Svaoe NachrichteN 6-2020 November / Dezember
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svaoe Nachrichten 6–2020 November / Dezember
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SVAOe November / Dezember 2020
Nachrichten
d e r S e g l e r - V e r e i n i g u n g A l t o n a - O e v e l g ö nn e e . v .
98. Jahrgang November / Dezember 2020 Nr. 6
Quarantäne an Bord
Das Ankern hatte in diesem Sommer Konjunktur, vielleicht die einzige positive Folge der Pandemie.
„Es ist immer wieder ein Erlebnis, Sonnenuntergänge vor Anker zu beobachten. In diesem Jahr waren es die
Tropen-Nächte, die uns besonders beeindruckten. Wir lagen im Wormshöfter Noor (Schlei). Eigentlich wolltenwir
in die Kojen, aber Helmut rief mich nochmal nach oben ins Cockpit.“ Das schrieb Heidi Barthodzie zu
diesem Foto. Eine schöne Erinnerung an eine in vieler Hinsicht ungewöhnliche Segelsaison.
1
In dieser Ausgabe
3 Editorial Jugend
30 Europe segeln
Thema und Meinung „Jetzt bin ich so richtig angekommen im Regattasegeln“
4 Inklusion 32 Nichts für schwache Nerven
„Jeder Mensch gehört überall dazu“ Abenteuersegeln im Opti
6 Yachtcharter leicht gemacht 34 Meine Anfänge in der
Oder: Ist unser Sport wirklich für jedermann geeignet? Europe-Klasse
10 Segeln bildet (auch)
Über Schiffsnamen und klassische Sagen Aus Behörden und Verbänden
36 Was tat und tut sich im Hamburger Yachthafen
Vereinsleben in Wedel?
11 Neuaufnahmen
12 Nachruf Boris Kegel-Konietzko Historisches
12 Veranstaltungen, Versammlungen und 38 Ostseereise der „Niederelbe“ im Sommer 1937
Ausbildungsbetrieb im Clubhaus der SVAOe Die Rückfahrt – 4. Fortsetzung und Schluss
Schutzkonzept beachten!
13 SARS-CoV-2-Schutzkonzept im Clubhaus Dies und Das
43 Gefahr bei Grundseen
Sonderseiten Das sollte man wissen
14 „Fifi“ – Macher und Netzwerker 44 Warum strandete „Wakashio“ vor Mauritius?
Kommodore Jürgen „Fifi“ Ein haarsträubendes Gerücht
Schaper in Selbstzeugnissen 45 Ein Zwölfer aus den Alpen
Wo die Berge hoch sind,
Regatten, Sport und Wettkämpfe sind die Boote klein
18 „Hungriger Wolf“ 46 Zu unserem Titelbild
Zweiter der J/24 German Open
Nach Corona-Abstinenz wieder erfolgreich Das Bücherschapp
19 Von allem etwas 46 Hermann Schreiber: „Capitain Carpfanger“
Segelbundesliga-Finale 2020 47 Zum Lesen und Wiederlesen
22 Eine Weltmeisterschaft Tony Horwitz: „Cook – die Entdeckung
auf der Alster eines Entdeckers“
Inklusionssegeln erstmals
auf großer Bühne Zu guter Letzt
25 Alles dabei 48 Ein Vorschlag von Otto Protzen
Dritter Spieltag der Segelbundesliga in Kiel-Schilksee
26 Elbe-Ausklang-Regatta 2020 Beilagen
Yachtwerft Lütje
Umschlagillustration
Skizze von Norbert Suxdorf
SVAOe November / Dezember 2020
Liebe Mitglieder, folgen. Mir steht es man-
liebe Leserinnen und Leser, gels eigener Erfahrungen
eine, euphemistisch formuliert, „sehr spezielle“ im Regattasegeln und erst
Segelsaison liegt hinter uns und der zweite in- recht mit dem speziellen
fektiologische Super-GAU trifft seit dem Herbst Format der Segel-Bundes-
Deutschland mit voller Wucht. Ein Ende ist noch liga im Grunde nicht zu,
nicht in Sicht. zu urteilen. Dennoch er-
Abgesehen vom bis auf Weiteres ruhenden laube ich mir aufgrund der
Vereinsleben werden wir zumindest die Führer- mir vorliegenden Berichte
scheinausbildung in Einklang mit den „C-Regeln“ und der mit den Beteiligten geführten Gespräche
sicherstellen und sie, wie bereits erprobt, zunächst festzustellen, dass Aussicht auf Erfolg in der Segel-
„online“ abhalten. Die praktische Ausbildung wird Bundesliga nur dann besteht, wenn ein entschlos-
im Frühjahr 2021 hoffentlich möglich sein. Zum senes Team intensiv, häufig und unter allen Windbe-
Thema Ausbildung verweise ich mit Vergnügen dingungen trainiert. Das setzt voraus, dass sich die
auf den Artikel „Yachtcharter leicht gemacht“ von Beteiligten auf die entsprechende Bootsklasse und
Bernd Blohm in dieser Ausgabe. das spezielle Format der Veranstaltung fokussieren.
Es sei bereits jetzt darauf hingewiesen, dass die Aus den Gesprächen habe ich aber entnommen, dass
Jahreshauptversammlung 2021 mit an Sicherheit all dies für „abhängig Beschäftigte in Vollzeit“ nicht
grenzender Wahrscheinlichkeit nicht als Präsenz- selbstverständlich und vor allem nicht dauerhaft zu
Veranstaltung durchzuführen sein wird. Sie ist aber leisten ist. Eine erneute Beteiligung der SVAOe an
nach geltendem Gesetz allein in schriftlicher Form der Segel-Bundesliga werden wir in Betracht ziehen,
zulässig. Zusätzlich werden wir versuchen, Mög- wenn sich Interessierte finden, die unter diesen Vo-
lichkeiten einer Ergänzung per „online“-Konferenz raussetzungen bereit sind, für die SVAOe anzutre-
zu schaffen. Das wird sicher nicht allen gefallen, ten. An geeignetem Nachwuchs mangelt es nicht.
dennoch werden wir keine andere Möglichkeit So hat z.B. Nils Wittich schon im zweiten Jahr in
haben, eine gemäß BGB vorgeschriebene Jahres- der Europe-Klasse den 2. Platz in der Altersgruppe
hauptversammlung fristgerecht bis Ende Februar U17 bei der Deutschen Meisterschaft erreicht. Herz-
2021 abzuhalten. lichen Glückwunsch! Ich danke allen, die sich in den
Kommen wir zur Segel-Bundesliga. Den Ergebnis- beiden letzten Saisons mit großer Begeisterung für
listen und den Berichten unseres Bundeliga-Teams, die SVAOe in der Segel-Bundesliga engagiert ha-
nicht nur in dieser Ausgabe des Nachrichtenblattes, ben. Wir werden eure Erfahrungen bei einer mög-
ist zu entnehmen, dass uns die angestrebte Verbes- lichen zukünftigen Teilnahme zu schätzen wissen.
serung der Platzierungen auch in dieser Saison nicht Ich wünsche allen Mitgliedern und Freunden der
gelang. Nach sorgfältigem Abwägen der Aussich- SVAOe trotz SARS-CoV-2 ein frohes Weihnachtsfest.
ten für die kommende Saison sind wir seitens des Kommen Sie gesund durch die „dunkle“ Jahreszeit!
Vorstands und des Teams übereinstimmend zu dem Wir hoffen alle auf ein wiederauferstehendes Ver-
Entschluss gekommen, die Beteiligung der SVAOe einsleben, ob mit oder ohne Maske.
zumindest für die nächste Saison nicht weiter zu ver- Ihr / euer Stephan Lunau
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Th e m a u n d M e i n u n g
In Wirklichkeit war er unsozial.
Inklusion Ohne das Thema nun aus pädagogischer,
humaner und sozialer Hinsicht abzuhandeln,
„Jeder Mensch wenden wir uns ihm von der Seite des Sports
gehört überall dazu“ zu. Ältere erinnern sich noch der Versehrten-
Von Götz-Anders Nietsch■ Es gehört zu einer Sportvereine in der Nachkriegszeit. Auch das
freien, offenen, aufgeklärten und demokrati- war noch keine Inklusion, denn die Versehrten
schen Gesellschaft, dass ihre Mitglieder sich kämpften nur untereinander. Aber sie nahmen
alle als gleichwertig ansehen, gleiche Rechte und am Sportgeschehen teil, waren nicht „ausge-
gleiche Teilhabe an allem haben. Diese Einsicht sondert“ und die Öffentlichkeit nahm durchaus
hat lange gedauert. Wenn sich Friedrich II dem Anteil. Der Verfasser erinnert sich aus seiner Ju-
Spruch des Berliner Kammergerichts beugte, dass gendzeit eines Seglers, der im Krieg einen Arm
die Mühle in Sanssouci auch klappern darf, wenn verloren hatte. An Bord kam er dennoch zurecht.
der König seine Ruhe haben will, ist das zwar ein Das Großsegel heißte er mit dem verbliebenen
frühes Beispiel für gleiche Rechte von Bürgern Arm jeweils um eine Armeslänge vor, trat dann
und Adel, hat aber mit Inklusion noch nichts zu mit dem Fuß auf die lose Part des Falls, damit
tun, wenngleich die Aufklärung sehr vieles vor- sie nicht zurückrauschte und holte die nächste
bereitet hat. Im Übrigen ist die Geschichte in Armlänge des Falls ein. Er war überall hoch an-
dieser Form eine Legende. Heute dagegen hö- gesehen. Beim An- und Ablegen wurde ihm jede
ren wir das Wort Inklusion andauernd und sehen Hilfe zuteil.
die Ergebnisse. Wer als Mensch in irgendeiner Inzwischen gibt es einen Deutschen Behinder-
Weise körperlich oder geistig beeinträchtigt ist, tensportverband und Vereine, in denen so ziem-
darf nach unserem heutigen Verständnis, nach lich jede Sportart von Behinderten ausgeübt wird.
unseren ethischen und Moralvorstellungen und Es gibt Rollstuhlbadminton, Schlitten-Eishockey,
auch nach dem Gesetz nicht außen vor gelas- Amputierten-Fußball, Behindertenjudo, Paracyc-
sen und schon gar nicht diskriminiert werden. ling und sehr viel mehr. Selbst die olympischen
Die Vielfalt in der Gesellschaft ist das Normale. Ringe sind ihnen nicht verschlossen. Auf den pa-
Wir wissen, dass vor noch nicht allzu langer Zeit ralympischen Spielen kämpfen sie um Medaillen.
das Gegenteil dieser Erkenntnis zu Schrecklichem Auch das Segeln ist für Behinderte offen. Wir alle
geführt hat. wissen, dass Heiko Kröger (NRV) bei den Para-
Die Vielfalt einzugliedern in eine Gemeinschaft lympics 2000 in Sydney die Goldmedaille in der
kann allerdings schwierig werden. Wer früher 2,4 m R-Klasse gewann. Die Britin Hilary Lister ist
deutliche Lernschwächen zeigte oder durch an- vom Hals abwärts querschnittsgelähmt, aber hat
haltend auffälliges Verhalten störte, wurde zur mit ihrer speziell auf sie zugeschnittenen Yacht
„Klippschule“ ausgesondert. Das war „normal“ Unglaubliches geleistet, z. B. ist sie 2009 allei-
für die „Normalen“, insbesondere für die Eliten. ne rund um England gesegelt. „Menschen mit
Für die Ausgesonderten war der weitere Lebens- Behinderungen müssen jeden Tag, jede Stunde
weg früh verbaut. Ein scheinbar einfacher Weg. über sich hinauswachsen. Und bei mir spielen
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sich diese Herausforderungen meistens auf See gemacht. 2001 wurde er Weltmeister in der 2,4
ab!“, sagt sie (Quelle: Segelreporter). m R-Klasse overall, d.h. gegen Nichtbehinderte.
Nun kann man darüber streiten, ob die ge- Das war sensationell, aber ein Einzelfall und
schilderten Beispiele tatsächlich Inklusion sind. wohl nur in dieser Bootsklasse möglich.
Die paralympischen Spiele sind eben nicht die Außerdem spielen bei hochrangigen bzw. öf-
olympischen, sondern finden im Anschluss statt. fentlichkeitswirksamen Ereignissen immer auch
Alleinsegelnde Behinderte sind nicht inkludiert. Sponsoren eine Rolle, die ihre finanziellen Inte-
Sie kämpfen für und unter sich. Gehandicapte ressen verfolgen. Ein inklusiv betriebener Sport
betreiben ihre auf ihre persönliche Benachteili- wird nur mal im Einzelfall die von Sponsoren
gung abgestimmte Sportart untereinander bzw. gewünschte Aufmerksamkeit haben. Selbst rei-
alleine nach ihren eigenen Regeln. Dass in einem ner Behindertensport kann schon mal entgleisen.
Fußballmatch Gesunde und Prothesenträger in Unter der Überschrift „Nicht behindert genug?“
einer Mannschaft spielen, wird es nicht geben. war von einem Rollstuhlbasketball-Spieler die
Auch nicht mit einem „Rating“, wie es im Golf Rede, der im Alltag zu Fuß geht und zum Spiel
oder, was das Geschwindigkeitspotential der wegen eines Hüftschadens in den Rollstuhl steigt
Boote betrifft, beim Segeln üblich ist. Das ist bei (FAZ Rhein-Main-Sport 14.2.2020). Das zeigt,
direkten Wettkämpfen Mensch gegen Mensch dass die Regeln, die für Behinderten- bzw. In-
fast nicht möglich. Nur Heiko Kröger hat es vor- klusivsport geschaffen werden, umso schärfer
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gefasst werden müssen, je mehr Geld bei den Yachtcharter leicht gemacht
Wettkämpfen im Spiel ist.
Nun hat die Inklusion, und zwar die echte mit
Oder: Ist unser Sport
gemischten Teams, beim Segeln Einzug gehalten.
wirklich für jedermann
Zweimann/-frau-Kieljollen werden mit elektrisch
geeignet?
verstellbaren Sitzen bestückt, wovon einer für Von Bernd Blohm■ In manchen der bekannten
die/den Benachteiligte/-n, der andere für die/ und beliebten Sommernächte im Cockpit mit
den Gesunde/-n vorgesehen ist. Der/dem einen guten Freunden und einigen Tässchen Hopfen-
wird ein Stück Mobilität gegeben, der/dem an- kaltschale werden weltumspannende Superideen
deren ein Stück genommen. Das klingt fair. Es geboren.
wird genaue Regeln erfordern, die Fairness um- Es begab sich zu der Zeit, als Boote im Grun-
zusetzen. Aber was ist, wenn die/der Behinderte de nur noch aus Plastik gebaut wurden. Ganze
blind oder taubstumm ist? Wer darf taktische Fabriken wurden weit weg vom Wasser errichtet
Entscheidungen treffen? Man sieht kommen, und man suchte nach Absatzmöglichkeiten für
dass auch hier Ratings eingeführt werden, eine den stark ansteigenden Ausstoß einer Art von
Art Yardstickwertung, jedoch nicht für Boote, zu Booten geformten Plastiks. So muss sich der
sondern für inklusive Teams. Die Boote sind alle Markt entwickelt haben. Man wollte offenbar
gleich, die Handicaps der Teams aber nicht. So jedem, der mal das weite Wasser jenseits des
sehr man es ihnen wünscht, dass Benachteiligte nächsten Hügels erkunden wollte, einen irgend-
auch am Segeln teilhaben, so deutlich sind auch wie schwimmenden und (soll man sagen) segeln-
die Schwierigkeiten zu sehen. den Untersatz verschaffen. Auch wenn es nur für
Schwierigkeiten entstehen aus der Ungleich- eine Woche ist.
heit der Teilnehmer/-innen und den Regeln, sie Dann kamen sie, die Chartergäste, etwas un-
auszugleichen. Man kann aber auch ohne Wett- gelenk und ungeschickt in Auswahl und Durch-
kampf und somit ohne Regeln segeln, „einfach führung ihrer Manöver. Dazu schallten schon
nur so“ und dabei größte Freude haben. Die vergessen geglaubte Kommandos in ruhedurch-
meisten unserer normal und durchschnittlich schneidender Lautstärke durch den Hafen. Hier
ausgestatteten Mitglieder tun das – durchaus und da ein leichtes Klappern eines durchgeschüt-
sportlich und mit Anspruch und Leidenschaft. telten Riggs oder einfach nur ein dumpfer Knall.
Dasselbe wünschen wir allen benachteiligten Das Hafenkino war erfunden!
Segler/n/-innen. Das Sportgerät S/V 14 scheint Ein schlechtes, bierbeseeltes Hirn, das dazu
dafür gut geeignet. Der Hamburger Segler- nicht gleich eine hervorragende Idee entwickelt!
Verband hat ein solches Boot angeschafft und So wuchs in mehreren der oben beschriebenen
stellt es den Vereinen zur Verfügung. Ein guter Sommernachtssitzungen ein genialer Plan heran:
Anfang. Sogar Wettsegeln kann damit bestritten der Charterhafen!
werden, wie der Helgahard-Cup (SVAOe Nach- Man würde, so war die Idee, einen runden,
richten 5-2020) und die Inklusions-WM auf der ca. 50–60 Plätze umfassenden schwimmenden
Alster (Bericht in dieser Ausgabe) zeigten. Hafen bauen mit Tribünen für Schaulustige und
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natürlich passendem Getränkeangebot inkl.
Schnittchen (der Begriff Catering war wohl noch
nicht erfunden).
Man könnte ein Wettbüro einrichten und auf
Anlegezeiten und Versuche wetten. Schwimmend
sollte der Hafen sein, damit man ihn nach Be-
darf schnellstmöglich so ausrichten kann, dass
der Protagonist am Ruder seines Plastikgefährts
auch immer schön halbwinds anlegen muss. Für
den unwahrscheinlichen Fall eines sich anbah-
nenden unfallfreien Anlegers wären noch Un-
terwasserdüsen zu installieren, die bis zu zwei
Knoten Strom in eine beliebige Richtung produ-
Sie kommen etwas ungelenk an Bord
zieren und so den Schwierigkeitsgrad stufenlos (Zeichnung Marlies Schaper)
erhöhen könnten.
Soweit die Idee, die, wie wir fanden, zu den multiple-choice-Formular aus nach dem Motto:
genialsten seit Leonardo da Vinci gehörte. Leider Scheint die Sonne auf das Schwert… a) macht
fand sich bei nüchterner Betrachtung kein Inves- der Segler was verkehrt, b) ist auf die Wassertiefe
tor für dieses Geschäftsmodell und so wurde noch zu achten, c) sollten Schwimmwesten angelegt
Jahrzehnte darüber philosophiert, ohne dass eine werden. Mehrfachantworten möglich. Die prak-
eindeutige Weiterentwicklung für das mittler- tische Ausbildung besteht aus zweistündigem
weile so beliebte Hafenkino auszumachen war. Üben in geschütztem Gewässer von Ab- und
Doch die Götter hatten ein Einsehen mit uns Anlegen, Kompasspeilung, Kursfahren, kursge-
armen Erfindern, um dem alten Konzept neues rechtem Aufstoppen bei Marschfahrt und einem
Leben einzuhauchen. Die Industrie selbst und Rettungsmanöver mit einem Motorboot. Die
findige Geschäftsleute nahmen den Weg der zugehörige Prüfung dauert zehn Minuten. Am
kleinen Schritte auf sich, und so erfreut die jetzt Ende winkt ein Schein, mit dem der Vercharterer
gefestigte Wassersport-Branche den geneigten zufrieden ist.
Zuschauer mit hochentwickelten Einzelschrit- Mit einer solchen fundierten Grundausstat-
ten zum Ziel eines perfekten, interaktiven 3D- tung ist der weitere Verlauf perfekt vorbestimmt
Hafenkinos. und nicht mehr aufzuhalten. Mit geradezu schlaf-
Der erste Schritt zu diesem modernen Ha- wandlerischer Sicherheit greift jedes Rädchen
fenkino liegt in der Kommerzialisierung der aus der Bandbreite der Branche voll mit ein und
Sportbootführerschein-Ausbildung. Jolle, Kutter führt den Kunden zum Ziel. Schwimmwestenbe-
und/oder angestaubte Vereinsausbildung sind für packt und Lametta-gleich mit Sicherheitsgurten
Ewiggestrige mit unendlich viel Zeit! Der mo- behängt fühlt er sich unverwundbar. Wann se-
derne Mensch will nicht umständlich etwas ler- hen wir den ersten Helm auf einer Bavaria 46
nen, was doch ganz einfach aussieht. Er füllt ein Cruiser?
7
SVAOe November / Dezember 2020 Seewasserdurchtränkte Heroen bevölkern die und halten Ausschau nach einem grünen Schild. dank Chines ausgebreiteten Raumwunder mit Rechts oder links – da – links querab – Ruder Kojen-Anzahlen, als wolle man das Flüchtlings- rumgerissen…. Rums – der Pfahl ächzt knackend problem an einem Wochenende lösen. Die mo- unter dem Anker am Bugbeschlag – sch…ade, zu dernen Kreuzer sehen beim Hafenmanöver aus spät gesehen und Wendekreis zu groß. Also ein wie Helgoland mittags in den Siebzigern. Du neuer Anlauf – jetzt aber! Wenigstens den Anker siehst vor Menschen zum Glück die grausamen zwischen zwei Pfähle bekommen. Die Navileuch- Fensteranordnungen nicht mehr. te Steuerbord kostet ja nur 50 Euro. Auf wunder- Aber angelegt haben sie ja noch nicht! Da- same Weise ändert sich die Fahrtrichtung abrupt vor haben die Götter der Yachtkonstruktion für ganz ohne Bugstrahler. Man war nicht mittig in kleine, aber feine Spitzfindigkeiten gesorgt. Die die Box, sondern im vorderen Rumpfdrittel mit geschickte Verkürzung der Kiele und die Vergrö- drei Knoten gegen den Pfahl gekommen. Der ßerung der Entfernung zwischen Schraube und Pfahl nimmt´s mit Gelassenheit – der Nachbar Ruder brachten nicht den gewünschten Erfolg. nicht, denn nun kommt der Bugbeschlag mitsamt Der einzige Effekt war, dass die Boote schnel- Anker auf das eigene Schiff zugesaust… ler segeln als früher. Das ist sehr schön für den Wer es nicht glaubt, dem empfehle ich einige Profi. Der Chartergast kann es ohnehin nicht Sturmtage in Sonderburg! Sie kommen immer nutzen – davor schützt ihn die oft grausame Donnerstags und Sonnabends. Wenn man aus- Segelgarderobe. reichend Fender hat und viel Rum, kann man Also entwickelte die Evolution das Doppel- das ertragen. Allerdings empfiehlt es sich, mit ruder. Der Gelegenheitssegler, schon gebeutelt dem Rum solange zu warten, bis die Nachbar- durch leichte, hochbordige und zudem untermo- box gefüllt ist. Denn, nachdem der erste Schreck torisierte „Raumwunder“ in engen Boxengassen, überstanden ist, als der gegnerische Anker auf darf nun noch eine Unsteuerbarkeit aufgrund des Höhe der Wanten nur eine leichte Schramme nicht beinflussbaren Schraubenstrahls erleben. verursacht hat, geht es ja weiter – „interakti- Nur etwas abgemildert wird die Misere, wenn ves Hafenkino“! In der Box angekommen, wird der eigentlich preisbewusste Vercharterer doch der willige Helfer am Steg von ca. 30 Metern einen Bugstrahler spendiert hat. gewuselter Leine erschlagen. Alsdann bemerkt Damit hat die Evolution der Segelbranche der Skipper, dass leider hinten entweder nur die zwar einen ganz anderen Weg genommen als Leeleine über dem Pfahl hängt oder gar keine. in unseren kühnsten, Bier-beseelten Träumen Dann geht das Gestricke los. Eine halbe Stunde vorhergesehen. Das Ziel wurde aber nicht aus ist da nichts! den Augen verloren. Leider ist das Thema nicht ganz so spaßig So kommt der mittlerweile nicht mehr geneig- wie beschrieben. In den Häfen, die aus einer te Hafenkinobetrachter in den zweifelhaften Zeit stammen, in der eine große Segelyacht Genuss unglaublicher Manöver. Unerschrocken zehn Meter maß, tummeln sich heute doppelt stehen sie in Feststoffweste an Deck: Acht Mann, so viele Yachten. Länge und Breite der Schiffe vier Leinen (die allerdings noch in der Backskiste) haben extrem zugenommen, und damit wird es 8
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immer enger. Die klassische Vereinsausbildung Vercharterer sehen das anders. Sie wollen
erreicht nur die wenigen wirklich Interessierten. Geld verdienen. Das geht am besten mit gro-
Die staatlich geforderte notwendige Ausbildung ßen, schicken, modernen Yachten mit vielen Ko-
für den „ich-mach-jetzt-auch-noch-schnell-ei- jen und viel Technik, die Sicherheit vorgaukelt.
nen-Segelschein-Kandidaten“ spiegelt nicht im Mit einer zahlreichen Besatzung lässt sich der
Ansatz die Herausforderungen wider, die unser Mietpreis gut umlegen. Die Qualifikation der
Sport bietet. Dafür braucht man Erfahrung und Mitsegler spielt keine Rolle. Wenn der Skipper
Routine. Man kann genauso wenig als Anfänger einen Sportbootführerschein vorweisen kann, ist
mit einem 43-Fuss-Schiff eine Woche Urlaub se- dem Gesetz Genüge getan und für Schäden ist
geln wie eine ungeführte Skitour quer durch die die Versicherung da.
Alpen gehen. Wir haben alle mal angefangen Den Schaden vom letzten Jahr an Steuerbord
zu segeln. „Nimm zuerst ein kleines Boot“ íst musste ich leider selbst tragen. Dieses Jahr an
der treffende Titel eines wunderbaren Buches Backbord haben wir auf etwas abenteuerliche
des Amerikaners Richard Bode. Es hat Jahre ge- Weise den Chartergast dingfest machen können
dauert, bis wir einigermaßen auf alle möglichen und nun bezahlt es die Versicherung. Wie es bei
Situationen vorbereitet waren und uns sicher den anderen Leidtragenden aussieht, weiß ich
fühlten, auch größere Yachten zu führen. nicht. Der erste hat sein Schiff schon verlegt und
Individuelle
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Osmose-,
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9SVAOe November / Dezember 2020
etliche sind geneigt, die Boote an Orte zu legen, Winterlager auf Fehmarn), erlebt, dass an Bord
die von Charterern nicht so frequentiert werden. vor allem geputzt wurde: das Klo, der Salonfuß-
Wenn sich das durchsetzt, bekommen wir viel- boden, die Schapps, das Teakdeck. Was hätte sie
leicht doch noch einige reine Charterhäfen. Ach erst gesagt, wenn auch noch Kartoffelschälen,
ja – was ist mit Tribüne, Catering usw.? Kochen und Abwaschen auf dem Tagesprogramm
Ein bisschen Positives gibt es zu vermelden. gestanden hätten. Aber es gab bei diesem Törn
Wir haben mit mehreren Freunden Sommer- praktisch nichts zu essen, nur Leibnizkekse und
Festliegeplätze im Sonderburger Yachthafen, Nescafé waren noch an Bord, was die Begeiste-
dort, wo unsere fantastische Idee entstanden ist. rung meiner Frau für „unseren schönen Sport“
Es ist uns gelungen, dass die Hafenverwaltung (so der unvergessene Hans Otto Schümann) auch
den Festliegern zusammenhängende Plätze ver- nicht anfeuerte.
geben hat. Gästeplätze, also auch Chartergäste, Jetzt bin ich aber schon weit vom Kurs abge-
werden an Steg A konzentriert. Außerdem haben kommen. Ich wollte doch, wie oben angekün-
wir Kontakt zu Vercharterern aufgenommen. Von digt, über einen ganz anderen, positiven, Aspekt
dort wurde uns bestätigt, dass man in den letz- des Segelns schreiben. Ja, ein Segeltörn kann
ten Jahren eine erhebliche Abnahme der Qualität ein sportliches Erlebnis werden, aber durchaus
der Skipper festgestellt hat. Trotzdem soll hier auch ein Bildungsurlaub. Zu meinen bleibenden
nicht zu schwarz gemalt werden. Es gibt auch Erinnerungen vom Segeln zählt ein sonniger Tag
viele Charterer, die entweder früher eigene Boo- vor der portugiesischen Küste nach einer stürmi-
te hatten, oder, wenn sie erst im späteren Alter schen Umrundung des Kap Finisterre. Wir saßen
zum Segeln gekommen sind, sich gut ausbilden – tatsächlich – im Cockpit der DHH-Yacht „Tra-
lassen. montana“ herum (nicht mal Strippenziehen war
angesagt), während uns der Skipper aus einem
Buch über Architekturgeschichte vorlas. Warum
Segeln bildet (auch) er gerade dieses Buch als Bordlektüre mitge-
nommen hatte? Architekt war er nicht, sondern
Über Schiffsnamen und ehemaliger Marineoffizier. Es waren auch sonst
klassische Sagen keine Architekten in der Crew, nur ein Zahnarzt,
Von Norbert Suxdorf■ Meine Frau habe ich ein Banker, ein Rentner, ein Schifffahrtskaufmann
nie fürs Segeln begeistern können. Sie spielte und ein Werbetexter. Jedenfalls empfanden wir
Tennis und liebte es, auf dem Platz herumzu- diesen Volkshochschul-Kurzkurs zur See als Zu-
rennen und tüchtig draufzuschlagen, während gewinn auf unseren Bildungskonten.
„ihr Segler doch nur auf dem Boot herumhockt Ja, Segeln kann bilden. Das erfuhr ich in vollem
und ein paar Strippen zieht“. Außerdem erschien Umfang in der Dänischen Südsee. Wo genau und
ihr die Segelei als eine ziemlich haushaltsnahe wann, das habe ich vergessen, es ist jedenfalls
Beschäftigung. Tatsächlich hatte sie auf dem schon ziemlich lange her. Aber ich erinnere mich
einzigen Törn, den sie je mitsegelte (es war ein genau, dass es ein sonniger, noch ziemlich warmer
kurzer Überführungstörn von Travemünde ins Frühherbsttag war, als wir – eine Crew aus Freun-
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den dieses schönen Sports, sogar ein echter Pro- Diese Geschichte fand meine Frau rührend,
fessor war dabei – einer anderen größeren Yacht ihre negative Bewertung der Segelei hat sie
näher kamen, auf deren Heckspiegel wir den aber nicht verändert. Wer sein Schiff „Alkyone“
Namen des Schiffes lesen konnten: „Alkyone“. tauft, hofft möglicherweise, ebenfalls von der
(Unsere Charteryacht hieß übrigens „Albatros“ Gunst des Windgottes zu profitieren – auch
und gehörte zur Flotte der Hanseatischen Yacht- wenn er damit unter Umständen anderen Seg-
schule Glücksburg, aber das nur in Parenthese.) lern Kopfzerbrechen bereitet – oder positiv
„Alkyone“?????? In unserer offenbar bil- ausgedrückt – zur Anhebung ihres Bildungs
dungshungrigen Crew begann sofort die Diskus- niveaus beiträgt. Da lobe ich mir doch Namen
sion. Was bedeutete dieser Name? Zahlreiche wie „Oevelg önne“ und „Teufelsbrück“. Bei
Vorschläge und Vermutungen. Schließlich einigte denenmüssen wir – jedenfalls als SVAOe-Segler
man sich auf den Namen einer Figur in der anti- – nicht lange herumrätseln.
ken griechischen Mythologie. Aber präziser ließ PS: Bei der Taufe von Schiffen sind keine Gren-
sich Alkyone nicht verorten. Ein Lexikon fehlte in zen gesetzt. Auf der Elbe sehe ich regelmäßig
der Bordbücherei. Heutzutage hätte ein kurzer zwei etwa hundert Meter lange Binnenschif-
Blick aufs Smartphone genügt, und der Fall wäre fe. Sie transportieren – ich habe mich kundig
definitiv geklärt worden. So aber segelten wir gemacht – Kupfererz von Brunsbüttel nach
unwissend weiter herum, ankerten unter ande- Hamburg. Ihre Namen: „Kaja Josephine“ und
rem vor Musholm und besuchten Kalundborg. „Sophia Soraya“. Schön. Aber hat das überhaupt
Am Tag nach der Rückkehr vom Törn rief noch mit dem Thema dieses Beitrags zu tun?
mich unser Professor an. Er hatte sich sofort
schlau gemacht in der Alkyone-Frage. Also:
Alkyone war die Tochter des Windgottes Aiolos Vereinsleben
und glücklich verheiratet mit dem Titanensohn
und König Keyix. Als ihr Gatte auf einer Reise September/Oktober 2020
ertrank, überbrachte der Traumgott Morpheus
der Alkyonedie traurige Nachricht, woraufhin
Neuaufnahmen
sich die Unglückliche von einer Klippe ins Meer Wir heißen unsere neu in die SVAOe aufgenom-
stürzen wollte. Aber die gnädigen Götter ver- menen Mitglieder herzlich willkommen und hof-
wandelten sie – und auch den toten Keyix – in fen, dass sie sich in unserem Kreis wohlfühlen und
zwei Halkyone, Eisvögel. Und damit die beiden viele Gelegenheiten zum Segeln finden werden.
in Ruhe ein Nest bauen und ihre Jungen aufzie-
hen konnten, schenkte Aiolos ihnen, mitten im Vollmitglieder:
sonst stürmischen Dezember, zwei Wochen mit Hermann Bender, 22880 Wedel
wenig Wind und ruhigem Meer. Seitdem gibt es Claus Rödenbeck, 20251 Hamburg
die „Halkyonischen Tage“, die uns Seglern im Dr. Benjamin Grolle, 22763 Hamburg
Norden allerdings nicht viel nützen, weil unsere Dr. Peter Fischer, 22605 Hamburg
Schiffe zu dieser Zeit an Land stehen. Friederike Oberländer, 22607 Hamburg
11SVAOe November / Dezember 2020
Lebenspartner: „Ketelklopper-Sprook“ und verblüffte manchen
Andreas Kaiser, 22765 Hamburg in froher Runde damit. Wir werden uns an ihn
Wiebke Wilts, 20537 Hamburg erinnern. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Inge.
Jüngste: Götz-Anders Nietsch
Reza Majeed, 20097 Hamburg
Maja Bien, 22763 Hamburg
Jan Poll, 20255 Hamburg Veranstaltungen, Versammlungen und Aus-
Nicolas Plaßmann, 20357 Hamburg bildungsbetrieb im Clubhaus der SVAOe
Schutzkonzept und
* 8.2.1925 † 3.10.2020
weitere Verschärfung
der Regeln
Boris Kegel-Konietzko Von Dr. Stephan Lunau■ Seit Beginn der Co-
Eigner des Motorseglers „Mulanga“
rona-Pandemie in Deutschland sind bisher alle
Boris, wie er allgemein genannt wurde, war zwar Veranstaltungen und Versammlungen im Club-
kein SVAOe-Mitglied, aber er „lebte“ dank seiner haus unterblieben, damit wenigstens von unserer
Ehefrau Inge durchaus mit unserer Vereinigung, Seite eine Ausbreitung des Virus vermieden wird.
kam zu Versammlungen und Veranstaltungen. Nun ist die Wintersaison da und wir möchten
Seit einiger Zeit war es still um ihn geworden. eine Nutzung unseres Clubhauses im zulässigen
Nun ist er im Alter von 95 Jahren gestorben. Viele Rahmen ermöglichen. Dieser Rahmen basiert auf
werden ihn vermissen. Er war gesprächsfreudig der Hamburgischen SARS-CoV-2-Eindämmungs-
und ließ andere gerne an seinem umfangreichen verordnung. Nach bisherigem Kenntnisstand bis
Wissen teilhaben. Als Biologe war er in früheren kurz vor Redaktionsschluss dieser Nachrichten
Jahren nach Afrika gekommen und beschäftig- war es nicht möglich, Mitgliederversammlungen
te sich dort „nebenbei“ mit der afrikanischen und Feste im Clubhaus zu veranstalten, wohl
Kunst, die es ihm angetan hatte. Diese Kenntnis aber Führerscheinausbildungen bei entsprechen-
nutzte er nach seiner Rückkehr nach Hamburg, den Beschränkungen. Hierfür hat der Vorstand
wo er einen erfolgreichen Kunsthandel betrieb. ein Schutzkonzept ausgearbeitet.
Segeln und die Liebe zur Seefahrt waren ihm in Nun hat aber der Hamburger Senat mit Wir-
die Wiege gelegt. Mit seiner Frau besaß er einen kung ab 2. November 2020 eine wesentliche
Spækhugger, den beide eifrig auf langen Touren Verschärfung der Eindämmungsverordnung
bewegten. Später, als man etwas mehr Bequem- mit einer weitgehenden Stilllegung des gesell-
lichkeit bevorzugte, wurde ein Motorsegler ange- schaftlichen, kulturellen und amateursportlichen
schafft, mit dem sie die neuen Möglichkeiten fast Lebens beschlossen. Dazu zählen wir auch alle
bis in seine letzten Lebensjahre ausschöpften. Veranstaltungen im Clubhaus. Demnach können
Boris war das, was man landläufig ein Origi- wir auch unsere Führerschein- und Fortbildungs-
nal nennt. Man war gerne in seiner Gesellschaft kurse nicht mehr im Clubhaus abhalten. Der Ob-
und hörte ihm zu. Schon als Schüler lernte er die mann für Navigation und Fahrtensegeln, Andreas
12SVAOe November / Dezember 2020
Gustafsson, hat aber mit einigen Investitionen Abstand halten | Hygiene beachten | Alltags-
die Voraussetzungen geschaffen, die Kurse online maske tragen
stattfinden zu lassen. Nicht für alle Unterrichts-
Die nachstehenden Regeln und Vorgaben
teile ist eine Anwesenheit zwingend notwendig.
basieren auf der aktuellen Hamburgische
Wo aber Präsenz erforderlich ist, verlagern wir
SARS-CoV-2-Eindämmungsverordnung
diese Themen ans Ende der Kurse in der begrün-
– HmbSARS-CoV-2-EindämmungsVO.
deten Hoffnung, dass dann eine Entspannung
Diese Verordnung ist im Zweifel vorrangig zu
der Lage eingetreten sein wird.
beachten. Die Regeln dienen dem Ziel, eine
Das oben erwähnte Schutzkonzept für Ver-
weitere Verbreitung des Virus „SARS-COV-2“
anstaltungen, Versammlungen und den Ausbil-
bestmöglich zu verhindern.
dungsbetrieb im Clubhaus der SVAOe aus der
Grundsätzlich sind die allgemeinen Hygie-
„Vor-Verschärfungszeit“ legen wir solange „auf
nevorgaben gem. § 5 der „Hamburgische
Eis“, wie die Verschärfungen gelten. Darin ist die
SARS-CoV-2-Eindämmungsverordnung
Teilnehmerzahl auf das zulässige Maß begrenzt,
– HmbSARS-CoV-2-EindämmungsVO“
sodass, verbunden mit Hygienemaßnahmen und
einzuhalten. Das bedeutet für das Clubhaus
Anwesenden-Erfassung, die bisherige Verord-
der SVAOe:
nung eingehalten und eine mäßige Nutzung
• Alle Personen, die das Clubhaus im Rah-
möglich wird.
men von Veranstaltungen, Versammlungen
Da wir hoffen, dass eine Rückkehr zu den
und im Rahmen des Ausbildungsbetriebes
bisherigen Regeln noch in diesem Winter kom-
betreten, müssen eine Mund-Nasen-Bede-
men wird, veröffentlichen wir das Schutzkonzept
ckung mitbringen und diese im Clubhaus
nachfolgend und auch auf unserer Homepage.
bis zum Einnehmen eines Sitzplatzes
im Veranstaltungsraum tragen. Im Saal
ist die maximal zulässige Anzahl auf 18
Personen beschränkt.
• Hygienemaßnahmen wie Händewaschen,
Segler-Vereinigung Altona-Oevelgönne e.V.
ggfs. Händedesinfektion, Husten- und
(SVAOe)
Niesetikette sowie ein Abstand von 1,5 m
zwischen den Anwesenden sind jederzeit
Schutzkonzept für einzuhalten.
Veranstaltungen, Ver- • Berührungen, Umarmungen und Hän-
sammlungen und den deschütteln sind grundsätzlich unter-
Ausbildungsbetrieb im sagt.
Clubhaus der SVAOe • Gemäß § 7 der o.g. Verordnung werden
Eine der wichtigsten Grundlagen der
bei Ankunft Name, Datum und Uhrzeit der
Infektionsschutzes ist die so genannte
Anwesenden erfasst. Bei vereinsfremden
„AHA-Formel“:
Personen werden zusätzlich die Wohnan-
13SVAOe November / Dezember 2020
schrift und eine Telefonnummer oder E-
Sonderseiten:
Mail-Adresse erfasst. Diese Aufzeichnun-
K o mm o d o r e
gen werden vier Wochen aufbewahrt und
J ü r g e n „ Fi f i “ S c h a p e r
der zuständigen Behörde auf Verlangen
i n S e lb s t z e u g n i s s e n
vorgelegt, damit etwaige Infektionsket-
ten nachvollzogen werden können. Die
Aufzeichnungen werden nach Ablauf der „Fifi“ –
Aufbewahrungsfrist gelöscht. Macher und Netzwerker
• Desinfektionsmittelspender sind im Ein-
Mit diesem Beitrag schließen wir die Reihe unserer
gang und auf den Toiletten vorhanden.
Sonderseiten über den Ende 2019 verstorbenen
• Eine regelmäßige Lüftung des Raumes
Kommodore und langjährigen Vorsitzenden der
ist sicherzustellen. Die Lüftungsanlage ist
SVAOe Jürgen Schaper. Sein Wirken für unsere
während der gesamten Veranstaltung in
Vereinigung war unvergleichlich. Man kann nicht
Betrieb zu halten.
alles in Worte fassen. Aber das Wichtigste haben
• Personen mit Symptomen einer aku-
wir in dieser Reihe in Selbstzeugnissen und verbin-
ten Atemwegserkrankung dürfen das
denden Worten zusammengetragen – zum Lesen
Clubhaus unter keinen Umständen
und Nachlesen.
betreten.
• Wer nach dem Besuch des Clubhauses Von Andreas Völker■ Wer hätte gedacht, dass
SVAOe erkranken sollte, melde sich bitte aus diesem in Kriegs- und Nachkriegszeit auf-
umgehend in der Geschäftsstelle telefo- gewachsenen Oevelgönner Lausejungen einmal
nisch unter 040-881 14 40 oder per E-Mail etwas Ordentliches werden sollte? Zumal er kei-
unter info@svaoe.de. ne große Neigung verspürte, sich in der Schule
durch besondere Leistungen hervorzutun. Sein
Wir danken allen Beteiligten im Voraus für Ihre
Revier war der Strand vor dem elterlichen Haus
Mitwirkung an diesen Schutzmaßnahmen.
und natürlich – die Elbe. Dieser Strom war es, der
gez. Vorstand der Segler-Vereinigung Al-
sein Leben prägte. So entwickelte er von klein
tona-Oevelgönne e.V., 30. September 2020
auf eine Leidenschaft für die Elbe, die ein Leben
lang anhalten sollte.
In den vergangenen Ausgaben unserer Nach-
richten haben wir alles über Jürgen Christian
„Fifi“ Schaper, seine Art zu reisen und seine Boo-
te erfahren und mit Vergnügen den Artikel über
diese Nachkriegsjugend in Oevelgönne gelesen.
Alle Artikel schildern eindrucksvoll, wie er seine
Leidenschaft für das Segeln auf der Elbe mehr
und mehr für den Erhalt des Unterelb-Reviers,
seiner Häfen und ihrer Weiterentwicklung ein-
14SVAOe November / Dezember 2020
setzte. Lassen Sie mich darüber und über seine 1972 zum Vorsitzenden der Segler-Vereinigung
weit über das Elberevier hinausgehende Arbeit Altona-Oevelgönne und 1973 zum stellvertre-
berichten. tenden Vorsitzenden (und von 1986–2002 zum
JCS, mit diesem Kürzel pflegte er die meisten Vorsitzenden) des Hamburger Segler-Verbandes
seiner im Nachrichtenblatt veröffentlichten Arti- gewählt wurde. Längst hatte er sich in der Szene
kel zu unterschreiben, war von 1972–1998 26 des norddeutschen Segelsports einen Namen ge-
Jahre lang Vorsitzender der SVAOe. Schon lange macht und so verwundert es nicht, dass er schon
vorher aber hatte er Ämter in seiner Vereinigung bald aufgrund seiner seglerischen Fachkompe-
übernommen. Früh erkannte der damalige Kom- tenz als gewähltes Mitglied in den Seglerrat des
modore Wilhelm Burmester Fifis Potenzial und Deutschen Segler-Verbandes gewählt wurde.
machte ihn zum Obmann der Junioren- Abtei- Gremienarbeit war ihm ein Vergnügen. Auch der
lung, ein Amt, das er von 1960 –1962 ausübte. abendlichen Nachbereitung von Besprechungen
In dieser Zeit war die Juniorenabteilung gerade und Tagungen am Tresen verweigerte er sich
im Aufbau begriffen und Fifi hat es, wenn wir die nicht. Schließlich erfährt man bei solchen Gele-
Berichte aus der damaligen Zeit richtig deuten, genheiten Vieles, was offiziell auf Sitzungen nicht
mit Initiative und Durchsetzungsfähigkeit gegen- unbedingt zur Sprache kommt. Heute nennen wir
über Jung und Alt (im Vorstand) in diesen Jah- das „Netzwerken“ – und in dieser Disziplin ent-
ren verstanden, die Juniorenabteilung zu einer wickelte er sich zum Meister. In Fifis Netzwerk
aktiven Gruppe zu formen. Dazu schreibt er im haben sich in der Tat viele verfangen, sei es,
Januar 1963: „Seitens der SVAOe erfreute sich dass Nachwuchs für den SVAOe-Vorstand oder
die Juniorenabteilung nach Überwindung gewis- auch neue Obleute gesucht wurden, sei es, dass
ser anfänglicher Schwierigkeiten von Jahr zu Jahr Mehrheiten bei Abstimmungen im Seglerrat oder
steigender Anerkennung, welche nicht zuletzt in auf den DSV-Seglertagen (nach Möglichkeit im
dem ihr zugebilligten jährlich steigenden Etat Sinne der Nordlichter) zustande gebracht werden
ihren Niederschlag fand“. mussten – Fifi war immer dabei, wenn es galt,
In dieser Zeit fügte es sich, dass das Amt des an den richtigen Strippen zu ziehen.
Schriftführers neu besetzt werden musste. Schon Zurück zur Elbe. Erstaunlich aber wahr! Bei all
lange hatte er sich als Autor von Reiseberichten diesen Aktivitäten – schließlich hatte er ja auch
einen Namen gemacht; so war es nur folgerich- noch einen Beruf – fand er immer noch Zeit zum
tig, dass er zum Schriftführer ernannt wurde. Segeln. Aber das war ja längst noch nicht alles.
Präzise und ausführlich protokollierte er von Wer, wie er, wöchentlich elbab und elbauf segelt,
nun an den Ablauf von Mitgliederversammlun- entwickelt sicherlich ein feines Gespür für die
gen, Jahreshauptversammlungen, Regatten und Veränderungen, die die Eingriffe des Menschen
was sonst so in und um die SVAOe Berichtens- am und im Strom mit sich bringen.
wertes geschah. Sozusagen im Kielwasser des Die Älteren werden sich daran erinnern: Nach-
Kommodore und des Vorsitzenden Rudi Mager dem der 1969 begonnene Ausbau der Elbe auf
begann er nach und nach seinen eigenen Stil zu 12 m Kartentiefe abgeschlossen war, hielt man
entwickeln. Endgültig platzte der Knoten, als er 1973 eine weitere Vertiefung auf 13,5 m für er-
15SVAOe November / Dezember 2020
forderlich, um der Entwicklung im Schiffbau und – gerade auch im Zusammenhang mit dem da-
Güterverkehr Rechnung zu tragen. Gegen diese maligen Einspruch zum oben erwähnten „Aus-
Planung erhob die Arbeitsgemeinschaft Umwelt- bau der Unterelbe durch Vertiefung auf 13,5 m
planung Niederelbe (AUN), damals eine große KT“, aus dem ich kurz zitieren möchte: „Dieser
Interessengemeinschaft aus den vier Küstenlän- Einspruch richtet sich nicht grundsätzlich gegen
dern, in der u.a. auch die SVAOe und der Ham- die Vertiefung als solche, sondern gegen alle Fol-
burger Seglerverband vertreten waren, gegen die geerscheinungen (übersehbare und heute noch
geplante Elbvertiefung und ihre einschneidenden nicht übersehbare), primär gegen die Absichten
Maßnahmen für das gesamte Niederelbe-Gebiet in Bezug auf die Unterbringung des anfallenden
Einspruch. Diese Planung und die immer häu- Baggergutes.“ Diese Zitate können Sie nachle-
figeren Belästigungen durch Chlorgaswolken sen in den „Nachrichten der Segler-Vereinigung
der Dow-Chemie bei Bützfleth forderten JCS zu Altona-Oevelgönne e.V. und des Mühlenberger
folgenden Aussagen heraus: „Die Unterelbe ist Segel-Clubs e.V.“ Ausgabe 3-1973 (!). Nur am
und bleibt Hamburgs einziges und einzigartiges Rande: bei Interesse finden Sie alle Jahrgänge
Segel- und Erholungsrevier. Es ist höchste Zeit, unserer Nachrichten in der Bibliothek im Sit-
alles in unseren Kräften stehende zu tun, um zungssaal – übrigens eine sehr unterhaltsame,
seine Zerstörung kurzfristiger wirtschaftlicher wenn nicht gar spannende Lektüre!
Vorteile einiger weniger Großkonzerne wegen Aber, ein gemeinsames Heft von SVAOe und
und damit die Vertreibung dieser und späterer MSC? Richtig. Das war der auf vier Jahre an-
Generationen von Seglern und Erholungsuchen- gelegte, sichtbare Ausdruck des damaligen
den von der Elbe zu verhindern!“ Und: „Wir Versuchs einer Kooperation beider Vereine mit
meinen, dass eine sinnvolle Entwicklung dieser dem Ziel einer späteren Fusion. Warum dieser
Region in unser aller Interesse liegt. Unser Anlie- wegweisende Schritt zweier Vereine zur Bildung
gen sollte deshalb auch sein: keine blinde Oppo- eines starken Gesamtvereins nicht zum Erfolg
sition gegen Fortschritt, aber Opposition gegen geführt hat, ich weiß es nicht, habe auch keine
blinden Fortschritt!“. Welch prophetische Worte eindeutigen Aussagen in unseren Nachrichten
aus dieser Zeit finden können, ja, und Fifi gefragt
habe ich auch nicht, als es noch möglich war.
Fifi blickte über den Tellerrand seines Vereins
weit hinaus. Für das Personenarchiv des DSV
wurde er gefragt: „Was möchten Sie im DSV für
den Segelsport erreichen?“ Seine Antwort war:
„Dass alle möglichst störungsfrei von politischen
und behördlichen Eingriffen und Beschränkun-
gen überall segeln können“. Das waren keine
leeren Worte, denn das störungsfreie Segeln hieß
für ihn konsequenterweise, dass auch Häfen und
Ausschnitt aus einem Brief aus 1973 von Jürgen Schaper
an die Wasser-und Schifffahrtsverwaltung Liegeplätze zur Verfügung stehen müssen. Er
16SVAOe November / Dezember 2020
hat diese Häfen natürlich nicht
selbst gebaut, aber oft genug
maßgeblich daran mitgewirkt,
dass sie entstehen konnten.
So hat er als Mitglied im Vor-
stand des Hamburger Segler-
Verbandes mitgewirkt bei der
Entstehung des Museumshafens
Oevelgönne und des City Sport-
hafens Hamburg. In der Rück-
schau auch auf diese heutzutage
unverzichtbaren Häfen können
wir uns nur schwer vorstellen,
welche Arbeit in Gremien und
sicherlich zahllose Gespräche
mit Behörden für die Durchset-
zung dieser Projekte notwendig
waren.
Schließlich sollte nicht ver-
gessen werden, dass die SVAOe
– endlich – 95 Jahre nach der
Vereinsgründung ein eigenes
Clubhaus in Oevelgönne be-
ziehen konnte. Wenn auch die
Eröffnung in der noch jungen
Amtszeit seines Nachfolgers
Dazu passende Karikatur auf der Titelseite der
Marcus Boehlich stattfand, so erinnern wir uns gemeinsamen SVAOe- und MSC-Nachrichten
(man beachte: das gab es damals!)
doch sehr genau daran, mit welcher Hartnäckig-
keit und welchem Geschick er auch hier wieder ihm dankbar und hoffen, dass es gelingen möge,
bei den zuständigen Behörden dicke Bretter auch in der Zukunft Menschen zu finden, die
gebohrt hatte, um Kauf und Umbau zu ermög- bereit sind, sich in seinem Sinne mit gleicher Lei-
lichen. denschaft für das Elbrevier und den Segelsport
Lassen Sie mich diesen Artikel und damit auch einzusetzen.
unsere Sonderseiten zum Tod von Fifi schließen
mit den Worten: Jürgen Christian Schaper hat
sich um seine Segler-Vereinigung Altona-Oevel-
gönne und um den Segelsport in Hamburg und
darüber hinaus verdient gemacht. Dafür sind wir
17SVAOe November / Dezember 2020
Regatten, Sport und Wettkämpfe
tag, dem ersten der zwei Regattatage, wurden
„Hungriger Wolf“ fünf Wettfahrten angesetzt, da es am Sonnabend
Zweiter der J/24 German Open mit über 30 kn wehen sollte und die Gefahr be-
stand, dass wir nicht segeln dürften. Am Freitag
Nach Corona-Abstinenz pustete es mit gut 20 kn aus Südost und wir
wieder erfolgreich waren alle hochmotiviert! Beim Einsegeln kam
Von Jonas Lyssewski■ Am 2. und 3. Oktober jedoch der erste Dämpfer. Die vordere Hälfte
2020 fand in Heiligenhafen beim SVH die German unserer Genuaschiene auf der Steuerbordseite
Open der J/24 statt. Nachdem wir auf der Kieler riss aus dem Deck. Gott sei Dank war für den
Woche im September das erste Mal die J/24 unter Tag nur Fock-Wind angesagt, wodurch wir den
Wettkampfbedingungen bewegen konnten, wa- Genuaschlitten nach dem Nachziehen der ver-
ren wir heiß auf mehr! Auf der Kieler Woche hat- bliebenen Schrauben noch auf dem hinteren Teil
ten wir mit einem 3. Platz auf dem Podest abge- der Schiene fahren konnten. Der Grund für das
schlossen. Diesmal sollte noch etwas mehr gehen. Abreißen waren korrodierte Schraubengewinde
Am Donnerstagabend wurde als erstes das in den Muttern, da nur V2A verwendet wurde.
Boot gekrant und aufgebaut, sodass wir am Der Start am Mittag glückte uns dennoch
nächsten Morgen nur noch an Bord gehen muss- auf Anhieb und auch die Strategie ging auf. Wir
ten. Anschließend ging es in unsere Unterkunft, gingen als Erste um das Luvfass und die Posi-
ein Hausboot im Nachbarhafen Ortmühle, recht tion konnte uns bis zum Ziel auch keiner mehr
klein für fünf Leute, aber sehr gemütlich. Für Frei- nehmen. Auch die nächsten Rennen liefen mit
jeweils zweiten Plätzen gut für
uns. Über die bevorteilte Startsei-
te musste man sich nie Gedanken
machen, da die Starttonne immer
20° bevorteilt lag. Aus diesem
Grund war ein guter Start an der
Tonne auch fast der einzige Weg,
erste Plätze zu fahren, wodurch
aber auch der Andrang dort dem-
entsprechend war. Bei den letzten
beiden Starts hatten wir uns in der
Vorstartphase etwas zu weit in Lee
positioniert, weswegen wir die
Starttonne nicht mehr bekommen
bzw. sogar einmal berührt haben.
Ein Kringel später bzw. eine Halse
Unser tolles J/24-Team, v.l. Moritz Böök, Jannik Dühren, später ging es dann jeweils hinter dem gesamten
Fabian Damm, Jonas Lyssewski, Max Bischoff
(Foto Jette Lyssewski) Feld für uns los. Auf der Kreuz wurden die ersten
18SVAOe November / Dezember 2020
Boote überholt, auf dem Vorwinder wurde jede Wochen zwischen dem dritten Bundesliga-Event
Welle gepumpt, was uns wieder ins Mittelfeld und dem Finale fiel der mögliche Trainingszeit-
verholfen hat. Die linke Kreuzseite war durch raum leider recht knapp aus. Wir hatten fünf Trai-
dunkle Wolkenbänder gekennzeichnet. Wir nah- nings angesetzt und mussten leider zwei wegen
men eine Außenseiter-Chance wahr und fuhren Flaute absagen. Während der Trainings hatten
links raus, um den frischen Wind aus den Wolken wir durchgehend leichte bis mittlere Winde bei
mitzunehmen! Das ganze Feld fuhr auf die vom schönem Wetter und teilweise war T-Shirt-Segeln
Strom leicht bevorteilte rechte Seite. Das Risiko möglich. Wir schafften es, alle Manöver im Trai-
zahlte sich aus! Zur Überraschung der gesamten ning durchzugehen und waren der Meinung,
Konkurrenz, die uns schon abgeschrieben hatte, recht gut eingespielt zu sein.
kamen wir kurz hinter dem ersten Boot ins Ziel. Am Donnerstag startete das Finale. Die Wet-
Damit war eine sehr konstante Serie eingefahren tervorhersage prophezeite Regen, S-SW-Wind
und wir konnten einen zweiten Platz streichen. mit 10 –15 Knoten und 13 Grad Lufttemperatur.
Den fast schon sicher geglaubten Sieg konnte So war es dann auch den ganzen Tag. Wir star-
uns jedoch „Schwere Jungs“ (Stephan Karsunke, teten in die Rennen und fuhren vier Wettfahrten
BSC) abnehmen, die punktgleich mit uns waren. auf den hinteren Plätzen. Die Manöver hakten
Durch die höhere Anzahl an ersten Plätzen lagen leider sehr. Erschwerend kamen hier die nassen
sie auf Platz 1 und wurden damit inoffizieller und schweren Segel hinzu. Außerdem war die
deutscher Meister. Glückwunsch! Den 3. Platz Ruhe aus dem Training weg und wir hatten mit
ersegelte „Vitesse“ (Manfred König, HSC). „Der- den teilweise sehr engen Situationen in den
be Kerle“ unter MSC-Stander, aber mit SVAOe- Wettfahrten zu kämpfen. Die letzte Wettfahrt
Beteiligung, erreichte den 8. Platz. beendeten wir mit einem 4. Platz. Wir nahmen
Vielen Dank an die Veranstalter vom SVH, die dies als Hoffnungsschimmer mit, ließen die Wett-
das Event trotz Corona sehr liebevoll ausgerich- fahrten per Tracker Revue passieren und hakten
tet haben. Wir kommen gerne wieder! den Tag als „Nasse Lektion" ab.
Am nächsten Morgen ging der erste Griff zum
Smartphone, um das Regenradar zu checken.
Von allem etwas Zum Glück war kein Regen zu erwarten. Der
Wetterbericht mit Wolken und Sonne bei SW-
Segelbundesliga-Finale W-Wind mit 7–13 Knoten und 15 Grad Lufttem-
2020 peratur sah sehr einladend aus. Wir starteten in
Von Ole Wittenberg für den SVAOe-Segelbundes- den Tag und belegten leider den letzten Platz im
liga-Kader■ Das diesjährige Segelbundesliga- ersten Rennen. Wieder im Hafen gab es Cappuc-
Finale wurde wie letztes Jahr vom NRV ausge- cino und wir schworen uns, jedes Rennen so gut
richtet. Unser SVAOe-Team startete wieder in es geht zu fahren ohne an die vorangegangenen
einer neuen Besetzung: Till am Steuer, Ole als Misserfolge zu denken.
Taktiker, Luise an der Fock und Kristin am Genna- Es klappte. Wir fuhren eine solide Serie von 1
ker. Durch den relativ kurzen Zeitraum von zwei 2 1 3 4 2. Die Manöver klappten ohne Probleme,
19SVAOe-„Schlachtfeldbummler“ werden zum Zuschauerponton gefahren Kurz vor einem Start
Der Start ist gelungen (SVAOe-Team in Gelb) Auf Downwindkurs…
…vor imposanter Kulisse Der Wind fordert Opfer…
…zieht andere in Mitleidenschaft… …und bringt vieles durcheinander (Fotos Tomas Krause)SVAOe November / Dezember 2020
wir fuhren super Starts und es gab kaum takti- den Manövern unter Kontrolle zu behalten.
sche Fehlentscheidungen. Am Ende dieses Tages In den folgenden zwei Rennen gelang uns dies
schauten wir auf die Ergebnisliste und fanden leider nicht. Im ersten Rennen fuhren wir nach
uns auf Platz 11. Wir waren in dem Bewusstsein der ersten Luvtonne einen „Sonnenschuss" und
in das Event gestartet, dass es höchst unwahr- brauchten ca. eine Minute, um wieder in Fahrt
scheinlich sei, um die Relegation herumzukom- zu kommen. Damit war die Platzierung klar. Im
men. Die letzten Vier der Gesamtrangliste (aus nächsten Rennen hatten wir Probleme am Gate,
erster und zweiter Liga) müssen die Relegation den Gennaker zu bergen und bremsten dadurch
segeln. Wir waren als Letzter der Gesamtranglis- ein. Das letzte Rennen beendeten wir mit einem
te mit neun Punkten Abstand zum 14. Platz deut- guten dritten Platz. Leider reichten diese Ergeb-
lich abgeschlagen. Nun wurde uns klar, dass dem nisse nicht aus, um in der Gesamtwertung nach
Team drohte, vom 14. Platz der Gesamtrangliste vorne zu rutschen.
auf den letzten Platz zu rutschen. Sollten wir es Auch in diesem Event haben wir wieder ge-
aber schaffen, noch zwei Plätze zu holen, wären merkt, wie wichtig gute Vorbereitung und Trai-
wir in der Gesamtrangliste 14. und damit nicht ning in allen Wetter- und Wettfahrtsituationen
mehr auf einem Abstiegsplatz... es war auf ein- sind. An dem Wettfahrttag, an dem wir Trainings-
mal wieder alles drin. bedingungen hatten, konnten wir gut bis sehr
Hoch motiviert gingen wir ins Bett und trafen gut mithalten. Den Dauerregen des ersten Tages
uns gut ausgeschlafen am nächsten Morgen an sowie den starken und böigen Wind des letzten
der Alster. Das Wetter: Wolken und Sonne bei Tages hatten wir nicht trainiert.
SW-W, 12–30 Knoten und 12 Grad. Wir hat- Mit einem weinenden Auge verabschiedet sich
ten für die Mitglieder der SVAOe einen Ponton der SVAOe-Bundesliga-Kader aus der Segelbun-
auf der Alster verankert und hatten somit ca. desliga. Alle Teilnehmer sind der Meinung, dass
zehn Personen als Publikum. Danke für die Un- es wohl kein anderes Regattaformat gibt, in dem
terstützung an Thomas Lyssewski! Uns wurde in so kurzer Zeit so viel Regattaerfahrung ge-
klar, dass die letzten Rennen die schwierigsten sammelt werden kann. Wir haben viel gelernt in
werden würden. Für unser Publikum würde es der Saison 2020 und möchten uns ganz herzlich
Segelkino der Spitzenklasse geben. Wir starte- beim Verein für das Ermöglichen dieser tollen
ten mit einem soliden 4. Platz und waren froh, Serie bedanken.
das Schiff gut unter Kontrolle zu haben. Bei die- Wir sind nicht in der Relegation angetreten,
sen Bedingungen ist es auf der J/70 essentiell, da es für das Jahr 2021 einerseits nicht klar ist,
schnell umzuschalten zwischen Surf und norma- ob ein Kader zustande kommt und andererseits
lem Gennaker-Modus. Dies bringt Geschwindig- die Unterstützung eines Kaders für die Teilnahme
keitsunterschiede von 7–10 Knoten. Hier wird an der Segelbundesliga kontrovers in der SVAOe
jedem klar, dass ein zu spätes Umschalten oder diskutiert wird.
eine „Privatbö" einen deutlichen Unterschied in Trotzdem sind wir motiviert, bei passendem
der Platzierung macht. Gleichzeitig ist es jedoch Konzept und der entsprechenden Unterstützung
genauso wichtig, das Schiff auch im Surf und in einen neuen Anlauf zu wagen.
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