Österreichische UNESCO-Kommission Jahrbuch 2018 - Annual 2018 for UNESCO Austrian Commission
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1 2 Austrian Commission for UNESCO Annual 2018 Austrian Commission for UNESCO 2018 Österreichische UNESCO-Kommission Jahrbuch 2018 Österreichische UNESCO-Kommission 18 20
TABLE OF CONTENTS 2 FOREWORD 4 70 YEARS OF AUSTRIAN UNESCO MEMBERSHIP 7 EDUCATION 14 SCIENCE 19 CULTURE 39 COMMUNICATION AND INFORMATION 44 APPENDIX Secretary | Executive Committee | Board | UNESCO Sites and Activities in Austria 46 IMPRINT IMPRESSUM 46 und Aktivitäten in Österreich Team | Vorstand | Präsidium | UNESCO-Stätten 8 ANHANG 44 KOMMUNIKATION UND INFORMATION 39 KULTUR 19 WISSENSCHAFT 14 BILDUNG 7 70 JAHRE BEITRITT ÖSTERREICHS ZUR UNESCO 4 VORWORT 2 INHALT 0
VORWORT © ESEL Mag. Gabriele Eschig, Generalsekretärin UNESCO-Nationalkommissionen sind einzigartig im UN- In Kooperation mit ICOMOS Österreich werden Inventare System. Sie sind auch erste Anlaufstellen für alle, die die von Kulturlandschaftstypen und Welterbe-Kulturlandschaften Ziele der UNESCO in ihrer eigenen Tätigkeit verfolgen und eingerichtet, die als Monitoringinstrumente dienen sollen. damit zur Umsetzung der Programme beitragen. Unser Außerdem ist die Österreichische UNESCO-Kommission Netzwerk besteht aus diesen engagierten Institutionen und Mitglied der neu gegründeten Plattform Arts Rights Justice Personen, die uns unterstützen, in konkreten Handlungs- Austria. Auch in der interministeriellen Informationsplatt- feldern im Sinne der UNESCO tätig zu sein. Auf diese Weise form „Kulturgutpanel“ sind wir aktiv. Mit Reporter ohne haben wir wieder beachtliche Erfolge erzielt. Grenzen Österreich organisieren wir seit Oktober 2018 in Dank der langjährigen Zusammenarbeit mit dem World Zusammenarbeit mit Amnesty International Austria, dem Summit Award (Auszeichnung von Digitalem Content), Institut für Kommunikationswissenschaften der Universität konnten Oberstufenschüler*innen aus UNESCO-Schulen als Wien und der Plattform Rechtsstaatlichkeit eine Serie von Reporter*innen bei der Wiener Konferenz zum 15jährigen Lesungen und Podiumsdiskussionen zum Thema Pressefrei- Bestehen selbständig Beiträge gestalten. In Kooperation heit und Demokratie. mit dem Netzwerk nationaler Kulturinstitute (EUNIC) und Dafür, dass dieser für die Organisation so wichtiger Ministerien der Europäischen Union, haben sich 130 Schü- „outreach“ erreicht werden konnte, danken wir allen Kolleg*- ler*innen an dem EU finanzierten Theaterprojekt zum innen, Partnerorganisationen, Förderern und Expert*innen Thema Migration/Inklusion beteiligt. In Kooperation mit sehr herzlich. dem Nord/Süd Dialog-Ausschuss des Parlaments und mit Herzlich bedanken möchte ich mich an dieser Stelle aber Unterstützung durch ÖFSE wurde der Weltbildungsbericht auch ganz persönlich bei meinem Team, Präsidium und 2019 zum „Thema Migration, Flucht und Bildung – Brücken allen Akteur*innen rund um die Österreichische UNESCO- bauen statt Mauern“ am 11. Dezember im Parlament präsen- Kommission: Nach über 18 spannenden und erfüllenden Jahren tiert. Den WWF haben wir mit zwei Stipendien für das als Generalsekretärin verabschiede ich mich Mitte 2019 in Generation Earth Action Leader Training unterstützt und den Ruhestand – viel zu schnell ist die Zeit vergangen! Ich im 12. Jahr ihres Bestehens konnten die L´Oréal Österreich- wünsche der UNESCO und allen Nationalkommissionen das Stipendien für exzellente junge Wissenschaftlerinnen auf Beste für die Gestaltung der Zukunft, wie wir sie verstehen – je € 25.000,- erhöht werden. dafür ist die multinationale Zusammenarbeit unverzichtbar. Mag. Gabriele Eschig 2
© KHM Museumsverband Dr. Sabine Haag, Präsidentin Mit großer Freude habe ich mit Februar 2018 für drei Jahre negative Auswirkungen zu mildern. Die Zustimmung zu die Funktion der Präsidentin der Österreichischen UNESCO- gemeinsamen Regulierungen basiert auf dem Prinzip der Kommission von Dr. Eva Nowotny übernommen und kann Vertrauenswürdigkeit. Friede und Wohlstand der Nach- auf ein erstes erfolgreiches Jahr zurückblicken. kriegszeit resultieren aus dieser Haltung und gründen auf 70 Jahre Mitgliedschaft Österreichs bei der UNESCO der Gewissheit, dass davon alle profitieren, auch wenn und 70 Jahre Allgemeine Erklärung der Menschenrechte unterschiedliche Interessen vorliegen. bildeten den denkwürdigen Rahmen dieses Jahres und Die aktive Mitarbeit in den Programmen der Organisa- waren für uns auch Anlass, uns die Anfänge in Erinnerung tion ist daher für uns oberste Priorität und darin waren wir zu rufen. Am 13. August 1948 ist durch Hinterlegung der auch 2018 wieder sehr erfolgreich: Als Beispiele nenne ich Ratifizierungsurkunde Österreich als 40. Staat Mitglied der die nach langer Vorarbeit erfolgte Einreichung des Biosphä- UNESCO geworden. Die UNESCO war eine der ersten inter- renparks „Unteres Murtal“ im Rahmen des MAB-Programms, nationalen Organisationen, der Österreich, lange bevor die Etablierung eines neuen UNESCO-Lehrstuhls für das es 1955 Mitglied der Vereinten Nationen werden konnte, wichtige Thema „Conservation and Preservation of Tangible beitrat. Die Zeit war geprägt von einem politischen, wirt- Cultural Heritage” an der Universität für angewandte Kunst schaftlichen und kulturellen Neubeginn und der Suche nach in Wien sowie die Aufnahme von zwei neuen Elementen einer neuen, positiven Identität. Dazu gehörte auch eine auf die Repräsentative Liste des immaterielle Kulturerbes aktive Rolle Österreichs in internationalen Organisationen der Menschheit. Als Beteiligung am Europäischen Kultur- und in der Weltpolitik, die damit ihren Anfang nahm. erbejahr 2018 sollen auch die Good Practice Beispiele in Die Politik der Integration, gegenseitiger Annäherung Welterbestätten sowie das Kunstprojekt im.material von und friedlicher Zusammenarbeit in Bildung, Wissenschaft 9.–13. Mai 2018 im Michaelertor in der Hofburg in Wien und Kultur bestimmt die Tätigkeit der UNESCO – damals wie genannt werden. heute. Denn nur Dialog und Kooperation weltweit können Allen sei herzlich gedankt für ihre Unterstützung und Frieden und menschliche Sicherheit schaffen. Der Mechanis- Wegbegleitung – ich freue mich auf unsere weiteren Pro- mus der kooperativen Netzwerke, den die UNESCO pflegt, jekte, Kooperationen und Pläne! verbindet die Interessen von Staaten und ist der einzige Weg, um die Globalisierung zu koordinieren und deren Dr. Sabine Haag 3
70 Jahre Beitritt Österreichs zur UNESCO (1948-2018) Österreich blickt im Jahr 2018 auf sieben Jahrzehnte Mitgliedschaft bei der UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organisation) zurück. Am 7. November 1947, rund zwei Jahre nach der Gründung der Organisation, wurde Österreich im Rahmen der Zweiten Generalkonferenz in Mexico City als Mitglied angenommen – ein bedeutungsvolles Ereignis, wie der damalige Außenminister Karl Gruber kommentierte, „für den Wiedereintritt Österreichs in das internationale Leben“. Weniger als ein Jahr später, am 13. August 1948, trat der Beitritt durch die Ratifizierung der Vertragsurkunde schließlich in Kraft. UNESCO-Beitritt als Meilenstein befasst wurde. Dieser musste letztlich die Zustimmung des UN-Wirtschafts- die Genehmigung zur Zulassung eines und Sozialrates medial voreilig als Tatsächlich setzt die Aufnahme Öster- Nicht-Mitgliedes der Vereinten Nationen Aufnahme Österreichs in die UNESCO reichs in die UNESCO einen Meilenstein zur UNESCO erteilen, bevor eine etwa- gefeiert (etwa Wiener Kurier vom in der Geschichte der sich formieren- ige Aufnahme im Rahmen der Gene- 26.3.1947). Die meiste mediale Reso- den Zweiten Republik. Inmitten der ralkonferenz behandelt werden konnte. nanz fand natürlich die Abstimmung oft schwierigen politischen Neu- und Die mediale Berichterstattung der in Mexico City Ende 1947, wogegen Umstrukturierungen der Nachkriegs- Zeit zeichnet ein Bild des Optimis- der eigentliche Beitritt Österreichs im zeit unter Alliierter Besatzung und mus, der sowohl mit der Gründung der August 1948 medial weitgehend unbe- angesichts der ungelösten Frage nach UNESCO 1946, als auch mit der Auf- achtet geblieben zu sein scheint (ein der Verantwortung Österreichs für die nahme bzw. dem Beitritt Österreichs wunderbares Beispiel für die relative Verheerungen und Gräuel des Zweiten 1947/48 einherging. So wurde bereits Natur solcher Jubiläen). Weltkrieges1, bildet die Österreichi- sche Mitgliedschaft bei der UNESCO den ersten Schritt der jungen Republik am Parkett der internationalen Gemein- schaft, lange bevor eine Aufnahme in die UNO möglich war. Diese sollte näm- lich erst nach der Erlangung der Unab- hängigkeit durch den Staatsvertrag 1955 Realität werden. Der Aufnahmeprozess selbst spie- gelt die Unsicherheiten und Komplika- tionen wider, mit denen sich das Öster- reich der Nachkriegszeit auf nationaler wie internationaler Ebene konfrontiert sah. Das Beitrittsgesuch seitens der Regierung musste zunächst den Alliier- ten Rat der vier Besatzungsmächte USA, Großbritannien, Frankreich und UdSSR Die Aufnahme Österreichs in die UNESCO war einen Meilenstein in der Geschichte der sich formieren- passieren2, bevor der Wirtschafts- den Zweiten Republik. 1949 wurde die Österreichische UNESCO-Kommission als „repräsentatives und Sozialrat der UNO mit der Causa Gremium von Wissenschafter*innen, Künstler*innen, Pädagog*innen und Beamt*innen“ gegründet. 1 Anfang 1946 war auf französischen Antrag hin beschlossen worden, alle früheren Feindstaaten auszuschließen und ausschließlich Mitglieder der Vereinten Nationen aufzunehmen. 2 Laut Artikel 6 des Zweiten Kontrollabkommens hätte der Alliierte Rat binnen 31 Tagen Einspruch gegen das Ansuchen erheben können. Dieser hätte einstimmig erfolgen müssen, einzig die UdSSR hatte jedoch gegen das Ansuchen votiert. 4
Hoffnung in internationale Vernichtung geführt hatte. Die Zukunft Museumsfachleute abgehalten wurden. Zusammenarbeit gehörte dem Multilateralismus. Kaum Die UNESCO-Kommission begründete verwunderlich, dass der Philosoph aber auch eine Schriften- und Bücher- Die Euphorie und die Zuversicht gegen- Walter Hollitscher im April 1946 attes- reihe in der Austria-Edition, in der Texte über der neuen Organisation, die ange- tierte: „Österreich hat jeden Grund‚ namhafter Künstler*innen und Wissen- sichts der damaligen medialen Bericht- alles daran zusetzen‚ um am Werk der schafter*innen erschienen, wie „Die erstattung deutlich wird, lassen sich UNESCO aufs aktivste teilnehmen zu Kunst des menschlichen Zusammenle- anhand der Motive nachvollziehen, können“. bens“ von Hans Thirring, „Atomenergie die ihrer Gründung zugrunde liegen. und Frieden“ von Lise Meitner und Otto Die humanitäre Katastrophe zweier Gründung der Österreichischen Hahn oder „Der Künstler und die Gesell- Weltkriege, insbesondere des Zweiten, UNESCO-Kommission 1949 schaft“ von Thomas Mann. machte die Notwendigkeit internationa- Dank der Geschenkkupons der ler Zusammenarbeit und Gemeinschaft Unmittelbar nach dem Beitritt zur Orga- UNESCO konnte von 1951 bis 1955 offensichtlich und bildete die Voraus- nisation wurde 1949 die Österreichische wissenschaftlich notwendige Ausstat- setzung für die Einrichtung der Ver- UNESCO-Kommission als „repräsenta- tung, wie etwa ein Röntgenlaborato- einten Nationen3 und nicht zuletzt die tives Gremium von Wissenschafter*in- rium für das Chemische Institut der Geburtsstunde des modernen Multi- nen, Künstler*innen, Pädagog*innen Universität Wien, angeschafft werden. lateralismus. und Beamt*innen, die sich für die Ziele Österreichische Künstler*innen erhiel- der UNESCO interessierten und bereit ten Unterstützung für den Ankauf waren, sie praktisch umzusetzen“, von Materialien. Mit der Abwicklung „Die Hoffnungen, die in die gegründet. Eine der ersten Maßnahmen, dieser Zuwendungen, die bis 1952 um Möglichkeiten der inter- die getroffen wurde, war die Errichtung die 100.000 USD ausmachten, war die nationalen Kooperation von Zweigstellen bzw. Arbeitsgemein- Österreichische UNESCO-Kommission gesetzt wurden, bildeten schaften in den Bundesländern, von betraut. denen die ersten in Tirol und Ober- die Antithese zum national- österreich entstanden. 1953 wurde im Zu wenig öffentliche Aufmerksam- staatlichen Säbelrasseln der Museum für angewandte Kunst in Wien keit für die Erfolge der internatio- Vergangenheit, das zu Krieg eine vielbeachtete Ausstellung organi- nalen Zusammenarbeit und Vernichtung geführt hatte.“ 70 Jahre später zeigt sich eine völlig „Dank der Geschenkkupons anderes Bild: die kooperativen Grund- der UNESCO konnte von 1951 prinzipien der multilateralen Welt- Die Gründung der UNESCO, als Son- bis 1955 wissenschaftlich ordnung mit zum Teil sehr konkre- derorganisation der Vereinten Natio- ten gegenseitigen Unterstützungen notwendige Ausstattung, nen, stand wie jene der UNO selbst im und Hilfeleistungen, von denen auch Dienste der zukünftigen Verhinderung wie etwa ein Röntgenlabo- Österreich in jenen Anfangsjahren jener Katastrophe, die die Welt in den ratorium für das Chemische profitierte, scheinen zunehmend einer Jahren und Jahrzehnten zuvor erschüt- Institut der Universität Wien, unilateralen Politik zu weichen, die in tert hatte. Im Falle der UNESCO um, angeschafft werden.“ vielfältiger Art und Weise die Gültig- wie in ihrer Verfassung festgeschrieben, keit multilateraler bzw. internationaler durch „Förderung der Zusammenar- Institutionen in Frage stellen. Dabei beit zwischen den Völkern in Bildung, siert, die auf Übersichtstafeln sowohl werden die Erfolge der internationa- Wissenschaft und Kultur zur Wahrung die Arbeit der UNESCO als auch Repro- len Staatengemeinschaft, wie etwa die des Friedens und der Sicherheit beizu- duktionen moderner Malerei zeigte. Schaffung des Internationalen Strafge- tragen“. „Leben in einer Weltgemeinschaft“ richtshofes in Den Haag 1998 oder der Die Hoffnungen, die in die Möglich- oder „Museum und Erziehung“ waren einstimmige Beschluss der Sustainable keiten der internationalen Kooperation die Themen von jeweils einwöchigen Development Goals in der UN-General- gesetzt wurden, bildeten die Antithese Fortbildungsveranstaltungen, wie sie versammlung 2015, nicht ausreichend zum nationalstaatlichen Säbelrasseln 1954 und 1956 für Lehrer*innen, Volks- von der Öffentlichkeit beachtet und der Vergangenheit, das zu Krieg und bildner*innen, Bibliothekar*innen und gewürdigt. 3 Um „künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat“ (Präambel der Charta der Vereinten Nationen, 1945) 5
Realpolitische Erfolge Die Zukunft ist multilateral Reform der Strukturen und der Suche nach neuen Mechanismen der internati- Ein eindrucksvolles Beispiel des Zusam- Ein Jahrhundert nach den beiden Welt- onalen Kooperation, die viele UNESCO- menspiels eines weiterentwickelten kriegen vergrößerte sich leider der Mitgliedstaaten wünschen und an der Völkerrechts und der Funktion des Graben zwischen jenen, die den Multi- aktuell gearbeitet wird. Internationalen Strafgerichtshofes ist lateralismus generell in Frage stellen Die UNESCO muss auch künftig der internationale Kulturgüterschutz. und jenen, die internationalen Dialog und deutlich stärker als derzeit, die Im Rahmen der Haager Konvention und Zusammenarbeit verteidigen, Formulierung von weltweit konsens- meint UNESCO-Generaldirektorin fähigen gesellschaftlichen Entwürfen Audrey Azoualy. unterstützen, und zwar quer zu allen „Erfolge der internationalen „Unsere Verantwortung gegenüber Politiksektoren, wie es die Deutsche Staatengemeinschaft, wie den zukünftigen Generationen liegt in der UNESCO-Kommission in einem Positi- etwa die Schaffung des Inter- Reformierung des multilateralen Systems, onspapier anlässlich 70 Jahre UNESCO nationalen Strafgerichtshofes indem wir es effektiver und transparenter formuliert hat. gestalten. Die Idee des Multilateralismus Dies bedeutet, sich mit dem aktuel- in Den Haag 1998, werden basiert auf einer Gesellschaft mit bestimm- len multilateralen System als Ausgangs- von der Öffentlichkeit nicht ten Werten, die alle Mitgliedstaaten mittra- punkt den neuen Situationen anzupas- ausreichend beachtet und gen. Diese Werte, sowie der Humanismus, sen, um den großen Herausforderungen gewürdigt.“ der die Basis bildet und diese Einstellungen unserer geopolitischen Realität von unterstreicht, sind heute wichtiger denn je, Klimawandel bis Terrorismus begegnen denn die aktuellen Herausforderungen zu können. zum Schutz von Kulturgut bei bewaff- gehen weit über den Aktionsrahmen natio- neten Konflikten des Jahres 1954 und naler Grenzen hinaus,“ so Audrey Azoulay darin konkret mit dem Zweiten Haager im Rahmen des Paris Peace Forums im Protokoll von 1999 wurde erstmals die November 2018. strafrechtliche Verantwortlichkeit und Auch Vorgängerin Irina Gerichtsbarkeit geregelt, die schließlich Bokowa, UNESCO-General- im Jahr 2016 ihre erste Anwendung fand. direktorin 2009–2017, wies Im Jahr 2016 musste sich erstmals ein in ihrer Abschlussrede auf Angeklagter vor dem Internationalen die Bedeutung des Mul- Strafgerichtshof wegen der Zerstörung tilateralismus hin: „Ich von Kulturdenkmälern als Kriegsver- bin davon überzeugt, brecher verantworten. dass die Zukunft des 2012 hatte der Islamist Ahmad Al Multilateralismus, trotz Faqi Al Mahdi u.a. die Zerstörung von vieler Unsicherheiten, neun, von der UNESCO als Weltkultu- eine leuchtende ist, rerbe klassifizierten Mausoleen in der weil es gar keine andere Wüstenstadt Timbuktu veranlasst. Mit Wahl gibt.“ 5 Und Ent- der Verurteilung zu 9 Jahren Haft und wicklungen wie die Wiedergutmachungen in der Höhe von gemeinsame Verab- 2,7 Millionen Euro schuf der IStGH schiedung der Sus- einen Präzedenzfall, der so, die Che- tainable Development fanklägerin Fatou Bensouda, eine „posi- Goals (SDGs) sowie des tiven Botschaft an die gesamte Welt“ Pariser Klimaabkommens senden sollte4. Vielmehr allerdings 2015 zeugen von den inter- zeugen sowohl Prozess als auch Verur- nationalen Bestrebungen teilung davon, dass die Bestrebungen kooperativer Zusammenarbeit der UNESCO sehr wohl realpolitische im Rahmen multilateraler Struk- Konsequenzen internationaler Größen- turen. Dies widerspricht keineswegs ordnung haben. den berechtigten Forderungen einer 4 ZEIT ONLINE, 22.8.2016 5 Bokova, The Future is Multilateral, Horizons Spring 2016, Issue No. 7. 6
BILDUNG Mit der Verabschiedung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung hat die internationale Staatengemeinschaft die zentrale Rolle der Bildung für die Umsetzung der darin enthaltenen 17 Nachhaltigkeitsziele hervorgehoben. Bildung in Ziel 4 fordert für alle Menschen eine „inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sowie Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen“ sicher- zustellen. © colourbox.de 7
UNESCO-BILDUNGSPROGRAMME SGD 4: Bildungsziele Bis 2030 für alle Menschen inklusive, chancen- Verantwortung als „global citizen“ gerechte und hochwertige Bildung sicherstellen sowie Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen übernehmen fördern. 4.1. Bis 2030 allen Mädchen und Buben den Abschluss einer kos- tenlosen, chancengerechten und DAS 21. JAHRHUNDERT ist geprägt durch einen rasanten globalen hochwertigen Primar- und Sekun- Wandel. Wie aber umgehen mit den Herausforderungen von digi- darschulbildung ermöglichen. talen Umwälzungen, Klimawandel, sozialer Ungleichheit, Migra- tions- und Flüchtlingsströmen? Die entscheidende Frage ist, wie 4.2. Bis 2030 allen Mädchen das Denken und Verhalten der Menschen von klein auf so geprägt und Buben den Zugang zu werden kann, dass nachhaltige, friedliche Lösungen für die großen hochwertiger frühkindlicher Problemfelder gefunden werden können. Oder anders gesagt, wie Bildung, Betreuung und Erzie- muss Bildung aussehen, damit Menschen die tiefgreifenden gesell- hung sichern. schaftlichen Veränderungen unserer globalisierten Welt verstehen lernen und dementsprechend handeln? Diese Fragen liegen auch 4.3. Bis 2030 allen Frauen und der aktuellen Bildungsagenda der UNESCO (Bildung 2030) zugrunde. Männern einen gleichberechtig- Im Wesentlichen geht es darum, dass jeder und jede Einzelne Ver- ten und leistbaren Zugang zu antwortung als „global citizen“ übernehmen kann. hochwertiger beruflicher und akademischer Bildung ermög- lichen. „Wie muss Bildung aussehen, damit Menschen die tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen 4.4. Bis 2030 sicherstellen, dass unserer globalisierten Welt verstehen lernen und eine deutlich höhere Anzahl an dementsprechend handeln?“ Jugendlichen und Erwachsenen die für eine Beschäftigung oder Selbstständigkeit relevanten Kenntnisse, Fähigkeiten und Bildungsagenda - No one shall be left behind Fertigkeiten erwirbt. Weil Bildung nicht separat von den globalen Herausforderungen unserer Zeit betrachtet werden kann, ist die UNESCO-Bildungs- 4.5. Bis 2030 Benachteiligungen agenda eingebettet in die globale Agenda 2030, bestehend aus 17 aufgrund der Geschlechtszu- Zielen nachhaltiger Entwicklung (Sustainable Development Goals, gehörigkeit auf allen Bildungs- SDGs). Diese Agenda wurde von den Staats- und Regierungschefs stufen beseitigen und allen der Welt vereinbart, um unseren Planteten bis 2030 zu einem nach- Menschen gleichberechtigten haltigeren, friedlicheren und gerechteren Ort für alle Menschen zu Zugang zu allen Bildungsstufen machen. Bildung kommt hierbei eine Schlüsselrolle zu. So zeigt die sichern. Agenda in SDG 4 auf, wie Bildung aussehen muss, um Menschen auf den Umgang mit den globalen Herausforderungen vorzubereiten. 4.6. Bis 2030 den Erwerb aus- Gleichzeitig spielt Bildung eine zentrale Rolle bei der nachhaltigen reichender Lese-, Schreib- und Umsetzung aller Sustainable Development Goals. Rechenfähigkeiten für alle Wesentlich für den Erfolg des Bildungsziels 4 ist der universelle Jugendlichen und für einen Charakter der Agenda 2030. Durch deren Verabschiedung haben sich erheblichen Anteil der Erwach- erstmals alle Staaten der Welt dazu verpflichtet, Bildung als integ- senen sicherstellen. ralen Bestandteil nachhaltiger Entwicklung anzuerkennen und ent- sprechende Maßnahmen umzusetzen. Somit soll die Agenda 2030 4.7. Bis 2030 sicherstellen, dass allen Menschen auf der ganzen Welt zugutekommen. „No one shall alle Lernenden die für nachhal- be left behind,“ lautet einer ihrer Schlüsselsätze. tige Entwicklung notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben. 8
Bezug zu den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung / Sustainable Development Goals (SDGs) Bildung und SDGs Die Bildung steht im Mittelpunkt der Agenda 2030. Sie spielt eine zentrale Rolle für die erfolgreiche Umsetzung aller 17 Entwicklungsziele. Darüber hinaus ist der Bildung ein eigenständiges Ziel gewidmet, SDG4, das lautet: „Bis 2030 für alle Menschen inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sicherstellen sowie Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen fördern“. AUSGEWÄHLTE AKTIVITÄTEN 2018 internationalen Bildungspolitik in den einzelnen Ländern dokumentieren und analysieren. In der nationalen Umsetzung der internationalen Bildungsprogramme Der „Global Education Monitoring Report“ hat die Österreichische UNESCO-Kommission eine unterstützende 2018/2019 trägt den Titel „Migration, Flucht und und beratende Funktion für die unterschiedlichen Akteur*innen. Bildung: Brücken bauen statt Mauern“. Er setzt Dabei orientiert sie sich an den jeweils aktuellen Arbeitsschwer- sich mit den Wechselbeziehungen von Bildung punkten der UNESCO. und Migration auseinander und erläutert die komplexen Herausforderungen, die die Bewegun- • Global Citizenship Education gen von Menschen in Bezug auf Bildungssysteme Im Zeitraum 2014–2018 führte die Österreichische UNESCO-Kommis- mit sich bringen. Dabei wird klar betont, dass das sion gemeinsam mit der Universität Klagenfurt, dem Demokratie- SDG 4 – das Recht auf eine inklusive, chancenge- zentrum Wien und KommEnt eine Initiative zur Förderung von rechte und hochwertige Bildung – für alle Men- „Global Citizenship Education (GCED)“ an Österreichischen UNESCO- schen unabhängig von deren Aufenthaltsstatus Schulen durch. Diese wurde anschließend in der Broschüre „Global gilt. Citizenship Education in der Praxis: Erfahrungen, Erfolge, Beispiele Die Präsentation des Weltbildungsberichts in österreichischen Schulen“ dokumentiert und soll zu weiteren 2019 in Österreich fand am 11. Dezember im Aktivitäten anregen. Zusätzlich gibt sie einen Einblick in Aktivitäten Rahmen des Parlamentarischen NordSüdDialogs zu GCED in der Pädagog*innenbildung. Darüber hinaus enthält die im Parlament statt. Organisiert wurde die Veran- Broschüre einen Leitfaden, welche Kriterien bei der Schul- und staltung von der Österreichischen Forschungs- Lehrplanentwicklung zu GCED Berücksichtigung finden sollten. stiftung für Internationale Entwicklung (ÖFSE) in Kooperation mit der Österreichischen UNESCO- • Präsentation Weltbildungsbericht 2018/2019 Kommission. Im Rahmen von Bildung 2030 wird die UNESCO auch weiterhin Nach den Begrüßungen von Parlamentsdirek- jährlich globale Bildungsberichte (Global Education Monitoring tor Harald Dossi und GS Gabriele Eschig (Österrei- Reports) erstellen, die die Umsetzung chische UNESCO-Kommission) präsentierte Bilal des Programms und Entwicklungen der Barak (Senior Policy Analyst, UNESCO Paris) die Ergebnisse des Berichts. Anschließend erfolgten Stellungnahmen der NordSüdDialog "Peergruppe zum SDG 4" durch die drei Abgeordneten zum Nationalrat Nico Marchetti, Eva Maria Holzleitner und Stephanie Cox. In einem weiteren Schritt kommentierten drei Expert*innen die Ergebnisse des Berichts: Christian Dorninger (Bundesminis- terium für Bildung, Wissenschaft und Forschung), Barbara Herzog-Punzenberger (Universität Inns- bruck) und Sassan Esmailzadeh (Verein PROSA). Die anschließende Podiumsdiskussion zeigte reges Publikumsinteresse. Trotz unterschiedli- cher Auffassungen zur Umsetzung von SDG 4 in © pixabay Österreich in Bezug auf Migrant*innen und Asyl- � Schwerpunktthema des UNESO-Weltbildungsberichtes 2018/2019: werber*innen waren sich alle Beteiligten einig, „Migration, Flucht und Bildung: Brücken bauen statt Mauern‘. dass es weiterer Bemühungen bedarf. 9
Global Citizenship Education – open your mind! Wertvorstellungen und Ansichten kri- Gesellschaft einhergehen“, erklärt SCHULEN DES Weltbürgertums – das tisch zu betrachten und zu analysieren Co-Autorin Heidi Grobbauer. wünschen sich Werner Wintersteiner und möglicherweise das eigene Denk- und Heidi Grobbauer. gebäude in Frage zu stellen“, so Werner Das Globale im Lokalen entdecken – Beide sind seit Jahren in der Bil- Wintersteiner. Beispiele aus der Schulpraxis dungsforschung tätig und einer ihrer Ging es im Band 1 der Reihe um Schwerpunkte ist der pädagogische die theoretischen Voraussetzungen für Insgesamt 13 Unterrichtsprojekte in der Lehr- und Lernansatz Global Citizen- die Praxis, analysieren und dokumen- Sekundarstufe II im allgemeinbildenden ship Education. Kurz gefasst kann man tieren die beiden Bildungswissenschaf- und im berufsbildenden Bereich wurden diesen grundlegenden Ansatz der ter*innen in der aktuellen Publikation ausgewählt, um Lehrenden eine Best- UNESCO mit „Politische Bildung für Praxisbeispiele der Global Citizenship Practice Sammlung zur Verfügung zu eine globalisierte Weltgesellschaft“ Education an österreichischen Schulen. stellen. Ergänzt ist diese Zusammenstel- übersetzen. Dabei geht es auch um die Als Herausgeber fungiert bei beiden lung um einen kommentierten Leitfaden Verzahnung verschiedener pädago- Publikationen die Österreichische zur Implementierung und eine kurze gischer Ansätze wie Globales Lernen, UNESCO-Kommission. Einführung in das Thema. Politische und Interkulturelle Bildung, „Schulen sind oft ein Mikrokosmos Wir stellen hier eine Auswahl dieser Friedenspädagogik und Bildung für globaler Migration. Global Citizenship Praxisbeispiele vor, um die sehr vielfäl- Nachhaltige Entwicklung. Education thematisiert auch die immer tigen Möglichkeiten der Umsetzung in „Im Wesentlichen geht es darum, relevanteren Fragen der Zugehörig- Schulen aufzuzeigen. Verschieden sind Lernende für die komplexen Heraus- keit und der Überlagerung mehrfacher nicht nur die Schultypen, verschieden forderungen von globalen Zusam- Identitäten, unterschiedlicher religiö- sind auch die Wege, Schüler*innen für menhängen zu sensiblisieren und ser, kultureller und sozialer Umfelder, das Denken und Handeln der „Global einen Anstoß zu geben, die eigenen die mit einer modernen und mobilen Citizenship Education“ zu begeistern. 10
PROJEKT 1 PROJEKT 2 PROJEKT 3 Global Citizenship Education Global Citizenship Education Global Citizenship Education integriert in den Französisch- als gewähltes Freifach im Rahmen von Deutschkursen unterricht GRG Stubenbastei, Wien für Flüchtlinge International Business College AJA Spittal an der Drau, Kärnten Hetzendorf, Wien Konkreter Anlass für dieses Projekt Nach Rücksprache mit dem Demokra- Entstanden ist dieses ambitionierte, waren die Terroranschläge in Paris – tiezentrum einigte sich das Lehrer*in- fortdauernde Projekt – Deutschkurse der Anschlag auf die Redaktion Charlie nenteam auf das Thema ‚Demonstra- für Flüchtlinge – aus dem Aktionstag Hebdo und das Konzert im Bataclan. tionsrecht‘. Im Kern ging es um den ‚Menschen auf der Flucht‘ sowie aus Neben Solidarität war im Klassenzim- Themenkomplex Demokratieverständ- einer Protesthaltung der Schüler*innen mer vor allem Besorgnis zu spüren. nis und Demonstrationsrecht. Wichtig gegen die von ihnen als menschenun- Aus diesem Diskussions- und Informa- war allen die Perspektive über den würdig empfundene Unterbringung von tionsbedarf entwickelte sich im Franzö- nationalen Tellerrand: Festzustellen, Asylwerber*innen. In diesem Sinn ist es sischunterricht das Projekt‚ Frankreich wie kostbar und selten die Demons- ein politisches Projekt – gegen Ausgren- und Maghreb Staaten – eine herausfor- trationsrechte im Alltag der Menschen zung und Rechtsextremismus. Auf Frei- dernde Beziehung‘; eine differenzierte global nach wie vor sind. Ziel war, das willigenbasis organisieren Lehrer*innen Auseinandersetzung mit u.a. der Kolo- Bewusstsein für den Einsatz für Demo- und Schüler*innen Kursangebote. Um nialgeschichte Frankreichs. kratie, Rechtsstaatlichkeit sowie Men- den Asylwerber*innen mit Kindern die Die Schüler*innen waren von Beginn schen- und Grundrechte weltweit zu Deutschkurse zu ermöglichen, haben eingebunden, trafen Entscheidungen schärfen. sie sich zusätzlich organisiert, um und gestalteten auch die Umsetzung Für die 5. und 6. Klassen wurden acht Kinderbetreuung zu übernehmen. Die wesentlich mit. Inhaltlich war das Pro- Workshops mit je 7–12 Teilnehmer*in- Kurse und das gegenseitige Kennen- jekt in zwei Themenblöcke geteilt: nen angeboten. Die Klassenverbände lernen vertiefen das Verständnis der Block 1: Maghreb und Frankreich, wurden aufgelöst – das Projekt fand in Schüler*innen bezüglich der Situation Block 2: Terrorismus und Freiheiten. Kleingruppen und auf freiwilliger Basis der Geflüchteten und der Flüchtlings- Hauptziel war es, eine Verbindung statt. Die intensive Auseinandersetzung politik in Österreich. Die Erfahrungen zwischen den eigenen Emotionen – mit dem Thema Demonstrationsrecht erweitern ihren Horizont und sind ein hervorgerufen durch Terrorakte – und fand im Rahmen der jährlichen UNES- Beitrag zu ihrer politischen Bildung. der Faktenlage herzustellen. Kernthe- CO-Tage statt. Die Vorarbeit startete Schüler*innen entwickeln Bewusstsein men: Frankreichs Kolonialgeschichte – bereits zwei Wochen davor; in ganz für das UN-Motto: Alle Menschen sollen Einwanderungsländer – differenzierte unterschiedlichen Fächerkombinatio- Bildungschancen eröffnet werden, die Sicht auf Migration. Das Thema Karika- nen (z.B. Musik/Deutsch/Geschichte) sie zur Gestaltung einer lebenswerten tur (Charlie Hebdo) wurde zusätzlich im wurden Themen mit den Schüler*innen Zukunft brauchen. großen Klassenverband im Geschichts- besprochen und diskutiert. Unter dem unterricht besprochen. Workshopangebot fanden sich z.B. ein Fotografieworkshop und die Produktion einer Radiosendung über Demonstrati- onen in Burkino Faso. 11
Schulleitbild geworden. Das Video wird seither genutzt, um die 1. Klassen in die neue, fremde Schulumgebung einzuführen. Die Prinzipien von Global Citizenship Education sind somit in der Schulkultur gelandet. PROJEKT 4 PROJEKT 5 Global Citizenship Education Global Citizenship Education als Unterrichtsfach in englischer als Theatererfahrung Sprache BG / BRG Rosasgasse, Wien BG Bludenz S 64, Vorarlberg Zwei Lehrer*innen der Schule mit Post- Bei diesem einsemestrigen Projekt graduate Zusatzausbildungen in ‚Global wurde eine externe Projektleitung Citizenship Education‘ initiierten an engagiert: Eine Theaterpädagogin der der Schule das neue Wahlpflichtfach schallundrauch agency. Auslöser für das ‚Global Political Education‘. Um die Projekt war der Bürgerkrieg in Syrien Ideen, Erwartungen und Wünsche der – die Berichte und Flüchtlingswellen Schüler*innen aufgreifen zu können, beschäftigten die Schüler*innen sehr. wurde ein umfangreicher Workshop Sie diskutieren über die Verbindung von veranstaltet. Ausgehend von Themen, Lokalem mit dem Globalen, ihre direkte die für Schüler*innen der 11. und 12. Schul- und Lebensumgebung und die Schulstufe besonders wichtig sind und menschliche Katastrophe als Folge von ihre Lebenswelt betreffen, wollten die Kriegen. Pädagog*innen den Blick um die globale Gewählt wurde so das Thema Dimension erweitern. Folgende Kern- ‚Fremdsein‘: Das Fremdsein in uns punkte für das Wahlfach kristallisierten selbst als auch in der Gesellschaft. sich heraus: Umgesetzt wurde das Thema mit Politische Grundlagenkenntnisse, Theater- und Performanceelementen. ausgehend von lokalen Bedingungen Das Theaterspielen ermöglichte den globale Zusammenhänge verstehen, Schüler’innen mit ihren eigenen Gren- Bewusstseinsbildung für die rasante zen zu spielen, sie auszuloten. Entwicklung einer sich ständig dichter Projektleiterin Mona Wahba betonte, vernetzenden Welt, Vermittlung von dass die Fokussierung auf den Prozess Werten, die ein friedliches Miteinan- der Körperwahrnehmung ein wesent- der ermöglichen, Medienkompetenz licher Zugang zum Thema ‚Fremdsein‘ stärken, das Prinzip Nachhaltigkeit sei. Endresultat dieser einsemestrigen thematisieren sowie Schüler*innen in Zusammenarbeit war ein 3-minütiges ihrer Diskurs- und Diskussionsfähigkeit Stop-Motion Video mit dem Titel ‚Open stärken. Minds‘. Die Schüler*innen waren sehr stolz auf ihre künstlerische Arbeit und prä- sentierten diese auch schulintern. Das Video gewann beim media literacy award (ausgelobt vom BMBWF) den Die Broschüre (Teil 1 und 2) ist kostenlos zu beziehen bei: Preis für Videospecials. Die Werte und Österreichische UNESCO-Kommission Einstellungen der Schüler*innen sind oeuk@unesco.at so unerwartet schnell zum de facto Download unter: www.unesco.at 12
UNESCO-SCHULEN UNESCO-SCHULEN bilden weltweit ein Netzwerk von über 11.500 Bildungseinrichtungen in 182 Staaten. Die 95 österreichischen UNESCO- IN ÖSTERREICH Schulen sind Teil dieses internationalen Netzwerkes – das sich stetig steigender Beliebtheit erfreut. 2018 wurden die NMS Laßnitzhöhe, die „learning to know, learning Praxisvolksschule der PH Steiermark, die Praxis Neue Mittelschule to do, learning to be, der PH Steiermark und die Tourismusschulen Semmering per Dekret aus Paris offiziell zu UNESCO-Schulen ernannt. learning to live together” AUSGEWÄHLTE AKTIVITÄTEN 2018 2018 lagen die inhaltlichen Schwerpunkte der UNESCO-Schulen im Bereich der 17 Ziele nachhaltiger Entwicklung. • UNESCO-Schultagung 2018 Bereits seit 1997 organisiert die Österreichische UNESCO- Kommission jährliche Vernetzungstreffen für alle Referent*innen der österreichischen UNESCO-Schulen. Die Jahrestagung 2018 fand vom 17.–19. Oktober am Hafnersee in Kärnten zum Thema „17 Ziele für eine bessere Welt“ statt. Nach einleitenden Worten von Landes- hauptmann Dr. Peter Kaiser, hielt Univ.-Prof. Dr. Franz Rauch der Universität Klagenfurt den Eröffnungsvortrag „SDGs und deren Umsetzung im Unterricht“. Weiters gab es auch Schwerpunkt-Work- UNESCO-SCHULEN shops zum Immateriellen Kulturerbe mit dem Fokus auf den Bereich ‚Handwerk‘. Insgesamt nahmen 78 Schulen an der Tagung teil. 1953 von der UNESCO gegründet • Zeitschrift FORUM Über 11.500 Bildungseinrichtungen in Die jährlich erscheinende Zeitschrift 182 Ländern FORUM zeigt in bunter Vielfalt, wie Österreich: Mitglied seit 1957, Schulen aller kreativ die österreichischen UNESCO– Schultypen in allen 9 Bundesländern Schulen die Leitideen der UNESCO und die jeweiligen Jahresthemen umsetzen. 95 UNESCO-Schulen, 10 Schulen mit 2018 stand das Thema „17 Ziele für eine Anwärterstatus bessere Welt“ im Fokus. Zahlreiche Bei- träge dokumentieren den Einfluss der Leitlinien: learning to know, learning to UNESCO auf einzelne Schulen durch bei- do, learning to be, learning to live together. spielhafte Projekte, die partizipativ an den Schulen entwickelt und umgesetzt wurden. Themen: Friedenserziehung und Menschenrechtsbildung, Global Citizen- • World Summit Award ship Education, Bildung für Nachhaltige Der World Summit Award (WSA) wurde 2003 als österreichische Entwicklung, Kulturelle Bildung, Sustain- Initiative zur Umsetzung der Forderungen des Weltgipfels für die able Development Goals. Informationsgesellschaft der Vereinten Nationen 2003 (WSIS) ins ÖUK-Rolle: Nationale Koordination zur Leben gerufen. In Kooperation mit der Österreichischen UNESCO- Beratung, Information und Kooperation, Kommission hat der World Summit Award (20.-22. März 2018, dreitägige Jahrestagung, Magazin Wiener Rathaus) zum 15-jährigen Bestehen der Auszeichnung für „FORUM“, Website. Digital Content ein spezielles Projekt für Schüler*innen entwickelt. 40 Oberstufenschüler*innen wurden als Reporter*innen zur Jubilä- Alle österreichischen UNESCO-Schulen, umskonferenz und Auszeichnung in Wien eingeladen und erstellten aktuelle Veranstaltungen, Projekte und in Teams kurze Videos zu Themen wie Nachhaltige Entwicklung, Ausschreibungen sind auf www.unesco.at einzelnen Gewinnerprojekten, Unternehmertum in Entwicklungs- gelistet. ländern, SDGs, etc. Dabei wurden die Schüler*innen durch ein speziell auf sie abgestimmtes Workshop-Programm unterstützt. 13
WISSENSCHAFT Die UNESCO unterstützt Staaten bei der Schaffung von Strukturen für erfolgreiche Forschung und Wissenschaft. Sie fördert die globale Forschung zu den drängenden Menschheitsfragen und unter- stützt die Auseinandersetzung mit den Fragen des globalen Wandels – im Spannungsfeld zwischen Wissenschaftsfreiheit und gesellschaftlicher Ver- antwortung. Wesentliches Ziel der Wissenschaftsprogramme der UNESCO ist die Förderung von Frauen in der Wissenschaft, u.a. mit der langfristigen Initiative The World needs Science – Science needs Women. © colourbox.de 14
UNESCO-WISSENSCHAFTSPROGRAMME Die Kernthemen der UNESCO-Wissenschaftsprogramme zu den von der UNESCO genau definierten For- Zu den inhaltlichen Schwerpunkten der UNESCO zählen der Klima- schungsschwerpunkten gefördert. Dazu zählen wandel und die Erhaltung der Artenvielfalt, die Förderung von auch die UNESCO-Geoparks. In Österreich sind Wissen zum Schutz von Ozeanen und Küsten sowie die Sicherung aktuell vier Geoparks international anerkannt: der Trinkwasserversorgung. Karnische Alpen, Steirische Eisenwurzen, Erz der Beispielgebend sind die drei etablierten UNESCO-Programme – Alpen sowie der länderübergreifende Geopark „Man and the Biosphere“ (MAB) und „International Hydrological-und Karawanken. Geoscience-Programme“ (IHP und IGCP), die sich der Erforschung und dem Schutz der Lebensumwelt des Menschen widmen. In Österreich werden die Programme durch das MAB- und Geo/ Hydro-Nationalkomitee an der Österreichischen Akademie der Wissenschaft betreut. • Man and the Biosphere Das 1973 gegründete Programm „Der Mensch und die Biosphäre“ (MAB) ist das erste zwischenstaatliche Umweltprogramm der UNESCO, das der Erforschung der Mensch-Umweltbeziehungen dient und über Fragen des reinen Umweltschutzes hinaus auch die © colourbox.de Vereinbarkeit von Ökologie, Ökonomie und Sozialem in den Mittel- punkt seiner Aktivitäten stellt. Kern des Programms ist das globale Netzwerk der UNESCO-Biosphärenparks: Modellregionen, die es sich IHP – INTERNATIONAL HYDROLOGICAL zur Aufgabe machen, Naturschutz, Erhaltung der biologischen Diver- PROGRAMME sität und Regionalentwicklung in Einklang zu bringen. Weltweit gibt es 651 Gebiete in 120 Ländern. In Österreich sind das Große Walser- tal (2000), der Wienerwald (2005) und der Salzburger Lungau & die 1975 erstes multilaterales Programm zu Kärntner Nockberge (2012) anerkannte Biosphärenparks. Wasserforschung und Wasser-Ressourcen- management – International Hydrological • IHP (International Hydrological Programme) und IGCP Programme IHP (International Geoscience Programme) Das „International Hydrological Programme“ (IHP) der UNESCO ist 8. IHP 2014–2021: IHP widmet sich in der das einzige zwischenstaatliche Programm des UN-Systems, das der 8. Phase der Verbesserung der Wasserquali- Wasserforschung, der Wasserbewirtschaftung sowie dem Capacity- tät unter Berücksichtigung lokaler, regiona- Building diesbezüglich gewidmet ist. Seit seiner Gründung im Jahr 1975 ler und globaler Herausforderungen hat sich das IHP von einem international koordinierten hydrologischen Forschungsprogramm zu einem umfassenden, ganzheitlichen Pro- Kern des Programms: Nachhaltiges gramm zur Erleichterung von Bildung und Capacity-Building sowie Wassermanagement, Förderung und Ent- zur Verbesserung der Verwaltung von Wasserressourcen entwickelt. wicklung internationaler Wasserforschung Ziel des Programmes ist es, einen interdisziplinären und integrierten sowie globale Netzwerkbildung Ansatz für Wassereinzugsgebiete und Aquifer-Management (Grund- wassermanagement) zu fördern, der die soziale Dimension der Wasser- Teil der 2030 Nachhaltigkeitsagenda ressourcen einbezieht und die internationale Forschung in den hydro- logischen und Süßwasserwissenschaften fördert und entwickelt. ÖUK Rolle: Informationsplattform für das Im Rahmen des 1973 gegründeten „International Geoscience Pro- Programm, Öffentlichkeitsarbeit gramme“ (IGCP) werden geowissenschaftliche Kooperationsprojekte 15
Bezug zu den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung / Sustainable Development Goals (SDGs) SDG und Wissenschaft Die UNESCO-Wissenschaftsprogramme tragen maßgeblich zur Erreichung und zum Monitoring aller nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) bei. Vor allem Wissenschaft, Technologie und Innovation spielen hierbei eine zentrale Rolle. Die Sozial- und Geisteswissenschaften fördern das Verständnis für aktuelle Herausforderungen und helfen somit die Ziele zu erreichen. Die naturwissenschaftlichen Programme der UNESCO tragen v.a. zur Umsetzung von SDG 12 (verantwor- tungsvolle Konsum- und Produktionsmuster), SDG 15 (Leben am Land) sowie im Speziellen SDG 13 (Maßnahmen zum Klima- schutz) bei. Durch die sozial- und geisteswissenschaftlichen Programme der Organisation wird v.a. die Umsetzung von SDG 16 (Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen) gefördert. Alle Wissenschaftsprogramme leisten auch wichtige Beträge zur Umsetzung von SDG 5 (Geschlechtergerechtigkeit) und SDG 17 (Partnerschaften zur Erreichung der Ziele). • UNITWIN/UNESCO-Chairs-Programm AUSGEWÄHLTE AKTIVITÄTEN 2018 Das 1992 ins Leben gerufene UNITWIN/UNESCO- Chairs-Programm ist ein wichtiger Impulsgeber • 5 UNESCO-L’ORÉAL-Stipendien in Österreich für den internationalen Austausch von Universitä- Seit 2007 vergibt L’ORÉAL Österreich in Zusammenarbeit mit der ten. Dies zeigt sich nicht zuletzt an der Anzahl von Österreichischen UNESCO-Kommission, der Österreichischen Akade- über 600 UNESCO-Lehrstühlen weltweit. Sechs mie der Wissenschaften und mit Unterstützung des Bundesministe- davon sind an österreichischen Universitäten riums für Bildung, Wissenschaft und Forschung jährlich vier Stipen- angesiedelt (Auflistung im Anhang). dien zu je € 25.000,- an exzellente junge Wissenschaftlerinnen in Prof. Helmut Habersack, Inhaber des UNESCO- Österreich. Aufgrund der Vielzahl an hervorragenden Bewerbungen Lehrstuhls für Integrated River Research and finanzierte die Österreichische Akademie der Wissenschaften 2018 Management an der Universität für Bodenkultur ein fünftes Stipendium. Wien, beschreibt im Gastkommentar die Ent- Am 22. Oktober fand ein feierlicher Festakt zur Überreichung der wicklungen und Gefährdungen rund um Fluss- Stipendien im großen Festsaal der Österreichischen Akademie der management weltweit. Wissenschaften statt. Preisträgerinnen 2018: • Daniela Hainberger, MSc, Immunbiologin, Med Uni Wien UNESCO-L’ORÉAL For Women in Science • Manuela-Raluca Pausan, MSc, Molekulare Mikrobiologin, Med Uni Graz The World needs Science – Science needs Women • Joanna Plastira, MSc PhD, Neuroimmunologin, Med Uni Graz Wesentliches Ziel der Wissenschaftsprogramme • DI Dr. mont. Barbara Putz, Werkstoffwissenschafterin, ÖAW, Leoben der UNESCO ist die weltweite Förderung von • Dr. rer. nat. Petra Sumasgutner, Zoologin, Naturhistorisches Frauen in der Wissenschaft, insbesondere in den Museum, Wien Biowissenschaften. Die „UNESCO-L’ORÉAL For Women in Science Initiative“ ist ein Teil dieses Engagements. Jährlich werden im Rahmen der „L‘ORÉAL-UNESCO for Women in Science Awards Ceremony“ am UNESCO-Sitz in Paris fünf Preise zu je € 100.000 und fünfzehn L‘ORÉAL-UNESCO Rising Talents Stipendien an herausragende Naturwissenschaftlerinnen vergeben. © Eva Kelety � In einem feierlichen Festakt wurden am 22. Oktober fünf UNESCO-L’ORÉAL-Stipendien an exzellente Wissenschafterinnen vergeben. Die Laudatios hielten L’ORÈAL-Österreich Geschäftsführer Dkfm. Klaus Fassbender, Dr. Sabine Haag (Präsidentin der Österreichi- schen UNESCO-Kommission), Dr. Anton Zeilinger (Präsident der Österreichischen Akade- mie der Wissenschaften) sowie Ehrengast Bundesminister Dr. Heinz Faßmann (v.l.). 16
Koordination der World’s Large Rivers Initiative Als Hauptaufgabe sieht der UNESCO- Lehrstuhl jedoch die Koordination der World’s Large Rivers Initiative (WLRI). Da es zurzeit keinen einheitlichen Sta- © Michael Unger/IWA tusbericht zum Zustand der großen Flüsse der Welt gibt, wurde die Initia- tive 2012 ins Leben gerufen. Der Anstoß fand auf der ersten World’s Large Rivers Konferenz statt, welche 2011 in Wien abgehalten wurde. Die Konferenz wurde von der UNESCO, der IAHR (Internatio- © IWA nal Association for Hydro-Environment Helmut Habersack präsentiert die World’s Large Rivers Initiative in der 23. Sitzung des UNESCO-IHP Intergovernmental Councils. Die Initiative wurde im Juni 2018 offiziell Engineering and Research), der IAHS Teil des UNESCO-IHP Arbeitsprogramms. (International Association of Hydrolo- gical Sciences), WASER (World Asso- ciation for Sedimentation and Erosion Research) und der IAG (International Association of Geomorphologists) Der UNESCO-Lehrstuhl ‚Integrated River unterstützt. In den Diskussionen und Research and Management‘ wissenschaftlichen Beiträgen sprachen und die World’s Large Rivers Initiative „Flüsse und deren Einzugs- gebiete sind durch syste- matische Übernutzung und menschliche Eingriffe akut Kommentar von DORIS GANGL und Zu diesem Zweck wurde 2014 bedroht. Es besteht ein HELMUT HABERSACK der UNESCO-Lehrstuhl „Integrated erhöhtes Risiko von Über- River Research and Management“ von FLÜSSE SIND von großer ökologischer, Helmut Habersack an der Universität schwemmungen und Dürren wirtschaftlicher und kultureller Bedeu- für Bodenkultur Wien eingerichtet. Auf- und viele, in Flussgebieten tung und stellen vielseitige Lebens- grund der positiven Bilanz der durchge- einheimische Arten, sind vom räume für zahlreiche Arten dar. Für die führten Aktivitäten und der Bedeutung Aussterben bedroht.“ Menschheit sind Flüsse wichtige Quel- des Arbeitsgebietes wurde der Lehr- len für Nahrung und Wasserversorgung, stuhl Anfang 2018 um weitere vier Jahre bedeutend für Schifffahrt und Energie- verlängert. Seine Aktivitäten stellen die Delegierten und wissenschaft- gewinnung und haben großen Einfluss eine Schnittstelle zwischen Forschung lichen Expert*innen eine Empfehlung auf die Kultur und Gesellschaft. Jedoch und Management an großen Flüssen aus, wonach sich eine gemeinschaftli- sind Flüsse und deren Einzugsgebiete dar und zielen darauf ab, ein größeres che, multidisziplinäre und internatio- durch systematische Übernutzung und Bewusstsein unter Stakeholder*innen nale Initiative der wissenschaftlichen menschliche Eingriffe derzeit akut be- und der Öffentlichkeit über die aktuel- Bearbeitung und Begutachtung des droht. Es besteht ein erhöhtes Risiko len Möglichkeiten und Problematiken Status und der möglichen zukünftigen von Überschwemmungen und Dürren eines nachhaltigen Flussmanagements Entwicklung von großen Flüssen der und viele, in Flussgebieten einheimische zu schaffen. Ein weiteres Ziel ist die Welt widmen sollte. Um dieses Vorha- Arten, sind vom Aussterben bedroht. Koordination der World’s Large Rivers ben auf UN-Ebene umzusetzen, wurde Besonders große Flüsse sind zuneh- Konferenzen, welche alle drei Jahre die Idee während der 20. Sitzung des mend durch menschliche Übernutzung stattfinden, sowie die Schulung von Intergovernmental Councils des Inter- gefährdet, und es besteht ein dringen- Expert*innen im Wassersektor durch nationalen Hydrologischen Programms der Handlungsbedarf (Habersack and Workshops, Meetings und Kurse. der UNESCO (UNESCO-IHP) präsen- Walling, 2013). tiert. Die Initiative wurde unter den 17
Delegierten der Mitgliedsstaaten dis- Wassersektor wurden eingeladen und ihre Unterstützung zugesagt und mit kutiert und fand großen Zuspruch. Es tagten drei Mal in 2015, 2016 und 2018. der Datensammlung begonnen. Da die wurde empfohlen, einen umfassenden Die Arbeitsgruppe wurde mit der erfolg- erste Phase der WLRI auch dazu dient, Antrag auszuarbeiten und dem UNES- reichen Erarbeitung des WLRI Concept die erarbeitete Methodik detailliert CO-IHP zu übermitteln. Die World’s Papers nach dem dritten Meeting auf- zu testen, werden die gesammelten Large Rivers Initiative wurde in Folge gelöst. Das Concept Paper stellt das Erfahrungen in Phase II übernommen Grundsatzdokument der World’s Large und dazu verwendet, gegebenenfalls Rivers Initiative dar. Es beschreibt die Methodik zu adaptieren. Das Ziel „Eines der Ziele der World’s den Hintergrund der Initiative, listet von Phase II ist ein Statusbericht über Large Rivers Initiative ist ein die Ziele und geplanten Aktivitäten, annähernd 300 Flüsse aus aller Welt. Statusbericht über annähernd erklärt die für die Arbeiten herangezo- Um dies zu erreichen sind Kooperati- gene Definition von großen Flüssen und onen mit themenverwandten Organi- 300 Flüsse aus aller Welt. beschreibt eine einheitliche Methodik sationen innerhalb und außerhalb der Um dies zu erreichen sind inklusive Nennung von relevanten Para- UNESCO angedacht. Gemeinsam mit Kooperationen mit themen- metern. Für die Erstellung eines globa- der UNESCO Water Family wird auch verwandten Organisationen len Berichts über den Status der großen weiterhin daran gearbeitet junge Wis- innerhalb und außerhalb der Flüsse der Welt wurden verschiedene senschaftler*innen auszubilden, Was- Phasen definiert. In Phase I des Projekts serthemen der Öffentlichkeit näher- UNESCO angedacht.“ wird die entwickelte Methodik an den zubringen und gezielt Stakeholder aus drei Flüssen Donau, Niger und Mekong allen Bereichen in die Aktivitäten der während der 21. Sitzung des IHP Inter- getestet. In der darauffolgenden Phase World’s Large Rivers Initiative einzu- governmental Councils im Juni 2014 II folgt eine Bearbeitung von bis zu 300 binden. angenommen. Im Juni 2018 wurde die Flüssen unter Einbeziehung der Resul- WLRI dann offiziell Teil des UNESCO- tate von Phase I. Arbeitsprogrammes. Im Zuge der 23. Sitzung des IHP Intergovernmental Erfolgreiche Initiative: World’s Councils fand am 11. Juni 2018 auch ein Large Rivers Konferenzen Side Event im UNESCO-Hauptgebäude in Paris statt. Über 100 Delegierte aus Zu weiteren Outputs der WLRI zählen © BOKU © BOKU aller Welt besuchten die Präsentation die drei bisher organisierten World’s der World’s Large Rivers Initiative und Large Rivers Konferenzen. Die erste PROF. HELMUT HABERSACK ist Professor für ausgewählte Gastvorträge von interna- Konferenz fand 2011 in Wien statt und Wasserbau und Hydraulische Modellierung tionalen Expert*innen. versammelte über 450 Wissenschaft- und Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls für Integ- ler*innen, Expert*innen und Delegierte rated River Research and Management an der Einheitliche Methodik für die aus 73 Ländern. Zwei weitere WLR-Kon- Universität für Bodenkultur Wien. Er leitet das Institut für Wasserbau, Hydraulik und Fließ- Erforschung großer Flüsse ferenzen konnten an diesen Erfolg gewässerforschung, ist Vizevorsitzender der anknüpfen und fanden 2014 in Manaus, Geo/Hydro-Nationalkommission und öster- Als wissenschaftliche Initiative zielt die Brasilien und 2017 in Neu-Delhi, Indien reichischer Vertreter beim Internationalen World’s Large Rivers Initiative darauf ab, statt. Auf Basis der wissenschaftlichen Hydrologischen Programm der UNESCO. DR. DORIS GANGL ist wissenschaftliche Koordi- einen globalen Bericht zum Status und Beiträge zu diesen Konferenzen wurden natorin der World’s Large Rivers Initiative und der möglichen zukünftigen Entwicklung bereits zehn Sonderausgaben in inter- des UNESCO-Lehrstuhls für Integrated River der großen Flüsse der Welt zu entwi- nationalen SCI-Zeitschriften veröffent- Research and Management an der Universität ckeln. Mit der Gründung der Initiative licht. Insgesamt wurden darin 143 Arti- für Bodenkultur Wien. Sie studierte an der Uni- versität Wien und promovierte an der Univer- wurde 2014 auch eine Arbeitsgruppe kel von 554 Autor*innen publiziert. Die sity of Kent in Großbritannien. Ein Post-Doc an ins Leben gerufen, deren Mandat die nächste WLR-Konferenz ist in Moskau, der University of Cambridge folgte bevor sie genaue Ausarbeitung der Ziele, Akti- Russland geplant und wird 2020 statt- 2017 nach Österreich zurückkehrte. vitäten und Ergebnisse umfasste. Die finden. Arbeitsgruppe wurde weiter beauftragt, Für die Zukunft ist der Abschluss Literatur Habersack, H., and Walling, D. (2013). The Hydro- eine einheitliche Methodik zu entwi- von Phase I der World’s Large Rivers logy of Large Rivers Preface. Hydrol Process 27, ckeln, um große Flüsse ganzheitlich Initiative und der Start von Phase II 2103-2104. untersuchen zu können. Delegierte geplant. Für die Untersuchung der drei UNESCO-Lehrstuhl für Integrated River Research der UNESCO-IHP Mitgliedsstaaten Flüsse Donau, Mekong und Niger haben and Management an der Universität für Boden- und internationale Expert*innen im internationale Expert*innen bereits kultur Wien. www.unesco-chair.boku.ac.at 18
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