Österreichische UNESCO-Kommission Jahrbuch 2018 - Annual 2018 for UNESCO Austrian Commission

Die Seite wird erstellt Damian Geisler
 
WEITER LESEN
Österreichische UNESCO-Kommission Jahrbuch 2018 - Annual 2018 for UNESCO Austrian Commission
1
2
Austrian Commission
for UNESCO
Annual 2018

                      Austrian Commission for UNESCO 2018 Österreichische UNESCO-Kommission
                                                                                        Jahrbuch 2018
                                                                                        Österreichische
                                                                                        UNESCO-Kommission

18
20
Österreichische UNESCO-Kommission Jahrbuch 2018 - Annual 2018 for UNESCO Austrian Commission
TABLE OF CONTENTS
 2   FOREWORD
 4   70 YEARS OF AUSTRIAN UNESCO MEMBERSHIP
 7   EDUCATION
14   SCIENCE
19   CULTURE
39   COMMUNICATION AND INFORMATION
44   APPENDIX
     Secretary | Executive Committee | Board |
     UNESCO Sites and Activities in Austria
46   IMPRINT
                                                                                 IMPRESSUM      46
                                                 und Aktivitäten in Österreich
                                                 Team | Vorstand | Präsidium | UNESCO-Stätten

                                                                                                     8
                                                 ANHANG                                         44
                                                         KOMMUNIKATION UND INFORMATION          39
                                                                                     KULTUR     19
                                                                             WISSENSCHAFT       14
                                                                                    BILDUNG     7
                                                 70 JAHRE BEITRITT ÖSTERREICHS ZUR UNESCO       4
                                                                                   VORWORT      2
                                                                                  INHALT

                                                                                                     0
Österreichische UNESCO-Kommission Jahrbuch 2018 - Annual 2018 for UNESCO Austrian Commission
Österreichische
UNESCO-Kommission
   Jahrbuch 2018
Österreichische UNESCO-Kommission Jahrbuch 2018 - Annual 2018 for UNESCO Austrian Commission
VORWORT
© ESEL

         Mag. Gabriele Eschig, Generalsekretärin

         UNESCO-Nationalkommissionen sind einzigartig im UN-               In Kooperation mit ICOMOS Österreich werden Inventare
         System. Sie sind auch erste Anlaufstellen für alle, die die   von Kulturlandschaftstypen und Welterbe-Kulturlandschaften
         Ziele der UNESCO in ihrer eigenen Tätigkeit verfolgen und     eingerichtet, die als Monitoringinstrumente dienen sollen.
         damit zur Umsetzung der Programme beitragen. Unser            Außerdem ist die Österreichische UNESCO-Kommission
         Netzwerk besteht aus diesen engagierten Institutionen und     Mitglied der neu gegründeten Plattform Arts Rights Justice
         Personen, die uns unterstützen, in konkreten Handlungs-       Austria. Auch in der interministeriellen Informationsplatt-
         feldern im Sinne der UNESCO tätig zu sein. Auf diese Weise    form „Kulturgutpanel“ sind wir aktiv. Mit Reporter ohne
         haben wir wieder beachtliche Erfolge erzielt.                 Grenzen Österreich organisieren wir seit Oktober 2018 in
             Dank der langjährigen Zusammenarbeit mit dem World        Zusammenarbeit mit Amnesty International Austria, dem
         Summit Award (Auszeichnung von Digitalem Content),            Institut für Kommunikationswissenschaften der Universität
         konnten Oberstufenschüler*innen aus UNESCO-Schulen als        Wien und der Plattform Rechtsstaatlichkeit eine Serie von
         Reporter*innen bei der Wiener Konferenz zum 15jährigen        Lesungen und Podiumsdiskussionen zum Thema Pressefrei-
         Bestehen selbständig Beiträge gestalten. In Kooperation       heit und Demokratie.
         mit dem Netzwerk nationaler Kulturinstitute (EUNIC) und           Dafür, dass dieser für die Organisation so wichtiger
         Ministerien der Europäischen Union, haben sich 130 Schü-      „outreach“ erreicht werden konnte, danken wir allen Kolleg*-
         ler*innen an dem EU finanzierten Theaterprojekt zum           innen, Partnerorganisationen, Förderern und Expert*innen
         Thema Migration/Inklusion beteiligt. In Kooperation mit       sehr herzlich.
         dem Nord/Süd Dialog-Ausschuss des Parlaments und mit              Herzlich bedanken möchte ich mich an dieser Stelle aber
         Unterstützung durch ÖFSE wurde der Weltbildungsbericht        auch ganz persönlich bei meinem Team, Präsidium und
         2019 zum „Thema Migration, Flucht und Bildung – Brücken       allen Akteur*innen rund um die Österreichische UNESCO-
         bauen statt Mauern“ am 11. Dezember im Parlament präsen-      Kommission: Nach über 18 spannenden und erfüllenden Jahren
         tiert. Den WWF haben wir mit zwei Stipendien für das          als Generalsekretärin verabschiede ich mich Mitte 2019 in
         Generation Earth Action Leader Training unterstützt und       den Ruhestand – viel zu schnell ist die Zeit vergangen! Ich
         im 12. Jahr ihres Bestehens konnten die L´Oréal Österreich-   wünsche der UNESCO und allen Nationalkommissionen das
         Stipendien für exzellente junge Wissenschaftlerinnen auf      Beste für die Gestaltung der Zukunft, wie wir sie verstehen –
         je € 25.000,- erhöht werden.                                  dafür ist die multinationale Zusammenarbeit unverzichtbar.

                                                                                              Mag. Gabriele Eschig

         2
Österreichische UNESCO-Kommission Jahrbuch 2018 - Annual 2018 for UNESCO Austrian Commission
© KHM Museumsverband

                       Dr. Sabine Haag, Präsidentin

                       Mit großer Freude habe ich mit Februar 2018 für drei Jahre    negative Auswirkungen zu mildern. Die Zustimmung zu
                       die Funktion der Präsidentin der Österreichischen UNESCO-     gemeinsamen Regulierungen basiert auf dem Prinzip der
                       Kommission von Dr. Eva Nowotny übernommen und kann            Vertrauenswürdigkeit. Friede und Wohlstand der Nach-
                       auf ein erstes erfolgreiches Jahr zurückblicken.              kriegszeit resultieren aus dieser Haltung und gründen auf
                           70 Jahre Mitgliedschaft Österreichs bei der UNESCO        der Gewissheit, dass davon alle profitieren, auch wenn
                       und 70 Jahre Allgemeine Erklärung der Menschenrechte          unterschiedliche Interessen vorliegen.
                       bildeten den denkwürdigen Rahmen dieses Jahres und                Die aktive Mitarbeit in den Programmen der Organisa-
                       waren für uns auch Anlass, uns die Anfänge in Erinnerung      tion ist daher für uns oberste Priorität und darin waren wir
                       zu rufen. Am 13. August 1948 ist durch Hinterlegung der       auch 2018 wieder sehr erfolgreich: Als Beispiele nenne ich
                       Ratifizierungsurkunde Österreich als 40. Staat Mitglied der   die nach langer Vorarbeit erfolgte Einreichung des Biosphä-
                       UNESCO geworden. Die UNESCO war eine der ersten inter-        renparks „Unteres Murtal“ im Rahmen des MAB-Programms,
                       nationalen Organisationen, der Österreich, lange bevor        die Etablierung eines neuen UNESCO-Lehrstuhls für das
                       es 1955 Mitglied der Vereinten Nationen werden konnte,        wichtige Thema „Conservation and Preservation of Tangible
                       beitrat. Die Zeit war geprägt von einem politischen, wirt-    Cultural Heritage” an der Universität für angewandte Kunst
                       schaftlichen und kulturellen Neubeginn und der Suche nach     in Wien sowie die Aufnahme von zwei neuen Elementen
                       einer neuen, positiven Identität. Dazu gehörte auch eine      auf die Repräsentative Liste des immaterielle Kulturerbes
                       aktive Rolle Österreichs in internationalen Organisationen    der Menschheit. Als Beteiligung am Europäischen Kultur-
                       und in der Weltpolitik, die damit ihren Anfang nahm.          erbejahr 2018 sollen auch die Good Practice Beispiele in
                           Die Politik der Integration, gegenseitiger Annäherung     Welterbestätten sowie das Kunstprojekt im.material von
                       und friedlicher Zusammenarbeit in Bildung, Wissenschaft       9.–13. Mai 2018 im Michaelertor in der Hofburg in Wien
                       und Kultur bestimmt die Tätigkeit der UNESCO – damals wie     genannt werden.
                       heute. Denn nur Dialog und Kooperation weltweit können            Allen sei herzlich gedankt für ihre Unterstützung und
                       Frieden und menschliche Sicherheit schaffen. Der Mechanis-    Wegbegleitung – ich freue mich auf unsere weiteren Pro-
                       mus der kooperativen Netzwerke, den die UNESCO pflegt,        jekte, Kooperationen und Pläne!
                       verbindet die Interessen von Staaten und ist der einzige
                       Weg, um die Globalisierung zu koordinieren und deren

                                                                                                            Dr. Sabine Haag

                                                                                                                                                3
Österreichische UNESCO-Kommission Jahrbuch 2018 - Annual 2018 for UNESCO Austrian Commission
70 Jahre Beitritt Österreichs zur UNESCO
(1948-2018)
Österreich blickt im Jahr 2018 auf sieben Jahrzehnte Mitgliedschaft bei der UNESCO (United Nations
Educational, Scientific and Cultural Organisation) zurück. Am 7. November 1947, rund zwei Jahre nach
der Gründung der Organisation, wurde Österreich im Rahmen der Zweiten Generalkonferenz in Mexico City
als Mitglied angenommen – ein bedeutungsvolles Ereignis, wie der damalige Außenminister Karl Gruber
kommentierte, „für den Wiedereintritt Österreichs in das internationale Leben“. Weniger als ein Jahr später,
am 13. August 1948, trat der Beitritt durch die Ratifizierung der Vertragsurkunde schließlich in Kraft.

UNESCO-Beitritt als Meilenstein                     befasst wurde. Dieser musste letztlich              die Zustimmung des UN-Wirtschafts-
                                                    die Genehmigung zur Zulassung eines                 und Sozialrates medial voreilig als
Tatsächlich setzt die Aufnahme Öster-               Nicht-Mitgliedes der Vereinten Nationen             Aufnahme Österreichs in die UNESCO
reichs in die UNESCO einen Meilenstein              zur UNESCO erteilen, bevor eine etwa-               gefeiert (etwa Wiener Kurier vom
in der Geschichte der sich formieren-               ige Aufnahme im Rahmen der Gene-                    26.3.1947). Die meiste mediale Reso-
den Zweiten Republik. Inmitten der                  ralkonferenz behandelt werden konnte.               nanz fand natürlich die Abstimmung
oft schwierigen politischen Neu- und                    Die mediale Berichterstattung der               in Mexico City Ende 1947, wogegen
Umstrukturierungen der Nachkriegs-                  Zeit zeichnet ein Bild des Optimis-                 der eigentliche Beitritt Österreichs im
zeit unter Alliierter Besatzung und                 mus, der sowohl mit der Gründung der                August 1948 medial weitgehend unbe-
angesichts der ungelösten Frage nach                UNESCO 1946, als auch mit der Auf-                  achtet geblieben zu sein scheint (ein
der Verantwortung Österreichs für die               nahme bzw. dem Beitritt Österreichs                 wunderbares Beispiel für die relative
Verheerungen und Gräuel des Zweiten                 1947/48 einherging. So wurde bereits                Natur solcher Jubiläen).
Weltkrieges1, bildet die Österreichi-
sche Mitgliedschaft bei der UNESCO
den ersten Schritt der jungen Republik
am Parkett der internationalen Gemein-
schaft, lange bevor eine Aufnahme in
die UNO möglich war. Diese sollte näm-
lich erst nach der Erlangung der Unab-
hängigkeit durch den Staatsvertrag 1955
Realität werden.
    Der Aufnahmeprozess selbst spie-
gelt die Unsicherheiten und Komplika-
tionen wider, mit denen sich das Öster-
reich der Nachkriegszeit auf nationaler
wie internationaler Ebene konfrontiert
sah. Das Beitrittsgesuch seitens der
Regierung musste zunächst den Alliier-
ten Rat der vier Besatzungsmächte USA,
Großbritannien, Frankreich und UdSSR
                                                    Die Aufnahme Österreichs in die UNESCO war einen Meilenstein in der Geschichte der sich formieren-
passieren2, bevor der Wirtschafts-                  den Zweiten Republik. 1949 wurde die Österreichische UNESCO-Kommission als „repräsentatives
und Sozialrat der UNO mit der Causa                 Gremium von Wissenschafter*innen, Künstler*innen, Pädagog*innen und Beamt*innen“ gegründet.

1
  Anfang 1946 war auf französischen Antrag hin beschlossen worden, alle früheren Feindstaaten auszuschließen und ausschließlich Mitglieder der
Vereinten Nationen aufzunehmen.
2
  Laut Artikel 6 des Zweiten Kontrollabkommens hätte der Alliierte Rat binnen 31 Tagen Einspruch gegen das Ansuchen erheben können. Dieser hätte
einstimmig erfolgen müssen, einzig die UdSSR hatte jedoch gegen das Ansuchen votiert.

4
Österreichische UNESCO-Kommission Jahrbuch 2018 - Annual 2018 for UNESCO Austrian Commission
Hoffnung in internationale                         Vernichtung geführt hatte. Die Zukunft              Museumsfachleute abgehalten wurden.
Zusammenarbeit                                     gehörte dem Multilateralismus. Kaum                 Die UNESCO-Kommission begründete
                                                   verwunderlich, dass der Philosoph                   aber auch eine Schriften- und Bücher-
Die Euphorie und die Zuversicht gegen-             Walter Hollitscher im April 1946 attes-             reihe in der Austria-Edition, in der Texte
über der neuen Organisation, die ange-             tierte: „Österreich hat jeden Grund‚                namhafter Künstler*innen und Wissen-
sichts der damaligen medialen Bericht-             alles daran zusetzen‚ um am Werk der                schafter*innen erschienen, wie „Die
erstattung deutlich wird, lassen sich              UNESCO aufs aktivste teilnehmen zu                  Kunst des menschlichen Zusammenle-
anhand der Motive nachvollziehen,                  können“.                                            bens“ von Hans Thirring, „Atomenergie
die ihrer Gründung zugrunde liegen.                                                                    und Frieden“ von Lise Meitner und Otto
Die humanitäre Katastrophe zweier                  Gründung der Österreichischen                       Hahn oder „Der Künstler und die Gesell-
Weltkriege, insbesondere des Zweiten,              UNESCO-Kommission 1949                              schaft“ von Thomas Mann.
machte die Notwendigkeit internationa-                                                                     Dank der Geschenkkupons der
ler Zusammenarbeit und Gemeinschaft                Unmittelbar nach dem Beitritt zur Orga-             UNESCO konnte von 1951 bis 1955
offensichtlich und bildete die Voraus-             nisation wurde 1949 die Österreichische             wissenschaftlich notwendige Ausstat-
setzung für die Einrichtung der Ver-               UNESCO-Kommission als „repräsenta-                  tung, wie etwa ein Röntgenlaborato-
einten Nationen3 und nicht zuletzt die             tives Gremium von Wissenschafter*in-                rium für das Chemische Institut der
Geburtsstunde des modernen Multi-                  nen, Künstler*innen, Pädagog*innen                  Universität Wien, angeschafft werden.
lateralismus.                                      und Beamt*innen, die sich für die Ziele             Österreichische Künstler*innen erhiel-
                                                   der UNESCO interessierten und bereit                ten Unterstützung für den Ankauf
                                                   waren, sie praktisch umzusetzen“,                   von Materialien. Mit der Abwicklung
    „Die Hoffnungen, die in die                    gegründet. Eine der ersten Maßnahmen,               dieser Zuwendungen, die bis 1952 um
    Möglichkeiten der inter-                       die getroffen wurde, war die Errichtung             die 100.000 USD ausmachten, war die
    nationalen Kooperation                         von Zweigstellen bzw. Arbeitsgemein-                Österreichische UNESCO-Kommission
    gesetzt wurden, bildeten                       schaften in den Bundesländern, von                  betraut.
                                                   denen die ersten in Tirol und Ober-
    die Antithese zum national-
                                                   österreich entstanden. 1953 wurde im                Zu wenig öffentliche Aufmerksam-
    staatlichen Säbelrasseln der                   Museum für angewandte Kunst in Wien                 keit für die Erfolge der internatio-
    Vergangenheit, das zu Krieg                    eine vielbeachtete Ausstellung organi-              nalen Zusammenarbeit
    und Vernichtung geführt
    hatte.“                                                                                            70 Jahre später zeigt sich eine völlig
                                                       „Dank der Geschenkkupons                        anderes Bild: die kooperativen Grund-
                                                       der UNESCO konnte von 1951                      prinzipien der multilateralen Welt-
Die Gründung der UNESCO, als Son-                      bis 1955 wissenschaftlich                       ordnung mit zum Teil sehr konkre-
derorganisation der Vereinten Natio-                                                                   ten gegenseitigen Unterstützungen
                                                       notwendige Ausstattung,
nen, stand wie jene der UNO selbst im                                                                  und Hilfeleistungen, von denen auch
Dienste der zukünftigen Verhinderung
                                                       wie etwa ein Röntgenlabo-                       Österreich in jenen Anfangsjahren
jener Katastrophe, die die Welt in den                 ratorium für das Chemische                      profitierte, scheinen zunehmend einer
Jahren und Jahrzehnten zuvor erschüt-                  Institut der Universität Wien,                  unilateralen Politik zu weichen, die in
tert hatte. Im Falle der UNESCO um,                    angeschafft werden.“                            vielfältiger Art und Weise die Gültig-
wie in ihrer Verfassung festgeschrieben,                                                               keit multilateraler bzw. internationaler
durch „Förderung der Zusammenar-                                                                       Institutionen in Frage stellen. Dabei
beit zwischen den Völkern in Bildung,              siert, die auf Übersichtstafeln sowohl              werden die Erfolge der internationa-
Wissenschaft und Kultur zur Wahrung                die Arbeit der UNESCO als auch Repro-               len Staatengemeinschaft, wie etwa die
des Friedens und der Sicherheit beizu-             duktionen moderner Malerei zeigte.                  Schaffung des Internationalen Strafge-
tragen“.                                           „Leben in einer Weltgemeinschaft“                   richtshofes in Den Haag 1998 oder der
    Die Hoffnungen, die in die Möglich-            oder „Museum und Erziehung“ waren                   einstimmige Beschluss der Sustainable
keiten der internationalen Kooperation             die Themen von jeweils einwöchigen                  Development Goals in der UN-General-
gesetzt wurden, bildeten die Antithese             Fortbildungsveranstaltungen, wie sie                versammlung 2015, nicht ausreichend
zum nationalstaatlichen Säbelrasseln               1954 und 1956 für Lehrer*innen, Volks-              von der Öffentlichkeit beachtet und
der Vergangenheit, das zu Krieg und                bildner*innen, Bibliothekar*innen und               gewürdigt.

3
  Um „künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat“
(Präambel der Charta der Vereinten Nationen, 1945)

                                                                                                                                                     5
Österreichische UNESCO-Kommission Jahrbuch 2018 - Annual 2018 for UNESCO Austrian Commission
Realpolitische Erfolge                                    Die Zukunft ist multilateral                   Reform der Strukturen und der Suche
                                                                                                         nach neuen Mechanismen der internati-
Ein eindrucksvolles Beispiel des Zusam-                   Ein Jahrhundert nach den beiden Welt-          onalen Kooperation, die viele UNESCO-
menspiels eines weiterentwickelten                        kriegen vergrößerte sich leider der            Mitgliedstaaten wünschen und an der
Völkerrechts und der Funktion des                         Graben zwischen jenen, die den Multi-          aktuell gearbeitet wird.
Internationalen Strafgerichtshofes ist                    lateralismus generell in Frage stellen             Die UNESCO muss auch künftig
der internationale Kulturgüterschutz.                     und jenen, die internationalen Dialog          und deutlich stärker als derzeit, die
Im Rahmen der Haager Konvention                           und Zusammenarbeit verteidigen,                Formulierung von weltweit konsens-
                                                          meint UNESCO-Generaldirektorin                 fähigen gesellschaftlichen Entwürfen
                                                          Audrey Azoualy.                                unterstützen, und zwar quer zu allen
       „Erfolge der internationalen                           „Unsere Verantwortung gegenüber            Politiksektoren, wie es die Deutsche
       Staatengemeinschaft, wie                           den zukünftigen Generationen liegt in der      UNESCO-Kommission in einem Positi-
       etwa die Schaffung des Inter-                      Reformierung des multilateralen Systems,       onspapier anlässlich 70 Jahre UNESCO
       nationalen Strafgerichtshofes                      indem wir es effektiver und transparenter      formuliert hat.
                                                          gestalten. Die Idee des Multilateralismus          Dies bedeutet, sich mit dem aktuel-
       in Den Haag 1998, werden
                                                          basiert auf einer Gesellschaft mit bestimm-    len multilateralen System als Ausgangs-
       von der Öffentlichkeit nicht                       ten Werten, die alle Mitgliedstaaten mittra-   punkt den neuen Situationen anzupas-
       ausreichend beachtet und                           gen. Diese Werte, sowie der Humanismus,        sen, um den großen Herausforderungen
       gewürdigt.“                                        der die Basis bildet und diese Einstellungen   unserer geopolitischen Realität von
                                                          unterstreicht, sind heute wichtiger denn je,   Klimawandel bis Terrorismus begegnen
                                                          denn die aktuellen Herausforderungen           zu können.
zum Schutz von Kulturgut bei bewaff-                      gehen weit über den Aktionsrahmen natio-
neten Konflikten des Jahres 1954 und                      naler Grenzen hinaus,“ so Audrey Azoulay
darin konkret mit dem Zweiten Haager                      im Rahmen des Paris Peace Forums im
Protokoll von 1999 wurde erstmals die                     November 2018.
strafrechtliche Verantwortlichkeit und                        Auch Vorgängerin Irina
Gerichtsbarkeit geregelt, die schließlich                 Bokowa, UNESCO-General-
im Jahr 2016 ihre erste Anwendung fand.                   direktorin 2009–2017, wies
Im Jahr 2016 musste sich erstmals ein                     in ihrer Abschlussrede auf
Angeklagter vor dem Internationalen                       die Bedeutung des Mul-
Strafgerichtshof wegen der Zerstörung                     tilateralismus hin: „Ich
von Kulturdenkmälern als Kriegsver-                       bin davon überzeugt,
brecher verantworten.                                     dass die Zukunft des
    2012 hatte der Islamist Ahmad Al                      Multilateralismus, trotz
Faqi Al Mahdi u.a. die Zerstörung von                     vieler Unsicherheiten,
neun, von der UNESCO als Weltkultu-                       eine leuchtende ist,
rerbe klassifizierten Mausoleen in der                    weil es gar keine andere
Wüstenstadt Timbuktu veranlasst. Mit                      Wahl gibt.“ 5 Und Ent-
der Verurteilung zu 9 Jahren Haft und                     wicklungen wie die
Wiedergutmachungen in der Höhe von                        gemeinsame Verab-
2,7 Millionen Euro schuf der IStGH                        schiedung der Sus-
einen Präzedenzfall, der so, die Che-                     tainable Development
fanklägerin Fatou Bensouda, eine „posi-                   Goals (SDGs) sowie des
tiven Botschaft an die gesamte Welt“                      Pariser Klimaabkommens
senden sollte4. Vielmehr allerdings                       2015 zeugen von den inter-
zeugen sowohl Prozess als auch Verur-                     nationalen Bestrebungen
teilung davon, dass die Bestrebungen                      kooperativer Zusammenarbeit
der UNESCO sehr wohl realpolitische                       im Rahmen multilateraler Struk-
Konsequenzen internationaler Größen-                      turen. Dies widerspricht keineswegs
ordnung haben.                                            den berechtigten Forderungen einer

4
    ZEIT ONLINE, 22.8.2016
5
    Bokova, The Future is Multilateral, Horizons Spring 2016, Issue No. 7.

6
Österreichische UNESCO-Kommission Jahrbuch 2018 - Annual 2018 for UNESCO Austrian Commission
BILDUNG
                 Mit der Verabschiedung der Agenda 2030 für
                 nachhaltige Entwicklung hat die internationale
                 Staatengemeinschaft die zentrale Rolle der
                 Bildung für die Umsetzung der darin enthaltenen
                 17 Nachhaltigkeitsziele hervorgehoben. Bildung
                 in Ziel 4 fordert für alle Menschen eine „inklusive,
                 chancengerechte und hochwertige Bildung sowie
                 Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen“ sicher-
                 zustellen.
© colourbox.de

                                                                        7
Österreichische UNESCO-Kommission Jahrbuch 2018 - Annual 2018 for UNESCO Austrian Commission
UNESCO-BILDUNGSPROGRAMME                                                SGD 4: Bildungsziele
                                                                        Bis 2030 für alle Menschen inklusive, chancen-
Verantwortung als „global citizen“                                      gerechte und hochwertige Bildung sicherstellen
                                                                        sowie Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen
übernehmen                                                              fördern.

                                                                                        4.1. Bis 2030 allen Mädchen und
                                                                                        Buben den Abschluss einer kos-
                                                                                        tenlosen, chancengerechten und
DAS 21. JAHRHUNDERT ist geprägt durch einen rasanten globalen                           hochwertigen Primar- und Sekun-
Wandel. Wie aber umgehen mit den Herausforderungen von digi-                            darschulbildung ermöglichen.
talen Umwälzungen, Klimawandel, sozialer Ungleichheit, Migra-
tions- und Flüchtlingsströmen? Die entscheidende Frage ist, wie                         4.2. Bis 2030 allen Mädchen
das Denken und Verhalten der Menschen von klein auf so geprägt                          und Buben den Zugang zu
werden kann, dass nachhaltige, friedliche Lösungen für die großen                       hochwertiger frühkindlicher
Problemfelder gefunden werden können. Oder anders gesagt, wie                           Bildung, Betreuung und Erzie-
muss Bildung aussehen, damit Menschen die tiefgreifenden gesell-                        hung sichern.
schaftlichen Veränderungen unserer globalisierten Welt verstehen
lernen und dementsprechend handeln? Diese Fragen liegen auch                            4.3. Bis 2030 allen Frauen und
der aktuellen Bildungsagenda der UNESCO (Bildung 2030) zugrunde.                        Männern einen gleichberechtig-
Im Wesentlichen geht es darum, dass jeder und jede Einzelne Ver-                        ten und leistbaren Zugang zu
antwortung als „global citizen“ übernehmen kann.                                        hochwertiger beruflicher und
                                                                                        akademischer Bildung ermög-
                                                                                        lichen.
    „Wie muss Bildung aussehen, damit Menschen die
    tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen                                     4.4. Bis 2030 sicherstellen, dass
    unserer globalisierten Welt verstehen lernen und                                    eine deutlich höhere Anzahl an
    dementsprechend handeln?“                                                           Jugendlichen und Erwachsenen
                                                                                        die für eine Beschäftigung oder
                                                                                        Selbstständigkeit relevanten
                                                                                        Kenntnisse, Fähigkeiten und
Bildungsagenda - No one shall be left behind                                            Fertigkeiten erwirbt.
Weil Bildung nicht separat von den globalen Herausforderungen
unserer Zeit betrachtet werden kann, ist die UNESCO-Bildungs-                           4.5. Bis 2030 Benachteiligungen
agenda eingebettet in die globale Agenda 2030, bestehend aus 17                         aufgrund der Geschlechtszu-
Zielen nachhaltiger Entwicklung (Sustainable Development Goals,                         gehörigkeit auf allen Bildungs-
SDGs). Diese Agenda wurde von den Staats- und Regierungschefs                           stufen beseitigen und allen
der Welt vereinbart, um unseren Planteten bis 2030 zu einem nach-                       Menschen gleichberechtigten
haltigeren, friedlicheren und gerechteren Ort für alle Menschen zu                      Zugang zu allen Bildungsstufen
machen. Bildung kommt hierbei eine Schlüsselrolle zu. So zeigt die                      sichern.
Agenda in SDG 4 auf, wie Bildung aussehen muss, um Menschen auf
den Umgang mit den globalen Herausforderungen vorzubereiten.                            4.6. Bis 2030 den Erwerb aus-
Gleichzeitig spielt Bildung eine zentrale Rolle bei der nachhaltigen                    reichender Lese-, Schreib- und
Umsetzung aller Sustainable Development Goals.                                          Rechenfähigkeiten für alle
    Wesentlich für den Erfolg des Bildungsziels 4 ist der universelle                   Jugendlichen und für einen
Charakter der Agenda 2030. Durch deren Verabschiedung haben sich                        erheblichen Anteil der Erwach-
erstmals alle Staaten der Welt dazu verpflichtet, Bildung als integ-                    senen sicherstellen.
ralen Bestandteil nachhaltiger Entwicklung anzuerkennen und ent-
sprechende Maßnahmen umzusetzen. Somit soll die Agenda 2030                             4.7. Bis 2030 sicherstellen, dass
allen Menschen auf der ganzen Welt zugutekommen. „No one shall                          alle Lernenden die für nachhal-
be left behind,“ lautet einer ihrer Schlüsselsätze.                                     tige Entwicklung notwendigen
                                                                                        Kenntnisse und Fähigkeiten
                                                                                        erwerben.

8
Bezug zu den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung / Sustainable Development Goals (SDGs)

            Bildung und SDGs Die Bildung steht im Mittelpunkt der Agenda 2030. Sie spielt eine zentrale Rolle für die erfolgreiche
            Umsetzung aller 17 Entwicklungsziele. Darüber hinaus ist der Bildung ein eigenständiges Ziel gewidmet, SDG4, das lautet:
            „Bis 2030 für alle Menschen inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sicherstellen sowie Möglichkeiten zum
            lebenslangen Lernen fördern“.

            AUSGEWÄHLTE AKTIVITÄTEN 2018                                               internationalen Bildungspolitik in den einzelnen
                                                                                       Ländern dokumentieren und analysieren.
            In der nationalen Umsetzung der internationalen Bildungsprogramme               Der „Global Education Monitoring Report“
            hat die Österreichische UNESCO-Kommission eine unterstützende              2018/2019 trägt den Titel „Migration, Flucht und
            und beratende Funktion für die unterschiedlichen Akteur*innen.             Bildung: Brücken bauen statt Mauern“. Er setzt
            Dabei orientiert sie sich an den jeweils aktuellen Arbeitsschwer-          sich mit den Wechselbeziehungen von Bildung
            punkten der UNESCO.                                                        und Migration auseinander und erläutert die
                                                                                       komplexen Herausforderungen, die die Bewegun-
            • Global Citizenship Education                                             gen von Menschen in Bezug auf Bildungssysteme
            Im Zeitraum 2014–2018 führte die Österreichische UNESCO-Kommis-            mit sich bringen. Dabei wird klar betont, dass das
            sion gemeinsam mit der Universität Klagenfurt, dem Demokratie-             SDG 4 – das Recht auf eine inklusive, chancenge-
            zentrum Wien und KommEnt eine Initiative zur Förderung von                 rechte und hochwertige Bildung – für alle Men-
            „Global Citizenship Education (GCED)“ an Österreichischen UNESCO-          schen unabhängig von deren Aufenthaltsstatus
            Schulen durch. Diese wurde anschließend in der Broschüre „Global           gilt.
            Citizenship Education in der Praxis: Erfahrungen, Erfolge, Beispiele            Die Präsentation des Weltbildungsberichts
            in österreichischen Schulen“ dokumentiert und soll zu weiteren             2019 in Österreich fand am 11. Dezember im
            Aktivitäten anregen. Zusätzlich gibt sie einen Einblick in Aktivitäten     Rahmen des Parlamentarischen NordSüdDialogs
            zu GCED in der Pädagog*innenbildung. Darüber hinaus enthält die            im Parlament statt. Organisiert wurde die Veran-
            Broschüre einen Leitfaden, welche Kriterien bei der Schul- und             staltung von der Österreichischen Forschungs-
            Lehrplanentwicklung zu GCED Berücksichtigung finden sollten.               stiftung für Internationale Entwicklung (ÖFSE) in
                                                                                       Kooperation mit der Österreichischen UNESCO-
            • Präsentation Weltbildungsbericht 2018/2019                               Kommission.
            Im Rahmen von Bildung 2030 wird die UNESCO auch weiterhin                       Nach den Begrüßungen von Parlamentsdirek-
            jährlich globale Bildungsberichte (Global Education Monitoring             tor Harald Dossi und GS Gabriele Eschig (Österrei-
            Reports) erstellen, die die Umsetzung                                      chische UNESCO-Kommission) präsentierte Bilal
            des Programms und Entwicklungen der                                        Barak (Senior Policy Analyst, UNESCO Paris) die
                                                                                       Ergebnisse des Berichts. Anschließend erfolgten
                                                                                       Stellungnahmen der NordSüdDialog "Peergruppe
                                                                                       zum SDG 4" durch die drei Abgeordneten zum
                                                                                       Nationalrat Nico Marchetti, Eva Maria Holzleitner
                                                                                       und Stephanie Cox. In einem weiteren Schritt
                                                                                       kommentierten drei Expert*innen die Ergebnisse
                                                                                       des Berichts: Christian Dorninger (Bundesminis-
                                                                                       terium für Bildung, Wissenschaft und Forschung),
                                                                                       Barbara Herzog-Punzenberger (Universität Inns-
                                                                                       bruck) und Sassan Esmailzadeh (Verein PROSA).
                                                                                       Die anschließende Podiumsdiskussion zeigte
                                                                                       reges Publikumsinteresse. Trotz unterschiedli-
                                                                                       cher Auffassungen zur Umsetzung von SDG 4 in
© pixabay

                                                                                       Österreich in Bezug auf Migrant*innen und Asyl-
            � Schwerpunktthema des UNESO-Weltbildungsberichtes 2018/2019:              werber*innen waren sich alle Beteiligten einig,
            „Migration, Flucht und Bildung: Brücken bauen statt Mauern‘.               dass es weiterer Bemühungen bedarf.

                                                                                                                                       9
Global Citizenship Education –
                                       open your mind!

                                          Wertvorstellungen und Ansichten kri-      Gesellschaft einhergehen“, erklärt
SCHULEN DES Weltbürgertums – das          tisch zu betrachten und zu analysieren    Co-Autorin Heidi Grobbauer.
wünschen sich Werner Wintersteiner        und möglicherweise das eigene Denk-
und Heidi Grobbauer.                      gebäude in Frage zu stellen“, so Werner   Das Globale im Lokalen entdecken –
   Beide sind seit Jahren in der Bil-     Wintersteiner.                            Beispiele aus der Schulpraxis
dungsforschung tätig und einer ihrer         Ging es im Band 1 der Reihe um
Schwerpunkte ist der pädagogische         die theoretischen Voraussetzungen für     Insgesamt 13 Unterrichtsprojekte in der
Lehr- und Lernansatz Global Citizen-      die Praxis, analysieren und dokumen-      Sekundarstufe II im allgemeinbildenden
ship Education. Kurz gefasst kann man     tieren die beiden Bildungswissenschaf-    und im berufsbildenden Bereich wurden
diesen grundlegenden Ansatz der           ter*innen in der aktuellen Publikation    ausgewählt, um Lehrenden eine Best-
UNESCO mit „Politische Bildung für        Praxisbeispiele der Global Citizenship    Practice Sammlung zur Verfügung zu
eine globalisierte Weltgesellschaft“      Education an österreichischen Schulen.    stellen. Ergänzt ist diese Zusammenstel-
übersetzen. Dabei geht es auch um die     Als Herausgeber fungiert bei beiden       lung um einen kommentierten Leitfaden
Verzahnung verschiedener pädago-          Publikationen die Österreichische         zur Implementierung und eine kurze
gischer Ansätze wie Globales Lernen,      UNESCO-Kommission.                        Einführung in das Thema.
Politische und Interkulturelle Bildung,    „Schulen sind oft ein Mikrokosmos           Wir stellen hier eine Auswahl dieser
Friedenspädagogik und Bildung für         globaler Migration. Global Citizenship    Praxisbeispiele vor, um die sehr vielfäl-
Nachhaltige Entwicklung.                  Education thematisiert auch die immer     tigen Möglichkeiten der Umsetzung in
   „Im Wesentlichen geht es darum,        relevanteren Fragen der Zugehörig-        Schulen aufzuzeigen. Verschieden sind
Lernende für die komplexen Heraus-        keit und der Überlagerung mehrfacher      nicht nur die Schultypen, verschieden
forderungen von globalen Zusam-           Identitäten, unterschiedlicher religiö-   sind auch die Wege, Schüler*innen für
menhängen zu sensiblisieren und           ser, kultureller und sozialer Umfelder,   das Denken und Handeln der „Global
einen Anstoß zu geben, die eigenen        die mit einer modernen und mobilen        Citizenship Education“ zu begeistern.

10
PROJEKT 1                                 PROJEKT 2                                  PROJEKT 3
Global Citizenship Education              Global Citizenship Education               Global Citizenship Education
integriert in den Französisch-            als gewähltes Freifach                     im Rahmen von Deutschkursen
unterricht                                GRG Stubenbastei, Wien                     für Flüchtlinge
International Business College                                                       AJA Spittal an der Drau, Kärnten
Hetzendorf, Wien

Konkreter Anlass für dieses Projekt       Nach Rücksprache mit dem Demokra-          Entstanden ist dieses ambitionierte,
waren die Terroranschläge in Paris –      tiezentrum einigte sich das Lehrer*in-     fortdauernde Projekt – Deutschkurse
der Anschlag auf die Redaktion Charlie    nenteam auf das Thema ‚Demonstra-          für Flüchtlinge – aus dem Aktionstag
Hebdo und das Konzert im Bataclan.        tionsrecht‘. Im Kern ging es um den        ‚Menschen auf der Flucht‘ sowie aus
Neben Solidarität war im Klassenzim-      Themenkomplex Demokratieverständ-          einer Protesthaltung der Schüler*innen
mer vor allem Besorgnis zu spüren.        nis und Demonstrationsrecht. Wichtig       gegen die von ihnen als menschenun-
Aus diesem Diskussions- und Informa-      war allen die Perspektive über den         würdig empfundene Unterbringung von
tionsbedarf entwickelte sich im Franzö-   nationalen Tellerrand: Festzustellen,      Asylwerber*innen. In diesem Sinn ist es
sischunterricht das Projekt‚ Frankreich   wie kostbar und selten die Demons-         ein politisches Projekt – gegen Ausgren-
und Maghreb Staaten – eine herausfor-     trationsrechte im Alltag der Menschen      zung und Rechtsextremismus. Auf Frei-
dernde Beziehung‘; eine differenzierte    global nach wie vor sind. Ziel war, das    willigenbasis organisieren Lehrer*innen
Auseinandersetzung mit u.a. der Kolo-     Bewusstsein für den Einsatz für Demo-      und Schüler*innen Kursangebote. Um
nialgeschichte Frankreichs.               kratie, Rechtsstaatlichkeit sowie Men-     den Asylwerber*innen mit Kindern die
   Die Schüler*innen waren von Beginn     schen- und Grundrechte weltweit zu         Deutschkurse zu ermöglichen, haben
eingebunden, trafen Entscheidungen        schärfen.                                  sie sich zusätzlich organisiert, um
und gestalteten auch die Umsetzung           Für die 5. und 6. Klassen wurden acht   Kinderbetreuung zu übernehmen. Die
wesentlich mit. Inhaltlich war das Pro-   Workshops mit je 7–12 Teilnehmer*in-       Kurse und das gegenseitige Kennen-
jekt in zwei Themenblöcke geteilt:        nen angeboten. Die Klassenverbände         lernen vertiefen das Verständnis der
Block 1: Maghreb und Frankreich,          wurden aufgelöst – das Projekt fand in     Schüler*innen bezüglich der Situation
Block 2: Terrorismus und Freiheiten.      Kleingruppen und auf freiwilliger Basis    der Geflüchteten und der Flüchtlings-
Hauptziel war es, eine Verbindung         statt. Die intensive Auseinandersetzung    politik in Österreich. Die Erfahrungen
zwischen den eigenen Emotionen –          mit dem Thema Demonstrationsrecht          erweitern ihren Horizont und sind ein
hervorgerufen durch Terrorakte – und      fand im Rahmen der jährlichen UNES-        Beitrag zu ihrer politischen Bildung.
der Faktenlage herzustellen. Kernthe-     CO-Tage statt. Die Vorarbeit startete      Schüler*innen entwickeln Bewusstsein
men: Frankreichs Kolonialgeschichte –     bereits zwei Wochen davor; in ganz         für das UN-Motto: Alle Menschen sollen
Einwanderungsländer – differenzierte      unterschiedlichen Fächerkombinatio-        Bildungschancen eröffnet werden, die
Sicht auf Migration. Das Thema Karika-    nen (z.B. Musik/Deutsch/Geschichte)        sie zur Gestaltung einer lebenswerten
tur (Charlie Hebdo) wurde zusätzlich im   wurden Themen mit den Schüler*innen        Zukunft brauchen.
großen Klassenverband im Geschichts-      besprochen und diskutiert. Unter dem
unterricht besprochen.                    Workshopangebot fanden sich z.B. ein
                                          Fotografieworkshop und die Produktion
                                          einer Radiosendung über Demonstrati-
                                          onen in Burkino Faso.

                                                                                                                           11
Schulleitbild geworden. Das Video
                                                                                     wird seither genutzt, um die 1. Klassen
                                                                                     in die neue, fremde Schulumgebung
                                                                                     einzuführen. Die Prinzipien von Global
                                                                                     Citizenship Education sind somit in der
                                                                                     Schulkultur gelandet.

PROJEKT 4                                  PROJEKT 5
Global Citizenship Education               Global Citizenship Education
als Unterrichtsfach in englischer          als Theatererfahrung
Sprache                                    BG / BRG Rosasgasse, Wien
BG Bludenz S 64, Vorarlberg

Zwei Lehrer*innen der Schule mit Post-     Bei diesem einsemestrigen Projekt
graduate Zusatzausbildungen in ‚Global     wurde eine externe Projektleitung
Citizenship Education‘ initiierten an      engagiert: Eine Theaterpädagogin der
der Schule das neue Wahlpflichtfach        schallundrauch agency. Auslöser für das
‚Global Political Education‘. Um die       Projekt war der Bürgerkrieg in Syrien
Ideen, Erwartungen und Wünsche der         – die Berichte und Flüchtlingswellen
Schüler*innen aufgreifen zu können,        beschäftigten die Schüler*innen sehr.
wurde ein umfangreicher Workshop           Sie diskutieren über die Verbindung von
veranstaltet. Ausgehend von Themen,        Lokalem mit dem Globalen, ihre direkte
die für Schüler*innen der 11. und 12.      Schul- und Lebensumgebung und die
Schulstufe besonders wichtig sind und      menschliche Katastrophe als Folge von
ihre Lebenswelt betreffen, wollten die     Kriegen.
Pädagog*innen den Blick um die globale        Gewählt wurde so das Thema
Dimension erweitern. Folgende Kern-        ‚Fremdsein‘: Das Fremdsein in uns
punkte für das Wahlfach kristallisierten   selbst als auch in der Gesellschaft.
sich heraus:                               Umgesetzt wurde das Thema mit
   Politische Grundlagenkenntnisse,        Theater- und Performanceelementen.
ausgehend von lokalen Bedingungen          Das Theaterspielen ermöglichte den
globale Zusammenhänge verstehen,           Schüler’innen mit ihren eigenen Gren-
Bewusstseinsbildung für die rasante        zen zu spielen, sie auszuloten.
Entwicklung einer sich ständig dichter        Projektleiterin Mona Wahba betonte,
vernetzenden Welt, Vermittlung von         dass die Fokussierung auf den Prozess
Werten, die ein friedliches Miteinan-      der Körperwahrnehmung ein wesent-
der ermöglichen, Medienkompetenz           licher Zugang zum Thema ‚Fremdsein‘
stärken, das Prinzip Nachhaltigkeit        sei. Endresultat dieser einsemestrigen
thematisieren sowie Schüler*innen in       Zusammenarbeit war ein 3-minütiges
ihrer Diskurs- und Diskussionsfähigkeit    Stop-Motion Video mit dem Titel ‚Open
stärken.                                   Minds‘.
                                              Die Schüler*innen waren sehr stolz
                                           auf ihre künstlerische Arbeit und prä-
                                           sentierten diese auch schulintern. Das
                                           Video gewann beim media literacy
                                           award (ausgelobt vom BMBWF) den           Die Broschüre (Teil 1 und 2) ist kostenlos
                                                                                     zu beziehen bei:
                                           Preis für Videospecials. Die Werte und
                                                                                     Österreichische UNESCO-Kommission
                                           Einstellungen der Schüler*innen sind      oeuk@unesco.at
                                           so unerwartet schnell zum de facto        Download unter: www.unesco.at

12
UNESCO-SCHULEN                                    UNESCO-SCHULEN bilden weltweit ein Netzwerk von über 11.500
                                                  Bildungseinrichtungen in 182 Staaten. Die 95 österreichischen UNESCO-
IN ÖSTERREICH                                     Schulen sind Teil dieses internationalen Netzwerkes – das sich stetig
                                                  steigender Beliebtheit erfreut. 2018 wurden die NMS Laßnitzhöhe, die
„learning to know, learning                       Praxisvolksschule der PH Steiermark, die Praxis Neue Mittelschule

to do, learning to be,                            der PH Steiermark und die Tourismusschulen Semmering per Dekret
                                                  aus Paris offiziell zu UNESCO-Schulen ernannt.
learning to live together”
                                                  AUSGEWÄHLTE AKTIVITÄTEN 2018

                                                  2018 lagen die inhaltlichen Schwerpunkte der UNESCO-Schulen im
                                                  Bereich der 17 Ziele nachhaltiger Entwicklung.

                                                  • UNESCO-Schultagung 2018
                                                  Bereits seit 1997 organisiert die Österreichische UNESCO-
                                                  Kommission jährliche Vernetzungstreffen für alle Referent*innen
                                                  der österreichischen UNESCO-Schulen. Die Jahrestagung 2018 fand
                                                  vom 17.–19. Oktober am Hafnersee in Kärnten zum Thema „17 Ziele
                                                  für eine bessere Welt“ statt. Nach einleitenden Worten von Landes-
                                                  hauptmann Dr. Peter Kaiser, hielt Univ.-Prof. Dr. Franz Rauch der
                                                  Universität Klagenfurt den Eröffnungsvortrag „SDGs und deren
                                                  Umsetzung im Unterricht“. Weiters gab es auch Schwerpunkt-Work-
 UNESCO-SCHULEN                                   shops zum Immateriellen Kulturerbe mit dem Fokus auf den Bereich
                                                  ‚Handwerk‘. Insgesamt nahmen 78 Schulen an der Tagung teil.
 1953 von der UNESCO gegründet
                                                  • Zeitschrift FORUM
 Über 11.500 Bildungseinrichtungen in             Die jährlich erscheinende Zeitschrift
 182 Ländern                                      FORUM zeigt in bunter Vielfalt, wie
 Österreich: Mitglied seit 1957, Schulen aller    kreativ die österreichischen UNESCO–
 Schultypen in allen 9 Bundesländern              Schulen die Leitideen der UNESCO und
                                                  die jeweiligen Jahresthemen umsetzen.
 95 UNESCO-Schulen, 10 Schulen mit                2018 stand das Thema „17 Ziele für eine
 Anwärterstatus                                   bessere Welt“ im Fokus. Zahlreiche Bei-
                                                  träge dokumentieren den Einfluss der
 Leitlinien: learning to know, learning to        UNESCO auf einzelne Schulen durch bei-
 do, learning to be, learning to live together.   spielhafte Projekte, die partizipativ an den
                                                  Schulen entwickelt und umgesetzt wurden.
 Themen: Friedenserziehung und
 Menschenrechtsbildung, Global Citizen-
                                                  • World Summit Award
 ship Education, Bildung für Nachhaltige
                                                  Der World Summit Award (WSA) wurde 2003 als österreichische
 Entwicklung, Kulturelle Bildung, Sustain-
                                                  Initiative zur Umsetzung der Forderungen des Weltgipfels für die
 able Development Goals.
                                                  Informationsgesellschaft der Vereinten Nationen 2003 (WSIS) ins
 ÖUK-Rolle: Nationale Koordination zur            Leben gerufen. In Kooperation mit der Österreichischen UNESCO-
 Beratung, Information und Kooperation,           Kommission hat der World Summit Award (20.-22. März 2018,
 dreitägige Jahrestagung, Magazin                 Wiener Rathaus) zum 15-jährigen Bestehen der Auszeichnung für
 „FORUM“, Website.                                Digital Content ein spezielles Projekt für Schüler*innen entwickelt.
                                                  40 Oberstufenschüler*innen wurden als Reporter*innen zur Jubilä-
 Alle österreichischen UNESCO-Schulen,
                                                  umskonferenz und Auszeichnung in Wien eingeladen und erstellten
 aktuelle Veranstaltungen, Projekte und
                                                  in Teams kurze Videos zu Themen wie Nachhaltige Entwicklung,
 Ausschreibungen sind auf www.unesco.at
                                                  einzelnen Gewinnerprojekten, Unternehmertum in Entwicklungs-
 gelistet.
                                                  ländern, SDGs, etc. Dabei wurden die Schüler*innen durch ein
                                                  speziell auf sie abgestimmtes Workshop-Programm unterstützt.

                                                                                                                     13
WISSENSCHAFT
     Die UNESCO unterstützt Staaten bei der Schaffung
     von Strukturen für erfolgreiche Forschung und
     Wissenschaft. Sie fördert die globale Forschung zu
     den drängenden Menschheitsfragen und unter-
     stützt die Auseinandersetzung mit den Fragen des
     globalen Wandels – im Spannungsfeld zwischen
     Wissenschaftsfreiheit und gesellschaftlicher Ver-
     antwortung.
        Wesentliches Ziel der Wissenschaftsprogramme
     der UNESCO ist die Förderung von Frauen in der
     Wissenschaft, u.a. mit der langfristigen Initiative
     The World needs Science – Science needs Women.

                                                           © colourbox.de

14
UNESCO-WISSENSCHAFTSPROGRAMME

Die Kernthemen der UNESCO-Wissenschaftsprogramme                         zu den von der UNESCO genau definierten For-
Zu den inhaltlichen Schwerpunkten der UNESCO zählen der Klima-           schungsschwerpunkten gefördert. Dazu zählen
wandel und die Erhaltung der Artenvielfalt, die Förderung von            auch die UNESCO-Geoparks. In Österreich sind
Wissen zum Schutz von Ozeanen und Küsten sowie die Sicherung             aktuell vier Geoparks international anerkannt:
der Trinkwasserversorgung.                                               Karnische Alpen, Steirische Eisenwurzen, Erz der
    Beispielgebend sind die drei etablierten UNESCO-Programme –          Alpen sowie der länderübergreifende Geopark
„Man and the Biosphere“ (MAB) und „International Hydrological-und        Karawanken.
Geoscience-Programme“ (IHP und IGCP), die sich der Erforschung
und dem Schutz der Lebensumwelt des Menschen widmen.
    In Österreich werden die Programme durch das MAB- und Geo/
Hydro-Nationalkomitee an der Österreichischen Akademie der
Wissenschaft betreut.

• Man and the Biosphere
Das 1973 gegründete Programm „Der Mensch und die Biosphäre“
(MAB) ist das erste zwischenstaatliche Umweltprogramm der
UNESCO, das der Erforschung der Mensch-Umweltbeziehungen
dient und über Fragen des reinen Umweltschutzes hinaus auch die

                                                                                                                                © colourbox.de
Vereinbarkeit von Ökologie, Ökonomie und Sozialem in den Mittel-
punkt seiner Aktivitäten stellt. Kern des Programms ist das globale
Netzwerk der UNESCO-Biosphärenparks: Modellregionen, die es sich            IHP – INTERNATIONAL HYDROLOGICAL
zur Aufgabe machen, Naturschutz, Erhaltung der biologischen Diver-          PROGRAMME
sität und Regionalentwicklung in Einklang zu bringen. Weltweit gibt
es 651 Gebiete in 120 Ländern. In Österreich sind das Große Walser-
tal (2000), der Wienerwald (2005) und der Salzburger Lungau & die           1975 erstes multilaterales Programm zu
Kärntner Nockberge (2012) anerkannte Biosphärenparks.                       Wasserforschung und Wasser-Ressourcen-
                                                                            management – International Hydrological
• IHP (International Hydrological Programme) und IGCP                       Programme IHP
(International Geoscience Programme)
Das „International Hydrological Programme“ (IHP) der UNESCO ist             8. IHP 2014–2021: IHP widmet sich in der
das einzige zwischenstaatliche Programm des UN-Systems, das der             8. Phase der Verbesserung der Wasserquali-
Wasserforschung, der Wasserbewirtschaftung sowie dem Capacity-              tät unter Berücksichtigung lokaler, regiona-
Building diesbezüglich gewidmet ist. Seit seiner Gründung im Jahr 1975      ler und globaler Herausforderungen
hat sich das IHP von einem international koordinierten hydrologischen
Forschungsprogramm zu einem umfassenden, ganzheitlichen Pro-                Kern des Programms: Nachhaltiges
gramm zur Erleichterung von Bildung und Capacity-Building sowie             Wassermanagement, Förderung und Ent-
zur Verbesserung der Verwaltung von Wasserressourcen entwickelt.            wicklung internationaler Wasserforschung
Ziel des Programmes ist es, einen interdisziplinären und integrierten       sowie globale Netzwerkbildung
Ansatz für Wassereinzugsgebiete und Aquifer-Management (Grund-
wassermanagement) zu fördern, der die soziale Dimension der Wasser-         Teil der 2030 Nachhaltigkeitsagenda
ressourcen einbezieht und die internationale Forschung in den hydro-
logischen und Süßwasserwissenschaften fördert und entwickelt.               ÖUK Rolle: Informationsplattform für das
    Im Rahmen des 1973 gegründeten „International Geoscience Pro-           Programm, Öffentlichkeitsarbeit
gramme“ (IGCP) werden geowissenschaftliche Kooperationsprojekte

                                                                                                                           15
Bezug zu den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung / Sustainable Development Goals (SDGs)

SDG und Wissenschaft Die UNESCO-Wissenschaftsprogramme tragen maßgeblich zur Erreichung und zum Monitoring aller
nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) bei. Vor allem Wissenschaft, Technologie und Innovation spielen hierbei eine zentrale
Rolle. Die Sozial- und Geisteswissenschaften fördern das Verständnis für aktuelle Herausforderungen und helfen somit die
Ziele zu erreichen. Die naturwissenschaftlichen Programme der UNESCO tragen v.a. zur Umsetzung von SDG 12 (verantwor-
tungsvolle Konsum- und Produktionsmuster), SDG 15 (Leben am Land) sowie im Speziellen SDG 13 (Maßnahmen zum Klima-
schutz) bei. Durch die sozial- und geisteswissenschaftlichen Programme der Organisation wird v.a. die Umsetzung von SDG 16
(Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen) gefördert. Alle Wissenschaftsprogramme leisten auch wichtige Beträge zur
Umsetzung von SDG 5 (Geschlechtergerechtigkeit) und SDG 17 (Partnerschaften zur Erreichung der Ziele).

• UNITWIN/UNESCO-Chairs-Programm                       AUSGEWÄHLTE AKTIVITÄTEN 2018
Das 1992 ins Leben gerufene UNITWIN/UNESCO-
Chairs-Programm ist ein wichtiger Impulsgeber          • 5 UNESCO-L’ORÉAL-Stipendien in Österreich
für den internationalen Austausch von Universitä-      Seit 2007 vergibt L’ORÉAL Österreich in Zusammenarbeit mit der
ten. Dies zeigt sich nicht zuletzt an der Anzahl von   Österreichischen UNESCO-Kommission, der Österreichischen Akade-
über 600 UNESCO-Lehrstühlen weltweit. Sechs            mie der Wissenschaften und mit Unterstützung des Bundesministe-
davon sind an österreichischen Universitäten           riums für Bildung, Wissenschaft und Forschung jährlich vier Stipen-
angesiedelt (Auflistung im Anhang).                    dien zu je € 25.000,- an exzellente junge Wissenschaftlerinnen in
    Prof. Helmut Habersack, Inhaber des UNESCO-        Österreich. Aufgrund der Vielzahl an hervorragenden Bewerbungen
Lehrstuhls für Integrated River Research and           finanzierte die Österreichische Akademie der Wissenschaften 2018
Management an der Universität für Bodenkultur          ein fünftes Stipendium.
Wien, beschreibt im Gastkommentar die Ent-                 Am 22. Oktober fand ein feierlicher Festakt zur Überreichung der
wicklungen und Gefährdungen rund um Fluss-             Stipendien im großen Festsaal der Österreichischen Akademie der
management weltweit.                                   Wissenschaften statt. Preisträgerinnen 2018:
                                                       • Daniela Hainberger, MSc, Immunbiologin, Med Uni Wien
UNESCO-L’ORÉAL For Women in Science                    • Manuela-Raluca Pausan, MSc, Molekulare Mikrobiologin, Med Uni Graz
The World needs Science – Science needs Women          • Joanna Plastira, MSc PhD, Neuroimmunologin, Med Uni Graz
Wesentliches Ziel der Wissenschaftsprogramme           • DI Dr. mont. Barbara Putz, Werkstoffwissenschafterin, ÖAW, Leoben
der UNESCO ist die weltweite Förderung von             • Dr. rer. nat. Petra Sumasgutner, Zoologin, Naturhistorisches
Frauen in der Wissenschaft, insbesondere in den           Museum, Wien
Biowissenschaften. Die „UNESCO-L’ORÉAL For
Women in Science Initiative“ ist ein Teil dieses
Engagements. Jährlich werden im Rahmen der
„L‘ORÉAL-UNESCO for Women in Science Awards
Ceremony“ am UNESCO-Sitz in Paris fünf Preise
zu je € 100.000 und fünfzehn L‘ORÉAL-UNESCO
Rising Talents Stipendien an herausragende
Naturwissenschaftlerinnen vergeben.
                                                                                                                                   © Eva Kelety

                                                       � In einem feierlichen Festakt wurden am 22. Oktober fünf UNESCO-L’ORÉAL-Stipendien
                                                       an exzellente Wissenschafterinnen vergeben. Die Laudatios hielten L’ORÈAL-Österreich
                                                       Geschäftsführer Dkfm. Klaus Fassbender, Dr. Sabine Haag (Präsidentin der Österreichi-
                                                       schen UNESCO-Kommission), Dr. Anton Zeilinger (Präsident der Österreichischen Akade-
                                                       mie der Wissenschaften) sowie Ehrengast Bundesminister Dr. Heinz Faßmann (v.l.).

16
Koordination der World’s Large
                                                                                                                        Rivers Initiative

                                                                                                                        Als Hauptaufgabe sieht der UNESCO-
                                                                                                                        Lehrstuhl jedoch die Koordination der
                                                                                                                        World’s Large Rivers Initiative (WLRI).
                                                                                                                        Da es zurzeit keinen einheitlichen Sta-
© Michael Unger/IWA

                                                                                                                        tusbericht zum Zustand der großen
                                                                                                                        Flüsse der Welt gibt, wurde die Initia-
                                                                                                                        tive 2012 ins Leben gerufen. Der Anstoß
                                                                                                                        fand auf der ersten World’s Large Rivers
                                                                                                                        Konferenz statt, welche 2011 in Wien
                                                                                                                        abgehalten wurde. Die Konferenz wurde
                                                                                                                        von der UNESCO, der IAHR (Internatio-
                      © IWA

                                                                                                                        nal Association for Hydro-Environment
                              Helmut Habersack präsentiert die World’s Large Rivers Initiative in der 23. Sitzung des
                              UNESCO-IHP Intergovernmental Councils. Die Initiative wurde im Juni 2018 offiziell        Engineering and Research), der IAHS
                              Teil des UNESCO-IHP Arbeitsprogramms.                                                     (International Association of Hydrolo-
                                                                                                                        gical Sciences), WASER (World Asso-
                                                                                                                        ciation for Sedimentation and Erosion
                                                                                                                        Research) und der IAG (International
                                                                                                                        Association of Geomorphologists)
           Der UNESCO-Lehrstuhl ‚Integrated River                                                                       unterstützt. In den Diskussionen und

           Research and Management‘                                                                                     wissenschaftlichen Beiträgen sprachen

           und die World’s Large Rivers Initiative                                                                        „Flüsse und deren Einzugs-
                                                                                                                          gebiete sind durch syste-
                                                                                                                          matische Übernutzung und
                                                                                                                          menschliche Eingriffe akut
            Kommentar von DORIS GANGL und                                Zu diesem Zweck wurde 2014                       bedroht. Es besteht ein
            HELMUT HABERSACK                                         der UNESCO-Lehrstuhl „Integrated
                                                                                                                          erhöhtes Risiko von Über-
                                                                     River Research and Management“ von
            FLÜSSE SIND von großer ökologischer,                     Helmut Habersack an der Universität                  schwemmungen und Dürren
            wirtschaftlicher und kultureller Bedeu-                  für Bodenkultur Wien eingerichtet. Auf-              und viele, in Flussgebieten
            tung und stellen vielseitige Lebens-                     grund der positiven Bilanz der durchge-              einheimische Arten, sind vom
            räume für zahlreiche Arten dar. Für die                  führten Aktivitäten und der Bedeutung                Aussterben bedroht.“
            Menschheit sind Flüsse wichtige Quel-                    des Arbeitsgebietes wurde der Lehr-
            len für Nahrung und Wasserversorgung,                    stuhl Anfang 2018 um weitere vier Jahre
            bedeutend für Schifffahrt und Energie-                   verlängert. Seine Aktivitäten stellen              die Delegierten und wissenschaft-
            gewinnung und haben großen Einfluss                      eine Schnittstelle zwischen Forschung              lichen Expert*innen eine Empfehlung
            auf die Kultur und Gesellschaft. Jedoch                  und Management an großen Flüssen                   aus, wonach sich eine gemeinschaftli-
            sind Flüsse und deren Einzugsgebiete                     dar und zielen darauf ab, ein größeres             che, multidisziplinäre und internatio-
            durch systematische Übernutzung und                      Bewusstsein unter Stakeholder*innen                nale Initiative der wissenschaftlichen
            menschliche Eingriffe derzeit akut be-                   und der Öffentlichkeit über die aktuel-            Bearbeitung und Begutachtung des
            droht. Es besteht ein erhöhtes Risiko                    len Möglichkeiten und Problematiken                Status und der möglichen zukünftigen
            von Überschwemmungen und Dürren                          eines nachhaltigen Flussmanagements                Entwicklung von großen Flüssen der
            und viele, in Flussgebieten einheimische                 zu schaffen. Ein weiteres Ziel ist die             Welt widmen sollte. Um dieses Vorha-
            Arten, sind vom Aussterben bedroht.                      Koordination der World’s Large Rivers              ben auf UN-Ebene umzusetzen, wurde
            Besonders große Flüsse sind zuneh-                       Konferenzen, welche alle drei Jahre                die Idee während der 20. Sitzung des
            mend durch menschliche Übernutzung                       stattfinden, sowie die Schulung von                Intergovernmental Councils des Inter-
            gefährdet, und es besteht ein dringen-                   Expert*innen im Wassersektor durch                 nationalen Hydrologischen Programms
            der Handlungsbedarf (Habersack and                       Workshops, Meetings und Kurse.                     der UNESCO (UNESCO-IHP) präsen-
            Walling, 2013).                                                                                             tiert. Die Initiative wurde unter den

                                                                                                                                                              17
Delegierten der Mitgliedsstaaten dis-        Wassersektor wurden eingeladen und                   ihre Unterstützung zugesagt und mit
kutiert und fand großen Zuspruch. Es         tagten drei Mal in 2015, 2016 und 2018.              der Datensammlung begonnen. Da die
wurde empfohlen, einen umfassenden           Die Arbeitsgruppe wurde mit der erfolg-              erste Phase der WLRI auch dazu dient,
Antrag auszuarbeiten und dem UNES-           reichen Erarbeitung des WLRI Concept                 die erarbeitete Methodik detailliert
CO-IHP zu übermitteln. Die World’s           Papers nach dem dritten Meeting auf-                 zu testen, werden die gesammelten
Large Rivers Initiative wurde in Folge       gelöst. Das Concept Paper stellt das                 Erfahrungen in Phase II übernommen
                                             Grundsatzdokument der World’s Large                  und dazu verwendet, gegebenenfalls
                                             Rivers Initiative dar. Es beschreibt                 die Methodik zu adaptieren. Das Ziel
     „Eines der Ziele der World’s            den Hintergrund der Initiative, listet               von Phase II ist ein Statusbericht über
     Large Rivers Initiative ist ein         die Ziele und geplanten Aktivitäten,                 annähernd 300 Flüsse aus aller Welt.
     Statusbericht über annähernd            erklärt die für die Arbeiten herangezo-              Um dies zu erreichen sind Kooperati-
                                             gene Definition von großen Flüssen und               onen mit themenverwandten Organi-
     300 Flüsse aus aller Welt.
                                             beschreibt eine einheitliche Methodik                sationen innerhalb und außerhalb der
     Um dies zu erreichen sind               inklusive Nennung von relevanten Para-               UNESCO angedacht. Gemeinsam mit
     Kooperationen mit themen-               metern. Für die Erstellung eines globa-              der UNESCO Water Family wird auch
     verwandten Organisationen               len Berichts über den Status der großen              weiterhin daran gearbeitet junge Wis-
     innerhalb und außerhalb der             Flüsse der Welt wurden verschiedene                  senschaftler*innen auszubilden, Was-
                                             Phasen definiert. In Phase I des Projekts            serthemen der Öffentlichkeit näher-
     UNESCO angedacht.“
                                             wird die entwickelte Methodik an den                 zubringen und gezielt Stakeholder aus
                                             drei Flüssen Donau, Niger und Mekong                 allen Bereichen in die Aktivitäten der
während der 21. Sitzung des IHP Inter-       getestet. In der darauffolgenden Phase               World’s Large Rivers Initiative einzu-
governmental Councils im Juni 2014           II folgt eine Bearbeitung von bis zu 300             binden.
angenommen. Im Juni 2018 wurde die           Flüssen unter Einbeziehung der Resul-
WLRI dann offiziell Teil des UNESCO-         tate von Phase I.
Arbeitsprogrammes. Im Zuge der 23.
Sitzung des IHP Intergovernmental            Erfolgreiche Initiative: World’s
Councils fand am 11. Juni 2018 auch ein      Large Rivers Konferenzen
Side Event im UNESCO-Hauptgebäude
in Paris statt. Über 100 Delegierte aus      Zu weiteren Outputs der WLRI zählen
                                                                                         © BOKU

                                                                                                                                                  © BOKU
aller Welt besuchten die Präsentation        die drei bisher organisierten World’s
der World’s Large Rivers Initiative und      Large Rivers Konferenzen. Die erste
                                                                                                  PROF. HELMUT HABERSACK ist Professor für
ausgewählte Gastvorträge von interna-        Konferenz fand 2011 in Wien statt und
                                                                                                  Wasserbau und Hydraulische Modellierung
tionalen Expert*innen.                       versammelte über 450 Wissenschaft-                   und Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls für Integ-
                                             ler*innen, Expert*innen und Delegierte               rated River Research and Management an der
Einheitliche Methodik für die                aus 73 Ländern. Zwei weitere WLR-Kon-                Universität für Bodenkultur Wien. Er leitet das
                                                                                                  Institut für Wasserbau, Hydraulik und Fließ-
Erforschung großer Flüsse                    ferenzen konnten an diesen Erfolg
                                                                                                  gewässerforschung, ist Vizevorsitzender der
                                             anknüpfen und fanden 2014 in Manaus,                 Geo/Hydro-Nationalkommission und öster-
Als wissenschaftliche Initiative zielt die   Brasilien und 2017 in Neu-Delhi, Indien              reichischer Vertreter beim Internationalen
World’s Large Rivers Initiative darauf ab,   statt. Auf Basis der wissenschaftlichen              Hydrologischen Programm der UNESCO.
                                                                                                  DR. DORIS GANGL ist wissenschaftliche Koordi-
einen globalen Bericht zum Status und        Beiträge zu diesen Konferenzen wurden
                                                                                                  natorin der World’s Large Rivers Initiative und
der möglichen zukünftigen Entwicklung        bereits zehn Sonderausgaben in inter-                des UNESCO-Lehrstuhls für Integrated River
der großen Flüsse der Welt zu entwi-         nationalen SCI-Zeitschriften veröffent-              Research and Management an der Universität
ckeln. Mit der Gründung der Initiative       licht. Insgesamt wurden darin 143 Arti-              für Bodenkultur Wien. Sie studierte an der Uni-
                                                                                                  versität Wien und promovierte an der Univer-
wurde 2014 auch eine Arbeitsgruppe           kel von 554 Autor*innen publiziert. Die
                                                                                                  sity of Kent in Großbritannien. Ein Post-Doc an
ins Leben gerufen, deren Mandat die          nächste WLR-Konferenz ist in Moskau,                 der University of Cambridge folgte bevor sie
genaue Ausarbeitung der Ziele, Akti-         Russland geplant und wird 2020 statt-                2017 nach Österreich zurückkehrte.
vitäten und Ergebnisse umfasste. Die         finden.
Arbeitsgruppe wurde weiter beauftragt,           Für die Zukunft ist der Abschluss                Literatur
                                                                                                  Habersack, H., and Walling, D. (2013). The Hydro-
eine einheitliche Methodik zu entwi-         von Phase I der World’s Large Rivers
                                                                                                  logy of Large Rivers Preface. Hydrol Process 27,
ckeln, um große Flüsse ganzheitlich          Initiative und der Start von Phase II                2103-2104.
untersuchen zu können. Delegierte            geplant. Für die Untersuchung der drei
                                                                                                  UNESCO-Lehrstuhl für Integrated River Research
der UNESCO-IHP Mitgliedsstaaten              Flüsse Donau, Mekong und Niger haben                 and Management an der Universität für Boden-
und internationale Expert*innen im           internationale Expert*innen bereits                  kultur Wien. www.unesco-chair.boku.ac.at

18
Sie können auch lesen