Was ist bloß mit dem KAV los? - PROGIPARK

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Was ist bloß mit dem KAV los? - PROGIPARK
P.b.b. Abs.: Ärztekammer für Wien, Weihburggasse 10-12, 1010 Wien, 15Z040303 M   Postaufgabenummer: 03

                 INFORMATIONEN DER ÄRZTEKAMMER FÜR WIEN                                                      03 2016

                      Was ist bloß mit dem KAV los?
                         Der Wiener Krankenanstaltenverbund spart die Wiener Gemeindespitäler kaputt. Und während
                         sich die Lage dramatisch zuspitzt und sich die Missstände häufen, ignoriert der KAV die Anliegen
                         der Patienten, der angestellten Ärztinnen und Ärzte sowie die Sparvorschläge der Ärztekammer.

                                                                                                                           Versäumnisse sind im KAV aller-
                                                                                                                        dings Programm. Die KAV-General-
                                                                                                                        direktion setzt die Sparvorschläge der
                                                                                                                        Ärztekammer entweder konsequent
                                                                                                                        nicht um oder ignoriert sie geflissent-
                                                                                                                        lich, obwohl sie in den Spitälern Ein-
                                                                                                                        sparungen bringen würden, ohne dabei
                                                                                                                        die Patientenversorgung zu gefährden.

                                                                                                                        ÜBERBORDENDE BÜROKRATIE. Ha-
                                                                                                                        ben Sie gewusst, dass in den Wiener
                                                                                                                        Gemeindespitälern auf ein Spitalsbett
                                                                                                                        ein Verwaltungsmitarbeiter kommt?
                                                                                                                        Damit hat Wien nahezu doppelt so viel
                                                                                                                        Verwaltungspersonal wie alle anderen
                                                                                                                        Bundesländer. Diese überbordende
                                                                                                                        Bürokratie könnte man abbauen, ver-
triloks/iStock

                                                                                                                        schlanken und die freien Ressourcen
                                                                                                                        in die Patientenbetreuung stecken.
                                                                                                                        So lautet eine weitere Forderung der

                         I m Vorjahr machte die Ärztekammer
                           einen konstruktiven Vorschlag zur
                         Entlastung des medizinischen Perso-
                                                                 Der Wiener Krankenanstaltenverbund
                                                                 (KAV) stimmte zu.
                                                                    Das war die gute Nachricht. Die
                                                                                                                        ­Ärztekammer. Auch sie findet keinen
                                                                                                                         Widerhall.
                                                                                                                            Ein anderer Vorschlag ist der Aus-
                         nals in den Gemeindespitälern: Die      schlechte Nachricht ist, dass seither                   bau der Sonderklasse. In den Ordens­
                         zentralen Notaufnahmen sollten auf      wenig passiert ist. In den meisten Spi-                 spitälern liegt dieser Anteil bei 20
                         Vordermann gebracht und medizinisch     tälern warten die betroffenen Kollegin-                 Prozent und bringt schöne Umsätze,
                                                                 nen und Kollegen heute noch auf die                     während er in den KAV-Spitälern gera-
                                                                 Umsetzung. Vermutlich vergeblich,                       de einmal 5 Prozent beträgt. Doch der
                 Das Fass zum Überlaufen brachte                 denn durch die aktuellen S­ treichungen                 KAV verzichtet freiwillig auf Mehrein-
                 letztlich die flächendeckende                   der Nachtdienste versandete das Vor-                    nahmen durch Sonderklassepatienten.
                                                                 haben erst recht. Letztlich war alles                   Er kürzt stattdessen lieber die Leis-
                 Streichung von Nachtdiensten.                   Makulatur.                                              tungen für die Patienten und schlägt
                                                                    »Die Versäumnisse der Stadt Wien                     nebenbei die angestellten Ärztinnen
                                                                                                                         ­
                                                                 und des KAV sind ein Schlag in das                      und Ärzte vor den Kopf.
                         nicht notwendige Rettungszufahrten      Gesicht der Kolleginnen und Kolle-                         Dabei wäre es hoch an der Zeit, die
                         über den Ärztefunkdienst abgewickelt    gen, die letztes Jahr für dringende                     Spitalsärzteschaft in die Planungen
                         werden. Diese beiden Maßnahmen          Änderungen so hart gekämpft haben«,                     einzubinden, die schwerfälligen Perso-
                         würden Kosten sparen und das medi-      sagt Ärztekammerpräsident Thomas                        nalkommissionen zu reformieren und
                         zinische Personal deutlich entlasten.   Szekeres.                                                                            Fortsetzung auf Seite 2

                                                                                                                                            03_2016 STANDPUNKTE                1
Was ist bloß mit dem KAV los? - PROGIPARK
Fortsetzung von Seite 1                   flächendeckende Streichung von           der Spitalsärzte hat mittlerweile ei-
                                      die Kompetenzen zwischen KAV,             Nachtdiensten. »Das ist ohne vor-        nen neuen Höhepunkt erreicht und
                                      MA1 und MA2 klar zu regeln.               herige Evaluation oder Diskussion        bringt allenfalls die Betroffenen auf
                                         Doch anstatt echte Reformen zu         beschlossen worden. Ein glatter Ver-     die Barrikaden.
                                      initiieren, trifft der KAV laufend un-    tragsbruch«, schäumt Ärztekammer-            Eigentlich ist es die Aufgabe des
                                      verständliche Entscheidungen und          präsident Thomas Szekeres. Ausge-        hoch bezahlten KAV-Managements,
                                      lässt ansonsten das Chaos regie-          rechnet zu Beginn der sommerlichen       sich die Köpfe darüber zu zerbrechen,
                                      ren, das von Tag zu Tag größer wird.      Urlaubszeit ließ der KAV die Bombe       wie die Wiener Gemeinde­       spitäler
                                                                                platzen und verordnete die Reduk-        ­effizienter und patientenfreundlicher
                                                                                tion von 40 Nachtdiensträdern und         geführt werden können. Mit ihrer
                                                                                die Einführung eines Schichtdienst-       Brachialstrategie, die negative Kon-
                »Die Versäumnisse der Stadt Wien                                modells mit 12,5 Stunden auf allen        sequenzen für Patienten und Perso-
                und des KAV sind ein Schlag in das                              Stationen. »Der KAV zielt darauf ab,      nal nicht mitbedenkt, werden sie das
                Gesicht der Kolleginnen und Kollegen,                           dass die Kolleginnen und Kollegen         wohl nicht erreichen. Im Gegenteil:
                                                                                überhaupt nur mehr 40 Stunden             Der jüngste »Schachzug« der ersatz-
                die letztes Jahr für dringende Änderun-
                                                                                arbeiten dürfen«, analysierte Ge-         losen Nachtdienststreichungen führt
                gen so hart gekämpft haben.«                                    sundheitsökonom Ernest Pichlbauer         schnurstracks zu Qualitätseinbußen
                Thomas Szekeres                                                 prompt das Vorgehen im Interview          in der Gesundheitsversorgung, zu
                                                                                mit der Tageszeitung DER STAN-            längeren Wartezeiten für die Patien-
                                      ­ tationsschließungen, Personalstrei-
                                      S                                         DARD. Bei gleich bleibender Zahl          ten und schwierigeren Abstimmun-
                                      chungen und Überbelegungen: Das           der Patienten würden enorm viele          gen zwischen den Mitarbeitern.
                                      sind die Schlagworte, die im Zusam-       Arbeitsstunden wegfallen, warf der           Unter der mangelnden Anwesen-
                                      menhang mit dem KAV immer öfter           Betriebsrat sogleich ein. An die 1000     heit von Ärzten werden sicher auch
                                      fallen. So wurde erst Ende Mai dieses     Vollzeitstellen fallen dem Sparwahn       die Kolleginnen und Kollegen in
                                      Jahres die Orthopädie im Otto-Wag-        des KAV zum Opfer. Die Frustration        Ausbildung leiden.
                                      ner-Spital »umgewandelt«. Dabei
                                      wurde eine ganze Station geschlossen,
                                      eine weitere mutierte zur Wochen­
                                      klinik. Das Ergebnis: Die bisher           Tod im Gangbett
                                      zweitgrößte Orthopädie Wiens mit
                                      120 Betten ist mittlerweile zur kleins-    Warum schweigt die gemeindeeigene Patientenanwältin Pilz zu
                                      ten geschrumpft und beherbergt nur         skandalösen Vorfällen?
                                      mehr 75 Betten unter der Woche und
                                      50 an den Wochenenden.                     Der 70-jährige Patient war nach einer Sturzverletzung im Jänner dieses
                                          Weitere Beispiele gefällig? Die        Jahres - wie man erst viel später erfuhr - ins SMZ Ost/Donauspital einge-
                                      Wiener Häftlingspsychiatrie, die           liefert worden. Nach der unfallchirurgischen Versorgung brachte man ihn
                                      über die Grenzen Österreichs hinaus        in der Nacht vor seiner geplanten Entlassung in einem Gangbett unter. In
                                      einen guten Ruf genießt, wird dem-         den frühen Morgenstunden verstarb der Patient mit einer kardialen Ursa-
                                      nächst ersatzlos geschlossen (siehe        che im Gangbett.
                                      auch Interview auf Seite 3). Doch da-
                                      mit nicht genug: In ganz Wien wur-         Die Empörung unter den Spitalsmitarbeitern war groß. Wieso konnte in der
                                      den - an der Ärztekammer vorbei - 52       Unfallchirurgie kein freies Notfallbett aufgetrieben werden? Warum muss
                                      Turnusarztposten gestrichen. Und           ein Patient die letzten Stunden seines Lebens in einem Gangbett verbringen?
                                      dann kommt noch der Todesfall im           »Gangbetten sind mit der Menschenwürde nicht vereinbar und sollten schon
                                      Donauspital (siehe rechts). Traurig!       lange der Vergangenheit angehören«, ermahnt Ärztekammerpräsident Tho-
                                                                                 mas Szekeres.
                                      NACHTDIENST ADE! Das Fass zum
                                      Überlaufen brachte letztlich die           Die Gangbettenproblematik ist nur eine von vielen, die vom Wiener Kranken-
                                                                                 anstaltenverbund nicht gelöst wird. Besonders auffallend dabei ist, dass die
                                                                                 gemeindeeigene Wiener Pflege- und Patientenanwältin Sigrid Pilz zu solch
                       Mein Standpunkt:                                          skandalösen Vorfällen beharrlich schweigt. Szekeres: »Diese I­naktivität ist
                               »Die Vereinbarung vom Juli 2015 war ein           ­erschreckend. Was muss eigentlich noch alles passieren, dass Frau Pilz ihren
Stefan Seelig

                               konstruktiver Reformbeitrag der Ärztekam-          Aufgaben nachkommt und sich um die Interessen der Patienten kümmert?«
                               mer. Da der KAV versucht, einzelne Maß-
                               nahmen diktatorisch durchzudrücken, darf          Das tragische Ereignis im Donauspital ist nur die Spitze des Eisbergs. In
                    man sich nicht wundern, dass die Ärzteschaft das nicht       den Wiener Gemeindespitälern sind Missstände, wie überfüllte Ambulanzen,­
                    widerspruchslos hinnimmt.«                                   lange Wartezeiten und Betten in Nischen und Gängen, trauriger Spitals­
                    Ärztekammer-Vizepräsident Hermann Leitner                    alltag. Die politisch Verantwortlichen haben damit anscheinend kein Prob-
                                                                                 lem. Nachhaltige Reformen sind nicht in Sicht.

                2      STANDPUNKTE 03_2016
Was ist bloß mit dem KAV los? - PROGIPARK
»Weder menschlich
                                                             noch fachlich vertretbar«
                                                             2017 soll die Forensische Akutpsychiatrie im Pavillon 23 des
                                                             Otto-Wagner Spitals geschlossen werden. STANDPUNKTE
                                                             sprach mit Harald David, der die Abteilung 16 Jahre lang leitete,
Michaela Obermair

                                                             über den Kahlschlag der wichtigen Einrichtung und den damit
                                                             einhergehenden Niedergang der praktischen Fachausbildung.

                    STANDPUNKTE: Sie haben die Ab-           und das Ganze bei einem ohnehin         Nicht, solange die oberste Prio-
                    teilung für Forensische Psychiatrie      akuten Bettenmangel. Am Gang vor        rität der Politik bei kurzfristigen
                    und Alkoholkranke in Wien viele          dem Zimmer wird ein Justizwache­        Einsparungen liegt. Natürlich wäre
                    Jahre lang geleitet und entwickelt.      beamter sitzen, was einerseits          es wünschenswert, die fachlich und
                    Mittlerweile sind die Suchtstation       teuer ist und andererseits zu einer     menschlich beste Lösung zu finden.
                    und die Langzeitstation geschlos-        angespannten Atmosphäre für die         Die Schließung der Akutpsychiat-
                    sen. 2017 soll auch die Akutstation      übrigen psychiatrischen Patienten
                    dichtgemacht werden. Wie geht            führen wird. Häftlinge dürfen au-
                    es Ihnen mit dieser schrittweisen        ßerdem nicht mit anderen Patienten
                    Demontage ganzer psychiatrischer         an Gruppentherapien und sons-           »Diese Entwicklung führt in eine
                    Fachbereiche?                            tigen Aktivitäten teilnehmen. Das       falsche Richtung. Schließlich haben wir
                    David: Mir tun sowohl die psychia-       wiederum beeinträchtigt die offene      hier ein Kompetenzzentrum mit einem
                    trisch akut erkrankten Strafgefange-     Psychiatrie, auf die wir so stolz
                    nen und Untersuchungshäftlinge als       sind. Was wird also passieren? Die
                                                                                                     exzellenten Ruf aufgebaut, das nun einem
                    auch die Mitarbeiter der Abteilung       psychisch kranken Strafgefangenen       falschen Sparzwang zum Opfer fällt.«
                    leid, weil es für beide Gruppen keine    werden rasch entlassen, um genauso      Harald David
                    adäquaten Angebote mehr geben            schnell wieder im Spital zu landen,
                    wird. Diese Entwicklung führt in         wo alles von vorne beginnt. Aus all
                    eine falsche Richtung. Schließlich       diesen Gründen können Häftlinge         rie schafft nur Probleme. Sie führt
                    haben wir hier ein Kompetenz­            eigentlich nicht in einer allgemeinen   dazu, dass die psychisch erkrankten
                    zentrum mit einem exzellenten Ruf        Psychiatrie behandelt werden.           Straftäter in Zukunft schlechter be-
                    aufgebaut, das nun einem falschen                                                handelt werden, früher in die Jus-
                    Sparzwang zum Opfer fällt. Das ist       Wie wird sich die Schließung auf        tizanstalten rücküberstellt werden
                    umso tragischer, als der Pavillon 23     die psychiatrische Fachausbildung       und die Überstunden des Wach-
                    – damals noch mit der Langzeitstati-     in Wien auswirken?                      personals steigen – was wiederum
                    on – EU-weit als Vorzeigeprojekt für     Der Pavillon 23 war immer eine          eine sinkende Betreuungsqualität in
                    die moderne psychiatrische Forensik      moderne Ausbildungsstätte, wo wir       den Haftanstalten nach sich ziehen
                    gegolten hat.                            den Kolleginnen und Kollegen auch       wird. Man erspart sich letztlich
                                                             gezeigt haben, wie man forensische      nichts. Hinzu kommt, dass junge
                    Was haben die Patienten der              Gutachten erstellt. Wenn die Foren-     Kolleginnen und Kollegen keine Er-
                    Forensik nach der Schließung zu          sische Akutpsychiatrie geschlossen      fahrungen mehr auf diesem Gebiet
                    erwarten?                                wird, geht nach dem Wegfall des         sammeln können. Die Schließung
                    Diese oft schwierigen Patienten          Suchtzentrums bereits das zweite        ist somit weder menschlich noch
                    müssen von den öffentlichen Kran-        Praxismodul von insgesamt sechs         fachlich vertretbar.
                    kenanstalten übernommen werden.          verloren. Diese beiden Module
                    Vermutlich werden die psychiatri-        werden in Wien nur mehr theore-
                    schen Regionalabteilungen mit der        tisch oder im ambulanten Bereich
                    neuen Aufgabe fachlich überfordert       erlernbar sein. Hier wird definitiv      Zur Person
                    sein, da ihnen die Spezialisierung       wertvolles Praxiswissen vernichtet.
                    fehlt. Hinzu kommt, dass ein                                                      Prim. i.R. MR Dr. Harald P. David, Facharzt für Psychi-
                    geisteskranker Rechtsbrecher nicht       Ist es denn nicht mehr möglich,          atrie und Neurologie, war von 1995 bis 2011 Leiter der
                    mit einem anderen psychiatrischen        die Politik von der Wichtigkeit          Abteilung für Forensische Psychiatrie und Alkoholkran-
                    Patienten ein Zimmer teilen darf.        der Abteilung zu überzeugen und          ke im Otto-Wagner Spital.
                    Es wird also oft ein Bett freibleiben,   eine Schließung abzuwenden?

                                                                                                                                    03_2016 STANDPUNKTE         3
Was ist bloß mit dem KAV los? - PROGIPARK
Hausarzt reloaded:
                               Medizinische Versorgung neu!
                               Würde der Hausarzt eine zentrale Rolle im Patientenmanagement einnehmen,
                               wäre allen geholfen: Den Patienten, den Ärzten und den Krankenkassen.

                               F  ür Patienten zahlt es sich offen-
                                  bar aus, bei einer Krankheit zu-
                               erst den Hausarzt aufzusuchen und
                               sich von ihm erzählen zu lassen, wie
                               die weitere Behandlung zu erfolgen
                               hat. Patienten landen dann nicht so
                               oft im Krankenhaus, haben weniger
                               Amputationen bei Diabetes - und die
                               Lebensqualität steigt ebenfalls. Und
                               ganz nebenbei erspart sich die Kran-

         »Als Arzt des Vertrauens soll und muss
         der Hausarzt ein Berater und Koordinator
         sein, der einen Patienten ganzheitlich

                                                                                                                                                     claudiobaba/iStock
         ein Leben lang betreut und ihn auf
         den richtigen Weg im Gesund­-
         heitssystem führt.«
         Wolfgang Werner
                                                                       ­aden-Württemberg geht bereits
                                                                       B                                     führt von der Vorarlberger Kranken-
                                                                       ins neunte Jahr und hat bei den 1,4   hausbetriebsgesellschaft und die an-
                               kenkasse viel Geld durch die bessere    Millionen Versicherten viele Kom­     dere vom Landesklinikum Amstetten
                               Koordinierung der Behandlungs­          plikationen und Krankenhausein-       – untermauern die Erfahrungen aus
                               ebenen Hausarzt, Facharzt und Spital.   weisungen verhindert. So wurden       Deutschland. Sie kommen zu der
                               Zu diesem Ergebnis kommt eine ak-       zwischen 2011 und 2014 in etwa        Schlussfolgerung, dass 60 Prozent
                               tuelle Studie, die von der AOK ­Baden   40.000 Klinikeinweisungen weniger     aller Selbstzuweiser im Spital auch
                               Württemberg durchgeführt wurde          als in der Regelversorgung regist-    von niedergelassenen Allgemein­
                               - übrigens der einzigen Krankenkasse    riert und 30 Prozent Magen- oder      medizinern behandelbar wären. Das
                               in Deutschland, die ein eigenes Haus-   Darm-Operationen weniger ver-         ruft natürlich auch in Österreich die
                               arztmodell ernsthaft umsetzt.           zeichnet. Bei 119.000 Diabetikern     Hausärzte auf den Plan.
                                                                       wurden 1700 Komplikationen wie
                               ERFOLGREICH       UMGESETZT.      Das   Fußamputationen,         Erblindun-   NEUE ROLLE FÜR HAUSÄRZTE. Die
                               erfolg­
                                     reiche    Hausarztmodell     in   gen oder Schlaganfälle durch die      Ärztekammer hat ein zukunftswei-
                                                                       gute hausärztliche Betreuung ab-      sendes Modell entwickelt, das die
                                                                       gewehrt. Das Allerbeste: So ein       Hausärzte – neben ihrem hohen
                Mein Standpunkt:                                       Hausarztmodell rechnet sich, ob-
                                                                       ­                                     Vertrauensstatus bei den Patienten
                          »Die Primärversorgung 2020 beruht            wohl die im Projekt befindlichen      – auch zu Lotsen im ärztlichen Ange-
                          auf dem Konzept Hausarzt und Gruppen­        Hausärzte wegen der sogenannten       botsdschungel macht.
                          praxis. Sie soll ausschließlich im Rahmen    »Chroniker-Programme« und der         »Als Arzt des Vertrauens soll und
privat

                          des Gesamtvertrags für Kassenärzte statt-    engmaschigen       Gesundheitskon­    muss der Hausarzt ein Berater und
              finden. Erforderlich für die Umsetzung sind ­flexible    trollen ein höheres Honorar erhal-    Koordinator sein, der einen Pati-
              Formen der ärztlichen Zusammenarbeit, eine Locke-        ten. Allein 2015 konnte die AOK       enten ganzheitlich ein Leben lang
              rung der Vertretungsbestimmungen und angemessene         Baden-Württemberg 235 Millionen       betreut und ihn auf den richtigen
             ­Bereitschaftsmodelle.«                                   Euro im Vergleich zur Regelversor-    Weg im Gesundheitssystem führt«,
              Ärztekammer-Vizepräsident Johannes Steinhart             gung einsparen.                       sagt Wolfgang Werner, Obmann der
                                                                          Zwei österreichische Erhebungen    Sektion Allgemeinmedizin der Ärz-
                                                                       aus dem Jahr 2010 – eine durchge-     tekammer für Wien, der am neuen

         4      STANDPUNKTE 03_2016
Was ist bloß mit dem KAV los? - PROGIPARK
Hausarztmodell maßgeblich mitge-
 arbeitet hat.
                                               CT- und MRT-Wartezeiten
    Auch das aktuelle Konzept der
 »Primärversorgung 2020«     setzt
                                               werden immer länger
 auf der neuen Rolle der Hausärzte
 auf. Es positioniert den Hausarzt             Ist es nicht paradox, dass                Beschwerden von Patienten ein, die
 beziehungsweise Gruppenpraxen                 ­ausgerechnet Krebspatienten,             berichten, dass ihnen eine Bevor-
 als Dreh- und Angelpunkt für die                                                        zugung in Aussicht gestellt werde,
­ärztliche Grundversorgung.                     die am wenigsten Zeit haben,             wenn sie bar bezahlten. Die Wur-
                                                am längsten warten müssen?               zel des Übels sei die zwischen dem
                                                                                         Hauptverband der österreichischen
                                               Bis zu zehn Wochen warten Krebspa-        Sozialversicherungsträger und dem
 Das Hausarzt-                                 tienten mittlerweile auf ihre lebens-     Verband der Gesundheitsbetriebe
                                               notwendigen CT- und MRT-Unter-            abgeschlossene Honorarvereinba-
 Modell im Detail
                                               suchungen. Das ist ein Missstand,         rung. Sie führe dazu, dass freie Ka-
 D
  er Hausarzt stellt die Grundver-            der in Wien besonders schwer ins          pazitäten den sozialversicherten Pa-
  sorgung sicher und widmet sich               Gewicht fällt, da vergleichsweise viele   tienten nur gegen zusätzliche private
  verstärkt der Vorsorgemedizin.               Menschen da-
 D
  er Hausarzt hat Kenntnisse des              von betroffen
  familiären und sozialen Umfelds              sind. Die Bun-
  seiner Patienten und erkennt die             deshauptstadt
  Zusammenhänge zwischen Beruf                 nimmt        hier
  und Erkrankung (Arbeitsplatz­                österreichweit
  anamnese, Kommunikation mit                  den ruhmlo-
  Betriebsärzten).                             sen Spitzen-
 D
  er Hausarzt fungiert als Infor-             platz ein. »Ein
  mationsdrehscheibe und verwal-               untragbarer
  tet die Befunde der Patienten,               Zustand       für

                                                                                                                                 Johnny Greig/iStock
  die ihm von Krankenhäusern und               Patienten und
  Fachärzten übermittelt werden.               deren Angehö-
 L
   eistungsfähige Zusammenar-                 rige«, bedauert
  beitsformen wie Gruppenpraxen,               Ärztekam-
  Ärzte-GmbHs und Ärztenetz-                   merpräsident Thomas Szekeres und          Zahlungen zur Verfügung stünden.
  werke sind erwünscht und ent-                stellt sich hinter die Österreichische    »Dieser eklatante Systemfehler und
  lasten den stationären Bereich.              Krebshilfe, die diesen Zustand eben-      die daraus resultierende Zwei-Klas-
 E
  ine adäquat honorierte Verrech-             falls anprangert. Als Grund für den       sen-Medizin darf im österreichi-
  nungsposition wird österreich-               Engpass ortet Szekeres einmal mehr        schen Gesundheitswesen nicht län-
  weit für alle Krankenkassen im-              ein völlig falsches Sparverhalten der     ger geduldet werden«, so Kräuter.
  plementiert.                                                                           Doch anstatt die Warnrufe von
 D
  er niedergelassene Bereich wird                                                       Krebshilfe, Ärztekammer und Volks-
  gestärkt: Überweisungen erfol-           Wien nimmt österreichweit                     anwaltschaft ernst zu nehmen, will
  gen grundsätzlich (außer in Not-                                                       die Wiener Gebietskrankenkasse
  fällen) nur zum niedergelassenen      den ruhmlosen Spitzenplatz bei                   eine weitere patientenfeindliche
  Facharzt.                              CT- und MRT-Wartezeiten ein.                    Maßnahme setzen: Die Staffelung
 D
  er Hausarzt koordiniert ein in-                                                       der CT- und MRT-Untersuchun-
  tegriertes Behandlungsteam.                                                            gen nach Dringlichkeit. »Als ob das
 A
  m Programm stehen auch                      Sozialversicherung, die notwendige        wirklich jemand beurteilen könnte«,
  Hausbesuche und Hauskranken-                 Planstellen nicht bewilligt und an        gibt der Obmann der Kurie nieder-
  behandlungen.                                der Leistungsdeckelung festhält. »Ich     gelassene Ärzte und Vizepräsident
                                               fordere Bund, Stadt und Sozialver-        der Ärztekammer für Wien, Johan-
                                               sicherung auf, endlich zusätzliche        nes Steinhart, zu bedenken. Seine
Diese Aufwertung des Hausarztes                Planstellen zu schaffen oder Krebs­       Befürchtung: noch längere Warte-
als integrierte Versorgungsstelle mit          patienten von der Deckelung gänz-         zeiten.
stärkerer Koordinationsfunktion                lich auszunehmen.«                        Der Kasse müsse es ein Anliegen
wird zu einer verbesserten Patien-             Unterstützung erhält die Ärztekam-        sein, in erster Linie für das Wohl
tenversorgung führen. Das erfordert            mer in ihrer Forderung von Volks-         der Patienten zu sorgen. »Um das
eine neue, zeitgemäße Honorierung,             anwalt Günther Kräuter, der eben-         zu erreichen, führt kein Weg dar-
die durch die Einsparungen, die das            falls auf neue Rahmenbedingungen          an vorbei, dass die Kosten für mehr
neue Hausarztmodell bewirkt, mehr              für MRT- und CT-Untersuchungen            ­Untersuchungen getragen werden«,
als wettgemacht wird.                          pocht. Bei ihm gehen immer mehr            so Steinhart.

                                                                                                    03_2016 STANDPUNKTE      5
»Punkte sammeln und dranbleiben«
                                             Das Diplom-Fortbildungs-Programm lenkt das lebenslange Lernen von Ärztinnen und
                                             ­Ärzten in geordnete Bahnen. STANDPUNKTE sprach mit Elisabeth Lehner, der Fortbildungs-
                                              beauftragten im Hanusch-Krankenhaus, über das neue Programm und seine Folgen.

                                                                                                Jahren kann heute kein       Was liegt Ihnen als Fortbildungs-
                                                                                                Patient mehr optimal         beauftragte besonders am Herzen?
                                                                                                betreut werden. Daher        Mir ist wichtig, eine positive
                                                                                                ist das lebenslange          Lernumgebung in unserem Kran-
                                                                                                Lernen ein wichtiger         kenhaus zu schaffen. Spitalsärzte
                                                                                                Teil des Jobprofils von      können ihre Fort- und Weiterbil-
                                                                                                uns Medizinern. Die          dung auch innerhalb der Dienstzeit
                                                                                                Teilnahme an Fortbil-        absolvieren. Das sehe ich als Vorteil.
                                                                                                dungen aktualisiert          Gemeinsam mit den Kolleginnen
                                                                                                das Fachwissen und           der ärztlichen Direktion habe ich
                                                                                                verknüpft neue wissen-       eine einfache Ablauflogistik für die
                                                                                                schaftliche Erkenntnisse     Eingabe der DFP-Punkte bei Ver-
                                                                                                mit dem täglichen Er-        anstaltungen im Haus und für die
                                                                                                fahrungslernen an den        Approbation der Fachabteilungen
                                                                                                Patienten.                   organisiert. Das hat zwar zusätzliche
                                                                                                                             personelle Ressourcen erfordert,
Michaela Obermair

                                                                                                  Was zeichnet denn das      läuft aber mittlerweile sehr gut.
                                                                                                  neue Diplom-Fortbil-
                                                                                                  dungs-Programm aus?
                                                                                                  Qualifikationsstandards
                          Lehner: »Das       STANDPUNKTE: Warum ist die             sind im Arztberuf unumgäng-              »Das Fortbildungsreferat der
                     lebenslange Lernen      Fortbildung für Ärztinnen und          lich. Das Diplom sichert die hohe
                    ist ein wichtiger Teil
                                             Ärzte so wichtig?                      Qualität unseres Berufsstands und
                                                                                                                             Ärzte­kammer stattet uns halb-
                    unseres Jobprofils.«
                                             Elisabeth Lehner: Die Halbwertszeit    natürlich auch die jedes einzelnen       jährlich einen Besuch ab und
                                             des medizinischen Wissens ist be-      Arztes. Medizinisches Wissen             berät in der Sprechstunde zu
                                             reits unter zwei Jahre gesunken. Mit   aufzufrischen und immer aktuell zu       den DFP-Punkten. Das wird
                                             einem Wissensstand von vor zehn        sein, ist eine Grundvoraussetzung        sehr gut angenommen.«
                                                                                    für unsere Tätigkeit.
                                                                                                                             Elisabeth Lehner

                                                                                    Welchen Stellenwert hat die Fort-
                        Zur Person                                                  bildung in Ihrem Berufsleben?
                                                                                    Natürlich einen sehr großen. Ich         Noch ein knappes Jahr lang haben
                        Dr. Elisabeth Lehner, MA, ist seit 2010 Fortbildungsbe-     habe mein Notarztdiplom aufge-           Ärztinnen und Ärzte die Wahl
                        auftragte im Hanusch-Krankenhaus und arbeitet als In-       frischt und besuche viele Veran-         zwischen einem drei- und einem
                        ternistin mit Zusatzfach Geriatrie an der 1. Medizini-      staltungen in meinem Haupttätig-         fünfjährigen Fortbildungszeit-
                        schen Abteilung. 2009 erwarb sie den »Master of Art for     keitsbereich, der Geriatrie. Das hilft   raum. Was macht mehr Sinn?
                        »Professional Teaching and Training« im Departement         mir auch, aktuelle Probleme im Ar-       Das muss jeder für sich selbst ent-
                        für Bildungspädagogik an der Donau Universität Krems.       beitsalltag zu lösen. Als Verantwort-    scheiden. Ich persönlich halte die
                                                                                    liche für die ärztliche Fortbildung      fünf Jahre für die bessere Variante,
                                                                                    im Hanusch-Krankenhaus biete ich         da im größeren Zeitraum auch mehr
                                                                                    darüber hinaus allen Berufsgrup-         Flexibilität steckt. Beispielsweise
                           Mein Standpunkt:                                         pen im Haus aktuelle Themen im           können Dienstfreistellungen so
                                    »Das DFP-Diplom ist die ideale Form zur         Rahmen der »Fortbildungsstunde«          besser geplant werden. Außerdem
                                    Erfüllung der gesetzlichen Verpflichtung        an. Zu guter Letzt stehe ich den         schafft ein gewisses Maß an Auto-
Stefan Seelig

                                    zum Nachweis der Fortbildung. Damit ist         Kolleginnen und Kollegen auch            nomie auch meistens einen Motiva-
                                    auch der 2016 gesetzlich eingeführte Nach-      mit meinen pädagogischen Fortbil-        tionsanreiz.
                        weis der Fortbildung erbracht.«                             dungskenntnissen, die ich durch
                        Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres                        den »Master of Art for Professional      Erwarten Sie durch die Über-
                                                                                    Teaching and Training« erlangt           prüfung der Fortbildungspunkte
                                                                                    habe, gerne zur Verfügung.               negative Überraschungen?

                    6      STANDPUNKTE 03_2016
Eigentlich nicht. Für angestellte
Ärztinnen und Ärzte im Ha-
                                          Ihr ganz persönlicher Rat – wie
                                          sollten die Kolleginnen und Kolle-
                                                                                Beliebte Fach-
nusch-Krankenhaus gibt es viele
Möglichkeiten, DFP-Punkte im
                                          gen das DFP am besten anlegen?
                                          Punkte sammeln und dranblei-
                                                                                zeitschriften
Überprüfungszeitraum zu sam-              ben, am besten schon während der
meln. Aber falls Probleme auf-            Ausbildung. Die DFP-Punkte wer-       Mehr als zwei Drittel
treten, werde ich an der Lösung           den automatisch im Hintergrund        nennen Fachzeitschriften als
mitwirken.                                eingebucht – auch für die Kollegin-
                                          nen und Kollegen in Ausbildung.       wichtigste Informationsquelle
Wie sind die Reaktionen auf das           Eine regelmäßige Wartung des          für ihre ärztliche Tätigkeit.
DFP aus der Kollegenschaft?               DFP-Kontos verschafft außerdem
Durchwegs positiv. Das Fortbil-           einen guten Überblick über die ei-    Keine andere Informationsquelle wird
dungsreferat der Ärztekammer              genen Aktivitäten. Über e-Learning    von niedergelassenen Allgemein­
stattet uns halbjährlich einen Besuch     können ebenfalls Punkte erworben      medizinern und Fachärzten mehr
ab und berät in der Sprechstunde zu       werden, und beim Einbuchen von        geschätzt als gedruckte medizinische
den DFP-Punkten. Das wird sehr            Auslandskongressen hilft das Fort-    Fachzeitschriften und Ärztezeitun-
gut angenommen.                           bildungsreferat der Ärztekammer.      gen. Zu diesem Ergebnis kommt eine
                                                                                aktuelle Umfrage des Spectra-Markt-
                                                                                forschungsinstituts.
                                                                                Fachzeitschriften erreichen 97 Pro-
 Das Diplom-Fortbildungs-Programm                                               zent der Befragten und sind für 64
                                                                                Prozent – also fast zwei Drittel – die
 Kurze Innovationszyklen und Techno­logiesprünge machen eine berufs­            Informationsquelle Nummer eins
 begleitende Aktualisierung des Wissens sowie eine kontinuierliche Erweite-     für ihre ärztliche Tätigkeit. Von den
 rung der fachlichen Kompetenz notwendig. Das Diplom-Fortbildungs-              berufsbezogenen Informationen, die
 Programm (DFP) umschreibt den Umfang und die Qualitätsstandards der            pro Woche genutzt werden, entfallen
 Fortbildung für alle Ärztinnen und Ärzte. Mit dem DFP-Diplom weisen            39 Prozent auf die Inhalte von Fach-
 Ärztinnen und Ä­ rzte nach, dass sie diese Fortbildung absolviert haben.       zeitschriften. Die durchschnittliche
                                                                                Lesedauer beträgt in etwa zwei Stun-
 Aktuelle Bestimmungen für das            zählt aber auch die Punkteanzahl am   den pro Woche. Insgesamt inves-
 DFP-Diplom                               Fortbildungskonto oder in Form von    tieren niedergelassene Ärzte durch-
 Bis 30. Juni 2017 haben Ärztinnen        Teilnahmebestätigungen.               schnittlich fünf Stunden pro Woche
 und Ärzte die Wahl zwischen zwei                                               in die Fortbildung.
 Fortbildungszeiträumen: drei ­           Beantragung des DFP-Diploms
 Jahre (150 DFP-Punkte) und fünf          Das DFP-Diplom sollte beim Fort-      HOHER NUTZEN. Die überwiegende
 Jahre (250 DFP-Punkte). Beide            bildungsreferat beantragt werden,     Mehrheit aller Befragten gibt an, nach
 ­Varianten führen zu einem Dip­lom       am besten online per Mausklick. Das   dem Lesen eines Artikels schon ein-
  mit einer Gültigkeit von fünf Jahren.   Fortbildungskonto berechnet den       mal die Anwendung einer bestimm-
                                          Punktestand und liefert Ärztinnen     ten Therapie in Erwägung gezogen
 Anerkannte ärztliche Fortbildungs-       und Ärzten einen vorausgefüllten      beziehungsweise nach weiterführen-
 arten                                    Kontoausdruck.                        den Informationen zum Thema ge-
 Besuch von Veranstaltungen                                                   sucht zu haben. Viele »modernere«
 Teilnahme an Qualitätszirkeln          Registrierung und Eröffnung des       Channels wie Online-Fortbildungen
 Absolvieren von e-Learning (DFP-       Fortbildungskontos                    und Demovideos im Internet, elekt-
   Online, DFP-Literaturstudium,          Es geht ganz einfach: auf die Web-    ronische Newsletter oder gesponserte
   DFP-Online-Kurse)                      site www.meindfp.at auf den Link      Webportale werden von den Befrag-
 Wissenschaftliche Beiträge in          »Noch kein DFP-Konto? Hier regis-     ten deutlich seltener genutzt.
   Journalen und Buchbeiträge             trieren« klicken und die ÖÄK-Arzt-    Neben dem Besuch von Fortbildungs-
 Hospitationen                          nummer (Abfrage unter http://ab       veranstaltungen erhalten medizini-
 Supervisionen                          frage.aerztekammer.at/index.jsf)      sche Fachzeitschriften vielfach die
                                          sowie die Eröffnungskennung           zweitbeste Bewertung. Besonders gut
 Fortbildungsnachweis seit 1. Sep-        eingeben. Letztere kann unter         werden sie hinsichtlich »nützlich/
 tember 2016                              support@meindfp.at oder unter der     nutze ich am liebsten«, »Glaubwür-
 Für die Erfüllung der Fortbildungs-      Telefonnummer 512 63 83/33 DW         digkeit« und »erste Wahl für Infor-
 pflicht, die erstmals seit 1. Septem-    angefordert werden. Nach dem          mationen über therapeutische Mög-
 ber 2016 überprüft wird, sind 150        Ausfüllen (Benutzername, Pass-        lichkeiten und Präparate« bewertet.
 DFP-Punkte nachzuweisen. Am ein-         wort, Stammdaten und Akzeptanz        Sie haben einen höheren Stellenwert
 fachsten erfolgt das durch ein gül-      der AGBs) ist die Registrierung ab-   als Gespräche mit Kolleginnen und
 tiges DFP-Diplom. Als Nachweis           geschlossen.                          Kollegen, Pharmareferenten und In-
                                                                                formationen aus dem Internet.

                                                                                           03_2016 STANDPUNKTE       7
52 Prozent
DER PATIENTINNEN
 UND PATIENTEN
                                                          Kurz und bündig
                                                          Online-Umfrage gestartet
                                                          Was kann die neue Basisausbil-
                                                                                                                        PHC-Gesetz soll Probleme
                                                                                                                        lösen, nicht machen!
                                                                                                                        Die Machtspiele um das geplante PHC-Gesetz
                                                          dung? Eine Online-Umfrage, die                                tragen nicht zur Verbesserung der Primärversorgung
               ORTEN EINEN                                seit Juli 2016 in ganz Österreich
 STILLSTAND
     IN DER
                                                          läuft, will von den jungen Ärztin-
                                                          nen und Ärzten wissen, wie sie
                                                                                                                        durch Hausärzte bei.

 MEDIZINISCHEN                                            ihre Ausbildung empfunden ha-
                                                          ben. Was war gut? Was könnte
                                                                                                                        Die Auflösung des Gesamtvertrags, die Schwächung der
                                                                                                                        Ärzteschaft und die Überantwortung der Versorgung an
VERSORGUNG                                                besser sein?                                                  Großkonzerne lässt die Ärztekammer grundsätzlich an der

            IN WIEN

                                                                                                 Wolfgang Amri/iStock
                                                          Die anonyme Online-Umfrage                                    Notwendigkeit eines PHC-Gesetzes zweifeln. Das von Ge-
                                                          soll Klarheit bringen und umfas-                              sundheitsministerin Sabine Oberhauser für Herbst 2016
                                                          send ­Verbesserungspotenziale                                 angekündigte Gesetz löst schließlich kein einziges Ver-
                                                          aufzeigen. Sie wird jeweils zum                               sorgungsproblem. Wichtiger wäre es, den Beruf des All-
                                                          Quartalsende durchgeführt. Die                                gemeinmediziners als Kassenarzt attraktiver zu gestalten.
Ärztinnen sind                                            nächste Evaluierung erfolgt – dem
                                                          Zyklus der Basisausbildung ent-
                                                                                                                        Doch derzeit geschieht genau das Gegenteil: rechtswidri-
                                                                                                                        ger Kontrollwahn durch Mystery Shopping, unsinnige Bü-
benachteiligt                                             sprechend – im Oktober dieses
                                                          Jahres.
                                                                                                                        rokratie bei ABS-Bewilligungen, Millioneninvestitionen in
                                                                                                                        ELGA-Systeme anstatt in die Versorgung. Dabei machen
Jahrzehntelang mussten junge                              Die Umfragen werden vom Ärzt-                                 fehlende Ausbildungsmöglichkeiten sowie ein schlechte-
Ärztinnen während ihrer Klinikaus-                        lichen Qualitätszentrum in Linz                               rer Verdienst den Beruf des Kassenhausarztes zunehmend
                                                          durchgeführt.                                                 unattraktiv.
bildung einen harten Konkur-
renzkampf mit ihren männlichen
Kollegen ausfechten.
                                                          Zweiter Kindernotdienst

Die Situation hat sich mittlerwei-
                                                                                                                        ELGA-Start stockt
le entspannt, doch die Probleme                                                                                         Aus dem ELGA-Start im Juli ist nichts geworden.
mit der Vereinbarkeit von Beruf                                                                                         Die Ärztekammer begrüßt den Aufschub.
und Arbeit sind geblieben. Dieses
Resümee zog die Organisation der                                                                                        Das Gesundheitsministe-
Ärztinnen Österreichs anlässlich                                                                                        rium hat bereits zugege-
des Welt-Ärztinnenkongresses Ende                                                                                       ben, dass die technischen
Juli in Wien. Dabei kamen auch die                                                                                      Voraussetzungen von

                                                                                                                                                                                        D3Damon/iStock
fatalen Lebensumstände von Frauen                                                                                       ELGA ungenügend sind.
zur Sprache. »Weltweit leiden 35                                                                                        Für die Ärztekammer ist
Prozent aller Frauen unter häuslicher                                                                                   es aber nicht nur das:
                                                          TommL/iStock

Gewalt«, so Alexandra Ciresa-König                                                                                      Vor dem Start muss erst
von der Innsbrucker Universitäts-                                                                                       noch die Kostenabdeckung durch die öffentliche Hand
klinik für Gynäkologie und Geburts-                                                                                     für alle ELGA-Ausgaben in den Arztpraxen geregelt
hilfe. »Frauen auf der Flucht sind                                                                                      werden. Bevor das nicht passiert, sollten Ordinationen
besonders von Gewalt bedroht. Hier                        Ab Herbst dieses Jahres gibt es                               keine EDV-Tools für den ELGA-Betrieb ankaufen.
kommt es auf uns Ärztinnen an,                            an Wochenenden und Feierta-                                   Der Probebetrieb der e-Medikation hat zwar Ende Mai
Verdachtsfälle zu enthüllen«, betonte                     gen in Wien eine zusätzliche ärzt-                            2016 im steirischen Bezirk Deutschlandsberg begonnen.
Edith Schratzberger-Vecsei, Allge-                        liche Betreuung für Kinder: Den                               Eingebunden sind jedoch nur jene Ärztinnen, Ärzte,
meinmedizinerin und Präsidentin                           zweiten Kindernotdienst (KiND)                                Gruppenpraxen und Apotheken, die sich freiwillig
der Organisation.                                         im SMZ Süd/Kaiser-Franz-Jo-                                   gemeldet haben.
                                                          sef-Spital. Damit wird eine wich-
IMPRESSUM                                                 tige neue Anlaufstelle geschaffen.                                                                               Adressfeld
  Herausgeber und Medieninhaber: Ärztekammer
                                                          Das Angebot wird über den Ärzte-
  für Wien, Körperschaft des öffentlichen Rechts, ver-
  treten durch den Präsidenten, Weihburggasse 1­0–12,     funkdienst der Ärztekammer ab-
  1010 Wien, T 01/515 01, ­    pressestelle@aekwien.at    gewickelt und entlastet die Kin-
  ­Redaktion: Dr. Hans-Peter Petutschnig Verleger:        derambulanzen an Wochenenden.
 ­Medizin Medien Austria GmbH, 1120 Wien, G ­ rünberg­-   Ein erster Schritt ist also gemacht,
  straße 15, T 01/54 600-0, office@medizin-medien.at
                                                          weitere Projekte und Maßnahmen
­Herstellung: Friedrich Druck & Medien GmbH,
  A-4020 Linz, Zamen­hofstraße 43–45, ­www.friedrich
                                                          für eine bessere Kinderbetreuung
  druck.com. Offen­legung nach § 25 Mediengesetz:         könnten folgen.
  www.aekwien.at/media/Offenlegung_STP.pdf

8      STANDPUNKTE 03_2016
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