DAS MAGAZIN DER KREUZSCHWESTERN

 
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DAS MAGAZIN DER KREUZSCHWESTERN
2/2019                                                       SEHR TRAGFÄHIG SEIT 1856

                            DAS
                            MAGAZIN
                            DER KREUZSCHWESTERN

RADELN IST DAS LEIWANDSTE ...
Immer mehr MitarbeiterInnen des Klinikums
Wels-Grieskirchen satteln um. Sie fahren mit
dem Rad zur Arbeit. Seite 10

BENNI RETTET
DIE ORANG-UTANS
Der 28-jährige Benni Over sitzt im Rollstuhl
und hat nur eines im Sinn: die Rettung der
Menschenaffen. Seite 12

SR. MARIA REGINA,
WAS HOLEN SIE NACH?
Ein herrlich offenes Gespräch über
Schuleschwänzen und verschiedenste
„Gärten“. Seite 19

                                                                       Einer s
                                                                      von un
                  KREUZSCHWESTERN-MITARBEITER FLORIAN HALLER HALF         SEITE 3
                           IM GRÖSSTEN FLÜCHTLINGSLAGER DER WELT.
DAS MAGAZIN DER KREUZSCHWESTERN
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                                                       EDITORIAL

                                                       Möchten Sie gerne
                                                       ein Gutmensch sein?

                                                       W
                                                                   as ist das überhaupt, ein Gutmensch? Ist das jemand, der
                                                                   Gutes tut? Wie kann es dann sein, dass Gutmensch zum
                                                                   Schimpfwort geworden ist? Sind wir gar eine Gesellschaft,
                                                       in der es als schlecht angesehen wird, anderen zu helfen?
                                                       Manche werden als Gutmenschen bezeichnet, die sich für Hilfsbedürftige
                                                       einsetzen, sich im Umweltschutz oder etwa gegen Rassismus engagieren.
                                                       Menschen, die oft grenzenlos optimistisch und gutherzig sind. Warum
                                                       provoziert ihr Verhalten andere so? Ist es, weil ihr Tun anderen den
                                                       Spiegel vorhält und sie sehen, was sie selbst nicht machen?

                                                       Meistens wird jemand als Gutmensch definiert, der die Moralkeule
                                                       schwingt, andere belehrt und nur die eigene Vorstellung von richtig
    GESCHÄFTSFÜHRERIN                                  gelten lässt. Er erhebt sich damit über alle anderen, fordert Toleranz,
    MAG. A EVA HEIGL (50)                              meint aber Zustimmung, und wer diese verweigert, gilt dann als
    mag Menschen, die für ihre Werte
    und Haltungen einstehen                            intolerant – keine sehr sympathische Beschreibung.
                                                       Meiner Meinung nach sind Gutmenschen Leute, die versuchen, Werte, die
    Werdegang: Die ausgebildete Betriebswirtin         ihnen wichtig sind, zu leben; die anderen mit Achtsamkeit, Dankbarkeit
    arbeitet seit 2000 in verschiedenen
                                                       und Respekt begegnen und die den Mut aufbringen, sich für unbequeme
    Führungsfunktionen für den Orden
    der Kreuzschwestern. Davor war sie im              Dinge einzusetzen, die sich gegen die allgemeine Meinung stellen und
    Finanzwesen tätig. Seit der                        den Gegenwind aushalten.
    Provinzzusammenführung 2007 ist sie im
    Vorstand der Kreuzschwestern Europa Mitte.
    Sie engagiert sich ehrenamtlich in ihrer           Unsere MitarbeiterInnen in den Betrieben sind, gemeinsam mit unseren
    Heimatdiözese Graz-Seckau, ist verheiratet         Ordensschwestern, die Basis, damit jeden Tag Gutes getan werden kann.
    und lebt mit ihrem Mann in Graz.                   Sie sind Gutmenschen – mit allen Stärken und Schwächen – im Sinne
                                                       unserer Ordensgründer. Für mich ist es ein erfüllendes und dankbares
                                                       Gefühl, dazu gehören zu dürfen.

                                                       Ich wünsche Ihnen allen weiterhin viel Freude dabei, Gutes zu tun und
                                                       viele schöne Erfahrungen dabei, Gutes zu erleben.

                                                            Ihre

                                                                                    Mag.a Eva Heigl, Geschäftsführerin

                                                                „
                                                 Das Leben in einem Satz
                                                                                                                                 Fotos: Michael Schaffer-Warga, Robert Maybach

           Ich habe gelernt, dass man nie zu klein dafür ist,
                    einen Unterschied zu machen.
                                                        G R E TA T H U N B E R G
                                                   SCHWEDISCHE KLIMAAKTIVISTIN
DAS MAGAZIN DER KREUZSCHWESTERN
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                                                                                         In dieser Ausgabe

                                                                                          Seite 8

                                                                                         NEU GESTARTET
                                                                                         Wie aus dem Kindergarten
                                                                                         in Gemünden ein
                                                                                         „Pastoraler Ort“ wurde.

                                                                                          Seite 11

                                                                                         WAS UNS BESCHÄFTIGT
                                                                                         MitarbeiterInnen aus Kreuz-
                                                                                         schwestern-Schulen plädieren
   Der Tiroler Arzt
   Florian Haller                                                                        für Praxis-Projekte.
   verlässt für den Job
   auch gerne einmal                                                                      Seite 16
   die Komfortzone.
                                                                  Einer                  SKIZZEN AUS DEM LEBEN
                                                                 von uns                 Das Haus „Wohnen mit Pflege“
                                                                                         St. Raphael lebt die Werte der
                                                                                         Kreuzschwestern auch bei
Mit wenig                                                                                MitarbeiterInnen.

möglichst viel erreichen                                                                  Seite 18

                                                                                         SISTERS ACT
                                                                                         Die junge Kreuzschwester
Florian Haller (39) arbeitete im größten Flüchtlingslager der                            Sony Augustine kämpft in
Welt. In Bangladesch bewies der Anästhesist Erfindergeist.                                Indien für das Empowerment
                                                                                         von Frauen und Kindern.
Vom Klinikum Wels-Grieskirchen nach         OP-Sälen hatte der gebürtige Tiroler
                                                                                          Seite 20
Cox Bazar, Bangladesch. Das ist nicht       wenig Zeit, sich einzugewöhnen. „Unfäl-
nur geografisch gesehen eine halbe          le wechseln sich mit Not-Kaiserschnit-       LEBENSSCHULE
Weltreise, sondern auch eine Zeitreise      ten ab, es folgt ein Einsatz auf den         Mit theaterpädagogischen
in die Vergangenheit, in der die Medizin    nächsten und in der Nacht hat man            Projekten stärkt die
noch ohne moderne Technik und Diag-         Bereitschaftsdienst“, gibt der Mediziner     Volksschule Gmunden Ort
noseverfahren auskommen musste.             Einblick in den Alltag, der für ihn eine     Kinder gegen Übergriffe.
Anästhesist Florian Haller erlebte          steile Lernkurve bedeutete. „Auch
                                                                                          Seite 23
beides. Im Vorjahr absolvierte er eine      Säuglinge mussten versorgt und behan-
Basisausbildung für Auslandseinsätze        delt werden.“ Und nicht alle könne man       LAUTER LIEBLINGE
beim Roten Kreuz, bei der es um Katas-      retten, so der traurige Nachsatz. Denn       Telefon-Seelsorger Anton Geiger
trophen und Großeinsätze ging. „Was         ohne notwendige finanzielle Mittel ist in    stellt sich und seine Lebens-
einen als Notarzt halt ein wenig interes-   Cox Bazar nur Grund- und Notfallver-         quellen vor.
siert“, kommentiert er augenzwinkernd.      sorgung möglich. „Von zuhause ist man
Vorigen November bestieg er ein             technische Hilfsmittel gewohnt. Davon
Flugzeug und landete Stunden später         muss man sich rasch verabschieden,           IMPRESSUM
in Dhaka, Bangladesch, einer der ge-        erfinderisch werden und selbst Geräte
                                                                                         „Das Magazin der Kreuzschwestern Europa
fährlichsten Städte der Welt. Von dort      basteln.“ Obwohl man es „nicht jeden         Mitte“. Medieninhaberin: Kreuzschwestern
                                                                                         Europa Mitte GmbH, Stockhofstraße 2,
aus ging es für den Mediziner in das        Tag lustig hat“, würde Haller jederzeit      4020 Linz, Austria, www.kreuzschwestern.eu,
                                                                                         Herausgeberin: Provinzoberin Sr. Gabriele
größte Flüchtlingslager der Welt, in        wieder fahren. Letztes Mal hat er auch       Schachinger, Gabelsbergerstraße 19, 4600 Wels.
                                                                                         Beratung, redaktionelles Konzept, Redaktion
dem auf einer Fläche so groß wie Wien,      das Einverständnis seiner Frau einge-        und Produktion: „Welt der Frauen“ – Corporate
1,6 Millionen Menschen, hauptsächlich       holt: „Sie ist selbst Ärztin und hat zuge-   Print, www.welt-der-frauen.at. Projektleitung:
                                                                                         Inez Ardelt. Autorinnen in dieser Ausgabe: Inez
Rohingya, die aus Myanmar geflüchtet         stimmt“, so Haller. Unter der Bedingung,     Ardelt, Susanne Niemeyer. Artdirektion, Layout,
                                                                                         Grafik: Markus Pointecker, Hedwig Imlinger.
sind, leben. Im Feldspital des finnischen   dass er Heiligabend unter dem Christ-        Fotoredaktion: Alexandra Grill. Titelbild: Robert
                                                                                         Maybach. Druck: PrintOn, Johann Seiberl, 3382
Roten Kreuzes mit 60 Betten und zwei        baum sitzt.                                  Loosdorf. Auflage: 10.100 Stück
DAS MAGAZIN DER KREUZSCHWESTERN
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                                                ÜBRIGENS, SCHWESTER FRANCESCA

       Wie bleibt der Geist der
      Kreuzschwestern erhalten?
                     Die Niederösterreicherin Sr. Francesca Fritz war 21 Jahre in der
                   Provinzleitung tätig. Heute ist sie als Provinzrätin viel unterwegs.
                   Sie blickt auf einen reichen Erfahrungsschatz zurück und gibt ihre
                      Management-Skills auch gerne an junge Schwestern weiter.

E
          s ist schön, dass ich Sie erreiche!   Hat sich die Aufgabe der                   Welche aktuellen Themen der
          Sie sind sehr viel unterwegs – von    Kreuzschwestern im 21. Jahrhundert         Kreuzschwestern bewegen Sie
          einem Termin zum nächsten.            verändert?                                 persönlich?
    Ja, das stimmt. Jetzt bin ich gerade mit    Vor 100 Jahren hat es das Sozialsystem,    In der Provinzleitung zuerst die Weiter­
    dem Auto stehen geblieben, damit wir        so wie es heute besteht, noch nicht        führung der Betriebe. Da kaum noch
    uns unterhalten können. Ich war in          gegeben. Deshalb sind unsere Aufgaben      Schwestern in den Betrieben tätig sind,
    Budapest, danach in Graz, abends noch       neben den klassischen Themen andere        braucht es Lösungen, damit diese gut
    in Wels und tags darauf in Wien.            geworden. Die Provinzleitung ist vor       weitergeführt werden können. Wichtig
                                                allem im normativen Bereich der            ist mir dabei, dass die Spiritualität und
    Sie waren 21 Jahre in der                   Betriebe tätig und muss auch               das Charisma der Kreuzschwestern
    Provinzleitung tätig. Vor der               entsprechende Entscheidungen treffen.      weiterleben. Es geht darum, Strukturen
    Zusammenlegung waren Sie                    Ganz nach dem Motto von Pater              auszuarbeiten, damit dieser Weg gut
    Provinzoberin in Wien/                      Theodosius „Was Bedürfnis der Zeit, ist    gelingen kann. Das ist eine sehr große
    Niederösterreich. Was war Ihnen in          Gottes Wille“ passen wir unsere            Herausforderung für uns alle. ◄
    dieser Zeit besonders wichtig?              Aufgaben neuen Bedürfnissen, etwa
    Ich habe gewusst, dass ein neuer Weg        Begleitung von Menschen, Exerzitien,
    vor uns liegt und war schon in den          persönliche Weiterbildung und
    Prozess der Provinzzusammenführung
    miteingebunden. Mir war es ein
                                                pastorale Aufgaben, an.                           Nachgefragt:
    Anliegen, optimale Bedingungen für          Ist es schwieriger geworden, den             Sr. Francesca Fritz (61 Jahre)
    die Schwestern zu schaffen. Und auch        Auftrag zu erfüllen?                         kommt aus dem Weinviertel. Mit
    was die Betriebe anbelangt, war es mir      Durchaus, weil die Kreuzschwestern in        24 Jahren feierte sie ihre Erstpro-
    wichtig, Weichen für weitere                unserer Provinz älter und weniger            fess. Sie ist heute als Provinzrätin
    erfolgreiche Jahre zu stellen.              geworden sind. Es stehen nicht mehr          im ­Provinzhaus in Wels tätig und
                                                dieselben Ressourcen zur Verfügung.          verantwortet die Regionen Wien,
    Das klingt so, als ob Sie auch ein                                                       Niederösterreich und Ungarn. „Das
    großes wirtschaftliches Verständnis         Was können Sie an junge Schwestern           Werden im Leben fasziniert mich,
    brauchen und wissen müssen, wie ein         weitergeben?                                 wir bleiben nie, wie wir sind. Wir
    Unternehmen geführt wird?                   In meiner langjährigen Tätigkeit habe        sind berufen, zu wachsen und uns
    Schon, wir haben als Unterstützung          ich sehr viele persönliche und organisa­     zu verändern“, sagt die umtriebige
    eine Wirtschaftstreuhandgesellschaft        torische Entwicklungsschritte durch­         Schwester. Sie ist dankbar für
    und die Expertise unserer Vorstände         lebt und viel Erfahrung gesammelt.           Kraftquellen, die uns geschenkt
                                                                                                                                       Foto: Robert Maybach

    und Geschäftsführungen zu Hilfe             Davon kann ich weitergeben. Wichtig          werden. Diese findet sie etwa in
    geholt, um in wirtschaftlichen und          sind auch das Begleiten und Schaffen         der Stille, im Gebet, in Gesprächen,
    steuerlichen Fragen Beratung zu             einer spirituellen und strukturellen         in der Natur und Musik.
    erhalten.                                   Basis mit den Schwestern selbst.
DAS MAGAZIN DER KREUZSCHWESTERN
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„Wichtig ist mir,
 dass die Spiritualität
 und das Charisma
 der Kreuzschwestern
weiterleben.“
Sr. Francesca Fritz
DAS MAGAZIN DER KREUZSCHWESTERN
6

        Kurz & gut                               D R E I F R AG E N A N A N D R E A W I L D B E R G E R

                                                 Von Wertschätzung
                                                 und Liebe geprägt
                                                 Die Geschäftsführerin mehrerer Kreuzschwestern-
                                                 Betriebe bewahrt den Blick fürs Positive.

    Hospiz-Lehrgang
    Am 12. September 2019 startet der Hos-       1. Sie sind in geschäftsführenden Positionen
    piz-Lehrgang der Akademie für Gesund-        mehrerer Betriebe der Kreuzschwestern tätig.
    heit und Bildung der Kreuzschwestern.        Was hat Sie hierher geführt?
    Die Weiterbildung richtet sich an Men-       Der Pflegebereich gehört zu den dynamischsten aber auch
    schen, die für unheilbar Kranke da sein      fordernsten der heutigen Zeit – das hat mich gemeinsam mit den
    wollen. Anmeldung: +43 (0)7242 415-93730     Werten der Kreuzschwestern neugierig auf diese Aufgabe gemacht.

                                                        2. Wie erleben Sie das Zusammenarbeiten
                                                        mit den Schwestern?
                                                        Der Umgang ist von einer immensen Wertschätzung und Liebe zum
                                                        Menschen geprägt. Zu Beginn meiner Tätigkeit hatte ich keine wirkliche
                                                        Idee, wie intensiv sich die Schwestern in die tägliche Arbeit der Betriebe
                                                        einbringen. Mittlerweile durfte ich viele kennen und lieben lernen.
                                                        Sie schaffen durch ihre Präsenz eine ganz besondere Stimmung, die
    Um die Wette lesen                                  ich nicht mehr missen möchte. Dadurch ist für mich – und ich glaube

    Beim „Readathon“ der Neuen Mittelschule             auch für viele MitarbeiterInnen – sehr schnell eine besondere

    Rudigier Steyr mussten SchülerInnen                 Verbundenheit entstanden.

    Leseaufgaben erfüllen. Diejenigen, die
    sich ins Ziel gelesen hatten, durften sich
    über einen E-Reader, gesponsert von
    der Buchhandlung Ennsthaler, freuen.

                                                    Z A H L E N , D AT E N , FA K T E N

                                                   Niederlassungen der
                                                   Kreuzschwestern
                                                                                                            Gemeinschaften /     Anzahl der
                                                                                                            Niederlassungen      Schwestern

                                                  Oberösterreich / Salzburg                                       30                 172
    Gemeinsam zu Tisch                            Steiermark / Kärnten                                            10                 92
    Ein offener Mittagstisch lädt Bewohner-       Tirol / Vorarlberg                                               9                 87
    Innen und Kindergartenkinder des
                                                  Ungarn                                                           6                 9
    Antoniushaus Feldkirch sowie deren
    Angehörige, MitarbeiterInnen und              Wien / Niederösterreich                                          4                 28
    externe Gäste ein, gemeinsam Mittag zu        Bayern                                                           6                 72
    essen. Diesen besonderen Service gibt
    es bereits seit sechs Jahren.                 Slowenien                                                        1                 12
DAS MAGAZIN DER KREUZSCHWESTERN
7

                                                                                                                                                                                Geehrt & gefeiert

                                                                                                                                                                                Goldenes Gütesiegel
                                                                                                                                                                                Erneut erhielt das Antoniushaus
                                                                                                                                                                                Feldkirch das Vorarlberger Gesundheits-
                                                                                                                                                                                gütesiegel „salvus“ in Gold für
                         Mag.a Dr.in Andrea Wildberger arbeitet seit 2018 als Geschäftsführerin von                                                                             Bemühungen um gesunde Arbeitsplätze.
                   „Wohnen mit Pflege OÖ/NÖ“. Aktuell hat sie ein großes zusätzliches Aufgaben-                                                                                  Ein Beweis dafür, dass trotz technischer
                  paket übernommen. Dieser Verantwortung stellt sie sich sehr gerne, betont aber,                                                                               Fortschritte immer noch der Mensch das
                                 dass das nicht möglich wäre, „hätte ich nicht so gute Leute in den
                                          Betrieben, die das operative Geschäft perfekt abwickeln.“                                                                             Maß aller Dinge ist.

3. Wo liegen die Schwerpunkte Ihres Berufsalltags
in nächster Zeit?
Bei den Menschen für die wir Sorge tragen – die BewohnerInnen und
MitarbeiterInnen. Zudem schätze ich die großartigen Leistungen aller
MitarbeiterInnen und möchte den Mehrwert von Tätigkeiten speziell im
Pflegebereich aufzeigen. Unsere Pflegekräfte sind mit Herz und Seele bei der
Arbeit und brauchen auch in Zukunft ein gutes Arbeitsumfeld!
                                                                                                                                                                                Super Speedgirls
Gemeinsam mit Dietbert Timmerer nehme ich nunmehr auch die
Verantwortung für das Krankenhaus Sierning und die Ulrika Küche wahr.                                                                                                           Beim Business Run Wels machten die
Diese Zusatz­Aufgaben sind zeitlich und organisatorisch herausfordernd –                                                                                                        Kreuzschwestern Europa Mitte allein bei
ich versuche aber weiterhin möglichst oft vor Ort bei den Menschen zu sein                                                                                                      der TeilnehmerInnenzahl den 2. Platz! Die
und mit deren Unterstützung die Betriebe weiterzuentwickeln.                                                                                                                    Firmenwertung der Damen gewannen die
                                                                                                                                                                                „Kreuzschwestern Europa Mitte/Speedgirls“
                                                                                                                                                                                (Brigitte Nagl, Birgit Zillner, Maria Enzlmüller)
                                                                                                                                                                                in 1:06:45 Stunden. Wir gratulieren herzlich!

                                                                                WIEN /
                                                                          NIEDERÖSTERREICH
                                                                                                           Fotos: Adobe Stock (3), Bandi Koeck, Udo Mittelberger, beigsetellt

                                                                           4 Niederlassungen
                    BAYERN              OBERÖSTERREICH /
               6 Niederlassungen             SALZBURG
                                         30 Niederlassungen

    TIROL / VORARLBERG                                      STEIERMARK /
                                                                                               UNGARN                                                                           Ihre Meinung zählt!
      9 Niederlassungen                                       KÄRNTEN                          6 Nieder-
                                                          10 Niederlassungen                   lassungen                                                                        Rege Beteiligung gab es bei einer
                                                                                                                                                                                Online-Umfrage zum Kreuzschwestern
                                                                                                                                                                                Magazin. Die Redaktion freut sich über
                                                                                                                                                                                das positive Feedback und wird die
                                                                SLOWENIEN
                                                              1 Niederlassung
                                                                                                                                                                                Anregungen dazu verwenden, das
                                                                                                                                                                                Magazin weiterzuentwickeln.
DAS MAGAZIN DER KREUZSCHWESTERN
8

                   ICH UND

          mein Werk

                                                                                   N E U G E S TA R T E T

         Die Kunst der
                                                       Gemeinsam christliche
         Vielseitigkeit                                   Werte leben
    Bereits als Kind war die Innsbruckerin       Der Kreuzschwestern Kindergarten Heilig Kreuz in Gemünden
    Edda Hausberger eine begeisterte            engagiert sich beim Caritas-Projekt „Pastoraler Ort“. Das fördert
    Zeichnerin. Inspiriert hat sie ihr Vater,                   die Gemeinschaft auf besondere Weise.
    der im Stil Rembrandts malte. Nach
    vielen privaten Aufträgen für Freunde
    und für das eigene Zuhause stellte
    Hausberger 2002 erstmals ihre Werke
    aus. „Zu Beginn malte ich sehr
                                                A   ls das Projekt „Pastoraler Ort“ von
                                                    der Caritas Würzburg ins Leben
                                                gerufen wurde, bewarb sich der Kin­
                                                                                               „Pastoralen Ort“ formuliert. Zentral
                                                                                               war dabei das Bekenntnis, für Fami­
                                                                                               lien Seelsorge in Problemsituationen
    gegenständlich“, erinnert sich die          dergarten Heilig Kreuz in Gemünden             zu übernehmen und den christlichen
    Künstlerin. „Dann kam ich auf die luftig-   umgehend dafür. „Die Caritas sieht             Jahreskreis zu leben, aber auch die
    leichte Aquarellmalerei, die wohl           dies als Chance, den Kindergarten als          Vernetzung innerhalb des Hauses
    schwierigste Technik, weil man nichts       Bindeglied zwischen Familie und                inklusive dem Bewusstsein über die
    ausbessern kann.“ Seither hat sie viele     Kirche zu nutzen“, so Kindergarten­Lei­        pastorale Arbeit im Team zu stärken.
    Stile und Techniken ausprobiert, von        terin Tanja Henneberger. Denn Kinder­          Letztlich wurde auch das Bedürfnis
    Kreide über Tusche bis Acryl – wovon        tageseinrichtungen (KiTa) gestalten als        erkannt, die Zusammenarbeit mit der
    auch ihre letzte Ausstellung im             familienunterstützende Bildungsein­            Gemeinde zu intensivieren. „All das ist
    Privatklinikum Hochrum zeugte. Große        richtungen und als Orte des gelebten           bereits auf weiter Strecke gelungen“,
    Landschaftsbilder, Blumen aber auch         Glaubens das gesellschaftliche und             freut sich Henneberger. Durch das
    Porträts und Abstraktes waren unter         kirchliche Leben mit. Das sei sowieso          Projekt wurde nicht nur klarer, wie
    den 52 ausgestellten Werken zu sehen        das Selbstverständnis eines katholi­           christliche Werte vermittelt werden
    und zeigen die Vielseitigkeit               schen Kindergartens wie Heilig Kreuz.          sollen, sondern auch der Kontakt nach
    Hausbergers.                                „Durch die Teilnahme an dem Projekt            außen – etwa mit dem Pfarrer, der nun
                                                konnten wir jedoch noch strukturier­           nicht mehr nur zu Gottesdiensten
                                                ter an diesen Sendungsauftrag heran­           einlädt, sondern auch in den Kinder­
                           Edda Hausberger      gehen, dass wir ein Ort kirchlichen            garten kommt – intensiviert. ◄
                           (71) lebt in Inns-   Lebens sind“, sagt sie.
                           bruck und kommt
                                                                                                                                              Fotos: beigestellt (4), Sabine Kneidinger (5)

                           aus einer kunst-     Ziele wurden formuliert
                           affinen Familie.     In einem Gremium aus PädagogInnen,
                           Die Autodidaktin     Verwaltungsbediensteten, Mitarbeiter­
                           war Mitglied in      Innen der Diözese, der Caritas, dem
                           mehreren Mal-        Kirchengemeindeamt, dem Pfarrer,                                     Kindergarten-Leiterin
                                                                                                                     Tanja Henneberger
                           gruppen und blickt   VertreterInnen des Elternbeirates und
                                                                                                                     zeigt sich vom Projekt
                           auf 20 Einzelaus-    auch Provinzrätin Sr. Petra Car, wurden                              „Pastoraler Ort“
                           stellungen zurück.   Ziele für den Klosterkindergarten als                                begeistert.
DAS MAGAZIN DER KREUZSCHWESTERN
Eine                                                                                        9
       von uns
                             JOBS BEI DEN KREUZSCHWESTERN

                             Ein Tag im Leben
                             von Gerti Zitzmann
                             Der Eissalon im Haus „Wohnen mit Pflege“ St. Josef
                             Sierning ist nicht nur für das ausgezeichnete Eis bekannt.
                             Mitarbeiterin Gerti Zitzmann hat für die BewohnerInnen
                             und Gäste von auswärts immer ein Lächeln und freundliche
                             Ansprache parat. Wir haben sie einen Tag lang begleitet.

10.30 Uhr

Sobald Gerti Zitzmann                                       12.30 Uhr
vormittags die                                             Zur Mittagszeit heißt es
Kaffeemaschine anwirft,                                    zusammenhelfen! Gerti Zitzmann
kommen schon die ersten                                    serviert – unterstützt von Frau Herta –
BewohnerInnen von St.                                      das Mittagessen an SeniorInnen von
Josef runter ins Café.                                     auswärts. Das Menü wird aus der
                                                           Betriebsküche des Krankenhauses
                                                           Sierning geliefert. Auch die Torten,
                                                           die hier im Café aus der Vitrine
                                                           lachen, kommen aus der kranken-
                                                           hauseigenen Konditorei.

                                            15.00 Uhr

                                           Auf der wunderschönen Terrasse serviert Gerti
                                           Zitzmann ihren zahlreichen Gästen Eisbecher und Co.
                                           Am Nachmittag herrscht hier täglich Hochbetrieb.

 13.30 Uhr

Für viele SchülerInnen der
                                                                   19.30 Uhr
Neuen Mittelschule ist der
Besuch bei Gerti Zitzmann                                        Wenn das Eiscafé schließt, ist
das erste, was sie nach                                          Gerti Zitzmanns Arbeitstag
einem Schultag machen.                                           längst nicht vorbei. Sie
Bevor sie den Heimweg                                            überprüft, welche Eissorten sie
antreten, müssen sie noch                                        nachbestellen muss. „An einem
diese Frage beantworten:                                         heißen Sommertag ist vor dem
Erdbeer, Schokolade                                              kalten Kühlschrank das beste
oder Vanille?                                                    Platzerl“, verrät sie.
DAS MAGAZIN DER KREUZSCHWESTERN
10

     VO L LT R E F F E R

                                                                          Radeln ist das
                                                                          Leiwandste ...
                                                                          ... was man sich nur vorstellen kann.
                                                                          So könnte man den Hit „Skifoan“
                                                                          von Wolfgang Ambros umtexten.
                                                                          Für MitarbeiterInnen des Klinikum
                                                                          Wels-Grieskirchen ist die gesunde
                                                                          Freizeit-Beschäftigung sogar zum
                                                                          Vorzeigeprojekt geworden.

 J     edes Jahr macht das Klinikum
       Wels­Grieskirchen bei der Initiative
 der Radlobby Österreich „Radelt zur
                                              wird zu Saisonbeginn eine Start­Veran­
                                              staltung organisiert, die nicht nur über
                                              das Projekt informiert, sondern auch ein
                                                                                          punkt auf Sicherheit gelegt. Vergangenes
                                                                                          Jahr bekamen die teilnehmenden
                                                                                          RadlerInnen Sicherheitswesten. Heuer
 Arbeit“ (RZA) mit, ist stets höchst          gratis Fahrrad­Service, vom Kette           werden Helme mit dem Klinikum­Logo
 erfolgreich und unter den engagiertes­       schmieren bis zum Reifen aufpumpen,         verteilt. Als nächstes Ziel will Scherzer in
 ten Betrieben. Das ganze Jahr über           bietet. 2017 hat das Klinikum als erster    Kooperation mit dem Magistrat Wels die
 werden im Betrieb Kilometer gesam­           Betrieb des Landes die Zertifizierung für   Initiative „Fahrrad Region Wels­
 melt und am Schluss gibt es etwas zu         fahrradfreundliche Betriebe absolviert.     Umland“ unterstützen. „Eine radfreund­
 gewinnen. Aber das allein ist nicht der      Neben dem Gesundheits­ und Umwelt­          liche Infrastruktur ist mir ein persön­
 Grund, warum rund 200 MitarbeiterIn­         aspekt wird bei RZA auch ein Schwer­        liches Anliegen.“ ◄
 nen des großen Welser Gesundheitsver­
 sorgers gut 160.000 Kilometer im Jahr
 abspulen. Gemeinsam Radfahren, der
 Umwelt und sich selbst etwas Gutes
 tun – das motiviert ungemein, sich auf                                                        Österreich radelt
 den „Drahtesel“ zu setzen. „Wir radeln
 seit fünf Jahren. Mittlerweile haben wir
                                                                                                 xur Arbeit
 50 Teams“, berichtet Franz Scherzer,
                                                                                                                                         Fotos: Klinikum Wels-Grieskirchen, Nik Fleischmann, Ursula Dünser, Sabine Kneidinger, privat
                                                                                            Die Motivationskampagne der
 akademischer Risiko­ und Gesundheits­
                                                                                            Radlobby geht heuer in die
 manager und einer der Initiatoren von
                                                                                            9. Runde. Radeln zur Arbeit hat
 RZA am Klinikum, stolz. Er selbst radelt
                                                                                            viele Vorteile: Es ist gesund für
 seit 15 Jahren zur Arbeit und weiß die
                                                                                            Körper, Geist und schont die
 positiven Nebeneffekte – Training,
                                                                                            Umwelt. Neben dem spielerischen
 Kopfauslüften, keine Parkplatzsuche –
                                                                                            Wettbewerb – wer schafft mehr
 auch an seine KollegInnen zu vermit­
                                                                                            Kilometer? – gibt es auch Preise zu
 teln.
                                                                                            gewinnen. Mehr als 15.000
                                                                                            Menschen sind österreichweit
 Betrieb schafft Anreize                                                                    registriert und 2019 bereits
 Um noch mehr MitarbeiterInnen für das
 Fahrrad als Fortbewegungsmittel zur
                                              „Eine radfreundliche                          3.126.931,30 Kilometer gefahren.

 Arbeit zu begeistern, bietet das Klinikum    Infrastruktur ist mir ein                     (Eine Statistik über die einzelnen
 viele Benefits an. So wurden Radfahr­Tri­
 kots gekauft, es gibt Duschmöglichkei­
                                              persönliches Anliegen.“                       Bundesländer gibt es online:
                                                                                            www.radeltzurarbeit.at)
 ten für die RadlerInnen sowie absperr­       Franz Scherzer, Initiator von „Radelt zur
 bare Fahrradabstellbereiche. Außerdem        Arbeit“ am Klinikum Wels-Grieskirchen
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                                                WA S U N S G E R A D E           beschäftigt

         Lernen für die Schule oder für das Leben?

       Helmut Madlener, Geschäftsführer,                   Elisabeth Benedik, Pädagogin,              Robert Wolz, Schulleitung,
     Institut St. Josef, Feldkirch/Vorarlberg          Volksschule der Kreuzschwestern Linz     Theodosius-Florentini-Schule Gemünden

          Raumgestaltung                                      Aus kindlicher                             Kompetenzen
            von A bis Z                                        Lebenswelt                                  sammeln

A   ls die letzten Schwestern, die bei
    uns im Haus gewohnt haben,
auszogen, wurden uns diese Räume zur
                                                 W       ir haben an einem Projekt des
                                                         Ministeriums „Denken lernen,
                                                  Probleme lösen“ teilgenommen. Da gab
                                                                                              D    as Projekt­Seminar zur Studien­
                                                                                                   und Berufsorientierung ist Teil der
                                                                                              gymnasialen Oberstufe in Bayern. Es
Verfügung gestellt. Da wir genügend               es unterschiedliche Roboter, die pro­       soll die SchülerInnen bei ihrer Studien­
Schulräumlichkeiten haben, hat es sich            grammiert werden konnten, was schon         und Berufswahl unterstützen und sie
angeboten, diesen Platz für die unter­            in Richtung mathematisches, informa­        auf die Anforderungen von Hochschule
richtsfreie Zeit zu nutzen. Die Schüle­           tisches Denken geht. Zentral schien         und Berufswelt vorbereiten. Die Schü­
rinnen überlegten, was sie brauchen               aber die Frage: Wie kann man Proble­        lerInnen arbeiten dabei eineinhalb
und wie sie das gerne gestalten wür­              me lösen? Es war aus LehrerInnen­Sicht      Jahre lang gemeinsam mit außerschu­
den. Dabei sind wir auf den Verein                sehr spannend zu sehen, wie die Kinder      lischen PartnerInnen an der Umsetzung
„Amazone“ gestoßen, der mit der                   an diesem Projekt arbeiten und an diese     und sollen in folgenden Bereichen
Fachhochschule Vorarlberg und dem                 Problemlösungsstrategien herangehen.        Erfahrungen sammeln: Methoden­,
Büro für nachhaltige Entwicklung in               Sie mussten eigenständig auf Ideen          Sozial­, Selbst­ und Fachkompetenz.
Wien ein Projekt zur „Schulraumgestal­            kommen und diese in ihren Gruppen           Zuletzt war dies ein Projekt, das auf der
tung der Zukunft“ ins Leben gerufen               diskutieren. Hier kam auch das Prinzip      Smartphone­App Math­City­Map ba­
hat. Sie haben diesen Prozess mode­               „Trial and Error“ – also Versuch und        siert. Die App führt via GPS zu verschie­
riert, SpezialistInnen gebracht und               Irrtum – zum Tragen. Herauszufinden,        denen Stationen, an denen Mathema­
adaptierte Programme für die Schüle­              wo der Fehler sein könnte, wenn etwas       tikaufgaben an realen Objekten gelöst
rinnen zusammengestellt. Die Jüngeren             nicht funktioniert hat. Das machen wir      werden müssen, gibt Tipps und bietet
haben sich auf Pausenplätze und                   auch im „normalen“ Unterricht immer         die sofortige Überprüfung der Lösung
Rückzugsräume konzentriert; die                   wieder: Hypothesen bilden und diese         an. So wird Mathematik praktisch
Älteren haben eine Bestandsaufnahme               überprüfen. Mir ist bei diesen Projekten    draußen erlebbar. Für diese App haben
gemacht, sich mit Dimensionen, Licht,             wichtig, dass sie aus der Lebenswelt der    die Florentini­SchülerInnen verschiede­
Raumgefühl und Farben beschäftigt. Es             Kinder kommen. Die Problemstellung          ne Trails entwickelt, die für unter­
gab mehrere Workshops und auch ein                ist nicht weniger anspruchsvoll, aber       schiedliche Altersstufen ausgelegt sind.
Budget. Der Vorstand hat diese Investi­           die Motivation, eine Lösung zu finden,      Die letzte Entwicklung war der Fami­
tionen genehmigt und vom Land                     gleich viel größer. Über alltagsbezogene    lientrail für Gemünden, der auf einer
bekamen wir eine Förderung. Das war               Problemstellungen lernen die Kinder         Route entlang historischer Sehenswür­
Lernen fürs Leben! Die Schülerinnen               den Lösungsweg besser kennen als            digkeiten durch die Stadt führt. Er ist
haben mitbekommen, was (Innen­)                   anhand abstrakter Beispiele. Wenn es        schon für Kinder ab der 4. bis 5. Klasse
ArchitektInnen machen, was Kosten­                ein Thema ist, das sie berührt, dann        lösbar und gibt zusätzlich zu den Ma­
planung ist und wie man ein Projekt               wissen sie meist sofort, wie es geht. Das   thematikaufgaben noch Informationen
professionell abwickelt.                          ist sehr faszinierend.                      zu den historischen Gebäuden.
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 E I N E R VO N AU S S E N

 Benni rettet die
 Orang-Utans
 Benni Over (28) leidet an einer unheilbaren Krankheit
 und sitzt im Rollstuhl. Dennoch hat er nichts anderes im
 Kopf, als die Orang-Utans zu retten. Seit 2014 setzt er
 sich für die bedrohte Tierart ein und ist dafür sogar nach
 Indonesien gereist.

 A
          lles begann an einem schönen Sommertag im Jahr
          2014. Benni Over besuchte mit seiner Mutter den
          Berliner Zoo. Als ihm das Orang­Utan­Kind Bulan tief
 in die Augen blickte, blieb er wie hypnotisiert vor dem Gehege
 stehen. An diesem Tag, sollte Benni später einmal sagen,
 wurde seine Seele berührt. Daraufhin begann der junge Mann
 aus Rheinland­Pfalz zu recherchieren, weil er alles über die
 rothaarigen Menschenaffen erfahren wollte. Was das Internet
 „ausspuckte“ traf ihn jedoch hart. „Er ist dort auf die
 schlimme Wahrheit gestoßen, dass die Orang­Utans vom
 Aussterben bedroht sind“, erzählt Bennis Vater Klaus Over.
 Stündlich wird Regenwald von der Größe von 200 Fußball­
 feldern zerstört und der Lebensraum der Tiere vernichtet.

 Benni legt los
 Seit dieser Erkenntnis setzt sich Benni mit ganzer Kraft für die   2016 im indonesischen Regenwald. „Eigentlich kommt kein
 vom Aussterben bedrohte Tierart und den Erhalt ihres Lebens­       normaler Mensch in diese Rettungscamps rein“, erzählt Klaus
 raumes ein. Was ihn von anderen Tierschutz­AktivistInnen           Over. „Aber man hat wohl erkannt, wie viel Benni bewegt“,
 unterscheidet ist, dass er seit seinem zehnten Lebensjahr im       vermutet er.
 Rollstuhl sitzt. Er leidet an der unheilbaren Erbkrankheit Mus­
 keldystrophie Duchenne, an schleichendem Muskelschwund.            Bei den Orang-Utans
 Das hält ihn aber nicht davon ab, sich für „seine“ Orang­          Zwei Wochen lang dauerte das Abenteuer. Benni lernte Henry
 Utans zu engagieren. Anstatt in stumme Trauer zu verfallen,        und andere Orang­Utans kennen. „Er wurde wie ein Staats­
 kam ihm die Idee, ein Buch über die Tiere und ihre Notsitua­       oberhaupt von den TierschützerInnen empfangen“, schildert
 tion zu verfassen und andere aufzuklären. Als er die Paten­        Vater Over gerührt. Als Highlight wurde der 28­Jährige zum
 schaft über das Orang­Utan Junge Henry in Borneo geschenkt         Botschafter der roten Waldmenschen ernannt. Im Laufe der
 bekam, war der Titel des Buches klar: „Henry rettet den Re­        Reise stellte sich der Aha­Effekt ein, dass die Rettung der
 genwald“. Zusätzlich wurde ein Trickfilm produziert, der mit       Primaten nicht von Themen wie Klimawandel, Umweltschutz
 englischen und französischen Untertiteln via YouTube inter­        oder auch Menschrechten zu trennen ist. Das sei der Familie
 national bekannt wurde und plötzlich flatterte die Einladung       bewusst geworden, als sie die gerodeten Waldflächen sahen,
 einer Tierschutzorganisation herein, die Benni nach Indone­        durch kilometerlange Palmölpflanzungen und über vergiftete
 sien einlud! „Wir haben erstmal geschluckt, als Benni sagte, er    Flüsse fuhren. Regelmäßig tourt Benni seither durch Schulen,
                                                                                                                                    Fotos: privat

 will dorthin“, gibt Vater Klaus offen zu. Schließlich landeten     hält Vorträge in Bibliotheken und Universitäten. „Das ist wie
 Benni, Vater Klaus, Mutter Connie und Bruder Florian im April      ein Auftrag, der ihn am Leben hält“, so Klaus Over.
13

Ein Lebenswerk mit Verantwortung
Im Dezember 2016 war Bennis Leben akut bedroht. Nach einer
Infektion hatte er einen Herzstillstand und lag im Koma. Die
Ärzteschaft räumte damals jegliche Hoffnung aus, doch
Bennis Eltern gaben nicht auf. Nach einem Luftröhrenschnitt
wird Benni überwiegend von einer Maschine beatmet und
kann nur mit einer Sprechkanüle reden. „Das Projekt ist auch
jetzt seine Lebensaufgabe, es treibt ihn an.“ Und wir wollen
gerne gemeinsam mit ihm daran glauben, dass es noch lange
nicht „over“ ist. ◄

                           Benni Over
                           Henry rettet den Regenwald
                           ISBN: 978-3-86196-673-9
                           Taschenbuch, DIN A 4, 32 Seiten,
                           farbig illustriert, 11,20 Euro
                           Das Buch kann über den Verlag oder den   Benni Over ist am glücklichsten, wenn er bei „seinen“ Orang-Utans sein
                           Buchhandel bezogen werden.               kann. Mit seinem Buch tourt er durch Schulen.
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                                                                                     Auf das Achtsamkeitstraining ist Dr.in Ulrike Auinger vom Institut
                                                                                     für Physikalische Medizin und Allgemeine Rehabilitation über
                                                                                     die Beschäftigung mit chronischen SchmerzpatientInnen
                                                                                     gekommen. Auinger bietet das klassische Achtsamkeitstraining
                                                                                     an, das so genannte „MBSR“-Training (mindfulness based stress
                                                                                     reduction) nach Jon Kabat Zinn. Es gibt aber auch spezielle
                                                                                     Kurse für Kinder und Menschen mit Depressionen.

 SPIRITUELLES FITNESSCENTER

 Den Moment bemerken
 In der Hektik des Alltags fällt es uns zunehmend schwerer, in Kontakt mit uns selbst zu kommen
 und die eigenen Bedürfnisse zu erkennen. Achtsamkeit kann dabei helfen, bewusst zu handeln
 anstatt unbewusst zu reagieren und automatisierte, auf Dauer krankmachende
 Reaktionsprozesse zu durchbrechen. Im Klinikum Wels-Grieskirchen haben MitarbeiterInnen die
 Möglichkeit, an diesem Stressbewältigungsprogramm teilzunehmen.

     1 Was versteht man unter Achtsamkeit?                       3 Wie wird Stress dadurch konkret reduziert?
 Achtsamkeit bedeutet, bewusst im gegenwärtigen Moment           Die TeilnehmerInnen, die im Rahmen der Betrieblichen
 zu sein, bemerken, was gerade ist, ohne zu beurteilen oder      Gesundheitsförderung am Klinikum den Kurs besuchen,
 zu bewerten. Zu erleben, was ich erlebe, während ich es         lernen zu erkennen, was ihnen Stress macht, und zu spüren,
 erlebe. Im Moment zu sein und das auch zu spüren.               wie und wo sie im Körper typische Stresssymptome
 Achtsamkeit ist eine innere Haltung. Sie ist eine Fähigkeit,    wahrnehmen. Sie üben, die automatisch ablaufenden
 die wir alle in uns haben und die wir bewusst üben können.      Stressreaktionen wie Flucht und Kampf zu bemerken und
 Meistens sind wir im „Autopiloten“ unterwegs und machen         erkennen den Zusammenhang der Aktivierung des
 die Dinge automatisch. Wir telefonieren und fahren              Sympathicus in Stresssituationen und die Auswirkungen auf
 gleichzeitig mit dem Auto oder wir gehen und telefonieren       die verschiedenen Organsysteme im Körper. In chronischen
 gleichzeitig. Dann fühlen wir uns zerstreut und erschöpft.      Stresssituationen kann dies auf Dauer zu schwerwiegenden
 Achtsamkeit ist auch die Fähigkeit, den Fokus bewusst auf       Erkrankungen und Erschöpfungszuständen führen.
 eine Sache zu legen, konzentriert dabei zu sein, mit allen      Durch die Achtsamkeit lernen wir innezuhalten,
 Sinnen wahrzunehmen.                                            durchzuatmen und den Gegenspieler des Sympathicus, den
                                                                 Parasympathicus zu aktivieren, der für Beruhigung zuständig
     2 Wie lässt sich das trainieren?                            ist. [Sympathicus und Parasympathicus sind wesentliche Teile des
 Achtsamkeit lässt sich mit einem Muskel vergleichen, den        vegetativen Nervensystems und steuern die Organe; Anm. Red.]
 man trainieren kann. So können wir auch üben, achtsam zu        In diesem Innehalten, Atmen und sich bewusst werden, was
 sein. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten. Zum einen die            gerade geschieht, können wir lernen, angemessen zu
 formalen Übungen wie die Sitzmeditation, den Body Scan –        handeln. So können wir in schwierigen und unangenehmen
 das ist eine Körpermeditation im Liegen und dient der           Situationen ruhiger und gelassen bleiben.
                                                                                                                                                          Fotos: Daniela Köppl

 achtsamen Wahrnehmung des Körpers. Und zum anderen die          Gleichzeitig üben wir, unsere Aufmerksamkeit gezielt auf
 informellen Übungen im Alltag, wie achtsam essen, Zähne         Freude, Mitgefühl und Fürsorge zu lenken. Damit können wir
 putzen, duschen – das bedeutet, in jede Tätigkeit des Alltags   besser für uns selbst sorgen und werden in stürmischen
 eine bewusste Aufmerksamkeit zu bringen.                        Zeiten unseres Lebens resilienter.
15

                                                                                                                    IM AUGENBLICK

                                                                                                                    Feiner
                                                                                                                    Goldstaub
                                                                                                                    überall
                                                                                                                    Einst stellte Gott eine Kiste auf die
                                                                                                                    Erde. Ein großes Geschenk.                                                                             und er verteilte sich in
                                                                                                                                                                                                                           alle Himmelsrichtungen.
                                                                                                                    Seitdem ist das Heilige in allen Dingen.                                                             Das Heilige verschwand.
                                                                                                                                                                                                                       Niemand konnte es festhalten.
                                                                                                                    Text: Susanne Niemeyer, Illustration: Stefanie Harjes
                                                                                                                                                                                                                     Der Mensch war enttäuscht.
                                                                                                                                                                                                                   Er murrte. Eine so schöne Sache,
                                                                                                                                                                                                                kaum hatte man sie, schon war sie

                                                                                                                    I ch stelle mir das so vor: Als Gott
                                                                                                                      fertig war mit der Welt, als alle
                                                                                                                    Blumen, Goldkarpfen, Täler und Wind­
                                                                                                                                                                               Die Autorin
                                                                                                                                                                  Susanne Niemeyer lebt in Hamburg.
                                                                                                                                                                  Sie schreibt Essays und Reportagen,
                                                                                                                                                                                                              wieder entfleucht? Das nahm der
                                                                                                                                                                                                              Mensch übel. Frustrationstoleranz war
                                                                                                                                                                                                              noch nie seine Stärke.
                                                                                                                    mühlen an ihrem Platz waren, zog er            Kurzformen und Lyrik – über Gott           Doch schon bald entdeckte der Erste ein
                                                                                                                    sich ein bisschen zurück, damit der             und die Welt. Auf ihrer Webseite          Glänzen. Dann der Zweite. Man brauch­
                                                                                                                    Mensch Raum zum Leben hatte. Gott              www.freudenwort.de gibt es einen           te nur aufmerksam zu schauen, dann
                                                                                                                    wollte schließlich nicht aufdringlich         „Engelimbiss“: jede Woche ein Wort          war es da: Es lag in der Stunde des
                                                                                                                    sein. Er hatte alles schön gemacht zu          aus der Bibel, für unterwegs, zum          Schlafs. In einem Lied. Es fand sich in
                                                                                                                    seiner Zeit und die Uhr auf „ewig“             Mitnehmen und Wohlschmecken.               dem Moment des Wiedersehens. Es lag
                                                                                                                    gestellt.                                                                                 auf einem alten Bild. Auf dem Gesicht
                                                                                                                    Dann kam der Mensch. Er ging hinaus                                                       eines Krankenpflegers. Man konnte es
entnommen aus: Susanne Niemeyer, Mut ist … Kaffeetrinken mit der Angst © 2018 Verlag Herder GmbH, Freiburg i. Br.

                                                                                                                    in die Welt, genoss Butterblumen und        murmelte Gott und stellte eine große          entdecken in einem einzelnen Wort. In
                                                                                                                    Pingpongspiel, lobte das Blau des           Kiste auf die Erde.                           einer Erinnerung. Im Schweigen einer
                                                                                                                    Himmels und die Erfindung der Liebe         „Was ist das?“, fragte der Mensch.            Landschaft. Beim Teilen von Brot.
                                                                                                                    und gab sich allerlei Vergnügungen          „Weiß nicht“, antwortete ein anderer.         Manchmal war es da, wenn alles pass­
                                                                                                                    hin. Er baute Häuser, zündete Kamin­        Sie umrundeten die Kiste und fanden           te. Und manchmal, wenn man am
                                                                                                                    feuer an, komponierte Opern und             einen Aufkleber. „Da steht ‚heilig‘           wenigsten damit rechnete. Es erhellte
                                                                                                                    strickte Pullover. Es gab so viele wun­     drauf.“ Neugierig schauten sie hinein.        die Sonne. Und es brachte ein Glimmen
                                                                                                                    derbare Dinge zu tun, mehr, als man in      In der Kiste war etwas, was aussah wie        in die Dunkelheit. Jeder konnte es an
                                                                                                                    einem einzigen Leben je schaffen            Goldstaub. „Voll schön! Davon nehme           einem anderen Ort finden, in einem
                                                                                                                    konnte. Gott freute sich darüber, zeigte    ich was mit!“ Die beiden stopften sich        anderen Moment, sogar in einer ande­
                                                                                                                    es doch, dass er mit der Erschaffung der    die Taschen voll, und alle anderen            ren Sache. Aber immer war es, als
                                                                                                                    Welt genau richtiggelegen hatte. Ir­        taten es ihnen nach. Dann liefen sie          würde sich für eine Millisekunde der
                                                                                                                    gendwann begann er sich allerdings zu       nach Hause, erfreut über ihren wert­          Himmel öffnen. Es hob den Menschen
                                                                                                                    fragen, ob er sie eventuell doch zu gut     vollen Fund.                                  über den Alltag hinaus. Überall konnte
                                                                                                                    gemacht hatte. Der Mensch erinnerte         Aber ach! Als sie den Staub zu Hause          es aufblitzen und überall konnte es
                                                                                                                    sich nicht an ihn. Er war zu beschäf­       hervorholen wollten, reichte ein Hauch,       daran erinnern: Hier ist Gott. ◄
                                                                                                                    tigt. Gott lag es fern, dem Menschen
                                                                                                                    bösen Willen zu unterstellen. In gewis­
                                                                                                                    ser Weise trug er ja selbst die Verant­
                                                                                                                    wortung dafür. Er hätte die Welt                                      „Zieh deine Schuhe aus.
                                                                                                                    schließlich auch langweilig machen            So geht’s:              Der Boden, auf dem du stehst, ist heilig“,
                                                                                                                    können. „Da müssen wir nachbessern“,                                  sagte Gott zu Moses. Finde den Glanz.
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                                                                                                                                                      1

 SKIZZEN AUS DEM LEBEN

 Geht's allen gut, ist es gut
 Das Haus „Wohnen mit Pflege“ St. Raphael Bad Schallerbach
 (Oberösterreich) ist nicht nur Lebensmittelpunkt von 81 BewohnerInnen,
 sondern auch Arbeitsplatz von 65 MitarbeiterInnen. Und auch sie
 brauchen manchmal Unterstützung.

 I   n unserer Gesellschaft erfüllen Alten­
     und Pflegeheime eine enorm wichtige
 Funktion. Sie sind Orte des Heilens und
                                                                                                      tern eröffnet. Gestartet wurde mit einem
                                                                                                      Wohnbereich. Da die Nachfrage im
                                                                                                      Bezirk Grieskirchen so groß war, kamen
 der Fürsorge. In den kommenden Jahren                                                                zwei weitere hinzu. Bereits im Juli 2016
 werden sie – so viel ist laut Statistik klar                                                         war das Heim mit 81 Personen vollbe­
 – gefragter sein, als je zuvor. Denn bis                                                             legt. „Für uns stehen die BewohnerIn­
 2030 soll die Anzahl der 85­Jährigen in                                                              nen im Mittelpunkt. Von meiner Warte
 Österreich um 45 Prozent wachsen. Das                                                                aus sind sie die eigentlichen Dienstge­
 wird auch den Bedarf an Heimplätzen                                                                  berInnen“, schildert Haus­Leiterin Karin
 steigern. Mit dem Bau neuer Heime wird                                                               Stöger ihr berufliches Selbstverständnis.
 es aber nicht getan sein, so viel steht                                                              Sie weitet dies aber gleich auf die 65
 fest. Alten­ und Pflegeheime sind mehr                                                               MitarbeiterInnen aus. Denn die Begeg­
 als ihre Mauern. Ihr Herz ist das Pflege­                                                            nung auf Augenhöhe und ein wertschät­
 personal, das sich Tag und Nacht um die                                                              zender und respektvoller Umgang mit­
 BewohnerInnen kümmert, Bedürfnisse                                                                   einander, seien das Maß aller Dinge.
                                                                                                                                                  Fotos: Daniela Köppl

 erkennt und ihnen nachkommt, so gut                                                                  „Sonst könnten wir die Themen nicht so
 das eben geht.                                                                                       offen diskutieren, die wir diskutieren
                                                Karin Stöger, Hausleitung St. Raphael, spricht sich
 St. Raphael wurde 2015 als jüngstes            für Solidarität im Umgang mit Angestellten in         müssen!“, gibt Stöger zu bedenken. Und
 Alten­ und Pflegeheim der Kreuzschwes­         schwierigen Lebensumständen aus.                      davon gibt es einige: die Herausforde­
17

                                                                                            1. Win-win-Situation: Eine Bewohnerin hilft
                                                                                                einer Mitarbeiterin Deutsch zu lernen.

                                                                                            2. Besondere Parkplätze für die Rollatoren.

                                                                                                    3. „Eine kleine Landpartie“ mit den
                                                                                                      BewohnerInnen von St. Raphael.

                                                                                               4. Respekt und Wertschätzung sind der
                                                                                                    Schlüssel zum gemeinsamen Wohl.

                                               2

                                                                                                                                           3

rungen der Pflege mit zunehmendem
Alter, Multimorbidität, Demenz, hohe
Pflegestufen. „Das sind Themen, die
bereits jetzt bei uns angekommen sind.“

Gelebte Werte der Kreuzschwestern
Oft sind nicht nur die BewohnerInnen
einer Pflegeeinrichtung „bedürftig“.
Manchmal gibt es auch Angestellte, die
Unterstützung brauchen. „Es gibt einige                                                                                                    4
MitarbeiterInnen bei uns, die anderswo
schwer Arbeit finden würden. Sei es
aufgrund sprachlicher Defizite oder
wegen einer Erkrankung. Für mich gilt:
Es soll jeder die Chance bekommen, Fuß      auf allen Ebenen gelebt. „Wir denken da   grund. Es soll der­ oder diejenige wieder
zu fassen“, so Stöger. Viele würden diese   insgesamt sehr breit, auch im Sinne der   gesund werden, einen freien Kopf und
Chance nutzen und werden langsam in         Kreuzschwestern. Wenn beispielsweise      das Gefühl haben, er/sie braucht sich
das System eingeführt. In St. Raphael       jemand erkrankt und für längere Zeit      zumindest um den Arbeitsplatz nicht
werden die Werte der Kreuzschwestern        ausfällt, dann ist das kein Kündigungs­   sorgen.“ ◄
18

                                                                                            S I ST E R S ACT

                                                                                            Sie kämpft für
                                                                                            die Rechtlosen
                                                                                            Im indischen Patna setzt sich Sr. Sony
                                                                                            Augustine für rechtlose Frauen und
                                                                                            Kinder aus der unberührbaren Kaste der
                                                                                            Maha Dalit ein.

 Frauen und Kinder der Kaste der Maha Dalit gehen für ihre Rechte
 auf die Straße. Die Kreuzschwestern vor Ort ermutigen sie dazu.

 S   chwester Sony ist aufgewühlt. Sie
     kommt gerade aus einem Kranken­
 haus zurück. „Ich habe eine Frau dort­
                                                                                                           teten Aberglauben scheint dies die
                                                                                                           Hoffnungslosigkeit zu verstärken.
                                                                                                           Dagegen versuchen die Kreuzschwestern
 hin gebracht, die von ihrem Ehemann                                                                       in Patna aktiv vorzugehen. Insbesondere
 angezündet worden ist“, berichtet sie.                                                                    widmen sie sich den Maha Dalit Frauen
 Damit sei das Martyrium der Frau                                                                          und Kindern. „Wir haben Selbsthilfe­
 jedoch nicht beendet gewesen, denn                                                                        gruppen und kreieren Möglichkeiten für
 Menschen aus dem Dorf wollten sie                                                                         Ermächtigung“, so die 36­Jährige. Das
 anschließend auch noch in den Ganges                                                                      Jeevdhara Social Service Center und das
 werfen. Was Schwester Sony erzählt, ist                                                                   Asha Kiran Rural Development Center
 keine Ausnahme. Extreme Situationen                                                                       bemühen sich auch um die sozio­ökono­
 wie diese stehen in Patna, der 1,8 Mil­                                                                   mische Entwicklung der Schützlinge.
 lionen Hauptstadt des Bundesstaates                                                                       „Durch diese Projekte haben wir bereits
 Bihar im Nordosten Indiens, auf der                                                                       viele Frauen erreicht und können deren
 Tagesordnung. Die so genannten Maha                                                                       Leben schrittweise ändern. Denn die
 Dalit, die Nachfahren der indischen                                                                       Gesellschaft, in der sie leben, ist nach
 UreinwohnerInnen, sind „Slum Dogs“.                                                                       wie vor repressiv und gewaltsam.“ Die
 Unberührbare. Sie rangieren im Kasten­                                                                    Bildung spielt dabei einmal mehr eine
 system an ganz unterster Stelle. „Dies                                                                    Schlüsselrolle: „Durch das Wissen
 beeinträchtigt ihre Freiheit und führt                                                                    können die Menschen überhaupt erst
 dazu, dass sie in der Gesellschaft unfair                                                                 ihrer Rechte gewahr werden“, so
 behandelt werden“, so Schwester Sony,                 Schwester Sony Augustine setzt sich für das         Schwester Sony, die unermüdlich für die
 die seit dem 15. Lebensjahr näheren                   Empowerment von Frauen und Kindern ein.             Rechtlosen eintritt. ◄
 Kontakt zu den Kreuzschwestern hatte
 und dann auch Kreuzschwester wurde.

 Ein Teufelskreis entsteht                                Spenden-Konto-Informationen:
 Armut, Analphabetismus, schlechte                        Stiftung Maria Theresia Scherer Ingenbohl
                                                                                                                                                      Fotos: beigstellt, Alexandra Grill

 oder keine Ausbildung erzeuge einen                      Klosterstraße 10, CH-6440 Brunnen
 Kreislauf, aus dem diese Menschen                        Bankkonto in EUR: 825151-3944 / IBAN: CH76 0077 7008 2515 1394 4
 nicht aussteigen könnten. „Die Mitglie­                  WICHTIG: gewünschten Verwendungszweck angeben!
 der der Community haben kein Selbst­                     Verwaltungskosten: Es werden keine Verwaltungskosten abgezogen bzw.
 bewusstsein, fühlen sich ungeliebt und                   verrechnet. Die Stiftung ist selbstlos tätig und steuerbefreit.
 wertlos.“ Gepaart mit dem weitverbrei­
19

SISTER’S LIFE

Schwester
Maria Regina,
was holen Sie nach?
Schwester Maria Regina Scherrer stellt sich
unseren Fragen. Sie erzählt über ihre
Erfahrung als Pädagogin und warum sie sich
nicht getraut hätte, zu demonstrieren.

                                                                                             Schwester
                                                                      Zur                    Maria Regina Scherrer (51)
Als Abteilungsvorständin in der BAfEP bilden Sie junge
Menschen aus, die sich in ihrem Berufsleben den Jüngsten
                                                                      Person:                wurde im Innviertel geboren, wo
                                                                                             sie auch zur Schule ging. 1986
widmen werden. Was ist das Schöne daran?                                                     schloss sie die Bildungsanstalt
Dass wir den Jugendlichen, die ja selber auch noch auf dem            für Kindergärtnerinnen ab und trat in den Orden ein.
Weg des Lernens, der Entwicklung, der                                 Drei Jahre später feierte sie ihre Erstprofess und
Persönlichkeitsentfaltung sind, das Kostbarste unseres Seins,         studierte bis 1995 am Konservatorium für Kirchenmusik
die Kinder anvertrauen und sie auf diesem Weg begleiten               Wien. Von 1995 bis 2008 arbeitete sie als Kindergarten-
dürfen. Was gibt es Schöneres?                                        pädagogin im Praxiskindergarten mit Unterrichtstätig-
                                                                      keit. Seit September 2008 ist sie Abteilungsvorständin
Haben Sie als Kind einen Kindergarten besucht?                        der BAfEP, einschließlich Leitung des Praxiskinder-
Nein und deshalb sage ich manchmal im Spaß, ich hole jetzt            gartens und Hortes.
alles nach!

Wie waren Sie selbst als Schülerin?
Ich war keine Musterschülerin, aber die Freude an der Arbeit    selbstständiger geworden ist und an Selbstbewusstsein
mit Kindern war schon früh absehbar. Leider hatte ich in        gewonnen hat.
meiner Schulzeit nicht immer die besten Vorbilder. Ich habe
aber versucht, es für mich positiv zu formulieren: Ich lerne    Was machen Sie nach der „Erntezeit“?
bei dieser Pädagogin, was ich später in meinem Berufsleben      Der August ist mein „Auftankmonat“ und meinem
sicher nicht machen will!                                       seelischen und körperlichen Wohlbefinden gewidmet.
                                                                Telefon und E­Mail sind in dieser Zeit tabu. Und ich bin nur
Apropos Vorbild. Wären Sie wie Greta Thunberg für               in Notfällen erreichbar! Bevor ich auf Exerzitien fahre –
den Klimaschutz auf die Straße gegangen und hätten              spirituelles Auftanken ist für mich als Ordensfrau sehr
„geschwänzt“?                                                   wichtig – muss ich mich etwas herunterfahren. Da brauche
Das hätte ich vielleicht machen wollen, aber ich wäre dafür     ich die Natur, die Ruhe, das Lesen und Spaß – also all das,
viel zu schüchtern gewesen! Weil ich eigentlich vom             was jeder Mensch benötigt.
Grundtyp nicht so draufgängerisch bin. Ich übernehme gerne
aus vollem Herzen Verantwortung, ja. Aber ich stehe nicht       Kurz vor dem Gespräch hatten Sie gerade noch eine
gerne in Poleposition! Das mag ich nicht.                       schwierige Situation zu bewältigen. Wie gelingt es,
                                                                dennoch so positiv zu sein?
Kann man das Schuljahr mit dem Gartenjahr vergleichen?          Ich glaube, es hat damit zu tun, dass ich mir nicht alle
Bei uns ist der Rhythmus ein bisschen anders. Im Herbst,        Probleme persönlich umhänge. Daran habe ich lange ge­
wenn im Garten geerntet wird, fangen wir wieder zu              arbeitet: Jene Dinge wichtig und ernst nehmen, die wichtig
säen an. Wir ernten dann im Sommer gegen Schulschluss.          und ernst sind, und Dinge mit Humor zu packen, die auch
Dann sehen wir, wo sich ein Kind gut entwickelt hat,            mit Humor zu packen sind. Das ist nicht immer leicht. ◄
20

                                                          LEBENSSCHULE

       Meine Grenzen zieh' ich selbst
                                Mit den Projekten „Mein Körper gehört mir“ und
                                 „Die große NEIN Tonne“ stärkt die Volksschule
                                Gmunden Ort Kinder gegen sexuelle Übergriffe.
                                  Der theaterpädagogische Ansatz hilft bei der
                                         altersgerechten Vermittlung.

 E
        s war im Jahr 2003, als der                                                     lichen Aspekte des Problembereichs in
        damals siebenjährige Sohn von                                                   lebensnahen szenischen Darbietungen.
        Thomas Grömer von einem Auto                                                    Dabei werden die Begrifflichkeiten sehr
 aus angesprochen wurde. Und zwar auf                                                   differenziert erklärt und die Bandbreite
 die Art und Weise, vor der jede/r sein                                                 möglicher Übergriffe beim Namen
 Kind bewahren will. „Damals hatte ich                                                  genannt. „Den Kindern taugt es sehr,
 das Gefühl, dass wir uns in der Schule                                                 dass sie ernst genommen werden“, weiß
 das Thema ‚sexuelle Übergriffe‘ g
                                 ­ enauer                                               Direktor Grömer aus Erfahrung.
 anschauen müssen“, erzählt Grömer,
 Direktor der Volksschule (VS) Gmunden                                                  Mein Körper – meine Regeln
 Ort des Schulvereines der Kreuzschwes­                                                 „Mein Zimmer, mein Auto, meine
 tern, rückblickend. ­Recherchen leiteten                                               Mama!“ Bereits die Kleinsten wissen,
 den vierfachen Vater schließlich zu            „Kein Kind soll meine                   was ihnen gehört. „Mein Mund, meine
 einem Angebot des Österreichischen                                                     Beine, mein Po?“ Dass sie Besitzansprü­
 Zentrums für Kriminal­prävention              Einrichtung verlassen,                   che auf ihren eigenen Körper haben,
 (siehe Kasten) mit Sitz in Graz. „Wir         ohne diese Stärkung zu                   werde Kindern nur selten beigebracht.
 bieten das Projekt seit 2004 an der                                                    Sie wachsen mit körperlicher Nähe auf,
 Schule an, weil es österreichweit das
                                              erhalten und das Wissen,                  die eigentlich gut tut. Aber manche
 beste Präventions­programm gegen                wie es mit solchen                     Erwachsene, vielfach im nahen sozialen
 sexuellen Missbrauch ist. Seither holen                                                Umfeld, missbrauchen dieses Vertrauen.
 wir alle zwei Jahre dieses Projekt an die
                                                Übergriffen umgehen                     Wenn sich ihre Ja- und Nein-Gefühle
 Schule, damit alle Kinder vor Abschluss               kann.“                           widersprechen, würden viele Kinder
 der Volksschulzeit diese Stärkung                                                      verstummen. Die Projekte sollen ermuti­
 bekommen und mit diesem Problembe­                Dipl.-Päd. Thomas Grömer,            gen, den Nein-Gefühlen uneinge­
 reich vertraut werden. Wir erachten es          Direktor der VS Gmunden Ort            schränkt zu vertrauen. – So formuliert es
 als unerlässlich, unsere Kinder mit dem                                                das österreichische Zentrum für Krimi­
 Rüstzeug und der entsprechenden                                                        nalprävention.
 Sicherheit in diesem Themenbereich                                                     Ein wichtiger Teilaspekt von „Mein
 auszustatten.“                              Mädchen und Buben beitragen sollen.        Körper gehört mir“ ist, dass das Pro­
                                             Sie liefern Tipps für SchülerInnen und     gramm auch einen Elternabend anbie­
 Altersgerecht in Szene gesetzt
                                                                                                                                     Fotos: Monika Löff, beigestellt

                                             Eltern, wie man sein Kind stärken kann.    tet, der das Projekt im Vorfeld vorstellt.
 „Mein Körper gehört mir“ (3. und 4.         „Hierbei lernen die Kinder, dass nur sie   Denn viele Eltern hätten oft im Kopf,
 Klasse) und „Die große NEIN Tonne“          selbst spüren können, was ihr Körper       dass ihre Kinder noch so klein seien.
 (1. und 2. Klasse) heißen die theater­      mag und was nicht“, fasst der Direktor     „Tatsache ist jedoch, dass Kinder schon
 pädagogischen Projekte, die zur Präven­     zusammen. Das Theaterstück erkläre         sehr früh mit diesen Themen konfron­
 tion gegen sexuellen Missbrauch an          sensibel und altersgemäß die wesent­       tiert werden. An diesem zweistündigen
21

Abend sehen Eltern dann Dialoge und         begeben sich die SchülerInnen auf eine      Nein-Gefühl hat – Zähneputzen! –
lernen die Inhalte des Stücks kennen.“      Reise durch ihre Lebenswelt. Sie erleben    da man sich sonst selbst schadet. Dieses
Insgesamt gibt es drei Vormittags­          spielerisch, dass es Situationen gibt, in   Bühnenstück begeistert die Kleinen und
einheiten für die SchülerInnen der          denen es wichtig ist, „Nein!“ zu sagen,     regt zum Handeln an. „Diese Projekte
3. und 4. Klassen. Die drei Programm­       wenn man für sich selbst ein Nein-Ge­       sind für Schulen ein Muss! Kein Kind
abschnitte finden im Abstand von            fühl empfindet. Etwa, wenn man die          soll meine Einrichtung verlassen, ohne
jeweils einer Woche statt. Jede Klasse      Großeltern zur Begrüßung und Verab­         diese Stärkung zu erhalten und das
nimmt einzeln am Programm teil. Das         schiedung nicht küssen will. Umgekehrt      Wissen, wie es mit solchen Übergriffen
Österreichische Zentrum für Kriminal­       gibt es aber auch Dinge im Leben, die       umgehen kann“, formuliert Direktor
prävention bietet zusätzlich Unterlagen     man tun soll, auch wenn man ein             Grömer sein Anliegen. ◄
zur Nachbereitung für die Klassen­
lehrerInnen an. „Da die Erfahrungen der
Kinder sehr unterschiedlich sind, legen
wir viel Wert darauf, die Themen auch           Strategien gegen Gewalt: Stärkung vor Ort
weiter im Unterricht zu besprechen“,
erläutert Grömer. Und in die 4. Klassen         Das „Österreichische Zentrum für Kriminalprävention – Verein für
kommt sogar eine Hebamme, um alles              Gewaltprävention und Gesundheitsförderung” ist ein gemeinnütziger
rund um das Thema Geburt zu erklären.           Verein, der politisch, weltanschaulich und konfessionell neutral und
„Das Projekt wird auch durch eine               unabhängig ist und Kriminalprävention und Gesundheitsförderung aktiv vor
Kinderpsychologin und durch unsere              Ort umsetzt und gestaltet. Seit 2001 vermittelt man in Volksschulen durch
Schulärztin begleitet. Denn die Szenen          theaterpädagogische Programme wie „Die große NEIN Tonne“ und „Mein
im Stück ‚Mein Körper gehört mir‘               Körper gehört mir“ verständliche und alltagserprobte Informationen und
gehen den Kindern oft sehr nah.“                Strategien zu Themen wie Missbrauch und Gewalt. Derzeit arbeiten über 50
                                                TheaterpädagogInnen, PsychologInnen und ExpertInnen für den Verein.
Für die Jüngeren                                Österreichweit wurden mit den Angeboten rund 190.000 VolksschülerInnen
Seit sechs Jahren gibt es auch ein Stück        und über 88.000 Eltern und LehrerInnen erreicht.
für Kinder der 1. und 2. Schulstufe: „Die
große NEIN Tonne“. In diesem Stück
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