Broadcast www.film-tv-video.de 3/2015 - Film TV Video
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Broadcast Sonderheft www.film-tv-video.de 3/2015 Im Überblick: G7: Das war der Gipfel IP-Special: Große Branchenumfrage Die technischen Herausforderungen bei DSDS Interview CBC: Das Fernsehen bleibt stark Die Arri Amira ist erwachsen
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www.film-tv-video.de Die ganze Branche. Online. Am Wendepunkt? Revolutionen sind in der Medienwelt an der Tagesord- nung – zumindest, wenn man den Presse- und Werbe- texten der Hersteller glaubt. Dort löst üblicherweise eine angeblich bahnbrechende Entwicklung die nächste ab und selbst eher randständige Veränderungen werden gern als Revolution angepriesen – bescheidenere Formu- lierungen gibt der dort üblicherweise verwendete Wort- baukasten offenbar nicht her. Allenfalls der »Paradigmen- wechsel« geht grade noch so durch. Wenn man also Übertreibungen und Floskeln die- ser Art gewohnt ist, zieht man sie innerlich schon wie- der automatisch ab – und oft bleibt dann gar nicht mehr viel übrig. Momentan ist das allerdings nicht so: Es bleibt auch nach der inneren Korrekturschleife immer noch erstaunlich viel übrig. Soll heißen: Selten veränderte sich die Broadcast-Welt so tiefgreifend und schnell, wie das aktuell der Fall ist. Die IBC2015 etwa greift nicht zuletzt deshalb als wichtiges Kernthema der Messe in Amsterdam die »dis- ruptiven Technologien« auf. Unter disruptiven Tech- nologien versteht man Innovationen, die bestehende Technologien oder Märkte entweder weitest gehend verdrängen oder gänzlich ersetzen. Dafür gibt es in der jüngeren Vergangenheit einige Beispiele: Die CD etwa löste die Schallplatte ab und gerät nun selbst durch den Musik-Download und Audio- Streaming ins Hintertreffen. Die digitale Fotografie hat die analoge Fotografie bis auf kleine Reste aufgefressen. Aktuell muss sich die Broadcast-Branche mit etlichen zumindest potenziell disruptiven Entwicklungen ausein- Inhalt andersetzen: zum einen verändern sich die Distributions- modelle für den Content und damit verbunden die Work- flows bei den Broadcastern und ihren Dienstleistern. Auch die Produktion der Inhalte hat sich technisch dra- matisch verändert. Und mit der Entwicklung hin zu »IP for G7: Das war der Gipfel ............................... 4 Broadcast« und »IP for Live« steht gleich noch eine wei- tere, tiefgreifende Entwicklung für die Branche an. IP-Special: Große Branchenumfrage ..... 12 Dieses Magazin beleuchtet einige der aktuellen Ver- änderungsprozesse, gibt Hintergrundinfos und holt die Deutschland sucht den Superstar ........ 20 Meinungen von Experten ein. Mehr und ergänzende Infos zu HDR und Dolby Vision ............... 24 Infos zu den einzelnen Themen finden Sie online bei film-tv-video.de. Interview CBC .......................................... 30 Sie werden sehen. Die Amira ist erwachsen ........................ 34 Christine Gebhard, Gerd Voigt-Müller Impressum ............................................... 38 Seite 3 | www.film-tv-video.de
Foto: ©schloss_elmau Der G7-Gipfel ist eine Veranstaltung der Bundesregierung, und entsprechend sehen Programm und Rahmenbedingungen des Events aus. Das war der Gipfel: TV-Übertragung des G7-Treffens Im Juni 2015 fand das Gipfeltreffen der Staatschefs der großen Industrie- nationen (G7) statt. Die TV-Übertragung dieses politischen Groß-Events aus den bayerischen Bergen realisierten ARD, ZDF, DWTV, Phoenix, N-TV und N24 gemeinsam. Tragende Rollen innerhalb der ARD kamen dabei dem BR und dem ARD-Hauptstadtstudio zu. film-tv-video.de hat mit Jörg Teufel, dem Technischen Leiter des Projekts beim BR, über die Produktion gesprochen. Text: Christine Gebhard, Gerd Voigt-Müller Terrain forderte die Sicherheitsex- Fotos: Jörg Teufel, Schloss Elmau perten, aber auch die Logistiker, denn Jörg Teufel, technischer Leiter des es mussten ja nicht nur die sieben Projekts beim BR. Über die politische Bedeutung des Staatschefs sicher vom Flughafen jüngsten G7-Gipfels auf Schloss München nach Schloss Elmau und Elmau gehen die Meinungen ausei- zurück transportiert werden, son- Die Sicherheitsbehörden rech- nander – aber damit befasst sich die- dern es mussten auch die unzähli- neten mit zahlreichen Demon ser Artikel auch gar nicht, sondern er gen Mitarbeiter der Regierungschefs stranten und mussten auch Vorkeh- konzentriert sich auf die technische untergebracht und transportiert wer- rungen treffen, um einen möglichen Umsetzung der TV-Berichterstat- den, wie auch die internationalen Anschlag wirkungsvoll zu verhindern. tung von dieser Veranstaltung. Dabei Berichterstatter. Allein US-Staats- Kurzum: Für den Gipfel auf Schloss spielten nicht nur fernsehtechnische chef Barack Obama brachte eine Elmau galt die höchste Sicherheits- Herausforderungen eine Rolle, son- Entourage von insgesamt rund 1.000 stufe – und diesen hohen Sicher- dern in besonderem Maß auch deren Mitarbeitern mit nach Bayern, rund heitsanforderungen musste sich Wechselwirkung mit den extrem 5.000 Journalisten aus aller Welt auch die TV-Produktion des Gipfels hohen Sicherheitsanforderungen reisten an, um über den Gipfel zu unterordnen. beim Gipfeltreffen der Staatschefs. berichten. »Für uns bedeutete das, dass wir Mit dem Luxushotel »Schloss Um die Sicherheit zu gewährlei- einerseits sehr eng mit dem Bundes- Elmau« hatte sich Deutschland als sten, wurde Schloss Elmau mehr presseamt, dem Protokoll und dem Gastgeber für den G7-Gipfel 2015 oder weniger vollständig von der Bundeskriminalamt zusammenarbei- einen besonderen Veranstaltungs- Außenwelt abgeschottet und das ten und andererseits noch sehr viel ort ausgesucht: Das Anwesen liegt umliegende Gebiet großräumig genauer und detaillierter vorplanen sehr idyllisch in der Gegend um abgeriegelt. Selbst die Autobahn, die mussten, als bei anderen Live-Pro- Garmisch-Partenkirchen, inmitten von München nach Garmisch-Par- duktionen. Alle Produktionsschritte des Wettersteingebirges. Es ist vom tenkirchen führt, durfte während des mussten eng mit den zuständigen nächstgelegenen Ort Krün nur über Gipfels nach halber Strecke nicht Behörden abgestimmt werden«, eine Mautstraße zu erreichen. mehr befahren werden, wenn man erläutert Jörg Teufel, der als Tech- Die Lage des Hotels im einigerma- sich nicht als Anwohner ausweisen nischer Leiter die Produktion für den ßen unübersichtlichen, gebirgigen konnte. BR verantwortete und plante. Seite 4 | www.film-tv-video.de
gefunden, und von technischer Seite eigentlichen Schloss Elmau war das aus war der G7-Gipfel in Elmau ein so genannte Briefing-Center mit voller Erfolg.« mehreren Konferenzsälen angesie- Foto: ELMAU Meadow PANO_©Will_Essig delt. »Dort hielten die Staatschefs Vorplanung ihre Pressekonferenzen ab. Das Die ersten groben Vorplanungen war bei Bedarf auch parallel mög- und die Beschäftigung mit dem Gip- lich«, berichtet Jörg Teufel. Für die fel begannen schon, als die Olym- TV-Bilder speziell von dort war N24 pischen Winterspiele in Sotschi noch zuständig und beauftragte damit den liefen, also im Februar 2014. Ab Sep- Berliner TV-Dienstleister Topvision. Das Briefing-Center war für maxi- mal 500 Teilnehmer dimensioniert. Journalisten, die dafür eine Akkredi- tierung erhalten hatten, durften sich ausschließlich im Bereich des Brie- fing-Centers, nicht aber auf dem restlichen Hotelgelände bewegen. Eine weitere Weltbild-Quelle war der Flughafen München, wo es galt, Bilder von der Ankunft und Abreise der Staatschefs einzufangen. Für die- sen Teil der Produktion war der Sen- der N-TV verantwortlich, der dabei mit zwei SNGs von Ü-Tec arbeitete. Weiterer Bestandteil der Weltbild- produktion war auch das vom offizi- ellen Gipfelgeschehen abgekoppelte Die Sender berichteten vor eindrucksvoller Kulisse. und im Vorfeld lange geheim gehal- tene Treffen von Angela Merkel und Um nur einige der besonderen tember 2014 war Jörg Teufel in Voll- Barack Obama im beschaulichen Rahmenbedingungen zu nennen: zeit mit der Vorbereitung, Planung Ort Krün. Dort waren zwei SNGs von So war anfangs unklar, ob Sicher- und Koordination der Gipfelübertra- Phoenix und der Deutschen Welle im heitserwägungen und Platzverhält- gung befasst. »Dabei hatte die Pla- Einsatz. nisse überhaupt die Stationierung nung für das Weltbild natürlich Pri- »All diese Weltbildsignale, kom- eines Ü-Wagens auf dem Gelände orität, und wir setzten hier das so plett in 1080i produziert, wurden von Schloss Elmau erlauben würden. genannte Berliner Modell um.« Im im ZDF-Ü-Wagen MP4 zusam- Komplette, detaillierte Kabelpläne Senderjargon steht das für eine Auf- mengeführt, der während des Gip- unterlagen der Geheimhaltung, eine gabenteilung zwischen ARD, ZDF, fels in Garmisch stationiert war. In genaue Agenda der Veranstaltung DWTV, Phoenix, N-TV und N24, Garmisch befanden sich das Presse wurde aus Sicherheitsgründen im sowie innerhalb der ARD für die zentrum und letztlich auch eine Art Vorfeld nicht bekanntgegeben. Jour- Zusammenarbeit zwischen den ein- »Broadcast Compound«. Der dort nalisten und technische Mitarbeiter zelnen Sendern – in diesem Fall dem aufgebaute MP4 des ZDF fungierte durften sich auf dem Gelände von BR – und dem ARD-Hauptstadtstu- als zentrale Weltregie. Von dort aus Schloss Elmau während der gesam- dio. konnten die Sender, die berichteten, ten heißen Phase nicht allein bewe- das Weltbildsignal abgreifen. Zusätz- gen, sondern mussten stets von Weltbild-Produktion lich wurde es von der EBU verteilt«, Sicherheitskräften eskortiert werden. Das Weltbild des G7-Gipfels wurde erläutert Jörg Teufel. Diesen Bereich, Eine Planung und Abwicklung, also im »Berliner Modell« produziert. der sozusagen die zentrale Fernseh- wie man sie etwa von der Produktion In der Praxis bedeutet das, dass es regie des Gipfels darstellte, verant- großer Sport-Events her kennt, war nicht nur einen einzigen Host-Broad- wortete Jörg Bösendörfer als Tech- unter diesen Umständen natürlich caster gibt, der alles umsetzt, son- nischer Leiter des ZDF. nicht möglich, sondern man musste dern dass mehrere Beteiligte das Das Weltbildsignal wurde via sich von Senderseite mit ganz ande- Weltbild gemeinsam produzieren Satellit und im Pressezentrum in ren Vorgaben arrangieren. und alle Beteiligten dann auch die- Garmisch direkt an die übertra- Das war mitunter aufreibend und ses Weltbild nutzen können. genden Sender verteilt. »Auch wir herausfordernd, aber mit dem Ergeb- Direkt am Schloss Elmau baute selbst, als BR, haben das fertige nis ist Jörg Teufel zufrieden: »Die der BR seinen HD-Ü-Wagen FÜ1 auf. Weltbildsignal an dieser Stelle für Zusammenarbeit mit den zuständi- »Alles, was vom Hotelgelände selbst unsere eigene Berichterstattung gen Stellen war hervorragend und on Air ging, kam aus unserem Ü-Wa- übernommen, die wir aber zusätzlich sehr professionell. Wir haben für alle gen«, erläutert Jörg Teufel. mit weiteren, nur für uns nutzbaren Herausforderungen auch Lösungen In direkter Nachbarschaft zum Signalen von mobilen Teams anrei- Seite 5 | www.film-tv-video.de
Bilder liefern, wenn sich die Staats- chefs an einer bestimmten Bildposi- tion befanden.« Diese Arbeitsweise war für die Teams zwar ungewohnt, hat aber letztlich trotzdem gut funkti- oniert, resümiert Jörg Teufel. Kamerapositionen Elmau Im unmittelbaren Umfeld von Schloss Elmau gab es 21 Kame- rapositionen. Die meisten davon waren als Bildpositionen im Vorfeld bestätigt. Beim Aufbau der Kameras galt es dann aber einiges zu beach- ten, was die Produktionstechnik vor ungewohnte Herausforderungen Auf dem Gelände von Schloss Elmau waren 21 Kamerapositionen vorgesehen. stellte. »Die Kabelwege mussten wir so führen, dass niemals ein Staats- chef über ein Kabel steigen musste. cherten – so wie viele andere auch«, Fernsehmacher damit arrangieren, Deshalb legten wir Bereiche fest und erläutert Jörg Teufel. anders zu arbeiten als üblich und definierten dann, von welcher Seite Die Weltbildproduktion begann mündlichen Zusagen zu vertrauen. diese Bereiche verkabelt werden am Sonntagmorgen um 6.00 Uhr »Üblicherweise geht man bei einer durften. Um das sinnvoll realisieren morgens mit der Landung von Veranstaltung dieser Größenord- zu können, muss man aber eigentlich US-Präsident Obama und dauerte nung so vor, dass es lange vorher wissen, wie die Staatschefs gehen bis Montagabend, wobei nachts zwi- schon einen minutiösen Ablaufplan werden, oder erahnen, wie sie gehen schen circa 23:00 und 7:00 Uhr keine gibt, auf dessen Basis dann Kame- könnten – schwierig, weil der genaue Übertragungen stattfanden. rapositionen und -abläufe festge- Ablauf lange unklar blieb.« »Wir planten also sehr vorsichtig Sicherheitsaspekte und mussten teilweise sehr lange Eine der Sicherheitsanforderungen Kabelwege in Kauf nehmen, um verlangte, dass möglichst wenige das ›Kreuzungsverbot‹ garantie- Personen in die Detailplanung des ren zu können. Zudem mussten wir Gipfels involviert wurden. Die Logik innerhalb bestimmter Grenzen auch dahinter: Je weniger Personen über- darauf vorbereitet sein, dass an Stel- haupt etwas wissen, desto gerin- len, wo zuvor Kabelwege ge plant ger ist die Wahrscheinlichkeit, dass waren, plötzlich kurzfristig doch Informationen an Dritte gelangen, keine Kabel liegen durften. Aus die- die den Gipfel stören wollen oder die sem Grund haben wir schlussend- womöglich einen Anschlag planen. lich auf dem eigentlich gar nicht so Eine wichtige Rolle spielte bei der Am striktesten waren die Vor- großen Hotelgelände rund 15 Kilo- Planung das Thema Sicherheit. gaben natürlich auf dem Tagungs meter Kamerakabel verlegt und gelände selbst, also unmittelbar im einige zusätzliche Anschlusspunkte Umfeld von Schloss Elmau. Hier war legt werden. Solche Angaben gab es für uns eingeplant«, so Jörg Teufel. man von der Organisationsseite aus beim Gipfel hingegen erst sehr spät, Alle 21 Kamerapositionen auf dem auf höchste Sicherheit bedacht, aber und wir mussten auch während des Hotelgelände wurden mit BR-Kame- auch darauf, dass keine Bilder ent- laufenden Gipfels mit einigen kurz- ras bestückt, vorwiegend Sony HDC- stehen konnten, wenn sich die Gip- fristigen Änderungen klarkommen«, 1400R und einige wenige 2400er. felteilnehmer zu Beratungen oder berichtet Jörg Teufel. Weil nicht alle 21 Positionen parallel Gesprächen unter Ausschluss der »Es lief letztlich so, dass wir uns genutzt wurden, waren insgesamt 16 Öffentlichkeit trafen. mit dem Bundespresseamt im Vor- Kamerazüge im Einsatz. Jörg Teufel erinnert sich: »Im Vor- feld auf bestimmte Bildpositionen Einige wenige dieser Kameras feld zeigte man uns lediglich grobe geeinigt hatten und wir im direkten durften durchgängig aufgebaut blei- Pläne, die wir aber nicht mitnehmen Umfeld des Hotels auch nur an die- ben, darunter eine, die etwas weit- und auch nicht fotografieren durften. sen Positionen zu bestimmten Zeiten winkligere Beauty-Shots vom Hotel Wir konnten zwar unsere Wünsche Bilder produzierten«, so Jörg Teufel. lieferte. Ebenso die Kamera auf vortragen und erhielten irgendwann »Wir konnten also keine durchgän- dem Ü-Wagendach und eine wei- auch die Rückmeldung, dass es in gige Geschichte über den gesamten tere Kamera im Eingangsbereich etwa so passen könnte, aber sehr Gipfel erzählen, sondern lediglich mit des Hotels, die mit einer 88fach-Op- viel detaillierter wurde es zunächst definierten Bildpositionen arbeiten tik ausgerüstet war. »Alle anderen nicht.« Letztlich mussten sich die und infolge dessen auch nur dann Kameras durften wir jeweils erst eine Seite 6 | www.film-tv-video.de
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Presenter-Position mit LED-Scheinwerfer, Eyevis-Monitoren (High Brightness) und Teleprompter. Stunde, bevor am jeweiligen Ort offi- wöhnlich gut funktioniert habe. ziell etwas geschehen sollte, auf- Die Beschränkungen in der Bewe- und dann auch wieder abbauen. Eine gungsfreiheit galten übrigens auch Stunde klingt zunächst nicht unbe- schon während der Aufbauphase, dingt knapp, aber wir konnten ja nicht was natürlich für die BR-Mitarbeiter kreuz und quer über das Gelände ebenfalls sehr ungewohnt war. Dies Kein Politiker sollte über ein Kabel erforderte, dass man sich stets ganz steigen müssen. gehen und mussten für jeden Gang eine Sicherheitseskorte anfordern, genau überlegte, was man wann da kann eine Stunde schon knapp umsetzte. Insgesamt rund 100 tech- also weder durch geöffnete Fenster werden. Die Kamera mit dem großen nische Mitarbeiter des BR waren bei oder Türen, noch durch Löcher, die 88fach-Zoom durfte stehen bleiben, der TV-Übertragung des G7-Gipfels wir – wie sonst hin und wieder prak- weil man eine Kamera mit so einer im Einsatz, sie arbeiteten in der hei- tiziert – zum Beispiel in eine Glas- großen Optik nicht mal eben ab- ßen Phase im Zweischichtbetrieb. scheibe gebohrt hätten, Kamera oder aufbauen kann. Sie wurde aber »Wir haben mit minimalster Beset- kabel verlegen. Schlussendlich bei Nichtbenutzung blickdicht abge- zung aufgebaut. Erst am Samstag konnten wir aber in einem Gebäude deckt«, erklärt Jörg Teufel. vor dem Gipfel reiste das gesamte dann doch für zwei Minuten mit der »Die Kameras durften nicht dau- Team an. Das war sehr knapp, ich Kamera durch die Tür eintreten, eine erhaft auf den festgelegten Posi- habe deshalb versucht, dass wir bestimmte Aufnahme machen und tionen installiert bleiben, weil die zumindest einen Tag in der Vorbe- das Gebäude wieder verlassen.« Staatschefs sich bei ihrem Treffen reitung mit dem Team die Positionen Auch an anderer Stelle musste auch inoffiziell austauschen und eine und die diversen Kabelwege und sich das Team um Jörg Teufel flexi- etwas privatere, persönlichere Atmo- ähnliches einmal durchgehen konn- bel zeigen: »Wir haben erst ungefähr sphäre gewünscht war. Es sollte also ten, damit jeder ein Gefühl für das zwei Wochen vor der Veranstaltung sichergestellt werden, dass Kameras Gesamtkonstrukt bekommt, um im erfahren, dass es einen Termin von nicht versehentlich laufen oder fern- Problemfall besser handeln zu kön- Angela Merkel und Barack Obama gesteuert Bilder aufzeichnen, wenn nen«, berichtet Jörg Teufel. außerhalb von Schloss Elmau geben sie es gar nicht dürfen«, erläutert Die komplette Verkabelung wurde werde, der mit bayerischer Tradition Jörg Teufel. mit Glasfasertechnik realisiert. »Wir zu tun haben könnte und fünf Bild- Am Ende kam es dann so, hatten zunächst Bedenken, dass die positionen bieten würde. Mehr Infos dass aufgrund der Wetterlage der Kabel bei den notwendigen mehr- gab es zunächst nicht.« Damit war geplante Ablauf während des Gip- fachen Umbauarbeiten etwa an aber zumindest klar, dass die beiden fels kurzfristig verändert wurde und den Steckern leicht verschmutzen Staatschefs bei ihrem Treffen auch das Gruppenfoto der G7-Teilnehmer könnten, aber es hat alles problem- Wege zurücklegen würden – und statt wie geplant um 16.00 Uhr schon los funktioniert«, bilanziert Jörg Teu- somit auch mehrere Kameras benö- um 14.00 Uhr realisiert wurde. »Das fel. tigt würden. warf natürlich den kompletten Ablauf Eine Woche vor der Veranstaltung durcheinander und führte dazu, dass Safety first erfuhr das Team, dass der Termin in bei uns sogar Leute vom Bundes- Nicht immer war es für die Fernseh- Krün stattfinden würde. Zumindest presseamt mit am Kabel standen, produktion ganz einfach, die Sicher- war dann klar, dass man das Weltbild weil es sonst gar nicht gegangen heitsanforderungen zu erfüllen, mit SNGs realisieren konnte. Jörg wäre«, berichtet Jörg Teufel, der an beschreibt Jörg Teufel: »Es gab die Teufel erzählt: »Ich habe dann bei dieser Stelle noch einmal hervorhebt, Vorgabe, dass die Außenhülle der der Telekom eine Leitung für unsere dass die Zusammenarbeit trotz der einzelnen Gebäudeteile nicht durch- Kommunikationsanbindung bestellt.« schwierigen Bedingungen außerge- brochen werden durfte. Wir konnten Werner Melzer vom Hauptstadtstu- Seite 8 | www.film-tv-video.de
dio Berlin organisierte die SNG-Fahr- zeuge fürs Weltbild.« Am Donners- tag vor dem Gipfel wurde kurzfristig entschieden, dass der Termin nicht wie zunächst avisiert vor der Kirche, sondern vor dem Rathaus in Krün stattfinden solle. »Also mussten wir noch einmal etliches umplanen, neue Kabelwege eruieren, Kameraposi- tionen festlegen. Das war unter den gegebenen Umständen eine echte Herausforderung – aber es hat ja geklappt«, berichtet Jörg Teufel. Pro SNG waren in Krün jeweils zwei Kameras im Einsatz, eine davon an einer festen Kameraposition, die andere beweglich. Damit ließ sich In der Regie des FÜ1 am Schloss Elmau. das »gemütliche Zusammentreffen« der beiden Staatschefs in traditio- wir alles, was kabelgebunden mög- zusätzlichen, etwas vom Hotelge- neller Atmosphäre gut abdecken, so lich war, auch so umgesetzt«, erklärt ländeabgesetzten Bereich, von dem Jörg Teufel. Jörg Teufel. aus man im Hintergrund Schloss Bei den beweglichen Kame- Elmau sehen konnte. Dort war der ras setzte der BR fast ausschließ- Nationale Berichterstattung SNG-5 von RT1 im Einsatz und lich auf kabelgebundene Kameras. Für die nationale Berichterstattung bediente zwei Aufsagerpositionen. »Die Erfahrung zeigt einfach, dass nutzten die deutschen Sender das Der SNG-5 gab das Ganze parallel bei solchen Events die Funküber- Weltbild und reicherten es teilweise über zwei Sendewege aus. So konn- tragung von Kamerasignalen nicht um zusätzliche, eigene Signale an. ten ARD und BR parallel mit unter- hundertprozentig störungsfrei betrie- So gab es für die nationale schiedlichen Präsentationen on Air ben werden kann. Deshalb haben Berichterstattung der ARD einen gehen. > Halle 7 | Stand # B27 11. – 15. September 2015 Amsterdam RAI www.asperasoft.com moving the world’s data at maximum speed
einen Signalaustausch zwischen allen jeweils aktiven SNGs bewerk- stelligen, da durch den gemeinsamen Satelliten sich alle gegenseitig sehen konnten«, erläutert Jörg Teufel. Insgesamt waren – etwa durch den überraschenden Zusatztermin in Krün – mehr SNGs im Einsatz als Satellitenverbindungen zur Verfü- gung standen. Einen Plan zu erstel- len, der festlegte, wann welcher SNG auf welchem Transponder senden durfte, wurde deswegen etwas kniff- lig. »Das war alles recht aufwändig, In Garmisch wurde auf dem Eissportgelände ein Pressezentrum für die rund 5.000 hat aber fehlerfrei geklappt«, bilan- anwesenden Journalisten eingerichtet. Zusätzliche diente das Gelände auch als ziert Jörg Teufel. Broadcast-Compound, auf dem unter anderem die Weltbild-Regie (Ü-Wagen MP4), Das nationale Sendesignal, das zahlreiche Produktionscontainer und SNG-Fahrzeuge, sowie eine weitere Presen- dann aus der Zentralregie FM3 abge- ter-Position eingerichtet waren. geben wurde, ging entweder an den BR, die ARD oder ins Online-Stream- Auf dem Broadcast Compound in hier umfassendere Berichterstattung ing. »In bestimmten Zeitfenstern Garmisch hatte der BR für die natio nötig werden würde. Für diese Fälle haben weder die ARD, noch der BR nale Berichterstattung eine weitere hatten wir zusätzliche SNGs und ein live gesendet, dafür gab es stets Presenter-Position eingerichtet und LiveU-Rucksacksystem eingeplant.« ein Live-Streaming«, berichtet Teu- setzte dort den FÜ2 ein. So waren zwei SNG-Fahrzeuge fel. Der Streaming-Anteil war beim Auf dem Broadcast Compound von Telemobil in Klais und Mittenwald G7-Gipfel vergleichsweise umfang- war auch die Weltbildregie unterge- stationiert und auf mobile Einsätze reich. bracht, die das ZDF mit dem MP4 an unterschiedlichen Positionen im realisierte, und es waren zudem Großraum Garmisch vorbereitet und Beitragsproduktion vor Ort in zahlreiche Produktionscontainer der dort auch im Einsatz. Weiter wurde Garmisch Redaktionen und einige SNG-Fahr- ein Easylink-System des Hauptstadt- Ziel der BR-Fernsehredaktion war, zeuge hier aufgebaut. Der SNG-3 studios Berlin für Übertragungen aus dass die komplette Beitragsproduk- des BR etwa diente als Uplink für dem Protestcamp genutzt. Ergän- tion vor Ort in Garmisch stattfinden das Signal des FÜ2, war zusätzlich zend zu den Live-Sendemöglich- konnte. Zumal die Redakteure direkt aber auch mit zwei eigenen Kameras keiten waren auch 18 EB-Teams im am Ort des Geschehens sein wollten, bestückt, um eine weitere Presen- Umfeld des Gipfeltreffens für den BR um enger am Ball zu bleiben und ter-Position betreiben zu können. unterwegs. schneller reagieren zu können. Letzt- »Auf diese Weise konnten wir in Zur Übertragungssicherheit merkt lich wäre es auch aufwändig gewe- ARD und Bayerischem Fernsehen Jörg Teufel an: »Mit zwei BGAN-Sys- sen, das komplette ENG-Material der zeitgleich Unterschiedliches von ver- temen hätten wir auch bei einem 18 EB-Teams, die im Einsatz waren, schiedenen Presenter-Positionen auf Ausfall des Mobilfunknetzes noch zunächst in die BR-Zentrale nach den Sender bringen«, erläutert Jörg mit mobilen Systemen via Satellit Freimann übertragen zu müssen, um Teufel. Der Sendeweg aller natio senden können.« BGAN ist ein mobi- es dann dort zu bearbeiten. nalen Signale lief über Glasfaser ler Dienst des Satellitenbetreibers Insgesamt wurden 36 Contai nach Freimann, der SNG war hier Inmarsat für Breitband-Internet-Zu- ner mit 75 Arbeitsplätzen für die lediglich als Backup eingeplant. gang und Telefonie. ARD-Redaktionen neben dem Eis- Mit dem SNG-1 des BR war in stadion in Garmisch aufgebaut, dort Garmisch auf unterschiedlichen Zentralregie nationale standen auch die zahlreichen Con- Positionen auch noch ein SD-Fahr- Berichterstattung tainer der anderen Sender sowie die zeug im Einsatz. Für zusätzliche, Als Zentralregie für die nationale Weltbild-Zentralregie in Form des nationale Bilder vom Flughafen Berichterstattung von ARD und BR MP4 des ZDF. war im Rahmen der Produktions- fungierte das BR-Studio FM3 in Frei- »Wir haben in Garmisch für alle beihilfe, mit der sich die ARD-An- mann. Dort liefen alle Gipfel-Signale Redaktionen ein Shared-Storage- stalten gegenseitig aushelfen, ein zusammen. Schnittsystem auf Avid-Isis-Basis SNG-Fahrzeug des NDR im Einsatz. »Um die Signale dort hinzu- mit fünf Ingest-Kanälen aufgebaut. In Krün erledigte ein BR-SNG-Fahr- bekommen, hatten wir ein Paket Als Ingest-Server dienten EVS-Sys- zeug aus Nürnberg den Job. von acht zusammenhängenden teme. Am Isis-System hingen zehn »Es waren auch etliche Gegen Satelliten-Transpondern auf dem Avid-Schnittplätze. Zusätzlich gab demonstrationen angekündigt, und Astra-Satelliten gebucht. Dadurch es vier redaktionelle Sichtplätze, man konnte im Vorfeld nicht wis- konnten wir mit maximal sieben zwei Admin- und drei Logger-Plätze, sen, wie sich das entwickeln und ob SNGs und einem Uplink in Freimann letztere dienten zum sofortigen Ver- Seite 10 | www.film-tv-video.de
schlagworten des ingestierten Mate- grad konnte jedes System optimal Digas-System des Hörfunks abge- rials«, fasst Jörg Teufel zusammen. auf alle Komponenten zugreifen, legt wurden, also im digitalen System Zwar besitzen auch SWR und ZDF und die Möglichkeit zu Filetransfers für die Bearbeitung von Audiomate- solche Systeme, die man theore- zwischen Garmisch, Freimann und rial. tisch im Rahmen der Produktions- ARD-aktuell beim NDR wurde inten- Bei besonders wichtigen Inter- hilfe hätte nutzen können, die waren siv genutzt. views, etwa dem Fernsehinterview aber bereits anderweitig verplant. »Wir haben beim G7-Gipfel das mit der Bundeskanzlerin Angela Mer- Deshalb arbeitete der BR beim Auf- trimediale Arbeiten sehr intensiv kel, wählte das Hörfunk-Team einen bau und Betrieb dieses Systems mit betrieben. So gab es einen inhalt- anderen Weg, denn dieses Inter- dem Dienstleister Malsehn aus Leip- lichen Austausch zwischen Fernse- view sollte möglichst zeitnah über zig zusammen, der Schnittmobile hen, Hörfunk und Online, der eigent- den Sender gehen. Deshalb wurde betreibt. lich perfekt lief«, erläutert Jörg Teufel. es als SDI-Signal via Glasfaser direkt »Ein System in dieser Dimension »Wir haben beispielsweise im in die Büroräume des Hörfunks aufzusetzen und zu betreiben, ist Redaktionscontainer der Web-Ak- übertragen, dort per De-Embedder nicht ganz einfach, aber durch diese tualität einen Schnittplatz installiert. abgegriffen, ins Digas-System ein- Lösung konnten alle redaktionellen Der dort tätige Cutter konnte auf gespeist und geschnitten. »Schnel- Anforderungen bestens erfüllt wer- dem Videoserver des Fernsehens im ler hätte sich die Ausstrahlung nicht den«, resümiert Jörg Teufel. Insge- Material browsen, eigene Beiträge umsetzen lassen«, meint Jörg Teufel. samt waren 50 TB Speicherkapazi- schneiden und diese filebasiert nach Zusätzlich gab es filebasiert die tät vor Ort verfügbar, genutzt wurden Freimann exportieren.« Im Anschluss Möglichkeit, Archivmaterial des BR davon letztlich rund 9 TB. wurde das entsprechend kodierte aus Freimann auszusuchen und auf File aus dem Avid-Isis-Produktions- den Server in Garmisch zu über- Filebasiertes, trimediales netzwerk in einen bestimmten Ordner tragen, sodass es dort lokal nutz- Arbeiten auf den Arbeitsplatz-PC in Garmisch bar war. Grafiken wurden ebenfalls Der hohe Grad an filebasierter Ver- überspielt, von wo aus das Material in der BR-Grafik in Freimann pro- netzung bei der G7-Produktion hat direkt ins Internet gestellt und ver- duziert und konnten in Garmisch seinen Vorgänger in der Olympia-In- breitet werden konnte. »Die Redak- genutzt werden. Dazu mussten die stallation von Sotschi (film-tv-video. teure waren mit diesem Workflow Grafiker in Freimann die Vorlagen an de hatte darüber berichtet), wo erste sehr zufrieden und konnten dadurch ihrem Arbeitsplatz lediglich in einem wichtige Erfahrungen gesammelt einerseits das gesamte Material nut- bestimmten Ordner ablegen. Sie wurden. Beim G7-Gipfel in Garmisch zen, aber völlig unabhängig vom wurden automatisiert nach Garmisch wurde das Konzept weiter ausgefeilt. Fernsehen arbeiten und gestalten«, übertragen und dort in einem Ordner Jörg Teufel urteilt im Rückblick: »In berichtet Jörg Teufel. auf dem Server abgelegt. Sotschi befand sich noch einiges in Ähnliche Abläufe konnte auch der Jörg Teufel resümiert: »Anfangs der Testphase und im Probebetrieb. Hörfunk umsetzen und sich etwa hatten wir gar nicht vor, das System Bei der Produktion des G7-Gipfels mit den Kollegen der Webaktualität so weit auszubauen, aber im Verlauf konnten wir es dann richtig nutzen.« abstimmen, schneiden und Beiträge des Projekts stiegen die Anforde- Durch den hohen Vernetzungs- exportieren, die dann automatisch im rungen stetig, sodass wir schluss endlich dieses umfangreiche file- basierte Setup planten, das einen Programme und Berichterstattung im Überblick vorbildlichen trimedialen Austausch ermöglichte – und das vergleichs- • 14 Stunden Bilder und Berichte BR-Hörfunkprogramme weise kostengünstig.« aus Elmau • 200 Beiträge: Nachrichtenminu- Dass dabei die Netzsicherung • 2 Millionen Zuschauer verfolgten ten, Hintergrundstücke, Repor- die Berichterstattung tagen, das sind insgesamt rund ein wichtiges Thema darstellte, ver- • Top-Reichweite bei »BR Extra« 6,5 Stunden kompakte Informa- schweigt Jörg Teufel nicht: »Dabei am Sonntag um 19.00 Uhr: tion geht es um Sendesicherheit, wir 510.000 Zuschauer • 259 Live-Gespräche plus Vor- und müssen uns bei einer solchen Instal- • 27 Rundschauen, 17 Rund- Nachberichterstattung, da sind lation natürlich auch vor Hackeran- schau-Magazin-Beiträge insgesamt mehr als 13 Stunden griffen und Sabotage schützen.« • 45 Tagesschauen, Live-Gespräche Das Thema Sicherheit wird 21 Tagesschau-24-Beiträge die Branche wohl auch künftig • 12 Tagesthemen-Stücke, Internet-Auftritt in ganz unterschiedlichen Facet- 37 Schalten • Insgesamt 444.139 Visits ten bewegen. Nicht nur bei tech- • 2 Stücke für das Europamagazin • Am stärksten gefragt war das nisch anspruchsvollen Produkti- • Schalten für Presseclub und G7-Dossier mit fast 173.000 Visits Weltspiegel • Der Event-Stream wurde am onen wie dem G7-Gipfel, sondern • Außerdem in der ARD: Sonntag 23.000 mal aufgerufen, auch im regulären Sendebetrieb – Bericht aus Berlin, Brennpunkt, am Montag 800 mal. das ist spätestens beim Hackeran- Münchner Runde griff auf die französische Sender- • 24 Sendestunden Weltbild gruppe TV5Monde in diesem Jahr klar geworden. Seite 11 | www.film-tv-video.de
Branchenüberblick IP: Die Zukunft der Broadcast-Welt? IP-basierte Technologien werden die Broadcast-Infrastrukturen in den in verschiedenen anderen Aspekten kommenden Jahren maßgeblich verändern: So sehen es letztlich alle gewandelt haben. Die Sender müs- der 21 Branchen-Insider, die film-tv-video.de zu diesem Thema befragte. sen also Kosten sparen und gleich- Aber es gibt durchaus Unterschiede, etwa in der Einschätzung des aktu- zeitig viel mehr Distributionskanäle ellen Stands der Technik und des Zeithorizonts. Ein Überblick. bedienen als je zuvor. Also ist man bestrebt, bestehende Infrastrukturen Text: Christine Gebhard, Gerd Voigt-Müller zu vereinfachen und Investitionen Fotos: Firmenfotos im Technikbereich zu reduzieren. In IP-basierten Produktionsstrukturen Grüne Koaxkabel waren über viele sehen viele Broadcaster hierfür die Jahre eine zentrale Komponente der besten Perspektiven. Broadcast-Welt – im realen, wie im Vielleicht muss man einen Schritt symbolischen Sinn: Ohne eine spe- zurückgehen und anhand eines kon- zielle Infrastruktur für die Verteilung kreteren Beispiels einen Blick auf von Videosignalen ging eigentlich die Technik und die entsprechenden gar nichts. Das hat sich massiv ver- »Die steigende Verbreitung von 4K/ Hersteller werfen, um diese Entwick- ändert: Wer bei einer neuen Sende- UHD-Produktionen, die SDI an seine lung besser zu verstehen: Bis dato zentrale, einem neuen Studio oder Grenzen kommen lässt, verstärkt die war ein zentrales Element aller grö- einer großen Event-Installation hin- Notwendigkeit von IP weiter.« ßeren SDI-Infrastrukturen die Kreuz- ter die Kulissen blickt, der wird dort Sony: Norbert Paquet schiene, also ein spezialisiertes, ver- in aller Regel sehr viel mehr IT-Tech- gleichsweise teures Gerät, das als nik und sehr viel weniger grüne Kabel einen Umstieg auf IP-Technik begün- zentrale Schaltstelle für die Vertei- finden, als noch vor wenigen Jahren. stigt: »Mit den jüngsten technischen lung der SDI-Signale zuständig ist. Zunächst hielten file-basierte Tech- Verbesserungen wie 10-GbE-Swit- Eine Kreuzschiene wird wesentlich nologien dort Einzug, wo es nicht ching, höherer Verfügbarkeit und über die Anzahl ihrer Ports definiert: um Live-Signale ging. Nun steht der QoS-Verwaltung von Netzwerken, Je mehr Ein- und Ausgänge ein sol- nächste Schritt an und ist in einigen besteht ein echter Anreiz dazu, von ches Gerät hat, um so teurer ist es. Pilotinstallationen oder Teilbereichen älteren Infrastrukturen auf IP zu Jeder Ü-Wagen, jede größere schon realisiert: »IP for Live« oder wechseln. Die steigende Verbreitung Postproduktion, jede Broadcast-In- »IP for Broadcast« lauten die Schlag- von 4K/UHD-Produktionen, die SDI stallation, benötigte bisher eine die- worte. an seine Grenzen kommen lässt, ver- ser teuren SDI-Kreuzschienen. Bei den vergangen zwei, drei stärkt die Notwendigkeit von IP wei- Die Endkunden im Broad- Messen wuchs das Thema bestän- ter.« cast-Markt könnten aber auf ver- dig, mittlerweile lässt sich mit einiger Ramon Pankert von Riedel fasst schiedene Weise davon profitieren, Berechtigung konstatieren, dass »IP die aktuelle Lage sehr eingängig wenn sie nicht auf speziell für sie for Broadcast« weite Teile der Bran- zusammen, wenn er sagt: »IP-ba- entwickelte, teure SDI-Technik set- che thematisch dominiert – und sierte Produktionen vereinfachen zen müssen, sondern diese durch somit auch die Entwicklungsabtei- Arbeitsabläufe, führen zu Kosten- günstigere IP-Technik ersetzen kön- lungen der Hersteller. einsparung, sind deutlich flexibler nen. Sobald das ohne nennenswerte Befeuert wird diese Entwicklung – und damit auch aus unserer Sicht Leistungseinbußen, oder sogar mit unter anderem auch dadurch, dass die Zukunft. Der Weg hierhin wurde einem Zugewinn an Leistung und man mit der Umstellung auf IP-ba- bereits klar vom Markt eingeschla- Flexibilität möglich wird, werden sie sierte Infrastrukturen in gewisser gen, auch wenn wir sicherlich noch das tun. Weise formatunabhängig wird: HD, am Anfang stehen.« 4K oder 8K, das sind letztlich nur noch unterschiedliche Datenraten, Kosten sparen mit denen man innerhalb der glei- Es gibt eigentlich kaum eine Branche, chen Netzinfrastrukturen vergleichs- in der nicht versucht wird, Kosten zu weise problemlos parallel operieren sparen. In der Broadcast-Branche ist kann. das nicht anders, hier hat sich der Nach Einschätzung von Norbert Druck, kostengünstiger zu produ- Paquet, Strategic Marketing Mana- zieren, in den vergangenen Jahren ger Europe, Live Production bei Sony, sogar überproportional stark erhöht, treffen aktuell im Broadcast-Bereich weil es vor allem durch die Inter- Die Adaption neuer Formate und verschiedene technische Entwick- net-Wirtschaft mehr Konkurrenz gibt Technologien, etwa 4K, HDR oder immersive Audio, wird erst durch lungen auf ein Marktumfeld, das und sich die Marktbedingungen auch IP-Technologie möglich. Aspera: Francois Quereuil Seite 12 | www.film-tv-video.de
diesen Aspekt auf und erläutert, dass Flexibilität und Skalierbarkeit die Adaption »neuer Formate und Thomas Kernen von Cisco urteilt, Technologien, etwa 4K, HDR oder dass die Entwicklung hin zu immersive Audio«, überhaupt erst IP-Strukturen sogar noch deutlich durch IP-Technologie möglich werde. mehr Potenzial biete. Er konstatiert: Joachim Kniesel bestätigt diese »IP-basierte Produktionsstrukturen Einschätzung, wenn er sagt, dass ermöglichen es Broadcastern, sehr neben der Kostenersparnis die For- einfach neue Märkte anzusprechen matunabhängigkeit für viele Broad- und etwa neue Services und zusätz- »Ein Motivationsgrund für caster ein entscheidender Grund liche Kanäle aufzusetzen.« Kernen den Wechsel zu IP ist die Kostenersparnis bei der Hardware.« dafür sei, auf IP-Strukturen zu spricht damit auch die Möglichkeit migrieren. »Damit meine ich, dass an, bisher hardware-lastige Aufga- Dimetis: Joachim Kniesel die Infrastruktur flexibler und somit ben in die Cloud auszulagern. zukunftssicher für 4K/8K mit HDR, Thomas Kernen von Cisco nennt Natürlich ist es nicht möglich, eine für erweiterten Gamut, höhere Bild- noch einen weiteren Vorteil, den SDI-Kreuzschiene einfach 1-zu-1 wechselfrequenz und immersive Cloud-Services eröffnen: Die Mög- durch einen IP-Router zu ersetzen Audio ist.« lichkeit, technische Kapazitäten rela- – die IP-Technologie bringt einige tiv einfach für einen zeitlich begrenz- grundsätzliche Änderungen mit ten Zeitraum hochfahren zu können, sich. Sie eröffnet aber definitiv auch um beispielsweise ein einzelnes zusätzliche, flexible Nutzungsmög- Ereignis damit zu produzieren, und lichkeiten. Das sieht auch die Mehr- nach dem Event die Kapazitäten zahl der Befragten so. Joachim Knie- wieder zurückzufahren. Hier ermög- sel von Dimetis etwa ist sich sicher, lichen IP-Strukturen es, flexibler zu dass das Sparpotenzial der IP-Tech- arbeiten und dabei skalierbare Tech- nik ein wichtiger Grund für die Migra- nik einzusetzen. tion von klassischen Broadcast-Lö- Auch Harmonic sieht in der Ska- sungen hin zu »Lösungen aus der IT/ »Neben Audio-, Video- und lierbarkeit von IP-Strukturen einen Telekommunikationswelt« ist, wie er Steuerdaten können bei IP auch wesentlichen Vorteil. »In der heutigen sie aktuell am Markt beobachtet. Metadaten und bidirektionale Zeit, in der Broadcaster oft mit Rah- Funktionalität in ein einziges Kabel Daniel Url, Geschäftsführer von menbedingungen leben müssen, die gepackt werden.« Wellen+Nöthen, bestätigt diese Ein- sich sehr schnell ändern können, hal- TV Skyline: Wolfgang Reeh schätzung, wenn er sagt, dass sich ten wir skalierbare und flexible Pro- »IP-basierte Systemlandschaften zu duktionsstrukturen für eine absolute spürbar geringeren Kosten umsetzen Flexibilität: Schlüsselanforderung«, so Ian Trow, lassen.« Das Ziel dieser Entwicklung ein Kabel, viele Signale Senior Director bei Harmonic. müsse daher der »Ersatz von SDI- Beim Einsatz von IP-Technologie durch IP-Komponenten wie Router, kommt man im Vergleich zu SDI-In- IP im Broadcast-Umfeld: Controller, Videomischer, Multivie- frastrukturen mit deutlich weni- vielfach bereits Realität wer, Videoserver, Signalverteilung ger Kabelwegen aus, was ein wich- Für SonoVTS-Geschäftsführer Ste- sowie die Nutzung von IP-Cloud-Ser- tiger Aspekt ist, weil sich Kosten so fan Krömer ist IP- und IT-Technik in vices« sein, so Url. erheblich reduzieren lassen. Darauf vielen Produktionsbereichen schon weist auch TV-Skyline-Geschäfts- angekommen: etwa bei Steuer- und Formatunabhängigkeit führer Wolfgang Reeh hin, der es als Controller-Systemen in der Broad- IP-Router sind so konzipiert, dass großen Vorteil wertet, dass »neben cast-Welt, aber auch in file-basierten sie einfach nur Datenpakete vertei- Audio-, Video-, auch Steuer- und Umgebungen (Storage, Edit, Ingest, len, ohne sich um den Inhalt oder das Metadaten und bidirektionale Funkti- Format der Daten zu kümmern. Der onalität in ein einziges Kabel gepackt gleiche IP-Switch kann also prinzipi- werden können.« ell für SD- und für 4K-Video genutzt Daraus ergeben sich für die Pro- werden, für unkomprimierte, wie duktion völlig neue Möglichkeiten, für komprimierte Signale. Einzig die gerade auch im Live-Bereich, weil Bandbreite/Datenrate des Netzwerks Multicast-Signale im gesamten und der darin genutzten Geräte ist IP-Netz distribuiert werden können. ein limitierender Faktor, ansonsten Eine SDI-Verteilung wird somit obso- sind IP-Netzwerke vollkommen for- let, so Daniel Url von Wellen+Nöthen: matunabhängig. »Mehrere Signale können über eine »IP-basierte Produktionsstrukturen ermöglichen es, sehr einfach neue In dieser Formatunabhängigkeit 10-Gbit-Verbindung durch Kompres- Services und zusätzliche Kanäle sehen etliche der Experten einen sion – etwa 6 bis 8 x 1,5 Gbit HD, je aufzusetzen.« entscheidenden Vorteil. So greift nach Kompression – parallel übertra- Cisco: Thomas Kernen Francois Quereuil von Aspera genau gen werden.« Seite 13 | www.film-tv-video.de
Transcoding, Archiving und mehr). Punkte bei der Einführung der neuen Auch die Übertragung von Material Technologie. Ein Beispiel verdeut- zum Sender führt Stefan Krömer an, licht das: In früheren Zeiten war es wenn es um Technologien und Funk- in der IP-Welt schwierig bis unmög- tionen geht, bei denen IP schon Rea- lich, taktgenau und sauber zwischen lität ist. Videosignalen umzuschalten – was James Stellpflug, VP Product aber eine essenzielle Anforderung Marketing, von EVS pflichtet die- im Broadcast-Bereich ist. Diese Pro- ser Sichtweise bei, wenn er aus- bleme sind mittlerweile gelöst: So »Die IP-basierte Produktion wurde führt, dass aus der Sicht von EVS »IP als erstes von Nachrichtensendern schon seit vielen Jahren eine zen- entdeckt, um damit kostengünstig trale Produktionskomponente« sei, ihre Korrespondenten weltweit live in Nachrichtensendungen Foto: www.frankundsteff.de einzubinden.« Teracue Eyevis: Karl-Heinz Wenisch weiteren Treiber für »IP for Broad- cast«, der diesen Themenkomplex zu einem großen Thema für viele »Es wird einen langen Prozess des Broadcaster gemacht habe: »Die Übergangs geben.« IP-basierte Produktion wurde als Broadcast Solutions: »Wir halten skalierbare und flexible erstes von Nachrichtensendern ent- Rainer Kampe Produktionsstrukturen für eine deckt, um damit kostengünstig ihre absolute Schlüsselanforderung.« Korrespondenten weltweit live in zeigte etwa Snell während der ver- Harmonic: Ian Trow Nachrichtensendungen einzubinden. gangenen Messen, wie man mit Damit konnte man ohne Kamera- einem Standard-Switch von Cisco die unter anderem »file-basierte Pro- mann und Tontechniker vor Ort das taktgenau und sauber zwischen duktion und kollaborative Workflows komplette Equipment von der Regie Videosignalen umschalten kann. überhaupt erst möglich gemacht« aus bedienen.« Diese Aufgabe löst dabei nicht der habe. Switch. Stattdessen ist dieser Job Auch im Ü-Wagen-Business ist Szenarien für einen Übergang auf die mit dem Switch verbundenen IP-Technik in bestimmten Bereichen Bei aller Begeisterung für die neuen »Edge-Devices« ausgelagert. Das schon angekommen, wie Stefan Hoff, Möglichkeiten, teilen die meisten kann ein Videomischer sein oder ein Geschäftsführer des TV-Dienstlei- Befragten die Einschätzung, dass anderes Videogerät, das IP-Signale sters Nobeo, beschreibt: »Wir ver- es wohl eine geraume Zeit brauchen verarbeiten kann. Die eingebun- stehen unter IP-basierter Produk- werde, bis sich IP-Technik im Broad- tion, dass wir für das Internet, also in cast-Markt auf breiter Basis durch- einem Format produzieren, das ohne gesetzt hat. weitere Konvertierung live auf jede Rainer Kampe von Broadcast beliebige Website geschickt werden Solutions etwa glaubt, dass es kei- kann. Die gesamte Strecke von Pro- nen singulären Schritt von Baseband duktion bis zur Sendung bleibt IP. Bei zu IP geben werde: »Vielmehr wird es Nobeo hat diese Art der IP-basierten einen langen Prozess des Übergangs Produktion bereits seit Mai 2013 Ein- geben. Hier wird aus technischer zug gehalten.« Sicht die Herausforderung bestehen, Karl-Heinz Wenisch, Geschäfts- existierende SDI-Hardware mit neuer »Wir glauben nicht an einen großen führer von Teracue Eyevis sieht einen IP-Hardware zu verbinden. Die- ›IP-Big Bang‹.« ser Umstand wird sich auch auf die Snell/Quantel: Tim Felstead IP-basierte Produktion auswirken. Dabei geht es ja nicht nur um den denen Geräte und das Steuerungs- Transport der Signale über LAN-Ver- system müssen also erkennen, um kabelung und Netzwerk-Switches. welche Art von Signalen es sich han- Eine echte IP-basierte Produktion delt und sie entsprechend verarbei- muss auch den Paradigmenwechsel ten. Der Operator, der an einem Bild- von SDI-Hardware hin zu IP-fähiger mischer arbeitet, merkt bei einem Hardware oder Lösungen mittels solchen Setup nicht einmal, ob die kompletter Software-Umgebungen Bildsignale per SDI oder IP ankom- »IP ist schon seit vielen Jahren eine mit einschließen.« men, darum müssen sich das Gerät zentrale Produktionskomponente.« Was Kampe hier anspricht, ist und die Steuerungs-Software küm- EVS: James Stellpflug vielleicht einer der entscheidenden mern. > Seite 14 | www.film-tv-video.de
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Hybridmodelle wie dieses, wird und ergänzt, dass Axons Strategie es nach Einschätzung der meisten neben AVB aber auch SMPTE 2022 Foto: Thomas van Oorschot Befragten in Zukunft in vielen Aus- umfasse. prägungen geben. »Es ergibt am Auch andere Befragte sehen meisten Sinn, wenn wir zunächst durchaus interessante Ansätze und SDI-Equipment haben, das sukzes- auch Vorteile im AVB-Standard, sive um IP-Funktionalität erweitert doch insgesamt betrachtet, gibt es werden kann«, glaubt etwa Tim Fel- bei den Befragten eine klare Tendenz stead von Quantel/Snell und ergänzt: »Viele Hersteller machen unter in Richtung SMPTE 2022. Die über- »Wir glauben nicht an einen großen schiedlichste Versprechungen und wiegende Mehrzahl der Befragten verwirren damit die Anwender und ›IP-Big-Bang‹.« unterstützt oder favorisiert diesen Kunden.« Für Mark Hilton von Grass Valley Standard. ist klar, dass der Übergang zu IP in Axon: Jan Eveleens Daniel Url von Wellen+Nöthen der Broadcast-Welt prinzipiell vorge- fasst das so zusammen: »Wel- zeichnet sei, er weist aber gleichzei- Die Audio- und Netzwerkspe len+Nöthen unterstützt klar den tig darauf hin, dass jeder Anwender zialisten bei Lawo gehen davon aus, SMPTE-Standard, auch wenn wir diesen Wechsel mit seiner eigenen dass die Übergangsphase recht die AVB-Technologie als sehr guten Geschwindigkeit umsetzen werde: schnell ablaufen könnte. Das fasst Ansatz schätzen. Die Industrie hat »Als Hersteller müssen wir diesen Andreas Hilmer so zusammen: »Nach sich jedoch bereits mehrheitlich für Weg für unser Kunden möglichst ein- unserem Verständnis wird in einer SMPTE ausgesprochen.« fach und schmerzfrei gestalten.« wirklich IP-basierten Produktion Jochen Kuhnen von Imagine Das sieht auch Jochen Kuh- kein Medienbruch zwischen klas- bringt die allgemeine Einschätzung nen von Imagine so: »Unser Bei- sischen Baseband-Equipment und so auf den Punkt: »Wir befinden uns trag als Hersteller ist es zum einen, IP-Infrastruktur stattfinden. Sprich: am Anfang der Entwicklung hin zu die Netzinfrastruktur bereitzustel- Baseband-Technologien wie SDI im IP und die Kernfragen sind ›Was ist len, zum anderen aber auch zuneh- Video- oder AES im Audio-Bereich verfügbar?‹ und ›Was funktioniert?‹. mend Geräte wie Server, Proces- werden inklusive des Routings kom- SMPTE 2022 hat zur Zeit die breiteste plett durch IP-Technologie ersetzt. Unterstützung und erlaubt uns heute Uns ist klar, dass das nicht von heute schon, Netze basierend auf Stan- auf morgen passieren wird und viel- dard-IP-Switches mit hunderten fach zunächst lediglich der Signal- Quellen und Senken zu realisieren, transport in die IP-Domäne verlagert die auch die strikten Anforderungen wird. Aber eine IP-basierte Produk- tion nach unserem Verständnis wird schon sehr bald ohne klassischen Video-Router auskommen.« Die Frage des Standards »Wir favorisieren SMPTE 2022 ohne Ist damit die weitere Entwicklung spezifische, zertifizierte Switches.« schon klar vorgezeichnet und nur TPC: Andreas Lattmann noch eine Frage der Zeit, der Über- gangsszenarien und der Verfügbar- keit neuer IP-Komponenten? Das »Wellen+Nöthen unterstützt klar den sing-Equipment, Master Control sehen viele der Befragten nicht so. SMPTE-Standard, auch wenn wir die AVB-Technologie als sehr guten Switches und weitere, mit IP-Schnitt- Andreas Lattmann, Technik-Chef Ansatz schätzen.« stellen auf den Markt zu bringen.« beim Schweizer TV-Dienstleister und Stefan Krömer von SonoVTS Broadcaster TPC, sieht es als zwin- Wellen+Nöthen: Daniel Url erwartet eine mehrstufige Entwick- gende Voraussetzung für IP-basierte lung auf dem Weg zu IP und glaubt, Produktion, dass dabei standardi- nach Synchronität und Deterministik dass zunächst bestehende Produkte sierte Signale (SMPTE 2022, AVB, der Signale erfüllen. Daher: heute einfach ersetzt werden, etwa durch AES67) übertragen und verarbeitet SMPTE 2022. Das heißt aber nicht, den Einsatz von Stageboxen im werden und nicht mit proprietären das wir uns anderen Ansätzen ver- Ü-Wagenbereich. In einem nächsten Protokollen gearbeitet wird. schließen.« Schritt kann er sich vorstellen, dass Doch welcher Standard wird sich Eine ähnlich Einschätzung vertritt bestehende Techniken und Produkte letztlich durchsetzen? Jan Eveleens EVS, wo James Stellpflug sagt, dass nicht nur ersetzt, sondern auch neue von Axon macht bei den Kunden man bei künftigen EVS-Produkten Produktionswege und –methoden aktuell noch eine große Verunsiche- SMPTE 2022 favorisiere, aber defi- entwickelt werden, die überhaupt rung aus: »Viele Hersteller machen nitiv den Ansatz offener Standards erst durch IP möglich werden. Als unterschiedlichste Versprechungen verfolge. Beispiel hierfür nennt er die Remote und verwirren damit die Anwen- Mark Hilton von Grass Valley Production. der und Kunden«, meint Eveleens erläutert: »Wir unterstützen SMPTE Seite 16 | www.film-tv-video.de
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