Tätigkeits bericht - Wiener Umweltanwaltschaft

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Tätigkeits bericht - Wiener Umweltanwaltschaft
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Tätigkeits
     bericht
   2016/17
     1
Tätigkeits bericht - Wiener Umweltanwaltschaft
›› Inhaltsverzeichnis

        Vorwort

        In aller Kürze

        Arbeitsschwerpunkte – wichtigste Projekte

        Stadtökologie
        Wien wächst Stadtentwicklung, Grünräume und Klimawandel ......................................................................................                                     09
        Smart City....................................................................................................................................................................     15
        Mobilität ......................................................................................................................................................................   15

        Naturschutz
        Wildes Wien – unsere Wildtiere ....................................................................................................................................                17
        Vogelanprall an Glasflächen.........................................................................................................................................               19
        Baumschutz................................................................................................................................................................         20
        Lichtverschmutzung ....................................................................................................................................................            21
        Umweltbildung ............................................................................................................................................................         22

        Ressourcenmanagement
        PUMA .........................................................................................................................................................................     25
        „ÖkoKauf Wien“...........................................................................................................................................................          27
        Abfallwirtschaft............................................................................................................................................................       28
        Energie .......................................................................................................................................................................    29

        Umwelt und Gesundheit
        WIDES-Datenbank.......................................................................................................................................................             30
        Chemiepolitik und Kreislaufwirtschaft...........................................................................................................................                   31
        Mobilfunk....................................................................................................................................................................      33

        Die Wiener Umweltanwaltschaft als Atomschutzbeauftragte für Wien
        Staatliche Beihilfen für KKW.........................................................................................................................................              34
        Bilaterale Nuklearexpertentreffen ................................................................................................................................                 34
        Stellungnahmen ..........................................................................................................................................................          35
        Veranstaltungen ..........................................................................................................................................................         36
        EURATOM ..................................................................................................................................................................         37
        Publikationen ..............................................................................................................................................................       37
        Fachexpertise der WUA ...............................................................................................................................................              38
        CNFE – Antiatomnetzwerk ...........................................................................................................................................                38

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›› Inhaltsverzeichnis

        Vernetzung der Landesumweltanwaltschaften Österreichs
        Treffen der LandesumweltanwältInnen ........................................................................................................................                      39
        VertreterInnen der Europäischen Kommission im Europahaus......................................................................................                                    39
        Gemeinsame Stellungnahmen und Initiativen ..............................................................................................................                          39

        BürgerInnen-Service
        WUA und Bürgerinitiativen...........................................................................................................................................              42
        Beratungen zu Bäume – Tiere – Natur..........................................................................................................................                     42
        Beratungen zu Flächenwidmungen – SUP – UVP ........................................................................................................                               44
        Beratungen zu Lichtverschmutzung – Energie – Lärm ..................................................................................................                              45
        Beratungen zu Umwelt und Gesundheit ......................................................................................................................                        46
        Große Verfahren zur Öffentlichkeitsbeteiligung..............................................................................................................                      47

        Begutachtungen und Verfahren
        Teilnahme an Verfahren und Wahrnehmung der Parteistellung ....................................................................................                                    49
        Verfahren nach Wiener Landesgesetzen.......................................................................................................................                       49
        Verfahren nach dem Wiener Naturschutzgesetz – exemplarisch ...................................................................................                                    49
        Strategische Umweltprüfung .......................................................................................................................................                50
        Flächenwidmung ........................................................................................................................................................           50
        UVP-Verfahren ............................................................................................................................................................        51
        Begutachtungen von Gesetzen und Verordnungen.......................................................................................................                               52
        Sonstige Verfahren ......................................................................................................................................................         54

        In eigener Sache und Öffentlichkeitsarbeit
        Geschäftsfälle..............................................................................................................................................................      56
        Budget ........................................................................................................................................................................   56
        Personal......................................................................................................................................................................    56
        Kommunikation und Vernetzung..................................................................................................................................                    56
        Öffentlichkeitsarbeit.....................................................................................................................................................        56

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›› Impressum

      Impressum
      Medieninhaberin, Herausgeberin und Redaktion:
      ­Wiener Umweltanwalt­schaft, Muthgasse 62, 1190 Wien
       • Tel.: 01/37979/0 • E-Mail: post@wua.wien.gv.at •
       ­www.wua-wien.at • Gestaltung: buerobrauner.at •
        Druck: Gugler, 3390 Melk • Fotos: Cover und Seite 55:
        Popp/Hackner, Seite 8 und Seite 48: iStockphoto.com­
        Seite 41: A. Brezansky

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Tätigkeits bericht - Wiener Umweltanwaltschaft
Dr. Andrea Schnattinger
                                                                           Wiener Umweltanwältin
›› Vorwort

                                                                                                     © Nik
       Vorwort

                                                                                                          oF
                                                                                                            or m
                                                                                                                an
       I ch freue mich sehr, Ihnen den Bericht der Wiener Um-          städtische Systeme

                                                                                                                  ek
         weltanwaltschaft (WUA) für den Zeitraum 2016/2017             besonders in Wachs-
       vorlegen zu können.                                             tumsphasen im Gleichge-
                                                                       wicht zwischen Effizienz und Puf-
       Wien ist eine sehr lebendige Stadt, die weit über ihren         ferung/Elastizität/Sicherheit sein, um al-
       Ruf hinaus modern und innovativ ist, adaptiv bei Verän-         le BewohnerInnen teilhaben zu lassen. Die
       derungen reagiert und nicht umsonst Auszeichnungen              WUA setzt sich in diesem Zusammenhang be-
       für die Lebensqualität erhält. Die WUA setzt sich dafür         sonders für die Sicherung von zusätzlichem Grünraum
       ein, die Ziele einer hohen Umwelt- und Lebensqualität für       ein, wie zum Beispiel dem „Wienerwald Nordost/Norbert
       ­alle Menschen in einem wachsenden Wien zu erreichen.           Scheed Wald“ und der Spange, die diese Bereiche im Os-
        Dafür brauchen wir zahlreiche KooperationspartnerInnen.        ten Wiens mit dem Bisamberg verbindet. Damit wird den
        Ich bedanke mich daher bei allen AkteurInnen, die mit          WienerInnen ein hochwertiger Erholungsraum zur Verfü-
        uns im Sinne von Umweltqualität und Nachhaltigkeit ge-         gung stehen, der auch stadtökologische Funktionen er-
        meinsame Anliegen unterstützen und durchsetzen.                füllt, wie Naturraum und Milderung des Klimawandels.
                                                                       Da die Flächen viele höchst notwendige stadtökologische
       Die Aufgaben und Ziele der WUA sind sowohl durch die            Funktionen erfüllen müssen, wie Erholungsraum, Natur-
       Vorgaben des Wiener Umweltschutzgesetzes 1993 defi-             raum, Abkühlung und Frischluftreservoir zur Milderung
       niert, als auch aus dem obersten Ziel „höchste Umwelt-          des Klimawandels, Landwirtschaft, dürfen sie nicht zu
       und Lebensqualität für Wien“ entwickelt. Die Arbeits-           knapp bemessen sein. Der grenzüberschreitende Kon-
       schwerpunkte tragen zur nachhaltigen Entwicklung Wiens          sens mit Niederösterreich gewinnt an Bedeutung.
       bei, bringen einen starken stadtökologischen Standpunkt
       dazu ein und unterstützen die Strategien der Stadt Wien.        Die Erfahrung hat gezeigt, dass je frühzeitiger die Umwelt­
                                                                       anwaltschaft in Strategien, Projekte oder Verfahren ein-
       Die Frage, wie gelingt es in dem Themenkomplex „Wach-           gebunden wird, umso eher können Konflikte im Vorfeld
       sende Stadt“ Umwelt- und Naturschutzanliegen unterzu-           identifiziert werden und zu besseren Lösungen im Kon-
       bringen, erfordert Kreativität und Kooperation, sehr gute Ar-   sens führen. Dass die WUA zum Mittel der Berufung und
       gumente sachlich und rechtlich, sowie Kenntnisse und Ver-       Beschwerdeerhebung greifen muss, ist daher nur im Aus-
       netzung in Wissenschaft und Forschung bei der Beantwor-         nahmefall notwendig.
       tung. Warum das notwendig ist zeigt zum Beispiel der auch
       in Wien bemerkbare Klimawandel mit mehr Hitzetagen. Der         Dieser Bericht wendet sich in erster Linie an politische
       gesamte Fragenkomplex „Wie hält Wien den in vielen Studi-       EntscheidungsträgerInnen, an interessierte Bürger­
       en dokumentierten Vorsprung in Umwelt- und Lebensqua-           Innen und an unsere KooperationspartnerInnen in
       lität unter geänderten Rahmenbedingungen?“ steht weiter         Verwaltung, NGOs, Wissenschaft und Interessensver-
       wie in den letzten Jahren im Zentrum unserer Arbeit.            tretungen. Die Arbeit der Wiener Umweltanwaltschaft
                                                                       wird damit möglichst vielen Interessierten zugänglich
       In Wien wurden sehr gute Voraussetzungen geschaffen,            gemacht. Ich danke den Landtagsabgeordneten aller
       denkt man an die effizienten Strukturen für Ver- und Ent-       Fraktionen für ihr Interesse an Umweltthemen und an
       sorgung und Mobilität. Die hohe Bebauungsdichte erlaubt         der Arbeit der WUA und ich lade Sie ein, sich laufend
       auf der beschränkten Stadtfläche große Naherholungsge-          über unsere Tätigkeit zu informieren, sei es direkt, über
       biete und vielfältige Grünräume, die eine „nachhaltigere“       unsere Website www.wua-wien.at,
                                                                                        ­­                 auf facebook, oder
       Lebensweise, Gärten, Landwirtschaft, eine Milderung der         mit unserer Zeitung „umweltstadt“.
       Auswirkungen des Klimawandels und Natur in der Stadt
       ermöglichen.                                                    Ein besonderer Dank geht an meine motivierten und en-
                                                                       gagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihre Ar-
       Aus der Betrachtung von städtischen Systemen wird je-           beit und unseren Auftrag für Mensch, Natur und Umwelt
       doch klar, dass Effizienz vor allem in Hinblick auf den Res-    tätig zu sein, professionell und persönlich mit außeror-
       sourcenverbrauch sehr wichtig ist. Systeme dürfen nicht         dentlichem Einsatz erfüllen.
       zu nahe an den Systemgrenzen arbeiten, das heißt ohne
       Puffer. Eine Pufferwirkung aufrecht zu erhalten, auch bei
       Wachstum, ist meist sinnvoll. Wien hat in diesem Bereich
       eine große Tradition, z. B. bei der Entwicklung der Trink-
       wasserversorgung, die im Wesentlichen keine externe En-
       ergiezufuhr braucht und Wachstum erlaubt. Unsere groß-
       en Grün- und Naturräume, in denen eine Nachtabkühlung
       noch tatsächlich erfolgt, wirken als Puffersysteme für das      Mag.a Dr.in Andrea Schnattinger
       Stadtklima. Im Sinne der Resilienz, also der Widerstands-       Wiener Umweltanwältin
       fähigkeit auf einem Niveau hoher Lebensqualität, müssen

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Tätigkeits bericht - Wiener Umweltanwaltschaft
›› In aller Kürze

In aller Kürze
                                                                     Lebensräume gesichert. Vielen Dank dafür! In Koopera-
                                                                     tion mit dem Verein „Umweltspürnasen“ hat die WUA
                                                                     sogenannte „Gstett‘nführungen“ angeboten. Im Rahmen
                                                                     dieses Programms erleben Kinder Wildnisflächen in der
                                                                     Nähe ihrer Schule oder ihres Horts. In diesem Zusam-

        D    ie Wiener Umweltanwaltschaft (WUA) wurde durch
             das Umweltschutzgesetz 1993 als weisungsfreie und
        unabhängige Einrichtung des Landes Wien geschaffen.
                                                                     menhang werden der beliebte „Gstett’nführer“ und die
                                                                     Broschüre „Natur ist genau meins. Tipps für meine per-
                                                                     sönliche Grünoase“ der WUA sehr gerne angenommen.
        Das oberste Ziel der Umweltanwaltschaft ist, im Sinne der
        Wiener Bevölkerung, die Interessen des Umweltschutzes        Zu den Themen Bauen & Wildtiere, Vogelanprall an
        zu vertreten und zu wahren. Sie reagiert mit fachkundiger    Glasflächen und Lichtverschmutzung schult die WUA
        Information und Beratung auf Anfragen und Beschwer-          ArchitektInnen und TechnikerInnen in Ausbildung. Von
        den der Wienerinnen und Wiener. Die WUA arbeitet in          Bürger­Innen wird die WUA sowohl bei Einfamilienhäu-
        engem Dialog mit vielen KooperationspartnerInnen für         sern als auch bei großen Bauprojekten um Rat gefragt.
        die Umweltqualität in Wien. Auf allen Ebenen setzt sie
        sich strategisch für den Vorsorgegedanken im Umwelt-         Die beliebte Ausstellung zum Thema „Wildtiere an Ge-
        schutz ein.                                                  bäuden“ wurde im Berichtszeitraum gemeinsam mit der
                                                                     MA 49 im Nationalparkhaus Lobau ausgestellt. Mit dem
        Der Fokus unserer Arbeit lag 2016 und 2017, neben            Kooperationspartner ÖBB konnten wir die Ausstellung in
        vielen anderen wichtigen Themen, auf den Gebieten            der Zentrale der ÖBB-Infrastruktur zeigen und gemein-
        Stadtentwicklung – Wien wächst – Mehr Grünraum, An-          same Inhalte darstellen.
        ti-Atom, Anpassung an den Klimawandel und Natur in
        der Stadt.                                                   Ressourcenmanagement PUMA
                                                                     und „ÖkoKauf Wien“
        Im Berichtszeitraum erschienen drei Ausgaben der be-
        liebten WUA-Publikation „umweltstadt“. Folgende In-
                                                                     PUMA hat auch in den letzten beiden Jahren wieder ei-
        halte wurden – zusätzlich zu Informationen zu aktuellen
                                                                     ne Fülle von Maßnahmen flächendeckend umgesetzt.
        Umweltthemen – schwerpunktmäßig bearbeitet: Stadt
                                                                     Der Schwerpunkt „PUMA Schulen“ sieht zahlreiche
        im Wandel – cool bleiben; Sackgasse Kernenergie –
                                                                     Maßnahmen in den Bereichen Energie, Abfallwirtschaft,
        schmutzig­, teuer, gefährlich; Blühende Fantasien! – von
                                                                     Mobilität, Einkauf und Bewusstseinsbildung vor. Im Be-
        blühenden Spielplätzen und fantasievollen Kindern
                                                                     richtszeitraum konnten acht Schulen als PUMA-Schule
                                                                     ausgezeichnet werden. PUMA hat ermöglicht, dass 2016
        In den Jahren 2016 und 2017 behandelte die WUA
                                                                     und 2017 insgesamt 140 Lehrlinge der Stadt Wien den
        2.974 protokollierte Akte und zahlreiche nicht protokol-
                                                                     „energie-­führerschein“ absolvieren konnten.
        lierte Auskünfte.
                                                                     Auch in das Programm „ÖkoKauf Wien“ bringt die WUA
        Stadtökologie                                                in einigen Arbeitsgruppen ihre umfassenden Expertisen
                                                                     ein. Hier sind die Ergebnisse der Arbeitsgruppe „Desin-
        Die WUA hat an der Gestaltung der Fachkonzepte zum           fektion“ – die auch internationale Anerkennung findet –
        „STEP 2025“ intensiv beigetragen. Schwerpunkt war der        besonders hervorzuheben.
        Erhalt der Grünräume bzw. der Einsatz für neue Erholungs-
        flächen und Freiräume in Wien. Hauptziele dabei sind: Mehr
                                                                     Umwelt und Gesundheit
        Platz für Menschen, Wohnen und Freiraum im Gleichge-
        wicht, mehr Biodiversität, erlebbare Landschaft und regio-
                                                                     Die WIDES-Datenbank ermöglicht Desinfektionsmittel
        nale Produktion, besseres Stadtklima im Klimawandel.
                                                                     auszuwählen, welche bei gleicher Wirksamkeit gegen-
                                                                     über definierten Keimen am umweltschonendsten und
        Naturschutz                                                  gesundheitlich am unbedenklichsten sind. 2016 hat ein
                                                                     ökologisches Monitoring der Desinfektionsmittel-Aus-
        Die Bewusstseinsbildung für Stadtwildnis und Artenviel-      wahl gezeigt, dass bereits sehr schonende Produkte
        falt – vor allem bei Kindern – ist der WUA ein großes An-    verwendet werden. Durch die Beratung der WUA sind
        liegen, sodass die bekannten und langjährigen Projekte       mikrobizide Seifen in Schulen nicht zur Anwendung ge-
        erfolgreich fortgesetzt wurden. Im Schmetterlingsprojekt     kommen – ­schon bevor sie kurze Zeit später von der Eu-
        Vanessa konnten rund 1500 Kinder auf der Schmetter-          ropäischen Chemikalienbehörde von der weiteren Zulas-
        lingswiese im Donaupark begrüßt werden. Seit Beginn          sung ausgeschlossen wurden. Die WUA arbeitet intensiv
        dieses Projekts konnten wir über 7000 Kindern ein be-        an Arbeitsgruppen des Gesundheitsministeriums zu den
        sonderes Naturerlebnis bieten. Zusätzlich wurden auf         Themen „Rahmengesundheitsziele“ und „Schutz vor
        der Wiese durch den Einsatz von Lehrlingen des Einzel-       hormonschädigenden Chemikalien“ mit. 2017 hat sich
        handels im Rahmen der Aktion „72h ohne Kompromiss“           die WUA mit einer Studie und Medienarbeit vehement
        und mit Unterstützung einer Pfadfindergruppe weitere         gegen Desinfektion im Haushalt ausgesprochen.

   6
›› In aller Kürze

        Ein weiterer Schwerpunkt seit vielen Jahren ist der Mobil­   BürgerInnenservice
        funk. Im Berichtszeitraum hat die WUA an Sitzungen der
        Mobilfunkkommission teilgenommen und steht Bürger­           BürgerInnen werden von der WUA als ExpertInnen im
        Innen zur Beratung zur Verfügung. Eine Zunahme der           eigenen Lebensumfeld geschätzt. Die Beratungen der
        Emissionen aus dem Mobilfunk ist vor allem auf den stei-     WUA sind vielfältig und reichen vom Baumschutz über
        genden Datenverkehr (LTE) zurückzuführen.                    Mobilfunk bis zu Anti-Atomthemen. Auch Bürgerinitia-
                                                                     tiven wenden sich an die WUA und erhalten sachliche
        Die WUA als Atomschutz-                                      Informationen zu ihren jeweiligen Anliegen.
        beauftrage Wiens
                                                                     Die WUA nimmt regelmäßig am Mistfest der MA 48,
        Im Jahr 2017 hat die Europäische Kommission das Bei-         dem Tag der Artenvielfalt und den Artenschutztagen in
        hilfenverfahren zum KKW Paks entschieden. Wie schon          ­Schönbrunn teil. Im Rahmen dieser Events informieren
        beim KKW Hinkley Point hat die WUA auf ihre Studie zur        wir die Wienerinnen und Wiener über die Wichtigkeit von
        Unwirtschaftlichkeit der Verwendung öffentlicher Gelder       Naturräumen, Vogelanprall an Glasflächen oder geben
        für neue KKW (Renewable Energy versus Nuclear Power)          Tipps zur Ausgestaltung von igel- und vogelfreundlichen
        hingewiesen. Die WUA hat sich gemeinsam mit den an-           Gärten. Ebenso werden auch rechtliche Fragen und er-
        deren Österreichischen Umweltanwaltschaften in einem          neuerbare Energien thematisiert.
        Brief an die zuständigen MinisterInnen für eine fristge-
        rechte Klage Österreichs gegen die Subventionen zur Er-      Begutachtungen und Verfahren
        weiterung des KKW Paks ausgesprochen.
                                                                     Die WUA war in eine Vielzahl von Verfahren und Begut-
        Im UVP Verfahren von bis zu zwei Reaktoren am Stand-         achtungen von Gesetzen und Verordnungen eingebun-
        ort Dukovany hat die WUA eine kritische gemeinsame           den. Es sind im Berichtszeitraum 1015 Verfahren nach
        Stellungnahme der Atomschutzbeauftragten aller Bun-          der Wiener Bauordnung, 268 Verfahren nach dem Wie-
        desländer koordiniert. Musterstellungnahme für Bürger­       ner Naturschutzgesetz und 465 Verfahren nach dem
        Innen wurde zur Verfügung gestellt.                          Wiener Elektrizitätswirtschafts- und Ökostromgesetz zur
                                                                     Prüfung eingelangt. Zusätzlich wurden UVP-Verfahren
        Zum Gedenkjahr 30 Jahre Tschernobyl und 5 Jahre              bearbeitet. Gemeinsam mit allen anderen Landesum-
        ­Fukushima fand im April 2016 im Wappensaal des Wie-         weltanwaltschaften wurden Stellungnahmen zum Ver-
         ner Rathauses eine Fachveranstaltung zu den beiden          waltungsreformgesetz und zur Änderung der Gewerbe-
         Reaktorkatastrophen statt. Besonders berührend wa-          ordnung abgegeben. Bemängelt wurde die unsachliche
         ren die Berichte der Zeitzeugen der Katastrophen. Ein       Einschränkung der Parteistellungen.
         von der WUA unterstütztes und der Umweltorganisation
         ­Global 2000 organisiertes Benefizkonzert zu Gunsten der    Budget
          Tschernobyl-Kinder-Hilfe rundete das Gedenken ab. In
          Zusammenarbeit mit dem Institut für Sicherheits- und       Der WUA standen in den Jahren 2016 und 2017 jeweils
          Risikoforschung der Universität für Bodenkultur wurden     245.000 Euro zur Verfügung.
          zwei Wiener Nuklearsymposien abgehalten, wobei das
          Symposium zu „Europas alternder Kernreaktorflotte“ die
          Sicherheitsrisiken besonders eindrucksvoll aufzeigte.
          Die WUA koordinierte in fachlicher Hinsicht den Wiener
          ­Anti-Atomgipfel.

        Kommunikation und Vernetzung
        Unsere wichtigsten KooperationspartnerInnen sind ne-
        ben allen Magistratsabteilungen, alle jene Organisati-
        onen und Initiativen für die Umwelt- und Naturschutz
        und Stadtentwicklung wichtige Themen sind. Beispiele
        reichen von den Umweltanwaltschaften der anderen
        Bundesländer über Universitäten und Interessensvertre-
        tungen bis zu NGOs und Institutionen, die sich mit Ge-
        sundheit und Konsumentenschutz beschäftigen.

        Mit den anderen Umweltanwaltschaften und NGOs hat
        sich die WUA mit verstärkter Medienarbeit zu UVP-Ge-
        setz, Gewerbeordnung und Baumschutz an die Öffent-
        lichkeit gewandt.

   7
Arbeitsschwerpunkte –
		 wichtigste Projekte
›› Arbeitsschwerpunkte – wichtigste Projekte                                                              Stadtökologie

  Stadtökologie
                                                                    • Vernetzung von Grün- und Freiräumen zum umwelt-
                                                                      freundlichen Zugang für Menschen und zur Bio-
                                                                      topvernetzung

  Wien wächst – Stadt­
                                                                    • Sicherung von landwirtschaftlichen Flächen (Evalu-
                                                                      ierung des agrarstrukturellen Entwicklungsplans) mit

  entwicklung, Grünräume                                              dem Ziel eine hochwertige Stadtlandwirtschaft zu er-
                                                                      halten

  und Klimawandel                                                   • Förderung des Umweltverbundes mit dem Schwer-
                                                                      punkt der fußläufigen Vernetzung und der Qualität

       D     er globale Klimawandel hat bereits begonnen
             und hat in den letzten Jahrzehnten auch in Wien
        zu einer Erwärmung geführt. So hat sich die Jahres-
                                                                      des Öffentlichen Verkehrs (ÖV)

                                                                    • Attraktivierung des Rad- und Fußverkehrs und Ver-
        durchschnittstemperatur Wiens in den letzten vier             meidung von Konflikten zwischen den NutzerInnen
        Jahrzehnten bereits um etwa 2° C erhöht. Auch Wet-            des Umweltverbunds
        terextreme wie Hitzewellen, Starkregen- und Hagel­
        ereignisse, Trockenperioden oder Stürme werden auf-
        grund des Klimawandels häufiger und heftiger. Städte        Mehr Grünraum – WIN-
        sind aufgrund der hohen Dichte an Infrastruktur und         WIN für WIENer/innen
        einem zur zusätzlichen Erwärmung führenden hohen
        Versiegelungsgrad vom Klimawandel in besonderer             Eine großzügige Erweiterung der Grünräume ist gera-
        Weise betroffen. Zusätzliche lokale Erwärmung – Stich-      de in der Phase des Bevölkerungswachstums notwen-
        wort Wärmeinseleffekt – soll im Sinne der Erhaltung der     dig um Erholung in hoher Qualität und guter Erreich-
        Lebensqualität vermieden werden.                            barkeit auch weiter allen WienerInnen zu ermöglichen.
                                                                    Die WUA setzt sich daher besonders für Erhalt und die
        Der Zuwachs an Menschen verursacht vermehrten Be-           Erweiterung von Grün- und Freiräumen ein. Um die
        darf an Gebäuden, an Infrastruktur und im Besonde-          Vielfalt der Stadtnatur und die klimatische Qualität der
        ren an Frei- und Grünraum. In der Hitze ist jede/r froh     Stadt für aktuelle und zukünftige Wienerinnen und Wie-
        über zugängliche, vielfältige Grünräume und Gewässer        ner erhalten zu können, müssen wir jetzt die richtigen
        mit Wiesen und „richtigem“ Schatten unter Bäumen.           Handlungen setzen.
        Die Wiener Grünräume werden geschätzt, genutzt und
        mit Lebensqualität verbunden (auch 30 % der Touristen       Die großen Grünräume Wiens sind unverzichtbar in ih-
        nennen die Wiener Grünräume als ein Motiv für einen         rer Pufferwirkung für das Stadtklima und als Reservoir
        Wienbesuch). All das innerhalb der Stadtgrenze Wiens        für die Stadtnatur. Wien ist in der glücklichen Lage, dass
        in hoher Qualität zur Verfügung zu stellen, ist eine sehr   es auf Grünstrukturen zurückgreifen kann, die konse-
        komplexe Aufgabe auf sehr begrenzter Fläche.                quent von der Vergangenheit bis heute geschaffen wur-
                                                                    den. Es ist eine gemeinsame Aufgabe der Stadt darauf
        Die wichtigste Aufgabe ist es, die hohe Lebensqualität      zu achten, dass diese nicht im Zuge von Stadterweite-
        für alle BewohnerInnen Wiens weiterhin zu erhalten          rung und Stadtverdichtung so reduziert werden, dass
        und zugänglich zu machen.                                   sie ihre Funktionen nicht mehr wahrnehmen können.
                                                                    Diese Strukturen sind es, die jetzt in den Hitzesommern
        Die WUA hat sich in vielen Gesprächen, Arbeitsgrup-         für Abkühlung sorgen und es Wien hoffentlich auch
        pen und Stellungnahmen für folgende Kernpunkte ein-         in Zukunft ermöglichen werden, dem Temperaturan-
        gesetzt:                                                    stieg entgegenzuwirken und für alle ein angenehmeres
                                                                    Stadtklima zu sichern.
        • Sicherung bestehender Grün- und Erholungsräume
          (Nationalpark Donauauen, Biosphärenpark Wiener-           Unklar ist, wie „anpassungsfähig“ die städtischen
          wald, Donauinsel, Goldberg, Bisamberg usw.) sowie         Grünräume selbst an Hitze und Trockenheitsperioden
          Erweiterung des Grüngürtels, mit dem Ziel zusätz-         mit veränderten Regenereignissen eigentlich sind. Ein
          licher Bevölkerung ausreichende Erholungsflächen          Wegfall alten Baumbestandes innerhalb der Stadt hätte
          und Freiräume zur Verfügung zu stellen, (neue Er-         jedenfalls schwerwiegende Konsequenzen für den Wär-
          holungsräume im NO Wiens, Norbert-Scheed-Wald,            meinseleffekt, bedenkt man die Verdunstungsleistung
          „grenzüberschreitende“ Grünräume zwischen Wien            eines großen Baumes mit bis zu 1000 Liter pro Tag.
          und Niederösterreich)
                                                                    Die großen Grünräume sind auch jene Reservoirs, aus
        • Hochwertiger Grün- und Freiraum muss äquivalent           welchen sich die nahezu flächendeckende Artenvielfalt
          zur höheren Bevölkerungsdichte wohnungsnah ge-            Wiens speist, sichtbar wird sie in den vielfältige Grün-
          schaffen werden                                           strukturen im bebauten Gebiet. Es ist definitiv unser
                                                                    aller Aufgabe bewusst ergänzende, ähnlich robuste (im-

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›› Arbeitsschwerpunkte – wichtigste Projekte                                                               Stadtökologie

        merhin besteht ein Teil schon seit mehr als 100 Jahren!)      men mit dem Menschen und städtischen Strukturen
        übergeordnete Grünräume und hochwertige Grünstruk-            nicht nur zurecht, sondern werden sogar gefördert.
        turen der Stadt zu schaffen bzw. zu erhalten.                 Der Wegfall von Jagd, Pestiziden sowie die Vielfalt von
                                                                      Gärten und Stadtlandschaften schaffen auch vielfältige
        Die Vorteile Wiens, als eine entsprechend mit Grün-           Lebensräume. Dafür ist es aber wichtig, dass die Gär-
        räumen ausgestatteten Stadt, werden hier zusammen-            ten und Stadtlandschaften auch entsprechend gestal-
        gefasst:                                                      tet werden und bleiben und Wildnis zugelassen wird.
                                                                      Ein „Ausräumen und Beleuchtung aus Sicherheitsgrün-
        Mehr Platz für Menschen                                       den“ und Angst vor Wildtieren ist kontraproduktiv und
                                                                      schadet.
        Wien wächst – Wien wird „jünger“ und älter zugleich.
        Das Durchschnittsalter in Wien ist niedriger als in den       WUA, MA 22 – Umweltschutz, MA 42 – Wiener Stadt-
        Bundesländern. Auch die Geburtenrate ist angestiegen.         gärten, MA 45 – Wiener Gewässer und MA 49 – Land-
        Die Entwicklung der Bevölkerung zeigt in den kommen-          und Forstwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien sorgen für
        den Jahren sowohl ein Anwachsen der Gruppe der Kin-           Informationen und mit verschiedenen Maßnahmen und
        der und Jugendlichen als auch der Gruppe der älteren          Projekten für Sicherung und Erweiterung von Lebens-
        Menschen. Beide Gruppen benötigen im Besonderen               räumen und Artenvielfalt.
        fußläufig erreichbare Grünräume mit vielfältigen Qua-
        litäten. Dieser Umstand muss bei der Verortung, der           Erlebbare Landschaft und
        Qualität und der Erreichbarkeit künftiger Frei- und
                                                                      regionale Produktion
        Grünräume berücksichtigt werden.
                                                                      Oft unterschätzt ist die Bedeutung der Landwirtschaft
        Wohnungsnahem Grünraum kommt für Personen mit
                                                                      in Wien. Wenn auch die Wiener Landwirtschaft nicht
        geringer Mobilität große Bedeutung zu und darf daher
                                                                      alle BewohnerInnen ernähren kann, sind Gemüse und
        nicht vernachlässigt werden. Wichtig ist daher zum Bei-
                                                                      Weinbau doch nennenswerte Größen in Wien. Die im
        spiel, dass wohnungsnaher Grün- und Freiraum auch
                                                                      Agrarstrukturellen Entwicklungsplan ausgewiesenen
        wirklich nutzbar bleibt und nicht durch A  ­ bstellplätze­,
                                                                      Flächen sollen weiter für Landwirtschaft und Gartenbau
        Lüftungsanlagen, zu geringe Überschüttung oder
        ­
                                                                      zur Verfügung stehen. Viele Menschen heben entdeckt
        höchst ungünstige Schallverhältnissen die Nutzung
                                                                      selbst zu gärtnern. Selbsternteparzellen und Nachbar-
        unmöglich wird.
                                                                      schaftsgärten, „Gartln in Wien“ sind wichtige Ergän-
                                                                      zungen zu Landwirtschaft und Gartenbau.
        In der Praxis werden bisher bestehende kleinere Grün-
        und Freiräume häufig für Erweiterungen von Schulen,
        Kindertagesheimen oder Pflegeheimen benötigt. In die-         Besseres (Stadt)-
        sen Fällen ist es besonders wichtig bei den Erweite-          Klima im Klimawandel
        rungen auch sichere begrünte (Dach)-Terrassen als Er-
        satzfreiräume mit einzuplanen.                                In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass während
                                                                      sommerlicher Hitzewellen durch den „Wärmeinselef-
        Sowohl die großen als auch kleine, verbindende Grün-          fekt“ die innerstädtischen Temperaturen in Wien bis zu
        räume, sind für die Gesamtqualität der Stadt von im-          10° C über jenen des umliegenden Grünlandes liegen.
        menser Bedeutung, denkt man an den kühlenden Ef-              Die für die Menschen so notwendige nächtliche Abküh-
        fekt im Hochsommer, Freiraum und Entspannung di-              lung fällt in solchen Wärmeinseln deutlich geringer aus.
        rekt vor der Haustür und Abschirmung vom Verkehr.             Wien weist auf Grund des Grüngürtels eine relativ gute
                                                                      nächtliche Durchlüftung auf. Dennoch bestehen zwi-
        Mehr Biodiversität                                            schen Stadtzentrum und Stadtrand Temperaturunter-
                                                                      schiede von bis zu 7° C.
        Wien ist eine Stadt mit hoher biologischer Vielfalt und
        soll es auch bleiben. Großflächige Veränderungen, wie         Eine der einfachsten Möglichkeiten der Überhitzung
        die Verminderung der Insektenfauna („Insektenster-            von Städten und der damit verbundenen Beeinträchti-
        ben“) haben auch Auswirkungen auf Wien, bedenkt               gung der Menschen zu begegnen, ist die systematische
        man nur wie viele Insekten Vogeleltern brauchen um            Bepflanzung von Städten. An erster Stelle sind Bäume
        Junge groß zu ziehen, und dass Insekten als Bestäuber         und Sträucher genannt, die aber entsprechenden Platz
        für viele (Kultur)-Pflanzen notwendig sind.                   brauchen. Besonders für Stadt- bzw. „Straßen“-Bäume
                                                                      sollte in den nächsten Jahren mehr Platz vorgesehen
        Der Lebensraum Stadt bietet für eine Vielfalt an Lebe-        werden, da Platzmangel, Beeinträchtigungen durch
        wesen Vorteile. Besonders an der Übergangszone zwi-           Verkehr und Sicherheitsrückschnitte die eigentlich
        schen Stadt und dem umgebenden Grünland ist die               dringend notwendige Funktion als „städtische Klima-
        Artenvielfalt höher als im landwirtschaftlichen Gebiet        anlage“ beeinträchtigen und die Lebenszeit verkürzen.
        selbst. Viele Wildtiere haben sich angepasst und kom-

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›› Arbeitsschwerpunkte – wichtigste Projekte                                                            Stadtökologie

        Zusätzlich sind begrünte Dächer und Fassaden eine          über das Objekt hinausgeht und einen gesamthaften
        gute Ergänzung und Alternative zu den „klassischen Ar-     stadtplanerischen Ansatz verfolgt.
        ten der Begrünung“, wie Baumpflanzungen, Parkanla-
        gen und gestaltete Innenhöfe. Jede Art des Grünraums       Diese umsichtige Vorgehensweise stellt ein hohes Qua-
        unterstützt auch die Artenvielfalt.                        litätsniveau im Bereich des Mikroklimas für die zukünf-
                                                                   tigen Bewohnerinnen und Bewohner sicher. Klimaan-
        Besonders Vögel wie zum Beispiel Amseln oder Mei-          lagen sind dann dank einer Fassadenbegrünung oder
        sen nutzen gerne Fassadenbegrünungen als Nistplätze.       einer Dachbegrünung sowie bei einer entsprechenden
                                                                   Ausrichtung des Gebäudes und seiner Räume nicht
        Zur Bekämpfung der Auswirkungen des Klimawandels           mehr erforderlich.
        weist Wien trotz des hohen Grünraumanteils noch ein
        großes Potential für Begrünung in dicht verbauten Ge-      Eine Verankerung in der Wiener Bauordnung wäre ein
        bieten auf. Bäume haben durch ihre Beschattungs-           weiterer Schritt um die Umsetzung der ambitionierten
        funktion und die hohe Verdunstung bei ausreichendem        Maßnahmen im Bereich der Klimawandelanpassung
        Wasserangebot eine kühlende Wirkung. Die Beschat-          voranzutreiben. So wären Fassaden- und Dachbegrü-
        tung von Gebäuden durch Pflanzen und besonders             nungen im Einklang mit dem § 85 BO vorzuschreiben,
        Fassadenbegrünung hat positive Effekte auf das Klima       so wie Höfe derart zu gestalten, dass Lebensraum für
        im Haus. Ein Anteil des Stromverbrauchszuwachses,          zumindest einen Großbaum geschaffen wird. An Hand
        der auf Gebäudekühlung zurückgeht, kann damit ein-         eines Klimamodells wäre verpflichtend nachzuweisen,
        gespart werden.                                            ob weitere Maßnahmen notwendig sind und wie diese
                                                                   in die Planung eingeflossen sind.
        Der Schritt vom Konzeptiven zur breiten Umsetzung
        muss noch gelingen. Es ist daher nach wie vor not-         Frischluft für die Stadt
        wendig auf den engen Zusammenhang dieser beiden
        Themen hinzuweisen und klar herauszustreichen, dass        Wesentlich ist auf den Erhalt bzw. die Freihaltung von
        die Vielfalt der Stadtnatur und die klimatische Qualität   Frischluftschneisen aus dem Umland in das Stadtin­
        der Stadt für aktuelle und zukünftige Wienerinnen und      nere ein Augenmerk zu legen. Diese müssen Grundla-
        Wiener durch die Umsetzung der bereits erarbeiteten        ge für planerische Entscheidungen sein und sollten von
        Maßnahmen erhalten werden können. Es ist daher not-        Bebauung weitgehend freigehalten werden. Sie dienen
        wendig, diese Themen in einem frühen Planungsstadi-        nicht nur der Luftreinhaltung durch Luftaustausch, son-
        um von Projekten auch tatsächlich aufzunehmen, bzw.        dern sie ermöglichen auch das Fließen von kühlenden
        Fachleute intern oder extern einzubinden.                  Luftmaßen entlang der Grünstrukturen in die dichter
                                                                   bebauten Stadtgebiete. Erleichtert wird das, wenn sie
        Klimamodelle –                                             ausreichend dicht mit Bäumen durchsetzt sind. Würde
        Erwärmung ausgleichen                                      man diese Schneisen verbauen, dann würden weitere
                                                                   städtische Hitzeinseln (urban heat islands) entstehen,
        Durch den planerischen Einsatz von Klimamodellen           die die Lebensqualität im urbanen dicht bebauten Be-
        wird abschätzbar, welche Auswirkungen Vorhaben auf         reich rapide sinken lassen würden. Um ein tieferes Ein-
        das Lokalklima haben können. Die geplanten Projekte        dringen der kühlenden Luft vor allem nachts in dichtbe-
        sollen dadurch nicht verhindert, sondern qualitativ ver-   baute Stadtteile zu ermöglichen, müssen die Frischluft-
        bessert werden.                                            schneisen an ein dichtes innerstädtisches Netz von
                                                                   Grünstrukturen wie Straßenbegleitgrün in Form von
        Durch eine gezielte Positionierung der einzelnen Ge-       schattenspendenden Bäumen, Parkanlagen, etc. an-
        bäude kann man die Bebauungsstruktur an die lokalen        geschlossen sein.
        klimatischen Gegebenheiten anpassen, sodass die zu-
        sätzliche Bebauung keine mikroklimatischen Nachteile       Dieses Grün- und Freiraumnetz muss über das ge-
        in der Abkühlung für den Bestand bringt und auch der       samte Stadtgebiet gesponnen werden und orientiert
        Neubau optimal mit kühlenden Luftströmen versorgt          sich zumeist an linearen Strukturen, wie eben Straßen-
        werden kann.                                               räumen. Es muss jedenfalls eine Verbindung zu den
                                                                   übergeordneten Großgrünräumen Wiens gegeben sein,
        Die Erkenntnisse aus den Modellierungen ermöglichen        die ebenfalls über die Frischluftschneisen hinein in das
        gezielt Ausgleichsmaßnahmen abzuleiten, die zusätz-        Stadtgebiet kühlend wirken.
        lich zur Gebäudestruktur das Kleinklima positiv beein-
        flussen. Gemeint sind „sanfte“ Ausgleichsmaßnahmen         Damit dieses stark vernetzte System an Grünräumen
        wie Fassaden- oder Dachbegrünung aber auch Alleen,         stadtklimatisch seine kühlende Wirkung voll entfalten
        Großbäume etc., die im weiteren Verfahren auch in die      kann, muss in der Planung auf die Freihaltung und Aus-
        Bauträgerwettbewerbe als Qualitätskriterien einfließen     weisung solcher Flächen sehr genau geachtet werden.
        können. Trotzdem wird das stadtplanerische Gesamt-         Das Netz der grünen Infrastruktur lässt die Stadt erst
        konzept im Auge behalten, da das Klimamodell immer         richtig atmen und sollte allen frei zugänglich sein.

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›› Arbeitsschwerpunkte – wichtigste Projekte                                                            Stadtökologie

        Es müssen bestimmte Kriterien erfüllt werden, damit       handen sein. Unterstützend könnte man dieses Gleich-
        die erwähnten linearen Strukturen Teil eines klimatolo-   gewicht zwischen Wohnen und Freiraum aber durch-
        gisch funktionierenden Grün- und Freiraumnetzes sein      aus auch über die Berechnungen an Ausgleichmaß-
        können. Wesentlich sind jedenfalls schattenspendende      nahmen eines Klimamodells herstellen.
        Bäume und unversiegelte Flächen im Straßenraum.
        Ebenfalls nicht zu unterschätzen sind Fassadenbegrü-      Die notwendigen Maßnahmen, die gesetzt werden müs-
        nungen. Diese wirken zwar tatsächlich sehr kleinräu-      sen, um ein klimatisches Ungleichgewicht auszuglei-
        mig, aber in Kombination mit begrünten Straßenräu-        chen, mit beispielsweise Baumpflanzungen, der Er-
        men bzw. unversiegelten Flächen wirken sie jedenfalls     richtung von Parkanlagen, offene Wasserflächen, etc.
        unterstützend, fördern lokal die Abkühlung und filtern    bieten natürlich gleichzeitig den BewohnerInnen nutz-
        zusätzlich auch noch den auftretenden Feinstaub.          baren Freiraum, der die Lebensqualität enorm hebt und
                                                                  sich auch mikroklimatisch positiv auswirkt.
        Auf platzartigen Strukturen, urbanen Freiräumen
        sollten Großbäume Platz finden, die ausreichend Wur-
        zelraum ausbilden können und sich dann durch Hit-
        zeresistenz auszeichnen. Jede unversiegelte Fläche im
                                                                  Klimawandelanpassung
        dichtbebauten Stadtgebiet leistet über eine mögliche
                                                                  Die WUA setzt sich für Verbesserung der Lebensquali-
        Verdunstung der Regenwässer ihren Beitrag zur Küh-
                                                                  tät für die Menschen in Wien auch im Hinblick auf den
        lung. Ein gutes Beispiel dafür sind begrünte Innenhöfe,
                                                                  Klimawandel auseinander.
        die das Mikroklima durch einen offenen Boden und Be-
        pflanzung wesentlich verbessern.
                                                                  Um die Aufheizung der Stadt mit allen Folgewirkungen
                                                                  zu mildern, ist ein breit gefächertes Maßnahmenspek-
        Daher ist ein wesentliches Ziel einerseits unversiegel-
                                                                  trum notwendig. Die WUA hat sich in Kooperation
        te Flächen zu erhalten, anderseits Flächen durch ge-
                                                                  mit dem Wohnfonds dafür eingesetzt, dass für das
        zielte Entsiegelung wieder als Lebensraum und Beitrag
                                                                  Stadtentwicklungsgebiet EUROGATE II erstmalig eine
        zu einem besseren Stadtklima durch erhöhte Verdun-
                                                                  Bewertung der klimatischen Auswirkungen bezüglich
        stung zurückzugewinnen. Damit wird einerseits das
                                                                  des Indikators PET (gefühlte Temperatur) durchgeführt
        bereits relativ gut etablierte Regenwassermanagement
                                                                  wurde.
        sinnvoll weiter vorangetrieben, was das gesamte Kanal-
        system „erleichtert“ und andererseits wird durch eine
                                                                  Für dieses Areal auf den Aspanggründen wurde im
        erhöhte Verdunstung Kühlung in den dichtbebauten
                                                                  Herbst 2016 ein städtebaulicher Ideenwettbewerb
        Stadtgebieten gefördert.
                                                                  durchgeführt, in dem jedes der acht eingereichten Pro-
                                                                  jekte auf thermischen Komfort hin evaluiert wurde. Da
        Wohnraum und Freiraum im                                  aus mikroklimatischer Sicht zunächst die Art, Dichte
        Gleichgewicht                                             und Position der Bebauung (Beschattung, Durchlüf-
                                                                  tung) Einfluss hat, wurden diese bewertet. Für einen
        Ein kluges Bodenmanagement ist in einer wachsenden        strategischen Ansatz haben die ENVImet bzw. Green-
        Stadt unerlässlich. Es muss ein ausgeglichenes Ver-       4Cities die Green Pass Methode entwickelt, die ein Pla-
        hältnis zwischen bebauten und unbebauten Flächen          nungs-, Evaluierungs- und Zertifizierungsinstrument
        erreicht werden. Die unglaubliche Vielzahl an Funkti-     für eine klimaresiliente Stadtplanung darstellt. Mit Bau-
        onen, die eine Fläche erfüllen muss, sollte sich durch    werksbegrünung, dem Einsatz von Pflanzen und Was-
        Ausgewogenheit und Fairness auszeichnen.                  ser kann nennenswerte Abmilderung von Temperatur-
                                                                  spitzen erreicht werden.
        Bebauung und Grün- und Freiraum dürfen keines-
        falls als Widerspruch bzw. als Konkurrenten wahrge-       Das Pilotprojekt hat gezeigt, dass es möglich ist, die-
        nommen werden. Sie wirken ergänzend und sind eng          ses Instrument zum Nutzen der zukünftigen Bewoh-
        miteinander verwoben. Allerdings braucht jede dieser      nerInnen im städtebaulichen Wettbewerbsverfahren zu
        Funktionen – Wohnen und Freiraum – ausreichend            integrieren. Ziel muss es sein diesen Temperatur-Puf-
        Fläche, um auch ihr Potential voll auszuschöpfen. Da-     fer, der durch Begrünung entsteht, in der Stadt auszu-
        her gilt: kein Wohnraum ohne ausreichende grüne In-       bauen und so die Erholung der Menschen – vor allem
        frastruktur.                                              durch Abkühlung in den Nachtstunden – auch weiter
                                                                  möglich zu machen.
        Wieviel an grüner Infrastruktur notwendig und sinnvoll
        ist, kann mit dem „jungen“ Instrument der Freiraum-
        kennwerte bei konsequenter Anwendung in Angriff ge-
        nommen werden. Mit diesem Instrument werden die
        Bedürfnisse an unterschiedlichen Freiräumen für jeden
        Einzelnen rechnerisch ermittelt. Sie müssen nachweis-
        bar auf den Bauplätzen und auch darüber hinaus vor-

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›› Arbeitsschwerpunkte – wichtigste Projekte                                                            Stadtökologie

        Strategien und                                            Die WUA setzt sich daher für den Erhalt und Ausbau
                                                                  übergeordneter Grünstrukturen ein, weil jede für sich
        Fachkonzepte                                              einen wertvollen Beitrag zu einer lebenswerten Stadt
                                                                  leistet und sie in der Summe ein ökologisches, unver-
        Aus den unterschiedlichsten Fachbereichen Wiens           zichtbares Rückgrat für unsere Stadt darstellen.
        kommen ausnehmend gute Impulse: Die MA 22 – Wie-
        ner Umweltschutzabteilung hat in Kooperation mit der      Frei- und Grünräume im unmittelbaren Wohnumfeld
        Universität für Bodenkultur einen Strategieplan „Urban    der Menschen werden bei immer dichterem Wohnen
        Heat Islands Strategie Plan Wien“ erarbeitet, in dem      immer wichtiger. Das Bedürfnis nach Weite, Raum und
        Maßnahmen gegen Hitzeinseln in der Stadt festge-          Bewegung wächst und diese Tatsache sollte für plane-
        macht werden. Diese reichen von einer Erhöhung des        rische Entscheidungen eine ebenso wichtige Grundlage
        Straßenbegleitgrüns, über bepflanzte Wandelemente,        darstellen wie beispielsweise wirtschaftliche Kriterien.
        Begrünung und Kühlung von Gebäuden (Fassaden-
        und Dachbegrünungen), über die Erhöhung des Was-          In Frei- und Grünräumen im Wohnumfeld treten auch
        seranteils in der Stadt, bis zur Beschattung gebäude-     „sicherheitstechnische“ bzw. „erschließungs-entsor-
        ferner Freiflächen.                                       gungstechnische“ Nutzungskonflikte auf. Feuerwehr
                                                                  und MA 48 – Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und
        Der aktuelle STEP 2025 bekennt sich direkt, und in den    Fuhrpark müssen die Anlagen befahren können, die
        Fachkonzepten zu Sicherung und Ausbau von Grün-           Grünräume werden gepflegt. Der Trend Wohnviertel zu
        räumen auch im Sinne der Aktivität, gegen den Klima-      planen, die in sich autofrei sind, also eine innere fuß-
        wandel. Das Fachkonzept „Grün- und Freiraum“ setzt        gänger- und radfahrerfreundliche Erschließung aufwei-
        auf Grünraumvernetzung und das Fachkonzept „Öf-           sen, ist an und für sich der richtige Weg. Gleichzeitig
        fentlicher Raum“ befasst sich unter anderem mit dem       sollten sich die Bauträger jedoch auch überlegen, dass
        Thema Klimawandelanpassung im öffentlichen Raum.          die Müllentsorgung (Anfahren durch die MA 48) der
                                                                  Anlage so angeordnet wird, dass die Entsorgung über
        Die MD-Klimaschutzkoordination hat in Arbeitsgruppen      die externe Haupterschließung (Straße) erfolgen kann,
        unter intensiver Beteiligung der WUA Strategiepapiere     um eben diesen Mehrwert des großzügigen Frei- und
        zur Klimawandelanpassung ausgearbeitet.                   Grünraumes nicht zusätzlich zu beeinträchtigen.

        Die WUA plädiert dafür, das Stadtgefüge in seiner Ge-
        samtheit zu betrachten und alle wesentlichen Faktoren     Strategisches – Beispiele
        im Auge zu behalten und über intensive Kommunika-
        tion nachhaltige Lösungen zu finden.                      Fachkonzept öffentlicher Raum

        Ein Ziel der Stadtplanung muss es sein, Grün- und         Die WUA hat sich intensiv für das Pflanzen von (zusätz-
        Freiräume grundsätzlich zu sichern und auch zu er-        lichen) Bäumen in der Stadt eingesetzt, vor allem von
        weitern. Die Tendenz den „verbauten“ Grünraum über        Großbäumen, die als natürliche Schattenspender das
        qualitative Aufwertungen anderer bereits bestehender      Stadtklima maßgeblich positiv beeinflussen und somit
        Grünräume ausgleichen zu wollen, kann über einen          die Lebensqualität in der Stadt erhöhen. Diese Forde-
        längeren Zeitraum nicht die Lösung sein, da dennoch       rung schlägt sich im Fachkonzept jedenfalls mit der ge-
        Grün und Freiflächen verloren gehen und später auch       planten Pflanzung von bis zu 10.000 Bäumen bis 2025
        nicht mehr als „Reserve“ für Nutzungen, die wir heute     nieder und ist als großer Erfolg zu verbuchen, eben-
        noch nicht kennen, zur Verfügung stehen.                  so wie die Gestaltung mit ausreichend Schatten und
                                                                  (Trink-)Wasser. Zahlreiche Forderungen der WUA für
        Der Grüngürtel um Wien, der 1995 vom Gemeinderat          das städtische Mikroklima finden sich in den Maßnah-
        beschlossen wurde und in allen weiteren strategischen     men wieder. Das Fachkonzept soll 2018 im Gemeinde-
        Papieren der Stadt Wien (Strategieplan Wien 2004,         rat beschlossen werden.
        Stadtentwicklungspläne) immer wieder als wichtige
        Basis für die Stadt bestätigt und weiterverfolgt wurde,   Wienerwald Nordost/Norbert-Scheed Wald
        unterliegt zur Zeit einem zusätzlichen Nutzungsdruck.
        Im Zuge der Erstellung des STEP 2025 war es die WUA,      Zur Sicherung und Erweiterung eines übergeordneten
        die darauf gedrängt hat, der Stadtlandwirtschaft auch     Grünraumes um die Schließung des Grüngürtels um
        weiterhin Platz einzuräumen und regionale Versorgung      Wien im Nordosten voranzutreiben, hat sich die WUA
        möglich zu machen. Die WUA hat sich für die Über-         sehr für den Norbert-Scheed-Wald eingesetzt. Die WUA
        arbeitung des Agrarstrukturellen Entwicklungsplans        nimmt auch am Projekt LOSDAMA teil, das für eine
        (AGStep) eingesetzt und damit zu Erhaltung von Le-        Vernetzung der Grünräume zwischen Norbert-Scheed
        bensmittelproduktion und unversiegelten Erholungsflä-     Wald und dem Bisamberg steht.
        chen („Gartln in Wien“) beigetragen.

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›› Arbeitsschwerpunkte – wichtigste Projekte                                                             Stadtökologie

        Grün- und Freiflächenfaktor                                 senen Baumbestand trotz geplanter Wohnbebauung zu
                                                                    erhalten und eine zukünftige öffentliche Zugänglichkeit
        An der Universität für Bodenkultur wird das Instrument      des Geländes zu ermöglichen.
        eines Grün- und Freiflächenfaktors erarbeitet, der das
        Interesse der WUA geweckt hat. Im Jahr 2016 hat die         In einem sehr frühen Planungsstadium ist die WUA
        WUA daher mit Interessierten im Magistrat ein Treffen       daher offensiv an die Projekttreiber und Magistratsab-
        organisiert, um das Instrument vorzustellen, eine fach-     teilungen herangetreten, um einerseits in Erfahrung
        liche Diskussion zu ermöglichen und Kontakte inner-         zu bringen, was genau geplant ist und um anderer-
        halb des Magistrat mit der BOKU herzustellen. Wichtig       seits die Positionen der WUA (weitgehender Erhalt des
        war es, den Informationsfluss zu initiieren. Dank der       Baumbestandes, sensibler Umgang mit Beleuchtung,
        Initiative der WUA hat sich der Begriff Grün-und Freiflä-   Durchgängigkeit, öffentliche Zugänglichkeit, Durch-
        chenfaktor mittlerweile etabliert und es wird daran gear-   grünung, geringe Versiegelung) darzulegen. Im Jahr
        beitet, wie dieses Instrument in Planungsprozesse zu-       2017 wurde die WUA eingeladen am städtebaulichen
        künftig implementiert werden kann.                          Vertrag für die Körner Kaserne inhaltlich mitzuwirken
                                                                    und das Thema ökologische Bauaufsicht in der Bau-
                                                                    phase auszuformulieren und einzubringen. Der aus-
        Kernteam Forcierung Fassadenbegrünung
                                                                    formulierte Passus wurde unter den für die Bauträger
                                                                    verbindlichen Punkten in das Handbuch „Qualitätssi-
        In einem breit gefächerten ExpertInnenteam, unter Lei-
                                                                    cherung“ aufgenommen.
        tung der Magistratsdirektion – Baudirektion, werden
        Hemmnisse für Fassadenbegrünung bearbeitet. Die
        Aufgabe der WUA in diesem Kreis ist es vor allem die        FH Campus Favoriten
        Wichtigkeit eines weiteren „naturnahen“ Bausteins“ in
        einer Stadt darzulegen und die multifunktionale Sinn-       Hier ist es erstmals gelungen, dass die WUA als bera-
        haftigkeit (Kühlung, Lebensraum für Fauna und Flora,        tende Stelle bei einer Jury zum Wettbewerb zur Erwei-
        Feinstaubfilter, Schallschutz) dieser Maßnahme her-         terung des FH Campus Favoriten eingebunden war. Da
        vorzuheben. Fortgesetzt soll mit Dach- und Tragwerks-       sich unmittelbar angrenzend an den FH Campus ein
        begrünung werden.                                           Landschaftsschutzgebiet befindet, war es wichtig The-
                                                                    men und auch Bedenken darzulegen und so Einfluss
                                                                    auf die Weiterentwicklung des Projektes zu nehmen.
        Baukultur und Klimaschutz
                                                                    Bei der Präsentation des Siegerprojektes im Jänner, wa-
                                                                    ren die Umweltthemen sichtbar rahmengebend für die
        Die MA 19 – Architektur und Stadtgestaltung hat sich
                                                                    bauliche Umsetzung der Erweiterung des Campus.
        zum Ziel gesetzt das Thema Klimaschutz, Klimawandel
        und Klimawandelanpassung im Zusammenhang mit
                                                                    Wesentliche Umweltaspekte waren die massive phy-
        Baukultur und öffentlichem Raum aufzuarbeiten. Im
                                                                    sische Abgrenzung des Baustellenbereichs gegen das
        Jahr 2017 wurde eine Serie von Workshops gestartet,
                                                                    Landschaftsschutzgebiet, eine insektenfreundliche
        die sich inhaltlich sehr ambitioniert damit auseinander-
                                                                    Auß­enbeleuchtung mit Full-Cut-Off-Leuchten, der Ein-
        gesetzt haben. Es gab BesucherInnen aus Deutschland
                                                                    satz von Vogelschutzglas für Glasflächen, die nicht der
        und aus anderen österreichischen Städten, die ihre Er-
                                                                    Wohnraumbelichtung dienen und die Anbringung von
        fahrungen in der Verwaltung mit diesem Thema vorge-
                                                                    Fledermausquartieren und Nistkästen für Gebäudebrü-
        stellt haben.
                                                                    ter. Die Zufahrt darf weder für Bauführung noch für den
                                                                    Betrieb durch das Schutzgebiet führen. Gestaltungs-
        Auch der Green Pass und das seitens der WUA be-
                                                                    maßnahmen im Landschaftsschutzgebiet müssen sich
        auftragte Green Pass-Modell Eurogate II waren Thema.
                                                                    an den Ansprüchen der geschützten Arten auf den Er-
        Viele der WUA-Themen (Erstellen von Klimamodellen
                                                                    weiterungsgebieten des Campus orientieren, das Ge-
        für Bauvorhaben, Aktualisierung der Stadtklimakarten
                                                                    biet ist mit standortgerechten Wildgehölzen zu bepflan-
        Wiens, Einsatz von Instrumenten wie den Green Pass,
                                                                    zen und naturnahe zu pflegen.
        Bauwerksbegrünungen, Reduktion der Bodenversiege-
        lung) konnten einfließen und wurden sehr offen und
                                                                    Freiraumgestaltung östlicher Karlsplatz
        positiv aufgenommen.
                                                                    (Wien Museum)

        Praktische Beispiele                                        Die WUA hat an der Freiraumgestaltung im Bereich des
                                                                    Karlsplatzes um das Wien Museum teilgenommen. Die
        Wohnbebauung Körner Kaserne                                 WUA hat sich erfolgreich vehement gegen das Fällen
                                                                    von anfangs mehr als zehn Bäumen im Bereich des
        Die WUA versucht Themen und Anliegen möglichst früh         Wien-Museums gewehrt. Mit Vorschlägen betreffend
        in diverse Planungsprozesse einzubringen und Akteur­        die zukünftige Bebauung (geringere unterirdische Er-
        Innen zur Zusammenarbeit zu motivieren. Im Falle der        weiterung) beispielsweise ist es gelungen die Zahl
        Körner Kaserne war es der WUA wichtig, den gewach-          der zu fällenden Bäume auf etwa drei zu reduzieren.

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