Kölner Stadt-Anzeiger (22.01.2019) über die Schauspielerin Sharon Edelstein

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Kölner Stadt-Anzeiger (22.01.2019) über die Schauspielerin Sharon Edelstein
Kölner Stadt-Anzeiger (22.01.2019) über die Schauspielerin
Sharon Edelstein
Kölner Stadt-Anzeiger (22.01.2019) über die Schauspielerin Sharon Edelstein
Gerne mal fies sein - Sharon Edelstein über Rollenwünsche
"...Sie selber achte privat sehr darauf, wie sie mit Menschen umgehe, betont Edelstein und meint damit Achtung und Respekt. 'Aber ich finde es großartig, wenn ich mal eine Rolle bekomme, in der ich so richtig fies, dreckig und derb sein kann.'

Derzeit spielt sie dreimal im Monat (das nächste Mal am 14./15. und 16. Februar) im Theater am Sachsenring. Das Stück 'Püdel Tam Tam' handle von drei Wesen (Püdeln), die die Menschheit überlebt haben 'und nun zurückblicken auf das, was die Menschheit war und wie die
Menschheit zu ihrem Ende gekommen ist.' Also ein Drei-Personen-Stück? - 'Ein Drei-Frauen-Stück', korrigiert Edelstein und erzählt, dass sie, Anna Möbus und Nina Ruhz die meiste Zeit auch zu dritt auf der Bühne stehen und ununterbrochen sprechen. 'Und wenn wir nicht

sprechen, singen wir', ergänzt sie und lacht..."

PÜDEL TAM TAM - Rezension in der Kölnische Rundschau vom
12. Dezember 2018
Kölner Stadt-Anzeiger (22.01.2019) über die Schauspielerin Sharon Edelstein
Kölner Stadt-Anzeiger (22.01.2019) über die Schauspielerin Sharon Edelstein
Alle hoffen und alle leiden - Bühne - DIE MÖWE im Kölner
Theater am Sachsenring

Aus der Kritik des Kölner Stadt-Anzeigers vom 5. Mai 2018 (Norbert Raffelsiefen)

"... Ja, jeder hat seine Sehnsucht und jeder leidet am Ende für sich allein – und alle Versuche der Kommunikation führen aneinander vorbei. Dieses Aneinander-vorbei-Spielen meistern die fünf ... stimmig besetzten und kraftvoll aufspielenden Schauspieler an
diesem Abend souverän. Ihnen gelingt das Kunststück, die menschlichen Schwächen ihrer Figuren bloßzulegen und sie gleichzeitig mit einer Wärme auszustatten, die ihnen die Sympathie des am Ende begeistert applaudierenden Publikums bewahrt. Die Bühne

wird zum Ort, an dem die Sehnsüchte für einen Moment zur gefühlten Wirklichkeit werden, bis ein Schuss hinterm Vorhang der Illusion ein Ende setzt".
Kölner Stadt-Anzeiger (22.01.2019) über die Schauspielerin Sharon Edelstein
Tschechows "Die Möwe" am Sachsenring
"In diesem dunklen Raum kreisen die Eingeschlossenen in durchsichtigen, an Fliegen-Netze erinnernden Kostümen (Hannelore Honnen) um sich selbst, nutzen ab und an die Fluchtmöglichkeiten aus den Seitentüren und durch den zum Bersten gefüllten Zuschauerraum.

Tschechows Charakterzeichnung, die ja schon den legendären Theaterpädagogen Stanislawski zu seiner 'aus der eigenen Persönlichkeit heraus' entwickelten Spiel-Theorie inspirierte, findet ihre Entsprechung in der präzisen Schauspielerführung von Joe Knipp... Anna Möbus
(Arkadina) bedient ... sowohl die komödiantischen Momente (in der umwerfenden Verführungs-Szene mit Trigorin), als auch die Tragik ... Schauspiel-Novize Paul Behrens stürzt sich mit unbändiger Verve in Kostjas dekadente Fantasien... Das zurückgenommen-intensive Spiel

von Nina Ruhz (Mascha) ... Richard Huckes (Trigorin) Souveränität ... seit langem eine sichere Bank am TAS, ... der Liebreiz und das Charisma, mit dem Jennifer Tilesi Silke ihre Nina ausstattet, ein hoffnungsvolles Schauspielerversprechen für die Zukunft...

Kölnische Rundschau; 24. April 2018
Kölner Stadt-Anzeiger (22.01.2019) über die Schauspielerin Sharon Edelstein
ALS ES NOCH MENSCHEN GAB
Eindrucksvoll: „Die Käfer - Das rote Album" von Joe Knipp

Nach dem Stück kommt man sich vor wie jener griechische Jüngling Paris, der einst das Urteil fällen musste, welche von drei Göttinnen die Schönste ist. In „Die Käfer-Das rote Album", das der Autor Joe Knipp selbst am TAS-Theater inszeniert hat, ist die Frage nach der Besten

der drei Schauspielerinnen Heike Huhmann, Charlotte Welling und Anna Möbus schnell beantwortet: Sie alle haben mit ihrem charismatischen Spiel den mythologischen Apfel verdient.

(...) Albrecht Zummachs zwischen Volkslied und zartem Pop angesiedelte Melodien werden kongenial von Clemens Dreyer am Vibraphon und Klavier umsetzt, wobei er mit einem Geigenbogen dem Vibraphon auch sphärische Töne entlockt. In höchste Sphären

schauspielerischer Kunst und erotischer, niemals vulgär wirkender Ausstrahlung führen uns dann jene vom Aussterben bedrohten LebeWesen, die man nach diesem poetisch-hintersinnigen Theaterabend mit ganz anderen Augen sieht.

(Kritik Kölnische Rundschau, Rolf-Rüdiger Hamacher)

Stimmen zu DIE KÄFER
"Eine gute Rezension in der KR. Warum bringt der KStA sowas nicht fertig. Ich kann das Stück auch nur noch mal wärmstens empfehlen." (Karl-Heinz Walter, Politiker)

"Das war das seit langem beste Theaterstück, das ich miterleben durfte. UNBEDINGT EMPFEHLENSWERT!" (Ruth Neuerbourg, Gastronomin)
Kölner Stadt-Anzeiger (22.01.2019) über die Schauspielerin Sharon Edelstein
"Dieser Wahnsinn hat mich vom Hocker gerissen" (Thomas Reis, Kabarettist)

"Eine geniale Inszenierung. Komisch, tragisch, skurril, berührend und noch viel mehr.... Nicht verpassen!" (Barbara Siewer, Fotografin)

"KEIN KIND MEHR DA" - zur Uraufführung des Stücks "DIE
KÄFER - Das rote Album"

Alida Pisu schreibt: "Aus dem dunklen Off ist ein Summen zu hören, das immer bedrohlicher anschwillt. Als es schließlich abbricht und es hell wird, kleben sie förmlich an den Wänden: drei schwarze Käfer, verkörpert von Heike Huhmann, Anna Möbus und Charlotte
Welling. Sie sind jedenfalls die perfekte Illusion von Käfern, in ihren spinnwebenzarten Ganzkörperkostümen, mit denen sie eine unglaublich körperliche Präsenz ausstrahlen und eine wahre Augenweide sind (Bühne und Kostüme: Hannelore Honnen). Als sie feststellen, dass

niemand außer ihnen die Apokalypse überlebt hat, wird ihnen klar: 'Nicht ein Kind wird um uns weinen… Denn es ist kein Kind mehr da', erinnern sie sich: 'Wisst ihr noch? Der Mensch war da.' Und beschließen, Menschen zu spielen 'und wie sie das Herzchen zu fühlen...

'Die Käfer' muss man sehen! Weil sie eben doch eine Vision zeigen und in den Texten und Liedern eine unglaubliche Kraft steckt, die die Hoffnung auf ein Morgen für die Menschen in sich trägt. Drei großartige Darstellerinnen, ein sensibel begleitender Musiker

und eine beeindruckende Inszenierung, die man so schnell nicht vergessen wird."

Hier die ganze Rezension auf 'Meine Südstadt': KEIN KIND MEHR DA...
Kölner Stadt-Anzeiger (22.01.2019) über die Schauspielerin Sharon Edelstein
Das Köln Gespräch mit Joe Knipp im EXPRESS vom 02. Oktober
2017
Kölner Stadt-Anzeiger (22.01.2019) über die Schauspielerin Sharon Edelstein
Kölner Stadt-Anzeiger (22.01.2019) über die Schauspielerin Sharon Edelstein
Pünktlich zur Theaternacht, die Theaterleiter Joe Knipp vor 17 Jahren mit seinem Vorstand der Kölner Theaterkonferenz als erste Theaternacht in Deutschland begründete, erscheint im EXPRESS eine ganze Seite Köln-Gespräch über 30 Jahre TAS und die Kölner Kulturpolitik unter der Überschrift:

Sie muss mal die Peitsche schwingen

Auszug:

Er geht immer mit leicht nach vorne geneigtem Kopf durch die Stadt. Kein Wunder. Mit 2.02 Meter ist Joe Knipp (63) der längste Theatermann Kölns. Und nach 30 Jahren als Chef des "Theaters am Sachsenring" auch einer der dienstältesten Kulturschaffenden. Knipp -

Schauspieler, Regisseur und Sänger - ist prinzipiell ein freundlicher Mensch. Aber wenn es um Kölner Kulturpolitik geht, zeigt er klare Kante.

Wird die Stadt Köln ihrem Kulturanspruch gerecht?

Nein! Es ist auch nach jahrzehntelanger Diskussion nicht gelungen, die Kultur ordentlich zu bezuschussen. Die, die nachgewiesenermaßen gutes Theater machen, müssen einen Boden haben, auf dem sie freier atmen können. Das muss gar nicht viel Geld sein.

Wäre es besser gewesen, die Oper abzureißen und eine neue zu bauen?

Auf jeden Fall und unabhängig von der aktuellen Kostenexplosion. Alles was ich vor dem Umbau in meinem Internetblog befürchtet hatte, ist eingetreten. Schon damals haben mir Experten gesagt: Es ist besser eine wirklich neue Betriebs-Technik zu haben als eine alte zu

reparieren.

Blog:

https://spiegel-jk.blogspot.de/2017/07/buhnen-koln-sind-fertig-in-sieben.html

Was halten Sie von Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach?

(nach langem Nachdenken) Sagen wir mal so: Ich habe sie noch nicht richtig wahrgenommen.

Nach vier Jahren im Amt?

Das Letzte, was ich von ihr mitbekommen habe, war, als sie zur Kostenexplosion beim Opern-Umbau sagte, sie sei dafür nicht verantwortlich. Dabei wäre das ihre Chance gewesen: Wenn man so ein Dezernat führt, dann muss man auch mal eingreifen. Da erwarte ich von einer

Kulturdezernentin Dompteur-Eigenschaften, da muss sie auch mal die Peitsche schwingen.

Verliert das Theater seine Zuschauer an die "Generation YouTube"?

Das wirkt sich langsam aus. Allgemein sind die Besucherzahlen rückläufig. Außerdem steht das Theater in den Medien - auch im EXPRESS - nicht mehr so im Mittelpunkt, wie es früher einmal war...

Mit ihrem Kollegen Albrecht Zummach hatten Sie als Band "Zinnober" großen Erfolg, machen heute noch Musik. Was hören Sie privat am liebsten?

Immer noch die Beatles. Und bei zeitgenössischer Musik: Mozart... Manchmal ärgere ich mich schon darüber, was heutzutage an unterbelichtetem Kram als Musik durchgeht. Ich denke da vor allem an junge Männer im karierten Hemd mit Hütchen auf dem Kopf, die am Fenster

stehen und von Sternen und Freiheit singen. Das sind Kalenderspruch-Texte, die von jungen Menschen offenbar als Poesie wahrgenommen werden...

DIE KÄFER
DIE KÄFER - Heike Huhmann, Anna Möbus, Charlotte Welling

28.09.2017 - Die Käfer und das rote Album

Sie kam in unsere Klasse, als wir zwölf Jahre alt waren. Wir freundeten uns schnell an, denn nachmittags war Unterricht, und wir verbrachten viel Zeit in der Mittagspause gemeinsam. Wir liefen zum neu eröffneten Minimal, kauften dort vom Geld, das uns unsere Eltern für ein gesundes Essen in der Schulkantine

mitgegeben hatten, Sahnejoghurt und Waffeln. Dabei sangen wir ununterbrochen Lieder der Beatles, denn uns verband eine große Liebe zu ihnen, und das rote Album hatten wir ja beide zu Hause, aus der Plattensammlung der Eltern.

Eifrig schrieben wir in schönster Schreibschrift die Texte ab, die in der Schutzhülle des Albums mit dem Apfel in der Mitte abgedruckt waren, und übten die Songs in unseren Freistunden zweistimmig ein. So verbrachten wir viele Stunden mit den Texten der Beatles, ihren Melodien und ihrer Philosophie. Ich übte einige

Songs auf der Gitarre ein, und nebenbei lernten wir dabei Englisch. John Lennon war schon längst tot, aber uns war das egal. Bis heute sind für mich die Beatles und ihre Songs ein lebendiger Teil meiner frühen Jugend. Und bis heute kann ich alle Lieder der Beatles vom roten Album auswendig.

Darum spitzte ich die Öhrchen, als ich hörte, dass heute Abend im Theater am Sachsenring die Premiere des Theaterstücks „Die Käfer – Das rote Album“ gegeben wird. Geschrieben hat es Joe Knipp, die Musik kommt von Albrecht Zummach. Es geht um eine Welt, in der die Apokalypse bereits stattgefunden hat, und

nur die Insekten überlebten. Aus Schadenfreude beginnen die Käfer, „Mensch zu spielen“. Es wird nicht nur intrigiert und geliebt, sondern auch gesungen. Mit Vibraphon!

Wenn Ihr jetzt Appetit auf Musik und musikalisches Theater habt, dann wisst Ihr, was zu tun isst. Guten Appetit wünscht Jasmin Klein (Foto: Barbara Siewer)

30 Jahre Theater und Kampf um Kultur - 1. Juni 2017 (Artikel
mit Klick auf das Bild)
Kölner Stadt-Anzeiger am 1. Juni 2017 - Susanne Hengesbach im Gespräch mit Theaterleiter Joe Knipp

„Wir leben in einer Zeit, in der alles zersplittert wird. Im Theater wird das wiederholt — mit echten Menschen auf der Bühne mit Blut und Schweiß. Ich glaube, dass das Theater nicht altmodisch sondern in der Lage ist, eine Geschichte zu erzählen. Und zwar so, dass wir darin

etwas entdecken und etwas damit anfangen könnten.“ – Quelle: https://www.ksta.de/27015562 ©2017

Fragt man den Theaterchef, wo er sich in zehn Jahren sieht, deutet er auf den Platz, auf dem er sitzt. „Wir werden auch in zehn Jahren Theater spielen und nichts anderes“, sagt er mit einer Überzeugung, die nur jemand haben kann, der den Überlebenskampf bisher selbst
dann gewonnen hat, wenn die Zeichen extrem dagegen sprachen — wie im Dezember 2009, als das Haus vorübergehend schließend musste. „Wir sind ein kleines unbeugsames Dorf!“ Die Arbeit mit der Kunst mache ihm persönlich immer mehr Spaß, zumal er ein Riesenglück
mit seinen Schauspielern habe und mit seiner Kollegin Hannelore Honnen, mit der er seit Beginn zusammenarbeite.– Quelle: https://www.ksta.de/27015562 ©2017

30 JAHRE TAS - Katja Sindemann befragt Joe Knipp (Interview
mit Klick auf das Bild)
Interview mit Theaterleiter Joe Knipp im Kinomagazin CHOICES

"Jubiläum mit Roboter" - über das Fest zum 30.
https://www.choices.de/jubilaeum-mit-roboter

30 Jahre TAS „Wir würden Herrn Trump nie auf die Bühne
stellen“
Meine Südstadt über 30 Jahre TAS

30 JAHRE THEATER AM SACHSENRING
Wochenspiegel: Im Jubiläumsjahr schließt sich der Kreis

Das Theater am Sachsenring feiert den 30. Geburtstag
„Ihr Theater haben sie dabei mit Mut, Stehvermögen und nicht zuletzt künstlerischer Klasse auch durch die härteste Zeit gebracht… ‚Bis heute bekommen wir keinen Cent Betriebskostenzuschuss‘, erklärt Hannelore Honnen und lässt das vielsagend so stehen…

Joe Knipp inszeniert. Dabei zeigen die beiden weder Angst vor Groß-Klassikern wie ‚Hamlet‘ oder Kleists ‚Prinz von Homburg‘, noch vor Sperrigem wie Elias Canettis ‚Die Befristeten‘, das sich für beide überraschend gerade zum Renner der Jubiläums-Spielzeit entwickelt… ‚Ein Stück, in dem es darum geht, an was
Menschen glauben und was sie glauben gemacht werden, bringt unsere Zeit genau auf den Punkt‘, ergänzt Joe Knipp. ‚Die Zuschauer haben ja im Kopf, was um sie herum passiert - ich käme nie auf die Idee, platt die Herren Erdogan oder Trump auf die Bühne zu bringen.‘ Im Theater am Sachsenring nimmt man den Text

ernst und freut sich am generationen-übergreifenden Publikumszuspruch dafür.

Besonderes Augenmerk liegt auch auf den exzellenten Schauspielern wie etwa Richard Hucke, der… aktuell beim ‚Gott des Gemetzels‘ oder in ‚Peer Gynt’ brilliert. Zu den Höhepunkten ihrer Arbeit gehört für Knipp wie Honnen ‚Das Fest‘, das 2003 mit dem Kölner Theaterpreis ausgezeichnet wurde und insgesamt

5000 Zuschauer hatte. Aber auch, beklemmend intensiv, ‚Kafkas Welten‘ mit David N. Koch, am 8. Mai noch einmal zu sehen…"

(Kölnische Rundschau, Brigitte Schmitz-Kunkel)

Beklemmende Schreckensvision - DIE BEFRISTETEN im TAS
Rezension von Alida Pisu aus 'Meine Südstadt'

Wer will wissen wann er stirbt? Elias Canettis "Die Befristeten"
von Barbro Schuchardt

Gott ist tot. Der Rebell Fünfzig hat den Code geknackt, mit dem die Menschen in unbedingten Glaubens-Gehorsam gezwungen werden. Er hat ihre Halsketten-Kapseln zertrümmert, in denen angeblich das Todesjahr festgeschrieben ist. Doch die Kapseln sind leer...

Joe Knipp destilliert mit der Dramaturgin Sabine Dissel aus der dialogischen Sozialfantasie „Die Befristeten“ des Nobelpreisträgers Elias Canetti (1905-1994) eine in Teilen erstaunlich kurzweilige Szenenfolge um die Bedeutung der Sterblichkeit für den Menschen...

Ein starkes Schauspieler-Trio (Heike Huhmann, Anna Möbus, Julian Baboi) lockert die Diskurse um den Glauben an ein unfehlbares System und Fünfzigs Aufbegehren durch komödiantische Szenen auf, in denen sogar ein Kasperletheater nicht fehlt (Bühne: Hannelore Honnen).

Großartig die Damen mit ihrem Ehe-Disput "Wahre Liebe gibt es nur in 50 Jahren Ehe. Ein Mann, der nicht mindestens 88 heißt, ist nichts für mich". Und ebenso als listige alte Weiblein, die Fünfzig aufs Glatteis führen wollen. Julian Baboi verkörpert überzeugend den zu allem entschlossenen Kämpfer gegen eine

betrügerische Glaubensdiktatatur. Fünfzig weiß: Der Preis dafür ist hoch. "Ich überlasse sie ihrer Angst" droht der Kapselan beim Tribunal. Gemeint ist die Angst vor dem nun ungewissen Sterbedatum. Ob darin auch Freiheit liegt, muss der Zuschauer selbst entscheiden.

Orwell'sche Dimensionen - Canetti im Theater am Sachsenring
von Christoph Zimmermann

Das Jahr 1984 ist für uns Heutige längst Vergangenheit. George Orwell sah es in seinem 1949 geschriebenen Roman allerdings als futuristisches, beklemmendes Datum. So etwas wiederholt sich offenkundig von Zeit zu Zeit... Mit Bezug auf das gerade am Kölner Theater am Sachsenring (TaS) herausgebrachte Stück

"Die Befristeten" begann vor drei Jahren die 'Zeit' einen Artikel mit folgenden Worten: "Die Gegenwart gibt sich alle Mühe, eine negative Utopie einzuholen, die Elias Canetti schon im Jahre 1952 entworfen hat."

Dass der Schriftsteller und Aphoristiker, welcher als Todeshasser galt, das Thema des Alterns einmal angehen würde, durfte man erwarten. Die Personen von "Die Befristeten" kennen das Alter, welches ihnen zugemessen wurde - jeder allerdings nur für sich. Dieses Wissen wird als „größter Fortschritt in der Geschichte
der Menschheit“ bezeichnet. Jeder kann mit freiem Willen und Energie die ihm zugestandene Frist optimal nutzen. „Du musst einfach wissen, was du mit deiner Zeit kaufst. Es ist deine Schuld, wenn du es dir schlecht einteilst.“ Das Leben scheint also perfekt planbar. Sind die Menschen mit dieser „Errungenschaft“

glücklich? Einer, seinem zu erwartenden Alter entsprechend „Fünfzig“ genannt, wehrt sich gegen solche Determination. Ohnehin vermutet er in dem System eine Lüge...
Canetti beantwortet keine Fragen, vielmehr wirft er solche auf. Aus der Aufführung geht man nicht gerade beschwingt nach Hause, sondern verunsichert. Die Befristeten sind zudem ein strenges Thesenstück... Allerdings nimmt die stringente, emotionsstarke Inszenierung des Hausherrn Joe Knipp

sehr gefangen, die drei Darsteller (Heike Huhmann, Anna Möbus; Julian Baboi) gehen auf der von Hannelore Honnen symbolhaft ausgestatteten Bühne immer wieder bis zum Äußersten. Eine starke Aufführung...

Maschinenfrau zeigt Menschlichkeit - Premiere AB JETZT im
TAS
"Eine pointenreiche und schwungvoll in Szene gesetzte Komödie, in der die Gags im Minutentakt zünden. Aber auch ein Stück mit Tiefgang, das die von Huxley skizzierte „schöne neue Welt“, die schaudern macht, aufblitzen lässt." (A. Pisu - meinesüdstadt)

hier die ganze Rezension: http://www.meinesuedstadt.de/kultur/maschinenfrau-zeigt-menschlichkeit

100 JAHRE DADA - Duchamp/Ball/Hennings
Aus der Premierenkritik von Alida Pisu auf "Meine Südstadt":

"100 Jahre nach der Geburtsstunde des Dada im legendären 'Cabaret Voltaire' in Zürich wird er im Theater am Sachsenring zu neuem Leben erweckt. Und es gelingt ihm, was ihm bereits vor 100 Jahren gelang: unsere Vorstellungen von der Welt zu hinterfragen. Ist sie wirklich so, wie sie zu sein scheint? Oder

könnte sie auch anders sein: gaga di bumbalo bumbalo gadjamen?"

Aus der Premierenkritik des Kölner Stadt-Anzeiger:

"In kurzweiligen Episoden verwandeln sich die beiden Schauspielerinnen Anna Möbus und Signe Zurmühlen mühelos in die historischen Gestalten (...) Die Hommage zum 100. Geburtstag gerät hier zum kurzweiligen Theaterabend, der alle Sinne berührt" (NoR)

Kölner Stadt-Anzeiger: PRINZ FRIEDRICH VON HOMBURG
im TAS
Auszug: "Joe Knipp gibt in seiner schnörkellosen Inszenierung ... den Text zur Interpretation frei... Beeindruckend zu sehen, wie Anna Möbus und Julian Baboi in einem wahren schauspielerischen Kraftakt mit nur minimalen Kostümwechsel in neue Rollen schlüpfen. Vor allem das junge Nachwuchstalent Möbus

überzeugt mit großer Wandlungsfähigkeit. Gerade noch strahlend jugendliche Natalie, brilliert sie im nächsten Augenblick als knorrig-leutseliger Obrist Kottwitz..." (nor)

Kölnische Rundschau: Kleist im TAS
Auszüge aus der Rezension: (K)Ein Platz für Träumer - Alida
Pisu am Dienstag, 24.11.2015

Alida Pisu am Dienstag, 24.11.2015

veröffentlicht auf meinesuedstadt

Foto: Francesca Magistro

Eine grasgrüne, schmale Mauer. Und mit der Mauer allein, die die Bühne beherrscht, ist schon viel gesagt. Schmal ist der Grat, auf dem wir wandeln. Ein falscher Schritt, und der Sturz ins Bodenlose ist die Folge. Mauern trennen, stehen als Hindernisse im Weg, steinerne Mauern erweisen sich oftmals gar als

unüberwindbar... Was nun den Reiz der Knippschen Inszenierung ausmacht, ist das Spiel mit den Rollen...

Und das ist so aktuell wie nur irgendetwas. Nur ein Gedanke daran, was sich derzeit an den Grenzen Europas abspielt, und schon wird klar: Es ist ein gewaltiger Unterschied, und es sind zwei völlig verschiedene Sichtweisen, ob ich vor einer Mauer stehe oder dahinter.

Prinz Friedrich von Homburg (Julian Baboi), dieser geistesabwesende Träumer, der auf einen Handschuh seiner Angebeteten, Prinzessin Natalie (Anna Möbus), so fixiert ist, dass er die Anordnung des Kurfürsten, erst auf seinen Befehl hin in der bevorstehenden Schlacht anzugreifen, nicht aufnimmt. Wie ein

Fremdkörper wirkt er, der Welt fremd, aber auch sich selbst fremd. Wie gefangen in einem Raum, der jenseits von Realität liegt und angefüllt ist mit Schwärmerei und Blindheit. Gegenüber der unvermeidlichen Wirklichkeit... Kein Platz also für Träumer auf dieser Welt?

DER GOTT DES GEMETZELS - REZENSION KÖLNISCHE
RUNDSCHAU
Konfrontation beim Kaffeekränzchen - von Alida Pisu, 26.08.2015
„Der Gott des Gemetzels“, eine der weltweit meist gespielten Komödien von Yasmina Reza, 2011 auch von Roman Polanski verfilmt, hat am 27. August Premiere im Theater am Sachsenring. Das Theater kann 2015 sein 28jähriges Bestehen feiern und auf eine lange Reihe ebenso

erfolgreicher wie beeindruckender Inszenierungen zurückblicken. Meine Südstadt hat dem TAS einen Probenbesuch abgestattet.

Eine Rauferei zwischen zwei Jungs endet mit ausgeschlagenen Zähnen und hat unerwartete Folgen. Treffen sich doch die zugehörigen Elternpaare, gut situierte, kultivierte und politisch korrekte Leute, bei Kaffee und Kuchen zu einem klärenden Gespräch...

Die Ehen sind rissig, die Lebenslügen werden entlarvt und die Protagonisten erweisen sich als dünnhäutig. Michel hat Knusperinchen, den Hamster seiner Tochter, auf der Straße ausgesetzt, weil er Nagetiere hasst. Ist Knusperinchen nun tot? Warum hat Véronique nichts dagegen
unternommen? Niemand weiß es. Nur Ausreden und Rechtfertigungen. Und Angriffe und bohrendes Nachfragen der Anderen, die nun munter die Fronten wechseln, während ein allgemeines Besäufnis anhebt, das die letzten Schichten an Zivilisation davonfegt und völlig enthemmt.
Véronique setzt sich auf Alains Schoß und beklagt sich über Michel, Annette bekreischt ihre Ehe-Hölle, man prügelt einander. Alains Handy landet in der Blumenvase, Kommentar Annette: „Männer hängen zu sehr an ihrem Zubehör, das macht sie klein“. Kurz und klein gemacht

wird auch der Blumenstrauß. Es geht wortwörtlich Schlag auf Schlag. Dabei waren sie doch alle besten Willens und was ist passiert: sie landen im Gemetzel…

Ein Festschmaus für Augen und Ohren ist er jedenfalls, „Der Gott des Gemetzels“ unter der Regie von Joe Knipp. Hingehen, genießen und lauthals lachen, weil die Schlacht so schön ist! Und das überzeugende Ensemble mit Applaus überschütten, er ist verdient!

Portrait des Schauspielers Richard Hucke: Leidenschaft, aber
nicht um jeden Preis
Richard Hucke über Selbstdarsteller und seine nächste Premiere „Der Gott des Gemetzels"

VON BARBRO SCHUCHARDT

Träumt nicht jeder Theaterschauspieler davon im Film und Fernsehen groß herauszukommen? Richard
Hucke nicht. Er steht lieber auf den kleinen Kölner Bühnen als im Scheinwerferlicht der Studios. 'Ich will
durch meine Arbeit wahrgenommen werden und nicht durch Selbstdarstellung. Popularität interessiert
mich nicht' erklärt der 52-jährige Kieler. der auch im Gespräch von sympathischer norddeutscher
Zurückhaltung ist.

Finanzielle Basis als Sprecher

Wohl abgewogen sind seine Sätze über die Rollen, mit denen er sich vor allem bei Aufführungen im
Theater am Sachsenring profiliert hat. Dort steht er auch am 27. August wieder im Rampenlicht - als
Michel in Joe Knipps Inszenierung von Yasmina Rezas Erfolgsstück 'Der Gott des Gemetzels'. Der Mann
mit den markanten Zügen und der rotblonden Haartolle ist in der komfortablen Lage sich seine
Theaterengagements aussuchen zu können. Beim WDR und dem Deutschlandfunk hat der Lehrersohn,
der in Berlin studierte und die Schauspielausbildung absolvierte, seine finanzielle Basis als fester freier
Sprecher von Nachrichten und Features.

Film und Fernsehen haben natürlich auch angefragt. 'Aber die Arbeit dort reizt mich nicht sehr', sagt
Hucke. 'Da liefert man tagsüber seinen Text-Part ab und geht abends nach Hause. Spannender finde ich
Kurzfilme von Studenten oder ein Projekt wie Stefan Krauses ,Cabinet des Dr. Caligari' in der Orangerie
nach dem Stumm-Klassiker von 1920: Und er stellt klar: 'Ich bin mit Leidenschaft Schauspieler, aber
nicht um jeden Preis. Eine Rolle muss mir liegen, ich möchte sie entwickeln, ihre tieferen Schichten
aufdecken. Dabei ist mir ein Regisseur unheimlich wichtig. Ich brauche jemanden, der das Ganze im
Blick hat. Spielen und zugleich Regie führen - das könnte ich nie.'

Besonders gut funktioniert die Zusammenarbeit mit Joe Knipp, der ihn 2003 für seine Inszenierung von
'Das Fest' nach Thomas Vinterberg und Mogens Rukov engagierte. Seitdem prägte Hucke, der seit 25
Jahren in Köln lebt, am TaS auch Arbeiten wie 'Szenen einer Ehe' (2012) und Peer Gynt (2013). 'Ein
tolles Stück in seiner märchenhaften Lyrik. aber der schwierigste Text, der Ist mir je untergekommen ist',
erzählt Hucke. 'Christian Morgensterns Übersetzung von Ibsens Stück ist so komplex in ihren
Konstruktionen und Begrifflichkeiten - das war echt mühsam'

DRACULA - Die Rundschau schreibt: Das TaS "spielt virtuos mit
der Imagination"
Eher düster schwarz als blutrot (Foto: Siewer)

Ohne die handelsüblichen Effekte

Bram Stokers „Dracula": Theater am Sachsenring setzt auf die Vorstellungskraft

VON BARBRO SCHUCHARDT

117 Jahre hat Bram Stokers „Dracula" auf dem Buckel. Eigentlich kein Alter für einen Vampir, der sich seine Unsterblichkeit durch frisches Blut sichert. Solches injizierte ihm jetzt Sabine Dissel, die für das Theater am Sachsenring eine bühnenwirksame Neubearbeitung schuf.

Der irische Journalist und Theatermann Bram Stoker (1847-1912) bediente 1897 mit seinem Briefroman die Vorliebe seiner Zeitgenossen für romantische Gruselgeschichten. Wobei Freudsche Theorien und die gerade in Mode kommende Hypnose gewiss schon grüßen ließen.

In der nur durch Crowdfunding ermöglichte Uraufführung im TaS gibt es keine spitzen Eckzähne, keinen Sarg und keinen Tropfen „Blut".

Die Inszenierung von TaS-Chef Joe Knipp verzichtet auf die handelsüblichen Effekte und spielt virtuos mit der Imagination und tiefenpsychologischer Symbolik seelischer Abgründe. Da geht es um Wahn und Wirklichkeit, Eros und Thanatos, Faust und Mephisto und den Kampf mit den eigenen

Dämonen. Ein paar mobile Rahmen und eine kluge Lichtregie (Bühne: Hannelore Honnen) genügen, um die klaustrophobische Atmosphäre zu schaffen, in der sich die vier großartigen Akteure (alle in mehreren Rollen) bewegen.

Durch den ständigen, mitunter etwas verwirrenden Wechsel der Identitäten und Schauplätze entstehen scharf geschnittene, alptraumartige Szenen, die das Lachen gefrieren lassen. Als Graf Dracula (Felix von Frantzius) von Transsylvanien nach London zieht, nimmt das Unheil seinen Lauf. Die somnambule Lucy (Signe
Zurmühlen; sie alterniert mit Marie Hiller) hat plötzlich zwei punktförmige Male am Hals. Können ihre Freundin Mina (Jennifer Tilesi Silke) und die Ärzte van Helsing (Julian Babol, grandios auch als Psychiatrie-Patient Renfield) und Sewart (ebenfalls Felix von Frantzius) sie retten? Oder bleibt sie wie Dracula zur

Unsterblichkeit verdammt? Das eindrucksvolle letzte Bild legt nahe, dass es auch 2015 keine Therapie gibt, um das Böse aus der Welt zu schaffen ...

2 1/4 Std. (mit Pause). Karten-Tel. 0221/315015

Eher düster schwarz als blutrot: die psychologische „Dracula"- Interpretation von Regisseur Joe Knipp. (Foto: Siewer)

Der Klassiker "Dracula" im Theater am Sachsensring

Gruseln mit Augenzwinkern

Theaterleiter Joe Knipp bringt ideenreich und unterhaltsam den Gruselklassiker "Dracula" auf die
Bühne.

Mit einfachen, aber wirkungsvollen Effekten zieht der "Dracula" im Theater am Sachsenring die
Zuschauer in den Bann. Die kluge, kompakte Inszenierung des Klassikers von Bram Stoker lässt die
Grenzen zwischen Naturwissenschaft und Aberglaube, Unschuld und mörderischer Gier zerfließen.

DRACULA im Domradio - auf das Bild klicken

DRACULA - noch in der Premierennacht:
Kölnische Rundschau vom 20. Mai 2015

DRACULA MIT VIEL HERZBLUT
Jasmin Klein schreibt in meinesuedstadt über das Erlebnis Theater: "...die vier Schauspieler, die beiden jungen Frauen und beiden jungen Männer, spielen... echt, unprätenziös und wahrhaftig... Mit großer Spielfreude tragen sie das Stück und machen es kurzweilig und lebendig. Und das Stück ist nicht

nur gruselig und unheimlich. Es steckt voller großartiger Ideen..."

DRACULA IM TAS - Sabine Dissel (nach Bram Stoker)
Großer Stoff, kleine Bühne

... Felix von Frantzius ... ist mit wechselnder Stimme und variablem Körperspiel sowohl Graf Dracula als auch der Irrenarzt Dr. Seward. Signe Zurmühlen verkörpert den jungen Rechtsanwalt Jonathan Harker wie auch die somnambule Lucy, welche später durch einen Vampir-Biss selber zur Untoten
mutiert und gepfählt wird. Lucys Freundin Mina, Jonathans Verlobte, spielt Jennifer Tilesi Silke; auch bei ihr kommen andere Figuren hinzu. Dass Julian Baboi sowohl den Prof. van Helsing als auch den irren Patienten Renfield mimt, ist eine besonders pikante Rollenverdoppelung, bei der sich Regisseur Joe
Knipp aber ohne weitere auf den „Caligari“-Film berufen könnte, wo der Leiter einer Irrenanstalt sein schizophrenes Innenleben mit äußerer Bonhomie kaschiert. Geschickt nutzt Knipp die räumlichen Möglichkeiten ..., lässt die Darsteller intensiv agieren, durchsetzt das grausige Geschehen gelegentlich mit

witzig-skurrilen Momenten oder blendet Szenen am Klavier ein (Beethovens „Mondschein“-Sonate für die mondsüchtige Lucy).

Bei Stoker wird Dracula verfolgt, gestellt und enthauptet, in den „Nosferatu“-Filmen nach einer blutsaugerischen Nacht von der aufgehenden Sonne ins Nichts aufgelöst. Joe Knipp erlaubt sich ein ironisches Finale. Draculas Verfolger erstarren, ihre Gesichter verzerren sich bizarr. Der Vampir scheint sich seine Macht

zurückgeholt zu haben.

Christoph Zimmermann (theater pur)
DRACULA - zur Premiere im WDR Fernsehen:

LA CHANTEUSE DE MINUIT - DIE GANZE WELT DER
BARBARA
Kritik von Thomas Dahl für den Kölner Wochenspiegel

Kölner Stadt-Anzeiger zur Spielzeiteröffnung im TAS
Sabine Dissel, Hannelore Honnen und Joe Knipp vom Theater am Sachsenring Foto: Peter Rakoczy

Der Duft der neuen Spielzeit

18. September 2014

Freie Bühnen wie das Theater am Sachsenring gehen bei der Finanzierung ihrer Produktionen ungewöhnliche Wege. So setzt Joe Knipp, der künstlerische Leiter des Theaters, auf eine Mischkalkulation aus Publikumsmagneten und Neuem.

Von Peter Berger
Wenn Joe Knipp etwas schätzt, ist es die Unabhängigkeit. Das kann für den künstlerischen Leiter eines Theaters fatale Folgen haben, wenn die Bühne privatwirtschaftlich organisiert ist. Beim Theater am Sachsenring mit seinen 90 Sitzplätzen ist das seit 27 Jahren der Fall, ganz besonders aber seit 2005, als das Kulturamt
die Förderpolitik geändert hat. Weil es seither keine Basisförderung mehr gibt, muss Knipp ein Viertel seines Jahresetats, der bei rund 200.000 Euro liegt, zusätzlich erwirtschaften. Das ist bisher immer gelungen. „Wir haben nach wie vor unsere Lieblingsprojekte gemacht, wir sind ein Autoren-Theater, bei uns liegt der

Zauber in der Schauspielerei und nicht in den den ganzen technischen Spielereien.“

Konkurrenz Schauspielhaus

Knipp spricht von einer Mischkalkulation, in der Komödien wie „Gibt’s ein Leben über 40?“ als Publikumsmagneten dienen und Abende über die französische Chansonsängerin Barbara mitfinanzieren. Über die Jahre habe er ein Gespür entwickelt, „wie man mit so einem Laden umgeht. Aber es braucht neue Impulse.“
Impulse, die Sabine Dissel zu setzen versucht. Als Dramaturgin arbeitet sie derzeit mit an der Inszenierung der Hedda Gabler von Henrik Ibsen. Das Stück hat am heutigen Donnerstag Premiere und wird ab November in Konkurrenz mit einer Gabler-Inszenierung von Karin Neuhäuser am Kölner Schauspielhaus stehen.

Kein glücklicher Umstand, doch Knipp sieht das als Bereicherung. „Wir haben das Stück spielplantechnisch früher geplant. Für mich ist wichtig, das zu machen, was ich gern möchte. Wenn das den Geschmack des Publikums trifft, ist das ideal.“

Diese Unabhängigkeit muss man sich leisten können. Deshalb hat Sabine Dissel, die mit Joe Knipp bei einer Kabarett-Produktion am Hamburger Lustspielhaus zusammengearbeitet hat, sich auf neue Wege begeben, die zur Finanzierung von Produktionen beitragen können. Beim Ibsen-Stück ist ihr das auf eine
ungewöhnliche Weise gelungen. Als Neu-Kölnerin sei sie Karneval eher durch Zufall auf die Geschichte des Eau de Cologne gestoßen – und damit auch auf Farina und den historischen Streit um die Markenrechte mit 4711. „Ich habe gelernt, dass Farina das Original ist, das es seit 300 Jahren gibt. Ein Parfüm, das in den
höchsten Kreisen gehandelt wurde. Napoleon soll sich flaschenweise damit überschüttet haben. Da habe ich mir gedacht, warum nicht Hedda Gabler, diese kapriziöse Persönlichkeit aus bestem Hause“. Und so wird es in einer Szene, in der sie nach einer durchwachten Nacht am Frisiertisch sitzt, zum Einsatz eines
historischen Flakons als Requisite kommen. „Ganz dezent, ohne den Markennamen zu platzieren oder zu erwähnen“, sagt Dissel. „Das ist sogar sehr sinnfällig, weil Gerüche im Stück für Hedda Gabler durchaus eine Rolle spielen.“ Sinnfällig auch für die Besucher, die in dem kleinen intimen Raum den Duft werden

riechen und anschließend im Foyer als Geschenk ein Fläschchen mitnehmen können. Farina wird ein paar Vorstellungen buchen und Werbung machen.

Unverstellter Blick für Neues

Mit dem unverstellten Blick der Neuen will Sabine Dissel weitere Dinge anpacken. Die exklusive Theater-Brosche, die Joe Knipp und Hannelore Honnen immer tragen und die bisher ausschließlich für außergewöhnliche Leistungen an Schauspieler verliehen wurde, wird es künftig als Pin für Besucher geben. 7000
Zuschauer haben das Theater in der Spielzeit 2013/14 besucht, 2000 Anstecker will Dissel bestellen. „Wir wissen auch, dass es die großen Sponsoren für den Jahresetat nicht gibt. Wir nehmen jetzt halt Dinge in Angriff, die sich einfach realisieren lassen.“ Dazu zählen auch Theater-Snacks, die es künftig bei allen

Vorstellungen geben wird. Für die neue Inszenierung des Dracula im Frühjahr will Dissel mal probieren, ob sich Theater-Produktionen auch über Crowdfunding finanzieren lassen. „Ich kenne das aus der Filmbranche im Hamburg. Dazu braucht es aber Multiplikatoren.“

Joe Knipp, der viele Jahre Vorsitzender der Theaterkonferenz und Gründer der Kölner Theaternacht war, lässt sie gewähren. „In der Theaterkonferenz erwarten alle Zuschüsse. Wenn die dann ausbleiben, ist die Enttäuschung groß. Dann muss man den Kopf oben tragen und etwas unternehmen.“
FAZ-Feuilleton vom 25. September 2014
Produktplazierung im Theater

Dufte!

Heraus aus der ewigen Subventionsspirale: Wie ein Kölner Kleintheater sich durch Produktplazierung neue Finanzierungsquellen erschließt.

Von Andreas Rossmann
Trägt Hedda Gabler Parfum? Müsste sie eigentlich, kapriziös und wirkungsbewusst, wie sie sich aufführt. Nur welches? Eine Frage der Inszenierung. Im Kölner Theater am Sachsenring, einer Off-Bühne mit hundert Plätzen, greift sie an der Frisierkommode nach Farina, dem ältesten Eau de Cologne, 1709, lange vor
4711 erfunden, wie es der historische Flakon, auch ohne Markenname oder Erwähnung, und vor allem der Duft dem Zuschauer verraten. Passt. Denn dieser Duft, so schrieb der Parfumeur Johann Maria Farina seinem Bruder Johann Baptist, „erinnert mich an einen italienischen Frühlingsmorgen“, wie ihn Hedda, von der

ausgedehnten Hochzeitsreise in den Süden zurückgekehrt, noch gerne in der Nase spürt. Und der Zuschauer, olfaktorisch angefixt, vielleicht auch, weshalb er anschließend eine Probe davon, kostenlos, versteht sich, mitnehmen darf.

Der Kostümbildner der Zukunft

Was Farina diese Duftnote wert ist, möchte das Theater nicht verraten, nur dass die „älteste Parfum-Fabrik“, so steht es auf den Markisen am Stammsitz gegenüber dem Jülichs-Platz, schon dreimal zehn Karten für die Belegschaft bestellt hat. Wie einträglich die Wohlriech-Offensive auch sein mag, die kleine Bühne
beweist einen guten Riecher. Die freie Szene – früher Talentschmiede und Nachwuchsreservoir der Stadttheater, wobei eine auffällige Regiearbeit reichte, um zum Schauspieldirektor berufen zu werden – beweist nun auch marketingmäßig ihre Pfiffigkeit und zeigt den etablierten Häusern, wie sie sich herauswinden

können aus der Subventionsspirale.

Mit diskretem, passgenauen Product-Placement! Was für ein Markt der Möglichkeit tut sich da auf, endlich können sich Dramaturgen mal nützlich machen. Denn ob Heddas Angetrauter, das Tantensöhnchen Jürgen Tesman, eher in einem schlank geschnittenen Kiton- oder aber, mit der Korpulenz eines Gerhard Schröder,

in einem Brioni-Anzug bella figura zu machen versucht, ist eine Typ- und Besetzungsfrage; und womit sich sein labil-genialischer Studienfreund Ejlert Lövborg auf die schiefe Bahn trinkt, mit Gorbatschow-Wodka oder Gin-Tonic, hängt nicht zuletzt von Stil und Tempo der Inszenierung ab.

Der Beruf des Kostümbildners zumal könnte einen grundlegenden Wandel erfahren, denn wo es bisher vor allem auf Handwerk ankam, wäre künftig die Kompetenz einer Werbeagentur gefragt. Wenn, ja wenn unsere Goliath-Bühnen die Chancen, die ihnen der Kölner Theater-David aufzeigt, nicht längst mit

vorauseilender Anpassungsbereitschaft verspielt hätten. Sieht doch heute schon jede zweite Klassiker-Inszenierung aus, als hätte H & M sie gesponsert.

HEDDA GABLER im TAS
Kölner Stadt-Anzeiger:

Hedda Gabler im Theater am Sachsenring

" Hedda langweilt sich zu Tode. 'Nur einmal im Leben die Herrschaft haben über ein Menschenschicksal', das wünscht sich die kapriziöse Frau, die einem verflossenen Liebhaber nachtrauert und nicht weiß, was sie mit ihrer Rolle als brave Ehefrau und Bürgerin anfangen soll. Joe Knipp inszeniert
Henrik Ibsens 1891 aufgeführtes Drama als konzentriertes Schauspielertheater ohne Schnickschnack. Katja Gorst als Titelfigur balanciert lasziv auf Hockern und zieht diese wie Gitterstäbe um sich herum – eine hospitalistische Pantherin zwischen Stubentigern (auch gut: Felix von Frantzius,

Jennifer Tilesi Silke, Tobias Teschner und Till Klein), eindringlich dargestellt. Eine traditionelle Aufführung, die an eine fast vergessene Welt heranführt.    " (jdü)

Uraufführung "LustSchiffer": EIN WAHRHAFT
INTELLEKTUELLES VERGNÜGEN
Kölnische Rundschau vom 15. Januar 2014
Kritik Stadt-Revue Februar

PEER GYNT im Theater am Sachsenring
Reise durch den Gedankenkosmos - Peer Gynt im TAS -
Rezension von Andreas Kohl (Auszüge)

Signe Zurmühlen, Jennifer Silke und Richard Hucke in Ibsens PEER GYNT

Joe Knipp beginnt die Spielzeit am Theater am Sachsenring mit Ibsens 'Peer Gynt'

Peer ist ein Fliegenfänger, eine Mischung aus Parzifal, Hamlet und Kraftmeier, ein Weiberheld, Träumer und Geschichtenerzähler. Einer, der sofort packt, so sympathisch, leicht weltvergessen, wie ihn Richard Hucke spielt, ... dass man ihm am liebsten jede seiner verrückten Geschichten glauben möchte. Manchmal ist

er ein Clown und manchmal dauert er einen wie Woyzeck...

Die junge Jennifer Silke ist Aase, Peers Mutter, die mit ihm keift als wäre er der Ehemann. Dann aber erliegt auch die Mutter Peers Charme, der sie umgarnt, als wäre sie die Frau, der gerade sein Herz gehört.

Spätestens dann nimmt diese rundum gelungene Inszenierung Fahrt auf und hat mit der Dritten im Bunde des glänzend aufgelegten Schauspielertrios, Signe Zurmühlen, bereits den ersten komschen Höhepunkt des unterhaltsamen aber eigentlich nie oberflächlichen Theaterabends. Die ist sozusagen kostümgleich

(Hannelore Honnen mit zum Teil sehr kunstvollen aber in der Schnörkellosigkeit der Inszenierung ebenbürtigen Kostümen) Schmied Aslak und als Dritte im Bunde Symbol für das Fest, das Peer nach Mutters Standpauke mit Kuscheleinlagen besucht...

Mit zwei Lichtleisten, die an die Lampen an Spiegeln in Theatergardeoben erinnern, macht Regisseur Joe Knipp mal eben aus dem Publikum im Zuschauerraum die Festgemeinde. Eine analoge Lichtleiste an der Bühnendecke markiert die Trollwelt. Alles ist Schein, alles ist Leben, alles ist Phantasie, alles ist Theater. Das

ist die Marschrichtung des Abends, der auch in den engen Grenzen des Theaters ganz großes sozusagen armes Theater zeigt und neben Peers Geschichte in einer Welt aus den Fugen - wie nah bei uns heute - auch mmer wieder über Theater und die Lust am Theatermachen erzählt.

...Ein Spiel, eine Reise durch die dichte, emotionale, absurde und komische Szenen.

...Dass dabei gelegentlich auf Teufel komm raus chargiert wird, darf aber nicht stören, zumal der Regisseur seinen beiden Darstellerinnen als Solveig und als Knopfgießer/Tod/Teufel dann den Raum gibt, der zeigt, dass sie eben auch starke Schauspielerinnen sind.

... Joe Knipp hat nun diesen in Gänze kaum spielbaren Text klug zusammengestrichen, die überbordenden Szenen auf ihren Kern reduziert, damit aber ganz viele, feine Theatermittel eingesetzt, die die Geschichte klar und direkt zupackend erzählen, wobei man sich zuweilen nicht nur in punkto Slapstick und Chargieren

an bestes Volkstheater erinnert fühlt, ohne dass deswegen die Dialoge untergehen, die Tiefe und Emotion haben.

Peer ist einer, der immer schon weg ist, bevor er eigentlich ganz da war, von zu Hause zu den Trollen, von den Trollen zu Solveig, von Solveig in den Wald, vom Wald zurück zur Mutter, die er sterbend in den Armen hält.

Aase, die Mutter, ist auch Solveig, die junge Frau, die ihn liebt, aber erst nicht will, weil sein Ruf so schlecht ist, ihn sozusagen, wie der Tod der Mutter am Ende des ersten Teils in einer rührenden Szene, auch hinaustreibt in die Welt. Da wird der auch laute Peer ganz still und in einer umgekehrten
Pieta hält er die sterbende Mutter im Schoß, die ihren Atem aushaucht, während er nicht ganz wahrhaben möchte, was da gerade passiert und nichts davon hören will, dass da ja schon wieder eine ist, die ihn liebt. In dieser Szene kann man im Publikum eine Stecknadel fallen hören. ... Und all diese

Frauen verbindet die Schauspielerin der Aase und Solveig...

Ja, so geliebt, zieht Peer in die Welt, wird reich, verarmt, wird bestohlen. Ein Kabinettstückchen, der bei Ibsen für die Szene geplante Untergang von Peers Schiff... - wird mit Echokommentaren aus dem Fond des Zuschauerraums unterlegt, die fast in Comicmanier beschreiben, was geschieht. Das ist ganz großes Theater

in der Vielfalt der kargen Mittel.

Peer begegnet den Affen, die sich in Tänzerinnen und Anitra verwandeln, wieder eine Frau, die Peer umgarnt. Köstlich der leicht gockelige Weiberheld Peer, dem man aber seine Liebe zu den Frauen abnimmt, man fühlt sich schon fast an Truffauts tragischen Mann, der die Frauen liebte, erinnert, der sich in seiner

Sehnsucht zu Tode verzehrt, weil es ihn so gelüstet, verführt zu werden. Peer andererseits ist aber dann wieder zu toll, wie mit den Trollen. Ja, den Konsequenzen weicht der Prinz Peer, der auch ein Hans im Glück ist, lieber aus, vor allem wenn sie zu schmerzhaft sind oder scheinen.
Der Kargheit und der Größe der Bühne - die Lichtstimmungen leuchten eher heller, denn zurechtgedimmt, schattenspielartig an der Bühnenrückwand, aus was nötig ist, dienen aber dem Ganzen - entsprechen die verwendeten Mittel an Requisite und vor allem Bühnenbild. Die Bühne ist ein schwarzer
Guckkasten, dessen Frontalität durch Auftritte aus der vor der Bühne liegenden Fluchttür und durch den Zuschauerraum hindurch durchbrochen wird, so dass das ganze Theater immer wieder als Theater deutlich wird und so immer klar gemacht wird, dass die da oben und vor der Bühne auch von
der Lust am Theatermachen erzählen, davon, fast wie Kinder in Rollen zu schlüpfen, Geschichten zu erzählen, Späße zu machen und urplötzlich so ernst zu werden, dass es einen ins Mark trifft, ins Mark des Lebens. Überhaupt ist das die große Kunst von Joe Knipp, der keinen großen oder experimentellen

Regieansatz verfolgt, sondern einfach jede Geschichte schlicht und mit direkten Mitteln erzählt und so ständig die Tempi wechselt, dass der Rezensent kaum zum Mitschreiben kommt und das Mitgeschriebene nachher kaum lesen kann.

...In den ständigen Rollenwechseln der beiden Darstellerinnen und im Spiel von Peer geht keine Symbolebene verloren, keine Bedeutungsebene wird platt eingeschränkt, es tun sich vielmehr immer wieder ganz offene, neue Assoziationen auf und die starken Striche bedankt man als Zuschauer am Ende - mit einer Pause -

auch mit geistiger Frische. Und dann immer wieder diese Hände des Peer. Sie sind groß, sie sind wuchtig. Peer benutzt sie zuweilen als könne er kaum glauben, dass er solche spielenden und tanzenden Hände besäße, als wären diese so feinfühlig wirkenden Pranken gar nicht seine.

Ich erinnere mich noch gut, dass ich nach Karin Baiers 'Peer Gynt'-Inszenierung 2009 ziemlich erschöpft war. Im Theater am Sachsenring war ich es nicht, sah ich dem weißgesichtigen Teufel/Tod/Knopfgießer - dem roten Faden des zweiten Teils - zu, der die singende Solveig dabei beobachtete, wie sie ihren Peer in den

Schlaf sang, in den Tod?, ihn tröstete, diesmal in einer rollengerechten Pieta, Peer in Solveigs Schoß, vielleicht in die ewige Sehnsucht, besungen mit dem Sandmannlied des DDR-Fernsehens, ein Anklang an Kindertage.

...das was bleibt ist nicht nur Schweigen, obwohl es auffallend lange im Zuschauerraum ruhig bleibt, bis begeisterter Applaus die Schauspieler für ihre Leistung belohnt.

... Im Stück sind gegen Ende alle alt geworden, Solveig, der Knopfgießer und Peer. Bei Knipp bleiben sie jung, vielleicht eine Metapher dafür, dass Jungbleiben und Älterwerden, nicht nur bei den Trollen, keine Frage des reinen Alterns, sondern der Lasten sind, die einem die Erfahrung und das Leben auf die Schultern

laden. Immer bleibt die Inszenierung in ihrer direkten Art so in der Schwingungsschwebe der Bilder und Assoziationen, dass der Reichtum des Textes nicht durch vordergründige Aktualisierung oder Politisierung eingegrenzt, sondern man im eigenen Kopf ein Feuerwerk der Fantasie zünden kann.

Jedenfalls sollte man sich diesen PEER im Theater am Sachsenring unbedingt ansehen.

Signe Zurmühlen im FRAUENRAUSCH
Kölnische Rundschau vom 19. Juli 2013

Über die Arbeit an der Theaterakademie

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SZENEN EINER EHE (Ingmar Bergman): ein "Begeisternde
Schauspieler-Abend im TAS"
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HAMLET
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Die nie endende Geschichte. Zur Vergrößerung auf das Bild klicken
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Das TAS im Spiegel der Presse (Auszüge 1998 - 2012)

Juli 2012

Dieses Theater ist mein Leben

Juni 2012

von Reinhard Lüke
Joe Knipp über 25 Jahre „Theater am Sachsenring“, das Überleben ohne Subventionen, die Südstadt und überhaupt. Man kennt den Mann. Selbst Menschen, die noch nie einen Fuß ins „Theater am Sachsenring“ (TaS) gesetzt haben, ist Joe Knipp in der Südstadt eine vertraute Erscheinung. Das hat mit se

Krawattenträger vom uniformen Freizeitlook der Restbevölkerung rund um den Clodwigplatz markant abhebt. Und das seit 25 Jahren. So lange leitet Joe Knipp gemeinsam mit seiner Kollegin und Autorin Hannelore Honnen nämlich schon das TAS.
Dabei sah es vor ein paar Jahren nicht so aus, als sollte die Südstadt-Bühne dieses Jubiläum noch erleben. „Es ging einfach nicht mehr, wir mussten die Notbremse ziehen, um uns nicht völlig zu überschulden“, erinnert sich Knipp an das Jahr 2009, als er irgendwann im Büro eines Notars saß, um den Mie
dringend eine neue Bleibe suchte, war auch schon ein Nachmieter gefunden. Doch dann durfte der „Keller“ plötzlich doch im Gebäude in der Kleingedankstraße bleiben und das TaS blieb vorerst auf seinem langfristigen Mietvertrag sitzen. Was tun? Weitermachen! Irgendwie. Aber wie? So ganz ohne öf
Misswirtschaft oder nachlassendes Interesse seitens des Publikums, sondern ein Beschluss der Stadt Köln. 2005 stellte die ihre Subvention der Freien Theaterszene um. Wo sie früher nach dem Gießkannen-Prinzip nahezu sämtliche Freien Häuser und Ensembles unterstützt hatte, war plötzlich so genannte
Zuschüssen bedacht, während der Rest gänzlich leer ausging. Und das TaS gehörte leider zum Rest. Konnte das Theater bis dahin pro Jahr mit bis zu 58 000 Euro Betriebskostenzuschuss rechnen, stand man plötzlich ohne jede öffentliche Unterstützung da. „Mit Überschriften-Theater hat man beim Kultu
Knipp bis heute nicht nachvollziehen. An einem Mangel an künstlerischer Qualität kann es eigentlich nicht gelegen haben. „Schließlich sind wir 2003“, so Knipp, „für die Inszenierung „Das Fest“ noch mit dem Kölner Theaterpreis ausgezeichnet worden. Also kann unsere Arbeit so schlecht nicht gewese
hat man mit „Überschriften-Theater“ offenbar bessere Chancen.“ „Überschriften-Theater“ nennt Knipp jene Ensembles, die vorzugsweise Inszenierungen zu jeweils aktuellen Problemen auf die Bühne bringen. Fliegt irgendwo ein AKW in die Luft, wird schnellstens ein Stück zur Atomkraft auf den Spiel
mit der Stadt auch nicht mehr reden. Nur einen Satz zum noch immer amtierenden Kulturdezernenten muss er dann doch noch loswerden: „Georg Quander hat sich noch nie für Menschen und Theater interessiert, sondern immer nur für die Koordinaten der Macht.“ Will er das so stehen lassen? Er fährt si
NotZurück zum Anfang nach dem drohenden Ende. „Wir haben damals“, so Joe Knipp, „als die anstehende Schließung bekannt wurde, enorm viel Zuspruch erfahren. Zahlreiche Menschen haben uns gebeten, unbedingt weiterzumachen und ihre finanzielle Unterstützung anboten“. Und? Haben sie ihre V
dieser Hinsicht ist ein Theater auch nichts anderes als ein Feinkostladen. Kaum hört man, dass ihm die Pleite droht, bedauert man das zutiefst, beklagt die grassierende Verunstaltung der Severinstraße zur Trash-Meile, hat aber in dem Laden doch nie was gekauft. Wirkliche Hilfe kam dann von Schauspie
langjährige Freunde des Hauses. Von Dunham kam im Sommer letzten Jahres die Komödie „Traumfrau verzweifelt gesucht“ auf die Bühne und Thomas Reis schrieb sein Programm „Gibt´s ein Leben über 40?“ für das Theater um. Beides Produktionen, die durchaus darauf angelegt waren, ein breiteres P

beiden Inszenierungen waren die knapp 100 Plätze im TaS besetzt.

Eine aus der Not geborene Hinwendung zum Komödiantischen, mit der Joe Knipp aber keinerlei Problem hat: „Dieses Genre wird in Deutschland traditionell unterschätzt. Gute Komödien und Boulevard-Stücke sind keineswegs leichter zu inszenieren, als tiefsinnige Dramen.“ Was ihn allerdings nicht da
bringen. Und kürzlich hatte im „TaS“ Ingmar Bergmanns Beziehungsdrama „Szenen einer Ehe“ Premiere, dessen Fernsehadaption in den 70er Jahren die Bundesbürger in helle Aufregung versetzte. Trotz erfolgreicher Produktionen findet Freies Theater ohne kontinuierlich fließende, öffentliche Subventi
inszeniert, steht bei Vorstellungen allabendlich im Foyer und macht den Einlass während Hannelore Honnen am Regiepult die Vorstellung fährt. Im Idealfall bei einem Stück, das sie selbst geschrieben hat. So fallen auch keine Tantiemen an. Macht der Umstand, dass die Südstadt mit „Keller“, „FWT“, „
(Über-)Leben womöglich noch schwieriger? Joe Knipp schüttelt den Kopf: „Auf keinen Fall! Die Theater-Dichte in der Südstadt hat definitiv etwas Belebendes. Und es gibt inzwischen auch Überlegungen für gemeinsame Initiativen der Theatermacher. Dass der Stellenwert des Theaters in der Gesellscha
gleichermaßen.“ Zeichner, Texter, SängerWo wir das „TaS“-Pferd an diesem sonnigen Nachmittag im Filos schon mehr oder minder von hinter aufgezäumt haben, müssen wir zum Schluss noch unbedingt auf die Anfänge kommen. Einer wie Joe Knipp wollte sicher immer schon ein Theater leiten oder?
Theater lange Zeit überhaupt nichts zu tun haben. Ich habe schon immer gern und viel gezeichnet und habe erstmal Malerei studiert.“ So arbeitete Knipp u.a. als Karikaturist für das politische Satiremagazin „pardon“ (für Spätgeborene: eine Art Vorläufer der „Titanik“), aber irgendwann forderten dann do
Kölner flussaufwärts 1980 das „Freie Theater Neuwied“, bis es ihm in der Provinz zu eng wurde und er sieben Jahre später das am Sachsenring „TaS“ aus der Taufe hob. Bis dahin firmierte die Bühne unter dem Namen „Saxi“ und war der Stammsitz des heute legendären Trios „Matsche, Works und Pull

DaDa kreuzte.

So, jetzt hat man Joe Knipp aber im Kasten. Nicht ganz. Dass er als Dozent seit Jahren an der Kölner Theater Akademie arbeitet und in diesem Jahr einer Theater AG am Gymnasium in Deutz ins Leben gerufen, ließe sich noch erwähnen und dann ist da natürlich noch „Zinnober“. Jenes 1984 von Knipp,
Chanson verschrieben hat und bei dem Joe Knipp als Texter und Sänger mit von der Partie ist. Für die Einspielung „Schnee von gestern“ heimste man 1999 den honorigen „Preis der Deutschen Schallplattenkritik“ und mit „Live aus dem Alten Pfandhaus“ gab es 2010 endlich wieder eine Neuveröffentlich

fehlt mir oft schlicht die Zeit. Und dieses Theater ist mein Leben.“ So, das war´s aber jetzt.

Alles Weitere zum „TaS“ und dem Start in die neue Spielzeit am 4.8.2012 unter www.theater-am-sachsenring.de.

Juni 2012

Szenen einer Ehe

Joe Knipp zurrt die kritische Analyse der kleinsten bürgerlichen Institution zusammen auf rund eindreiviertel Stund
Inszenierung ein dichtes Kammerspiel heraus, das den Vergleich mit dem preisgekrönten Werk des filmischen See
nicht scheuen muss.
Direkt und schnörkellos à la Bergman ist auch die Bühne eingerichtet. (...) Gerahmt wird die Spielfläche von Stellw
bespannt sind; jenem natürlichen, warmen, aber auch unbestimmten und trüben Farbton, der symbolisch für diese E
auch die Farben der Kostüme – zumindest bis zum zweiten Teil des Abends, wenn Marianne auflebt und sich ihre
klareren Linien und offensiverem Styling ausdrückt.
Insgesamt behält Knipp die stärkere Betonung der weiblichen Perspektive bei, die auch schon die filmische Vorlag
Hintergangene, Gedemütigte, sich aber auch Unterwerfende, bietet größeres Entwicklungspotenzial. Eindimension
Schuldzuschreibungen lassen sich hier trotzdem nicht treffen, das komplizierte Verhältnis bleibt in einer spannung
allem das Verdienst der ausgezeichneten Darsteller.
Die in Köln lebende Pariserin Aurélie Thépaut, erstmals am Theater am Sachsenring, und Richard Hucke, d
„Das Fest“ Erfolge feierte, füllen ihre Rollen mit großer Natürlichkeit aus. Er bezeichnet seinen Charakter a
dessen Leben vorbei sei – und genau so spielt Hucke ihn auch. Seine Partnerin fasziniert mit emotionaler Ba
beredten Mimik. Die Nöte ihrer beiden Figuren so nah – der Vorteil des kleinen Raums – mitzuerleben, ist b
manchmal auch witzig und stimmt nachdenklich. Ein klassischer, souveräner Theaterabend, der das Zeug z

Mai 2012

Gibt's ein Leben über 40?

(...) Reis und Knipp sind natürlich viel zu schlau, um nicht die Gefahr eines auf zwei Männer aufgeteilten Kabarett
Dafür steht ihnen die famose Puck-Anwärterin Signe Zurmühlen zur Seite. Sie sorgt in vielerlei treffsicher überspi
belebende Element im männlichen Jammertal. Mit wenigen Kostümwechseln verwandelt sie sich von Olis nervige
sexsüchtige Hippiemädchen Hilde, die frustrierte Molekularbiologin Jutta und eine knallharte Männerpsychologin.

Überwältigend komisch ist sie als Jürgens halbwüchsiger Sohn Dennis, die dem Leben abgelauschte Studie e
Null-Bock-Totalverweigerers mit schlurfendem Gang und starrem Blick aufs Handy. Die Reaktion des bege
nur hier auf einen hohen Wiedererkennungsfaktor schließen. Denn die bis zur bierseligen Party klug gesteig
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