Broadcast www.film-tv-video.de 3/2015 - Film TV Video

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                              Sonderheft

www.film-tv-video.de                      3/2015

           Im Überblick:
           G7: Das war der Gipfel

           IP-Special: Große Branchenumfrage

           Die technischen Herausforderungen bei DSDS

           Interview CBC: Das Fernsehen bleibt stark

           Die Arri Amira ist erwachsen
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SkyPanel – a versatile family.

        Fully tuneable and remote phosphor versions in two sizes.
                The new ARRI SkyPanel is a compact, ultra-bright and high-quality LED soft light that sets a
                     new standard for the industry. Because different application areas call for different
              lighting needs, SkyPanel has been designed as a family of fixtures, with the mid-range S60 and
                  smaller S30 both available in fully color tuneable (C) and remote phosphor (RP) versions.

                                             SOFT LIGHTING | REDEFINED

Explore the new SkyPanel:
www.arri.com/skypanel                   Visit us at IBC Amsterdam: Hall 11.F21
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                                               Die ganze Branche. Online.

Am Wendepunkt?
Revolutionen sind in der Medienwelt an der Tagesord-
nung – zumindest, wenn man den Presse- und Werbe-
texten der Hersteller glaubt. Dort löst üblicherweise eine
angeblich bahnbrechende Entwicklung die nächste ab
und selbst eher randständige Veränderungen werden
gern als Revolution angepriesen – bescheidenere Formu-
lierungen gibt der dort üblicherweise verwendete Wort-
baukasten offenbar nicht her. Allenfalls der »Paradigmen-
wechsel« geht grade noch so durch.
    Wenn man also Übertreibungen und Floskeln die-
ser Art gewohnt ist, zieht man sie innerlich schon wie-
der automatisch ab – und oft bleibt dann gar nicht mehr
viel übrig. Momentan ist das allerdings nicht so: Es bleibt
auch nach der inneren Korrekturschleife immer noch
erstaunlich viel übrig. Soll heißen: Selten veränderte sich
die Broadcast-Welt so tiefgreifend und schnell, wie das
aktuell der Fall ist.
    Die IBC2015 etwa greift nicht zuletzt deshalb als
wichtiges Kernthema der Messe in Amsterdam die »dis-
ruptiven Technologien« auf. Unter disruptiven Tech-
nologien versteht man Innovationen, die bestehende
Technologien oder Märkte entweder weitest­       gehend
verdrängen oder gänzlich ersetzen.
    Dafür gibt es in der jüngeren Vergangenheit einige
Beispiele: Die CD etwa löste die Schallplatte ab und
gerät nun selbst durch den Musik-Download und Audio-­
Streaming ins Hintertreffen. Die digitale Fotografie hat die
analoge Fotografie bis auf kleine Reste aufgefressen.
    Aktuell muss sich die Broadcast-Branche mit etlichen
zumindest potenziell disruptiven Entwicklungen ausein-

                                                               Inhalt
andersetzen: zum einen verändern sich die Distributions-
modelle für den Content und damit verbunden die Work-
flows bei den Broadcastern und ihren Dienstleistern.
Auch die Produktion der Inhalte hat sich technisch dra-
matisch verändert. Und mit der Entwicklung hin zu »IP for      G7: Das war der Gipfel ............................... 4
Broadcast« und »IP for Live« steht gleich noch eine wei-
tere, tiefgreifende Entwicklung für die Branche an.            IP-Special: Große Branchenumfrage ..... 12
    Dieses Magazin beleuchtet einige der aktuellen Ver-
änderungsprozesse, gibt Hintergrundinfos und holt die
                                                               Deutschland sucht den Superstar ........ 20
Meinungen von Experten ein. Mehr und ergänzende
                                                               Infos zu HDR und Dolby Vision ............... 24
Infos zu den einzelnen Themen finden Sie online bei
film-tv-video.de.                                              Interview CBC .......................................... 30
  Sie werden sehen.                                            Die Amira ist erwachsen ........................ 34

  Christine Gebhard, Gerd Voigt-Müller                         Impressum ............................................... 38

                                                                                     Seite 3 | www.film-tv-video.de
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Foto: ©schloss_elmau

                                                                    Der G7-Gipfel ist eine Veranstaltung der Bundesregierung, und entsprechend sehen
                                                                    Programm und Rahmenbedingungen des Events aus.

Das war der Gipfel:
TV-Übertragung des G7-Treffens
Im Juni 2015 fand das Gipfeltreffen der Staatschefs der großen Industrie-
nationen (G7) statt. Die TV-Übertragung dieses politischen Groß-Events
aus den bayerischen Bergen realisierten ARD, ZDF, DWTV, Phoenix,
N-TV und N24 gemeinsam. Tragende Rollen innerhalb der ARD kamen
dabei dem BR und dem ARD-Hauptstadtstudio zu. film-tv-video.de hat
mit Jörg Teufel, dem Technischen Leiter des Projekts beim BR, über die
Produktion gesprochen.

Text: Christine Gebhard, Gerd Voigt-Müller                          Terrain forderte die Sicherheitsex-
Fotos: Jörg Teufel, Schloss Elmau                                   perten, aber auch die Logistiker, denn     Jörg Teufel, technischer Leiter des
                                                                    es mussten ja nicht nur die sieben         Projekts beim BR.
Über die politische Bedeutung des                                   Staatschefs sicher vom Flughafen
jüngsten G7-Gipfels auf Schloss                                     München nach Schloss Elmau und
Elmau gehen die Meinungen ausei-                                    zurück transportiert werden, son-             Die Sicherheitsbehörden rech-
nander – aber damit befasst sich die-                               dern es mussten auch die unzähli-          neten mit zahlreichen Demon­
ser Artikel auch gar nicht, sondern er                              gen Mitarbeiter der Regierungschefs        stranten und mussten auch Vorkeh-
konzentriert sich auf die technische                                untergebracht und transportiert wer-       rungen treffen, um einen möglichen
Umsetzung der TV-Berichterstat-                                     den, wie auch die internationalen          Anschlag wirkungsvoll zu verhindern.
tung von dieser Veranstaltung. Dabei                                Berichterstatter. Allein US-Staats-        Kurzum: Für den Gipfel auf Schloss
spielten nicht nur fernsehtechnische                                chef Barack Obama brachte eine             Elmau galt die höchste Sicherheits-
Herausforderungen eine Rolle, son-                                  Entourage von insgesamt rund 1.000         stufe – und diesen hohen Sicher-
dern in besonderem Maß auch deren                                   Mitarbeitern mit nach Bayern, rund         heitsanforderungen musste sich
Wechselwirkung mit den extrem                                       5.000 Journalisten aus aller Welt          auch die TV-Produktion des Gipfels
hohen       Sicherheitsanforderungen                                reisten an, um über den Gipfel zu          unterordnen.
beim Gipfeltreffen der Staatschefs.                                 berichten.                                    »Für uns bedeutete das, dass wir
   Mit dem Luxushotel »Schloss                                         Um die Sicherheit zu gewährlei-         einerseits sehr eng mit dem Bundes-
Elmau« hatte sich Deutschland als                                   sten, wurde Schloss Elmau mehr             presseamt, dem Protokoll und dem
Gastgeber für den G7-Gipfel 2015                                    oder weniger vollständig von der           Bundeskriminalamt zusammenarbei-
einen besonderen Veranstaltungs-                                    Außenwelt abgeschottet und das             ten und andererseits noch sehr viel
ort ausgesucht: Das Anwesen liegt                                   umliegende     Gebiet     großräumig       genauer und detaillierter vorplanen
sehr idyllisch in der Gegend um                                     abgeriegelt. Selbst die Autobahn, die      mussten, als bei anderen Live-Pro-
Garmisch-Partenkirchen,       inmitten                              von München nach Garmisch-Par-             duktionen. Alle Produktionsschritte
des Wettersteingebirges. Es ist vom                                 tenkirchen führt, durfte während des       mussten eng mit den zuständigen
nächstgelegenen Ort Krün nur über                                   Gipfels nach halber Strecke nicht          Behörden abgestimmt werden«,
eine Mautstraße zu erreichen.                                       mehr befahren werden, wenn man             erläutert Jörg Teufel, der als Tech-
   Die Lage des Hotels im einigerma-                                sich nicht als Anwohner ausweisen          nischer Leiter die Produktion für den
ßen unübersichtlichen, gebirgigen                                   konnte.                                    BR verantwortete und plante.

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gefunden, und von technischer Seite     eigentlichen Schloss Elmau war das
                                                                               aus war der G7-Gipfel in Elmau ein      so genannte Briefing-Center mit
                                                                               voller Erfolg.«                         mehreren Konferenzsälen angesie-

                                         Foto: ELMAU Meadow PANO_©Will_Essig
                                                                                                                       delt. »Dort hielten die Staatschefs
                                                                               Vorplanung                              ihre Pressekonferenzen ab. Das
                                                                               Die ersten groben Vorplanungen          war bei Bedarf auch parallel mög-
                                                                               und die Beschäftigung mit dem Gip-      lich«, berichtet Jörg Teufel. Für die
                                                                               fel begannen schon, als die Olym-       TV-Bilder speziell von dort war N24
                                                                               pischen Winterspiele in Sotschi noch    zuständig und beauftragte damit den
                                                                               liefen, also im Februar 2014. Ab Sep-   Berliner TV-Dienstleister Topvision.
                                                                                                                       Das Briefing-Center war für maxi-
                                                                                                                       mal 500 Teilnehmer dimensioniert.
                                                                                                                       Journalisten, die dafür eine Akkredi-
                                                                                                                       tierung erhalten hatten, durften sich
                                                                                                                       ausschließlich im Bereich des Brie-
                                                                                                                       fing-Centers, nicht aber auf dem
                                                                                                                       restlichen Hotelgelände bewegen.
                                                                                                                          Eine weitere Weltbild-Quelle war
                                                                                                                       der Flughafen München, wo es galt,
                                                                                                                       Bilder von der Ankunft und Abreise
                                                                                                                       der Staatschefs einzufangen. Für die-
                                                                                                                       sen Teil der Produktion war der Sen-
                                                                                                                       der N-TV verantwortlich, der dabei
                                                                                                                       mit zwei SNGs von Ü-Tec arbeitete.
                                                                                                                          Weiterer Bestandteil der Weltbild-
                                                                                                                       produktion war auch das vom offizi-
                                                                                                                       ellen Gipfelgeschehen abgekoppelte
Die Sender berichteten vor eindrucksvoller Kulisse.
                                                                                                                       und im Vorfeld lange geheim gehal-
                                                                                                                       tene Treffen von Angela Merkel und
   Um nur einige der besonderen                                                tember 2014 war Jörg Teufel in Voll-    Barack Obama im beschaulichen
Rahmenbedingungen zu nennen:                                                   zeit mit der Vorbereitung, Planung      Ort Krün. Dort waren zwei SNGs von
So war anfangs unklar, ob Sicher-                                              und Koordination der Gipfelübertra-     Phoenix und der Deutschen Welle im
heitserwägungen und Platzverhält-                                              gung befasst. »Dabei hatte die Pla-     Einsatz.
nisse überhaupt die Stationierung                                              nung für das Weltbild natürlich Pri-       »All diese Weltbildsignale, kom-
eines Ü-Wagens auf dem Gelände                                                 orität, und wir setzten hier das so     plett in 1080i produziert, wurden
von Schloss Elmau erlauben würden.                                             genannte Berliner Modell um.« Im        im ZDF-Ü-Wagen MP4 zusam-
Komplette, detaillierte Kabelpläne                                             Senderjargon steht das für eine Auf-    mengeführt, der während des Gip-
unterlagen der Geheimhaltung, eine                                             gabenteilung zwischen ARD, ZDF,         fels in Garmisch stationiert war. In
genaue Agenda der Veranstaltung                                                DWTV, Phoenix, N-TV und N24,            Garmisch befanden sich das Presse­
wurde aus Sicherheitsgründen im                                                sowie innerhalb der ARD für die         zentrum und letztlich auch eine Art
Vorfeld nicht bekanntgegeben. Jour-                                            Zusammenarbeit zwischen den ein-        »Broadcast Compound«. Der dort
nalisten und technische Mitarbeiter                                            zelnen Sendern – in diesem Fall dem     aufgebaute MP4 des ZDF fungierte
durften sich auf dem Gelände von                                               BR – und dem ARD-Hauptstadtstu-         als zentrale Weltregie. Von dort aus
Schloss Elmau während der gesam-                                               dio.                                    konnten die Sender, die berichteten,
ten heißen Phase nicht allein bewe-                                                                                    das Weltbildsignal abgreifen. Zusätz-
gen, sondern mussten stets von                                                 Weltbild-Produktion                     lich wurde es von der EBU verteilt«,
Sicherheitskräften eskortiert werden.                                          Das Weltbild des G7-Gipfels wurde       erläutert Jörg Teufel. Diesen Bereich,
   Eine Planung und Abwicklung,                                                also im »Berliner Modell« produziert.   der sozusagen die zentrale Fernseh-
wie man sie etwa von der Produktion                                            In der Praxis bedeutet das, dass es     regie des Gipfels darstellte, verant-
großer Sport-Events her kennt, war                                             nicht nur einen einzigen Host-Broad-    wortete Jörg Bösendörfer als Tech-
unter diesen Umständen natürlich                                               caster gibt, der alles umsetzt, son-    nischer Leiter des ZDF.
nicht möglich, sondern man musste                                              dern dass mehrere Beteiligte das           Das Weltbildsignal wurde via
sich von Senderseite mit ganz ande-                                            Weltbild gemeinsam produzieren          Satellit und im Pressezentrum in
ren Vorgaben arrangieren.                                                      und alle Beteiligten dann auch die-     Garmisch direkt an die übertra-
   Das war mitunter aufreibend und                                             ses Weltbild nutzen können.             genden Sender verteilt. »Auch wir
herausfordernd, aber mit dem Ergeb-                                               Direkt am Schloss Elmau baute        selbst, als BR, haben das fertige
nis ist Jörg Teufel zufrieden: »Die                                            der BR seinen HD-Ü-Wagen FÜ1 auf.       Weltbildsignal an dieser Stelle für
Zusammenarbeit mit den zuständi-                                               »Alles, was vom Hotelgelände selbst     unsere eigene Berichterstattung
gen Stellen war hervorragend und                                               on Air ging, kam aus unserem Ü-Wa-      übernommen, die wir aber zusätzlich
sehr professionell. Wir haben für alle                                         gen«, erläutert Jörg Teufel.            mit weiteren, nur für uns nutzbaren
Herausforderungen auch Lösungen                                                   In direkter Nachbarschaft zum        Signalen von mobilen Teams anrei-

                                                                                                                       Seite 5 | www.film-tv-video.de
Broadcast www.film-tv-video.de 3/2015 - Film TV Video
Bilder liefern, wenn sich die Staats-
                                                                                     chefs an einer bestimmten Bildposi-
                                                                                     tion befanden.« Diese Arbeitsweise
                                                                                     war für die Teams zwar ungewohnt,
                                                                                     hat aber letztlich trotzdem gut funkti-
                                                                                     oniert, resümiert Jörg Teufel.

                                                                                     Kamerapositionen Elmau
                                                                                     Im unmittelbaren Umfeld von
                                                                                     Schloss Elmau gab es 21 Kame-
                                                                                     rapositionen. Die meisten davon
                                                                                     waren als Bildpositionen im Vorfeld
                                                                                     bestätigt. Beim Aufbau der Kameras
                                                                                     galt es dann aber einiges zu beach-
                                                                                     ten, was die Produktionstechnik vor
                                                                                     ungewohnte        Herausforderungen
Auf dem Gelände von Schloss Elmau waren 21 Kamerapositionen vorgesehen.              stellte. »Die Kabelwege mussten wir
                                                                                     so führen, dass niemals ein Staats-
                                                                                     chef über ein Kabel steigen musste.
cherten – so wie viele andere auch«,       Fernsehmacher damit arrangieren,          Deshalb legten wir Bereiche fest und
erläutert Jörg Teufel.                     anders zu arbeiten als üblich und         definierten dann, von welcher Seite
   Die Weltbildproduktion begann           mündlichen Zusagen zu vertrauen.          diese Bereiche verkabelt werden
am Sonntagmorgen um 6.00 Uhr               Ȇblicherweise geht man bei einer         durften. Um das sinnvoll realisieren
morgens mit der Landung von                Veranstaltung dieser Größenord-           zu können, muss man aber eigentlich
US-Präsident Obama und dauerte             nung so vor, dass es lange vorher         wissen, wie die Staatschefs gehen
bis Montagabend, wobei nachts zwi-         schon einen minutiösen Ablaufplan         werden, oder erahnen, wie sie gehen
schen circa 23:00 und 7:00 Uhr keine       gibt, auf dessen Basis dann Kame-         könnten – schwierig, weil der genaue
Übertragungen stattfanden.                 rapositionen und -abläufe festge-         Ablauf lange unklar blieb.«
                                                                                         »Wir planten also sehr vorsichtig
Sicherheitsaspekte                                                                   und mussten teilweise sehr lange
Eine der Sicherheitsanforderungen                                                    Kabelwege in Kauf nehmen, um
verlangte, dass möglichst wenige                                                     das ›Kreuzungsverbot‹ garantie-
Personen in die Detailplanung des                                                    ren zu können. Zudem mussten wir
Gipfels involviert wurden. Die Logik                                                 innerhalb bestimmter Grenzen auch
dahinter: Je weniger Personen über-                                                  darauf vorbereitet sein, dass an Stel-
haupt etwas wissen, desto gerin-                                                     len, wo zuvor Kabelwege ge­      plant
ger ist die Wahrscheinlichkeit, dass                                                 waren, plötzlich kurzfristig doch
Informationen an Dritte gelangen,                                                    keine Kabel liegen durften. Aus die-
die den Gipfel stören wollen oder die                                                sem Grund haben wir schlussend-
womöglich einen Anschlag planen.                                                     lich auf dem eigentlich gar nicht so
                                           Eine wichtige Rolle spielte bei der
    Am striktesten waren die Vor-                                                    großen Hotelgelände rund 15 Kilo-
                                           ­Planung das Thema Sicherheit.
gaben natürlich auf dem Tagungs­                                                     meter Kamerakabel verlegt und
gelände selbst, also unmittelbar im                                                  einige zusätzliche Anschlusspunkte
Umfeld von Schloss Elmau. Hier war         legt werden. Solche Angaben gab es        für uns eingeplant«, so Jörg Teufel.
man von der Organisationsseite aus         beim Gipfel hingegen erst sehr spät,          Alle 21 Kamerapositionen auf dem
auf höchste Sicherheit bedacht, aber       und wir mussten auch während des          Hotelgelände wurden mit BR-Kame-
auch darauf, dass keine Bilder ent-        laufenden Gipfels mit einigen kurz-       ras bestückt, vorwiegend Sony HDC-
stehen konnten, wenn sich die Gip-         fristigen Änderungen klarkommen«,         1400R und einige wenige 2400er.
felteilnehmer zu Beratungen oder           berichtet Jörg Teufel.                    Weil nicht alle 21 Positionen parallel
Gesprächen unter Ausschluss der                »Es lief letztlich so, dass wir uns   genutzt wurden, waren insgesamt 16
Öffentlichkeit trafen.                     mit dem Bundespresseamt im Vor-           Kamerazüge im Einsatz.
    Jörg Teufel erinnert sich: »Im Vor-    feld auf bestimmte Bildpositionen             Einige wenige dieser Kameras
feld zeigte man uns lediglich grobe        geeinigt hatten und wir im direkten       durften durchgängig aufgebaut blei-
Pläne, die wir aber nicht mitnehmen        Umfeld des Hotels auch nur an die-        ben, darunter eine, die etwas weit-
und auch nicht fotografieren durften.      sen Positionen zu bestimmten Zeiten       winkligere Beauty-Shots vom Hotel
Wir konnten zwar unsere Wünsche            Bilder produzierten«, so Jörg Teufel.     lieferte. Ebenso die Kamera auf
vortragen und erhielten irgendwann         »Wir konnten also keine durchgän-         dem Ü-Wagendach und eine wei-
auch die Rückmeldung, dass es in           gige Geschichte über den gesamten         tere Kamera im Eingangsbereich
etwa so passen könnte, aber sehr           Gipfel erzählen, sondern lediglich mit    des Hotels, die mit einer 88fach-Op-
viel detaillierter wurde es zunächst       definierten Bildpositionen arbeiten       tik ausgerüstet war. »Alle anderen
nicht.« Letztlich mussten sich die         und infolge dessen auch nur dann          Kameras durften wir jeweils erst eine

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Stunde, bevor am jeweiligen Ort offi-      wöhnlich gut funktioniert habe.
ziell etwas geschehen sollte, auf-             Die Beschränkungen in der Bewe-
und dann auch wieder abbauen. Eine         gungsfreiheit galten übrigens auch
Stunde klingt zunächst nicht unbe-         schon während der Aufbauphase,
dingt knapp, aber wir konnten ja nicht     was natürlich für die BR-Mitarbeiter
kreuz und quer über das Gelände            ebenfalls sehr ungewohnt war. Dies        Kein Politiker sollte über ein Kabel
                                           erforderte, dass man sich stets ganz      ­steigen müssen.
gehen und mussten für jeden Gang
eine Sicherheitseskorte anfordern,         genau überlegte, was man wann
da kann eine Stunde schon knapp            umsetzte. Insgesamt rund 100 tech-        also weder durch geöffnete Fenster
werden. Die Kamera mit dem großen          nische Mitarbeiter des BR waren bei       oder Türen, noch durch Löcher, die
88fach-Zoom durfte stehen bleiben,         der TV-Übertragung des G7-Gipfels         wir – wie sonst hin und wieder prak-
weil man eine Kamera mit so einer          im Einsatz, sie arbeiteten in der hei-    tiziert – zum Beispiel in eine Glas-
großen Optik nicht mal eben ab-            ßen Phase im Zweischichtbetrieb.          scheibe gebohrt hätten, Kamera­
oder aufbauen kann. Sie wurde aber             »Wir haben mit minimalster Beset-     kabel     verlegen.   Schlussendlich
bei Nichtbenutzung blickdicht abge-        zung aufgebaut. Erst am Samstag           konnten wir aber in einem Gebäude
deckt«, erklärt Jörg Teufel.               vor dem Gipfel reiste das gesamte         dann doch für zwei Minuten mit der
   »Die Kameras durften nicht dau-         Team an. Das war sehr knapp, ich          Kamera durch die Tür eintreten, eine
erhaft auf den festgelegten Posi-          habe deshalb versucht, dass wir           bestimmte Aufnahme machen und
tionen installiert bleiben, weil die       zumindest einen Tag in der Vorbe-         das Gebäude wieder verlassen.«
Staatschefs sich bei ihrem Treffen         reitung mit dem Team die Positionen           Auch an anderer Stelle musste
auch inoffiziell austauschen und eine      und die diversen Kabelwege und            sich das Team um Jörg Teufel flexi-
etwas privatere, persönlichere Atmo-       ähnliches einmal durchgehen konn-         bel zeigen: »Wir haben erst ungefähr
sphäre gewünscht war. Es sollte also       ten, damit jeder ein Gefühl für das       zwei Wochen vor der Veranstaltung
sichergestellt werden, dass Kameras        Gesamtkonstrukt bekommt, um im            erfahren, dass es einen Termin von
nicht versehentlich laufen oder fern-      Problemfall besser handeln zu kön-        Angela Merkel und Barack Obama
gesteuert Bilder aufzeichnen, wenn         nen«, berichtet Jörg Teufel.              außerhalb von Schloss Elmau geben
sie es gar nicht dürfen«, erläutert            Die komplette Verkabelung wurde       werde, der mit bayerischer Tradition
Jörg Teufel.                               mit Glasfasertechnik realisiert. »Wir     zu tun haben könnte und fünf Bild-
   Am Ende kam es dann so,                 hatten zunächst Bedenken, dass die        positionen bieten würde. Mehr Infos
dass aufgrund der Wetterlage der           Kabel bei den notwendigen mehr-           gab es zunächst nicht.« Damit war
geplante Ablauf während des Gip-           fachen Umbauarbeiten etwa an              aber zumindest klar, dass die beiden
fels kurzfristig verändert wurde und       den Steckern leicht verschmutzen          Staatschefs bei ihrem Treffen auch
das Gruppenfoto der G7-Teilnehmer          könnten, aber es hat alles problem-       Wege zurücklegen würden – und
statt wie geplant um 16.00 Uhr schon       los funktioniert«, bilanziert Jörg Teu-   somit auch mehrere Kameras benö-
um 14.00 Uhr realisiert wurde. »Das        fel.                                      tigt würden.
warf natürlich den kompletten Ablauf                                                     Eine Woche vor der Veranstaltung
durcheinander und führte dazu, dass        Safety first                              erfuhr das Team, dass der Termin in
bei uns sogar Leute vom Bundes-            Nicht immer war es für die Fernseh-       Krün stattfinden würde. Zumindest
presseamt mit am Kabel standen,            produktion ganz einfach, die Sicher-      war dann klar, dass man das Weltbild
weil es sonst gar nicht gegangen           heitsanforderungen    zu    erfüllen,     mit SNGs realisieren konnte. Jörg
wäre«, berichtet Jörg Teufel, der an       beschreibt Jörg Teufel: »Es gab die       Teufel erzählt: »Ich habe dann bei
dieser Stelle noch einmal hervorhebt,      Vorgabe, dass die Außenhülle der          der Telekom eine Leitung für unsere
dass die Zusammenarbeit trotz der          einzelnen Gebäudeteile nicht durch-       Kommunikationsanbindung bestellt.«
schwierigen Bedingungen außerge-           brochen werden durfte. Wir konnten        Werner Melzer vom Hauptstadtstu-

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dio Berlin organisierte die SNG-Fahr-
zeuge fürs Weltbild.« Am Donners-
tag vor dem Gipfel wurde kurzfristig
entschieden, dass der Termin nicht
wie zunächst avisiert vor der Kirche,
sondern vor dem Rathaus in Krün
stattfinden solle. »Also mussten wir
noch einmal etliches umplanen, neue
Kabelwege eruieren, Kameraposi-
tionen festlegen. Das war unter den
gegebenen Umständen eine echte
Herausforderung – aber es hat ja
geklappt«, berichtet Jörg Teufel.
   Pro SNG waren in Krün jeweils
zwei Kameras im Einsatz, eine davon
an einer festen Kameraposition, die
andere beweglich. Damit ließ sich       In der Regie des FÜ1 am Schloss Elmau.
das »gemütliche Zusammentreffen«
der beiden Staatschefs in traditio-     wir alles, was kabelgebunden mög-        zusätzlichen, etwas vom Hotelge-
neller Atmosphäre gut abdecken, so      lich war, auch so umgesetzt«, erklärt    lände­abgesetzten Bereich, von dem
Jörg Teufel.                            Jörg Teufel.                             aus man im Hintergrund Schloss
   Bei den beweglichen Kame-                                                     Elmau sehen konnte. Dort war der
ras setzte der BR fast ausschließ-      Nationale Berichterstattung              SNG-5 von RT1 im Einsatz und
lich auf kabelgebundene Kameras.        Für die nationale Berichterstattung      bediente zwei Aufsagerpositionen.
»Die Erfahrung zeigt einfach, dass      nutzten die deutschen Sender das         Der SNG-5 gab das Ganze parallel
bei solchen Events die Funküber-        Weltbild und reicherten es teilweise     über zwei Sendewege aus. So konn-
tragung von Kamerasignalen nicht        um zusätzliche, eigene Signale an.       ten ARD und BR parallel mit unter-
hundertprozentig störungsfrei betrie-     So gab es für die nationale            schiedlichen Präsentationen on Air
ben werden kann. Deshalb haben          Berichterstattung der ARD einen          gehen.                           >

                                               Halle 7 | Stand # B27
                                              11. – 15. September 2015
                                                   Amsterdam RAI

www.asperasoft.com
moving the world’s data at maximum speed
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einen Signalaustausch zwischen
                                                                                   allen jeweils aktiven SNGs bewerk-
                                                                                   stelligen, da durch den gemeinsamen
                                                                                   Satelliten sich alle gegenseitig sehen
                                                                                   konnten«, erläutert Jörg Teufel.
                                                                                       Insgesamt waren – etwa durch
                                                                                   den überraschenden Zusatztermin
                                                                                   in Krün – mehr SNGs im Einsatz als
                                                                                   Satellitenverbindungen zur Verfü-
                                                                                   gung standen. Einen Plan zu erstel-
                                                                                   len, der festlegte, wann welcher SNG
                                                                                   auf welchem Transponder senden
                                                                                   durfte, wurde deswegen etwas kniff-
                                                                                   lig. »Das war alles recht aufwändig,
In Garmisch wurde auf dem Eissportgelände ein Pressezentrum für die rund 5.000     hat aber fehlerfrei geklappt«, bilan-
anwesenden Journalisten eingerichtet. Zusätzliche diente das Gelände auch als      ziert Jörg Teufel.
Broadcast-Compound, auf dem unter anderem die Weltbild-Regie (Ü-Wagen MP4),            Das nationale Sendesignal, das
zahlreiche Produktionscontainer und SNG-Fahrzeuge, sowie eine weitere Presen-
                                                                                   dann aus der Zentralregie FM3 abge-
ter-Position eingerichtet waren.
                                                                                   geben wurde, ging entweder an den
                                                                                   BR, die ARD oder ins Online-Stream-
   Auf dem Broadcast Compound in           hier umfassendere Berichterstattung     ing. »In bestimmten Zeitfenstern
Garmisch hatte der BR für die natio­       nötig werden würde. Für diese Fälle     haben weder die ARD, noch der BR
nale Berichterstattung eine weitere        hatten wir zusätzliche SNGs und ein     live gesendet, dafür gab es stets
Presenter-Position eingerichtet und        LiveU-Rucksacksystem eingeplant.«       ein Live-Streaming«, berichtet Teu-
setzte dort den FÜ2 ein.                      So waren zwei SNG-Fahrzeuge          fel. Der Streaming-Anteil war beim
   Auf dem Broadcast Compound              von Telemobil in Klais und Mittenwald   G7-Gipfel vergleichsweise umfang-
war auch die Weltbildregie unterge-        stationiert und auf mobile Einsätze     reich.
bracht, die das ZDF mit dem MP4            an unterschiedlichen Positionen im
realisierte, und es waren zudem            Großraum Garmisch vorbereitet und       Beitragsproduktion vor Ort in
zahlreiche Produktionscontainer der        dort auch im Einsatz. Weiter wurde      Garmisch
Redaktionen und einige SNG-Fahr-           ein Easylink-System des Hauptstadt-     Ziel der BR-Fernsehredaktion war,
zeuge hier aufgebaut. Der SNG-3            studios Berlin für Übertragungen aus    dass die komplette Beitragsproduk-
des BR etwa diente als Uplink für          dem Protestcamp genutzt. Ergän-         tion vor Ort in Garmisch stattfinden
das Signal des FÜ2, war zusätzlich         zend zu den Live-Sendemöglich-          konnte. Zumal die Redakteure direkt
aber auch mit zwei eigenen Kameras         keiten waren auch 18 EB-Teams im        am Ort des Geschehens sein wollten,
bestückt, um eine weitere Presen-          Umfeld des Gipfeltreffens für den BR    um enger am Ball zu bleiben und
ter-Position betreiben zu können.          unterwegs.                              schneller reagieren zu können. Letzt-
   »Auf diese Weise konnten wir in            Zur Übertragungssicherheit merkt     lich wäre es auch aufwändig gewe-
ARD und Bayerischem Fernsehen              Jörg Teufel an: »Mit zwei BGAN-Sys-     sen, das komplette ENG-Material der
zeitgleich Unterschiedliches von ver-      temen hätten wir auch bei einem         18 EB-Teams, die im Einsatz waren,
schiedenen Presenter-Positionen auf        Ausfall des Mobilfunknetzes noch        zunächst in die BR-Zentrale nach
den Sender bringen«, erläutert Jörg        mit mobilen Systemen via Satellit       Freimann übertragen zu müssen, um
Teufel. Der Sendeweg aller natio­          senden können.« BGAN ist ein mobi-      es dann dort zu bearbeiten.
nalen Signale lief über Glasfaser          ler Dienst des Satellitenbetreibers        Insgesamt wurden 36 Contai­
nach Freimann, der SNG war hier            Inmarsat für Breitband-Internet-Zu-     ner mit 75 Arbeitsplätzen für die
lediglich als Backup eingeplant.           gang und Telefonie.                     ARD-Redaktionen neben dem Eis-
   Mit dem SNG-1 des BR war in                                                     stadion in Garmisch aufgebaut, dort
Garmisch auf unterschiedlichen             Zentralregie nationale                  standen auch die zahlreichen Con-
Positionen auch noch ein SD-Fahr-          Berichterstattung                       tainer der anderen Sender sowie die
zeug im Einsatz. Für zusätzliche,          Als Zentralregie für die nationale      Weltbild-Zentralregie in Form des
natio­nale Bilder vom Flughafen            Berichterstattung von ARD und BR        MP4 des ZDF.
war im Rahmen der Produktions-             fungierte das BR-Studio FM3 in Frei-       »Wir haben in Garmisch für alle
beihilfe, mit der sich die ARD-An-         mann. Dort liefen alle Gipfel-Signale   Redaktionen ein Shared-Storage-­
stalten gegenseitig aushelfen, ein         zusammen.                               Schnittsystem auf Avid-Isis-Basis
SNG-Fahrzeug des NDR im Einsatz.              »Um die Signale dort hinzu-          mit fünf Ingest-Kanälen aufgebaut.
In Krün erledigte ein BR-SNG-Fahr-         bekommen, hatten wir ein Paket          Als Ingest-Server dienten EVS-Sys-
zeug aus Nürnberg den Job.                 von     acht   zusammenhängenden        teme. Am Isis-System hingen zehn
   »Es waren auch etliche Gegen­           Satelliten-Transpondern auf dem         Avid-Schnittplätze. Zusätzlich gab
demonstrationen angekündigt, und           Astra-Satelliten gebucht. Dadurch       es vier redaktionelle Sichtplätze,
man konnte im Vorfeld nicht wis-           konnten wir mit maximal sieben          zwei Admin- und drei Logger-Plätze,
sen, wie sich das entwickeln und ob        SNGs und einem Uplink in Freimann       letztere dienten zum sofortigen Ver-

         Seite 10 | www.film-tv-video.de
schlagworten des ingestierten Mate-      grad konnte jedes System optimal             Digas-System des Hörfunks abge-
rials«, fasst Jörg Teufel zusammen.      auf alle Komponenten zugreifen,              legt wurden, also im digitalen System
    Zwar besitzen auch SWR und ZDF       und die Möglichkeit zu Filetransfers         für die Bearbeitung von Audiomate-
solche Systeme, die man theore-          zwischen Garmisch, Freimann und              rial.
tisch im Rahmen der Produktions-         ARD-aktuell beim NDR wurde inten-                Bei besonders wichtigen Inter-
hilfe hätte nutzen können, die waren     siv genutzt.                                 views, etwa dem Fernsehinterview
aber bereits anderweitig verplant.          »Wir haben beim G7-Gipfel das             mit der Bundeskanzlerin Angela Mer-
Deshalb arbeitete der BR beim Auf-       trimediale Arbeiten sehr intensiv            kel, wählte das Hörfunk-Team einen
bau und Betrieb dieses Systems mit       betrieben. So gab es einen inhalt-           anderen Weg, denn dieses Inter-
dem Dienstleister Malsehn aus Leip-      lichen Austausch zwischen Fernse-            view sollte möglichst zeitnah über
zig zusammen, der Schnittmobile          hen, Hörfunk und Online, der eigent-         den Sender gehen. Deshalb wurde
betreibt.                                lich perfekt lief«, erläutert Jörg Teufel.   es als SDI-Signal via Glasfaser direkt
    »Ein System in dieser Dimension         »Wir haben beispielsweise im              in die Büroräume des Hörfunks
aufzusetzen und zu betreiben, ist        Redaktionscontainer der Web-Ak-              übertragen, dort per De-Embedder
nicht ganz einfach, aber durch diese     tualität einen Schnittplatz installiert.     abgegriffen, ins Digas-System ein-
Lösung konnten alle redaktionellen       Der dort tätige Cutter konnte auf            gespeist und geschnitten. »Schnel-
Anforderungen bestens erfüllt wer-       dem Videoserver des Fernsehens im            ler hätte sich die Ausstrahlung nicht
den«, resümiert Jörg Teufel. Insge-      Material browsen, eigene Beiträge            umsetzen lassen«, meint Jörg Teufel.
samt waren 50 TB Speicherkapazi-         schneiden und diese filebasiert nach             Zusätzlich gab es filebasiert die
tät vor Ort verfügbar, genutzt wurden    Freimann exportieren.« Im Anschluss          Möglichkeit, Archivmaterial des BR
davon letztlich rund 9 TB.               wurde das entsprechend kodierte              aus Freimann auszusuchen und auf
                                         File aus dem Avid-Isis-Produktions-          den Server in Garmisch zu über-
Filebasiertes, trimediales               netzwerk in einen bestimmten Ordner          tragen, sodass es dort lokal nutz-
Arbeiten                                 auf den Arbeitsplatz-PC in Garmisch          bar war. Grafiken wurden ebenfalls
Der hohe Grad an filebasierter Ver-      überspielt, von wo aus das Material          in der BR-Grafik in Freimann pro-
netzung bei der G7-Produktion hat        direkt ins Internet gestellt und ver-        duziert und konnten in Garmisch
seinen Vorgänger in der Olympia-In-      breitet werden konnte. »Die Redak-           genutzt werden. Dazu mussten die
stallation von Sotschi (film-tv-video.   teure waren mit diesem Workflow              Grafiker in Freimann die Vorlagen an
de hatte darüber berichtet), wo erste    sehr zufrieden und konnten dadurch           ihrem Arbeitsplatz lediglich in einem
wichtige Erfahrungen gesammelt           einerseits das gesamte Material nut-         bestimmten Ordner ablegen. Sie
wurden. Beim G7-Gipfel in Garmisch       zen, aber völlig unabhängig vom              wurden automatisiert nach Garmisch
wurde das Konzept weiter ausgefeilt.     Fernsehen arbeiten und gestalten«,           übertragen und dort in einem Ordner
Jörg Teufel urteilt im Rückblick: »In    berichtet Jörg Teufel.                       auf dem Server abgelegt.
Sotschi befand sich noch einiges in         Ähnliche Abläufe konnte auch der              Jörg Teufel resümiert: »Anfangs
der Testphase und im Probebetrieb.       Hörfunk umsetzen und sich etwa               hatten wir gar nicht vor, das System
Bei der Produktion des G7-Gipfels        mit den Kollegen der Webaktualität           so weit auszubauen, aber im Verlauf
konnten wir es dann richtig nutzen.«     abstimmen, schneiden und Beiträge            des Projekts stiegen die Anforde-
   Durch den hohen Vernetzungs-          exportieren, die dann automatisch im         rungen stetig, sodass wir schluss­
                                                                                      endlich dieses umfangreiche file-
                                                                                      basierte Setup planten, das einen
  Programme und Berichterstattung im Überblick                                        vorbildlichen trimedialen Austausch
                                                                                      ermöglichte – und das vergleichs-
  • 14 Stunden Bilder und Berichte       BR-Hörfunkprogramme                          weise kostengünstig.«
      aus Elmau                          • 200 Beiträge: Nachrichtenminu-
                                                                                          Dass dabei die Netzsicherung
  •   2 Millionen Zuschauer verfolgten     ten, Hintergrundstücke, Repor-
      die Berichterstattung                tagen, das sind insgesamt rund             ein wichtiges Thema darstellte, ver-
  •   Top-Reichweite bei »BR Extra«        6,5 Stunden kompakte Informa-              schweigt Jörg Teufel nicht: »Dabei
      am Sonntag um 19.00 Uhr:             tion                                       geht es um Sendesicherheit, wir
      510.000 Zuschauer                  • 259 Live-Gespräche plus Vor- und           müssen uns bei einer solchen Instal-
  •   27 Rundschauen, 17 Rund-             Nachberichterstattung, da sind             lation natürlich auch vor Hackeran-
      schau-Magazin-Beiträge               insgesamt mehr als 13 Stunden              griffen und Sabotage schützen.«
  •   45 Tagesschauen,                     Live-Gespräche                                 Das Thema Sicherheit wird
      21 Tagesschau-24-Beiträge                                                       die Branche wohl auch künftig
  •   12 Tagesthemen-Stücke,             Internet-Auftritt                            in ganz unterschiedlichen Facet-
      37 Schalten                        • Insgesamt 444.139 Visits                   ten bewegen. Nicht nur bei tech-
  •   2 Stücke für das Europamagazin     • Am stärksten gefragt war das
                                                                                      nisch anspruchsvollen Produkti-
  •   Schalten für Presseclub und          G7-Dossier mit fast 173.000 Visits
      Weltspiegel                        • Der Event-Stream wurde am                  onen wie dem G7-Gipfel, sondern
  •   Außerdem in der ARD:                 Sonntag 23.000 mal aufgerufen,             auch im regulären Sendebetrieb –
      Bericht aus Berlin, Brennpunkt,      am Montag 800 mal.                         das ist spätestens beim Hackeran-
      Münchner Runde                                                                  griff auf die französische Sender-
  •   24 Sendestunden Weltbild                                                        gruppe TV5Monde in diesem Jahr
                                                                                      klar geworden.

                                                                                      Seite 11 | www.film-tv-video.de
Branchenüberblick

IP: Die Zukunft der Broadcast-Welt?
IP-basierte Technologien werden die Broadcast-Infrastrukturen in den                   in verschiedenen anderen Aspekten
kommenden Jahren maßgeblich verändern: So sehen es letztlich alle                      gewandelt haben. Die Sender müs-
der 21 Branchen-Insider, die film-tv-video.de zu diesem Thema befragte.                sen also Kosten sparen und gleich-
Aber es gibt durchaus Unterschiede, etwa in der Einschätzung des aktu-                 zeitig viel mehr Distributionskanäle
ellen Stands der Technik und des Zeithorizonts. Ein Überblick.                         bedienen als je zuvor. Also ist man
                                                                                       bestrebt, bestehende Infrastrukturen
Text: Christine Gebhard, Gerd Voigt-Müller                                             zu vereinfachen und Investitionen
Fotos: Firmenfotos                                                                     im Technikbereich zu reduzieren. In
                                                                                       IP-basierten Produktionsstrukturen
Grüne Koaxkabel waren über viele                                                       sehen viele Broadcaster hierfür die
Jahre eine zentrale Komponente der                                                     besten Perspektiven.
Broadcast-Welt – im realen, wie im                                                        Vielleicht muss man einen Schritt
symbolischen Sinn: Ohne eine spe-                                                      zurückgehen und anhand eines kon-
zielle Infrastruktur für die Verteilung                                                kreteren Beispiels einen Blick auf
von Videosignalen ging eigentlich                                                      die Technik und die entsprechenden
gar nichts. Das hat sich massiv ver-             »Die steigende Verbreitung von 4K/    Hersteller werfen, um diese Entwick-
ändert: Wer bei einer neuen Sende-               UHD-Produktionen, die SDI an seine    lung besser zu verstehen: Bis dato
zentrale, einem neuen Studio oder                Grenzen kommen lässt, verstärkt die   war ein zentrales Element aller grö-
einer großen Event-Installation hin-             Notwendigkeit von IP weiter.«         ßeren SDI-Infrastrukturen die Kreuz-
ter die Kulissen blickt, der wird dort           Sony: Norbert Paquet                  schiene, also ein spezialisiertes, ver-
in aller Regel sehr viel mehr IT-Tech-                                                 gleichsweise teures Gerät, das als
nik und sehr viel weniger grüne Kabel         einen Umstieg auf IP-Technik begün-      zentrale Schaltstelle für die Vertei-
finden, als noch vor wenigen Jahren.          stigt: »Mit den jüngsten technischen     lung der SDI-Signale zuständig ist.
Zunächst hielten file-basierte Tech-          Verbesserungen wie 10-GbE-Swit-          Eine Kreuzschiene wird wesentlich
nologien dort Einzug, wo es nicht             ching, höherer Verfügbarkeit und         über die Anzahl ihrer Ports definiert:
um Live-Signale ging. Nun steht der           QoS-Verwaltung von Netzwerken,           Je mehr Ein- und Ausgänge ein sol-
nächste Schritt an und ist in einigen         besteht ein echter Anreiz dazu, von      ches Gerät hat, um so teurer ist es.
Pilotinstallationen oder Teilbereichen        älteren Infrastrukturen auf IP zu           Jeder Ü-Wagen, jede größere
schon realisiert: »IP for Live« oder          wechseln. Die steigende Verbreitung      Postproduktion, jede Broadcast-In-
»IP for Broadcast« lauten die Schlag-         von 4K/UHD-Produktionen, die SDI         stallation, benötigte bisher eine die-
worte.                                        an seine Grenzen kommen lässt, ver-      ser teuren SDI-Kreuzschienen.
   Bei den vergangen zwei, drei               stärkt die Notwendigkeit von IP wei-        Die     Endkunden     im    Broad-
Messen wuchs das Thema bestän-                ter.«                                    cast-Markt könnten aber auf ver-
dig, mittlerweile lässt sich mit einiger         Ramon Pankert von Riedel fasst        schiedene Weise davon profitieren,
Berechtigung konstatieren, dass »IP           die aktuelle Lage sehr eingängig         wenn sie nicht auf speziell für sie
for Broadcast« weite Teile der Bran-          zusammen, wenn er sagt: »IP-ba-          entwickelte, teure SDI-Technik set-
che thematisch dominiert – und                sierte Produktionen vereinfachen         zen müssen, sondern diese durch
somit auch die Entwicklungsabtei-             Arbeitsabläufe, führen zu Kosten-        günstigere IP-Technik ersetzen kön-
lungen der Hersteller.                        einsparung, sind deutlich flexibler      nen. Sobald das ohne nennenswerte
   Befeuert wird diese Entwicklung            – und damit auch aus unserer Sicht       Leistungseinbußen, oder sogar mit
unter anderem auch dadurch, dass              die Zukunft. Der Weg hierhin wurde       einem Zugewinn an Leistung und
man mit der Umstellung auf IP-ba-             bereits klar vom Markt eingeschla-       Flexibilität möglich wird, werden sie
sierte Infrastrukturen in gewisser            gen, auch wenn wir sicherlich noch       das tun.
Weise formatunabhängig wird: HD,              am Anfang stehen.«
4K oder 8K, das sind letztlich nur
noch unterschiedliche Datenraten,             Kosten sparen
mit denen man innerhalb der glei-             Es gibt eigentlich kaum eine Branche,
chen Netzinfrastrukturen vergleichs-          in der nicht versucht wird, Kosten zu
weise problemlos parallel operieren           sparen. In der Broadcast-Branche ist
kann.                                         das nicht anders, hier hat sich der
   Nach Einschätzung von Norbert              Druck, kostengünstiger zu produ-
Paquet, Strategic Marketing Mana-             zieren, in den vergangenen Jahren
ger Europe, Live Production bei Sony,         sogar überproportional stark erhöht,
treffen aktuell im Broadcast-Bereich          weil es vor allem durch die Inter-           Die Adaption neuer Formate und
verschiedene technische Entwick-              net-Wirtschaft mehr Konkurrenz gibt          Technologien, etwa 4K, HDR oder
                                                                                           immersive Audio, wird erst durch
lungen auf ein Marktumfeld, das               und sich die Marktbedingungen auch
                                                                                           IP-Technologie möglich.
                                                                                           Aspera: Francois Quereuil
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diesen Aspekt auf und erläutert, dass      Flexibilität und Skalierbarkeit
                                          die Adaption »neuer Formate und            Thomas Kernen von Cisco urteilt,
                                          Technologien, etwa 4K, HDR oder            dass die Entwicklung hin zu
                                          immersive Audio«, überhaupt erst           IP-Strukturen sogar noch deutlich
                                          durch IP-Technologie möglich werde.        mehr Potenzial biete. Er konstatiert:
                                             Joachim Kniesel bestätigt diese         »IP-basierte Produktionsstrukturen
                                          Einschätzung, wenn er sagt, dass           ermöglichen es Broadcastern, sehr
                                          neben der Kostenersparnis die For-         einfach neue Märkte anzusprechen
                                          matunabhängigkeit für viele Broad-         und etwa neue Services und zusätz-
    »Ein Motivationsgrund für
                                          caster ein entscheidender Grund            liche Kanäle aufzusetzen.« Kernen
    den Wechsel zu IP ist die
    Kostenersparnis bei der Hardware.«    dafür sei, auf IP-Strukturen zu            spricht damit auch die Möglichkeit
                                          migrieren. »Damit meine ich, dass          an, bisher hardware-lastige Aufga-
    Dimetis: Joachim Kniesel
                                          die Infrastruktur flexibler und somit      ben in die Cloud auszulagern.
                                          zukunftssicher für 4K/8K mit HDR,              Thomas Kernen von Cisco nennt
   Natürlich ist es nicht möglich, eine   für erweiterten Gamut, höhere Bild-        noch einen weiteren Vorteil, den
SDI-Kreuzschiene einfach 1-zu-1           wechselfrequenz und immersive              Cloud-Services eröffnen: Die Mög-
durch einen IP-Router zu ersetzen         Audio ist.«                                lichkeit, technische Kapazitäten rela-
– die IP-Technologie bringt einige                                                   tiv einfach für einen zeitlich begrenz-
grundsätzliche      Änderungen      mit                                              ten Zeitraum hochfahren zu können,
sich. Sie eröffnet aber definitiv auch                                               um beispielsweise ein einzelnes
zusätzliche, flexible Nutzungsmög-                                                   Ereignis damit zu produzieren, und
lichkeiten. Das sieht auch die Mehr-                                                 nach dem Event die Kapazitäten
zahl der Befragten so. Joachim Knie-                                                 wieder zurückzufahren. Hier ermög-
sel von Dimetis etwa ist sich sicher,                                                lichen IP-Strukturen es, flexibler zu
dass das Sparpotenzial der IP-Tech-                                                  arbeiten und dabei skalierbare Tech-
nik ein wichtiger Grund für die Migra-                                               nik einzusetzen.
tion von klassischen Broadcast-Lö-                                                       Auch Harmonic sieht in der Ska-
sungen hin zu »Lösungen aus der IT/           »Neben Audio-, Video- und              lierbarkeit von IP-Strukturen einen
Telekommunikationswelt« ist, wie er           Steuerdaten können bei IP auch         wesentlichen Vorteil. »In der heutigen
sie aktuell am Markt beobachtet.              Metadaten und bidirektionale           Zeit, in der Broadcaster oft mit Rah-
                                              Funktionalität in ein einziges Kabel
   Daniel Url, Geschäftsführer von                                                   menbedingungen leben müssen, die
                                              gepackt werden.«
Wellen+Nöthen, bestätigt diese Ein-                                                  sich sehr schnell ändern können, hal-
                                              TV Skyline: Wolfgang Reeh
schätzung, wenn er sagt, dass sich                                                   ten wir skalierbare und flexible Pro-
»IP-basierte Systemlandschaften zu                                                   duktionsstrukturen für eine absolute
spürbar geringeren Kosten umsetzen        Flexibilität:                              Schlüsselanforderung«, so Ian Trow,
lassen.« Das Ziel dieser Entwicklung      ein Kabel, viele Signale                   Senior Director bei Harmonic.
müsse daher der »Ersatz von SDI-          Beim Einsatz von IP-Technologie
durch IP-Komponenten wie Router,          kommt man im Vergleich zu SDI-In-          IP im Broadcast-Umfeld:
Controller, Videomischer, Multivie-       frastrukturen mit deutlich weni-           vielfach bereits Realität
wer, Videoserver, Signalverteilung        ger Kabelwegen aus, was ein wich-          Für SonoVTS-Geschäftsführer Ste-
sowie die Nutzung von IP-Cloud-Ser-       tiger Aspekt ist, weil sich Kosten so      fan Krömer ist IP- und IT-Technik in
vices« sein, so Url.                      erheblich reduzieren lassen. Darauf        vielen Produktionsbereichen schon
                                          weist auch TV-Skyline-Geschäfts-           angekommen: etwa bei Steuer- und
Formatunabhängigkeit                      führer Wolfgang Reeh hin, der es als       Controller-Systemen in der Broad-
IP-Router sind so konzipiert, dass        großen Vorteil wertet, dass »neben         cast-Welt, aber auch in file-basierten
sie einfach nur Datenpakete vertei-       Audio-, Video-, auch Steuer- und           Umgebungen (Storage, Edit, Ingest,
len, ohne sich um den Inhalt oder das     Metadaten und bidirektionale Funkti-
Format der Daten zu kümmern. Der          onalität in ein einziges Kabel gepackt
gleiche IP-Switch kann also prinzipi-     werden können.«
ell für SD- und für 4K-Video genutzt          Daraus ergeben sich für die Pro-
werden, für unkomprimierte, wie           duktion völlig neue Möglichkeiten,
für komprimierte Signale. Einzig die      gerade auch im Live-Bereich, weil
Bandbreite/Datenrate des Netzwerks        Multicast-Signale      im   gesamten
und der darin genutzten Geräte ist        IP-Netz distribuiert werden können.
ein limitierender Faktor, ansonsten       Eine SDI-Verteilung wird somit obso-
sind IP-Netzwerke vollkommen for-         let, so Daniel Url von Wellen+Nöthen:
matunabhängig.                            »Mehrere Signale können über eine              »IP-basierte Produktions­strukturen
                                                                                         ermöglichen es, sehr einfach neue
    In dieser Formatunabhängigkeit        10-Gbit-Verbindung durch Kompres-
                                                                                         Services und zusätzliche Kanäle
sehen etliche der Experten einen          sion – etwa 6 bis 8 x 1,5 Gbit HD, je
                                                                                         aufzusetzen.«
entscheidenden Vorteil. So greift         nach Kompression – parallel übertra-
                                                                                         Cisco: Thomas Kernen
Francois Quereuil von Aspera genau        gen werden.«

                                                                                     Seite 13 | www.film-tv-video.de
Transcoding, Archiving und mehr).                                                  Punkte bei der Einführung der neuen
Auch die Übertragung von Material                                                  Technologie. Ein Beispiel verdeut-
zum Sender führt Stefan Krömer an,                                                 licht das: In früheren Zeiten war es
wenn es um Technologien und Funk-                                                  in der IP-Welt schwierig bis unmög-
tionen geht, bei denen IP schon Rea-                                               lich, taktgenau und sauber zwischen
lität ist.                                                                         Videosignalen umzuschalten – was
    James Stellpflug, VP Product                                                   aber eine essenzielle Anforderung
Marketing, von EVS pflichtet die-                                                  im Broadcast-Bereich ist. Diese Pro-
ser Sichtweise bei, wenn er aus-                                                   bleme sind mittlerweile gelöst: So
                                               »Die IP-basierte Produktion wurde
führt, dass aus der Sicht von EVS »IP
                                               als erstes von Nachrichtensendern
schon seit vielen Jahren eine zen-             entdeckt, um damit kostengünstig
trale Produktionskomponente« sei,              ihre Korrespondenten weltweit
                                               live in Nachrichtensendungen

                                                                                                         Foto: www.frankundsteff.de
                                               einzubinden.«
                                               Teracue Eyevis:
                                               Karl-Heinz Wenisch

                                            weiteren Treiber für »IP for Broad-
                                            cast«, der diesen Themenkomplex
                                            zu einem großen Thema für viele           »Es wird einen langen Prozess des
                                            Broadcaster gemacht habe: »Die            Übergangs geben.«
                                            IP-basierte Produktion wurde als          Broadcast Solutions:
    »Wir halten skalierbare und flexible
                                            erstes von Nachrichtensendern ent-        Rainer Kampe
    Produktionsstrukturen für eine
                                            deckt, um damit kostengünstig ihre
    absolute Schlüsselanforderung.«
                                            Korrespondenten weltweit live in       zeigte etwa Snell während der ver-
    Harmonic: Ian Trow
                                            Nachrich­tensendungen einzubinden.     gangenen Messen, wie man mit
                                            Damit konnte man ohne Kamera-          einem Standard-Switch von Cisco
die unter anderem »file-basierte Pro-       mann und Tontechniker vor Ort das      taktgenau und sauber zwischen
duktion und kollaborative Workflows         komplette Equipment von der Regie      Videosignalen umschalten kann.
überhaupt erst möglich gemacht«             aus bedienen.«                         Diese Aufgabe löst dabei nicht der
habe.                                                                              Switch. Stattdessen ist dieser Job
   Auch im Ü-Wagen-Business ist             Szenarien für einen Übergang           auf die mit dem Switch verbundenen
IP-Technik in bestimmten Bereichen          Bei aller Begeisterung für die neuen   »Edge-Devices« ausgelagert. Das
schon angekommen, wie Stefan Hoff,          Möglichkeiten, teilen die meisten      kann ein Videomischer sein oder ein
Geschäftsführer des TV-Dienstlei-           Befragten die Einschätzung, dass       anderes Videogerät, das IP-Signale
sters Nobeo, beschreibt: »Wir ver-          es wohl eine geraume Zeit brauchen     verarbeiten kann. Die eingebun-
stehen unter IP-basierter Produk-           werde, bis sich IP-Technik im Broad-
tion, dass wir für das Internet, also in    cast-Markt auf breiter Basis durch-
einem Format produzieren, das ohne          gesetzt hat.
weitere Konvertierung live auf jede            Rainer Kampe von Broadcast
beliebige Website geschickt werden          Solutions etwa glaubt, dass es kei-
kann. Die gesamte Strecke von Pro-          nen singulären Schritt von Baseband
duktion bis zur Sendung bleibt IP. Bei      zu IP geben werde: »Vielmehr wird es
Nobeo hat diese Art der IP-basierten        einen langen Prozess des Übergangs
Produktion bereits seit Mai 2013 Ein-       geben. Hier wird aus technischer
zug gehalten.«                              Sicht die Herausforderung bestehen,
   Karl-Heinz Wenisch, Geschäfts-           existierende SDI-Hardware mit neuer       »Wir glauben nicht an einen großen
führer von Teracue Eyevis sieht einen       IP-Hardware zu verbinden. Die-            ›IP-Big Bang‹.«
                                            ser Umstand wird sich auch auf die        Snell/Quantel: Tim Felstead
                                            IP-basierte Produktion auswirken.
                                            Dabei geht es ja nicht nur um den      denen Geräte und das Steuerungs-
                                            Transport der Signale über LAN-Ver-    system müssen also erkennen, um
                                            kabelung und Netzwerk-Switches.        welche Art von Signalen es sich han-
                                            Eine echte IP-basierte Produktion      delt und sie entsprechend verarbei-
                                            muss auch den Paradigmenwechsel        ten. Der Operator, der an einem Bild-
                                            von SDI-Hardware hin zu IP-fähiger     mischer arbeitet, merkt bei einem
                                            Hardware oder Lösungen mittels         solchen Setup nicht einmal, ob die
                                            kompletter Software-Umgebungen         Bildsignale per SDI oder IP ankom-
    »IP ist schon seit vielen Jahren eine   mit einschließen.«                     men, darum müssen sich das Gerät
    zentrale Produktionskomponente.«
                                               Was Kampe hier anspricht, ist       und die Steuerungs-Software küm-
    EVS: James Stellpflug                   vielleicht einer der entscheidenden    mern.                              >

          Seite 14 | www.film-tv-video.de
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                                 B4 lens mount      Telecast Fiber        Karrera/Kayenne        EDIUS NLE
                                  LDX Camera         Copperhead         Production Switchers

                                                              GV Convergent                    Kaleido Monitoring

                                NVISION Routing   Densité Modular        K2 Dyno Replay        K2 Summit Servers

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Booth: 1.D11
Hybridmodelle wie dieses, wird                                                             und ergänzt, dass Axons Strategie
es nach Einschätzung der meisten                                                              neben AVB aber auch SMPTE 2022

                                                                  Foto: Thomas van Oorschot
Befragten in Zukunft in vielen Aus-                                                           umfasse.
prägungen geben. »Es ergibt am                                                                   Auch andere Befragte sehen
meisten Sinn, wenn wir zunächst                                                               durchaus interessante Ansätze und
SDI-Equipment haben, das sukzes-                                                              auch Vorteile im AVB-Standard,
sive um IP-Funktionalität erweitert                                                           doch insgesamt betrachtet, gibt es
werden kann«, glaubt etwa Tim Fel-                                                            bei den Befragten eine klare Tendenz
stead von Quantel/Snell und ergänzt:            »Viele Hersteller machen unter­               in Richtung SMPTE 2022. Die über-
»Wir glauben nicht an einen großen              schiedlichste Versprechungen und              wiegende Mehrzahl der Befragten
                                                verwirren damit die Anwender und
›IP-Big-Bang‹.«                                                                               unterstützt oder favorisiert diesen
                                                Kunden.«
   Für Mark Hilton von Grass Valley                                                           Standard.
ist klar, dass der Übergang zu IP in            Axon: Jan Eveleens                               Daniel Url von Wellen+Nöthen
der Broadcast-Welt prinzipiell vorge-                                                         fasst das so zusammen: »Wel-
zeichnet sei, er weist aber gleichzei-         Die Audio- und Netzwerkspe­                    len+Nöthen unterstützt klar den
tig darauf hin, dass jeder Anwender         zialisten bei Lawo gehen davon aus,               SMPTE-Standard, auch wenn wir
diesen Wechsel mit seiner eigenen           dass die Übergangsphase recht                     die AVB-Technologie als sehr guten
Geschwindigkeit umsetzen werde:             schnell ablaufen könnte. Das fasst                Ansatz schätzen. Die Industrie hat
»Als Hersteller müssen wir diesen           Andreas Hilmer so zusammen: »Nach                 sich jedoch bereits mehrheitlich für
Weg für unser Kunden möglichst ein-         unserem Verständnis wird in einer                 SMPTE ausgesprochen.«
fach und schmerzfrei gestalten.«            wirklich IP-basierten Produktion                     Jochen Kuhnen von Imagine
   Das sieht auch Jochen Kuh-               kein Medienbruch zwischen klas-                   bringt die allgemeine Einschätzung
nen von Imagine so: »Unser Bei-             sischen Baseband-Equipment und                    so auf den Punkt: »Wir befinden uns
trag als Hersteller ist es zum einen,       IP-Infrastruktur stattfinden. Sprich:             am Anfang der Entwicklung hin zu
die Netzinfrastruktur bereitzustel-         Baseband-Technologien wie SDI im                  IP und die Kernfragen sind ›Was ist
len, zum anderen aber auch zuneh-           Video- oder AES im Audio-Bereich                  verfügbar?‹ und ›Was funktioniert?‹.
mend Geräte wie Server, Proces-             werden inklusive des Routings kom-                SMPTE 2022 hat zur Zeit die breiteste
                                            plett durch IP-Technologie ersetzt.               Unterstützung und erlaubt uns heute
                                            Uns ist klar, dass das nicht von heute            schon, Netze basierend auf Stan-
                                            auf morgen passieren wird und viel-               dard-IP-Switches mit hunderten
                                            fach zunächst lediglich der Signal-               Quellen und Senken zu realisieren,
                                            transport in die IP-Domäne verlagert              die auch die strikten Anforderungen
                                            wird. Aber eine IP-basierte Produk-
                                            tion nach unserem Verständnis wird
                                            schon sehr bald ohne klassischen
                                            Video-Router auskommen.«

                                            Die Frage des Standards
    »Wir favorisieren SMPTE 2022 ohne
                                            Ist damit die weitere Entwicklung
    spezifische, zertifizierte Switches.«
                                            schon klar vorgezeichnet und nur
    TPC: Andreas Lattmann
                                            noch eine Frage der Zeit, der Über-
                                            gangsszenarien und der Verfügbar-
                                            keit neuer IP-Komponenten? Das                        »Wellen+Nöthen unterstützt klar den
sing-Equipment, Master Control              sehen viele der Befragten nicht so.                   SMPTE-Standard, auch wenn wir
                                                                                                  die AVB-Technologie als sehr guten
Switches und weitere, mit IP-Schnitt-          Andreas Lattmann, Technik-Chef
                                                                                                  Ansatz schätzen.«
stellen auf den Markt zu bringen.«          beim Schweizer TV-Dienstleister und
   Stefan Krömer von SonoVTS                Broadcaster TPC, sieht es als zwin-                   Wellen+Nöthen: Daniel Url
erwartet eine mehrstufige Entwick-          gende Voraussetzung für IP-basierte
lung auf dem Weg zu IP und glaubt,          Produktion, dass dabei standardi-                 nach Synchronität und Deterministik
dass zunächst bestehende Produkte           sierte Signale (SMPTE 2022, AVB,                  der Signale erfüllen. Daher: heute
einfach ersetzt werden, etwa durch          AES67) übertragen und verarbeitet                 SMPTE 2022. Das heißt aber nicht,
den Einsatz von Stageboxen im               werden und nicht mit proprietären                 das wir uns anderen Ansätzen ver-
Ü-Wagenbereich. In einem nächsten           Protokollen gearbeitet wird.                      schließen.«
Schritt kann er sich vorstellen, dass          Doch welcher Standard wird sich                    Eine ähnlich Einschätzung vertritt
bestehende Techniken und Produkte           letztlich durchsetzen? Jan Eveleens               EVS, wo James Stellpflug sagt, dass
nicht nur ersetzt, sondern auch neue        von Axon macht bei den Kunden                     man bei künftigen EVS-Produkten
Produktionswege und –methoden               aktuell noch eine große Verunsiche-               SMPTE 2022 favorisiere, aber defi-
entwickelt werden, die überhaupt            rung aus: »Viele Hersteller machen                nitiv den Ansatz offener Standards
erst durch IP möglich werden. Als           unterschiedlichste Versprechungen                 verfolge.
Beispiel hierfür nennt er die Remote        und verwirren damit die Anwen-                        Mark Hilton von Grass Valley
Production.                                 der und Kunden«, meint Eveleens                   erläutert: »Wir unterstützen SMPTE

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