht sie mal jährlich versammelt, um über die scheid, vorzeitig zurückzutreten, reifte, ihre Konsequenzen. Sie sagt nicht: «Ich Dorfbelange zu befinden, gehört Ap über Jahre sogar. Er ist die Summe des kann nicht mehr», sondern: «Darauf habe plaus dazu. Es sei, sagt Wanner, Teil der Geschehenen. Sie spricht von einem ich keine Lust mehr.» Heidi Wanner, kauf Dorfkultur. Und um die stehe es gut. Das Wandel im kommunalen Miteinander, männische Ausbildung, zweifache Mut sind die guten Seiten des Dorfs. Und ei von abnehmender Kompromissbereit ter, aufgewachsen im Glarnerland, freut gentlich empfindet Heidi Wanner ihr Amt schaft, schrumpfendem Respekt und sich aufs Reisen und auf mehr Zeit mit als Bereicherung: «Es ist herausfor mangelnder Zivilcourage. Hinzu kommt ihren Enkeln. Der ältere nennt sie «Kampf dernd. Und es bildet», sagt sie. «Man die Anonymität des Internets: «Früher muus». lernt ungeheuer viel – zu verhandeln, mit wurde ich von Angesicht zu Angesicht Zurück im Büro nippt Wanner an einer Menschen umzugehen.» Doch da liegt kritisiert, heute kann jeder am Sonntag Tasse Kaffee, ein Slogan der Punkband 12 SCHWEIZER GEMEINDE 10 l 2016
MILIZSYSTEM «Die Toten Hosen» prangt darauf: «Bis zum bitteren Ende». Als bitter empfindet sie das nahende Ende ihrer politischen Laufbahn nicht. Zu viel Positives habe sie erlebt, zu viele schöne Begegnungen gehabt. Vermissen wird sie die Mitarbei tenden und die Arbeit darum trotzdem. Dann huscht ihr ein Lächeln übers Ge sicht: Als sie 1994 ihr erstes Geschäft vor der Versammlung vertrat, hoffte sie, man höre durchs Mikrofon ihr Herz nicht po chen. Heute weiss sie: «Als Gemeinderat muss man mit den Adlern fliegen und mit den Hühnern kratzen – und ja nicht mit den Schweinen in den Trog steigen.» Am 23. Oktober wird ihre Nachfolge an der Urne erkoren, im November schliess lich wird Heidi Wanner zum letzten Mal vor die Gemeindeversammlung treten. Vielleicht wird sie eine Rückschau halten auf 23 Jahre Gemeinderat, davon 14 als Frau Gemeindeamman – doch wahr scheinlich eher nicht. «Denn wir Gemein deräte», sagt sie, «sollten uns nie zu wichtig nehmen.» Heidi Wanner an einem ihrer Lieblingsorte: der Laufen am Hochrhein. Bild: Lucas Huber Lucas Huber Jung und voller Tatendrang Das Amt in einer Gemeindeexekutive ist spannend und faszinierend, aber auch anspruchsvoll. Ein Teilnehmer und eine Teilnehmerin berichten im Vorfeld des ersten Treffens der jungen Mitglieder über ihre Erfahrungen. «Als Jüngster für die Ältesten» «Es ist schon witzig: Ich bin als jüngster Gemeinderat für unsere ältesten Mit bürger zuständig. Aber es ist ungemein spannend, und ich werde trotz mei nem Alters akzeptiert, das ist kein Thema. Akzeptiert wurde ich immer. Bei mei ner ersten Wahl war ich 27jährig: Natürlich gab es da Skeptiker. Man zweifelte an meiner politischen Erfahrung und erwartete, ich wäre schnell wieder weg. Aber das hat sich schnell gelegt, und knapp sechs Jahre später bin ich noch immer da – und übe mein Amt mit Begeisterung aus, auch dank der Flexibilität meines Arbeitgebers und der Familie. Dabei sind die Herausforderungen gross, denn Niederrohrdorf verzeichnet ein enormes Wachstum. Meine inno vativen Ideen stiessen auf offene Ohren. So kann ich das Dorf mitgestalten, und genau das macht den Reiz für mich aus; darum wollte ich in die Politik.» Aufgezeichnet von Lucas Huber Lukas Fus (33), Key Account Manager, seit 2010 Gemeinderat in Niederrohrdorf (AG), Ressort Alter, Gesundheit, Kultur, Sicherheit und Landwirtschaft. Bild: zvg SCHWEIZER GEMEINDE 10 l 2016 13
MILIZSYSTEM «Manchmal hält man mich für die Sekretärin» «Dass ich in der Politik gelandet bin, ist mehr Zufall als Strategie. Meine Eltern führen einen Bauernbetrieb, da ist es bis zur Politik nie weit. Ausserdem enga giere ich mich im Umweltschutz, und der führt vor allem über die Politik. Nie hätte ich bei meiner ersten Wahl 2010 damit gerechnet, gewählt zu werden. Das war eine riesige Überraschung, nicht nur für mich. Also musste ich mich behaupten, denn die Kombination ‹Frau› und ‹jung› war neu – und dann auch noch eine Grüne in einer klar bürgerlich dominierten Ge meinde. Aber meine Ratskollegen förderten mich von Anfang an. Manchmal hält man mich für die Sekretärin, aber darüber kann ich lachen. Rückblickend staune ich, wie gut ich aufgenommen wurde, denn ich hatte wirklich keine Ah nung. Doch mit der Arbeit wuchs das Interesse, und heute weiss ich: Gemein derätin zu sein, ist eine enorme Horizonterweiterung.» Aufgezeichnet von Lucas Huber Christine Badertscher (34), Agronomin, seit 2010 Gemeinderätin in Madiswil (BE), Ressort Öffentliche Sicherheit. Bild: zvg Der neue BeobachterRatgeber «Aktiv werden in der Politik» Neue Leute sind gesucht, um in Gemeinderäten und parlamenten, Schulpfle gen, Sozialbehörden mitzuarbeiten und mitzubestimmen. Der neue Beobach terRatgeber «Aktiv werden in der Politik», der in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Gemeindeverband entstanden ist, zeigt, wie unsere Demokra tie funktioniert und wie der Politikeinstieg gelingt. Heini Lüthy, Autor und Jour nalist, motiviert Leute jeder politischer Couleur, den Schritt Richtung Lokal und Regionalpolitik zu wagen. Er erklärt die Aufgaben von Bund, Kantonen und Ge meinden, stellt die einflussreichsten Parteien vor und lässt gestandene Politike rinnen und Politiker zu Wort kommen. pd Informationen: www.beobachter.ch/buchshop Der SGV bietet neu ein kompaktes Medientraining an Exekutivmitglieder von Schweizer Gemeinden sollen rasch und kompetent Auskünfte erteilen und Entscheide kommen tieren können, auch wenn die Zeiten hektisch sind und sich die Ereignisse überschlagen. Der Schweizerische Gemeinde verband möchte ihnen dabei Unterstützung anbieten in Form von kompakten Medientrainings in Zusammenarbeit mit zwei erfahrenen Medientrainerinnen. Die Kurse finden in den Räumen der SGVGeschäftsstelle in Bern statt und dauern jeweils einen halben Tag. Die Kursdaten werden im SGVNewsletter bekanntgegeben, Interessenten können sich aber bereits heute unter verband@chgemeinden.ch melden. Die Kurse werden von Eva Novak, Bundeshausjournalistin und Medientrainerin, in Zusammenarbeit mit Barbara Rit schard, Kommunikationsberaterin, durchgeführt. Ziel des Trainings ist, dass die Teilnehmenden überzeugend in und ge genüber den Medien auftreten können. Sie kennen die Anliegen der Medienschaffenden, wissen, worauf es beim Auftritt in Radio und Fernsehen ankommt, und sind in der Lage, auch in unangenehmen Situationen und kurzfristig ihre Bot schaft leicht fassbar und für eine breite Öffentlichkeit verständlich auf den Punkt zu bringen. Das Üben vor Kamera und Mikrofon steht dabei im Vordergrund. Theorie wird dosiert und situationsspezifisch vermittelt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten Handouts und Checklisten. Trainiert wird anhand von konkreten Fragen, die sich in den betreffenden Gemeinden stellen. Im Vorfeld des Trainings werden sogenannte «Nasty Questions» vorbereitet – jene Fragen also, wel che die teilnehmenden Mitglieder von Gemeindeexekutiven am meisten fürchten. Im Training werden dann gemeinsam die überzeugendsten Antworten gesucht. Sämtliche Aspekte eines Medienauftritts finden Beachtung: Verbales wie Aus drucksfähigkeit, Wortwahl, Klarheit und Überzeugungskraft der Argumentation, Erkennen und Überwinden von Insider jargon, Feilen an der Botschaft: Wie fasse ich mich kürzer, prägnanter? Welches sind die besten Beispiele, Bilder, Poin ten?, Nonverbales wie Körperhaltung, Stimme, Blick, Gestik, Mimik, Zugewandtheit: Sichtbarmachen von Verhaltensmustern, Kontrolle unerwünschter nonverbaler Signale, Formales wie Kleidung, Stil, allgemeines Auftreten, Tipps für die optische Kompetenz. dla 14 SCHWEIZER GEMEINDE 10 l 2016
MILIZSYSTEM Milizpolitiker sind immer stärker gefordert Vor zehn Jahren hat der emeritierte Volkswirtschaftsprofessor Franz Jaeger an der Universität St. Gallen den Zertifikatskurs CAS «Weiterbildung für Politik» aufgebaut. Von dem Angebot machen auch viele Gemeindepolitiker Gebrauch. Er garantiere niemandem die Erfüllung seiner Karrierewünsche, sagt Franz Jae ger und lacht. Doch auch ohne die Ga rantie des akademischen Leiters des Zertifikatskurses CAS «Weiterbildung für Politik» an der Universität St. Gallen er reichen die meisten Absolventen des berufsbegleitenden Kurses die Ziele, die sie sich als Politiker oder angehende Po litiker gesteckt haben. Jaeger sagt: «Viele haben ihre Wahl geschafft und schöne Karrieren gemacht.» Anforderungen steigen rasant Einen Wahlkampf führen, einen Wahl kampf gewinnen, professionell kommu nizieren und zielgerichtet argumentie ren, eine Partei, eine Kommission oder eine Gemeinde präsidieren: All diese Aufgaben übernehmen Schweizerinnen und Schweizer fast immer noch im Mi lizsystem, obwohl die Komplexität stetig steigt. Gerade die Digitalisierung, sagt Jaeger, bringe neue Anforderungen mit sich. Der St. Galler Professor für Volks wirtschaft hat selber während Jahren auf verschiedenen Stufen politisiert, als Ge meinde, Kantons und Nationalrat und als Parteipräsident des Landesrings der Unabhängigen (LdU). Für seinen eige nen Nationalratswahlkampf hätte er gerne auf Fachwissen zurückgegriffen, wie es heute im Zertifikatskurs vermittelt wird, für die schwierigen Verhandlungen der parlamentarischen Delegation mit dem früheren irakischen Diktator Sad dam Hussein zur Befreiung von 40 Gei seln erst recht. «Verhandlungen auf die sem Niveau verlangen nach besonderen Kenntnissen», sagt Jaeger und ergänzt, dass das Weiterbildungsangebot der Universität St. Gallen künftig noch stär Der St. Galler Professor und ehemalige ker auf diese Fertigkeiten fokussieren Politiker Franz Jaeger hat den Zertifikatskurs wird. vor zehn Jahren aufgebaut. Bild: zvg 160 Absolventen aus allen Bereichen ratspräsidenten, PR und Verbandsfach Gemeindeparlament, seit 2007 ist Mau Jaeger, der den Zertifikatskurs im Jahr leute, PublicAffairsMitarbeitende und rer Stadtrat, zunächst als Gesundheits seiner Emeritierung 2007 aufgebaut Mitglieder von Verwaltungen das CAS vorstand, seit 2010 als Bauvorstand. Er hat, bleibt 2017 voraussichtlich noch ein «Weiterbildung für Politik» absolviert. sagt, er verdanke der Weiterbildung viele letztes Mal als akademischer Leiter an Zu ihnen gehört auch Bruno Maurer aus Inputs, um die er bereits früher bei diver Bord. Seit den Anfängen haben 160 Re Opfikon (ZH), der am CAS 2015 teilge sen Situationen wie zum Beispiel der gierungs, Kantons und Gemeinderäte, nommen hat. Der Meisterlandwirt vertrat Strategieausarbeitung, der Arbeitsweise Grossrats, Gemeinderats und Stadt von 1994 bis 2007 die SVP im Opfiker des Gremiums und bei Interviews froh SCHWEIZER GEMEINDE 10 l 2016 15
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MILIZSYSTEM Dominique König. Bilder: zvg Bruno Maurer. Die ersten drei Verbandsmitglieder lernen vor allem die bevorstehende Aufgabe günstiger des Grossratspräsidiums. Ganz allge mein aber wollte König ihre Fachkompe In Zusammenarbeit mit dem SGV bietet die Universität St. Gallen den ersten tenz für ihre politische Tätigkeit aus drei Verbandsmitgliedern, die sich für das CAS «Weiterbildung für Politik» bauen. Durch das CAS «Weiterbildung 2017 einschreiben, einen Preisnachlass von 500 Franken. Verbandsmitglieder für Politik» habe sie die Bestätigung er können bei der Einschreibung die SGVMitgliedschaft vermerken. Der halten, dass ihr politisches Agieren «rich Zertifikatskurs dauert vom 16.2. bis 24.11.2017 und ist grundsätzlich in sechs tig war und ist». Und zudem eine ge Blöcke zu je zweieinhalb Tagen aufgeteilt. Die Module Volkswirtschaft, wisse Sicherheit gewonnen. So würde Leadership und Kommunikation können aber auch einzeln gebucht werden. sie sich heute zusätzliche Mandate als Anmeldungen und Auskünfte unter www.es.unisg.ch/wfp oder unter Verwaltungs oder Stiftungsratsmitglied 071 224 75 14 bei Tobias Trütsch, Programmverantwortlicher. dla zutrauen. Auch Bruno Maurer sagt im Rückblick, es habe politische Entscheide gegeben, welche nicht nach Wunsch herauskamen gewesen wäre. Maurer: «Sie hätten wert vielleicht den Kontakt zu den Medien und bei denen er sich gefragt habe, wel volle Dienste geleistet.» Er räumt aller schneller gepflegt.» In der politischen che Massnahme nötig gewesen wäre, dings ein, dass die Schwierigkeit, jeweils Arbeit müsse jeder und jede selber mer um die Abstimmung zu gewinnen. Und das Kernproblem zu erkennen und aus ken, wie viel Wissen es sich anzueignen nachdem er seit 1994 im Gemeindepar dem reichhaltigen Werkzeugkasten die gelte, um den «Durchblick» zu bekom lament und seit 2007 auch im Stadtrat richtigen Hilfestellungen zu erwischen, men und argumentieren zu können, sagt wirke, habe er es für angebracht gehal bestehen bleibe. «Es ist nicht alles bere König. ten, einmal eine dossierunabhängige chenbar.» Auch Dominique König (SP), Weiterbildung zu besuchen. Maurer: die aktuelle Präsidentin des Grossen Sicherheit gewonnen «Ein Stadtrat einer Nachbargemeinde Rats von BaselStadt, hätte gerne schon Eine gewissenhafte und gute Vorberei hat diese Weiterbildung ein oder zwei zu Beginn ihrer Grossratstätigkeit über tung in die politischen Dossiers sei auf Jahre vor mir besucht und begeistert gewisse Kenntnisse verfügt. «Zum Bei jeden Fall unverzichtbar, und dies habe davon erzählt.» spiel finanzpolitische Kenntnisse, Fragen sie auch von Anfang an gepflegt. Den zur Corporate Governance oder zum Ausschlag für ihren Entscheid, diese Wei Umgang mit den Medien. Ich hätte so terbildung in Anspruch zu nehmen, gab Denise Lachat SCHWEIZER GEMEINDE 10 l 2016 17
UMWELT In Basel und in Zürich darf jetzt geerntet werden Basel gehört in der Schweiz zu den Pionieren, wenn es darum geht, die Stadt mit Grünflächen und Gärten zu bereichern. In Zürich hat die Verwaltung auf dem Amtshaus IV einen essbaren Garten realisiert. Heute Morgen kümmern sich Sara Stüh- gärten Basel ein eigenes Gartenabteil. Gartenarbeit mit WhatsApp organisiert linger und Florian Christ um die Bewäs- 2011 entstand der Verein vor allem aus Sieben junge Gärtnerinnen und Gärtner serung der Pflanzen. Sie tragen Spritz- dem Bedürfnis von Biologiestudierenden bewirtschaften den Unigarten im Langen kannen und Schlauch durch den rund heraus, die Theorie auch in der Praxis Loh. Die Arbeiten teilen sie sich unterei- 60 m2 grossen Garten. Regelmässig ver- anzuwenden. Der Verein ist jedoch offen nander auf. Organisiert werden die Ein- bringen Stühlinger, die als wissenschaft- für alle, die an der Uni studieren oder ar- sätze zum Pflanzen, Jäten oder Giessen liche Mitarbeiterin an der Universität beiten, wie Vorstandsmitglied Stühlinger in einer WhatsApp-Gruppe. «Wir schrei- Basel arbeitet, und Christ, der mitten im betont. Inzwischen wirkt der Verein in vier ben uns spontan, wenn wir zum Beispiel Studium ist, ihre Freizeit im Unigarten Unigärten in Basel: einem im grossen im Garten noch Hilfe brauchen oder es zwischen dem Langen Loh und der Mer- Innenhof der Mission 21 und zwei weite- reife Tomaten zum Ernten gibt», erzählt kurstrasse. Mitten in einer grossen Fami- ren im Milchsuppenareal. Der Verein zählt Stühlinger. Meistens trifft sich die Gar- liengartenanlage betreibt der Verein Uni- gegen 40 Mitglieder. tencrew am Wochenende im Garten. Zu 18 SCHWEIZER GEMEINDE 10 l 2016
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