ZAUBERWORT MULTICHANNEL - IHK Hochrhein-Bodensee

 
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ZAUBERWORT MULTICHANNEL - IHK Hochrhein-Bodensee
MÄRZ 2014

UND JETZT?
Kommentar von Claudius Marx
zum Schweizer Volksentscheid

GROSSE ERWARTUNGEN
Unternehmen in der Region
bewerten Konjunktur positiv

ÜBER DEN TELLERRAND
Südbadische Firmen suchen im
Elsass nach Fachkräften

                                             Einzelhandel im Wandel

                                             ZAUBERWORT
                                             MULTICHANNEL

             Industrie- und Handelskammern
             Hochrhein-Bodensee
             Schwarzwald-Baar-Heuberg
             Südlicher Oberrhein
ZAUBERWORT MULTICHANNEL - IHK Hochrhein-Bodensee
Ulrich Plankenhorn                                  EDITORIAL
                                             Leitender Redakteur

                                     L   iebe Leserinnen, liebe Leser,

                                     und jetzt? Die Schweizer haben beschlossen, den Zuzug von EU-Bürgern in
                                     die Eidgenossenschaft zu begrenzen. Claudius Marx, Hauptgeschäftsführer
                                     der IHK Hochrhein-Bodensee, kommentiert diese Absage an die Personen-
                                     freizügigkeit (Seite 22). Für Wirtschaft und Bevölkerung am Hochrhein und
                                     am Bodensee, überhaupt in ganz Südbaden, ist das Verhältnis zur Schweiz
                                     von großer Bedeutung. Viele Tausend Pendler fahren täglich zur Arbeit in
                                     die Schweiz. Einzelhandel und Gastronomie in der Grenzregion leben zu ei-
                                     nem guten Teil von Schweizer Kunden. Industrieunternehmen sind häufig in
                                     Schweizer Hand. Welche kurz- und längerfristigen Folgen der Volksentscheid
                                     haben kann und welche nicht, erklärt Ralf Bopp, Direktor der Handelskammer
                                     Deutschland-Schweiz, im Interview (Seite 20).

                                     In unserer trinationalen Region gibt es nicht nur Pendlerströme von Deutsch-
                                     land in die Schweiz, sondern auch von Frankreich in die Schweiz und von
                                     Frankreich nach Deutschland. Das Elsass ist am Oberrhein diejenige Gegend
                                     mit der höchsten Arbeitslosigkeit. In Zeiten des Fachkräftemangels bietet es
                                     sich für südbadische Firmen also an, den Blick Richtung Frankreich zu lenken.
                                     Auf der größten elsässischen Jobmesse in Colmar gab es dieses Jahr erst-
                                     mals eine deutsche Halle. Angeregt und organisiert von der IHK Südlicher
                                     Oberrhein und der Arbeitsagentur Freiburg haben sich dort an die 80 deutsche
                                     Unternehmen, Ausbildungseinrichtungen und Institute präsentiert (Seite 18).

                                     Liebe Leserinnen und liebe Leser: Wie haben Sie zuletzt eingekauft? Per
                                     Tablet auf dem Sofa oder vor Ort im Geschäft? Der Onlinehandel wächst
                                     derzeit viel schneller als der stationäre Einzelhandel. Die Branche ist in Bewe-
                                     gung. Die Handelsexperten, mit denen wir für unser Titelthema gesprochen
                                     haben, gehen allerdings davon aus, dass online stationär nicht ablösen wird.
                                     Der Trend geht vielmehr dahin, dass die beiden Kanäle sich ergänzen. Das
                                     Zauberwort heißt „Multichannel“ (Seite 6).

                                     Wie Handel, Industrie, Bau und Dienstleister das Jahr 2013 beurteilen und
                                     welche Hoffnungen und Erwartungen sie für 2014 haben, zeigt die jüngste
                                     Konjunkturumfrage der IHK (Seite 37).

                                     Viel Spaß beim Lesen.

Wirtschaft im Südwesten   3 / 2014                                                                                 1
ZAUBERWORT MULTICHANNEL - IHK Hochrhein-Bodensee
März

                                                                                            Der Einzelhandel wird „multichannel“
                                                                                            einkaufen auf allen kanälen
                                                                                             Der stationäre Einzelhandel tritt auf der Stelle – trotz guter Kauflaune seitens
                                                                                              der Verbraucher. Die zusätzlichen Umsätze schnappte sich vergangenes Jahr
                                                                                                      vor allem die Konkurrenz aus dem Internet. Es lässt sich aber nicht
                                                                                                       mehr so einfach zwischen stationär und online trennen, denn erfolg-
                                                                                                         reiche Verkaufsmodelle verknüpfen die Kanäle. Einzelhandel wird
                                                                                                            „multichannel“.                                           Seite 6

                                                                                                                                                            REGIOREPORT
                                                                                                                                                            Optimistischer Blick
                                                                                                                                                            voraus: die IHK-­
                                                                                                                                                            Konjunkturumfrage
                                                                                                                                                            zu Jahresbeginn Seite 37

                                         Jobmesse in colmar
                        Im Elsass auf Mitarbeitersuche
              Auf der größten elsässischen Jobmesse gab es erstmals
            eine deutsche Halle mit 80 südbadischen Firmen, Ausbil-
              dungsstätten und Instituten. Gemietet hatte sie die IHK
              Südlicher Oberrhein gemeinsam mit der Arbeitsagentur
              Freiburg. Auch die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg war
             vor Ort. Das Ziel: Fachkräfte aus dem Elsass werben, wo
           die Arbeitslosigkeit hoch ist.                 Seite 18

Der Gesamtauflage liegen folgende Prospekte bei: Brother International GmbH, Bad Vilbel und Unitymedia Kabel BW GmbH, Köln.
Ebenfalls enthält die Ausgabe einen Einhefter der Haufe Lexware GmbH & Co. KG in Freiburg. Einem Teil der Ausgabe liegen Beilagen der Ernst & König GmbH in Freiburg bei.

                                                                                                                                                                     Wirtschaft im Südwesten
ZAUBERWORT MULTICHANNEL - IHK Hochrhein-Bodensee
INHALT
                                                                                   4	PANORAMA
   banken ziehen bilanz
                                                                                   6   TITEL
             Tapfer durch
     die Niedrigzinsphase                                                         10	Innovation
        Seit vielen Monaten verharrt das                                          12	Umwelt
   Zinsniveau auf historischem Niedrig-                                           16	REcht
  stand. Dennoch schlagen sich die drei
Volksbanken und zwei Sparkassen, über                                             17   steuern
   deren Bilanzen wir in dieser Ausgabe
  berichten, tapfer.     Seite 50-53
                                                                                  18   arbeitsmarkt
                                                                                  20   interview schweiz
                                                                                  22   kommentar schweiz
                                                                                  24	Dienstleistungen schweiz
                                  Schweiz
                                                                                  25	Girls‘ und Boys‘ day
                                  Nach dem Volksentscheid
                                  Einige Fragen, die nach dem Schweizer Votum
                                                                                  28   verkehr
                                  gegen unbegrenzten Zuzug von Ausländern         30	Bildung
                                  entstehen, beantwortet der Direktor der Han-
                                  delskammer Deutschland-Schweiz, Ralf Bopp,      31	Messen
                                  im Interview auf Seite 20.                      33	Regio Report
                                  Ein Kommentar zum gleichen Thema von
                                  Claudius Marx (Hauptgeschäftsführer der IHK     50	FIRMEN | Branchen
                                  Hochrhein-Bodensee) auf             Seite 22         Volksbanken Hochrhein, Breisgau Nord und Lahr [50,51]
                                                                                        Sparkassen Lörrach-Rheinfelden und Hochrhein [52, 53]
                                                                                        WVIB [55] Streit Service & Solution [56] Badische
                                                                                       Weinwirtschaft, Oberkircher Winzer, Leitwerk [57]
                                                                                        Energiedienst [59]

                                                                                  60	PERSONALIEN
                                                                                         Michael Alpert Christian Stickl Karl-Friedrich Jundt-
                                                                                       Schöttle Joachim Glatthaar Jörg Nauel/Michael Pfaff/
           kopf des monats                                                             Peter Wimmer Ronny Lindskog Karl M. Schmidhuber/
                                                                                       Volker Simon Timo Karnik/Andreas Berns/Alfred Dörle
      Gastronom Toni Schlegel                                                            Kopf des Monats: Toni Schlegel

       Der Großgastronom und Besitzer des                                         63	Impressum
     Greiffenegg-Schlössle, Toni Schlegel, ist
     auf Expansionskurs. Vor Kurzem erwarb                                        64	Bücher
       der Freiburger zwei neue Betriebe. Er                                      74   börsen
    will weiter wachsen und „die klassische
   Gastronomie modernisieren“.  Seite 62                                         80   die letzte seite
                                                                                                                   Themen der Titelseite

   EVN14_Anz_IHK_185x21_7_Motive.indd 2                                                                                          16.01.14 10:43
Wirtschaft im Südwesten    3 / 2014                                                                                                  3
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freiburg marathon

                                                                                                                                                               Großes Laufevent
                                                                                                                                                               Ehrgeizige Athleten sollten diesen Termin nicht
                                                                                                                                                               verpassen: Am 6. April fällt der Startschuss für
                                                                                                                                                               den elften Freiburg Marathon. Jährlich nehmen
                                                                                                                                                               daran rund 10.000 Läufer aus dem In- und
                                                                                                                                                               Ausland teil. Erstmals finden im Rahmen des
                                                                                                                                                               Freiburg Marathons auch die Deutschen Halb-
                                                                                                                                                               marathon-Meisterschaften statt. 42 Bands, ver-
                                                                                                                                                               teilt auf 21 Kilometer, sollen den Tag zu einem
                                                                                                                                                               Straßenlauf-Highlight machen. Der Marathon
                                                                                                                                                               hat Charme, denn die Route verläuft durch die
                                                                                                                                                               Freiburger Altstadt und entlang der Dreisam.
                                                                                                                                                               Das Münster wird passiert, ebenso wie das Ma-
                                                                                                                                                               gesolar-Stadion. Beim „Rock for Four“ kann der
                                                                                                                                                               Marathon als Staffel zu Viert erlaufen werden.
                                                                                                                                                               Auch den Schülerwettbewerb „S‘Cool Run“
                                                                                                                                                               wird es wieder geben. Für Firmenteams sowie
                                                                                                                                                               private Gruppen bietet sich die Gelegenheit,
                                                                                                                                                               sich miteinander messen. Teilnehmen können
                                                                                                                                                               Teams ab fünf Personen. Passend zum Lauf­
                                                                                                                                                               event findet am 5. und 6. April in der Rothaus
                                                                                                                                                               Arena eine Marathonmesse statt.wis

                                                                                                                                                                                           www.marathon-freiburg.com

                                                           GEWERBLICHE WIRTSCHAFT IN ZAHLEN 2013
                                                           Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten
                                                           Kreis, Land,                         Betriebe                        Beschäftigte                          Umsatz                            Ausland
                                                           IHK- und Regierungsbezirk                                              (in 1000)                         (in Mio Euro)                      (in Mio Euro)

                                                                                         Okt.     Nov.     Dez.          Okt.       Nov.       Dez.          Okt.       Nov.        Dez.        Okt.       Nov.        Dez.
                                                           Stadtkreis Freiburg            43      43        43             9         9          9            192        186         184         111        103          96
                                                           Breisgau-Hochschwarzwald       90      90        90            16         16        16            279        276         259         139        137         146
                                                           Emmendingen                    64      64        64            12         12        12            176        191         158          95        113          93
                                                           Ortenaukreis                  210      210      210            43         43        43            973        963         842         386        398         384
                                                           Südlicher Oberrhein           407      407      407            80         80        80            1620      1616         1443        731        751         719

                                                           Rottweil                      107      107      107            19         19        19            392        390         330         186        180         160
                                                           Schwarzwald-Baar-Kreis        145      145      145            26         26        26            406        396         302         158        159         119
                                                           Tuttlingen                    124      124      124            27         27        27            502        497         432         255        262         235
                                                           Schwarzwald-Baar-Heuberg      376      376      376            72         72        72           1300       1282         1064        599        602         513
Bilder: DIHK / Ben Bügers, Weidling, Nobert Wilhelmi

                                                           Konstanz                       77      76        76            16         16        16            462        468         402         241        248         208
                                                           Lörrach                        93      93        93            18         18        18            405        392         341         228        219         207
                                                           Waldshut                       56      56        56            12         12        12            265        238         189          94         89          76
                                                           Hochrhein-Bodensee            226      225      225            47         47        46            1132      1098         933         562        557         491

                                                           Regierungsbezirk Freiburg    1009     1008      1008          198        198        198          4052       3997         3440       1892       1910         1723
                                                           Baden-Württemberg            4303     4297      4292          1092      1092       1089          26585      26996     23657         14513      14835     13105
                                                                                                                  Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, die Angaben sind gerundet und ohne Gewähr (WiS 3/2014)

                                                       4                                                                                                                         Wirtschaft im Südwesten           3 / 2014
ZAUBERWORT MULTICHANNEL - IHK Hochrhein-Bodensee
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                                                                                           Landes-IHKs

                                                                                           Besuch bei
                                                                                           Kretschmann
                                                                                           Die Präsidenten und Hauptgeschäftsführer
                                                                                           der baden-württembergischen IHKs ha-
                                                                                           ben Mitte Februar Winfried Kretschmann
                                                                                           getroffen. „In vielem waren wir uns einig,
                                                                                           aber wir haben auch unsere unterschied-
                                                                                           lichen Standpunkte ausführlich dargestellt
                                                                                           und Dissense nicht ausgespart“, sagte der
                                                                                           Ministerpräsident im Anschluss. Themen
                                                                                           des Meinungsaustauschs waren die Ver-
                                                                                           kehrsinfrastruktur, die Energiewende, die
                                                                                           Bildung und die duale Berufsausbildung.
                                                                                           „Mehr und mehr Abiturienten drängen an
                                                                                           die Hochschulen, und manche erkennen
                                                                                           zu spät, dass der Weg der Dualen Aus-
                                                                                           bildung für sie passender gewesen wäre.
                                                                                           Hier müssen wir gegensteuern“, betonte
                                                                                           BWIHK-Präsident Bernd Kulitz.ine

                       Chinesische Handelskammer in Berlin                              Mia Seeger Preis 2014
                       Die Erste in Europa                                              Für junge Designer
                       Mitte Januar wurde in den Räumen des Deutschen Industrie-        Unter dem Motto „Was mehr als einem nützt“
                       und Handelskammertages (DIHK) in Berlin die Chinesische          steht der diesjährige Mia Seeger Designpreis,
                       Handelskammer in Deutschland (CHKD) eröffnet. Es ist die         der sich an Studierende sowie Absolventen
    DIHK-Präsident
                       Erste in Europa. Sie soll einen wichtigen Beitrag zur deutsch-   aus gestalterischen Studiengängen von deut-
    Eric Schweitzer
                       chinesischen Zusammenarbeit leisten. Unternehmen aus China,      schen Hochschulen richtet. Zur Bewerbung
   (links) und Bun-
                       die noch nicht in Deutschland Fuß gefasst haben, kann die neue   eignen sich Studien-, Abschluss- oder andere
    deswirtschafts-
                       Chinesische Handelskammer helfen, leichter den Weg auf den       Entwurfsarbeiten, die in den Jahren 2012 bis
    minister Sigmar
                       deutschen Markt zu finden. Ihre Mitgliedern, die sich bereits    2014 entstanden sind. Auch Gruppenarbeiten
Gabriel eröffneten
                       in Deutschland niedergelassen haben, kann sie beim Aufbau        sind zugelassen. Die Mia Seeger Stiftung hat
 in Berlin die erste
                       nachhaltiger Kontakte und Netzwerke unterstützen und sie mit     für den Preis eine Summe von 10.000 Euro aus-
 Chinesische Han-
                       geeigneten deutschen Partnern zusammenführen.dihk               gelobt. Einsendeschluss ist der 14. März. lis
       delskammer.
                                                                                                                               www.mia-seeger.de

                                                                                             VERBrAUCHERPREIS-INDEX
                                                                                               Deutschland Januar 2014

                                                                                                                     105,9           + 1,3 %

                                                                                                                                   Veränderung
                                                                                                                      Index
                                                                                                                                   zum Vorjahr

                                                                                                                     105,5          + 1,3 %

                                                                                               Baden-Württemberg Januar 2014

                                                                                                                                   Basisjahr 2010=100
                                                                                                Quelle: Statistisches Landesamt (Angaben ohne Gewähr)

Wirtschaft im Südwesten     3 / 2014                                                                                                                   5
ZAUBERWORT MULTICHANNEL - IHK Hochrhein-Bodensee
TITEL

                                      Einzelhandel im Wandel

                                       Zauberwort              Der Onlinehandel wächst, der
                                                               stationäre Handel tritt auf der
                                                               Stelle: So lässt sich die aktuelle
                                                               Situation zusammenfassen. Aber

                                      Multichannel             ganz so schwarz-weiß ist das Bild
                                                               nicht: Überall da, wo Händler sich
                                                               intensiv mit den Wünschen ihrer
                                                               Kunden auseinandersetzen, kön-
                                                               nen sie Erfolge verbuchen – egal
                                                               ob stationär oder elektronisch.
                                                               Viele setzen auf eine Mischung
                                                               aus beidem: „Multichannel“ oder
                                                               auch „Crosschannel“ heißen die
                                                               Zauberworte.
Bild: Picture-Factory - Fotolia.com

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ZAUBERWORT MULTICHANNEL - IHK Hochrhein-Bodensee
er stationäre Einzelhandel steht vor einem Strukturwan-          Vertriebsform. Es gibt Bevölkerungsgruppen, die lieber online

D       del. Ein wesentlicher Grund dafür ist der wachsende
        Onlinehandel. Laut bundesweiten Zahlen des Handels-
 verbands hat er 2013 um zwölf Prozent zugelegt, während
                                                                         bestellen, darauf muss man sich einstellen.“ Prognosen gehen
                                                                         von etwa einem Viertel des gesamten Umsatzes bis 2020 aus.
                                                                         Aber der Onlinehandel wird den stationären Handel nicht er-
 der stationäre Handel fast stagnierte. Knapp acht Prozent des           setzen. Marktforscher sehen in Zukunft vielmehr eine starke
 gesamten Einzelhandelsumsatzes entfallen damit mittlerweile             Verzahnung von Online- und Offline-Kanälen. „Multi-“ oder
 auf das Onlinegeschäft. Und die Prognosen für 2014 sehen                passender „Crosschannel“ heißt das Zauberwort, für das
 weiter einen wesentlich stärkeren Zuwachs beim elektroni-               bereits jetzt Tendenzen erkennbar sind. Die wachsende Zahl
 schen als beim klassischen Geschäft.                                    mobiler Internetnutzer begünstigt diesen Trend. „Es geht in
 Man kann die Zahlen aber auch andersherum lesen: Gut 90 Pro-            beide Richtungen“, beobachtet Thomas Kaiser, Handelsreferent
 zent der Umsätze werden nach wie vor im stationären Handel              der IHK Südlicher Oberrhein: „Die Pureplayer, also die reinen
 erzielt. Der hat auch viele Vorteile, die der Onlinehandel nicht bie-   Onlinehändler, werden teilweise zu stationären Händlern und
 ten kann – vor allem die „3D-Information“ (Utz Geiselhart): Wie         die stationären zu Multichannel-Händlern.“ Wobei Multichannel
 sieht das Produkt wirklich aus, wie fühlt es sich an? Schmecken         nicht zwingend bedeutet, dass man einen eigenen Onlineshop
 und riechen funktioniert nicht virtuell. Der Lebensmittelhandel         betreibt. „Aber eine aktive, informative Website muss die Aktivi-
 ist vielleicht auch deshalb bislang kaum vom E-Commerce er-             täten eines Einzelhändlers ergänzen“, betont der Handelsexper-
                              obert worden. „Als vor einigen Jahren      te Bertram Paganini von der IHK Hochrhein-Bodensee. Wichtig
                                die Discounter hochkamen, dachten        ist, dass der Händler gefunden wird. „Es geht darum, mit dem
                                viele, sie würden den klassischen        Kunden in Kontakt zu kommen und ihn von meinem Sortiment
                                Lebensmitteleinzelhandel komplett        zu überzeugen – das kann auf jedem beliebigen Weg passie-
                               verdrängen“, erinnert sich Geiselhart,    ren“, sagt Geiselhart. Es gebe nicht den Weg. Die Mischung
                             Hauptgeschäftsführer des Handelsver-        zwischen den Systemen stationär und online sei vielfältig. Da
                           bands Südbaden. Stattdessen haben sie         müsse jeder seinen Weg finden.
                        sich bei einem Marktanteil von etwas über        Drei ganz unterschiedliche Beispiele beschreiben wir hier.
                         vierzig Prozent eingependelt und zuletzt
                         sogar etwas Boden verloren. So ähn-
                          lich wird es Geiselhart zufolge mit dem
                                                                         Yatego: Wegbereiter ins Netz
                             Onlinehandel sein: „Er ist eine neue        Die St. Georgener Firma Yatego sieht ihre Aufgabe zunehmend
                                                                         gerade in der Suche nach dem richtigen Weg. Die laut Wer-
                                                                         bung „größte Shoppingmall Deutschlands“ vermietet virtuelle
                                                                         Ladenlokale an rund 10.000 Händler – etwa die Hälfte davon
                                                                         sind stationäre Einzelhändler, die den Internetvertrieb als zwei-
                                                                         tes Standbein betreiben. Ihnen bieten die rund 100 Yatego-
                                                                         Mitarbeiter (80 in St. Georgen und 20 in München) nicht nur
                                                                         die Onlineplattform, sondern auch viel Beratung und Service
                                                                         drumherum, denn der Informationsbedarf seitens der Händler
                                                                         ist groß. Mit Amazon & Co. will Yatego nicht konkurrieren. Ihre
                                                                         Nische suchen die St. Georgener stattdessen vor allem im
                                                                         Segment Crosschannel. „Wir können uns als Online-Marktplatz
                                                                         nicht der Tatsache verschließen, dass viele Leute lokal kaufen
                                                                         wollen“, sagt Bernd von Wahlert. Er leitet ein neues Yatego-
                                                                         Projekt, das in diesem Frühjahr starten und die verschiedenen
                                                                         Vertriebskanäle noch stärker verknüpfen soll. Dabei hat Yatego
                                                                         vor allem jene Einzelhändler im Visier, die bislang noch nicht
                     Abends auf dem Sofa aussuchen                       oder nur kaum im Internet agieren. Der Onlinemarktplatz hat
                   und später im Laden kaufen: Auch                      dafür im Vorfeld viele Gespräche mit Einzelhändlern, Kommu-
                     das ist Multichannel. Wichtig für                   nen und Verbänden geführt. Und er nutzt die Erfahrungen aus
                    den stationären Handel ist daher,                    dem Netz. Die Ansprüche der Konsumenten an Qualität und
                  dass er elektronisch gefunden wird.                    Service nähmen weiter zu. „Viele Kunden wollen gar nicht
                                                                         online kaufen, sondern sich nur online informieren und dann
                                                                         lieber lokal kaufen“, berichtet von Wahlert. Häufige Google-
                                                                         Anfragen seien eine Verbindung aus einem Schlagwort und
                                                                         einem Ort, zum Beispiel „Optiker“ und „Freiburg“. „Der sta-
                                                                         tionäre Handel ist deshalb in einer guten Ausgangsposition“,
                                                                         meint von Wahlert. „Wir wollen den Händlern helfen, die Kom-
                                                                         petenz, die sie haben, crosschannel zu nutzen.“ Denn klar sei:
                                                                         Man muss sich bewegen, um die Kunden nicht zu verlieren.
                                                                         Man muss auf sich aufmerksam machen und gefunden

Wirtschaft im Südwesten    3 / 2014                                                                                                     7
ZAUBERWORT MULTICHANNEL - IHK Hochrhein-Bodensee
TITEL

                                                                werden. Einen sechsstelligen Betrag investiert Yatego in
                                                           sein neues Projekt, von dem der Online-Dienstleister sich viel
                                                           verspricht. Schließlich haben einer bundesweiten Umfrage des
                                                           Handelsverbands zufolge knapp zwei Drittel der Einzelhändler
                                                           noch keine Pläne in Sachen E-Commerce (siehe dazu auch
                                                           Grafik rechts).

             E-COMMERCE-TAG
                                                           Wöhrstein: Der eigene professionelle Shop
        Die IHK Südlicher Oberrhein veranstaltet zusam-
        men mit dem Handelsverband Südbaden und            Foto Wöhrstein zählt nicht zu dieser Kategorie. Das Singener
        der Initiative Baden-Württemberg Connected         Geschäft verkauft seit einigen Jahren auch im Internet – bis
        (bwcon) am 25. März von 9 bis etwa 18 Uhr          Ende 2012 allerdings nicht in Eigenregie sondern über die Ein-
        einen E-Commerce-Tag in der „World of Living“      kaufskooperation „Ringfoto“. Die koordiniert Lager und Logistik
        von Weberhaus in Rheinau-Linx. Dabei wird sie      zentral für ihre Mitglieder. Der einzelne Händler muss nicht so
        vom „ibi research“-Institut der Universität Re-    viel Zeit und Geld investieren, agiert dafür aber auch nicht so
        gensburg unterstützt.                              individuell mit allen Möglichkeiten des Internets. So zumindest
        Der Tag bietet umfangreiche Informationen zu       hat es Reiner Wöhrstein empfunden. „Der Erfolg, sprich der
        vielen Aspekten rund um den Onlinehandel.          Umsatz, war nur begrenzt, man war erst mal mit dabei“, fasst er
        In Praxisberichten erfahren die Teilnehmer von     zusammen. Nachdem der umtriebige Fotohändler seinen neuen
        erfolgreichen Online-Händlern aus der Regi-        schicken Laden in der Singener Innenstadt bezogen hatte, woll-
        on, wie man seine Geschäftsideen im Internet       te er „auch im Internet so einen feinen Shop“. Wöhrstein hat
        verwirklicht und fortlaufend optimiert. In vier    sich – stationär wie online – auf höherwertige Profifotoausstat-
        Fachkonferenzen präsentieren E-Commerce-           tung spezialisiert. Denn der untere Bereich wird seiner Meinung
        Experten zahlreiche Tipps und Tricks. Am           nach mittelfristig komplett von Smartphones abgedeckt.
        Nachmittag diskutieren Onlinehändler aus der       Das nötige Lager für seinen eigenen Onlineshop hatte Wöhr-
        Region auf dem Podium, ob E-Commerce sich          stein im neuen Gebäude bereits eingeplant. Zudem engagierte
        lohnt. Zudem bieten sich während der Pausen        er zusätzlich zu seinen zehn bisherigen drei weitere Mitarbeiter
        viele Gelegenheiten zum Networking mit Exper-      (auf zweieinhalb Stellen): einen Informatiker und zwei Leute
        ten und Praktikern sowie zur Information in der    für die Telefonhotline. „Wenn man das nicht finanzieren kann,
        begleitenden Fachausstellung.                      sollte man es nicht machen“, findet Wöhrstein. Internetkunden
        Die Veranstaltung richtet sich sowohl an Online-   sind sehr anspruchsvoll. Obwohl sein Shop eine geringe Rück-
        als auch an stationäre Händler, an bestehende      laufquote von deutlich unter zehn Prozent hat, legt Wöhrstein
        Unternehmen und an Gründer, an solche, die         großes Augenmerk hierauf: „Das muss piekfein laufen, sonst
        in den Online-Handel einsteigen oder diesen        wirkt sich das sofort auf die Rezensionen aus.“ In Preisver-
        Bereich ausbauen wollen.                           gleichsportalen können Kunden auch ihre Meinung zum Ser-
        Die Teilnahme am E-Commerce-Tag kostet ein-        vice sagen, diese wird als sogenannte Rezension publiziert.
        schließlich Verpflegung 149 Euro pro Person.        Foto Wöhrstein hat bislang ausschließlich Top-Bewertungen
                                                           bekommen. „Die Kundenzufriedenheit in den Beurteilungen
                               www.ecommerce-tag.de        genießt bei uns höchste Priorität“, sagt der Chef. Für den On-
                                                           lineshop seien diese so wertvoll wie die Noten bei Stiftung
                                                           Warentest.
                                                           Die Präsenz in den Preisvergleichsportalen kostet Wöhrstein mo-
                                                           natlich „einige Tausender“, das Gleiche gilt für Internetwerbung.
                                                           Auch die nötige Software für Versand und Rechtssicherheit ver-
          IHK-ANSPRECHPARTNER
                                                           ursacht monatliche Kosten. Nach Abzug all dieser Posten bleibt
          IHK Hochrhein-Bodensee:                          dem Onlineshop nach eigener Darstellung eine Marge zwischen
          Bertram Paganini | Tel.: 07531 2860-130          vier und acht Prozent. „Das verlangt dann schon ein gewisses
          bertram.paganini@konstanz.ihk.de                 Umsatzvolumen, dass es sich lohnt“, sagt Wöhrstein. Sein Shop
                                                           arbeitet von Anfang an profitabel und steuert mittlerweile eine
          IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg:                    ordentliche Portion zum Gesamtumsatz bei. Übers Internet
          Anne Heinrichs | Tel.: 07721 922-156             erreicht das Singener Geschäft zudem einen weit größeren
          anne.heinrichs@vs.ihk.de                         Kundenkreis, der teilweise dann auch lokal in den Laden kommt.
                                                           Bis Karlsruhe und Friedrichshafen hat sich das Einzugsgebiet
          IHK Südlicher Oberrhein:                         ausgedehnt. Es tauchten auch schon Profifotografen aus Köln
          Thomas Kaiser | Tel.: 07821 2703-640             und Stuttgart auf, um in Singen eine ganz spezielle Kamera zu
          thomas.kaiser@freiburg.ihk.de                    kaufen. Über den Ort hinaus zu akquirieren, bezeichnet Wöhr-
                                                           stein als eine wesentliche Motivation, in den Onlineshop zu

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ZAUBERWORT MULTICHANNEL - IHK Hochrhein-Bodensee
investieren. Nicht Crosschannel, sondern „Hybridauftritt“ nennt     Quadratmeter große Firmensitz im Freiburger Industriegebiet
er den zweikanaligen Vertrieb stationär und übers Internet, an      Nord – trotz der jüngsten Erweiterung Anfang des Jahres – bald
dem seiner Meinung nach kein Weg vorbeiführt.                       schon wieder zu klein. Der Chef hegt Pläne für einen Neubau –
                                                                    wo und wann er sie umsetzt, ist noch nicht klar.
                                                                    Der Anteil des Onlinehandels hat vergangenes Jahr die Fünfzig-
Waschbär: Vom Versand- zum Onlinehändler                            Prozent-Marke geknackt: Mehr als die Hälfte der durchschnitt-
Wenn man so will auch hybrid aber auf eine ganz andere Art hat      lich 5.000 Bestellungen täglich kommen mittlerweile übers
sich das Geschäft von Waschbär entwickelt. Der Freiburger Um-       Internet. Und die Tendenz ist weiter steigend, zumal dieses
weltversand verschickte 1987 seine ersten „Ökoputzkisten“,          Jahr ein komplett neues Shopsystem ansteht. Waschbär inves-
nahm wenige Jahre später umweltverträgliche Mode ins Sorti-         tiert seinem geschäftsführenden Gesellschafter zufolge einen
ment und ist heute zum größten Versender von Umweltproduk-          siebenstelligen Betrag dafür. In der Folge soll es auch eine
ten in Deutschland herangewachsen. 1995 erschien der erste          englische Version geben, mit der Schütz die skandinavischen
Waschbär-Katalog; bereits vier Jahre später startete Waschbär       Länder im Visier hat. Per E-Commerce hat Waschbär bereits
seinen Onlineshop. Ende der Neunzigerjahre eröffnete der Öko-       Kunden in den Niederlanden akquiriert und daraufhin in eine
versand zudem einen Laden in Freiburg, weitere stationäre           niederländische Version investiert. Die Übersetzung des elek-
Geschäfte in Göttingen, Karlsruhe und Stuttgart kamen seither       tronischen Auftritts war zwar teuer, aber nicht so teuer wie ein
hinzu. Heute ergänzen sich diese drei Vertriebswege perfekt.        eigener niederländischer Katalog wäre.
Anfang der Nullerjahre jedoch strauchelte das Unternehmen           „Der Katalog bleibt trotzdem sehr wichtig“, sagt Schütz. Er
arg. Die alte Geschäftsführung hatte zu schnell zu viel gewollt     weiß, dass viele Kunden darin blättern, während sie elektronisch
und das Kaufmännische aus den Augen verloren.                       ordern. Deshalb wird es die Printversion, die unter Schütz‘ Regie
Ernst Schütz, der kurz vor der Insolvenz in die Geschäftsführung    in den vergangenen Jahren enorm professionalisiert wurde,
gekommen war, sanierte das Versandhaus von Grund auf und            auch in Zukunft geben. Der etwa 300-seitige Hauptkatalog
übernahm später auch alle Anteile. „Seit 2002 geht es nur auf-      erscheint zweimal jährlich, zudem verschickt Waschbär alle
wärts“, sagt er. Mit knapp 100 Leuten hat er das Unternehmen        paar Wochen Broschüren.
damals übernommen. Heute beschäftigt die Triaz-Gruppe, zu           Der Anteil der vier Läden am Umsatz ist mit knapp vier Prozent
der auch die Versandhäuser Vivanda und Pranahaus gehören,           gering, ihre Rolle aber wichtig – sie fungieren als Outlets. Stati-
die Schütz aus Insolvenzen kaufte und ebenfalls sanierte, rund      onär kann das Versandhaus die Kleidung und Schuhe verkaufen,
350 Mitarbeiter (darunter 22 Auszubildende). Um etwa 50 Köp-        die Bestellkunden zurückgeschickt haben.           Kathrin Ermert
fe ist das Unternehmen allein im vergangenen Jahr gewachsen.
Der Umsatz ist seit 2002 von 22 auf knapp 80 Millionen Euro im
Jahr 2013 gestiegen. Aufgrund dieser Expansion ist der 20.000

                  Onlineshops des
              stationären Handels
                  Frage: Betreiben Sie bereits
               einen eigenen Onlineshop oder
                                                                                                   62,3 %
             planen Sie für die nächsten zwölf
                  Monate, einen einzurichten?
                                                                                                   Nein, wir planen
                                                                                                   in den nächsten zwölf
                                                                        Ja, wir betreiben          Monaten nicht, einen
                                                                        bereits einen              eigenen Onlineshop
                                                                        eigenen Onlineshop.        zu eröffnen.

                                                                        28,9 %
                                                                                                                                   Bilder: Sergey Ilin /Steve Young - Fotolia.com

                                                  8,8 %
                                                 Ja,    wir planen in
                                                 den nächsten zwölf
                                                 Monaten einen ei-
                                                 genen Onlineshop
                                                 zu eröffnen.
            Quelle: Handelsverband Deutschland
innovation

                                                                                                                           Die Heizzen-
                                                                                                                           trale des Bio-
                                                                                                                           energiedorfs
          ERFINDERBERATUNG                                                                                                 Büsingen, für
                                                                                                                           das die Solar-
                                                                                                                           complex AG
     Die IHK Schwarzwald-Baar-Heu-                                                                                         ausgezeich-
     berg, Romäusring 4, VS-Villingen,                                                                                     net wurde.
     bietet Erfinderberatungen jeweils am
                                             Georg-Salvamoser-Preis für
     zweiten Dienstag im Monat von 14
     bis 17 Uhr an. Nächste Termine: 11.     Solarcomplex und Victoria-Hotel
     März und 8. April. Anmeldung: Ge-
     schäftsbereich Innovation, Umwelt
     und International der IHK, Telefon
                                             Z  wei der drei Gewinner des Georg-Sal-
                                                vamoser-Preises 2014 kommen aus der
                                             Region: Die bürgerfinanzierte Solarcomplex
                                                                                            barer Energien“ gewürdigt, wie es in der
                                                                                            Pressemitteilung heißt. Sie decken ihren
                                                                                            Wärmebedarf über Passivhausstandard,
     07721 922-181 (Manuela Bertz) oder      AG aus Singen erhielt für das „solargestütz-   mit Pelletheizung und thermischer Solar-
                                             te Nahwärmenetz Büsingen“ einen Haupt-         energie, kühlen das 1875 erbaute Hotel mit
     Fax 07721 922-182.
                                             preis. In dem Bioenergiedorf Büsingen hat      der Kälte des Grundwassers und erzeugen
                                             Solarcomplex eine Holzheizzentrale mit         einen Teil des benötigten Stroms mithilfe
     Die IHK Hochrhein-Bodensee bie-         über 1.000 Quadratmetern hocheffizien-         einer Photovoltaikanlage sowie Kleinwind-
                                             ten Vakuumröhrenkollektoren kombiniert.        rädern auf dem Dach.
     tet die kosten lose Beratung in der     Der Hauptpreis ist mit 20.000 Euro dotiert.    Der nach dem Freiburger Solarpionier Ge-
     Regel am ersten Donnerstag im Mo-       Mit einem Sonderpreis in Höhe von 10.000       org Salvamoser benannte Preis wurde zum
     nat von 14 bis 17 Uhr an. Ein Patent-   Euro wurde das familiengeführte Freiburger     zweiten Mal von der Stadt Freiburg und der
                                             Best Western Premier Hotel Victoria von        Georg-Salvamoser-Stiftung verliehen. Der
     anwalt berät in Einzelgesprächen im
                                             Astrid und Bertram Späth ausgezeichnet.        zweite Hauptpreis ging an die Gemeinde
     Kammergebäude (Schützenstraße 8).       Sie wurden für ihr „außergewöhnliches          Saerbeck in Nordrhein-Westfalen für den
     Nächste Termine: 13. März und 10.       Engagement bei der Nutzung erneuer-            „Bioenergiepark“. wis
     April. Anmeldung: Referat Technolo-
     gie/Innovation, Claudia Veit, Telefon   Zayed Future Energy Prize für
     07531 2860-127, Fax 07531 2860-
     168.                                    Fraunhofer ISE
     Die IHK       Südlicher   Oberrhein     d   ie Arbeit des Freiburger Fraunhofer-
                                                 Instituts für Solare Energiesysteme
                                             (ISE) für eine nachhaltige Energieversor-
                                                                                            europäisches Solarforschungsinstitut, ge-
                                                                                            wann in der Kategorie „Nongovernmental
                                                                                            Organization“.
     bietet Erfinderberatungen in Frei-
                                             gung wurde mit dem Zayed Future Energy         Bewertungskritierien waren der Einfluss
     burg und Lahr an. Im IHK-Gebäude
                                             Prize 2014 gewürdigt. Er ist mit 1,5 Mil-      auf einen spürbaren industriellen, gesell-
     in Freiburg, Schnewlinstraße 11,        lionen US Dollar dotiert und wurde von         schaftlichen und ökologischen Wandel,
     finden diese immer am ersten Don-       Scheich Mohammed Bin Zayed Al Nahy-            die Führungsrolle und Vorbildfunktion so-
                                             an, Kronprinz von Abu Dhabi, verliehen.        wie die Zukunftsfähigkeit und das Innova-
     nerstag im Monat statt. Nächs-
                                             Das ISE, nach eigenen Angaben größtes          tionspotenzial der Einrichtung. wis
     te Termine: 6. März und 3. April.
     Im        IHK-Gebäude     in    Lahr,
     Lotzbeckstra­
                 ße 31, finden die Er-       Medaille für Nachhaltigkeit für
     finderberatungen immer am dritten
     Donnerstag im Mo­nat statt. Nächs-
                                             Solar Info Center Freiburg
     te Termine: 20. März und 17. April.
     Anmeldung: Monika Mandel-Todt,
                                             F  ür sein energieeffizientes Gebäude- und
                                                Betriebskonzept hat das Solar Info Cen-
                                             ter Freiburg das Nachhaltigkeitszertifikat
                                                                                            lar Info Center 92 von 110 erreichbaren
                                                                                            Punkten. Laut Pressemitteilung ist es da-
                                                                                            mit das zweitbeste zertifizierte Gebäude
     Telefon     0761   3858-262,   E-Mail   LEED in Platin erhalten. Verliehen wurde       in Deutschland. Weltweit kommt es auf
     monika.mandel-todt@freiburg.ihk.de      es vom US-amerikanischen Green Buil-           Platz vier. Über 1.300 Bestandsgebäude
                                             ding Council. In der Kategorie Bestands-       wurden bisher nach dem Verfahren zerti-
                                             gebäude bekam das 2003 eröffnete So-           fiziert. wis

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Umwelt

                                                                                                     Bild: PhotographyByMK – Fotolia.com
       Ob Ihr Unterneh-
     men von Hochwas-
       ser betroffen sein
       kann, können Sie
     über die unten ste-
     hende Internetseite
           herausfinden.

                            Hochwasser
                            Vorläufige Form von
                            Gefahrenkarten online
                            W     ie stark ein Unternehmen von Hochwasserereignissen
                                  beeinträchtigt werden könnte, soll bundesweit im Inter-
                            net in Kartenform veröffentlicht werden. Vorläufige Versionen
                            dieser Karten sind seit Kurzem auch für den Regierungsbezirk
                            Freiburg abrufbar. Sie finden Sie auf der Seite www.hochwas-
                            serbw.de, dort in der linken Spalte ganz unten in der Rubrik
                            „EU-Berichterstattung“ und dann „Hochwassergefahren- und
                            Risikokarten“. Im dort veröffentlichten Text führt ein Link im
                            viertletzten Absatz zum Kartenwerk. Im besagten Absatz wird
                            auf die Berichtspflichten an die EU Bezug genommen (Hinweis:
                            Im zweitletzten Absatz des besagten Textes wird ebenfalls ein
                            Link auf „aktuelle Karten“ angeboten, aber dieser führt nur zu
                            endgültig fertiggestellten Karten primär im Neckareinzugsge-
                            biet, also nicht zu den vorläufigen Karten für den Südwesten
                            des Landes).
                            In den Karten ist für jede Kommune zunächst die flächenhafte
                            Ausdehnung eines Hochwassers abgebildet, wie es statistisch
                            alle 10 Jahre, alle 100 Jahre oder bei Extremereignissen – zum
                            Beispiel nach einem Dammbruch – auftreten könnte („HQ 10,
                            HQ 100, HQ extrem“). Über die Rubrik „Themen“ kann man
                            auch zu Karten wechseln, welche die Höhe oder Tiefe des
                            Wasserstands anzeigen. Leider muss man bei einem solchen
                            Wechsel den Ort nochmals eingeben und erneut in die Karte
                            hinein zoomen.
                            Falls Sie anhand der Karten feststellen, dass Ihr Unternehmen
                            von Hochwasser betroffen sein kann, können Sie gerne für
                            vertiefende Informationen mit uns in Kontakt treten.ba

                                                                           www.hochwasserbw.de
                            Information
                            Ihre Ansprechpartner in den IHK-Regionen:
                            Wilfried Baumann | Tel.: 0761 3858-265
                            E-Mail: wilfried.baumann@freiburg.ihk.de
                            Marcel Trogisch | Tel.: 07721 922-170
                            E-Mail: trogisch@vs.ihk.de
                            Michael Zierer | Tel.: 07622 3907-214
                            E-Mail: michael.zierer@konstanz.ihk.de

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umwelt

                                                                                                                                                Software
Bilder: Photographee.eu, fotohansel – Fotolia.com

                                                                                                                                                Gefahr von
                                                                                                                                                Chemikalien
                                                                                                                                                D   ie Bundesanstalt für Arbeitsschutz und
                                                                                                                                                    Arbeitsmedizin (BAuA) bietet ihr „Ein-
                                                                                                                                                faches Maßnahmenkonzept Gefahrstoffe
                                                                                                                                                (EMKG)“ in der Version 2.2 jetzt auch als
                                                                                                                                                Programm an. Mit der Software lassen
                                                                                                                                                sich Gefährdungen durch Einatmen und
                                                                                                                                                Hautkontakt bei der Arbeit mit Chemikali-
                                                                                                                                                en beurteilen. Das kostenfreie Programm
                                                                                                                                                gibt es unter www.baua.de/emkg.
                                                                                                                                                Nutzer der EMKG-Software der BAuA
                                                                                                                                                können nun alle Schritte der Gefährdungs-
                                                                                                                                                beurteilung – von der Informationsermitt-
                                                                                                                                                lung über die Ableitung von Schutzmaß-
                                                                                                                                                nahmen und der Wirksamkeitsprüfung
                                                                                                                                                bis hin zur Dokumentation – an einem
                                                                                                                                                Computer bearbeiten. So ist an jedem
                                                                                                                                                Arbeitsplatz die systematische Ablei-
                                                                                                                                                tung von Handlungsprioritäten möglich,
                                                                                                                                                und jeder Betrieb kann gefährdungsab-
                                                                                                                                                hängige Maßnahmenstufen ermitteln.
                                                    Arbeitsschutz                                                                               Schutzleitfäden beschreiben konkret und
                                                                                                                                                übersichtlich, wie die Maßnahmen umge-
                                                    Sichere Treppen                                                                             setzt werden können. Außerdem können
                                                                                                                                                Anwender gleichzeitig mit dem Programm

                                              U          nfälle auf Treppen stellen seit jeher einen Schwerpunkt des
                                                         Unfallgeschehens dar. Dies gilt für den Heim- und Freizeit-
                                                    bereich ebenso wie für den Bereich der Arbeit. Darauf weist
                                                                                                                                                ein Gefahrstoffverzeichnis nach Gefahr-
                                                                                                                                                stoffverordnung erstellen.
                                                                                                                                                Alle Daten bleiben bei der EMKG-Soft-
                                                    die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)                               ware auf dem Rechner des Nutzers, denn
                                                    hin. Angesichts der Häufigkeit und Folgenschwere der Unfäl-                                 das Programm ist als „Desk-based-Soft-
                                                    le zeigt die BAuA Präventionsmaßnahmen auf. Ist ein Unfall                                  ware“ konzipiert. Ein Internetzugang wird
                                                    passiert, erbringt die herkömmliche Überprüfung der Treppe                                      lediglich für Aktualisierungen benötigt
                                                    oftmals keine Anhaltspunkte für die Unfallursache. Die Stufen                                      oder wenn Verlinkungen genutzt
                                                    waren nicht verschmutzt, sie hatten auch keine schadhaften                                          werden sollen.
                                                    Stellen, die Vorschriften waren eingehalten. In einer detail-                                         Mit dem neuen Programm hat
                                                    lierten Untersuchung der Berufsgenossenschaft für den Ein-                                              die BAuA ein weiteres Produkt
                                                    zelhandel traf dies auf 82 Prozent der Treppen zu, auf denen                                              entwickelt, mit dem sich Ge-
                                                    sich Unfälle ereignet hatten. Wo keine technischen Mängel                                                   fährdungen beim Umgang
                                                    ins Auge fallen, schlussfolgert man oft, dass die Unfallursache                                               mit Gefahrstoffen sys-
                                                    beim Nutzer liegen müsse. „Unachtsamkeit“, „Ungeschick“,                                                        tematisch beurteilen
                                                    „Unkonzentriertheit“ lautet dann die Diagnose – die aber die                                                      lassen. In der betrieb-
                                                    Treppe nicht sicherer macht.                                                                                       lichen Praxis einge-
                                                    Gewiss tragen auch Verhaltensfehler zum Unfallgeschehen auf                                                        setzt wird bereits das
                                                    Treppen bei. Aber: Wo eine Treppe im technischen Sinne als                                                         „EMKG kompakt“,
                                                    intakt angesehen wird, können sich dennoch schwerwiegende                                   bestehend aus der Taschenscheibe, mit
                                                    Gestaltungsmängel verbergen. Diese Mängel liegen in einer                                   der sich Gefährdungen durch Einatmen
                                                    schlechten Anpassung der baulichen Parameter (zum Beispiel                                  beurteilen lassen, und die Taschenkarte,
                                                    Abmessungen von Stufen und Podesten, Beschaffenheit von                                     die bei Gefährdungen durch Hautkontakt
                                                    Auftrittsflächen und Stufenkanten) und der Wahrnehmungs-                                    eingesetzt werden kann. Für die Beurtei-
                                                                                                                       Information
                                                    bedingungen (wie Beleuchtung, Farbigkeit, Kennzeichnung) an                                 lung von Gesundheitsgefährdungen vor
                                                    die Bewegungssteuerung des Menschen. Eine 40-seitige Bro-          Axel-Rüdiger Schulze     Ort steht das „EMKG kompakt“ als App
                                                    schüre „Funktionelle, sichere und nutzerfreundliche Treppen“       Tel.: 0761 3858-264      für Smartphones zur Verfügung.           sch
                                                    ist bei der IHK und bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und    axel-ruediger.schulze@
                                                    Arbeitsmedizin erhältlich. sch                                    freiburg.ihk.de                                   www.baua.de/emkg

                                                    14                                                                                                    Wirtschaft im Südwesten    3 / 2014
Wettbewerb                                                              Arbeitsschutz
Deutscher Gefahrstoffpreis                                              Hilfestellung bei künstlicher
ausgeschrieben                                                          optischer Strahlung
B   is Ende März können sich Einzelperso-
    nen, Personengruppen, Unternehmen
und Organisationen um den zehnten Deut-
                                                                        Z  ur Konkretisierung der Anforderungen der Arbeitsschutz-
                                                                           verordnung zu künstlicher optischer Strahlung wurde eine
                                                                        neue vierteilige Technische Regel veröffentlicht. Sie gilt im
schen Gefahrstoffschutzpreis bewerben.                                  Wellenlängenbereich von 100 Nanometer bis 1 Millimeter
Gesucht werden praktische Lösungen, die                                 und betrifft daher unterschiedliche Anwendungen von opti-
den Umgang mit Gefahrstoffen sicherer                                   scher Strahlung in Betrieben wie beispielsweise Schweißen,
machen. Der Preis des Bundesministeri-                                  Lacktrocknung, Metallschmelzen oder auch Arbeiten mit
ums für Arbeit und Soziales (BMAS) ist mit                              Gasbrennern.
5.000 Euro dotiert. Infrage kommen die                                  Die „Technische Regel
Entwicklung und Einführung weniger ge-                                  Optische Strahlung – In-         	 die Neue regel
fährlicher Stoffe, Produkte und Verfahren                               kohärente optische Strah-
genauso wie modellhafte Lösungen für si-                                lung“ (TROS IOS) enthält Die neue TROS IOS besteht aus folgenden Teilen:
cherheitstechnische, organisatorische und                               spezifische Hilfestellun-
hygienische Anforderungen beim Umgang                                   gen zur Durchführung der • TROS IOS Teil: Allgemeines
mit Gefahrstoffen. Als preiswürdig gelten                               Gefährdungsbeurteilung, • TROS IOS, Teil 1: Beurteilung der Gefährdung
auch Initiativen im Bereich der Schulung,                               bei der ein Aspekt direk- • T ROS IOS, Teil 2: Messungen und
Motivation oder Beteiligung von Beschäf-                                te oder indirekte Gefähr-      Berechnungen von Expositionen
tigten sowie besondere Verdienste um                                    dungen durch optische • TROS IOS, Teil 3: Maßnahmen zum Schutz
das Erkennen stoffbedingter Gefahren am                                 Strahlung sein kann. Eine      vor Gefährdungen
Arbeitsplatz und der öffentliche Einsatz für                            verkürzte Gefährdungsbe-
den Gefahrstoffschutz.                                                  urteilung ist möglich für
Formlose Bewerbungen können bis                                         Tätigkeiten, bei denen nur
zum 31. März an die Bundesanstalt für                                   eine Exposition durch Strahlungsquellen geringer Gefährdung
Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin ge­                                    auftritt (zum Beispiel die bestimmungsgemäß verwendete
richtet werden. Die Ausschreibung und                                   und nach Arbeitsstättenverordnung ausgeführte Raumbe-
Beispiele guter Praxis aus den vergange-                                leuchtung).
nen Wettbewerben wurden im Internet            Information              Nach Einschätzung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und
auf der unten stehenden Seite veröffent-       Axel-Rüdiger Schulze     Arbeitsmedizin sind eine Vielzahl von Arbeitsplätzen betroffen,
licht.                                sch     Tel.: 0761 3858-264      während gleichzeitig oft nur unzureichende Kenntnisse über
                                               axel-ruediger.schulze@   die erforderlichen Schutzmaßnahmen vorhanden sind. Die
         www.baua.de/gefahrstoffschutzpreis    freiburg.ihk.de          neue TROS IOS gibt es bei der IHK.sch

                                                                                                                                      ANZEIGE
recht

                                                 Datenschutz                                      Notarielle Beurkundung in der Schweiz
                                                 Vorsicht beim                                    In Trippelschritten
                                                 Datentransfer                                    zur Rechtssicherheit
                                                 B   ei Konzernen ist es üblich, bestimmte
                                                     Aufgaben auf einzelne Konzerngesell-
                                                 schaften zu übertragen. Hierdurch können
                                                                                                  N    otargebühren in Deutschland steigen mit dem Wert des zu
                                                                                                       beurkundenden Geschäfts bis zu einem Maximalbetrag von
                                                                                                  derzeit 53.170 Euro pro Angelegenheit und sind nicht verhandel-
                                                 Prozesse optimiert und Kosten gespart            bar; selbst wenn der Notar wollte, dürfte er für seine Tätigkeit
                                                 werden. Problematisch ist das allerdings,        nicht weniger verlangen. In der Schweiz können Notargebühren
                                                 wenn personenbezogene Daten (zum Bei-            dagegen (zum Beispiel auf Stundensatzbasis oder pauschal) frei
                                                 spiel Kundendaten, Mitarbeiterdaten) von         vereinbart werden und sind damit häufig niedriger. Das führte
                                                 einer Konzerngesellschaft zu einer anderen       dazu, dass Unternehmenskaufverträge in der Vergangenheit oft
                                                 Konzerngesellschaft gelangen. Dieser Da-         in der nahen Schweiz beurkundet wurden. Der Bundesgerichts-
                                                 tentransfer wird rechtlich genauso behan-        hof (BGH) hatte bei Übertragung von GmbH-Anteilen die Beur-
                                                 delt wie ein Transfer zwischen zwei völlig       kundung von Schweizer Notaren in bestimmten Kantonen (zum
                                                 unabhängigen Gesellschaften. Und ein sol-        Beispiel Basel) als gleichwertig mit der vor deutschen Notaren
                                                 cher Transfer ist nur dann zulässig, wenn        anerkannt. Seit Inkrafttreten des Gesetzes zur Modernisierung
                                                 er durch Einwilligung, Gesetz oder andere        des GmbH-Rechts und zur Bekämpfung von Missbräuchen (Mo-
                                                 Rechtsvorschrift ausdrücklich erlaubt ist.       MiG) 2008 war dies zweifelhaft, unter anderem weil der Notar
                                                 Andernfalls handelt es sich um eine buß-         nunmehr für die Einreichung der geänderten Gesellschafterliste
                                                 geldbewehrte Ordnungswidrigkeit.                 bei von ihm beurkundeten Anteilsabtretungen zuständig ist.
                                                 Solange die empfangende Konzerngesell-           Der BGH hat nun entschieden, dass die geänderte Gesellschaf-
                                                 schaft innerhalb der EU beziehungsweise          terliste nicht allein deshalb vom Registergericht zurückgewiesen
                                                 innerhalb des Europäischen Wirtschafts-          werden darf, weil sie von einem Basler Notar eingereicht wird
                                                 raums sitzt, lässt sich in der Regel durch       (BGH vom 17.12.2013, Az. II ZB 6/13). Eine Auslandsbeurkundung
                                                 entsprechende vertragliche Gestaltung            ist vielmehr auch nach dem Inkrafttreten des MoMiG möglich,
                                                 und Anpassung der internen Prozesse eine         sofern sie einer Beurkundung in Deutschland gleichwertig ist. Der
                                                 rechtskonforme Lösung finden. Schwieri-          ausländische Notar muss hierfür eine ähnliche Ausbildung und
                                                 ger ist dies, wenn der Empfänger außerhalb       Stellung wie sein deutscher Kollege und ein in den Grundsätzen
                                                 der EU oder des EWR sitzt und es sich noch       entsprechendes Verfahrensrecht zu beachten haben. Ob das bei
                                                 dazu um sensible Daten (zum Beispiel über        einem Baseler Notar (weiterhin) erfüllt ist, hat der BGH leider
                                                 Gesundheit oder Gewerkschaftszugehörig-          nicht entschieden. Dies wird zum Teil angezweifelt, seit nach
                                                 keit) handelt. Dann kommen als Lösungs-          Schweizer Recht die Übertragung von GmbH-Anteilen nicht mehr
                                                 möglichkeiten in Betracht:                       der Beurkundung bedarf. Ein Risiko bei der Beurkundung in der
                                                 (a) die Einwilligung der Betroffenen, was        Schweiz verbleibt, bis der BGH ausdrücklich die Gleichwertigkeit
                                                 allerdings im Arbeitsverhältnis oftmals als      der Beurkundung zum Beispiel eines Baseler Notars mit der eines
                                                 unzulässig erachtet wird                         deutschen Notars feststellt.                      Gerhard Manz
                                                 (b) eine Anonymisierung der Daten vor dem                                Friedrich Graf von Westphalen & Partner
                                                 Transfer
                                                 (c) die Verwendung von EU-Standardklau-
                                                 seln oder
                                                 (d) die – sehr aufwendige – Einführung von
                                                 konzernweiten verbindlichen Datenschutz-
Bilder: zitze , XtravaganT, WoGi – Fotolia.com

                                                 regelungen (sogenannte Binding Corpo-
                                                 rate Rules, BCR). Auch angesichts dieser
                                                 Schwierigkeiten wird die Einführung des
                                                 Konzernprivilegs im Zuge der geplanten eu-
                                                 ropaweiten Datenschutzverordnung heftig
                                                 diskutiert. Aber bis dahin gilt: Vorsicht beim
                                                 Datentransfer im Konzern.
                                                         Frank Jungfleisch, Sebastian Hoegl
                                                  Friedrich Graf von Westphalen & Partner

                                                 16                                                                               Wirtschaft im Südwesten   3 / 2014
steuer

EU stopft Steuerschlupflöcher
Gegen die doppelte Nichtbesteuerung von Gewinnen
S   chon lange sind der EU Steuerschlupflöcher ein Dorn im Auge,
    die durch die unterschiedlichen Steuersysteme in den Mit-
gliedstaaten entstehen. Konzerne, in denen Mutter- und Tochter-
                                                                   Tochter-Richtlinie (RL 2011/96/EU) angenommen. Die
                                                                   Änderung sieht vor, dass der Mitgliedstaat der Mutter-
                                                                   gesellschaft Gewinnausschüttungen von Tochtergesellschaften
gesellschaften in Mitgliedstaaten mit unterschiedlichen Steuer-    nur insoweit nicht besteuert, wie diese im Mitgliedstaat der Toch-
systemen beheimatet sind, können sich solche Lücken zunutze        tergesellschaft nicht als Aufwendungen steuerlich abgezogen
machen. Insbesondere durch sogenannte Hybridanleihen kann          werden können. Damit kann der Mitgliedstaat der Muttergesell-
es zu einer doppelten Nichtbesteuerung von Gewinnen kom-           schaft den im Mitgliedstaat der Tochtergesellschaft abzugsfähi-
men, wenn diese im Mitgliedstaat der zahlenden Gesellschaft        gen Teil der Gewinne besteuern. Über den Richtlinienvorschlag
als Aufwendung steuerlich abzugsfähig und im Mitgliedstaat des     entscheidet am 18. März noch der federführende Wirtschafts-
Zahlungsempfängers als Gewinnausschüttung steuerbefreit sind.      und Währungsausschuss, ehe der Vorschlag dann dem Plenum
Der Rechtsausschuss des Europäischen Parlaments hat am             des Europäischen Parlaments zur Abstimmung vorgelegt wird.
11. Februar eine Stellungnahme zum Vorschlag der EU-Kom-                                                            Stefan Lammel
mission für eine Richtlinie zur Änderung der sogenannten Mutter-                          Friedrich Graf von Westphalen & Partner

Rückwirkung von Verträgen
Ab wann ist man Mitunternehmer?
B  ei Übertragung von Gesellschaftsanteilen wird häufig ver-
   einbart, dass:
• der Erwerber schuldrechtlich ab einem zurückliegenden
                                                                   sondern dem absolut wirkenden (dinglichen) Sachenrecht.
                                                                   Schuldrechtlich vereinbarte Rückwirkungen sind unbeachtlich
                                                                   und die Mitunternehmerstellung beginnt regelmäßig erst mit
Stichtag als Gesellschafter behandelt werden soll (zum Bei-        Bedingungseintritt. Eher irreführend sind dabei Formulierun-
spiel für die Ergebnisbeteiligung ab Beginn des Geschäfts-         gen wie die des Finanzgerichts Hamburg (18.10.2013, Az. 6 K
jahres);                                                           175/11): „Nicht jeder zivilrechtliche Gesellschafter einer Per-
• die dingliche Übertragung vom Eintritt einer Bedingung ab-       sonengesellschaft ist auch Mitunternehmer“. Das ist insofern
hängt (zum Beispiel Zustimmung des Kartellamts oder – zur          falsch, als gerade kein Konflikt zwischen Zivil- und Steuerrecht
Vermeidung einer Haftung bei Übertragung von Kommandit-            vorliegt. Richtig ist vielmehr: „Nicht jeder, der nach Vertrag
anteilen – Eintragung ins Handelsregister).                        wie ein Gesellschafter einer Personengesellschaft behandelt
Steuersachverhalte können aber immer nur für die Zukunft ge-       werden soll, ist auch Mitunternehmer.“ Eine schuldrechtlich
staltet werden, und es darf nicht zur Verlagerung von Einkünf-     mögliche Rückwirkung ist steuerlich irrelevant.
ten vom Veräußerer auf den Erwerber kommen. Das Steu-                                                              Stefan Lammel
errecht folgt daher nicht schuldrechtlichen Vereinbarungen,                             Friedrich Graf von Westphalen & Partner

                                                                                                                                   ANZEIGE
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                                                                                        der Franzosen an der dualen Ausbildung
                                                                                        und daran, in Deutschland zu arbeiten, sei
                                                                                        groß gewesen, bilanzierten sowohl IHKs
                                                                                        als auch Unternehmen. Die Qualifikation
                                                                                        der zumeist jungen Franzosen reichte von
                                                                                        Facharbeiter bis hin zum Ingenieur. Im
                                                                                        kommenden Jahr will die IHK Südlicher
                                                                                        Oberrhein und wahrscheinlich auch die
                                                                                        IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg wieder
                                                                                        bei der Jobmesse am 23. und 24. Janu-
                                                                                        ar präsent sein und sucht weitere Unter-
                                                                                        nehmen, die als Aussteller elsässischen
                                                                                        Nachwuchs anwerben.
                                                                                        Zu den Ausstellern zählten das Fünf Sterne

                                           F
 3.000 Quadratmeter, knapp 80 südba-            achkräftemangel in Südbaden, eine       Superior Hotel Colombi, Ganter Interior,
                                                Jugendarbeitslosigkeit von 20 Pro-      die Spedition Klotz, die Sick AG, einige
 dische Firmen, Ausbildungsstätten und          zent im Elsass – dieses Ungleichge-     Edeka-Märkte und viele mehr. Die Ausstel-
Institute sowie über 20.000 Besucher –     wicht wollen deutsche und französische       ler stammten aus den IHK Bezirken Südli-
 auf dem jährlich stattfindenden„Salon     Politiker, Arbeitsmarktexperten sowie        cher Oberrhein und Hochrhein-Bodensee.
                                           Wirtschaftsvertreter abschwächen. In-        Bisher hat das Colombi fünf französische
 Régio­nal Formation Emploi“ in Colmar     zwischen kooperieren die französischen       Mitarbeiter, sagte der geschäftsführende
    steigt das Angebot an Jobs und Aus-    und deutschen Arbeitsagenturen mitein-       Direktor Michael Sänger. Das seien aller-
                                           ander, und auf der größten elsässischen      dings keine Lehrlinge. Sänger hatte vor,
 bildungsmöglichkeiten in Deutschland.     Jobmesse in Colmar präsentieren sich auf     auf der Messe zu schauen, „wie es sich
Ende Januar präsentierten sich erstmals    Anregung der IHK Südlicher Oberrhein         entwickelt und wer anzutreffen ist“. Der
  deutsche Aussteller Arbeit suchenden     zunehmend deutsche Unternehmen.              Fachkräftemangel sei in der Luxushotel-
                                           Am 24. und 25. Januar waren auf dem          lerie noch nicht so gravierend, dennoch
     französischen Jugendlichen in einer   „Salon Régional Formation Emploi“ erst-      wolle er die deutsch-französische Allianz
 eigenen Halle. Die IHK Südlicher Ober-    mals in einer von IHK und Arbeitsagen-       unterstützen und frühzeitig die Weichen
rhein hat viele Unternehmen akquiriert.    tur gemieteten deutschen Halle knapp         stellen für die Zukunft, wenn es schwieri-
                                           80 Aussteller aus Südbaden vor Ort, um       ger werde, geeignetes Personal zu finden.
  Sie war, ebenso wie die IHK Schwarz-     sich bei den französischen Jugendlichen
   wald-Baar-Heuberg, mit einem Stand      und Arbeit suchenden Fachkräften vorzu-
                                           stellen. Wie die IHK Südlicher Oberrhein
                                                                                        Für die Zukunft rüsten
                              vertreten.
                                           war die Arbeitsagentur Freiburg an einem     Benno Bohn von der Sick AG in Waldkirch
                                           Stand vertreten, um Tipps zur Bewer-         hatte ein von Azubis selbst entwickeltes
                                           bung in Deutschland zu geben und den         und gebautes Mastermindspiel als Attrak-
                                           jungen Menschen die duale Ausbildung         tion mitgebracht. Der Ausbildungsleiter
                                           näherzubringen. Am zweiten Messetag          erklärte, ähnlich wie bereits Sänger for-
                                           war auch die IHK Schwarzwald-Baar-           muliert hatte, mit dem Stand wolle man
                                           Heuberg mit einem Stand präsent, um          sich für die Zukunft rüsten. Noch kann Sick

     18                                                                                            Wirtschaft im Südwesten        3 / 2014
den Tellerrand
alle Stellen besetzen. Bei den technischen    zeigte eine Podiumsdiskussion zur Eröff-       Stelle in Deutschland als attraktiver wahr-
Berufen werde es, anders als bei den kauf-    nungsfeier der Messe in der deutschen          genommen wurde, wenn sie näher an der
männischen zunehmend schwieriger. Des-        Halle. Deutsche und französische Vertre-       Grenze lag. Steffen Auer, Präsident der IHK
wegen sei es wichtig, junge Menschen          ter aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft     Südlicher Oberrhein, der selbst sieben El-
für diese Berufe zu begeistern, besonders     äußerten sich zum Thema „Die deutsch-          sässer eingestellt hat, erklärte, man arbeite
angesichts des demografischen Wandels.        französische Allianz: Arbeit und Ausbildung    daran, die beiden Ausbildungsordnungen
Maryline Frisch, eine 19-jährige Französin    ohne Grenzen“.                                 anzugleichen. Er bedankte sich bei der Ré-
aus Hégenheim (Bild links), ist die zwei-     Peter Friedrich, Minister für Bundesrat, Eu-   gion Alsace. Denn nach einem deutsch-
te Auszubildende aus Frankreich, die im       ropa und internationale Angelegenheiten        französischen Abkommen vom vergange-
Oktober 2013 bei Hieber‘s Frischecenter       des Landes Baden-Württemberg, machte           nen Jahr unterstützt das Elsass mit vier
mit Hauptsitz in Binzen angefangen hat.       auf die Unterschiede zwischen Deutsch-         Millionen Euro elsässische Jugendliche,
Sie machte zusammen mit dem 18-jähri-         land und Frankreich in den Systemen der        die in Deutschland arbeiten wollen, etwa
gen Franzosen Joel Weber aus Huningue,        beruflichen Aus- und Weiterbildung auf-        in Form von kostenlosen Deutschkursen.
ebenfalls Auszubildender, eine kaufmän-       merksam. Ziel der Politik sei es zwar nicht,   Friedrich nannte die Sprachbarriere als
nische Ausbildung im Einzelhandel und         die sehr unterschiedlichen Verwaltungs-        Hürde. Viele junge Elsässer sprechen
rührte am Stand mit ihren Hieber-Kollegen     systeme anzugleichen, sondern, die Vor-        keinen Dialekt mehr und haben wenig
die Werbetrommel. Ihr Chef Karsten Pabst      aussetzungen für Kooperationen von deut-       Deutschkenntnisse. Auer wies auf eine
war auch mit dabei und beantwortete Fra-      schen und französischen Berufsschulen zu       neue zweisprachige Lehrstellenbörse
gen zum Unternehmen. Als Prokurist ist er     schaffen. Eine gemeinsame Ausbildung           der IHK Südlicher Oberrhein hin, für die
für zwölf Edekamärkte, hauptsächlich im       werde angestrebt, die Berufsorientierung       auch auf der Jobmesse geworben wurde
Landkreis Lörrach, zuständig.                 an Schulen solle etwa in Form von Praktika     (www.ihk-azubi-apprenti.eu). Raimund
Die Französin berichtete, sie könne sich      in deutschen Betrieben verstärkt werden.       Becker, Vizepräsident der Bundesagentur
gut verständigen, manchmal fehlten ihr                                                       für Arbeit, informierte über die Kooperati-
aber noch die deutschen Wörter, um al-                                                       on der Arbeitsagenturen in Kehl und Straß-
les, was sie verkauft, beim Namen zu nen-
                                              Wege über Brücken bauen                        burg. Jeden Tag werde dort eine Person
nen. Sie sei aber fest davon überzeugt,       Zudem sei es nötig, die öffentlichen Ver-      über die Grenze vermittelt. Christiane Roth
von der Ausbildung profitieren zu können,     kehrsmittel im Grenzgebiet zu optimieren,      vom CCI de Colmar et du Centre-Alsace
da sie dadurch ihre Sprachkenntnisse in       beispielsweise durch grenzübergreifende        (französische IHK) nannte die Runde
Deutsch und damit ihre Karrierechancen        Fahrtickets. „Wege über Brücken“ müss-         „symbolisch“, „mehr Zeit“ sei nötig, um
verbessere. Nach der Ausbildung möch-         ten gebaut werden. Nach einer Studie un-       die gemeinsamen Pläne umzusetzen.ew
te sie weiterhin in Deutschland arbeiten.     ter 1.200 Arbeitslosen im Elsass konnten
Aufmerksam auf ihren Arbeitgeber war          sich drei Viertel der Befragten vorstellen,    kontakt
sie auf einer Jobmesse in Saint-Louis         in Deutschland zu arbeiten. „Das war eine      Ansprechpartner für die nächste Jobmesse
geworden.                                     große Überraschung“, berichtete Friedrich.     in Colmar am 23. und 24. Januar 2015:
Luis Weiler, Geschäftsführer von Ganter       Die Studienteilnehmer bemängelten, sie         Frédéric Carrière | IHK Südlicher Oberrhein
Interior aus Waldkirch, hatte seine Ge-       wüssten zu wenig über konkrete Angebo-         Tel.: 07821 2703-650,
schäftsreise nach China unterbrochen, um      te. Weiterhin ergab die Studie, dass eine       frederic.carriere@freiburg.ihk.de
auf der Jobmesse in Colmar persönlich
dabei zu sein. Auch er hat die demografi-
sche Entwicklung im Blick und wollte da-
her frühzeitig auf der großen Jobmesse
mit einem Stand Werbung für sein Unter-
nehmen machen. Mit dabei war sein fran-
zösischer Kollege aus Paris, Bruno Huvé,
der die französische Tochtergesellschaft
leitet. Aktuell seien vor allem fertig aus-         Zahlreiche Jugendli-
gebildete Fachkräfte für ihn interessant.          che und auch einige
„Die Politik muss erst noch die Vorausset-          Eltern, Lehrer sowie
                                                                                                                                                Bilder: Weidling

zungen für die grenzüberschreitende duale               ältere Arbeitssu-
Ausbildung schaffen“, stellte er fest. Dass          chende kamen zur
Weiler mit seiner Einschätzung recht hat,          Jobmesse in Colmar.

Wirtschaft im Südwesten   3 / 2014                                                                                                        19
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