Strukturwandel und Innovation im Erzgebirge S. 10 - Forschung steuerlich fördern Vizekanzler Olaf Scholz zu Gast - IHK ...

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Strukturwandel und Innovation im Erzgebirge S. 10 - Forschung steuerlich fördern Vizekanzler Olaf Scholz zu Gast - IHK ...
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Strukturwandel und Innovation im Erzgebirge                                                    S. 10

Forschung steuerlich      Vizekanzler Olaf            Azubiticket
fördern                   Scholz zu Gast              in Sachsen

                  S. 17                      S. 19                    S. 37        www.chemnitz.ihk24.de
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Strukturwandel und Innovation im Erzgebirge S. 10 - Forschung steuerlich fördern Vizekanzler Olaf Scholz zu Gast - IHK ...
Vorwort           3

Wir sind Welterbe!
Die Montanregion Erzgebirge hat den Welt­           – und damit auch Chancen – geben wird, be­
erbetitel erhalten! Seit 20 Jahren arbeiten Men­    sinnen sich die Menschen hier auf ihre Stärken.
schen auf diesen Erfolg hin – häufig im Ehren­      Schon immer waren sie Tüftler und Macher,
amt. Die Eintragung ist ein großer Erfolg vieler    über Tage und unter Tage. Innovation in jede ih­
beteiligter Akteure. Sie bedeutet Wertschätzung     rer Deutungen war bereits in der Vergangenheit
                                                                                                                                      Foto: W. Schmidt
und gleichzeitig Auftrag für eine gesamte Regi­     die einzige Überlebenschance für unsere vielfäl­
on. Wir freuen uns auf eine weiter wachsende        tigen Branchen.
Zahl an Touristen, die sich für die Geschichte
unseres Mittelgebirges interessieren.               Damit wir als Region jedoch zukunfts- und kon­        Damit wir als Region zu­
                                                    kurrenzfähig bleiben können, benötigen wir
                                                                                                          kunfts- und konkurrenz­fähig
Wir leben im Erzgebirge noch heute von dem          wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen:
Erbe einer mehr als 800-jährigen Bergbauge­         Eine bürokratiearme Verwaltung und Entlastun­         bleiben können, benötigen
schichte: viele Gewerke und Industriezweige         gen insbesondere für kleine Unternehmen so­           wir wirtschaftsfreundliche
sind direkt oder im Laufe der Zeit aus dem Berg­    wie eine funktionierende Kommunikations- und
bau entstanden – „Alles kommt vom Bergwerk          Verkehrsinfrastruktur sind Grundvoraussetzung.        Rahmen­bedingungen ...
her“, wie man hierzulande sagt. Seit dem Ende       Hier gilt es, seitens der Staatsregierung eine ver­
des ersten „Berggeschreys“ erlebte die Region       nünftige Lösung zu finden, um Maßnahmen zur
mehrere Transformationen. Die letzte ging nach      Erhaltung des Straßennetzes künftig kontinuier­
der friedlichen Revolution mit einem Weggang        lich und für Kommunen und Landkreise planbar
vieler tausend Menschen einher.                     umsetzen zu können.

Heute befinden wir uns erneut in einer Phase        Darüber hinaus benötigen wir Strukturen der
voller Veränderungen: Digitalisierung, E-Mobi­      Grundversorgung, um nicht nur als Wirtschafts­
lität und New Work verändern die Welt. Der          standort attraktiv zu sein. Familien sollen im
sogenannte Strukturwandel bringt aber auch          Erzgebirge einen reizvollen Wohn- und Lebens­
Unsicherheit für zahlreiche etablierte Geschäfts­   raum vorfinden, der alle benötigten Einrichtun­
modelle. Wir haben in unseren Unternehmen           gen bereithält.
und in unserer Region die Pflicht, uns zukunfts­
fähig aufzustellen. Das gelingt im Unternehmen      Damit verdient die Region den Welterbetitel
mit viel Engagement der Mitarbeiter und mit         nicht allein aufgrund ihrer beeindruckenden
dem Infragestellen alter Strukturen und Pro­        Historie, sondern auch weil es hier einfach le­
zesse. Mit dem Wissen, dass es künftig andere       benswert ist.
Berufsbilder und völlig neue Herausforderungen

                                                                                                          Roland Richter
                                       Glück auf!                                                         Vorsitzender des Arbeitskreises
                               Ihr Roland Richter                                                         Verkehrsinfrastruktur
                                                                                                          der Regionalkammer Erzgebirge,
                                                                                                          Geschäftsführer der
                                                                                                          Regionalverkehr Erzgebirge GmbH
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4                                                              Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2019 · Inhalt

                                                                           Namen und Nachrichten

                                                                           Zehn Jahre Falkenauer                            180 Jahre Köhlerhütte-
                                                                           Nahversorgung                                    Fürstenbrunn

                                                                           Rund 180 Falkenauer gründeten vor                Seit 2005 wird die geschichts­trächtige
                                                                           mehr als zehn Jahren die Genossen­               Einkehrstätte von Heiko Schmidt
                                                                           schaft „Unser Laden Falkenau“.                   betrieben.

                                                      6                                                 Seite 6                                           Seite 9
    Gratulation zum 10-jährigen Bestehen. Foto: IHK

                                                                           Strukturwandel und Innovation im Erzgebirge

                                                                           Titelgeschichte                                  Anstiftung zur Innovation

                                                                           Redakteurin Gisela Bauer hat sich im Erzgebir­   Die IHK Regionalkammer Erzgebirge
                                                                           ge über Veränderungen durch den Strukturwan­     organisiert eine Veranstaltungsreihe
                                                                           del informiert.                                  „Anstiftung zu Innovation – Heute
                                                                                                                            schon an morgen gedacht…?“

                                                 10                                                             Seite 10                                Seite 15
    In der Wesko GmbH Stollberg werden u.a. auch
    Prüfadapter gefertigt. Foto: G. U. Dostmann

                                                                           IHK aktuell

                                                                           Abschreibungsregeln für                          Positives Fazit zur Wirtschaft
                                                                           digitale Güter                                   im Vogtland

                                                                           DIHK-Präsident Eric Schweitzer plä­              Das Präsidium der IHK Regionalkam­
                                                                           diert für neue Abschreibungsregeln für           mer Plauen hat ein positives Fazit der
                                                                           digitale Wirtschaftsgüter.                       wirtschaftlichen Entwicklung in der
                                                                                                                            Region gezogen.

                                                 16                                                   Seite 16                                          Seite 18
    Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung soll die
    Politik schnell handeln. Foto: Getty Images

                                                              Titelbild:
                             In der Wesko GmbH in Stollberg werden
                                 auch Steckverbindungen für E-Autos
                                      gefertigt. Foto: G. U. Dostmann
Strukturwandel und Innovation im Erzgebirge S. 10 - Forschung steuerlich fördern Vizekanzler Olaf Scholz zu Gast - IHK ...
Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2019 · Inhalt                                                            5

Für die Praxis

Ratgeber Recht                           Neues Leben in alten
                                         Mauern

Mit dem neuen Einwanderungs­gesetz       Brigitte Pfüller stellt die ca. 1800 er­
wird es für die Unternehmen in Zu­       baute Textilfabrik Camman Gobelin
kunft leichter, Fachkräfte aus Nicht-    Manufaktur in Braunsdorf vor.
EU-Staaten zu rekrutieren.

                          Seite 20                                    Seite 29                                                      29
                                                                                           Die Inhaber Torsten Bäz und Peggy Wunderlich.
                                                                                           Foto: W. Schmidt

IHK Service

IHK-Terminkalender                       Den EINEN Weg zum neuen
                                         Mitarbeiter gibt es nicht!
Die IHK bietet zahlreiche Veranstal­     In Freiberg fand ein Workshop zum
tungen und Seminare sowie Bera­          Thema „Kennen Sie schon…? – Wege
tungstermine und Sprechtage an. Alle     zum Finden neuer Mitarbeiter“ statt.
Termine für September bis Anfang Ok­

                                                                                                                                    33
tober auf einen Blick.
                          Seite 30                                    Seite 33
                                                                                           Alltag, Unternehmen, Arbeitnehmer befinden sich im
                                                                                           Wandel. Foto: Coloures-Pic, Fotolia

Aus- und Weiterbildung

IHK-Weiterbildungs-                      Endlich realisiert:
programm                                 Azubiticket in Sachsen

Gute Aufstiegschancen haben Teil­        Für einen Nahverkehrsverbund kostet
nehmer von IHK-Weiterbildungen.          das Ticket 48 Euro. Weitere Verbünde
Wir bieten an unseren IHK-Standorten     kosten jeweils 5 Euro zusätzlich.
eine große Auswahl von Weiterbil­
dungsveranstaltungen an.
                          Seite 36                                    Seite 37                                                      37
                                                                                           Azubis können seit August mit dem Sachsenticket
                                                                                           fahren. Foto: jenoche, Fotolia

Unsere IHK-Standorte                                                       Chemnitz
                                                                           Straße der Nationen 25
                                                                                                            Annaberg-Buchholz
                                                                                                            Geyersdorfer Straße 9a
                                                                           Tel. 0371/6900-0                 Tel. 03733/1304-0

                                          Freiberg                         Plauen                           Zwickau
                                          Halsbrücker Straße 34            Friedensstraße 32                Äuß. Schneeberger Str. 34
                                          Tel. 03731/79865-0               Tel. 03741/214-0                 Tel. 0375/814-0
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6                                      Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2019 · Namen und Nachrichten

Smarte Produktionstechnik auf „META-Ebene“
Durch Digitalisierung und Vernetzung lassen sich in der Produktionstechnik ganz
neue Potenziale nutzen. Von zentraler Bedeutung sind dabei smarte Automati­
sierungslösungen, da erst durch sie eine Überwachung und Regelung möglich
wird. Die Entwicklung solcher Lösungen hat sich das an der Technischen Uni­
versität Chemnitz gegründete Netzwerk „META - Manufacturing 4.0 durch Ent­
wicklung und Transfer progressiver Automatisierungslösungen“ zum Ziel gesetzt.
Gemeinsam mit Unternehmen aus der Fertigungstechnik und -überwachung, der
Elektronik, der Sensorik, der IT sowie interdisziplinären Wissenschaftlern wer­
den Produkte, Dienstleistungen und Verfahren für produzierende Unternehmen
im Mittelstand fokussiert. Mit der Bündelung unterschiedlicher Kompetenzen,
Experten und Interessen aus den Gebieten der Automatisierungs- und Produk­
tionstechnik sowie der Digitalisierung und Vernetzung werden aus problemori­
entierten (Teil-)Prozessen relevante Prozess- und Anlagendaten erfasst und durch
eine intelligente Informationsverdichtung zu Metadaten verarbeitet. So lässt sich
die gesamte Prozesskette, beginnend vom Rohteil bis zum fertigen Produkt, op­
timieren. Im Rahmen von themenübergreifenden Workshops und gemeinsamen
Arbeitstreffen sind interessierte Unternehmen herzlich eingeladen, sich von den     Foto: TU Chemnitz, Rene Apitzsch
vorhandenen Kompetenzen zu überzeugen und Hilfestellungen für das Zeitalter
von Industrie 4.0 zu erhalten. Weitere Informationen zum Netzwerk, das im Rah­      ministerium für Wirtschaft und Energie gefördert wird, finden Unternehmer unter:
men des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) durch das Bundes­          www.meta.tu-chemnitz.de

Geballtes Wissen für Führungskräfte der Region
                                                                                    Am 8. Juli luden die Wirtschaftsjunioren Zwickau zum Fachvortrag „Führung und
                                                                                    Vertrieb“. Das Speaker-Event lockte wieder zahlreiche Gäste an. Mit dem Gast­
                                                                                    redner, Globalcoach Frank Betker, haben sich die Wirtschaftsjunioren einen erfah­
                                                                                    renen Vertriebstrainer für ihre Vortragsreihe gesichert. So sorgte dieser bereits im
                                                                                    vergangenen Jahr für gute Stimmung und nachhaltigen Wissenstransfer.
                                                                                    Rund 50 geladene Führungskräfte und Vertriebsprofis folgten dem diesmaligen
                                                                                    Aufruf zur Weiterbildung und fanden sich gut gelaunt im First Inn Hotel ein. Hier
                                                                                    lauschten sie dem kurzweiligen Vortrag. Dass der Preis oft eine untergeordnete
                                                                                    Rolle im Vertrieb spielt und erfolgreiche Führung einer inneren Haltung folgt, wa­
                                                                                    ren dabei nur zwei Punkte des vermittelten Wissens.
                                                                                    „Wir möchten gern unser Wissen teilen und zur positiven Entwicklung der Wirt­
                                                                                    schaftsregion beitragen“, so Andreas Glöß, Vorsitzender der Wirtschaftsjunioren
Globalcoach Frank Betger. Foto: IHK                                                 Zwickau.                               Andreas Glöß, Wirtschaftsjunioren Zwickau

Zehn Jahre Falkenauer Nahversorgungsprojekt
Im Oktober 2008 gründeten rund 180 Falkenau­          folgreichen Projekte zur Sicherung der ländlichen
er die Genossenschaft „Unser Laden Falkenau“.         Nahversorgung am Markt zu bestehen. Um auch
Ende Juli 2009 öffnete dann das Ladengeschäft         in Zukunft die fußläufige Versorgung für die Fal­
der Genossenschaft im ehemaligen Kino des mitt­       kenauer Bürger sicherstellen zu können, müssen
lerweile zu Flöha gehörenden Ortes Falkenau sei­      sich Genossenschaftsmitglieder, Einwohner und
ne Türen für die Kunden.                              Stadtverwaltung weiterhin gemeinsam für das
                                                      Projekt engagieren.
Vorstandsvorsitzender Thilo Walther ist stolz, dass
                                                                                                             Jenny Göhler (IHK) überreicht Thilo Walther, Vorstandsvorsitzender der
es trotz ungünstiger Rahmenbedingungen gelun­         Die IHK gratulierte zum Jubiläum!                      „Unser Laden Falkenau“ eG, die Ehrenurkunde zum Firmenjubiläum.
gen ist, 10 Jahre später als eines der wenigen er­                                           Bert Rothe      Foto: IHK
Strukturwandel und Innovation im Erzgebirge S. 10 - Forschung steuerlich fördern Vizekanzler Olaf Scholz zu Gast - IHK ...
Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2019 · Namen und Nachrichten                 7

Neuhausen: Familienunternehmen feiert 25-jähriges Jubiläum
Der Nussknacker ist typisch für die Kultur und das Hei­   Ausstellung mit Kunstgewerbeverkauf gründete, mit
matgefühl im Erzgebirge. Familie Löschner hat vor 25      seiner Familie immer wieder etwas Neues einfallen.
Jahren daraus eine Geschäftsidee entwickelt und das       Neben zahlreichen Nussknackern erweiterte sich das
privat geführte Nussknackermuseum in Neuhausen            Unternehmen und neue Attraktionen kamen dazu.
aufgebaut. Über die Jahre sind 6.050 Nussknacker          Zum Museumskomplex gehört auch das technische
aus fast allen Teilen der Welt zusammengekommen,          Museum „Alte Stuhlfabrik“, in der Wohnkultur von
die in der Ausstellung bewundert werden können.           der Gründerzeit bis in die 1980er Jahre präsentiert
Das Museum kann sich mit zahlreichen Rekorden             wird, die weltgrößte Spieldose und ganz aktuell die
schmücken wie z. B. „Größter funktionsfähiger Nuss­       „Motorradausstellung am Nussknackermuseum“.
knacker der Welt“ und „Größte Nussknackersamm­
lung der Welt“.                                       Die IHK Chemnitz wünscht Familie Löschner weiterhin
                                                      viel Begeisterung und kreative Ideen, um das Nuss­
Es ist nicht selbstverständlich, dass eine Geschäfts­ knackermuseum erfolgreich in die nächste Generati­
idee über so lange Zeit Erfolg hat. Dafür ließ sich on zu führen. Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum!
Uwe Löschner, der das Unternehmen bereits 1990 als                                       Dr. Cindy Krause

Excellence-Award für
                                                                                                                Foto: IHK

Lichtenauer Unternehmer
                                                                                                                            ANZEIGE
Anfang Juni fand in Stuttgart der 1. Internationale Speaker-Slam statt. Unter den
auftretenden 66 Rednern war auch der Unternehmer Frank Suchy, Geschäftsinha­
ber der Suchy Messtechnik, Lichtenau. Jeder Teilnehmer hatte fünf Minuten Zeit,
um das Publikum und die namhafte Experten-Jury zu überzeugen. In seiner Rede
zum Thema „Visionäre Unternehmensführung“ gab er Einblick in sein Leben und
seine unternehmerische Tätigkeit als Produzent von präzisen, hochwertigen Mess­
geräten, die weltweit ausgeliefert werden. Frank Suchy wurde für seine hervor­
ragende Leistung mit dem Excellence-Award geehrt. www.suchy-messtechnik.de

Foto: obs/Suchy Messtechnik

Deutscher Buchhandlungspreis 2019
118 Buchhandlungen werden am 2. Oktober in Rostock mit dem Deutschen Buch­
handlungspreis ausgezeichnet. Erst bei der Festveranstaltung erfahren die nomi­
nierten Buchhandlungen, ob sie 7.000 Euro (hervorragende Buchhandlungen),
15.000 Euro (besonders herausragende Buchhandlungen) oder 25.000 Euro (bes­
te Buchhandlungen) erhalten. Eine unabhängige Jury mit Experten der Branche
hat in diesem Jahr aus 467 Bewerbungen die Sieger ausgewählt.
Unter den Siegern sind auch zwei Unternehmen aus dem IHK-Bezirk Chemnitz –
der Taschenbuchladen Freiberg und die Buchhandlung Universitas in Chemnitz.
Die IHK Chemnitz gratuliert herzlich zu der Auszeichnung!            Bert Rothe
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8                                          Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2019 · Namen und Nachrichten

Feinkosthaus Matthes feiert 140-jähriges Bestehen
                                                                 begann, wird heute als Fachgeschäft für Delikates­           reichen Hauses. Spezialisiert hat man sich vor allem
                                                                 sen & Erlesenes aus aller Welt fortgeführt. Im Laufe         auf Waren aus dem mediterranen Raum.
                                                                 der Firmenhistorie kämpfte sich das familiengeführ­
                                                                 te Unternehmen erfolgreich durch die Kriegs- und             Jochen Matthes hat höchste Ansprüche an die Quali­
                                                                 Nachkriegsjahre, die Weltwirtschaftskrise oder kom­          tät seiner Produkte. Seit 1991 ist er Mitglied im Cor­
                                                                 plizierte politische Umstände zu DDR-Zeiten. In den          pus Culinario, der Gemeinschaft führender Delikates­
                                                                 30er Jahren wurde parallel zum Geschäft die Teich­           sen-Kaufleute. Aber nicht nur Qualität, sondern auch
                                                                 wirtschaft betrieben. Forellen und Co. wurden nicht          Kundenservice wird im Geschäft großgeschrieben.
                                                                 nur im eigenen Laden verkauft, sondern auch in um­           Dienstleistungen wie die Herstellung von Präsenten,
                                                                 liegende Einrichtungen geliefert. Für die Kompetenz          Partyservice, Mittagessen im Feinschmecker-Bistro
                                                                 im Bereich Fisch ist das Geschäft schon seit der Fir­        und die Organisation diverser Events im Brunnenge­
                                                                 mengründung bekannt – der Name „Fisch-Matthes“               wölbe runden die breite Angebotspalette ab.
Gert Bauer, Präsident der Regionalkammer Erzgebirge (r.), gratu­ kursiert im Volksmund noch immer.
liert Jochen Matthes zum Jubiläum. Foto: IHK
                                                                 Nach der Wende übernahm Jochen Matthes den Fa­               Im Mai 2019 konnte das Feinkosthaus im Herzen der
                                                                 milienbetrieb, den er heute in der mittlerweile fünften      Stadt Aue auf seine 140-jährige Erfolgsgeschichte
Seit 1879 ist das Feinkosthaus Matthes Anlaufpunkt Generation führt. Fleisch, Fisch, Käse, Pasta, Con­                        zurückblicken. Gert Bauer, Präsident der Regional­
für Gourmets aus Aue und Umgebung. Was damals fiserie, aber auch edle Whiskys und Weine gehören                               kammer Erzgebirge, gratulierte im Namen der IHK
mit der Eröffnung einer Fisch- und Wildtierhandlung inzwischen zum vielfältigen Sortiment des traditions­                     Chemnitz herzlich zum Jubiläum.       Janine Nicke

50 Jahre Frieder Partzsch KG in Seiffen
Doch die Wurzeln reichen wesentlich weiter zurück. 1904 – also vor 115 Jahren
– gründete der Großvater des heutigen Firmenchefs das Transportunternehmen
Robert Eugen Kluge. Ein Onkel führte das Unternehmen durch die schwierigen
Zeiten des 2. Weltkrieges und dessen Nachwirkungen. Im Jahr 1969 übernahm
Frieder Partzsch die Geschicke des Unternehmens, das bis zur Wende Möbel- und
Gütertransporte im Nah- und Fernverkehr durchführte.

Die Nachwende brachte nicht nur neue Kunden und Märkte, sondern auch neue
Konkurrenten, die auf den Markt drängten und das nicht nur mit lauteren Mit­
teln. Aber langjährige Praxis und Zuverlässigkeit, u.a. als anerkannter AMÖ-
Fachbetrieb (Zertifikat im Möbel- und Umzugsverkehr) setzte sich letztendlich
auch in schwierigen Zeiten bei den Kunden durch. Die wachsende Fahrzeugflot­                Jana Dost, Geschäftsführerin der Regionalkammer Chemnitz (r.) gratuliert Frieder Partzsch (3.v.l.)
te und die Fortführung des Unternehmens in der nächsten Generation führten                  und seiner Familie zum Firmenjubiläum. Foto: IHK
dazu, dass sich das Seiffener Traditionsunternehmen nach einem neuen Standort
umsehen musste und diesen an der neuen Teilortsumgehung in Olbernhau auch                   Neben den traditionellen Leistungen im Nah- und Fernverkehr und der Umschlags­
fand. 1996/97 wurden dort neben den notwendigen Stellplätzen eine Lagerhal­                 logistik betreibt das Unternehmen seit 2009 einen KfZ-Service für Nutzfahrzeuge
le für den Güterumschlag, eine Reparaturwerkstatt sowie Betriebstankstelle und              als freie Werkstatt. Die IHK wünscht dem Unternehmen alles Gute.
Waschanlage errichtet.                                                                                                                                      Dietmar Richter

   IHK gratuliert:                      Köhlerhütte-Fürstenbrunn, Grünhain-Beierfeld, zum 180-jährigen Firmenjubiläum, Max Knobloch Nachf. GmbH, Döbeln
                                        zum 150-jährigen Firmenjubiläum, Autohaus Gerstenberger GmbH, Chemnitz zum 125-jährigen Firmenjubiläum, H. Lud-
                                        wig & A. Tresper-Dix Orthopädie-Technik GbR, Stollberg zum 60-jährigen Firmenjubiläum, Wohn- und Pflegezentrum
                                        Annaberg-Buchholz zum 60-jährigen Firmenjubiläum, Frieder Partzsch KG, Kurort Seiffen zum 50-jährigen Firmenjubiläum,
                                        IFA Ferienpark Schöneck GmbH, Schöneck/Vogtl. zum 25-jährigen Firmenjubiläum, Gaststätte zum Postgut, Hohenstein-
                                        Ernstthal, Axel Rottluff zum 25-jährigen Firmenjubiläum, Entwicklung und Fertigung Eßbach GmbH & Co. KG, Freiberg zum
                                        25-jährigen Firmenjubiläum, Landhaus Puschke GmbH, Augustusburg zum 25-jährigen Firmenjubiläum, Buchhandlung „Bei
                                        St. Annen“, Annaberg-Buchholz zum 20-jährigen Firmenjubiläum, KoSytec Systemhaus GmbH, Freiberg zum 20-jährigen
                                        Firmenjubiläum, Landschaftsgestaltung, Straßen-, Tief- und
                                        Wasserbau GmbH, Freiberg zum 20-jährigen Firmenjubiläum                                    Herzlichen Glückwunsch!
Strukturwandel und Innovation im Erzgebirge S. 10 - Forschung steuerlich fördern Vizekanzler Olaf Scholz zu Gast - IHK ...
Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2019 · Namen und Nachrichten                                               9

180 Jahre Köhler­hütte-
                                                                                                                                                              ANZEIGE

Fürstenbrunn
Knarrende Dielen, rustikale Stühle, eine Zeitreise ins Jahr 1920: Will­
kommen in der historischen Köhlerstube der Köhlerhütte-Fürsten­
brunn. Stolz präsentiert Heiko Schmidt das Herzstück seines Hotels
und Restaurants, welches vor fast einhundert Jahren im Gedenken an
den sächsischen Prinzenraub von 1455 eingerichtet wurde. Auf dieses
bedeutende Ereignis geht nämlich die Geschichte des tra­ditionsreichen
Hauses in Waschleithe, einem Ortsteil der Stadt Grünhain-Beierfeld,
zurück. Der Ritter Kunz von Kauffungen fühlte sich vom damaligen
Kurfürsten um Geld und Güter betrogen, woraufhin er die beiden Prin­
zen Ernst und Albrecht entführte. Auf seiner Flucht über die böhmische
Grenze durchquerte er das Waldgebiet am heutigen Fürstenberg, wo
erzgebir­gische Köhler dem räuberischen Treiben ein Ende bereiteten.
Köhler Georg Schmidt stellte den verzweifelten Ritter und befreite den
Thronfolger Prinz Albrecht aus dessen Gewalt.

Damit diese Heldentat nicht in Vergessenheit gerät, wurde 1822 ein
Obelisk auf dem historischen Boden errichtet. Häufige Beschädigun­
gen erforderten später den Bau eines Blockhauses zum Schutz des
Denkmals und damit auch der Prinzenraub-Geschichte: die Köhlerhüt­
te-Fürstenbrunn. Seit 1839 führte ihr erster Wächter, ein Steiger aus
Raschau, diese schon als Gaststätte. Heute können wir also auf 180
Jahre Gastronomie am Fürstenberg zurückblicken!

                                                                             Ihr Fiat Professional Partner:

Hotelier Heiko Schmidt. Foto: Köhlerhütte-Fürstenbrunn

Seit 2005 wird die geschichtsträchtige Einkehrstätte von Heiko                                   Händler für PKW und Transporter
Schmidt betrieben. Und nicht nur das: Der Hotelier trat auch in die                       Gewerbegebiet Nord-West 23 · 08228 Rodewisch
                                                                                            Tel. 03744/35175-0 · Fax: 03744/35175-29
Fußstapfen seines historischen Namensvetters Georg Schmidt und
                                                                                                    www.autohausmoeckel.de
erlernte das Köhlerhandwerk. Die Wahrung alter Traditionen spielt im
                                                                                            Finden Sie uns – dann finden Sie uns gut!
familiengeführten Unternehmen eine ebenso große Rolle wie erst­
klassiges zeit­gemäßes Hotel­management. Nachdem 2016 die Küche
erneuert wurde, erstrahlen die Gästezimmer seit letztem Jahr in einem
modernen und gemütlichen Landhausstil. Beide Vorhaben wurden                 Nachdem sich im Mai bereits 30 Gewerbetreibende zum gemeinsamen Aus­tausch in
ausschließlich mit regionalen Partnern realisiert.                           Ehrenfriedersdorf getroffen haben, lädt die IHK Chemnitz interessierte Händler, Dienst­
                                                                             leister & Gastronomen am 23. September, von 9 - 12 Uhr zum Branchenfrühstück in
Heiko Schmidt ist Hotelier, Hobbyköhler und engagierter Netzwerker           die Köhlerhütte-Fürstenbrunn ein.
mit Herz. Zum IHK-Branchenfrühstück der Regionalkammer Erzgebir­             Weitere Infos zur Veranstaltung finden Sie auf www.chemnitz.ihk24.de, Such-Nr.
ge, welches im Herbst in die zweite Runde geht, wird er einen kleinen        123123319. Ansprechpartnerin: Janine Nicke, Tel. 03733/1304- 4124
Einblick in sein persönliches Netzwerk geben.
Strukturwandel und Innovation im Erzgebirge S. 10 - Forschung steuerlich fördern Vizekanzler Olaf Scholz zu Gast - IHK ...
10                                                       Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2019 · Inhalt

Zur Produktpalette der Wesko GmbH Stollberg gehören Präzisionsprüfadapter. Foto: G. U. Dostmann

Strukturwandel und
Innovation im Erzgebirge
Einen Königsweg gibt es nicht

Von Gisela Bauer
Titelgeschichte: Strukturwandel und Innovation im Erzgebirge                                     11

                     Die Industrieregion Erzgebirge wurde vor mehr als 800 Jahren durch den Silberbergbau be­
                     gründet. Diese besondere Prägung mit ihrer Ausstrahlung auf alle Lebensbereiche und Wir­
                     kung bis in die Gegenwart ist einzigartig und von universellem Wert für die Menschheit – die
                     UNESCO hat das Anfang Juli mit der Anerkennung als Welterbe besiegelt. Wirtschaftliche Tä­
                     tigkeit bedeutete und bedeutet immer auch Veränderung, in der globalisierten und vernetzten
                     Welt von heute öfter denn je. Um kleine und mittlere Unternehmen beim Strukturwandel zu
                     unterstützen, startet die IHK Regionalkammer Erzgebirge am 8. Oktober die Veranstaltungs­
                     reihe „Anstiftung zur Innovation – Heute schon an morgen gedacht?“. Welche Ideen die Re­
                     gion voranbringen, was in diesem Prozess förderlich oder auch hinderlich ist, zeigt „Wirtschaft
                     Südwestsachsen“ an Beispielen aus der traditionellen Branche Werkzeugbau und dem für das
                     Funktionieren nicht nur der Wirtschaft immer wichtigeren Bereich Verkehr/Logistik.

                      Anstiftung zur Innovation –
                      Heute schon an morgen gedacht?
Ein Mittelständler, der nicht über Fachkräfte­   musste Götze niemand. Er gründete das Un­
mangel klagt, ein Spediteur, der nicht selber    ternehmen bereits mit 18 Jahren, weil er lo­
auf dem „Bock“ sitzt, ein Erzgebirger, der       gistische Prozesse spannend fand. Das Taxi-
nicht über schlechte Straßen meckert – Jan       Unternehmen des Vaters bot kein richtiges
Götze ist alles in einer Person und damit        Potenzial, um sich zu verwirklichen. Ohne
herzerfrischend anders. Bei der Fahrlogistik     dessen Hilfe wäre aber sicher vieles so nicht
Götze mit Sitz in Zschopau ist die Digitali­     möglich gewesen, wie er zugibt.
sierung ein wichtiges Werkzeug im Tagesge­
schäft. „Wir müssen mit unseren Kunden, zu       Zuwider sind Jan Götze bürokratisches
90 Prozent Konzerne, mithalten. Beispiels­       Denken und Rahmenbedingungen, die un­
weise haben wir eine eigene Software fürs        ternehmerische Initiative ausbremsen. So
Controlling und die Auftragsvermittlung ent­     steht aus seiner Sicht der Datenschutz der
wickelt. Auch arbeiten wir an einer Lösung       Notwendigkeit zur Fahrzeugdigitalisierung
zur Fuhrparkauswertung. Letztlich geht es        kontraproduktiv entgegen. Gleiches träfe
darum, die Effizienz der Fahrzeuge zu ver­       auf einige gesetzliche Bedingungen zu, die
bessern, um dem Kunden einen guten Preis         sich mit der modernen Zeit nicht vereinbaren
bieten zu können“, zählt der 33-Jährige auf.     ließen. „Aktuell planen wir ein neues Logis­
                                                 tikzentrum für unsere Kunden. Hier wollen
Die Herausforderung sei, die Digitalisierung     wir eigentlich auch eine Lang-Lkw-Tour
im richtigen Maße zu nutzen, ohne die Öko­       zwischen Bayern und Chemnitz einrichten“,
nomie aus dem Auge zu lassen. Ungewöhn­          nennt Götze ein Beispiel. Allein, die dafür er­
lich auch die Personalpolitik des Unterneh­      forderliche Ausnahmegenehmigung für ein
mens. „Für gute Leute finde ich immer einen      kurzes Stück Bundesstraße in Chemnitz wird                        Jan Götze, Fahrlogistik Götze, Zschopau.
                                                                                                                                      Foto: G. U. Dostmann
Platz und stelle fast ausschließlich initiativ   von den sächsischen Behörden derzeit nicht
ein. Ich versuche gute Arbeitsbedingungen,       bearbeitet. Man wisse ja nicht, wie sich die
flexible Schichten und eine familiäre At­        künftige Staatsregierung zur Zulassung von
mosphäre zu schaffen“, sagt der Chef. Im         Lang-Lkw positioniere, lautet die Auskunft
Erzgebirge spricht es sich offenbar 'rum, ob     an das Unternehmen.
man gut oder schlecht ist. Dazu „anstiften“
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  12                                                 Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2019 · Inhalt

                                                                                Wenn man richtig mit jungen
                                                                                Menschen arbeitet, kann man
                                                                                sie zu etwas bringen.

                                                            der Automobilindustrie bedeutet für uns verstärkte        Voraussetzung, auch müsste es dann mehr Fahrleh­
                                                            Neukundengewinnung“, sagt der Seniorchef.                 rer im Lande geben. Aber: „Junge Menschen sollten
Geschäftsführer Michael Wolf und Seniorchef Martin          Um vorbereitet zu sein, ist gutes Personal vonnöten.      frühzeitig an verantwortungsvolle Tätigkeiten heran­
Wolf, Spedition und Gütertransport Wolf GmbH,               In Scheibenberg wird seit Jahren ausgebildet. Passen­     geführt werden. Sie dürfen mit 16 Moped und kleine
Scheibenberg. Fotos (2): G.U. Dostmann                      de Azubis zu finden, werde aber immer schwieriger.        Motorräder fahren, in der Landwirtschaft lernen sie
                                                            Keiner wolle mehr in Schichten arbeiten oder sein         mit 16 auf dem Traktor, aber Gabelstapler ist nur mit
                                                            Leben mit Fernfahrten fristen. Außerdem sei das Bild      Ausnahmegenehmigung erlaubt und Lkw noch spä­
Hinter der Spedition und Gütertransport Wolf GmbH           des Berufskraftfahrers durch die Medien verzerrt. Die     ter.“ Im ländlichen Raum könnten davon viele Firmen
steht eine ganz andere Familien- und Firmengeschich­        Firma wendet viel Kraft für Praktika, Einstiegsquali­     profitieren, denn nicht selten scheiterten Lehrverträge
te, die 1889 mit der Gründung eines Fuhrgeschäfts in        fizierung und Berufsvorbereitendes Jahr auf. „Wenn        daran, dass 16- oder 17-jährige Schulabgänger nicht
Scheibenberg begann. Der heute 75-jährige Martin            man richtig mit jungen Menschen arbeitet, kann man        ohne Umstände zu Berufsschule oder Ausbildungs­
Wolf hat den Betriebsteil des volkseigenen Kraftver­        sie zu etwas bringen“, ist Wolfs Überzeugung.             betrieb gelangten, weil kleine Orte vom Busverkehr
kehrs 1990 privatisiert und später seine beiden Söh­                                                                  abgehängt seien. Mit Wehmut schaut Wolf deshalb
ne und seinen Neffen Lars Willimowski – die inzwi­          Ein zusätzlicher Weg zu mehr Berufsnachwuchs wie          auch auf die vom Regelverkehr abgekoppelte Bahn­
schen 5. Generation – mit ins Boot geholt. Für Martin       auch zu Perspektiven für junge Leute im Erzgebirge        strecke Schwarzenberg - Annaberg-Buchholz, mit der
Wolf ist wichtig, sich als langjähriger Dienstleister für   könnte der „Führerschein mit 17“ sein. Martin Wolf        Scheibenberg einst gewachsen sei. Er ist überzeugt,
Unternehmen der Region zu behaupten und Arbeits­            spricht sich klar dafür aus, dass 17-Jährige allein Pkw   dass 80 Prozent der Stahltransporte aus dem Ruhrge­
plätze im oberen Erzgebirge zu halten. „Wir fahren          fahren dürfen: „Das wäre eine Chance, dass sie nicht      biet mit der Eisenbahn in die Region gebracht werden
sehr viel Stahlerzeugnisse und Autozulieferprodukte,        nur wegfahren, sondern hier ins Leben einsteigen          könnten – ohne dass Speditionen deshalb arbeitslos
sind aber insgesamt breitgefächert. Der Wandel in           können.“ Natürlich gälte persönliche Eignung als          würden.
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                                             Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2019 · Inhalt                                                         13

Dem Gedanken an öffentlichen Verkehr auf der romanti­
schen Strecke erteilt Thomas Proksch, Bürgermeister für
Wirtschaft und Bau in Annaberg-Buchholz, eine deutliche
Absage. Dort geschieht jetzt viel Bedeutsameres, das weit
übers Erzgebirge hinausreicht. Die Bahnstrecke ist eine we­
sentliche Voraussetzung für den sogenannten Smart Rail
Connectivity Campus (SRCC), ein europaweit einzigartiges
Forschungsprojekt rund ums automatisierte Fahren auf der
Schiene unter Federführung der Technischen Universität
Chemnitz und der Stadt Annaberg-Buchholz. Das Bundes­
forschungsministerium stellt dafür in den nächsten fünf Jah­
ren rund zehn Millionen Euro zur Verfügung. Zu den derzeit
rund 120 Projektpartnern gehören internationale Konzerne
genauso wie regionale Mittelständler und innovative Start­
ups. „Es entstehen wissenschaftliche Arbeitsplätze, an die
sich mittelständische Unternehmen andocken können, und
neue Wertschöpfungsketten. Das Projekt sorgt dafür, dass
Leute in die Region kommen, die wir sonst nicht hätten. Und
wir hoffen auf einen gewissen ‚Klebeeffekt‘ - dass Unter­
nehmen sagen, hier passen die Bedingungen für uns, hier
bleiben wir“, erläutert Proksch.                                                                     Thomas Proksch, Bürgermeister für Wirtschaft
                                                                                                 und Bau, Annaberg-Buchholz. Foto: Ronny Küttner

Es entstehen wissenschaftliche Arbeitsplätze,
an die sich mittelständische Unternehmen
andocken können ...
Für eine dauerhafte Etablierung als Hightech-Innovationsre­    seite. Nachzusteuern gälte es z. B. bei ÖPNV und medizini­
gion reichen fünf Jahre und das Geld vom Bund bei weitem       scher Versorgung auf dem Lande. „Das Gesamtpaket muss
nicht. Die Kreisstadt ist mit ihren Stadtwerken bereits bei    stimmen. Dazu gehören auch Offenheit, Freundlichkeit und
der Bereitstellung von schnellem Internet für Unternehmen      Service“, sagt Proksch. Die wachsenden Herausforderungen
und Bürger in Vorleistung gegangen, hat rund 150 Kilometer     im touristischen Bereich dank des Welterbetitels könnten da
eigenes Netz verlegt, davon etwa die Hälfte Glasfaserkabel.    so etwas wie eine Generalprobe sein.
Auch entlang der Bahn-Teststrecke soll noch dieses Jahr die
schnelle Datenleitung kommen, wovon nicht nur die For­
scher, sondern auch die Anlieger profitieren. Außerdem, so
Proksch, laufen Gespräche mit dem Freistaat über ein In­
vestitionspaket von rund 36 Millionen Euro. Das Geld soll
vor allem in die kommunale Infrastruktur, in den Ausbau des
Bahnhofsgebäudes Annaberg-Buchholz Süd als Herzstück
des Campus und in eine Forschungshalle der TU Chemnitz
am Standort fließen.

Darüber hinaus, davon ist der Bürgermeister fest überzeugt,
müssen Stadt und Region mehr für sich werben, um junge
Menschen dauerhaft ins Erzgebirge zu locken. Neben span­
nenden Jobs stünden bezahlbares Wohnen, kurze bis keine
Wartezeiten bei Kita-Plätzen, moderate Lebenshaltungs­
kosten, ein gutes Kultur- und Freizeitangebot auf der Haben­

                                                                                                                             Quelle: www.smart-rail.cc
14                                         Titelgeschichte: Strukturwandel und Innovation im Erzgebirge

                                                                                                                   Die Geschäftsführer Michael Wiesehütter
                                                                                                                   (li.) und Andreas Hildebrandt, Wesko
                                                                                                                   GmbH, Stollberg.
                                                                                                                   Fotos (3) : G. U. Dostmann

Mit der Schlagzeile „Wesko erweitert sich auf fast       der E-Mobilität spielt Gewichtseinsparung eine große      Einen Königsweg zu Innovationen gäbe es nicht.
das Doppelte“ sorgte ein Unternehmen aus Stollberg       Rolle, sodass hierfür Kunststoffteile geradezu präde­     Diese entstünden sowohl aus Kundenanforderungen
im Sommer für Aufsehen. Gemeint ist eine neue Hal­       stiniert sind und wir als Werkzeugbauunternehmen          als auch im Ergebnis von geförderten F&E-Projekten
le für Fertigung und Logistik infolge eines Umsatz­      und Kunststoffserienfertiger profitieren können.“         im Verbund mit anderen Unternehmen, Hochschu­
wachstums von jeweils ca. 15 Prozent in den letzten      Gleiches gälte für den Geschäftsbereich Prüftechnik,      len und Forschungseinrichtungen. Aktuell ist Wes­
beiden Geschäftsjahren. Mit Produkten für die E-Mo­      in dem Wesko u. a. als Ausrüster für Batterieprüfstän­    ko an drei bis vier solcher Projekte beteiligt. Dabei
bilität oder dem Textil-Elektronik-Forschungsprojekt     de aktuell eine gute Auftragslage verzeichnet.            weiß Wiesehütter, dass Forschung und Entwicklung
Inmouldtronic, die man bei einem Werkzeugbauer                                                                     immer auch das Risiko vergeblicher Aufwendungen
zunächst so nicht erwartet, ist die Wesko GmbH of­       Das Unternehmen vollzieht den Strukturwandel              bergen. „Häufig sind entlang des Innovationspfades
fenbar auf der Höhe der Zeit. Wie das Unternehmen        sozusagen gleichlaufend mit seinen Kunden. Gilt E-        die Schritte Ideenfindung und meist auch Problem­
neue Produkte und Kunden ins Visier nimmt, verrät        Mobilität landläufig oft als „Killer“ der klassischen     lösung/technische Umsetzung noch darstellbar, die
Geschäftsführer Michael Wiesehütter: „Als Komplett­      Automobilzuliefererindustrie, ist hier laut Wiesehütter   wirtschaftliche Verwertung bzw. Vermarktung stellt
anbieter für innovative Präzisionslösungen vom Pro­      doch eine differenziertere Betrachtung notwendig:         dann aber eine größere Herausforderung dar“, sagt
totypen bis hin zum serienreifen Teil bieten wir unse­   „Zulieferer im Bereich Antriebsstrang müssen sich         er. KMU könnten ihr wirtschaftliches Risiko allerdings
ren Kunden neben dem Werkzeug- und Formenbau             und ihr Geschäftsmodell sicherlich verändern, in den      durch Einbindung in geförderte F&E-Verbundvorha­
ein umfassendes Leistungsspektrum in der Serienfer­      von uns bedienten Bereichen Elektrik/Elektronik oder      ben reduzieren. Zudem begünstige interdisziplinäre
tigung von Spritzgussteilen und darüber hinaus im        auch Interieur sind dagegen sogar Zuwächse zu er­         Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und For­
Bereich Prüftechnik/Sondersteckverbinder. Gerade in      warten.“                                                  schungseinrichtungen Innovationen.
Titelgeschichte: Strukturwandel und Innovation im Erzgebirge                                                   15

                                                        Wenn das Lebensumfeld nicht passt,
                                                        ist man anfälliger für Wegzug.
                                                        Mario Pfaff, Geschäftsführer der Wesoba Werkzeug-           Energie- und Umweltaspekte. „In Forschungsthemen
                                                        und Sondermaschinenbau GmbH in Schwarzenberg,               mit der TU Chemnitz befassen wir uns mit der Bearbei­
                                                        sieht sein Unternehmen in der sächsischen Innova­           tung hochfester Faserverbundmaterialien für leichtere
                                                        tionslandschaft gut verortet und für den industriellen      Karosserien“, nennt Pfaff einen Beitrag von Wesoba
                                                        Strukturwandel gewappnet. Seit der Gründung 1992            dazu.
                                                        ging mit wachsenden Kundenanforderungen eine ste­
                                                        tige Weiterentwicklung einher, die auch ständige Wei­       Mehr als ein Drittel seiner knapp 90 Mitarbeiter sind
                                                        terbildung der Mitarbeiter erfordert. „Wir brauchen         ingenieurtechnisches Personal. Die TU Chemnitz, die
                                                        Leute, die wissbegierig und aufgeschlossen sind. Die        Westsächsische Hochschule Zwickau sowie die Be­
                                                        Einstellung ‚Das haben wir schon immer so gemacht‘          rufsakademien in Glauchau und Riesa sind die vor­
                                                        ist bei uns fehl am Platze“, sagt Pfaff. Zu den Zu­         rangigen „Quellen“ dafür. Durch das BSZ in Aue sei
                                                        kunftsaussichten des Werkzeugbaus als traditioneller        auch eine qualitativ hochwertige Berufsausbildung
                                                        erzgebirgischer Branche will er sich nicht festlegen. Als   gegeben. „Gute Facharbeiter muss man selber heran­
                                                        Dienstleister sei sie von der Investitionsgüterindustrie    ziehen“, betont der Geschäftsführer. Abwerben könne
                                                        abhängig und die bereits praktizierte Verlagerung von       man kaum, da überall Leute fehlten. Umso wichtiger
                                                        Werkzeugproduktion nach China bringe Qualitäts­             seien gute Standortbedingungen. „Wenn das Lebens­
                                                        probleme und unerwünschte Abhängigkeit mit sich.            umfeld nicht passt, ist man anfälliger für Wegzug“,
                                                        „Es wird zum Teil schwierig werden und Ausdünnun­           glaubt der 55-Jährige. Man müsse investieren, wo das
                     Mario Pfaff, Geschäftsführer
                                                        gen geben“, schätzt Pfaff.                                  Geld verdient werde. Das beträfe auch die Politik. Jah­
                         Wesoba Werkzeug- und
                     Sondermaschinenbau GmbH                                                                        relang seien die Verkehrsinfrastruktur und der Ausbau
                 Schwarzenberg. Foto: W. Schmidt        Bei Wesoba sei nach wie vor das Automobil das zen­          der Datenleitungen im Erzgebirge vernachlässigt wor­
                                                        trale Thema: „Es ist die Branche mit der Haupt-Wert­        den. Das geschlossene Freibad in Schwarzenberg und
                                                        schöpfung in Deutschland. Wir haben uns an deren            die Ausdünnung der Schullandschaft seien nachteilig
                                                        sehr stringenten Anforderungen ausgerichtet und viel        für Familien. „Notwendig sind zumindest mittelzentra­
                                                        gelernt.“ Hatten die ersten Form-Werkzeuge für Au­          le Schulstandorte in Gemeinden mit zahlreichen Orts­
                                                        toteile noch die Größe eines Schuhkartons, seien die        teilen. Es darf nicht sein, dass Kinder auf dem Schul­
                                                        Aufgaben heute viel komplexer. Die Autobauer legten         weg umsteigen müssen“, fordert Pfaff als öffentliche
Problem Straßenbau                                      immer mehr Wert auf Design und Oberflächen sowie            Daseinsvorsorge.

Keine wirtschaftliche Entwicklung ohne Verkehr,
kein Verkehr ohne Straßen. Den IHK-Arbeitskreis
Verkehr ärgert besonders, wenn kommunale Infra­              Anstiftung zur Innovation
strukturvorhaben an mangelnder Kommunikation
scheitern: Wie AK-Mitglied Thomas Proksch berich­            Für die deutsche Wirtschaft ist der Mittelstand eine wichtige Säule. Oftmals inhabergeführte kleine und
tet, mussten die 2019/20 in Annaberg geplanten               mittlere Unternehmen stehen täglich vor der Aufgabe, große soziale Verantwortung mit Innovationskraft
Maßnahmen bis Oktober 2018 zur Förderung beim                zu kombinieren.
Freistaat angemeldet werden. Nach monatelanger
„Funkstille“ wurde im Mai eine Maßnahme zuge­                Unsere Veranstaltungsreihe „Anstiftung zur Innovation – Heute schon an morgen gedacht…?“ geht der
wiesen, die nun unabhängig von den lokalen Prio­             Frage nach, wie der Mittelstand von heute mit Nischenstrategien auch morgen noch zukunftsfähig sein
ritäten und Planungen realisiert werden muss. „An            kann.
einer rechtzeitigen und verlässlichen Bestätigung
hängen unsere Haushaltplanung, die Planungen                 Der Veranstaltung am 8. Oktober folgen vertiefende Workshops. Die Konferenz „Anstiftung zur Innova­
der Baubetriebe und nicht zuletzt die Erreichbar­            tion – Ohne Profil in der Spur bleiben“ am 28. November in Oelsnitz rundet die Veranstaltungsreihe ab.
keit der Region. Die Koordination von Arbeiten
verschiedener Versorgungsträger ist dann fast nicht          Zu unserer Auftaktveranstaltung am 8. Oktober, von 10 - 15 Uhr laden wir herzlich ein.
mehr zu gewährleisten. Von den Folgen, wenn Stra­
ßen mehrmals aufgerissen werden müssen, ganz                 Ort: Zinnerz Ehrenfriedersdorf GmbH, Veranstaltungsräume Am Sauberg,
zu schweigen. Die Verantwortlichen hätte einfach             Am Sauberg 1, 09427 Ehrenfriedersdorf
eher mit uns reden sollen“, sagt Proksch. Das Wirt­
schaftsministerium habe inzwischen zugesagt, die             Anmeldung: Marie Reuter, Tel. 03733/1304-4116 oder online
Abstimmung künftig zu verbessern.
16                                            Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2019 · IHK aktuell

                                           Neues aus Berlin & Brüssel

Abschreibungsregeln für digitale Wirtschaftsgüter überfällig
Berlin. DIHK-Präsident Eric Schweitzer plädiert für neue Abschreibungsregeln für
digitale Wirtschaftsgüter. „Insbesondere Wirtschaft 4.0 macht zusätzliche Inves­
titionen in den Unternehmen erforderlich. Zugleich müssen vorhandene Anlagen
von den Betrieben schneller abgeschrieben werden. Doch all das geschieht bis­
lang mit den technologiebedingt veralteten Vorgaben aus dem Jahr 2001,“ be­
tonte Schweitzer.
Angesichts der strukturellen Herausforderungen und der aktuellen konjunktu­
rellen Abschwächung sollte die Politik jetzt schnell handeln. „Langwierige De­
taildiskussionen um die richtige Abgrenzung der relevanten Investitionen gilt es
aus Sicht der Betriebe zu vermeiden“, so Schweitzer. „Stattdessen ist die zeitlich
begrenzte Einführung einer pauschalen Verkürzung aller Abschreibungszeiträu­
me angezeigt. Das brächte den Unternehmen schnell notwendige Entlastungen
und verschaffte den Finanzbehörden die erforderliche Zeit, um die sogenannten
AfA-Tabelle neu aufzustellen. Anschließend sollte dann auch eine regelmäßige
Aktualisierung erfolgen – etwa spätestens alle fünf Jahre.“
                                                            Jens Gewinnus, DIHK      Foto: GettyImages

Plan- und Genehmigungsverfahren beschleunigen
                                                         Berlin. Die Betriebe brauchen dringend schnellere       zu vermeiden“, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer
                                                         Plan- und Genehmigungsverfahren. Bis eine Bau­          Martin Wansleben. „Beispielsweise kann dies durch
                                                         genehmigung erteilt wird, gehen Monate, wenn            eine Integration von Plan- und Zulassungsverfahren
                                                         nicht sogar Jahre ins Land. „Aus Sicht der Wirtschaft   in das Baurecht erfolgen. Dies hat den Vorteil, dass
                                                         sollten umständliche Prozesse aus dem Bau- und          Gutachten und sonstige Unterlagen nur einmal er­
                                                         Immissionsschutzrecht in einem schlanken, einheit­      stellt und zur Verfügung stehen.“
                                                         lichen Verfahren zusammengefasst werden – auch
                                                         um unnötige Doppelprüfungen für die Unternehmen                                            Tine Fuchs, DIHK
Foto: GettyImages

Aufbewahrungs- und Dokumentationspflichten bei elektronischen Unterlagen vereinfacht
Berlin. Die Vorschriften für die Aufbewahrung und Dokumentation elektronischer
Unterlagen (GoBD) sind überarbeitet worden. Der DIHK hatte sich seit ihrer Ver­
öffentlichung 2014 für praxisnähere Regelungen eingesetzt. Eine DIHK-Umfrage
im Sommer 2016 hatte die Unzufriedenheit gerade der kleinen Betriebe mit den
damals 36, jetzt 42 Seiten langen, detaillierten Vorschriften deutlich gemacht.

Die Überarbeitung setzt nun einige DIHK-Forderungen um, z. B. in Bezug auf Ein­
zelaufzeichnungen, laufende Buchungen oder Rechnungen in mehreren Forma­
ten. Ausnahmen und Vereinfachungen für kleine Betriebe sind aber weiterhin nur
ansatzweise vorhanden.                                    Ulrike Beland, DIHK        Foto: GettyImages
Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2019 · IHK aktuell                                                      17

                                                     IHK in Sachsen

Gesetzentwurf zur Stärkung des Wettbewerbs vorgelegt
Bereits mehrfach hatte die IHK über dieses Ge­       „fliegende Gerichtsstand“ soll laut Entwurf ab­
setzvorhaben berichtet. Nun liegt endlich der        geschafft werden. Dass hier einer langjährigen
Regierungsentwurf vor. Darin wurden etliche          Forderung der IHK endlich nachgekommen wird,
Forderungen der Wirtschaft berücksichtigt. Noch      begrüßen wir ausdrücklich.
nicht zufriedenstellend ist allerdings die Lösung,
die zu den DSGVO-Verstößen gefunden wurde.           Schlussendlich setzen wir uns gleichfalls für eine
Ob die neuen Kriterien bei der „Zulassung“ von       Stärkung der regionalen Einigungsstellen der
qualifizierten Wirtschaftsverbänden ausreichen,      Kammern ein. Kann sich der Abmahner einem
Missbrauch zu verhindern, ist zweifelhaft. Hier      Einigungsstellenverfahren bei der IHK auf Antrag
sollte noch nachgeschärft werden.                    des Abgemahnten nicht entziehen, würde ein
                                                     wirksames Instrument zur schnellen und kos­
Hervorzuheben ist, dass der Entwurf eine Kos­        tengünstigen Beilegung wett­     bewerbsrechtlicher
tenerstattung ausschließt, soweit Abmahnungen        Streitigkeiten geschaffen werden. Bereits jetzt bie­
– nämlich bei Verstößen gegen Informations- und      tet die IHK ein solches Verfahren für Unternehmen
Kennzeichnungspflichten im Internet – durch          aus der Region an.
Mitbewerber ausgesprochen werden. Auch der                            Julian Kohl, Tel. 03741/214-3120      Foto: vege, Fotolia

Einführung einer steuerlichen Forschungsförderung
Als eines der letzten Länder in Europa plant Deutschland die Einführung der          lung. Bis zu einem Höchstbetrag von 2 Mio. Euro bekommen steuerpflichtige
steuerlichen Förderung von Forschung und Entwicklung für Unternehmen. Neben          Unternehmen ein Viertel der Personalausgaben erstattet. Die Zulage wirkt für alle
der bereits sehr erfolgreichen Projektförderung, die ohne Abstriche weitergeführt    Unternehmen, unabhängig von deren Größe, Gewinnsituation oder Klassifikation
wird, soll das Forschungszulagengesetzes (FZulG) vor allem den kleinen und           des Wirtschaftszweigs.
mittleren Unternehmen helfen, eigenes Forschungspersonal aufzubauen, For­
schungsaufträge zu vergeben und durch Innovationen die Wettbewerbsfähigkeit          Die sächsischen IHKs und der DIHK haben dem Gesetzgeber wertvolle Erfahrun­
dauerhaft zu verbessern.                                                             gen und Meinungen der regionalen Unternehmer zugeführt, um den Gesetzestext
Angedacht ist die Einführung der steuerlichen Forschungsförderung im Bereich         im Sinne der Zielstellung zu optimieren. Zu Jahresbeginn 2020 soll das FZulG in
der Grundlagenforschung, industriellen Forschung und experimentellen Entwick­        Kraft treten.                               Maik Kästner, Tel. 0371/6900-1231

Neues wagen, Innovationserfolge sichern
Mit einer grundlegenden Überarbeitung der vor sechs Jahren veröffentlichten          Die sächsischen IHKs beteiligten sich in Vertretung der Mitgliedsunternehmen an
Innovationsstrategie will die Sächsische Landesregierung allen Wissenschafts-        den Dialogrunden und forderten eine deutlichere Konkretisierung der Maßnah­
und Wirtschaftsakteuren einen neuen Masterplan zum innovationsgetriebenen            men, in Bezug auf Verantwortlichkeiten, Budgets, Zeitpläne oder die Vergleichbar­
Wirtschaftswachstum an die Hand geben. Des Weiteren wird die Strategie für die       keit mit weltweit anerkannten Innovationsindikatoren. Darüber hinaus besteht
neue EU-Strukturfondsperiode zur Genehmigung von Förderprogrammen benö­              die berechtigte Forderung, dass sich ebenfalls die öffentliche Verwaltung mittels
tigt. Dazu hatte Anfang April das Sächsische Kabinett den Entwurf zur Anhörung       Digitalisierung und unter Beachtung des demografischen Wandels dem riesigen
freigegeben und über verschiedene Beteiligungsformate die interessierte Öffent­      Innovationspotenzial im Dienstleistungsbereich stellt.
lichkeit an der Ausgestaltung und Schwerpunktsetzung beteiligt.                                                                    Maik Kästner, Tel. 0371/6900-1231
18                                                   Wirtschaft Südwestsachsen · 09/2019 · IHK aktuell

                                              IHK vor Ort
Positives Fazit zur Wirtschaft im Vogtland
                                                                                                Gegenüber den Medienvertretern stellte das IHK Präsidium die aktuelle Entwick­
                                                                                                lung verfügbarer Gewerbeflächen dar und unterstrich damit auch die Forderung
                                                                                                nach ausreichenden Freiflächenpuffern für Neuansiedlungen und Erweiterungs­
                                                                                                vorhaben der Unternehmen. Vizepräsident Lars Luderer betonte, dass Gewerbe­
                                                                                                flächen abseits von Metropolregionen und Ballungszentren zunehmend attraktiv
                                                                                                werden und somit eine große Chance für die Region darstellen.
                                                                                                Regionalpräsident Hagen Sczepanski und Geschäftsführer Danny Szendrei in­
                                                                                                formierten über die Herausforderungen bei Unternehmensnachfolgen – ein
                                                                                                Kernthema der IHK Regionalkammer Plauen. Schließlich stehen in den kommen­
                                                                                                den Jahren bei ca. 600 regionalen Unternehmen Nachfolgeregelungen an. Die
                                                                                                Herausforderungen liegen vor allem darin, die Unternehmen weiter für die Nach­
Beim Jahresmediengespräch: Danny Szendrei (Geschäftsführer der IHK Regionalkammer) und Julian   folgeregelungen zu sensibilisieren und ein Netzwerk zu gestalten, in dem sich
Kohl (Justitiar der IHK Regionalkammer) sowie die Präsidiumsmitglieder Kerstin Knabe, Hagen
Sczepanski und Lars Luderer (v.l.n.r.). Foto: Karsten Repert                                    übergabeinteressierte Unternehmer und übernahmeinteressierte Gründer finden
                                                                                                können. Das Interesse beider Gruppen geht dabei branchenspezifisch weit ausei­
                                                                                                nander. Haben beispielsweise ca. 70 % aller Gründer Interesse an der Weiterfüh­
Ein insgesamt positives Fazit zur wirtschaftlichen Entwicklung im Vogtlandkreis                 rung eines Unternehmens aus dem verarbeitenden Gewerbe, liegt der Anteil der
zog das Präsidium der IHK Regionalkammer Plauen zum Jahresmediengespräch                        Angebote in diesem Segment lediglich bei 16 %.
am 9. Juli. Regionalpräsident Hagen Sczepanski charakterisierte 2018 als ein Jahr,              Als klares Bekenntnis zu Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Weltoffenheit wur­
in dem die Unternehmer die Anforderungen der EU-Datenschutzgrundverordnung                      de abschließend eine Presseerklärung des Präsidiums der IHK Regionalkammer
sowie des WLTP-Testverfahrens, speziell in der Automobil- und Zulieferbranche,                  Plauen verlesen. In dieser spricht sich die IHK deutlich für diese Grundwerte als
deutlich spürten. Unter den Aspekten Exporttätigkeit, Investitionen, demografi­                 Voraussetzung für Marktwirtschaft, unternehmerischen Erfolg und auch Attrak­
sche Entwicklung und Fachkräftebedarf wurde die Entwicklung der regionalen                      tivität für Fachkräfte am Wirtschaftsstandort Vogtland aus.
Wirtschaft aufgezeigt.                                                                                                                       Danny Szendrei, Tel. 0371/214-3100

Onlinezugangsgesetz in der Immobilienwirtschaft
Der Arbeitskreis Immobilienwirtschaft mit Mitgliedern aus dem gesamten IHK-Be­                  zungen sind die Standardisierung der Verfahrensabläufe, eine nutzerfreundliche
zirk traf sich am 12. Juni, um sich über Themen wie Onlinezugangsgesetz (OZG),                  Antragstellung sowie die digitale Bearbeitung, vom Antrag bis zur Nutzungsauf­
Baugenehmigungsverfahren in der Praxis und ein damit im Zusammenhang ste­                       nahme von baulichen Anlagen. Der erste Projektteil „Machbarkeitsstudie“ wird
hendes Pilotprojekt zur Digitalisierung in der sächsischen Bauverwaltung zu infor­              voraussichtlich im Spätsommer 2019 abgeschlossen. Im zweiten Schritt wird das
mieren und zu diskutieren.                                                                      sogenannte Prototyping mit einer der beteiligten Bauaufsichtsbehörden folgen.
Anja Schneider, IHK Chemnitz, stellte das Gesetz zur Verbesserung des Onlinezu­                 Dessen Ergebnisse sind 2020/21 zu erwarten. In der Diskussion wurde deutlich,
gangs zu Verwaltungsleistungen vor. Sie ging insbesondere darauf ein, dass alle                 dass die Umstellung der Prozesse wahrscheinlich keine sofortige schnellere Bear­
Leistungen bis 2022 über Verwaltungsportale digital angeboten und die Portale in                beitung der Vorgänge innerhalb der Behörden mit sich bringen wird.
einem Portalverbund verknüpft sein müssen, Nutzerkonten mit einer einheitlichen                 Darüber hinaus standen auch Änderungen der Vergabe- und Vertragsordnung für
Identifikation den Verwaltungsprozess vereinfachen sollen und was das OZG auch                  Bauleistungen (VOB) auf der Tagesordnung. Hierzu erläuterte Stefan Jungmann
für die IHK bedeutet. Anhand des skizzierten Umfanges des Leistungskataloges                    von der Auftragsberatungsstelle Sachsen e.V. in seinem Vortrag die Zusammen­
wird der immense Zeitdruck und Aufwand für die öffentliche Verwaltung deutlich.                 hänge und wesentlichen Änderungen der VOB/A (Teil A: Allgemeine Bestimmun­
Ein Beispiel für die Umsetzung des OZG in die Praxis ist das Pilotprojekt zur Di­               gen für die Vergabe von Bauleistungen), (siehe auch „Wirtschaft Südwestsach­
gitalisierung der Bauverwaltung in Sachsen. Die Städte Chemnitz, Leipzig und                    sen“, Juni 2019, S. 20). Er ging insbesondere darauf ein, dass in Sachsen keine
Zittau sowie der Landkreis Leipzig beteiligen sich als Baugenehmigungsbehörden                  Angleichung an die Unterschwellenvergabeordnung (UVgO) erfolgt ist und die
an dem Projekt. Sabine Strobel, Amtsleiterin des Baugenehmigungsamtes der                       Bagatellgrenze bei Auftragsvergaben im Wohnungsbau bei der freihändigen Ver­
Stadt Chemnitz, informierte über den Prozess und die Ziele des Projektes. Zielset­              gabe bei 25.000 Euro (anstelle der 100.000 Euro) liegt.          Solveig Pilenz
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