SEXUALPÄDAGOGIK Basiswissen Einblicke in die beruflichen Handlungsfelder der Sexualpädagogik www.fachstelle.at - Fachstelle NÖ
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Basiswissen SEXUALPÄDAGOGIK Einblicke in die beruflichen Handlungsfelder der Sexualpädagogik www.fachstelle.at
4 9 13 Wie kommt die Sexuelle Geschlechtliche Sexualität in die Schule? Entwicklung(en) in und sexuelle Vielfalt Kindheit und Jugend Die Soziologin Barbara 1,7 Prozent aller Menschen Rothmüller beschreibt Sexualpädagogisch wird mit werden als anschaulich die sexuelle einem breiteren Begriff für intergeschlechtlich geboren, Bildung im historischen Sexualität gearbeitet als das was in etwa dem Anteil Wandel. Der Verlauf der alltagssprachlich üblich ist. rothaariger Menschen ent- Geschichte zeigt, wie es die Was versteht man unter spricht. Die Psychologin sexuelle Aufklärung in die kindlicher Sexualität? Lena Deser schafft einen Schule geschafft hat – und Ein Blick in die sexuelle wertvollen Einblick in das was das für Pädagog*innen Entwicklung von Kindern ist Verständnis von Vielfalt, bedeutet. wichtig, wenn wir mit ihnen unterlegt mit praxisnahen sexualpädagogisch arbeiten Beispielen. wollen. Haben Sie Anregungen? 18 22 Dann schreiben Sie uns! office@fachstelle.at Pubertät 2.0 Sexualpädagogisches Arbeiten im Kontext mit Behinderung Das Thema Sexualität und Beeinträchtigung wird oft und gerne „vergessen“ bzw. als nicht vorhanden wahrgenommen. Gerade Wie wirken sich Pornografie, deshalb braucht es Aufklärung im Internet und spezielles pädagogisches ständig „online sein“ auf die Wissen und passende sexuelle Entwicklung von Angebote, die Petra Jugendlichen aus? Gefahren, Tröscher in ihrem Artikel aber vor allem auch vorstellt. Wie kann Chancen und neue sexualpädagogisches Möglichkeiten werden von Arbeiten mit der Sexualpädagogin beeinträchtigten Menschen Sandra Ziegelwanger-Bravo aussehen? Galarce dargestellt und machen deutlich: Kein Grund zur Panik! IMPRESSUM UND OFFENLEGUNG NACH § 25 MEDIENGESETZ: HERAUSGEBER: GRAFISCHES KONZEPT, GESTALTUNG & PRODUKTION: Fachstelle für Suchtprävention NÖ // Marketing & Kommunikation Brunngasse 8, 3100 St. Pölten www.mgf.at, Nadelbach 23, 3100 St. Pölten 1. Auflage: 2018 Fotocredit Cover: Fotolia (V@elenabsl) 2
26 Wenn Gewalt zum Thema wird In Österreich erleben Kinder psychische und körperliche Gewalt meist kombiniert – in der Schule oder in der Familie. Mädchen sind sexuellen Übergriffen doppelt so häufig ausgesetzt wie Burschen. Liebe Leser*innen! Mögliche Handlungsschritte für Pädagog*innen fördern Die Geschichte der Abteilung Sexualpädagogik ist eine noch eine Sensibilisierung in recht kurze – und stellt sich somit als relativ junger Bereich der Bildungseinrichtungen. Fachstelle NÖ vor. Seit dem Schuljahr 2014/15 führen wir sexu- alpädagogische Veranstaltungen überwiegend an Schulen in Niederösterreich durch. Mittlerweile ist das Team der Sexualpä- 30 dagogik gewachsen, und auch die Themen haben sich an die Bedürfnisse der Zielgruppen angepasst und wurden erweitert. Heute können wir zu Recht von einem anerkannten Kompe- HIV und AIDS – tenzzentrum in Niederösterreich sprechen – gerne weiterhin (k)ein Thema? bereit, zu wachsen, zu kooperieren und zu informieren. Eine erfolgreiche Das vorliegende Basiswissen der Sexualpädagogik ermöglicht HIV-Therapie verhindert vor allem Pädagog*innen und Multiplikator*innen sowie allen nachweislich die Interessierten einen guten Einblick in das berufliche Handlungsfeld Übertragung von HIV. Dabei der Sexualpädagogik. Es ermöglicht einen ersten Einstieg in wirft das Thema HIV und das Thema, hält aber auch für „Fortgeschrittene“ viel Neues AIDS nach wie vor Fragen, bereit. Wir haben uns für eine aktuelle Auswahl von sieben The- Zweifel und Ängste auf. men entschieden, die im Rahmen von Fortbildungen, Workshops Katja Grafl von der und Elternabenden erfahrungsgemäß immer wieder von Relevanz Aids Hilfe Wien klärt auf. sind. Die Fachstelle NÖ bedankt sich besonders bei den Autorinnen. Sie kommen aus unterschiedlichen beruflichen Bereichen, und bringen fachliches Wissen, praktische Erfahrung und die nötige Hingabe mit, was in den einzelnen Artikeln sichtbar wird. Mit diesem Basiswissen in Ihrer Hand haben Sie schon den ersten (oder zweiten) Schritt gewagt, sich mit den gerade wichtigsten Themen der Sexualpädagogik auseinanderzusetzen. Lassen Sie sich inspirieren und informieren. Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre! Dr.in Ursula Hörhan, MPH MMag.a Verena Krall Geschäftsführung und Leitung Suchtkoordination NÖ Sexualpädagogik 3
Wie kommt die Sexualität in die Schule? Sexuelle Bildung im historischen Wandel Sexualität galt lange Zeit als Privatsache. Sexuelle Aufklärung war in erster Linie eine Angelegenheit der Eltern. Heute sind Lehrpersonen an Schulen auch für Sexualpädagogik zuständig. Wie und warum Sexualität Thema in der Schule wurde, lässt sich durch einen Blick in die Geschichte der sexuellen Bildung besser verstehen. Warum sexuelle Bildung? Sexualpädagogik in der Schule zu unterrichten. In der Erziehung von Kindern findet beiläufig Lange Zeit, und teilweise bis heute, nahmen immer auch sexuelles Lernen statt. Innerhalb darüber hinaus religiöse Organisationen maß- der letzten 250 Jahre wurde Sexualität jedoch geblich Einfluss auf sexuelle Bildung. Religiöse wiederholt ein explizites und wichtiges Thema Autoritäten sind in vielen Ländern u.a. mit der absichtlicher Erziehungsbemühungen in Bewältigung sexueller Wertfragen und Bezie- Europa. Die Gründe, warum Sexualität in der hungsberatung betraut. Im Schulunterricht Schule thematisiert wird, haben sich im 20. Jahr- wurden sexuelle Themen, wenn überhaupt, hundert stark verändert. Ging es dem Staat meist von Religionslehrer*innen aufgegriffen, anfangs um die Steuerung des Bevölkerungs- und Priester waren Ansprechpersonen für wachstums und um Geburtenkontrolle, wurden gläubige Erwachsene. Daneben waren aber Gesundheitserziehung und Sexualität im Kon- auch Ärzte und Ärztinnen sowie Hebammen text von Prostitution, sexueller Ausbeutung wichtige Wissensvermittler*innen. In Österreich und „Rassen“-Lehre während der Weltkriege bestimmte eine christliche Sicht lange Zeit zentral. Im späteren Verlauf des 20. Jahrhun- die Perspektive auf Sexualität und Sexualauf- derts verschoben sich die Motive erneut: Eine klärung. Seit den 1960er Jahren hat sich die geschlechtsdifferenzierte Erziehung zu Mann Perspektive um liberale und emanzipatorische und Frau und zu „Liebesfähigkeit“ wurde als Ansätze maßgeblich erweitert. wichtig angesehen, um die traditionelle Klein- familie zu stützen und die Scheidungsrate zu Medien vermitteln ebenfalls sexuelles Wissen reduzieren. Ab den 1970er Jahren sollten vor und sind für Jugendliche nicht zuletzt deswe- allem Teenager-Schwangerschaften und Ab- gen wichtig, weil ansonsten kaum sexuelle In- treibungen verhindert werden, ab den 1980er formationen verfügbar sind, die der jugendli- Jahren rückten AIDS-Prävention und Prävention chen Lebenswelt entsprechen. Die Panik vor sexueller Gewalt in den Mittelpunkt staatlicher der negativen Beeinflussung der Jugend durch Interessen. sexuelles Bildmaterial in den Medien hat dabei eine lange Geschichte: Während Erwachsene Wer ist überhaupt früher einen „schlechten Einfluss“ der Jugend- für sexuelle Bildung zuständig? romane und Illustrierten und später der Kino- Der Staat war historisch jedoch nicht die filme und Jugendzeitschriften befürchteten, einzige – und auch nicht immer wichtigste – ist heute das Informationsangebot im Internet Instanz in der Entwicklung der Sexualpäda- und dabei vor allem Pornografie der Haupt- gogik. In den 1970er Jahren waren es vor grund pädagogischer Besorgnis. Eine alters- allem Studierende, Lehrer*innen, politische gerechte Begleitung der sexuellen Entwicklung Bewegungen und die Frauenbewegung, die erfordert daher auch, sich mit konkurrierenden in den deutschsprachigen Ländern forderten, Informationsangeboten auseinanderzusetzen 4
und an die Lebensrealität von Kindern und nur in Österreich ein Problem; auch in vielen Jugendlichen anzuschließen. anderen Ländern vermeiden Lehrer*innen und Pädagog*innen sexualpädagogische Aufgaben. War sexuelle Aufklärung ursprünglich vor allem Die internationale Forschung zeigt dafür der Familie vorbehalten, begann in den 1960er zumindest zwei historische Gründe auf (Zim- Jahren Kritik an der mangelhaften Aufklärung merman 2015). Einerseits war das kindgerechte der Jugend aufzukommen. Lehrer*innen er- Sprechen über Sexualität bei vielen Lehrer*in- schienen zunehmend als die besser geeigneten nen nicht Teil ihrer Ausbildung. Andererseits Sexualpädagog*innen, weil die Eltern das The- gab es Ängste, dass ihre eigene Sexualität – ma Sexualität oft nicht mit ihren Kindern be- etwa bei unverheirateten oder homosexuellen sprechen wollten. Seit 1970 ist in Österreich Pädagog*innen – kritisch kommentiert würde. ein Erlass in Kraft, der vorschreibt, dass alle In diesem Zusammenhang ist interessant zu Pädagog*innen in allen Unterrichtsfächern wissen, dass 2004 der Diskriminierungsschutz altersadäquat mit Kindern (auch) über Se- in der österreichischen Arbeitswelt ausgedehnt xualität sprechen sollen (Grundsatzerlass Se- wurde: Im Job darf niemand aufgrund der xualpädagogik 2015). Trotz staatlichem Auftrag sexuellen Orientierung benachteiligt werden. unterrichteten Lehrer*innen in der Praxis dieses Das gilt natürlich auch für Lehrer*innen. Darüber heikle Thema jedoch oft nicht, beziehungsweise hinaus hat sich die Akzeptanz sexueller Bildung wenn, dann deutlich eingeschränkter, als es erhöht und es gibt eine Vielzahl sexualpäda- der staatliche Auftrag vorsieht. Das ist nicht gogischer Fortbildungsangebote in Österreich. 5
Was ist sexuelle Bildung? Historisch hat sich nicht nur stark verändert, wer für se- xuelle Bildung zuständig ist, sondern auch, was darunter überhaupt verstanden wird. Zu Beginn des 20. Jahrhun- derts wurde menschliche Se- xualität noch kaum im schu- lischen Kontext besprochen. Es war jedoch durchaus üb- lich, über die Fortpflanzung von Pflanzen und Tieren zu sprechen – in der Hoffnung, die Kinder würden daraus schon ihre eigenen Schlüs- se ziehen. Außerdem wurde angenommen, dass es für Kinder besser sei, wenn ihre Neugier nicht „geweckt“ würde und adressiert wurden, weibliches Begehren jedoch Fragen unbeantwortet blieben, um ein früh- nicht thematisiert wurde. In Unterrichtsmate- zeitiges Erwachen der Sexualität und einen rialien wurden außerdem die weiblichen Ge- etwaigen Schaden zu vermeiden. Diese Sicht schlechtsorgane oft nicht korrekt dargestellt wird von Sexualpädagog*innen bereits seit und benannt. Dazu kam, dass sexuelle Orien- vielen Jahren nicht mehr vertreten: Kinder tierungen wie etwa Homosexualität als ab- werden durch externe Einflüsse nicht ursprüng- weichendes Verhalten charakterisiert und his- lich „sexualisiert“, sondern sie sind von Geburt torisch oft in einem Atemzug mit Inzest oder an sexuelle Wesen, die in ihrer Entwicklung – Pädophilie thematisiert wurden. Erst in den auch ihrer sexuellen Entwicklung – begleitet letzten Jahren wurden die Vielgestaltigkeit werden müssen (siehe Kapitel „Sexuelle Ent- biologischer und sozialer Geschlechtlichkeit wicklung(en) in Kindheit und Jugend“). Sie (mehr als zwei Geschlechter) sowie sexueller haben ein Recht auf Informationen und sexual- Orientierungen und Begehren (Sexualitäten pädagogische Begleitung von frühester Kind- in der Mehrzahl) zum allgemeinen sexual- heit an. Wissenschaftliche Forschungen zeigen, pädagogischen Wissen (siehe Kapitel „Ge- dass sexuelle Bildung sexuelle Aktivitäten von schlechtliche und sexuelle Vielfalt“). Kindern nicht negativ beeinflusst (WHO/BZgA 2011, S. 24). In vielen europäischen Ländern Generell wurden Sexualität, sexuelles Begehren orientiert sich das schulische Angebot deshalb und Pubertät lange Zeit nur als „Risiko“ und an einer sogenannten „holistischen Sexualpä- „Gefahr“ gesehen: Es drohten Geschlechts- dagogik“, die Menschen ganzheitlich in ihrer krankheiten, ungewollte Elternschaft oder sexuellen Entwicklung begleitet (WHO/BZgA sexuelle Gewalt. Sexualpädagogik wollte hier 2011). durch Information und Aufklärung Abhilfe schaffen. Die Bedrohungen sollten die einzelnen Trotz der medial verbreiteten Sexualisierung Jugendlichen für sich zu meistern lernen. Das von jugendlichen Frauenkörpern war das „Risikomanagement“ bestand vor allem darin, Sprechen über die Sexualität von Frauen lange an Jugendliche zu appellieren, Sexualität zu Zeit viel stärker tabuisiert als die Sexualität einer „wohlüberlegten autonomen Entschei- von Männern. Bereits 1988 wurde in einem in- dung“ zu machen. Das emotionslose Entschei- ternational viel beachteten Forschungsartikel dungsverhalten im Trockentraining hatte jedoch von Michelle Fine kritisiert, dass Mädchen im oft wenig mit der Realität sexueller Erfahrungen sexualpädagogischen Unterricht zwar als Opfer zu tun. Auch ungleiche soziale Bedingungen 6
sexueller Entscheidungs- und Handlungsmacht stimmung zu verwirklichen, müssen auch die wurden dabei nicht berücksichtigt: Sozial ein- sozialen und kulturellen Bedingungen sexueller flussreiche Personen können sich der Sexualität Selbstbestimmung gefördert werden (Fields oder auch der Beschämung bedienen, um et al. 2015; WHO/BZgA 2011). Sexualpädagogik Macht auszuüben – und sozial benachteiligte muss daher Benachteiligung und soziale Personengruppen sind dafür besonders ver- Hierarchien berücksichtigen – etwa zwischen letzlich. Jugendlichen mit unterschiedlichem Begehren, sozialem oder biologischem Geschlecht und Die Forschung zeigt demgegenüber, dass se- sozioökonomischen Ressourcen genauso wie xuelle Risiken nur sinnvoll zu reduzieren sind, mit unterschiedlicher Religion, Hautfarbe oder wenn offen auch über Emotionen wie Lust Sprache sowie mit Behinderungen. Sexuelle und Begehren, Ängste und Scham gesprochen Bildung hat im 21. Jahrhundert deshalb – werden kann (Fine 1988; IPPF 2016, S. 9). Um neben den sexologischen und pädagogischen für mehr Menschen mehr sexuelle Selbstbe- Grundlagen – sowohl einen psychologischen als auch einen gesellschaftswissenschaftlichen Hintergrund. Sie hat sich von der Risikoprävention und den früheren Gefahrenbotschaften wegentwickelt und versteht sich heute als Begleitung der se- xuellen Entwicklung (siehe Kapitel „Sexuelle Entwicklung(en)“). Sexuelle Bildung bezieht sich damit auf den ganzen Lebenslauf, wobei Sexualpädagogik in Schulen davon nur ein Teil ist. Wie wird sexuelle Bildung unterrichtet? Die international führenden sexualpädagogi- schen Organisationen haben sich in den letzten Jahren von Wertfragen stark distanziert. Wert- haltungen sind sehr unterschiedlich, sowohl bezogen auf Sexualität allgemein als auch auf die Frage, wie sexuelle Bildung aussehen soll (Jones 2011). Es gibt also verschiedene Zugänge zu dem Thema, weshalb sexualpädagogisch tätige Personen ihre eigenen, aber auch ge- sellschaftliche Werthaltungen kritisch reflek- tieren müssen (WHO/BZgA 2011, S. 35). Ab- gesehen von einer klaren Positionierung gegen Zwang, Diskriminierung und Gewalt ist Sexu- alpädagogik daher respektvoll und offen ge- genüber unterschiedlichen sexuellen Werthal- tungen. In den letzten Jahren ist vor allem eine „interkulturelle Sexualpädagogik“ zu einem Thema geworden, das in Österreich besonders politisiert ist. Tatsächliche und vermutete Un- terschiede zwischen den Werthaltungen in verschiedenen Ländern lenken den Blick nicht nur auf „die Anderen“ – auch innerhalb Öster- reichs gibt es verschiedene sexuelle „Kulturen“: 7
Die historischen Auseinandersetzungen um eine professionelle Sexualpädagogik in Öster- reich zeigen, dass sexuelle Werthaltungen sehr unterschiedlich und ein kontroverses Thema sind. Kontroverse Werthaltungen kommen auch regelmäßig auf, wenn es um das noch wenig beachtete Thema „Sexualität und Be- hinderung“ geht (siehe Kapitel „Sexualpäda- gogisches Arbeiten im Kontext mit Behinde- rung“). Einer ganzheitlichen Sexualpädagogik ist es daher ein Anliegen, sich mit unterschied- lichen Werten und diskriminierenden Haltungen auseinanderzusetzen – gemeinsam mit Päda- gog*innen, Erwachsenen und Betreuungsper- Eine holistische Sexualpädagogik berücksichtigt sonen, wie auch mit Kindern und Jugendlichen. daher neben Wissen auch Emotionen und Be- Die in der Sexualpädagogik angewandten di- ziehungen, und unterstützt die Entwicklung daktischen Methoden zielen darauf ab, dort von Körperkompetenzen im Alltag (Grundsatz- anzuschließen, wo die Kinder, Jugendlichen erlass 2015). Ein positiver und lustorientierter oder Erwachsenen stehen – und das ist je Zugang zu Sexualität wird mit sexuellen Rechten nach Gruppe sehr unterschiedlich. Daher sind und wechselseitiger Zustimmung (siehe Kapitel Referent*innen flexibel – ein wichtiger Unter- „Wenn Gewalt zum Thema wird“) verbunden. schied zu sexualpädagogischen Programmen, die auf die Vermittlung klarer Werte, Verhal- tensnormen und Gefahrenbotschaften abzie- Dr.in Barbara Rothmüller len. ist Soziologin mit Schwerpunkt Geschlechter- und Sexualitäts- Die Fachstelle orientiert sich dabei an interna- forschung sowie Bildungsungleichheiten; tionalen Standards einer ganzheitlichen Se- Universitätslektorin am Institut für Soziologie xualpädagogik und dem österreichischen der Universität Wien und dem Institut für Grundsatzerlass, über deren Qualität ein hoher Erziehungswissenschaft der Universität Konsens besteht. Sexualpädagogik definiert Innsbruck; Mitarbeiterin im Projekt sich darin als entwicklungsbegleitende Arbeit „Imagining Desires“ am Institut für Kunst- und an Menschenrechten, Geschlechtergerechtig- Kulturpädagogik der Akademie der bildenden keit, Respekt und Anerkennung von Vielfalt Künste Wien. und Gesundheitsförderung. Sexuelle Gesundheit ist definiert als Literaturverzeichnis: • BMBF - Bundesministerium für Bildung und Frauen (2015): ein Zustand körperlichen, emotionalen, men- Grundsatzerlass Sexualpädagogik. Online unter: https://bildung.bmbwf.gv.at/ministerium/rs/2015_11.pdf?61edq8 talen und sozialen Wohlbefindens in Bezug • Fields, Jessica / Gilbert, Jen / Miller, Michelle (2015): „ Sexuality and Education: Toward the Promise of Ambiguity.“ auf Sexualität; es ist nicht nur die Abwesenheit In: DeLamater, John / Plante, Rebecca (Hg.): Handbook of the Sociology of Sexualities. Springer, S. 371-387. von Krankheit, Funktionsstörungen oder • Jones, Tiffany (2011): „A sexuality education discourses framework: Conservative, liberal, critical, and postmodern.“ Schwäche. Sexuelle Gesundheit erfordert In: American Journal of Sexuality Education 6(2): S. 133-175. • Koch, Friedrich (2013): „Zur Geschichte der Sexualpädagogik.“ einen positiven und respektvollen Umgang In: Schmidt, Renate-Berenike / Sielert, Uwe (Hg.): Handbuch Sexualpädagogik und sexuelle Bildung. 2. Aufl. Weinheim: mit Sexualität und sexuellen Beziehungen Beltz Juventa, S. 25-40. • IPPF International Planned Parenthood Federation (2016): sowie die Möglichkeit, lustvolle und sichere Everyone’s Right to Know: Delivering Comprehensive Sexuality Education for All Young People. London. sexuelle Erfahrungen frei von Zwang, Dis- • Michelle Fine (1988) Sexuality, Schooling, and Adolescent Females: The Missing Discourse of Desire. Harvard Educational Review: April 1988, kriminierung und Gewalt zu machen. Um Vol. 58, No. 1, pp. 29-54. • WHO Regional Office for Europe & Bundeszentrale für gesundheitliche sexuelle Gesundheit zu erreichen und zu Aufklärung (2011): Standards für die Sexualaufklärung in Europa. Rahmenkonzept für politische Entscheidungsträger, bewahren, müssen die sexuellen Rechte aller Bildungseinrichtung, Gesundheitsbehörden, Expertinnen und Experten. Köln. Online unter: https://www.bzga-whocc.de/fileadmin/user_upload/ Menschen respektiert, geschützt und realisiert WHO_BZgA_Standards_deutsch.pdf • Zimmerman, Jonathan (2015): Too hot to handle: A global history of sex werden (WHO/BZgA 2011, S. 19). education. Princeton, MA: Princeton University Press. 8
Sexuelle Entwicklung(en) und Entwicklungschancen in Kindheit und Jugend Die sexuelle Entwicklung von Kindern und Jugendlichen verläuft nicht nur sehr unterschiedlich. Auch der Blick auf kindliche Sexualitäten hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr stark verändert. Kinder wurden lange Zeit entweder als asexuell rationen gesehen: Sexuelle Praktiken markieren oder als „kleine Erwachsene“ betrachtet. Es die Grenze zwischen Kindern und Erwachsenen wurde nicht systematisch zwischen kindlicher (ebd.). Weder auf der Basis wissenschaftlicher und erwachsener Sexualität unterschieden. Forschungen noch pädagogischer Beobach- Demgegenüber wird heute davon ausgegan- tungen lässt sich diese Sichtweise jedoch auf- gen, dass sich zwar die Sexualitäten von Er- rechterhalten. Häufig handelt es sich dabei wachsenen aufbauend auf den kindlichen und um ein Missverständnis: Die Zurückweisung jugendlichen Erfahrungen entwickeln. Erwach- kindlicher Sexualität beruht teilweise darauf, sene Sexualität wird jedoch als qualitativ dass Sexualität alltagssprachlich mit Ge- grundsätzlich anders strukturiert gesehen als schlechtsverkehr gleichgesetzt wird, der für kindliche Sexualität (Quindeau/Brumlik 2012). Kinder tatsächlich keine Rolle spielt. Die kind- liche Sexualität orientiert sich nämlich an an- Dass Kinder überhaupt eine eigene Sexualität deren Parametern als jene der Erwachsenen. haben sollen, wird von „besorgten Eltern“ und Nichtsdestotrotz sind Kinder bereits ab dem Pädagog*innen in den letzten Jahren immer Beginn ihrer Existenz sexuelle Wesen. Sie er- wieder bestritten. Eine glückliche Kindheit werben von klein auf Kompetenzen und ma- scheint für sie darauf zu beruhen, dass diese chen Erfahrungen, die ihre Sexualität prägen asexuell verläuft: Sexualität wird zum päda- (Quindeau/Brumlik 2012). Sexualpädagogisch gogischen Bedrohungsszenario (König 2017). wird davon ausgegangen, dass sexuelle Ent- Sexualität zu haben oder nicht zu haben wird wicklungen mit der menschlichen Existenz als zentraler Unterschied zwischen den Gene- beginnen und auch im Erwachsenenalter nicht 9
in manchen Bereichen – wie etwa der Selbststimulation – ein ähnliches Se- xualverhalten bei Kindern wie bei Er- wachsenen beobachtet werden kann (was wissenschaftlich als homologes Modell kindlicher Sexualität bezeichnet wird), besteht insbesondere auf der Ebene der Bedeutung sexuellen Ver- haltens ein großer Unterschied. Kinder spüren zwar bereits sehr früh soziale Werte und Normen im Verhalten der Betreuungspersonen, trotzdem sind ihnen diese für die emotionale und körperliche Gestaltung noch nicht verfügbar. Während Erwachsene also kindliches Verhalten als sexuell inter- pretieren und einordnen, wird das- selbe Verhalten von Kindern wohl eher als ein unmittelbares Lusterleben erfahren, womöglich zur Kompen- sation von Frustrationserfahrungen (Wanzeck-Sielert 2013, S. 355). Die Bedeutung von Sexualität und se- xuellem Verhalten unterscheidet sich somit qualitativ zwischen Kindern abgeschlossen sind. Die Rede von einer Se- und Erwachsenen, was als heterologes Modell xualisierung von an sich asexuellen Kindern kindlicher Sexualität bezeichnet wird. ist daher irreführend. In welcher Weise sich kindliche und erwachsene Sexualität dennoch Die sexuellen Entwicklungen von Kindern und unterscheiden, wird in der Folge näher ausge- Jugendlichen sind dabei Teil ihrer Gesamtent- führt. wicklung, die maßgeblich vom sozialen Umfeld geprägt wird. So unterschiedlich wie die Le- Sexualpädagogisch wird mit einem breiteren bensbedingungen des Aufwachsens von Kindern Sexualitätsbegriff gearbeitet als das alltags- sind, so unterschiedlich verlaufen auch die se- sprachlich üblich ist. Sexualität meint prinzipiell xuellen Entwicklungen. Es gibt daher keine die menschliche Fähigkeit zur sexuellen Erre- „Normalentwicklung“ von Sexualität, von der gung und bezieht sich auf emotionale, kör- sich „Fehlentwicklungen“ abgrenzen ließen. perliche, kognitive und soziale Dimensionen Obwohl in der Literatur sexuelle Entwicklungs- sexuellen Erlebens. Im Lebensverlauf ändern stufen beschrieben werden (vgl. etwa WHO sich sexuelle Fantasien, Anziehungen, Begehren, 2011), sind diese nur als häufige, oft ähnlich sexuelle und romantische Präferenzen, Werte, verlaufende Phasen zu verstehen, von denen Verhalten und Praktiken, Körperkompetenzen, alle Individuen in mehr oder weniger starker Identitäten und Beziehungsformen. Kindliche Weise abweichen. Wie sich sexuelle Erfahrungen Sexualität wird üblicherweise von einer er- jeweils biografisch in einem bestimmten Kontext wachsenen Sexualität dadurch abgegrenzt, aufschichten, kann mit dem wissenschaftlichen dass Kinder Lust-Erfahrungen mit dem ganzen Modell sexueller Entwicklung nicht vorhergesagt Körper und ichbezogen erleben. Sexuelles Ver- werden. In der pädagogischen Arbeit mit Kin- halten wie beispielsweise genitale Selbststimu- dern und Jugendlichen ist diese Offenheit der lation hat für sie eine andere Bedeutung als für Entwicklungen und ihre Abhängigkeit von den Jugendliche oder Erwachsene. Während also Deutungen und Interventionen der Betreu- 10
ungspersonen zu berücksichtigen. Dies gilt bei- im engeren Betreuungskontext wie auch in der spielsweise auch für den Verlauf geschlechtlicher Auseinandersetzung mit anderen Kindern und Entwicklungen oder für die Bewältigung sexu- Erwachsenen sowie den Medien. eller Gewalterfahrungen im Lebensverlauf. In den ersten Lebensjahren sind alle Formen Nähe und Zuwendung werden in der frühen des lustvollen Bewegens des Körpers wie Kindheit sehr stark über die Haut erfahren. Schaukeln und Hüpfen oder Singen und Tanzen Eine liebevolle und verlässliche Befriedigung auch als sexualpädagogische Entwicklungs- von Bedürfnissen ist zentral, damit vertrauens- erfahrungen einzuordnen. Sauberkeitserziehung volle Bindungen, stabile Ich-Entwicklung und wird zu einer Art erstem Testlauf von sozialer eine positive Haltung zum eigenen Körper und Autonomie und körperlicher Selbständigkeit, zu Lust aufgebaut werden können. Angenehme in dem Scham-, Lust- und Machtgefühle bei Körpererfahrungen bzw. der Umgang mit Frus- Kindern teilweise stark ausgeprägt werden. tration prägen die weiteren psychosexuellen Im Kontext von sozialen Gruppen werden (u.a. Entwicklungen, u.a. beim Wickeln, Nacktsein, geschlechtliche) Abgrenzungen und (u.a. se- Baden oder Nuckeln an Brust bzw. Fläschchen. xualisierte) Provokationen relevant: Eine se- Dabei erfahren schon Babys Anspannung und xualisierte Sprache und Schimpfwörter werden Entspannung als fundamentale Lustprinzipien. in der mittleren Kindheit oft enthusiastisch Kleine Kinder sind neugierig und entdecken verbreitet und markieren, dass sich Kinder mit ihren eigenen Körper, die Welt und zunehmend sexuellen Themen auseinandersetzen. Auch auch soziale Beziehungen u.a. in Rollenspielen. werden nach und nach explizite Fragen zu Es finden wichtige Prägungen auf der psycho- Sexualität formuliert. Weniger wahrnehmbar sozialen und körperlichen Ebene statt, sowohl sind demgegenüber oft die kindlichen Initiativen zur Entdeckung ihres Kör- pers und des Körpers an- derer Kinder. Die als Fami- lien- oder „Doktorspiele“ bekannten Erkundungsspie- le werden häufig vor Er- wachsenen verborgen, was darauf hinweist, dass Kinder früh spüren, dass diese Spie- le tabuisiert sind. Inwieweit Körperscham in der mittle- ren Kindheit zunimmt, ist sehr kontextspezifisch, je- doch ebenfalls ein häufig beobachtbares Phänomen (Schurke 2005). Die pubertären Körperver- änderungen stellen Jugend- liche schließlich vor vielfäl- tige Herausforderungen. Gruppenpositionen werden häufig ausgehandelt, indem das soziale Geschlecht über- steigert dargestellt wird: Der Druck, ein „echter“ Mann oder eine „richtige“ Frau zu 11
werden, erzeugt Druck auf Jugendliche, sich – Ausgrenzung wegen Armut oder Rassismus, meist affirmativ – zu den traditionellen Männ- aber auch Homo- oder Transphobie sowie die lichkeits- und Weiblichkeitsnormen sowie zu Unsichtbarkeit sexueller Minderheiten ungleiche Erwartungen an körperliche Attraktivität und Entwicklungschancen sexueller Gesundheit Heterosexualität zu verhalten. Dabei entziehen (siehe Kapitel „Wie kommt die Sexualität in sich Jugendliche oft der Auseinandersetzung die Schule?“). Nachdem Sexualpädagogik der mit sexuellen Themen im Familienkontext: In- entwicklungsbegleitenden Förderung sexueller timität, Vertrauen und Distanz werden im Be- Gesundheit verpflichtet ist, liegt es auch im treuungssetting neu ausgehandelt. Was es se- Aufgabenbereich von sexualpädagogisch Tä- xuell zu wissen und zu tun gilt, vermitteln zu- tigen, diese fördernden Rahmenbedingungen nehmend Freund*innen und spezielle Medien- sexueller Entwicklungen sicherzustellen. angebote. Eltern, Pädagog*innen und Lehrpersonen kön- Dr.in Barbara Rothmüller nen sexuelle Entwicklungsprozesse durch pas- ist Soziologin mit Schwerpunkt sende Bewegungsangebote, Wissensvermitt- Geschlechter- und Sexualitäts- lung sowie emotionale und soziale Bildungs- forschung sowie Bildungsungleichheiten; angebote begleiten. Um die Eigenlogik kind- Universitätslektorin am Institut für Soziologie licher und jugendlicher sexueller Entwicklungen der Universität Wien und dem Institut für überhaupt wahrnehmen zu können, ist eine Erziehungswissenschaft der Universität Reflexion von Werthaltungen ein wichtiger Innsbruck; Mitarbeiterin im Projekt erster Schritt. Denn biografisch entwickelte „Imagining Desires“ am Institut für Kunst- und Überzeugungen und gesellschaftliche Wert- Kulturpädagogik der Akademie der bildenden haltungen beeinflussen, wie sexuelle Aus- Künste Wien. drucksformen von Kindern und Jugendlichen in der pädagogischen Praxis bewertet wer- Literaturverzeichnis: • König, Julia (2017): „Der sexuelle Kinderkörper. Erkenntnistheoretische den – und damit auch die möglichen Verläufe und historische Annäherungen.“ In: Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation 37(1): S. 10-24. sexueller Entwicklungen. Darüber hinaus prägen • Quindeau, Ilka / Brumlik, Micha (Hg.) (2012): Kindliche Sexualität. Beltz Juventa. aber auch ungleiche soziale Bedingungen des • Schuhrke, Bettina (2005): Kindliche Körperscham und familiale Schamregeln: eine Studie im Auftrag der BZgA. 9. Aufl. Köln. Aufwachsens sowie Diskriminierungsstrukturen • Wanzeck-Sielert, Christa (2013): „Sexualität im Kindesalter.“ In: Schmidt, Renate-Berenike / Sielert, Uwe (Hg.): Handbuch Sexualpädagogik und sexuelle Entwicklungsprozesse: Die sexuelle sexuelle Bildung. 2. Aufl. Weinheim: Beltz Juventa, S. 355-363. • WHO Regional Office for Europe & Bundeszentrale für gesundheitliche Entwicklung lässt sich nicht von der allgemeinen Aufklärung (2011): Standards für die Sexualaufklärung in Europa. Rahmenkonzept für politische Entscheidungsträger, Entwicklung abtrennen. Daher bedingen sowohl Bildungseinrichtung, Gesundheitsbehörden, Expertinnen und Experten. Köln. https://www.bzga-whocc.de/fileadmin/user_upload/WHO_ ungleiche Geschlechterverhältnisse, soziale BZgA_Standards_deutsch.pdf. 12
Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in der sexuellen Bildung Mit unterschiedlichen Zugängen und Schwerpunkten ist in den vergangenen Jahren die Vielfalt in die Pädagogik eingekehrt. Unter Vielfalt wird die geschlechtliche, kulturelle leinerziehenden Eltern oder in Patchwork- und soziale Verschiedenheit von Menschen Familien leben, die schwule, lesbische oder verstanden (vgl. Perko 2015, S. 69). Menschen bisexuelle2 Eltern oder Verwandte haben oder können in Bezug auf unterschiedliche, gesell- selbst so empfinden, die intergeschlechtlich3 schaftlich zugewiesene Kategorien – wie z.B. sind oder sich nicht mit dem Geschlecht iden- Alter, geographische Herkunft, soziale Her- tifizieren, das ihnen bei der Geburt zuge- kunft/Klasse, Migration, kulturelle Herkunft, schrieben wurde (vgl. Vasold 2016, S. 7). Religionszugehörigkeit, Aussehen, Hautfarbe, Behinderung, Gender/Queer oder sexuelles Zweigeschlechtlichkeit Begehren – Diskriminierungen erfahren. Diese und Heterosexualität als Norm Kategorien nehmen Einfluss darauf, inwieweit Die geschlechtliche und sexuelle Identität eines Menschen diskriminiert oder privilegiert werden. Menschen umfasst „die Vielfalt von möglichen Der folgende Artikel thematisiert aus diskri- Geschlechterrollen, sexuellen Orientierungen minierungskritischer1 Perspektive Herausfor- und Lebensweisen in unterschiedlichen Lebens- derungen und Möglichkeiten im Umgang mit phasen“ (LI Hamburg 2014, S. 9). Demgegen- geschlechtlicher und sexueller Vielfalt im Kon- über ist in Österreich wie auch weltweit die text sexueller Bildung. Vorstellung von zwei biologisch angeborenen und nicht veränderbaren Geschlechtern vor- Der 2015 neu überarbeitete Grundsatzerlass herrschend. Von feministischen Wissenschaft- Sexualpädagogik verankert die „Vielfalt der ler*innen wurde der Begriff „gender“ eingeführt, Lebensformen“ in der schulischen Sexualpä- um die subjektive Geschlechtsidentität einer dagogik in Österreich: „Sexualpädagogik (…) Person – also ob und wie sehr sie sich männlich, soll sich am Prinzip der Gleichstellung der Ge- weiblich oder als etwas anderes fühlt – sowie schlechter sowie der Vielfalt der Lebensformen die gesellschaftlichen Erwartungen, die an (z.B. sexuelle Orientierung, Geschlechteriden- „männlich“ oder „weiblich“ gestellt werden, titäten) orientieren (…) und an internationalen zu beschreiben. Der englische Begriff „sex“ Menschenrechten ausgerichtet sein“ (Grund- hingegen steht für das biologische Geschlecht, satzerlass Sexualpädagogik 2015). Die harmlos welches sich auf Chromosomensätze, Keim- klingende „Vielfalt“ ist dabei keineswegs un- drüsen, Hormone und Geschlechtsorgane be- umstritten. Konservative und rechtspopulisti- zieht. Doch biologische Forschungen erschüt- sche Gruppierungen attackieren emanzipato- tern auch die Existenz zweier eindeutiger bio- rische Sexualpädagogik als „Indoktrinierung“, logischer Geschlechter, indem sie die große „Früh- und Zwangssexualisierung“, „Schwulen- 1 Hintergrundinformationen, Literaturhinweise und Ressourcen zum propaganda“ oder gar als „Kindesmissbrauch“ diskriminierungskritischen Bildungskonzept „Social Justice and Diversity-Konzept“ (Czollek/Perko/Weinbach) finden sich auf der (vgl. Karlheinz Valtl & Verein liebenslust* 2017; Website des Instituts für Social Justice und Diversity: www.social-justice.eu Vasold 2016). 2 Als schwul wird die gleichgeschlechtliche romantische und/oder sexuelle Anziehung von Männern bezeichnet. Als lesbisch wird die gleichgeschlechtliche romantische und/oder sexuelle Anziehung von Frauen bezeichnet. Als bisexuell bezeichnen sich Menschen, die sich Doch geschlechtliche und sexuelle Vielfalt ist romantisch und/oder sexuell zu mindestens zwei Geschlechtern hingezogen fühlen. Realität: Als Pädagog*innen begegnen wir all- 3 Intergeschlechtliche Menschen werden mit genetischen und/oder anatomischen und/oder hormonellen Geschlechtsmerkmalen geboren, täglich Kindern und Jugendlichen, die mit al- die nicht den Geschlechternormen von Mann und Frau entsprechen. 13
Vielfalt von „männlichen“ und „weiblichen“ vom UN-Komitee gegen Folter als Menschen- Körpern aufzeigen (vgl. Voß 2013). Neben rechtsverletzungen verurteilten, geschlechts- einer großen Differenz innerhalb der Kategorien verändernden Eingriffen. „Mann“ und „Frau“ werden laut Intersex Human Rights Australia 1,7 Prozent4 aller Menschen Die Vorstellung von Zweigeschlechtlichkeit als intergeschlechtlich geboren, was in etwa blendet vielfältige Geschlechtsidentitäten – z.B. dem Anteil rothaariger Menschen entspricht trans5, intergeschlechtlich, queer6 oder non- (Dalhoff/Eder 2016, S. 88). Obwohl interge- binary7 – aus und ist eng mit der Vorstellung schlechtlich geborene Kinder genauso gesund von Heterosexualität als Norm verknüpft. He- sind wie weibliche oder männliche Babys, wer- terosexualität8 wird als einzige oder einzig „nor- den sie häufig kurz nach ihrer Geburt mit male“ Sexualität überall vorausgesetzt. Lesbi- massiven, irreversiblen geschlechtsverändern- sche, schwule, bi-, pan9 - oder asexuelle10 Le- den medizinischen Eingriffen und in den meis- bensweisen werden als „krank“ oder „unnatür- ten Fällen ohne jegliche medizinische Not- lich“ abgewertet, als „neugierige und vorüber- wendigkeit geschlechtlich normiert (Hechler gehende Phase“ nicht ernst genommen oder 2012, S. 127). Der „Verein intergeschlechtlicher als promiskuitiv diffamiert – und sind in Öster- Menschen Österreich“ und die Plattform „In- reich heterosexuellen Lebensweisen rechtlich tersex Österreich“ fordern ein Verbot dieser, auch im Jahr 2018 nicht gleichgestellt. Studien 4 zeigen, dass mehr als 85 Prozent der befragten Je nachdem wie eng oder weit die Definition von Intergeschlechtlichkeit gefasst wird, variieren Schätzungen von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans, inter- 1 bis 4 Prozent. (vgl. Gruber 2018) 5 Als trans bezeichnen sich Menschen, deren Geschlechtsidentität nicht geschlechtlichen und queeren (LSBTIQ) Ju- dem ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht entspricht. 6 Queer heißt auf Englisch „schräg“ oder „falsch“ und galt lange Zeit als gendlichen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung Schimpfwort vor allem für Schwule. Schwulen- und Lesben- bewegungen haben sich den Begriff mittlerweile positiv angeeignet. oder ihrer Geschlechtsidentität Diskriminierung Dadurch wurde queer zu einer Selbstbezeichnung für all jene, die sich von der als Zwang empfundenen Zweigeschlechtlichkeit und in Form von verbalen Übergriffen, Mobbing Heterosexualität abgrenzen und gesellschaftliche 7 Selbstverständlichkeiten in Frage stellen wollen. und Cybermobbing – insbesondere im Eltern- Als non-binary bezeichnen sich Menschen, die sich weder eindeutig weiblich noch eindeutig männlich fühlen, sondern dazwischen, jenseits, haus, in der Schule und am Arbeitsplatz – sowohl als auch oder situativ unterschiedlich. 8 Heterosexualität bezeichnet die romantische und/oder sexuelle erleben oder erlebt haben (Krell 2013, S. 10f.). Anziehung zu Personen des anderen Geschlechts im Rahmen der 9 Zweigeschlechtlichkeit. Zudem berichten Studien über ein bis zu sechs- Pansexualität bezeichnet die sexuelle und/oder romantische Anziehung 10 zu Menschen unabhängig von deren geschlechtlicher Identität. fach erhöhtes Suizidrisiko von LSBTIQ-Jugend- Als asexuell bezeichnen sich Menschen, die immer oder phasenweise kein sexuelles Begehren empfinden. lichen (Nordt & Kugler 2012, S. 40). 14
Herausforderungen und Möglichkeits- räume in der Thematisierung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt Kinder und Jugendliche brauchen ein infor- miertes, stärkendes und unterstützendes Um- feld, das ihre vielfältigen Lebensrealitäten gleichberechtigt anerkennt und sie dabei be- gleitet, eine selbstbestimmte sexuelle und ge- schlechtliche Identität zu entwickeln, sowie Verbündete, die Diskriminierungen erkennen, bei Ausgrenzung und Grenzverletzungen ein- greifen und klar Stellung beziehen. Für Päda- gog*innen entstehen dabei Herausforderungen, aber auch spannende neue Handlungs- und Möglichkeitsräume. Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt meint dabei weit mehr als LSBTIQ-Lebensweisen. Anstatt intergeschlechtliche Geschlechtsorgane als alleiniges Beispiel für Vielfalt heranzuziehen, kann die generelle Vielfalt von Geschlechts- organen als Ausgangspunkt für Diskussionen rund um Schönheitsideale genommen werden.11 So können zum Beispiel beim Kneten vielfältiger Geschlechtsorgane aus Salzteig Gespräche über Anatomie, Lust, Selbstbefriedigung, aber auch die Angst, nicht „normal“ oder „schön“ zu sein, entstehen. Wenn Kinder und Jugend- liche korrekte Bezeichnungen für ihre eigenen Geschlechtsorgane kennen, mit denen sie sich auch wohl fühlen, und über den anatomischen Aufbau ihrer Geschlechtsorgane Bescheid wis- geschlossen werden, die sich in den Kategorien sen, erhalten sie Kompetenzen, um eine lustvolle „Mädchen“ und „Junge“ nicht wiederfinden. eigene Sexualität zu entwickeln und Wünsche, Auch ist eine geschlechterhomogene Gruppe Ängste und Grenzen kommunizieren zu kön- nicht automatisch ein geschützter Raum, da nen. Menschen aufgrund vielfältiger Diskriminie- rungsformen privilegiert und diskriminiert sein In der Sexualpädagogik wird aus der Annahme können. Dennoch können geschlechtshomo- geteilter Erfahrungen häufig in geschlechts- gene Räume als „paradoxe Intervention“ Sinn homogenen Mädchen- und Burschen-Gruppen machen, wenn sie widersprüchliche Erfahrun- gearbeitet. Dabei besteht jedoch die Gefahr, gen und Differenzen zulassen, eine Zuteilung dass Geschlechterklischees festgeschrieben nach Selbstdefinitionen ermöglichen und durch werden, beispielsweise, wenn mit Mädchen- vielfältige weitere Angebote (wie spezifische gruppen vor allem zu Zyklus, „Jungfräulichkeit“12 Angebote für queere Jugendliche) sowie an- und Verhütung gearbeitet wird, während lust- volle Aspekte rund um Sexualität ausgespart 11 Vielma bietet vielfältige sexualpädagogische Materialien, wie bunte Vulven, Penisse und intergeschlechtliche Genitalien aus Gips: werden, und mit Jungengruppen hingegen http://www.vielma.at/materialien.html 12 Der Mythos, dass Menschen mit Vulva ein „Jungfernhäutchen“ besitzen, vor allem Pornografie, Selbstbefriedigung und welches beim Sport, Benutzen eines Tampons oder ersten vaginalen Geschlechtsverkehr reißt, ist weit verbreitet. Ausführliche Informationen Orgasmus thematisiert werden. Weiters besteht zur Aufdeckung dieses Mythos sind beispielsweise in der Broschüre „Mythos Jungfernhäutchen“ von Holla e.V. zu finden, bestellbar unter: das Risiko, dass Kinder und Jugendliche aus- http://holla-ev.de/broschuere 15
dere Gruppeneinteilungen – beispielsweise Vielfalt und sexuelle Orientierungen in leichter nach thematischen Interessen – ergänzt werden Sprache erklärt werden können (Leicht Lesen (vgl. Vinke 2015, S. 25). 2018). Pädagog*innen sind gefordert, eigene Annah- Und was ist beispielsweise gemeint, wenn von men, Zuschreibungen und Selbstverständlich- „Sex“ die Rede ist? Wann fängt Sex an, wann keiten zu hinterfragen und dazu beizutragen, ist er zu Ende? Was ist mit „Vorspiel“ gemeint, Vorurteile und Klischees abzubauen. So wird wenn es das ist, was für viele Menschen viel- beispielsweise Transidentität häufig damit er- leicht sogar den lustvollsten Teil ihrer Sexualität klärt, dass sich Trans-Personen im „falschen darstellt? Was bedeutet es für queere Ju- Körper“ fühlen. Diese Vorstellung setzt die gendliche, wenn Sex allein auf heterosexuellen persönliche Geschlechtsidentität mit den Ge- Vaginalsex beschränkt wird? Oder für Kinder schlechtsorganen gleich. Doch kein Körper ist aus Regenbogenfamilien, wenn Kinderkriegen „falsch“, und kein Körper zwingt zu einem allein auf heterosexuelle Eltern begrenzt wird? Leben in einem bestimmten Geschlecht. „Der Das Bilderbuch „Wie entsteht ein Baby?“ eigene Körper bildet die Grundlage dafür, um – (Silverberg/Smyth/Brugger 2018) erzählt die mit oder ohne Anpassungen – jedes Geschlecht Geschichte von Schwangerschaft und Geburt verkörpern zu können. Er ist nicht „falsch’, so, dass sich auch Adoptiv-Familien, gleich- sondern flexibel.“ (WASt 2013, S. 16.) Auch geschlechtliche Elternpaare und mit künstlicher möchten nicht alle Trans-Personen das Ge- Befruchtung gezeugte Kinder darin wieder- schlecht von männlich zu weiblich oder um- finden. gekehrt wechseln (ebd.: S. 17). Die Broschüre „Frau. Mann. Und noch viel mehr“ liefert An- Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt ernst zu regungen, wie Themen rund um geschlechtliche nehmen, bedeutet, diese nicht in einem eigenen Kapitel oder zusätzlichen Workshop als „Extra“ hinzuzufügen oder allein in der Sexualaufklä- Geschlechtergerechte Sprache rung abzuhandeln, sondern vielmehr, sie als Unsere Sprache ist ein Spiegelbild unseres selbstverständliche und alltägliche Lebens- Zusammenlebens. Wir erlernen mit ihr Werte realität von Kindern und Jugendlichen anzu- und Normen unserer Gesellschaft und repro- erkennen, und dadurch positive und nicht- duzieren diese zugleich. Unsere häufig an problematisierende Zugänge zu ermöglichen. männlichen Begriffen orientierte Sprache ist Dazu können Biografien von queeren Persön- das Ergebnis einer über Jahrhunderte wäh- lichkeiten13 oder Comics zu Coming-out-Er- renden gesellschaftlichen Ungleichbehandlung fahrungen von LSBTIQ-Personen14 aufgegriffen, von Frauen und Männern sowie eines binären aber auch tagespolitische Debatten diskutiert Verständnisses von Geschlecht, welches nur werden: In Österreich konnte die Öffnung der Frauen und Männer kennt. Das Sternchen (z.B. Ehe für gleichgeschlechtliche Paare erst 2017 Freund*innen) soll auch jenen Menschen vor dem Verfassungsgerichtshof (VfGH) er- sprachlich gerecht werden, die nicht in das bi- stritten werden. Ab 2019 wird die Ehe nun für näre Geschlechterschema hineinpassen (wol- alle geöffnet sein (vgl. Arends 2017). Und im len). Anregungen für eine geschlechtergerechte Juni 2018 entschied der VfGH in Österreich Sprache finden sich z.B. in der Publikation nach einer Klage der intergeschlechtlichen „Was tun? Sprachhandeln – aber wie? W_Or- Person Alex Jürgen*, dass Österreich in offi- tungen statt Tatenlosigkeit!“ der AG Feminis- ziellen Dokumenten einen dritten Geschlechts- tisch Sprachhandeln der Humboldt-Universität eintrag schaffen muss (vgl. Haller 2018). zu Berlin: http://feministisch-sprachhandeln.org/ 13 Auf der Website http://www.queerhistory.de stehen Unterrichts- entwürfe und Videointerviews zu queerer Geschichte zur Verfügung. wp-content/uploads/2015/04/ 14 In bislang zwei Büchern sowie auf ihrer Website http://www.achsoistdas.com/ veröffentlicht Martina Schradi sprachleitfaden_zweite_auflage.pdf biografische Comicreportagen über Erfahrungen von LSBTIQ. Auf der Website stehen auch ausgearbeitete Arbeitsaufträge zum k- (letzter Zugriff: 01.07.2018). ostenlosen Download zur Verfügung. 16
Im Internet findet sich eine Vielzahl von Mate- öffnen, in welchen vielfältige Lebensweisen rialien, die den Umgang von Jugendlichen mit jenseits der Norm selbstverständlich und Geschlechterrollen, Sexismus, Coming-out, Ho- gleichberechtigt verankert sind, fühlen sich mophobie, Sexualitäten oder Formen des Zu- Kinder und Jugendliche mit ihren Belangen sammenlebens thematisieren, Mut machen angenommen und willkommen. Vielfalt kann und Sichtbarkeiten schaffen.15 Auch eigene erst dann sichtbar werden, wenn sie sein darf, Methoden lassen sich neu überarbeiten – auch und wenn es eine Sprache für diese Vielfalt oder insbesondere dann, wenn es nicht explizit gibt. um geschlechtliche oder sexuelle Vielfalt geht: mit Beispielen und Bildern, die vielfältige Lie- bes- und Lebensformen abbilden oder mit Lena Deser, M.A. Namen, die nicht eindeutig auf ein Geschlecht hat Psychologie und schließen lassen. Internationale Entwicklung studiert und arbeitet als Referentin für Häufig wird der Thematisierung sexueller und sexualpädagogische Workshops und freie geschlechtlicher Vielfalt entgegengesetzt, dass Trainerin in der diskriminierungskritischen diese an einer Schule, in einer Klasse oder in und geschlechterreflektierten Bildungsarbeit einem Jugendzentrum kein Thema sei. Doch zu Themen sozialer und globaler erst wenn wir als Pädagog*innen Räume er- Gerechtigkeit. Literaturverzeichnis: 15 Das Medienprojekt Wuppertal • Adams, Maurianne/Bell, Lee Anne/Griffin, Pat (Hg.) (2007): Teaching https://www.medienprojekt-wuppertal.de realisiert gemeinsam mit for diversity and social justice. A sourcebook. Routledge. Jugendlichen Dokumentationen. Auf der Website • Arends, Johannes (2017): Fragen und Antworten zur Ehe für alle in https://www.meintestgelaende.de/ veröffentlichen Jugendliche eigene Österreich. Online unter: https://derstandard.at/2000064585074/ Texte, Songs, Videos oder Comics. 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