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1 | 2021 HEIMATSCHUTZ PATRIMOINE Ressourcen schonen, Baukultur stärken Ménager les ressources, renforcer la culture du bâti SCHWEIZER HEIMATSCHUTZ PATRIMOINE SUISSE PATRIMONIO SVIZZERO PROTECZIUN DA LA PATRIA
www.vacancesaucoeurdupatrimoine.ch www.ferienimbaudenkmal.ch DÉCOUVREZ ERLEBEN SIE AVEC NOUS LA MIT UNS DIVERSITÉ DES DIE VIELFÄLTIGE TRADITIONS BAUKULTUR ARCHITECTURALES DER SCHWEIZ EN SUISSE S E R VEZ ! RÉ N ANT T E MAIN H E N SIE BUC TZT! JE
EDITORIAL 2 ZUR SACHE/AU FAIT FORUM 6 Stefan Kunz Netto-Null: Heimatschutz als Teil der Lösung Neutralité carbone: Patrimoine suisse y contribue 12 Marco Guetg Silke Langenberg: «Ressourcen nicht leichtfertig verschwenden» Für die Baukultur und das Klima «Il ne faut pas dilapider inconsidérément les ressources» Die vorliegende Ausgabe der Zeitschrift ist unser publizistischer Startschuss ins neue Jahr 16 Stefanie Schwab und gleichzeitig Auftakt zu einem Verbandsschwerpunkt, der uns in den nächsten Jahren Reine Standardlösungen genügen nicht intensiv beschäftigen und fordern wird: Umwelt und Nachhaltigkeit in der Baukultur. Les solutions standardisées ne Der Klimawandel ist eine der grössten Herausforderungen der Menschheit. Das Bauen suffisent pas und die Nutzung des Gebauten tragen massgeblich zum Ressourcenverbrauch und CO2- 20 Reto Bieli Ausstoss bei. Der Bundesrat hat 2019 entschieden, dass die Schweiz per 2050 das Netto- Denkmal- und Klimaschutz bei den SBB Null-Ziel erreichen soll. Eine hohe und nachhaltige Baukultur vermag einen wichtigen Protection des monuments et du climat Beitrag an die Klimaziele zu leisten. Reto Bieli, Leiter Fachstelle Denkmalpflege bei der aux CFF SBB, zeigt in seinem Artikel, wie die Bundesbahnen den Spagat zwischen unternehme- 24 Peter Egli rischen Zielen und öffentlichen Interessen wie Klima- oder Denkmalschutz anpacken. Weiternutzen statt «Tabula rasa» Von Silke Langenberg, Professorin für Konstruktionserbe und Denkmalpflege an der Mieux vaut réutiliser que faire table rase ETH Zürich, erfahren wir einiges zum Ressourcenverbrauch im Bauwesen. In Ergänzung dazu verschafft uns Stefanie Schwab von der Hochschule für Technik und Architektur 26 GUT ZU WISSEN/BON À SAVOIR Freiburg einen spannenden Einblick ins Forschungsgebiet rund um die ganzheitliche energetische Sanierung von Baudenkmälern. 28 FRISCH GESTRICHEN Alle Artikel zeigen auf ihre Weise, wie Klimaziele im Einklang mit unserem baukultu- PEINTURE FRAÎCHE rellen Erbe erreicht werden können. Von dieser Tatsache gilt es nun diejenigen Politike- rinnen und Politiker zu überzeugen, die sich für eine echte nachhaltige Entwicklung SCHWEIZER HEIMATSCHUTZ unserer gebauten Umwelt einsetzen. Diese Vermittlungsarbeit packt der Schweizer Hei- PATRIMOINE SUISSE matschutz mit seinen Sektionen in den nächsten Jahren an. Stefan Kunz, Geschäftsführer Schweizer Heimatschutz 30 Prix Wakker Wakkerpreis 34 Ferien im Baudenkmal Vacances au cœur du patrimoine Pour la culture du bâti et le climat 36 Biodiversitätsinitiative Ce premier numéro de la revue marque notre entrée éditoriale dans la nouvelle année et le Initiative biodiversité lancement d’un objectif prioritaire qui va mobiliser intensivement notre association durant 37 Landschaftsinitiative les prochaines années: l’environnement et la durabilité dans la culture du bâti. Initiative paysage Le changement climatique place l’humanité face à l’un de ses plus grands défis. La construction et l’utilisation des bâtiments participent massivement à la consommation 38 SEKTIONEN/SECTIONS des ressources et aux émissions de CO2 . En 2019, le Conseil fédéral a décidé que la Suisse devrait atteindre la neutralité carbone en 2050. Une culture du bâti durable et de haute 44 VON MENSCHEN UND HÄUSERN qualité peut contribuer puissamment aux objectifs climatiques. Reto Bieli, responsable DES MAISONS ET DES HOMMES du Service de la protection des monuments historiques aux CFF, présente dans son article comment l’ex-régie aborde les buts entrepreneuriaux et d’intérêt public que sont 46 BÜCHER/LIVRES la protection du climat et des sites ou des monuments. Avec Silke Langenberg, qui enseigne le patrimoine architectural et la conservation des monuments à l’ETH Zurich, 48 HEIMATSCHUTZZENTRUM nous découvrons quelques aspects de la consommation des ressources dans la construc- MAISON DU PATRIMOINE tion. Stefanie Schwab, de la Haute école d’ingénierie et d’architecture de Fribourg, nous offre un aperçu passionnant de ses recherches consacrées à l’assainissement énergétique ∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏ global des monuments. Tous ces articles montrent, chacun à sa manière, comment les objectifs climatiques peuvent être réalisés dans le respect de notre héritage construit. Il convient maintenant Titelseite: Umnutzung Lysbüchelareal in Basel vom «baubüro in situ» (Foto: Martin Zeller) de convaincre de cette évidence les politiciennes et politiciens qui s’engagent en faveur d’un développement vraiment durable de notre environnement bâti. Patrimoine suisse Page de couverture: réaffectation de la «Lys- büchelareal» à Bâle par l’atelier d’architectes et ses sections vont mener ce travail de conviction au cours des années à venir. «baubüro in situ» (photo: Martin Zeller) Stefan Kunz, secrétaire général de Patrimoine suisse
ZUR SACHE/AU FAIT BÄDERQUARTIER BADEN (AG) HEIMATSCHUTZ ONLINE INNOTOURPROJEKT Archäologische Entdeckungen Neuer Webauftritt Erlebnis Baukultur Beim Bau des neuen Thermalbads im Bä- Seit Dezember zeigt sich der Webauftritt Gataric Fotografie derquartier in Baden kamen im November des Schweizer Heimatschutzes in komplett 2020 erneut sensationelle historische Fun- erneuertem Kleid. Die wichtigsten Themen de aus der Römerzeit zum Vorschein. Ein sind nun in den Vordergrund gerückt, und Altar und ein Badebecken des «Freibads» die schönsten Fotografien werden in viel aus römischer Zeit wurden entdeckt, beide grösserem Format präsentiert. Die neue ähnlich gut erhalten wie das mehrere Wo- Website wird dreisprachig (d/f/i) geführt chen vorher zutage getretene «Verenabad». und bietet viel Spielraum für einen weiteren Freigelegt wurden auch Konstruktionen in Ausbau in den nächsten Jahren. Auch der Verbindung mit dem «Heissen Stein», der beliebte Newsletter ist neu gestaltet. Stat- Hauptquelle Badens. ten Sie uns doch einen virtuellen Besuch Anstelle einer Sicherung dieses neuen ab, und abonnieren Sie den Newsletter – Das von der Stiftung Ferien im Baudenkmal Schatzes aus der Römerzeit droht die mas- wir freuen uns auf Sie! gemeinsam mit der Zürcher Hochschule für sive Beeinträchtigung des Fundes durch → www.heimatschutz.ch Angewandte Wissenschaften ZHAW und den Leitungsbauten, die das Bad gleich mehr- Pilotregionen Safiental und Thurgau (Bild: fach durchschneiden werden. Auch die Wasserschloss Hagenwil) 2018 in Angriff Freilegung und vollständige Erforschung ist genommene Innotourprojekt «Erlebnis nicht gesichert – wie sie in Avenches (Aven- Baukultur» (vgl. Heimatschutz/Patrimoine ticum), Kaiseraugst (Augusta raurica), Win- 4/2020) hat Ende 2020 seinen Entwicklungs- disch (Vindonissa) oder vergleichbaren rö- abschluss gefunden. Nebst der bereits mischen Stätten selbstverständlich wäre. erarbeiteten Website wurde ein Handbuch Beim römischen «Verenabad» war die Sorge aufgelegt, das weiteren interessierten Tou- um die Erhaltbarkeit der Konstruktion eine rismusakteurinnen und -akteuren Handhabe wichtige Rechtfertigung, um das Ganze bietet, die baukulturellen Werte ihrer Region wieder zuzuschütten und damit der Öffent- touristisch in Wert zu setzen. Die Zukunft lichkeit zu entziehen. Beim «Freibad» ist des Projektes ist noch ungewiss. Die Unter- nicht einmal die ungeschmälerte Erhaltung stützung von Innotour ist Ende 2020 ausge- unter Boden gesichert. laufen, eine neue Trägerschaft für das «Er- Es fehlt der Respekt vor diesen 2000-jähri- lebnis Baukultur» wird gesucht. gen architektonischen und kulturellen Leis- → www.erlebnisbaukultur.ch tungen. Der Schweizer Heimatschutz for- derte die direkt betroffenen kantonalen und kommunalen Behörden auf, ihre Ver- ∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏ antwortung gegenüber diesen einzigartigen Funden wahrzunehmen, da eine gründliche Abklärung der Istsituation sowie das Auf- TAGUNG IN RAPPERSWIL zeigen von Varianten für mögliche Lösun- gen, die auch eine andere Führung der In- Gemeinschaftswerk Baukultur frastrukturleitungen einbezieht, zentral ist. Der Forderung des Schweizer Heimatschut- Am Mittwoch, 15. September 2021, findet die unterschiedlichen Werte und der Wille, zes, gestützt auf das Natur- und Heimat- an der Ostschweizer Fachhochschule OST zusammen die nötigen Wege zu beschreiten. schutzgesetz, mit sofortiger Wirkung den in Rapperswil Jona die vom neuen Departe- Der Schwerpunkt der Tagung liegt ganz auf Abbruch und/oder jede Beeinträchtigung ment Architektur, Bau, Landschaft, Raum dem Schaffen, der «Produktion» von Bau- des genannten Baudenkmals zu verbieten, gemeinsam mit dem Schweizer Heimat- kultur. Sie soll der Verständigung der an die Eidgenössische Kommission für Denk- schutz organisierte Tagung «Gemein- diesem Prozess beteiligten Behörden, Bau- malpflege mit einem Gutachten über die schaftswerk Baukultur. Visionen, Werte, herrschaften, Planer, Verbände und Bürger- Bedeutung der in Baden neu entdeckten ar- Wege» statt. initiativen dienen. Entlang der drei Begriffe chäologischen Funde zu beauftragen und Baukultur ist ein Gemeinschaftswerk, das «Visionen, Werte, Wege» sollen allgemeine zu prüfen, ob und wie die gesamte Anlage durch alle involvierten Akteure gleichermas- Grundlagen und Visionen vorgestellt und oder einzelne Teile davon erhalten und für sen geprägt wird. Voraussetzung für die er- diskutiert, spezifische Werte und Ziele dar- die Öffentlichkeit allenfalls sichtbar ge- folgreiche Bewältigung dieser disziplinen- gelegt sowie bereits praktizierte und po- macht werden können, wurde jedoch nicht und generationenübergreifenden Aufgabe tenziell mögliche Strategien hinterfragt Folge geleistet. sind das Vorhandensein von gemeinsamen und aufgezeigt werden. → www.heimatschutz.ch/medien Visionen, die gegenseitige Sensibilität für → www.ost.ch 2 Heimatschutz/Patrimoine 1 | 2021
ZUR SACHE/AU FAIT LU DANS LE TEMPS Pierre Marmy / Patrimoine suisse Un développement raisonné «Sur les rives du Léman, Prangins aurait pu développer une handicapante schizophré- nie. Alors qu’il est situé en terres vau- doises, le village fait en effet partie du péri- mètre compact d’agglomération du Grand Genève. Situé à la sortie est de Nyon, il avait tout pour devenir une petite cité-dor- toir, une calme bourgade pour citadins en mal de campagne, avec son cortège de voi- tures partant le matin pour y revenir le soir. Mais les autorités communales, au fil des législatures, en ont décidé autrement. La manière dont elles ont géré le dévelop- pement urbanistique et architectural de la commune est aujourd’hui saluée par Patri- moine suisse.» «À Prangins, un développement raisonné est pri- mé»: Stéphane Gobbo dans Le Temps du 14.1.2021 COMMUNE DE PRANGINS (VD) Prix Wakker 2021 ∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏ La commune de Prangins a décidé de fonder mune mène une politique d’investissement son développement sur les valeurs appa- active. Patrimoine suisse distingue cette LEHR- UND LERNMATERIALIEN rues au fil de l’histoire, de les renforcer et approche remarquable en décernant le Prix de les faire évoluer. Son objectif est de Wakker 2021 à la commune de Prangins. Landschaftswissen in Kürze concilier croissance démographique et qua- → Informations supplémentaires en pages 30/31 lité élevée de l’habitat. À cet effet, la com- et sur www.patrimoinesuisse.ch/wakker PATRIMOINE SUISSE IL Y A 40 ANS La leçon du passé «Un des principaux dangers du développe- des structures qui tenaient compte des ca- ment de l’énergie solaire est l’idée très ré- ractères spécifiques de chaque région et qui pandue aujourd’hui qu’elle est liée à l’emploi nous étonnent encore aujourd’hui. Ainsi de collecteurs. On a malheureusement l’utilisation de l’énergie solaire liée aux pro- Landschaftsthemen sind bedeutsam für quelque peu oublié, ces dernières décen- blèmes d’architecture et d’aménagement, die Schule. Vernetzendes, problemlösen- nies, qu’il existe depuis des siècles des n’est-elle en aucune façon une nouveauté de des, visionäres, geografisches und nach- moyens bien connus de bâtir en tenant notre époque. Seuls les moyens ont changé haltiges Denken können und sollen vom compte de cette énergie et en ménageant et parlent le langage de notre temps. Kindergarten bis in die Sekundarstufe ge- l’environnement. Construire en utilisant l’énergie solaire ne zielt gefördert werden. In der gemeinsam Pensons à la structure compacte, donc très consiste donc pas simplement à «poser des von der Universität Zürich und Pädagogi- économe d’énergie, de nos anciens centres collecteurs», mais à inclure, dans un sys- schen Hochschule Zürich entwickelten urbains, à l’architecture adaptée aux condi- tème de construction adapté à l’homme et à Informationsbroschüre Landschaftswissen tions naturelles que pratiquaient nos an- la nature environnante, tous les facteurs re- in Kürze wird aufgezeigt, wie Landschaften cêtres, à l’attention qu’ils vouaient à l’em- levant de la protection de l’environnement. unsere Lebensqualität heute und in Zu- placement d’une maison et aux conditions Cela concerne notamment tous les maîtres kunft prägen. climatiques pour décider de sa forme, de son d’œuvre, architectes et autorités compé- volume et des matériaux à utiliser. Partout, tentes pour les permis de construire.» → Weiterführende Fachinformationen und Hin- weise zu Lehr- und Lernmaterialien unter d’avisés bâtisseurs ont recouru – consciem- «Énergie solaire et protection des sites»: Marco www.landschaftswissen.ch ment ou non, la question reste ouverte – à Badilatti, rédacteur, revue Heimatschutz 1/1981 1 | 2021 Heimatschutz/Patrimoine 3
ZUR SACHE/AU FAIT DER KOMMENTAR LE COMMENTAIRE Skandalöse Inventare Scandaleux inventaires Als man in der Schweiz ab den 1960er-Jahren Baudenkmäler Lorsque l’on a commencé, dès les années 1960, à protéger des zu schützen begann, wählte man in vielen Kantonen ein zwei- monuments en Suisse, une procédure en deux étapes a été mise stufiges Verfahren. Zunächst sollten alle potenziell schützens- en œuvre dans nombre de cantons. Dans un premier temps, tous werten Bauten in einem Inventar erfasst werden, dies nach les bâtiments potentiellement dignes de protection sont recensés summarischer Prüfung und nach dem Grundsatz «im Zweifel dans un inventaire – au terme d’une procédure sommaire et selon ins Inventar». Später dann soll – wenn Eigentümer Bauabsichten le principe «en cas de doute, dans l’inventaire». Ce n’est que par la haben – geklärt werden, ob ein Gebäude suite – lorsqu’un propriétaire projette de definitiv geschützt werden soll oder construire – que l’on détermine si un bâti- Jutta Vogel nicht. Dies erfordert meistens ein Gut- ment doit être placé définitivement sous achten einer Fachperson und mündet in protection. Cette seconde étape implique einen – positiven oder negativen – généralement une expertise et aboutit à Schutzentscheid. Eigentümer wie auch une décision positive ou négative. Le pro- der Heimatschutz sind befugt, solche priétaire, tout comme Patrimoine suisse Entscheide vor Gericht anzufechten, sont habilités à contester cette décision Letzterer allerdings nur, wenn das Haus devant la justice, mais seulement si l’édi- zuvor schon im Inventar figurierte. fice est inscrit à l’inventaire pour ce qui Dieses System hat funktioniert, solange concerne notre association. man auf der grünen Wiese baute und die Ce système a fonctionné tant que l’on Martin Killias Dorf kerne für Spekulanten wenig in- Präsident Schweizer Heimatschutz construisait en rase campagne et que le teressant waren. Im Zeichen der Verdich- cœur des villages n’intéressait guère les tung nach innen sind nun aber Dorf kerne spéculateurs. Mais à l’ère de la densifica- zu Spekulationszonen geworden. Plötzlich werden Inventare tion vers l’intérieur, les centres sont des zones convoitées. Et sou- höchst relevant. Gemeinden, die bisher keines hatten, erstel- dain, les inventaires deviennent très importants: les communes len nun eiligst Inventare – und zwar extrem selektive –, wäh- qui ne disposaient pas de tels instruments en dressent maintenant rend andere versuchen, diese «auszudünnen». Denn Häuser à la hâte – sur une base extrêmement sélective – alors que d’autres ohne Inventareintrag kann man ohne Ärger mit dem Heimat- s’efforcent de les «élaguer». Car les maisons hors inventaire peuvent schutz abbrechen. être démolies sans susciter l’ire des amis du patrimoine. Es kam in den letzten Jahren zu eklatanten Missbräuchen. Eine Des abus manifestes ont été commis au cours des dernières an- Gemeinde hat beispielsweise nur Objekte im kommunalen In- nées. Une commune a, par exemple, inscrit à son inventaire uni- ventar aufgeführt, die bereits kantonal geschützt waren. Eine quement des objets qui étaient déjà protégés au niveau cantonal. andere hat, als ein bekannter Immobilien-«Entwickler» das Dans une autre, alors qu’un «promoteur» immobilier bien connu letzte Bauernhaus im Dorf (mit Scheune aus dem 17. Jahrhun- voulait démolir la dernière ferme du village (avec sa grange du dert) abbrechen wollte, schnell noch ein Inventar erstellt, in XVIIe siècle), le conseil communal s’est empressé d’élaborer un welchem – wen wunderts? – das fragliche Bauernhaus nicht inventaire dans lequel – oh surprise! – le bâtiment menacé ne fi- figurierte. In wieder einem anderen Dorf sind von 24 über hun- gure pas. Dans une autre localité qui compte 24 édifices datant de dertjährigen Gebäuden – etliche davon aus dem 17. oder plus d’un siècle – souvent du XVIIe ou du XVIIIe – seuls trois sont 18. Jahrhundert – gerade mal drei inventarisiert. Diese liegen inventoriés. Et ils se situent à la limite du village, ce qui permettra alle isoliert am Dorfrand, sodass der Dorf kern in den nächsten de ravager le centre dans les années à venir. Une imposante de- Jahren total «ausgekernt» werden kann. Das wichtigste Haus im meure, qui a servi de restaurant durant 200 ans, a été opportuné- Dorf, das seit 200 Jahren als Gasthof diente, aber kurz vor der ment rachetée par un «investisseur» juste avant l’élaboration de Erstellung des Inventars von einem «Investor» gekauft wurde, l’inventaire et n’y figure pas. En Suisse, il n’y a pas de corruption – figuriert nicht darin. In der Schweiz gibt es bekanntlich keine on se connaît bien, c’est tout. Korruption – man kennt sich schliesslich. On peut ainsi se débarrasser sans scrupule de précieux biens Wertvolles Kulturgut kann so achtlos entsorgt werden. An sich culturels. Les inventaires devraient garantir justement qu’aucun sollten Inventare sicherstellen, dass keine potenziell schützens- bâtiment potentiellement digne de protection ne soit démoli sans werte Baute ohne nähere Prüfung beseitigt wird. Wohin selek- examen approfondi. Un dernier exemple montre où conduisent tive Inventare führen, zeigte sich neulich in einer Gemeinde, ces inventaires abusivement sélectifs. Dans une commune, une als ein nicht inventarisiertes Bauernhaus abgebrochen wurde. ferme non inscrite a été récemment sacrifiée. Est alors apparue de Unerwartet kam eine zuvor unsichtbare Bohlen-Ständer-Kon- manière tout à fait inattendue une construction typique du bas struktion zum Vorschein. Ein Anwohner entdeckte dies und Moyen Âge qui n’avait pas été remarquée jusqu’alors. Un habitant erhielt die Balken. Auf seine Kosten liess er sie dendrochrono- s’en est avisé et a récupéré les poutres. L’analyse dendrochronolo- logisch untersuchen. Das Haus stammte aus dem Jahre 1544! gique qu’il a commandée à ses frais a révélé que la maison datait Genau solche Pannen wollte der Gesetzgeber mit den Inventa- de 1544! Ce sont précisément de telles bourdes que le législateur ren verhindern. voulait prévenir avec les inventaires. 4 Heimatschutz/Patrimoine 1 | 2021
ZUR SACHE/AU FAIT EUROPA NOSTRA AUSBLICK 2022 Gefährdete Kulturerbestätten 50 Jahre Wakkerpreis Europa Nostra, die europäische Stimme der Schweizer Heimatschutz Zivilgesellschaft, die sich für das Kultur- und Naturerbe einsetzt, und das Institut der Europäischen Investitionsbank haben Ende 2020 die am meisten gefährdeten Kul- turerbestätten in Europa bekannt gegeben, die für das Programm «7 Most Endangered» 2021 infrage kommen. Die Auswahl wurde auf der Grundlage der kulturellen Bedeu- tung der einzelnen Stätten und Stärke der Gefährdung, der sie ausgesetzt sind, ge- troffen. Die Kandidaten stammen unter anderem aus Frankreich, Österreich, Deutschland und Italien. Die endgültige Liste der sieben am meisten gefährdeten Kulturerbestätten in Europa für 2021 wird im März vorgestellt. → www.7mostendangered.eu ∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏ Bald seit einem halben Jahrhundert be- genüber den vorhandenen baukulturellen gleitet und prägt der Wakkerpreis den Werten mit einer Zukunft mit mehr Le- ARCHIJEUNES Schweizer Heimatschutz. Kaum jemand bensqualität verknüpft. Das anstehende hätte an der ersten Preisverleihung 1972 in Jubiläum will nächstes Jahr würdig began- 400 Seiten baukulturelle Bildung Stein an Rhein (Bild) gedacht, dass der gen werden. Gemeinsam mit den Sektio- Wakkerpreis sich dereinst zu einer der be- nen feiern wir Erfolge, gehen den Spuren deutendsten Auszeichnungen entwickeln der letzten 50 Jahre nach und fragen nach Archijeunes würde, die eine Gemeinde in der Schweiz den Herausforderungen der Zukunft. Wir überhaupt erhalten kann. Der Erfolg des freuen uns heute schon auf einen bunten Wakkerpreises ist ein Generationenwerk, Strauss an spannenden Anlässen in allen das sinnbildlich für unser gemeinsames Regionen der Schweiz. Engagement steht, das den Respekt ge- → www.heimatschutz.ch/wakkerpreis Die im Dezember erschienene Publikation «Elemente einer baukulturellen Allgemein- PLATEFORME IMMOBILIÈRE STIFTUNG BAUSTELLE DENKMAL bildung» stellt die Frage in den Mittel- punkt: Was sollten mündige Bürgerinnen Marché Patrimoine Helfende Hände gesucht und Bürger über Baukultur wissen? Ein grosser Kreis von in der Fachwelt höchst Avec «Marché Patrimoine – la plateforme Nach einem erfolgreichen ersten Einsatz angesehenen Autorinnen und Autoren trägt des bâtiments historiques», Patrimoine gehen die Arbeiten zur Instandstellung des die «Elemente einer baukulturellen Allge- suisse et la fondation Vacances au cœur du Heidehüs aus dem 15. Jahrhundert in Stein- meinbildung» aus verschiedenen Diszipli- patrimoine agissent directement en faveur haus (VS) im Sommer 2021 weiter: Die Stif- nen zusammen – wie etwa Architektur, du sauvetage de bâtiments menacés. Les tung Baustelle Denkmal sucht Freiwillige, Denkmalpflege, Konstruktion, digitales premières semaines de fonctionnement ont die in kleinen Gruppen und unter fachkundi- Bauen, Gebäude und Technik, Energie und montré que la demande est forte, tant du ger Anleitung die Instandstellung des alten Umwelt, Landschaft, Raumplanung, Ver- côté des propriétaires que des acheteurs Wohnhauses in Angriff nehmen. Sie stellen kehr, Projektentwicklung und Städtebau. potentiels. De premiers objets ont trouvé nach traditionellem Verfahren Schindeln Andere Beiträge zu historischen und sozio- acquéreur. À l’issue de la phase-pilote et de aus heimischem Lärchenholz her, arbeiten logischen Aspekten reflektieren, was eine la réalisation d’un test d’utilisabilité, le site an der Instandstellung des Strickbaus so- weiter gefasste baukulturelle Allgemeinbil- sera optimisé au printemps 2021 et entrera wie der Dachkonstruktion und stellen die dung umfasst oder umfassen sollte. dans sa phase d’exploitation officielle. Arbeiten am Mauersockel fertig. → www.archijeunes.ch → www.marchepatrimoine.ch → www.baustelle-denkmal.ch 1 | 2021 Heimatschutz/Patrimoine 5
FORUM Henri Leuzinger BAUKULTUR UND KLIMA Netto-Null: Heimatschutz als Teil der Lösung Der Schweizer Heimatschutz unterstützt vollumfänglich die Ziele der nationalen Energie- strategie und bekennt sich zu einer klimaneutralen Schweiz bis 2050. Das in der Strategie des Bundesrates formulierte Ziel kann erreicht werden, ohne das baukulturelle Erbe der Schweiz zu beeinträchtigen. Eine «Klimaoffensive Baukultur» soll zeigen, wie das Netto- Null-Ziel mit hoher Baukultur in der Schweiz möglich werden kann. Stefan Kunz, Geschäftsführer Schweizer Heimatschutz E s schleckt keine Geiss weg: Wir sind mit einer Klimakrise sen. Damit entspricht die Schweiz dem international vereinbar- und damit einer Jahrhundertherausforderung konfron- ten Ziel, die globale Klimaerwärmung auf maximal 1,5° C gegen- tiert. Die Schweiz hat sich im Rahmen des Pariser Klima- über der vorindustriellen Zeit zu begrenzen. übereinkommens verpflichtet, bis 2030 ihren Treibhausgasaus- stoss gegenüber dem Stand von 1990 zu halbieren. Aufgrund der Wirkungsvolle Stellschrauben neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse des Weltklimarates hat Das Bauen und der gebaute Bestand trägt massgeblich zum Res- der Bundesrat an seiner Sitzung vom 28. August 2019 entschie- sourcenverbrauch und CO2-Ausstoss bei. Tatsache ist, dass das den, dieses Ziel zu verschärfen: Ab dem Jahr 2050 soll die Schweiz Erstellen und Betreiben von Gebäuden rund 40 Prozent des welt- unter dem Strich keine Treibhausgasemissionen mehr ausstos- weiten CO2-Ausstosses ausmachen. Ein Umdenken in der Bau- 6 Heimatschutz/Patrimoine 1 | 2021
FORUM Der «Hirschen» in Oberstammheim steht in einem Ensemble von mehreren Gebäuden. Bei der Sanierung der historischen Bauten konnten dank einem umfassenden Dämm- und Energiekonzept mit einer CO2-neutralen Pelletheizung sowohl Denkmal- als auch Umweltschutzanliegen berücksichtigt werden. Le restaurant «Hirschen», à Oberstammheim, fait partie d’un en- semble de plusieurs bâtiments. Lors de l’assainissement de ces édi- fices historiques, les préoccupations relevant de la préservation des monuments et du climat ont été prises en compte en installant un chauffage à bilan carbone neutre qui utilise des pellets. Nur schon ein Blick auf die Anzahl unter Schutz gestellter Gebäu- de in der Schweiz macht deutlich, dass die Relevanz der Baudenk- mäler für das Erreichen der Klimaziele gering ist. Gemäss der Denkmalstatistik des Bundes sind 3,5 Prozent aller Gebäude der Schweiz geschützt, was rund 75 000 Einzelobjekten entspricht. In seinem im letzten September veröffentlichten Standpunkt Baukultur und Klimapolitik schätzt der Schweizer Heimatschutz, dass bei rund 15–20 Prozent der geschützten Bauten keine ener- getischen Massnahmen erforderlich sind, da sie nicht oder kaum beheizt werden. Darunter fallen beispielsweise gedeckte Holz- brücken, historische Mühlen oder Sägereien, temporär genutzte Wohnbauten, Speicher, Brunnen, Stadtmauern oder Kapellen. Weiter geht der Schweizer Heimatschutz davon aus, dass das be- heizte Volumen bei Baudenkmälern wesentlich kleiner ist, als beim Durchschnitt des Gebäudebestandes. Diesen Faktor schät- zen wir auf deutlich weniger als 50 Prozent. Der Grund liegt dar- in, dass Gebäudevolumen im 20. Jahrhundert laufend und teil- weise massiv zugenommen haben, jedoch 90–95 Prozent aller geschützten Bauten vor 1900 erstellt wurden. Die nähere Be- trachtung des Denkmalbestandes zeigt also, dass sein Potenzial, einen Beitrag an die Klimaziele im Gebäudebereich zu leisten, bei einem Prozent aller Gebäude liegt. und Planungsbranche ist also zwingend, will man in den nächs- ten Jahrzehnten die ambitionierten Klimaziele erreichen. Reduktion auch bei Baudenkmälern Man kann es drehen und wenden wie man will. Im Kern geht es da- Selbstverständlich befreit der geringe Bestand an geschützten rum, weniger zu bauen und den Ressourcenverbrauch zu reduzie- Gebäuden nicht vor der Verantwortung, den Denkmalbestand ren. Einem Umdenken müssen wirkungsvolle Massnahmen fol- bis 2050 emissionsfrei zu betreiben. Viele heute noch mit Öl, Gas gen, das Drehen an den zentralen Stellschrauben ist unerlässlich: oder Elektrizität beheizte Baudenkmäler müssen in den nächsten Die Wohn- und Arbeitsfläche pro Person muss reduziert, die Kom- Jahrzehnten energetisch ertüchtigt und durch erneuerbare Ener- paktheit der Siedlungen erhöht werden. Und Umbauten sind ge- giequellen betrieben werden. genüber Neubauten zu priorisieren. Gelingen diese grossen Trans- Verschiedene in enger Zusammenarbeit mit den kantonalen formationsprozesse nicht, bleibt Netto-Null bis 2100 eine Illusion. Denkmalpflegestellen instandgesetzte Objekte zeigen, dass Denkmalqualitäten auch bei Netto-Null erreicht werden können. Geringe Relevanz von Schutzobjekten Auch bei der Förderung der Solarenergie hat sich in vielen Kanto- Das Erreichen der Klimaziele und die Pflege des gebauten Erbes nen in den letzten Jahren eine Praxis etabliert, die Anforderungen sind unbestritten öffentliche Interessen. Aus diesem Grund ist an den Umgang mit Solaranlagen auf schützenswerten Gebäuden der Umgang mit unersetzlichen kulturellen Werten Gegenstand oder Ortsbildern klärt. von Verfassungs- und Gesetzesaufträgen auf Stufe Bund, Kanto- Noch ungelöst ist hingegen die Frage der Finanzierung energeti- ne und Gemeinden. scher Optimierungen. Obwohl Bundesgelder für Sanierungen Im Zuge der Umsetzung energiepolitischer Ziele gerät der Denk- von geschützten Gebäuden zur Verfügung stehen, kann der Be- mal- und Landschaftsschutz jedoch zunehmend unter Druck. Im- darf insbesondere für Schutzobjekte von kommunaler Bedeu- mer häufiger wird nach dem Motto «energy first» gefordert, das In- tung bei Weitem nicht gedeckt werden. Eigentümerinnen und teresse am Erhalt des baukulturellen Erbes energiepolitischen Zie- Eigentümer von Schutzobjekten tragen nach wie vor einen len unterzuordnen. Bewusst oder unbewusst werden damit die An- Grossteil der finanziellen Lasten selbst. Mit dem gezielten Ausbau liegen des Umweltschutzes gegen diejenigen des Denkmalschutzes kantonaler Gebäudeförderprogramme gilt es hier Anreize zu ausgespielt. Ein unsägliches Spiel, das mit Sicherheit keinen lö- schaffen. Nur so können die meist notwendigen spezifischen Lö- sungsorientierten Beitrag an die Erreichung der Klimaziele leistet. sungsansätze finanziert werden. 1 | 2021 Heimatschutz/Patrimoine 7
FORUM Graue Energie durch Umbau erhalten Die Initiative verfolgt das übergeordnete Ziel, eine breite Öffent- Insbesondere im Umgang mit jüngeren Bauten stellt sich häufig lichkeit und damit auch die Politik davon zu überzeugen, dass der die Frage: Umbau oder Neubau? Fast täglich erreichen uns Nach- Erhalt des baukulturellen Erbes und das Pflegen einer hohen Bau- richten von Beeinträchtigungen oder Verlusten von Baudenkmä- kultur einen wertvollen Beitrag zur Erreichung des Klimaziels lern, die durch energietechnische Überlegungen ausgelöst wur- leistet und diesem nicht im Wege steht. den, die sich ausschliesslich auf den Betrieb der Gebäude konzen- trieren. Ein Abbruch eines Gebäudes vernichtet immer Substanz und damit graue Energie. Eine Instandsetzung verursacht in der Summe bedeutend weniger graue Treibhausgase als ein Neubau. INFORMATIONEN ZUM THEMA Aus diesem Grund fordert der Schweizer Heimatschutz Bauherr- schaften auf, die graue Energie bei der Interessenabwägung «Neu- Publikationen und Positionen des Schweizer Heimatschutzes: bau versus Umbau» konsequent miteinzubeziehen. • Standpunkt: Baukultur und Klimapolitik, 2020 Da sich in der Schweiz die Bautätigkeit zukünftig stark von Neu- • Edition Heimatschutz, Energie und Baukultur. Heft 1 – Gesamt- bauten auf Umbauten verlagert, gewinnt der richtige Umgang betrachtung. Heft 2 – Wohnbauten energetisch aufwerten, 2015 mit dem Bestand für das Erreichen der Klimaziele an Bedeutung. • Solaranlagen: Die gebaute Umwelt mit Sorgfalt gestalten. Die daraus resultierenden Veränderungsprozesse im Siedlungs- Positionspapier, 2015 gebiet – Stichwort «Verdichtung» – sind komplex. Der frühe Ein- → www.heimatschutz.ch/umwelt-und-nachhaltigkeit bezug aller relevanten Stakeholder sowie ein transparenter Fach- dialog sind der Schlüssel für massgeschneiderte und innovative Publikationen und Positionen des Bundesamts für Kultur: Lösungen zugunsten des Klimas und des baukulturellen Erbes. • Energie und Baudenkmal: Grundsatzdokument der Eidgenössi- schen Kommission für Denkmalpflege EKD, 2018 «Klimaoffensive Baukultur» • Denkmal und Energie. Historische Bausubstanz und zeitgemäs- Die Coronakrise hat uns eindrücklich vor Augen geführt, wie ser Energieverbrauch im Einklang: Broschüre des Bundesamts wichtig landschaftliche und baukulturelle Qualitäten für unser für Kultur BAK und des Bundesamts für Energie BFE, 2020 Wohlbefinden sind. Intakte Landschaften, funktionierende Frei- • Solarkultur – Solarenergie gekonnt mit Baukultur verbinden: räume, sorgfältig gestaltete Gebäude sind Ausdruck einer hohen Publikation des Bundesamts für Kultur BAK, 2019 Baukultur. Nicht selten sind es einzelne Baudenkmäler, die Räu- → www.bak.admin.ch me und Orte prägen, in denen wir uns wohl und geborgen fühlen. Dabei kann es sich um historische Gebäude oder zeitgemässe Ar- Weitere Dokumente: chitektur handeln, unabhängig davon, ob sie unter Schutz stehen • Klimaschutz, Klimaanpassung und Energie. Die Ziele des SIA für oder nicht. den Gebäude- und Infrastrukturpark im Angesicht des Klima- Die Klimakrise zwingt uns nun aufzuzeigen, wie Netto-Null mit wandels. SIA-Positionspapier, 2020 hoher Baukultur erreicht werden kann. Diese Überlegungen be- • SIA-Effizienzpfad Energie. Merkblatt SIA 2040, 2011 schränken sich selbstredend nicht auf den geschützten Denkmal- → www.sia.ch bestand. In Form einer «Klimaoffensive Baukultur» packt der • Solaranlagen auf Schutzobjekten und in geschützten Orts- Schweizer Heimatschutz mit dem Bundesamt für Kultur und bildern: Wie beurteilt man, ob sie denkmalverträglich sind? Leitlinien Zürcher Heimatschutz, 2019 → www.heimatschutz-zh.ch «Mit dem Einbezug von kultu- • Energie und Baudenkmal. Ein Handbuch der Kantonalen Denk- malpflege Bern und Kantonalen Denkmalpflege Zürich, 2014 rellen und sozialen Aspekten → www.erz.be.ch, www.zh.ch der Baukultur wird Netto- • Swiss Architects Declare Climate & Biodiversity Emergency: Deklaration für einen Paradigmenwechsel in der Bauindustrie. Null umfassend nachhaltig.» Countdown 2030 (Gruppe Schweizer Architekturschaffende) → www.countdown2030.ch • Future of Our Pasts. Engaging Cultural Heritage in Climate Verbündeten aus Wissenschaft und Praxis diese Herausforderung Action: Report der ICOMOS, 2019 und Aufgabe in den nächsten Jahren an. Die Offensive will aufzei- → www.icomos.org gen, wie der Ausstoss an Treibhausgasen sinnvollerweise reduziert • Gestaltungsgrundsätze bei Solaranlagen: Leitfaden für eine ge- werden kann, ohne auf die Leistungen einer hohen Baukultur ver- lungene Erstellung. Departement Bau und Volkswirtschaft, Kan- zichten zu müssen. Mit dem Einbezug von kulturellen und sozia- ton Appenzell Ausserrhoden, 2020 len Aspekten der Baukultur wird Netto-Null umfassend nachhal- → www.ar.ch tig. Dazu sollen bestehende wissenschaftliche Zahlen und Fakten von Relevanz, Arbeitshilfen und gute Umsetzungsbeispiele greif- Weitere Links zum klimagerechten Bauen: bar gemacht werden. In Ergänzung dazu setzt sich die Klimaoffen- → www.climateheritage.org sive mit den Auswirkungen des Klimawandels auf das baukultu- → www.europa.eu/new-european-bauhaus relle Erbe auseinander. Ein Thema, das international von grosser → www.climatestrike.ch Bedeutung ist und in der Schweiz nur sehr zaghaft behandelt wird. → www.architectsdeclare.com 8 Heimatschutz/Patrimoine 1 | 2021
FORUM CULTURE DU BÂTI ET CLIMAT Neutralité carbone: Patrimoine suisse y contribue Patrimoine suisse soutient sans réserve les objectifs de la Stratégie énergétique de la Confédération et s’engage en faveur des émissions zéro d’ici 2050 en Suisse. Ce but affiché par le Conseil fédéral peut être atteint sans porter préjudice à l’héritage construit. Une offensive climatique dans la culture du bâti doit montrer comment concilier ce riche patrimoine avec la neutralité en matière d’émissions. Stefan Kunz, secrétaire général de Patrimoine suisse N ul ne le conteste: nous sommes confrontés à une crise Serrer la vis climatique et au défi du siècle. Dans les Accords de Paris La construction et le parc immobilier concourent de manière si- sur le climat, la Suisse s’est engagée à réduire de moitié gnificative à la consommation des ressources et aux émissions de en 2030 ses émissions de gaz à effet de serre par rapport au niveau CO2: l’érection et l’exploitation des bâtiments représentent 40% de 1990. Les nouvelles conclusions du GIEC ont amené le Conseil de ces émissions dans le monde. Un changement de paradigme fédéral à durcir cet objectif lors de sa séance du 28 août 2019: la dans cette branche et dans la planification est donc indispensable neutralité carbone devra être atteinte dès 2050. Notre pays se si l’on veut atteindre les objectifs ambitieux fixés pour les pro- conforme ainsi à l’objectif fixé au niveau international qui consiste chaines décennies. à limiter le réchauffement climatique à 1,5° C au maximum par On peut tourner la chose dans tous les sens, la seule solution est rapport à l’ère préindustrielle. de bâtir moins et de réduire la consommation des ressources. La Martin Zeller L’énergie grise doit être systématiquement intégrée à la pesée des intérêts entre une construction à neuf et une rénovation: réaffectation de la «Lysbüchelareal» à Bâle par l’atelier d’architectes «baubüro in situ» (cf. Entretien avec Barbara Buser dans le numéro 3/2020). Die graue Energie muss bei der Interessenabwägung «Neubau versus Umbau» konsequent miteinbezogen werden: Umnutzung Lysbüchel- areal in Basel vom «baubüro in situ» (vgl. Interview mit Barbara Buser in Ausgabe 3/2020 der Zeitschrift) 1 | 2021 Heimatschutz/Patrimoine 9
FORUM réorientation doit être suivie de mesures efficaces et le serrage de riques, de bâtiments d’habitation occupés de façon temporaire, vis est inévitable: la surface habitable et de travail par personne des greniers, des fontaines, des fortifications ou des chapelles. En doit être réduite, l’habitat doit être rendu plus compact et les outre, l’association considère que le volume chauffé dans les mo- transformations doivent passer avant les nouvelles construc- numents historiques est bien inférieur – de 50% au moins – à la tions. Si ces grands changements ne sont pas menés à bien, la neu- moyenne du parc immobilier. En effet, le volume des bâtiments tralité carbone sera toujours un vœu pieux en 2100. n’a cessé d’augmenter – spectaculairement parfois – au cours du XXe siècle, alors que 90 à 95% des ouvrages protégés ont été réali- Contribution modeste des objets protégés sés avant 1900. Cette analyse montre que la contribution poten- La réalisation des objectifs climatiques et l’entretien du patri- tielle des monuments historiques aux objectifs climatiques se si- moine bâti relèvent sans conteste de l’intérêt public. Pour cette tue aux alentours de 1% de celle de l’ensemble du parc immobilier. raison, la gestion des valeurs culturelles irremplaçables est l’objet de mandats constitutionnels et légaux au niveau de la Confédéra- Réduction dans les monuments également tion, des cantons et des communes. Bien évidemment, le nombre réduit de bâtiments protégés ne dis- Lors de la réalisation des objectifs de politique énergétique, la pense pas de la responsabilité d’éliminer leurs émissions d’ici 2050. protection des monuments et des paysages est pourtant soumise Nombreux sont les monuments chauffés aujourd’hui au mazout, à une pression croissante. Selon la devise «Energy first», il est exi- au gaz ou à l’électricité qui devront être assainis au cours des décen- gé que la préservation du patrimoine bâti passe au second plan. nies à venir et exploités en recourant aux énergies renouvelables. Consciemment ou inconsciemment, les revendications environ- Diverses remises en état réalisées en étroite collaboration avec les nementales sont opposées à celles de la protection des monu- services cantonaux des monuments historiques montrent que les ments. Ce petit jeu ne contribue certainement pas à la recherche qualités patrimoniales peuvent être préservées avec des émissions de solutions en faveur du climat. zéro. En matière de promotion de l’énergie solaire, de nombreux À elle seule, la référence au nombre de bâtiments protégés en cantons ont aussi établi au cours des dernières années une pra- Suisse suffit pour constater que leur contribution à la réalisation tique claire pour la pose de panneaux sur les bâtiments ou les des objectifs climatiques ne peut être que modeste. Selon les quartiers dignes de protection. chiffres de la Confédération, 3,5% des objets sont classés en Suisse, En revanche, la question du financement des optimisations ce qui représente quelque 75 000 édifices. Dans sa prise de posi- énergétiques demeure non résolue. Bien que la Confédération tion «Patrimoine bâti et politique climatique» publiée en sep- mette à disposition des fonds pour l’assainissement des bâti- tembre dernier, Patrimoine suisse estime qu’entre 15 et 20% des ments protégés, les besoins ne sont de loin pas couverts, en par- ouvrages protégés ne nécessitent pas d’assainissement énergé- ticulier pour les objets d’importance communale. Les proprié- tique parce qu’ils ne sont pas ou que peu chauffés. C’est par taires doivent assumer comme par le passé une large part du far- exemple le cas des ponts en bois, des moulins ou des scieries histo- deau. Le développement ciblé des programmes cantonaux d’en- Roger Frei Les réf lexions sur la protec- tion du climat concernent aussi les nouvelles construc- tions: ce bâtiment adminis- tratif à Emmenbrücke, conçu par les architectes Baum- schlager Eberle, fonctionne sans chauffage, ni ventila- tion mécanique ni climatisa- tion. Mais: une remise à ni- veau nécessite toujours moins d’énergie grise qu’une nouvelle construction. Überlegungen zum Klima- schutz beziehen sich auch auf Neubauten: Dieses Büro- gebäude in Emmenbrücke des Architekturbüros Baum- schlager Eberle funktioniert ohne Heizung, mechanische Lüftung oder Kühlung. Aber: Eine Instandsetzung verbraucht bedeutend weni- ger graue Treibhausgase als ein Neubau. 10 Heimatschutz/Patrimoine 1 | 2021
FORUM couragement offre l’occasion de créer des incitations. C’est la chiffres, les faits scientifiques pertinents et les réalisations exem- seule manière de financer les solutions sur mesure qui s’im- plaires doivent être présentés et des instruments de travail mis à posent dans la plupart des cas. disposition. En complément, l’offensive climatique aborde les conséquences du changement climatique sur le patrimoine Préserver l’énergie grise grâce aux transformations construit. Un thème d’une grande importance sur la scène inter- La question d’une transformation ou d’une nouvelle construction nationale et qui n’est abordé que très timidement en Suisse. se pose fréquemment, en particulier pour le patrimoine bâti récent. Cette initiative poursuit l’objectif ultime de convaincre le grand Nous sommes informés presque quotidiennement d’atteintes à des public et les milieux politiques que la conservation et l’entretien édifices ou de leur destruction en raison d’interventions énergé- du patrimoine bâti constituent une précieuse contribution à la tiques qui se concentrent exclusivement sur l’exploitation des bâti- neutralité carbone et ne s’y opposent pas. ments. Une démolition suivie d’une nouvelle construction détruit toujours de la substance et ainsi de l’énergie grise alors qu’une re- mise à niveau génère au final nettement moins de gaz à effet de serre. Pour cette raison, Patrimoine suisse invite les propriétaires à INFORMATIONS SUR LE THÈME prendre systématiquement en compte l’énergie grise dans la pesée des intérêts entre nouvelle construction et transformation. Publications et positions de Patrimoine suisse: À l’avenir, les rénovations vont occuper une part croissante dans • Point de vue: Patrimoine bâti et politique climatique, 2020 l’activité de la branche par rapport aux constructions à neuf. Dans • Série patrimoine, Patrimoine bâti et énergie. Cahier 1 – Ap- ce contexte, la gestion du parc existant en vue de la réalisation des proche globale. Cahier 2 – Amélioration énergétique des bâti- objectifs climatiques va gagner en importance. Les changements ments d’habitation, 2015 • Installations solaires: aménager avec soin l’environnement bâti. «Patrimoine suisse invite les → Prise de position, 2015 www.patrimoinesuisse.ch/environnement-et-developpement-durable propriétaires à prendre systé- Publications et positions de l’Office fédéral de la culture: matiquement en compte l’éner- • Énergie et monuments historiques: Document de base de la gie grise dans la pesée des inté- Commission fédérale des monuments historiques (CFMH), 2018 • Patrimoine et énergie. Concilier bâti historique et exigences en rêts entre nouvelle construc- matière de consommation d’énergie: brochure de l’Office fédéral de la culture (OFC) et l’Office fédéral de l’énergie (OFEN), 2020 tion et transformation.» • Culture solaire – Concilier énergie solaire et culture du bâti: bro- chure de l’Office fédéral de la culture (OFC), 2019 qui en résulteront dans l’habitat – sous l’égide de la densification – → www.bak.admin.ch sont complexes. La participation précoce de toutes les parties pre- nantes et des échanges transparents constituent la clé afin de dé- Autres documents: gager des solutions innovantes et adaptées en faveur du climat et • Protection du climat, adaptation climatique et énergie. Les ob- du patrimoine bâti. jectifs de la SIA pour le parc immobilier et les infrastructures face au changement climatique. Document de position SIA, 2020 Offensive climatique dans la culture bâti • La voie SIA vers l’efficacité énergétique. Cahier technique SIA La crise du coronavirus nous a montré à quel point les qualités pay- 2040, 2011 sagères et architecturales contribuent à notre bien-être. Des pay- → www.sia.ch sages intacts, des espaces libres fonctionnels, des bâtiments amé- • Energie und Baudenkmal. Un manuel des services en charge des nagés avec soin sont l’expression d’une culture du bâti de qualité. monuments historiques des cantons de Berne et de Zurich, 2014 Nombreux sont les monuments qui impriment leur marque sur (disponible uniquement en allemand pour l’instant) un espace ou un lieu dans lequel nous nous sentons bien et proté- → www.erz.be.ch, www.zh.ch gés. Il peut s’agir de bâtiments historiques ou de réalisations ré- • Swiss Architects Declare Climate & Biodiversity Emergency: centes, indépendamment du fait qu’ils soient ou non protégés. Des Architectes Suisses se mobilisent face à l’Urgence Clima- La crise climatique nous impose maintenant de démontrer com- tique et Écologique ment la neutralité carbone peut être atteinte en respectant le pa- → https://ch.architectsdeclare.com trimoine construit. Cette réflexion ne se limite pas, bien entendu, • Future of Our Pasts. Engaging Cultural Heritage in Climate Ac- aux monuments protégés. Avec l’Office fédéral de la culture et des tion: Report der ICOMOS, 2019 représentants issus des milieux scientifiques et de la pratique, Pa- → www.icomos.org trimoine suisse relève ce défi pour les années à venir en lançant une offensive climatique. Cette dernière doit montrer comment Autres liens sur l’architecture bioclimatique: les émissions de gaz à effet de serre doivent être massivement ré- → www.climateheritage.org duites sans renoncer aux prestations d’une culture du bâti de → www.europa.eu/new-european-bauhaus haute qualité. Avec l’intégration d’aspects culturels et sociaux, la → www.climatestrike.ch neutralité carbone devient globalement durable. À cet effet, les → www.architectsdeclare.com 1 | 2021 Heimatschutz/Patrimoine 11
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