TÄTIGKEITSBERICHT 2017 | 2018 - Qualitätsverbund Geriatrie
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2 VORWORT Sehr geehrte Damen und Herren, der Qualitätsverbund Geriatrie Nord-West-Deutschland e.V. (QVG NWD) ist im Dezember 2013 mit dem Anspruch angetreten, einen substantiellen Beitrag zur Sicherstellung und Weiter- entwicklung einer qualitativ hochstehenden, vernetzten geriatrischen Versorgung zu leisten. Dazu hat er seither zahlreiche an der geriatrischen Versorgung beteiligte Akteure zusammen- geführt: Krankenhäuser mit und ohne Akutgeriatrie, Rehabilitationskliniken, ambulante Pflegedienste, Altenhilfeeinrichtungen und weitere. Aktuell bringen 64 Mitgliedseinrichtungen an 76 Standorten aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen ihre Kompetenzen in den QVG NWD ein. Er ist damit der größte derartige Verbund Deutschlands. Es ist unstrittig, dass der Bedarf an geriatrischer Versorgung in den nächsten Jahren weiter anwachsen wird; die demographische Entwicklung spricht hier eine eindeutige Sprache. Die Leistungserbringer haben das frühzeitig erkannt und sich sowohl im Bereich der medizi- nisch-pflegerischen Angebote als auch strukturell darauf vorbereitet. Zugleich sehen sie sich mit alarmierenden Veränderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen konfrontiert. Die Stichworte lauten Rechtsstreitigkeiten, Vorwürfe fehlerhafter Abrechnungen, existenzbe- drohende Klagewelle der Kostenträger. Getroffen werden damit letztlich immer Menschen – jene, denen geriatrische Leistungen zugutekommen, und jene, die diese Leistungen erbringen. Der QVG NWD steht für ein Verständnis von Geriatrie als einer hoch qualifizierten und in besonderem Maße patientenbezogenen medizinischen Fachrichtung; einer Disziplin, in der auf Seiten der Leistungsempfänger wie auch der Leistungserbringer der Mensch im Vorder- grund steht, weniger die Geräte. Dies ist die Basis, auf der er arbeitet und interne sowie externe Projekte vorangetrieben hat und das auch künftig tun wird. Der QVG NWD legt hier zum dritten Mal einen Tätigkeitsbericht vor. Er bezieht sich auf die Jahre 2017 und 2018 und gibt einen Einblick in seine Leistungen sowie in Angebote, die den Mitgliedern und Partnern in diesem Zeitraum gemacht wurden. Münster, im Dezember 2019 Dr. med. Daisy Hünefeld Vorstandsvorsitzende des Qualitätsverbunds Geriatrie Nord-West-Deutschland e.V.
QUALITÄTSVERBUND GERIATRIE 3 INHALTSVERZEICHNIS Vorwort 2 1 Vorstand & Ziele 4 2 Organisation & Mitgliedseinrichtungen des QVG 6 3 Überregionale Arbeitsgruppen 8 • Ernährung 10 • Dokumentation 12 • Pflegeüberleitung 14 • Zusammenarbeit Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen und stadtteilbezogene Einrichtungen der Nachstationären Versorgung 18 4 Förderprojekte 20 • BIGi 21 • I/E-Health NRW 26 • KoNAP 28 5 Bildung 30 • Fortbildung: Erlöse sichern hilft Qualität zu erhalten 31 • Ernährung und Flüssigkeitsgabe bei schwerer Demenz 34 • Fortbildung Demenz und Delir – Qualität in der Versorgung muss sich auch lohnen 36 6 Veranstaltungen 40 • Preis für Gesundheitsnetzwerker 41 • Fachtag Hospitation 42 • Fachtag Delir in der Region Ruhr 44 • Fünf Jahre QVG 45 7 Vereinssitz und Geschäftsstelle 46
1 VORSTAND & ZIELE 4 VORSTAND Der Vorstand des QVG NWD ist regional übergreifend und interdisziplinär, aber vor allem auch sektorenübergreifend besetzt. Als neue Vorstandsmitglieder begrüßen wir Dr. Mark Lönnies (Stellv. Vorstandsvorsitzender) und Andreas Kohlschreiber (Vorstandsmitglied). VORSTANDSMITGLIEDER | STAND 2018 Dr. med. Daisy Hünefeld, MBA Dr. Mark Lönnies, Vorstandsvorsitzende MBA Vorstand St. Franziskus- Stellv. Vorstandsvorsitzender Stiftung Münster Geschäftsführer Christophorus-Kliniken GmbH Andreas Kohlschreiber Jochen Brink, Dipl.-Vw. Vorstandsmitglied Vorstandsmitglied Pflegedirektor Geschäftsführer St.-Clemens-Hospital Geldern Valeo-Kliniken Priv.-Doz. Dr. med. Dr. med. Ursula Gerling- Barbara Elkeles Huesmann Vorstandsmitglied Vorstandsmitglied Ärztliche Direktorin, Vorstand Praxisnetz Waren- Chefärztin Geriatrie, dorfer Ärzte, Gemeinschafts- Klinik Maria Frieden praxis Vienenkötter & Gerling- Telgte Huesmann in Everswinkel Dr. med. Harald Günther Dr. med. Alfons Schürmann Vorstandsmitglied Vorstandsmitglied Chefarzt Geriatrie, Hausärzteverbund Münster, St. Marien-Hospital Lünen Praxis Dres. Schürmann und Hilker
QUALITÄTSVERBUND GERIATRIE 5 ZIELE Ziele des Qualitätsverbundes Geriatrie Bildung Nord-West-Deutschland e.V. (QVG) aus Sicht des Vorstandes Durch ein umfangreiches, interdisziplinäres und berufs- gruppenübergreifendes Bildungsangebot werden Mitarbeiter Der QVG beschreitet seit seiner Gründung 2013 erfolgreich aller beteiligten Berufsgruppen befähigt, sich der zunehmend neue Wege hin zu einer qualitativ hochstehenden, vernetzten, komplexen Aufgabe der Behandlung, Pflege, Beratung und sektorenüberschreitenden und berufsgruppenübergreifenden Betreuung alter Menschen zu stellen. Wichtige Themenfelder Versorgung älterer Menschen in Medizin und Pflege. Dies sind hierbei u.a. die Prophylaxe von Delirien, der Umgang geschieht in den Themenfeldern Netzwerkbildung, Qualitäts- mit demenziell Erkrankten, Wundmanagement, Ernährungs- förderung, Strukturentwicklung, Bildung und Evaluation von therapie und die Besonderheiten der Arzneimitteltherapie Bildungsinitiativen. im Alter. Netzwerkbildung Parallel mit dem Bildungsangebot werden in der Netzwerk- Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Vernetzung der ver- arbeit Strukturen entwickelt, die die Anwendung und Weiter- schiedenen Sektoren des Gesundheitswesens, insbesondere entwicklung des Gelernten ermöglichen und so für Nach- zwischen der ambulanten und der stationären Versorgung. haltigkeit sorgen. Auch im stationären Bereich wird eine Netzwerkbildung voll- zogen. Hier besteht das Netz vor allem aus den spezialisierten Evaluation von Bildungsinitiativen geriatrischen Krankenhausabteilungen und den Krankenhäu- Um die Qualität der Versorgung alter Menschen nachhaltig sern ohne eigenständige geriatrische Versorgung. zu verbessern und neue Wege zu erproben, führt der QVG Projekte durch. Themen sind unter anderem Qualitätsanfor- Ein wichtiger Baustein der Netzwerkarbeit ist die Schaffung derungen, Bildungsstandards, Assessments oder Behand- einer sektoren- und institutionsübergreifenden elektronischen lungspfade. Der QVG leistet damit einen wichtigen Beitrag im Kommunikationsplattform, die wechselseitig den Austausch Zukunftsfeld der Behandlung, Pflege, Betreuung und Versor- von Daten ermöglicht. Auf diese Weise soll die Behandlungs- gung alter Menschen. qualität bei gleichzeitiger Schonung von Ressourcen gesteigert werden. Qualitätsförderung Unter dem Dach des QVG haben sich zudem regionale Qualitätszirkel gegründet, in denen die in der geriatrischen Versorgung einer Region verbundenen Netzwerkpartner gemeinsame Strukturen, Standards und Angebote entwickeln, implementieren und evaluieren. Auf diese Weise wird einrich- tungsübergreifend eine qualitativ hochstehende, kontinuier- liche und umfassende Versorgung und Betreuung alter Menschen gewährleistet. Strukturentwicklung Durch die Zusammenarbeit aller Netzwerkpartner sind regional koordinierte, tragfähige und umfassende Strukturen aufgebaut worden, die kontinuierlich weiterentwickelt werden. Sie gewährleisten eine lückenlose und kontinuierliche Versor- gung und Betreuung alter Menschen. Eine besondere Sorge gilt dabei auch den Angehörigen. Durch die enge Verzahnung der Kooperationspartner wirken diese Strukturen sowohl qualitätsfördernd als auch ressourcenschonend.
2 ORGANISATION & MITGLIEDSEINRICHTUNGEN DES QVG 6 ORGANISATION Der QVG NWD ist als gemeinnütziger Verein organisiert. Die Mitglieder arbeiten in Netzwerkkonferenzen und Qualitätszirkeln unterhalb der Ebene des Verbundes in regionalen Gruppen zusammen. ALLE MITGLIEDSEINRICHTUNGEN Region 1 | Recklinghausen, Waltrop, Lünen Region 4 | Niederrhein • St. Marien-Hospital Lünen • St. Elisabeth-Hospital Meerbusch-Lank • Elisabeth Krankenhaus Recklinghausen • „kbs I Die Akademie für Gesundheitsberufe am • St. Laurentius-Stift Waltrop St. Kamillus“ • St. Irmgardis-Krankenhaus Süchteln • St. Willibrord-Spital Emmerich-Rees • St. Martinus-Stift Elten Region 2 | Münster, Lüdinghausen, Warendorf • Marien-Hospital Wesel • St. Franziskus-Hospital Münster • Sankt Josef-Hospital Xanten • Evangelisches Krankenhaus Johannisstift Münster • St. Vinzenz-Hospital Dinslaken • Hausärzteverbund Münster • St. Franziskus Altenheim Dinslaken • Praxisnetz Warendorfer Ärzte • Ärztenetz Niederrhein • Josephs-Hospital Warendorf • Sana Kliniken Duisburg • Klinik Maria Frieden Telgte • St. Josef-Krankenhaus Moers • St. Rochus-Hospital Telgte • St. Bernhard-Hospital Kamp-Lintfort • Wohnstift St. Clemens Telgte • Caritas-Haus St. Hedwig • St. Marien-Hospital Lüdinghausen • Caritas Pflege und Gesundheit – Mobile Pflege Kleve • Herz-Jesu-Krankenhaus Hiltrup • St.-Clemens-Hospital Geldern • Caritas-Pflege und Hilfe zu Hause Region 3 | Beckum, Hamm, Ahlen • Ambulante Caritas-Pflegedienste Hamm, Region 5 | Ruhr Sozialstation Hamm-Süd • Katholisches Klinikum Essen • Ambulante Caritas-Pflegedienste Hamm, • Ev. Krankenhaus Mülheim Sozialstation Hamm-Nord • Marienhospital Gelsenkirchen • Ambulante Caritas-Pflegedienste Hamm, • Sankt Marien-Hospital Buer Sozialstation NordWest • Elisabeth-Krankenhaus Gelsenkirchen Erle • Seniorenzentrum St. Bonifatius Hamm • Ev. Krankenhaus Oberhausen • Altenwohn- und Pflegeheim St. Vinzenz- • Marienhospital Bottrop Vorsterhausen Hamm • St. Barbara-Klinik Hamm-Heessen • Altenheim St. Josef Hamm • St. Franziskus-Hospital Ahlen Region 6 | Coesfeld, Gronau, Klinikum Westmünsterland • Elisabeth-Tombrock-Haus Ahlen • St. Marien-Krankenhaus Ahaus-Vreden • Alter & Soziales e.V. in Ahlen • St. Agnes-Hospital Bocholt • Demenz-Servicezentrum Region Münsterland • Evangelisches Lukas-Krankenhaus Gronau • St. Elisabeth-Hospital Beckum • Christophorus-Kliniken Coesfeld • St. Marien-Hospital Borken
QUALITÄTSVERBUND GERIATRIE 7 Neue Mitglieder 2017 Neue Mitglieder 2018 Region 7 | Bremen, Lingen Region 10 | Köln, Bonn • Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen • St. Marien-Hospital Bonn • Bonifatius Hospital Lingen • St. Josef-Hospital Bonn-Beuel • Cura-Krankenhaus Bad Honnef • St. Josef-Hospital Troisdorf • St. Johannes-Krankenhaus Sieglar Region 8 | Aachen • St. Lukas Klinik Solingen • Medizinisch-Geriatrische Rehabilitationsklinik • Vinzenz Palotti Hospital Bensberg Haus Cadenbach Aachen • Marienkrankenhaus Bergisch Gladbach • St. Josef-Krankenhaus Engelskirchen • Herz-Jesu-Krankenhaus Lindlar • Marienhospital Brühl Region 9 | Gütersloh, Brilon • St. Martinus-Krankenhaus Langenfeld • LWL-Klinikum Gütersloh • Städtisches Krankenhaus Maria-Hilf Brilon
QUALITÄTSVERBUND GERIATRIE 9 FOKUS AUF VIER ARBEITSGRUPPEN Der Qualitätsverbund Geriatrie Nord-West-Deutschland e.V. AG Ernährung: richtete in den Jahren 2017/2018 einen besonderen Fokus auf „Durch den Austausch von Best-Practice-Modellen zur die folgenden Arbeitsgruppen: Ernährung werden spezifische Kenntnisse und kreative Lösungsansätze allen Patienten der QVG-Einrichtungen zur • Ernährung Verfügung gestellt: Das hat einen positiven Effekt auf den • Dokumentation Ernährungsstatus hochaltriger Patienten.“ • Pflegeüberleitung • Zusammenarbeit Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen Anika Schilder und stadtteilbezogene Einrichtungen der Nachstationären Versorgung AG Dokumentation: Als besonders wertvoll erwies sich die Zusammenarbeit „Die Mitarbeit im QVG ermöglicht uns einen interdisziplinären von Experten aus verschiedenen Einrichtungen und Berufs- und überregionalen Austausch, hier ist man gut vernetzt. In gruppen: Arbeitsgruppen werden Fachthemen fundiert bearbeitet und praxisgerechte Lösungen und Standards entwickelt.“ Klaus Hund AG Pflegeüberleitung: „Ambulante Pflegedienste, Krankenhäuser und stationäre Pflegeeinrichtungen erarbeiten gemeinsam einen integrierten Leitfaden für Pflegeüberleitung - so werden die Informationen erfasst, die auch wirklich benötigt werden.“ Andreas Kohlschreiber Zusammenarbeit Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen und Einrichtungen der nachstationären Versorgung: „Durch engen und regelmäßigen Kontakt lernen sich Krankenhaus und nachstationäre Einrichtungen genauer kennen und verstehen ihre unterschiedlichen Arbeitsweisen immer besser.“ Antje Eekhoff
3 ÜBERREGIONALE ARBEITSGRUPPEN 10 ARBEITSGRUPPE ERNÄHRUNG TEILNEHMER REGIONAL ÜBERGREIFENDER Catherine Gilger Chefärztin St. Vinzenz-Hospital Dinslaken FACHTAG „ERNÄHRUNG“ IM ST. VINZENZ-HOSPITAL DINSLAKEN Prof. Dr. med. Gernot Kaiser Chefarzt St. Bernhard-Hospital Kamp-Lintfort ZIELE Dr. med. Wolfrid Schröer Ideen und Lösungen, um die Ernährungslücke hochaltriger Chefarzt SANA Kliniken Duisburg Menschen zwischen 17.00 und 8.00 Uhr zu vermeiden. Anne Douven Medizinische Direktorin ABLAUF St. Vinzenz-Hospital An dem Workshop nahmen ca. 25 Personen (Ärzte, Pflege- Dinslaken, (2018) kräfte und Diätassistentinnen) aus verschiedenen Mitglieds- einrichtungen des QVG teil. Die Veranstaltung startete mit ei- Anika Schilder nem Vortrag von Oberarzt Dr. Rolf Schaefer aus der GFO Klinik Koordinatorin QVG, Rhein Berg mit dem Titel: „Erfolgreiche Krankenhausbehand- Referentin Pflege St. Franziskus-Stiftung Münster lung: Ohne Ernährung gelingt das nicht!“ Nach dem Vortrag wurde nach Ideen und Lösungen aus den ZIEL verschiedenen Einrichtungen gesucht, um die Ernährungs- Verbesserung der Ernährung hochbetagter Patienten im lücke hochaltriger Menschen zwischen 17.00 und 8.00 Uhr Krankenhaus. zu vermeiden. Des Weiteren wurde über die Einbindung des Themas Ernährung in Behandlungspfade in der Chirurgie diskutiert. ABLAUF Mehrere Sitzungen widmeten sich der Problematik der Unterernährung von hochbetagten Patienten. Der Fokus lag ERGEBNISSE nicht nur darauf, wie mit Patienten verfahren werden soll, Die Einführung eines Ernährungsteams im Krankenhaus ist die bereits unterernährt ins Krankenhaus kommen, sondern sinnvoll, da ein Großteil der vor allem hochaltrigen Patienten auch darauf, eine Unterversorgung während des Kranken- während des Krankenhausaufenthaltes nicht ausreichend hausaufenthaltes zu vermeiden. In Studien konnte belegt wer- ernährt wird und schnell in eine Unterernährung gleiten kann. den, dass das Outcome eines älteren Patienten nach einer OP Der zusätzliche Aufwand für Personalkosten refinanziert sich bei einem reduzierten Ernährungszustand deutlich schlechter durch eine verkürzte Verweildauer und bessere Wundhei- ist (Volkert, D., et al. 2013). Es wurden verschiedene Lösungs- lungsergebnisse. Diese Erkenntnis konnte in Studien nachge- ansätze diskutiert und auf ihre Umsetzbarkeit überprüft. Im St. wiesen werden. In der Klinik Rhein-Berg werden die Patienten Vinzenz-Hospital Dinslaken wurden daraufhin beispielsweise in der Inneren Medizin und in der Geriatrie innerhalb der kleine hochkalorische Shakes entwickelt, welche nun in den ersten 24 Stunden auf Station mit dem NRS- und MNA- frühen Abendstunden verteilt werden, damit den Patienten Bogen gescreent; dies muss sowohl von den Mitarbeitern der auch für die Nacht Nahrung in geeigneter Form zur Verfügung Pflege als auch von den Ärzten gegengezeichnet werden. Im steht. Durch die Portionierung ist es den Pflegenden auch Anschluss werden aus dem Ergebnis individualisierte Maß- möglich, trotz knapper zeitlicher Ressourcen bei der Nah- nahmen, z.B. spezielle Ernährungsformen, abgeleitet. Ein rungsaufnahme zu assistieren. Um noch mehr Erfahrungs- spezielles Laborscreening ist nicht etabliert, es findet lediglich wissen zu erhalten, wurde beschlossen, einen QVG-übergrei- eine Bestimmung des Gesamteiweiß im Serum statt. Dieses fenden Fachtag für alle Interessierten zu organisieren, um Vorgehen hat sich als sehr sinnvoll erwiesen. möglichst viel Lösungsansätze oder Best-Practice-Beispiele zu erhalten. Aus allen Einrichtungen wird berichtet, dass ein sehr großes Problem darin besteht, dass den Pflegenden nach Schicht- ende der Servicekräfte die Zeit fehlt, eine oder mehrere weitere kleine Mahlzeiten zu servieren und die Patienten ggf.
QUALITÄTSVERBUND GERIATRIE 11 bei der Nahrungsaufnahme zu unterstützen. Folgende Teil- ist unabdingbar. Im St. Bernhard-Hospital Kamp-Lintfort ist lösungen wurden bereits in einigen Kliniken umgesetzt: das Thema Ernährung mittlerweile in die gängigsten chirur- gischen Behandlungspfade integriert worden. So konnte eine • Servicekräfte, die eine „letzte Runde“ nach 20.00 Uhr Sensibilisierung sowohl des ärztlichen als auch des pflege- ausgeben. rischen Personals verzeichnet werden. • Zusätzliches Anbieten von Trinknahrung am Abend, portioniert in zwei kleinen Bechern. Diese kann von den Mitglieder der Arbeitsgruppe berichteten, dass in der eigenen Patienten schnell zu sich genommen werden, so dass die Einrichtung das „Protein 88“ eingesetzt werde. Dies ist ein Unterstützung der Pflegekräfte zeitlich darstellbar ist. Präparat mit hochdosierten Eiweißbestandteilen. Die Akzep- • Weiterhin ist es sinnvoll, zusätzliche kleinere Mahlzeiten tanz ist gut, wenn die Menge genau dosiert wird, damit vor zu bestellen, so dass die Pflegekräfte/Serviceassistenten allem deftige Speisen nicht zu süß werden. auch zwischen den eigentlichen Mahlzeiten etwas anbieten können. In Zusammenarbeit mit der jeweiligen Küche der Im weiteren Verlauf des Fachtages berichteten Vertreter der Einrichtungen, den Diätassistentinnen o.a. Ansprechpart- verschiedenen Einrichtungen über erfolgreiche Vorgehens- nern, sollten Zwischenmahlzeiten entwickelt werden, weisen in ihren Häusern, dazu gehörten folgende Punkte: welche unkompliziert und ohne Zeitaufwand serviert werden können. • Ein Ernährungs-Screening sollte auf jeden Fall durchge- führt werden. Ein weiteres Problem besteht darin, dass Patienten • Die Erstellung eines „Tellerdiagramms“ hat sich als sehr nach einem häufig mehrtägigen Diagnostikprozess, z.B. sinnvoll herausgestellt. Eine Erstellung über 3-5 Tage ist Darmspiegelung, Gastroskopie, spezifischen Blutentnahmen, ausreichend, dadurch ist der Aufwand für die Pflegenden Kurzeingriffen usw., über mehrere Tage anfänglich nüchtern überschaubar. sein müssen und dass allein dadurch eine Unterversorgung • In der Geriatrie hat sich eine einmal wöchentliche Ernäh- eintritt. Folgt im Anschluss noch ein operativer Eingriff, endet rungsvisite, an der ein Arzt, ein/e Diätassistent/in bzw. ein/e dies häufig in einer schwerwiegenden Unterernährung, welche Ernährungsberater/in und wenn möglich ein/e Mitarbeiter/in häufig das post-OP-Outcome verschlechtert. Innerhalb der der Pflege teilnehmen, als sehr wertvoll herausgestellt. Arbeitsgruppe wurde folgendes Vorgehen besprochen: Der • Ernährungsmedizinische Inhalte sollten in die Beratung Aufwand der Vorphase muss intensiv sein, es muss eine Ab- und Schulung durch die „Familiale Pflege“ eingehen, dieses sprache zwischen den verschiedenen Disziplinen stattfinden, Angebot ist für die Angehörigen besonders wertvoll. alle Beteiligten müssen einbezogen werden. Wenn möglich, • Eine Zusammenarbeit mit „Homecare“ hat sich als sollten die Patienten bei geplanten Eingriffen im Vorfeld, z.B. zielführend erwiesen. Homecare ist eine sektorenüber- in der chirurgischen oder anästhesistischen Sprechstunde, greifende Betreuungsform, die sich nach dem Grundsatz schon über die Notwendigkeiten und Möglichkeiten einer „ambulant vor stationär“ um die Bedürfnisse des Patienten adäquaten prä-OP-Ernährung aufgeklärt werden. Ziel sollte im medizinischen, pflegerischen, sozialen und rehabili- ein guter Ernährungszustand bei Aufnahme sein, damit der tativen Bereich kümmert. Gemeinhin versteht man unter Körper die anstehenden OP-Strapazen besser verarbeiten Homecare die Versorgung von Patienten mit medizinischen kann. Eine Sensibilisierung über alle Berufsgruppen hinweg Hilfsmitteln, Verbandmitteln sowie medizinischer Ernäh- rung zu Hause und im Pflege- und Altenheim. • Die Erstellung von hochkalorischen Mahlzeiten muss bei einer nicht vorhandenen eigenen Küche mit den Caterern abgestimmt werden. • Supplemente müssen ärztlich verordnet werden, damit diese auch verabreicht werden. Als Problem stellt sich immer wieder dar, dass angesetzte Supplemente häufig vom Hausarzt nicht weiter rezeptiert werden. • Die speziellen Bedürfnisse einer altersgerechten Ernährung sind bis dato in vielen Bereichen des Krankenhauses noch immer nicht präsent. Hier bedarf es einer breiten Öffent- lichkeitsarbeit und Aufklärung über die hohe Brisanz dieses Themas, vor allem für hochaltrige Patienten. Spezielle Fortbildungen für alle Berufsgruppen sollten angeboten werden. Abb. 1: Beispiel eines Tellerdiagramms
3 ÜBERREGIONALE ARBEITSGRUPPEN 12 ARBEITSGRUPPE DOKUMENTATION Elektronische Datenerfassung in der Pflege erleichtert Dokumentation und Geriatrie den Nachweis erbrachter Leistungen und verbessert die Die Anforderungen an die pflegerische und ärztliche Doku- Dokumentation. Eine gute Dokumentation ist wichtig für eine mentation in der Geriatrie steigen stetig an und die Prüfquote hohe Qualität der Patientenversorgung. Die Entscheidung des MDK wird fortlaufend höher. Dies führt zu einer zusätzli- für ein System oder eine Software sowie die Einführung sind chen Belastung für die Mitarbeiter vor Ort, aber auch zu einer anspruchsvoll und haben erhebliche Konsequenzen für die Belastung für die Vorgesetzten, die einerseits wissen, dass Arbeitsabläufe. In einer Arbeitsgruppe wurden implementierte ihre Mitarbeiter „am Limit“ sind, aber andererseits ständig mit Systeme präsentiert und Erfahrungen ausgetauscht. weiteren Anforderungen an die Kollegen herantreten müssen, um den Vorgaben des MDK an die Dokumentation gerecht zu werden. Um dieser Problematik zu begegnen, wird in vielen TEILNEHMER Kliniken bereits eine elektronische Datenerfassung umgesetzt. Katja Feldboer Hardy Schulze-Winkelmann, Stabstelle Pflegedokumentation LWL-Klinikum Gütersloh im Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen, fasst die Vorteile eines solchen Systems im Weiteren zusammen: Dagmar Helmold LWL-Klinikum Gütersloh Vorteile einer elektronischen Datenerfassung innerhalb der geriatrischen Komplexbehandlung aus Sicht des Kranken- Hendrik Mohr hauses St. Joseph-Stift Bremen Elisabeth Krankenhaus Recklinghausen Die Dokumentation der geriatrischen Komplexbehandlung stellt hohe Anforderungen an den Fachbereich Geriatrie. Barbara Köster Die Herausforderung besteht darin, die zahlreichen vom Deut- St. Franziskus-Stiftung Münster schen Institut für Medizinische Dokumentation und Informati- on (DIMDI) beschriebenen Mindestanforderungen an die Anika Schilder Komplexbehandlung zu erfüllen und detailliert zu protokollie- Koordinatorin QVG und St. Franziskus-Stiftung Münster ren. Die Einführung einer fachabteilungsspezifischen EDV- gestützten Dokumentation bietet die Chance, die in der Papier- Maria Prinz dokumentation bestehenden Probleme zu lösen oder zumin- St. Elisabeth-Hospital Beckum dest zu verringern, und die Dokumentation dadurch qualitativ deutlich zu verbessern. Katharina Bujak Evangelisches Krankenhaus Johannisstift Münster Im Vordergrund stehen hierbei u.a.: • Erfüllung rechtlicher Dokumentationspflichten Klaus Hund • Optimierung des Ressourceneinsatzes und der Arbeits- Marien-Hospital Wesel abläufe • Erhebung standardisierter geriatrischer Assessments Hardy Schulze-Winkelmann • Protokollierung der wöchentlich stattfindenden Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen interdisziplinären Teambesprechungen • Sichere Information und Kommunikation aller am Ute Pooth Behandlungsprozess beteiligten Berufsgruppen Marien-Hospital Wesel • Qualitätssicherung • Wegfall von Such- und Wegezeiten Natascha Weidemann • Unterstützung der Kostenträgerrechnung durch optimale Marien-Hospital Wesel Leistungserfassung • Unterstützung bei MDK-Prüfungen • Verbesserung der betriebswirtschaftlichen Ergebnisse ZIELE sowie Wettbewerbsvorteile Sicherung einer hohen Qualität in der Patientenversorgung • Pflegerische Versorgung gemäß einer definierten MDK-feste Sicherung der Dokumentation Pflegequalität (ATP-G) Kollegialer Austausch und gegenseitige Unterstützung • Optimierter Krankenhausaufenthalt/Verweildauer • Automatische Generierung der erreichten OPS-Ziffer • Verbesserter Informationsstand aller am Prozess beteiligten Berufsgruppen
QUALITÄTSVERBUND GERIATRIE 13 • Zusammenfassung der strukturierten Dokumentation Zu diesem Zeitpunkt erfolgte im LWL-Klinikum Gütersloh und aller geriatrischen Daten und Assessments zentral in auch in einer weiteren Klinik die pflegerische Dokumentation einem Ordner. auf Papier und die Einführung eines elektronischen Abrech- nungssystems für die Geriatrische Komplexbehandlung stand Die elektronische Datenerfassung bietet somit die Möglich- in beiden Kliniken kurz bevor. Dazu gab es Überlegungen, ob keit, Informationen und Daten sicher zu transportieren sowie und wie die pflegerische Dokumentation in das Abrechnungs- jederzeit verfügbar zu machen. Fehlende Assessments system zu integrieren ist. oder Dokumentationen können unmittelbar erkannt und kor- rigiert werden, somit wird eine hohe Dokumentationsqualität In der Arbeitsgruppe fand ein Austausch zu folgenden erreicht. Die Abrechnung der geriatrischen Komplexbehand- Fragestellungen statt: lung kann schneller erfolgen, da keine Suche nach analogen • Wie werden die Einrichtungen den Anforderungen an die Dokumentationen erforderlich ist. Dokumentation gerecht? • Wie arbeiten die einzelnen Kliniken mit dem elektronischen Zusammenfassung: Abrechnungssystem? Die EDV-gestützte Dokumentation der geriatrischen Kom- • Wie erfolgt der Nachweis der durchgeführten „aktivierend plexbehandlung bietet die Möglichkeit, die bestehenden therapeutischen Pflege“? Anforderungen prüfsicher und vollständig abzubilden sowie eine zeitnahe Abrechnung zu unterstützen. Für die Kollegen im LWL-Klinikum war dieses Treffen sehr hilfreich, da sie auf die Erfahrungsberichte der Kolleginnen Da sich mehrere Einrichtungen innerhalb des QVG mit der und Kollegen zurückgreifen konnten, die bereits auf ein digita- Einführung einer solchen Software beschäftigen und die An- les Abrechnungssystem umgestellt hatten. Das half, Hinder- forderungen des MDK an die Dokumentation ständig steigen, nisse und Stolpersteine, die bei der Einführung eines neuen wurde beschlossen, eine Arbeitsgruppe zu gründen, in der Systems aufkommen können, frühzeitig zu identifizieren und die Erfahrungen gegenseitig ausgetauscht werden konnten möglichst zu vermeiden. und in der sich die Teilnehmer gegenseitig kollegial bera- ten konnten. Der Vorschlag zur Gründung der AG ging vom Die Vertreterin einer Klinik, die bereits seit vielen Jahren mit LWL-Klinikum Gütersloh aus, dessen Vertreterinnen im einem digitalen Abrechnungssystem arbeitet, lud die Arbeits- Folgenden von ihren Erfahrungen berichten. gruppe ein, in ihrer Klinik dieses System im Echtbetrieb vor- zustellen. So fand ein zweites Treffen der Arbeitsgruppe in der Gründung AG Dokumentation - Erfahrungen aus Sicht des direkten klinischen Praxis statt und es bestand die Möglich- LWL-Klinikums Gütersloh keit, einen Einblick in das digitale Abrechnungssystem und die Nach der Gründung der Arbeitsgruppe „Dokumentation“ durch pflegerische Dokumentation zu erhalten. Auch hier wurde ein den Qualitätsverbund Geriatrie fand ein erstes Treffen von Ver- konstruktiver kollegialer Austausch geführt, der für die bevor- tretern der unterschiedlichen Einrichtungen im LWL-Klinikum stehende Einführungsphase eines entsprechenden Systems in Gütersloh statt. der LWL-Klinik sehr wertvoll gewesen ist. Anfang 2019 wurde auf Wunsch der Kollegen des LWL-Klini- kums ein erneutes Arbeitsgruppentreffen durch Frau Schilder organisiert. Hier war es möglich, den aktuellen Stand nach der Einführung des digitalen Abrechnungssystems in der Klinik vorzustellen. In diesem Arbeitsgruppentreffen wurden erneut Erfahrungsberichte der unterschiedlichen Kliniken ausge- tauscht und es konnten gemeinsam Lösungsstrategien für die aktuellen Probleme erarbeitet werden. Dr. Kerstin Sudbrack, Zdenka Schlingmeier, Lisa Baljak, Kathrin Die Treffen und die Zusammenarbeit in den überregionalen Schmelzer und Katja Veldboer (v.l.) Arbeitsgruppen haben allen Beteiligten und vor allem die Kollegen des LWL-Klinikums in dieser Arbeit umfassend un- Im Vordergrund standen das gegenseitige Kennenlernen und terstützt. Den kollegialen Austausch haben sie als konstruktiv die Vorstellung der einzelnen Kliniken und der dort jeweils und bereichernd erlebt. gebräuchlichen Dokumentationsstruktur. Dabei wurde auch über den jeweils klinikspezifisch aktuellen Stand (z.B. Planung Katja Veldboer der Einführung Digitaler Patientenakte bzw. digitales Abrech- B.Sc. Pflegewissenschaft, Pflegeentwicklung Geriatrie nungssystem) berichtet. Ebenso fand ein kollegialer Austausch über die Umsetzung der Dokumentation sowie die Erfüllung Dagmar Helmold der gesetzlichen Anforderungen statt. Gemeinsam wurde kon- B.A. Sozial- und Gesundheitsmanagement, Pflegerische struktiv die Ausführlichkeit des im LWL-Klinikum Gütersloh Klinikleitung angewandten Nachweises der „aktivierend therapeutischen Pflege“ diskutiert.
3 ÜBERREGIONALE ARBEITSGRUPPEN 14 ARBEITSGRUPPE PFLEGEÜBERLEITUNG Es ist ein besonderes Anliegen des QVG, Kontinuitätsunter- ZIELE brechungen in der Patientenversorgung zu vermeiden, die Die inhaltliche Empfehlung zur Pflegeüberleitung verfolgt auf Informationsverlusten basieren. In diesem Prozess ist die folgende Zielsetzungen: Pflegeüberleitung von besonderer Bedeutung. Daher hat eine • Die Sicherstellung der sektorenübergreifenden Patienten- Arbeitsgruppe inhaltliche Empfehlungen erarbeitet. Es wurde versorgung. bewusst kein eigener Überleitungsbogen entworfen, da dies • Die gesetzlichen Qualitätsvorgaben und die Empfehlungen bereits vielfach erfolgt ist. Vorhandene Überleitungsbögen des Nationalen Expertenstandards „Entlassmanagement in werden allerdings nicht immer genutzt. der Pflege“ zu erfüllen. • Die Informationsbedürfnisse der jeweils aufnehmenden Einrichtung zu berücksichtigen. TEILNEHMER UND AUTOREN • Einzelne Bereiche zu vertiefen und ggf. durch Dokumenta- Andreas Kohlschreiber tionsbögen für spezifische Fragestellungen zu ergänzen. Pflegedirektor St.-Clemens-Hospital Geldern • Im Rahmen der Entlassplanung die bestmögliche ambulan- te und/oder stationäre medizinische, therapeutische und Klaus Hund pflegerische Versorgung von Patienten zu unterstützen, denn Pflegemanagement Marien-Hospital Wesel Entlassplanung bedeutet inhaltlich mehr, als einen Patienten von einer betreuenden Umgebung in eine andere zu verlegen. Thomas Kegler Fachbereichsleiter Caritasverband Moers-Xanten e.V. ERGEBNISSE Dr. med. Wolfried Schröer Die folgenden Inhalte sollen eine Orientierung geben, welche Chefarzt Geriatrie SANA Kliniken Duisburg Informationen für alle Settings unabdingbar sind. In einer regional übergreifenden, interprofessionellen Arbeitsgruppe Anika Schilder mit pflegerischen Vertretern aus Krankenhaus, der nachstatio- Koordinatorin QVG, Referentin Pflege St. Franziskus-Stiftung nären Versorgung und mit medizinischer Expertise eines Münster Geriaters wurden Inhalte festgelegt, die in einem Überleitungs- bogen aufgeführt sein sollten. Hinweise zu rechtlichen Fragen: Dr. phil. Sandra Enewoldsen LL. M. Der QVG fördert die sektorenübergreifende Evidenzbasierte Referat Leistungs- und Qualitätscontrolling Pflege oder auch Evidence based Nursing (EBN). „Evidence St. Franziskus-Stiftung Münster based Nursing ist die Nutzung der derzeit besten wissenschaft- lich belegten Erfahrungen Dritter im individuellen Arbeitsbünd- nis zwischen einzigartigen Pflegebedürftigen oder einzigarti- ABLAUF gem Pflegesystem und professionell Pflegenden.“ (Behrens & Es fanden insgesamt elf Treffen statt. Langer 2016: 25).
QUALITÄTSVERBUND GERIATRIE 15 „Sie umfasst vielmehr die Betreuung während und nach einem Die Aufgabenschwerpunkte im Pflegeüberleitungsprozess Krankenhausaufenthalt, bezieht qualitativ hochwertige Patien- lassen sich wie folgt zusammenfassen: tenbetreuung und fundierte Praktiken des patientenorientier- ten Case Management ein und koordiniert einzelne Stationen • Information und Beratung der Patienten und Angehörigen, und Disziplinen, um die Ressourcen zu mobilisieren, die zur Unterstützung bei der Auswahl der verschiedenen Versor- Gewährleistung des rechtzeitigen Übergangs von einer Betreu- gungsmöglichkeiten und Versicherungsleistungen ungsebene zur nächsten nötig sind“. (Dash et al. 2000 S. 12, vgl. auch DIP 2004, S. 29). • Aktivierung von Versorgungsstrukturen wie z.B. ambulanter Pflegedienst, Unterbringung in einer stationären Altenpflege- Definition Pflegeüberleitung einrichtung usw. Die Pflegeüberleitung umfasst die strukturellen und organi- satorischen Maßnahmen zur Sicherstellung einer bedarfsge- • Festlegung von Verordnungen einschließlich der Hilfsmittel- rechten und kontinuierlichen pflegerischen Versorgung der versorgung (unter Einbeziehung des Entlassungsmanage- Patienten bei einem Wechsel der Versorgungseinrichtung, d.h. ments) von stationärer Krankenhausbehandlung in die ambulante oder stationäre Altenhilfe und umgekehrt. Bei einem Versorgungs- Kommunikationsschnittstelle: bedarf nach stationärer Krankenhausbehandlung beinhaltet • zwischen den Kostenträgern Kranken- und Pflegekassen Pflegeüberleitung neben der pflegerischen Beratung und An- und medizinischen Diensten der Krankenversicherungen leitung von Patienten sowie ihrer Angehörigen auch die früh- • sektionsübergreifend zwischen den verschiedenen zeitige und fachgerechte Beschaffung von Hilfsmitteln. Versorgungspartnern wie dem nachversorgenden Facharzt oder Hausarzt usw. Grundlagen der Überleitung Sie ist Bestandteil des im Rahmenvertrag über ein „Ent- Die Mitglieder des Qualitätsverbundes setzen sich bei der lassungsmanagement beim Übergang in die Versorgung Versorgung im Rahmen der Pflegeüberleitung ganz bewusst nach Krankenhausbehandlung nach §39 Abs. 1a S.9 SGB“ hohe Maßstäbe / Kriterien für ihre Arbeit, die zum Teil über die geforderten standardisierten und multiprofessionellen Ent- gesetzlichen Bestimmungen hinaus gehen. Das therapeutische lassungsmanagements. Dabei werden die Anforderungen Team, mit den spezifischen Empfehlungen für die Pflegeüber- des Expertenstandards „Entlassmanagement in der Pflege“ leitung, steht dabei im Vordergrund. berücksichtigt. Bedeutung der Pflegeüberleitung Die Pflegeüberleitung trägt zur Gewährleistung eines nahtlosen Übergangs der Patienten in die nachfolgenden Versorgungsbe- reiche bei, indem die beteiligten Leistungserbringer die für eine sachgerechte Anschlussversorgung des Patienten erforderli- chen Informationen austauschen. Hierbei ist die Weiterleitung der Pflegeüberleitungsbögen an die nachsorgende Einrichtung sicherzustellen sowie die Angabe von Kontaktdaten für pflegeri- sche Rückfragen. Weitere Professionen wie z.B. Case-Manager, Familiale Pflege, Sozialdienst etc. sind in die Pflegeüberleitung involviert.
3 ÜBERREGIONALE ARBEITSGRUPPEN 16 Pflegeüberleitungsbogen die ambulante Versorgung zu überbrücken. Dies ist für den Jede Einrichtung verfügt über unterschiedliche Dokumente Fall gedacht, wenn der Hausarzt nicht zeitnah erreichbar und Formulare und Arbeitsweisen. Hieraus resultieren zahl- ist. Die Verordnung darf in einem Zeitraum von bis zu sieben reiche unterschiedliche Pflegeüberleitungsbögen. Tagen erfolgen, dies gilt auch für Leistungen wie häusliche Krankenpflege und Heilmittel. Zielsetzung bei allen Pflegeüberleitungsbögen ist die Erfas- sung der Lebens- und Versorgungssituation unter Berück- Die dokumentierte Mitgabe von Arzneimitteln durch den sichtigung des Krankheitszustandes, der gesundheitlichen Arzt ist unter äußerst restriktiv auszulegenden gesetzlichen und sozialen Bedürfnisse und Ressourcen, sowie der unter- Anforderungen ausschließlich vor Feiertagen oder Wochen- schiedlichen Versorgungsdimensionen auf die Aktivitäten des enden möglich. Dabei sind die rechtlichen Anforderungen der Lebens. Es sollte grundsätzlich ein Pflegeüberleitungsbogen Aussonderung der Arzneimittel, der Aufklärung, der Aushändi- erstellt werden, wobei die nachfolgend aufgeführten Details, je gung eines Beipackzettels, der entsprechenden Dokumen- nach Versorgungssituation und -bedarf, variieren. Oftmals ist tation im Entlassbrief u.a. beachtlich. Eine Mitgabe von BtM es hilfreich, vorab einen Kurzpflegebogen mit den wichtigsten ist aktuell juristisch unzulässig. Punkten und den Kontaktdaten zu erstellen und dem nach- versorgendem Partner zur Verfügung zu stellen. Krankenhausärzte sind zur rechtzeitigen Information an den weiterbehandelnden Vertragsarzt über die Therapie des Krankenhäuser können ab dem 01.01.2019 in der Regelver- Patienten und über Änderungen der bei Krankenhausauf- sorgung Pflegekurse nach § 45 SGB XI erbringen, dies ist aus nahme bestehenden Medikation verpflichtet. dem Modellprojekt der „Familialen Pflege“ der Universität Bie- lefeld entstanden. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des damit steigenden Pflegebedarfs sind die Pflegekurse nach § 45 SGB XI ein wichtiger gesellschaftlicher Baustein zur Einbindung von Angehörigen und an der Pflege interessierten Personen in die (ehrenamtliche) pflegerische Versorgung. Nach §45 Abs. 1 SGB XI haben Pflegekassen für Angehörige und sonstige an einer ehrenamtlichen Pflegetätigkeit interes- sierte Personen unentgeltlich Schulungskurse durchzuführen, um soziales Engagement im Bereich der Pflege zu fördern und zu stärken, Pflege und Betreuung zu erleichtern und zu verbessern sowie pflegebedingte körperliche und seelische Belastungen zu mindern und ihrer Entstehung vorzubeugen. Die Kurse sollen Fertigkeiten für eine eigenständige Durch- führung der Pflege vermitteln und können von den Pflegekas- sen oder geeigneten Einrichtungen wie z.B. Krankenhäusern angeboten werden. Verpflichtungen im Rahmen des Entlassmanagements gem. RahmenV: Alle Krankenhäuser sind seit dem 01.10.2017 verpflichtet, für Patienten nach voll- oder teilstationärem Aufenthalt oder nach Erhalt stationsäquivalenter Leistungen ein strukturier- tes Entlassmanagement zu organisieren. Dazu gehört die Feststellung, ob und wenn ja welche ambulanten Leistungen unmittelbar nach der Entlassung aus dem Krankenhaus er- forderlich sind und diese einzuleiten. Multidisziplinäre Teams kümmern sich um das Entlassmanagement, das mit der Aufnahme des Patienten beginnt. Dokumentiert werden die Ergebnisse auf einem gemeinsamen Entlassplan. Krankenhausärzten ist es im Rahmen des Entlassmanage- ments erlaubt, Verordnungen auszustellen und eine Arbeits- unfähigkeit (Erst- und Folgebescheinigung) zu bescheinigen. Fachärzte dürfen Arzneimittel in der kleinsten Packungsgröße verschreiben, um die Übergangsphase von der stationären in
QUALITÄTSVERBUND GERIATRIE 17 Notwendige Inhalte nach Maßgabe des Qualitätsverbund Geriatrie für einen Pflegeüberleitungsbogen (allgemein): Administrative Information Hautzustand o Name / Adresse / Geburtsdatum o Dekubitus o Krankenkasse / Versichertennummer o Wunde / Ulzerationen o Hausarzt o Pilzinfektionen o Angehörige / Betreuer – Name / Adresse / Rufnummer o ……….. o Pflegegrad / Antrag gestellt / evtl. Höhergruppierung veranlasst Ernährung o Patientenverfügung o Hilfsmittelversorgung / Ernährungspumpe o Vorsorgevollmacht o Aufführung von Schluckstörungen o Pflegegrad o Spezielle Kostformen o Essen / Trinken Krankheitsbezogene Informationen o Zubereiten der Mahlzeiten o Diagnose o Ausscheidung o Allergien / Unverträglichkeiten o Hilfsmittelversorgung o Infektionen / Infektionsstatus (MRSA / MRE / etc.) o Kontinenz (Stuhl / Urin) - letzter Stuhlgang o Pflegerischer Hilfebedarf. Hier sind folgende o Stomaversorgung Aktivitäten des täglichen Lebens zu berücksichtigen: - Kommunikation Medikamentenverabreichung - Hilfsmittelversorgung o Medikamentenplan / Medikationsbogen - Gehör o Einnahmekontrolle / Verabreichungsform - Sprache o Verordnung / Mitgabe von Medikamenten - Sehfähigkeit o Spezielle Verordnung, z.B. Inhalation, Sauerstoff, etc. - …….. Spezielle Pflege Kognition o Hilfsmittelversorgung o Orientierung o Sonden / Drainagen / Vakuumpumpen / etc. o Wahrnehmungsfähigkeit und Auffassungsgabe o Behandlungspflege / Wundverbände / etc. o Hinlauftendenz o ………. o Schlaf- / Wachrhythmus / Tag-/ Nachtrhythmus o Freiheitsentziehende Maßnahmen Weitere notwendige Versorgungsformen o Hauswirtschaftliche Versorgung Mobilität o Mahlzeitendienst o Hilfsmittelversorgung o Lagewechsel im Bett / selbstständig / unselbst- Spezielle Pflegesituationen ständig Die Beschreibung spezieller Pflegesituationen sollte auf o Transfer Bett / Stuhl einem separaten Bogen oder als modulare Ergänzung o Stehen erfolgen: o Gehen o Überleitung Demenz o Treppen steigen o Aspekte der palliativen Versorgung o Wundbogen Körperpflege o Bilanzbogen o Hilfsmittelversorgung o etc. o Waschung / Teilwaschung o Zahnpflege Unterstützungsmöglichkeiten o Kämmen / Rasieren o lokale Angebote / Projekte o Duschen / Baden o Familiale Pflege o An- und Auskleiden
3 ÜBERREGIONALE ARBEITSGRUPPEN 18 ARBEITSGRUPPE ZUSAMMENARBEIT KRANKENHAUS ST. JOSEPH-STIFT BREMEN UND STADTTEILBEZOGENE EINRICHTUNGEN DER NACHSTATIONÄREN VERSORGUNG Der Übergang älterer Patienten zwischen den verschiedenen gemeinsame Absicht der Teilnehmer bestand somit darin, die Versorgungssektoren verläuft häufig unzufriedenstellend. In Versorgung von älteren Patienten, die einen nachstationären Bremen haben mehrere an der Versorgung beteiligte Institu- Versorgungsbedarf haben, nachhaltig zu verbessern. Da die tionen eine gemeinsame Arbeitsgruppe konstituiert, die die nachstationären, ambulanten und stationären Anbieter aus bestehende Situation analysiert, Schwachpunkte aufgedeckt Bremen nicht Mitglied im QVG NWD sind, wurden die jeweiligen und Lösungsmodelle benannt hat. Leitungen der Einrichtung persönlich angesprochen und ins St. Joseph-Stift Bremen eingeladen. Beim ersten Treffen stellten nach einer Vorstellungsrunde Frau Schilder den QVG TEILNEHMER und Frau Eekhoff das Krankenhaus vor. Im Anschluss wurde die Bremer Heimstiftung; Caritas; ambulante Pflegedienste Zielsetzung der Arbeitsgruppe dargelegt. DRK-Mitte, Vacances und Paritätischer Pflegedienst Schwach- hausen; die Vertreterin der Senatorischen Behörde für Soziales; Pflegedienstleiterin, Dokumentationsbeauftragter AUSGANGSLAGE und Mitarbeiterin des Sozialdienstes aus dem St. Joseph-Stift Beim ersten Treffen wurde seitens der Teilnehmer eine Reihe Bremen; Koordinatorin QVG Nord-West-Deutschland. von Problemlagen benannt und erläutert: • Pflegeüberleitungsbögen aus den zuweisenden Einrichtungen sind für die Krankenhausmitarbeiter nicht immer verständlich. • Einige Patienten wurden bei der Krankenhausentlassung an andere ambulante Versorger vermittelt, ohne die bisherigen Anbieter zu berücksichtigen. • Bei Krankenhausmitarbeitern fehlt häufig eine Sensibilität dafür, welche Veränderungen des Gesundheitsstatus der Patienten für die häusliche Versorgung entscheidend sind. Beispielsweise treten für Patienten und ambulante Pflege- Carsten Ludwig (Pflegedirektor), Antje Eekhoff (Pflegedienstleiterin), dienste kaum überwindbare Schwierigkeiten auf, wenn ein Hardy Schulze-Winkelmann (Dokumentationsbeauftragter), Anika Schilder Patient nach einem Krankenhausaufenthalt keine Treppen (Koordinatorin QVG) (v.l.) mehr steigen kann, das Treppensteigen aber aufgrund der Wohnsituation im Alltag notwendig ist. • Ambulante Pflegedienste und Seniorenheime vermissen ABLAUF im Krankenhaus feste Ansprechpartner, an die sie die Infor- Seit dem Start im März 2015 haben 13 Treffen von jeweils mationen weitergeben können. ca. 2,5 Stunden Dauer und ein Fachtag stattgefunden. • Die Versorgung mit Medikamenten sowie mit Heil- und Hilfsmitteln ist vor allem bei Entlassungen vor Wochenenden häufig nicht geregelt. ZIELE Die Arbeitsgruppe wurde von der Pflegedienstleitung des Diese Punkte führen im Versorgungsalltag zu großen Proble- Krankenhauses St. Joseph-Stift Bremen Antje Eekhoff und men und mitunter zu Unmut bei den Beteiligten. Für die einzel- der Koordinatorin des QVG Anika Schilder ins Leben gerufen. nen Punkte wurden anschließend Lösungsstrukturen festgelegt Die Arbeitsgruppe gründete sich vor dem Hintergrund, dass und mit den Betroffenen besprochen. wiederholt Probleme bei der Übernahme bzw. Verlegung von Patienten in andere Einrichtungen aufgetreten sind, insbeson- dere bei der Aufnahme und Verlegung vom Krankenhaus in eine nachstationäre Einrichtung und umgekehrt. Die wesentliche
QUALITÄTSVERBUND GERIATRIE 19 ERGEBNISSE Das Krankenhaus wird zukünftig mindestens einen Tag vor Entlassung den Überleitungsbogen an den ambulanten Pflege- dienst schicken, damit dort alle notwendigen Vorbereitungen getroffen werden können. Informationen werden immer an die Zentrale der ambulanten Einrichtung versendet. Sollte es spezielle Kontaktnummern geben, sind diese auf dem Über- leitungsbogen vermerkt. Bei Patienten, die zurück in die Altenhilfeeinrichtung gehen, wird der Überleitungsbogen mitgegeben; dieser muss nicht vor- Teilnehmer des Fachtages ab verschickt werden. Sollte der Zustand des Bewohners sich allerdings während des Krankenhausaufenthaltes gravierend verändert haben, informiert die betreuende Pflegekraft am Tag tungen kennenlernen, um bei zukünftigen Problemen direkt vor Entlassung telefonisch die verantwortlichen Personen in miteinander in Kontakt zu treten. der Altenhilfeeinrichtung. Die Informationen vom Krankenhaus werden bei bereits bekannten Bewohnern immer an den zu- Tagesordnung: ständigen Wohnbereich gemeldet, dieser ist auf dem Überlei- • Erläuterung des Projektes und Zielsetzung der Veranstaltung tungsbogen vermerkt. (Frau Eekhoff/ Frau Schilder) • Vorstellung des St. Joseph-Stifts (Herr Ludwig) Informationen der nachstationären Einrichtungen an das • Zusammenfassung der Ergebnisse, die die Projektgruppe Krankenhaus sollen grundsätzlich an den Sozialdienst gemel- bisher erarbeitet hat, d.h. Problemlagen, Lösungsver- det werden. Von dort werden die Informationen dann an die suche usw. betreffende Stelle weitergeleitet. Wenn die Station schon be- • Arbeit in drei Workshops/Diskussion der Probleme kannt ist, wird diese direkt informiert. in diesen Konstellationen 1. Ambulante Einrichtungen Des Weiteren bitten die Pflegenden des Krankenhauses darum, 2. Altenhilfeeinrichtungen spezielle Besonderheiten eines Patienten direkt zu melden, 3. Krankenhaus damit diese beachtet werden können, wie z.B. spezielle • Vorstellung der Ergebnisse im Plenum Essensgewohnheiten bei einem Menschen mit Demenz. Wenn • Rundgang durch das Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen den Einrichtungen die Station noch nicht bekannt ist, muss • Abschlussreflexion diese über die Pforte erfragt werden. Eine Reihe weiterer Themen und Probleme, die sich im Verlauf ERGEBNISSE DES FACHTAGES ergeben haben, wurden ebenfalls bearbeitet: • Es werden Hospitationstage vereinbart, damit die Pflegenden • Die nachbetreuenden Einrichtungen bitten darum, ggf. des Krankenhauses mehr über unterschiedliche Versor- vorhandene Blasenkatheter einen Tag vor Entlassung zu gungsmöglichkeiten außerhalb des Krankenhauses erfahren. ziehen, vor allem wenn die Patienten „nur“ ambulant • Vom Krankenhaus wurde bisher nicht regelhaft mitgeteilt, betreut sind, damit vorab geprüft wird, ob eine welches Sanitätshaus mit der Hilfsmittelversorgung beauf- spontane Miktion auch erfolgen kann. tragt wurde. Die Physiotherapeuten des Krankenhauses • Im Überleitungsbogen muss immer ein Statusbericht über werden diese Information in Zukunft weitergeben. eine Besiedlung mit multiresistenten Erregern erfolgen. • Bedarfsmedikamente aus dem Krankenhaus werden in den • Präzise Angaben zum Schmerzmanagement fehlen häufig Entlassungsberichten häufig nicht aufgeführt. Sie sind somit in den Unterlagen. Diese sollen zukünftig auf den Überlei- in der nachstationären Einrichtung nicht bekannt. Die Mitar- tungsbögen vermerkt werden. beiter werden diesbezüglich noch einmal sensibilisiert. • Es müssen exakte Angaben zur Wundsituation sowie zur • In der Kurzzeitpflege/Wohngemeinschaft bedürfen zahl- Wundversorgung gemacht werden. reiche Leistungen einer ärztlichen Verordnung. Die Mitar- • Das persönliche Gespräch zwischen den Mitarbeitern der beiter aus den Krankenhäusern sind sich dessen häufig verschiedenen Einrichtungen wird als sehr wichtig erach- nicht bewusst und vergessen, Hilfsmittel oder Pflegemittel tet. Allerdings kann vor allem im Krankenhaus nicht immer verordnen zu lassen. Diese stehen in der nachstationären gewährleistet werden, dass die jeweiligen Ansprechpartner Versorgung dann nicht zeitnah zur Verfügung. Hier bedarf es jederzeit erreichbar sind. einer Sensibilisierung der Mitarbeiter des Krankenhauses. • Sauerstoffgeräte werden nicht regelhaft vom Krankenhaus verordnet und stehen zum Entlasszeitpunkt nicht zur Ver- FACHTAG fügung. Auch hier muss eine Sensibilität der Mitarbeiter im Um die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Einrich- Krankenhaus erreicht werden, dies betrifft vor allem auch tungen weiter zu fördern, wurde ein Fachtag im Krankenhaus den ärztlichen Dienst. St. Joseph-Stift Bremen durchgeführt. Hier war das übergeord- nete Ziel, dass sich die Mitarbeiter der verschiedenen Einrich-
4 FÖRDERPROJEKTE 20 FÖRDERPROJEKTE
QUALITÄTSVERBUND GERIATRIE 21 BIGI – INTERPROFESSIONELLE BILDUNGSINITIATIVE IM QUALITÄTS- VERBUND GERIATRIE Ärzte im klinischen und niedergelassenen Bereich, Pflegen- Durch den Qualitätsverbund Geriatrie Nord-West-Deutschland de und Therapeuten versorgen in Deutschland immer mehr (QVG NWD) wurden mehr als 8.000 Mitarbeiter sektoren- ältere Patienten. Dies ist eine Folge der demografischen übergreifend zu ihrem Bildungsstand in der Altersmedizin Entwicklung. Welche speziellen Kenntnisse bei der Behand- befragt und um eine Einschätzung des Weiterbildungsbedarfs lung und Pflege alter Menschen hilfreich sind und wie man in geriatrischen Themen gebeten. Über 2.200 Mitarbeiter diese erwerben und den Knowhow-Transfer in die Praxis gaben Auskunft über ihren individuellen Bildungsstand und fördern und nachweisen kann, hat die „Interprofessionelle Themenfelder mit Fortbildungsbedarf. Während der Projekt- Bildungsinitiative im Qualitätsverbund Geriatrie“ (BIGi) unter- laufzeit gab es in den beteiligten Einrichtungen altersmedizi- sucht und evaluiert. Das Projekt erstreckte sich über einen nische Fortbildungen mit unterschiedlichen inhaltlichen Zeitraum von drei Jahren, von Oktober 2015 bis September Schwerpunkten, durchweg aber zur Förderung der fächer- 2018. Die Durchführung lag bei der St. Franziskus-Stiftung und berufsgruppenübergreifenden Zusammenarbeit. Rund 100 Münster, stellvertretend für den Qualitätsverbund Geriatrie Fortbildungsveranstaltungen mit insgesamt 2.270 Teilneh- Nord-West-Deutschland e. V., mit dem Schwerpunkt „Um- menden sind evaluiert worden, mehr als 300 multiprofessio- setzung der Bildungsmaßnahmen“, und als Projektpartner nell besetzte Qualitätszirkel/Konsensusgruppen haben rd. 100 dem Münsteraner Beratungsunternehmen zeb.healthcare Projektideen zur Verbesserung der Versorgung geriatrischer mit dem Schwerpunkt „Evaluation der Bildungsmaßnahmen“. Patienten erarbeitet, die in den verschiedenen Einrichtungen BIGi wurde durch das Landeszentrum Gesundheit Nord- erfolgreich umgesetzt wurden. Dazu haben rd. 1.500 klinische rhein-Westfalen (LZG.NRW) finanziell gefördert. In Größe Experten intensiv zusammengearbeitet und die Umsetzung und Komplexität ist BIGi einzigartig und insofern auch bei- vorangetrieben. spielhaft; ein vergleichbares Projekt dieses Umfangs hat es bisher nicht gegeben. Im Verlauf des Projektes sind verschiedene Fragebögen ent- wickelt und eingesetzt worden, um Fortbildungen mit geriat- An BIGi haben insgesamt 26 ambulante und stationäre Ein- rischen Schwerpunkten zu unterschiedlichen Zeiträumen zu richtungen aus Nordrhein-Westfalen und Bremen mitgewirkt, evaluieren. Weiterhin sind Arbeitsmaterialien erstellt worden, darunter Krankenhäuser, Praxisnetzwerke niedergelassener um den Transfer von theoretischem Wissen in den beruflichen Ärzte, Reha-Kliniken, Seniorenheime und ambulante Pflege- Alltag zu begleiten und zu dokumentieren. In fünf Mitglieds- dienste. Das Hauptanliegen des Projektes bestand in der ver- krankenhäusern des QVG NWD wurde ein Rahmenkonzept besserten Versorgung alter Menschen in den teilnehmenden zur Anwendung von speziellen Screening- und Assessment- ambulanten und stationären Einrichtungen. Dies sollte zum verfahren, die für die frühe Risikoerkennung bei geriatrischen einen durch eine umfassende, systematische und evaluierte Patienten empfohlen werden, eingeführt. Für zwei Erhebungs- Qualifizierung von allen an der Behandlung beteiligten Be- phasen wurde eine Patienten- und Angehörigenbefragung rufsgruppen erreicht werden. Dazu gehörten die Vermittlung vorbereitet und durchgeführt, die u.a. als standardisiertes von Lehr- und Lerninhalten, sowie die Förderung des Erwerbs Instrument den SF-12 Fragebogen zum körperlichen und von Methodenkompetenz und des Transfers des Gelernten in psychischen Wohlbefinden alter Patienten enthielt. Zusätzlich den klinischen Alltag. Hier sind insbesondere die Fähigkeiten wurden die Verantwortlichen in den beteiligten Einrichtungen zur Bewertung und Anwendung von Screening- und Assess- zum Umsetzungsstand geplanter Veränderungen befragt. mentverfahren zu nennen. Zum anderen sollten notwendige inhaltliche und strukturelle Veränderungen zur Verbesserung der Versorgungslage alter Menschen eingeleitet und für die nahe Zukunft etabliert werden. Zielgruppen von BIGi waren Mitarbeitende aller Berufsgruppen und Hierarchiestufen, die Kontakt mit geriatrischen Patienten haben. Dies betraf Pfle- gende, Ärzte, Medizinische Fachangestellte, Auszubildende, Studierende der Medizin, Therapeuten, Sozialarbeiter sowie Verwaltungsangestellte. Deren Kompetenzen, etwa in den Be- reichen Behandlung, Pflege und Kommunikation, sollten aus- gebaut werden. In diesem Kontext sollten auch der ambulante und stationäre Bereich weiter miteinander vernetzt werden.
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