STRASSE UND VERKEHR ROUTE ET TRAFIC - VSS
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STRASSE UND VERKEHR 1-2 2016 ROUTE ET TRAFIC SN 640 241: Neue VSS-Norm erhöht die Sicherheit auf Fussgängerstreifen ITS: Selbstfahrende Fahrzeuge – Vielfalt und Erfahrungen Pragmatisches Erhaltungsmanagement für Gemeindestrassen SN 640 241: La nouvelle norme de la VSS accroît la sécurité sur les passages piétons STI: véhicules sans conducteur – multiplicité et expériences Une gestion pragmatique de l’entretien pour les routes communales
Publireportage Frühzeitige und sichere Rauchdetektion im Tunnel VISIC50SF: Jetzt zählt jede Sekunde Da läuten sämtliche Alarmglocken: Rauch im Tunnel. Frühzeitig und sicher erkennt VISIC50SF von SICK bereits kleinste Rauchpartikel. Schneller geht’s nicht, genauer auch nicht. Oft zählen Sekunden, damit Notfall- schmutzung vermeiden Störeinflüsse Feuchtigkeit und starke Abgase aus massnahmen greifen. Brennende Fahr- wirksam. Die Messung ist zudem und übersteht selbst Tunnelwäschen zeuge an Tunneleinfahrten können zum unempfindlich gegenüber Vibrationen unbeschadet. Glück noch rechtzeitig anhalten. Bedroh- und Temperaturänderungen. Kompakt und einfach zu installieren, lich sind die Brände mitten drin im Tun- Die Umgebungsbedingungen im Tun- ist mit dem VISIC50SF noch zusätzlich nel. Diese frühzeitig zu erkennen, ist die nel bestimmen weitere Anforderungen Geld zu sparen. Die Inbetriebnahme Aufgabe. an den Rauchdetektor, unter anderem geht schnell, da bereits ab Werk die Darauf ist der neue Rauchdetektor die hohe Verfügbarkeit und Betriebs Messparameter voreingestellt sind. von SICK ausgerichtet. Der VISIC50SF sicherheit. Deshalb spricht einiges VISISC50SF ist sofort einsetzbar – erfasst innerhalb weniger Sekunden dafür, zusätzlich zu den von Tunnel bei der Brandfrüherkennung. Rauchpartikel und gibt sofort Alarm. betreibern standardmässig eingesetz- Diese genaue und sichere Messung der ten Temperaturkabeln den optischen Informationen: Sichttrübung ist mit der eingesetzten Rauchdetektor VISIC50SF einzusetzen. SICK AG Streulicht-Messtechnik erst möglich. Als Ergänzung und zur besseren Breitenweg 6 | 6370 Stans Störeinflüsse werden von vornherein Absicherung, denn Rauch ist wesent- Telefon: +41 41 619 29 39 ausgeklammert. Zuverlässig unter- lich schneller zu erfassen als aufstei- Fax: +41 41 619 29 21 scheidet der Detektor zwischen Nebel gende Temperatur. Der Messbereich Email: contact@sick.ch und Rauch – also kein Grund, einen (K-Wert) des Raudetektors liegt zwi- Web: www.sick.ch Falschalarm auszulösen. schen 0 bis 150 1/km und deckt hiermit Der VISIC50SF erreicht damit eine den für eine Rauchdetektion erforder hohe Detektionssicherheit. Kleine Ein- lichen Bereich ab. Die Software ist nach lassöffnungen verhindern zudem das der SIL1-Anforderung entwickelt und Eindringen von Insekten in das Mess gewährleistet hohe Betriebssicherheit. volumen. Auch der Schutz der Optik Durch die Schutzart IP 6K9K hält der und die ständige Überwachung der Ver- VISIC50SF robust Schmutz, Staub,
DE FR STRASSE UND ROUTE ET VERKEHR TRAFIC 102. Jahrgang | Januar-Februar 2016 102e année | Janvier-Février 2016 Offizielle Zeitschrift des Schweizerischen Verbandes Publication officielle de l’Association suisse des der Strassen- und Verkehrsfachleute professionnels de la route et des transports Inhaltsverzeichnis Table des matières Editorial Avant-propos Ein Tatbeweis für die Effizienz des VSS 5 Une preuve de l’efficacité de la VSS Rolf Leeb Rolf Leeb Thema | Neue Fussgängerstreifennorm Thème | Nouvelle norme sur les passages piétons Neue VSS-Norm erhöht die Sicherheit auf Fussgängerstreifen 6 La nouvelle norme de la VSS accroît la sécurité sur les passages piétons Rolf Leeb Rolf Leeb Bedeutung und Umsetzung der Norm im 15 Importance et mise en œuvre de la norme dans un contexte urbain urbanen Kontext und in ländlichen Gebieten et dans les zones rurales Rolf Leeb Rolf Leeb Verworfene Ideen 17 Idées rejetées Rolf Leeb Rolf Leeb «Die neue Norm ist ein praxistauglicher Kompromiss, 18 «La nouvelle norme est un compromis compatible der ein hohes Mass an Sicherheit bietet» avec la pratique, qui offre un maximum de sécurité» Interview mit AG-Präsident Lukas Ostermayr Entretien avec Lukas Ostermayr, président du GTrav Fachartikel Articles techniques Selbstfahrende Fahrzeuge: Vielfalt und Erfahrungen 22 Véhicules sans conducteur: multiplicité et expériences Lorenz Raymann und Simone Feigl Lorenz Raymann et Simone Feigl Verkehrsinformations-Plattformen in der Schweiz 26 Plateformes d’information routière en Suisse Dr. Michael Löchl Dr Michael Löchl Virtuelle Infrastruktur für vollautomatisches Fahren 29 Infrastructure virtuelle pour une conduite entièrement automatisée Markus Riederer Markus Riederer Pragmatisches Erhaltungmanagement für Gemeindestrassen 32 Une gestion pragmatique de l’entretien pour les routes communales Martin Bürgi und Alex Bukowiecki Gerber Martin Bürgi und Alex Bukowiecki Gerber AIPCR – 25. Weltstrassenkongress in Seoul 36 AIPCR – 25e Congrès mondial de la route à Séoul Andy Heller und Dr. Philipp Stoffel Andy Heller et Dr Philipp Stoffel Cargo sous terrain: Unterirdisch durch die Schweiz 40 Cargo sous terrain: sous la terre à travers la Suisse Rolf Leeb Rolf Leeb Forschung Recherche Forschungsangebot und Forschungsberichte 46 Demande de recherche et rapports de recherche Marktplatz 50 Marché IMPRESSUM | ISSN 0039-2189 Übersetzungen | Traductions Atlantis Übersetzungsdienst AG, A.-L. Montandon «STRASSE UND VERKEHR» erscheint in 10 Nummern jährlich. Mitglieder des VSS erhal- Foto Titelseite: 123rf.com/Iakov Filimonov. Herausgeber | Editeur ten ein Exemplar der Zeitschrift kostenlos. Inserate | Annonces publicitaires Photo de la page de couverture: VSS Schweizerischer Verband der Print Promotion, Andreas Benz «ROUTE ET TRAFIC» paraît en 10 numéros par 123rf.com/Iakov Filimonov. Strassen- und Verkehrsfachleute Route de la Rotte 5, CH-1787 Mur VD an. Les membres de la VSS reçoivent un exem- VSS Association suisse des professionnels Telefon 026 673 25 20, Telefax 026 673 25 19 plaire du périodique gratuitement. de la route et des transports E-Mail: andreas.benz@printpromotion.ch Sihlquai 255, CH-8005 Zürich www.printpromotion.ch Die Verantwortung für den Inhalt der publizier- Telefon 044 269 40 20 | Telefax 044 252 31 30 ten Artikel und Inserate liegt bei den Autoren info@vss.ch | www.vss.ch Druck und Versand | Impression et expédition und den Inserenten. Sihldruck AG, Binzstrasse 9, CH-8045 Zürich Es werden keine Inserate mit rassistischem, Redaktion | Rédaction VSS, Redaktion «Strasse und Verkehr» Preise | Prix politischem, religiösem oder pornografischem Sihlquai 255, CH-8005 Zürich Jahresabonnement | Abonnement par an Inhalt publiziert. Telefon 044 269 40 20 | Telefax 044 252 31 30 Schweiz | Suisse CHF 112.75 Die Inserenten verpflichten sich, keine absicht- redaktion@vss.ch CEPT- und Mittelmeerländer CHF 128.– lich falsche oder irreführende Werbung zu Pays CEPT et méditerranéens publizieren. Verantwortlicher Redaktor | DTP Übrige Länder | Autres pays CHF 142.– Responsable de rédaction | DTP Einzelnummer | Par numéro CHF 12.– Rolf Leeb, media&more GmbH, Zürich (+ Versand) INHALTSVERZEICHNIS TABLE DES MATIÈRES 3
Mit dem VSS die Zukunft gestalten! Kongress 2016 Congrès 9. | 10. März Agglomerationsverkehr Wie verhindern wir den Kollaps? nmel den! nheit zum A Zweitägiger Kongress im Verkehrshaus Luzern te G e lege et z Jetzt l Hochkarätige Referenten und Diskussionen Analysen, Trends und Lösungsvorschläge Ausgezeichnete Networking-Plattform Anmeldung und Informationen unter www.vss.ch Kongressflyer + Anmeldung Schweizerischer Verband der Strassen- und Verkehrsfachleute VSS Seit über 100 Jahren in Diensten des Strassen- und Verkehrswesens der Schweiz Basler Verkehrs-Betriebe | Postfach | CH-4005 Basel Gestalten Sie die Zukunft der BVB aktiv mit. Mit über 1‘000 Mitarbeitenden engagieren wir uns mit innovativen Ideen für den Verkehrsmarkt Nordwestschweiz und sind damit der stärkste Dienstleistungserbringer der Region. Wir befördern täglich über 364’000 zufriedene Fahrgäste an ihr Ziel. Unsere Fahrdienstmitarbeitenden umrunden mit ihren 200 Tramwagen und 100 Bussen zusammengerechnet täglich einmal die ganze Welt. Wir sind die BVB. Im Rahmen der Nachfolgeplanung im Bereich Planung des Geschäftsbereiches Markt & Netz suchen wir Sie als LEITER/-IN VERKEHRSANLAGEN In dieser Funktion widmen Sie sich neben der Führung von zwei Mitarbeitenden fachlich der Erarbeitung oder Mitarbeit in Projekten in den Planungsphasen. Sie fungieren als Kontakt- und Koordinationsstelle zwischen der BVB internen und externen Stellen sowie Planerfirmen. Sie stellen sicher, dass die Interessen des ÖV, die betrieblichen, technischen und sicherheits- relevanten Anforderungen der BVB bei der Planung von Verkehrsanlagen an den und neben den Strecken des ÖV (Tram und Bus) berücksichtigt und eingehalten werden. Sie sind eine motivierte, teamfähige, kommunikative und selbstständige Persönlichkeit und bringen für diese anspruchsvolle Tätigkeit folgendes mit: • Abschluss als Bau- oder Verkehrsingenieur FH/ETH oder gleichwertige Ausbildung • Mind. fünf Jahre Berufserfahrung als Projektmanager in ÖV-Infrastrukturprojekten • Führungserfahrung • Sehr gute IT-Kenntnisse in MS Office-Anwendungen, Grundkenntnisse in Daten- banken, georeferenzierte Informationssysteme (GIS) sowie Software für Verkehrs- simulationen • Sie interessieren sich für die Belange des ÖV und haben Freude an der Zusammen- arbeit mit Mitarbeitenden aus anderen Fachgebieten sowie den kantonalen Stellen • Klare und stufengerechte Ausdrucksfähigkeit (schriftlich und mündlich) • Ausgeprägtes Verhandlungsgeschick • Organisatorisches Geschick • Schnelle Auffassungsgabe Es erwartet Sie eine spannende Aufgabe in einem erfolgsorientierten Unternehmen mit fortschrittlichen Arbeitsbedingungen. Wir freuen uns auf Ihre vollständige Onlinebewer- bung über unsere Homepage www.bvb.ch
DE FR Ein Tatbeweis für die Une preuve de l’efficacité Effizienz des VSS de la VSS Rasch auf die dringenden Bedürfnisse der Praxis reagieren zu Pouvoir répondre efficacement aux besoins urgents de la können: So lautete eines der Hauptziele, die der VSS mit der pratique: c’était l’un des principaux objectifs visés par la VSS Reorganisation anstrebte. Die Bewährungsprobe für diese For- en mettant en œuvre sa réorganisation. La mise à l’épreuve derung liess nicht lange auf sich warten. Die hitzigen Diskus- de cette exigence ne s’est pas fait attendre bien longtemps. sionen um die Sicherheit auf Fussgängerstreifen, seit 2008 Les débats houleux concernant la sécurité sur les passages mit periodischen Berichterstattungs- und Empörungswellen piétons, omniprésents dans les médias depuis 2008 avec des in den Medien omnipräsent, verdeutlichten den dringenden vagues périodiques d’articles et d’indignation, soulignent la Handlungsbedarf – insbesondere im Bereich der Normierung. nécessité urgente d’agir – notamment dans le domaine de la normalisation. Dass dieses Thema den Fachleuten aus der Praxis tatsäch- lich unter den Nägel brennt, bestätigt auch das riesige Inter- La question est effectivement brûlante parmi les professionnels esse an der VSS-Fachtagung «Fussgängerstreifen». Nachdem proches du terrain, un fait confirmé par l’intérêt considérable die Tagung schnell ausgebucht war, musste der VSS kurz- suscité par la journée technique «passages piétons» organisée fristig sogar eine Zusatzveranstaltung durchführen, um alle par la VSS. La réunion ayant rapidement affiché complet, la 430 Teilnehmenden über die neue Fussgängerstreifen-Norm VSS a même dû mettre en place à la hâte une session supplé- informieren zu können. mentaire pour pouvoir informer les 430 participants au sujet de la nouvelle norme sur les passages piétons. Noch erfreulicher als die grosse Resonanz ist aber die Tatsache des Zeitpunkts der Präsentation. Im September 2013 gelangte Mais un point est encore plus réjouissant que ce vif intérêt: der Bund mit der Forderung an den VSS, eine neue Norm zu la date de présentation de la norme. En septembre 2013, la erarbeiten. Nur knapp zwei Jahre später war die anspruchs- Confédération a demandé à la VSS d’élaborer une nouvelle volle Aufgabe von der Arbeitsgruppe (AG) «Fussgängerstreifen» norme. Seulement deux ans plus tard, le groupe de travail beendet und bereit für die Vernehmlassung. So schnell ist wohl (GTrav) «Passages piétons» a achevé cette tâche exigeante et noch selten eine neue Norm erarbeitet worden. Der VSS hat l’a mise en consultation. Il est bien rare qu’une nouvelle norme damit den Tatbeweis für seine Effizienz erbracht und eindrück- ait été élaborée aussi vite. La VSS a ainsi fourni la preuve de lich demonstriert, dass er kurzfristig, schnell und professionell son efficacité et a montré de manière impressionnante qu’elle reagieren kann. Mehr noch: Mit einer heterogen zusammen- pouvait réagir à court terme, rapidement et avec professionna- gesetzten AG und durch den frühzeitigen Einbezug eines Re- lisme. Qui plus est, la mise en place d’un GTrav hétérogène et sonanzgremiums konnte sichergestellt werden, dass die neue l’intégration précoce d’un organe de réflexion ont permis d’as- Norm auch praxistauglich ist und daher – im Gegensatz zur surer que la nouvelle norme est compatible avec la pratique et alten Norm – auch bedeutend häufiger angewendet wird. donc appliquée beaucoup plus souvent sur le terrain – contrai- rement à l’ancienne norme. Mit der neuen Norm zu Fussgängerstreifen hat der VSS also gewissermassen eine neue Benchmark gesetzt. Es ist Avec cette nouvelle norme sur les passages piétons, la VSS zweifelsohne eine anspruchsvolle Vorgabe für künftige a donc établi en quelque sorte une nouvelle référence. C’est Projekte, zumal sich die Normierung im Transformations- sans aucun doute une mission exigeante pour de futurs pro- prozess der fortschreitenden Digitalisierung mit ganz neuen jets, d’autant que la normalisation se voit confrontée à des Anforderungen an die Mobilität konfrontiert sieht. Wie sich exigences inédites en matière de mobilité dans l’actuel proces- diese Herausforderungen in der Praxis präsentieren, lesen sus de mutation généré par la numérisation croissante. Vous Sie in dieser Ausgabe in den Artikeln zu ITS oder zur unter découvrirez dans ce numéro comment se présentent ces défis irdischen «Güter-Metro» durch die Schweiz. dans la pratique, dans des articles sur les STI ou sur le «métro souterrain pour les marchandises» qui sillonnera la Suisse. Wie aber soll sich der VSS mit seinem Kerngeschäft Nor- mierung in dieser neuen Welt der Mobilität positionieren? Mais comment doit se positionner la VSS et son cœur de mé- Welche Strategie ist gefordert? Wer weiss es besser als die tier, la normalisation, dans ce nouvel univers de la mobilité? fachkundigen Leser von «Strasse und Verkehr». Schreiben Quelle stratégie est requise? Qui le sait mieux que les lecteurs Sie mir Ihre Ideen und Meinungen an redaktion@vss.ch. Ich experts de «route et trafic»? Faites-moi part de vos idées et de bin gespannt, was ich in den nächsten Ausgaben darüber vos avis en m’écrivant à redaktion@vss.ch. J’ai hâte de voir de berichten kann. ce que je pourrai vous en dire dans les prochains numéros. Rolf Leeb | Redaktor/Rédacteur VSS EDITORIAL AVANT-PROPOS 5
DE STRASSE UND VERKEHR NR. 1-2, JANUAR-FEBRUAR 2016 FR ROUTE ET TRAFIC No 1-2, JANVIER-FÉVRIER 2016 Neue VSS-Norm erhöht die Sicherheit auf Fussgängerstreifen La nouvelle norme de la VSS accroît la sécurité sur les passages piétons Derart gespannt hatte die Fachwelt wohl Les experts n’avaient probablement jamais attendu noch nie auf eine neue Norm gewartet. Dem- une nouvelle norme avec autant d’impatience. entsprechend gross war das Interesse, als L’intérêt était donc très grand lorsque la VSS a der VSS Ende Januar in Bern die neue Norm présenté la nouvelle norme SN 640 241 à Berne: SN 640 241 vorstellte: Rund 430 Teilneh- les quelque 430 participants aux deux journées mende wollten an den zwei Fachtagungen techniques de la VSS voulaient découvrir de des VSS aus erster Hand erfahren, welche première main les exigences que doit à l’avenir Anforderungen eine sichere Fussgänger- satisfaire un passage piétons sûr. On peut déjà streifenanlage in Zukunft erfüllen muss. tirer une première conclusion: la nouvelle Ein erstes Fazit lässt sich bereits ziehen: norme est davantage compatible avec la pra- Die neue Norm ist praxistauglicher als die tique que l’ancienne. Des améliorations claires alte. Klare Verbesserungen gibt es auch bei ont aussi été apportées au plan de la sécurité, der Sicherheit, beispielsweise mit höheren notamment avec des exigences accrues pour la Anforderungen an die Sichtweite, wo neu der distance de visibilité, la zone d’approche étant Annäherungsbereich und nicht mehr nur ein désormais déterminante pour l’évaluation, et Sichtpunkt für die Beurteilung massgebend non plus seulement un point visible. L’exigence ist. Verstärkt wurde auch die Forderung nach d’aménagement d’îlots de protection a égale- Mittelinseln. Zudem sind nach der neuen ment été renforcée. En outre, plus aucun pas- Norm in Tempo-80-Bereichen keine Fuss sage piétons n’est à présent autorisé dans les gängerstreifen mehr zulässig. zones où la vitesse est limitée à 80 km/h. Das Thema brannte allen unter den Nä- Pour tous, la question était brûlante. La geln. Der Druck aus der Öffentlichkeit VON pression de l’opinion publique était forte. war gross. Und der Zeitplan für die neue ROLF LEEB Et le calendrier de la nouvelle norme Geschäftsführer media & more GmbH, Norm war ambitiös. «Wir waren des- Kommunikationsberatung, Zürich, était ambitieux. «Nous n’étions donc pas Verantwortlich für die Redaktion von halb nicht sicher, ob wir es rechtzeitig «Strasse und Verkehr» certains d’y parvenir dans les délais», a schaffen werden», sagt Urs Walter ein- déclaré Urs Walter en introduction à la führend zur Fachtagung «Fussgänger- journée technique «Passages piétons» streifen» im Kultur Casino in Bern. Der Tagungsleiter und organisée à Berne. Dès le début, le responsable de la journée Präsident der NFK 2.4 richtet denn auch gleich zu Beginn et président de la CT 2.4 adresse donc ses remerciements au den Dank an die Arbeitsgruppe (AG) «Fussgängerstreifen», groupe de travail (GTrav) «Passages piétons» pour avoir effec- die grossartig gearbeitet und in Rekordzeit die neue Norm tué un formidable travail et rédigé la nouvelle norme en un geschrieben habe. temps record. Auch Patrick Eberling, Leiter Verkehrstechnik bei der Be- Patrick Eberling, responsable de la section Technique de la ratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) und Mitglied der circulation au Bureau de prévention des accidents (bpa) et AG, ist voll des Lobes: «Wir können heute eine Supernorm membre du GTrav, ne tarit pas d’éloges, lui non plus: «Nous präsentieren. Sie ist vor allem sehr anwenderfreundlich und avons présenté aujourd’hui une super-norme. Elle est surtout wird deshalb in der Praxis bestimmt besser umgesetzt wer- très facile à mettre en œuvre dans la pratique et le sera donc den als die alte Norm.» certainement beaucoup plus que l’ancienne norme.» 6 THEMA THÈME
1 | Riesiges Interesse für die neue Fussgängerstreifen-Norm: Mit rund 430 Teilnehmenden waren beide VSS-Fachtagungen im Kultur Casino in Bern restlos ausgebucht (Foto: Rolf Leeb). 1 | Immense intérêt pour la nouvelle norme sur les passages piétons: avec quelque 430 participants, les deux journées techniques de la VSS organisées au Kultur Casino de Berne ont affiché complet (photo: Rolf Leeb). «Big Five» als Sicherheitskriterien Le «Big Five», les critères de sécurité Eberling erläutert in der Folge die wichtigsten Elemente und M. Eberling explique ensuite les éléments et les modifications Änderungen der neuen Norm: «Es war wichtig, in der neuen les plus importants de la nouvelle norme: «Il était essentiel Norm die ‹Big Five› zu verankern. Diese fünf Sicherheits d’ancrer les ‹Big Five› dans la nouvelle norme. Ces cinq cri- kriterien wurden von der bfu definiert.» Dabei geht es um tères de sécurité ont été définis par le bpa.» Il s’agit des points folgende Punkte: suivants: • Sichtweite • Distance de visibilité • Fussgängerschutzinseln • Îlots de protection des piétons • Beleuchtung • Éclairage • Einstreifigkeit • Voies uniques • Fussgängerfrequenz • Fréquence de trafic piétonnier Als «Big Five» bezeichneten Grosswildjäger früher fünf be- Autrefois, les chasseurs de gros gibier appelaient «Big stimmte Tiere in Afrika. Gemeint waren Elefant, Nashorn, Five» cinq animaux d’Afrique particuliers: l’éléphant, le Büffel, Löwe und Leopard. Die Auswahl bezog sich dabei rhinocéros, le buffle, le lion et le léopard. Ce choix ne se nicht in erster Linie auf die Körpergrösse der Tiere, sondern référait pas en premier lieu à la taille de ces animaux, vorwiegend auf die Schwierigkeiten und Gefahren bei der mais principalement à la difficulté et aux dangers que Jagd auf sie. Nun sind aus den «Big Five» fünf Sicherheits leur chasse représentait. Ces «Big Five» sont aujourd’hui kriterien geworden, die sich «in mehr als einer (internatio devenus cinq critères de sécurité qui «se sont avérés être nalen) Studie als sicherheitsrelevant herausgestellt haben», déterminants dans plusieurs études (internationales)», erklärt Eberling. Sie ziehen sich deshalb wie ein roter Faden explique M. Eberling. On les retrouve donc comme un fil durch die neue Norm SN 640 241 «Querungen für den Fuss- rouge dans la nouvelle norme SN 640 241 «Traversées à gänger- und leichten Zweiradverkehr – Fussgängerstreifen». l’usage des piétons et des deux-roues légers – passages Daneben wurden aber auch noch zahlreiche weitere Punkte piétons». Mais de nombreux autres points ont aussi été aufgenommen. intégrés en parallèle. THEMA THÈME 7
STRASSE UND VERKEHR NR. 1-2, JANUAR-FEBRUAR 2016 ROUTE ET TRAFIC No 1-2, JANVIER-FÉVRIER 2016 Der turbulente Weg zur neuen Norm Le chemin cahoteux qui a conduit à la norme Selten hat eine VSS-Norm in der Vergangenheit für so viel Dans le passé, il est rare qu’une norme de la VSS ait autant Gesprächsstoff gesorgt wie jene zu den Fussgängerstreifen. Ein constitué matière à discussion que celle portant sur les passages Blick zurück zeigt den turbulenten Weg dieser Norm. piétons. Un coup d’œil dans le rétroviseur illustre les turbulences traversées par cette norme. September 2000 Die VSS-Norm SN 640 241 «Fussgängerverkehr; Fussgängerstrei- Septembre 2000 fen» erscheint und wird als rechtsverbindlich erklärt – der «Start- La norme de la VSS SN 640 241 «Circulation piétonne; passages schuss» für hitzige Diskussionen in Fachkreisen, Politik und pour piétons» paraît et elle est déclarée juridiquement contrai- Medien. «Beim ASTRA hatten wir über 100 Anfragen, und es gab gnante – le «coup d’envoi» de débats houleux dans les milieux spé- über 20 parlamentarische Vorstösse zu diesem Thema», erinnert cialisés, le monde politique et les médias. «À l’OFROU, nous avons sich Stefan Huonder, Mitglied der VSS-Arbeitsgruppe (AG) «Fuss- reçu plus de 100 requêtes et il y a eu plus de 20 interventions parle- gängerstreifen» und Bereichsleiter Verkehrsregeln beim ASTRA. mentaires sur ce thème», se souvient Stefan Huonder, membre du Kritisiert wurden an der bisherigen Norm folgende Punkte: groupe de travail (GTrav) «Passages piétons» et responsable de la section Règles de la circulation à l’OFROU. Les points suivants ont • Die Sicherheit hat sich nicht im erhofften Ausmass fait l’objet de critiques dans la norme applicable jusque-là: verbessert. • Die Norm ist nicht umsetzbar, weil sie zu streng und zu wenig • La sécurité ne s’est pas améliorée autant qu’espéré. praktikabel ist. Eine Überprüfung der Fussgängerstreifen • La norme n’est pas applicable car trop stricte et pas assez prati- durch den TCS hat zudem ergeben, dass über die Hälfte cable. En outre, un contrôle des passages piétons réalisé par le mangelhaft sind. TCS a montré que plus de la moitié présentent des défaillances. 2005 2005 Das ASTRA formuliert ein Anliegen an den VSS betreffend der L’OFROU formule une requête à l’adresse de la VSS pour le lance- Lancierung und Durchführung einer Forschung über Fussgän- ment et la réalisation d’un travail de recherche sur les passages gerstreifen. Im Dezember 2011 werden die Ergebnisse publiziert. piétons. Les résultats sont publiés en décembre 2011. 2007 2007 Das ASTRA hebt die Rechtsverbindlichkeit für einen Teil der L’OFROU annule la force obligatoire pour une partie de la norme. Norm auf. 2008 2008 Vagues périodiques d’articles et d’indignation dans les médias: tout Periodische Berichterstattungs- und Empörungswellen in den commence par la demande de signe de la main obligatoire, égale- Medien: Den Anfang macht die Forderung nach einer Handzei- ment discutée au niveau politique. chenpflicht, die auch auf politischer Ebene diskutiert wird. 2011 2011 Apparition de la demande d’éclairage, le signe de la main n’étant Jetzt kommt die Forderung nach Lichtern. Handzeichen sind soudainement plus à l’ordre du jour. M. Huonder affirme: «Il y a eu plötzlich kein Thema mehr. Huonder: «Es gab eine breite Palette tout un tas de propositions sur la façon dont les passages piétons an Vorschlägen, wie Fussgängerstreifen zu beleuchten sind.» devaient être éclairés.» Beaucoup de communes ont réalisé des Viele Gemeinden haben Versuche durchgeführt, Resultate sind essais, dont on ne connaît cependant pas les résultats. «Chaque jedoch nicht bekannt. «Bei der jeweiligen Lancierung einer Idee fois qu’une idée était lancée, il y avait toujours beaucoup de publi- gab es immer viel Publicity», so Huonder, «danach hat man aber cité», selon M. Huonder, «ensuite, on n’en a plus jamais entendu nie mehr etwas gehört. Das lässt vermuten, dass sie nicht erfolg- parler. Cela laisse à penser qu’elles n’étaient pas fructueuses.» reich waren.» 1er janvier 2013 1. Januar 2013 Dans le cadre de via secura, à l’art. 6a de la «Loi sur la circulation Im Rahmen von via secura wird in Art. 6a «Strassenverkehrsgesetz» routière», un passage émerge au dernier moment dans le débat im letzten Augenblick ein Passus mit folgendem Wortlaut in die politique: «La Confédération, en collaboration avec les cantons, Debatte eingespiesen: «Der Bund erlässt in Zusammenarbeit mit den édicte des prescriptions sur l’aménagement des passages pié- Kantonen Vorschriften über die bauliche Ausgestaltung von Fussgän- tons». L’OFROU présente un projet d’ordonnance qui suscite de gerstreifen». Das ASTRA präsentiert einen Verordnungsentwurf, der vives réactions dans les cantons. Avis général: on ne veut pas se bei den Kantonen zu heftigen Reaktionen führt. Man wolle sich vom laisser dicter de règles par la Confédération. Bund keine Vorschriften machen lassen, lautete der Tenor. Septembre 2013 September 2013 La Confédération décide de ne pas adopter d’ordonnance. En lieu Der Bund beschliesst, keine Verordung zu erlassen. Stattdessen et place, il est décidé de mettre en œuvre l’obligation de l’art. 6a wird bestimmt, die Verpflichtung von Art. 6a in Form einer Norm sous la forme d’une norme. À cet effet, la VSS crée un groupe de umzusetzen. Der VSS setzt dazu eine Arbeitsgruppe ein, die sofort travail qui commence immédiatement à élaborer une nouvelle die Arbeit für die Erarbeitung einer neuen Norm aufnimmt. Ein norme. Un organe de réflexion avec des représentants des can- Resonanzgremium mit Vertretern aus den Kantonen soll garantie- tons doit garantir la prise en compte des critiques exprimées à ren, dass die Kritik an der bisherigen Norm berücksichtigt und l’encontre de l’ancienne norme ainsi qu’une meilleure accepta- die Akzeptanz der neuen Norm erhöht wird. Zudem sollen die tion de la nouvelle norme. En outre, les conclusions du rapport de Erkenntnisse aus dem Forschungsbericht einfliessen. recherche doivent être prises en considération. Sommer 2015 Été 2015 Nur knapp zwei Jahre später ist die neue Norm bereits in der Ver- Seulement deux ans plus tard, la nouvelle norme est déjà sou- nehmlassung. «Das war sehr anspruchsvoll. Doch der VSS konnte mise à consultation. «C’était très ambitieux. Mais la VSS a pu auf eindrückliche Art beweisen, dass er kurzfristig, schnell und prouver de manière impressionnante qu’elle pouvait réagir professionell reagieren kann», freut sich Huonder. rapidement et professionnellement», se réjouit M. Huonder. Januar 2016 Janvier 2016 Die neue Norm wird präsentiert. Doch der Prozess geht weiter: La nouvelle norme est présentée. Mais le processus se poursuit: In den nächsten Monaten soll entschieden werden, ob sie auch als ces prochains mois, une décision sera prise concernant son rechtsverbindlich erklärt wird. caractère juridiquement contraignant. 8 THEMA THÈME
Was ist neu, was hat geändert? Ce qui est nouveau, ce qui a changé Nachfolgend werden vor allem jene Themen der neuen Fuss- La suite de cet article traite surtout des aspects de la nouvelle gängerstreifennorm behandelt, die neu sind oder sich stark norme qui sont nouveaux ou qui ont connu d’importantes modi- verändert haben: fications: • Fussverkehrsmenge • Nombre de piétons • Geschwindigkeiten des motorisierten Verkehrs • Vitesses du trafic motorisé • Sichtweite/Erkennungsdistanz/Annäherungsbereich • Distance de visibilité/distance de détection/zone d’approche • Abstände zu Lichtsignalanlagen (LSA) • Distance par rapport aux installations de feux de circulation • Signal 1.22 • Signal 1.22 • Fussgängerschutzinsel • Îlots de protection des piétons • Reklame • Panneaux publicitaires • Verkehrstechnischer Bericht • Expertise de trafic Allgemeines zur neuen Norm Généralités concernant la nouvelle norme • Geltungsbereich: In der neuen Norm werden Fuss • Domaine d’application: dans la nouvelle norme, les pas- gängerstreifen (FGS) mit Lichtsignalanlagen (LSA) nicht sages piétons (PPP) ne sont pas traités avec les installa- behandelt. «Wir waren uns in der AG einig, dass diese Que- tions de feux de circulation (IFC). «Au sein du GTrav, nous rungsart an einer anderen Stelle behandelt werden muss», étions d’accord sur le fait que ce type de traversée devait so Eberling. être traitée ailleurs», déclare M. Eberling. • Gegenstand: Die Norm regelt die Anforderungen an Fuss- • Objet: la norme réglemente les exigences à satisfaire par gängerstreifen, falls der Planer aufgrund eines Planungs- les passages piétons si le planificateur, sur la base d’un pro- prozesses zum Schluss gekommen ist, dass die Querungs- cessus de planification, en est arrivé à la conclusion que la variante «Fussgängerstreifen» die Geeignetste ist. Die alte variante de traversée «passages piétons» est la plus adaptée. Norm hatte den Anspruch, auch die Notwendigkeit eines L’ancienne norme avait aussi pour ambition de réglemen- FGS zu regeln. Bei der neuen Norm ergibt sich diese Not- ter la nécessité d’un PPP. Dans la nouvelle norme, selon M. wendigkeit laut Eberling «grundsätzlich aufgrund eines Eberling, cette nécessité «résulte foncièrement d’un proces- Planungsprozesses». Die Anforderungen umfassen die sus de planification». Les exigences englobent les condi- Anforderungsvoraussetzungen, die Positionierung und die tions de mise en œuvre, le choix de l’emplacement ainsi que Ausrüstung sowie den Unterhalt des FGS. l’équipement et l’entretien des PPP. • Grundsätze: FGS sind Bestandteil des Strassenraums und • Principes: les PPP font partie intégrante de l’espace rou- somit ein wichtiges verbindendes Element des Fussweg- tier et sont donc un élément de liaison important du réseau netzes. Dabei sind die Bedürfnisse aller Verkehrsteilneh- des cheminements pédestres. En l’occurrence, il convient de mer zu berücksichtigen. tenir compte des besoins de tous les usagers de la route. Fussverkehrsmenge Nombre de piétons «Die Fussgängermenge war zweifelsohne der grösste Knack- «Le nombre de piétons était sans aucun doute le plus gros point punkt, den die AG zu lösen hatte», erinnert sich Eberling. Nach d’achoppement pour le GTrav», se souvient M. Eberling. Après des hitzigen Diskussionen einigte man sich auf folgende Lösung: discussions longues, on s’est mis d’accord sur la solution suivante: • FGS dürfen nur angebracht werden, wenn ein regelmässi- • Les PPP doivent uniquement être aménagés s’il existe un ger Querungsbedarf besteht. besoin régulier de traversée. • Dieser ist gegeben, wenn mindestens 100 Fussgänger in • Ce besoin existe si au moins 100 piétons empruntent le PPP den fünf Stunden eines Tages mit dem jeweils höchsten durant les cinq heures les plus fréquentées d’une journée, Fussgängeraufkommen (müssen nicht aufeinanderfolgen) présentant le volume de circulation piétonnière le plus élevé den FGS überqueren. (elles ne doivent pas nécessairement être consécutives). Aus Sicherheitsgründen sollte nicht von diesen beiden Vor- Pour des raisons de sécurité, il ne faut pas déroger aux deux gaben abgewichen werden. Allerdings bietet die neue Norm directives. La nouvelle norme offre toutefois une certaine flexi- in diesem Punkt eine gewisse Flexibilität bei folgenden Aus- bilité dans plusieurs situations exceptionnelles: dans le cas de nahmesituationen: Bei Querungen, die Teil einer qualifizier- traversées faisant partie intégrante d’une procédure de planifi- ten Fusswegnetzplanung sind (z.B. Richtplanung) oder beim cation de réseau de chemins piétoniers (p.ex. plan directeur) ou Vorliegen besonderer Vortrittsbedürfnisse (z.B. Haltstellen s’il existe des besoins particuliers par rapport à la priorité (p.ex. des ÖV, Schulhäuser, Alters- oder Behindertenheime), kann arrêts des transports publics, écoles, homes pour personnes die Anordnung eines FGS auch bei tieferen Frequenzen ge- âgées ou pour handicapés), on peut alors envisager la mise en prüft werden. œuvre d’un PPP, même pour des fréquences moindres. Gianantonio Scaramuzza, Berater Verkehrstechnik bei der Gianantonio Scaramuzza, conseiller en technique de la circula- bfu, hat sich intensiv mit diesem polarisierenden Thema be- tion au bpa, s’est consacré de manière intensive à cette ques- THEMA THÈME 9
STRASSE UND VERKEHR NR. 1-2, JANUAR-FEBRUAR 2016 ROUTE ET TRAFIC No 1-2, JANVIER-FÉVRIER 2016 fasst. Er kennt die schwierigen Diskussionen mit Eltern und tion controversée. Il connaît les discussions difficiles avec les Lehrern, die für drei, vier Kinder einen FGS wollen, mit der parents et les enseignants, qui veulent un PPP pour trois ou Absicht, das Queren der Strasse sicherer zu machen. «Doch quatre enfants dans l’idée de sécuriser ainsi la traversée de la die Frage ist nicht, ob sich ein Fussgängerstreifen lohnt oder chaussée. «Mais la question n’est pas de savoir si un passage nicht, sondern, ob sich Minimalmengen sicherheitstechnisch piétons en vaut la peine ou non, mais si on peut justifier techni- begründen lassen», erklärt Scaramuzza. Forschungen dazu quement un PPP du point de vue de la sécurité avec un nombre gibt es in der Schweiz nicht, zumal dieses Thema nur mit sehr minimal de piétons», explique M. Scaramuzza. Aucun travail de hohen Kosten ausführlich analysiert werden könnte. Deshalb recherche n’a été réalisé dans ce domaine en Suisse, d’autant stützt sich der bfu-Experte auf ausländische Studien und qu’une analyse approfondie de cette question serait très coû- Experten. Er zitiert den bekannten Verkehrspsychologen teuse. C’est pourquoi l’expert du bpa s’appuie sur des études et Amos S. Cohen: «Nur diejenigen Signale können das Fahr- des spécialistes étrangers. Il cite Amos S. Cohen, psychologue verhalten zielorientiert beeinflussen, die sowohl konkrete des transports renommé: «seuls les signaux qui contiennent des als auch verlässliche Informationen enthalten.» informations concrètes et fiables peuvent influer de manière Den Zusammenhang zwischen der Fussgänger-Minimalmenge ciblée sur le comportement de conduite.» und den Aussagen von Cohen ortet Scaramuzza vor allem bei Pour M. Scaramuzza, le lien entre le nombre minimal de piétons der Verlässlichkeit: «Angenommen, es gäbe keine Fussgänger- et les déclarations de M. Cohen se situe surtout au niveau de Minimalmenge, dann könnte überall, wo die infrastrukturellen la fiabilité: «Admettons qu’il n’y ait pas de nombre minimal de Bedingungen erfüllt sind, ein Fussgängerstreifen markiert wer- piétons; dans ce cas, un passage piétons pourrait être aménagé den – selbst wenn nur ein Fussgänger pro Tag die Fahrbahn partout où les conditions d’infrastructure sont remplies – même überquert.» Die Auswirkungen wären laut dem bfu-Experten si seulement un piéton traverse la chaussée chaque jour.» Selon klar: Es gäbe sehr viele kaum begangene FGS. «Das bedeutet, l’expert du bpa, les incidences seraient claires: il y aurait un dass die Anforderung bezüglich Verlässlichkeit verletzt würde.» très grand nombre de PPP à peine utilisés. «Autrement dit, l’exi- Diesen Zusammenhang bestätigen auch fünf fachlich gut abge- gence de fiabilité serait enfreinte.» sicherte internationale Forschungsarbeiten. Vier davon kom- Cinq travaux de recherche internationaux bien étayés confir- men zum einhelligen Schluss: Je mehr Fussgänger eine Strasse ment également ce lien, dont quatre parviennent à une conclu- queren, desto geringer ist das Risiko, zu verunfallen. Die For- sion unanime: plus il y a de piétons qui traversent une route, schungsarbeit des renommierten US-Professors Charles V. plus le risque d’accident est faible. Le travail de recherche du Zegeer («Safety Effects of Marked Versus Unmarked Crosswalks professeur américain de renom Charles V. Zegeer («Safety Ef- at Uncontrolled Locations») geht noch einen Schritt weiter: fects of Marked Versus Unmarked Crosswalks at Uncontrolled Sie hat bei 2000 Querungsstellen mittels einer komplizierten Locations») va encore plus loin: il a utilisé une formule com- Formel das Unfallrisiko beim Queren nicht nur in Abhängigkeit plexe pour analyser 2000 emplacements de traversée et calcu- der Fussgängermengen berechnet, sondern auch Querungsstel- ler le risque d’accident aux traversées en fonction du nombre len mit und ohne FGS in die Forschung miteinbezogen. Seine de piétons, mais il a aussi intégré à son travail les lieux avec et Schlussfolgerung ist so klar wie prägnant: «Macht keine Fuss- sans PPP. Sa conclusion est claire et nette: «n’aménagez pas de gängerstreifen, wo niemand darübergeht!» passages piétons là où personne ne traverse!» Scaramuzza hat persönlich mit Zegeer gesprochen und M. Scaramuzza a parlé en personne avec M. Zegeer et parvient kommt für die Schweiz zu folgendem Ergebnis: au résultat suivant pour la Suisse: • Es ist davon auszugehen, dass eine sicherheitstechnisch • Il faut partir du principe qu’il existe un nombre minimal bedingte minimale Fussgängermenge existiert, die bei der de piétons imposé par des raisons techniques, niveau sous Markierung von Fussgängerstreifen nicht unterschritten lequel il ne faut pas descendre pour le marquage de PPP. werden darf. • La valeur définie provisoirement dans la nouvelle norme de • Der in der neuen VSS-Norm vorläufig festgelegte Wert be- la VSS repose sur une évaluation d’experts et se situe à un ruht auf einem Experten-Rating und ist sehr tief angesetzt – niveau très bas – «loin des recommandations de Zegeer», «weit weg von den Empfehlungen von Zegeer», so Scara- déclare M. Scaramuzza. La valeur définie par M. Zegeer est muzza. Der Wert von Zegeer ist rund zehn Mal höher. environ dix fois supérieure. • Bei der Anordnung von Fussgängerstreifen wird daher • Pour la mise en œuvre de passages piétons, il est donc forte- dringend empfohlen, den in der Norm festgeschrieben ment recommandé de ne pas appliquer de valeur inférieure Wert aus Sicherheitsgründen nicht zu unterschreiten. à la valeur fixée dans la norme, pour des raisons de sécurité. Geschwindigkeiten des motorisierten Verkehrs Vitesse du trafic motorisé Während die alte Norm keine klaren Regelungen zur Ge- Alors que l’ancienne norme ne définissait pas de règles claires schwindigkeit machte, gibt es in der neuen Norm klare Aus- concernant la vitesse, la nouvelle norme formule des déclara- sagen zur Möglichkeit der Anordnung eines Fussgängerstrei- tions sans équivoque sur la possibilité de mettre en œuvre un fens in Bezug auf die Geschwindigkeit. Grundsätzlich ist ein passage piétons en fonction de la vitesse. Par principe, un PPP FGS möglich, wenn die signalisierte Geschwindigkeit oder die est possible si la vitesse maximale signalée ou la valeur V85 V85 (Geschwindigkeit, die von 85 % der Fahrzeuge nicht über- (vitesse non dépassée par 85 % des véhicules) est inférieure ou schritten wird) kleiner oder gleich 60 km/h ist. Die V85 soll im- égale à 60 km/h. La valeur V85 doit toujours être prise en consi- 10 THEMA THÈME
Inselschutzpfosten gemäss / Borne d’îlot selon SN 640 846 [5] Hmax. 0,90 m Dmax. 0,20 m Signal 4.11 Beidseitig sichtbar 1 Visible de part et d’autre 4.1 S FG Annäherungsbereich Zone d’approche Beleuchtung gemäss SLG-Richtlinie 202 [15] Eclairage selon la directive 202 de la SLG [15] Erkennungsdistanzen auf Fussgängerstreifenanlage Distances de détection à l’installation de passage (FGS) piétons (FGS) Sichtweiten Distances de visibilité Fahrzeuglenker Fussgänger conducteurs de véhicule piétons Sichtfeld zwischen H 0,60 m und H 2,50 m Champ de visibilité non-gêné freihalten entre H 0,60 m et H 2,50 m du sol 2 | Erkennungsdistanzen und Sichtweiten. 2 | Distances de détection et distances de visibilité. mer in die Überlegungen mit einbezogen werden. «Das heisst neu auch, dass in schnell befahrenen 50er-Abschnitten, wo Begriffe Définitions die V85 grösser als 60 km/h ist, kein Fussgängerstreifen mehr Sichtweite Distance de visibilité angeordnet werden darf», präzisiert Eberling. Zuerst muss die Sie ist die Distanz, aus wel- Elle est la distance à laquelle cher sich Fahrzeugführende les conducteurs de véhicules gefahrene Geschwindigkeit z.B. durch bauliche Massnahmen und Zufussgehende gegensei- et les piétons peuvent se dis- gedrosselt werden können. tig erkennen können (Sicht- tinguer mutuellement (con- kontakt). Sie bezieht sich auf tact visuel). Elle se rapporte die frei überblickbare Stras- au tronçon de route librement Sichtverhältnisse senstrecke inklusiv der Annä- herungsbereiche der Fuss- visible sur toute sa longueur, y compris les zones d‘approche In diesem Bereich gab es im Vergleich zur alten Norm eine gänger beidseits der Strasse des piétons des deux côtés de ziemlich grosse Veränderung. «Die Sichtverhältnisse sind in (siehe Abb. 2). la route (voir fig. 2). der neuen Norm deutlich griffiger geregelt», sagt Eberling. Erkennungsdistanz Distance de détection Neu wird nach «Erkennungsdistanz und Sichtweite» unter- Sie ist die Distanz, aus wel- Elle est la distance à laquelle schieden (siehe Box). Sie sind abhängig von der signalisierten cher der Fussgängerstreifen, le passage piétons, soit le d.h. entweder die Bodenmar- marquage au sol ou le signal Geschwindigkeit oder von der V85. Der «Warteraum» in der al- kierung oder das Signal 4.11, 4.11 peut être détecté par le ten Norm wird zum «Annäherungsbereich» (siehe Abb. 3), der für die Fahrzeugführer conducteur d‘un véhicule (voir einen Bezug zur Sichtweite hat. Der alte «Warteraum» hatte erkennbar ist (siehe Abb. 2). fig. 2). lediglich den Zweck, einen gesicherten Standplatz für den THEMA THÈME 11
STRASSE UND VERKEHR NR. 1-2, JANUAR-FEBRUAR 2016 ROUTE ET TRAFIC No 1-2, JANVIER-FÉVRIER 2016 dération. «Désormais, cela signifie aussi que sur les tronçons limités à 50 km/h où l’on roule vite, où la V85 est supérieure à 60 km/h, on ne peut plus mettre en œuvre de passages pié- tons», précise M. Eberling. Il faut d’abord pouvoir réduire la vitesse réelle, p.ex. par des mesures de construction. 45° 1,00 m Conditions de visibilité Ce domaine a connu un changement assez important par rapport 1,00 m 1,00 m à l’ancienne norme. «Les conditions de visibilité sont réglemen- tées de manière beaucoup plus précise dans la nouvelle norme», 3 | Annäherungsbereich der Fussgänger. déclare M. Eberling. On fait dorénavant la distinction entre «dis- 3 | Zone d’approche des piétons. tance de détection et distance de visibilité» (voir encadré), qui dépendent de la vitesse signalée ou de la valeur V85. La «zone Fussgänger zu liefern. Die Sichtweite wurde durch den Sicht- d’attente» de l’ancienne norme devient la «zone d’approche», punkt auf der Achse des Fussgängerstreifens, 0,5 m vom Fahr- liée à la distance de visibilité (voir ill. 3).» L’ancienne «zone bahnrand zurückversetzt, bestimmt. Neu muss die Sichtweite d’attente» avait pour seul objectif de procurer un emplacement in die gesamte Fläche des Annäherungsbereichs gegeben sein. sécurisé aux piétons. La distance de visibilité a été définie par le «Die Einführung von Sichtweiten und Erkennungsdistanz be- point visible sur l’axe du passage piétons, en retrait de 0,5 m par deuten eine klare Verschärfung der Norm und tragen wesent- rapport au bord de la chaussée. À présent, la distance de visibi- lich zur Erhöhung der Sicherheit bei», bilanziert Martin Weis lité doit être assurée sur toute la surface de la zone d’approche. sert, Ingenieur für Verkehrssicherheit und Mitglied der AG. «L’introduction de la distance de visibilité et de la distance de dé- Die notwendige Sichtweite entspricht der minimalen An- tection correspond à un net renforcement de la norme et contri- haltedistanz für Fahrzeuge und ist in Abhängigkeit der bue considérablement à accroître la sécurité», constate Martin signalisierten Höchstgeschwindigkeit oder V85 festgelegt. Weissert, ingénieur en sécurité routière et membre du GTrav. Im Bereich von Kurven ist die gefahrene Geschwindigkeit La distance de visibilité nécessaire correspond à la distance massgeblich vom Kurvenradius abhängig. Deshalb kann die d’arrêt minimale pour les véhicules; elle est définie en fonction notwendige Sichtweite bei FGS im Anschluss an Kurven auch de la vitesse maximale signalée ou de la valeur V85. Dans les in Abhängigkeit vom Kurvenradius bestimmt werden. courbes, la vitesse effective dépend largement du rayon de cour- Die Erkennungsdistanz sollte doppelt so gross sein wie die bure. C’est pourquoi la distance de visibilité nécessaire pour les notwendige Sichtweite. Keinesfalls darf die Erkennungs passages piétons (PPP) en sortie de courbe peut aussi être déter- distanz die notwendige Sichtweite unterschreiten. minée en fonction du rayon de courbure. La distance de détection doit être deux fois plus grande que la distance de visibilité nécessaire. Elle ne doit en aucun cas être Abstände zu Lichtsignalanlagen (LSA) inférieure à la distance de visibilité nécessaire. • Auf freier Strecke ohne LSA beträgt der Mindestabstand zwischen FGS 50 m. • Der Abstand zu LSA, ohne dass ein Fussgängerstreifen in Distances jusqu’aux IFC die LSA miteinbezogen werden muss, beträgt 125 m (siehe Sur tronçon routier dégagé sans installations de feux de circu- Abb. 4). lation (IFC), la distance minimale entre deux PPP est de 50 m. • Städtischer Bereich: Der Abstand kann unterschritten wer- • La distance par rapport à des IFC ne devant pas intégrer de den, wenn ein verkehrstechnischer Bericht aufzeigt, dass passage piétons est de 125 m (voir ill. 4) eine ausreichende Sicherheit gewährleistet ist. • En zone urbaine: la distance peut être inférieure si une exper- tise de trafic montre qu’une sécurité suffisante est assurée. Ein Fussgängerstreifen soll zwar bündeln. Doch es braucht laut Eberling einen Minimalabstand, damit klar ist, ob der Fussgänger- Un passage piétons doit certes concentrer. Mais selon M. Eberling, streifen nun noch zur LSA gehört oder nicht. «Ich habe beispiels- une distance minimale est nécessaire pour savoir clairement si un weise an einem Knoten LSA grün und kann nun einfach drauflos passage piétons fait encore partie d’une IFC ou non. «Par exemple, fahren. Folgt ein ungesteuerter Fussgängerstreifen, muss dieser einen gewissen Abstand aufweisen, sodass der Fahrzeuglenker wieder anhält und diesen als neue, unabhängige Anlage erkennt. Daher braucht es die 125 m Abstand», präzisiert Eberling. Signalisierung • Das Signal 4.11 «Standort eines Fussgängerstreifens» (siehe Abb. 5) muss innerorts wie ausserorts immer ange- 4 | Abstände zu Lichtsignalanlagen. bracht werden, ausgenommen bei FGS an vortrittsbelaste- 4 | Distance jusqu’aux installations de feux de circulation. 12 THEMA THÈME
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