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Sprach- und Integrationsmittlung: Ein praxisbewähr- tes Instrument zum Umgang mit sprachlicher und kul- tureller Vielfalt (nicht nur) im Krankenhaus Ein Beitrag zum Fachdiskurs Sprach- und Integrationsmittlung aus dem SprInt Netzwerk von Ethnologin M.A. Antje Schwarze Servicestelle SprInt Diakonie Wuppertal von Dipl.-Politologe Fabian Junge Servicestelle SprInt Diakonie Wuppertal zuerst erschienen in: Bouncken, Ricarda B./ Pfannstiel, Mario A./ Reuschl, Andreas J. Uni- versität Bayreuth (Hrsg.) (2013): Dienstleistungsmanagement im Krankenhaus I: Prozesse, Produktivität und Diversität. Springer Verlag, Wiesbaden, 2013. Sprach- und Integrationsmittler im Krankenkenhaus www.sprachundintegrationsmittler.org I1
Sprach- und Integrationsmittlung: Ein praxisbewährtes Instrument zum Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt (nicht nur) im Krankenhaus Fabian Junge, Antje Schwarze Zuerst erschienen in: Bouncken, Ricarda B./ Pfannstiel, Mario A./ Reuschl, Andreas J. Uni- versität Bayreuth (Hrsg.) (2013): Dienstleistungsmanagement im Krankenhaus I: Prozesse, Produktivität und Diversität. Springer Verlag, Wiesbaden, 2013. S. 367-38 Zusammenfassung In deutschen Krankenhäusern ist die Zunahme der sprachlichen und kulturellen Heterogeni- tät schon seit langem nicht mehr von der Hand zu weisen. Kommunikationsbarrieren verhin- dern den gleichberechtigten Zugang von Menschen mit Migrationshintergrund zur Gesund- heitsversorgung und beeinträchtigen die Qualität von Gesundheitsdienstleistungen. Der Bei- trag beschreibt die Auswirkungen von Kommunikationsbarrieren im Gesundheitssektor und erläutert Vor- und Nachteile bisheriger Lösungen zur sprachlichen und kulturellen Vermitt- lung zwischen Patienten mit Migrationshintergrund und medizinischem Fachpersonal. Er stellt mit der professionellen Sprach- und Integrationsmittlung einen qualitativ hochwertigen Lösungsansatz zur Verbesserung der interkulturellen Kommunikation im Krankenhaus vor. Professionelle Sprach- und Integrationsmittler unterstützen Fachkräfte im Gesundheitswesen durch fachspezifisches Dolmetschen, soziokulturelles Vermitteln und Assistenztätigkeiten. Der Artikel geht auf das Tätigkeitsprofil, die Vermittlung, Finanzierung und Qualifizierung von Sprach- und Integrationsmittlern ein. Inhalt 1 Einleitung .......................................................................................... 3 2 Migration und Gesundheit ............................................................... 3 3 Folgen von Verständigungsbarrieren im Gesundheitswesen ..... 4 4 Bisherige Lösungen ......................................................................... 5 5 Professionelle Sprach- und Integrationsmittlung ......................... 6 6 Qualifizierung zum Sprach- und Integrationsmittler .................... 7 7 Wirksamkeit von professionellen Mittlern ..................................... 7 8 Die Vermittlungszentrale: Service und effiziente Buchung von Sprach- und Integrationsmittlern ......... 8 9 Finanzierung von Sprach- und Integrationsmittlereinsätzen ...... 8 10 Finanzieller Nutzen von Sprach- und Integrationsmittlung ......... 9 11 Fazit ................................................................................................. 10 12 Literaturverzeichnis ........................................................................ 11 Sprach- und Integrationsmittler im Krankenkenhaus www.sprachundintegrationsmittler.org I2
2 Migration und Gesundheit 1 Einleitung Laut statistischem Bundesamt leben in In deutschen Krankenhäusern ist die Zu- Deutschland 15,7 Millionen Menschen mit nahme der sprachlichen und kulturellen Migrationshintergrund1 (Statistisches Bun- Heterogenität schon seit langem nicht desamt, 2010). Globale Migrationsbewe- mehr von der Hand zu weisen. Diese Ent- gungen, die demographische Entwicklung, wicklung stellt die Kliniken vor neue Her- soziale Veränderungen und die europäi- ausforderungen, denn ihre Leistungen sche Integration erhöhen die Bedeutung werden von Menschen mit Migrationshin- von kultureller und sprachlicher Vielfalt. tergrund, im Vergleich zu Praxen und an- Dabei unterlagen die Zu- und Abwande- deren Leistungserbringern, überproportio- rungsbewegungen in den letzten Jahr- nal wahrgenommen (Karl-Trummer, et al., zehnten starken Schwankungen, wodurch 2006, S. 108). Praxiserfahrungen und die Heterogenität von Migrationshinter- Studien zur Gesundheitsversorgung von gründen und Migrantengruppen gestiegen Migranten zeigen auf, dass eine erfolgrei- ist (Razum et al., 2008, S. 13). che Behandlung häufig durch sprachliche und kulturelle Barrieren bei der Kommuni- Zahllose Studien stellen einen Zusam- kation zwischen Fachpersonal und Mig- menhang zwischen Gesundheit und Mig- ranten erschwert oder behindert wird rationshintergrund fest. Weiss (2003) iden- (Razum, et al., 2008). Diese Kommunika- tifiziert Migration an sich bereits als tionsbarrieren beeinträchtigen die Qualität Gesundheitsrisiko. In der Tat ist der von Gesundheitsdienstleistungen, verur- Gesundheitszustand und der Zugang von sachen Kosten und erschweren den effek- Menschen mit Migrationshintergrund zu tiven Einsatz von Ressourcen. Bisher gibt einer adäquaten Gesundheitsversorgung es hierfür keinen zufriedenstellenden, sys- derzeit schlechter als derjenige der Bevöl- tematischen Lösungsansatz. kerungsmehrheit (Borde/ David 2003, Col- latz, 2001, S. 56). Menschen mit Migrati- Der Beitrag beschreibt die Auswirkungen onshintergrund beanspruchen viele von Kommunikationsbarrieren im Gesund- Gesundheitsleistungen nicht oder in gerin- heitssektor und stellt Vor- und Nachteile gerem Ausmaß als die Mehrheitsbevölke- bisheriger Lösungen aus der Praxis vor. rung (Razum et al., 2008, S. 107). Dies gilt Zur besseren Versorgung und für eine vor allem für Angebote der Prävention und gelingende Kommunikation zwischen Mig- Rehabilitation, sowie der psychiatrischen ranten und Fachpersonal im Gesund- Versorgung (Borde/ David, 2007, S. 49, heitswesen wird der Einsatz von professi- Falge, 2007, S. 138, Razum et al., 2008, onellen Sprach- und Integrationsmittlern S. 121). Gleichzeitig wird eine überpropor- vorgeschlagen. Professionelle Sprach- tionale Wahrnehmung von Pädiatrie, Gy- und Integrationsmittler unterstützen Fach- näkologie und Geburtshilfe sowie der Not- kräfte im Gesundheitswesen durch fach- fallambulanzen beobachtet (Borde et al., spezifisches Dolmetschen, soziokulturelles 2003, Ghaen, 1999). Vermitteln und Assistenztätigkeiten. Der Artikel geht auf das Tätigkeitsprofil, die Vermittlung, Finanzierung und Qualifizie- Die Ursachen für den ungleichen Zugang rung von Sprach- und Integrationsmittlern zu und die unterschiedliche Nutzung von ein. Neben einer Literaturanalyse basiert Gesundheitsangeboten durch Menschen der Beitrag auf der langjährigen Erfahrung der Migrationsdienste der Diakonie Wup- 1 pertal bei der Etablierung der Dienstleis- Der Begriff „Menschen mit Migrationshintergrund“ meint tung Sprach- und Integrationsmittlung. „alle nach 1949 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Zugewanderten, sowie alle in Deutschland geborenen Ausländer und alle in Deutschland als Deut- sche Geborenen mit zumindest einem zugewanderten oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil“ (Statistisches Bundesamt 2007). Sprach- und Integrationsmittler im Krankenkenhaus www.sprachundintegrationsmittler.org I3
mit Migrationshintergrund sind vielfältig: friedenheit und Zufriedenheit des medizi- die häufige Herkunft aus bildungsfernen nischen Personals. Milieus, Sprachbarrieren, kulturelle Unter- schiede, geringe Kenntnis des Versor- Die Effektivität des Einsatzes medizini- gungssystems, geringes Vertrauen in scher und personeller Ressourcen wird interkulturelle Verständigungsmöglichkei- durch die mangelnde Qualität interkulturel- ten in den Einrichtungen, Scham und eine ler Kommunikation ebenfalls negativ be- niedrige Gesundheitsbildung werden ge- einflusst. Das Risiko von Fehldiagnosen nannt (Falge, 2007, S. 139 und S. 141- und -behandlungen steigt. Ärzte führen 142). Razum et al. (2008, S. 107-118) aufgrund von Unverständnis der Be- identifizieren neben Unterschieden im schwerden des Patienten unnötige und Versicherungsstatus und strukturellen Be- zum Teil kostspielige Tests durch. Auch dingungen wie dem Aufenthaltsstatus un- suchen missverstandene Patienten ihre terschiedliche Krankheitsverständnisse Ärzte öfter auf oder wechseln im so ge- und Kommunikationsprobleme, d.h. nannten Doctor-Hopping den Arzt häufiger Sprachbarrieren und Informationslücken, als der Bevölkerungsdurchschnitt (Razum als zentrale Einflussfaktoren. et al., 2008, S. 110). Eine weitere Folge sprachlicher und kultureller Barrieren ist Eine Studie unter türkischen und deutsch- die niedrigere Compliance der Patienten – sprachigen Patientinnen auf zwei gynäko- bei geringerem Verständnis von Diagnose, logischen Stationen illustriert die Kommu- Prognose, Therapie und Medikation folgen nikationsprobleme: die Patientinnen wur- Patienten mit begrenzten Sprachkenntnis- den u. a. zu ihrer Kenntnis der für sie ge- sen den Behandlungsempfehlungen des stellten Diagnose und Therapie befragt. medizinischen Fachpersonals seltener als Dabei stellte sich nicht nur heraus, dass Muttersprachler (Flores, 2005). die türkischstämmigen Patientinnen die Informationen nicht verstanden hatten, ihr Für Kliniken ist es aufgrund der beschrie- Wissen über die durchgeführten Maßnah- benen Entwicklungen notwendig, auf Fak- men war zum Ende der Therapie sogar toren wie die unterschiedliche Sprach- gesunken – wobei dieses Wissen umso kompetenz, kulturelle Bedürfnisse, unter- geringer war, je weniger Deutschkenntnis- schiedliche Vorstellungen von Gesundheit se die befragten Patientinnen aufwiesen und Krankheit sowie Erwartungen an (Borde/ David, 2004). Gesundheitsdienstleister bei Patienten mit Migrationshintergrund einzugehen. Um die 3 Folgen von Erfüllung ihres Versorgungsauftrages zu Verständigungsbarrieren im gewährleisten, müssen sie ihren Mitarbei- Gesundheitswesen tern – deren Heterogenität ebenfalls zu- Mehrere Studien haben einen Zusam- nimmt – Instrumente anbieten, die einen menhang zwischen der Qualität der inter- angemessenen Umgang mit den genann- kulturellen Kommunikation und den quali- ten Anforderungen ermöglichen. Eine sys- tativen Aspekten der Dienstleistungspro- tematische Berücksichtigung kultureller duktivität in der Gesundheitsversorgung und sprachlicher Vielfalt im Sinne eines festgestellt2. Muela Ribera et al. (2008) Diversity Managements ist im deutschen benennen in ihrer Auswertung von 67 Ori- Gesundheitswesen bisher kaum erkenn- ginalstudien und vier Reviews vier Dimen- bar (Geiger, 2006), obwohl die interkultu- sionen, die von Sprachbarrieren negativ relle Öffnung von Einrichtungen der Re- beeinflusst werden: Zugang zu medizini- gelversorgung im nationalen Integrations- scher Versorgung (insbesondere Präven- plan der Bundesregierung und in Integrati- tion), Behandlungsqualität, Patientenzu- onskonzepten und – gesetzen der Länder festgeschrieben ist (siehe z. B. NIP, 2006, §4 PartIntG Berlin ). 2 Qualitative Produktivitätsaspekte sind z. B. die Zufrie- denheit von Mitarbeitern und Patienten, die Qualität er- brachter Leistungen sowie die Zusammenarbeit der betei- ligten Personen (Bouncken/ Pfannstiel/ Reuschl, 2012, S. 18). Sprach- und Integrationsmittler im Krankenkenhaus www.sprachundintegrationsmittler.org I4
4 Bisherige Lösungen sionelle Vorschläge zur Lösung von Ver- ständigungsproblemen dar. Sie haben den Angesichts der negativen Auswirkungen Vorteil, dass sie einer beruflichen Schwei- von sprachlichen und kulturellen Barrieren gepflicht unterliegen, die für die Akzeptanz überrascht der bisherige Umgang mit den der Mittlerperson eine wichtige Rolle neuen Herausforderungen im Gesund- spielt. Jedoch sind herkömmliche Dolmet- heitswesen. Bisher gibt es keine systema- scher für die speziellen Anforderungen tische Lösung zur Verbesserung der inter- des Gesundheitswesens nicht oder nur kulturellen Kommunikation. Es bestehen unzureichend qualifiziert. Ihnen fehlen die nur Insellösungen, die im Bezug auf Über- Fachkenntnisse, da sie primär für den poli- setzungsqualität, Verfügbarkeit und Pro- tischen, juristischen, wirtschaftlichen oder fessionalität stark variieren und dem tat- technischen Bereich ausgebildet sind. Kul- sächlichen Bedarf nicht genügen. turspezifisches Wissen, etwa über das Verständnis von und den Umgang mit In vielen Fällen werden ad hoc- Krankheit in der Herkunftskultur der Pati- Dolmetscher wie Reinigungskräfte aus enten, werden in der Dolmetscherausbil- dem jeweiligen Herkunftsland, Bekannte, dung nicht vermittelt. Zudem werden die Verwandte und Kinder hinzugezogen. Die- Migrantensprachen, die im Gesundheits- se Personen sind jedoch nur bedingt in wesen gebraucht werden, in der Regel in der Lage, die Inhalte fachgerecht und der Dolmetscherausbildung an deutschen neutral zu vermitteln, Bedeutungsverzer- Universitäten nicht unterrichtet (Bahadir, rungen und Missverständnisse sind wahr- 2009, S. 8). scheinlicher als bei professionellen Dol- metschern. Gerade der Einsatz von Kin- Mehrsprachiges Fachpersonal erzielt gute dern als Dolmetscher ist aufgrund der auf- Wirkungen bei der Beseitigung von Ver- tretenden Rollenkonflikte inadäquat. Zu- ständigungsbarrieren – ihr Einsatz wirkt dem kann das Fachpersonal nicht über- sich positiv auf Versorgungsqualität, Pati- prüfen, ob das Gesagte unverfälscht über- entenzufriedenheit und Behandlungserfolg tragen wird oder ob dem Patienten wichti- aus (Flores, 2005). Vor ihrem Einsatz ge Informationen verschwiegen werden. müssen die Mitarbeiter allerdings in Dol- Der Einsatz von ad hoc-Dolmetschern metsch- und interkultureller Kompetenz erhöht somit das Risiko medizinischer geschult werden, was in der Praxis selten Fehler (Muela Ribera et al., 2008, S. 21- der Fall ist. Auch muss die Klinik sicher- 23). stellten, dass die regulären Arbeitsabläufe durch das Heranziehen zu Dolmetschertä- In vielen Regionen sind mittlerweile niedrig tigkeiten nicht gestört werden (Tamayo, qualifizierte, ehrenamtliche Mittler im 2010, S. 285). Keine Einrichtung wird ganz Gesundheitswesen tätig. Wie bei den auf externe Mittler verzichten können, da meisten ehrenamtlichen Projekten besteht die Häufigkeitsverteilung der Herkunfts- hier eine hohe Fluktuation. Der Einsatz länder des medizinischen Fachpersonals von Ehrenamtlichen hat in der Regelver- sich nicht mit derjenigen der allgemeinen sorgung jedoch seine Grenzen: So stellen Zuwanderungsbevölkerung deckt (Razum sich insbesondere bei Einsätzen im Kran- et al., 2008, S. 112). Der Bedarf an unter- kenhaus (z. B. bei der Übersetzung von schiedlichen Sprachen wird deshalb nicht Patientenverfügungen), als auch bei sehr vollständig durch muttersprachliches persönlichen und folgenreichen Entschei- Fachpersonal abgedeckt werden können dungen Fragen nach der Verlässlichkeit In großen Einheiten haben sich interne des Dolmetschens und der Haftung. Darü- Dolmetscherpools bewährt. So hat z.B. ber hinaus kann in der Praxis die Wahrung das Universitätsklinikum Hamburg- von Neutralität und Schweigepflicht nicht Eppendorf bereits in den 1990er Jahren garantiert werden (Tamayo, 2010, S. 285). selbst Dolmetscher ausgebildet, um den eigenen Bedarf zu decken (Albrecht, Universitär oder an Fachhochschulen 2002). ausgebildete Dolmetscher sowie mutter- sprachliches Fachpersonal stellen profes- Sprach- und Integrationsmittler im Krankenkenhaus www.sprachundintegrationsmittler.org I5
Wie dargestellt finden Kliniken unter- Herkunftskultur des Patienten und das schiedliche Antworten auf die gestiegene deutsche Gesundheitssystem tragen sprachliche und kulturelle Vielfalt, es exis- SprInt zur Situationsanalyse bei und be- tiert jedoch keine einheitliche Lösung. Da- heben Informationsdefizite. Sie weisen bei steht das Gesundheitssystem vor einer zum Beispiel das Fachpersonal auf kultur- strukturellen Herausforderung, die einen spezifische Bedürfnisse der Patienten hin systematischen Ansatz und qualitativ und erklären dem Patienten relevante Be- hochwertige Instrumente verlangt. Für sonderheiten oder fachkulturelle Spezifika Volker Amelung, Vorstandsvorsitzender der deutschen Einrichtung. Bei Bedarf des Bundesverbandes Managed Care, intervenieren sie, um Missverständnisse sind „Angebot und Nachfrage (…) als eine aufzuklären oder Konflikte zu entschärfen wichtige Folge des demografischen Wan- (Tamayo, 2010, S. 285-286). Im Sinne der dels und der Internationalisierung aus dem „Integrationsassistenz“ (Otman, 2007) sind Lot geraten (...) und [verlangen] nach neu- sie zudem in der Lage, die Fachkräfte des en Versorgungsstrukturen. (…) Diese ste- Gesundheitswesens und der sozialen Ar- hen im Gegensatz zu den reinen Produkt- beit mit Migranten bei längeren Assistenz- innovationen für eine Prozessoptimierung aufgaben zu unterstützen. Ihr Berufsethos im Sinne eines effizienten Schnittstellen- verpflichtet Sprach- und Integrationsmittler managements und einer verbesserten zu Verschwiegenheit, Neutralität und Ver- Wertschöpfung.“ (Amelung 2011, S. 15). antwortung. Dazu gehört es Transparenz Dies gilt auch für den Umgang mit sprach- über alles Gesprochene herzustellen und lichen und kulturellen Kommunikationshin- eine klare Rollenteilung mit dem Auftrag- dernissen. Ein Beispiel für gelungenes geber zu wahren, der die Gesprächslei- Schnittstellenmanagement zur Verbesse- tung behält. Gerade die Verschwiegenheit rung von Kommunikationsprozessen ist erhöht neben der Tatsache, dass die Pati- das Dienstleistungsangebot der professio- enten in einer für sie verständlichen Spra- nellen Sprach- und Integrationsmittlung. che informiert und betreut werden, die Chancen auf den raschen Aufbau einer 5 Professionelle Sprach- und Vertrauensbasis (Tamayo, 2011, S. 8). Integrationsmittlung Diese gilt als wichtige Grundlage, um Sprach- und Integrationsmittlung ist eine in Kommunikationssituationen in der Kran- Deutschland relativ neue Dienstleistung, kenhausversorgung erfolgreich zu gestal- die an der Schnittstelle zwischen Berater/ ten – z. B. bei der Patientenaufklärung, Arzt und Klient/ Patient eingesetzt wird, der Diagnose, der Compliance oder im um Kommunikationsprozesse zielgerich- Rahmen des Entlassungsmanagements. tet, erfolgreich und effizient zu gestalten. International ist Sprach- und Integrations- Die Einsatzfelder der Mittler sind vielfältig. mittlung als Community Interpreting be- Ein typischer Einsatz im Krankenhaus ist kannt. Sprach- und Integrationsmittler die Einbindung von SprInt bei der Behand- (kurz: SprInt) sind meist Personen mit ei- lung von frühgeborenen Kindern in sozial- gener Migrationserfahrung. Sie sind pro- pädiatrischen Zentren. Die Mittlertätigkeit- fessionell ausgebildet und im Rahmen beginnt hier beim Aufklärungsgespräch mit einer einheitlichen Zertifizierung tätig. fremdsprachigen Eltern, die über den Gesundheitszustand des Frühchens und Die Funktion von SprInt kommt der von angezeigte therapeutische Maßnahmen Brückenbauern im Gesundheits-, Bil- informiert werden. Durch die mutter- dungs- und Sozialwesen gleich. Sie über- sprachliche Aufklärung verstehen die El- winden Sprachbarrieren zwischen Patien- tern die Situation besser. Dadurch wird die ten und deutschsprachigem Fachpersonal Compliance bei Maßnahmen verbessert, durch fachspezifisches Dolmetschen. An- welche die Eltern ohne das Beisein einer ders als herkömmliche Dolmetscher über- Fachkraft durchführen können (Timmen, setzen sie das Gesagte nicht nur wortwört- 2012). lich, sondern vermitteln auch soziokultu- rell. Mit ihrem Hintergrundwissen über die Sprach- und Integrationsmittler im Krankenkenhaus www.sprachundintegrationsmittler.org I6
Ein weiterer Einsatzbereich für Sprach- tionalen Gehalt des Gesagten besser ein- und Integrationsmittler ist die interkulturel- schätzen können (Timmen, 2012). Zu den le Psychiatrie oder Psychotherapie, bei- Nutzern von SprInt gehören neben Klini- spielsweise für Patienten aus Kriegsgebie- ken und psychiatrischen Einrichtungen ten, die unter einer Traumatisierung lei- auch Träger der Kinder- und Jugendhilfe, den. Der Muttersprache kommt hier als Beratungsstellen der Wohlfahrtsverbände, „Träger von Emotionen und Identität“ Arbeitsvermittlungen, Schulen und KiTas. (Schouler-Ocak, 2010, S. 4) eine beson- dere Bedeutung zu. Eine muttersprachli- 6 Qualifizierung zum Sprach- und che Behandlung ist aufgrund der geringen Integrationsmittler Zahl von Therapeuten mit der gleichen Die Ausbildung zum Sprach- und Integra- Muttersprache wie Flüchtlingspatienten in tionsmittler dauert 18 Monate und wird der Regel nicht möglich. Um den Bedeu- nach bundesweit einheitlichen, hohen tungsverlust in der Übersetzung möglichst Qualitätsstandards durchgeführt3. In meh- gering zu halten, wird der Einsatz von reren Praktika sammeln die Teilnehmer Sprach- und Integrationsmittlern empfoh- intensive Erfahrungen in verschiedenen len (Shouler-Ocak 2005, S. 21). Neben Arbeitsfeldern. In der theoretischen Phase der rein sprachlichen Vermittlung unter- werden insgesamt 20 Fächer unterrichtet, stützen diese den Therapeuten zudem, u.a. fachspezifisches Deutsch, indem sie ihm Kontextwissen über die Dolmetschtraining, interkulturelle Kommu- Herkunftskultur des Patienten mitliefern. nikation, Grundkenntnisse in der Migrati- Kenntnisse der Herkunftskultur der Patien- onssoziologie, Strukturen und Grundlagen ten sind unerlässlich, da jede Kultur unter- des Gesundheitswesens. Die Teilnehmer schiedliche Ausdrucksformen für seelische werden dazu befähigt, interkulturelle As- Probleme findet. U.a. laufen Therapeuten pekte sowie kulturbedingtes Verhalten in mit einem abweichenden kulturellen Hin- einer Gesprächsführung zu erkennen und tergrund als ihre Klienten Gefahr, Symp- aufzugreifen. Die Abschlussprüfung wird tome zu übersehen, wenn sie diese z. B. für den Gesundheitsbereich vom Universi- als kulturspezifische, aber „gesunde“ Ver- tätsklinikum Hamburg-Eppendorf, für den haltensweise interpretieren (Cagala, 2008, Bereich des Dolmetschens von der Uni- S. 235). Sprach- und Integrationsmittler versität Mainz und für den Bereich Soziale können hier gegensteuern, indem sie ihr Arbeit von der Alice-Salomon-Hochschule Wissen über kulturspezifische Erklä- Berlin abgenommen. Die Teilnehmer er- rungsmodelle für Entstehungsbedingun- halten das bundesweit einheitliche SprInt- gen, Symptome, Verläufe und Behand- Zertifikat. Durch die Zertifizierung können lungsmöglichkeiten einer seelischen Er- sich SprInt-Kunden an allen Standorten krankung in die Therapie mit einbringen. auf eine gleichbleibend hohe Qualität der SprInt sind aufgrund ihrer fundierten Aus- Dienstleistung verlassen. Um die Standar- bildung für den Einsatz im therapeutischen disierung der Dienstleistung weiter voran- Setting gut geeignet. Sie vermeiden typi- zubringen, arbeitet eine bundesweite Ar- sche Fehlerquellen, die beim Einsatz mit beitsgruppe4 an der staatlichen Anerken- Laiendolmetschern auftreten, wie etwa nung des Berufsbildes „Sprach- und Integ- das Auslassen, Hinzufügen oder Vereinfa- rationsmittler/-in“. chen von Informationen (Vasquez, et al., 1991, S. 164, zitiert in Cagala, 2008, S. 7 Wirksamkeit von professionellen 243). SprInt übersetzen im Therapiege- Mittlern spräch das Gesagte wortwörtlich. Erst in Die Wirksamkeit speziell ausgebildeter Vor- oder Nachgesprächen geben sie den Mittler ist im Gesundheitswesen hinrei- Therapeuten Hinweise über kultur- und chend nachgewiesen: Gehrig, et al. (2012) migrationsspezifische Aspekte. Therapeu- ten schätzen an der Arbeit mit SprInt zu- 3 dem, dass sie sich im Therapiegespräch Mittlerweile wurden bundesweit rund 100 Personen nach diesem Modell ausgebildet. auf die non-verbale Kommunikation des 4 Für weitere Hinweise zur Berufsbildentwicklung und Patienten konzentrieren und so den emo- zur Bundesarbeitsgruppe siehe http://www.sprint- transfer.de/berufsbild Sprach- und Integrationsmittler im Krankenkenhaus www.sprachundintegrationsmittler.org I7
stellten in ihrer Untersuchung des interkul- che Übersetzungen; Referententätigkeiten turellen Dolmetschens5 im Rahmen des für Fortbildung etwa zu kulturspezifischen zweiten Gesundheitsmonitorings der Themen oder bei Diversity Trainings. Die Schweizer Migrationsbevölkerung fest, Zentralen sind als Pools von Sprach- und dass sich der Einsatz von interkulturellen Integrationsmittlern strukturiert, die teils in Dolmetschern positiv auf Vorsorgeverhal- Festanstellung, teils auf Honorarbasis be- ten, Genesungsprozess und zukünftigen schäftigt sind. Die Poollösung stellt laut Gesundheitszustand allophoner Patienten einer Studie im Auftrag des Bundesminis- auswirkt. Für Bischoff und Steinauer teriums für Arbeit und Soziales die sinn- (2007) ist der Einsatz professioneller Mitt- vollste Vorgehensweise zur Etablierung ler diejenige Strategie, die zur besten Be- eines flächendeckenden Angebots an handlungsqualität bei fremdsprachigen Sprach- und Integrationsmittlung dar (Be- Patienten führt. Karliner et al. (2007) ana- cker et al., 2010, S. 6 und S. 86-87). lysierten 21 Studien mit empirischen Ver- gleichen zwischen professionellen und ad Der Vermittlungsservice bietet für die Nut- hoc-Dolmetschern in den Bereichen zer erhebliche Vorteile gegenüber internen Kommunikation, Zugang zur klinischen oder ad hoc-Lösungen: Er richtet sich an Versorgung, Behandlungsergebnis und alle Institutionen und Einrichtungen in ei- Patientenzufriedenheit. Die ausgebildeten ner Region und deckt den vorhandenen Dolmetscher verbesserten die Qualität in Bedarf an kultursensiblen Dolmetscher- allen vier gemessenen Bereichen so, dass Einsätzen in angemessener Qualität ab. nur noch schwache bis gar keine Unter- Der Pool ist leistungsfähig im Sinne einer schiede zwischen den Patienten mit und ständigen und kurzfristigen Verfügbarkeit ohne sprachlichen Verständigungsproble- von Sprach- und Integrationsmittlern. Er men festgestellt werden konnten. Dage- bietet ein breites Spektrum an Sprachen gen traten im Vergleich zu ad hoc- und Dialekten an. Die professionelle Or- Dolmetschern deutliche Qualitätsunter- ganisation des Pools mittels einem Online- schiede auf. Bestellverfahren und dem Einsatz moder- ner Vermittlungssoftware reduziert die Suchkosten für Auftraggeber und verein- 8 Die Vermittlungszentrale: Service facht die Organisation der Einsätze. Kun- und effiziente Buchung von Sprach- den erhalten einen zentralen Ansprech- und Integrationsmittlern partner für Buchungen und Abrechnungen. Die Dienstleistung der Sprach- und Integ- Die Zentrale kann zudem auf besondere rationsmittler kann über regionale Vermitt- Bedürfnisse der Kunden eingehen, sei es lungszentralen bedarfsgerecht und flexibel beim Abrechnungsverfahren oder auch abgerufen werden.6 Das Angebot umfasst hinsichtlich des Geschlechts, der regiona- die Dienstleistungen: Sprach- und Integra- len Herkunft oder der Branchenkenntnis tionsmittlung bei Face-to-Face- der eingesetzten Mittler. Interaktionen mit Patienten bzw. Klienten 9 Finanzierung von Sprach- und mit Migrationshintergrund; Sprach- und Integrationsmittlereinsätzen Integrationsmittlung per Telefon; schriftli- Eine häufig auftauchende Frage ist die nach der Finanzierung der Einsätze. Das 5 Interkulturelles Dolmetschen ist der Sprach- und Integ- zu lösende Problem ist dabei weniger die rationsmittlung ähnliche Dienstleistung, die in der Schweiz bereits als Berufsbild anerkannt ist. Weiter In- Höhe der Kosten als die Zuordnung zur formationen siehe www.inter-pret.ch richtigen Kostenstelle. Bisher sind Kran- 6 Die Diakonie Wuppertal unterstützt durch das Trans- kenkassen nicht bereit, generell zusätzli- ferzentrum Sprach- und Integrationsmittlung seit meh- che Mittel für Dolmetscherleistungen be- reren Jahren die Qualifizierung von SprInt und den Aufbau von Vermittlungszentralen im gesamten Bun- reitzustellen, da es sich hierbei um keine desgebiet mit dem Ziel einer bedarfsgerechten Ver- medizinische Tätigkeit handele (Tamayo, sorgung. Mittlerweile existieren solche Vermittlungs- zentralen in: Aachen, Augsburg, Düsseldorf, Erfurt, 2011, S. 8). Aufgrund der nicht vorhande- Essen, Göttingen, Leipzig, Potsdam, Rostock und nen Regelfinanzierung haben viele Klini- Wuppertal. Eine Übersicht über die Zentralen finden Sie auf www.sprint-transfer.de. Sprach- und Integrationsmittler im Krankenkenhaus www.sprachundintegrationsmittler.org I8
ken eigene Lösungen entwickelt, um die scher und sechs Krankenhäuser sahen die Einsätze zu finanzieren. Verantwortung für die erfolgreiche Ver- ständigung ganz bei den Patienten (Ver- In der Praxis rechnen somatische Kliniken braucherzentrale Nordrhein-Westfalen, SprInt-Einsätze im Rahmen der Fallpau- 2005, zitiert in: Razum et al., 2008, S. schale (DRG) gemäß §39 SGB V, §17 b 114). KHG, sowie §2 Krankenhausentgeltgesetz (KHEntgG) ab. Dabei gilt der Grundsatz, 10 Finanzieller Nutzen von Sprach- dass im Rahmen des Versorgungsauftrags und Integrationsmittlung alle Leistungen zu erbringen sind, die im In der Diskussion um die Finanzierung von Einzelfall nach Art und Schwere der SprInt-Einsätzen sind sich Krankenhäuser Krankheit für die medizinische Versorgung zudem oft nicht der Kosten bewusst, die der Versicherten notwendig sind. In psy- durch Fehlkommunikationen entstehen. chiatrischen Kliniken erfolgt die Finanzie- Möglicherweise motivieren die erwarteten rung von Sprach- und Integrationsmittlung finanziellen Einsparungen Krankenhäuser über die Verordnung zur Regelung der zum verstärkten Einsatz von Sprach- und Krankenhauspflegesätze (Bundespflege- Integrationsmittlern. Eine Kostenwirksam- satzverordnung – BPflV). Häufig gehen keitsstudie in der Schweiz kam zu dem Kliniken, die schon länger mit SprInt arbei- Schluss, dass die Einführung professionel- ten, dazu über, eigene Dolmetscherbud- ler Sprach- und Integrationsmittlung den gets einzurichten (Tamayo, 2011, S. 8). Charakter einer Investition habe: Zuerst So werden bürokratische Hürden abge- kosten die Einsätze Geld und das baut und die Einsätze lassen sich leichter Gesundheitswesen wird intensiver von in den Klinikalltag integrieren. Migranten genutzt, weil Zugangsbarrieren wegfallen. Die Investition zahle sich aber Die Erfahrung aus der Praxis der Vermitt- durch einen mittel- bis langfristig verbes- lungszentralen zeigt, dass die Bereitschaft serten Gesundheitszustand der Zuwande- zur Mobilisierung von Ressourcen mit der rer aus (Gehrig et al., 2009). Sensibilisierung für die Notwendigkeit von guter interkultureller Kommunikation zu- Muela Ribera et al. (2008, S. 17-21) zei- sammenhängt. Möglichkeiten zur Finan- gen das Einsparpotenzial, dass sich durch zierung werden dann gefunden, wenn Kli- den Einsatz von professionellen Mittlern niken die Vorteile der Sprach- und Integra- ergibt, an zwei Rechenbeispielen aus der tionsmittlung– seien es Kostenersparnis- Behandlung von Diabetespatienten. So se, effizientere Arbeitsabläufe oder verweilen stationär behandelte zufriedenere Patienten und Mitarbeiter– Diabetespatienten mit Sprachbarrieren im kennengelernt haben. Durchschnitt 1,8 Tage länger im Kranken- haus verglichen mit Patienten ohne Die Mehrheit der Krankenhäuser ist jedoch Sprachschwierigkeiten. Eine Hochrech- noch nicht ausreichend für die Bedeutung nung für Belgien ergab hier ein Einsparpo- einer hohen Kommunikationsqualität und tenzial von 1.804.302 € in 6 Monaten, die positive Wirkung von professionellen wenn durch Dolmetschereinsätze dieser Mittlern sensibilisiert. Symptomatisch ist Unterschied nivelliert würde - eine Sum- das Ergebnis einer Umfrage unter 35 me, von der zum Beispiel 90 Dolmetscher- Krankenhäusern in Nordrhein-Westfalen Vollzeitstellen finanziert werden könnten. und Rheinland-Pfalz in elf Städten mit ho- Ein zweites Rechenbeispiel aus dem US- hem Migrationsanteil. Nur eines der Kran- amerikanischen Raum bezieht sich auf kenhäuser würde einen professionellen den „diabetischen Fuß“ mit erhöhtem Am- Dolmetscher bei der Behandlung von Pa- putationsrisiko, ein Problem das zwischen tienten mit begrenzten Sprachkenntnissen 3% und 8% der Diabetespatienten betrifft. oder kulturellen Verständigungsbarrieren Bis zu 20% der Gesamtkosten im hinzuziehen, vier Krankenhäuser würden Diabetesbereich sind auf die Behandlung fremdsprachiges Personal hinzuziehen, 24 des „diabetischen Fußes“ zurückzuführen. Krankenhäuser hofften auf Zufallsdolmet- Dabei könnte eine frühzeitige Entdeckung Sprach- und Integrationsmittler im Krankenkenhaus www.sprachundintegrationsmittler.org I9
dieses Symptoms und eine entsprechende Behandlung 50% der Amputationen ver- Auch die Frage der Finanzierung von meiden. Häufig wird die rechtzeitige Diag- SprInt-Einsätzen wird in der Praxis von nose des diabetischen Fußes aber durch vielen Kliniken bereits beantwortet. Lö- Kommunikationsprobleme verhindert, da sungen wie die Einrichtung interner Dol- der fremdsprachige Patient die typischen metscherbudgets werden dann geschaf- Hautveränderungen dem behandelnden fen, wenn medizinisches Fachpersonal Arzt nicht mitteilt. Dabei entstünde, wenn und Krankenhausmanagement über den durch die Intervention eines Dolmetschers Nutzen professioneller Mittlertätigkeiten auch nur ein Fall von Wundbrand beim aufgeklärt sind. Dies erfolgt am effektivs- Fuß vermieden würde, im Gesundheits- ten über die persönliche Erfahrung mit wesen eine Kostenersparnis in Höhe des SpInt. Jahresgehalts dieses Dolmetschers (über 40.000 US $). Die Mehrheit der Krankenhäuser ist jedoch bisher unzureichend für die Notwendigkeit 11 Fazit einer besseren interkulturellen Kommuni- Trotz der erhöhten Notwendigkeit einer kation sensibilisiert. Weitere Aufklärungs- professionellen, interkulturellen Kommuni- arbeit und ein Umdenken von Entschei- kation im Krankenhaus wurde bisher noch dungsträgern hin zu einem inklusiven Ver- keine systematische Antwort auf die neu- ständnis des eigenen Versorgungsauftra- en Herausforderungen in Verbindung mit ges sind notwendig. Deshalb sollte das der gestiegenen kulturellen und sprachli- Thema Kommunikationsqualität systema- chen Vielfalt gefunden. Bisherige Angebo- tisch in Organisationsentwicklungsprozes- te zur Überwindung von Verständigungs- sen aufgegriffen werden. Professionelle barrieren reichen in ihrer Qualität oder Sprach- und Integrationsmittler sollten als Verfügbarkeit nicht aus um die vorhande- Instrument im Rahmen des Diversity Ma- nen Kommunikationsdefizite ausreichend nagement oder Qualitätsmanagement ge- zu beheben. nutzt werden. Ein weiterer Ansatz stellt die interkulturelle Fortbildung für medizini- Die Dienstleistung der Sprach- und Integ- sches Fachpersonal im Rahmen der Per- rationsmittler bietet eine professionelle sonalentwicklung dar. Der offensive Ein- Lösung mit hohen, bundeseinheitlichen satz von professionellen Sprach- und In- Qualitätsstandards, die zudem über Ver- tegrationsmittlern kann nicht zuletzt im mittlungszentralen einfach abgerufen wer- Krankenhausmarketing als Qualitäts- den kann. Der Einsatz professioneller Mitt- merkmal gelten und im Wettbewerb um ler wirkt sich positiver auf den Gesund- ausländische Patienten und Patienten mit heitszustand, den Zugang zu Versor- Migrationshintergrund genutzt werden. gungsleistungen und die Mitarbeiter- und Patientenzufriedenheit aus als dies beim Einsatz von Laiendolmetschern der Fall ist. Sprach- und Integrationsmittler im Krankenkenhaus www.sprachundintegrationsmittler.org I 10
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Autorenbiografien Fabian Junge ist wissenschaftlicher Mitarbeiter mit dem Schwerpunkt Öffentlichkeitsarbeit am Transferzentrum Sprach- und Integrationsmittlung der Migrationsdienste der Diakonie Wuppertal. Er studierte Politikwissenschaft in Berlin, Marburg und Singapur. Aus seiner mehrjährigen Tätigkeit in der Menschenrechts- und Entwicklungszusammenarbeit in Südost- asien ist er mit den Fallstricken interkultureller Kommunikation gut vertraut. Antje Schwarze ist wissenschaftlicher Mitarbeiterin am Transferzentrum Sprach- und Integra- tionsmittlung. Ihren Schwerpunkt legt die Ethnologin auf die Beratung zur Qualifizierung pro- fessioneller Sprach- und Integrationsmittler/-innen und zum Aufbau von Vermittlungszentra- len. Von 2009 bis 2011 leitete Schwarze das Transferzentrum und entwickelte das Curricu- lum und Prüfungskonzept für die Ausbildung von Sprach- und Integrationsmittler/-innen mit. Zuvor war sie viele Jahre im Bereich der Organisationsentwicklung, beruflichen Bildung und Integrationsarbeit tätig. Für weitere Informationen stehen zur Verfügung: Servicestelle Sprach- und Integrationsmittlung Antje Schwarze, wissenschaftliche Mitarbeiterin schwarze@migrationsdienst-wuppertal.de Fabian Junge, wissenschaftlicher Mitarbeiter | Öffentlichkeitsarbeit junge@migrationsdienst-wuppertal.de Diakonie Wuppertal - Migrationsdienste Ludwigstr. 22 42105 Wuppertal Tel.: 0202/ 97444-724 www.sprachundintegrationsmittler.org www.sprint-wuppertal.de Sprach- und Integrationsmittler im Krankenkenhaus www.sprachundintegrationsmittler.org I 13
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