Sommer 2021 - Jesuitenmission
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Editorial Liebe Leserinnen und Leser! „Bildung ist die mächtigste Waffe, mit der man die Welt verändern kann“, sagte der südaf- rikanische Nationalheld Nelson Mandela, und das gilt mehr denn je für die Menschen im Nachbarland Simbabwe, gerade auf dem Lande, in Gegenden wie Makonde. Notorisch instabile politische Verhältnisse, Korruption, anhaltende Dürre und nun die Corona-Pandemie mit all ihren Folgen: Die Dauerkrise des Landes manifestiert sich nicht nur in Hyperinflation, einer wirtschaftlichen Talfahrt, wachsender Armut und Gewalt auf den Straßen, sondern auch in einem Bildungssystem am Abgrund: Im ganzen Land, ge- rade an staatlichen Schulen, mangelt es an Büchern, Unterrichtsräumen, qualifiziertem Lehrpersonal. Armut oder der frühe Tod der Eltern – die HIV-Quote im Land ist weiter sehr hoch – beenden viele Schulkarrieren, ehe sie überhaupt beginnen können. Vor allem abseits der Städte ist die Lage prekär und die Rate jener, die nicht schreiben und lesen kön- nen, hoch: Viele Kinder schaffen es aufgrund der weiten Entfernungen kaum zur nächst- gelegenen Schule. In Makonde haben in den vergangenen 15 Jahren die Menschen mit den Jesuiten und jungen Architektinnen und Architekten aus München einen sprichwörtlichen Leuchtturm gebaut: Die St. Rupert Mayer‘s High School, kurz St Rupert’s, gibt als einmaliges Bildungs- projekt nicht nur 400 Schülerinnen und Schülern hochwertige Bildung mit Hochschulrei- fe, sie schafft Arbeitsplätze für Menschen aus der Umgebung, sie gibt Beispiel für nachhal- tige Energieversorgung und Kreislaufwirtschaft. Und all das in einer völlig abgehängten, vom Staat vergessenen Region. „Nehmt lieber Bildung an als Silber“, heißt es in den Sprüchen Salomos – aber ohne „Silber“ ist auch keine Bildung möglich. Daher bedanken wir uns ganz herzlich für Ihre Unterstützung für St Rupert’s in Simbabwe, eine Schule des „Fe y Alegria“-Netzwerks in Lateinamerika, für die Lehrer:innen-Ausbildung in Zentralafrika oder ein anderes unserer Projekte, das jungen Menschen Zukunft schafft. Wir wünschen Ihnen einen guten Sommer – bleiben Sie gesund! Ihre Klaus Väthröder SJ Mag. Katrin Morales Missionsprokurator Geschäftsführerin in Wien 2 jesuitenweltweit
Hilfe für Ostafrika Inhalt 04 Eine Schule fürs Leben „learning from the roots“ vereint junge Menschen aus Simbabwe und München 12 Universelle Apostolische Präferenzen Projektpartner:innen über gemeinsame Perspektiven in verschiedenen Facetten 16 „Ihr seid alle Geschwister“ Papst-Besuch im Nordirak: Das Hochschulprogramm JWL macht seine Vision von Frieden greifbar 20 Rechenschaftsbericht Klaus Väthröder SJ über ein Jahr des Leids Titel Simbabwe: Kooperation der und der Solidarität TU München mit der St Rupert's High School, Simbabwe 24 Rückblick: Projekte 2020 Corona-Hilfe, Ricci Social Services China, Elijah Rumänien, Rücktitel Afghanistan: Katastrophenhilfe Beirut, Bildungsprojekte weltweit Im Kampf gegen COVID verteilt der JRS Hygiene-Kits 30 Stiftung und Erbschaften Nachhaltige Unterstützung für unsere Projekte 32 Neue Wege gehen im Lockdown: AGs für Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit an Nürnberger Schulen 34 Nachrichten und Termine Solidarität mit Pater Swamy - Kunstverkauf der Franz-Xaver-Stiftung - Webseminar „Japanische Perspektiven“ jesuitenweltweit 3
Hilfe für Ostafrika Schule des Lebens Seit über 15 Jahren setzt learning from the roots Potenziale frei, schafft Synergien, ändert Perspek- tiven: bei Kindern und Jugendlichen der Rupert Mayer's High School in Simbabwe wie bei jungen Architekten und Ingenieuren aus München. I n seiner 2020 veröffentlichten sozioökologischen Studie zu den Lebensumständen von Jugendlichen im ländlichen Simbabwe zeichnet der Sozialwissen- schaftler Wilson Majee ein düsteres Bild seiner Heimat. Jungsein, irgendwo in den Weiten von Mashonaland oder Matabeleland, ist, resümiert Majee, viel zu oft geprägt von 4 jesuitenweltweit
„Hoffnungslosigkeit und einem Mangel an Ein Leuchtturm im Nirgendwo Motivation, erwachsenen Vorbildern, an Dieser Kampf ums tägliche Überleben Infrastruktur für Freizeitaktivitäten.“ Und, bleibt den 16 Lehrerinnen und Lehrern der ganz entscheidend: „Es fehlt an Bildungs- St Rupert Mayer's High School – kurz St möglichkeiten.“ Rupert‘s – im Makonde Distrikt erspart: „Die meisten katholischen Schulen im 4,8 Millionen Kinder in Armut Land funktionieren“, berichtet Clemence Der Niedergang seines einst gerühmten Mutimutema SJ, Direktor von St Rupert‘s. Bildungswesens ist ein besonders tragi- Die jesuitische Oberschule im abgelegenen scher Faktor in einem Land, dessen lan- westlichen Mashonaland funktioniert aber ger Leidensweg, markiert von kolonialen nicht nur, sie strahlt wie ein Leuchtturm im Traumata, Zerrissenheit, Misswirtschaft, Nirgendwo: mit fairen Löhnen für Lehr- Ausbeutung und Korruption, nicht enden kräfte, erschwinglichen Schulgebühren und mag. All seinen Ressourcen und Potenzialen Stipendien, dazu getragen von einer wech- zum Trotz. Es gibt viel zu wenige Schulen, selseitig wirksamen Nord-Süd-Kooperation es mangelt an Lehrkräften, an Büchern, an und einem nachhaltigen Konzept, das, über Klassenzimmern. Von den 6,3 Millionen die Schülerschaft und ihre Familien hinaus, Jungen und Mädchen des Landes leben die Gemeinschaft miteinbezieht. nach Angaben der UNICEF 4,8 Millionen in Armut, davon 1,6 Millionen in extremer Doch die Verhältnisse vor Ort zeigen, gera- Armut. Der Corona-Lockdown bedeutet de in dieser Zeit, warum diese Schule so Not für viele von ihnen das zumindest vorläu- tut in dieser vergessenen Region: „Makonde fige Ende ihrer Schulkarriere. Symptoma- ist eine marginalisierte Gesellschaft“, erklärt tisch ist die Behandlung des Schulpersonals Pater Clemence: „Arbeitslosigkeit ist weit ver- durch seinen Arbeitgeber, den Staat: Kurz breitet, auch unter jenen, die Abschlüsse ha- nach Wiedereröffnung der Schulen im ben.“ Diese Situation macht es für die jungen Frühjahr dieses Jahres traten die Lehrkräfte Menschen im abgelegenen Makonde doppelt an vielen öffentlichen Schulen einmal mehr schwierig: „Sie müssen alle Hürden über- in den Streik, um auf ihre miserablen Ar- winden, die ihre Herkunft aus einer margi- beitsbedingungen und Löhne aufmerksam nalisierten Gesellschaft mit sich bringt“, und zu machen. dann, wenn sie das geschafft haben, etwa 6 jesuitenweltweit
St Rupert Mayer's High School Simbabwe durch einen Schul- oder gar Hochschulab- schluss, müssen sie sich, egal wo in Simbab- we, in einer Gesellschaft mit sehr begrenzten Möglichkeiten zurechtfinden.“ Der Beginn einer Freundschaft So kann St Rupert‘s nicht das Land verän- dern, aber ein Beispiel geben für Verände- rung: Die St Rupert Mayer's High School wurde im Jahr 2000 auf dem Gelände der gleichnamigen Missionsstation gegründet, unter der Ägide ihres ersten Direktors, des Diözesanpriesters Ignatius Chazunguza und des Jesuiten Wolfgang Tamm, damals Bil- dungssekretär der Diözese Chinhoyi. 2004 übernahm der Jesuit Karl Hermann SJ die Leitung der Missionsstation und initiierte eine beispiellose Kooperation mit Studie- renden und Lehrenden der Technischen Universität München. „Ich fand eine Primary School mit 400 Kin- dern, eine Secondary School mit 200, einen Kindergarten und das Krankenhaus vor“, erinnert er sich an seinen Start in die Zustän- digkeit für ein Gebiet von 4.000 Quadratki- lometern Fläche. „Und um die Schulen stand es nicht zum Besten.“ In Eigenorganisation begann er mit Renovierungs- und Erwei- terungsarbeiten, im ersten Jahr entstanden zwei neue Blocks für Klassenzimmer. Biogas, Solarbetrieb, Hochschulreife Dass die Schule 17 Jahre später nicht nur um ein neues Schulgebäude für die Secondary School, zwei Wohnhäuser für Lehrer:innen, einen Basketballplatz, ein Küchen- und Ge- meinschaftsgebäude für das angeschlossene Internat reicher ist, sondern über eine solar- betriebene Wasserpumpe, eine Biogasanlage und ein „SolarHome“-System mit Wasser- Karl Herrmann SJ, damals Missionsoberer, und Prof. speicher verfügt – und dass sie seit 2012 die Hannelore Deubzer von der TU München starteten das einzige Schule weit und breit ist, an der mit Projekt, das heute auf simbabwischer Seite von Direktor einem „A-Level“ Hochschulreife erworben Clemence Mutimutema SJ betreut wird. jesuitenweltweit 7
Corona-Pandemie werden kann – all das ist begründet in Karl nen vertreten“, erläutert die Architektin. Herrmanns Heimaturlaub in Bayern im „Nachdem das bauliche Konzept stand Jahr 2005. und es an die konkrete Umsetzung ging, wurden Bauingenieure, Statiker, Umwelt- „In München begegnete ich Georg Roers SJ, techniker, Akustiker und Lichtplaner in das den ich von meinem Philosophiestudium Vorhaben eingebunden.“ Neben Hannelore kannte.“ Der Künstler-Seelsorger machte Deubzer und ihrem Team vom Lehrstuhl Pater Karl, der die Schulen weiter voran- Raumkunst und Lichtgestaltung zählt so bringen wollte, bekannt mit Erhard Fischer auch Prof. Thomas Hamacher, Inhaber des vom Ausstellungshaus für christliche Kunst Lehrstuhls für Erneuerbare und Nachhalti- und Prof. Hannelore Deubzer vom Lehr- ge Energiesysteme, zu den Gründungsmit- stuhl für Raumkunst und Lichtgestaltung gliedern von learning from the roots. an der TU München, die bald Initiatoren 2018 wurde mit dem TU eMpower Afri- des Vereins learning from the roots e.V. wer- ca e.V. auf studentische Initiative hin ein den sollten. Hannelore Deubzer war auf der zusätzlicher Verein gegründet, um weitere Suche nach einer tragfähigen Lösung, um Projekte im Bereich erneuerbare Energien das Konzept „DesignBuild“ umzusetzen, zu koordinieren. „eine alternative Forschungs-, Lern- und Lehrform, bei der die Studierenden bereits Bunte Wände und ein Lehmofen in der Ausbildung konkrete Bauprojekte Karl Herrmann erinnert sich an den ersten umsetzen können.“ Karl Herrmanns Schul- Besuch aus München im Folgejahr durch projekt bot die Gelegenheit. zehn Studierende und ihre Dozenten Bar- bara Schelle und Rudolf Graf: „Einige Interdisziplinär anpacken haben die ganze Mission vermessen bis Ein weiterer Kontakt zur Deutschen Gesell- hin zur Grenze am Fluss Mupfure. Eine schaft christlicher Kunst sowie die Verbin- zweite Gruppe hat einen Lehmofen für das dung zur Jesuitenmission in Nürnberg mit Mädchen-Internat gebaut, und die Lehrer ihrem damaligen Prokurator Peter Balleis strichen die Wände bunt an.“ Bald standen SJ ließen die Pläne Realität werden, und auch die Pläne für neue Gebäude, mit de- interdisziplinär: „An der TU München sind nen die frühere Secondary School jetzt als alle für das Bauen relevanten Fachdiszipli- St Rupert Mayer High School an den Start 8 jesuitenweltweit
Hilfe für Ostafrika Bauen zwischen Tradition und Technik Das High School-Gebäude Ergänzung der bestehenden Räumlich- keiten um neue Klassenzimmer, ein Leh- rerzimmer, eine Bibliothek, einen Com- puterraum, Freiluftterrassen, Sportplätze, Gemüsegarten, Werkstatt. Viele Elemente aus heimischen Materialien, etwa Pfeiler aus gebrannten Lehmsteinen, zeugen von architektonischer Inkulturation. Die solare Wasserpumpe Im Rahmen einer Diplomarbeit hat TU- Student Jan Vincke ein System entwickelt und installiert, das über Sonnenenergie den Trinkwasserbedarf der ganzen Missionssta- tion deckt und ein erhebliches Potential zur Nutzung überschüssiger Energie zur Strom- versorgung birgt. Seit April 2011 wird auch das Priesterhaus über ein SolarHome-Sys- tem mit Energie versorgt. Gasversorgung: nachhaltig und effizient Im Sommer 2012 haben sechs TU-Studie- rende die erste Biogasanlage in der Missi- on installiert, zunächst um die Küche des benachbarten Krankenhauses mit Gas zu versorgen. Das Biogas entsteht durch die Vergärung organischer Substrate, die an- schließend als Dünger dem Boden wieder zugeführt werden. Im Bau: der Science Block Gerade entsteht ein neues naturwissen- schaftliches Zentrum für Experimente in Bio, Physik und Chemie. Der Science Block sichert den Status der Schule als High School, die zur Hochschulreife führt. Pho- tovoltaik-Module dienen der Stromversor- gung – und der Ausbildung von ortsansäs- sigen Handwerkern und Schüler:innen im Umgang mit dieser komplexen Technologie. jesuitenweltweit 9
Corona-Pandemie Die Projekte bringen Arbeitsplätze und Know How. 2006 stellten Studierende Missionsprokurator Peter Balleis SJ Modelle vor. Rechts und auf dem Titel: Mathias Stelmach, jetzt Lehrstuhl-Mitarbeiter und weiter aktiv für St. Rupert's. ging. Im Fokus waren zunächst „die Basics“, Wettbewerb, Vergleich und Abgrenzung erinnert sich Hannelore Deubzer und zählt zueinander“, schildert die Professorin Han- auf: „ein festes Dach über dem Kopf, eine nelore Deubzer den akademischen Alltag. praktische Raumaufteilung und ein funk- Die Erfahrungen, die sie bei dem afrika- tionierendes Energiekonzept“. Eine Aus- nischen Projekt machen, „nämlich etwas stellung in der Gemeindehalle informierte Konkretes zu verursachen, etwas für diesen die Bevölkerung über Pläne für die Schule. Ort Wichtiges zu leisten, mit eigenem En- „Währenddessen halfen die Münchner Stu- gagement und Einsatz bewirken zu kön- denten als Maurer-Lehrlinge beim Bau der nen, sind von unschätzbarem Wert.“ Und Lehrerhäuser, beim zweiten Besuch im glei- sie brachten einen Wertewandel: „Es hat chen Jahr nahmen sie Hacke und Schaufel die Grenzen zwischen Lehrenden und Ler- zur Hand, beim Ausgraben des Fundamen- nenden verändert, wir waren ein Team und tes des Schulgebäudes.“ angewiesen auf jeden, der sich bereit erklärt hat, dabei zu sein.“ Learning from the roots, das Lernen an der Wurzeln, ist Programm. Es gibt immer Kulturen im Gleichgewicht mehr jungen Menschen aus einer struktur- Schuldirektor Clemence Mutimutema SJ schwachen ländlichen Region eine existen- ist überzeut, dass der Gewinn des Projekts tielle Chance in der eigenen Heimat und weit über die geschaffenen Innovationen stärkt zugleich diese Wurzeln: ihre Identi- und den exzellenten Standard der Schule tät und ganz handfest die Herkunftsregi- hinausgeht: „Der kulturelle und technische on als solche; durch Arbeitsplätze vor Ort, Austausch bringt ein Gleichgewicht: Die Fä- durch den Anbau von Obst und Gemüse higkeiten der Universitätsstudenten werden im schuleigenen Garten, durch den Einsatz herausgefordert und sie werden zu geerdeten nachhaltiger Technologien, von denen die Menschen, die in der Lage sind, Theorie um- ganze Community profitiert. zusetzen. Unseren Schülern vermitteln sie Dinge, die über die grundlegende Fähigkeit Teamgeist statt Wettbewerb des Lesens und Schreibens hinausgehen, und Nicht minder profitieren die jungen Deut- motivieren sie für die Zukunft.” schen: „Unsere jungen Studierenden er- fahren ihre Ausbildung in der Regel als Steffen Windschall 10 jesuitenweltweit
jesuitenweltweit Kirgistan Unsere Bitte für Simbabwe Die beiden jungen Männer auf dem Titelfoto und das Bild auf dieser Seite spiegeln, was pas- siert, wenn aus einer Projektpartnerschaft Freundschaft wird. Die Zusammenarbeit der Tech- nischen Universität München mit der St Rupert‘s High School in Simbabwe gibt ein wunder- bares Beispiel einer Nord-Süd-Kooperation, die mehr ist als einseitiger Technologie-Transfer. Sowohl die Schülerinnen und Schüler aus Makonde wie auch die Münchner Studierenden werden zu gemeinschaftlich „global Lernenden“, resümiert Schuldirektor Clemence Mutimu- tema SJ den großen wechselseitigen Nutzen des Vereinsprojekts leaning from the roots. Ein Science Block für die Zukunft von St Rupert's Dabei hängen Erfolg und Scheitern in St Rupert’s auch von Faktoren ab, auf die wir wenig Einfluss haben. Pater Clemence berichtet vom Zusammenbruch des Stromnetzes nach Ma- terialdiebstählen im April, davon, dass die wirtschaftliche Lage Simbabwes die Familien von immer mehr Schülerinnen und Schülern in extreme Armut stürzt. Und trotz eines desolaten Bildungssystems stellt der Staat hohe Ansprüche an die kleine Schule in der Provinz: Damit sie weiter als High School anerkannt wird, muss in der Oberstufe naturwissenschaftlicher Unterricht mit entsprechender Ausstattung möglich sein. Mit unserer Unterstützung errichtet der Verein learning from the roots mit jesuitischen Partnern vor Ort gerade den „Science Block“. Geplant sind auch der Bau einer neuen Schulkantine und weitere Projekte zur natürlichen Energieversorgung. Studierende haben bereits Machbarkeits- analysen für Mikrowind- und Mikrowasserkraftwerke erstellt. Haben Sie ganz herzlichen Dank Spendenkonto Österreich für Ihre Unterstützung! IBAN: AT94 2011 1822 5344 0000 Spendenkonto Deutschland IBAN: DE61 7509 0300 0005 1155 82 jesuitenmission.de/StRuperts • jesuitenmission.at/StRuperts Stichwort: X31212 St. Ruperts
Eine gemeinsame Perspektive in verschiedenen Facetten „Mehr als etwas tun“: In der Osterausgabe haben wir die neuen Leitlinien der Je- suiten vorgestellt. Heute berichten Partner:innen, was die UAPs für sie bedeuten. Eine gemeinsame Perspektive sollen sie bie- rin, in unserem Ökologieprogramm hier in ten, unsere Fantasie beflügeln und Sehnsüchte Kambodscha weiterzuarbeiten. Mein Team wecken, die vier Universellen Apostolischen und ich, wir fühlen uns ermutigt in unserer Präferenzen der Jesuiten: Ein Weg zu Gott – Arbeit mit marginalisierten Gemeinschaf- an der Seite der Benachteiligten – mit jungen ten und Schüler:innen, im Einsatz für den Menschen – für die Schöpfung. Schutz der natürlichen Ressourcen, die für Universell sollen sie sein, also überall – jeweils die lokalen Gemeinschaften lebenswichtig konkret vor Ort – Orientierung geben. Wir sind. Die Universellen Apostolischen Präfe- haben Projektparter:innen gefragt, wie sie die renzen sind vor allem eine Einladung. Eine UAPs in ihrer konkreten Arbeit erleben und Einladung zur Zusammenarbeit, dazu, das sich von ihnen leiten lassen: Die gemeinsame gemeinsame Arbeiten mit den lokalen Ge- Perspektive gewinnt so an ganz unterschiedli- meinschaften zu vertiefen und die eigene chen Akzentuierungen und Facetten. Vorgehensweise immer wieder auch in Fra- ge zu stellen. Sich zu fragen, ob die Bemü- Identitätsstiftung hungen in eine gute Richtung führen. Wir „Ich schätze an den UAPs, dass sie uns Ori- müssen uns immer wieder fragen, wie es mit entierung für unsere Arbeit und auch für dem „Gemeinsam unterwegs sein“ aussieht. unsere Identität geben. Sie bestärken uns da- Ist es ein Weg in Richtung Friede und Ver- 12 jesuitenweltweit
Universelle Apostolische Präferenzen söhnung? Begleiten wir die Jugendlichen und Freuden hören und antworten. Geseg- wirklich in Richtung einer hoffnungsvollen net sind die, die die Jugend begleiten, ihre Zukunft? Arbeiten wir ernsthaft und mit Hoffnungen und Nöte ernst nehmen. Ge- ganzem Herzen daran, unser gemeinsames segnet sind die, die bereit sind, zusammen- Haus zu schützen und zu erhalten? Wir hö- zuarbeiten und den Schrei unserer Erde zu ren die Einladung, aktiv zu werden, mehr hören, der gleichzeitig der Schrei zukünfti- zu tun. Im Moment fehlt uns noch, die ers- ger Generationen ist. Ich sehe unsere Präfe- te Präferenz, Menschen auf einem Weg zu renzen als Einladung. Wenn wir diesen vier Gott zu begleiten, deutlicher in unsere Ar- beit einzubinden. Wir hoffen, dass uns das irgendwann in der Zukunft gelingen wird. Liesl Lim, Ökologieprogramm, Jesuit Service Cambodia Inspiration und Segenszusage Für mich sind die Universellen Apostoli- schen Präferenzen in ihrer einfachen, leicht verständlichen Sprache eine große Hilfe und Inspiration. Sie fühlen sich für mich vertraut an und sind mir immer wieder Ruf zur persönlichen Umkehr. Einerseits sind sie leicht zu verstehen, an- dererseits sind sie eine große Herausforde- Aufforsten gegen die Klimakrise in Kambodscha: rung. Sie sind ein Ruf, sie fordern uns auf, jesuitenmission.de/klimaschutz · jesuitenmission.at/klimaschutz in die Tiefe zu gehen. Dieses in die Tiefe gehen erfordert kontinuierliche Selbstrefle- Einladungen oder Segnungen in unserem xion und geistliches Gespräch, wenn wir sie Alltag Raum geben, dann kann unser Han- ernst nehmen wollen. deln und Tun motiviert sein von unserer Sehnsucht, Christus nahe zu sein, Ihm zu be- Seit P. General Arturo Sosa SJ die UAPs gegnen in den Armen, in den Jugendlichen, 2019 öffentlich gemacht hat, habe ich zu in Seiner Schöpfung. Deshalb ist die spiritu- ihnen zwei Bilder im Kopf: Das eine Bild elle Dimension für mich fundamental. ist eher persönlich und spirituell, das zweite eher institutionell. Ein anderes Bild, das mir dazu in den Sinn kommt, ist das von vier Fenstern in einem Von Anfang an klangen die Präferenzen für Raum. Fenster, die uns helfen, nach innen mich wie Segensworte: Gesegnet sind die, zu sehen, auf das Leben in unseren Gemein- die hinhören und Gottes Stimme in ihrem schaften und Einrichtungen. Fenster, durch Herzen Raum geben und anderen auf die- die wir auch mit der Welt in Beziehung ste- sem Weg helfen. Gesegnet sind die, die mit hen und interagieren. Wir brauchen alle vier den Armen unterwegs sind, auf ihre Sorgen Fenster, um eine integrale und umfassende jesuitenweltweit 13
Den Ausgestoßenen dienen in China: jesuitenmission.de/riccisocialservices · jesuitenmission.at/casaricci Perspektive zu haben, um zu sehen, wo wir Deshalb sind wir zur Zusammenarbeit auf- stehen und wer wir sind. Wenn eines dieser gerufen, als eine gemeinsame Gesellschaft Fenster geschlossen ist, fehlt eine der Licht- Jesu, in der jeder seine eigenen, spezifischen quellen. Das Hauptfenster ist sicher unsere Erfahrungen mit den verschiedenen Licht- Beziehung zu Gott und die Unterscheidung quellen bzw. Fenstern hat. Ich finde, dass der Geister im Hören auf Seine Stimme. der Austausch zwischen unseren Einrich- tungen und Apostolaten über die Präferen- zen etwas sehr Bereicherndes ist. So können die Präferenzen als Referenzpunkt dienen, wenn wir unsere Apostolischen Pläne ma- chen oder auswerten. Oft wird gesagt, dass es bei den Präferen- zen mehr um ein „Sein“, als ein „Tun“ geht. Diese Interpretation überzeugt mich nicht vollständig. Die UAPs bringen beide Di- mensionen in einer kreativen Spannung zu- sammen. Mir ist das Wort „Werden“ lieber. Ich denke, die UAPs können uns verwan- deln, während wir sie praktizieren. In einem chinesischen Bild wären sie alle Wegweiser des Weges, auf dem Gott uns begegnen möchte. Ein Gott, der uns entgegenkommt. Seit 2007 leitet der argentinische Jesuit Pater Fernando Fernando Azpiroz SJ, Azpiroz SJ die Casa Ricci. Ricci Social Services, Macau 14 jesuitenweltweit
Universelle Apostolische Präferenzen Alles für die Jugend Papst Franziskus insistiert, dass die erste Präferenz die wichtigste ist. In meinen Au- gen sind alle vier gleichwertig. Seit ich nach meinem Studium in Innsbruck wieder in meine ostafrikanische Provinz zurückgekehrt bin, merke ich allerdings, dass ich mit dem Herzen im Südsudan bin. Deshalb liegt mein Schwerpunkt gerade auf zwei Präferenzen: Mitgehen mit den Armen und Ausgegrenz- ten, und mit der Jugend. Die Jugend bildet die zukünftige Generation, die die Entwick- lung dieses Landes gestalten wird. Ein Land, das unter Hunger, Krieg, Krankheit, Anal- phabetismus und fehlender Bildung leidet. Deshalb gehören viele der Jugendlichen zu den Armen und Ausgegrenzten. Oft wurden sie gekidnappt, um als Kindersoldaten zu dienen. Viele sind in Lagern für Binnenver- triebene groß geworden. Und doch ist diese Jugend die Zukunft des Landes. Ich denke, unser Haupteinsatz sollte im Be- reich der Bildung liegen. Wenn Afrika nicht sehr in seine Jugend investiert, werden wir uns weiter im selben Teufelskreis von Armut, Hunger und Krankheiten bewegen, während Mit der Jugend will Allan Ggita SJ eine bessere Zukunft schaffen: ein paar wenige sich auf Kosten der anderen jesuitenmission.de/suedsudan · jesuitenmission.at/loyolasuedsudan extrem bereichern. Wenn ich auf die UAPs schaue, scheint mir, lich sicher fühlen können. Als Jesuiten, als ,dass es darum geht, die Jugend in sämtli- Kirche, haben wir im Südsudan eine starke chen Bereichen zu begleiten: im Bereich der Stimme, man hört uns zu, aber wir müs- Spiritualität, Umwelt und dabei, Wege aus sen diese Chance auch nutzen. Wir müssen Armut und Exklusion zu finden. den jungen Menschen eine Stimme geben, wo sie sonst keine haben. Damit die Regie- Für mich bedeutet das nicht, große Kirchen rung sie zu ihrer Priorität macht. Viele junge und besonders moderne Schulen zu bau- Menschen wollen nach Europa oder Nord- en, sondern wirklich mit den Jugendlichen amerika, weil sie den lokalen Systemen nicht unterwegs zu sein, in ihren Freuden und trauen. Ich denke, unsere Aufgabe ist es, sie ihren Ängsten, ihren Hoffnungen und Ent- davon zu überzeugen, dass es an ihnen liegt, täuschungen; mit ihnen zu träumen und sie das Afrika zu formen, das sie haben wollen. erfahren zu lassen, dass es in dieser schein- bar so hoffnungslosen Welt doch Hoffnung Allan Ggita SJ, Director of Development, gibt. Jugendliche müssen sich bei uns wirk- Jesuits Eastern Africa jesuitenweltweit 15
Myanmar Ihr seid alle Geschwister! Längst sind in Erbil die Plakate des Besuches von Papst Franziskus wieder ab- genommen. In den Herzen der Menschen im Nordirak bleibt der Nachklang seiner Botschaft: You are all brothers and sisters! Das Hochschul-Programm JWL könnte diese Vision Realität werden lassen F ür Yousif bleibt es ein unvergessli- viele Christen in den Süden nach Bagdad cher Tag. Schon seit er klein ist, be- und Basra gezogen sind. Nagham hat früh wunderte er den Papst. Seine Mutter geheiratet, mit dem Fall Saddams ist die Fa- Nagham erzählt oft die Geschichte, wie er milie zurück in ihre Heimatstadt geflohen, als Kleinkind – gerade erst sprechen gelernt da um die Jahrtausendwende die gewaltsa- – vor dem Fernseher saß und, wenn immer men Überfälle auf Christen im Süden stark der Papst im Fernsehen zu sehen war, gesagt zugenommen hatten. Ihr begonnenes Uni- hat: „Das ist mein Papst“. Nicht nur für ihn versitätsstudium musste sie abbrechen. ging ein großer Traum in Erfüllung, als er im März 2021 Papst Franziskus bei seinem 2014 musste die Familie wieder fliehen, dies- Besuch in Qaraqosh Blumen überreichen mal vor dem IS. Zuflucht fanden sie im na- durfte, sondern auch für seine Mutter Nag- hen Erbil, der Hauptstadt der Region Kurdi- ham und die Christen in Qaraqosh. stan-Irak. Nagham hat zwei Söhne und eine Tochter, ihr mittlerer Sohn Yousif hat Triso- Christen auf der Flucht mie 21. Das machte es für die Mutter un- Naghams Familie kommt ursprünglich aus möglich, ihren Traum von Höherer Bildung Qaraqosh. Aufgewachsen ist sie in Basra, zu verwirklichen, bis sie im Jahre 2017 ihr da unter dem Regime von Saddam Hussein Online-Studium mit Jesuit Worldwide Lear- 16 jesuitenweltweit
Jesuit Worldwide Learning Irak ning (JWL) begonnen hat. Sie absolvierte das sie vertiefen und als Mediatoren umset- Diplom in Liberal Studies der renommierten zen. Wie weit aber dieser Weg auch für die Regis University, einer der Partner-Unis von Christen im Irak ist, zeigen P. Marc Stephan JWL, und wählte den Schwerpunkt Soziale Giese SJ, ein Jesuit aus Deutschland, der Arbeit. Nach ihrem Abschluss zog sie mit ih- in Amman arbeitet, und ein gescheiterter rer Familie in das inzwischen vom IS befrei- Besuch in Alqosh, einem Dorf der Chaldäi- te Qaraqosh. Dort eröffnete sie zusammen schen Christen: Seit der IS-Bedrohung wer- mit der syrisch-katholischen Gemeinde ein den alle Zufahrten zum Dorf von eigenen JWL-Lernzentrum, wo sie seitdem über 100 Kontrollposten überwacht. Als Fremde aus junge Leute in Englisch unterrichtet – Chris- Deutschland, selbst mit römischen Pries- ten wie Muslime. terkragen, konnten wir ohne die Genehmi- gung der Bürgermeisterin, die telefonisch Das Misstrauen sitzt noch tief Seit dem Papstbesuch im März werden dort auch der „Peace Leader“-Kurs und ein Kurs für Tutoren angeboten. Die Kurse fin- den vor allem bei Frauen hohen Anklang, der Anteil weiblicher Studentinnen beträgt über 80 Prozent. Viele teilen ein ähnliches Schicksal wie Nagham und sehen gerade im eLearning eine große Chance sich wei- terzubilden. „Ihr seid alle Geschwister“, diese Friedensbotschaft des Papstes wollen „Das ist mein Papst“: Yousif überreichte Franziskus einen Blumenstrauß. Seine Mutter Nagham konnte mit JWL ihren Traum von Höherer Bildung verwirklichen. jesuitenweltweit 17
Kritische und offen denkende junge Menschen ermöglichen einen offenen und toleranten Irak: „Peace Leaders“ als Pioniere einer neuen Zivilgesellschaft. in dem Moment nicht erreichbar war, das Hochschule für Philosophie München hat Dorf nicht betreten, um das 1000 Jahre alte einen Teil des Kurses erstellt. Bergkloster, den ehemaligen Sitz der Patri- archen, zu besuchen. Bei den Christen als Zusammen mit dem JWL Research Team Minderheit herrscht viel Abgrenzung un- und Magdalena Nauderer, JWL-Repräsen- tereinander und Angst vor den Muslimen. tantin im Irak, steigen die „Peace Leader“- Papst Franziskus schloss in seine Botschaft Absolventen nun tiefer ein, um gezielt be- der Geschwisterlichkeit jedoch nicht nur stimmte Konflikte in ihrer Gemeinschaft Christen aller Denominationen mit ein, und im Lager zu erforschen und um eine sondern auch die muslimischen und jesidi- Veränderung zu bewirken. Bei der Graduie- schen Brüder und Schwestern. rung der „Peace Leaders“ im Domiz Camp kamen zwei Frauen aus Alqosh dazu, die Die neuen Friedensstifter den Weg von ihrer christlichen Enklave hin Im Gegensatz zu dem Erlebnis an der Dorf- zu den muslimischen Geschwistern aus Sy- grenze von Alqosh waren die Begegnungen rien gefunden haben, weil sie während des mit den JWL-Peace Leaders im Khanke Peace Leader-Kurses verstanden haben, was Camp der Jesiden, im Domiz Camp mit ihnen und uns zum friedlichen Zusammen- syrischen Flüchtlingen und in Erbil mit leben helfen kann. jungen Christen sehr ermutigend. Alle ha- ben das sechsmonatige Programm absol- Renaissance der Bildung viert, das vom „Peace Institut“ des Hekima Bis vor kurzem unterhielt JWL im Irak University College angeboten wird. In den sechs Lernzentren mit 550 Studenten. Reden bei ihrer Abschlussfeier sprachen Mittlerweile sind viele jesidische Absolven- sie von der persönlichen Veränderung, die ten aus dem Khanke Camp in die Sinjar- sie im Laufe des Kurses erfahren durften. Berge zurückgekehrt, wo viele von Ihnen Professor Barbara Schellhammer von der Zeugen des Genozides durch den IS im Au- 18 jesuitenweltweit
Jesuit Worldwide Learning Irak gust 2014 wurden. Dort haben sie ein neu- eine bessere Vergangenheit, für einen offe- es JWL-Lernzentrum eröffnet, um weiteren nen und toleranten Irak. jungen Leuten Zugang zu höherer Bildung zu geben, ein weiteres ist schon in der Pla- Genau 50 Jahre nach der Schließung des nung. Auch in diesem Jahr wird noch ein Bagdad College hat Nagham mit sechs neues Zentrum in Sulaymaniyah im Klos- anderen Kommilitoninnen und Kommili- ter unseres vermissten Mitbruders Paolo tonen in Erbil ihren Diplom-Abschluss ge- Dall’Oglio SJ entstehen. Es ist anzuneh- macht. Es bleibt die große Hoffnung, dass men, dass Paolo im Juli 2014 vom IS umge- mit der Bildung von mehreren Tausend bracht worden ist. Das von ihm gegründete junger Leute jeder Herkunft, kritischer und Kloster ist ganz dem interkulturellen und offen denkender Menschen, das von Papst interreligiösen Lernen und Dialog gewid- Franziskus gesäte Wort „Ihr seid alle Ge- met, in einer Stadt, die traditionell das in- schwister“ zur neuen Realität wird. tellektuelle Zentrum in Kurdistan ist und deren Einwohner unter Saddams Tyrannei Peter Balleis SJ, JWL-Präsident Schreckliches erleiden mussten. Aber auch in der Ebene von Ninive, im Christendorf Qaraqosh, das Papst Franzis- kus besucht hat, und in Bartella, wo JWL Lernzentren betreibt, wollen der Priester Abouna Ammar und das JWL-Team Wege finden, wie sie in weiteren Dörfern der Re- gion, christlichen wie auch muslimischen, höhere Bildung für die Jugend zugänglich machen können. Ein toleranter Irak ist möglich Mit diesem Engagement steht JWL in der Bildung ohne Grenzen Tradition der Jesuiten im Irak. Im Auftrag vom Papst kamen 1935 amerikanische Jesu- Weniger als ein Prozent aller Geflüch- iten nach Bagdad, um dort eine Schule und teten haben Zugang zu Universitätsbil- später eine Universität zu gründen. Von dung – JWL bringt den Wandel: Was mit 1935 bis 1969 haben insgesamt 150 Jesu- 1.000 Studienplätzen in Flüchtlingsla- iten in diesen Institutionen gearbeitet und gern in Kenia, Malawi, Jordanien, im Irak wesentlich zu einem modernen und offenen und in Afghanistan begann, hat sich zu Geist im Land für Menschen aller Denomi- einem globalen Bildungsnetzwerk ent- nationen und Religionen beigetragen. Mit wickelt, an dem 2020 4.143 Studierende der Ausweisung aller US-Bürger aus dem – 56 Prozent von ihnen sind weiblich – Irak mussten auch die Jesuiten 1969 gehen. an 18 Standorten partizipieren konnten. Dann kamen das Saddam-Regime und die Kriege und schließlich der Niedergang des jesuitenmission.de/JWL Landes. Aber bis heute ist der Name „Bag- jesuitenmission.at/JWL dad College“ ein leuchtender Begriff für jesuitenweltweit 19
Hilfe für Ostafrika Rechenschaft 2020 der Jesuitenmission Deutschland und Österreich Neue Gemeinschaft in der Einsamkeit Die Pandemie hat uns ein Jahr der Trauer, der Isolation und neuer Armut gebracht. Und ein Jahr großer Solidarität. Klaus Väthröder SJ blickt zurück auf 2020 Am Morgen des 9. März 2020 flog ich den Betrieb in den beiden Jesuitenmissio- von Guwahati nach Delhi, um von der nen aufrechterhalten. Die Mitbrüder und indischen Hauptstadt die Rückreise nach Mitarbeiter:innen der Jesuitenprovinzen Frankfurt anzutreten. In Nagaland, im Deutschland, Lettland, Litauen, Öster- Nordosten Indiens feierten wir mit den Je- reich, Schweden und Schweiz haben die suiten der Kohima Region und P. General Zeit der Lockdowns genutzt, um sich neu Arturos Sosa das 50-jährige Jubiläum der aufzustellen und die Zielmarke des 27. Ap- Präsenz der Jesuiten unten den Nagas. Es ril 2021 zu erreichen. Seit diesem Tag, Ge- war ein sehr schönes Fest in den Bergen von denktag des Heiligen Petrus Canisius, fir- Kohima, allerdings bereits überschattet von miert auch jesuitenweltweit in Deutschland Gerüchten über einen Virus, der eventuell und Österreich als Werk der neuen Provinz die Rückreise unmöglich machen wird. Ich "Jesuiten in Zentraleuropa" und ich über- kam mit einem letzten der Flieger aus Indi- nehme eine zusätzliche Aufgabe als Delegat en in Deutschland an. für Ökologie und Soziales. Gut ein Jahr später sind die Mitbrüder und Corona-Hilfe rettet Leben die Menschen in Indien wieder in meinen Unser Spendenergebnis (14,3 Mio. Euro in Gedanken und Gebeten angesichts einer Deutschland, knapp 1,7 Mio. in Österreich) pandemischen Katastrophe mit Hunderttau- lag 2020 über dem Durchschnitt, was Sie senden Todesfällen. Allein in der zweiten Ap- aus dem beigelegten Rechenschaftsbericht rilwoche 2021 sind 20 indische Jesuiten im ersehen können. Dank Ihrer Großzügigkeit Zusammenhang mit dem Virus gestorben. konnten Wien und Nürnberg gemeinsam mehr als 1,5 Millionen Euro für die Coro- Europäische Jesuiten rücken zusammen na-Hilfe zur Verfügung stellen. Mit großer Im Unterschied zu vielen Organisationen, Gewissheit kann ich Ihnen sagen, dass diese Geschäften und Unternehmen konnten wir Unterstützung sehr vielen Menschen das 20 jesuitenweltweit
Hilfe für Ostafrika Leben gerettet hat. Unsere Partner:innen Spendensammeln. Seit Jahren sind unsere haben tausende Menschen über Schutz- beiden Jesuitenmissionen mit vielen Men- maßnahmen informiert, Masken und Hy- schen verbunden im gemeinsamen Dienst gieneartikel zur Verfügung gestellt oder sie am Aufbau des Reiches Gottes. Es ist eine mit dem Lebensnotwendigsten versorgt, Gemeinschaft entstanden der gegenseiti- wenn alle Einkünfte weggebrochen sind. gen Anteilnahme, die über das Spenden- Nur durch Ihre große Hilfsbereitschaft war sammeln hinausgeht, die gerade in Zei- dies möglich. Dafür möchte ich Ihnen von ten der Krise uns gegenseitig halten und Herzen danken! unterstützen kann. In den ersten Wochen der Kontaktsperre hat P. Trieu Nguyen im Danke für Zusammenhalt und Teilhabe! Namen der Jesuitenmission viele Spender In den vergangenen Monaten ist es in un- und Spenderinnen angerufen, um Sie zu seren Büros in Nürnberg und Wien einsam ermutigen, sich nach ihrem Wohlergehen geworden. Seit März 2020 hatten wir keine zu erkundigen und sie nach ihren Gebets- Besucher mehr aus unseren Projekten und anliegen zu fragen. Allabendlich haben wir viele der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für unsere Wohltäterinnen und Wohltäter sind oft im Homeoffice. Anstatt zu reisen gebetet, für deren Eltern und Kinder, für oder das Team in Wien zu besuchen, sitze Verwandte und Bekannte, für Nachbarn ich in Nürnberg und spreche mit kleinen oder Freundinnen, die sie miteingeschlos- Bildern auf meinem Computerbildschirm. sen haben wollten. Auch wir wurden ermu- tigt mit guten Wünschen und Dankbar- Gegenüber dieser Einsamkeit habe ich das keit, die uns entgegengebracht wurden. Gefühl, dass eine andere Gemeinschaft ge- wachsen ist. Henri Nouwen, ein bekann- In dieser gegenseitiger Verbundenheit dan- ter spiritueller Autor und Seelsorger, hat ke ich Ihnen für all Ihre Unterstützung und ein Büchlein geschrieben, „Die Spiritua- wünschen Ihnen Gottes Segen. lität des Fundraisings“. Darin geht es um Dienst, Umkehr, Gebet, gemeinsame Visi- Klaus Väthröder SJ, onen und Teilhabe im Zusammenhang mit Missionsprokurator jesuitenweltweit 21
Schule möglich machen in der Krise Inmitten von Leid und Armut erfahren Tausende Kinder in Peru Unterstützung im Kampf gegen die Folgen der Pandemie und für ihr Recht auf Bildung Zu Beginn der Pandemie, als der Präsenz- setzt war. Mit einem weiteren technischen unterricht weltweit mit einem Schlag aus- Gerät in der Familie wird das Problem be- gesetzt wurde und die Schulsysteme selbst seitigt. „Viele unserer Familien haben meh- in Europa auf die Probe und vor die Fra- rere Kinder im Schulsystem, aber nur ein ge gestellt wurden, wie man Bildung trotz Handy zuhause, das sich zwei oder drei Ge- Distanz aufrechterhalten kann, standen in schwister für das E-Learning teilen. Deshalb manchen Ländern ganz andere Aspekte im haben wir die Tablet-Initiative gestartet. Für Vordergrund. Vor allem dort, wo Bildung die Kinder ist es eine enorme Erleichterung Sorgen um Gesundheit, Nahrungsmittel- und verbessert die Kommunikation mit ih- versorgung und finanzielles Überleben un- ren Lehrerinnen und Lehrern“, so eine Mit- tergeordnet ist, und es an technischen Mög- arbeiterin von Fe y Alegria. lichkeiten zur Gänze fehlt. Für Tausende Schülerinnen und Schüler in Peru hat sich Das Recht aufs Lernen die Situation mit einer großen Portion Un- Wie Rosa haben auch 5555 andere Kinder terstützung durch das internationale jesuiti- und Jugendliche in Fe y Alegria-Schulen im sche Xavier Network gewendet: erfreuliche März ihre eigenen Tablets erhalten, um so Neuigkeiten in Zeiten der Pandemie! dem Unterricht wieder folgen zu können. Mit anhaltendem Distance Learning war Vier Geschwister, ein Handy die Frage nach Interaktion und einem Aus- Strahlend hält die kleine Rosa ihr neues Ta- tausch zwischen Lehrpersonal und Schüle- blet in die Kamera. Sie besucht eine Schule rinnen und Schülern immer lauter gewor- des Schulnetzwerks Fe y Alegria (FyA) in den. Auch dort, wo man bisher mit weniger Lima und hat sich bisher einen Computer Ressourcen ausgekommen ist. „Bildung mit ihren drei Geschwistern geteilt. Haus- darf nicht aufhören, und die einzige Mög- übungen rechtzeitig abgeben war nicht lichkeit ist, den jungen Menschen, den Ju- drin, wenn der Computer wieder mal be- gendlichen, Kindern, alle Ressourcen zur 22 jesuitenweltweit
Verfügung zu stellen, damit sie weiterler- ist trotz der schwierigen Lebensumstände nen“, sagt P. Ernesto Cavassa SJ, der Gene- wichtig für sie. „Ich spüre eine große Un- raldirektor von Fe y Alegria Peru dazu. terstützung durch dieses Tablet. Ich danke Gott für die Möglichkeit, dass unsere Töch- Die Technik ist ein Segen ter weiterlernen können“, sagt eine Mutter Die Tablets sind bereits mit den erforderlichen aus Lima. Applikationen, Programmen und Ressourcen für den Unterricht ausgestattet. Ein pädago- Vom Radio zum Tablet gisches Team hat diese vorher zusammenge- Kaum denkbar war so eine Ausrüstung zu stellt. Auch das staatliche Schulprogramm Beginn der Pandemie, als FyA damit be- „Aprendo en Casa“, übersetzt „Ich lerne zu- schäftigt war, humanitäre Hilfe anzubieten, hause“, ist über die Tablets gut erreichbar. Nahrung und Hygieneartikel zu verteilen, „Es gibt viele Applikationen, mit denen man die Menschen zu versorgen. verschiedene Dokumente in Word und als Um die Schülerinnen und Schüler über- pdf öffnen kann“, erklärt Rubelia Tunti, eine haupt zu erreichen, hat FyA viel Kreativität Lehrerin aus Puno in Peru. Für sie ist das, was spielen lassen und ein eigenes Radionetz- wir als technisches Minimum betrachten, werk entwickelt. Für die Kinder, die sonst nicht so selbstverständlich, schließlich hat weite Fußwege in die Schule haben, kein man bisher ohne oder mit nur wenigen tech- Handy oder Tablet besitzen, wurden die nischen Hilfsmitteln auskommen müssen Bildungsprogramme „Schule im Radio“, „Kein Raum“ und „Ich lerne zuhause“ als Radiosendungen vorgespielt. Alles, um den „Mit dem Tablet kann ich meine Aufgaben Unterricht nur irgendwie aufrecht zu erhal- schneller erledigen und habe auch die Mög- ten. Mancherorts ist das immer noch so. lichkeit, Schul-Apps zu nutzen.“ Tausende Kinder in Peru sind einen großen Alexia Guevara, Schülerin aus Lima Schritt weiter! Dank Ihrer Unterstützung im Kampf gegen Nicht nur die Schülerinnen und Schüler Covid-19 und die Folgen konnten wir an sind dankbar. Auch bei den Eltern ist die vielen Plätzen der Welt Leid lindern und 47 Erleichterung groß. Bildung für ihre Kinder Projekte mit 1.489.684 Euro fördern. jesuitenweltweit 23
Gute Lehrer für eine bessere Zukunft Sie trotzen dem Bürgerkrieg und meistern die Pandemie: Gut ausgebildete Lehrkräfte des JRS machen in der krisengeschüttelten Zentralafrikanischen Republik Hoffnung „Im Dezember 2020 eskalierte erneut die (ECW) gelang, Tausende Kinder im Lock- Gewalt zwischen Regierung und Rebellen, down zuhause zu unterrichten. was unsere Arbeit sehr beeinträchtigt hat“, Gute Lehrerinnen und Lehrer und funk- berichtet JRS-Landesdirektor Alain Rusu- tionierende Schulen tun Not im Land mit ku, „durch den Lockdown mussten wir un- seinem Durchschnittsalter von 17,6 Jahren, sere Bildungsprogramme aussetzen.“ Doch doch das Bildungssystem ist marode: Früh- Alain hat auch gute Nachrichten: „Die kindliche Bildung hat trotz eines enormen Lage normalisiert sich. Nach drei Monaten Bedarfs keinen hohen Stellenwert, und es Corona-Lockdown wurden Anfang März gibt keine fundierte pädagogische Ausbil- 2021 wieder die Schulen geöffnet.“ Die dung. Einen Ausweg bietet seit 2005 der Hoffnung auf Frieden bestärkt auch die JRS mit hochwertigen Aus- und Weiterbil- (angehenden) Lehrerinnen und Lehrer, die dungsangeboten für Lehrkräfte im Rahmen Ausbildungseinheiten des Jesuiten-Flücht- des weltweiten Programms Global Education lingsdiensts (JRS) durchlaufen. Initiative. Die Gesamtkosten belaufen sich auf etwa 20 Euro pro Person und Tag. Eine qualifizierte Ausbildung Eine von ihnen ist Melanie Endjidondeye (49). Sie hat früher auf dem Markt ihrer „Bildung ist sehr wichtig für unsere Ge- Heimatstadt Bambari Obst und Gemü- sellschaft, weil sie das Gewissen formt.“ se verkauft, aber wollte sich weiterbilden. Melanie Endjidondeye, Vorschullehrerin Nach ihrer JRS-Ausbildung arbeitet sie jetzt als Vorschullehrerin – auch in einer Einrichtung des JRS. 2020 war sie Teil der Dank Ihrer Unterstützung konnten wir „Radioschule“, mit der es dem JRS und 2020 die Ausbildungsprogramme mit der Organisation Education Cannot Wait 8.000 Euro fördern. 24 jesuitenweltweit
Mehr als Tropfen auf heißem Stein Neue Häuser und Werkstätten, Arbeitsplätze und Computer – nahe Sibiu verbessert „Elijah“ direkt und nachhaltig die Lebensumstände von Roma-Familien. Das Sozialprojekt „Elijah“ wächst und Aber es gibt noch viele Familien, die in er- betreibt in Siebenbürgen/Rumänien mitt- bärmlichen Hütten leben. Mit dem Hilfspro- lerweile an sieben Standorten sechs Sozial- jekt „Casa de piatra“ werden elf winterfeste zentren, zwei Musikschulen, vier Lehrwerk- Häuser und damit das Fundament für ein stätten und ein Schüler:innenwohnheim. würdevolles Leben geschaffen. Leiterin Ruth Zenkert sagt: „Unsere Hilfe scheint wie ein Tropfen auf dem heißen Große Not durch Covid 19 Stein. Wir müssten eigentlich noch in 100 Der Baufortschritt wurde durch das Virus Dörfer gehen. Aber für den Einzelnen, dem eingebremst, und auch sonst hat die COVID- wir aus dem Elend helfen, ist es sein ganzes Krise die Ärmsten besonders hart getroffen. Leben.“ Viele Väter verloren ihr Einkommen als Ta- gelöhner und den meisten Familien blieb der Fundament der Würde Zugang zu Nahrungsmitteln verwehrt. Über Im September haben 32 Jugendliche die tausend COVID-Lebensmittelpakete, die die Wohngemeinschaften und Studentenzim- Mitarbeiter von ELIJAH verteilten, haben et- mer der Casa Francis bezogen. Sie besu- was Not kompensiert. chen Ausbildungsstätten in den Bereichen Lebensmittelverarbeitung, Technik, Ar- chitektur, Wirtschaftswissenschaften und „Ich bin stolz auf unser Team. Alle Mitar- Musik. Alle Sozialzentren wurden mit beiter, denen wir begegnen, strahlen.“ gebrauchten Laptops und Internetzugang Ruth Zenkert, „Elijah“-Mitgründerin ausgestattet, damit auch während der Co- rona-Lockdowns möglichst viele Schüle- rinnen und Schüler dem Online-Unterricht Danke, dass Sie 2020 mit uns „Elijah“ mit folgen können. 250.000 Euro unterstützt haben! jesuitenweltweit 25
Weiter im Dienst der Ausgestoßenen Unter dem strengen Auge der Behörden bleiben die Ricci Social Services an der Seite Lepra- und HIV-kranker Menschen in China. Noch heute infizieren sich jährlich über Im Jahr 2017 hatte die Regierung ein neues 200.000 Menschen mit Lepra, einer tücki- Gesetz zur Beaufsichtigung ausländischer schen bakteriellen Infektionskrankheit, die NGOs in China verabschiedet. In einem Nervensystem, Atemwege, Haut und Augen aufwändigen Prozess gelang es 2020, die befällt. Seit über 30 Jahren stehen die „Ricci Dienstleistungen des RSS auf Grundlage ei- Social Services“ (RSS), gegründet von Pater nes eigenen Evaluationssystems schrittweise Luis Ruiz auf der chinesischen Insel Taikam, zu systematisieren, um den neuen Anfor- im Dienst jener, die durch die Krankheit an derungen der Regierung besser zu entspre- den äußersten Rand der Gesellschaft gedrängt chen. 2020 entwickelte der RSS zudem ein werden, geben medizinische Unterstützung Programm für Kinderschutz und führte und helfen, den – immer noch oftmals stig- Mitarbeiter:innen und Freiwillige darin ein. matisierten – Leprakranken und ihren Famili- Große Erleichterung herrscht darüber, dass en, in der Gesellschaft Fuß zu fassen. 2004 hat 2020 keiner der 600 Lepra-Patient:innen der RSS das erste katholische AIDS-Zentrum an COVID-19 erkrankt ist. in China eröffnet: Ein besonderer Schwer- punkt liegt hier auf der Versorgung betroffe- ner Kinder und der Kinder von Betroffenen. „Das Jahr der Pandemie gab uns kostbare Gelegenheit, unsere Dienste effektiver zu Keine COVID-Fälle in RSS-Einrichtungen gestalten“ Derzeit unterhalten die „Ricci Social Servi- P. Fernando Azpiroz SJ, RSS-Vorsitzender ces“ in 13 Provinzen Chinas 50 Programme mit 64 Lepra-Zentren für insgesamt 4.000 Patient:innen, dazu fünf Heime für 40 Dank der Unterstützung unserer Spen- HIV-infiziertete Kinder und 300 HIV-posi- derinnen und Spender aus Deutschland tive Mütter sowie Einrichtungen für 1.500 und Österreich konnten wir RSS 2020 mit Studierende aus mittellosen Familien. 155.567 Euro unterstützen. 26 jesuitenweltweit
Der Weg zur Veränderung: Bildung Der venezolanische Staat lässt Schulpersonal im Stich, das Bildungssystem ist am Boden. Dank Ihrer Unterstützung konnte das Schulnetzwerk Fe y Alegría 200 Stellen neu besetzen. Ivonne Palacios ist Lehrerin in Venezuela gleitet. Viele Schulen sind an entlegenen und lebt von umgerechnet etwa drei Dollar Orten, Lehrkräfte, die hier arbeiten, erhal- pro Monat. Am Wochenende bereitet sie ten zusätzliche Unterstützung. Denn die Essen zu und verkauft es. „Vor 25 Jahren staatlichen Gehälter sind viel zu niedrig, konnte ich meinen Kindern ein gutes Leben decken kaum die Grundbedürfnisse. „Wir bieten, das College meines Sohnes bezahlen, Lehrerinnen und Lehrer, die noch hier sind, seine Kleidung. Ich hatte die Sicherheit, für sind es aufgrund unserer Berufung und der meine Bedürfnisse und die meiner Kinder Überzeugung, dass Bildung der Weg zu aufkommen zu können", erklärt sie. Veränderung ist“, sagt Lisceth Rojas, Di- rektorin der Fe y Alegría-Schule Las Mayas. Viele schmeißen hin Ivonne ist geblieben, weil sie findet, dass je- Jetzt ist alles anders. Das Land befindet sich mand den Kindern und Jugendlichen sagen in einer wirtschaftlichen und politischen muss, dass dieser Zustand „nicht das ist, was Dauerkrise. Corona verschlimmert die Lage wir wollen“, und was zu tun ist, um dieses massiv. Die Unterrichtsgestaltung ist gerade Land zu verbessern. in der Pandemie sehr schwierig, „Unsere Kin- der haben keine Computer, kein Internet. Es gibt auch viele Lehrkräfte, die so leben.“ Die „Wir Lehrerinnen und Lehrer in Venezuela miserablen Bedingungen lassen viele den Job haben uns neu erfinden müssen“ oder gar das Land wechseln und sorgen für Ivonne Palacios, Lehrerin „Las Mayas“ ständigen Bedarf an neuem Lehrpersonal. Mehr Berufung als Beruf jesuitenweltweit Deutschland und Öster- 2020 hat das jesuitische Schulnetzwerk Fe reich konnte dank Ihrer Hilfe das Projekt y Alegría 200 Stellen neu besetzt und mit mit einer Gesamtsumme von 55.946 Euro Workshops und Weiterbildungskursen be- unterstützen. jesuitenweltweit 27
Die Schmetterlinge von Bamiyan In Afghanistan ist Schule für Mädchen keine Selbstverständlichkeit. Der JRS verhilft Hunderten zu ihrem Recht auf Bildung. In Afghanistan gibt es 3,7 Millionen Kin- ins JRS-Zentrum zu kommen, um zu lernen. der, die derzeit nicht zur Schule gehen. Be- Dank des BEA-Programms können das jetzt troffen sind vor allem Mädchen. Das „But- 283 von ihnen im eigenen Dorf tun! terfly Effect Affiliate“ (BEA)-Programm des Die Idee ist, Studentinnen mit fortgeschritte- Jesuiten-Flüchtlingsdiensts (JRS) trägt den nen Englischkenntnissen in ihre Heimatge- Wandel in die Dörfer. meinden zu senden, um dort Mädchen, man- Der „Butterfly Effect“, Schmetterlingsef- che erst 10 Jahre alt, die englische Sprache zu fekt, ist ein Begriff aus der Chaostheorie, lehren. Davon profitieren nicht nur die Schü- und drückt aus, dass eine kleine Verände- lerinnen, sondern auch die BEA-Lehrerinnen, rung eine große Wirkung haben kann. Auf die so ihre didaktischen Fähigkeiten verbes- Farsi bedeutet „bea“ zudem so viel wie „nä- sern: Bildungschancen für Mädchen und herbringen“. Das BEA-Programm des JRS junge Frauen, die den Verlauf ihrer Zukunft bringt also „Affiliates“, Partnerinnen und verändern können! Partner, in entlegene Landesregionen, um insbesondere den Mädchen zu ihrem Recht auf Bildung zu verhelfen. „Ich bin gesegnet und glücklich, ein Mäd- chen zu sein. Mit meiner Ausbildung und Lernen im eigenen Dorf Erfahrung kann ich Chancen für andere Denn vielerorts sind die Hürden hoch: auf- Frauen und Mädchen schaffen.“ grund der Armut vieler Familien, unwegsa- Bashria Jan Sarwari, men Geländes, kriegerischer Auseinanderset- ehemalige JRS-Schülerin und Lehrerin zungen und auch kultureller Barrieren. In der Region Bamiyan sind die Jesuiten seit fast 20 Jahren mit Bildungsangeboten präsent, die Mit Ihrer Unterstützung aus Deutschland aber nicht alle Kinder im Einzugsgebiet errei- und Österreich haben wir den JRS Afgha- chen: Vielen Mädchen wird es nicht erlaubt, nistan 2020 mit 76.253 Euro unterstützt 28 jesuitenweltweit
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