SPECTRUM nachrichten. hintergründe. impulse - VRR
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01 | 2016 SPECTRUM nachrichten. hintergründe. impulse. Qualität im VRR: Jahresberichte dokumentieren Status quo der Nahverkehrsleistungen // VRR bringt neue Ausschreibungen auf den Weg // VRR fördert Vorhaben zur Verbesserung der Infrastruktur im Nahverkehr // SozialTicket-Angebot im VRR auch künf- tig gesichert // VRR stellt Weichen für die zukünftige Gestaltung des Tarifs und bringt neue VRR-App auf den Weg // Leistungsstarke neue S-Bahnen für die Rhein-Ruhr-Region // VRR, NVR und NWL bündeln Aktivitäten rund um den RRX in gemeinsamer Projekt- arbeitsgruppe // Vergabeverfahren zum SPNV-Vertrieb ab 2019 gestartet // Fernverkehrskonzept der Deutschen Bahn gefährdet SPNV // muTiger-Stiftung weitet Kooperationen mit Bildungsträgern und Unternehmen aus
Liebe Leserinnen, liebe Leser, Inhalt die Qualität von Nahverkehrsleistungen ist wichtig, damit Fahrgäste zufrieden Titelthema sind und die Menschen in der Region den ÖPNV als attraktive Mobilitätsalter- Qualität im VRR: Jahresberichte native wahrnehmen. Mit verschiedenen, jährlich erscheinenden Berichten doku- dokumentieren Status quo der mentiert der VRR deshalb den Zustand wichtiger Bestandteile des Öffentlichen Nahverkehrsleistungen . . . . . . . . . . . . Seite 3 Personennahverkehrs, zeigt positive Entwicklungen auf und informiert, an wel- chen Stellen noch Handlungsbedarf besteht. In unserer Titelgeschichte stellen Im Verbund wir Ihnen vier Berichte vor, die sich mit dem Kundendialog, den digitalen Aus- VRR bringt neue Ausschreibungen kunftssystemen, dem Schienenpersonennahverkehr sowie den Bahnhöfen und auf den Weg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 7 Haltepunkten im VRR beschäftigen. VRR fördert Vorhaben zur Verbesserung Mit zwei Vergaben hat der VRR wichtige Voraussetzungen für einen qualitativ der Infrastruktur im Nahverkehr . . . . . Seite 8 hochwertigen und bedarfsgerechten S-Bahn-Verkehr ab 2019 geschaffen. In unserer Rubrik „Im Verbund“ lesen Sie, welcher Fahrzeughersteller die neuen SozialTicket-Angebot im VRR auch S-Bahn-Züge konstruieren, produzieren und instand halten wird und welche künftig gesichert . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 9 Gebrauchtfahrzeuge auf den Linien S 1 und S 4 zum Einsatz kommen sollen. VRR stellt Weichen für die zukünftige Auf den Seiten 17 bis 20 stellen wir Ihnen das Fernverkehrskonzept der Deut- Gestaltung des Tarifs und bringt neue schen Bahn vor und erläutern, welche Risiken und rechtlichen Unsicherheiten VRR-App auf den Weg . . . . . . . . . . . . . Seite 10 es für einen auch zukünftig wirtschaftlichen und leistungsstarken SPNV birgt. Lesen Sie hierzu auch den Gastkommentar von Stefan Krenz, dem Präsidenten Leistungsstarke neue S-Bahnen für des Bündnisses für fairen Wettbewerb im Schienenpersonenverkehr Mofair e. V. die Rhein-Ruhr-Region . . . . . . . . . . . . Seite 12 Eine informative Lektüre wünscht VRR, NVR und NWL bündeln Aktivitäten rund um den RRX in gemeinsamer Ihr Projektarbeitsgruppe . . . . . . . . . . . . . Seite 14 Vergabeverfahren zum SPNV-Vertrieb ab 2019 gestartet . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 16 Hans Wilhelm Reiners Verbandsvorsteher Im Forum Fernverkehrskonzept der Deutschen Bahn gefährdet SPNV . . . . . . . . . . . . . Seite 17 Im Fokus muTiger-Stiftung weitet Kooperationen mit Bildungsträgern und Unternehmen aus . . . . . . . . . . . Seite 21 VRR-Ticker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 23 Impressum Herausgeber: Verantwortlich für den Inhalt: Fotos/Bildnachweis: Verkehrsverbund Rhein-Ruhr AöR Sabine Tkatzik – Leiterin PR, VRR AöR, Abellio, Deutsche Bahn AG, Augustastraße 1 • 45879 Gelsenkirchen Pressesprecherin VRR Siemens AG, contrastwerkstatt - Fotolia, Telefon: 0209/1584-0 Redaktion: Wibke Hinz, elypse - Fotolia, guteksk7 - Fotolia E-Mail: presse@vrr.de Marlene Lepper, Sonja Pierdzioch www.vrr.de Gestaltung: Sven Scholz
Qualität im VRR: Jahresberichte dokumen- tieren Status quo der Nahverkehrsleistungen Der VRR als Mobilitätsdienstleister für die Region sorgt für einen integrierten ÖPNV im Verbundraum und plant, organisiert und finanziert sämtliche Aktivitäten rund um die schienengebundenen Regionalverkehre in der Region. Die Qualität der Leistungen ist dabei eine wichtige Voraussetzung für zufriedene Kunden und die dauerhafte Akzeptanz des Nahverkehrsangebotes in der Bevölkerung. Mit unterschiedlichen, jährlich erscheinenden Berich- ten dokumentiert der VRR deshalb regelmäßig den Status quo der Nahverkehrsleistungen, zeigt auf, was sich positiv entwickelt und wo Handlungsbedarf besteht. Im Jahr 2015 beleuchtete der VRR in der „Jahresübersicht der Kundenkontakte im VRR“ erstmals den Kundendialog im Verbundraum und informierte in seinem „Jahres- bericht Auskunftssysteme“ umfassend über den gegenwärtigen Stand der VRR-Auskunftssysteme, geplante Maßnahmen zur weiteren Verbesserung der Datenqualität sowie zur notwendigen Information im Störungsfall. Der „Qualitätsbericht SPNV 2015“ und der „Stationsbericht 2015“ geben bereits seit mehreren Jahren einen Überblick über den Zustand und die Leistungsfähigkeit des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) in der Region. J ahresübersicht der Kunden- kontakte im VRR den Öffentlichen Personennahverkehr wachsen auch die Ansprüche der Fahrgäste an den Kundenservice. „Mit Der erste Teil des Berichtes informiert über die Entwicklung und Qualitätskri- terien des telefonischen Kundendialogs Egal ob es sich um eine Frage zu Fahrt- der Jahresübersicht stellen wir erstmals unter der „Schlauen Nummer für Bus verbindungen, Tickets und Tarifen oder die Vielfältigkeit des Kundendialogs im und Bahn“, der VRR-weit einheitlichen Lob und Kritik zu den Leistungen des VRR umfassend dar“, erklärt José Luis Callcenter-Hotline für Fahrplan- und VRR bzw. der Verkehrsunternehmen Castrillo, Vorstand des VRR, „getreu Tarifauskünfte. „Um unseren Fahr- handelt: Fahrgäste wünschen sich dem Motto ‚Service ist das neue gästen einen bestmöglichen Service kompetente Ansprechpartner, die Marketing‘. Wir geben einen Überblick bieten zu können, haben wir einen sehr ihnen bei ihren Anliegen weiterhelfen. über unsere bestehenden Kommu- hohen Anspruch an die Qualität der Bedingt durch die zunehmende Digi- nikationskanäle und -systeme und Callcenter-Dienstleistungen“, betont talisierung zahlreicher Lebensbereiche zeigen Möglichkeiten auf, wie diese Castrillo. „So müssen mindestens 92 und die vielfältigen Angebote rund um weiterentwickelt werden können.“ Prozent aller Anrufe grundsätzlich SPECTRUM 1 | 2016 TITELTHEMA |3|
angenommen werden, mindesten 80 Sie möchten schnell und einfach mit Besonders wichtig ist eine verlässliche Prozent aller Anrufe innerhalb von 20 uns in Kontakt treten“, so Castrillo. Fahrgastinformation, wenn der rei- Sekunden. Auch Gesprächsführung „Bei all unseren Aktivitäten behalten bungslose Betriebsablauf räumlich und und -verhalten sind wichtig. Vor allem wir diese Maßgabe stets im Auge. So zeitlich umfassend gestört ist oder ein jedoch müssen die weitergegebenen entwickeln wir derzeit beispielsweise Krisenfall eintritt. Ein Team der DB- Informationen korrekt sein.“ eine neue intelligente FAQ-Datenbank. Transportleitung in Duisburg sammelt Und auch weitere Kanäle wie Chat oder seit Mitte 2015 Informationen zu Stö- App-Messaging sind denkbar, über die rungen und Vorfällen aus dem gesam- sich Fahrgäste mit ihren Fragen rund ten Betriebsbereich der DB Regio AG, um den ÖPNV an uns wenden können.“ Region NRW, und stellt diese Fahrgäs- ten über Apps und das Internet zur Ver- J ahresbericht Auskunftssysteme fügung. Auf Basis vertraglicher Regelungen hat auch der VRR Zugriff auf diese Daten. Zurzeit wird daran ge- Digitale Systeme spielen nicht nur im arbeitet, sie den Nahverkehrskunden in Kundendialog eine entscheidende der Region über die Elektronische Fahr- Rolle, sondern auch im Hinblick auf planauskunft zur Verfügung zu stellen. umfassende, aktuelle und verlässliche Fahrplanauskünfte. Inzwischen ist es Ergänzend zu den Echtzeitinformatio- für ÖPNV-Nutzer eine absolute Selbst- nen im Regel- und Störungsfall stellt verständlichkeit, sich mit Smartphone der „Jahresbericht Auskunftssysteme“ oder Tablet über Bus- und Bahnverbin- auch die Bedeutung von qualitativ dungen sowie eventuelle Abweichun- hochwertigen Stamm- und Solldaten Der VRR stellt einen hohen Anspruch an die Qualität gen im Betriebsablauf zu informieren. für eine verlässliche Fahrgastinformati- der Callcenter-Dienstleistungen. Aus diesem Grund dokumentiert der on heraus. Stammdaten sind grundle- Im zweiten Abschnitt des Berichtes VRR für das Jahr 2015 erstmals gebün- gende Informationen zur Infrastruktur stellt der VRR die vorhandenen webba- delt in einem Bericht den Status quo sowie zur Organisation und Struktur im sierten Angebote vor, so beispielswei- seiner Auskunftssysteme sowie sämtli- VRR. Unter Solldaten versteht man In- se die Elektronische Fahrplanauskunft che Maßnahmen, mit denen die Daten- formationen zu Fahrplänen und Linien, (EFA), den VRR-TicketShop, den qualität verbessert und im Störungsfall auf deren Basis Fahrplanauskünfte be- Ticketberater, den Abfahrtsmonitor, die umfassende Information der Fahr- rechnet werden. VRR und Verkehrsun- den Event-Fahrtenplaner und den gäste gesichert werden soll. ternehmen sind seit Juni 2015 dabei, FAQ-Bereich auf der VRR-Website mit eine gemeinsame Richtlinie zu erarbei- Fragen und Antworten rund um den Wichtig für reibungslos funktionie- ten, wie die gemeinsame Erfassung und Öffentlichen Personennahverkehr. Um rende Auskunftssysteme sind qualita- Verarbeitung der Daten noch besser ge- die Beteiligungsplattform „Einsteigen tiv hochwertige Echtzeitinformationen. lingen kann. & Mitreden“ des VRR geht es im Dementsprechend widmet sich ein Teil dritten Teil des Berichtes. Im Rahmen von inzwischen drei Online-Dialog- Projekten beteiligte der VRR seine des Jahresberichtes der Anbindung aller Verkehrsunternehmen mit ihren Echtzeitdaten an den sogenannten Ist- S PNV-Qualitätsbericht 2015 Kunden an der Weiterentwicklung von datenserver (IDS) des VRR. Inzwischen Mit dem SPNV-Qualitätsbericht 2015 Prozessen und Produkten rund um den können sich Fahrgäste über die aktu- dokumentiert der VRR bereits zum Öffentlichen Personennahverkehr und elle Verkehrssituation auf 70 Prozent zehnten Mal den Status quo im Schie- nutzt die Hinweise der Nutzerinnen aller Bus- und Bahnlinien live informie- nenpersonennahverkehr in der Region und Nutzer, um die ÖPNV-Leistungen ren. „Wir arbeiten mit Hochdruck und gibt einen Überblick über die Qua- bedarfsgerecht weiterzuentwickeln. daran, Echtzeitdaten flächendeckend lität der angebotenen Leistungen. So bieten zu können“, erklärt Castrillo. informiert der Bericht beispielsweise Vor dem Hintergrund der Digitali- Damit dies gelingt, sollen die verblei- über die Pünktlichkeit und den Zustand sierungsstrategie des VRR wagt der benden Verkehrsunternehmen nach der Fahrzeuge, zeigt auf, wie Fahrgäste Jahresbericht abschließend einen und nach in das System eingebunden den SPNV einschätzen, und beleuchtet Blick in die Zukunft und prognostiziert werden – sofern vor Ort die techni- die Qualität der Vertriebsstellen. das Kommunikationsverhalten im schen und infrastrukturellen Gegeben- Jahr 2020. „Der Anspruch unserer heiten erfüllt sind, um die Istdaten zu Die Pünktlichkeit der VRR-Linien variiert Fahrgäste wird durch die voranschrei- erfassen. je nach SPNV-Produktgruppe: Die tende Digitalisierung weiter steigen. S-Bahnen fuhren generell pünktlicher |4| SPECTRUM 1 | 2016 TITELTHEMA
Kundenzufriedenheit im Jahresmittel [Schulnoten] Gesamtzufriedenheit Fahrgastinformation Fahrgastinformation Sauberkeit der Züge Eisenbahnverkehrs- Zugbegleitpersonal den abends/nachts Sicherheitsempfin- Sicherheitsempfin- Sitzplatzangebot techn. Fahrzeug- einrichtungen unternehmen den tagsüber Pünktlichkeit Regelbetrieb Störungsfall im Fahrzeug im Fahrzeug Zustand der Qualität Regiobahn 1,99 1,85 1,82 1,83 1,86 1,68 1,47 1,95 2,17 1,67 Abellio 1,99 1,90 1,71 2,05 2,08 1,69 1,59 2,27 2,19 1,83 Eurobahn 2,09 2,24 1,81 2,44 2,52 1,77 1,64 2,40 2,40 2,06 Nordwestbahn 1,97 2,31 1,88 2,26 2,51 1,71 1,64 2,29 2,38 2,09 DB Regio - Wettbewerb 2,06 2,17 1,87 2,57 2,22 2,00 1,66 2,49 2,39 2,08 DB Regio 2,10 2,62 2,07 2,63 2,40 2,04 1,73 2,57 2,63 2,27 Mittelwert (alle Linien) 2,06 2,39 1,96 2,49 2,35 1,94 1,69 2,45 2,49 2,14 Für jeden Qualitätsstandard wurde der schlechteste Wert in Rot, der beste in Grün markiert. als die Regionalexpresse und Regional- der DB-Konzern seine Anlagen nicht Insgesamt sind die Fahrgäste 2015 zu- bahnen. Im Vergleich zum Vorjahr blieb ausreichend gewartet und kaum in friedener mit dem SPNV-Angebot als die durchschnittliche Verspätung hier technische Neuerungen investiert. Das 2014. Sie vergeben über alle Linien die nahezu konstant. Mit einer durch- führt dazu, dass Fahrgäste durch die Durchschnittsnote 2,14 (nach Schulno- schnittlichen Pünktlichkeitsquote von vielen Baustellen heute überproportio- tenskala), was einer Verbesserung um 84,0 Prozent bilden die RE nach wie vor nal belastet sind: Sie müssen zahlrei- 0,11 Notenpunkte entspricht. In der das Schlusslicht. Obwohl die Züge et- che Verspätungen und Ausfälle in Kauf Gunst der Fahrgäste liegt insbesondere was pünktlicher unterwegs waren, sind nehmen.“ Die schwerwiegendsten Pro- die Regiobahn Fahrbetriebsgesellschaft sie – wie auch in den Vorjahren – ins- bleme brachte ab Oktober 2015 der mbH vorne, die mit ihrer einzelnen Linie besondere auf langlaufenden Linien Brand des Stellwerks in Mülheim an S 28 eine Spitzennote von 1,67 erhielt. verspätungsanfällig. der Ruhr mit sich: Der Regionalverkehr Knapp dahinter mit einer Gesamtnote war über Monate hinweg massiv beein- von 1,83 liegt die Abellio Rail NRW Die Quote der unvorhersehbaren trächtigt. „Hier zeigt sich einmal mehr, GmbH. Im Mittelfeld liegen die euro- Zugausfälle war Anfang des Jahres wie wichtig es ist, frühzeitig in die bahn / KEOLIS Deutschland GmbH & 2015 mit unter einem Prozent erfreulich Wartung, den Erhalt und den Ausbau Co. KG, die DB Regio AG, Region NRW, niedrig. Erst ab März stieg dieser Wert der Anlagen zu investieren, damit die mit den Wettbewerbslinien und die an und gipfelte im Mai aufgrund von Eisenbahnverkehrsunternehmen ihre NordWestBahn GmbH. Recht deutlich Streiks der Gewerkschaft GDL: Linien reibungslos betreiben können abgeschlagen liegt DB Regio mit ihren Fast jeder achte Zug fiel aus. und die Auswirkungen solch tragischer Linien im Großvertrag. „Dies zeigt deut- Wie auch in den Vorjahren sorgten Ereignisse einigermaßen überschaubar lich, dass die Vergabe von Linien bzw. Baumaßnahmen an der Nahverkehrs- bleiben.“ Netzen im Wettbewerb nachhaltige Ver- infrastruktur für Störungen im besserungen der Qualität mit sich Betriebsablauf. Insbesondere durch Ebenfalls kritisch sieht der VRR die Ent- bringt und Fahrgäste hier in der Regel Baustellen in Krefeld, Duisburg und wicklung der Sitzplatzkapazitäten im zufriedener sind“, stellt Vorstand Hus- Recklinghausen sowie Arbeiten am Jahr 2015. Die Anzahl an Zügen, die mit mann fest. Elektronischen Stellwerk in Wuppertal weniger Sitzplätzen unterwegs waren fielen zahlreiche Verbindungen aus: Die Quote an baustellenbedingten Zugausfällen stieg von 1,49 Prozent als eigentlich vom VRR bestellt, ist ge- stiegen. Besonders negativ fallen hier die Linien RE 2, RE 11, RB 27, RB 42 und S tationsbericht 2015 im Jahr 2014 auf 1,86 Prozent im Jahr RB 48 von DB Regio sowie die Linie Der Stationsbericht 2015 gibt einen 2015. Vorstand Martin Husmann be- RE 3 der Eurobahn auf. Fahrgäste be- Überblick über den Zustand der Bahn- grüßt zwar prinzipiell die Investitionen stätigten dies 2015 in den Kundenzu- höfe und Haltepunkte im Verkehrsver- in die Nahverkehrsinfrastruktur, weist friedenheitsmessungen. Sie bewerteten bund Rhein-Ruhr. Er basiert auf den jedoch auch auf die Versäumnisse in das Sitzplatzangebot bei diesen EVU viermal jährlich stattfindenden Bewer- der Vergangenheit hin: „Jahrelang hat am schlechtesten. tungen durch die VRR-Profitester sowie SPECTRUM 1 | 2016 TITELTHEMA |5|
Mit dem jährlichen Stationsbericht informiert der VRR über den Zustand von Bahnhöfen und Haltepunkten im Verbundraum. auf Fahrgastbefragungen. Das Erschei- Im Hinblick auf das Erscheinungsbild onsbezogenen Kriterien zwar zufriede- nungsbild der Stationen hat sich im stuften die VRR-Profitester 133 Statio- ner als im Vorjahr, allerdings bewegen Vergleich zum Vorjahr leicht verbes- nen als „akzeptabel“ ein, 110 Stationen sich die Ergebnisse weiterhin auf einem sert. „Die positive Tendenz bei einigen bewerteten sie als „noch akzeptabel“. niedrigen Niveau“, stellt Vorstand Hus- Bahnhöfen und Haltepunkten und die In 53 Fällen vergaben die Tester das Ur- mann fest. Die „Fahrgastinformation guten Bewertungen sind eine erfreuli- teil „nicht akzeptabel“, wobei es im Jahr im Störungsfall“ wird mit einer durch- che Entwicklung“, erklärt Martin Hus- 2014 noch zehn Stationen mehr waren. schnittlichen Note von 3,1 leicht besser mann, „jedoch ist es aus unserer Sicht Zu den nicht akzeptablen Stationen bewertet als im Jahr 2014 (Note 3,2). nötig, Funktion und Erscheinungsbild zählen insbesondere Bahnhöfe und Und auch der Zustand der Stationen weiter zu verbessern – und zwar insbe- Haltepunkte der Bahnhofskategorien hat sich nach Ansicht der Fahrgäste sondere an den S-Bahn-Stationen.“ Um 4, 5 und 6. Betroffen sind allein 42 der leicht positiv entwickelt: Nach einer hierzu einen aktiven Beitrag zu leis- insgesamt 142 Stationen, an denen 2,9 im Jahr 2014 vergeben sie 2015 ten, steht der VRR im ständigen Aus- ausschließlich S-Bahnen halten. Der die Durchschnittsnote 2,7. tausch mit der DB Station&Service Stationsbericht 2015 thematisiert zum AG (DB Station&Service), in deren Ei- ersten Mal auch die Beleuchtung von gentum sich 288 der 296 Stationen ausgewählten 123 Stationen im VRR im Verbundraum befinden. Da es kei- und stellt dar, wie diese durch die VRR- ne direkten vertraglichen Beziehun- Profitester bewertet wurden. gen zwischen dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr und dem Infrastruktur- Wie zufrieden Nahverkehrskunden mit betreiber gibt, kann der VRR nur einer Station sind, stufen sie anhand sehr beschränkt Einfluss darauf neh- unterschiedlicher Leistungsmerkmale men, wie sich die Qualität der Stati- auf Basis der gängigen Schulnotenska- onen entwickelt. Die regelmäßigen la von 1 (sehr zufrieden) bis 6 (sehr un- Bewertungen der Stationen durch die zufrieden) ein. Bestandteil der VRR-Profitester, die Fahrgäste und Fahrgastbefragungen sind u. a. die die alljährliche Veröffentlichung der Qualitätsstandards „Fahrgastinformati- Untersuchungsergebnisse im Stati- on an den Stationen im Störungsfall“ onsbericht leisten einen wichtigen Bei- und „Zustand der Stationen“. „Unsere trag, um diese „Lücke“ zu schließen. Kunden sind mit diesen beiden stati- |6| SPECTRUM 1 | 2016 TITELTHEMA
VRR bringt neue Ausschreibungen auf den Weg Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr verfolgt auch 2016 eine konsequente Wettbewerbsstrategie. So werden in diesem Jahr wieder Netze in europaweiten Verfahren ausgeschrieben und neu vergeben. integriert. Da diese Strecke bereits sind. Die Beschaffung, Instandhaltung elektrifiziert ist, sollen dort anstelle und Wartung der Fahrzeuge soll der heute verkehrenden Dieselzüge analog zum NRW-RRX-Modell getrennt Elektrotriebfahrzeuge eingesetzt wer- von den Betriebsleistungen vergeben den. Der RE 16 und die RB 91 bleiben werden. Während die entsprechende unverändert Bestandteil des zukünftig Ausschreibung der Brennstoffzellen- ca. 3,4 Millionen Zugkilometer um- züge bereits im März gestartet wurde, fassenden Netzes. In dem Verfahren, werden die Betriebsleistungen für das voraussichtlich im Herbst 2016 den Zeitraum ab 2020 im Laufe des abgeschlossen wird, sind Gebraucht- nächsten Jahres ausgeschrieben. fahrzeuge zugelassen, sofern sie mindestens der heutigen Qualität im Ruhr-Sieg-Netz entsprechen. Ausschreibung Emscher-Münster- land-Netz / Brennstoffzellenzüge voraussichtlich ab 2020 Der VRR startete zusammen mit dem NWL außerdem die Ausschreibung des Emscher-Münsterland-Netzes. Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2018 sollen die Linien RE 14 zwischen Essen und Borken Linienverläufe im Ruhr-Sieg-Netz und RB 45 zwischen Dorsten und Coesfeld im Rahmen eines neuen Ausschreibung Ruhr-Sieg-Netz mit Verkehrsvertrages bis voraussichtlich neuem Zuschnitt Dezember 2020 betrieben werden. An diesem Wettbewerbsverfahren Der benachbarte SPNV-Aufgaben- können sich Bieter mit Gebrauchtfahr- träger Nahverkehr Westfalen-Lippe zeugen beteiligen, die im Hinblick auf (NWL) veröffentlichte als Federführer die Fahrzeugausstattung mindestens gemeinsam mit dem VRR das Aus- dem Status quo entsprechen. Das schreibungsverfahren zum Ruhr-Sieg- Netz wird lediglich für wenige Jahre Netz. Der bestehende Verkehrsvertrag ausgeschrieben, da geplant ist, auf mit der Abellio Rail NRW GmbH endet den Linien RE 14 und RB 45 künftig Linienverläufe im Emscher-Münsterland-Netz im Dezember 2019. Im Zuge dieses Züge mit Brennstoffzellenantrieb Verfahrens wird auch der sogenannte einzusetzen. Diese neuartigen Netzzuschnitt verändert. Während die Fahrzeuge verfügen gegenüber Betriebsleistungen auf der Strecke der konventionellen Dieseltriebzügen RB 40 zwischen Essen und Hagen im über eine höhere Energieeffizienz, Rahmen der S-Bahn-Ausschreibung sind umweltschonender und leiser. neu vergeben werden, wird die Der Einsatz bietet sich im Emscher- Regionalbahn 46 von Bochum nach Münsterland-Netz an, da über 70 Gelsenkirchen in das Ruhr-Sieg-Netz Prozent des Netzes nicht elektrifiziert SPECTRUM 1 | 2016 IM VERBUND |7|
VRR fördert Vorhaben zur Verbesserung der Infrastruktur im Nahverkehr Um die Nahverkehrsinfrastruktur im Verbundraum zu verbessern, unterstützt der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) zahlreiche Infrastrukturmaßnahmen von Kreisen, Städten, Gemeinden, öffentlichen und privaten Verkehrsunterneh- men sowie bundeseigenen und nicht bundeseigenen Eisenbahnverkehrsunternehmen. Seit der Novellierung des Gesetzes über den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Nordrhein-Westfalen im Januar 2008 wurden bis März 2016 für insgesamt 977 Maßnahmen nach § 12 und § 13 ÖPNVG NRW Mittel in Höhe von über einer Milliarde Euro ausgezahlt. weiteren Förderbescheid in Höhe von 428.300 Euro unterstützt der VRR überdies die Erweiterung der P+R-Anlage am S-Bahnhof Lan- genfeld um 98 neue Stellplätze. Im Dezember vergangenen Jahres unterzeichnete VRR-Vorstandsspre- cher Martin Husmann zudem einen weiteren Zuwendungsbescheid für den Bahnhof Rommerskirchen über 650.300 Euro. Bis Ende 2016 soll mobilitätseingeschränkten Menschen dort durch die Schaffung einer Auf- zugsanlage und Anpassungen am Der VRR investiert in den barrierefreien Ausbau von Haltestellen. Bahnsteig und der Personenunter- führung der barrierefreie Zugang zum In den letzten vier Monaten konnte der ist der Bau von fünf neuen Weichen Mittelbahnsteig ermöglicht werden. VRR sieben Vorhaben neu bewilligen. und zwei neuen Gleiskreuzungen, Die Gemeinde Rommerskirchen hatte Die Zuwendungen beliefen sich hier wodurch eine Überholmöglichkeit bereits im Vorfeld durch den Bau einer auf insgesamt rund 7,26 Millionen von Pausenzügen geschaffen wird. Rampenanlage den barrierefreien Euro. Unter den Antragstellern war Zugang zur Personenunterführung u. a. die Stadt Dinslaken, die eine Des Weiteren beantragte die Essener umgesetzt. Teil der Maßnahme Fördersumme in Höhe von 245.500 Verkehrs AG Fördergelder beim VRR war ferner die Neugestaltung des Euro erhielt. Die Mittel werden für für den Ausbau der Haltestelle „Kron- Bahnhofsvorplatzes, die seinerzeit den barrierefreien Ausbau von 15 prinzenstraße“– bewilligt wurden vom VRR mit rund 2,27 Millionen Haltestellen eingesetzt. Zudem 601.300 Euro. Durch den Umbau Euro gefördert und im November werden an neun der Haltepunkte der Bahnsteige und die Installation 2015 bereits fertiggestellt wurde. moderne Wartehallen installiert. eines taktilen Leitsystems wird ein barrierefreier Zugang zu den Fahr- Zuletzt bewilligte der VRR den Antrag Der Rheinbahn übergab der VRR zeugen der Niederflurstraßenbahnen von DB Station&Service und fördert einen Förderbescheid in Höhe von ermöglicht. Ferner werden die Bahn- damit im Rahmen der Modernisie- rund 2,47 Millionen Euro für den steige jeweils mit einem Wetterschutz rungsoffensive 2 den Ausbau des behindertengerechten Ausbau der inklusive Sitzgelegenheiten und Hauptbahnhofs in Wuppertal mit rund Stadtbahnhaltestelle „Heinrichstra- Informationsanzeigern ausgestattet. 2,63 Millionen Euro. Der Bahnsteig am ße“. Diese wurde auf eine Länge Gleis 1 sowie der S-Bahnsteig erhalten von 60 Metern ausgebaut und mit Außerdem gab der VRR 241.000 barrierefreie Zugänge mit je einem Wetterschutz, Beleuchtung und Euro für die Errichtung von 26 Fahr- Aufzug. Weiterhin werden u. a. die dynamischer Fahrgastinformation gastunterständen im Stadtgebiet Beleuchtung, die Fahrgastinformati- versehen. Der Bahnsteig erhielt Herne frei. Ziel dieser Baumaßnahme onssysteme sowie die Bahnsteigaus- außerdem an beiden Seiten eine ist eine deutliche Verbesserung stattung erneuert. Die Baumaßnahme Rampe sowie taktile Leitelemente. Ein der Aufenthaltsqualität für die wird voraussichtlich im August begin- weiterer Schwerpunkt der Maßnahme Nahverkehrskunden. Mit einem nen und knapp 2,5 Jahre dauern. |8| SPECTRUM 1 | 2016 IM VERBUND
SozialTicket-Angebot im VRR auch künftig gesichert Mit dem SozialTicket bietet der VRR bereits seit 1. Januar 2013 im gesamten Verbundgebiet ein besonders kos- tengünstiges Nahverkehrsticket für berechtigte Fahrgäste. Inzwischen nutzen rund 130.000 Kunden monatlich das Angebot – Tendenz steigend. Da SozialTicket-Kunden einen um rund 50 Prozent niedrigeren Preis für ihr Monatsticket zahlen als Fahrgäste mit einem vergleichbaren Ticket1000, sorgt dies für Mindereinnahmen bei den Verkehrsunternehmen im Verbundraum. Die Finanzierungslücke wird durch Landeszuschüsse und jährliche, durch- schnittliche Preisanpassungen geschlossen. Aufgrund der stetig steigenden Ticketnachfrage werden allerdings im Jahr 2016 die zur Verfügung stehenden 23 Millionen Euro Landesförderung nicht mehr ausreichen, um das Defizit komplett auszugleichen. Die politischen Gremien haben daher im Dezember 2015 beschlossen, den Preis des Sozi- alTickets ab 1. April 2016 um 2,80 Euro auf 34,75 Euro monatlich zu erhöhen, um das Angebot dauerhaft zu sichern. Ticketinhaber können das SozialTicket den derzeit steigenden Nutzerzahlen ausgleichen zu können, steigt der rund um die Uhr für ihre Fahrt mit Bus im VRR reichen die Landesgelder allein Preis für das SozialTicket zum 1. April und Bahn im jeweiligen Geltungsbe- jedoch nicht aus, um die Finanzie- 2016 um 2,80 Euro auf 34,75 Euro reich der Preisstufe A in kreisfreien rungslücke zu schließen. Zusätzliche im Monat. „Trotz dieser unterjährigen Städten oder in einem ganzen Kreisge- Ausgleichszahlungen von Kommunen, Preisanpassung ist das Ticket immer biet nutzen. Zum Kreis der Berechtig- Kreisen oder Verkehrsunternehmen noch deutlich günstiger als vergleich- ten gehören unter anderem Empfänger hatten die politischen Gremien des bare Angebote im entsprechenden von Arbeitslosengeld II und Sozialgeld, VRR bereits bei Einführung des Tickets Gültigkeitsbereich“, so Castrillo weiter. Sozialhilfe und Wohngeld. Um diesen Kundengruppen den Zugang zum Öffentlichen Personennahverkehr zu erleichtern, ist das SozialTicket im VRR gegenüber Zeitkarten des sogenannten „Jedermann-Sortiments“ deutlich günstiger. Seit dem Start des rabattierten Tarifangebotes führt dies bei den Verkehrsunternehmen im Ver- bundraum zu einem Defizit, das durch Zahlungen des Landes ausgeglichen wurde. Für das Jahr 2015 stellte das Land NRW beispielsweise 18,8 Milli- onen Euro zur Verfügung, zuzüglich eines Übertrags aus Fördermitteln des Jahres 2014 in Höhe von 8,4 Millionen Euro, sodass das SozialTicket 2015 gesichert werden konnte. „Wir freuen uns sehr, dass das Land ausgeschlossen. Und auch andere „Hiervon profitieren alle Kunden, die NRW die Fördermittel für das Jahr 2016 Kundengruppen dürfen nach dem nun auch weiterhin das SozialTicket noch einmal deutlich aufgestockt hat“, Willen der Politik das SozialTicket für ihre tägliche Mobilität am Wohnort erklärt José Luis Castrillo, Vorstand nicht mitfinanzieren und somit nutzen können – nicht zuletzt auch des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr. nicht zusätzlich belastet werden. die zahlreichen Asylbewerberinnen „Insgesamt fließen 40 Millionen und Asylbewerber, die bei uns in Euro in SozialTicket-Angebote im Derzeit nutzen monatlich zwischen der Region Zuflucht suchen und ganzen Land, allein 23 Millionen Euro 130.000 und 145.000 Menschen das für deren Mobilität der Öffentliche in den VRR – eine der wichtigsten VRR-SozialTicket, entsprechend groß Personennahverkehr unverzichtbar ist.“ Voraussetzungen, um das SozialTicket ist mit rund 3,4 Millionen Euro das überhaupt fortführen zu können.“ Bei Einnahmendefizit. Um die Diskrepanz SPECTRUM 1 | 2016 IM VERBUND |9|
VRR stellt Weichen für die zukünftige Gestaltung des Tarifs und bringt neue VRR-App auf den Weg Um den Bedürfnissen von Nahverkehrskunden besser Rechnung zu tragen und perspektivisch neue Fahrgäste für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu gewinnen, hat der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) die Weichen für die zukünftige Tarifgestaltung gestellt. Neben der Weiterentwicklung des klassischen Tarifs strebt der VRR dabei die Einführung eines neuen elektronischen Tarifs an, dessen Preis sich aus einem Festpreis je Fahrt sowie einem nutzungs- abhängigen Leistungspreis zusammensetzt. Außerdem arbeitet der VRR intensiv an einer neuen VRR-App, die den Ansprüchen der ÖPNV-Nutzer in Zeiten zunehmender Digitalisierung gerecht wird. Sie soll in der zweiten Jahreshälfte 2016 mit einer komplett überarbeiteten, nutzerfreundlichen Oberfläche erscheinen. Mit dem Ziel, einen marktgerechten Anpassungen des Nahverkehrstarifs. Verkehrsträger beziehungsweise Nahverkehrstarif zu gestalten, der Ein Grund für diese Vorgehensweise das jeweilige Leistungsangebot einerseits den Bedürfnissen der ist, dass angesichts der niedrigen vor Ort gleichermaßen betreffen. Fahrgäste Rechnung trägt und allgemeinen Inflationsrate eine lineare andererseits wirtschaftlichen Anfor- Preisanpassung allein nicht mehr In den beiden vergangenen Jahren hat derungen genügt, hat der VRR in den geeignet ist, um die gestiegenen Auf- der VRR bereits positive Erfahrungen vergangenen Monaten die Eckpunkte wendungen der Verkehrsunternehmen mit der strukturellen und differenzier- für die Tarifgestaltung 2017 ausge- zu decken. Darüber hinaus trägt eine ten Weiterentwicklung des bestehen- arbeitet. Neben einer allgemeinen strukturelle Weiterentwicklung des den Tarifs gemacht. Dazu zählen unter linearen Preismaßnahme setzt der VRR Tarifs der Tatsache Rechnung, dass anderem die Einführung der Preisstufe dabei verstärkt auch auf strukturelle gestiegene Aufwendungen nicht alle A3 in Städten mit einem sehr guten | 10 | SPECTRUM 1 | 2016 IM VERBUND
10er Ticket Kurz- Gemeinsam mit den Verkehrsunter- Um den eTarif V RR strecke ab Juni 2016 nehmen hat der VRR deshalb alle tarif- strukturellen Maßnahmen aufgelistet, anzuwenden, checkt der Fahrgast digital die unterstützend zu einer allgemei- beim Einstieg zu Ab dem 1. Juni 2016 wird im VRR ein nen linearen Preisanpassung zum Beginn einer Fahrt 10er Ticket Kurzstrecke für 13,60 1. Januar 2017 infrage kommen. mit einem oder Euro angeboten. Zur selben Zeit Aus diesen Einzelmaßnahmen wird mehreren öffentli- wird die elektronische Fahrplanaus- derzeit von den Verantwortlichen chen Verkehrsmitteln via Smartphone kunft Kurzstreckenverbindungen beim VRR ein inhaltlich stimmiges ein. Nach dem Verlassen des letzten beauskunften und auch der Verkauf Gesamtpaket erarbeitet. Eine finale Fahrzeuges am Ende der Reise checkt von Kurzstreckentickets wird über Entscheidung zur Tarifgestaltung 2017 er wieder aus. „Dies erfolgt unter die elektronischen Vertriebswege treffen die politischen Gremien des Wahrung höchster Datenschutzanfor- möglich. Fahrgäste können dann VRR voraussichtlich im Juni 2016. derungen. So werden beispielsweise das neue 10erTicket sowie Einzel- Kundendaten getrennt von Bewe- und 4erTickets der Preisstufe „K“ eTarif als Ergänzung zum klassischen gungsdaten auf unterschiedlichen über die VRR-App und die Apps der VRR-Tarif Servern gespeichert. Den ermittelten Verkehrsunternehmen sowie die Fahrten bzw. Fahrtenketten weist das Ticketshops erwerben. Die Kunden Parallel zur Weiterentwicklung des System mithilfe eines Tarifrechners zahlen mit dem 10er Ticket für eine klassischen Tarifs treibt der VRR die einen Preis zu. Dieser wird dann Kurzstreckenfahrt künftig nur 1,36 Einführung eines eTarifs voran. Er abschließend an ein Vertriebssystem Euro gegenüber 1,60 Euro für ein richtet sich in einem ersten Schritt zur Abrechnung mit dem Kunden K-EinzelTicket. insbesondere an Fahrgäste, die den übergeben“, erklärt Castrillo. ÖPNV nur gelegentlich nutzen, sowie Verläuft der Pilot erfolgreich, soll der Die Kurzstrecke gilt ab dem 1. an Kunden mit einem regulären eTarif verbundweit in den Regeltarif Juni stets linienbezogen und Monats- oder Aboticket, die hin und übernommen und perspektivisch auch für Direktfahrten in Bussen wieder über den Geltungsbereich ÖPNV-Intensivnutzern zugänglich sowie Straßen- und U-Bahnen. ihres Tickets hinausfahren möchten. gemacht werden. In einer weiteren SPNV-Verbindungen, z. B. Wie in der spectrum-Ausgabe 3/2015 Stufe sind darüber hinaus Tarife für die S-Bahn-Fahrten, sind grundsätzlich dargestellt, wird dafür aktuell die für multimodale Nutzung vorgesehen. ausgenommen. Im Regelfall ist die 2017 geplante Testphase vorbereitet. Kurzstrecke im Verbundraum dann „Ziel ist es, den Fahrgästen den eTarif VRR entwickelt neue App einheitlich für drei Haltestellen bis zunächst für den Zeitraum von circa maximal 1,5 Kilometer gültig. Die einem Jahr über ihr Smartphone In der zweiten Jahreshälfte will der Verkehrsunternehmen werden bis zugänglich zu machen“, erläutert VRR- VRR zudem mit einer neuen VRR-App Ende Mai 2016 die Relations- und Vorstand José Luis Castrillo. Dadurch an den Start gehen. Dabei handelt es Tarifinformationen in das Datenhin- wird sichergestellt, dass insbesondere sich um eine sogenannte Hybrid-App, tergrundsystem der Elektronischen all jene Nahverkehrskunden das bei der mit nur einer Entwicklung Fahrplanauskunft einpflegen. neue Tarifsystem nutzen, die die die verschiedenen Betriebssysteme Einfachheit digitaler Services schätzen iOS, Android und Windows Phone und ihr Mobiltelefon regelmäßig zur abgedeckt werden können. Außerdem Information, Kommunikation oder für ist es möglich, die App mit wenig Nahverkehrsangebot sowie die Zusam- digitale Mehrwertdienste nutzen. Aufwand für die einzelnen Verkehrsun- menlegung der Preisstufen D, Region ternehmen anzupassen. Derzeit arbei- Nord und Süd, und der Preisstufe E Der eTarif orientiert sich stärker an ten die Verantwortlichen beim VRR zu einer neuen verbundweitgültigen den tatsächlich genutzten Nahver- gemeinsam mit den Fachleuten der Preisstufe D. Dieser Weg soll 2017 kehrsleistungen als der klassische Verkehrsunternehmen intensiv daran, konsequent fortgesetzt werden. „Der Flächentarif und setzt sich aus ein modernes, nutzerorientiertes Nahverkehrstarif der Zukunft muss dif- einem Festpreis je Fahrt und einem Design für die digitale Oberfläche ferenzierte Angebote für unterschied- nutzungsabhängigen Leistungspreis der VRR-App zu entwickeln. Ziel ist liche Kundengruppen bereithalten, zusammen. Die Preise für den Pilo- eine intuitive Bedienführung für den einfach strukturiert und problemlos ten legte der VRR-Verwaltungsrat Bereich Information und den Kauf zugänglich sein, um neue Kunden für im März 2016 fest. Analog zu den von Tickets auf mobilen Endgeräten. den ÖPNV zu gewinnen und Gelegen- Preisstufen A1, A2 und A3 sind drei heitskunden Anreize zu bieten, Bus verschiedene Festpreise vorgesehen. und Bahn häufiger zu nutzen“, erklärt VRR-Vorstand José Luis Castrillo. SPECTRUM 1 | 2016 IM VERBUND | 11 |
Leistungsstarke neue S-Bahnen für die Rhein-Ruhr-Region Ein weiterer wichtiger Schritt hin zu einem qualitativ hochwertigen und bedarfsgerechten S-Bahn-Verkehr ab 2019 ist geschafft: Die zuständigen politischen Gremien entschieden am 17. März 2016, die Stadler Pankow GmbH* mit der Be- schaffung von 41 neuen Fahrzeugen für die Linien S 2, S 3, S 9, S 28, RB 3, RB 40 und RB 41 zu beauftragen. Das Un- ternehmen wird die S-Bahn-Züge konstruieren, produzieren und über 30 Jahre warten und instand halten. Bereits im Dezember 2015 fiel die Entscheidung, für den Betrieb der S 1 und S 4 48 Fahrzeuge vom Typ ET 422 von der DB Regio AG zu kaufen. DB Regio wird die Gebrauchtfahrzeuge bis mindestens 2034 instand halten, reparieren und permanent verfügbar halten. Wie bereits beim Rhein-Ruhr-Express führte der VRR die Wettbewerbsverfahren zur Beschaffung und Instandhaltung der Fahrzeuge getrennt von denen zum Betrieb der jeweiligen Linien durch. So sichert sich der VRR in beiden Verfahren besonders wirtschaftliche und nachhaltige Konditionen. Nach Auslaufen des aktuellen S-Bahn-Ver- kehrsvertrages sollen die Fahrzeuge ab Dezember 2019 im neuen 15/30-Minuten-Takt auf den S-Bahn-Strecken in der Region in neuer zeitgemäßer Optik zum Einsatz kommen. Neue S-Bahn-Fahrzeuge von Stadler Andere Haltepunkte werden – so der Einstiegs- und Mehrzweckbereiche für derzeitige Planungsstand – während mobilitätseingeschränkte Fahrgäste: Die Stadler Pankow GmbH setzte der 15-jährigen Laufzeit des Verkehrs- Die Züge werden so konzipiert, dass sich in einem europaweiten Wettbe- vertrages umgebaut. „Mit den neuen Rollstuhlstellplätze von Fahrradstell- werbsverfahren mit dem wirtschaft- S-Bahn-Fahrzeugen leisten wir somit plätzen getrennt sind. Zudem verfügt lichsten Angebot gegen drei Konkur- einen wichtigen Beitrag zur barrie- der Fahrradbereich zukünftig über Lehn- renten durch. Der Hersteller wird refreien Gestaltung des Öffentlichen hilfen und nicht – wie in den heutigen die neuen, speziell auf die Bedürf- Personennahverkehrs“, erklärt Martin Fahrzeugen – über Klappsitze: „Diese nisse eines Ballungsraumes zuge- Husmann, Vorstandssprecher des VRR. Neugestaltung resultiert aus unserem schnittenen Züge vom Typ Flirt 3XL letzten Online-Dialog zur Verknüpfung konstruieren, produzieren und die Beschafft werden Fahrzeuge in zwei von Fahrrad und ÖPNV. Zugbereiche, hundertprozentige Verfügbarkeit unterschiedlichen Größen: ein Kurztyp die eigentlich für Räder vorgesehen der Fahrzeuge über deren gesamten mit 180 Sitzplätzen sowie ein Langtyp sind, werden häufig von Mitreisenden Lebenszyklus von 30 Jahren sichern. mit 280 Sitzplätzen. Der Kurztyp wird ohne fahrbaren Untersatz belegt. Das Bei den neuen Zügen handelt es sich auf den Linien S 2 und S 28 zum Einsatz sollte in den neu gestalteten Fahrrad- um Fahrzeuge mit ca. 80 Zentimeter kommen. Die neuen Züge bieten den bereichen der Vergangenheit ange- hohen Einstiegsbereichen. Denn nach Fahrgästen ab den Betriebsaufnahmen hören“, erklärt Martin Husmann. aktuellen Planungen sollen nach und im Dezember 2019 deutlich mehr nach alle Bahnsteige im VRR auf eine Komfort als die heutigen Fahrzeuge: Das europaweite Vergabeverfahren zur einheitliche Höhe von 76 Zentimetern Sie verfügen beispielsweise über Beschaffung und Instandhaltung der VRR DESIGNPRINZIPgebracht werden, um den Fahrgästen bequemere Sitze – überwiegend in neuen S-Bahn-Fahrzeuge verlief sehr YMBOLS ZUG KOMPLETT mittel- bzw. langfristig einen niveauglei- 4er-Sitzgruppen mit Vis-à-vis-Anord- erfolgreich: Zahlreiche Bieter betei- chen Einstieg in die Nahverkehrszüge nung –, Steckdosen zum Aufladen von ligten sich im Wettbewerb. Wie bereits zu ermöglichen. Mehrere der Stationen Smartphones, Tablets oder Rechnern beim Rhein-Ruhr-Express zielte das entlang der betreffenden Linien sind sowie Toiletten. Die Fahrzeuge sind Verfahren darauf, die Gesamtkosten bereits heute entsprechend gerüstet. videoüberwacht und bieten großzügige der Fahrzeuge über deren gesamten 1 2 2 2 | 12 | SPECTRUM 1 | 2016 IM VERBUND
Lebenszyklus zu optimieren. Der zur verbesserten Ausstattung jedes Kaufpreis spielte in diesem Zusam- Zuges wie moderne digitale Fahrgast- Reaktivierung der menhang ebenso eine Rolle wie die informationsanlagen, Videoüberwa- Kosten für die Wartung sowie die anfal- chungssysteme und Mehrzweckbe- Hertener Bahn lenden Energiekosten über 30 Jahre. reiche für Fahrgäste mit Rollstuhl, Deshalb optimierten die Hersteller Kinderwagen, Rollator oder Fahrrad. Die Reaktivierung der Strecke wurde ihre projektierten Fahrzeuge insbe- im Zusammenhang mit der S-Bahn- sondere im Hinblick auf den zu erwar- Züge in neuem Look Ausschreibung möglich. Denn durch tenden Energieverbrauch. Und das die Umstellung des S-Bahn-Tak- mit großem Erfolg: „Die Fahrzeuge Unabhängig davon, ob es sich um neue tes auf einen nachfrageorientierten von Stadler sind besonders sparsam“, Züge von Stadler oder die bewährten 15/30-Minuten-Takt kann die Herte- so Husmann. „Das wirkt sich nicht S-Bahnen von DB Regio handelt: Die ner Bahn kostenneutral, also ohne nur positiv auf die gesamten Lebens- zukünftige Fahrzeugflotte wird in einem Einsatz eines zusätzlichen Fahrzeu- zykluskosten der Züge aus, sondern weitgehend unternehmensneutralen, ges, reaktiviert werden. Vorgesehen schont auch Umwelt und Ressourcen.“ eigens entwickelten Design unterwegs ist, dass die S 9 ab dem Fahrplan- sein. Die Gestaltung ist zeitlos-modern wechsel im Dezember 2019 ein- 48 S-Bahnen von DB Regio für die mit einer gestalterischen Besonder- mal in der Stunde von Bottrop bis Linien S 1 und S 4 heit, die direkt ins Auge fällt, wie Martin nach Recklinghausen weiterfährt, Husmann erläutert: „Die Außenhülle wodurch Herten erstmals seit An- Für den Betrieb der Linien S 1 und der Fahrzeuge zieren Symbole aus der fang der 1980er Jahre wieder direkt S 4 beschafft der VRR 48 Fahrzeuge Region. Uns war es wichtig, die Verbun- an den SPNV angeschlossen wird. vom Typ ET 422 von der DB Regio AG. denheit der S-Bahn Rhein-Ruhr mit Von den geplanten sechs neuen Hal- Die Züge verkehren derzeit auf den unserer Region auch optisch zu zeigen.“ ten können in einer ersten Stufe zu- heutigen S-Bahn-Linien, haben eine nächst drei in Betrieb gehen. Ziel ist Einstiegshöhe von 96 Zentimetern Taktumstellung für besseren es, diese bis 2019 fertigzustellen. und entsprechen damit den baulichen S-Bahn-Betrieb Aufgrund komplexer planerischer Gegebenheiten an den S 1- und und technischer Bedingungen kann S 4-Strecken. Denn viele Stationen Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember sich die Fertigstellung nach heuti- entlang der Linien sind derzeit für Züge 2019 wird nicht nur die neue Fahr- gem Kenntnisstand allerdings bis mit eben dieser Einstiegshöhe ausge- zeugflotte in Betrieb genommen, 2023 verzögern. legt. „Nach derzeitigen Planungen sondern auch der bisherige Takt im sollen die Bahnsteige erst in den Ruhrgebiet auf den stärker nachfra- 2030er Jahren auf eine Höhe von 76 georientierten 15/30-Minuten-Takt Zentimetern angepasst werden“, erklärt umgestellt. Damit möchte der VRR kirchen – Dortmund; RB 41: Wesel Martin Husmann, „deshalb haben die Betriebsqualität im S-Bahn-Netz – Essen – Wuppertal) das S-Bahn- wir Züge beschafft, die unseren Fahr- deutlich verbessern und infrastruktu- Netz abschnittsweise überlagern. So gästen bis dahin einen reibungslosen rellen und wirtschaftlichen Rahmen- möchte der VRR Wegeketten im SPNV Ein- und Ausstieg ermöglichen.“ Die bedingungen besser Rechnung tragen. verbessern und damit Reisezeiten DB Regio AG übernimmt bis mindestes Vorgesehen ist, auf vielen S-Bahn- verkürzen, neue Direktverbindungen 2034 die Wartung und Instandhaltung Relationen in der Hauptverkehrszeit schaffen und insbesondere die Nord- der Züge und garantiert deren hundert- einen 15-Minuten-Takt zu etablieren, Süd-Verkehre in der Region stärken. prozentige Verfügbarkeit. Alle 48 Fahr- der in der Nebenverkehrszeit sowie auf zeuge werden darüber hinaus bis zur nachfrageschwächeren Abschnitten * Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses dieser spectrum-Ausgabe stand die Entscheidung noch Betriebsaufnahme im Dezember 2019 auf einen 30-Minuten-Takt ausge- unter dem Vorbehalt der zehntägigen gesetzlichen einem Redesign unterzogen: 192 neu dünnt wird. Zusätzlich werden schnelle Einspruchsfrist. gepolsterte Sitze gehören dann ebenso Linien (RB 3: Duisburg – Gelsen- 2 2 2 1 SPECTRUM 1 | 2016 IM VERBUND | 13 |
RR X news VRR, NVR und NWL bündeln Aktivitäten rund um den RRX in gemeinsamer Projektarbeitsgruppe Bereits seit dem letzten Jahr steht fest: Die Siemens AG wird die neuen Rhein-Ruhr-Express-Fahrzeuge konstruieren, produzieren und instand halten und die Abellio Rail NRW GmbH und die National Express Rail GmbH werden sukzessi- ve ab Dezember 2018 den RRX-Vorlaufbetrieb übernehmen. Um sämtliche anstehenden Arbeiten rund um das soge- nannte NRW-RRX-Modell an einer zentralen Stelle zu bündeln, wurde beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr gemeinsam mit dem Nahverkehr Rheinland (NVR) und dem Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) eine Aufgabenträger-übergreifende Projektarbeitsgruppe (PAG) eingerichtet: Experten aus unterschiedlichen Fachdisziplinen koordinieren die Beschaf- fung der neuen RRX-Züge und bereiten den Betrieb der zukünftigen RRX-Linien vor. Unterstützt wird das neue Team von externen Controllern der DB Systemtechnik GmbH. Die Berater begleiten die Fahrzeugbeschaffung von der Konst- ruktion bis hin zur Auslieferung und Abnahme aller Züge. Um das NRW-RRX-Modell zielgerich- gemeinsamen Projektarbeitsgruppe zu- Projekt“, betont Martin Husmann, Vor- tet ausbauen und vertragskonform um- sammenzuführen. Jeder Auftraggeber standssprecher des VRR. „Bei einem setzen zu können, müssen sämtliche entsendet jeweils einen Mitarbeiter. Ge- so komplexen und zukunftsweisenden Arbeiten und Prozesse kontinuierlich meinsam sorgen sie dafür, dass sämt- Nahverkehrsprojekt ist es enorm wich- begleitet und zwischen allen Auftrag- liche RRX-Verträge umgesetzt und in tig, dass alle Beteiligten jederzeit das gebern abgestimmt werden. Aus die- der täglichen Arbeit „gelebt“ werden. große Ganze im Auge behalten. So kön- sem Grund haben NVR, NWL und VRR „Nicht die Belange der einzelnen Ver- nen wir sicherstellen, dass wir den RRX gemeinsam entschieden, sämtliche kehrsräume stehen hierbei im Vorder- bestmöglich umsetzen werden.“ Aktivitäten rund um den RRX in einer grund, sondern die fachliche Arbeit im | 14 | SPECTRUM 1 | 2016 IM VERBUND
Die Projektarbeitsgruppe ist für die an- immer, wie der aktuelle Projektstatus der Siemens AG“, so Husmann weiter, stehenden Aufgaben fachlich bestens ist. Der reibungslose fachliche Aus- „da die RRX-Züge aber Eigentum von gerüstet: Ein Verkehrswirtschaftsin- tausch mit externen Partnern ist somit NWL, NVR und VRR sind, müssen wir genieur gehört ebenso zum Team wie ebenfalls geregelt“, erläutert Husmann. jederzeit sicherstellen, dass die Quali- ein Wirtschaftsjurist und eine Ökono- tät stimmt.“ min. Die Experten kümmern sich um Technisches Controlling sichert sämtliche Angelegenheiten, die die Qualität der RRX-Fahrzeuge Effektives Flottenmanagement Fahrzeuge und den Betrieb betref- fen, und koordinieren diese in der Pro- Um die Qualität der neuen RRX-Fahr- Nach dem Vorbild des RRX küm- duktions- und Einsatzphase zwischen zeuge zu gewährleisten und die Fer- mern sich die Verantwortlichen beim Fahrzeughersteller, Eisenbahnverkehrs- tigung der 82 Züge konstruktiv zu Verbund inzwischen um einen kon- unternehmen, Aufgabenträgern und begleiten, übernehmen die SPNV- tinuierlich wachsenden Pool an Nah- Auftraggebern. Sie überprüfen, ob die Zweckverbände gemeinsam mit tech- verkehrsfahrzeugen, die im Rahmen Regelungen der verschiedenen Verträ- nischen Beratern das Controlling von SPNV-Ausschreibungsverfahren ge des NRW-RRX-Modells eingehalten während des gesamten Produktions- beschafft, finanziert und für den Be- werden. Darüber hinaus kümmert sich prozesses. DB Systemtechnik ist seit trieb unterschiedlicher Linien und Net- das Projektteam um den Aufbau und Konstruktionsstart und während der ze zur Verfügung gestellt werden. Das die Umsetzung eines Systems, mit dem kompletten Bauzeit permanent beim Expertenteam beim VRR betreut die die erbrachten Leistungen zwischen Hersteller vor Ort und begleitet das verschiedenen Fahrzeugflotten, behält Fahrzeughersteller, Eisenbahnverkehrs- Projekt bis zur Auslieferung und Ab- alle damit verbundenen Rechte und unternehmen und Aufgabenträgern nahme aller Fahrzeuge. Pflichten im Blick und koordiniert das kontrolliert und abgerechnet werden technische Controlling. Zudem etab- können. Parallel dazu bereitet die PAG „Die Berater von DB Systemtechnik sind liert und gestaltet es für jede einzelne den Betrieb der zukünftigen RRX-Linien quasi unser technisches Gewissen‘“, er- Fahrzeugflotte ein internes Berichts- vor und etabliert Prozesse, die zukünf- läutert Vorstand Husmann. Sie kontrol- wesen: Erfasst werden beispielswei- tig die Planung und Abwicklung des lieren, ob die RRX-Verträge im Hinblick se Informationen über den Zustand der RRX ermöglichen sollen – beispielswei- auf alle technischen Fragestellungen Fahrzeuge, den Betrieb oder wirtschaft- se im Hinblick auf den RRX-Jahresfahr- eingehalten werden, und geben wert- liche Kennzahlen. „So können wir je- plan, Sonderverkehre oder Baustellen. volle Hinweise, worauf bei der Konst- derzeit beurteilen, ob alles nach Plan „Selbstverständlich arbeiten die Exper- ruktion und im Produktionsprozess zu läuft oder an bestimmten Stellen Hand- ten im Team eng zusammen. Sie tau- achten ist. „Die Verantwortung für die lungsbedarf besteht“, erklärt Martin schen sich regelmäßig aus und wissen Fahrzeuge liegt natürlich weiterhin bei Husmann. Fahrzeuge im Eigentum des VRR Netz Betriebsaufnahme Fahrzeugtyp S7 12/2013 Coradia Lint 41, Alstom RE 7/RB 48 12/2015 Talent 2, Bombardier * Niederrhein-Netz 12/2016 Flirt 3, 5-teilig, Stadler * Erft-Schwalm-Netz 12/2017 Coradia Lint 54 und 41, Alstom * Rhein-Ruhr-Express 12/2018 – 12/2020 Desiro HC, Siemens (Vorlaufbetrieb) * 12/2019 ET 422 S-Bahn 12/2019 – 12/2021 Flirt 3XL, Stadler * Design-Skizze SPECTRUM 1 | 2016 IM VERBUND | 15 |
Vergabeverfahren zum SPNV-Vertrieb ab 2019 gestartet Die technischen Entwicklungen der letzten Jahre und die zunehmende Digitalisierung zahlreicher Lebensbereiche sorgen dafür, dass auch der Ticketvertrieb im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) Kunden einen einfachen und unkomplizierten Zugang zum Nahverkehrssystem bieten muss: einerseits durch eine verbesserte Verknüpfung von Information und Ticketkauf in digitalen Vertriebskanälen, andererseits über klassische Vertriebswege wie Automaten und Verkaufsstellen an Bahnhöfen. Noch bis Dezember 2019 erbringt die Deutsche Bahn den Vertrieb für den gesam- ten SPNV im VRR mit Ausnahme der Linie S 28. Um nach Auslaufen des Vertrages den SPNV-Vertrieb neu organisieren und innovative Vertriebsansätze ermöglichen zu können, hat der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) im März 2016 ein entsprechendes europaweites Wettbewerbsverfahren auf den Weg gebracht. Der SPNV ist Bestandteil der öffent- wie beispielsweise Presse-Läden oder lichen Daseinsvorsorge und muss Kiosken, um Fahrgästen vor Ort mit Rat in dieser Rolle auch Vertriebskanä- und Tat zur Seite stehen zu können“, so le und Standorte gewährleisten, die Husmann. nicht zwangsläufig wirtschaftlich sind. „Trotzdem ist es natürlich unser An- Neben dem klassischen Vertrieb ist spruch, den SPNV-Vertrieb so effizi- auch eine innovative Komponente – ent und kostengünstig wie möglich zu ein Fahrgastnavigationssystem für den realisieren“, erklärt Martin Husmann, SPNV – Bestandteil der Ausschreibung. VRR-Vorstandssprecher. Mit der Neuor- Insbesondere sehbehinderte oder orts- ganisation des SPNV-Vertriebs möchte fremde Fahrgäste können sich mithilfe der VRR die Qualität der Vertriebs- eines handelsüblichen Smartphones dienstleistungen deutlich verbessern im Zug lokalisieren oder am Bahnsteig und insbesondere den Automatenver- Informationen über den Fahrtverlauf trieb durch zusätzliche nützliche Funk- oder die Türposition abrufen. Welche tionen stärken. Generell soll an allen technischen Möglichkeiten es gibt SPNV-Haltepunkten weiterhin die Mög- Ticket-Automaten sollen zukünftig deutlich besser (beispielsweise die Bluetooth-Techno- ausgestattet sein als heute. lichkeit bestehen, Tickets am Auto- logie oder andere Lösungen) und unter maten zu kaufen, und zwar entweder Service- und Vertriebsmitarbeiter vor welchen Voraussetzungen ein entspre- direkt an der Station oder – je nach Ort geben, an die sich unsere Fahrgäste chendes System tatsächlich umgesetzt Ausstattung der SPNV-Fahrzeuge – im mit all ihren Fragen rund um den SPNV werden kann, wird der VRR gemeinsam Zug. Im Gegensatz zum aktuellen Sta- wenden können“, stellt Husmann fest. mit den Bietern im Rahmen des Ver- tus sollen die Geräte ab 2019 deutlich Ziel des VRR ist es, die Verkaufsstellen handlungsverfahrens erörtern. besser ausgestattet sein: Sie verfü- zu stärken und in den Regionen weiter- „Perspektivisch könnte ein solches gen dann über einen WLAN-Hotspot, hin umfassend persönlich ansprechbar System im Rahmen des Elektronischen zusätzliche Fahrgastinformationssys- zu sein. Gestärkt werden könnten die Fahrgeldmanagements geeignet sein, teme sowie eine optimierte Menüst- Standorte beispielsweise über soge- um Fahrgäste im Zug zu erfassen und ruktur. Zudem bieten die Automaten nannte Videoautomaten: Per Video- darauf aufbauend einen Fahrpreis auto- zukünftig komfortablere Zahlungsmög- Liveschaltung können sich Fahrgäste matisiert zu berechnen“, erklärt Vor- lichkeiten und weitere Services rund direkt an einen Servicemitarbeiter wen- stand Husmann. Bei allen Überlegun- um den Öffentlichen Personennahver- den, bei dem sie nicht nur Tickets kau- gen sieht der VRR den SPNV-Vertrieb kehr: So können Fahrgäste beispiels- fen, sondern auch Informationen natürlich immer vernetzt mit bereits be- weise per Kreditkarte oder sogenannte einholen können. Mit solchen Systemen stehenden Vertriebssystemen wie bei- „Prepaid-Zahlungsmittel“ wie girogo wäre es möglich, Verkaufsspitzen abzu- spielsweise dem VRR-TicketShop oder auch kontaktlos ihre Tickets oder er- fangen und den Vertrieb vor Ort in den der VRR-App. „Unser Ziel ist ein Vertrieb höhte Beförderungsentgelte bezahlen. Servicecentern zeitweise zu ersetzen. aus einem Guss: Unsere Kunden sollen „An Bahnhöfen und Haltepunkten mit „Denkbar sind auch Kooperationen mit komfortabel von A nach B kommen und einer sehr großen Fahrgastnachfrage kommunalen Verkehrsunternehmen sich nicht um Vertriebswege kümmern wird es natürlich auch zukünftig oder bereits bestehenden Geschäften müssen“, so Husmann abschließend. | 16 | SPECTRUM 1 | 2016 IM VERBUND
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