EILDIENST 3/2020 - Aus dem Inhalt: Ministerpräsident Armin Laschet in der Vorstandsklausurtagung des LKT NRW Schwerpunkt: Stärkung der ...
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EILDIENST 3/2020 Aus dem Inhalt: ● Ministerpräsident Armin Laschet in der Vorstandsklausurtagung des LKT NRW ● Schwerpunkt: Stärkung der Berufskollegs ● Positionspapier zur Zusammenarbeit zwischen Landräten und Kreisbrandmeistern
EILDIENST 3/2020 Auf ein Wort Ambulante Notfallversorgung von morgen: Neuordnung nur mit den Kommunen! Die Notfallversorgung in Deutschland gilt seit Jahren als optimierungsbedürftig. In der Praxis ist die Leistungsfähigkeit des kommunalen Rettungsdienstes anerkannt – hier geht es um die allgegenwärtig präsente Rufnummer 112. Dem gegenüber gibt es immer wieder Kritik am Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigungen – dahinter verbirgt sich die sperrigere Rufnummer 116 117. Das Bundesministeri um für Gesundheit (BMG) zielt mit der Reform der ambulanten Notfallversorgung im Wesentlichen darauf ab, die Regelungen des Rettungsdienstes in ein bundes einheitliches Raster zu überführen. Im Mittelpunkt des Gesetzentwurfs steht die Schaffung sogenannter Integrierter Notfallzentren (INZ) an Krankenhäusern, die allerdings nicht mehr an jedem Krankenhaus vorgehalten werden sollen. Mit dem Gesetzentwurf ist beabsichtigt, den Kassenärztlichen Vereinigungen die wesentliche Verantwortung für die Notfallversorgung – sogar innerhalb der Kran kenhäuser – zu übertragen. Diese geplanten Strukturveränderungen und der damit einhergehende Konzeptwechsel geben aus kommunaler Sicht Anlass zur Besorgnis. Auch wenn das Ziel des Gesetzentwurfs zu unterstützen ist, die sektorenübergreifende Vernetzung der beiden bestehenden Notfallversorgungssysteme – einerseits 112, andererseits 116 117 – zu optimieren, stößt die konkrete Ausgestaltung auf grundsätzliche Bedenken. Die Kassenärztlichen Vereinigungen sollen verpflichtet werden, eine Kooperation mit den Integrierten Notfallzentren ein zugehen. Im Gegenzug sollen die Integrierten Notfallzentren (INZ) in den Krankenhäusern für ihre Leistungen an Patienten kein Entgelt erhalten, wenn sie sich einer solchen Kooperation verschließen. Dieser Zwang ist neben der Tatsache, dass nur ein kleiner Teil der bestehenden Krankhäuser ein INZ bekommen wird, nicht akzeptabel und sozialfachlich sowie politisch nicht tragbar. Auch die Absicht, dass die INZ unter fachlicher Verantwortung der Kassenärztlichen Vereinigung in den Krankenhäusern stehen sollen, ist höchst bedenklich, da die Kassenärztlichen Vereinigungen bisher nur im Ausnahmefall selbst Akteur in der tatsächlichen medizinischen Versorgung gewesen sind. Schließlich ist der Rettungsdienst als prä klinischer notfallmedizinischer Sachwalter der Bevölkerung stets darauf angewiesen, alle Akutkrankenhäuser anfahren zu können. Die geplante Regelung, nur an ausgewählten Krankenhäusern INZ auszuweisen und somit die rettungsdienstlichen Anfahrten nur an diesen wenigen Krankenhäusern zu ermöglichen, würde den rettungsdienstlichen Sicherstellungsauftrag gefährden und vor allem zu einer enormen Erhöhung der rettungsdienstlichen Umlaufzeiten führen. Infolge der in der Regel weiter entfernten INZ würden auch zusätzliche Rettungsmittel und Personal erforderlich, so dass der Rettungsdienst nicht nur fahrzeug-, sondern vor allem personalmäßig ausgebaut werden müsste. Im Gesetzentwurf und der Begründung sollte vielmehr klargestellt werden, dass jedes Krankenhaus, das mindestens die Kriterien der Stufe 1 im System der Notfallversorgung erfüllt, ein INZ bekommen kann. Unberücksichtigt blieben nur diejenigen Krankenhäuser, die bereits jetzt für die Erbringung der Leistung der Notfallversorgung grundsätzlich nicht oder nur im Ausnahmefall vorgesehen sind. Die geplante Ermächtigung des sogenannten Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) zu Grundsatzentscheidungen über die Errichtung von INZ stößt ebenfalls auf Bedenken, da hier allein Krankenkassen, Kassenärzte und Krankenhäuser maß geblich auf den Rettungsdienst einwirken, ohne dass die Träger des Rettungsdienstes – die Kommunen – einbezogen werden. Dies wirft zusätzliche Fragen mit Blick auf die ohnehin mangelnde demokratische Legitimation des G-BA auf. Der Gesetzentwurf fasst den Sicherstellungsauftrag der Kassenärztlichen Vereinigung neu. Denn die Notfallversorgung soll nunmehr jederzeit (24 Stunden/7 Tage) und nicht nur außerhalb der üblichen Praxisöffnungszeiten gesichert werden. Die Krankenhäuser ohne INZ sollen für ihre ambulanten Notfallleistungen Vergütungsabschläge in Höhe von 50 Prozent erhalten und würden demnach dafür finanziell bestraft, wenn sie sich dennoch um Notfallpatienten kümmern. Dies kann nicht ernsthaft gewollt sein: Es wäre ein Widerspruch sowohl gegen ethische Prinzipien als auch gegen das Berufsrecht der Ärztinnen und Ärzte. Überdies sollte davon abgesehen werden, den Rettungsdienst als „medizinische Notfallrettung“ in das SGB V aufzunehmen. Denn die engen Verflechtungen des Rettungsdienstes mit den weiteren Bereichen der nichtpolizei lichen Gefahrenabwehr würden durch eine Einbettung in das SGB V nicht hinreichend abgebildet. Darüber hinaus ist strikt abzulehnen, dass künftig die Kommunen statt den Krankenkassen die Investitionskosten für die Vorhaltung des Rettungs dienstes tragen sollen. Festzuhalten ist, dass der Gesetzentwurf noch deutlicher Änderungen bedarf, um zu tragfähigen Lösungen sowohl für die Kommunen als auch für eine effektive und effiziente Notfallversorgung insgesamt zu kommen. Dr. Martin Klein Hauptgeschäftsführer des Landkreistages Nordrhein-Westfalen 109
Inhalt EILDIENST 3/2020 Kavalleriestraße 8 AUF EIN WORT 109 40213 Düsseldorf ______________________________________________________________ Telefon 0211/ 300 491-0 Telefax 02 11/ 300 491-660 E-Mail: presse@lkt-nrw.de Internet: www.lkt-nrw.de AUS DEM LANDKREISTAG Impressum Vorstandsklausurtagung des LKT NRW in Aachen: Justiz und Kommunen, Gesundheit, Berufskollegs und EILDIENST – Monatszeitschrift Klimaschutz als Schwerpunktthemen 113 des Landkreistages Nordrhein-Westfalen ______________________________________________________________ Herausgeber: Geschäftsführendes Vorstandsmitglied a.D. des Landkreistags NRW Hauptgeschäftsführer Dr. Martin Klein Dr. Joachim Bauer verstorben 119 ______________________________________________________________ Redaktion: Erster Beigeordneter Dr. Marco Kuhn Beigeordneter Martin Schenkelberg Hauptreferent Dr. Markus Faber Referentin Dr. Andrea Garrelmann THEMA AKTUELL Referentin Dorothée Heimann Pressereferentin Rosa Moya Referent Christian Müller Berufskollegs stärken und weiterentwickeln 120 Referent Roman Shapiro Hauptreferent Dr. Kai Zentara ______________________________________________________________ Quelle Titelbild: magele-picture SCHWERPUNKT: Redaktionsassistenz: Gaby Drommershausen Stärkung des Berufskollegs Astrid Hälker Heike Schützmann Agenda zur Stärkung der Beruflichen Bildung 122 Herstellung: ______________________________________________________________ ALBERSDRUCK GMBH & CO KG Leichlinger Straße 11 40591 Düsseldorf Neu- und Umbauten der Berufskollegs des Kreises Kleve www.albersdruck.de entfalten Strahlkraft auf die innere Ausrichtung 125 ______________________________________________________________ ISSN 1860-3319 Gemeinsam sind wir stark – Im Verbund die Entwicklung von Berufskollegs fördern 127 ______________________________________________________________ Schulträger und Berufskollegs gemeinsam auf dem Weg in die Zukunft 129 ______________________________________________________________ Lernfabrik Lippe 4.0 – Netzwerkarbeit für die berufliche Bildung und die digitale Arbeitswelt in Lippe 131 Kreise in Nordrhein-Westfalen ______________________________________________________________ 110
EILDIENST 3/2020 Inhalt Gute Schule 2020 und Kommunalinvestitionsförderungsgesetz: Eine Chance und eine Herausforderung 134 ______________________________________________________________ Unternehmenssimulation in der Lernwerkstatt 4.0 des Berufskollegs Rheine – eine innovative und kooperative Form der beruflichen Orientierung und Fachkräfteakquise 135 ______________________________________________________________ Lernen weltweit: Berufskolleg Troisdorf kooperiert mit Weltverband der Deutschen Auslandsschulen 138 ______________________________________________________________ Deutsches Sprachdiplom an Berufskollegs in Siegen-Wittgenstein 139 ______________________________________________________________ THEMEN Vertrauensvolle Zusammenarbeit von Landräten und Kreisbrandmeistern ist Grundlage für einen gelingenden Brandschutz im kreisangehörigen Raum 140 ______________________________________________________________ Minister Karl-Josef Laumann kündigt an: Höhere Beiträge zur Pflegeversicherung 142 ______________________________________________________________ Mobilität nachhaltiger gestalten – Oberbergischer Kreis beim Wettbewerb des Bundesforschungsministeriums dabei 143 ______________________________________________________________ Arbeiten im Risikobereich: „Kindesschutz braucht eine offene und konstruktive Fehlerkultur“ 144 ______________________________________________________________ DAS PORTRÄT André Kuper, Präsident des Landtags NRW: Wir brauchen überzeugte Demokratinnen und Demokraten 145 ______________________________________________________________ 111
Inhalt EILDIENST 3/2020 IM FOKUS Kümmerer-Projekte gegen Wohnungslosigkeit in elf Kreisen in NRW 148 ______________________________________________________________ MEDIENSPEKTRUM 149 ______________________________________________________________ KURZNACHRICHTEN 150 ______________________________________________________________ HINWEISE AUF VERÖFFENTLICHUNGEN 155 ______________________________________________________________ 112
EILDIENST 3/2020 Aus dem Landkreistag Klausurtagung des LKT NRW in Aachen: Justiz und Kommunen, Gesundheit, Berufskollegs und Klimaschutz als Schwerpunktthemen Treffen mit Ministerpräsident Armin Laschet in Aachen – Gespräch mit NRW-Justizminister Peter Biesenbach – Austausch über Krankenhausplanung und Gesundheitspolitik mit NRW-Minister Karl-Josef Laumann – Überreichung des Positionspapiers zur Stärkung der Berufskollegs an NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer Ministerpräsident Armin Laschet (Mitte) mit dem Präsidium das Landkreistags NRW. Quelle: LKT NRW E in breites Spektrum an Themen füllte die Tagesordnung der Klausurtagung des Vorstands des Landkreistags NRW am bach unter anderem über die Beschleuni- gung von gerichtlichen Verfahren und die Kooperation von Polizei, Staatsanwalt- teur der Aachener Nachrichten, Thomas Thelen, und seinem Stellvertreter, Amien Idries. Darüber hinaus befassten sich die 20. und 21. Januar 2020 in Aachen. Höhe- schaft und Gerichten sowie mit NRW- Landräte im Rahmen der Vorstandssitzung punkt des diesjährigen Treffens der NRW- Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann mit der Entscheidung des Verfassungsge- Landräte war der ausführliche Austausch über Telemedizin, Einsatzregelungen im richtshofs NRW zur Einteilung von Wahl- mit NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, Rettungsdienst und Krankenhausplanung. bezirken angesichts der bevorstehenden der sich mit den Landräten über die Ziele Beim Treffen mit NRW-Schulministerin Kommunalwahlen im September und mit und Herausforderungen des Klimaschutzes Yvonne Gebauer machten sich die Land- der Frage der Sicherung von Fachkräften in unter besonderer Schwerpunktsetzung auf räte für die Aufwertung des dualen Ausbil- der Kreisverwaltung. die Energiewende austauschte. Dabei stand dungssystems stark und überreichten der die Rolle des kreisangehörigen Raums bei Ministerin das Positionspapier zur Stärkung der Klimapolitik im Mittelpunkt. Denn der und Weiterentwicklung der Berufskollegs Gespräch mit NRW- kreisangehörige Raum trägt die Hauptlast im kreisangehörigen Raum. Justizminister Peter Biesenbach der Energiewende sowie der Maßnahmen zur Begrenzung der Folgen des Klimawan- Um den Stellenwert kommunaler Themen Der NRW-Justizminister ging in seinem dels. Darüber hinaus sprachen die Land- und die Zukunft regionaler Medien dreh- Austausch mit den NRW-Landräten auf räte mit NRW-Justizminister Peter Biesen- te sich das Gespräch mit dem Chefredak- vier Themen ein: Wege zur Beschleuni- 113
Aus dem Landkreistag EILDIENST 3/2020 Die Vorstöße zur Ausdehnung von Infra- bleme hinsichtlich der Untersuchungen des strukturmaßnahmengesetzen, die an die Reinheitsgrads von Rauschgift beim LKA Stelle von Planfeststellungsbeschlüssen zu entgehen, habe man sich der Labore der treten könnten, sah Minister Biesen- Universität Köln bedient. bach dagegen kritisch. Hier bestünde die Gefahr, dass viele Verfahren letzten Endes Zugleich sei es wünschenswert, dass neben beim Bundesverfassungsgericht landeten, der Justiz auch im Bereich der Kriminal- das dafür keine zusätzlichen Kapazitäten polizei ein zusätzlicher Personalauswuchs erhalte. Darum sei zu befürchten, dass erfolge, so der Minister. Im Haushalt des am Ende tatsächlich keine Verfahrensbe- Justizministeriums sei von 2017 bis 2020 schleunigung erreicht würde. ein Zuwachs von 2.000 Stellen zu ver- zeichnen gewesen. Dennoch zeichne sich Auch beim Thema ehrenamtliche Betreu- weiterer Personalbedarf etwa zur Bewälti- ung sah der Minister Handlungsbedarf: Die gung der Folgen der Digitalisierung ab. Die ehrenamtliche Betreuung müsse grund- Zentral- und Ansprechstelle für Cybercrime sätzlich reformiert werden, erklärte Bie- (ZAC) bei der Staatsanwaltschaft Köln ent- senbach. Das derzeitige System funktio- wickle sich gut, sie brauche aber gege- niere nicht richtig und sei daher auch nicht benenfalls weiteres Personal, weil durch zukunftsfähig. Die Zahl der Betreuungsver- einzelne Ermittlungen innerhalb kürzester fahren wachse weiter. Die Zahl der ehren- Zeit eine sehr hohe Zahl neuer Verfahren Justizminister Peter Biesenbach. amtlichen Betreuer sei hingegen rückläu- angestoßen werden könne. Dies gelte Quelle: LKT NRW fig. Zum Teil ergäben sich auch nicht mehr auch für Sammelklageverfahren wie etwa hinnehmbare Fallquoten pro Betreuer. Die jenes gegen VW oder durch den zusätz- gung von verwaltungsgerichtlichen Ver- Verbände der Berufsbetreuer forderten lichen Einsatz von „Legal Tech“, etwa fahren, die Stärkung der ehrenamtlichen seit geraumer Zeit eine bessere Finanzie- durch Flugrechteportale. Der Deutsche Betreuung, eine bessere Kooperation von rung und eine eigene Fachhochschulaus- Richterbund schätze insoweit, dass die Ein- Polizei, Staatsanwaltschaften und Gerich- bildung. Der Etat des Justizministeriums stellung von 50 neuen Richtern notwendig ten sowie aktuellen Rechtsfragen der Nut- für diese Zwecke unterliege einem enor- sei. Ein weiteres Problemfeld sei die immer zung von Social-Media-Kanälen durch die men Wachstum. Zu beobachten sei auch, noch wachsende Verbreitung von „Hate öffentliche Verwaltung. dass die Verfahren immer aufwendiger Speech“. Hier bedürfe insbesondere die und problematischer seien. Viele Betreuer Aufdeckung von vermeintlicher Anony- In Hinblick auf die Beschleunigung von schreckten auch vor der Übernahme von mität eines großen Aufwandes. Minister verwaltungsgerichtlichen Verfahren erklär- Betreuungen psychisch auffälliger Perso- Biesenbach will aber an dem Ansatz „ver- te Minister Biesenbach, das NRW-Justiz- nen zurück. Noch ungeklärt sei die Frage, folgen statt löschen“ festhalten. ministerium verfolge das Ziel, bestimmte ob es einer Zuständigkeitsverschiebung verwaltungsgerichtliche Verfahren durch auf das Ministerium für Arbeit, Gesundheit Abschließend problematisierten die Land- den Verzicht auf eine Instanz zu verkür- und Soziales bedürfe, das derzeit für die räte mit dem Minister die aktuellen Rechts- zen. Planfeststellungsverfahren sollten auf Betreuungsvereine verantwortlich sei. fragen zur Nutzung von Social-Media- zwei Instanzen beschränkt werden, mit Kanälen durch die öffentliche Verwaltung. der Zuständigkeit des Oberverwaltungs- Die NRW-Landräte interessierten sich Vor dem Hintergrund einer Entscheidung gerichts in der Eingangsinstanz und einer zudem für die Einschätzung des Justizminis- des Bundesverwaltungsgerichts, das in Revisionsinstanz beim Bundesverwaltungs- ters in Hinblick auf eine stärkere Koopera- dieser Frage eine Vorabentscheidung gericht. Das Bundesjustizministerium habe, tion von Polizei, Staatsanwaltschaften und des Europäischen Gerichtshofs eingeholt nachdem Nordrhein-Westfalen über den Gerichten. Biesenbach pflichtete den Land- habe, sei davon auszugehen, dass zumin- Bundesrat einen entsprechenden Anstoß räten bei, dass es bei der Zusammenarbeit dest nach derzeitiger Rechtslage die Nut- gegeben habe, nun die Arbeit an einem zwischen Polizei und Staatsanwaltschaft zung von Social-Media-Kanälen durch die entsprechenden Gesetzentwurf eingelei- weitere Verbesserungspotenziale gebe. öffentliche Verwaltung rechtswidrig sei. Es tet. Laut Biesenbach ist die Kritik an der Dabei warb er für das Modell des „Staats- gebe zwar noch keine instanzgerichtliche Verkürzung des Rechtsweges nicht nach- anwalts vor Ort“: Dieses Modell, das in Entscheidung, da das Oberverwaltungs- vollziehbar. Es sei insbesondere nicht so, bestimmten Städten mit hohem Erfolg gericht Schleswig, an das das Bundesver- dass fundamentale Rechtsstaatsgrund- umgesetzt werde, sollte auch in einzelnen waltungsgericht das Verfahren zurück- sätze aufgegeben würden. Gerade im ländlichen Regionen eingeführt werden. verwiesen habe, noch keine Entscheidung Bereich der Planfeststellungsverfahren sei Es sei wichtig, Ansprechpartner vor Ort zu getroffen hat. Es sei allerdings nur noch bereits durch das Verwaltungsverfahren haben, die die jeweiligen Verhältnisse gut eine Frage der Zeit, bis sich die Landesbe- eine intensive Vorprüfung gegeben. Der- kennen. auftragten für Datenschutz und Informa zeit ergäben sich zahlreiche Möglichkeiten, tionsfreiheit gehalten sähen, gegen ent- solche Verfahren zu „torpedieren“; auch Ein weiterer Ansatz sei die verstärkte Nut- sprechende Nutzungen vorzugehen. weil keine Präklusion vorgesehen sei. Man zung beschleunigter Verfahren und der arbeite nun an einem sogenannten „kon- Hauptverhandlungshaft. Dieses Instru- Im Kern gehe es darum, dass Facebook zentrierten Verfahren“, das aus anderen ment käme immer in Frage, wenn sich und andere Social-Media-Anbieter nicht Gerichtsbarkeiten bereits bekannt sei: Zu ein Verfahren innerhalb von sieben Tagen bereit seien, Vereinbarungen abzuschlie- Beginn des Verfahrens sollte der Vorsit- abschließen lasse. So habe man die Pro- ßen, die es gestatten, dass der Nutzer voll- zende mit den Parteien einen Fahrplan zur blematik des Rauschgifthandels auf dem ständige Kontrolle über die von ihm zur Bewältigung des Prozesses festlegen, an Kölner Ebertplatz auf diese Weise positiv Verfügung gestellten Daten bekomme, es den die Parteien auch gebunden seien. beeinflussen können. Um Kapazitätspro- ihm insbesondere nicht möglich sei, Daten 114
EILDIENST 3/2020 Aus dem Landkreistag zu löschen. Nach Ansicht des Ministers ten die Vorstandsmitgliedern ausdrücklich. in den Krankenhäusern stärken zu kön- müsse nun Ziel sein, auf Facebook, Twitter, Es wurde eine Ausdehnung in die Fläche nen. Zudem betonte Laumann, er wolle Instagramm, TikTok sowie die weiteren angeregt und darauf hingewiesen, dass als Minister zudem erreichen, dass im Social-Media-Anbieter öffentlichen Druck auch andere Standorte außerhalb der Bal- neuen Krankenhausplan des Landes der auszuüben, damit diese entsprechende lungsräume in Betracht kämen. Grundsatz festgeschrieben werde, dass ein Vereinbarungen abschließen. Einfach auf Krankenhaus innerhalb von dreißig Minu- die Nutzung der Social-Media-Kanäle zu ten erreicht werden könne. Unter diesem verzichten, sei aus Sicht von Minister Bie- Gespräch mit Blickwinkel sei aktuell von Überkapazitäten senbach weltfremd. NRW-Gesundheitsminister in einigen Städten auszugehen. Karl-Josef Laumann In der anschließenden Diskussion wurde Die NRW-Landräte hinterfragten, wie vor allem das konsequente Vorgehen der genau die Maßgabe der Erreichbarkeit in Justiz bei Beleidigungen und tätlichen dreißig Minuten zu definieren sei. Hierbei Angriffen gegenüber Amtsträgern auch im sei entscheidend, was der Bezugspunkt kommunalen Bereich ausdrücklich gelobt. dieser Vorgabe sei. Es bedeute in der Vizepräsident Landrat Dr. Ansgar Müller, Praxis einen großen Unterschied, ob hier Kreis Wesel, berichtete, dass er mit einer die Durchschnittsfahrzeit eines Rettungs- Staatsanwaltschaft aus seinem Kreisbe- mittels oder eines privaten PKW gemeint reich eine Vereinbarung treffen konnte, sei. Dabei erläuterte der Minister, dass sich wonach statistisch aufgearbeitet werde, die Festlegung der durchschnittlichen Fahr- wie einschlägige Verfahren von der Justiz zeit zu einem Krankenhaus auf die Benut- behandelt worden seien. Auf diese Weise zung eines privaten PKW beziehe. Der sei es möglich gewesen, dem – insbeson- Vorstand des LKT NRW sah in dieser Fra- dere in Polizei und Verwaltung verbrei- gestellung noch weiteren Klärungsbedarf: teten – Eindruck entgegenzutreten, dass So sei wichtig, wie das Land rechnerisch Beleidigungen und Tätlichkeiten sank zu den notwendigen Durchschnittswerten tionslos blieben und sich daher das Schrei- kommen wolle und wer diese nach wel- ben einer Anzeige nicht lohne. Vielmehr chen Kriterien festlegen würde. Bei dieser gebe es eine ganze Reihe von Einstellun- Gelegenheit wiesen mehrere Vorstands- gen gegen Geldauflagen, die aber gleich- mitglieder auch auf die kartellrechtliche wohl als spürbare Sanktionen gegenüber Problematik der Krankenhausfusionen hin. den Tätern zu betrachten seien. Minister Arbeits-, Gesundheits- und Sozialminister Oftmals scheiterten wirtschaftlich sinnvol- Biesenbach nahm dieses Beispiel dankbar Karl-Josef Laumann. Quelle: LKT NRW le Verbundbildungen von Krankenhäusern auf, um in diese Richtung weiter zu agie- an den Restriktionen des bestehenden Kar- ren. In diesem Zusammenhang wies er dar- An das Gespräch mit Justizminister Biesen- tellrechts. Das Problemfeld müsse daher auf hin, dass eine Absprache gelte, wonach bach schloss sich ein fachlicher Austausch seitens des Landes juristisch untersucht die Staatsanwaltschaften ein Beleidigungs- mit dem Minister für Arbeit, Gesund- werden, forderten die Landräte. Denkbar verfahren oder ähnliche Delikte gegen heit und Soziales des Landes Nordrhein- sei für die Fusion von Krankenhäusern eine öffentliche Amtsträger nicht aufgrund von Westfalen, Karl-Josef Laumann, an. Dabei Bereichsausnahme ähnlich wie bei Spar- „fehlendem öffentlichen Interesse“ ein- ging es im Wesentlichen um für die Kreise kassen, Wasserwerken, Wohlfahrtsverbän- stellt. drängende politische Fragen zur Kran- den oder auch im Rettungswesen. kenhausplanung, zur Zulässigkeit von Ein weiterer Themenkreis der Diskussion 24-Stunden-Schichten im Rettungsdienst, Als weiteres Thema sprach Präsident Tho- war die Zusammenarbeit zwischen Poli- zur Amtsarztquote beim Medizinstudium, mas Hendele die Problematik der Zulässig- zei und Staatsanwaltschaft im Bereich der zum Belastungsausgleich für das Aus- keit von 24-Stunden-Schichten der Tarif- Pressearbeit. Es wurde darauf hingewie- führungsgesetz zum Bundesteilhabegesetz beschäftigten im Rettungswesen an. Hel- sen, dass viele große Polizeipräsidien auch und zur Reform der Notfallversorgung auf mut Watzlawik, Abteilungsleiter Gesund- einen großen Pressestab hätten und daher Bundesebene. heit im NRW-Gesundheitsministerium, der die Medienarbeit dominieren könnten. den Minister begleitete, kündigte hierzu Dies bestätigte Minister Biesenbach. So Minister Laumann ging zunächst auf die ein juristisches Gutachten an. Seitens der habe der Polizeipräsident in Köln 20 Per- Thematik der Krankenhausplanung ein. Vorstandsmitglieder wurde nochmals die sonen hierfür zur Verfügung, die Staatsan- Dem Land liege nun ein Gutachten vor, Bedeutung des 24-Stunden-Dienstes für waltschaft Köln jedoch bislang nur einen dass gezeigt habe, dass einige Kranken- die Kreise als Träger des Rettungsdien- Oberstaatsanwalt, der diese Tätigkeit häuser Operationen in Spezialdisziplinen stes betont. Die ausschließlich rechtliche quasi „nebenamtlich“ ausübe. Er solle nun mit eher geringer Fallzahl durchführten, so Betrachtung der Problematik sei nicht für diese Aufgaben vollständig freigestellt dass hier die Frage gestellt werden müsse, zielführend, da nach verbreiteter Einschät- werden. ob allen Kliniken unabhängig von der Fall- zung etwa 95 Prozent der Beschäftigten zahl die Einhaltung der notwendigen Qua- im Rettungsdienstbereich der Kreise ganz Die Diskussion über die Frage der Nen- litätsstandards möglich sei. Zudem habe bewusst in 24-Stunden-Schichten arbeiten nung der Staatsangehörigkeit der Täter sei sich gezeigt, dass das „Bett“ als maßgeb- wollten, um genehmigten Nebentätigkei- zwischen dem Justiz- und Innenministeri- liche Größe für die Krankenhausplanung ten nachgehen zu können. Die Zulässigkeit um noch nicht abgeschlossen. nicht mehr zeitgemäß sei. Vielmehr müsse des 24-Stunden-Dienstes für die Tarifbe- man sich jeweils die spezifischen Fallzah- schäftigten in den Kreisen sei somit auch Die Aktivitäten der „Zentral- und len in einem Krankenhaus anschauen, um ein wichtiger Faktor im Konkurrenzkampf Ansprechstelle Cyberkrime“ (ZAC) begrüß- auf dieser Grundlage die Strukturqualität um Fachkräfte mit den Ballungsräumen. 115
Aus dem Landkreistag EILDIENST 3/2020 Vor dem Hintergrund des zunehmenden (INZ) könne er sich eine Steuerung sowohl In seiner Rede ging der Ministerpräsident Fachkräftemangels plädierten die Landräte durch die Kassenärztliche Vereinigung als unter anderem auf das Verhältnis von für die Einführung einer Amtsarztquote auch durch die Krankenhäuser vorstellen. Stadt und Land ein. Dieses Thema war in Ergänzung zu der bereits bestehenden auch ein Schwerpunkt seiner Neujahrsan- Landarztquote aus. Im Bereich des öffent- Bezüglich der Organisation des Rettungs- sprache 2020. Der Ministerpräsident lichen Gesundheitsdienstes gebe es ver- dienstes sei er der Auffassung, dass die- betonte die Bedeutung einer Neuen Fair- gleichbare personelle Probleme bei der ser in Nordrhein-Westfalen insgesamt gut ness im Umgang zwischen Bürgern in den Besetzung von Stellen wie im Bereich der organisiert sei und daher weiterhin auf Städten und im ländlichen Raum. Es sei niedergelassenen Ärzte im ländlich gepräg- Ebene der Kreise und kreisfreien Städte leicht, aus der städtischen Perspektive her- ten Raum. Hier bestehe Handlungsbedarf geplant und durchgeführt werden solle. aus zu fordern, dass im ländlichen Raum für den Landesgesetzgeber. Der Minister Hinsichtlich der Finanzierung müsse zudem etwa mehr Windräder aufgebaut werden betonte, dass die Landarztquote in Höhe darauf geachtet werden, dass die Kran- oder die Menschen dort den öffentlichen von nach bestehender Rechtslage 7,6 kenkassen weiterhin für die Investitions- Nahverkehr nutzen sollten. Es werde aber Prozent der Studienplätze im Bereich der und Vorhaltekosten und nicht nur für die oft übersehen, dass es dort eben kein aus- Humanmedizin nicht angetastet werden Kosten des Betriebs aufkommen müssten. gebautes U- und S-Bahn-System gebe und dürfe. Sollte darüber hinaus zusätzlich Landrat Dr. Axel Lehmann (Kreis Lippe) die Menschen schlichtweg auf die Nutzung die Möglichkeit bestehen, eine Quote für machte in diesem Zusammenhang auf des Autos angewiesen seien. Daher sei aus Amtsärzte vorzusehen, werde er sich dem das bereits bestehende Modellprojekt der seiner Sicht der nun gefundene Kompro- nicht entgegenstellen. Dies sei aber letzt- Kreise Höxter, Paderborn und Lippe auf- miss zur Energiewende und zum Ausstieg lich die federführende Entscheidung des merksam. Im Rahmen des Projekts seien aus der Braunkohle sehr zu begrüßen. Ministeriums für Kultur und Wissenschaft die Rufnummern 112 und 116 117 zusam- Durch das Instrument der Pendlerpauscha- des Landes Nordrhein-Westfalen. mengelegt worden. Die Kreise führten hier le sei auf die besonderen Mobilitätsanfor- bereits gemeinsam organisatorisch Regie derungen im ländlichen Raum Rücksicht Darüber hinaus sprachen sich die Land- und lenkten die Patientenströme erfolg- genommen worden. räte für den Ausgleich der kommunalen reich. Mehrbelastungen der Eingliederungshilfe- Mit Blick auf die Kommunalfinanzen ver- träger aufgrund des Ausführungsgesetzes wies der Ministerpräsident darauf, dass zum Bundesteilhabegesetz (AG-BTHG) Treffen mit Ministerpräsident das Land mit dem GFG 2020 vollständig aus. Hier seit mit deutlichen Mehrkosten Armin Laschet auf den Vorwegabzug für die kommu- für die Träger zu rechnen. Es könne nicht nale Beteiligung an der Finanzierung der sein, dass diese auf den vom Bund verur- Konsolidierungshilfen verzichte. Zudem sachten Kosten sitzen blieben, weil es auf erhielten die Kommunen erstmals seit dem Bundesebene kein festgeschriebenes Kon- GFG 2006 einen Verbundsatz von „ech- nexitätsprinzip gebe. Der Minister betonte ten 23 Prozent“. Anzugehen sei nun das hierzu, dass er die im AG-BTHG vorgese- Problem der kommunalen Altschulden. hene Evaluation fachlich richtig finde und Dabei komme es entscheidend auf die wei- das Ergebnis zu einem fairen Ausgleich teren Verhandlungen zwischen Bund und zwischen Land und Kommunen beitragen Ländern an. Der Ministerpräsident beton- könne. Im Übrigen sei ein Konnexitäts- te, dass das Land seinen Beitrag leisten verfahren zwischen den Kommunen und werde, sobald klar sei, wie sich der Bund dem Land vor dem Verfassungsgerichtshof finanziell einbringe. Es sei allerdings auch anhängig. damit umzugehen, dass zwölf der 16 Bun- desländer von der Altschuldenproblematik Abschließend thematisierten die Landräte kaum betroffen seien. Eine rückwärtsge- gegenüber dem NRW-Gesundheitsmini- wandte Diskussion führe in diesem Zusam- ster die Reform der Notfallversorgung auf menhang indes nicht weiter. Es sei klar, Bundesebene. Der Minister gab zunächst dass bestimmte Städte auch bei größten zu bedenken, dass noch nicht geklärt sei, Anstrengungen nicht mehr ohne Unter- ob der Gesetzentwurf der Bundesregierung stützung von Bund und Land aus der soge- im Bundesrat zustimmungspflichtig sei. Für nannten Schuldenfalle herauskommen fachlich richtig erachte er jedenfalls die Ministerpräsident Armin Laschet. könnten. Folglich müsse jetzt ein Schnitt sektorenübergreifende neue Finanzierung Quelle: LKT NRW gemacht und die aktuelle Lage betrachtet über die gesetzliche Krankenversicherung. werden. Insoweit sei auch die Solidarität Ebenso stimme er der Idee der Einrichtung Am Abend des ersten Klausurtages trafen des Bundes und anderer Länder, ohne dass von Portalpraxen an den Krankenhäusern die NRW-Landräte den nordrhein-westfä- diese einen finanziellen Beitrag leisten soll- zu, da sich – jedenfalls in Westfalen – die lischen Ministerpräsidenten Armin Laschet. ten, gefordert, zumal Nordrhein-Westfalen Mehrzahl der Notfallpraxen bereits in oder Dabei zeigte sich der Ministerpräsident sich selbst über Jahrzehnte mit anderen sehr nah an Krankenhäusern befänden, so erfreut, sich erneut mit den Landräten Bundesländern solidarisch gezeigt habe. dass hier nur überschaubarer Aufwand ent- austauschen zu können, noch dazu in sei- stehen werde. Als problematisch empfinde ner Heimatstadt Aachen. Er erinnerte an Insofern sei auch eine unterschiedliche Dis- er, dass Krankenhäuser, die Notfallpatien- das Kriegsende vor 75 Jahren und an die kussion zwischen Ost- und Westdeutsch- ten versorgten, ohne über eine zugelassene besondere Kommunalgeschichte der Stadt land zu konstatieren; dies gelte auch für Portalpraxis zu verfügen, mit Abschlägen Aachen, wo nach der Befreiung durch die die Entwicklungen des ländlichen Raums. bestraft werden sollten. Hinsichtlich der Alliierten bereits zum 31. Oktober 1944 ein Während Ostdeutschland mit einer starken Organisation Integrierter Notfallzentren Oberbürgermeister eingesetzt worden war. Abwanderung aus dem ländlichen Raum 116
EILDIENST 3/2020 Aus dem Landkreistag und einem damit einhergehenden Rück- Einsatz zusätzlicher Schnellbusse und die Gespräch mit NRW-Schul bau der Infrastruktur umgehen müsse, Reaktivierung von Schienenstrecken. befinde sich in Nordrhein-Westfalen die ministerin Yvonne Gebauer große Mehrzahl der Industriearbeitsplätze In der anschließenden Diskussion wurde im ländlichen Raum. Für Nordrhein-West- einmal mehr im Zusammenhang mit der falen sei daher bereits der Landesentwick- Energiewende die Frage des Windkraftaus- lungsplan so gestaltet worden, dass nach- baus und der Akzeptanz der Bevölkerung haltiges wirtschaftliches Wachstum mög- vor Ort thematisiert. Die Landräte wie- lich bleibe. sen zugleich darauf hin, dass auch wei- tere wichtige Fragen der Energiewende In diesen Zusammenhang gehöre auch die noch nicht geklärt seien, etwa die Frage Frage der Digitalisierung ländlicher Räume. der Versorgungssicherheit durch Strom Nordrhein-Westfalen habe sich das Ziel aus erneuerbaren Energien. Es sei etwa zu gesetzt, die Landesverwaltung bis 2025 befürchten, dass es doch zu Stromausfäl- zu digitalisieren. Im Bereich der Schulen len kommen könne, wenn die Produktion habe man schon große Erfolge erzielt. So von Windenergie und Solarstrom gleich- sei die Zahl der Schulen, die einen Gigabit- zeitig ausfalle. Dass insoweit Atom- oder Anschluss haben oder bei denen er konkret Kohlestrom aus dem benachbarten Aus- vorbereitet wird, von 59 Prozent auf 92 land zugekauft werde müsse, während in Prozent gesteigert worden. Auch bei den Hochlastzeiten Strom „verschenkt“ würde, Gewerbegebieten habe es einen Anstieg sei zusätzlich problematisch. Auch stelle von 58 Prozent auf 83 Prozent gegeben. sich die Finanzierung entsprechender Pro- Für innovative Projekte stünden im Rah- jekte als nicht abschließend geklärt dar. men der 5G-Mobilfunkstrategie des Lan- des 90 Millionen Euro zur Verfügung. Im Hinblick auf die Altschuldenproblema- Schulministerin Yvonne Gebauer. tik wurde seitens der Landräte nochmals Quelle: LKT NRW Beim Thema Klimaschutz mache Nord ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der rhein-Westfalen als Vorreiterland Tempo. Landkreistag Nordrhein-Westfalen eine Der zweite Klausurtag in Aachen startete Die vorherige Landesregierung habe im andere Position vertrete als der Deutsche mit der Zusammenkunft mit NRW-Schul- Jahr 2013 festgelegt, bis 2020 eine CO2- Landkreistag. Der Landkreistag Nordrhein- ministerin Yvonne Gebauer. Dabei über- Reduktion um 25 Prozent im Vergleich zu Westfalen stehe an der Seite der gemeind- reichten die NRW-Landräte der Ministe- 1990 zu schaffen. Mittlerweile habe man lichen Verbände und plädiere ebenfalls für rin das Positionspapier zur Stärkung und eine Reduktion um 28 Prozent erreicht. Vor eine nachhaltige Lösung der Altschulden- Weiterentwicklung der Berufskollegs im diesem Hintergrund und angesichts des frage. Offen sei allerdings, ob Bundesfi- kreisangehörigen Raum. Dabei unterstrich geplanten Ausstiegs aus der Braunkohle nanzminister Olaf Scholz für die gesamte Präsident Hendele die Bedeutung der könne es sogar gelingen, dass die Bundes- Bundesregierung spreche und inwieweit Berufsausbildung für den Wirtschaftsstand- republik insgesamt die gesetzten Klima- die von ihm aufgestellte Bedingung reali- ort NRW und erklärte, dass für die Kreise schutzziele noch erreiche. Auch das Modell stisch sei, dass alle anderen Bundesländer als Träger der Berufskollegs die berufliche des Verschmutzungsrechte-Zertifikate- ebenfalls einer Lösung zustimmen müssten. und die akademische Bildung den gleichen Handels habe sich bewährt. Der Preis für Stellenwert hätten. „Daher müssen beide die ausgestoßene Tonne CO2 von 25 Euro Der Ministerpräsident machte darauf auf- Bildungswege auch gleichwertig gefördert sei angemessen. Laschet betonte zugleich, merksam, dass eine Lösung der Altschul- werden“, forderte Hendele und erinner- dass die Maßnahmen zur Erreichung der denfrage im Koalitionsvertrag auf Bun- te an den im NRW-Koalitionsvertrag von Energiewende sozial- und wirtschaftsver- desebene festgeschrieben sei. Insofern CDU und FDP vereinbarten „Pakt für die träglich gestaltet werden müssten. Dem genieße der Bundesfinanzminister Rücken- berufliche Bildung“. komme man durch Änderungen bei der deckung. Seinem Eindruck nach seien die EEG-Umlage nach. Auch die gezielte För- Staatskanzleien und Finanzministerien der Schulministerin Gebauer erläuterte in dem derung von Unternehmen, die die Techno- betroffenen Länder dabei, die fachlichen Zusammenhang gleich zu Beginn einige logien für die Energiewende zur Verfügung Detailfragen einer Altschuldenlösung zügig der seitens ihres Ministeriums bereits auf stellen, werde vom Land vorangetrieben. zu klären. Die in der CDU/CSU-Bundes- den Weg gebrachten Vorhaben: Im letz- Dabei verwies der Ministerpräsident ins- tagsfraktion geäußerten Vorbehalte seien ten Jahr sei die „Agenda zur Stärkung der besondere auf die in Nordrhein-Westfalen ihm bekannt, er gehe aber davon aus, dass Beruflichen Bildung“ aufgelegt worden, zu bereits vorhandene Expertise im Bereich eine Lösung möglich sei. der bereits einige Veranstaltungen statt- der Wasserstoff- und Batterietechnolo- fanden. Für März 2020 sei eine große Ver- gien. Es sei allerdings erforderlich, diese Betont wurde, dass bei der Diskussion auch anstaltung gemeinsam mit Minister Lau- Maßnahmen auch durch Änderungen im beachtet werden müsse, dass der Bund in mann geplant. Insgesamt liege ein Fokus Planungsrecht zu flankieren und insbeson- den vergangenen Jahrzehnten immer mehr des Schulministeriums auf der beruflichen dere Beschleunigungen zu erreichen. Man Soziallasten begründet habe, die von den Bildung; hier verwies die Ministerin auf könne einen Strukturwandel, wie er für das Kommunen zu finanzieren seien. Daher 450 neue Stellen, die in diesem Bereich Rheinische Revier geplant sei, nicht errei- stehe auch weiterhin eine stärkere Beteili- bereits eingerichtet worden seien. chen, wenn sich die entsprechenden Ver- gung des Bundes an den Soziallasten zur fahren über viele Jahre hinzögen. Das Land Debatte. Es sei allerdings fraglich, ob der Ein großes Thema sei natürlich auch die investiere darüber hinaus in den Ausbau Bund auf diese gemeinsame Forderung Inklusion, die gänzlich neu ausgerichtet der Radschnellwege und des Öffentlichen der Kommunen und der Länder eingehen und mit Qualitätskriterien ausgestattet Personennahverkehrs, etwa durch den werde. worden sei. Problematisch stelle sich hier 117
Aus dem Landkreistag EILDIENST 3/2020 der Mangel an Sonderpädagoginnen und pe derzeit dabei, hierzu ein Konzept zu und kreisfreien Städte gut gehalten wer- Sonderpädagogen dar. Geplant sei daher erarbeiten. Außerdem gebe es noch eine den könne; dies sei insbesondere wichtig zum einen eine bessere Verteilung der weitere Projektgruppe zum Thema Schul- für ein Gelingen der Inklusion. Auch im vorhandenen Ressourcen, zum anderen aufsicht, da die Schulaufsicht gemäß den Rahmen der Flüchtlingskrise habe sich die auch eine bessere Stellenausstattung. Ins- Ankündigungen des Koalitionsvertrags intensive Zusammenarbeit der Bezirksre- gesamt böten aktuell etwa 780 Schulen in weiterentwickelt werden solle. gierungen mit den kommunalen Schuläm- Nordrhein-Westfalen gemeinsames Lernen tern bewährt, ebenso wie die Zusammen- an. Diese Bündelung sei gerade wegen In der anschließenden Diskussion wurde arbeit der Schulämter mit kommunalen der knappen Ressourcen notwendig. Auch zunächst nach den voraussichtlichen Ent- Ämtern, insbesondere den Gesundheits- weitere Studienplätze für Sonderpädago- wicklungen im Bereich der Schulaufsicht ämtern. Auch thematisierten die Landräte gik würden aktuell bereits eingerichtet. gefragt. Die Vorstandsmitglieder beto- die ungleiche Bezahlung von Angestellten nen, dass eine Stärkung der Schulaufsicht und Beamten. Hierzu führte Ministerin Bezüglich des allgemeinen Lehrkräfteman- das Ziel sein müsse. Zudem sei eine reine Gebauer aus, dass es bereits verschiedene gels werde dieser nach Einschätzung der Schulaufsicht bei den Bezirksregierungen Rechenmodelle gebe, wie diese Ungleich- Ministerin noch mehrere Jahre andauern, in der Praxis schwer vorstellbar. Ministe- heit stufenweise ausgeglichen werden das Ministerium habe hierzu eine Bedarfs- rin Gebauer betonte, dass die bisherigen könne. Man gehe in jedem Fall von Kosten prognose erstellt. Über 700 Studienplätze Überlegungen nicht in die Richtung gin- in Höhe von einer halben Milliarde Euro im seien bereits eingerichtet worden. Auch gen, die Schulaufsicht bei den Bezirksregie- Jahr aus. Ein entsprechender Stufenplan weitere Standorte seien hier notwendig. rungen zu konzentrieren. Das Ziel sei keine werde entwickelt. Das Land habe zudem mehrere Maß- Zweistufigkeit, sondern vielmehr eine nahmenpakete geschnürt, ein weiteres optimierte Dreistufigkeit, also auch keine Angesprochen wurde abschließend die sei derzeit in Arbeit. Dieses regele unter rein örtlich angesiedelte Schulaufsicht. Die Frage des technischen Supports für die anderem die anlasslose Teilzeit, die durch Ministerin führte weiter dazu aus, dass sich Digitalisierung. Hier solle der First-Level- die Bezirksregierungen nicht mehr ohne das Auseinanderfallen von Dienst- und Support Ländersache sein, der Second- weiteres gestattet werden sollte. Die Situa- Fachaufsicht nicht unbedingt als gutes und Third-Level-Support kommunal. tion sei im Land allerdings regional unter- Konzept erwiesen habe. Die Schulämter Jedoch sei festzustellen, dass diese Lösung schiedlich, so sei der Bereich Grundschule sollten insbesondere in ihren Querschnitts nicht überall funktioniere. Die Ministerin im Regierungsbezirk Detmold beispiels- aufgaben gestärkt werden und auch stär- verwies hierzu zunächst auf § 79 Schulge- weise gut aufgestellt, jedoch nicht in den ker eine koordinierende Funktion überneh- setz NRW, der die kommunalen Aufgaben Regierungsbezirken Münster und Düssel- men. Auch sei es notwendig, dass die Rolle eindeutig regle. Auch sei der pädagogische dorf. Als weitere Maßnahme sei eine Zula- der Schulämter als untere staatliche Ver- Standard durch den Medienkompetenz- ge geplant, die über einen Zeitraum vom waltungsbehörde nach außen sichtbarer rahmen vorgegeben. Zwar sei das Land zweieinhalb Jahren gezahlt werden könne, gemacht werde. Hier sei auch die Einbin- an einer möglichst weitgehenden Lösung wenn eine bereits zweimal erfolglos aus- dung der Schulämter in das Landesverwal- interessiert, jedoch müssten die Schulen geschriebene Stelle angenommen würde. tungsnetz ein Thema, das noch bearbeitet über die Ausstattung schon individuell ent- Zwangsabordnungen sollten soweit mög- werden müsse. Der Zeitplan sehe vor, dass scheiden. lich weiterhin vermieden werden. bis Ende 2020 vollzugsfähige Ergebnisse vorliegen. Die Diskussion werde aber Mit Blick auf die Digitalisierung verwies die sicherlich weitergehen. Treffen mit der Chefredaktion NRW-Schulministerin auf den Digitalpakt, der Aachener Nachrichten der die Auszahlung von Fördermitteln in Die NRW-Landräte wiesen darauf hin, dass Höhe von rund einer Milliarden Euro an die der Kontakt zu den Lehrkräften nur durch Um den Stellenwert und die Perspektiven Schulen in Nordrhein-Westfalen ermög eine Schulaufsicht auf Ebene der Kreise kommunaler Themen in den Medien ging liche. Dennoch bleibe noch viel zu tun; so sollen bis Ende 2022 alle Schulen in NRW an ein leistungsfähiges Netz angebunden sein. Auch die entsprechende Ausbildung der Lehrkräfte sei wichtig. Im Rahmen des Studiums gebe es mittlerweile ver- pflichtende Module, für die bestehenden Lehrkräfte werde eine Fortbildungsinitia- tive aufgelegt, die auf unterschiedlichen Niveaus angeboten werde. Bis Ende 2020 werde auch der Medienkompetenzrahmen NRW verbindlich. Auch der Support sei eine wichtige Aufgabe, jedoch solle dies keine Aufgabe der Lehrkräfte sein. Zum Thema Fortbildung berichtete die Ministerin über eine Evaluation der beste- henden Fortbildungsangebote, die einen dringenden Handlungsbedarf ergeben habe. Da eine Überarbeitung auch die Gesamtstruktur der Fortbildungsangebote betreffen müsse, sei eine Projektgrup- Amien Idries und Thomas Thelen (v. l.) von den Aachener Nachrichten. Quelle: LKT NRW 118
EILDIENST 3/2020 Aus dem Landkreistag es im anschließenden Gespräch mit dem anders erzählen. Auch im kommunalpoli Chancengleichheit müsse letztlich vor Ort Chefredakteur der Aachener Nachrichten, tischen Bereich gelte es, genau hinzu- erfolgen. Thomas Thelen, und seinem Stellvertreter, schauen, Themen zu erkennen und ent- Amien Idries. sprechend aufzuarbeiten. Zudem befasste sich der Vorstand mit dem Entwurf eines klimapolitischen Positionspa- Konstruktivkritischer Journalismus mit piers des LKT NRW mit Blick auf die Ener- einem Fokus auf die Themen, die für die Vorstandssitzung giewende und dem Kohleausstieg sowie Menschen in der Region wichtig sind, sei der besonderen Rolle der Kreise in diesem das Zukunftsgeschäft der Aachener Nach- In ihrer Vorstandssitzung diskutierten Kontext. Dazu hatten sich die Landräte richten, betonte Thelen. Die Zeitungen die NRW-Landräte die Entscheidung bereits am Tag zuvor mit NRW-Minister- hätten in den vergangenen Jahren einen des Verfassungsgerichtshofes NRW vom präsident Armin Laschet ausgetauscht. dramatischen Auflagenrückgang erlebt, 20.12.2019 zur Neuregelung der Wahl- der aus seiner Sicht nicht mehr aufzuhalten bezirkseinteilung. Dabei verdeutlichten In Hinblick auf die Nachwuchssicherung sei. Professioneller Journalismus sei aber in mehrere Vorstandsmitglieder, dass die beschloss der Vorstand, eine Image- und Zeiten von Social Media, in denen jeder die Aussagen des Verfassungsgerichtshofs zu Werbekampagne für den kommunalen Möglichkeit hätte, Inhalte weltweit zu ver- den Abweichungstoleranzen bei der Wahl- Verwaltungsdienst in den Kreisverwal- breiten, wichtiger denn je. bezirkseinteilung – und nachfolgend zur tungen zu konzipieren. Insbesondere der Bewerberaufstellung – zahlreiche Fragen demographische Wandel und die älter Die Aachener Nachrichten setzten – wie aufwerfen. Das gelte im Besonderen für werdenden Belegschaften setzen das kom- viele andere Verlage auch – auf die digi- den kreisangehörigen Raum. Beispielswei- munale Personalmanagement zunehmend tale Transformation. Die große Heraus- se sei offen, inwieweit bei der Einteilung unter Druck, mit immer begrenzteren (Per- forderung sei, mit dem digitalen Geschäft der Kreiswahlbezirke eine Abweichung sonal-)Ressourcen müssten die Kreise ein Geld zu verdienen. Werberelevante Reich- zwischen 15 und 25 Prozent verfassungs- immer breiter und komplexer werdendes weite zu generieren reiche nicht aus und rechtlich gerechtfertigt sei, wenn damit das Aufgabenspektrum abdecken. Um in dem funktioniere im regionalen Nischenmarkt Durchschneiden von Stadt- und Gemeinde sich stetig verschärfenden „Wettbewerb nicht. Man setze daher auf bezahlte Inhal- grenzen vermieden werden könne. um die besten Köpfe“ gegenüber ande- te. Dabei zeigten sich die Redaktionsleiter ren öffentlichen Dienstherren bzw. Arbeit- der Aachener Nachrichten überzeugt, dass Die Geschäftsstelle erläuterte, dass sie im gebern oder auch der Privatwirtschaft eine Zahlungsbereitschaft für journalistisch engen Austausch mit dem Innenministe- bestehen zu können, wolle man nun eine aufgearbeitete Inhalte vorhanden sei. Die rium stehe, um die aufgeworfenen Rechts- Kampagne entwickeln, die insbesondere Menschen seien aber nicht bereit, für alles fragen zeitnah zu beantworten. Abschlie- die spezifischen Anforderungen der Kreise zu zahlen, was man bisher traditionell in ßend verbindliche Antworten seien aber hervorhebe mit dem Ziel, das Profil der der Zeitung veröffentlicht hätte. Daher mit Rücksicht auf die Unabhängigkeit der Kreise als Arbeitgeber in der Öffentlichkeit setze man auf Investigativjournalismus und kommunalen Wahlausschüsse nicht zu zu schärfen. aktive Inhalte: Es reiche nicht, Pressemit- erwarten. Die Abwägung konkreter räum- teilungen automatisch ins Netz zu setzen, licher Gegebenheiten mit den verfassungs- EILDIENST LKT NRW man müsse Themen aktiv besetzen und rechtlichen Geboten der Wahlrechts- und Nr. 3/März 2020 00.10.10.1 Geschäftsführendes Vorstandsmitglied a.D. des Landkreistags NRW Dr. Joachim Bauer verstorben A m 05.02.2020 ist Dr. Joachim Bauer, der in den Jahren von 1992 bis 2000 als Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des senschaftlicher Assistent an den kommu- nalrechtlichen Lehrstuhl der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer und Staatskirchenrecht“. Er war Mitglied der EUREGIO Mozer-Kommission für grenzüberschreitende Zusammenarbeit Landkreistags NRW amtierte, nach langer wurde er 1970 in das nordrhein-westfäli- mit den Niederlanden und fungierte als schwerer Krankheit im Alter von 82 Jah- sche Innenministerium berufen. Dort war deutscher Verhandlungsführer bei den ren verstorben. Geboren am 11.10.1937 er für den Bereich der Aus- und Fortbildung Verhandlungen für einen Vertrag mit den in Gütersloh war Dr. Joachim Bauer nach des höheren Dienstes zuständig. Seit 1974 Niederlanden über grenzüberschreitende dem Studium der Rechtswissenschaft in betreute er in der Staatskanzlei des Landes kommunale Zusammenarbeit. Ein weiterer Freiburg und Münster und der Promotion Nordrhein-Westfalen das Gesetzgebungs- Schwerpunkt seiner Tätigkeit waren ver- zunächst in der Inneren Verwaltung des referat mit Schwerpunkten im internatio- fassungsrechtliche Fragen der Teilhabe der Landes Nordrhein-Westfalen tätig. Seine nalen Recht und im Europarecht. Seit dem deutschen Länder an den Entscheidungen Laufbahn begann er beim Regierungsprä- 01.05.1991 leitete Dr. Joachim Bauer die der Europäischen Gemeinschaften. Zudem sidium in Detmold und wurde zeitweise Gruppe „Recht“ und das Referat „Verfas- wirkte er bei den Vorbereitungen zur zur Kreisverwaltung Paderborn abgeord- sungsrecht, Verfassungsangelegenheiten Regierungskonferenz über die politische net. Nach weiterer Abordnung als wis- grundsätzlicher Art, Landesgesetzgebung Union Europas mit. 119
Aus dem Landkreistag • Thema aktuell EILDIENST 3/2020 Mit Wirkung zum 01.04.1992 wurde Dr. Für die Verdienste von Dr. Joachim Bauer Joachim Bauer als Nachfolger von Dr. um das Land Nordrhein-Westfalen und die h.c. Adalbert Leidinger Geschäftsführen- nordrhein-westfälischen Kreise wurde ihm des Vorstandsmitglied des Landkreistages 1990 das Bundesverdienstkreuz am Bande, Nordrhein-Westfalen. 1997 das Bundesverdienstkreuz Erster Klas- se verliehen. Mit Ablauf des 31.03.2000 ist In seine Amtszeit fiel die Abschaffung der Dr. Joachim Bauer in den Ruhestand getre- Doppelspitze aus dem bisherigen Ober- ten. Auch während seines Ruhestandes kreisdirektor und dem ehrenamtlichen begleitete er die Arbeit des Landkreistages Landrat und die Einführung des direkt NRW mit großem Interesse und wirkte im gewählten hauptamtlichen Landrates, die Kuratorium des Freiherr-vom-Stein-Institu- Einführung neuer Steuerungsmodelle für tes, der wissenschaftlichen Forschungsstel- betriebswirtschaftliche Verfahren in vielen le des Landkreistages NRW an der Univer- Kreisen, Veränderung in der Zuständig- sität Münster, engagiert mit. keit für wichtige Aufgaben der sozialen Sicherung im Rahmen der Verwaltungs- Der Verstorbene hat sich um den Land- strukturreform sowie die Umsetzung der kreistag Nordrhein-Westfalen große Ver- FFH-Richtlinie mit nachhaltige Beschrän- dienste erworben. Der Landkreistag Nord kungen für die wirtschaftliche Entwicklung rhein-Westfalen wird das Andenken an Dr. in den Kreisen. Hinzu kam die Einführung Joachim Bauer stets in Ehren halten. der Pflegeversicherung mit ihren ent- und belastenden Rückwirkungen auf die Sozial- EILDIENST LKT NRW Dr. Joachim Bauer. Quelle: LKT NRW hilfe sowie die Hilfe zur Pflege. Nr. 3/März 2020 00.10.00 Berufskollegs stärken und weiterentwickeln In den bildungspolitischen Debatten der letzten Jahre sind die Berufskollegs als maßgebliche Träger der beruflichen Bildung in Nordrhein-Westfalen unberechtigt aus dem Blick geraten. Nachdem zuletzt Gesamtschulen und Gymnasien im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Landesregierung standen, möchte der LKT NRW die Berufskollegs mit einem eigenen Eckpunktepapier stärker in das Bewusstsein der Landespolitik rücken. Der Zeitpunkt hierfür ist gut, da das Land kurz vor der Veröffentlichung seiner „Agenda zur Stärkung der beruflichen Bildung“ steht (vgl. auch EILDIENST LKT NRW Nr. 3/März 2020, S. 122 ff). B ildungspolitikerinnen und -politiker aller Parteien haben sich in den letzten Jahren intensiv an den allgemeinbildenden und Gemeindeverbände im Haushalts- jahr 2019 (Gemeindefinanzierungsgesetz 2019 – GFG 2019) für alle 6.000 Schulen Der AUTOR Schulen abgearbeitet. So lag der Fokus in öffentlicher Trägerschaft im Jahr 2019 der ehemaligen rot-grünen Landesre- insgesamt weniger als 660 Mio. Euro zur Martin Schenkelberg, gierung bis zum Jahr 2017 vor allem auf Verfügung stellt. Die Berufskollegs als die Beigeordneter beim der Stärkung der Gesamtschulen als der berufsbildenden Schulen Nordrhein-West- Landkreistag „Schule für alle“, während sich die aktu- falens sind hierbei nach Einschätzung des Nordrhein-Westfalen elle schwarz-gelbe Landesregierung sehr Landkreistages NRW zunehmend aus dem schnell auf die Gymnasien und die längere Blick der Landespolitik geraten. gemeinsame Bildungszeit konzentrierte. region Aachen sind hierbei Träger von ins- gesamt 123 Berufskollegs. Im Durchschnitt Alleine für die bauliche Ertüchtigung der Die besondere Bedeutung unterhält jeder Kreis in NRW demnach Gymnasien im Hinblick auf einen zusätz- der Berufskollegs etwa vier Berufskollegs. lichen 13. Jahrgang gibt die Landesregie- rung in den nächsten Jahren für landes- In Nordrhein-Westfalen gibt es zum Schul- Berufskollegs sind keine allgemeinen oder weit weniger als 630 Gymnasien mehr als jahr 2019/2020 insgesamt 370 Berufs- allgemeinbildenden Schulen, da diese nicht eine halbe Milliarde Euro aus, während sie kollegs. 255 dieser Berufskollegs stehen primär auf die Vermittlung von Allgemein- den Schulträgern über die Schul- und Bil- in Trägerschaft vor allem der kreisfreien wissen, sondern in erster Linie auf die dungspauschale nach § 17 des Gesetzes Städte, der Kreise und zu einem geringen Vermittlung von Fachwissen ausgerichtet zur Regelung der Zuweisungen des Landes Teil auch der kreisangehörigen Städte und sind. Nach § 22 des Schulgesetzes NRW Nordrhein-Westfalen an die Gemeinden Gemeinden. Die 30 Kreise und die Städte- vermittelt das Berufskolleg in einem dif- 120
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