MBZ Digitale Gesellschaft menschlich gestalten - Roboter in der Pflege - KZV Berlin

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MBZ Digitale Gesellschaft menschlich gestalten - Roboter in der Pflege - KZV Berlin
2  | 2019

MBZ
Mitteilungsblatt Berliner Zahnärzte

                                      Roboter in der Pflege

                                         Digitale
                                      Gesellschaft
                                      menschlich
                                        gestalten
MBZ Digitale Gesellschaft menschlich gestalten - Roboter in der Pflege - KZV Berlin
DiOS® 4.0
                                  I NTR AO R AL SC AN N ER
      PR Ä ZISE                     UND UNSCHL AGBAR GÜNS T IG!

                                                                                   Extrem hohe Auflösung
                                                                                   Realistische, detailgetreue Abbildungen des Mundraums
                                                                                   Präzision Einzelstumpf 8.82 ± 0.69 µm
                                                                                   Präzision Komplettkiefer 22.1 ± 1.47 µm
                                                   Ihre Vorteile auf einen Blick

                                                                                   Genauigkeit
                                                                                   Einzelzahn Richtigkeit (Genauigkeit) = 4.2 µm (± 0.49 µm)
                                                                                   Präzision (Konstanz) = 2.1 µm (± 0.58 µm)
                                                                                   Kompletter Bogen < 50 µm

                                                                                   Leichtgewicht von 276 g
                                                                                   Der ultraleichte Scanner liegt gut in der Hand und gewähr-
                                                                                   leistet so ein komfortables Arbeiten.

                                                                                   Lebendige Farben
                                                                                   Naturnahe Farbscans ermöglichen die leichte Unterschei-
                                                                                   dung von Weichgewebe, Plaque und Zahnstümpfen.

                                                                                   Schmale Scanspitze
                                                                                   Die Behandlung ist für Ihre Patienten angenehmer.
                                                                                   Maximale Hygiene durch Autoklavierbarkeit.

                                                                                   Beeindruckende Schnelligkeit
                                                                                   Die hochauflösende Dual-Kamera-Technik mit Blue–Light–
                                                                                   LED-Projektion ermöglicht stabile Scans in Rekordzeit.

                                                                                             *
                                                                   0 , – E U R
                                           15.9                  0
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                                              Ein Tochterunternehmen der Rübeling + Klar Dental-Labor GmbH
                          info@organical-cadcam.com | www.organical-cadcam.com | Tel: +49 (0)30-54 99 34-200
MBZ Digitale Gesellschaft menschlich gestalten - Roboter in der Pflege - KZV Berlin
Aus der Redaktion

                                                                                                          10

Liebe Leserinnen, liebe Leser,
in der Hightech-Strategie 2025 der Bundesregierung bilden                ● Im letzten Jahr wurden die Verhandlungen zur Gesamtvergü-

Pflege­technologien einen Schwerpunkt im Handlungsfeld „Ge-              tung mit der BIG und dem vdek für gescheitert erklärt. Mit der BIG
sundheit und Pflege“. Es geht darum zu untersuchen, wie in               traf man sich kurz vor Weihnachten vor dem Schiedsamt. In sei-
der Alten- und Krankenpflege technische und organisatorische             nem Leitartikel auf Seite 4 wirft Karsten Geist einen Blick zurück
Lösungen dazu beitragen können, die Selbstbestimmung und die             und stellt fest, dass Vertragspartnerschaft von den Beteiligten un-
Lebensqualität von Pflegebedürftigen zu erhöhen und professio-           terschiedlich definiert wird.
nell Pflegende sowie pflegende Angehörige zu entlasten. Denn
längst prägen Sensorik, Robotik und virtuelle Realität unseren mo-       ●  Das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz verpflichtet nunmehr statio-
dernen Alltag.                                                           näre Pflegeeinrichtungen, Kooperationsverträge mit Zahnärzten ab-
                                                                         zuschließen. Ab Seite 18 informieren wir über wesentliche Punk-
Wie können nun diese neuen Möglichkeiten künftig auch mehr in            te, die es hierbei zu beachten gilt. Regelungen zu Krankenfahrten
der Pflege eingesetzt werden? Technische Assistenzsysteme wie            und -transporten werden ebenfalls erläutert. Hinweise zur Abrech-
intelligente Pflegebetten und digitale Begleiter wie in die Kleidung     nung der präven­tionsorientierten Leistungen nach § 22a SGB V ge-
integrierte sog. Wearables können Pflegende von Routinearbeiten          ben wir auf Seite 56.
entlasten und Pflegebedürftige in ihrer Selbstständigkeit unterstüt-
zen. Die Akzeptanz einer digitalen Pflegeunterstützung wird ent-         ●  Auch 2019 bietet das Philipp-Pfaff-Institut wieder vielfältige Fort-
scheidend davon beeinflusst, ob der alltägliche Umgang damit als         bildungsthemen in Curricula, Strukturierten Fortbildungen oder
sicher, zuverlässig und vertrauenswürdig eingeschätzt wird. Und in       auch mal in der Mark Brandenburg, wenn „Pfaff on tour“ geht. Für
kaum einer anderen Branche müssen technische und soziale In-             jede Interessenlage ist etwas dabei. Ab Seite 48 stellen wir die
novationen so zwingend Hand in Hand gehen wie in der Pflege.             Kurse vor.

Künstliche Intelligenz gewinnt also an Bedeutung. Viele Fragen           ●  Wo wünschen sich junge Praxisinhaber Unterstützung durch
sind aber noch offen: Wem gehorcht beispielsweise ein Pflege­            ihre Zahnärztekammer? Eine Online-Umfrage in allen 17 Landes-
roboter in letzter Konsequenz? Wird er den Patienten entmün­             zahnärztekammern soll Aufschluss geben über die Bedürfnisse
digen? Wie kann das Hacken des Pflegeroboters verhindert wer-            von neu Niedergelassenen. Nehmen auch Sie sich drei Minuten
den? Solche und weitere Fragen müssen dringend geklärt werden.           Zeit. Nähere Informationen finden Sie auf Seite 52.
Unser Thema ab Seite 8 beschäftigt sich mit der Frage, wie man
mit recht­lichen Mitteln dazu beitragen kann, dass künstliche Intelli-   Eine anregende Lektüre wünscht
genz sich an menschliche Werte hält.                                     Vanessa Hönighaus

                                                                                                                               2 | 2019 MBZ        1
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Inhalt

       Ocskay Mark - Fotolia.com

                                                                                        ZÄK Berlin | Jens Jeske
                                     14                                                                           16

                                                                                                                       Beruf & Politik
                                                                                                                  14   Nutzen kieferorthopädischer Behandlung
                                                                                                                  16   33. Berliner Zahnärztetag
                                                                                                                  18   Kooperationsverträge mit Pflegeeinrichtungen
                                                                                                                  20   Änderungen gesetzlicher Regelungen
                                                                                                                  21   Julie Fotiadis-Wentker zum 50. Geburtstag
                                                                                                                  22   Dank an Peter-Michael Fischer
                                                                                                                       Neue Patientenbeauftragte berufen
                                          Leitartikel
                                      4 Verhandlungen zur Gesamtvergütung                                              ZahnMedizin
                                                                                                                  24 Neue Schmerzmedikamente
                                          Meldungen                                                               45 Dienstagabend-Fortbildung der Zahnarztekammer
                                      6 Neuer Vorstandsvorsitzender der Charité                                      Neue Fachkollegen
                                        Kindheit prägt Gesundheit lebenslang                                      46 Fortbildungen der KZV Berlin
                                        Zahnarztsuche und Apothekennotdienst verlinkt                             48 Curriculum Kinder- und JugendzahnMedizin
                                                                                                                     Strukturierte Fortbildung: Funktionslehre
                                          Thema                                                                   49 Pfaff on tour: Abrechnung
                                     8    Künstliche Intelligenz                                                  50 Kursangebot des Philipp-Pfaff-Instituts
                                          Regeln für Roboter                                                      52 Medizinische Notfälle in der Zahnarztpraxis

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2   MBZ 2 | 2019
MBZ Digitale Gesellschaft menschlich gestalten - Roboter in der Pflege - KZV Berlin
Inhalt

                                                            fotografikum | AdobeStock
KZV Berlin

             20                                                                         57

                  Praxis & Team
             52 Online-Umfrage unter neu Niedergelassenen
             54 Beanstandungen der Krankenkassen
                bei Zahnersatz

                  GOZ & Bema
             56 Abrechnung von Prophylaxeleistungen                                          Kalender
             57 Mehrkostenvereinbarung                                                  68 Februar 2019
                bei Kompositfüllungen
                                                                                             Notdienst
                  Amtliches                                                             25 Zahnärztlicher Notdienst
             58 Prüfungstermine Kieferorthopädie                                        43 Kieferorthopädischer Notdienst
                Prüfungstermine Oralchirurgie
             60 ZÄK-Delegiertenversammlungen 2019                                       62 Rubrik-Anzeigen
                KZV-Vertreterversammlungen 2019                                         65 Impressum
                Sitzungstermine des Zulassungsausschusses                               67 Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner

                                                                                                                                 ANZEIGE

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MBZ Digitale Gesellschaft menschlich gestalten - Roboter in der Pflege - KZV Berlin
Leitartikel

                 Verhandlungen zur Gesamtvergütung

                 Vertragspartnerschaft geht anders

                 Liebe Kolleginnen und Kollegen,
                 Weihnachtszeit ist die Zeit der Überraschungen. Überraschend               trag gegeben. Wir wissen alle, dass dieser Weg nicht nur wertvolle
                 war auf jeden Fall der Auftritt des Landesverbandes der Innungs-           Zeit kosten, sondern auch teuer würde. Was also lässt sich dieser
                 krankenkassen Berlin/Brandenburg, vertreten durch die BIG                  Situation noch Positives abgewinnen? Vielleicht die Tatsache, dass
                 direkt gesund, als wir uns kurz vor Weihnachten vor dem Schieds­           wir uns schon Mitte März mit dem Verband der Ersatzkassen e. V.
                 amt trafen. Mit Erstaunen nahmen wir zur Kenntnis, dass die BIG            (vdek) vor dem Schiedsamt treffen und die detaillierte Bearbei-
                 ihr Angebot abermals gesenkt hatte. Während am Anfang der Ver-             tung der Auflagen als lohnende Aufgabe und intensive Vorberei-
                 handlungen ihr Angebot bei einer Steigerung von 2,8 Prozent                tung angesehen werden kann.
                                                                                                                       Mit Abstand betrachtet ist die Tat­sache,
                                                                                                                       dass sich die BIG an ihre eigenen An-
                                                                                                                       gebote nicht mehr gebunden fühlte,
                                                                                                                       nicht überraschend. Befremdlich aller-
                                                         Das Verhalten der BIG                                         dings war, dass die BIG einen Beistand
                                                                                                                       gemäß § 13 Abs. 4 SGB X mitbrach-
                                                         ist in einigen Punkten                                        te, aber sowohl dies zu erwähnen ver-
                                                         äußerst befremdlich.                                          gaß als auch die Tatsache, dass der
                                                                                                                       Herr ein Angestellter der Firma „Age-
                                                         Karsten Geist                                                 non“ ist. Das Beratungsunternehmen
                                                         stv. Vorsitzender des Vorstandes                              Agenon hat 2016 ein Gutachten
                                                         der KZV Berlin                                                für den vdek zum Thema „Verände-
    KZV Berlin

                                                                                                                       rung der Kosten- und Versorgungs-
                                                                                                                       strukturen in Zahnarztpraxen“ er-
                                                                                                                       stellt. Da ist der Gedanke, dass die
                                                                                                                       Firmenzugehörigkeit absichtlich ver-
                 auf Punktwert und Gesamtvergütung lag, waren es in den Unter-              schwiegen wurde, wohl nicht ganz von der Hand zu weisen. Im-
                 lagen zum Schiedsamt nur noch 1,1199 Prozent. Das hielt aber               merhin wirbt Agenon im Internet mit der Aussage, dass „im Mit-
                 die BIG nicht davon ab, in der mündlichen Verhandlung lediglich            telpunkt unserer Arbeit der Kunde“ steht und „die Beratungs-,
                 0,8123 Pro­zent Steigerung anzubieten. Diese schrittweise Senkung          Methoden- und Fachkompetenz im Sinne Ihres Anliegens“ gebün-
                 begründete man mit Fehlern in den eigenen Berechnungen.                    delt wird. Jetzt ist der Kunde die BIG, im März dann der vdek?!
                 Die Verwunderung über dieses Vorgehen stand nicht nur uns ins              Vertragspartnerschaft definieren wir anders. Fazit: Es wird zuneh-
                 Gesicht geschrieben. Auch den unabhängigen Schiedsamtsmit-                 mend schwieriger werden, mit Krankenkassen angemessene Ver-
                 gliedern war eine leichte Irritation durchaus anzumerken. Wenn             träge zu verhandeln.
                 man berücksichtig, dass das Bundesministerium für Gesundheit               Nur mit einer validen Datengrundlage werden wir ein akzeptables
                 eine Veränderungsrate der beitragspflichtigen Einnahmen der ge-            Verhandlungsergebnis erzielen können. Daher bedanke ich mich bei
                 setzlichen Krankenkassen von 2,97 Prozent für 2018 veröffentlich-          allen Praxen, die am Zahnärzte-Praxis-Panel teilgenommen haben –
                 te und die Inflationsrate bei 2 Prozent liegt, muss man beim An-           in Berlin und bundesweit. Verbinden möchte ich meinen Dank mit
                 gebot der BIG einfach ins Grübeln kommen. Dennoch ließ der                 einem Appell an Sie: Die ZE-Statistik im Rahmen der ZE-Abrech-
                 Schiedsamtsvorsitzende nichts unversucht, die Parteien zu ei-              nung steht nun allen Vertragszahnärzten kostenlos zur Verfügung.
                 nem Vergleich zu bewegen. Leider vergebens. Obgleich die BIG               Ihre Daten unterstützen die Kassenzahnärztliche Bundesverei­
                 verschiedene Änderungen in ihrem Rechenmodell vornahm, die                 nigung bei ihren Verhandlungen für den ZE-Punktwert. Wir brau-
                 uns allerdings mehr willkürlich als sachlich begründet erschienen,         chen Ihre Unterstützung, damit auch wir Sie wirkungsvoll unter-
                 lagen die jeweiligen Forderungen so weit auseinander, dass eine            stützen können.
                 Einigung reines Wunschdenken war. Das Ende vom Lied: Die
                 Schiedsamtsmitglieder sahen sich nicht in der Lage, eine Einigung          Herzlichst Ihr
                 zu empfehlen, geschweige denn eine Entscheidung zu treffen.
                     Was nun? Alles auf Anfang? Nicht ganz. Wie vom Schiedsamt
                 angekündigt, erreichte uns im Januar der Auflagenbeschluss, der
                 an beide Parteien versendet wurde. Auf Basis der Erfüllung die-
                 ser Auflagen wird das Schiedsamt beurteilen, ob es eine Entschei-
                 dung treffen kann. Ist dies nicht der Fall, wird ein Gutachten in Auf-     Karsten Geist

4                MBZ 2 | 2019
MBZ Digitale Gesellschaft menschlich gestalten - Roboter in der Pflege - KZV Berlin
10 Jahre minilu.de
                                                                                     Da kommt Großes auf Euch
                                                                                        zu: 2019 feiert minilu.de
         Großes                                                                          Geburtstag – mit tollen
       Jubiläu                                                                         Aktionen und Jubiläums-
               m
     Gewinn s-                                                                        Angeboten. Feiert mit und
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MBZ Digitale Gesellschaft menschlich gestalten - Roboter in der Pflege - KZV Berlin
Meldungen

    Prof. Dr. Heyo Kroemer
    Neuer Vorstands­vorsitzender der Charité
    Der Aufsichtsrat der Charité – Universitätsmedizin Berlin hat Mitte   Prof. Karl Max Einhäupl begrüß-

                                                                                                                                                   umg/kimmel
    Dezember 2018 Prof. Dr. Heyo Kroemer zum nächsten Vorstands-          te die Wahl seines Nachfolgers:
    vorsitzenden der Charité bestellt. Mitte Januar wurde er im Roten     „Mit Professor Kroemer wird ein
    Rathaus vom Aufsichtsrat-Vorsitzenden, dem Regierenden Bürger-        in Forschung, Klinikmanagement
    meister Michael Müller, vorgestellt. Kroemer tritt zum 1. Septem-     und Wissenschaftspolitik gleichermaßen ausgewiesener Kollege
    ber 2019 die Nachfolge von Prof. Dr. Karl Max Einhäupl an, der die    die Berliner Universitätsmedizin führen. Ich freue mich, dass Pro-
    Berliner Universitätsmedizin seit 2008 leitet.                        fessor Kroemer mit neuen Akzenten den Erfolgskurs der Charité in
    Der Pharmakologie-Professor Kroemer ist seit 2012 hauptamt­           Richtung wissenschaftlicher Exzellenz, Versorgung mit Spitzenme-
    licher Dekan und Sprecher des Vorstandes der Universitätsmedi-        dizin und wirtschaftlicher Stabilität fortsetzen wird. In den nächsten
    zin Göttingen und zudem Präsident des Medizinischen Fakultäten­       Jahren gilt es, die wissenschaftliche Sichtbarkeit der Charité wei-
    tages, dem bundesweit 38 medizinische Fakultäten angehören.           ter auszubauen, die Anstrengung in der Digitalisierung zu intensi-
    Von 2000 bis 2012 war er Dekan der Medizinischen Fakultät der         vieren sowie das Berlin Institute of Health zum Erfolg zu führen.“
    Ernst-Moritz-Arndt-Universität und ab 2011 Wissenschaftlicher Vor-
    stand der Greifswalder Universitätsmedizin.                           PM Charité

    Forschungsprojekt an der Charité
    Kindheit prägt Gesundheit lebenslang
    Kinder, die belastende oder traumatische Erlebnisse erfahren          gen generationsübergreifend übertragen. Die Wissenschaftler er-
    mussten, haben ein höheres Risiko, später psychisch oder kör-         gründen, wie sich die biologischen Mechanismen der kindlichen
    perlich zu erkranken, als Menschen mit einer glücklichen Kindheit.    Stresserfahrungen auf die Gehirnentwicklung, das Immunsystem,
    Welche biologischen Mechanismen hinter diesem erhöhten Risiko         den Stoffwechsel und den Hormonhaushalt von Kindern auswir-
    stecken und ob diese frühe Programmierung des Körpers umkehr-         ken. Die Forschungsergebnisse sollen dazu beitragen, die Chancen
    bar ist, erforschen Wissenschaftler der Charité – Universitätsme-     auf eine lebenslange Gesundheit zu erhöhen und Kindern ein ge-
    dizin Berlin im Projekt „Kids2Health“ und entwickeln Therapie­        sundes Heranwachsen zu ermöglichen.
    ansätze.                                                              Neben der Charité, die den Forschungsverbund „Kids2Health“ lei-
    Die Forscher untersuchen Kinder, die traumatische Situationen wie     tet, sind das Max-Planck-Institut für Psychiatrie und die Universität
    Gewalt, Missbrauch oder Flucht erleben mussten. Darüber hinaus        Konstanz am Projekt beteiligt.
    werden neugeborene Kinder von misshandelten Müttern betrach-
    tet, um herauszufinden, über welche Prozesse sich Stresserfahrun-     PM Charité

    Neuer Service
    Zahnarztsuche und Apothe­ken­notdienst verlinkt
    Auf der Website 116117.de des ärztlichen Bereitschaftsdienstes        Jede Nacht und jedes Wochenende garantieren bundesweit 1.300
    der Kassenärztlichen Vereinigungen befindet sich seit Neuestem        notdienstleistende Apotheken die Verfügbarkeit von Arzneimitteln
    ein Verweis auf den Apothekenfinder der ABDA – Bundesvereini-         auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten. Bundesweit sichern
    gung Deutscher Apothekerverbände unter der Adresse apotheken­         insgesamt etwa 44.000 Zahnarztpraxen eine flächendeckende,
    finder.mobi. Umgekehrt verweist die ABDA auf ihrer Internetsei-       wohnortnahe und qualitativ hochwertige Versorgung. Die Praxen
    te jetzt auf die Nummer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes          können über die zentrale Zahnarztsuche der Kassenzahnärztlichen
    116117. Auch zwischen der Zahnarztsuche der Kassenzahnärztli-         Vereinigungen und der KZBV lokalisiert werden.
    chen Bundesvereinigung (KZBV) und dem Apothekenfinder wurde
                                                                                                                                                                t.paisit - Fotolia.com

    eine Verlinkung erstellt, um sämtliche Dienste der Körperschaften     PM ABDA | KBV | KZBV
    und Bundesorganisationen von Ärzten, Zahnärzten und Apothe-
    kern im Netz für Patienten noch leichter auffindbar zu machen.
       Der ärztliche Bereitschaftsdienst ist deutschlandweit unter der
    Telefonnummer 116117 zu erreichen. Er hilft außerhalb von
    Praxisöffnungszeiten bei Erkrankungen, deren Behandlung aus
    medizinischen Gründen nicht bis zum nächsten Tag warten kann.

6   MBZ 2 | 2019
MBZ Digitale Gesellschaft menschlich gestalten - Roboter in der Pflege - KZV Berlin
Ihr regionaler Partner für Praxis und Praxislabor

                                     Edelmetall-Recycling
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                           IO                   Zertifizierter Edelmetallhändler
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       e eidide bis83. 1Fe              Helge   Vollbrecht             Ihre Vorteile bei uns:
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    rzeider                                                                Kostenfreie Abholung des Scheidgutes
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                                                                        Vier-Stoff-Analyse (Gold, Silber, Platin, Palladium)

                                                                        Kurze Bearbeitungszeit

                                                                        Transparente Abrechnung

                                                                        Auszahlung / Abrechnung nach Tagespreis
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                      unter 0172 309 87 64 zur Verfügung.               Vergütung per Überweisung oder als Feingoldbarren

    Spenden für gemeinnützige Einrichtungen werden durch uns unterstützt.
Die Scheidegebühren dafür werden reduziert bzw. erlassen. Sprechen Sie uns an!
       Dental Balance GmbH
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       14467 Potsdam                                v   +49 (0)331 887 140 70
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MBZ Digitale Gesellschaft menschlich gestalten - Roboter in der Pflege - KZV Berlin
Thema

                       Künstliche Intelligenz

                       Regeln für Roboter

                       S  ie bringen das Essen und erinnern an die Medikamenten­
                          einnahme, sie helfen beim Duschen und schlagen die Bett­
                       decke zurück. Manche von ihnen erzählen Witze, andere singen
                                                                                                Deswegen brauche es einen ganzen Maßnahmenmix: Man müs-
                                                                                                se auf der Grundlage eines abgestuften Regulierungsmodells den-
                                                                                                ken und bei jedem Anwendungsfall genau prüfen, inwieweit das
                       oder spielen Memory. Sie heißen Pepper, Justin, Riba oder Gar-           Recht durch Regulierung oder durch andere Anreize dazu beitra-
                       mi – und sind möglicherweise die Zukunft in deutschen Pflege­            gen kann, dass ethische Aspekte gewahrt werden. Für den Schutz
                       heimen: Die Roboter, die landauf und landab getestet werden.             menschlichen Lebens und menschlicher Würde sei zwingend die
                                                                                                        Gesetzgebung verantwortlich. Bestehende Gesetze müss-
                                                                                                        ten überprüft und gegebenenfalls an die Besonderheiten
                                                                                                        künstlicher Intelligenz angepasst werden. „Und wenn ich
                                                                                                        bei einem technologischen Produkt besondere, individu-
                                                                                                        elle Maßstäbe setzen möchte, dann ist ein Vertrag zwi-
                                                                                                        schen zwei Partnern das idealtypische Regulierungsinst-
                                                                                                        rument. Darin kann ich einen strikten Bedingungskatalog
                                                                                                        nach meinen Vorstellungen definieren.“
                                                                                                        Um sicherzustellen, dass technische Produkte besondere
                                                                                                        Rücksicht auf die Werte einer bestimmten Personengrup-
                                                                                                        pe nehmen – hier denkt Walz etwa an Religionsgemein-
                                                                                                        schaften –, seien Zertifikate eine gute Lösung. So wäre für
                                                                                                        jüdische Verbraucher sichergestellt, dass ihr smarter Kühl-
                                                                                                        schrank nur Lebensmittel aus koscheren Supermärkten
                                                                                                        bestellt, und für muslimische Patienten, dass ihnen der
                        Zum Einsatz bereit: Die Roboter vom Typ „iPal“
                                                                                                        Roboter nur Medikamente reicht, die halal sind.
    Aly Song/Reuters

                        der chinesisch-amerikanischen Firma Avatar-Mind
                        wurden als elektronische Kindermädchen und als
                        Begleiter für ältere Menschen entwickelt. Ob sie in                             Zertifikate könnten vom TÜV geprüft werden
                        diesen Rollen akzeptiert werden, muss sich zeigen.
                                                                                                          Überprüft werden könnten solche Zertifikatslösungen bei-
                                                                                                          spielsweise durch Einrichtungen wie den TÜV, „wie es teil-
                       Der smarte Kühlschrank bestellt koscheres Essen                          weise schon heute passiert, etwa bei Datenschutzstandards“, sagt
                                                                                                Walz. Spürbare Haftungsfolgen wären zudem eine Möglichkeit, die
                       Noch weiß niemand, ob sie das Pflegesystem tatsächlich eines             Hersteller zu disziplinieren, sollten ihre Systeme gehackt werden.
                       Tages deutlich entlasten können – schließlich fehlen bereits heute           Axel Walz spricht für seine Forschung mit Entwicklern neu-
                       mehr als 36.000 Pflegekräfte –, gleichzeitig ist das eine der harm-      er Technologien und mit potenziellen Anwendern. Im nächsten
                       loseren Fragen. Wem gehorcht der Pflegeroboter in letzter Kon-           Schritt schaut er sich die geltende gesetzliche Rechtslage an. „Und
                       sequenz? Wird er den Patienten entmündigen oder haben doch               vor diesem Hintergrund versuchen wir dann eine Art Risikobewer-
                       die individuellen Vorstellungen des Menschen Vorrang? Wie kann           tung: Was sind die Vorteile einer neuen Technologie und welche
                       sichergestellt werden, dass Pflegeroboter nicht gehackt werden?          mög­licherweise negativen Auswirkungen stehen dem gegenüber?”
                       Schließlich verfügen sie über die sensibelsten aller personenbezo-       Vor diesem Hintergrund lässt sich dann beurteilen, ob Regulie-
                       genen Daten, wissen über Gesundheit und Gewohnheiten eines               rungsbedarf besteht.
                       Pflegebedürftigen Bescheid.                                              Am Beispiel Pflegeroboter zeige sich besonders eindrücklich,
                       Solche Fragen müssen dringend geklärt werden, findet Axel Walz,          wie wichtig eine Diskussion über ethische Werte ist – schließ-
                       Senior Research Fellow am Max-Planck-Institut für Innovation und         lich kommt eine derartige Technologie dem Menschen besonders
                       Wettbewerb. Als Jurist hat ihn schon immer die Frage angetrie-           nahe und betrifft ihn in seinem Intimbereich. So mancher versucht
                       ben, welche Folgen Innovationen für die Verbraucher haben. „In           bereits jetzt, sich mit einer speziellen Patientenverfügung gegen
                       einer Zeit, in der künstliche Intelligenz und autonome Systeme           den Einsatz von pflegenden Robotern zu wehren.
                       an Bedeutung gewinnen, beschäftigt mich vor allem, wie man als           Noch sind sie jedoch Zukunftsmusik, zumindest, wenn man sie
                       Rechtswissenschaftler dazu beitragen kann, dass künstliche Intelli-      sich als intelligente Helfer vorstellt, die eine Pflegekraft weitgehend
                       genz sich an ethische Maßgaben hält.“                                    ersetzen können. Testweise eingesetzt werden robotisierte Assis-
                       „Ethik“ ist dabei ein komplexer Begriff, der vieles meint: individuel-   tenzsysteme, die jeweils nur einzelne Funktionen übernehmen
                       le Wertvorstellungen, religiöse Normen, gesetzlich verankerte Wer-       können: zum Beispiel Menschen mit Handicap beim Kochen, Put-
                       te bis hin zum Schutz der Menschenwürde. „Es geht um das Prin-           zen oder Einkaufen helfen oder Pflegekräfte beim Heben und Du-
                       zip der ethischen Pluralität“, sagt Walz.                                schen von Patienten unterstützen.

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Thema

                                                                                                                 Wenn wir das Gefühl haben,
                                                                                                                   Dinge sind so komplex,
                                                                                                                 dass wir sie nicht verstehen,
                         „Grundsätzlich machen die Aufgaben, die derzeit von robotischen
                         Systemen übernommen werden könnten, nur einen sehr kleinen
                                                                                                                   haben wir die Tendenz,
                         Teil des Pflegeprozesses aus“, sagt Patrick Jahn, Leiter der Pfle-                         ihnen blind Glauben
                         geforschung am Universitätsklinikum Halle. „Sie würden im Alltag
                         noch nicht zu der Art Entlastung für die Pflegenden führen, die all-
                                                                                                                        zu schenken.
                         gemein erwartet wird.” Die meisten Modelle haben bislang aus-
                         schließlich Projektcharakter; von der Markteinführung sind sie weit
                         entfernt.

                         Bisher dienen Roboter vor allen zur Unterhaltung
                         Am weitesten entwickelt sind laut Jahn momentan die humanoi-
                         den Roboter, die auf Kommunikation, Unterhaltung und Informati-
                         on spezialisiert sind. In Nordrhein-Westfalen spielen „Robbie” und
                         „Paula” mit den Bewohnern eines Pflegeheims Spiele oder for-
                         dern sie zu Gymnastikübungen auf. Andernorts wird „Paro”, eine
                         Roboter-Robbe, die auf Streicheln reagiert, in der Pflege dementer
                         Patienten eingesetzt. Und in Garmisch-Partenkirchen ziehen noch
                         in diesem Jahr die Pflegeroboter „Justin” und „Edan” in ein Seni-
                         orenheim, um den Bewohnern Getränke oder Medikamente zu
                         reichen, um ihnen die Bettdecke zurückzuschlagen und den Auf-
                         zugsknopf zu drücken, aber auch, um Alarm auszulösen, wenn ein
                         Pflegebedürftiger stürzt.

                                                                                                                                                                                         Riken
                                                                                                       Mit Bärenstärke: Auch „Robear“ wurde in Japan konstruiert und soll gebrech-
                                                                                                       lichen Menschen helfen, aus dem Bett aufzustehen oder auf die Toilette zu
                                                                                                       gehen.

                                                                                                       In Halle suchen und entwickeln Pflegewissenschaftler, Mediziner
                                                                                                       und Informatiker im Rahmen des FORMAT-Projekts Einsatzszena-
                                                                                                       rien für robotische Systeme, die schon heute einen Mehrwert bie-
                                                                                                       ten können. Schließlich sei auch ein Roboter, der ältere Menschen
                                                                                                       „nur” unterhält, eine Hilfe für Pflegekräfte, wenn angespannte oder
                                                                                                       aggressive Patienten dadurch entspannter werden, sagt FORMAT-
                                                                                                       Projektleiter Patrick Jahn.
                                                                                                       Ein Beispiel ist „Pepper”: Die 1,20 Meter große Figur mit schwar-
                                                                                                       zen Kulleraugen und Monitor vor der Brust ist derzeit im Einsatz,
                                                                                                       um Patienten in einem informativen Gespräch auf eine MRT-Un-
                                                                                                       tersuchung vorzubereiten. Auf diese Weise sparen Ärzte und Pfle-
                                                                                                       gekräfte Zeit. Auf dem heutigen Stand der Technologie wäre es
                                                                                                       auch möglich, dass der Roboter Pflegebedürftige über ihre Unter-
Kim Kyung Hoon/Reuters

                                                                                                       suchungstermine informiert und Angehörige zum Zimmer eines
                                                                                                       Patienten bringt, also ein Einsatz als robotische Stationshilfe. Beide
                                                                                                       Aufgaben sind in Workshops mit Pflegekräften entstanden. „Sol-
                                                                                                       che Einsatzszenarien sind auch deswegen wichtig, weil es an kon-
                                                                                                       kreten und überzeugenden Anwendungsbeispielen bisher man-
                         Mit Kuschelfaktor: Bei der japanischen Therapierobbe „Paro“ sorgen elektro­   gelt“, sagt Jahn.
                         nische Sensoren dafür, dass sie den Kopf bewegen und auf Streicheln mit
                         wohligen Lauten reagieren kann. Japan gilt als Vorreiter in der Entwicklung
                                                                                                       Noch gibt es viele Einschränkungen, das System läuft noch nicht
                         von Robotern für die Pflege.                                                  stabil. Eine zu laute Umgebung kann die Kommunikation stö-

                                                                                                                                                                  2 | 2019 MBZ       9
Thema

     ren, weil Pepper dann nicht mehr gut genug versteht, was sein             Pflegekräfte sperrten Roboter in einen Schrank
     menschliches Gegenüber sagt. Und auch das dynamische Um-
     feld eines Krankenhauses bringt den Roboter durcheinander, etwa           Bei künstlicher Intelligenz komme erschwerend das Blackbox-Phä-
     wenn plötzlich Betten auf dem Flur einer Station stehen, die dort         nomen hinzu. Ein traditioneller Algorithmus funktioniert, indem
     am Vortag nicht standen – schon ist Peppers Orientierung über-            man Daten hineingibt und am Ende ein Ergebnis herauskommt,
     fordert.                                                                  typischerweise nach einem klassischen Wenn-Dann-Prinzip. An-
     FORMAT arbeite nach dem „Bertha-Benz-Prinzip”, erzählt Patrick            ders ist es bei künstlicher Intelligenz: Diese Algorithmen sind lern-
     Jahn: Die Automobilpionierin habe auch nicht gewartet, bis das            fähig, können also Informationen aufnehmen, auswerten und da-
     neue Fortbewegungsmittel irgendwann mit 100 Stundenkilome-                raus Schlussfolgerungen ziehen. So können sie gewissermaßen
     tern und ohne Probleme fahren konnte, sondern legte irgendwann            qua eigener Erfahrung lernen. „Der Algorithmus ist also nicht sta-
     einfach los. Bereits bei ihrer ersten Überlandfahrt entdeckte Benz        tisch, sondern entwickelt sich selbst weiter. Was aber dabei genau
     weitere wichtige Voraussetzungen, etwa die Bedeutung von Tank-            passiert und warum, das ist offenbar nicht einmal den Program-
     stellen; erst mit ihrem Praxistest verhalf sie der neuen Technik zum      mierern selbst klar”, fasst Axel Walz zusammen.
     Durchbruch.                                                               Eine mögliche Antwort darauf könnte der Ansatz des weltweiten
                                                                               Ingenieursverbands IEEE sein, der eine globale Initiative für ethi-
     Algorithmen sind keineswegs immer objektiv                                sche Überlegungen bei der Entwicklung autonomer Systeme ins
     Dieser Ansatz lasse sich gut auf den Einsatz robotischer Systeme in       Leben gerufen hat. Neben theoretischer Grundlagenarbeit sollen
     der Pflegehilfe übertragen, findet Jahn: „Auch wenn wir noch weit         dabei auch konkrete ethische Technologiestandards ausgearbei-
     weg sind von der Vision, die alle im Kopf haben – dem intelligen-         tet werden. Ein Ziel ist etwa ein sogenannter Transparenzstandard.
     ten Helfer, der die Pflegekräfte deutlich entlastet –, müssen wir mit     „Er soll sicherstellen, dass Algorithmen für künstliche Intelligenz so
     den Einschränkungen arbeiten, um die schnelle Integration in die          programmiert werden, dass man jederzeit nachvollziehen kann,
     Praxis zu schaffen. Sonst kommt die Entwicklungsdynamik nicht             welche Daten verwendet worden sind und warum ein bestimmtes
     in Gang.” Axel Walz findet, dass Deutschland an der Entwicklung           Ergebnis erzeugt worden ist”, erklärt Axel Walz, der sich regelmäßig
     künstlicher Intelligenz beteiligt sein sollte. „Gleichzeitig müssen wir   mit der IEEE-Initiative austauscht.
     dafür Sorge tragen, dass wir eine qualitativ nachhaltige, hochwer-        Auch der Faktor Mensch ist bislang alles andere als hinreichend er-
     tige Intelligenz entwickeln, die entsprechenden ethischen Kriteri-        forscht. Was macht es mit Arbeitnehmern, neben oder mit Robo-
     en genügt.” Die normative Zielrichtung müsse seiner Ansicht nach          tern zu arbeiten?
     eine humane Gesellschaft sein, die zu ihren etablierten Werten            Mit den Auswirkungen auf Pflegekräfte beschäftigt sich das in-
     steht und die Technik dafür nutzt, diese Werte weiterhin zu unter-        terdisziplinäre Projekt „Orient”, das durch die EU-Initiative „More
     stützen – und sie keinesfalls zu entmenschlichen.                         years, better lives” gefördert wird und an dem neben Innovations-
     Walz wünscht sich eine offene Debatte, in der auch diskutiert wird,       forschern aus Finnland und Pflegewissenschaftlern aus Schwe-
     „ob und wo möglicherweise rote Linien verlaufen. Also: Inwieweit          den auch Wirtschaftswissenschaftler aus Paderborn beteiligt sind.
     darf ich bestimmte Produkte                                                                                       „Wir untersuchen, welche Vo-
     überhaupt mit künstlicher In-                                                                                     raussetzungen geschaffen
     telligenz ausstatten?” Dass sol-
                                                        Künstliche Intelligenz                                         werden müssen, damit As-
     che Fragen bislang kaum brei-                 entwickelt sich selbst weiter –                                     sistenzsysteme in der Pfle-
     ter diskutiert werden, liegt laut                                                                                 ge eingesetzt und akzeptiert
     Walz auch an der Technikgläu-                das macht sie zu einer Blackbox.                                     werden”, erläutert Kirsten
     bigkeit des Menschen. „Wenn                  Es sollte nachvollziehbar bleiben,                                   Thommes, Professorin für
     wir das Gefühl haben, Din-                                                                                        Organizational Behavior an
     ge sind so komplex, dass wir                 warum ein bestimmtes Ergebnis                                        der Universität Paderborn.
     sie nicht verstehen, dann ha-                                                                                     In Zukunft müsse viel stär-
     ben wir psychologisch die Ten-
                                                             erzeugt wird.                                             ker auf die Bedürfnisse und
     denz, ihnen blind Glauben zu                                                                                      Ansprüche derjenigen einge-
     schenken und sie über die eigene Entscheidungskompetenz zu                gangen werden, die direkt vom Einsatz der robotischen Systeme
     stellen. Wir sind in dieser Hinsicht zu wenig selbstbewusst und hal-      betroffen sind: der Pflegekräfte und Pflegebedürftigen also. „Bisher
     ten Algorithmen für objektiver und neutraler als Menschen.“ Tat-          ist die Robotik sehr ingenieurlastig”, sagt Kirsten Thommes. Die Pa-
     sächlich sei das Gegenteil der Fall, „denn Algorithmen werden mit         derborner Wissenschaftler schauen auf die Bedürfnisse und Ein-
     Daten trainiert und die Auswahl dieser Daten wird von der Vorein-         stellungen der Pflegekräfte: Was müssen sie im Vorfeld über die
     genommenheit des Programmierers geprägt”, erklärt Walz.                   Roboter wissen, was nicht? Müssen sich Ausbildungsinhalte verän-

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Thema

dern, künftige Pflegekräfte womöglich programmieren
lernen? An welchen Stellen können Roboter entlas-
ten? Wo gibt es mögliche Reibungspunkte? Ein Assis-
tenzsystem, das der Pflegekraft entgegen ihrer Routi-
ne sagt, zu welchem Patienten sie zuerst gehen soll,
greift schließlich deutlich in deren Kompetenzbereich
ein. Außerdem, das zeigten Einzelfallstudien aus Ja-
pan, wo Pflegekräfte die Roboter ausschalteten oder
in den Schrank sperrten, kann die permanente Auf-
zeichnung durch die Systeme leicht zu einem Gefühl
des Überwachtwerdens führen.
„Es gibt noch keine Studien dazu, wie die
durchschnitt­liche Pflegekraft auf die Assistenzsysteme
blickt und welche Bedenken dabei verbreitet sind”,
sagt Thommes. In der Bevölkerung generell gebe es
aber eine gewisse Sorge vor dem Einsatz von Robo-
tern. Eine Umfrage zeigte, dass mehr als 70 Prozent
der Deutschen an den „Terminator” denken, wenn
man sie nach ihrer Assozia­tion zum Stichwort Roboter
befragt – die von Arnold Schwarzenegger verkörperte
Maschine menschlichen Aussehens, aus dem gleich-
namigen Film von 1984. „Ein solch negatives Image
verringert natürlich die Bereitschaft, sich ernsthaft da-
mit auseinanderzusetzen, dass robotische Systeme ir-
gendwann eine große Hilfe und Entlastung sein könn-
ten”, sagt Kirsten Thommes. „Nicht nur, aber eben
auch mit Blick auf den Pflegenotstand.”

Ein Mittelweg zwischen
Autonomie und Hilfe
Wie Roboter und andere Technologien in Zukunft im
Alltag helfen können, wird auch an der Berliner Chari-
té erforscht. Die dort angesiedelte Arbeitsgruppe „Al-
ter und Technik“ versteht sich dabei als Schnittstelle
zwischen Zielgruppe und Technik, zwischen Pflegebe-
dürftigen und Herstellern, erläutert Anika Steinert, die
die Arbeitsgruppe leitet: „Wir übersetzen die jeweili-
gen Anforderungen und prüfen bei Evaluationen, was
der Mehrwert einer Technologie ist, wie sie angenom-
men wird und wie sie sich anwenden lässt.“
Im Projekt „Robina” wird gerade ein Roboterarm für
ALS-Patienten konzipiert, die kognitiv völlig klar sind,
aber an Muskelschwund leiden. Als es im Vorfeld da-
                                                                                                                                                        BMBF Projekt Robina

rum ging, zu definieren, wobei der Arm unterstüt-
zen sollte, hatten die teilnehmenden Patienten eher
bescheidene Wünsche. „Mal kratzen”, zum Beispiel,
kleinste Tätigkeiten, bei denen die ALS-Patienten am
liebsten nicht jedes Mal um Hilfe rufen möchten.            Der Roboterarm „Robina“ lässt sich mit Gesten, mit Sprache oder mit den Augen steuern.
                                                            Er ist für Patienten mit ALS konzipiert, die keine kognitive Einschränkung haben, aber an
Vor der Entwicklung stehen dann erst einmal viele           Muskelschwund leiden. Der Arm kann den Betroffenen Getränke reichen oder ihnen juckende
Fragen: Wie soll dieser Arm aussehen? Soll er mo-           Stellen kratzen.

                                                                                                                                   2 | 2019 MBZ                           11
Thema
     Dan Bauer

                 Eng vernetzt: Der Jurist Axel Walz tauscht sich regelmäßig mit Entwicklern und Ingenieuren aus, um ethische Standards in die Praxis
                 einzubringen.

                 bil sein oder irgendwo fest in­                                                                                         den Herstellern stellen die
                 stalliert? Wie soll er gesteuert                                                                                        Berliner Wissenschaftler oft
                 werden, welches Design, wel-                         Es gibt keine Rechtfertigung                                       fest, wie wenig Gespür es für
                 che Haptik soll er haben? Aber                                                                                          ethische Aspekte rund um
                 auch ethisch-rechtliche Fragen,
                                                                       für Roboter mit möglichst                                         die Produkte gibt. Immerhin:
                 „denn schon Kratzen ist eine                             menschlichen Zügen.                                            „In den vergangenen Jahren
                 sehr komplexe Anforderung”,                                                                                             hat das Thema deutlich an
                 erklärt Anika Steinert. Wie kann                    Sie gefährden die Singularität                                      Bedeutung gewonnen“, sagt
                 die Sicherheit von Patienten                                                                                            Anika Steinert, „solche Frage-
                 und Personal gewährleistet
                                                                          menschlichen Lebens.                                           stellungen werden viel selte-
                 werden, wenn der Arm einem                                                                                              ner belächelt als früher.“ Das
                 ja per Aufgabe sehr nahekom-                                                                                            liege auch am verstärkten In-
                 men muss? Was soll der Arm                                                                                              teresse, das die Politik an
                 dürfen, was nicht? Darf er speichern, wie oft er gekratzt hat? Wie                 ethischen Standards für künstliche Intelligenz zeigt.
                 oft er Wasser gereicht hat? Und soll er von sich aus aktiv werden                  Axel Walz vom Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb
                 und ein Glas reichen, wenn ein Patient drei Stunden lang nichts                    sieht in diesen Standards eine wichtige mögliche Stellschraube auf
                 getrunken hat? Oder nur reagieren, wenn er angesprochen oder                       dem Weg zu einer menschlichen digitalen Gesellschaft, die an eta-
                 gesteuert wird? „Es geht immer darum, einen guten Mittelweg zwi-                   blierten humanen Grundwerten orientiert ist. „Ein ganz simpler An-
                 schen dem Autonomiebedürfnis der Patienten und der Hilfestel-                      satzpunkt, um schon zu Beginn der Entwicklung einer neuen Tech-
                 lung durch die Technologie zu finden”, sagt Steinert.                              nologie Einfluss zu nehmen, ist es, nur solche Projekte zu fördern,
                                                                                                    die mit dem entsprechenden Ethik-Katalog übereinstimmen.”
                 Das Interesse an ethischen Standards wächst                                        Dem Juristen ist es wichtig zu betonen, dass es nicht darum gehe,
                 Bedenken habe es im Vorfeld nur wenige gegeben, „ALS-Patien-                       Innovation durch Regulierung zu hemmen, im Gegenteil: „Regu-
                 ten sind ja gewohnt, in ihrem Alltag auf Hilfsmittel angewiesen zu                 lierungsinstrumente können dabei helfen, die Ängste und Sorgen
                 sein”. Zwar seien sie typischerweise deutlich jünger als Geriatrie-                in der Bevölkerung ernstzunehmen und sogar abzubauen, wenn
                 Patienten. „Aber die Ergebnisse des Projekts lassen sich auf viele                 unsere bestehenden Standards auf neue Technologien übertra-
                 Zielgruppen anwenden.” Oft sind es im Projekt die Pflegekräfte, die                gen werden. Wir befinden uns mitten in einer massiven Revoluti-
                 Sorgen formulieren, etwa weil sie aus ihrer Perspektive manchen                    on und müssen die Gesellschaft bei solch tiefgreifenden technolo-
                 Sicherheitsaspekt stärker gewichten. Bei der Zusammenarbeit mit                    gischen Entwicklungen mitnehmen.”

12               MBZ 2 | 2019
Thema

                                                             Individuelle                                                             Vertragliche Regulierung,
                                                           ethische Werte                                                              Zerti ierungssysteme

                                                       Gruppenspezi sche                                                         Satzungen von Organisationen,
                                                         ethische Werte                                                               Zerti ierungssysteme

                                                                                                                                                                                              MPI für Innovation und Wettbewerb
                                                       Verfassungsgemäße                                                             Nationale Gesetzgebung,
                                                          ethische Werte                                                           internationale Konventionen

                                                        Unveräußerliche                                                              Nationale Gesetzgebung,
                                                      ethische Grundwerte                                                          internationale Konventionen

                              Juristisch fundiert: Ethische und rechtliche Anforderungen an Roboter, etwa im Pflegebereich, reichen von allgemeinen Grundsätzen wie den Menschenrechten bis
                              zu individuellen Bedürfnissen, etwa aufgrund religiöser Vorschriften. Sie müssen daher auf unterschiedlichen Ebenen geregelt werden.

                              Walz selbst sieht beispielsweise keine Rechtfertigung für androide               Dies setze allerdings voraus, die Roboter in Pflegeheimen so ein-
                              Roboter, das heißt solche Roboter, die möglichst menschliche Züge                zusetzen, dass das Personal dort mehr Zeit für persönliche Zu-
                              aufweisen. Zwar beziehe sich das Klonierungsverbot primär auf die                wendung hat, um sich in menschlicher Hinsicht besser um die
                              biologische Reproduktion. „Sinn und Zweck des Verbots ist es aber,               Pflege­bedürftigen kümmern zu können. „Es wäre eine menschli-
                              die Singularität menschlichen Lebens zu schützen. Und die sehe                   che Kapitulationserklärung, wenn wir eines Tages tatsächlich ver-
                              ich genauso bedroht, wenn jemand eine biomechanische Kopie                       suchen würden, Zuneigung und Empathie über Roboter zu trans-
                              erstellt.” Die damit einhergehende Objektivierung des Menschen                   portieren“, sagt Axel Walz. „Die Achtung der menschlichen Würde
                              würde klar gegen Artikel 1 des Grundgesetzes verstoßen.                          sollte daher als oberstes Leitprinzip die Entwicklung und den Ein-
                              Auch und insbesondere im Pflegebereich gebe es keinen Grund                      satz von Pflegerobotern prägen.“
                              für den Einsatz androider Roboter, findet Walz. Pflegeroboter sol-
                              len menschliche Arbeitskräfte nicht ersetzen, sondern bestenfalls                Sarah Mühlberger
                              unterstützen. „Als Unterstützung im Pflegealltag, insbesondere im
                              Rahmen wiederkehrender, mechanischer Tätigkeiten, bieten Robo-                   Erstveröffentlichung in 3/18 Max Planck Forschung
                              ter eine große Chance mit Blick auf das Problem fehlender Fach-                  Nachdruck mit freundlicher Genehmigung der
                              kräfte, und dies bei gleichzeitiger Verbesserung der Pflegequalität.“            Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V.

                                                                      Auf den Punkt gebracht:
                                                                      • Bereits bei der Entwicklung von Pflegerobotern sollten rechtliche und ethische Aspekte
                                                                        berücksichtigt werden, um den Bedürfnissen von Patienten und von Pflegekräften gerecht
                                                                        zu werden.
                                                                      • Pflegebedürftige müssen sicher sein, dass nicht mehr Daten als unbedingt nötig erfasst
Manuel Sewzyk - Fotolia.com

                                                                        werden und diese geschützt sind. Zudem dürfen Roboter die Patienten nicht bevormunden.
                                                                      • Auch die Pflegenden müssen vor Überwachung geschützt werden; der Einsatz robotischer
                                                                        Systeme sollte sich auf wieder­kehrende mechanische Tätigkeiten beschränken.
                                                                      • Ein rechtlicher Rahmen könnte helfen, die Akzeptanz für den Einsatz von Pflegerobotern
                                                                        zu stärken.

                                                                                                                                                                          2 | 2019 MBZ                                      13
Beruf & Politik

     Nutzen kieferorthopädischer Behandlung

     IGES-Gutachten vielfach falsch interpretiert

     D      ie Deutsche Gesellschaft für Kieferorthopädie (DGKFO
            e. V.) unterstützt die Forderung nach mehr Versorgungsfor-
     schung in der Kieferorthopädie, weist jedoch Behauptungen zu-
                                                                           Dass die langfristigen Auswirkungen der Behandlung auf die
                                                                           Mundgesundheit durch die Studien nicht belegt werden kann, liegt
                                                                           nicht an einer schlechten Studienlage im Fach Kieferorthopädie,
     rück, dass der Nutzen kieferorthopädischer Therapien nicht belegt     sondern an der generellen Problematik bestimmter klinischer Stu-
     sei. Auch die IGES-Studie zeigt, dass die Behandlung die Lebens-      dien, bei denen wünschenswerte Endpunkte, die erst nach sehr
     qualität der Patienten verbessert. Die Gesellschaft verspricht sich   vielen Jahren erfassbar wären, naturgemäß nicht erreicht werden
     Erkenntnisse über die langfristigen Wirkungen kieferorthopädischer    können und daher Ersatzparameter ausgewertet werden müssen.
     Behandlung durch eine Beteiligung an der nächsten Deutschen           Darum können solche Untersuchungen kein maximales Evidenz­
     Mundgesundheitsstudie (DMS), die routinemäßig vom Insti­tut der       niveau erreichen. Dies ist keine Besonderheit der Kieferorthopä-
     Deutschen Zahnärzte (IDZ) erarbeitet wird. Bereits im Mai 2018        die, sondern kommt in allen medizinischen und zahnmedizini-
     hat die DGKFO e. V. die Teilnahme an der aktuellen Deutschen          schen Disziplinen vor.
     Mund­gesundheitsstudie (DMS VI) vorgeschlagen und
     die dafür erforderlichen Schritte in die Wege geleitet.                                 Kieferorthopädie ist unverzicht­-
                                                                                             barer Bestandteil der dentofazialen
                                                                                             Diagnostik und Therapie
Aus meiner Sicht                                                                              Bereits im Mai 2018 hatte die DGKFO e. V. ein
Das IGES-Institut kommt zu dem Ergebnis, dass die Daten-                                      Positionspapier auf Basis der aktuellen, fachre-
grundlage derzeit nicht ausreicht, um die Frage nach dem                                      levanten Literatur verfasst. Dieses besitzt noch
Nutzen kieferorthopädischer Behandlungen abschließend zu                                      volle Gültigkeit; es belegt auf der Basis der ver-
bewerten. Zielführend angelegte Studien sind jedoch metho-
                                                              KZV Berlin

                                                                                              fügbaren Literatur und der bisherigen klinischen
disch herausfordernd. So würde die Anwendung des Gold-                                        Erfahrung, dass die Kieferorthopädie auf ver-
standards der evidenzbasierten Medizin zur ethisch äußerst                                    schiedenen Ebenen, u. a. bei der Atmung, der
fragwürdigen Konsequenz führen, durch den Vergleich von behandelten und unbehan-              Überwachung und Korrektur von Störungen der
delten Patienten Studienteilnehmern Therapien vorzuenthalten. Außerdem handelt es             Gebissentwicklung, der Wiederherstellung der
sich bei den patientenrelevanten Endpunkten um Langzeiteffekte, für deren Erfassung           Kaueffizienz, der Korrektur von überzähligen bzw.
unabdingbar lange Beobachtungszeiten nötig sind. Hier muss das Erfahrungswissen der           fehlenden Zähnen sowie bei interdisziplinären
Kieferorthopäden aus jahrelangen Anwendungen berücksichtigt werden. Die Zahnärzte-            Therapie­pfaden einen unverzichtbaren Bestand-
schaft hat nicht den geringsten Zweifel am Nutzen kieferorthopädischer Behandlungen.          teil der dentofazialen Diagnostik und Therapie
   Eine reißerische Darstellung und damit Verunsicherung der Patienten durch die Me-          darstellt. Für Patienten wichtige Beispiele kli-
dien auf Grundlage des IGES-Gutachtens verbietet sich nach meiner Auffassung. Damit           nisch-kieferorthopädischer Therapien sind etwa
versorgungspolitische Weichen stellen zu wollen, ist nicht nur in höchstem Maße un­           verlagerte und damit kaufunktionell nicht nutzba-
seriös, sondern unzulässig.                                                                   re Zähne, die wieder in die Mundhöhle und den
Karsten Geist,                                                                                Zahnbogen eingestellt werden und somit lebens-
stv. Vorsitzender des Vorstandes der KZV Berlin                                               lang ihre Funktion erfüllen können. Wenn blei-
                                                                                              bende Zähne fehlen – Beispiel zwei – lässt sich
                                                                                              durch einen kieferorthopädischen Lückenschluss
     Das vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) in Auftrag ge-         eine ansonsten notwendige prothetische Versorgung in bestimm-
     gebene IGES-Gutachten sollte auf Basis einer Analyse von Teilen       ten Fällen vermeiden. Die Liste des klinischen Nutzens für den Pa-
     der kieferorthopädischen Literatur aufzeigen, welche langfristigen    tienten ließe sich fortsetzen.
     Auswirkungen die wichtigsten kieferorthopädischen Behandlungs-        Auch das BMG hat aktuell angesichts der Debatte und teilweise
     arten auf die Mundgesundheit haben, wie hoch die Kosten sind,         falscher Interpretationen des Gutachtens der IGES Institut GmbH
     welche die gesetzlichen Krankenkassen und Selbstzahler für diese      die Notwendigkeit kieferorthopädischer Maßnahmen ausdrücklich
     Leistungen aufbringen, und welche Forschungsbedarfe bestehen,         bestätigt. Die DGKFO e. V. schließt sich vollumfänglich dieser durch
     um Nutzen und Evidenz der Therapie festzustellen. Die Ergebnis-       das BMG veröffentlichen Richtigstellung zum Gutachten der IGES
     se dieses Gutachtens zeigen hauptsächlich, dass die von den Au-       Institut GmbH nach dessen falscher Interpretation durch ein Boule­
     toren identifizierten und ausgewerteten Studien und Routinedaten      vardblatt vom 3. Januar 2019 und nachfolgender Berichte an.
     zur Beantwortung der Frage nach den langfristigen Auswirkungen
                                                                           DGKFO e. V. | VH
     auf die Mundgesundheit – etwa Karies oder Zahnverlust – nur ein-
     geschränkt oder nicht geeignet sind. Darum waren abschließende        Positionspapier
     Einschätzungen nicht möglich. Gleichwohl betonen die Autoren,
                                                                           Das Positionspapier vom Mai 2018
     dass die Studien zeigen, dass die Lebensqualität der Patienten sich
                                                                           ist online abrufbar:
     durch die Behandlung verbessert.

14   MBZ 2 | 2019
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Beruf & Politik

     33. Berliner Zahnärztetag

     Gelungene Symbiose
     von Theorie und Praxis

     M        it insgesamt rund 1.700 Teilnehmern und 80 Referenten
              aus 38 Ländern waren der Jubiläumskongress „7 Decades
     of Experience“ und der 33. Berliner Zahnärztetag vom 10. bis 12.
                                                                           ihres Hauses und aktuelle Zahlen. 260 Mitarbeiter arbeiten derzeit
                                                                           in 18 Ländern für die Verlagsgruppe und publizieren jährlich etwa
                                                                           200 Buchtitel und 62 Fachzeitschriften weltweit. „Quintessenz hat
     Januar 2019 im Estrel Convention Center, Berlin-Neukölln, stark       es als zahnmedizinischer Fachverlag geschafft, ein weltumspan-
     nachgefragt. Ein hochkarätiges Wissens-Update wurde anlässlich        nendes Netzwerk aufzubauen, in dem die internationale dentale
     des 70-jährigen Jubiläums des Quintessenz-Verlages in diesem          Wissenschaft mit der täglich ausgeübten Zahnmedizin intelligent
     Jahr in Form eines internationalen Symposiums geboten. Der Fort-      verknüpft wird“, sagte Dr. Wolfgang Eßer, Vorsitzender des Vor­
     bildungskongress wird bereits seit Jahrzehnten in Kooperation mit     standes der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung. Grundlage
     der Zahnärztekammer Berlin (ZÄK Berlin) und der Kassenzahnärzt-       für eine bis heute anhaltende Erfolgsstory sei die ebenso einfa-
     lichen Vereinigung Berlin (KZV Berlin) veranstaltet.                  che wie prägnante Feststellung gewesen, dass die Krankheiten
                                                                           weltweit gleich, die Behandler aber sehr wohl unterschiedlich
     70 Jahre Quintessenz-Verlag                                           seien.
     Im Mittelpunkt der Eröffnungsreden zur dreitägigen Veranstal-         Dr. Karsten Heegewaldt, Präsident der ZÄK Berlin, hob die Exper-
     tung standen das Jubiläum des Verlags und dessen Bedeutung            tise des Verlages bei seinen jährlich etwa zwanzig veranstalteten
     für die internationale Zahnmedizin. „Der Erfolg ist untrennbar ver-   Kongressen und Seminaren, darunter die Berliner Fortbildung, her-
     bunden mit der Familie Haase“, so Dr. Peter Engel, Präsident der      vor. „Gemeinsam mit diesem Berliner Traditionshaus führen die
     Bundeszahnärztekammer, in seiner Ansprache. Dr. h. c. Horst-Wolf-     beiden Berliner zahnärztlichen Körperschaften bereits im 33. Jahr
     gang Haase und Christian Haase, die in zweiter und dritter Gene-      den Zahnärztetag durch, der sich durch eine gelungene Symbio-
     ration als geschäftsführende Gesellschafter die Quintessenz Ver-      se von Theorie und Praxis auszeichnet. Denn uns ist es schon im-
     lags-GmbH leiten, gaben interessante Einblicke in die Geschichte      mer ein besonderes Anliegen, jedes Jahr aufs Neue einen echten

16   MBZ 2 | 2019
Beruf & Politik
ZÄK Berlin | Jens Jeske

                          Mehrwert für die Praxistätigkeit unserer Kolleginnen und Kollegen    gestalteten Informationsstand beantworteten Vorstandsmitglie-
                          zu erreichen.“ Einen Aspekt, den Prof. Dr. Michael Walter, Präsi-    der und Mitarbeiter beider Körperschaften Anfragen zu einzelnen
                          dent der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheil-     Themen oder Referaten und begrüßten die Teilnehmer am Abend
                          kunde e. V. (DGZMK), ebenfalls aufgriff: „Der Verlag deckt mit dem   des ersten Kongresstages zu einem Get-together.
                          Wissenstransfer in die zahnärztliche Praxis auch ein Kernanliegen    Dr. Jörg Meyer, Vorsitzender des Vorstandes der KZV Berlin, der seine
                          der DGZMK ab.“ Weitere Grußworte hielten Walter Winkler, Gene-       Kollegen gemeinsam mit Kammerpräsident Heegewaldt emp-
                          ralsekretär des Verbands Deutscher Zahntechniker-Innungen, und       fing, unterstrich den Stellenwert der Fortbildung für Zahnärzte:
                          Mark Stephen Pace, Vorsitzender des Verbandes der Deutschen          „Mitte 2019 endet auch für einen Großteil der Berliner Zahnärzte
                          Dental-Industrie e. V. Beide betonten den wichtigen wissenschaft-    der Fünfjahreszeitraum zur Erbringung der Fortbildungspflicht nach
                          lichen Austausch in der Zahnmedizin, den der Verlag durch seine      § 95d SGB V. Losgelöst von dieser gesetzlichen Fortbildungspflicht
                          Online- und Printkanäle sowie Veranstaltungen ermögliche. „Wer       begreifen wir Zahnärzte Fortbildung als unerlässlichen Beitrag zur
                          forscht und Ergebnisse gewinnt, will und muss diese veröffentli-     Qualitätsförderung. Daher bilden wir uns auch über die gesetz­
                          chen und sich dadurch innerhalb der Fachwelt zur Diskussion und      liche Verpflichtung hinaus kontinuierlich fort. Mit zusätzlichen Fort-
                          Auseinandersetzungen über Ziele, Methoden und Resultate stel-        bildungen erweitern wir so unsere Behandlungskonzepte und
                          len“, so Pace.                                                       sichern damit den Patienten die Teil­habe am zahnmedizinischen
                                                                                               Fortschritt. Fortbildung ist für uns Zahnärzte eine Selbstverständ-
                          Beitrag zur Qualitätsförderung                                       lichkeit.“
                          Neben den wissenschaftlichen Referaten wurde auch die Dental-
                          ausstellung gut besucht. Ein Anziehungspunkt war der gemein­
                          same Stand der ZÄK Berlin und der KZV Berlin. Auf dem offen          Kornelia Kostetzko

                                                                                                                                                     2 | 2019 MBZ       17
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