MAGAZIN VCS - VCS Verkehrs-Club der Schweiz

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MAGAZIN VCS - VCS Verkehrs-Club der Schweiz
VCS mAGAZIN
                                                5/ November 2020

                      F Ü R M O B I L I TÄT M I T Z U K U N F T

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MAGAZIN VCS - VCS Verkehrs-Club der Schweiz
Passion für hochwertige Bioweine

                                                                        Spitzenbioweine 6er-Probierpaket

                                                                        Valcaliente, Rioja Reserva 2014
                                                                        Grosse Rioja-Reserva, Wein des Jahres 2020
                                                                        CHF 24.00 pro Flasche

                                                                        Château Peyrou, Bordeaux 2015
                                                                        Vollmundig, samtiger Bordeaux aus
                                                                        einem Spitzenjahr! LOB 93+/100
                                                                        CHF 25.00 pro Flasche

                                                                        Plantamura, Primitivo Contrada 2018
                                                                        Wunderbare Frucht und Eleganz kombiniert
                                                                        mit Kraft. Slow Wine: «Grande Vino»
                                                                        CHF 17.80 pro Flasche

                                                                        6er-Probierpaket nur CHF 98.00
                                                                        (statt 133.60) inkl. Porto

                                                                        Das Plus für VCS-Mitglieder:                                            Ob im Rioja, in Bordeaux oder Apulien - unsere Winzer verbindet der Respekt
                                                                        Sie sparen CHF 35.60 und profitieren von einer portofreien Lieferung.   vor einer gesunden Natur.

                                                                        Bestellmöglichkeiten            amiata                                  Hochwertige Bioweine von kleinen bis mittelgrossen Familienbetrieben
                                                                        Online www.amiata.ch/vcs        Langgasse 16, CH-9008 St. Gallen        sind die Passion von amiata. Seit vielen Jahren pflegen wir partnerschaftliche
                                                                        Coupon unfrankiert einsenden    Tel 071 250 10 15, Fax 071 250 10 18    Kontakte zu Winzern, die ihre Reben mit besonderer Sorgfalt nach biologi-
                                                                        Telefon 071 250 10 15           info@amiata.ch, www.amiata.ch           schen Richtlinien anbauen und im Keller auf sanften Ausbau setzen.

                                                                        Sichern Sie sich jetzt das neue Kursbuch!
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Zahnradbahn Kleine Scheidegg - Jungfraujoch. © Adobe Stock – janoka82

                                                                                                                                                                                                                          r im
                                                                                                                                                                                                                   Wiede hen
                                                                                                                                                                                                                         ic
                                                                                                                                                                                                                   handl mat!
                                                                                                                                                                                                                          r
                                                                                                                                                                                                                    A5-Fo
                                                                                             .80
                                                                                  F r. 1V9e rsa n d -
                                                                                   plus nanteil
                                                                                    ko s t e .9 0
                                                                                        F r. 6

                                                                           Bequeme Heimlieferung vor dem Fahrplanwechsel                          Der Reiseplaner in gedruckter Form, ideal für die
                                                                           So bestellen Sie das Kursbuch:
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                                                                           – im Webshop: www.verkehrsclub.ch/kursbuch                             Seilbahn. Jetzt wieder im beliebten A5-Format.
                                                                           – per Telefon: 031 328 58 58
                                                                           – per E-Mail: kursbuch@verkehrsclub.ch
                                                                                                                                                  Ein Projekt von
MAGAZIN VCS - VCS Verkehrs-Club der Schweiz
4        Kurz & bündig                                                                                EDITORIAL
                       6        Europa mit dem Zug: Bitte noch mehr davon
                                                                                                                             Liebe Leserin, lieber Leser
                       7        Der «goldene Verkehrsknoten»: Fiesch gewinnt 
                                den Flux 2020                                                                                                          Schliessen Sie die Augen

                                                                                                          © Camille Marion
                       8        Mobilität im Alter: Attraktiver öffentlicher Raum                                                                      und stellen Sie sich den
                                kommt allen zugute                                                                                                     Vierwaldstättersee vor.

                       9        Konzernverantwortungsinitiative:                                                                                       Und nun stellen Sie sich
                                Das hat sie mit Verkehr zu tun                                                                                         vor, da wäre statt Wasser
                                                                                                                                                       Asphalt: Zehn Millionen
                       11       Helmtragen auf dem E-Bike: Empfehlung ja, Pflicht nein
                                                                                                                             Parkplätze nehmen in der Schweiz ebendiese Flä-
                       12       «Kindern eine Stimme geben»: Patrick Naef zum
                                                                                                                             che in Anspruch. Platz, der anders genutzt werden
                                Mobilitätskonzept Schule
                                                                                                                             kann – für Velofahrerinnen oder Fussgänger, für
                       15       Fussverkehr: Verbesserungspotenzial in den Städten
                                                                                                                             Strassenkaffees oder Blumenbeete. Mehr dazu le-
                       16       Synhelion: Porträt einer innovativen Firma                                                   sen Sie in unserem Dossier ab Seite 20.
                       17       JungVCS: frisches Engagement für                                                             Am 25. September hat das Parlament das neue CO2-
                                die Verkehrspolitik                                                                          Gesetz deutlich angenommen. Es bildet eine gute
                                                                                                                             Ausgangslage für eine effektivere Klimapolitik, ge-
© Ruedi Eichenberger

                                                                                                                             rade beim Verkehr schliesst es grosse Lücken und
                                                                                                                             beinhaltet wichtige Massnahmen. Es geht um alles
                                                                                                                             oder nichts – ein Nein würde die Schweizer Klima-
                                                                                                                             politik um Jahre zurückwerfen. Deshalb werden wir
                                                                   46     Zugreisen: eine Fahrt
                                                                                                                             vom VCS uns mit aller Kraft für ein Ja einsetzen.
                                                                   entlang dem Hochrhein
                                                                                                                             Mehr dazu lesen Sie auf den Seiten 5 und 57.
                       49       Schneetourenbus: praktisch und umweltfreundlich                                              Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen.
                                auf die Skitour
                                                                                                                                                                          Nelly Jaggi
                       50       Velofahren: Marokko im Rausch der Sinne                                                                                           Leiterin Redaktion

                       55       Schneeschuhlaufen: Toggenburg entdecken
                                                                                                                             P. S.: Wir haben Ihnen in der letzten Ausgabe ein
                                                                                                                             Dossier zum Thema Klima und Verkehr verspro-
                                                                                                                             chen. Das holen wir 2021 nach, versprochen.
                       30       Mitgliederangebote

                       33       Berichte aus den Regionen
                                                                                                                                                                                        © VCS Freiburg

                       56       Wettbewerb

                       57       Bitte mitdenken! mit Anders Gautschi

                       58       Cartoon

                       Titelbild: © Fabian Lütolf/setrunners.ch

                                                                                      DOSSIER
                                                                                     Platz nehmen
                                                                 Ein Auto steht 23 Stunden am Tag.
                                                     Dieser Platz kann sinnvoller genutzt werden –
                                                     ein Dossier mit Vergleichen und Vorschlägen.    20
MAGAZIN VCS - VCS Verkehrs-Club der Schweiz
KURZ & BÜNDIG

                                                                                                        Einen klimaschonenden Lieferwagen

                                                                               © Gletscher-Initiative
                                                                                                        auswählen
                                                                                                        Die Ausgabe 2021 der Lieferwagen-Umweltliste ist erschienen. Sie
                                                                                                        bietet eine detaillierte Auswertung des Umwelteinflusses von über
                                                                                                        400 Modellen – darunter 19 Elektro-Lie-
                                                                                                        ferwagen und drei Hybride – sowie span-                                                                        November 2020

                                                                                                        nende Artikel zu aktuellen Themen. Die         LIEFERWAGEN
                                                                                                        Lieferwagen-Umweltliste 2021 erscheint         UMWELTLISTE
                                                                                                                                                                    Der Ratgeber für den Kauf von Lieferwagen und Minibussen

                                                                                                        zum letzten Mal in gedruckter Form. Die
                                                                                                        Rangliste und die Artikel werden in Zu-
                                                                                                        kunft online zugänglich sein, eine neue          2021
                                                                                                        Version der Plattform ist ab Herbst 2021
                                                                                                        verfügbar.                                   06                 Gas- und Elektro-Lieferwagen:
                                                                                                                                                                        bald attraktiver dank höherer Nutzlast?

                                                                                                                                                        40              Elektro-Kipplader im Einsatz:
                                                                                                                                                                        die Erfahrungen einer Zürcher Gärtnerei

                                                                                                               Weitere Infos:
         Gletscher-Initiative:
                                                                                                                                                        Partner :

                                                                                                               www.autoumweltliste.ch/de.html

         ein ungenügender Gegenvorschlag
         Im September hat sich der Bundesrat für einen direkten Gegen-

                                                                                                                                                                                                                                       © Hemis/Alamy Stock Photo
         vorschlag zur Gletscher-Initiative ausgesprochen. Obwohl dieser
         das Anliegen der Initiative – eine Reduktion der Treibhausgas-
         emissionen auf netto null bis 2050 – aufnimmt, halten ihn die
         Initiantinnen und Initianten für ungenügend und unverantwortlich
         angesichts der Dringlichkeit der Klimakrise.
         Das Initiativkomitee hat in einer Antwort an den Bundesrat seine
         Forderungen unterstrichen. Es widersetzt sich einer Reduktion der
         fossilen Brenn- und Treibstoffe ab 2050 nur «so weit als möglich»
         und unterstreicht erneut das Bedürfnis nach einem totalen Verbot
         fossiler Brenn- und Treibstoffe ab 2050. In zweiter Linie fordern
         die Initiantinnen und Initianten ein klares Gesetz, um Ausnahmen
         und Unklarheiten bei den Einschränkungen zu vermeiden. Und
         schliesslich verlangt das Komitee, dass auch die Verantwortung
         der Schweiz im internationalen Verhältnis in der Verfassung festge-
         schrieben und nicht gestrichen wird, wie das der Gegenvorschlag
         vorsieht.
                                                                                                        Batterien: VCS, «Brot für alle»
                                                                                                        und «Fastenopfer» fordern mehr
         Unterschreiben Sie die Stellungnahme der Gletscher-Initiative:
         www.antworte-dem-bundesrat.ch                                                                  Transparenz
                                                                                                        Die Elektromobilität ist seit einigen Jahren konstant auf dem Vor-
                                                                                                        marsch und zeichnet sich immer mehr als eine der Alternativen zum
                       VCS-Velotagung 2021                                                              Einsatz von brennstoffbetriebenen Autos ab. Sie soll dazu beitra-
                                                                                                        gen, eine Reduktion der Emissionen bei Neuwagen zu erreichen.
                                                                                                        Doch die Herstellung der Batterien birgt auch Herausforderungen.

    SAVE                 Die Schweiz soll ein Veloparadies werden. Das
                          neue Veloweggesetz bringt uns einen grossen
                                                                                                        Der VCS und die beiden Hilfsorganisationen «Brot für alle» und
                                                                                                        «Fastenopfer» publizieren eine Studie, die zum ersten Mal über-
           THE            Schritt vorwärts. Im Entwurf, der im Frühling                                 prüft, wie die wichtigsten Batterieproduzenten mit Umwelt- und

    DATE
                          2020 in die Vernehmlassung ging, sind viele                                   Menschenrechtsfragen umgehen. Die Probleme betreffen vor allem
                          Forderungen des VCS berücksichtigt worden.                                    die Transparenz der Versorgungsketten, den Rohstoffabbau und die
                         Aber nicht alle. Deshalb setzt sich der VCS                                    Wiederverwertung der Batterien. In der Atacamawüste in Chile
                       weiterhin für seine Forderungen ein und nimmt                                    beispielsweise gefährdet die Gewinnung von Lithium das empfind-
                    das Velo auch 2021 auf die Liste der thematischen                                   liche Ökosystem und die Lebensgrundlage lokaler Gemeinschaften
               Schwerpunkte.                                                                            (im Bild).
         Das Datum dazu zum Vormerken:
         Am 31. August 2021 findet die VCS-Velotagung statt.                                                   Weitere Infos: www.verkehrsclub.ch/batterie

4   VCS MAGAZIN 5/20
MAGAZIN VCS - VCS Verkehrs-Club der Schweiz
Verkehr: einige Neuerungen                                                    Attraktive Reiseplanung
                                                                              im praktischen Format

                                                                                                                                                                                  © zVg
Am 1. Januar 2021 treten nach der Verabschiedung der revidierten
Verkehrsregeln- und Signalisationsverordnungen durch den Bun-
desrat neue Verkehrsregeln in Kraft. Zu den Neuerungen gehört die             Der vergangene Sommer hat einmal mehr ge-
Erlaubnis für Velofahrende, bei Rotlichtern nach rechts abzubiegen            zeigt, welch atemberaubend schöne Ausflugs-
(vgl. Illustration). Kinder unter zwölf Jahren dürfen auf dem Trottoir        ziele die Schweiz zu bieten hat. Das Kursbuch ist ideal, um Reisen
fahren, wenn kein Radweg oder Radstreifen vorhanden ist. Für Au-              in der Schweiz zu planen: Kein anderes Medium erlaubt eine derart
tomobilistinnen und Automobilisten wird es obligatorisch, auf der             flexible und individuelle Reiseplanung wie der gedruckte Fahrplan.
Autobahn bei Staus Rettungsgassen zu bilden. Und in Sachen Elektro-           Ganz abgesehen davon, dass es einfach doppelt Spass macht, schö-
fahrzeuge: Mit dem neuen Symbol «Ladestation» können Abstellflä-              ne Reiserouten mit dem Kursbuch herauszusuchen.
chen beschildert werden, die in diesem Sinne ausgerüstet sind. Die            Seit 2018 ist der Druck des Kursbuchs nur dank der Initiative von
neuen Regeln vereinfachen den Strassenverkehr und verbessern                  VCS, IGöV und Pro Bahn möglich. Die nötigen Fahrplandaten stellen
teilweise dessen Sicherheit.                                                  die SBB zur Verfügung. Darauf ist die Trägerschaft angewiesen, eben-
                                                                              so wie auf treue Kundinnen und Kunden. Letzteren allein ist es zu ver-
        Weitere Infos:                                                        danken, dass das Kursbuch weiterhin in Papierform erscheinen kann.
        www.verkehrsclub.ch/verkehrsregeln                                    Letztes Jahr haben die SBB die Fahrplanfelder neu gestaltet. Des-
                                                                              halb musste das Kursbuch 2020 im A4-Format gedruckt werden,
                                                                              was viele Kundinnen und Kunden als unhandlich empfanden. Umso
                                                                              erfreulicher ist, dass das Kursbuch 2021 wieder im beliebten For-
                                                                              mat A5 erscheinen wird – praktisch und logisch unterteilt in zwei
                                                                              Bände: Band 1 West, Band 2 Ost – mit einer verbesserten Gestal-
                                                                              tung der Fahrplanfelder.

                                                                              Bestellen: Per E-Mail (kursbuch@verkehrsclub.ch) oder mit der Karte im
                                                                              Umschlag dieses Magazins – für VCS-Mitglieder zum unveränderten Preis
                                                                              von Fr. 19.80.

                                    CO2-Gesetz: der Beitrag des Verkehrs

                                                                                                                                                                                              Grafik: muellerluetolf.ch
                                                                                                              Das CO2-Gesetz schliesst Lücken beim
                                                                                                              Verkehr und nimmt dank des festgeleg-
                                    ten Inlandziels das Verursacherprinzip ernst. Es setzt Anreize, klimafreundlicher zu entscheiden, gewährleistet
                                    den sozialen Ausgleich und bringt uns einen Schritt weiter in Richtung Ausstieg aus den fossilen Energieträgern.
                                    Zwar haben Bundesrat und Parlament das CO2-Gesetz deutlich angenommen, weil aber inzwischen verschiedene
                                    Organisationen Unterschriften für ein Referendum sammeln, kommt es nächstes Jahr vors Volk.

                                                  Wichtigste Klimaschutzmassnahme im                                                                 et
                                                                                                                                                          Abgabe: 120.−
                                                                                                                                                                     s
                                                                                                                                             t ick        Fr. 30.− bi ng
                                                                 Verkehr: verschärfte Neu-                                            Flug                an Bevölke
                                                                                                                                                                       ru

                                                                  wagenziele – für Pkws,                                                                       in Klimafon
                                                                                                                                                                             ds

                                                                   Liefer- und Lastwagen

                                                                                           Längst fällige Massnahme:
                                                                                           Flugticketabgabe
       Bessere Rahmen-
       bedingung für die
       Elektrifizierung
                                                                                                     Geld aus dem Klimafonds zur
       des öffentlichen
                                                                                                     Förderung der Nachtzüge
       Verkehrs

                                                                                                                                                            VCS MAGAZIN 5/20             5
MAGAZIN VCS - VCS Verkehrs-Club der Schweiz
Bitte noch mehr davon
                                                               Europa mit dem Zug Damit die Verschiebung des Modalsplits vom
                                                               Flugzeug auf den Zug funktioniert, braucht es einen modernen europä-
                                                               ischen Bahnverkehr: mehr Nachtzüge, einfache Buchungsprozesse und
                                                               bessere Kundenfreundlichkeit, mehr Unterstützung für die Bahn und
                                           Von Laura Schmid    keine Privilegien für den Flugverkehr.

                                                                                                             frontiert, oft ist der Gang an den Schalter

                                                                                                     © VCS
                                                                                                             nötig. Im Bahnverkehr muss möglich sein,
                                                                                                             was im Flugverkehr Standard ist: Mit weni-
                                                                                                             gen Klicks Zugverbindungen durch ganz Eu-
                                                                                                             ropa finden, buchen – und mit einem einzi-
                                                                                                             gen (E-)Ticket reisen.
                                                                                                                Die entsprechende Petition «1 Reise − 1 Ticket
                                                                                                             für ganz Europa» des VCS haben rund
                                                                                                             6400 Personen unterschrieben. Sie verlan-
                                                                                                             gen, dass sich der Bundesrat gegenüber der
                                                                                                             EU dafür einsetzt, dass die Verkaufssysteme
                                                                                                             der verschiedenen Bahngesellschaften in Eu-
                                                                                                             ropa möglichst rasch harmonisiert werden.

                                                                                                                             … und weitere Forderungen
                                                                                                             Schluss mit den Privilegien für den Flugver-
                                                                                                             kehr! Trotz zentraler Lage in Europa werden
                                                                                                             81 Prozent aller Reisen aus der Schweiz mit
                                                                                                             dem Flugzeug unternommen – was knapp
                                                                                                             20 Prozent des hier verursachten Klimaef-
                                                                                                             fekts ausmacht. Die Billigfliegerei ist nur
                                                                                                             möglich wegen Subventionen und Steuerer-
                                                                                                             leichterungen für den Flugverkehr.
                                                                                                                 Die Bahn muss kundenfreundlicher wer-
                                                                                                             den. Es braucht Dienstleistungen wie einen
                                                                                                             internationalen Gepäcktransport oder die
         «1 Reise − 1 Ticket für ganz Europa»: Anfang September hat der VCS seine Petition                   Garantie auf Weiterreise im nächsten Zug,
         bei der Bundeskanzlei eingereicht.                                                                  falls der Anschluss verpasst wird. Die Bahn
                                                                                                             muss schleunigst kreativ werden, um auch
                                                                                                             international einen guten Service anzubieten.

         A   nfang September wurde der Ceneri-
             Basistunnel offiziell eröffnet. Mit dem
         Fahrplanwechsel vom 13. Dezember halbie-
                                                               wechsel 2021 in Zusammenarbeit mit den
                                                               ÖBB den Nachtzug nach Amsterdam wieder
                                                               ins Programm aufnehmen. Geplant sind
                                                                                                                 Die Bahn braucht mehr Unterstützung.
                                                                                                             Wenn die Schweiz ihre Klimaziele errei-
                                                                                                             chen will, muss sie dazu beitragen, dass im
         ren sich die Fahrzeiten zwischen den drei             zudem durch eine Veränderung der Linien-      internationalen Verkehr vom Flugzeug auf
         Städten Lugano, Locarno und Bellinzona.               führung eine Verbindung nach Dresden und      den Zug verlagert wird. Dafür müssen auch
         Davon profitieren nebst dem regionalen Per-           Leipzig sowie neue Verbindungen nach Rom      Bahnangebote ermöglicht werden, die heute
         sonenverkehr auch der Güterverkehr und                und Barcelona. Alle diese Städte liegen in    nicht vollständig kostendeckend sind. 
         der internationale Personenverkehr. Doch              Nachtzugdistanz und eine VCS-Studie zeigt,
         damit gerade Letzterer wirklich voran-                dass sie einem Bedürfnis entsprechen: Zwei
         kommt, braucht es rasch mehr Engagement               Drittel der Bevölkerung möchten gerne mehr
         und dringende Verbesserungen.                         mit dem Nachtzug reisen.
            Gute Nachrichten gab es in Bezug auf die
         Nachtzüge – ebenfalls Bestandteil des VCS-                       Bessere Buchungsprozesse …            Laura Schmid ist ÖV-Spezialistin beim VCS Schweiz
         Forderungskatalogs. Am 15. September ga-              Wer heute mit der Bahn durch Europa reist,       und träumt davon, ebenso einfach ein Zugticket nach
         ben die SBB bekannt, dass sie per Fahrplan-           ist mit komplexen Buchungsabläufen kon-          Palermo zu kaufen wie nach Brig.

6   VCS MAGAZIN 5/20
MAGAZIN VCS - VCS Verkehrs-Club der Schweiz
Der beste Regionalverkehrsknoten
                                                    Öffentlicher Verkehr Fiesch gewinnt den Flux 2020. Der neue
                                                    Bahnhof hat die Jury überzeugt und wird mit dem «goldenen
                                                    Verkehrsknoten» ausgezeichnet. Damit hat sich die Walliser
                                Von Mauro Schmid    Gemeinde gegen Châtel-St-Denis und Gland durchgesetzt.

D   er Flux-Preis zeichnet jährlich eine
    Schweizer Gemeinde für die beson-
ders gelungene Gestaltung eines Verkehrs-
                                                    Jahr ein anderer Schwerpunkt gesetzt. 2020
                                                    lag er auf neuen S-Bahn- und Regional-Ver-
                                                    kehrsknoten. Die Bahnhöfe wurden nach
                                                                                                                           hung findet am 11. März 2021 im Rahmen ei-
                                                                                                                           ner VöV-Tagung statt. 

knotens aus. Der mit 5ooo Franken dotier-           Kriterien wie Umsteigequalität, Barriere-                              Weitere Infos: flux.swiss
te Preis wird seit 2007 vom VCS zusammen            freiheit, Kundeninformation und Gesamt-
mit Postauto und dem Verband öffentlicher           konzept bewertet. Nominiert waren Fiesch,                                     Mauro Schmid ist Praktikant beim VCS Schweiz und
Verkehr (VöV) verliehen. Dabei wird jedes           Châtel-St-Denis und Gland. Die Preisverlei-                                   steigt am liebsten im Bahnhof Bern um.

Fiesch: der Gewinner                        Für den 2019
                                            eröffneten
Verkehrsknotenpunkt Fiesch wurde der Bahnhof rund
400 Meter nach Norden verschoben. Nebst dem Bahnhof
mit halbstündlichen Verbindungen nach Brig vereint der
neue Standort auch die Postautohaltestelle und eine neue
Gondelbahn auf die Fiescheralp.
   «Der neue Verkehrsknoten ist klar und übersichtlich
strukturiert und verbindet die verschiedenen Verkehrsträger in optimaler Weise», sagt Anders
Gautschi, Jurymitglied und Geschäftsführer des VCS Schweiz. Zudem sind im Bahnhof ein Café und
ein Sportgeschäft untergebracht. Auch das äussere Erscheinungsbild des Gebäudes aus Holz und
Beton hat die Jury überzeugt, da es sich gut in das Dorf einfügt.

                                                                            Gland: der Belebte                   Die Neugestaltung des Bahnhofs von
                                                                                                                 Gland hat seine Bedeutung als Verkehrs-
                                                                            knotenpunkt gestärkt: Nebst neu halbstündlichen Verbindungen nach Genf und
                                                                            Lausanne ist auch die Erreichbarkeit mit Bus, Velo und Auto gewährleistet. Mit
                                                                            der Schaffung einer grosszügigen Unterführung für Fuss- und Veloverkehr ist
                                                                            der Bahnhof zu einer Verbindung zwischen dem Norden und dem Süden der
                                                                            Ortschaft geworden. Und dank Sitzgelegenheiten aus Holz und dem beliebten
                                                                                                                                            Wochen-
                                                                                                                                            markt ist der
                                                                                                                                            Bahnhofplatz
                                                                                                                                            ein lebendi-
                                                                                                                                            ger Treff-
Châtel-St-Denis: der Auffällige                           Mit dem
                                                          Neubau
                                                                                                                                            punkt.

des Bahnhofs von Châtel-St-Denis 2019 an einem neuen Standort
war es möglich, dass die Züge nicht mehr in einem Kopfbahnhof
wenden müssen. Deshalb konnten halbstündliche Verbindungen
nach Bulle und Palézieux realisiert werden. Die Züge halten auf ei-
nem Viadukt und darunter befinden sich die Haltekanten für Busse
und eine Zu- und Durchfahrtsachse für Velofahrerinnen und Fuss-
gänger. Alleinstellungsmerkmal des Bahnhofs ist die kantige Archi-
tektur der Perrondächer.
                                                                            Alle Fotos : Philippe Gasser, Citec Ingénieurs-Conseils

                                                                                                                                                                          VCS MAGAZIN 5/20   7
MAGAZIN VCS - VCS Verkehrs-Club der Schweiz
Ein Angebot für mehr Sicherheit
                                                               Mobilität im Alter Ist der öffentliche Raum für ältere Menschen
                                                               geeignet, dann profitieren alle davon. Mit diesem Hintergrund
                                                               entwickelt der VCS für Gemeinden Mobilitätskonzepte für
                                          Von Camille Marion   Seniorinnen und Senioren.

                                                                                                                                           dem gleichen Modell wie die Mobilitätskon-

                                                                                                             © Lundi 13/Nicolas Righetti
                                                                                                                                           zepte Schule. Eine Besonderheit davon ist
                                                                                                                                           der partizipative Ansatz: Die Mobilitätskon-
                                                                                                                                           zepte werden in enger Zusammenarbeit mit
                                                                                                                                           älteren Menschen und lokalen Vereinigun-
                                                                                                                                           gen erarbeitet.

                                                                                                                                                                   Konkrete Lösungen
                                                                                                                                           Bereits vor über 20 Jahren erstellte der VCS
                                                                                                                                           Analysen zur Mobilität im Alter, um die
                                                                                                                                           Hindernisse aufzuzeigen, mit denen diese
                                                                                                                                           Bevölkerungsgruppe zu kämpfen hat. Das
                                                                                                                                           aktuelle Angebot geht noch weiter: Die Ana-
                                                                                                                                           lysen – erstellt aufgrund von Besuchen vor
                                                                                                                                           Ort und Informationen der Seniorinnen und
         Der öffentliche Raum soll attraktiv sein und allen Menschen Platz bieten – auch älteren Personen.                                 Senioren zu ihren Gewohnheiten, Empfin-
                                                                                                                                           dungen und Bedürfnissen – werden mit kon-
                                                                                                                                           kreten Empfehlungen ergänzt, um die fest-
                                                                                                                                           gestellten Probleme zu bekämpfen.

         Ü   berfüllte Trottoirs, zu hohe Absät-
             ze, Ampeln, die zu schnell von Grün
         auf Rot wechseln, fehlende Sitzgelegenhei-
                                                               wird bis 2045 ein Viertel aller Bewohnerin-
                                                               nen und Bewohner der Schweiz mindestens
                                                               65-jährig sein. Ihr Platz im öffentlichen
                                                                                                                                              Die Gemeinden, die das Angebot nutzen,
                                                                                                                                           verfügen damit über eine Reihe verschiede-
                                                                                                                                           ner Handlungsmöglichkeiten, um Einrich-
         ten oder Toiletten, gefährliche Kreuzungen,           Raum muss überdacht werden.                                                 tungs-, Signalisations- oder Begleitmass-
         keine Überführungen für Fussgängerinnen                                                                                           nahmen umzusetzen. Ziel ist eine qualitative
         und Fussgänger … Neben altersbedingten                          Herausforderung für Gemeinden                                     Verbesserung des öffe tlichen Raums. Das
         Gesundheitsproblemen haben Seniorinnen                Für Nagel Petrucci «muss der Impuls von                                     betrifft sowohl die Sicherheit als auch den
         und Senioren auch mit einem ungeeigneten              den Gemeinden kommen»: Sie müssen ge-                                       Komfort der Infrastrukturen. Davon profi-
         öffe tlichen Raum zu kämpfen.                         währleisten, dass ihre Strassen und Infra-                                  tieren letztlich alle.

                                                                                                                                                                    Langfristige Arbeit
           «Wenn es für ältere Personen zu kompliziert wird, zu Fuss oder                                                                  Gefördert wird auch die wichtige Sensibili-
                                                                                                                                           sierungsarbeit – vor allem bei älteren Perso-
           mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs zu sein, dann verzichten                                                                 nen, aber nicht nur. «Wir bieten Kurse an,
                                                                                                                                           um die Seniorinnen und Senioren in der Be-
           sie nach und nach darauf. So verlieren sie ihre Selbständigkeit.»                                                               nutzung des öffe tlichen Verkehrs zu beglei-
                                                                                      Paola Nagel Petrucci                                ten, dazu passende Dokumentationen sowie
                                                                                                                                           generationsübergreifende Aktivitäten», sagt
                                                                                                                                           Nagel Petrucci.
            «Wenn es für ältere Personen zu kompli-            strukturen die Bedürfnisse aller Personen                                      Die Mobilitätskonzepte sollen ein lang-
         ziert wird, zu Fuss oder mit dem öffentlichen         abdecken, auch die der verletzlichsten Nut-                                 fristiges Ziel erreichen: eine Mobilität für
         Verkehr unterwegs zu sein, dann verzichten            zerinnen und Nutzer. Dank seines Fachwis-                                   ältere Menschen, die zu ihrer Gesundheit,
         sie nach und nach darauf. So verlieren sie            sens und seiner Erfahrung unterstützt der                                   sozialen Integration und Lebensqualität bei-
         ihre Selbständigkeit», sagt Paola Nagel Pet-          VCS die Gemeinden dabei mit dem Erstel-                                     trägt.
         rucci, Projektbeauftragte für Seniorenfragen          len von massgeschneiderten Mobilitätskon-
         im Genfer Bureau romand des VCS. Senio-               zepten.
         rinnen und Senioren sind die am stärksten                Diese Mobilitätskonzepte für Seniorin-                                          Weitere Infos (auf Französisch) unter
         wachsende Altersklasse; Schätzungen zufolge           nen und Senioren realisiert der VCS nach                                           www.mobilitesenior.ch

8   VCS MAGAZIN 5/20
MAGAZIN VCS - VCS Verkehrs-Club der Schweiz
Verkehr und Konzernverantwortung?
                                                     Konzernverantwortungsinitiative Rohöl, Kobalt und Kautschuk:
                                                     Wer genau hinschaut, findet zahlreiche Zusammenhänge zwischen
                                                     den Forderungen der Konzerninitiative und dem Verkehr. Am
                        Text und Bild: Anita Weber   29. November kommt die Initiative vors Volk.

K   inderarbeit, Luft- und Trinkwasserver-
    schmutzung oder Vergiftung der Böden:
Verstossen Konzerne mit Sitz in der Schweiz
im Ausland gegen Menschenrechte, sol-
len sie dafür geradestehen. Das verlangt die
Konzernverantwortungsinitiative. Weil die
Justiz in den betroffenen Ländern oftmals
schwach und häufig auch bestechlich ist, sol-
len Geschädigte vor einem Schweizer Ge-
richt auf Schadenersatz klagen können.
   Das hat mehr mit dem Verkehr zu tun, als
man im ersten Moment denkt. Bei genauem
Hinsehen wird deutlich, dass der Handels-
nation Schweiz auch im Zusammenhang
mit dem Verkehr weltweit eine Schlüsselrolle
zukommt.

                 Das Rohöl und die Umwelt
Benzin und Diesel sind nicht nur massive
Treiber des Klimawandels, sondern häufig
schon für Umweltschäden verantwortlich,                 Ergänzen die zahlreichen Flaggen an Balkonen und Fenstern: Velodreiecke.
bevor sie überhaupt in die Tanks der Autos
gelangen. Einigen sitzt der Schrecken über
die Explosion der Ölbohrplattform «Deep-             nötigt. Beim Abbau sind Menschenrechts-             Beitrag im VCS-Magazin 1/2020 auf Seite 6).
water Horizon» vor zehn Jahren noch in den           verletzungen und gravierende Umweltschä-            Auch hier sind Schweizer Firmen an Anbau
Knochen. Die darauffolgende Ölpest im Golf           den an der Tagesordnung – das hat auch eine         und Handel beteiligt.
von Mexiko war die bisher schwerste Um-              kürzlich veröffentlichte Studie des VCS und            All diese Beispiele zeigen: Während kor-
weltkatastrophe dieser Art.                          der Entwicklungsorganisationen «Brot für            rupte Eliten vom Rohstoffabbau profitieren
   In vorliegenden Fall wurden sowohl das            alle» und «Fastenopfer» gezeigt (siehe auch         und Grosskonzerne wie Glencore Jahr für
Mineralölunternehmen BP als auch der                 Seite 4).                                           Jahr Milliardengewinne verzeichnen, zahlen
Plattformbetreiber Transocean, ein Gross-               Die Verstösse reichen vom Einsatz von            die lokale Bevölkerung und die Natur den
konzern mit Hauptsitz in der Schweiz, auf-           Kinderarbeit und hochgefährlichen Arbeits-          wahren Preis für die Rohstoffe, die unab-
grund schwerer Versäumnisse in den USA               bedingungen über Umsiedlungen oder gar              dingbar sind für unsere Mobilität.
zur Rechenschaft gezogen. Hätte sich die Ka-         Vertreibungen bis hin zu Wasserverschmut-              Es gibt aber auch eine gute Nachricht:
tastrophe aber nicht vor der Küste Nordame-          zungen oder grossflächiger Zerstörung land-         Als weltweit bedeutendster Handelsplatz für
rikas, sondern beispielsweise im Indischen           wirtschaftlicher Anbauflächen. Schweizer            Rohstoffe kann die Schweiz viel bewirken!
Ozean zugetragen, ist es sehr gut möglich,           Grosskonzerne wie Glencore oder Trafigura           Für den VCS ist klar, dass Mobilität nicht
dass es zu keiner Schadenersatzzahlung ge-           spielen beim Abbau und Handel von Batterie-         nur klimafreundlich, sondern auch sozial-
kommen wäre.                                         rohstoffen eine zentrale Rolle.                     und umweltverträglich sein muss. Deshalb
                                                                                                         braucht es am 29. November ein Ja zur Kon-
     Die Batterie und die Menschenrechte                            Und natürlich der Kautschuk          zernverantwortungsinitiative.
Einen kritischen Blick braucht es auch auf           Ohne Kautschuk für die Reifen kommen
die Elektromobilität. So sehr diese zum Kli-         Auto, Bus oder Velo nicht aus. Die Umwelt-             Anita Weber ist Projektleiterin Marketing beim
maschutz beitragen kann, so hat sie doch             belastung ist in den Anbauländern allerdings           VCS Schweiz und engagiert sich freiwillig für die
                                                                                                            Konzernverantwortungsinitiative.
auch eine Schattenseite: Für die Herstellung         enorm, denn der Monokulturanbau geht fast
der Batterien werden Rohstoff wie Lithium,           immer mit grossflächiger Waldrodung und
Kobalt oder Nickel in grossen Mengen be-             Pestizidbelastung einher (lesen Sie dazu den

                                                                                                                                                        VCS MAGAZIN 5/20   9
MAGAZIN VCS - VCS Verkehrs-Club der Schweiz
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                         O M . C H
             A N K E-STR
  W W .ICH-T
W
Velohelm: Empfehlung ja, Pflicht nein
                                                                      Velofahren Der Bundesrat fordert eine Helmpflicht für Fahrerinnen
                                                                      und Fahrer langsamer E-Bikes. Ob das den gewünschten Nutzen
                                                                      bringt oder der Entwicklung hin zur vermehrten Verwendung des
                                                                      (E-)Drahtesels das Genick bricht, wird kontrovers diskutiert – eine
                                                    Von Nelly Jaggi   Auslegeordnung.

                                                                                                                      einem Drittel Fahrten mit dem öffe tlichen
© Sam Buchli

                                                                                                                      Verkehr ersetzen. Hält die Helmpflicht Men-
                                                                                                                      schen vom Velofahren ab, ist das in mehrfa-
                                                                                                                      cher Hinsicht nicht zielführend. Wer E-Bike
                                                                                                                      fährt, profitiert von einem positiven Nutzen
                                                                                                                      auf die eigene Gesundheit. Autos stellen eine
                                                                                                                      höhere Gefahr für andere Verkehrsteilneh-
                                                                                                                      mende dar als E-Bikes – ein Umstieg vom
                                                                                                                      E-Bike aufs Auto ist demnach kontraproduk-
                                                                                                                      tiv. Velofahrende sind sicherer unterwegs, je
                                                                                                                      höher die Velodichte ist. Und nicht zuletzt
                                                                                                                      wären beliebte Veloverleihsysteme für lang-
                                                                                                                      same E-Bikes durch eine Helmpflicht direkt
                                                                                                                      gefährdet.
               Licht, helle Kleidung, klares Handzeichen und ein Helm: Vier Faktoren, die dazu beitragen,                 Heikel ist in Zusammenhang mit einer
               dass der E-Bike-Fahrer sicherer unterwegs ist.                                                         Helmpflicht auch die Versicherungsfrage.
                                                                                                                      Schwere E-Bike-Unfälle sind in 40 Prozent
                                                                                                                      der Fälle die Folge von Kollisionen mit an-

               W     er ein schnelles E-Bike fährt, muss ei-
                     nen Helm tragen. Nun fordert der Bun-
               desrat auch für die Fahrerinnen und Fahrer
                                                                      Einhaltung der Verkehrsregeln und Verbesse-
                                                                      rung der Infrastruktur für Velofahrende so-
                                                                      wie Prävention. Das Tragen eines Helmes ist
                                                                                                                      deren Verkehrsteilnehmern, die wiederum
                                                                                                                      in 58 Prozent der Fälle auf das alleinige Fehl-
                                                                                                                      verhalten Autofahrender zurückzuführen
               von langsamen E-Bikes eine Helmtrage-                  eine sekundäre Massnahme und kann Unfäl-        sind. Was nun, wenn eine verunfallte Per-
               pflicht. Er schreibt dazu in einer Medien-             le nicht verhindern. Eine Helmpflicht greift    son trotz Pflicht keinen Helm getragen hat –
               mitteilung, dass er dadurch schwere E-Bike-            demnach das Problem nicht an der Wurzel         vielleicht weil dieser am Vortag gestohlen
               Unfälle reduzieren will. Diese Absicht ist             und verschiebt zudem die Verantwortung          wurde? Es darf nicht sein, dass Verunfallte
               lobenswert.                                            einseitig auf die schwächeren Verkehrsteil-     Versicherungskürzungen wegen Nichttragen
                  Trotzdem gibt die reine Betrachtung der             nehmenden.                                      eines Helms riskieren oder Versicherungen
               Unfallzahlen in diesem Zusammenhang                       Das Tragen eines passenden und richtig       gar Regress auf das Unfallopfer nehmen. Die
               ein falsches Bild: Zwar haben Unfälle zuge-            eingestellten Helms kann Kopfverletzungen       Verantwortung muss bei der Verursacherin
               nommen, allerdings sind parallel dazu die              reduzieren. Deshalb ist es immer sinnvoll       oder beim Verursacher des Unfalls bleiben.
               E-Bike-Verkäufe und damit die gefahrenen               und empfohlen, einen Helm zu tragen. 2019           Aus all diesen Gründen propagiert der
               Kilometer in die Höhe geschnellt.                      trugen gemäss Zahlen der Beratungsstelle        VCS das freiwillige Helmtragen und setzt sich
                  Egal, ob sich ein Verkehrsverband für               für Unfallverhütung BFU 65 Prozent der          vehement für primäre Massnahmen ein.
               oder gegen eine Helmpflicht ausspricht, es             Fahrerinnen und Fahrer von langsamen
               regt sich Widerstand: Der einen ist es eine            E-Bikes einen Helm. Es gibt aber auch Grün-        VCS-Redaktorin Nelly Jaggi trägt beim Velofahren
               zu grosse Einschränkung in die persönli-               de, die Menschen davon abhalten, einen             immer einen Helm und hat diesen Text in enger
               che Freiheit, der andere versteht nicht, wes-          Helm zu tragen. Wer beispielsweise das Velo        Zusammenarbeit mit den Veloexpertinnen und Velo-
                                                                                                                         experten des VCS geschrieben.
               halb dieser mutmassliche Sicherheitsgewinn             abstellt, muss den Helm entweder mittragen
               nicht lückenlos unterstützt wird. Ausser Fra-          oder am Velo befestigen. Wer sich für Letzte-
               ge steht, dass Velounfälle bestmöglich ver-            res entscheidet, riskiert, nach einem Regen-
               hindert werden müssen.                                 guss einen durchnässten Helm anzuziehen.
                                                                                                                            Darum geht es
                       Primärer statt sekundärer Schutz                        Keine Verantwortung abschieben               Der Bundesrat hat ein Revisionspaket in die
               Dafür braucht es aber in erster Linie primä-           Eine Umfrage der Klimaschutzorganisati-               Vernehmlassung gegeben, in dem er unter ande-
               re Massnahmen gegen die Ursachen: tiefere              on «myclimate» zeigt auf, dass E-Bike-Fahr-           rem eine Helmpflicht für alle E-Bike-Fahrenden
               Tempolimiten, konsequente Kontrollen der               ten zur Hälfte Fahrten mit dem Auto und zu            fordert. Die Frist läuft bis am 12. Dezember.

                                                                                                                                                                 VCS MAGAZIN 5/20   11
«Den Kindern eine Stimme geben»
                                                      Schulweg Auf der Grundlage von Kinderzeichnungen hat der VCS
                                                      diesen Herbst den Blick der Kinder auf ihren Schulweg untersuchen
                                                      lassen. Patrick Naef, beteiligter Forscher und wissenschaftlicher
                         Interview: Brendan Drezen
                                        Bilder: zVg   Mitarbeiter der Universität Genf, im Gespräch.

     DAS GEFÄLLT NICHT                                    Patrick Naef, Sie haben für den VCS               Und auf persönlicher Ebene?
                                                          bereits an einer Studie über den                  Sie sind eben erst Vater geworden …
                                                          Pedibus mitgewirkt. Was ist bei der           Ziel dieser Forschung ist es, rasch und
                                                          neuen Untersuchung anders?                    konkret handeln zu können. Die Studie wird
                                                      Dank der Zusammenarbeit mit dem VCS               direkt an Entscheidungsträgerinnen und
                                                      lässt sich ein Bogen zwischen der Praxis, den     -träger kommuniziert, die auf ihrer Grund-
                                                      Verbänden und der Forschung schlagen. Die         lage bauliche Entwicklungen oder Verhal-
                                                      Studie basiert auf vorhandenem Material.          tensweisen in relativ kurzer Frist beein-
                                                      Interessant daran ist, dass die Wissenschaft      flussen können. Die Pandemiesituation hat
                                                      die Gelegenheit wahrnimmt, ihren «Elfen-          gezeigt, dass sich ganz kurzfristig Lösungen
                                                      beinturm» zu verlassen. Die Arbeit des VCS        finden und umsetzen lassen. Diese Studie
                                                      erlaubt es, Feldforschung zu betreiben und        kommt deshalb genau im richtigen Moment.
                                                      eine reichhaltige Datengrundlage zu erhe-         Was meine Tochter, aber auch andere Kin-
                                                      ben. Im Vergleich zur Pedibusstudie konzen-       der angeht, ist es ermutigend, zu wissen, dass
                                                      triert sich die aktuelle Arbeit stärker auf den   unsere Erkenntnisse einen Einfluss auf die
                                                      Austausch zwischen Forschung und Praxis.          Umgebung haben können, in der sie sich in
                                                                                                        ein paar Jahren bewegen werden.
                                                         Können Sie uns die Studie kurz
                                                         vorstellen?                                         Der VCS interessiert sich generell, aber
                                                      Unsere Studie zielt ganz einfach darauf ab,            gerade im Zusammenhang mit dieser
                                                      den Kindern eine Stimme zu geben. Oft wer-             Studie für den öffentlichen Raum aus
                                                      den Kinder indirekt angesprochen. Ihren                Kindersicht. Liegt das gegenwärtig im
                                                      Standpunkt zu erfassen, ist immer heikel,              Trend?
                                                      vor allem aus ethischen Gründen, weil sie         Es war alles andere als einfach, Forscherin-
                                                      den Status «verletzlicher Subjekte» haben.        nen und Forscher zu finden, die auf diesen
                                                      In dieser Studie drücken sich die Kinder in       Bereich spezialisiert sind. Ich habe den Ein-
                                                      Zeichnungen aus, was einen direkteren Zu-         druck, dass es bis jetzt nur wenige Arbeiten
                                                      gang ermöglicht. Die Forscherinnen und            zu diesem Th ma gibt. Die vorliegende Stu-
                                                      Forscher unterschiedlicher Fachrichtungen         die ist insofern innovativ, als dass sie sich auf
                                                      haben diese Zeichnungen interpretiert; dies       die Sicht der Kinder konzentriert. Sie fragt
                                                      mündete in eine umfassende Analyse.               sie direkt nach ihrer Meinung, statt stell-
                                                                                                        vertretend für sie zu sagen, was gut für sie
                                                          Was interessiert Sie als Forscher daran?      sei. Dieser Ansatz dürfte noch einige Entde-
                                                      Über die Mobilität der Kinder als Th ma hi-       ckungen zutage fördern.
                                                      naus interessiert mich hier die Gelegenheit,
                                                      aus der akademischen Welt auszubrechen                Die Ergebnisse beruhen auf Kinder-
                                                      und Handlungsforschung zu betreiben, wie              zeichnungen. Ist das eine übliche
                                                      sich das nennt. Die Zusammenarbeit mit dem            Vorgehensweise?
                                                      VCS ermöglicht mir eine Arbeit vor Ort mit        Die Verwertung von Bildern ist in den Sozial-
                                                      einem zeitnahen Horizont. Bei dieser Dyna-        wissenschaften gang und gäbe, besonders in
                                                      mik erhält man Resultate innert weniger Mo-       der Anthropologie und in der Bildwissen-
                                                      nate, während sich «klassische» Forschung         schaft. Es geht darum, Bilder – Werbung, Il-
                                                      über Jahre hinziehen kann. Der Ansatz ist an-     lustrationen, Pressebilder, Zeichnungen – als
                                                      ders, und man muss sich daran anpassen. Als       Diskurse aufzufassen. Diese Methodik wur-
                                                      Forscher schätze ich, dass sich die beiden Ar-    de im Lauf mehrerer Jahrzehnte entwickelt
                                                      ten, Forschung zu betreiben, ergänzen.            und eignet sich gerade für eine Studie über

12   VCS MAGAZIN 5/20
Patrick Naef ist         Haben alle Forscherinnen und Forscher                                                    DAS GEFÄLLT
                                Anthropologe             dieselben Schlüsse gezogen?
                                und Geograf und       Studienbereiche, Methoden und der Blick
                                arbeitet als wis-
                                                      auf den Forschungsgegenstand unterschei-
                                senschaftlicher
                                Mitarbeiter an der    den sich – die Empfehlungen hingegen stim-
                                Uni Genf.             men überein.

                                                          Welche Schlussfolgerung ziehen
                                                          Sie daraus?
                                                      Als zentral herausgestellt hat sich, dass der
Kinder. Ergänzt mit individuellen Gesprä-             Schulweg als Erfahrung an sich zu betrach-
chen ergäbe sich ein repräsentativeres Resul-         ten ist, nicht bloss als Mittel zum Zweck, um
tat, aber dafür bräuchten wir mehr Zeit.              von A nach B zu gelangen. Entscheidend aus
                                                      der Perspektive aller Spezialisten ist es des-
    Die Forscherinnen und Forscher, die die           halb, diesen Weg so erfahrungsreich wie
    Zeichnungen analysiert haben, kommen              möglich zu gestalten.
    aus verschiedenen Fachgebieten. Wie                  An der Zusammenarbeit mit dem VCS in-
    gestaltete sich die Zusammenarbeit?               teressiert mich besonders, dass unser Enga-
Für diese Studie haben wir uns stärker auf            gement so rasch wie möglich Früchte trägt.
ein Thema, die Mobilität der Kinder, als auf          Zu wissen, dass sich unsere Ergebnisse von
den wissenschaftlichen Ansatz einer be-               Politikerinnen und Politikern für konkrete
stimmten Disziplin konzentriert. Die Th -             Projekte unmittelbar verwerten lassen, ist
matik ist überaus breit gefasst und eignet            sehr motivierend. 
sich deshalb für eine interdisziplinäre Stu-
die. Der Austausch zwischen den Fachleuten
und dem VCS hat die Zusammenarbeit inte-                   Brendan Drezen ist Projektmitarbeiter im Bureau
ressant gemacht.                                           romand des VCS Schweiz.

     Zur Studie
     Die Perspektive der Kinder wird von der Politik und von Zuständigen für die Raumentwicklung noch wenig
     beachtet. Als hauptsächliche Nutzerinnen und Nutzer des Schulwegs sind die Kinder aber Experten dafür.
     Der VCS erstellt seit fast zehn Jahren Mobilitätskonzepte für Schulen: ein partizipativer Ansatz, bei
     dem Kinder, Eltern und Lehrpersonen zu ihrer Wahrnehmung des Schulwegs, seiner Stärken und
     Gefahren befragt werden, um konkrete, massgeschneiderte Lösungen vorzuschlagen. In diesem
     Rahmen wird die Perspektive der Kinder anhand ihrer Zeichnungen ermittelt.
     Der VCS hat in diesen Jahren eine breit gefächerte Sammlung von Aussagen in Form von Zeichnun-
     gen zusammengetragen. Darauf basiert die vorliegende Studie. Die Zeichnungen wurden Fachleu-
     ten unterschiedlicher Forschungsrichtungen (Geografie, Geschichte, Raumentwicklung, Psycholo-
     gie, Recht und Ingenieurwesen) vorgelegt, die daraus die Mobilität der Kinder analysieren konnten.

     Entscheidungswerkzeuge
     Grundsätzlich soll es die Umgebung, insbesondere der Schulweg, den Kindern erlauben, sich si-
     cher zu bewegen und sich nach und nach die Strassenverkehrsregeln anzueignen. Es ist deshalb
     wesentlich, den Schulweg als einen wertvollen (Zeit-)Raum zwischen Elternhaus und Schule zu
     verstehen, in dem die Kinder Gelegenheit haben, ihre Umwelt zu erkunden. Ist der Schulweg für die
     Kinder und aufgrund ihrer Bedürfnisse gestaltet, wird er zu einem ergänzenden Lernraum, der ihre
                                                                                                              Unterwegssein mit Freunden, Natur, Autos, Um-
     Entwicklung fördert. Die Schlussfolgerungen und Empfehlungen der Studie sind konkrete Arbeits-
                                                                                                              weltverschmutzung, Gefahren: Im Rahmen der
     instrumente für Fachleute und Behörden.                                                                  Mobilitätskonzepte Schule des VCS zeichnen die
                                                                                                              Kinder, was ihnen an ihrem Schulweg gefällt und
              Weitere Infos zu den Mobilitätskonzepten Schule: mobilitaetskonzept-schule.ch                   was nicht.

                                                                                                                                                    VCS MAGAZIN 5/20   13
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                                                                                                                                                                       Schweiz AG Liegenschaften
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                                                                                                                                                                        was Ihnen wichtig ist.

                                                                                                                                                                        VCS Verkehrs-Club der Schweiz
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                                                                                                                                                                        – per Telefon 031 328 58 58 oder
                                                                                                                                                                        – via Internet www.verkehrsclub.ch
           © Adobe Stock – Gajus
Verbesserungspotenzial vorhanden
                                                       Fussverkehr Im Rahmen des Projekts «GEHsund – Städtevergleich
                                                       Fussverkehr» wurde erstmals die Fussgängerfreundlichkeit von
                                                       16 Schweizer Städten untersucht. Die Bewertung in drei Teilprojekten
                                                       zeigt die unterschiedlichen Qualitäten und die Defizite im Fuss-
                                 Von Veronika Killer   verkehr deutlich.

«F     örderung des Fussverkehrs» – diese                      Konkrete Handlungsempfehlungen

                                                                                                          © zVg
       Zielformulierung liest man mittler-             Die Fussgängerfreundlichkeit wurde in drei
weile öfter in Strategiepapieren und Konzep-           Teilprojekten erhoben. Damit werden ver-
ten auf den verschiedenen Planungsebenen.              schiedene Blickwinkel beleuchtet. Der Fuss-
Wer aber in den Städten und Dörfern zu                 verkehrstest als erster Teil fokussiert auf die
Fuss unterwegs ist, spürt noch wenig da-               Infrastruktur, die für den Fussverkehr be-
von, dass solche Ziele auch umgesetzt wer-             reitgestellt wird. Dabei handelt es sich um
den. Trottoirs sind mit Werbetafeln, Anlie-            eine Qualitätsbewertung vor Ort mit festge-
ferfahrzeugen oder parkierten Velos und                legten Kriterien. Das zweite Paket im Städte-
Trottinetten verstellt. Aufenthaltsflächen             vergleich umfasst unter dem Titel «Pla-
und Sitzmöglichkeiten sind oft Mangelware.             nungspraxis» eine Auswertung darüber,
Trottoirs werden häufig als Mischverkehrs-             wie in der jeweiligen Stadtverwaltung und
flächen zweckentfremdet, die sich der Fuss-            in der Stadtpolitik mit dem Th ma Fussver-
verkehr mit dem zunehmend schneller wer-               kehr umgegangen wird. Im dritten Projekt-
denden Veloverkehr teilen muss. All dies               teil wird in Form einer Onlineumfrage die
bietet wenig Anreiz zum Zufussgehen in un-             Zufriedenheit der Bevölkerung im Bereich
seren Städten.                                         Fussverkehr erhoben.
   Im Gegensatz zu anderen Verkehrsmit-                    Diese drei Teile zusammen ermögli-
teln gab es zum Fussverkehr bisher keine               chen Aussagen zur allgemeinen Qualität des
Umfragen oder Erhebungen, mit denen                    Fussverkehrs. Über das Gesamtergebnis des
sich die Qualität der Fussverkehrsinfra-               «GEHsund – Städtevergleich Fussverkehr»
                                                                                                                  Autos, Motorräder, Velos, Tische, Stühle, Werbe-
struktur bewerten liesse. Hier setzt der               gesehen, wurden im Durchschnitt erst 61 Pro-
                                                                                                                  tafeln, …: für Fussgängerinnen und Fussgänger
Städtevergleich Fussverkehr an: Das Pro-               zent der Qualitätsanforderungen erfüllt oder,              lauter Hindernisse.
jekt «GEHsund – Städtevergleich Fuss-                  umgekehrt formuliert, rund 40 Prozent eben
verkehr» hat die Fussgängersituation der               nicht. Das heisst, alle Städte sind gefordert,
Städte Aarau, Basel, Bellinzona, Bern, Biel,           ihre Fussverkehrssituation noch zu verbes-
Chur, Genf, Lausanne, Locarno, Lugano,                 sern. Der Städtevergleich mit dem Ranking         Insgesamt erreicht Basel mit 68 Prozent al-
Luzern, Neuenburg, St. Gallen, Winter-                 spornt die Städte zudem an, Massnahmen            ler erfüllten Anforderungen den höchsten
thur, Zug und Zürich detailliert unter-                umzusetzen: mehr Platz für den Fussver-           Wert aller untersuchten Städte und zeichnet
sucht.                                                 kehr, mehr Fussgänger- und Begegnungs-            sich insbesondere durch die Kommunikati-
                                                       zonen, kürzere Wartezeiten an den Ampeln,         on und Beobachtung des Fussverkehrs aus.
                                                       getrennte Infrastrukturen für den Fuss- und       Die «Goldene Schuhbürste» symbolisiert,
Städtevergleich Fussverkehr:                           den Veloverkehr und besser dotierte Fussver-      dass die Stadt zwar gut abgeschnitten hat,
                                                       kehr-Fachstellen. Diese Handlungsempfeh-          aber weiter an der Fussgängerfreundlichkeit
Projektträger von «GEHsund – Städte­
                                                       lungen gelten für alle teilnehmenden Städte.      polieren muss, um zu brillieren.
vergleich Fussverkehr» waren umverkehR,
Fussverkehr Schweiz und die Hochschule                              Fünf «Goldene Schuhbürsten»
Rapperswil. Das Projekt wurde finanziell               Fünf Städte erhalten je eine «Goldene Schuh-               Veronika Killer ist Projektleiterin Fussverkehr
von Energie Schweiz (KOMO), der Stiftung               bürste»: Aarau schneidet bei der Bewertung                 bei umverkehR und oft zu Fuss in der Stadt Zürich
Corymbo, der Loterie Romande, vom                                                                                 unterwegs.
                                                       der Infrastruktur am besten ab, Chur bei der
Lotteriefonds Kanton Bern und vom Kanton               Zufriedenheit der Bevölkerung und Basel bei
Tessin sowie von den 16 beteiligten Städten            der Planungspraxis. Neuenburg ist die fuss-
unterstützt.                                           gängerfreundlichste Stadt in der Romandie
Weitere Informationen:                                 und Bellinzona erreicht im Quervergleich
www.umverkehr.ch/fussverkehr                           der Tessiner Städte die höchste Punktzahl.

                                                                                                                                                             VCS MAGAZIN 5/20   15
Treibstoff der Zukunft?
                                                                Flugverkehr Für den Flugverkehr ist der Ausstieg aus den fossilen
                                                                Treibstoffen schwierig. Es gibt jedoch einen vielversprechenden
                                                                Ansatz: synthetische Treibstoffe, wie sie die Schweizer Firma
                                          Von Camille Lepetit   Synhelion herstellt.

                                                                                                                                                rer Gianluca Ambrosetti. «Hingegen können

                                                                                                          © ETH Zürich/Alessandro Della Bella
                                                                                                                                                wir versuchen, ein Werkzeug zu liefern, um
                                                                                                                                                den Luftverkehr nachhaltiger zu machen.»
                                                                                                                                                   In einer ersten Phase will Synhelion an
                                                                                                                                                der Anreicherung von Erdgas mit Solar-
                                                                                                                                                energie arbeiten, dem zu diesem Zweck CO2
                                                                                                                                                aus der Atmosphäre zugefügt wird. Damit
                                                                                                                                                kann das Unternehmen ziemlich rasch Ge-
                                                                                                                                                winne erzielen, um dann in einer zweiten
                                                                                                                                                Phase einen CO2-neutralen Treibstoff zu
                                                                                                                                                produzieren. «Wir planen bis 2024 eine erste
                                                                                                                                                grosse Fabrik mit einer Kapazität von unge-
                                                                                                                                                fähr 5000 Tonnen Treibstoff pro Jahr», sagt
                                                                                                                                                Ambrosetti. «Bis 2030 streben wir eine Mil-
                                                                                                                                                lion Tonnen pro Jahr an, die Hälfte dessen,
                                                                                                                                                was die Schweizer Luftfahrt gegenwärtig
                                                                                                                                                benötigt.»
                                                                                                                                                   Wegen der Sonnenlichtbedingungen und
                                                                                                                                                des benötigten Platzes kann der Treibstoff
                                                                                                                                                nicht in der Schweiz produziert werden – es
                                                                                                                                                bräuchte ungefähr 50 000 km2, um die ak-
                                                                                                                                                tuelle weltweite Luftfahrt zu versorgen. Po-
                                                                                                                                                tenzial für erste Fabriken sieht Synhelion in
          Der Prototyp auf einem Dach der ETH Zürich.                                                                                           Süditalien oder Südspanien.

                                                                                                                                                                 Notwendige Investitionen

          D    ie Flugbranche, heute bereits für 20 Pro-
               zent der Klimafolgen in der Schweiz ver-
          antwortlich, könnte in wenigen Jahren zur
                                                                gesamten Weltbedarf an Kerosin zu decken»,
                                                                sagt Philipp Good, bei Synhelion zuständig
                                                                für Forschung und Entwicklung.
                                                                                                                                                Bis dahin ist der Weg allerdings noch lang:
                                                                                                                                                Im Moment muss die neue Technologie zu-
                                                                                                                                                erst einmal die nötige Reife erreichen und
          Hauptverursacherin der Klimaerwärmung                    Ein solcher Treibstoff ist vor allem dort                                    die Produktionskosten müssen sinken, da-
          werden. Sie wird kurz- und mittelfristig              interessant, wo die Elektrifizierung eines                                      nach braucht es Bewilligungen für die riesi-
          nicht ohne fossile Treibstoffe auskommen.             Fahrzeugs schwierig ist. «Die Luftfahrt-                                        gen Investitionen. Doch Ambrosetti ist zu-
          Technologien, die gegenwärtig entwickelt              industrie ist die wichtigste Verbraucherin un-                                  versichtlich: «Es sind mehrere Jahre nötig,
          werden, lassen jedoch auf eine bessere oder           serer solaren Brennstoff , denn deren Ener-                                     um eine echte Wirkung zu erzielen, aber es
          gar neutrale CO2-Bilanz hoffe .                       giedichte ist sehr hoch», sagt Good. Doch                                       ist möglich und finanziell machbar; wir kön-
             Synhelion ist ein Spin-off der ETH Zü-             auch die Schifffahrtsbranche könnte davon                                       nen einen Preis erreichen, den die Leute zu
          rich. Das Team hat ein komplexes Verfahren            profitieren, ebenso wie schwere Lastwagen.                                      zahlen bereit sind. Wir bieten schliesslich
          entwickelt, um einen Treibstoff auf der Basis                                                                                         eine Lösung an, die eine sinnvollere Nutzung
          von CO2 und Wasser, das mittels Sonnen-                              Alternative für die Luftfahrt                                    der Energie anstrebt, eine nachhaltigere
          energie in Gas umgewandelt wird, herzu-               Um die Auswirkungen des Luftverkehrs                                            Art, die Ressourcen zu nutzen, über die wir
          stellen. Dieses «Syngas» mit neutraler CO2-           auf die Umwelt deutlich zu reduzieren, ste-                                     verfügen.»
          Bilanz wird anschliessend verflüssigt.                hen zwei Optionen offen: Das Reisevolumen
             Die wichtigsten Vorteile dieser Techno-            verkleinern oder die Emissionen mit neuen
          logie im Vergleich zu anderen Alternativen,           Technologien senken. «Wir sind nicht in der
          die zurzeit entwickelt werden, sind die Effizi-       Lage – und es ist auch nicht unsere Aufga-
          enz und das Potenzial: «Unsere Technologie            be –, das Reiseverhalten der Leute zu beein-                                       Camille Lepetit ist ehemaliger Praktikant beim VCS
          könnte skaliert werden, um theoretisch den            fl ssen», erläutert Synhelion-Geschäftsfüh-                                        Schweiz.

16   VCS MAGAZIN 5/20
Verkehrswende, jetzt!
                                                     Engagement Um auch jüngere Menschen für die Verkehrspolitik
                                                     und eine nachhaltige Mobilität zu begeistern, gründet der VCS den
                                                     JungVCS. Mitgründerin Jelena Filipovic über ihre Beweggründe,
                              Von Jelena Filipovic   sich für eine visionäre Verkehrspolitik einzusetzen.

D    en grössten Teil meiner Kindheit und
                                                      © zVg/Judith Schönenberger

     Studienzeit habe ich in den Städten Basel,
Zürich und Bern verbracht. An Autos habe
ich selten einen Gedanken verloren, ich war
ja mit dem öffentlichen Verkehr (ÖV) und
dem Velo gut vernetzt. Ein Auto war und ist
für mich eher ein Statussymbol als ein Fort-
bewegungsmittel – wieso sonst kommen wir
in der Schweiz auf 0,5 Autos pro Einwohne-
rin und Einwohner, inklusive Oma und En-
kel! Dennoch bin ich mir bewusst, dass ich
aus einer privilegierten Perspektive spreche:
Ein gut ausgebautes ÖV-Netz nutzen zu kön-
nen, ist ein Luxus, über den in der Schweiz
bei Weitem nicht alle verfügen.
   Verkehrspolitik ist kein Begriff, der auf
Enthusiasmus stösst. Auch meine Begeis-
terung hielt sich in Grenzen, bevor ich vor
einem guten Jahr ein Praktikum beim VCS                                            Jelena Filipovic ist Gründungsmitglied des JungVCS und fordert eine
gemacht habe. Im gleichen Zeitraum habe                                            Verkehrspolitik mit verbindlichen Klimazielen.
ich mich auch der Klimastreikbewegung
angeschlossen und musste feststellen, dass
das Th ma innerhalb dieser Bewegung kaum             Weshalb also etwas besitzen, das ich ebenso                                     und nachhaltigen Mobilität – damit wir auch
Platz findet.                                        gut bei Bedarf nutzen und mit anderen teilen                                    einen Wandel innerhalb der Verkehrspolitik
   Dabei liegt es auf der Hand, dass es eine         kann?                                                                           schaffe .
Verkehrswende braucht: Ohne den Ver-
kehrssektor, den grössten Klimasünder der                              Feministische Perspektive                                         Jelena Filipovic war Praktikantin beim VCS Schweiz.
                                                                                                                                         Sie ist Teil der Klimastreikbewegung und hat Passa-
Schweiz, zu revolutionieren, werden wir die          Selbstverständlich hört das Problem nicht
                                                                                                                                         gen des Textes während der Besetzung auf dem Bun-
geforderten netto null Treibhausgas-Emissi-          beim (motorisierten) Individualverkehr auf.                                         desplatz geschrieben.
onen bis 2030 nie erreichen.                         Auch beim ÖV gibt es Verbesserungspoten-
                                                     zial. Die Frage ist weder, ob es ein besser aus-
            Es braucht einen Systemwandel            gebautes Netz ausserhalb der Städte braucht
Ja, auch im Verkehrssektor braucht es einen          noch ob es sich alle leisten können sollten –
Systemwandel! Es reicht nicht, sich auf kli-         darauf lautet die Antwort ja! Es geht auch
mafreundliche Technologien zu verlassen.             darum, wie es weiter ausgebaut wird und
Eine Revolutionierung des Verkehrssystems            wem es zugute kommt.
bedarf einer öffentlichen Debatte über eine
nachhaltige Mobilität. Das bedeutet auch,
                                                        Werden vor allem klassische Pendle-
                                                     rinnen und Pendler angesprochen? Oder                                               VCS                 Mach mit!
dass wir uns als Gesellschaft und als Bewe-
gung komplexe Fragen stellen müssen: Wie
                                                     wird eine feministische Perspektive einge-
                                                     nommen, die auch Teile der Bevölkerung
                                                                                                                                          aktiv!          Der VCS sucht junge Köpfe,
                                                                                                                                                          die sich den kritischen
viel Mobilität benötigen wir überhaupt und           inkludiert, deren Fokus nicht auf schnel-                                                            Fragen stellen und kreative
wie sollte diese Mobilität aussehen?                 len Verbindungen zwischen Grossstädten                                                Lösungen ausarbeiten. Aus diesem Grund
    Weniger kreativ, dafür heute bereits um-         liegt: Menschen, die Care-Arbeit leisten,                                             haben engagierte junge Menschen den
gesetzt, sind zahlreiche Sharing-Angebote,           Kinder von A nach B transportieren oder                                               JungVCS gegründet. Hast du Lust, mitzu-
die eine effizientere Nutzung der Fahrzeuge          als Schichtarbeiterinnen und Schichtarbei-                                            machen? Dann melde dich bei Anina
sicherstellen – ein Auto steht im Privatge-          ter tätig sind. Aus diesem Grund braucht es                                           Schweighauser:
brauch während 95 Prozent der Zeit herum!            kreative Köpfe mit Visionen einer inklusiven                                          anina.schweighauser@verkehrsclub.ch

                                                                                                                                                                                   VCS MAGAZIN 5/20   17
Klimaschutz

                                                                      Die
                                                              Familienbäckerei
                                                          Schüpbach in Rapperswil
                                                         BE steht seit 130 Jahren für
                                                      Tradition. Dort werden die edlen
                                                    Pralinen von Hand mit erneuerbarer
                                                    Energie hergestellt. Die Nachhaltig-
                                                     keit und Sozialverträglichkeit der
                                                     Kakaoproduktion wird durch faire
                                                     Preise und langjährige Abnahme-
                                                        verträge mit den Produzenten
                                                               sichergestellt.
© Fotomontage: Fotolia – Vaceslav Romanov, 1xpert
zum Verschenken
Verschenken Sie mit der
VCS-Mitgliedschaft ein Stück
Klimaschutz – wir legen die Pralinen dazu!
                                 Das Geschenkpaket enthält:
                                 – VCS-Mitgliedschaft bis Ende 2021
                                   im Wert von Fr. 85.–
                                 – Handgeschöpfte Pralinen aus nach-
                                   haltiger Produktion (24 Stück, 270g)
                                 – Festliche, personalisierte
                                   Geschenkkarte
                                 Der VCS setzt sich seit 40 Jahren
                                 für eine ökologische Mobilität ein.
                                 VCS-Mitglieder unterstützen unser
                                 Engagement für Umwelt und Klima
                                 und profitieren zudem von zahl-
                                 reichen Mitgliedervorteilen.
                                 Ganz nach unserem Motto:
                                 Für Mensch und Umwelt.

Jetzt bestellen: 031 328 58 58
vcs@verkehrsclub.ch
www.verkehrsclub.ch/xmas
Wie nutzen wir
      den Platz?

20   VCS MAGAZIN 5/20
Platz ist knapp und begehrt – gerade im städtischen Raum. Zu fragen, wem
dieser Platz gehört, liegt auf der Hand. Ist der Platz gerecht verteilt? Braucht
es wirklich zu jeder Wohnung einen Parkplatz? Und wie viel Platz braucht
ein Velo? Der VCS Schweiz und seine Sektionen setzen sich dafür ein, dass
der Platz (wieder) den Menschen und nicht den Autos gehört.

                                                                                                            © Läbigi Stadt/ © Stauffenegger + Partner AG
                                                                                                            Montage: muellerluetolf.ch

                                                                                   VCS MAGAZIN 5/20   21
DOSSIER

                         Umverteilung nützt dem Klima
                                                Von Stéphanie Penher   Velofahren und Zufussgehen ist platzsparend und umweltfreund-
                                                                       lich: Gerade in Städten muss der Fokus in Zukunft vermehrt auf
                                                                       diesen Fortbewegungsformen liegen. Das nützt auch dem Klima.

                         F   ortbewegung braucht Platz. Spit-
                             zenreiter punkto Platzbedarf ist pro
                         transportierter Person das Auto. Platz-
                                                                       Mobilitätsformen zusammen mit jener
                                                                       des öffentlichen Verkehrs (ÖV) weiter zu.
                                                                                                                        Apropos Velo: Gelb aufgemalte Li-
                                                                                                                     nien schützen die Velofahrerinnen und
                                                                                                                     Velofahrer nicht und enden oft dort, wo
                         sparender – und umweltfreundlicher –                  Gute Ideen, harzige Umsetzung         die Platzverhältnisse knapp sind und
                         sind der Fuss- und der Veloverkehr, Fort-     In Städten und Agglomerationen ist die        es gefährlich wird. Auch deshalb muss
                         bewegungsformen, denen auch ange-             Hitzebelastung besonders gross, denn          die Aufwertung der Veloinfrastruktur
                         sichts der drohenden Klimakatastrophe         die vielen versiegelten Flächen absor-        mehrheitlich auf Kosten von Parkplätzen
                         zentrale Rollen zukommen. Die beeng-          bieren die Sonnenstrahlung und heizen         und Fahrspuren geschehen.
                         ten Verhältnisse in den Städten und das       die Umgebung auf. Eine Umnutzung
                         wachsende Bewusstsein, dass der Ver-          des Platzes darf also keinesfalls wertvol-                      Prioritäten neu setzen
                         kehr ökologischer werden muss, füh-           le Grünflächen gefährden, sondern muss        Um die Umsetzung voranzutreiben,
                         ren mancherorts zu einer erfreulichen         auf Kosten des platzintensiven Autover-       muss der Veloverkehr bei der Planung
                         Umnutzung des Strassenraums. Das in-          kehrs passieren.                              gleich viel Gewicht erhalten wie der ÖV
                         zwischen schweizweite Bekenntnis zum             Leider erschweren die schweizerische       und der Fussverkehr oder – auf gewissen
                         flächen- und energieeffizienten Stadtver-     Kompromisskultur und die nationale            Strecken – sogar die höchste Priorität ge-
                         kehr wird aber nicht so rasch umgesetzt,      Gesetzgebung eine neue Prioritäten-           niessen. Je lieber die Menschen auf die-
                         wie es zum Aufhalten der Klimaerhit-          setzung zugunsten der platzsparenden          sen Strecken unterwegs sind, desto bes-
                         zung nötig wäre.                              Fortbewegungsmöglichkeiten. Innovati-         ser. In Deutschland beispielsweise ist das
                            Der Fuss- und der Veloverkehr tra-         ve Ideen in den Städten, die mittels Pilot-   Nebeneinanderfahren auf Velostrassen
                         gen aber auch zu einer Aufwertung des         projekten ausgetestet werden, scheitern       erlaubt.
                         öffe tlichen Raums, zu mehr Lebens-           an den hohen Hürden der nationalen               Hohe Aufmerksamkeit braucht auch
                         qualität und zu einer guten Gesundheit        Gesetzgebung oder brauchen – wie das          die Aufenthaltsqualität auf gewissen
                         bei. Aufgrund des Wachstums, das ins-         Beispiel des Rechtsabbiegens bei Rot für      Fussverbindungen: Manche Wege die-
                         besondere in und um Städte prognosti-         Velofahrende zeigt – gute sechs Jahre für     nen nicht der Fortbewegung, sondern
                         ziert wird, nimmt die Bedeutung dieser        die offizielle Zulassung.                     laden zum Verweilen oder zur Begeg-
                                                                                                                     nung ein. Velofahren und Zufussgehen
                                                                                                                               müssen so attraktiv sein, dass
                                                                                                                               Klimaschutz und Lebensquali-
                                                                                                                          ©Tiefbauamt Stadt Zürich/Hannes Merz

                                                                                                                               tät Hand in Hand gehen. 
ZÜRICH MÜNSTERHOF
                                                                                                                                                                 Stéphanie Penher ist Bereichsleite-
                                                                                                                                                                 rin Verkehrspolitik und Kampagnen
                                                                                                                                                                 und fährt in ihren Träumen bereits
                                                                                                                                                                 über die Berner Velobrücke.

                                                                                                                            2003 sagte das Zürcher Stimm-
                                                                                                                            volk Ja zur Umgestaltung des
                                                                                                                            Münsterhofs. Seit 2016 ist der
                                                                                                            Münsterhof komplett autofrei – und inzwischen
                                                                                                            auch begrünt.

 22   VCS MAGAZIN 5/20
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