Spartenbezogene Entwicklung des Bauwesens / Sanierung - Marktstudie Dr. Wolfgang Amann Dr. Nadejda Komendantova-Amann Jänner 2008 Im Auftrag des ...
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Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen GmbH IIBW Wien Spartenbezogene Entwicklung des Bauwesens / Sanierung Marktstudie Dr. Wolfgang Amann Dr. Nadejda Komendantova-Amann Jänner 2008 Im Auftrag des Zentralverbands Industrieller Bauproduktehersteller
HAUPTERGEBNISSE Die Bekämpfung des Klimawandels ist viel mehr als ein kurzfristiger Trend. Es ist mit- telfristig tatsächlich davon auszugehen, dass der Gebäudesektor (fast) ohne fossile Brennstoffe auskommen wird müssen. Dies ist technisch möglich und wirtschaftlich sinnvoll. Die politischen Vorgaben zur thermischen Sanierung sind eindeutig. Für de- ren Umsetzung sind Antworten gerade von Seiten des Gewerbes und der Baupro- dukteindustrie gefragt. Wohnkosten und Wohnungsmarktpreise entwickeln sich nach wie vor moderat. Wenn aber vom Markt keine entsprechenden Signale in Richtung einer Verbesserung des Bestands ausgehen (z.B. steigende Erträge, deutlich bessere Mieten für gut ausge- stattete Wohnungen), gewinnt die Förderung als Anreizinstrument umso größeres Gewicht. Im Rahmen der Wohnbauförderung der Bundesländer kommt die Sanierung nicht so recht vom Fleck. Trotz eines eindeutigen politischen Willens und gut entwickelter In- strumente stagniert die Sanierungsfördeurng bei jährlich etwas über 500 Mio. Euro. Prozentuell ist sie 2006 sogar auf den niedrigsten Wert seit Anfang der 1990er Jahre zurück gefallen. Mit dem Finanzausgleich 2008-2013 wird es zu einer stärkeren Foku- sierung auf die Sanierung und insbesondere die thermische Sanierung kommen. Es wird jedoch bezweifelt, ob es mit den bestehenden Instrumenten gelingen kann, den dringend erforderlichen Masseneffekt bei der Sanierung insbesondere des privaten Eigenheimbestandes auszulösen. Die vorliegende Studie enthält umfangreiche Analy- sen, um die mangelnde Eignung der Wohnbauförderung der Länder für die Erreichung eines Masseneffekts bei der thermischen Sanierung nachzuweisen. Die Erreichung der Sanierungsziele gemäß Regierungsprogramm und Klimastrategie 2007 erfordert neben der Wohnbauförderung die Einführung bundesweit einheitlicher und abgestimmter (z.B. steuerlicher) Förderungsmodelle in Verbindung mit konzertierten Kommunikations- und Werbemaßnahmen sowie Maßnahmen zur Ertüchtigung von Indu- strie und Gewerbe zur Bereitstellung entsprechender Produkte und Dienstleistungen. Denn die Bereitschaft der Wohnungseigentümer für Sanierungsmaßnahmen ist grund- sätzlich gegeben. Sie muss aber durch Anreize und Angebote entsprechend gelenkt werden. Seit 23.1.2008 gibt es eine EU-rechtlich verbindliche Kyoto-Folgevereinbarung für Emis- sionsreduktionsziele bis 2020. Demnach sollen die Emissionen im Sektor „Raumwärme und sonstiger Kleinverbrauch“ von heute knapp 16 Mio. t CO2eq innerhalb der nächsten 12 Jahre auf 10-11 Mio. t CO2eq reduziert werden. Ungeachtet der neuen – für Öster- reich gegenüber Kyoto günstigeren – Regelung, sind die vereinbarten Kyoto-Ziele bis 2012 zu erreichen. 2
Die wichtigsten Einflussgrößen der zukünftigen Entwicklung der Sanierung sind: Die Alterung der Bevölkerung: Ältere Wohnungen und insbesondere Eigenheime werden mehrheitlich von Senioren bewohnt. Diese werden nur zu umfassenden (thermischen) Sanierungen bewogen werden könne, wenn die Wohnungen gleich- zeitig ihren speziellen Anforderungen gemäß adaptiert werden. Die Sanierung von Eigenheimen erfordert spezifische Servicepakete. Nur wenn es gelingt, dem Bauherrn die Mühen der Koordination der Gewerke abzunehmen ist davon auszugehen, dass die thermische Sanierung von Eigenheimen tatsächlich zu einem Massenmarkt wird. Sanierungen auf Niedrigstenergie- oder Passivhausstandard bedürfen eines techni- schen Knowhows, das heute noch in weiten Teilen der Branche unzureichend vorhanden ist. Die Studie enthält detaillierte Analysen zur Produktionsentwicklung der Bausparten einschließlich der Sparten des Baunebegewerbes. Allgemein bekannt ist das sehr starke Wachstum der Bauwirtschaft 2006. Bislang kaum dokumentiert sind die teilwei- se überaus starken Produktionszuwächse von Einzelsparten. Von besonderer Relevanz ist die Frage, inwieweit die außergewöhnlichen Wachstumsraten 2006 sub- stanzieller Natur sind. Dies lässt sich durch die Analyse der Auftragseingänge und der Entwicklungen 2007 klären, wofür Daten einschließlich des dritten Quartals verarbeitet wurden. Nach dem Rekordjahr 2006 mit einem Produktionszuwachs der Bauwirtschaft gesamt um 18% verspricht auch 2007 gute Wachstumszahlen. Der Vergleich der ersten 9 Mo- nate mit demselben Zeitraum des Vorjahrs zeigt ein weiteres Wachstum von fast 10%! Allerdings sind die Auftragseingänge während der letzten Jahre bei weitem nicht so rasch gewachsen wie die abgesetzte Produktion. Der Wachstumsschub 2006 war somit allem Anschein nach zum geringeren Teil durch Sondereffekte bedingt und bedeutete daher ein substanzielles Wachstum. Insgesamt legte die Bauwirtschaft zwischen 2004 und 2007 um nominell ein volles Drittel zu. Der deutliche Zuwachs der Auftragseingän- ge 2007 um ca. 10% bestätigt die Nachhaltigkeit des Trends. Mit durchschnittlichen Wachstumsraten zwischen 2005 und 2007 von ca. 11% zeigen der Tiefbau und das Baunebengewerbe eine ähnlich starke Entwicklung. Der Hoch- bau liegt mit 8% etwas zurück. Unter den Hochbausparten erreichen sowohl der Wohnbau, als auch der Nutzbau Zuwächse von über 8%, wärhend sich die Sanierung mit „nur“ 4% durchschnittlichem Wachstum zwischen 2005 und 2007 begnügen muss. Allerdings spielen auch viele Sparten des Baunebengewerbes in die Sanierung hinein. und diese haben teilweise besonders hohe Wachstumsraten zu verzeichnen. Im Tiefbau werden die großen Sparten „Straßen- und Eisenbahnoberbau“ und „Rohr- leitungsbau“ mit durchschnittlichen Wachstumsraten von 9% bzw. 7% von den kleinen 3
Teilsparten mit vollen 19% Wachstum in den Schatten gestellt. Besonders dynamisch entwickelten sich zuletzt der „Brückbau“, „Tunnelbau“ und „Wasserbau“. Besonders starke Sparten des Baunebengewerbes sind – jeweils im Durchschnitt der Jahre 2005 bis 2007 – die Vermieter von Baumaschinen mit 38%, die Installationsfir- men für Aufzüge und Rolltreppen mit 29%, die Bauschlosser und Fußbodenleger mit jeweils 22%, die Dachdecker, die Bauspengler und das Dämmstoff verarbeitende Gewerbe mit jeweils 18% jährlichem (!) nominellem Produktionszuwachs. Als durchgängiges Muster zeigt sich insbesondere im Baunebengewerbe, dass sich zwar auch die Auftragseingänge dynamisch entwickeln, bei weitem aber nicht so stark wie die abgesetzte Produktion. 4
INHALT VORBEMERKUNG 8 1 WOHNUNGSBESTAND UND NEUBAU 8 1.1 Bevölkerungsentwicklung 8 1.2 Gebäudebestand 9 1.3 Wohnungsbewilligungen und -fertigstellungen 10 1.4 Wohnungsbedarf 10 1.5 Wohnbauförderung 12 1.6 Finanzausgleich 2008-2013 16 2 WOHNUNGSMARKTENTWICKLUNG 18 2.1 Wohnkostenentwicklung 18 2.2 Wohnungsmarktentwicklung 19 3 WOHNUNGSSANIERUNG 22 3.1 Stand und Entwicklungschancen der Sanierung 22 3.2 Bisherige Sanierungsraten 32 3.3 Förderung der Wohnhaussanierung 34 3.4 Thermische Sanierungsförderung der Länder 35 3.5 Thermische Standards im Baurecht der Länder 39 3.6 Beispiel der thermischen Sanierung des sozialen Wohnungsbestands in Wien 40 3.7 Sanierungen auf Passivhaus-Standard 42 4 ENERGIEPOLITISCHE MAßNAHMEN MIT AUSWIRKUNGEN AUF DAS BAUWESEN 46 4.1 Völkerrechtliche Vorgaben 46 4.2 Umsetzung der Klima-Ziele der Bundesregierung 47 4.3 Einsparungsziele und Umsetzung 50 5 SPARTENBEZOGENE BAUPRODUKTION UND AUFTRAGSEINGÄNGE 53 5.1 Abgesetzte und technische Produktion 53 5.2 Hauptsparten des Bauwesens 53 5.3 Bauhauptgewerbe Hochbau 55 5.4 Bauhauptgewerbe Tiefbau 56 5.5 Baunebengewerbe 58 5.6 Abgesetzte Produktion nach regionaler Verteilung 65 6 TRENDANALYSE 66 6.1 Trends in Richtung positiver Produktionsentwicklung 66 6.2 Risken hinsichtlich der Produktionsentwicklung 68 6.3 Branchenbezogene mittelfristige Einschätzungen 68 7 ANHANG 76 7.1 Daten 76 7.2 Literatur 80 7.3 Impressum 82 5
TABELLEN- UND ABBILDUNGSVERZEICHNIS Grafik 1: Lange Zeitreihe Bevölkerungsentwicklung nach Altersgruppen 8 Grafik 2: Wohnungsbestand Österreich 2001 9 Tabelle 3: Baualter des Wohnungsbestands nach m² 10 Tabelle 4: Eigentümerstruktur von gewerblichen Bauten im Bestand (Gebäude) 10 Grafik 5: Bevölkerungsprognose und Wohnungsbedarf bis 2030 11 Grafik 6: Ausgaben der Wohnbauförderung, nominell 13 Grafik 7: Förderungszusicherungen, Baubewilligungen, Baufertigstellungen 14 Grafik 8: Grenzwerte Energieverbrauch in der Wohnbauförderung für Mehrwohnungsbauten (bei A/V ≤ 0,4, HWB in kWh/m².a) 15 Grafik 9: Wohnkosten/m² in Niederösterreich und anderen Bundesländern 18 Grafik 10: Immobilienpreisspiegel Mietwohnungen Durchschnittsmieten in €/m² 19 Grafik 11: Immobilienpreisspiegel Mietwohnungen Durchschnittsmieten in €/m² 20 Grafik 12: Immobilienpreisspiegel Mietwohnungen Sehr guter Wohnwert in €/m² 21 Grafik 13: Wohnungsbestand Österreich 2001 22 Tabelle 14: Sanierungsaktivitäten im Wohnbau (in % des Bestands p.a.) 23 Tabelle 15: Akteure in der Wohnhaussanierung 24 Tabelle 16: Gründe für Wohnhaussanierungen in der Vergangenheit und heute 25 Tabelle 17: Chancen für nachhaltige Wohnhaussanierungen 26 Tabelle 18: Anreize und Förderungen für nachhaltige Wohnhaussanierungen 27 Tabelle 19: Anreize für qualitativ besonders hochwertige Sanierungsprojekte 28 Tabelle 20: Art und Wirkung energiepolitischer Maßnahmen 29 Tabelle 21: Art und Wirkung wohnungspolitischer Maßnahmen zur Sanierung 31 Tabelle 22: Fassadenerneuerung mit Wärmedämmung p.a. in % des Bestands, Anteil der Sanierungsförderung an den Wohnbauförderungsausgaben, Ø 1991-2001 32 Grafik 23: Anzahl umfassender Sanierungen in der Wohnbauförderung der Länder, Kosten pro umfassender Sanierung 35 Grafik 24: Förderungsinstrumente in der Sanierung von Mietwohnungen in den Bundesländern 36 Tabelle 25: Großvolumige thermische Sanierungsförderung in den Ländern 38 Tabelle 26: Ergebnisse heutiger Standardsanierungen 41 Grafik 27: 1. großvolumige Passivhaus-Sanierung – Linz, Makartstraße, vor Sanierung 42 Grafik 28: 1. großvolumige Passivhaus-Sanierung – Linz, Makartstraße 43 Grafik 29: Faktor-10-Sanierung in Rankweil 44 Grafik 30: Faktor-10-Sanierung in Rankweil – Einbau eines einläufigen Stiegenhauses 45 Tabelle 31: Treibhausemissionen – Ziele und Umsetzung 50 Grafik 32: Entwicklung der Emissionen und Zielpfad gemäß Klimastrategie 2007 52 Grafik 33: Max. Energieverbrauch im Baurecht für Mehrwohnungsbauten (HWB in kWh/m².a) 40 Grafik 34: Abgesetzte Produktion und Auftragseingänge Bauwesen nach Hauptsparten 54 Grafik 35: Abgesetzte Produktion und Auftragseingänge Hochbau 56 Grafik 36: Abgesetzte Produktion und Auftragseingänge Tiefbau 57 Grafik 37: Abgesetzte Produktion und Auftragseingänge – Zimmerer und Dachdecker 59 Grafik 38: Abgesetzte Produktion und Auftragseingänge – Dämmungen und Isolierer 60 Grafik 39: Abgesetzte Produktion und Auftragseingänge – Installateure und Verputzer 61 Grafik 40: Abgesetzte Produktion und Auftragseingänge – Fußbodenleger und Fliesenleger 62 Grafik 41: Abgesetzte Produktion und Auftragseingänge – Raumausstatter und Ofensetzer 63 Grafik 42: Abgesetzte Produktion und Auftragseingänge – Maler, Vermietung von Baumaschinen 64 6
Grafik 43: Abgesetzte Produktion nach Bundesländern – Bauwesen gesamt 65 Grafik 44: Mittelfristige Entwicklung der Bausparten (Ø 2001-04 nominell und Trend real) 75 Grafik 45: Abgesetzte Produktion (nominell in Mio. €) in den Hauptsparten 76 Grafik 46: Auftragseingänge (nominell in Mio. €) in den Hauptsparten 76 Grafik 47: Abgesetzte Produktion (nominell in Mio. €) im Hochbau 76 Grafik 48: Auftragseingänge (nominell in Mio. €) im Hochbau 77 Grafik 49: Abgesetzte Produktion (nominell in Mio. €) im Tiefbau 77 Grafik 50: Auftragseingänge (nominell in Mio. €) im Tiefbau 77 Grafik 51: Abgesetzte Produktion (nominell in Mio. €) im Baunebengewerbe 78 Grafik 52: Auftragseingänge (nominell in Mio. €) im Baunebengewerbe 79 7
VORBEMERKUNG Der österreichische Sanierungsmarkt hat innerhalb kurzer Zeit eine starke Änderung hin zu ther- mischen Sanierungen erfahren. Vor allem im Wohnungssektor sind heute Sanierungen ohne weitreichende thermische Maßnahmen – mit Ausnahme kleinvolumiger Erhaltungsarbeiten – stark rückläufig. Gleichzeitig bedeutet die politische Prioritätensetzung auf thermische Sanierun- gen mit dem Ziel der Erreichung der Kyoto-Ziele DEN maßgeblichen wirtschaftlichen Impuls für die Bauwirtschaft und Bauprodukteindustrie. Die vorliegende Marktanalyse wird auf Basis umfangreicher Datenbestände durchgeführt: ÖNACE: Produktionsstatistik nach Güteransatz; Gebäude-Wohnungszählung der Statistik Austria 2001; Zahlreiche weitere Statistiken der Statistik Austria; Wohnbauförderungsstatistik des BMF/IIBW; Eine Datenauswertung zur Sanierungsdynamik in Österreich für ein internationales For- schungsprojekt (Erabuild). 1 WOHNUNGSBESTAND UND NEUBAU 1.1 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG Gemäß jüngster Bevölkerungsprognose der Statistik Austria wächst die österreichische Bevölke- rung deutlich stärker als noch vor wenigen Jahren voraus gesagt. Es ist selbst längerfristig keine Abflachung der Bevölkerungszunahme zu erwarten. Für 2050 wird eine Bevölkerungszahl von 9,5 Mio. Einwohner prognostiziert. Das hat natürlich durchgreifende Auswirkungen auf den Woh- nungsbedarf (siehe S. 10). Grafik 1: Lange Zeitreihe Bevölkerungsentwicklung nach Altersgruppen (in 1.000) 10.000 9.000 ≥75 Jahre 8.000 ≥60-74 Jahre 7.000 30-59 Jahre 6.000 15-29 Jahre 5.000 4.000
Ebenfalls entgegen früheren Prognosen verfügt Österreich immer noch über eine positive Geburten- bilanz. Das Wachstum resultiert aber dennoch v.a. aus der Zuwanderung und aus der weiteren Zunahme der Lebenserwartung. Die Zuwanderung ist insbesondere wirtschaftlich determiniert. Insofern legt die positive Bevölkerungsprognose stillschweigend eine anhaltend positive wirt- schaftliche Entwicklung voraus. Eine solche ist aber freilich in den dargestellten Zeiträumen in keiner Weise vorhersehbar. Mit der Zunahme der Bevölkerung geht eine demografische Verschiebung einher. Die Bevölke- rungsgruppen im erwerbsfähigen Alter verändern zwar ihren Anteil an der Gesamtbevölkerung mittelfristig nur geringfügig, es kommt jedoch zu einer deutlichen Zunahme der älteren Bevölke- rungsgruppen. Insbesondere die Gruppe der Über-75-jährigen legt stark zu, von heute 8% der Bevölkerung auf 17% im Jahr 2050. Daraus leiten sich grundlegende Anforderungen an zukünfti- ge seniorenbezogene Sanierungen von Wohnbauten ab. 1.2 GEBÄUDEBESTAND Die 3,86 Mio. Wohnungen in Österreich (2001) gliedern sich zu rund der Hälfte in Eigenheime und Eigentumswohnungen sowie jeweils rund ein Fünftel private Miet- und Sozialmietwohnungen (Grafik 2). Insgesamt wurden fast drei Viertel des Bestands nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet (Tabelle 3). Besonders starke Neubaujahrgänge gab es in den 1960er, 1970er und 1990er Jah- ren. Die Mehrwohnungsbauten sind im Durchschnitt älter als die Eigenheime. Mehr als die Hälfte ihres Bestands wurden seit den 1970er Jahren errichtet. Grafik 2: Wohnungsbestand Österreich 2001 Sonstiges 11% Gemeinde Miete Eigenheime 9% 39% GBV Miete 10% Eigentums- Private Miete wohnungen 20% 11% Quelle: St.at, IIBW 9
Tabelle 3: Baualter des Wohnungsbestands nach m² Vor 1919- 1945- 1961- 1971- 1981- nach 1919 1944 1960 1970 1980 1990 1990 Einfamilienhäuser 14% 7% 12% 13% 16% 16% 22% Mehrwohnungsbauten 21% 9% 13% 17% 15% 10% 15% Gesamt 19% 8% 12% 16% 15% 12% 18% Quelle: ISIS Datenbank, Zahlen von 2003 86% der Gebäude sind Wohngebäude, nur 14% Nicht-Wohngebäude. Tabelle 4 zeigt die stark unterschiedliche Eigentümerstruktur der gewerblichen Bauten. Tabelle 4: Eigentümerstruktur von gewerblichen Bauten im Bestand (Gebäude) Privat Öffentlich Juristische Sonstige Person Büros 43% 17% 33% 7% Geschäfte 70% 4% 24% 2% Ausbildung, Gesundheit 10% 68% 6% 16% Hotellerie 87% 2% 7% 4% Sonstige 65% 12% 16% 7% Gesamt 63% 17% 17% 3% Quelle: ISIS-Datenbank, GWZ 1.3 WOHNUNGSBEWILLIGUNGEN UND -FERTIGSTELLUNGEN Für Wohnungsbewilligungen und Fertigstellungen liegen für die Jahre seit 2003 nur Schätzungen vor. Nach IIBW-Schätzung lagen die Bewilligungs- und Fertigstellungszahlen bis 2005 bei unter 43.000 Einheiten, sind aber 2006 und 2007 deutlich angestiegen; die Bewilligungen auf 48.000 Einheiten im Jahr 2007, die Fertigstellungen immerhin auf 45.000. Nach WIFO-Schätzung sollen die Bewilligungszahlen bis 2010 auf 50.000 Einheiten ansteigen, 1 siehe auch Grafik 7 (S. 14). 1.4 WOHNUNGSBEDARF Mitte 2005 hat die ÖROK eine Wohnungsbedarfsprognose für Österreich veröffentlicht, die auf die Bevölkerungsprognose der Statistik Austria von 2003 aufbaut.2 Demnach sollte die Bevölke- rungszahl Österreichs von 8,031 Mio. (2001) auf 8,415 Mio. (2031) und die Zahl der Haushalte im selben Zeitraum von 3,340 Mio. auf 3,851 Mio. anwachsen. Dem entspricht eine Zunahme der Wohnungszahl von 3,863 Mio. (2001) auf 4,582 Mio. (2031). Die ÖROK hat für Österreich einen Neubaubedarf von jährlich 46.000 Wohnungen im laufenden Jahrzehnt bis 2011, von 39.500 Wohnungen im Jahrzehnt darauf bis 2021 und von nur noch 28.000 Wohnungen im Jahrzehnt bis 2031 errechnet. 1 Euroconstruct (2007). 2 ÖROK (2005). 10
Auf Basis aktueller demografischer Daten hat die Statistik Austria ihre Bevölkerungsprognosen mehrfach revidiert, zuletzt im Oktober 2007. Demnach wird Österreich 2031 nicht wie der ÖROK- Prognose zugrunde gelegt 8,415 Mio., sondern um 600.000 mehr Einwohner haben. Die Bevölke- rung wird demnach auf Sicht weiter wachsen. 2050 werden 9,5 Mio. Einwohner erreicht (Grafik 1). Eine Revision der Wohnungsbedarfsprognose von Seiten der ÖROK ist geplant, aber noch nicht beauftragt. Grafik 5 gibt eine grobe Abschätzung hinsichtlich der Anpassung des erforderlichen Wohnungs- neubaus aufgrund der stärkeren Bevölkerungsdynamik. Schon für das laufende Jahrzehnt ist eine deutliche Revision des Wohnungsbedarfs auf durchschnittlich 54.000 Neubauwohnungen pro Jahr erforderlich. Wesentlich ist jedoch, dass der Wohnungsbedarf mittelfristig nicht sinken, sondern sogar leicht steigen wird, mittelfristig auf immerhin 60.000 Einheiten. Die Deckung dieses gestiegenen Bedarfs ist wesentlich, um Engpässe am Wohnungsmarkt zu vermeiden. Grafik 5: Bevölkerungsprognose und Wohnungsbedarf bis 2030 700.000 9.500 ÖROK Wohnungsbedarfs- 600.000 9.000 prognose 2005: Neubaubedarf in 10 Jahren 500.000 8.500 IIBW-Schätzung Neubau- bedarf in 10 Jahren 400.000 8.000 300.000 7.500 St.at Bevölkerungsprognose 2003 (1.000, rechte Skala) 200.000 7.000 100.000 6.500 St.at Bevölkerungsprognose 10/2007 (1.000, rechte Skala) 0 6.000 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022 2024 2026 2028 2030 Quelle: St.at Bevölkerungsprognose, ÖROK, IIBW Einer WIFO-Studie1 zufolge sollte der Wohnungsneubau von zuletzt ca. 45.000 auf mindestens 55.000 Einheiten erhöht werden, um mit der demografischen Entwicklung Schritt zu halten. Dies erfordert eine Erhöhung der Förderungsleistung um rund 10.000 Einheiten jährlich. 1 Czerny/Weingärtler (2007). 11
1.5 WOHNBAUFÖRDERUNG STRUKTURWANDEL IN DER W OHNBAUFÖRDERUNG Nach mehreren Jahren konstanter Entwicklung erlebte die Wohnbauförderung der Länder 2006 mehrere grundlegende Änderungen: 1. Als Folge einer Vereinbarung zwischen Bund und Ländern zur Erreichung der Kyoto-Ziele haben alle Länder ambitionierte thermische Grenzwerte in Neubau und Sanierung eingeführt. 2. Das Land Salzburg hat mit einem Wohnbaufonds, über den nunmehr die gesamte Förderung abgewickelt wird, ein für Österreich vollkommen neues Instrument eingeführt. 3. Die Länder nutzen die Möglichkeit, die Wohnbauförderung für nicht-baurelevante Maßnahmen einzusetzen, in stark steigendem Maße. Dabei geht es kaum um Maßnahmen zum Klimaschutz. 4. Bislang nicht eingetreten ist die vielfach angekündigte verstärkte Hinwendung zur Sanierung. Die Ausgaben stagnieren, der prozentuelle Anteil ist sogar deutlich gesunken. DEUTLICH STEIGENDE FÖRDERUNGSAUSGABEN, V.A. FÜR NICHT BAURELEVANTE AUSGABEN UND SUBJEKTFÖRDERUNG, ABER AUCH NEUBAU Die Förderungsausgaben der Länder sind 2006 um nicht weniger als 15% gegenüber dem Vor- jahr auf 2,83 Mrd. Euro gestiegen. Dem stehen annähernd gleich hohe Einnahmen von 2,87 Mrd. € gegenüber. Damit werden die sinkenden Förderungsausgaben im Jahr zuvor (-4,3%) mehr als kompensiert. Die Einnahmen aus Zweckzuschüssen des Bundes liegen demgegenüber seit über 10 Jahren bei unverändert 1,78 Mrd. €. Die gestiegenen Gesamteinnahmen resultieren aus Rück- flüssen und Landesmitteln. Die Entwicklung ist bundesländerweise stark unterschiedlich. Mehrere Bundesländer haben rück- läufige Förderungsausgaben (Kärnten, Vorarlberg, Wien, Burgenland), während v.a. Salzburg und die Steiermark stark steigende Ausgaben aufweisen (in Zusammenhang mit hohen nicht-wohnbau- relevanten Ausgaben). Die Ausgabensteigerung in Niederösterreich kompensiert entsprechende Rückgänge 2005 aufgrund der damaligen Einführung neuer Förderungsmodelle. Besonders stark sind die Ausgabensteigerungen bei den nicht wohnbau-relevanten Ausgaben, die auf fast das Zweieinhalbfache des Vorjahreswerts gestiegen sind (400 Mio. €, siehe unten). Die Wohnbeihilfe ist um 13% auf knapp 250 Mio. € gestiegen. Sie zeigt damit eine kontinuierlich stei- gende Tendenz. Bei insgesamt wenig dynamischen Förderungsausgaben hat sie sich seit Anfang der 1990er Jahre verdoppelt und erreicht mittlerweile 9% der Gesamtausgaben. Deutlich geringer hat 2006 die Objektförderung zugelegt. Die Zunahme im Neubaus um 7% auf 1,66 Mrd. € relativiert sich angesichts eines Rückgangs im selben Ausmaß im Jahr zuvor. Die Sanierungsförderung (Objektförderung) stagniert bei ca. 530 Mio. €. Angesichts steigender Gesamtausgaben sank der Anteil der Sanierungsförderung (Objekt- und Subjektförderung) von 23% im Vorjahr auf unter 20% 2006! Das ist der niedrigste Anteil seit Anfang der 1990er Jahre und widerspricht diametral den politischen Zielsetzungen. 12
Ähnlich steht es mit der Förderung von Eigenheimen, die bei nominell konstanten Ausgaben einen rückläufigen Anteil an den Gesamtausgaben ausmacht. Lag der Anteil der Eigenheimförderung bis 2000 bei rund 20% der Förderungsausgaben, ist er mittlerweile auf unter 13% gesunken. Grafik 6: Ausgaben der Wohnbauförderung, nominell 3.000 14% Infrastruktur / 1% Sonstiges 2.500 Sanierung Subjekt 19% 2.000 8% Sanierung Objekt 1.500 13% Neubau Subjektförd. 1.000 Neubau Eigenheime 46% Neubau GeschoßWB 500 Einnahmen 0 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Quelle: Förderungsberichte der Länder, BMF, IIBW 2006 ERHOLUNG DER FÖRDERUNGSZAHLEN IM NEUBAU 2006 stieg die Zahl der Förderungszusicherungen um knapp 9% gegenüber 2005 auf 34.300 Einheiten. Aber auch hinsichtlich der Zusicherungszahlen relativiert sich der Aufschwung ange- sichts dessen, dass damit nur in etwa der Wert von 2004 erreicht wurde. Im Mehrwohnungsbau war die Erholung mit +10% noch deutlicher als bei den Eigenheimen. Die 22.000 Förderungsfälle sind der höchste Wert seit 1999. Mitte der 1990er Jahre wurden allerdings bis zu jährlich 30.000 Geschoßwohnungen gefördert. Die Zahl der geförderten Eigenheime lag mit 12.300 Einheiten zwar deutlich über 2005, aber ebenso deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. Besonders stark waren die Zuwächse im Burgenland und Salzburg mit annähernd +50% bzw. fast +30% gegenüber 2005. Starke Zuwächse von deutlich über 20% haben auch Niederöster- reich und Tirol erreicht, allerdings nach ähnlich starken Rückgängen in den Jahren 2004 und 2005. Deutliche Rückgänge der Förderungsleistung haben die Steiermark (-7% nach -15% im Vorjahr) und Vorarlberg (-20%) zu verzeichnen. Die insgesamt positive Entwicklung bei den Ei- genheimen ist fast ausschließlich auf Zuwächse in zwei Bundesländern zurück zu führen. In Niederösterreich wurde mit einem Plus von 21% der Einbruch des Vorjahres zwar nicht kompen- siert, aber deutlich gemildert. Das Burgenland hat seine Förderungsleistung bei Eigenheimen seit 2004 fast verdoppelt. Bezogen auf die Bevölkerungszahl erreichten 2006 das Burgenland, Niederösterreich und Tirol Förderungsleistungen über dem österreichischen Durchschnitt, Vorarlberg und Oberösterreich lagen im Bereich des Durchschnitts, alle anderen Länder entsprechend darunter. 13
Grafik 7: Förderungszusicherungen, Baubewilligungen, Baufertigstellungen 70.000 60.000 Förderung Geschoßwohnungen 50.000 Förderung 1996: 40.000 Eigenheime 50.500 30.000 1991: Fertigstellungen 35.800 2006: 34.300 20.000 Bewilligungen 10.000 0 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 Anm.: Bewilligungs- und Fertigstellungszahlen 2003-2006 IIBW-Schätzung. Quelle: Förderungsberichte der Länder, BMF, Statistik Austria, IIBW AMBITIONIERTE THERMISCHE GRENZWERTE In einer IIBW-Presseaussendung zur Wohnbauförderung 2005 wurde darauf hingewiesen, dass in mehreren Bundesländern steigende ökologische Anforderungen mit einem Rückgang der För- derungsleistung einher gingen, dass somit die Gefahr besteht, dass die Wohnbauförderung ihre Lenkungseffekte verliert. Tatsächlich haben 2006 zahlreiche Bundesländer die thermischen An- forderungen ihrer Förderungsvergaben deutlich verschärft. Dies war die Folge einer Art. 15a B-VG- Vereinbarung zwischen Bund und Länder1 mit dem Ziel, die Wohnbauförderung in den Dienst der Kyoto-Ziele zu stellen. Alle Länder (außer dem Burgenland) haben nunmehr zwingende Mindeststandards für die Ge- währung von Förderungen im Neubau. Diese liegen bei einem durchschnittliche Mehrwohnungs- bau je nach Bundesland zwischen 23 und 45 kWh/m².a. Aus Grafik 8 ist ersichtlich, in welchem Ausmaß diese Anforderungen im Laufe weniger Jahre verschärft wurden. Von Passivhaus-Stan- dard, der gemäß Regierungsprogramm bis 2015 für den geförderten Geschoßwohnbau flächen- deckend erreicht werden soll, ist man freilich noch weit entfernt. Immerhin: alle Bundesländer bieten schon heute mehr oder weniger attraktive finanzielle Anreize für Neubauten in Passivhaus- Standard. In Vorarlberg ist für den geförderten Mehrwohnungsbau schon heute Passivhaus- Standard verbindlich. Erhebliche Unterschiede gibt es noch bei der Definition der Bauten mit mi- nimalem Energieverbrauch. Das dem heutigen Stand der Technik entsprechende Passivhaus- Projektierungs-Paket (PHPP) wurde erst vereinzelt als Standard-Nachweis implementiert. 1 BGBl. II Nr. 19/2006. 14
Grafik 8: Grenzwerte Energieverbrauch in der Wohnbauförderung für Mehrwohnungsbauten (bei A/V ≤ 0,4, HWB in kWh/m².a) 80 K 70 ST NÖ 60 V 50 T 40 W 30 OÖ 20 S ´01 ´02 ´03 ´04 ´05 ´06 ´07 Quelle: Landesregierungen, FGW-Loseblattsammlung „Förderungsvorschriften“, IIBW STAGNATION BEI SANIERUNGSAUSGABEN UND SANIERUNGSFÄLLEN Zur Entwicklung der Sanierungsförderung siehe Kapitel 3.3 (S. 34). MITTELABFLUSS AUS DER W OHNBAUFÖRDERUNG Abflüsse aus der Wohnbauförderung sind in zwei Gruppen ausgaben- bzw. einnahmenseitig ver- bucht: 2006 flossen nicht weniger als 14% der Förderungsausgaben (ca. 400 Mio. €) in nicht- wohnbaurelevante Maßnahmen. Bis 2005 machte v.a. Wien von dieser Möglichkeit Gebrauch. Seit 2006 sind weitere Länder sehr aktiv: Die Steiermark wendete 2006 rund 15% ihrer Aus- gaben für „Infrastruktur“ auf, Salzburg meldete Ausgaben im Zusammenhang mit dem Aufbau seines neuen Wohnbaufonds im Ausmaß von rund 45% der (stark gestiegenen) Ausgaben. Diese Ausgaben betreffen großteils wohnbau-nahe Investitionen wie Kindergärten im Zusam- menhang mit neuen Siedlungsentwicklungen (Wien) oder den Aufbau eines in Zukunft dem Wohnbau dienenden Fonds (Salzburg). Klar ist aber, dass die Länder in zunehmendem Maße der Zweckbindung der Fördermittel für den Wohnbau ausweichen. Zusätzlich investierten die Länder 2006 fast 100 Mio. € in die allgemeine Wohnbeihilfe, die Förderung des Wohnumfeldes und sonstige Maßnahmen, die über die bis 2001 gültige Inter- pretation der Zweckbindung hinaus gehen. Über 200 Mio. € aus Forderungsverkäufen und Rückflüssen wurden für die Landesbudgets vereinnahmt bzw. dienten der Finanzierung für Landesmittel. Die gesamten ca. 300 Mio. € sind in der Förderungsstatistik einnahmenseitig als Abzugsposten verbucht und scheinen in den Förderungsausgaben nicht auf. Somit wurden 2006 rund 700 Mio. € Wohnbauförderungsmittel nicht unmittelbar wohnbau- relevant eingesetzt, der größere Teil davon allerdings „wohnbau-nah“. Praktisch keine Mittel flos- sen in nicht wohnbau-relevante Klimaschutzmaßnahmen (es könnten aus Mitteln der Wohnbau- förderung etwa Schulen und Amtsgebäude thermisch saniert werden). 15
UNZUREICHENDE RESSOURCEN FÜR DIE NOTWENDIGE ERHÖHUNG VON NEUBAU- UND SANIERUNG Wie in Kapitel 1.4 „Wohnungsbedarf“ (S. 10) dargestellt, sollte die Wohnbauleistung österreich- weit auf rund 55.000 Einheiten angehoben werden. Das erfordert eine Erhöhung der Neubauförderung um rund 10.000 Einheiten. Es ist nicht zu entscheiden, ob die Belebung 2006 bereits eine Trendwende bedeutet. Jedenfalls stößt eine weitere Erhöhung der Förderungslei- stung der Länder angesichts stagnierender Bundes-Zuschüsse bzw. dem Auslaufen des Zweckzuschussgesetzes an die Grenzen der Finanzierbarkeit. Dasselbe trifft auf die Sanierung zu. Es erscheint aussichtslos, eine Verdoppelung oder Verdrei- fachung der Sanierungsrate bei gleichzeitig höheren thermischen Standards unter den Rahmen- bedingungen des heutigen Förderungsvolumens zu erreichen. Seit 1996 belaufen sich die Wohnbauförderungszweckzuschüsse auf 1,78 Mrd. Euro. Seither (1995- 2006) ist der Verbraucherpreisindex um ca. 20%, der Baupreisindex um 22%, der Baukostenin- dex um 36%, das Brutto-Inlandsprodukt nominell um 41%, das bis 1996 den Wohnbauförde- rungszweckzuschüssen zugrunde liegende Steueraufkommen sogar um rund 60% (beide 2006) gestiegen.1 Mit dem neuen Finanzausgleich (siehe nachfolgendes Kapitel) wurde die Entscheidungshoheit über die Verwendung der Wohnbauförderungsmittel gänzlich den Ländern übertragen. Es bleibt abzuwarten, wie weit die beabsichtigte Selbstbindung der Länder über eine Art. 15a-B-VG- Vereinbarung den stark gestiegenen Anforderungen gerecht wird. 1.6 FINANZAUSGLEICH 2008-2013 Die Kritik am Instrument der Wohnbauförderung war auch 2007 nicht verklungen, beschränkte sich aber auf wenige Akteure, im Vorfeld der Finanzausgleichsverhandlungen insbesondere den Rechnungshof, der frühere Forderungen des Instituts für Höhere Studien nach einer Kürzung der Förderungsmittel um bis zu einer Milliarde Euro übernahm.2 Keinesfalls konnte aber von breiter Ablehnung gesprochen werden. In mehreren Studien wurde zwischenzeitlich die gute Performance des Systems im internationalen Vergleich und insbesondere hinsichtlich der Umsetzung der Klima- schutz-Ziele der Bundesregierung dargestellt. Besonderen Stellenwert für die Diskussion in Österreich hatten die Untersuchungen von Czasny3 hinsichtlich der sozialen Qualität der Wohn- umgebung und der Gleichheit der Wohnversorgung, wo Österreich wesentlich bessere Ergebnisse als europäische Vergleichsländer erzielt, sowie Darstellungen von Lugger/Amann4 hinsichtlich der Ausgaben der öffentlichen Hand für Wohnen, die deutlich unter dem Durchschnitt der EU15 liegen. Im Regierungsprogramm 2007 war die Wohnbauförderung gänzlich unbestrit- ten. Ihr Erhalt wurde mit der Zielsetzung der Zurverfügungstellung von leistbaren und qualitativ hochwertigen Wohnungen und der Erreichung der Kyoto-Ziele eingefordert.5 1 Statistik Austria. 2 Rechnungshof (2007), S. 33. 3 Czasny (2004). 4 Lugger/Amann (2006). 5 Regierungserklärung 2007, Kapitel „Justiz“, „Wohnrecht“, S. 149. Siehe Kapitel 5.2 „Umsetzung der Klima-Ziele der Bundesregierung“, S. 66. 16
Im Sommer 2007 zeichnete sich ab, dass der eigentlich bis Ende 2008 laufende Finanzaus- gleich abgekürzt und ein neuer für eine sechsjährige Periode von 2008-2013 beschlossen werden solle. Dominante Themen waren die Finanzierung der Pflege und die von der Bundes- regierung beschlossene Grundsicherung. Nach nur dreimonatigen Verhandlungen wurde der neue Pakt am 10.10.2007 unterzeichnet. Folgende wesentlichen Änderungen für die Wohnbau- förderung wurden fixiert: a) Fokussierung der Wohnbauförderung auf Klimaschutzmaßnahmen in Umsetzung der Klima- strategie 2007; b) Umwandlung des bisherigen „Investitionsbeitrags für Wohnbau, Umwelt und Infrastruktur“ (vul- go „Wohnbauförderungszweckzuschuss“)1 sowie der „Bedarfszuweisungsmittel für den Haus- haltsausgleich“2 in Ertragsanteile, Auslaufen des Wohnbauförderungszweckzuschussgesetzes gleichzeitig mit dem Inkrafttreten der nachfolgend beschriebenen Art.15a-B-VG-Vereinbarung; c) Erarbeitung einer neuen Art.15a-B-VG-Vereinbarung zwischen Bund und Ländern „über ge- meinsame Qualitätsstandards für die Förderung der Errichtung und Sanierung von Wohnge- bäuden zum Zweck der Reduktion des Ausstoßes an Treibhausgasen“3 bis Mitte 2008 und Inkrafttreten per 1.1.2009. Mit der Abschaffung der Zweckzuschüsse und deren Umwandlung in Ertragsanteile hat der Bund die letzten verbliebenen Agenden der Wohnbauförderung an die Länder übertragen. Die mit dem Zweckzuschussgesetz verbundene Bindung der Mittelverwendung soll nunmehr durch einen Staatsvertrag zwischen den Ländern geregelt werden. Verhandelt wird die neue Vereinbarung unter ähnlichen Rahmenbedingungen wie die Art.15a-B-VG-Vereinbarung von Jänner 2006. Es ist somit eine starke Fokussierung auf ökologische Maßnahmen zu erwarten. 1 § 1 Zweckzuschussgesetz 2001. 2 § 22 FAG 2005). 3 BGBl. II Nr. 19/2006. 17
2 WOHNUNGSMARKTENTWICKLUNG Bei der Analyse der Wohnkosten ist strikt zwischen Bestandskosten, das sind die Wohnkosten von Haushalten, die schon seit längerem in ihren Wohnungen leben (2.1), und aktuellen Markt- preisen für Neuverträge (2.2) zu unterscheiden. Die Vermischung der beiden Daten führt regelmäßig zu irreführenden Interpretationen. 2.1 WOHNKOSTENENTWICKLUNG Die Wohnkosten – in Grafik 9 sind die laufenden Kosten von Mieter- (Bestandsmiete) bzw. Haus- halten in Eigentumswohnungen dargestellt – sind seit Jahren im Bereich der Inflationsrate gestiegen. Ein für 2003/04 dokumentierter Kostensprung, der damals ein erhebliches mediales Echo hervorgerufen hat und bis heute zu Fehlinterpretationen führt1, ist auf einen Bruch der Erhe- bungsmethode und nicht auf Marktentwicklungen zurück zu führen.2 Grafik 9: Wohnkosten/m² in Niederösterreich und anderen Bundesländern Hauptmiete €8 S €7 Ö €6 €5 W €4 NÖ €3 2004 2005 2006 2007 Wohnungseigentum €8 S €7 Ö €6 €5 W €4 NÖ €3 2004 2005 2006 2007 Anm.: 2007 = Ø der ersten beiden Quartale. Quelle: St.at Mikrozensus, ohne BK 1 Z.B. Gstach, D. (2007): Der Einfluss steigender Wohnungsmieten auf den Konsum (Wien, AK). 2 Neue Stichprobenziehung, Hochrechnung und Erhebungsmethode, siehe Amann/Götzl (2005); Janik, 2005. 18
Die Wohnkosten entwickelten sich 2007 (Durchschnitt der ersten beiden Quartale) ähnlich mode- rat wie in den Jahren zuvor. 5,70 €/m² im österreichischen Durchschnitt bedeuten einen bescheidenen Zuwachs von 1,6%. Vergleichsweise hoch sind die Bestandsmieten in Salzburg mit 7,30 €/m² und Vorarlberg mit 7,10 €/m², eher günstig im Burgenland mit 4,- €/m², in Kärnten mit 4,90 €/m² und in Niederösterreich mit 5,- €/m². Die vergleichsweise stärksten Wohnkostensteige- rungen bei Mietwohnungen sind in Salzburg (3,8% Ø 2004-07) und Vorarlberg (3,5% Ø 2004-07). Eine besonders geringe Wohnkostendynamik ist für das Burgenland (-1,8% Ø 2004-07) und Nie- derösterreich (0,1% Ø 2004-07), aber auch für Kärnten, Oberösterreich (beide 0,8% Ø 2004-07) und Wien (1,1% Ø 2004-07) dokumentiert. Im Bereich der Eigentumswohnungen ist überhaupt eine stagnierende Wohnkostenentwicklung zu verzeichnen. 2.2 WOHNUNGSMARKTENTWICKLUNG Zur Preisentwicklung am Wohnungsmarkt stehen mehrere Quellen zur Verfügung. Die größte Zuverlässigkeit wird dem Immobilienpreisspiegel des Fachverbands der Immobilien- und Vermö- genstreuhänder beigemessen. Mit dem Preisspiegel 2000 wurde eine neue methodische Basis und Systematik eingeführt. Seither sind die Preise weitgehend regionalisiert und für eine ganze Reihe von Marktsegmenten verfügbar. Die Daten werden durch Erhebung bei den Mitgliedsbe- trieben des Fachverbandes auf Basis standardisierter Erfassungsbögen erhoben. Es werden die tatsächlich erzielten Preise des abgelaufenen Jahres erhoben. Die Mietpreise beziehen sich auf nicht dem Richtwertgesetz unterliegende Wohnungen ohne Betriebskosten und Umsatzsteuer. In den untenstehenden Grafiken wurden ungewichtete Durchschnitte über alle Größenklassen und Wohnwertkategorien, kombiniert mit regionel gewichteten Werten, geberechnet. Die Methode vernachlässigt zwar den Trend zu besser ausgestatteten Wohnungen, ermöglicht aber dafür eine übersichtliche Zeitreihendarstellung. Insgesamt befindet sich der Mietwohnungsmarkt – trotz einer gewissen Dynamisierung 2007 – immer noch in einer langen Phase der Preisstagnation, die seit Anfang der 1990er Jahre anhält. Grafik 10: Immobilienpreisspiegel Mietwohnungen Durchschnittsmieten in €/m² € 9,0 € 8,0 Wien Graz € 7,0 Salzburg Stadt € 6,0 Österreich € 5,0 € 4,0 € 3,0 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 Anm.: Siehe Anmerkung zu Grafik 11. Quelle: FV Immobilien, IIBW 19
Die Marktpreise im teilgewichteten Durchschnitt aller Bundesländer liegen seit langem bei kon- stant ca. 6,- €/m² (exkl. Betriebskosten und USt.). Eine etwas stärkere Preisdynamik zeigen die großen Landeshauptstädte, insbesondere Salzburg Stadt, Linz und Graz. Als Beispiel sei Salz- burg Stadt heraus gegriffen, wo die Marktmieten zwischen 2005 und 2007 um mehr als 20% zugelegt haben. Das ist aber eindeutig die Ausnahme. Im teilgewichteten Durchschnitt städtischer und ländlicher Regionen zeigen die Bundesländer eine weitgehend ruhige Entwicklung. Im österreichische Durchschnitt stiegen die Mieten 2007 mit 3,2% leicht über der Inflationsrate an (Ø 2001-2007: 1,1%). Die Marktbelebung beschränkt sich allerdings auf wenige Bundesländer. In Salzburg (Stadt und Land) sind die Mieten 2007 um 7,5% auf durchschnittlich 7,- €/m² gestiegen (Ø 2001-2007: 2,8%), in der Steiermark um 4,3% auf durchschnittlich 5,50 €/m² (Ø 2001-2007: 2,0%), in Tirol um 3,6% auf durchschnittlich ebenfalls 7,- €/m² (Ø 2001-2007: 1,4%), in Niederösterreich um 3,4% auf durchschnittlich 5,50 €/m² (Ø 2001-2007: 1,0%) und in Wien um 3,2% auf gleichfalls 7,- €/m² (Ø 2001-2007: 1,1%). Grafik 11: Immobilienpreisspiegel Mietwohnungen Durchschnittsmieten in €/m² € 9,0 Vorarlberg € 8,5 Salzburg € 8,0 Wien € 7,5 Tirol € 7,0 Österreich € 6,5 Burgenland € 6,0 Steiermark € 5,5 Niederösterreich Oberösterreich € 5,0 Kärnten € 4,5 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Anm.: Durchschnittsmieten sind ungewichtete Mittelwerte über alle Ausstattungskategorien und Wohnungsgrößen; Länderwerte sind gewichtete Mittelwerte über die jeweiligen Bezirke nach Zahl der Haushalte, Österreich- Werte sind gewichtete Mittelwerte nach Hauptwohnsitzen. Quelle: FV Immobilien, IIBW 20
Wohnungen mit sehr gutem Wohnwert sind praktisch im selben Preisband teurer geworden. Ihr Preisniveau liegt insgesamt nur 16% über dem Gesamtdurchschnitt. Die Teuerung machte 2007 3,3% aus (Ø 2001-2007: 1,7%), was exakt der Teuerung des Gesamtmarktes entspricht. Ähnli- che Ergebnisse zeigt die bundesländerweise Analyse. Grafik 12: Immobilienpreisspiegel Mietwohnungen Sehr guter Wohnwert in €/m² € 9,0 Vorarlberg € 8,5 Salzburg € 8,0 Wien € 7,5 Tirol € 7,0 Österreich € 6,5 Burgenland € 6,0 Steiermark € 5,5 Niederösterreich € 5,0 Oberösterreich Kärnten € 4,5 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Anm.: Gewichtungen siehe Grafik 11. Quelle: FV Immobilien, IIBW Die Ergebnisse zeigen, dass weder die Wohnungsmarktdynamik, noch die Preisunterschiede zwischen sehr gut ausgestatteten und normal ausgestatteten Wohnungen starke Antriebe für vermehrte Sanierungsaktivitäten bieten. Wenn der Markt unzureichende diesbezügliche Signale gibt, kommt der Förderung als Anreizinstrument umso größere Bedeutung zu. 21
3 WOHNUNGSSANIERUNG 3.1 STAND UND ENTWICKLUNGSCHANCEN DER SANIERUNG Ein wesentlicher Hintergrund für die Einschätzung, dass die gegenwärtige Herausforderung einer massiven Erhöhung der thermischen Sanierungsrate bewältigbar ist, sind die großen Erfolge der Wohnungspolitik und der Wohnbauförderung bei der Standardanhebung im Bestand. Während nicht mehr als 25 Jahren ist es gelungen, den Anteil der nicht bestausgestatteten Wohnungen (Kategorie B, C und D) von 56% (in Wien 65%) auf 10% (in Wien 12%) zu reduzieren (Grafik 13). Standardanhebungen waren demgemäß jahrzehntelang die wesentliche Aufgabe im Sanierungs- bereich. Ihr sukzessives Auslaufen ist hauptverantwortlich für die stagnierende Entwicklung der Sanierungsförderung und des Produktionswerts (siehe Grafik 6, S. 13 und Kapitel 5.3, S. 55) in der Sanierung seit den 1990er Jahren. Erst sukzessive werden die Standardanhebungen durch thermische Sanierungen als Hauptgeschäft in der Sanierung substituiert. Grafik 13: Ausstattungskategorie im Wohnungsbestand 1981-2006 100% 35% 44% 70% 70% 88% 88% 88% 90% 80% A-Standard 60% ≠A-Standard 40% 20% 0% Österreich Österreich Österreich Österreich Wien Wien Wien Wien 1981 1991 2001 2006 Quelle: St.at, IIBW Im Rahmen einer internationalen Vergleichsstudie der TU Delft (Niederlande) zur Gebäudesanie- rung und Modernisierung in Europa1 im Auftrag der „Erabuild“, einer Kooperationsplattform nationaler Förderungsprogramme für Nachhaltigkeit im Bauwesen, steuerte das IIBW die Daten zu Österreich und der Schweiz bei. Die nachfolgenden Abbildungen (Tabelle 14 bis Tabelle 21) geben einige Hauptergebnisse wider. Die Darstellung als Matrizen erlaubt die rasche Beurteilung von Querverbindungen. 1 Itard/Meijer/Vrins (2007). 22
Tabelle 14: Sanierungsaktivitäten im Wohnbau (in % des Bestands p.a.) ANTEIL (%) IN HÄUFIG- GE- EINFAMI- ALLEN KEIT DER WICHTIGSTE GRÜNDE SCHOßWO LIEN- WOH- RENOVIE- DER MAßNAHME HNUNGEN HÄUSERN NUNGEN RUNG (ALLE ... JAHRE) Außendämmung der Au- Komfort, Heizkostenreduktion, Anreize 1 1,2% 0,8% 1,0% 40 ßenwände durch Förderungen Innendämmung der Au- Nur wo Außendämmung nicht möglich selten selten selten ßenwände (Denkmalschutz) Erdgeschoss Fußbodeniso- Umfassende thermische Sanierung des 0,5% 0,1% 0,3% 40 lierung Gebäudes Neue Fassade oder um- fassende 2% 1,5% 1,7% Optische Verbesserung Fassadenausbesserung Neues Dach oder umfas- 3% 3% 3% 25 Bauschaden sende Dachausbesserung Schalldämmung zwischen Selten, durch Mieter selbst durchgeführt 0,2% 0 0,1% Wohnungen (Schallisolierung ist generell gut) Heizungsschaden, Effizienzgewinn, im Neue Heizung, Heizungs- 4% 4% 4% 20 Zuge einer Generalsanierung, Anreize umstellung durch Förderungen Nur in den seltenen Fällen einer Gene- Neues Lüftungssystem selten selten selten ralsanierung auf Passivhaus-Standards. Modernisierung der Küche, 4% 4% 4% 20 Wohnkomfort Küchentausch Modernisierung des Bade- 4% 4% 4% 20 Wohnkomfort zimmers Neue Wasserleitungen, Rohrschäden, rechtlich bedingt stark im 1,5% 1,5% 1,5% 30 Abflüsse Zunehmen: Austausch von Bleileitungen Neue Verkabelung (elek- Rechtlich bedingt stark im Zunehmen: 1% 1% 1% 40 trisch) Austausch von ungeerdeter Verkabelung Äußere einfache Instand- haltung (Farbe, 4% 4% 4% 20 Dachrinnen) Einfache Innenrenovierun- 10% 5-10% 5-10% 10 Neue Mieter, Wohnkomfort gen (Farbe, Tapeten etc.) Wohnungszu- Kauf einer angrenzenden Wohnung und
Tabelle 15: Akteure in der Wohnhaussanierung Mit Prioritätenreihung (1 = sehr wichtig, 5 = minder wichtig) WOHNUNGS- RENOVIERUNG SPEZIFIKA VON SPEZIFIKA VON SPEZIFIKA VON RENOVIERUNG VON EINFAMILIEN- SOZIALEN MIET- EIGENTUMSWOH- PRIVATEN UND HÄUSERN WOHNBAUTEN NUNGEN UND KOMMERZIELLEN EIGENHEIMEN MIETWOHNUNGEN 5 4 Bundesregierung Steuerbegünsti- Steuerbegünsti- gung gung 1 2 1 1 2 Förderungen mit Förderungen mit Förderungen mit Förderungen mit Förderungen mit Landesregierung hoher Anreizwir- hoher Anreizwir- hoher Anreizwir- hoher Anreizwir- hoher Anreizwir- kung kung kung kung kung 1 2 3 Eigentümer hat letztes Wort 2 2 3 1 Starke Position Starke Position Initiative oft Gebäudeverwal- Profesionelles Woh- der Bauvereini- der Bauvereini- durch Gebäude- tung als Binde- nungsunternehmen gung gung verwaltung glied zu Eigen- tümern 3 3 3 3 Einsatz von Bedeutung der Einsatz von Einsatz von Finanzinstitut, Bank Wohnbaubanken- Hausbanken und Wohnbauban- Wohnbauban- und Bauspar- Bausparkassen ken- und Bau- ken- und Bau- geldern spargeldern spargeldern Architekt 4 3 4 4 4 Bauunternehmen 4 4 4 4 4 Bauträger 1 Berater, Beratungs- 3 4 3 4 agenturen Energieberatung Energieberatung Quelle: IIBW für: Itard, L., Meijer, F, Vrins, E. (2007): Building Renovation and Modernisation in Europe: State of the art review. Commisioned by Erabuild (TU Delft, The Netherlands, OTB). 24
Tabelle 16: Gründe für Wohnhaussanierungen in der Vergangenheit und heute Mit Prioritätenreihung (1 = sehr wichtig, 5 = minder wichtig) SPEZIFIKA VON SPEZIFIKA VON SPEZIFIKA VON MEHRGESCHOSS- EINFAMILIEN- EIGENTUMSWOH- PRIVATEN UND SOZIALEN MIET- WOHNUNGEN HÄUSERN NUNGEN UND KOMMERZIELLEN WOHNBAUTEN EIGENHEIMEN MIETWOHNUNGEN 1 1 Viele "Vorreiter", Der soziale (ge- Trend Passiv- meinnützige) Energieeinsparung haus Bestand stark durch politische Zielsetzungen bestimmt 1 1 1 Hebung des Steigende Be- Substanzwerts deutung der Ge- bäudebewertung Hebung der sozialen 1 2 Qualität der Wohn- Gebäude-, Anreize durch umgebung Blocksanierung Förderungen Energie-Contracting 1 1 Geänderte An- Geänderte An- Veränderte Markt- forderungen an forderungen an nachfrage Ausstattungs- Ausstattungs- standard standard 2 2 Niedriger Wohn- Als Anreiz für komfort bewohnerseitige Renovierung Veränderung in Fami- 1 lienzusammensetzung Zunehmende Nach- 1 2 1 frage nach Komfort/ Luxus 1 1 1 1 1 Überschreitung der Hauptgrund Hauptgrund, oft Hauptgrund Hauptgrund, oft Hauptgrund, oft Lebensdauer von nur Teilrenovie- nur Teilrenovie- nur Teilrenovie- Gebäudeteilen rungen rungen rungen Überschreitung der 3 technischen Lebens- Selten Anlass für dauer der Haus- umfassende technik Sanierungen Verbesserung der 1 Außenwirkung von Gebäuden 1 1 1 1 Auszug, neue Mieter Innenrenovierung Erbfall Innenrenovierung Innenrenovierung oder Eigentümer oft nur in diesen oft nur in diesen oft nur in diesen Fällen möglich Fällen möglich Fällen möglich Quelle: IIBW für: Itard, L., Meijer, F, Vrins, E. (2007): Building Renovation and Modernisation in Europe: State of the art review. Commisioned by Erabuild (TU Delft, The Netherlands, OTB). 25
Tabelle 17: Chancen für nachhaltige Wohnhaussanierungen Mit Prioritätenreihung (1 = sehr wichtig, 5 = minder wichtig) SPEZIFIKA VON SPEZIFIKA VON SPEZIFIKA VON MEHRGESCHOSS- EINFAMILIEN- EIGENTUMSWOH- PRIVATEN UND SOZIALEN MIET- WOHNUNGEN HÄUSERN NUNGEN UND KOMMERZIELLEN WOHNBAUTEN EIGENHEIMEN MIETWOHNUNGEN 1 1 Umfassende Umfassende thermische Sanie- thermische Sanie- Energieeinsparung rungen neben fi- rungen neben fi- nanziellen Anrei- nanziellen Anrei- zen v.a. Kommu- zen v.a. Kommu- nikationserfordernisnikationserfordernis 1 1 1 3 3 Zusammenarbeit Über Wohnbau- Über Wohnbau- Über Wohnbau- öffentlich-privat förderung förderung förderung 1 1 Mittlerweile zahl- Mittlerweile zahl- Vorzeigeprojekte reiche Projekte reiche Projekte durchgeführt und durchgeführt und dokumentiert dokumentiert 1 1 1 Energieausweis Energieausweis Hebung des wird voraussicht- wird voraussicht- Substanzwerts lich großen Ein- lich großen Ein- fluss auf Sub- fluss auf Sub- stanzwert haben stanzwert haben 2 Angesichts hoher Hebung der sozia- Standards haben len Qualität der Sozialpolitische Wohnumgebung Ziele an Rele- vanz verloren 3 3 4 4 Anwendbare Anwendbare Energie-Contracting Rechtsnormen Rechtsnormen in verfügbar, aber Diskussion wenig angewandt 1 1 Starke Wirkung Starke Wirkung Energie Labelling, von Gebäude- von Gebäude- Energieausweis ausweisen wird ausweisen wird angenommen angenommen 2 2 1 Energieausweis Energieausweis Energieausweis Veränderung der besonders be- Marktnachfrage deutend wegen schlechter ther- mischer Qualität Zunehmende Lu- xusnachfrage Quelle: IIBW für: Itard, L., Meijer, F, Vrins, E. (2007): Building Renovation and Modernisation in Europe: State of the art review. Commisioned by Erabuild (TU Delft, The Netherlands, OTB). 26
Tabelle 18: Anreize und Förderungen für nachhaltige Wohnhaussanierungen MEHRGESCHOSSWOHNUNGEN EINFAMILIENHÄUSERN Technologische Neuerungen ja ja Verbesserungen v.a. bei Bauprodukten, weniger bei Bauverfahren. Neuerungen Bautechnologie Doch wurde ein branchenspezifische Forschungsprogramm begonnen. Weiterentwicklung der Planungs- gut vorhanden gut vorhanden werkzeuge Spezifische Weiterbildungspro- Schwierig, die Zielgruppe (Fachar- Schwierig, die Zielgruppe (Fachar- gramme beiter) zu erreichen beiter) zu erreichen Werbe- und Informationskampag- Bedeutung wird anerkannt, z.B. Bedeutung wird anerkannt, z.B. nen “klima:aktiv” “klima:aktiv” Neue Bauvorschriften Qualitätsbewertung Umsetzung gem. Umsetzung gem. Energieausweis Gebäuderichtlinie Gebäuderichtlinie Qualitätsstandards und -prüfungen Qualitätsstandards und -prüfungen Nachhaltigkeits-Labeling eingerichtet und anerkannt eingerichtet und anerkannt Über Förderungen und die Zusammenarbeit öffentlich-privat Über Förderungen “klima:aktiv”-Kampagne Sind Hauptanreize, gut imple- Sind Hauptanreize, gut imple- Förderungen mentiert, ermöglichen diverse mentiert, ermöglichen diverse Lenkungseffekte Lenkungseffekte Steuererleichterungen, Darlehen Geringe Bedeutung, doch Erweite- für Nachhaltigkeits-Maßnahmen Geringe Bedeutung rung in Diskussion ("green loans") Lokale politische Unterstützung Stark vorhanden Stark vorhanden Mindestqualitätsvorgaben Baurecht Baurecht Gesundheitspolitische Maßnahmen Prüfung Heizungsanlagen Prüfung Heizungsanlagen Einkommensgrenzen für Förderun- Sozialpolitische Maßnahmen Umfangreich gen Ja, u.a. quantitativ hinsichtlich Steigende Qualitätsanforderungen Ja, Verbreitung des Passivhauses Wohnfläche "Image" Öffentliche Kampagnen Öffentliche Kampagnen Quelle: IIBW für: Itard, L., Meijer, F, Vrins, E. (2007): Building Renovation and Modernisation in Europe: State of the art review. Commisioned by Erabuild (TU Delft, The Netherlands, OTB). 27
Tabelle 19: Anreize für qualitativ besonders hochwertige Sanierungsprojekte MÖGLICHKEITEN, DEN BEITRAG MÖGLICHKEITEN FÜR WELCHEN ANREIZ BEITRAG ZU ERHÖHEN? AKTEUR? Vereinfachung komplizierter Anwendung durch "Best- Technologische lokale Akteure, Forschungs- hochwertiger Sanierungs- Practice" und öffentliche Neuerung förderung prozesse Kampagnen fördern (Weiter-) Bildungsmaß- Lobbies, Weiterbildungs- Neue Bauverfahren Anwendung nahmen für Fachkräfte institutionen Thermische Renovierungen Weiterentwicklung greifen umfassend in den Die Erstausbildung von Universitäten, Fachhoch- der Planungswerk- Gebäudebestand ein. Hohe Architekten muss grundle- schulen zeuge Design-Qualität durch Ar- gend angepasst werden chitekten erforderlich Weiterbildungserfordernis Bildungsstandards hinsicht- Universitäten, Fachhoch- Fachspezifische bei Architekten und für die lich umfassender thermi- schulen, Bildungs- Bildungsprogramme Umsetzung neuer Techno- scher Gebäudesanierung institutionen, Lobbies logien auf der Baustelle muss angehoben werden Kommunikation wird als zweitwichtigstes Werkzeug Eine Änderung der Einstel- Öffentliche zur Förderung von nachhal- Regierung (Bund, Länder), lung muss jeder Maßnahme Kampagnen tigen Renovierungen an- Lobbies, Medien vorangehen gesehen, nach wirtschaft- lichen Anreizen. Mindestqualitätserforder- Hebung der Mindest- Neue Bauvorschriften Regierung nisse festlegen standards Kontrolle der Einhaltung Kontrollkriterien genauer Qualitätsprüfung von ambitionierten Vor- Normungsinstitut, Lobbies. festlegen gaben Sollte zu einem Hauptkrite- Regierungen, Lobbies, Energieausweis Konsumenteninformation rium für den Immobilienkauf Immobilienbewerter, werden Eigentümer Aufgrund der höheren Komplexität gegenüber Labeling nachhaltiger Regierung, Bauträger, Konsumenteninformation Energieausweisen sollte er Qualität Bauherren Bauträger ansprechen, weniger Konsumenten. Vor allem in finanziellen Zusammenarbeit Die Stärken beider Seiten Bundes- und Landesregie- Bereichen und Organisa- öffentlich-privat werden gebündelt rungen, Finanzinstitute tionsstrukturen Optimale Förderungsaus- richtung, um bestmögliche Regierung, Bauträger, Förderungen Hauptanreizkriterium Lenkungs- und Hebelwir- Eigentümer, Mieter kungen zu erzielen Steuererleichterungen, Großes Potential, Eigentü- Darlehen für Nachhal- mer von Eigenheimen für Regierung, v.a. Finanzmini- Anreizkriterium tigkeits-Maßnahmen die nachhaltige Renovie- sterium, Steuerbehörden ("green loans") rung zu gewinnen Zuständig für Wohnungsbe- Regionale/Lokale lange, Wohnbauförderun- Weiterentwicklung der mo- politische Unterstüt- gen, Auszahlung der Landesregierungen mentanen Funktionen zung Förderungen, Einrichtung von Qualitätsstandards Quelle: IIBW für: Itard, L., Meijer, F, Vrins, E. (2007): Building Renovation and Modernisation in Europe: State of the art review. Commisioned by Erabuild (TU Delft, The Netherlands, OTB). 28
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