TÄTIGKEITSBERICHT 2020 - UNSER CHECK-UP FÜR SIE www.aerztekammer-hamburg.de - Ärztekammer Hamburg

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TÄTIGKEITSBERICHT 2020
UNSER CHECK-UP FÜR SIE
           www.aerztekammer-hamburg.de
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INHALT

                                         GESUNDHEITSPOLITIK | ÄRZTE IM FOKUS
                                 03      Editorial
                                 04		    Beschlüsse der Delegiertenversammlung
                                 10		    Entscheidungen des Vorstands
                                 12      Kommunikation | Presse | Hamburger Ärzteblatt
                                 13		    Gesund macht Schule | Arbeit in Ausschüssen | Grundrechte
                                 14		    Suchtpolitik | Öffentliches Gesundheitswesen | Interpersonelle Gewalt
                                 15		    Digitalisierung und Strategien im Gesundheitswesen | Gender in der Medizin
                                 16      Ärztestatistik

       WEITERBILDUNG | FORTBILDUNG | AUSBILDUNG MFA
17     Weiterbildung | Statistik der Prüfungen | Widerspruchsausschüsse
19		   Befugnisse | Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin | Fachkunde Strahlenschutz | Kenntnis- und Fachsprachenprüfungen
20     Fortbildungsakademie der Ärztekammer Hamburg | Veranstaltungsprogramm | HFH
22		   Ausbildung der Medizinischen Fachangestellten | Prüfungen

                         QUALITÄT | ARZT UND RECHT | BER ATUNG
                  23     Rechtsabteilung
                  25		   Berufsordnung | Gebührenordnung für Ärzte | Schlichtungsausschuss
                  28		   Zusammenarbeit von Ärzten und Selbsthilfegruppen | Arbeits- und Umweltmedizin | Suchtinterventionsprogramm
                  29     Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen
                  30		   Ärztliche Stelle zur Qualitätssicherung nach der Strahlenschutzverordnung
                  32     Patientenberatung der Ärztekammer und KVH
                  34     Ausschuss Qualitätssicherung | Fachgremium Hämotherapie

                                         KOMMISSIONEN | ETHIK | PID
                                 35      Ethik-Kommission
                                 37      PID-Kommission Nord | Kommission Lebendspende | Kommission Reproduktionsmedizin

       SERVICE | KAMMER | FINANZEN | VERSORGUNGSWERK
38     Arztausweise und Mitgliedschaft
39     Wirtschaftliche Lage | Benennung medizinischer Sachverständiger | Literatur für Ärzte | Ombudsmann/-stelle
41		   Versorgungswerk der Ärztekammer Hamburg

                                         ANHANG
                                 42      Übersicht über die Ausschüsse | Vertreter/innen in Gremien der Bundesärztekammer
                                 44      Statistik der Weiterbildungsprüfungen
                                 47      Impressum | Fotonachweis | Kontakt | Öffnungszeiten
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Editorial | GESUNDHEITSPOLITIK

Gesundheitspolitik
         Ärzte im Fokus
     Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
     sehr geehrte Damen und Herren,
  mit dem Bericht über das Jahr 2020 erhalten Sie einen Überblick über Themen, Projekte
  und Programme des vergangenen Jahres. Die Covid-19 „Corona“-Pandemie hat uns alle in
  Atem gehalten. Das Gesundheitswesen war besonders herausgefordert, die Situation mit
  vielen Covid-Patientinnen und -Patienten zu meistern. Viele Familien trauern um Angehö-
  rige, die in der Pandemie gestorben sind. Ihnen gilt unser Mitgefühl. Die Ärztinnen und
  Ärzte – Sie alle – und auch die Pflegekräfte waren in der Pandemie für ihre Patienten und
  Patientinnen da, haben Extra-Dienste geleistet, sich dem Infektionsrisiko ausgesetzt oder
  Quarantänezeiten von Kolleginnen und Kollegen kompensiert. Ihnen allen gebührt Dank
  und Anerkennung!
  Die Ärztekammer arbeitet seit Beginn der Pandemie in der Corona-Taskforce mit, die sich
  aus Vertretern der Sozialbehörde, der KVH, des Hausärzteverbands und weiteren Organi-
  sationen zusammensetzt. Über Newsletter und Veröffentlichungen auf der Website und im
  Hamburger Ärzteblatt informieren wir Sie über die neuesten Entwicklungen.
  Im Berichtsjahr mussten wir natürlich auch in der Kammer selbst mit einigen Einschränkun-
  gen im üblichen Betrieb leben. Durch den Lockdown wurden im März und April für einige
  Wochen Facharztprüfungen, Fortbildungsveranstaltungen und Sitzungen abgesagt. Durch
  die Implementierung der Hygieneregelungen, der Ermöglichung von Homeoffice für das
  Personal und digitalen Veranstaltungen – auch der Delegiertenversammlung – konnte die
  Arbeit mit nur wenigen Einschränkungen bald fortgeführt werden. Hier wurden neue Wege
  beschritten, was wir sehr begrüßen.
  Und sonst? Es gibt seit März 2020 ein Mitgliederportal für Sie (schon mehr als 6.000 Mit-
  glieder sind registriert), im Juni wurde die neue Weiterbildungsordnung verabschiedet und
  mit ihr das eLogbuch, dass eine zeitgemäße elektronische Plattform für die vereinfachte
  Dokumentation der Weiterbildung bietet. Im November wurde eine Debatte zur ärztlichen
  Suizidbegleitung angestoßen, die 2021 intensiviert wurde.
  Stets aktuelle und ausführliche Informationen finden Sie auf der Webseite der Ärztekam-
  mer Hamburg unter uwww.aerztekammer-hamburg.de und im monatlich erscheinenden
  Hamburger Ärzteblatt. Bei Fragen und Anregungen wenden Sie sich gern an uns!
     Unterschrift Pedram Emami

   Dr. Pedram Emami, MBA                                  PD Dr. Birgit Wulff
   Präsident der                                          Vizepräsidentin der
   Ärztekammer Hamburg                                    Ärztekammer Hamburg

                                                                                              3 |
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GESUNDHEITSPOLITIK | Delegiertenversammlung

123. Deutscher Ärztetag in Mainz
Vom 19.05.2020 bis 22.05.2020 sollte der Deutsche Ärztetag in Mainz tagen – er wurde wegen der Corona-Pandemie
abgesagt.

Delegiertenversammlung
Die Delegiertenversammlung (DV) der Ärztekammer Hamburg ist das Parlament der Hamburger Ärz-
tinnen und Ärzte. Es setzt sich aus gewählten Vertreterinnen und Vertretern der Hamburger Ärzte-
schaft zusammen. 2018 wurde das Gremium für die vierjährige Wahlperiode neu gewählt. Gemäß
§ 19 Hamburgisches Kammergesetz für die Heilberufe (HmbKGH) beschließt die DV Satzungen, den
Haushalt und die Höhe der Kammerbeiträge. Sie nimmt zudem Stellung zu gesundheitspolitischen
Themen, diskutiert Reformvorhaben und setzt sich für die Belange der Ärzteschaft ein. Sie besteht
aus 55 gewählten Mitgliedern sowie einem vom Fachbereich Medizin der Universität Hamburg zu
bestimmenden Kammermitglied bzw. seiner Stellvertretung und einer oder eines von der zuständi-
gen Behörde benannten Ärztin oder Arztes des Öffentlichen Gesundheitsdienstes bzw. ihrer / seiner
Stellvertretung.

Gesundheits- und Berufspolitik
Die Pandemielage war in jeder der DV-Sitzungen Thema. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) brachte im Berichts-
jahr eine Vielzahl an Gesetzentwürfen und Verordnungen dazu auf den Weg. Die DV diskutierte darüber ausgehend
von den Lageberichten des Präsidenten Dr. Pedram Emami auch über andere Themen – wie dem Digitale-Versorgung-
Gesetz (DVG), dem Gesetz zur Bekämpfung des Rechtsextremismus und der Hasskriminalität, oder der Neuregelung
zur Organspende.

Corona-Lage                                 pragmatische Vorgehen der Kassenärzt-          Vertretern, darunter auch der Bürger-
In jeder der DV-Sitzungen, von denen        lichen Vereinigung Hamburg (KVH) und           meister Dr. Peter Tschentscher.
die im Dezember erstmals digital statt-     den Einsatz des Öffentlichen Gesund-
fand, informierte der Präsident zur Pan-    heitsdienstes (ÖGD) hervor.                    Digitale-Versorgung-Gesetz
demiesituation und den damit einherge-      Dr. Emami berichtete aber auch über            (DVG)
henden Themen wie der Infektionslage,       Proteste gegen Corona-Maßnahmen in             Auch das Digitale-Versorgung-Gesetz
dem Aufbau einer nationalen Reserve für     ganz Deutschland und den Aktivitäten           (DVG) war Thema in der DV. Der Prä-
Schutzausrüstung, der Teststrategie und     von Corona-Leugnern und Beschwerden            sident informierte das Plenum darüber,
der Impfstoffentwicklung. In Kammer-        über die so genannten „Ärzte für Auf-          dass seit Oktober Ärztinnen und Ärz-
Infos informierte die Ärztekammer die       klärung“. Die Kammer ging berufsrecht-         te Gesundheitsapps auf Rezept ver-
Ärztinnen und Ärzte zeitnah über die ak-    lich dagegen vor, äußerte sich aber auch       schreiben können. Über das DVG in
tuellen Entwicklungen und Neuigkeiten.      öffentlich dazu. In der Dezembersitzung        Verbindung mit Genehmigungen des
Auch das Konjunkturprogramm für den         teilte er mit, dass sich bei der Bundes-       Bundesinstituts für Arzneimittel und
Öffentlichen Gesundheitsdienst, das Zu-     ärztekammer ein Pandemierat konstitu-          Medizinprodukte (BfArM) wurden sechs
kunftsprogramm Krankenhäuser, oder          iert hat. Ziel des Rats ist es, die aktuelle   Apps zu verschiedenen Krankheits-
auch die Corona-App waren Gegen-            pandemische Lage zu bewerten und der           bildern zugelassen, die im Verzeichnis
stand seiner Berichte. Ausdrücklich lobte   Politik Handlungsoptionen an die Hand          für digitale Gesundheitsanwendungen
Emami das Zusammenwirken der Ham-           zu geben. In Hamburg gibt es ebenfalls         (DiGA) veröffentlicht werden. Emami
burger Akteure des Gesundheitswesens        ein solches Gremium, bestehend aus             sagte, dass man die Verschreibung kri-
in der Corona-Krise und hob dabei das       Wissenschaftlern, Ärzten und politischen       tisch prüfen sollte, da es in der Fachli-

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Delegiertenversammlung | GESUNDHEITSPOLITIK

        2020 war die Feier zum 125-jährigem Bestehen der Ärztekammer geplant. Sie fiel conorabedingt aus – das Hamburger
        Ärzteblatt im Juni 2020 bot einen Einblick in die Geschichte. Im Juni und September konnte die Delegiertenversammlung
        in der KVH in Präsenz stattfinden, im Dezember gab es dann die erste digitale Delegiertenversammlung

teratur und von Fachgesellschaften sehr   geändert habe. Es hatte mehrere kon-         das zu errichtende Online-Register ermuti-
unterschiedliche Ansichten über die       kurrierende Gesetzentwürfe gegeben. In       gen sollten. Bürgerinnen und Bürger sollen
Wirksamkeit von Gesundheitsapps gebe.     einer fraktionsoffenen namentlichen Ab-      die Möglichkeit bekommen, ihre Entschei-
                                          stimmung gab es eine Mehrheit für die        dung einfach zu dokumentieren, jederzeit
Gesetz zur Stärkung der                   sogenannte Entscheidungslösung, die eine     zu ändern und zu widerrufen. Dazu soll ein
Entscheidungsbereitschaft                 Gruppe von 194 Abgeordneten um An-           bundesweites Online-Register eingerichtet
                                                                                                                                    Tä t i g k e i t s b e r i c h t 2 0 2 0

bei der Organspende                       nalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen)      werden.
Wie schon in den Vorjahren gab es eine    und Karin Maag (CDU/CSU) vorgeschlagen
Debatte rund um die Organspende. Dr.      hatte. Damit wurde beschlossen, dass die     Gesetz zur Bekämpfung des
Emami teilte dazu mit, dass der Bundes-   Abgabe einer Erklärung zur Organ- und        Rechtsextremismus und der
tag nach jahrelangen Diskussionen über    Gewebespende künftig auch in Ausweiss-       Hasskriminalität
die Organspendenpraxis und vor dem        tellen möglich ist. Ferner ist vorgesehen,   Dr. Pedram Emami informierte im April
Hintergrund des eklatanten Mangels an     dass die Hausärzte ihre Patientinnen und     über den „Entwurf eines Gesetzes zur
Spenderorganen im Januar das Gesetz       Patienten regelmäßig zur Eintragung in       Bekämpfung des Rechtsextremismus

                                                                                                                           5 |
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GESUNDHEITSPOLITIK | Delegiertenversammlung

                                                                                   Die Delegierten der Wahlperiode von 2018 bis
                                                                                   2022: www.aerztekammer-hamburg.de

Die Delegiertenversammlung nutzte im Juni und September
 den Saal der KVH – im Dezember tagte das Plenum erstmals digital

 und der Hasskriminalität“. Darin ist vor-      Storcks wurde im Juni nach neun Jahren          den und den Service zu nutzen sowie un-
 gesehen, medizinisches Personal in ärztli-     im Amt in den Ruhestand verabschiedet.          ter den Kolleginnen und Kollegen dafür zu
 chen Notdiensten und in Notaufnahmen           Ihre Aufgabe übernahm Senatorin Mela-           werben. Bis Jahresende hatten sich rund
 strafrechtlich zu schützen. Die Regelung       nie Leonhard, da der Bereich Gesundheit         4.500 Mitglieder angemeldet. Emami wies
 gab es bereits für Feuerwehrleute und          mit eigener Staatsrätin der Sozialbehörde       darauf hin, dass auch das eLogbuch über
 Angehörige des Katastrophenschutzes            und der Bereich Verbraucherschutz der           das Mitgliederportal erreichbar sein wird.
 oder des Rettungsdienstes. Das Gesetz          Justizbehörde zugeordnet worden sei.
 zur besseren Bekämpfung des Rechtsex-                                                          Prof. Dr. Montgomery
 tremismus und der Hasskriminalität wur-        Norddeutsche Schlichtungs-                      wird Ehrenpräsident
 de im Juni vom Bundestag verabschiedet.        stelle für Arzthaftpflichtfragen                „Aufgrund seiner vielfältigen Verdienste
                                                Mehrfach im Jahr informierte Dr. Ema-           nicht nur für die Hamburger Ärzteschaft,
 Ärztlich assistierter Suizid                   mi die Delegierten über den Stand zur           sondern auch bundesweit, war es für uns
 Ein lange mit Spannung erwartetes Urteil       Norddeutschen      Schlichtungsstelle    für    eine logische Schlussfolgerung, ihn zu eh-
 hat das Bundesverfassungsgericht am            Arzthaftpflichtfragen, denn einzelne der        ren“, begründete Emami den Vorschlag
 Ende Februar zum Paragrafen 217 Straf-         zehn Landesärztekammern hatten den              des Vorstandes, Prof. Dr. Frank Ulrich
 gesetzbuch (StGB) gefällt. Darin wird das      Gesellschaftsvertrag zum 31. Dezember           Montgomery zum Ehrenpräsidenten der
 Verbot der geschäftsmäßigen Förderung          2021 gekündigt. Dem schlossen sich im           Ärztekammer Hamburg zu ernennen. Die
 der Selbsttötung als verfassungswidrig         Laufe des Jahres alle beteiligten Kam-          Verleihung habe man eigentlich im Mai im
 deklariert. Denn die aktuell geltenden Be-     mern an, so dass die Auflösung zu Ende          Rahmen der 125-Jahrfeier der Ärztekam-
 rufsordnungen seien mit dem Urteil nicht       2021 beschlossen wurde. Der Präsident           mer Hamburg vornehmen wollen, die aber
 mehr haltbar. In der Vorausschau auf den       erläuterte im Dezember, dass die Kam-           coronabedingt ausfiel. Die Delegierten vo-
 Deutschen Ärztetag in Rostock 2021 kün-        mer derzeit an einem Konzept arbeitet,          tierten einstimmig für die Ehrenpräsident-
 digte Dr. Emami eine breite innerärztliche     um eine eigene Schlichtungsstelle für           schaft.
 Debatte dazu an.                               Hamburg aufzubauen.
                                                                                                Interessenwahrnehmungen
 Hamburger Koalitionsvertrag                    Mitgliederportal                                Im Sinne der Transparenz haben die Mit-
 Die DV diskutierte auch über den Hambur-       Seit März 2020 gibt es das Mitgliederpor-       glieder des Vorstands und viele Mitglieder
 ger Koalitionsvertrag. Delegierte kritisier-   tal der Ärztekammer Hamburg, das unter-         der DV auf der Homepage veröffentlicht,
 ten den neuen Behördenzuschnitt und die        schiedliche Serviceleistungen online anbie-     welche persönlichen und wirtschaftlichen
 Zuordnung der Gesundheitsbehörde zur           tet. Das teilte der Präsident im Juni mit und   Interessen sie wahrnehmen, die für die
 Sozialbehörde. Senatorin Cornelia Prüfer-      forderte die Delegierten auf, sich anzumel-     Kammerarbeit relevant sein könnten.

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Delegiertenversammlung | ÄRZTE IM FOKUS

Deutscher Ärztetag                             Versorgungswerk                               Aufsichtsausschuss. Damit steigen zum 1.
Für die Wahl der Abgeordneten für den          Das Versorgungswerk der Ärztekammer           Januar 2021 die Renten aus Beiträgen bis
kommenden 124. Deutschen Ärztetag in           Hamburg hat die Aufgabe, seinen Mitglie-      2008 um 1 Prozent, die Renten aus Beiträ-
Rostock schlug Emami vor, die für 2020         dern und deren Hinterbliebenen Versor-        gen ab 2009 um 1,5 Prozent, die Anwart-
gewählten Abgeordneten wieder zu be-           gungsleistungen zu gewähren. Rechtliche       schaften aus Beiträgen bis 2008 um 1,5
nennen, weil der Ärztetag 2020 corona-         Grundlagen sind das Hamburgische Kam-         und die Anwartschaften aus Beiträgen ab
bedingt nicht stattfinden konnte. Dieser       mergesetz für die Heilberufe und das Ver-     2009 um 2 Prozent.
Vorschlag wurde mit großer Mehrheit an-        sorgungsstatut. In der September-Sitzung      Im Dezember 2020 stand die Neuwahl des
genommen.                                      berichtete Dr. Torsten Hemker, Vorsitzen-     Aufsichtsausschusses an. Die Delegierten
Gewählt wurden PD Dr. Birgit Wulff, Dr.        der des Verwaltungsausschusses des Ver-       wählten einstimmig bei fünf Enthaltungen
Hans Ramm, Dr. Alexander Schultze, Dr.         sorgungswerks, über das zurückliegende        erneut die Mitglieder Dr. Michael Reusch
Detlef Niemann, Christine Neumann-Grut-        Geschäftsjahr (vgl. S. 41). Die Delegierten   (Vorsitzender), Katharina Bischoff (stellv.
zeck und Norbert Schütt, Lars Brandt, Dr.      beschlossen einstimmig den Rechnungsab-       Vorsitzende), Lars Brandt, Dr. jur. Joachim
Sigrid Renz und Dr. Silke Lüder. Als Ersatz-   schluss für das Geschäftsjahr 2019 und die    Mewing (juristisches Mitglied), Christine
delegierter wurde Prof. Dr. Volker Harth,      vorgeschlagene Anpassung der Renten und       Neumann-Grutzeck, Norbert Schütt und
als Ersatzdelegierte wurde Dr. Verena          Anwartschaften sowie die Gewinnverwen-        Dr. jur. Friedhelm Steinberg (kaufmänni-
Deckwart gewählt.                              dung und entlasteten Verwaltungs- und         sches Mitglied).

    Versorgung psychisch kranker Menschen
    Im Juni verabschiedete die DV eine von der PPP-Liste eingebrachte Resolution zur Versorgung psychisch kranker Men-
    schen. Die Delegierte Dr. Birgitta Rüth-Behr erläuterte, dass vor allem die fehlende Beteiligung psychotherapeutischer
    Fachgruppen bei der Umsetzung der Gesetzesvorhaben wie dem Psychotherapeutenausbildungsgesetz kritikwürdig
    sei. Quasi im Huckepack-Verfahren seien Regelungen eingeführt worden, die mit der Ausbildung wenig zu tun haben,
    jedoch die Versorgungsstruktur für psychisch erkrankte Patientinnen und Patienten stark verändern. Die DV folgte dem
    Antrag einstimmig bei drei Enthaltungen.

    Resolution der DV zur Versorgung psychisch kranker Menschen
    Die Delegiertenversammlung der Ärztekammer Hamburg begrüßt grundsätzlich die gesetzlichen Reformbemühungen,
    um die Versorgung psychisch erkrankter Menschen zu verbessern. Der Zugang aller Patientinnen und Patienten zur
    psychotherapeutischen Versorgung stellt eine soziale Errungenschaft dar, die es bei allen Gesetzesreformen zu bewah-
    ren gilt.
    (…) Die Delegiertenversammlung kritisiert, dass Gesetzesvorhaben ohne ausreichende Beteiligung der psychotherapeu-
    tischen Fachgruppen umgesetzt wurden. (…)
    Zum Erhalt der hohen Qualität sowie für eine am Wohl der Patientinnen und Patienten orientierte Weiterentwicklung
    der psychotherapeutischen Versorgung unterstützt die Delegiertenversammlung folgende Forderungen:
    •    Die Indikationshoheit muss in der Hand der behandelnden Ärztinnen/Ärzte und Psychotherapeutinnen/Psychothe-
         rapeuten liegen – auch bei Konzepten der integrierten oder gestuften Versorgung. Zudem muss der individuelle
         Behandlungsbedarf maßgeblich für die Indikationsstellung sein.
    •    Es muss gesicherte Rahmenbedingungen für die Durchführung und Finanzierung der Behandlung in Form begrenz-
                                                                                                                                           Tä t i g k e i t s b e r i c h t 2 0 2 0

         ter, aber verbindlich zugesagter Kontingente in der ambulanten Psychotherapie geben.
    •    Die Qualitätsstandards der Psychotherapie-Richtlinie müssen erhalten bleiben. Finanzielle Anreize, z. B. zur För-
         derung kurzer Behandlung, dürfen nicht dazu führen, dass Patientinnen und Patienten notwendige längerfristige
         Behandlungen vorenthalten werden.
    •    Maßnahmen der Qualitätssicherung müssen patientenorientiert und bürokratiearm sein. Sie müssen vor flächen-
         deckender Einführung wissenschaftlich evaluiert werden.
    •    Die Vertraulichkeit der hochsensiblen Patientendaten muss gewährleistet sein.
    .

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GESUNDHEITSPOLITIK | Delegiertenversammlung

                 Weiterbildungsordnung verabschiedet

                                                              Der Umsetzungsprozess zur neuen Weiterbildungsord-
                                                              nung ging 2020 auf die Zielgerade. Nachdem die DV
                                                              schon im Vorjahr mehrfach über die Pläne zur Um-
                                                              setzung der Musterweiterbildungsordnung (MWBO) in
                                                              Hamburg informiert worden war, wurde die Novelle
                                                              im Jahr 2020 verabschiedet und trat am 1. Novem-
                                                              ber in Kraft. Damit kam der lange Reformprozess zum
                                                              Ende, in den Fachgesellschaften und Landesärztekam-
                                                              mern eng eingebunden waren.

                                                              Die Gesamtnovelle wurde von der DV einstimmig bei

                 Dr. Peter Buggisch, Vorsitzender des         zwei Enthaltungen verabschiedet.

Weiterbildungsausschusses, stellte das Reformwerk vor

         Dr. Peter Buggisch, Vorsitzender des        vieler Kompromisse sei. „Die MWBO soll     neint. Die Datenhoheit soll weiterhin
         Weiterbildungsausschusses und Dele-         gewährleisten, dass es so unkompliziert    bei der Ärztin bzw. beim Arzt in Wei-
         gierter, stellte in den Sitzungen jeweils   wie möglich ist, von einem Bundesland      terbildung liegen. Der Zugriff sei des-
         Ziele, Inhalte und Diskussionspunkte        in ein anderes zu wechseln“, so Bug-       halb ohne Zustimmung nicht möglich
         vor. Die MWBO besteht aus drei Teilen.      gisch. Für ihn sei aber auch klar: „Eine   – außer bei anlassbezogener Prüfung.
         Im Januar wurde über den Abschnitt B,       neue WBO löst nicht alle Probleme          Über die ZWB Kardiale MRT im Ab-
         in dem Gebiete, Facharzt- und Schwer-       der Weiterbildung. Dafür ist weiterhin     schnitt C wurde in beiden Sitzungen ge-
         punktkompetenzen geregelt sind, be-         die Initiative der Ärztinnen und Ärzte     sprochen. In Hamburg sollte die Weiter-
         raten sowie über Abschnitt C mit den        in Weiterbildung und ihrer Weiterbil-      bildungszeit mit 24 anstelle der in der
         Zusatz-Weiterbildungen (ZWB) bis auf        dungsbefugten gefragt.“ Diskussionen       MWBO genannten zwölf Monaten fest-
         einige Ausnahmen. Im März entfiel die       gab es beispielsweise über die Allge-      gelegt werden. Nach erneuter Befas-
         Sitzung coronabedingt. Daher wurde          meinmedizin. Hier wurden durch einen       sung hatte der Weiterbildungsausschuss
         im Juni über Abschnitt A, der den Para-     Hamburger Kompromiss die Zeiten auch       empfohlen, den Beschluss zu revidieren
         graphenteil enthält, und die übrigen        für hausärztliche Internisten geöffnet.    und doch bei der in der MWBO genann-
         Kopfteile für Zusatz-Weiterbildungen        Zwölf Monate müssen aber definitiv im      ten Weiterbildungszeit von zwölf Mona-
         ohne Weiterbildungszeit / berufsbeglei-     Gebiet Allgemeinmedizin erfüllt wer-       ten zu bleiben. Die Delegierten folgten
         tende Weiterbildung sowie die ZWB           den. Auch können weiterhin nicht nur       diesem Votum einstimmig bei einer Ent-
         Homöopathie entschieden. Schließlich        wie bisher 18 Monate der Weiterbil-        haltung.
         wurde die Gesamtnovelle, die ange-          dung sondern bis zu 48 Monate im am-
         sichts der knapp 230 Seiten nur we-         bulanten Bereich abgeleistet werden.       Berufsbegleitende ZWB
         nige Abweichungen zur MWBO ent-                                                        Auch bei berufsbegleitenden ZWB ohne
         hält, einstimmig bei zwei Enthaltungen      Paragraphenteil                            Weiterbildungszeit stand in der Juni-Sit-
         beschlossen. Kammerpräsident Ema-           Auch einzelne Fragen zur Umsetzung         zung eine Entscheidung zu den Kopf-
         mi dankte allen Ehrenamtlichen und          von Abschnitt A – Paragraphenteil          teilen an. Konkret galt es festzulegen,
         Hauptamtlichen für den jahrelangen          waren Gegenstand der Debatte so-           durch wen insbesondere die geforder-
         enormen Einsatz für die Reform.             wohl auf Bundesebene als auch in           ten fachspezifischen Weiterbildungs-
                                                     Hamburg. Soll es eine jährliche gene-      inhalte vermittelt werden müssen. Um
         Kompetenzbegriff im Fokus                   relle Überprüfung des elektronischen       Nadelöhre durch eine zu enge Fest-
         Dr. Buggisch erläuterte, dass das jetzt     Logbuchs (eLogbuch) durch die Ärz-         schreibung der Anleitung zu vermeiden,
         vorliegende Werk auch das Ergebnis          tekammer geben? Dies wurde ver-            verständigte sich die DV darauf, dass die

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Delegiertenversammlung | ÄRZTE IM FOKUS

fraglichen Inhalte berufsbegleitend bei     Bevor die Entscheidung zur Heraus-
Befugten für die angestrebte ZWB zu er-     nahme oder zum Verbleib der ZWB                  10 ·20
                                                                                           10. Oktober • 74. Jahrgang

werben sind. Einzelne fachübergreifende     Homöopathie getroffen werden sollte,
Inhalte hingegen können durch ander-        appellierte Dr. Klaus Rentrop, Fachbei-
                                                                                        Gesundheitspolitik | 22

weitig Befugte vermittelt werden.           sitzer und Vertreter der homöopathisch
                                                                                        Delegiertenversammlung
                                                                                        Versorgungswerk
                                                                                        erzielt gutes Ergebnis“
                                                                                        Gesundheitspolitik | 26

                                            tätigen Ärztinnen und Ärzte, an die         Unversicherte behandeln
                                                                                        Clearingstelle
                                                                                        sucht Partnerpraxen

Herausnahme                                 Delegierten, für den Erhalt der ZWB zu
                                                                                        Forum Medizin | 28
                                                                                        Besonderer Fall
                                                                                        Nervenabriss durch Unfall
                                                                                        beeinträchtigt Sehvermögen

der Homöopathie                             votieren. Er erläuterte, dass es im Sin-
Wie im Vorfeld bereits bei elf anderen      ne des ärztlichen Zusammenhalts nicht
LÄK auch, stand in der DV-Sitzung im        nachvollziehbar sei, nach 20 Jahren
Juni die Entscheidung an, ob die ZWB        eine Therapieform aus der Weiterbil-
Homöopathie in der WBO verbleiben           dungsordnung herauszunehmen und
                                                                                                   Das Thema | 12

sollte oder nicht. „Ganz wichtig ist bei    das Feld den Heilpraktikerinnen und                   Ab 1. November in Kraft

dieser Frage im Hinterkopf zu behalten,     Heilpraktikern zu überlassen, die wo-         Die neue WBO ist da !
                                                                                                   Die aktuelle Weiterbildungsordnung setzt eher auf Kompentenzen als auf Zeiten

dass wir hier nicht über das Für und Wi-    möglich die Patientin oder den Patien-
der der Homöopathie beschließen, son-       ten nicht rechtzeitig zum Facharzt oder    So dick wie nie – In der Oktoberausgabe
dern nur über den Verbleib in der Weiter-   zur Fachärztin überweisen, wenn die        des Hamburger Ärzteblattes wurde die
bildungsordnung“, sagte Buggisch. „Wir      Erkrankung einer anderen Therapie be-      Weiterbildungsordnung veröffentlicht
haben uns im Weiterbildungsausschuss        darf. Gerade neuere Studien sprächen
intensiv mit dieser Frage auseinanderge-    für die Homöopathie, 79 Prozent der
setzt und mit Vertretern der Homöopa-       Bevölkerung wünsche sich eine integ-       In geheimer Abstimmung votierten an-
thie ausführlich diskutiert.“ Erst danach   rative Medizin, die das Beste aus kon-     schließend 35 Delegierte für die Heraus-
habe der Ausschuss in geheimer Abstim-      ventioneller und komplementärer Me-        nahme der ZWB Homöopathie, zehn da-
mung für die Herausnahme gestimmt.          dizin berücksichtige.                      gegen, drei Delegierte enthielten sich.

Jahresabschluss und Haushaltsplan
Jahresabschluss                             schuss den Abschluss geprüft und kei-      vom Finanzausschuss vorgeschlagene
Zu den Aufgaben der DV gehört es,           nerlei Beanstandungen habe. Für die        Ergebnisverwendung.
den Jahresabschluss und Haushalts-          Verwendung des Ergebnisses schlage
plan der Ärztekammer Hamburg zu             der Ausschuss vor, mit 300.000 Euro        Haushaltsplan für 2021
beraten. In der September-Sitzung           eine so genannte Corona-Rücklage zu        Der Haushaltsplan 2021 war Beratungs-
wurde der vom Vorstand aufgestellte         bilden, um eventuelle pandemiebe-          gegenstand in der Dezember-Sitzung.
Jahresabschluss zum 31.12.2019 be-          dingte Einnahmeausfälle abzumildern        Höhere Personal- und Sachkosten wer-
handelt.                                    und weitere knapp 424.000 Euro als         den insbesondere durch höher erwar-
Die Gewinn- und Verlustrechnung             Ergebnisvortrag in den Haushalt 2021       tete Gebühreneinnahmen kompensiert.
weist für das Wirtschaftsjahr 2019          zu übertragen. Auf Empfehlung des          Der Hebesatz bleibt auch im kommen-
                                                                                                                                                                                         Tä t i g k e i t s b e r i c h t 2 0 2 0

einen   Jahresfehlbetrag     von    rund    Finanzausschusses stimmten die De-         den Jahr unverändert bei 0,55 Prozent.
837.000 Euro auf. Im Vergleich zur          legierten sowohl dem Jahresabschluss       Lars Brandt, Vorsitzender des Finanz-
Planung ergibt sich ein um rund             wie auch der vorgeschlagenen Ver-          ausschusses, empfahl den Delegierten,
724.000 Euro besseres Jahresergebnis.       wendung des Bilanzergebnisses zu           den Entwurf anzunehmen. Der Finanz-
Die Bilanzsumme ist um vier Prozent         und entlasteten anschließend den Vor-      ausschuss habe alle zugrunde liegenden
auf rund 24.444.000 Euro gestiegen.         stand für das Wirtschaftsjahr 2019.        Annahmen für absolut realistisch be-
Lars Brandt, Vorsitzender der Finanz-       Ebenfalls einstimmig ohne Enthaltun-       funden. Die Delegierten folgten diesem
ausschusses, erläuterte, dass der Aus-      gen beschlossen die Delegierten die        Vorschlag einstimmig.

                                                                                                                                                                                   9 |
TÄTIGKEITSBERICHT 2020 - UNSER CHECK-UP FÜR SIE www.aerztekammer-hamburg.de - Ärztekammer Hamburg
GESUNDHEITSPOLITIK | Vorstand

Entscheidungen des Vorstands
Der Vorstand führt die Geschäfte der Kammer und hat insbesondere die Beratungen der Delegiertenversammlung
vorzubereiten und deren Beschlüsse umzusetzen (vgl. Seite 4 - 9). Das breitgefächerte Tätigkeitsspektrum des Vor-
stands ist in der Hauptsatzung der Ärztekammer Hamburg geregelt und wird durch die der Ärztekammer gesetz-
lich zugewiesenen Aufgaben bestimmt. Der Vorstand wurde im Dezember 2018 von der Delegiertenversammlung
neu gewählt. Er trat im Berichtsjahr zu elf ordentlichen Sitzungen sowie einer Klausursitzung zusammen.
In den Vorstandssitzungen werden regelmäßig Entscheidungen zu Angelegenheiten der ärztlichen Weiter- und
Fortbildung, der Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten, zur Berufsordnung sowie der Qualitätssicherung
getroffen (vgl. Berichte der Fachabteilungen). Der Vorstand stellte den Jahresabschluss zum 31. Dezember 2019
auf und beschloss einstimmig, diesen in der vorliegenden Form dem Finanzausschuss und danach der DV zur
Feststellung vorzulegen (vgl. Seite 9). Weiterhin verabschiedete der Vorstand satzungsgemäß einen Entwurf des
Haushaltsplans 2021.
Der Vorstand befasste sich aber auch mit rechtlichen und ethischen Fragen, die für die ärztliche Berufsausübung
von grundsätzlicher Bedeutung sind, und setzte Akzente zu gesundheitspolitischen Themen auf regionaler und
überregionaler Ebene.

Corona-Pandemie                            das Personal konnte in den Abteilun-       pflichtfragen haben im Berichtsjahr
Der Vorstand beriet regelmäßig im          gen die Arbeit mit nur wenigen Ein-        beschossen, die gemeinsame Schlich-
Berichtsjahr die Corona-Lage. Aus-         schränkungen fortgeführt werden.           tungsstelle zum 31.12.2021 zu schlie-
führlich berichteten das Präsidium,        Aktivitäten der so genannten „Corona-      ßen. Der Vorstand befasste sich mit
Geschäftsführung und Pressestelle im       Leugner“ führten zu zahlreichen Be-        Fragen der Auflösung, beschloss aber
Vorstand über die Bekämpfung der           schwerden über Ärztinnen und Ärzte.        auch, dass die Ärztekammer Hamburg
Pandemie und insbesondere über die         Berufsrechtlich relevant war, ob Atteste   eine Schlichtungsstelle für Hamburg
Situation im Hamburger Gesundheits-        von der Maskenpflichtbefreiung mit         in Eigenregie aufbaut, die etablierte
wesen. Die Ärztekammer arbeitete in        der notwendigen Sorgfalt ausgestellt       Verfahren wie die der ärztlichen Be-
der Corona-Taskforce mit, die sich aus     wurden. Die Ärztekammer hat in einer       gutachtung aufnimmt. Die Errichtung
Teilnehmenden der Sozialbehörde, der       FAQ-Veröffentlichung Ärztinnen und         der Hamburger Schlichtungsstelle ist
KVH, des Hausärzteverbands und wei-        Ärzte zu den wichtigsten Fragen infor-     für das Jahr 2021 geplant
teren Organisationen zusammensetzt.        miert.
Über Newsletter hielt die Ärztekam-                                                   Ärztlich
mer ihre Kammermitglieder auf dem          Berufsaufsicht                             Assistierter Suizid
Laufenden.                                 In jeder Sitzung befasste sich der         Dr. Pedram Emami, Präsident der Ärz-
Durch den Lockdown wurden im März          Vorstand anlassbezogen mit Einzel-         tekammer Hamburg, hat 2019 als
und April für einige Wochen Facharzt-      fällen, in denen Kammermitglieder          Sachverständiger     beim     Bundesver-
prüfungen, Fortbildungsveranstaltun-       mit dem Vorwurf einer ärztlichen           fassungsgericht in Karlsruhe Position
gen und Sitzungen abgesagt, einige         Berufspflichtverletzung    konfrontiert    zum § 217 des Strafgesetzbuchs be-
Serviceleistungen konnten durch eine       wurden. Im Berichtsjahr waren das 32       zogen, der die geschäftsmäßige För-
vorübergehende Schließung nur ein-         Einzelfälle (vgl. auch Seite 26).          derung der Selbsttötung unter Strafe
geschränkt angeboten werden. Auch                                                     stellt. Das Urteil erging im Februar
die für Mai geplante Jubiläumsfeier        Norddeutsche Schlichtungs-                 2020. Das BVerfG räumt darin jeder
zum 125. Bestehen der Kammer konn-         stelle für Arzthaftpflicht-                Person das Recht auf ein selbstbe-
te nicht stattfinden. Durch die Imple-     fragen                                     stimmtes Sterben einschließlich der
mentierung der Hygieneregelungen,          Die zehn Gesellschafter der Norddeut-      Beihilfe hierzu ein. Allerdings kann
der Ermöglichung von Homeoffice für        schen Schlichtungsstelle für Arzthaft-     und darf niemand zur Suizidbeihilfe

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Vorstand | ÄRZTE IM FOKUS
verpflichtet werden. Eine gesetzliche
Regelung erscheint sinnvoll, um vor
allem Betroffenen ausreichend Schutz
zu bieten. Der Präsident informierte
den Vorstand, dass in der Konsequenz
auch Änderungen an der Muster-Be-
rufsordnung diskutiert werden und
dass das Thema auf dem 124. Deut-
schen Ärztetag beraten wird. Der Vor-
stand sprach sich dafür aus, auch in
Hamburg die Folgen des Urteils breit
mit Ärztinnen und Ärzten zu diskutie-
ren und an Lösungsansätzen mitzu-
arbeiten.
Den Auftakt dazu bildete eine Veröf-
fentlichung in der November-Ausgabe
des Hamburger Ärzteblattes, in dem
Dr. Emami seine Position zur Diskus-
sion stellte und Ärztinnne und Ärzte
dazu aufrief, sich an der Meinungsbil-       Der im Dezember 2018 neu gewählte Vorstand setzt sich wie folgt
dung zu beteiligen.                          zusammen (v. l. n. r.): Detlef Niemann, Liste Hausärzte in Hamburg
                                             – Das Original; PD Dr. Birgit Wulff (Vizepräsidentin), Hamburger
Umsetzung der Muster-                        Gesundheitsfraktion – die Ärzteopposition; Norbert Schütt,
Weiterbildungsordnung                        Marburger Bund; Dr. Pedram Emami (Präsident), Marburger Bund;
Die neue Hamburger Weiterbildungs-           Dr. Hans Ramm, P-P-P-Liste; Christine Neumann-Grutzeck,
ordnung trat zum 1. November 2020            Marburger Bund; Dr. Alexander Schultze, Marburger Bund
in Kraft. Der Vorstand fasste Be-
schlüsse zu den drei Teilen – Paragra-
phenteil, Fachgebiete und Zusatzwei-
terbildungen und legte die Ergebnisse     Familie und Integration (Sozialbehörde,   wurden dazu mehrere Arbeitsgruppen
der Delegiertenversammlung zur Be-        frühere Behörde für Gesundheit und        eingerichtet, darunter auch unter der
schlussfassung vor (vgl. S. 8, Bericht    Verbraucherschutz) durch. Da die Zahl     Beteiligung der Ärztekammer die Pro-
der Delegiertenversammlung).              der Antragsstellenden stark gestiegen     jektinitiative „H3-Health Harbor Ham-
                                          war, gab es Wartezeiten. Gemeinsam        burg“. In einem sektorenübergreifen-
Zusammenarbeit mit                        mit der Sozialbehörde wurde über die      den Ansatz, in dessen Zuge Lösungen
Heilberufekammern                         Teilnahme weiterer Kliniken an den        zur Verbesserung der Kommunikation
Die Ärztekammer fördert den Aus-          Prüfungen beraten. Im Berichtsjahr        gemeinschaftlich entwickelt und an-
tausch mit anderen Heilberufekam-         konnte noch keine zufriedenstellende      gewendet werden sollen, widmete
mern in Hamburg und organisierte          Situation erreicht werden.                sich die Projektinitiative vier funktio-
auch 2020 gemeinsam mit anderen                                                     nalen Schwerpunkten: Online-Termin-
                                          Sektorenübergreifende                     buchungen in Arztpraxen und Kran-
                                                                                                                               Tä t i g k e i t s b e r i c h t 2 0 2 0

Kammern Fortbildungen.
                                          Landeskonferenz                           kenhäusern, Versorgungsübergängen
Kenntnisprüfungen                         Die Landeskonferenz zur gesundheit-       (Austausch von Arztbriefen, Befunden,
Der Vorstand befasste sich mit der        lichen und pflegerischen Versorgung       Medikationsplan), Anbindung an Kran-
Durchführung der Kenntnisprüfungen.       (LKV) nach § 90 a SGB V befasste sich     kenkassen-Apps und elektronische Pa-
Die Ärztekammer Hamburg führt die         2020 mit dem Thema einer zielgerich-      tientenakten der Krankenkassen sowie
Kenntnisprüfungen im Auftrag der Be-      teten gemeinsamen Digitalisierungs-       dem Aufbau einer Teleradiologischen
hörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales,   strategie in Gesundheit und Pflege. Es    Plattform Hamburg.

                                                                                                                    11 |
GESUNDHEITSPOLITIK | Pressestelle | Hamburger Ärztteblatt

Pressestelle
Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Ärztekammer zielt darauf ab, ein positives Bild der Ärzteschaft in die Öffentlichkeit
zu transportieren. Offenheit, Servicebereitschaft und professionell aufbereitete Informationen − insbesondere in Zusammen-
arbeit mit Medienvertreterinnen und -vertretern – sind die Maxime der Pressearbeit. Die Herausgabe von Pressemeldungen zu
kammerrelevanten Themen, Hintergrundgespräche mit Journalistinnen und Journalisten und die kontinuierliche Kontaktpflege
zu zahlreichen Redaktionen in Hamburg, aber auch zu überregionalen Pressevertreterinnen und -vertretern sind wichtige Auf-
gaben. Darüber hinaus gibt die Pressestelle täglich Auskunft zu medizinischen oder gesundheitspolitischen Themen, vermittelt
Ärztinnen und Ärzte als Interviewpartner/innen für Print, Hörfunk, Fernsehen sowie Onlinemedien und wird von Journalistin-
nen und Journalisten als kompetente Ansprechpartnerin genutzt.
Das Jahr 2020 stand auch in der Pressestelle der Ärztekammer Hamburg ganz im Zeichen der Pandemie. Die Pressestelle be-
antwortete überwiegend Anfragen von Journalist/innen, Ärztinnen und Ärzten sowie Patient/innen zur pandemischen Lage,
zur Maskenpflicht und zu Corona leugnenden Ärzten. Weitere Äußerungen betrafen unter anderem Themen der Hamburger
Gesundheitspolitik, das Sterbehilfe-Urteil des Bundesgerichtshofs, das Verbot von Konversionstherapien, das Tabakwerbever-
bot sowie die Situation geflüchteter Menschen in Moria. Das 125jährige Jubiläum der Kammer – die Feierlichkeiten mussten
pandemiebedingt entfallen – sowie die neue Weiterbildungsordnung beschäftigten auch die Pressestelle. Im Hamburger Ärzte-
blatt erschien unter Mitwirkung der Pressestelle ein großes Themenspecial zur neuen Weiterbildungsordnung und dem eLog-
buch. Anfang des Jahres unterstützte die Pressestelle die Entstehung eines Hamburger Ärztinnenblattes, weil die Ärztekammer
Hamburg erstmals mehr weibliche als männliche Mitglieder hatte.

Pandemie                                    des neu gewählten Hamburger Senats             als 100 Seiten eine große Bandbreite an
Das Jahr 2020 begann mit schlechten         und dabei insbesondere die Entschei-           Informationen rund um die Themen-
Nachrichten zum Corona-Virus, das sich      dung, die Behörde für Gesundheit und           bereiche Gesundheit, Patientenservice,
seit Januar auch in Deutschland rasant      Verbraucherschutz zu zerteilen und der         ärztliche Selbstverwaltung, Weiter- und
verbreitete. Die Pressestelle vertrat die   Sozial-, bzw. Justizbehörde zuzuschlagen.      Fortbildung sowie Gesundheitspolitik. Die
Kammer und die Interessen ihrer Mit-                                                       Seiten werden stetig aktualisiert. Die Pres-
glieder in der Taskforce der Gesundheits-   Digitalisierung                                sestelle betreute die Ausschüsse Grund-
behörde (später Sozialbehörde) und hielt    Digitalisierung blieb auch und gerade          rechte, Digitalisierung und Strategien im
die Mitglieder mit diversen Kammerinfos     während der Pandemie eines der Schwer-         Gesundheitswesen sowie den Arbeitskreis
zur pandemischen Lage per Mail auf dem      punktthemen – regelmäßig wurde die             Suchtpolitik und die Beratungskommis-
Laufenden. Fehlende Schutzkleidung und      Pressestelle um Einschätzungen gebeten,        sion Substitution. Auf Bundesebene ver-
Möglichkeiten zur Testung waren dominie-    wenn es um neue digitale Anwendungen           tritt sie die Ärztekammer Hamburg in der
rende Themen im Frühjahr. Im Laufe des      ging. Dabei ging es häufig um das Span-        Ständigen Konferenz Öffentlichkeitsarbeit
Jahres gab es immer wieder Demonstratio-    nungsfeld sinnvoller Kontaktreduzierung        der Bundesärztekammer.
nen gegen die Maskenpflicht, die Medien     und nötiger medizinischer Sorgfalt. So
baten in diesem Zusammenhang vermehrt       erlebten beispielsweise Videosprechstun-       Hamburger Ärzteblatt
um Auskunft zu den so genannten Ärzten      den, digitale Lösungen für Krankschrei-        Gemeinsam mit der KVH gibt die Ärzte-
für Aufklärung – vor allem im Zusammen-     bungen und Rezepte einen Boom.                 kammer das Hamburger Ärzteblatt heraus.
hang mit Attesten zur Befreiung von der                                                    Jährlich werden in elf Ausgaben des amt-
Maskenpflicht. In FAQ wurde darüber auf     Homepages, Ausschüsse,                         lichen Mitteilungsblattes gesundheitspoli-
der Webseite informiert. Die sich perma-    Ständige Konferenz                             tische Themen, wichtige Entscheidungen,
nent verändernde Lage erforderte die täg-   Die Webseiten der Ärztekammer sowie            Debatten und medizinisch-wissenschaft-
liche Aktualisierung der Webseite           der Patientenberatung von Ärztekam-            liche Themen – meist von Hamburger
                                            mer und Kassenärztlicher Vereinigung           Ärztinnen und Ärzten geschrieben – ver-
Hamburger Politik                           Hamburg (KVH) werden von der Presse-           öffentlicht. Die aktuellen Ausgaben sind
Kritisch begleitete die Ärztekammer Ham-    stelle verantwortlich betreut. Der Internet-   auf der Homepage uwww.aerzte-
burg auch die Koalitionsverhandlungen       auftritt der Kammer bietet auf weit mehr       kammer-hamburg.de abrufbar.

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Gesund macht Schule | Ausschüsse | ÄRZTE IM FOKUS

Gesund macht Schule
Das Präventionsprogramm „Gesund macht Schule“ fördert die Zusammenarbeit von Schule, Schülern, Ärzten und
Lehrern im Bereich der Kindergesundheit. Ärztinnen und Ärzte werden als Patenärzte an Hamburger Grundschulen ein-
gesetzt. Seit Anfang 2008 läuft das Programm, das in Kooperation mit der AOK Rheinland/Hamburg angeboten wird,
an Hamburger Grundschulen.

Gesundheitsförderung in den Grundschulen
2020 waren 16 Schulen und 16 Ärztinnen und Ärzte verbindlich angemeldet. Die Patenärzte begleiten eine Schule,
bringen Themen der Gesundheitsförderung ein und stehen als ärztliche Berater und Beraterinnen zur Seite. Gemeinsam
mit den Lehrerinnen und Lehrern der Schule setzen sie sich für eine gesundheitsförderliche Umgebung ein. Über das
Programm werden sowohl Ärzte als auch Lehrer geschult und auf ihre Aufgaben sowie mit Materialien zu verschiede-
nen Gesundheitsthemen vorbereitet. Neu im Berichtsjahr erschien die Ernährungsbox „Ernährungskünstler – forschen,
kochen und genießen!“ – ein neues Unterrichtsmaterial zum Thema „Essen und Ernährung“. Coronabedingt wurden
den Schulen 2020 nur Online-Fortbildungen über die Ärztekammer Nordrhein angeboten. Die Ärztekammer Hamburg
vermittelt die Patenärzte, die ehrenamtlich tätig werden, an die Schulen. Interessierte Ärztinnen und Ärzte können sich
an die Pressestelle der Ärztekammer wenden.

Arbeit in Ausschüssen
Die Ausschüsse wurden mit Beginn der neuen Wahlperiode im Januar 2019 neu besetzt. Die inhaltliche Arbeit der Aus-
schüsse, die den Vorstand bei seiner Arbeit unterstützen, setzte auch 2020 Impulse für politische Entscheidungen, wenn-
gleich auch die Gremienarbeit unter Coronabedingungen teilweise nicht stattfinden konnte. Eine Übersicht über alle Aus-
schüsse der Ärztekammer finden Sie auf Seite 42.

Traumatisierte Flüchtlinge und Herzretter
Ausschuss Grundrechte
Im Berichtsjahr traf sich der Ausschuss Grundrechte zu zwei Sitzungen. In der Februarsitzung waren Dr. Meike Nitschke-
Janssen, Fachärztin für Kinder und Jugendpsychiatrie und Traumatherapeutin, sowie Dr. Franz Forsmann, Flüchtlingsrat
Hamburg, zu Gast. Sie informierten die Ausschussmitglieder über die Versorgung psychisch erkrankter Flüchtlinge in der
Erstaufnahme Rahlstedt (EA). Die Lebensbedingungen in der EA würden den psychischen Krankheitsprozess aufrecht-
erhalten und keine Genesung zulassen. Vor allem Kinder gehören nach Meinung von Dr. Meike Nitschke-Janssen in eine
„prozess-geschützte Unterbringung“.
In der Septembersitzung stellten Dr. Stefan Renz, Kinder- und Jugendmediziner, und Dr. Martin Buchholz, Gründer des
Projekts, die 2016 gestartete Herzretter-Initiative „Ich kann Leben retten!“ vor, das zum Ziel hat, Hamburg zur „Herz-
                                                                                                                          Tä t i g k e i t s b e r i c h t 2 0 2 0

retterstadt“ zu machen. Das entsprechende Training wird bereits an mehreren Schulen angeboten, das Angebot soll aus-
gebaut werden.
Die Vizepräsidentin der Ärztekammer Hamburg, PD Dr. Birgit Wulff, informierte den Ausschuss zudem darüber, dass das
bereits Ende 2019 avisierte Gespräch mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), der Innenbehörde, der
Psychotherapeutenkammer und der Ärztekammer bezüglich der Einhaltung der Verfahrensrichtlinie 2013/32/EU auch
2020 trotz Erinnerungsschreiben seitens der Kammer an die Innenbehörde nicht stattfand.

MITGLIEDER DES AUSSCHUSSES unter www.aerztekammer-hamburg.de

                                                                                                                13 |
GESUNDHEITSPOLITIK           | Ausschüsse

Zu wenig substituierende Ärztinnen und Ärzte
Arbeitskreis Suchtpolitik
Der Arbeitskreis traf sich im Berichtsjahr zwei Mal. Dr. Annina Carstens wurde am 18. August 2020 zur neuen Vorsitzenden des
Ausschusses in Nachfolge für Dr. Klaus Behrendt gewählt, nachdem zwischenzeitlich PD Dr. Uwe Verthein als stellvertretender
Vorsitzender für knapp zwei Jahre die Leitung übernommen hatte. Prof. Dr. Sönke Arlt kam als neues Mitglied hinzu.
Im Mittelpunkt stand die Suchtmedizin während der COVID-19-Pandemie und die Situation für die Substituierten. In den
Substitutionsambulanzen gab es Schutzmaßnahmen und die Betäubungsmittelverordnung (BtmVV) habe es ermöglicht, länger
take home zu verordnen. Dies habe bei vielen, aber nicht bei allen Patienten gut funktioniert. In den Kliniken mussten stationäre
Angebote eingeschränkt werden, weil Stationen für COVID-19-Patienten frei gehalten werden mussten. Auch das therapeuti-
sche Angebot an sich habe pandemiebedingt deutlich reduziert werden müssen. In Einrichtungen der Eingliederungshilfe, die
wie Pflegeheime behandelt worden waren, waren Besuche verboten. Die Beratungsangebote verlagerten sich auf telefonische
und auf digitale Angebote. Übereinstimmend berichteten die Experten gegen Ende des Jahres von einem enormen Druck auf
das Suchthilfesystem mit langen Wartelisten.
Weitere Themen waren die Abgabe der Substitutionsambulanz in Harburg durch Asklepios und der geplante Rückzug aus der
Substitutionsambulanz von Asklepios aus Wandsbek. Drängendes Thema blieb auch in diesem Jahr der Mangel an ärztlichem
Nachwuchs in der Psychiatrie im Allgemeinen und in der Substitutionsmedizin im Besonderen. Der Ausschuss plant eine ent-
sprechende Initiative, um mehr Ärztinnen und Ärzte für diese Substitution zu interessieren.

MITGLIEDER DES ARBEITSKREISES unter www.aerztekammer-hamburg.de

Gesundheitswissen, Corona-Pandemie und Krankentransporte
Ausschuss Öffentliches Gesundheitswesen
Der Ausschuss Öffentliches Gesundheitswesen (ÖGW) traf sich 2020 pandemiebedingt nur zu zwei Sitzungen. Themen
waren die Verbesserung des Gesundheitswissens von Kindern und Jugendlichen, die Corona-Pandemie und ihre Aus-
wirkungen, die Impfpflicht im Zuge des Masernschutzgesetzes, die Nutzung von Mietwagen als Krankentransporter,
der Aufbau des Hamburger Impfzentrums und der vorherrschende Hebammenmangel.
Zur Thematik der Zunahme der Nutzung von kostengünstigeren Mietwagen als Krankentransporter statt qualifizierter
Krankentransporte, informierte Robert Schrörs, Geschäftsführer der Ambulanz Schrörs, die Ausschussmitglieder über
die Hintergründe und mögliche Auswirkungen der Problematik. Das Thema Hebammenmangel, speziell bei Erstgebä-
renden, wurde gemeinsam mit Andrea Sturm, der Vorsitzenden des Hebammen Verbands Hamburg e. V., vertieft. Beide
Themen werden den Ausschuss auch im nächsten Jahr begleiten.

MITGLIEDER DES AUSSCHUSSES unter www.aerztekammer-hamburg.de

Kinderschutztag, Cybermobbing und Schutz gegen Gewalt
Arbeitskreis Interpersonelle Gewalt

Im Berichtsjahr 2020 traf sich der Arbeitskreis, der sich von „Häusliche Gewalt“ in „Interpersonelle Gewalt“ umbe-
nannt hat, zu einer Sitzung und befasste sich mit der Planung eines Kinderschutztages, der im September 2020 statt-
finden sollte, aber aufgrund der Pandemie abgesagt werden musste.
Darüber hinaus hatte der Arbeitskreis geplant, im Rahmen einer ärztlichen Fortbildung zum Thema Kindesmisshand-
lung den aktuellen Stand im Hinblick auf die Diagnose, Differentialdiagnose, Therapie und psychosozialen Handlungs-
optionen vorzustellen. Auch diese Planungen mussten pandemiebedingt verschoben werden.

MITGLIEDER DES ARBEITSKREISES unter www.aerztekammer-hamburg.de

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Ausschüsse | GESUNDHEITSPOLITIK

Thema Digitalisierung in den Fokus
Ausschuss Digitalisierung und Strategien im Gesundheitswesen
Der Ausschuss Digitalisierung und Stra-
tegien im Gesundheitswesen traf sich
im Berichtsjahr dreimal. Der Ausschuss
stimmte dem von der Unterarbeits-
gruppe „Zukunft der Medizin – die gro-
ßen Fragen und Visionen“ erarbeiteten
Thesenpapier zu und legte es dem Vor-
stand der Ärztekammer Hamburg vor.
Dieser signalisierte ebenfalls Zustim-
mung, so dass die Thesen im Juli 2020
im Hamburger Ärzteblatt veröffentlicht
                                             Die mehrteilige Fortbildungsreihe von der Fortbildungsakademie und dem
wurden.
                                             Digitalisierungsausschuss traf auf breite Resonanz
Die Unterarbeitsgruppe konzipierte und
organisierte in Kooperation mit der
Fortbildungsakademie der Ärztekammer
Hamburg zudem eine mehrteilige Fortbildungsreihe zu Themen der Digitalisierung. Auch diese Initiative stieß auf
die Zustimmung des Vorstandes. Die erste Veranstaltung fand bereits im September 2020 mit großer Resonanz statt.
Der Ausschuss lud zudem als externen Referenten den Geschäftsführer der Gesundheitswirtschaft Hamburg (GWHH)
ein, der dem Ausschuss im Dezember die Möglichkeiten der Vernetzung von Gesundheits- und Digitalwirtschaft in
der Hansestadt berichtete und die Ärzteschaft ausdrücklich ermunterte, ihre Expertise einzubringen.
Weitere Themen des Ausschusses waren unter anderem ein Positionspapier zweier CDU-Bundestagsabgeordneter
zur Digitalisierung im Gesundheitswesen, das neu eingeführte elogbuch sowie die Frage nach weiteren externen
Referentinnen oder Referenten. Ausgehend von der Frage der Besitzverhältnisse bei Medizinischen Versorgungs-
zentren befasste sich der Ausschuss außerdem mit dem Thema „Medizin im Spannungsfeld von Freiberuflichkeit und
Kommerzialisierung und will das vertieft auch im kommenden Jahr diskutieren.

MITGLIEDER DES AUSSCHUSSES unter www.aerztekammer-hamburg.de

Hamburger Ärztinnenblatt, lebensphasenangepasste Arbeitsmodelle
Ausschuss Gender in der Medizin
Der Ausschuss traf sich 2020 zu zwei Sitzungen und widmete sich schwerpunktmäßig dem Thema „Ärztinnen in Hamburg“.
Auf Initiative des Ausschusses erschien einmalig eine Ausgabe des Hamburger Ärzteblattes als „Hamburger Ärztinnenblatt“ mit
fast ausschließlichen weiblichen Autorinnen (Februar 2020).
Weitere Themen im Ausschuss waren das erneute Angebot des Wiedereinstiegskurses in den Arztberuf. Das Konzept
wurde zeitlich und inhaltlich überarbeitet. Auch plante der Ausschuss das Angebot einer Wiederauflage der Veranstal-
tung „Lebens- phasenangepasste und familienfreundliche Arbeitszeitmodelle“. Diese wird pandemiebedingt voraus-
sichtlich im Herbst 2021 stattfinden. Darüber hinaus erfolgte u. a. ein intensiver Austausch zu den Themen #metoo,
                                                                                                                              Tä t i g k e i t s b e r i c h t 2 0 2 0

Ombudsstelle, genderspezifische Fortbildungen. Zum Thema Altersvorsorge durch das Versorgungswerk ist Dr. Torsten
Hemker, Vorsitzender des Verwaltungsausschusses des Versorgungswerkes der Ärztekammer Hamburg, einer Einladung
des Ausschusses gefolgt, so dass ein intensiver Austausch erfolgen konnte. Themen wie Beitragssplitting, Beitragsrück-
stellung, Hinterbliebenenversorgung, Kinderbetreuungs-/Elternzeiten, Versorgungsausgleich bei Scheidung und Einzah-
lung von höheren Beiträgen wurden ausführlich erörtert.

MITGLIEDER DES AUSCHUSSES unter www.aerztekammer-hamburg.de

                                                                                                                      15 |
GESUNDHEITSPOLITIK | Suchtpolitik | Digitalisierung

Ärztestatistik
Ende 2020 betrug die Gesamtzahl der Mitglieder der Ärztekammer Hamburg 17.534 – das sind 353 Ärztinnen und
Ärzte mehr als im Vorjahr (+ 2,1 Prozent). Die geringen Verschiebungen innerhalb der Tätigkeitsarten gegenüber 2019
zeigen, dass die Anzahl der im Krankenhaus tätigen Ärztinnen und Ärzte weiterhin absolut zunimmt (um 74), allerdings
mit einem geringeren Anstieg als im Vorjahr. Im niedergelassenen Bereich ist die Anzahl geringfügig gesunken (um
40). Dennoch sind auch im ambulanten Bereich die Arztzahlen leicht gestiegen, wenn man neben den Niederlassungen
auch die Anstellungen im niedergelassenen Bereich berücksichtigt. Hier gab es den Anstieg von 5.198 auf 5.241, ein
Plus von 43.

Kaum Veränderungen
2020 gab es in der Ärztestatistik insgesamt nur geringe Verschiebungen. Der Trend, dass mehr Ärztinnen tätig sind,
hält an. Die Zahl der Ärztinnen stieg um 2,4, die der Ärzte um 1,7 Prozent. Die nachfolgenden Diagramme beinhalten
die Aufteilung der Mitglieder nach Tätigkeitsarten und Geschlecht. Weitere Statistiken – etwa nach Facharztgruppen
und deren Anzahl in Hamburg – sind auf der Homepage der Ärztekammer unter uwww.aerztekammer-hamburg.de
(Stichwort: Statistik) veröffentlicht.

    Ärztinnen und Ärzte in Hamburg (31.12.2020)

    Ohne Tätigkeit: 3.603 (20 %)                                                    Sonstige Tätigkeit: 1.916 (11 %)

                                                                                 Angestellt ambulant: 1.881 (11 %)

                                                       17.534
                                                       100%
    Im Krankenhaus: 6.774 (39 %)                                                      Niedergelassen: 3.360 (19 %)

                           Ärztinnen                                                  Ärzte

     1.734 (20 %)                             918 (11 %)       1.869 (22 %)                               908 (10 %)

                                             1.219 (14 %)                                                   662 (8 %)
                              8.848                                                     8.686
                              100%                                                      100%
    3.453 (39 %)                             1.434 (16 %)      3.288 (38%)                              1.926 (22 %)

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Statistik | GESUNDHEITSPOLITIK

        Weiterbildung, Fortbildung
           und MFA-Ausbildung

Weiterbildung                            Fortbildung                                MFA
Zu den zentralen Aufgaben der Ärz-       Das Angebot der Fortbildungsakademie       Die Ärztekammer Hamburg ist nach
tekammer gehört die Weiterbildung        der Ärztekammer umfasst Vortragsrei-       dem Berufsbildungsgesetz zuständig
von Ärztinnen und Ärzten. Die Ab-        hen, Sonderveranstaltungen und Semi-       für die Ausbildung im Beruf Medizini-
teilung Weiterbildung berät, begleitet   nare und sorgt dafür, dass Ärztinnen und   sche Fachangestellte (MFA). Sie führt
und betreut alle Hamburger Ärztinnen     Ärzte stets medizinisch up to date sind.   in intensiver Zusammenarbeit mit der
und Ärzte auf ihrem Weg zur Fachärztin   Die Akademie erkennt Fortbildungsver-      Beruflichen Schule für medizinische
/ zum Facharzt oder anderen Bezeich-     anstaltungen an und vergibt Punkte, mit    Fachberufe die Zwischen- und Ab-
nungen. Im Fokus 2020 stand die No-      denen Ärztinnen und Ärzte ihre Fortbil-    schlussprüfungen durch und berät
vellierung der Weiterbildungsordnung.    dungsverpflichtung nachweisen können.      Auszubildende.

Ärztliche Weiterbildung
                   in der Ärztekammer Hamburg
Die Ärztliche Weiterbildung wird mit der Anerkennung zur Fachärztin / zum Facharzt abgeschlossen. Die Weiterbildung
erfolgt unter Anleitung erfahrener Ärztinnen und Ärzte, die zur Weiterbildung befugt sind. Jede Weiterbildung wird
mit einer Prüfung abgeschlossen. Rechtsgrundlage ist die Weiterbildungsordnung (WBO).
                                                                                                                            Tä t i g k e i t s b e r i c h t 2 0 2 0

Statistik der Weiterbildungsprüfungen

2020 haben 965 Ärztinnen und Ärzte (2019: 1.077) durch Prüfungen eine Facharztbezeichnung, Schwerpunkte oder
Zusatzbezeichnungen erworben sowie Kenntnis- oder Fachsprachenprüfungen erfolgreich abgelegt. Insgesamt wurden
1.097 (2019: 1.253) Prüfungen von ehrenamtlich tätigen Prüferinnen und Prüfern abgenommen (Übersicht dazu S. 18).
Die Durchfallquote hat sich gegenüber dem Vorjahr weiterhin von 13,8 Prozent auf 11,7 Prozent verringert. Im Anhang
(uS. 44ff) sind die Prüfungen nach Facharztbezeichnungen, Gebieten, Schwerpunkten, Zusatz-Weiterbildungen und
Fachkunden veröffentlicht.

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