Solidarität. Der Welt die Hand reichen - AWO Bayern
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2•2019 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN 73. Jahrgang des „Helfer“ SOLIDA Solidarität. Der Welt die Hand reichen. WIR über Menschlichkeit und warum die Zukunft im Miteinander liegt. R I TÄT DIE AWO IN SCHWABEN Gegen Rassismus AWO Schwaben bleibt mit vielen Aktionen aktiv. Solidarität Wie Alfons Schier darüber denkt und wie er handelt.
WIR IN BAYERN WIR IN SCHWABEN Aus der AWO 3 Editorial 11 AWO eröffnet Außenstelle + Bundesverdienstkreuz für Rödentalerin Solidarität 13 Stifter tun Gutes + Hier entsteht die AWO Schwaben gegen Rassismus 15 WIR + 100 Jahre AWO + CD-Verlosung Aus dem Ehrenamt 16 Aus den Einrichtungen 18 Unser Thema: Solidarität. Der Welt die Hand reichen. 6 Reisetipp 19 Essay: Solidarität bedeutet Augenhöhe + Alles, was Recht ist 20 Brücken für ein besseres Leben Interview Ingrid Lebherz (AWO International) Die Flügel ausstrecken - Das SAH Schweiz Liebe Leserinnen und Leser, der Wissenschaftler und Soziologe Heinz Bude hat kürzlich mit „Solidarität – Die Zukunft einer großen Idee“ ein bemerkenswertes Buch vorgelegt. Es geht ihm darum, diesen gerade für die Arbeiterbewegung und auch das Entstehen der Arbeiterwohlfahrt zentralen Wert neu in unserem Bewusstsein zu verankern. Der Grundmodus des Lebens ist nicht das Geben, sondern das Teilen. Solidarität ist aber mehr als die moralische Verpflichtung, Chancen zu teilen oder materielle Not zu lindern. Es geht darum, die Anderen im eigenen Entscheiden und Handeln mit zu denken. Ihre Interessen, Wünsche und Bedürfnisse einzubeziehen. Bude spricht von der „freien Ent- scheidung zur Mitmenschlichkeit“ und macht deutlich, dass solidarisches Tun immer auch die eigene menschliche Haltung bestärkt. Es ist ein wechselseitiges Denken und Handeln und Tun. Solidarität wird so nicht nur zum Gegenprinzip des um sich greifenden Egoismus in der Gesellschaft, sondern zu einem hochaktuellen Leitgedanken in Zeiten zunehmender gesell- schaftlicher Spaltung. Solidarisches Handeln fragt nicht vordergründig nach der Machbar- keit, nach der Mehrheits- und Durchsetzungsfähigkeit etwa von politischen Entscheidun- gen, sondern nach deren allgemeiner Sinnhaftigkeit. Die Gesellschaft, ist Bude überzeugt, sehnt sich nach Solidarität so stark wie seit langem nicht mehr. Wir sollten uns gerade im Jubiläumsjahr der AWO über diese Wiederentdeckung der Soli- darität als Wert und Prinzip der Humanität freuen. Ich lade Sie ein, im neuen Heft der WIR dazu Spannendes, Neues und Vertrautes zu entdecken. Mit herzlichen Grüßen Ihr Thomas Beyer
Die AWO feiert 100-jähriges Jubiläum Die Feiern zum 100-jährigen Jubiläum der AWO in Deutschland sind in vollem Gange. Lesungen, Podiumsdiskussionen zu sozialen Themen und Veranstaltungen, die das histo rische Wirken von Marie Juchacz würdigen, AUS DER AWO finden überall in Deutschland statt. Ende Juni stellt die AWO Schwaben den Tag des Ehren- amtes ganz ins Zeichen der Jubiläumsfeier- lichkeiten. Es gibt Aktionstage und Familien- feste und vieles mehr auch in den anderen bayerischen Regionen. Mit einer Wanderaus- stellung über „Frauen und die AWO“ wird die Bayerische AWO dann ab Spätherbst durch Bayern gehen und zeigen, wie Frauenrechte, Vielfalt, Teilhabe, Menschenwürdiges Leben, Gerechtigkeit und Solidarität heute in der AWO gelebt werden. Bundesverdienstkreuz für Rödentalerin Unter www.100jahreawo.org sind die wichtigsten Termin für das Jubiläumsjahr Große Ehre für Ingrid Klingler-Joppich: Die frühere zu finden. Geschäftsführerin des AWO Kreisverbandes Coburg ist mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande aus- gezeichnet worden. Staatsministerin Kerstin Schreyer nahm die Auszeichnung Mitte März in München vor. Ingrid Klingler-Joppich bringt sich seit Jahrzehn- ten in vielfältigen Bereichen des gesellschaftlichen Frauen.Wahl.Recht. Lebens ein. Unter ihrer Verantwortung hat sich der AWO Kreisverband Coburg stetig weiterentwi- Der 19. Januar 1919 ist für die deutsche Ge- ckelt. Zahlreiche neue Einrichtungen für alle Genera- schichte und die Frauenbewegung ein zentrales tionen tragen ihre Handschrift. Über ihr berufliches Datum. An diesem Tag wurde die erste National- Wirken hinaus setzt sie sich seit langem ehrenamt- versammlung der Weimarer Republik gewählt. lich innerhalb der AWO ein. Erstmals waren auch Frauen wahlberechtigt. Zum 100. Jahrestag ist eine CD mit Musik und Texten von Marie Juchacz, Fanny Lewald, Hedwig Dohm, Helene Lange, Constanze Hallgarten, Thomas Mann, Viktor Klemperer und anderen erschienen. Nürnberg: Sie möchten diese CD gewinnen? Dann senden AWO eröffnet Außenstelle Sie eine E-Mail mit dem Kennwort „Frauenwahl- recht“ an redaktion@awo-bayern.de, Einsende- Der AWO Landesverband hat in der Bartholomäus- schluss ist der 31. Juli 2019. straße 26d in Nürnberg eine Außenstelle eröffnet. Die Räume in direkter Nähe des Wöhrder Sees wurden Ende Januar in Betrieb genommen. Sie geben die Möglichkeit, Sitzungen der Gremien, Arbeitskreise und Projektgruppen der AWO, aber auch pädagogische Seminare der Freiwilligen- dienste abzuhalten. Zudem bieten sie moderne und zentral gelegene Arbeitsplätze für die päda- gogischen Mitarbeiter*innen in den Freiwilligen- diensten, die zuvor in Untermiete beim Landes- jugendwerk untergebracht waren. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 3
Wilhelm und Marlene Baumann: DIE „WIR-REDAKTION“ Stifter engagieren sich sozial Sie haben Anregungen, Lob oder 2017 wurde die Bertold Kamm Stiftung ins Leben Kritik? Ihre Anmerkungen zum gerufen, in Erinnerung und Verehrung für die aktuellen Heft nehmen wir gerne auf. Tatkraft und die sozialen Ideen des langjährigen Sie erreichen uns hier: Vorsitzenden der AWO in Bayern, der 2016 im Alter von knapp 90 Jahren starb. AUS DER AWO Arbeiterwohlfahrt Landesverband Bayern e.V. Zu den großen Förderern und Unterstützern der Edelsbergstraße 10, 80686 München Stiftung, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Aus- und Telefon 089 546754–0 Weiterbildung sowie das Engagement junger Men- redaktion@awo-bayern.de schen im sozialen Bereich zu fördern, gehören neben der Familie Kamm auch Wilhelm und Marlene Baumann. Wilhelm Baumann war viele Jahrzehnte für die Gewerkschaften tätig. „Ich habe Bertold Kamm persönlich kennengelernt und war beein- druckt von seinem Engagement. Als wir hörten, dass es nun eine Stiftung in seinem Namen gibt, die den sozialen Zusammenhalt fördert, haben meine Frau und ich entschieden, dass wir das unterstützen wollen“, sagt der 81-jährige Unterhachinger. „Wir haben in diesem Land vieles erreicht. In den letzten Jahren bröckelt das soziale Gefüge zunehmend. Wir bedauern, dass das Wirtschaftliche heute über das Soziale dominiert. Da muss man gegensteuern“. Das Ehepaar stiftete der Bertold Kamm Stiftung nun eine Wohnung. „Es ist eine nicht alltägliche Sache, dass sich Menschen so für soziale Ziele engagieren“, Matthias Manghofer, Geschäftsführer der Druckerei betont Wolfgang Schindele, Landesgeschäftsführer Geiselberger in Altötting, hält eine druckfrische Ausgabe der AWO in Bayern. „Wir sind für die großzügige der WIR 2019 in Händen. AWO Landesvorsitzender Spende sehr dankbar.“ Mit den Erlösen aus dem Prof. Dr. Thomas Beyer und AWO Ehrenvorsitzender Kapital der Bertold Kamm Stiftung finanziert die Seban Dönhuber blättern interessiert. AWO in Bayern aktuell beispielsweise die Durchfüh- rung von Bildungs- und Informationsveranstal- Hier entsteht die WIR tungen im Rahmen des Projekts „Zusammenhalt durch Teilhabe“. Weitere Projekte sind in Planung. Die Redaktion der WIR war im Februar zu Gast bei der Druckerei Geiselberger in Altötting. Seit vielen Jahren ist Infos erteilt die „Bertold Kamm Stiftung. der oberbayerische Traditionsbetrieb zuständig für den Eine Stiftung der Arbeiterwohlfahrt Bayern“, Druck und den Versand des bayerischen AWO Mitglieder- c/o Arbeiterwohlfahrt Landesverband Bayern e.V., magazins – also dafür, dass die WIR vier Mal im Jahr in Wolfgang Schindele, Tel 089 / 54 67 54-116, den Postkästen unserer mehr als 60000 Mitglieder landet. E-Mail unter wolfgang.schindele@awo-bayern.de Beim Rundgang durch den hochmodernen Druckerei betrieb erläuterte Geschäftsführer Matthias Manghofer der Delegation die Arbeitsabläufe und beantwortete viele „Wer sich zu einer Fragen. Ein Heimspiel war der Besuch für AWO Ehrenvor- sitzenden Seban Dönhuber: Der Neuöttinger hatte bei anderen (gerechteren) Welt der Druckerei Geiselberger einst Schriftsetzer gelernt, bekennt, muss politisch bis ihn der Ruf der politischen und sozialen Arbeit für die Veränderungen auf ereilte. der Erde kämpfen.“ Bertold Kamm 4 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
AUS DER AWO Mit Plakaten warben die Organisatoren des Projektes „Zusammenhalt durch Teilhabe“ für ihre Veranstaltungen in 60 bayerischen Städten. Erfolgreiche Dialoge 6000 Teilnehmer*innen in rund 250 Veranstaltungen Um das Modellprojekt als Zukunftsaufgabe des stetigen in 60 bayerischen Städten: Das ist das stolze Ergebnis interkulturellen Lernens langfristig im AWO Landesver- des Modellprojektes „Zusammenhalt durch Teilhabe - band zu verankern, gab es neben den öffentlichen Ver- Integration auf Augenhöhe“, das im Juni nach drei Jahren anstaltungen auch Trainer*innen Ausbildungen. Dabei zu Ende geht. Die erfolgreiche Kooperation zwischen wurden 45 Teilnehmer*innen zu Multiplikatoren ausge- dem AWO Landesverband Bayern e.V und der Georg- bildet. Sie werden künftig in der bayerischen Arbeiter- von-Vollmar-Akademie e.V. erreichte mit unterschied wohlfahrt eigenständig Workshops durchführen. Inhalte lichen Formaten des interkulturellen Lernens Teilneh- solcher Veranstaltungen sind zum Beispiel Argumenta mer*innen aus Ehrenamt und Hauptamt sowie junge tionstrainings gegen Stammtischparolen, kulturbewusste Menschen im Freiwilligen Sozialen Jahr und im Bundes- Kommunikation oder Toleranztraining. „Die Trainer freiwilligendienst. ausbildung war eine sehr wertvolle Erfahrung für mich“, sagt Annalena Krischer, Koordinatorin Freiwilligendienste Neben Workshops und Podiumsdiskussionen fanden beim AWO Landesverband. „Ich habe viel über das Thema Länderabende und Lesungen zum Themenkomplex Kommunikation dazu gelernt“. Flucht, Migration, Integration sowie Antirassismus und (Rechts)-Extremismus statt. „Ein Erfolg des Projekts ist „Ich denke, es ist uns gelungen, den Dialog und die Inte- es sicher, dass es gelungen ist, zahlreiche Veranstaltungen gration auf Augenhöhe ein Stückchen voranzubringen“, für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte anzubieten resümiert Julia Gerecke. „Gemeinsam konnten wir und sie so auch verstärkt in die Verbandsarbeit mitein- wichtige Impulse zur Förderung des interkulturellen zubeziehen“, sagt Julia Gerecke, Projektleitung bei Engagements und der interkulturellen Öffnung im AWO der Vollmar Akademie in Kochel. Landesverband setzen.“ Näheres unter www.awo-bayern.de und unter www.vollmar-akademie.de WIR • Das Magazin der AWO Bayern 5
Solidarität. Im Wir liegen die Chancen. SOLIDARITÄT Seit der Gründung vor 100 Jahren hat die AWO die Menschen Helfen heißt für mich, Menschen in Bewegung zu bringen, im Blick, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. ihre Situation nicht als gegeben anzusehen und hinzu- ???????? Ob arme Kinder oder Erwachsene, ob Senior*innen mit nehmen. Die Volkshilfe Österreich wurde gegründet, um geringer Rente, Menschen mit Behinderung, Wohnungs- Menschen zu helfen. Wir leben somit die gleiche Idee oder Arbeitslose oder Flüchtlinge – die AWO tritt für sie ein. wie die AWO. Grundlage für unser Engagement als Wohlfahrtsverband sind Werte, denen wir seit der Gründung vor fast 100 Jahren Wenn ich heute rausgehe und mit Menschen spreche, unverändert folgen: Freiheit, Gleichheit, Solidarität, dann tue ich es so, wie ich es auch in den vielen Jahren Toleranz und Gerechtigkeit. Diesen fünf zentralen Themen getan habe, in denen ich in der praktischen Sozialarbeit widmet WIR fünf Schwerpunkthefte. tätig war: Ich sage den Menschen nicht als erstes, ich helfe Dir. Ich sage ihnen, Du bist nicht allein. Dein Schicksal ist Zum Thema SOLIDARITÄT hat sich Erich Fenninger, nicht unverrückbar, Du kannst etwas tun. Ich helfe Dir Geschäftsführer der Volkshilfe Österreich, im Gespräch dabei. Solidarität kann nur im Miteinander geschehen. mit WIR-Redakteurin Isabel Krieger Gedanken gemacht. Sie ist keine Gabe, kein Geschenk, sondern eine Aktion Sein Fazit: „Solidarität ist kein Geschenk, sondern auf Augenhöhe. Miteinander auf Augenhöhe.“ Die Menschlichkeit verteidigen Es ist heute wichtiger denn je, dass die Zivilgesellschaft den Gedanken der Solidarität verteidigt. Die Idee der Solidarität wurde über Jahrzehnte abgewertet. Wir haben es sträflich vernachlässigt, das Wort zu schätzen und zu pflegen. Wir haben uns durch neoliberale Kräfte beein- flussen lassen, die uns weiß machen wollten, dass es keine Alternative gibt, als den Blick auf die Wirtschaft, Magister Erich Fenninger, auf den Wettbewerb. Das hat einen großen Konkurrenz- 55, ist seit 2003 Bundesgeschäftsführer der druck mitten in unsere Gesellschaft gebracht. Es war eine Volkshilfe Österreich. Zuvor war er für die Attacke auf die Menschlichkeit. Der Neoliberalismus ist Volkshilfe in Niederösterreich tätig und ver- pure Ideologie. Und sie ist falsch. Wenn wir den Blick in antwortete im Magistrat für Jugend und Fami- die Welt richten, auf unser Land, auf unsere Nachbarn, lie der Stadt Wien die Jugendarbeit. 2015 dann wissen wir, dass die Welt nicht durch Abgrenzung veranstaltete die Volkshilfe Österreich auf funktioniert, sondern durch Solidarität. Fenningers Initiative ein großes Solidaritäts- konzert für Flüchtlinge auf dem Wiener Hel- Viele der Probleme, vor denen wir heute stehen, sind denplatz. Die Volkshilfe Österreich ist eine durch Abgrenzung erst entstanden. Wir leben in Zeiten, gemeinnützige und überkonfessionelle Wohl- in denen politische Kräfte erneut dadurch stark gewor- fahrtsorganisation, die sich um Themen wie den sind, dass sie andere Menschen und deren Herkunft Armutsbekämpfung, Arbeitsmarktintegration abwerten und ausgrenzen. Sie attackieren damit die und Pflege kümmert. 1947 wurde sie von Grundideen der Menschlichkeit und der Demokratie. Luise Renner, der Frau des ersten österreichi- Das ist nicht hinzunehmen. schen Bundespräsidenten gegründet. Die Wurzeln der Volkshilfe reichen Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die Seite der zurück bis in die Arbeiterbewegung. Menschlichkeit der der Abgrenzung die Stirn bieten kann. Dass im WIR mehr Chancen liegen, als im ICH. Dafür braucht Infos zur Arbeit der Volkshilfe es Kräfte, die das artikulieren. Das wäre Aufgabe der demo- Österreich unter www.volkshilfe.at kratischen politischen Parteien. Doch die sind in den letzten Jahrzehnten vielfach unpolitisch geworden. Sie verteidigen das WIR nicht mehr. Das ist eine bedauerliche Entwicklung. 6 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Unsere Genese als Sozialverbände, mit dem historischen Auftrag der Arbeiterbewegung, ist es, dem entgegenzu- wirken. Wir müssen entschieden und radikal für Solida- rität einstehen, sie sichtbar machen. Wir können durch unsere Arbeit täglich im Alltag zeigen, was eine solidari- sche Gemeinschaft ausmacht. Das Wort versinnbildlichen. Das ist unsere Aufgabe. An die Wurzeln gehen und zeigen, wo sich die Schatten auf die Gesellschaft gelegt haben und was man dagegen tun kann und muss. SOLIDARITÄT Allerorten wird davon gesprochen, wie gut es uns ???????? geht. Wie wirtschaftlich stark wir sind. Tatsächlich leben wir in einer anderen Gesellschaft, als die, die wir oft wahrnehmen. Für viele Menschen reicht das Einkom- men nicht zum Leben. Sie sind entkoppelt vom Wachs- tum. Menschen, die nicht teilhaben können, bei denen der Lohn oder die Hilfe nicht zu einem anständigen Leben führt, entkoppeln sich auch im Kopf. Das dürfen wir nicht zulassen. Es gefährdet unsere Gesellschaft GRUNDWERTE DER AWO und das Miteinander. SOLIDARITÄT Jedes fünfte Kind in Österreich und in Deutschland ist arm oder armutsgefährdet. Die AWO hat mit der ISS Studie über Solidarität entsteht im Miteinander. mehr als zwei Jahrzehnte verlässliche Zahlen zu dieser Sie bedeutet füreinander einzuste- Entwicklung gesammelt, die wir sehr ernst nehmen. Armut hen und den anderen zu helfen. wird weitergegeben, von Generation zu Generation. Ein Land, in dem das so ist, ist nicht reich, sondern arm. Unsere gemeinsame politische Armut ist keine Gesetzmäßigkeit. Sie darf keine Gesetz- Überzeugung ist die Basis für ge- mäßigkeit sein. genseitige Verantwortung und Die Kindergrundsicherung ist ein Projekt, mit dem wir Verpflichtung. Solidarität kennt gemeinsam versuchen wollen, diese Entwicklung zu keine nationalen Grenzen. Der stoppen. In Österreich haben wir damit begonnen, Kinder Staat macht durch Recht Solidarität aus armutsbetroffenen Familien zwei Jahre lang mit einer bindend. Im Zusammenschluss Kindergrundsicherung zu unterstützen. Wir wollen die Kinder in die Lage versetzen, aus der Armutsspirale her- haben die Menschen auch die Kraft, auszukommen. Wir wollen sie in Bewegung bringen, ihr sich gegen Unterdrückung und Aus- Leben selbst in die Hand zu nehmen, selbst bewusst zu beutung zu wehren. Wer in Not werden. Gemeinsam mit den Kindern entscheiden die Familien über den Einsatz des Geldes und priorisieren gerät, kann sich auf die Solidarität ihre Wünsche. Die Ausgaben werden in einem Haus- der Gesellschaft verlassen. haltsbuch dokumentiert. Gute Zukunft für Kinder Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet. Durch die Dokumentation und Auswertung der Ergebnisse wird untersucht, wie eine Kind spezifische Leistung die Lebenswelt und Gefühlslage der Kinder und ihrer Die Kindergrundsicherung ist nicht nur menschlich, Familien verändert. Wir generieren damit valide sondern auch volkswirtschaftlich ein richtiger Ansatz. Daten für unser Modell der Kindergrundsicherung Derzeit gibt es keine wirtschaftspolitische Maßnahme, und schaffen die Voraussetzung für eine landesweite die vom Wirkungsgrad her erfolgreicher wäre. Wenn es Implementierung. Denn die Berechnungen zeigen: uns gelingt, mit diesem Projekt erfolgreich zu sein, Mit dem Modell könnte die Armutsgefährdungsrate Kinder in Bewegung zu bringen, ihr Leben in die Hand der Gesamtbevölkerung um 3,5 Prozentpunkte ver zu nehmen, und damit auch die Politik zu überzeugen, ringert werden, jene der unter-18-jährigen sogar haben wir an der Zukunft mitgebaut. Das ist das, was um drei Fünftel. wir unter Helfen verstehen und wofür wir arbeiten. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 7
Ein Projektschwerpunkt der LAG Mali liegt im intensiven Gartenbau. Ver- marktete Überschüsse sind für die armen Landfrauen eine wichtige Einnahmequelle. Das Geld verwenden sie oft für die Schulbildung ihrer Kinder oder Medikamente. Geschäfts- tüchtige Frauen beginnen ein „Start- up“, z.B. eine Ziegenzucht oder Klein- SOLIDARITÄT handel. Außerdem verbessert die Gemüseproduktion die Ernährungs- ???????? situation in den Familien. „Das er- klärt, warum oft um Unterstützung im Gemüseanbau gebeten wird.“ Ob Bildung, Trinkwasserversorgung, Landwirtschaft oder Gesundheit – die Bereiche, in denen sich die LAG Mali engagiert, sind bewusst nicht Brücken für festgelegt. „Unsere Hilfe orientiert sich an den jeweiligen Problemlagen ein besseres Leben und Bedürfnissen. Dabei setzen wir die Mitarbeit der Dorfbewohner voraus“, sagt Gudrun Kahl. Der Welt die Hand reichen, Solidarität Heute liegen die Projektstandorte 2001 war sie zum ersten Mal in Mali. leben - seit 1982 steht die Landesar- weiter südlich, außerhalb der ge- „Es ist eines der kulturell spannends- beitsgemeinschaft Bayern Entwicklungs- fährdeten Gebiete.Die Hilfe konzen- ten Länder, das ich kenne“. Sie spricht hilfe Mali e.V., kurz LAG Mali, für die- triert sich seit 2004 vor allem auf die Landessprache Bambara, tauscht ses Ideal. Bis heute gehört Mali zu den den bevölkerungsreichen Süden des sich direkt mit den Dorfchefs und ärmsten Ländern. Die Hilfe zur Selbst- westafrikanischen Landes, wo auch Frauengruppen aus. Beim Besuch vor hilfe ist dort weit mehr als ein Tropfen die Hauptstadt Bamako liegt. 50 km Ort wird auch geklärt, welche Hilfe für auf dem heißen Stein. Sie ist eine Brü- davon entfernt, in der Kommune die Dorfbewohner Priorität hat oder cke zu einem besseren Leben. „Wir Dombila, hat die Mali-Hilfe neben ob ein geeignetes Grundstück für den können uns aus Mali noch lange nicht Gartenanlagen zwei Grundschulen Gemüseanbau vorhanden ist. „Wenn zurückziehen“, sagt Projektleiterin errichtet, zuletzt 2014 die „Bertold ich in solchen Gesprächen die Frauen Gudrun Kahl. „Hilfe ist gerade jetzt, Kamm Schule“ - benannt nach ihrem erlebe, wie sie stolz ihre Ernte präsen- in einer Zeit der Krise, notwendig“. verstorbenen Gründer. Inzwischen tieren und schildern, dass sich ihr besuchen rund 300 Schüler*innen Haushaltsbudget verdoppelt hat, dann Die 56-jährige Ethnologin und Päda- die Schule. „Ohne die Zuschüsse aus weiß ich, dass sich das Engagement gogin koordiniert von Nürnberg aus dem Bundesministerium für wirt- lohnt und angekommen ist.“ seit 2003 die Arbeit der Mali-Hilfe schaftliche Zusammenarbeit und Ent- und ist jährlich vor Ort, um den Fort- wicklung können wir solche Projekte Infos unter www.lag-malihilfe.de schritt zu sehen. Erst Anfang Februar nicht stemmen“ sagt Kahl. Spendenkonto: VR meine Bank eG – kam sie mit neuen Eindrücken zurück. Fürth/Neustadt/Uffenheim Ob es nicht gefährlich sei, werde sie IBAN: DE65 7606 9559 0003 2590 05 häufig gefragt. Denn hierzulande weiß BIC: GENODEF1NEA man, dass im Norden Malis die Bun- deswehr im Rahmen einer Friedens- „Wenn ich mit den mission eingesetzt ist. Seit dem Putsch Menschen spreche, weiß vor gut sieben Jahren kommt das ich, dass sich unser Land nicht zur Ruhe. Die Bevölkerung leidet unter terroristischen Übergrif- Engagement lohnt.“ fen. Die Region Nara an der maure- Gudrun Kahl, tanischen Grenze, wo die Mali-Hilfe Projektleiterin LAG Mali einst begann, zählt inzwischen zur „roten Zone“. 8 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
INTERVIEW Ingrid Lebherz, 56, ist seit 2007 Solidarität braucht Geschäftsführerin von AWO Inter- national in Berlin. Die studierte Lateinamerikaexpertin reist selbst Fairness regelmäßig in Krisengebiete. Interview: Isabel Krieger SOLIDARITÄT Frau Lebherz, brauchen wir mehr Manch einer fragt sich, warum die internationale Solidarität, um die Armut in der Welt nicht in den Griff Probleme in der Welt in den Griff zu bekommen ist. zu bekommen? Für Armut gibt es viele Gründe. Zum Die brauchen wir ganz bestimmt. einen machen Naturkatastrophen Es gibt ja mittlerweile Modelle von immer wieder Aufbauarbeit kaputt. solidarischem Wirtschaften, nehmen Zum anderen wächst die Ungleichheit wir beispielsweise die Idee des Fairen global gesehen immer mehr. Reiche Handels. Das sind gute Impulse, die Gesellschaften wie die unsere lagern zeigen, dass es auch anderes geht. die ökonomischen, ökologischen erleben wollen, muss Deutschland Aber sie reichen bei weitem nicht und sozialen Kosten ihrer Produktion dringend seinen CO2 Verbrauch dros- aus, die zunehmende Schere zwi- in andere Weltregionen aus. Wenn wir seln, auf Diesel-Autos verzichten und schen Arm und Reich, die auch uns alle zwei Jahre ein neues Handy die Städte menschenfreundlicher Europa und die USA betrifft, in den kaufen, muss es irgendwo Menschen gestalten. Unser Lebensstil ist nicht Griff zu bekommen. Dazu bräuchte geben, die dieses produzieren. Meist globalisierbar. es noch viel mehr politischen Willen unter Bedingungen, die nicht inter- und auch Sanktionen, etwa im nationalen Normen entsprechen. Politisches Arbeiten braucht einen Umgang mit dem Handeln großer Minister Gerd Müller wagt gerade langen Atem, Aufbauarbeit vor Ort Konzerne. einen neuen Vorstoß mit einem Ge- auch. Was macht Ihnen Mut? setz zu „Nachhaltigkeit in Lieferket- Wir sind ja eine kleine Organisation AWO International lebt Solidarität ten“, es soll die Lebensbedingungen im Verhältnis zu anderen und da vor und unterstützt Menschen, von Millionen von Menschen ver- sind die Kontakte auch mit den Part- die in Not sind. Warum fokussiert bessern. Es wäre schön, wenn er sich nerorganisationen in den Ländern sich die Arbeit auf Mittelamerika, gegenüber der Wirtschaft durchset- sehr eng und wir sehen den Fort- Süd- und Südostasien und zen könnte. schritt der Projekte. Wenn ich vor Ostafrika? Ort bin, oder wie neulich beim Ab- Mittelamerika, Nepal und die Unsere Lebensweise ist nicht solida- schlussworkshop eines Projektes Philippinen sind Länder, in denen risch? gegen Jugendgewalt, dann sehe ich, es sehr viele Erdbeben, Taifune Nein. Wir leben und handeln nicht dass es gelingen kann, Menschen auf oder Tsunamis gibt. Hier leisten wir solidarisch. Wir müssen umdenken. einen guten Weg zu bringen. Die als Teil des „Bündnis Aktion Deutsch- Wir dachten immer, die sogenannte jungen Leute, die wir da als Multip- land hilft“ seit Jahren konkrete 3. Welt soll so werden, wie wir. Jetzt likatoren ausgebildet haben, werden Katastrophenhilfe. Mittelamerika merken wir langsam, wenn alle so ganz sicher rausgehen, und haben ist zudem eine Region, in der viel werden wie wir, haben wir ein Pro- ein anderes Verhältnis zu Gewalt Gewalt und Armut herrscht. Viele blem. Die Ressourcen reichen nicht und Menschenrechten. Das sind für junge Menschen versuchen, Länder aus. Die Natur kippt. Wir müssen mich Erfolge, die zählen. wie Guatemala zu verlassen und runter von unserem Level und diese kommen vom Regen in die Traufe. Länder nach oben. Nur so kann es Infos unter Wir klären dort mit unseren Partner- gehen. Wir haben keine fünf Erden, www.awointernational.de organisationen zu „sicherer und sondern nur die eine. Spendenkonto: informierter“ Migration auf. Wir kön- IBAN: DE83 1002 0500 0003 2211 00 nen niemanden aufhalten in die USA Was tut AWO International dafür? Konto 10 11 12 zu gehen, aber wir können darüber Wir machen Lobbyarbeit auf ver- Bank für Sozialwirtschaft, informieren, was die Menschen auf schiedenen Ebenen, damit sich bei BLZ 100 205 00 ihrem Weg dorthin erwartet und wo den entsprechenden Gesetzen etwas sie Hilfe bekommen. ändert. Wenn wir keinen Klimakollaps WIR • Das Magazin der AWO Bayern 9
Erfolgreiches Projekt der Integration: Das Restaurant Libelle in Luzern. der Ausbildung hat sich herum gesprochen. Wir haben eine hohe Vermittlungsquote“. Der Weg dahin war nicht leicht. Vor SOLIDARITÄT fünf Jahren wurde die Libelle eröffnet. Wirtschaftlich ist das Projekt bis heute ???????? ein Spagat. Denn die Azubis arbeiten nicht umsonst, sondern werden wäh- rend ihres bis zu sechsmonatigen Praktikums nach Schweizer Mindest- lohn bezahlt. „Es ist schon eine Her- ausforderung, die Waage zwischen Gastronomie- und Integrationsbetrieb Die Flügel ausstrecken zu halten“, sagt Franziska Kramer, die Geschäftsführerin der Libelle. Das Res- taurant hat sieben Tage die Woche Menschen, die seit vielen Jahren fundierte Kenntnisse in der Gastro- geöffnet. Auf zehn fest angestellte keine Arbeit haben, sind oft nur nomie vermittelt. Sie sind im Service Mitarbeiter*innen kommen 20 bis 25 schwer in Brot und Lohn zu bringen. und in der Küche tätig, lernen die Plätze für die befristet Angestellten. Das ist in der Schweiz nicht anders Grundzüge des gastronomischen „Das bedeutet viel Einsatz für uns als in Deutschland. Das Schweizer Arbeitens. Ausgebildete Restaurant- alle“, so Kramer, „aber es gelingt“. Arbeiterhilfswerk, kurz SAH, geht seit fachleute begleiten sie in dieser Zeit. einigen Jahren neue Wege in der Einen Tag pro Woche sitzen die Prak- Eine Stiftung unterstützt das Projekt Wiedereingliederung von Langzeit- tikant*innen im Schulungsraum, wo und fördert beispielsweise Kochwork- arbeitslosen in den Arbeitsmarkt. Mit sie mit Bewerbungstrainings und shops. Mit Schweizer Hochschulen dem Restaurant „Libelle“ in Luzern Coachings fit gemacht werden, um wurden zudem neue Rezepte für gelang der Schweizer Partnerorga- sich weiter zu bewerben und im frische regionale Speisen entwickelt. nisation der AWO ein bemerkens- ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Sie werden in der offenen Küche des wertes Integrationsprojekt. Restaurants vor den Augen der Gäste „In der Schweiz ist der Bedarf an zubereitet. So hat sich die Libelle als Das Restaurant Libelle residiert in einer Mitarbeitern im Gastrogewerbe sehr Quartiersrestaurant mittlerweile zu ruhigen Seitenstraße von Luzern. hoch“, sagt Schärli. „Die Menschen einer festen Adresse in der Luzerner Die Hauptstadt des gleichnamigen haben gute Chancen, nach den Gastronomie und zu einem Vorzeige- Kantons mit rund 80000 Einwohnern Monaten bei uns in einem anderen projekt in Sachen Arbeitsmarktinte- ist ein gepflegtes Pflaster. Schmucke Betrieb unterzukommen. Die Qualität gration entwickelt. Häuser, schicke Einkaufsmeilen und der Vierwaldstädter See: Auf den ersten Blick nicht unbedingt die erste Adresse, um ein Sozialprojekt im Gas trogewerbe anzustoßen. Doch Ursula DAS SAH NETZWERK Schärli, Chefin des SAH Zentralschweiz, Das Schweizerische Arbeiterhilfswerk (SAH) wurde ließ sich davon nicht schrecken. In 1936 vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund und einem denkmalgeschützten Haus, das der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz gegründet. bis vor wenigen Jahren eine Autoga- Das SAH ist in 18 Kantonen vertreten. Schwerpunkt rage samt Tankstelle beherbergte, ist die Arbeitsmarktintegration. 2005 wurden Inland- richtete sie die Restauration Libelle ein. und Auslandarbeit aufgeteilt. Die Auslandarbeit wird heute unter dem Namen Solidar Suisse geführt. Stellensuchende, die Anspruch auf Arbeitslosenhilfe oder Sozialhilfe Infos unter www.sah-schweiz.ch und unter haben, bekommen hier während www.restaurantlibelle.ch eines mehrmonatigen Praktikums 10 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
WIR DIE AWO AUS DEM BEZIRKSVERBAND IN SCHWABEN Liebe Freundinnen und Freunde, unsere fünf AWO-Werte begleiten uns anlässlich des Verbandsjubiläums nun über das ganze Jahr. Diesmal ist die Solidarität „dran“. Alfons Schier – unser mit allen Wassern gewaschener Stellv. AWO-Schwaben-Präsidiumsvorsitzender – erklärt im Interview, wie er Solidarität am eigenen Leib und in der AWO erlebt Pflege der Mitglieder – Gewusst wie! hat. Lest selbst! Aktuell sehr stolz sind wir Ob Geburtstagskarte, ob Ehrenurkunde oder vieles an- dere mehr: Meist war es ein simpler Karteikasten hand- darauf, dass wir im Augsburger Stadtteil geschriebener Zettel, der früher die notwendigen Infor- Inningen ein Haus der lebendigen Soli- mationen über AWO-Mitglieder lieferte. Heute geht das darität von Jung und Alt bauen und dann auch am Computer. Die Anwendung nennt sich Zentrale ab Frühjahr 2020 mit der AWO Augs- Mitglieder- und Adressverwaltung (ZMAV). Die AWO burg-Stadt betreiben dürfen. Das „Haus Schwaben und das dazugehörige Bildungswerk haben nun eine zweitägige Schulung im AWO-Familienhotel der Generationen“ richtet sich an Senio- Bergsicht in Scheffau zum wiederholten Male angebo- ren, die sich selbst versorgen, Berufstäti- ten. Knapp 15 Personen, die regelmäßig mit der ZMAV ge, Studierende und Auszubildende. Eine zu tun haben, ließen sich von Referent Ulrich Lomberg lebendige Hausgemeinschaft kennt und die Vielfalt der Funktionen zeigen. Abends erfreute sich hilft sich hier. Ein Gemeinschaftsraum die Lerngruppe am herzlichen Miteinander in der Gast- stube. dient dem Miteinander. Junge Mieter, die sich älteren Mitbewohnern besonders annehmen, erhalten von der AWO eine Aufwandspauschale. So wird deren soziales Engagement auch belohnt. AWO Schwaben hilft Käsedieb Im Juni feiern wir mit der AWO-Familie Friedberg. Der Diebstahl von Käse im Wert von Königsbrunn unseren großen Tag des 4,55 Euro sorgte unlängst für eine Zeitungsschlagzeile: Ein 87-Jähriger hatte, wie er sagte, „ aus Heißhunger Ehrenamts. Auch ein Zeichen gelebter und Verzweiflung“ den Käse eingesteckt. Der Mann Solidarität. Wir freuen uns auf rege lebt von der Grundsicherung. Ihm bleiben nach eigenen Teilnahme! Angaben nur 200 Euro im Monat zur freien Verfügung Herzliche Grüße und viel Spaß bei der übrig. Wenn ihn niemand zum Essen einlade, reiche das Lektüre des Heftes, Geld nicht aus, so dass er hungern müsse. Daraufhin bat die Friedberger Allgemeine ihre Leserschaft um Unterstützung. Das las auch AWO-Schwaben-Präsidi- Ihr und Euer umsvorsitzender Dr. Heinz Münzenrieder und vermittel- te ein Hilfsangebot. „Herr Franz S. ist sehr gerne einmal Dr. Heinz Münzenrieder in der Woche zum leckeren Mittagstisch in unserem Friedberger AWO-Seniorenheim am Rothenberg einge- Vorsitzender des laden und kann sich dort bei Speis und Trank, ohne Präsidiums auffällig zu werden oder sich gar schämen zu müssen, und Verwaltungsrats satt essen“, heißt es in dem Brief an die Zeitungsredak- der AWO Schwaben tion. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 11
Haus der Generationen AUS DEM BEZIRKSVERBAND Inningen. Im Augsburger Stadtteil Inningen entsteht gerade ein ganz besonderer Lebensraum: Dort er- richtet die AWO Schwaben direkt im Zentrum ein „Haus der Generationen“ als modellhaftes Projekt gemeinsamen Wohnens von Jung und Alt. Bei einer öffentlichen Veranstaltung im Inninger Pfarrsaal gab es nun aus erster Hand Infos über die Anlage (16 schwellenfreie Seniorenwohnungen und 7 Wohnungen für jüngere Leute, Erstbezug: Früh- jahr 2020), die seniorengerechten Wohnkomfort, ???????? Raum zur Begegnung und Betreuungsangebote (über die AWO Augsburg) bietet. Gesucht werden offene und kontaktfreudige Mieter, die eine gute Nachbarschaft und eine lebendige Hausgemein- schaft pflegen möchten. Näheres dazu auch im Internet unter www.awo-schwaben.de. Bera- tung unter Telefon 0821 43001-177 oder per E-Mail an: vermietung@awo-schwaben.de. lichen Einführung ins Thema. Nach der Begrüßung durch Vorstand Hans Scheiterbau- er-Pulkkinen verdeutlichte Fachberaterin Silke Scherer zunächst die Hintergründe: „Partizipation ist nicht nur ein Schlüssel für Bildung, sondern zudem ein Kinderrecht. Dieses Recht muss den Kindern be- kannt sein, damit sie sich auf Grundlage des Kinderschutzes auch in persönlichen Be- schwerden Gehör verschaffen können.“ Und weiter hieß es: „Die Demokratiebildung soll Kinder auch dazu ermuntern, später die Belange der Gesell- schaft mitgestalten zu wollen. Grundlage dafür ist eine Hal- Impulse für die Beteiligung von Kindern tung, die von Respekt und Interesse am anderen ge- Die Mädchen und Jungen in den Kindertageseinrichtun- kennzeichnet ist.“ Gemeinsam mit Christine Wiringer gen der AWO Schwaben wissen, wie Demokratie funkti- (AWO-Kita Weißenhorn) und Conny Männel (AWO-Kin- oniert: Sie bestimmen mit und wählen hierfür sogar derhaus Kempten) lud sie anschließend die Gruppe eigene Kinderparlamente. Partizipation heißt das in der dazu ein, sich den vielfältigen Zugang zur Partizipation Fachsprache. Dazu hat die AWO Schwaben nun einen mit abwechslungsreichen Methoden selbst zu erarbeiten. Impulstag an ihrer Geschäftsstelle in Stadtbergen abge- So konnten die Fachkräfte nicht nur fachlich ins Thema halten. Knapp 40 neue Fachkräfte kamen zur anschau- einsteigen, sondern sich auch kollegial austauschen. 12 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Solidarität fängt beim Bahnfahren an Alfons Schier aus Krumbach gehört zu den Menschen, die den Zusammenhalt immer wieder einfordern und auch selbst leben. Wir wollten wissen, was ihn um- den Punkt: Solidarität bedeutet, für den anderen einzu- SOLIDARITÄT treibt, und haben dabei manch nette Geschichte er- stehen. fahren… Der Gedanke der Hilfsbereitschaft und des Miteinanders ???????? Viel gepredigt, oft vernachlässigt: Solidarität ist kein kommt allerdings nicht von ungefähr. Es muss jemand Selbstläufer. Es braucht Menschen, die diesen Begriff da sein, der bereit ist mitzumachen, betont Schier. Soli- mit Leben ausfüllen und sich dafür einsetzen. Zu ihnen darität lasse sich durch Ermunterung und persönliche gehört Alfons Schier. Für den Vorsitzenden der Krumba- Ansprache mobilisieren, aber auch durch eigene Erfah- cher Kreis-AWO und stellvertretenden Präsidiumsvorsit- rung, die dazu führen könne, dass ehemals Hilfesu- zenden der AWO Schwaben gilt das Motto: „Wenn es je- chende nach der Unterstützung durch andere irgend- mandem schlecht geht, dann kann man doch nicht wann selber einen solidarischen Beitrag leisten. Blickt einfach zuschauen. Dann reicht man ihm die Hand“. man in seinen Lebenslauf - Schier wuchs als Bauernbub Egal ob ratsuchende ältere Dame aus der Region oder im Sudetenland auf, der Vater geriet in Kriegsgefangen- Menschen auf dem Balkan, die dringend Hilfsgüter schaft, Mutter und Sohn kamen als Heimatvertriebene brauchen: Der ehemalige Stadt- und Kreisrat packt mit nach Bayern mit nur zwei Koffern und zwei Rupfensä- an und fordert den Zusammenhalt bei allen erdenkli- cken in der Hand – erklärt sich einiges, wenn auch viel- chen Gelegenheiten ein. leicht nicht alles. „Wir hatten damals buchstäblich nichts und kamen schließlich zu Menschen, die uns Als Vertreter im AWO-Landesvorstand, im Bundesaus- durch ihre Fürsorge und ihr Mitfühlen über die Zeit ge- schuss, in diversen bayerischen Arbeitskreisen und holfen haben“, erzählt er. Es ist jedoch nicht die Trä- Bundesgremien wirkte er maßgeblich daran mit, Solida- nendrüse, mittels derer Schier solidarisch stimmen rität als grundlegendes Leitbild an die erste Stelle im möchte. Wer ihn kennt, kennt auch seinen unerschüt- AWO-Grundsatzprogramm zu rücken. In Bremen, so be- terlichen Humor, der seine Wirkung bei anderen nicht richtet er, habe es eine bemerkenswerte Diskussion ge- verfehlt. geben, in der AWO-Freunde aus dem Osten jenen aus dem Westen vorwarfen, sie zu benachteiligen. Schier meldete sich zu Wort. „Ich habe klargemacht, dass wir niemanden stehenlassen, und versucht, den Graben INFO zuzuschütten. Später hat mich jemand von der Bun- Alfons Schier ist am 21.08.1937 geboren. des-AWO angerufen und gemeint: Schier, das war gar 1966 Eintritt in die Arbeiterwohlfahrt. nicht so schlecht.“ Und auch auf den Bahnreisen zum jeweiligen Tagungsort appellierte er – mit nicht zu Von 1977 bis 1982 Vorsitzender des AWO-Ortsver- übersehendem Schalk im Nacken – an den Gemeinsinn, eins Krumbach, Aufbau der mobilen Dienste „Es- wenn manche aus der Reisegruppe schneller waren als sen auf Rädern“ und „Mobiler Sozialer Hilfs- andere. „In meiner Not habe ich nach vorne gerufen, dienst“. was denn los ist. Jetzt reden wir drei Stunden über Soli- Seit 1983 Kreisvorsitzender in Krumbach. Haupt- darität und was macht ihr? Ihr haut ab und lasst uns augenmerk: Errichtung der „Ambulanten Alten- allein“, erinnert sich der 81-Jährige lachend. und Krankenpflege“ im Altlandkreis Krumbach; Paradebeispiel für Solidarität ist für ihn im Übrigen kein Sicherung und Ausbau des AWO-Alten- und Pfle- mitfühlender Bahnfahrer, sondern der vom Pferd ab- geheims Krumbach. steigende barmherzige Samariter, der auch fernab jegli- Seit 1986 Mitglied im Bezirksvorstand, seit 2000 cher Religion das Vorbild vieler sozial eingestellter Men- Stv. Bezirksvorsitzender, seit 2007 Stv. Vorsitzen- schen ist. „Die AWO tut aber noch mehr als jemandem der des Präsidiums. wieder auf die Beine zu helfen: Wenn sie sieht, dass je- mand fallen könnte, lässt sie es erst gar nicht dazu Von 1993 bis 2017 Vorsitzender des Bildungswer- kommen. Unsere Hilfe geschieht zudem nicht nur aus kes der AWO in Schwaben. Etablierung des „Mem- einem gutem Willen, sondern auch aus der Überzeu- minger Pflegetags“, schwabenweite Schulungs- gung heraus. Hilfe zu bekommen ist ein Rechtsan- veranstaltungen für Ehrenamtliche. spruch“, erläutert Schier und bringt es schließlich auf WIR • Das Magazin der AWO Bayern 13
100 Jahre Frauenwahlrecht Verbesserung tut Not, denn 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts ist es zwar eine Selbstverständ- lichkeit, dass Frauen wählen gehen, ihre Chancen ins Parlament gewählt zu werden sind allerdings wesent- lich schlechter als die von Männern. Darauf wies auch KURZ BERICHTET die Dialogveranstaltung „100 Jahre Frauenwahlrecht – Unser Ziel ist Parität“ der SPD-Bundestagsfraktion mit Verleihung des Marie-Juchacz-Preises hin. Mit dabei in Berlin waren die AWO-Schwaben-Gleichstellungsbeauf- tragte Brigitte Protschka, die Neu-Ulmer AWO-Ortsvor- ???????? sitzende Friederike Draesner sowie AWO-Schwaben- Vorstand Wolfgang Mayr-Schwarzenbach (im Bild von links). Es bleibt in der Familie Nersingen-Straß. Nach 45 Jahren im Amt als Ortsvor- sitzender der AWO Nersingen-Straß hat sich Günther Pillich zurückgezogen. Nachfolgerin ist seine Schwie- gertochter Ute Eberhardt, die zuvor bereits als Beisitze- rin tätig war. Pillich wurde indes zum Ehrenvorsitzen- den ernannt. Aufgrund seines herausragenden Engagements ist er auch Träger der Goldenen Ver- dienstspange der AWO Schwaben. AWO-Schwaben- Präsidiumsvorsitzender Dr. Heinz Münzenrieder bedankte sich bei Pillich mit den Worten: „Solche Menschen sind einfach Gold Wert.“ Im Bild von links: Herbert Krätschmer (Kassierer), Herrmann Gruber (2. Vorsitzender), Susanne Pillich (Schriftführerin), Günther Pillich (Ehrenvorsitzender) und Ute Eberhardt (1. Vorsitzende) Raumfüllende AWO-Ausstellung Türkheim. Eine neue Tapete im Gasthof „Rosenbräu“? Man könnte es fast meinen. Der AWO-Ortsverein Türk- heim-Ettringen-Wiedergeltingen feierte im Rahmen seiner Jahreshauptversammlung zugleich auch den 100sten Geburtstag der AWO und hatte hierfür keine Mühen gescheut, um zehn große Ausstellungstafeln aufzubauen (davor zu sehen ist der neu gewählte Vorstand). 100 % Ökostrom Gute Bilanz: Ein Großteil der Einrichtungen der AWO Schwaben bezieht inzwischen 100 % Ökostrom aus heimischen Wasserkraftwerken. Dafür hat das Unternehmen jetzt ein Zertifikat seitens der Lechwerke (LEW) AG im Rahmen des Stromliefervertrags LEW Business Natur erhalten. 14 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
AWO SCHWABEN GEGEN RASSISMUS Film als Zeichen gegen Rassismus Stadtbergen. Nie wieder Krieg. Stattdessen ein Leben ohne Angst vor den Mitmenschen, ohne Angst vor der Zukunft: Dafür hat sich Anna Pröll in der Zeit des Natio- nalsozialismus schon als junges Mädchen aktiv einge- setzt, daran hielt sie auch während ihrer Inhaftierung fest und daran appellierte sie bis zu ihrem Tod im Jahre 2006. Die wichtigsten Stationen der Augsburger Ehren- bürgerin und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes zeigte nun ein Film, der an der Geschäftsstelle der Arbeiter- wohlfahrt (AWO) Schwaben öffentlich vor rund 40 Gästen ???????? vorgeführt wurde. Hintergrund war der internationale Tag gegen Rassismus. „Die AWO ist sich ihrer Wurzeln als Selbstorganisation der kleinen Leute in der Weimarer Republik bewusst und hat in der Hitler-Zeit schlimm leiden müssen. Es ist für uns ein Auftrag, gegen Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und Rechtspopulismus ein Zeichen zu setzen“, sagte dazu AWO-Schwaben-Präsidiumsvorsitzender Dr. Heinz Münzenrieder. Regisseur Josef Pröll, stand nach der Vorführung gerne noch Rede und Antwort. Mehr zum Film und zum Leben der Anna Pröll finden Interes- sierte im Internet unter www.anna-film.de. Rechts hat keine Vorfahrt Neuburg a. d. Donau. Als Zeichen gegen Rassismus hat sich die AWO Neuburg diesmal etwas Neues ausgedacht: Die Verantwortlichen haben Magnetschilder mit dem „AWO gegen Rassismus“-Signet erstellen lassen. In der Zeit vom 11.-24. März, also während der diesjährigen Internationalen Woche gegen Rassismus, waren Fahr- zeuge mit diesen Schildern im Einsatz. „Unser Fahr- dienst ist in der gesamten Region Ingolstadt unterwegs, wir erreichen also einige Leute mit unserem Anliegen“, sagen dazu Heinz Schafferhans, Fahrdienstleiter am AWO-Sozialzentrum Neuburg und Ortsvereinsvorsitzen- der, sowie Sozialzentrum-Leiter Stefan Langen (von links im Bild). Ein „Händedruck“ für Gleichheit Füssen. Rassismus: „Was ist das? Worum geht es dabei? Was können wir tun?“, überlegten die Kinder des AWO- Horts Füssen und entschieden sich nach reichlicher Ide- ensammlung für ein kreatives Plakat mit dem Titel „Woher komme ich?“. Abgebildet sind unter anderem viele Handabdrücke als Symbole für die Gleichheit aller Menschen. Denn man sieht diesen bunten Händen nicht an, aus welchem Land sie kommen, welche Haut- farbe sie haben, welche Sprache sie sprechen und wel- chen Glauben sie praktizieren. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 15
Gute Starthilfe für Grund- schulkinder AUS DEN REGIONEN Lindau/Lindenberg. Gerade zu Beginn einer Schullauf- bahn brauchen manche Kinder eine gute und individuel- le Förderung: „STARTHILFE“, so nennt sich das Projekt, das der AWO-Kreisverband Lindau zusammen mit dem AWO-Ortsverein Lindenberg-Westallgäu seit 2017 durch- führt als Ergänzung zu bestehenden Schulprogrammen. ???????? Denn oft reichen die Rahmenbedingungen an Schulen nicht für die gezielte Förderung aus. Wie Kreisvorsitzen- der Norbert Kolz und seine Vertreterin Angelika Eller- Wiedemann, Lehrerin und Konrektorin an der Grund- schule Lindenberg, erläutern, wird die Maßnahme wie folgt umgesetzt: Die AWO übernimmt die Kosten für För- derung und Nachhilfe in einem festgelegten zeitlichen Rahmen. Neben ausgebildetem Lehrpersonal können Starthilfe für Grundschulkinder leisten der auch andere sozial Engagierte die Nachhilfe leisten. AWO-Kreisverband Lindau und der AWO-OV Linden- Inzwischen wurden für die teilnehmenden Schulen berg-Westallgäu mit Projektleiterin 12.000 Euro ausbezahlt. 25 Mädchen und Buben nah- Angelika Eller-Wiedemann (Bildmitte), umgeben men bzw. nehmen bisher erfolgreich teil, betreut werden von den Lehrkräften Claudia Schöllhorn und sie von sechs Lehrpersonen. Das Angebot richtet sich an Sandra Wolk-Fessler (von links). Grundschulkinder mit und ohne Migrationshintergrund, die beim Lesen, Schreiben und/oder Rechnen Schwierigkeiten haben. Auch im Verlauf eines Schuljahres zugezogene und neu in die Klasse eingetretene Kinder können Hilfe bekommen. Mehr dazu im Internet unter www.awo-lindau.de/starthilfe.html Ehrung für 855 Jahre Memmingen. Insgesamt 855 Jahre Mitgliedschaft zum 1. Vorsitzenden gewählt, nachdem er das Amt nach (10-40 Jahre) hat der AWO-Ortsverein Memmingen ge- dem Tod von Gerhard Karrer kommissarisch ausgeübt ehrt, „dabei sehen doch alle noch ziemlich jung aus“, hatte, in Zusammenarbeit mit der gleichberechtigten meint schmunzelnd Hanni Güttler, welche die Kreisge- stellv. Vorsitzenden Lucia Mayer. Die Wahl leitete Stadt- schäftsstelle leitet und in kunstvoller Handschrift alle und Bezirksrätin Petra Beer, die selber eine Ehrung für 42 Urkunden ausstellte. Edmund Güttler wurde zudem 10 Jahre Mitgliedschaft erhielt. 16 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Zweimal höchstes AWO-Gold Stadtbergen/Pfaffenhofen. Mit der Goldenen Verdienst- Ehrenvorsitzenden. Nachfolger ist Karlheinz Thoma, der spange, der höchsten Auszeichnung, die die AWO zuvor 25 Jahre lang die Kasse führte. In seiner Laudatio AUS DEN REGIONEN Schwaben verleihen kann, sind nun August Bögle und bezeichnete Dr. Heinz Münzenrieder Sailer als „ein gro- Martin Sailer bedacht worden. August Bögle leitet den ßes Vorbild für die AWO“ und erinnerte u. a. an dessen AWO-Ortsverein Stadtbergen seit 25 Jahren, wurde nun Beharrlichkeit bei der Umgestaltung des AWO-Heims in wiedergewählt und trägt maßgeblich dazu bei, „dass der alten Schule zu einem schönen Veranstaltungsort der Ortsverein aus der Stadtberger Stadtgesellschaft sowie beim Neubau eines Kindergartens im Ortsteil nicht wegzudenken ist“, so AWO-Schwaben-Präsidi- Berg. Es gelang der AWO Schwaben, den Zuschlag zu bekommen. Dies auch deshalb, weil der Ortsverein sich ???????? umsvorsitzender Dr. Heinz Münzenrieder. Amtskollege Martin Sailer hingegen gab auf eigenen Wunsch seinen bereit erklärte, die Hälfte des Defizitanteils der AWO zu Vorsitz im Ortsverein Pfaffenhofen ab. 27 Jahre lang war übernehmen. er an der Spitze. Der Ortsverein ernannte ihn nun zum Von links: AWO-Schwaben-Präsidiumsvorsitzender Von links: Karl-Heinz Thoma, neuer Vorsitzender der Dr. Heinz Münzenrieder, AWO-Ortsvorsitzender von AWO Pfaffenhofen, Ehrenvorsitzender Martin Sailer so- Stadtbergen, August Bögle, sowie AWO-Kreisvorsitzender wie AWO-Schwaben-Präsidiumsvorsitzender Dr. Heinz im Augsburger Land, Alois Strohmayr Münzenrieder Herzlich Willkommen bei der AWO! Eine „Willkommens-Kaffeerunde“ für drei neue, aus saiksteinchen im regelmäßigen Miteinander sein. Albanien stammende Pflegekräfte, die seit kurzem im Interkulturelle Begegnung am Kaffeetisch des AWO-Orts- Matthias-Claudius-Seniorenzentrum der AWO in Augs- vereins Herrenbach-Spickel, im Bild von links: Ortsvor- burg-Herrenbach wohnen, hat der AWO-Ortsverein Her- sitzender Bernd Winter, Heimmitarbeiterin Fabjola Frro- renbach-Spickel organisiert. Eine davon, Fabjola Frroko, ko aus Albanien, sowie Diana Franzmann (stellv. arbeitet in der Einrichtung, die anderen beiden haben Seniorenclubleiterin), Rita Greinwald-Osawe (Finanzen) ihren Arbeitsplatz im Friedberger AWO-Seniorenheim und Paul Langpap (stellv. Vorsitzender). gefunden. Dass auch die Ehrenamtlichen den neuen Mitarbeitenden eine AWO-Heimat geben - selbiges geschieht übrigens auch am Standort Friedberg -, darüber freut sich die gesamte AWO Schwaben, insbeson- dere Heimleiter Stefan Hintermayr, und Pflegedienstleiter Andy Peltner. Wie Ortsvorsitzender Bernd Winter betont, soll die Kaffeerunde nur ein kleines Mo- WIR • Das Magazin der AWO Bayern 17
Leiseres Zwitschern im Spatzennest Langweid. Deutlich leiser ist es jetzt in der AWO-Kin- AUS DEN REGIONEN dertageseinrichtung „Spatzennest“ in Langweid. Zwar „zwitschern“ die Kinder munter wie eh und je, doch aufgrund von schalldämmenden Deckenelementen, die in drei Räumen nach aktuellsten Erkenntnissen neu angebracht wurden, ist die Akustik nun viel angeneh- mer. Möglich wurde die Baumaßnahme durch eine Förderung seitens der GlücksSpirale in Höhe von knapp 2.500 Euro (Gesamtbaukosten: 5.000 Euro). Sehr er- freut zeigte sich Bürgermeister Jürgen Gilg über das gelungene Lärmschutzprojekt. Hans Scheiterbau- er-Pulkkinen, Vorstand der Kinder- und Jugendhilfe bei der AWO Schwaben, lobte die gute Zusammenar- beit mit der Kommune. Gerade auch aus diesem Grund werden Gelder in Räume investiert die, wie in diesem Fall, Eigentum der Kommune sind. Freuten sich über die neue Schalldämmung, im Bild von links: AWO-Schwaben-Vorstand Hans Scheiterbauer- Pulkkinen, Silke Scherer, Fachberaterin Kindertagesein- richtungen bei der AWO Schwaben, Akustikspezialist Jo- hannes Durner, Kita-Leiterin Karola Schnierle und Lang- weids Bürgermeister Jürgen Gilg Bilder statt vieler Worte Augsburg. Etwa 10.000 Gäs- te der Stadtbücherei Augs- burg konnten sich vom 8. bis 13. April in der interaktiven Wanderausstellung „Only Human – Leben. Lieben. Mensch sein.“ zu den The- menbereichen Frauen- und Männergesundheit, Ge- schlechterrollen, Beziehun- gen, HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen in- formieren. Das AWO-Zentrum für Aidsarbeit Schwaben hatte diese Ausstellung der Psychosozialen Aidsbera- tungsstelle der Caritas Mün- chen in Kooperation mit der Gleichstellungsstelle der Stadt Augsburg und der Stadtbücherei in die Fuggerstadt geholt. Das Besondere der Schau- tafeln: Sie verzichten weitgehend auf Sprache, viele Bilder geben ihnen selbsterklärend Ausdruck. Die wichtigsten Begriffe und Schlüsselsätze werden neben dem Deutschen in neun weiteren Sprachen erläutert. „Only Human fand sowohl bei jungen Menschen als auch bei Erwachsenen, bei Menschen mit Fluchthintergrund oder Migrationserfah- rung ebenso wie bei Personen, die Wissen weitergeben, und anderen Interessierten großen Anklang“, freut sich ZAS-Leiterin Ulrike Alban. 18 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
REISETIPP ???????? Das Museum der bayerischen Könige mit Blick auf den idyllischen Alpsee. (© Wittelsbacher Ausgleichsfonds, MdbK. Foto: Jan Wischnat) Hohenschwangau: Das Museum der bayerischen Könige Eine Reise zurück in die Geschichte Bayerns Von Dr. Heinz Münzenrieder, Vorsitzender der AWO Schwaben Beinahe ist er zu einer Ikone der Moderne geworden: schwangau und Neuschwanstein – König Maximilian II. Der ewig rätselhafte König Ludwig II. Sein Leben und und Sohn König Ludwig II. – mit dem prunkvollen Saal Wirken füllen nicht unwichtige Seiten im dicken Histori- der Könige die höchste Referenz erwiesen worden. Was enbuch der Wittelsbacher Dynastie. Aber er ist eben aber nicht unwichtig ist: Auch die Verfolgung des Hauses nicht alles. Und so vermittelt das 2011 zu seinem Wittelsbach durch das NS-Regime wurde dokumentiert. 125. Todesjahr eröffnete Museum der bayerischen Zu Ehren kamen aber auch die das Museum konzipie- Könige in Hohenschwangau auch und besonders Einbli- renden Architekten. Für eine das Haus besonders aus- cke in die Geschichte des Hauses Wittelsbach von seinen zeichnende Detailvollkommenheit gab es eine deutsch- Anfängen bis zur Gegenwart. Herzöge, Kurfürsten und landweit anerkannte Auszeichnung. Auf 1.200 qm Könige der Wittelsbacher bestimmten die Geschicke Ausstellungsfläche und mit rund 160 Originalexponaten Bayerns bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Eine „gute vermittelt dieses Haus ein gutes Stück der Identität alte Zeit“ war es aber trotzdem nicht, in der die Monar- Bayerns. Und nicht nur das: Die wohltuende Modernität chie das Land und die Menschen prägte. ausstrahlende dreischiffige Stahlkuppelkonstruktion und Durch eine zielstrebige Heiratspolitik wurden Angehöri- der Belle-Etage-Blick auf die Königsschlösser und den ge des Hauses zudem sogar zu königlichen Herrschern hingezauberten Alpsee sind hier eine geglückte Symbio- über Schweden, Norwegen, Dänemark, Griechenland se eingegangen. Über 700 Jahre lang haben die Wit- und Ungarn. Und bestimmt an einem der schönsten telsbacher die Geschichte, die Kultur und das Erschei- Plätze des Landes hat das Museum ein standesgemäßes nungsbild des Landes verantwortet. Und trotz des Endes Domizil gefunden: im vormaligen Grandhotel Alpenrose, der Monarchie 1918 und der damit beginnenden wich- wo früher königliche Jagdgäste abstiegen. Natürlich tigen demokratischen Epoche bleibt es dabei: Das Erbe ist im Museum den „Gründungsvätern“ von Hohen- der Wittelsbacher ist aus Bayern nicht wegzudenken. INFO Anfahrt: Das Museum der bayerischen Könige Einkehr: Restaurant/Cafe „Alpenrose am See“, befindet sich in Hohenschwangau, einem Ortsteil Tel. 08362/8809781 oder sonst in Hohenschwangau/ der Ostallgäu-Gemeinde Schwangau. Schwangau bzw. Füssen. Adresse: Alpseestraße 27, 87645 Hohenschwangau, Tel. 08362/887250 und info@museum-hohen- Allgemein: www.museumbayerischekoenige.de. schwangau.de. Gebührenpflichtige Parkplätze (auch für Königsschlösser). WIR • Das Magazin der AWO Bayern 19
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