Themenbote - Circular Economy Initiative Deutschland

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Themenbote - Circular Economy Initiative Deutschland
April 2020 | Eine Ausgabe des Themenboten

                                   themenbote
                                                                                             UMWELT

                                                der schlüssel für nachhaltiges wirtschaften

                                                Circular Economy
                                                                                             Ambitionierte Gesetzgebung und
                                                                                                   sehr viel Eigeninitiative der
                                                                                          Wirtschaft machen Deutschland zum
                                                                                             Recycling-Spitzenreiter in Europa.

   Zirkuläre wertschöpfung                  Müll trennen – aber richtig                umgang mit stahlschrott
   Warum ein Umdenken auch in der           Wie Sie mit der richtigen Entsorgung die   Schrott als Sekundärrohstoff wird aus
   Produktentwicklung notwendig ist         Kreislaufwirtschaft vorantreiben           ökologischer Sicht immer wichtiger

   Seite 6                                  Seite 8                                    Seite 10
Themenbote - Circular Economy Initiative Deutschland
2 Circular economy                                                                                                                       April 2020

                                                                                                          Sascha Bogatzki, Herausgeber
Liebe Leserin, lieber Leser,
Rohstoffe sind etwas Selbstverständliches für uns – sei es Aluminium, Holz oder Erdöl. Wir ver­
wenden sie für Autos, Papier oder Lippenstift. Und wenn wir sie nicht mehr benötigen oder die
Dinge nicht mehr funktionieren, entsorgen wir sie – auch, weil vieles noch immer nicht auf Lang­
lebigkeit ausgelegt ist. Das zu ändern ist Aufgabe aller Beteiligten – Verbraucher, Unternehmen,
Industrie und Politik. Damit Rohstoffe länger verwendet werden können und als sogenannte Re­
cyclate wieder in den Wirtschaftskreislauf gelangen, ist jeder gefragt.

Die Kreislaufwirtschaft ist zum Glück längst ein fester Bestandteil unseres Recyclingsystems.
Deutschland gilt als Vorreiter und ist dank ambitionierter Gesetzgebung und Eigeninitiative der
Wirtschaft Europas Recycling-Spitzenreiter. Wir haben also guten Grund, uns auf die Schultern
zu klopfen. In dieser Ausgabe des Themenboten schauen wir auf das, was gut funktioniert: Schrott
zum Beispiel. Denn der ist alles andere als Abfall. In der Stahlindustrie trägt recycelter Stahlschrott
dazu bei, dass jedes Jahr allein in Deutschland viele Millionen Tonnen CO2 eingespart werden
können. Wir räumen auf mit Vorurteilen gegenüber der Müllverbrennung und erklären, warum
hochwertiges Recycling für Müllverbrennungsanlagen wichtig ist. Und wir klären, warum ausge­
rechnet Spanplatten einen immens wichtigen Beitrag zu einer funktionierenden, wertschöpfenden
Kreislaufwirtschaft leisten.

Aber wir blicken auch auf die Herausforderungen, mit denen sich Industrie und Verbraucher ausein­
andersetzen müssen. Denn wir nutzen längst nicht alle Rohstoffe effizient genug, vermeiden noch im­
mer nicht genug Abfall, um den schwindenden Ressourcen auf unserem Planeten gerecht zu werden.
Um möglichst viele Rohstoffe in den Kreislauf zurückzuführen, müssen „Produkte so konzipiert wer­
den, dass sie sowohl den Anforderungen des Gebrauchs als auch der Zerlegung in ihre Komponen­
ten und der Separierung in kreislaufgerechte Stofffraktionen gerecht werden“, sagt Dr. Hans-Jürgen
Schäfer, Geschäftsführer der Gesellschaft Materials Engineering und Koordinator des Fokusthemas
Zirkuläre Wertschöpfung im Verein Deutscher Ingenieure. Heißt: Schon bei der Konstruktion eines
Produktes müssen Unternehmen vorausschauend planen und den Kreislaufgedanken auch in das
Design mit einbeziehen. Apropos vorausschauend: Für Verbraucher haben wir Tipps, wie Sie Wert­
stoffe richtig sammeln, recyceln und entsorgen können. Schauen Sie doch mal rein!
Herzlichst, Ihr

Sascha Bogatzki
Themenbote - Circular Economy Initiative Deutschland
April 2020                                                                                                                                                           Circular economy 3

    6                                                            8                                                             10

                 INHALT

4      Der Kreis soll sich schließen                                                         13 Anpacken und besser verpacken mit Karton
       Die Ressourcen der Erde sind endlich – die logische Konsequenz ist, die Lebens-             Karton erweist sich in Sachen Recycelbarkeit als echter Superstar. Clevere
       zyklen von Produkten zu verlängern und sie bestmöglich wiederzuverwerten.                   Verpackungslösungen leisten bereits einen guten Beitrag zur Circular Economy.

                                                                                             14 Müllverbrennung ist eine gute Sache
6      Nachhaltigkeit beginnt beim Design                                                          Carsten Spohn, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Thermischen Abfallbe-
       Wie Circular Economy erfolgreich gelingen kann, erklärt Dr. Hans-Jürgen Schäfer,            handlungsanlagen e. V., räumt mit Vorurteilen zum Thema Müllverbrennung auf.
       Geschäftsführer der VDI-Gesellschaft Materials Engineering, im Interview.

                                                                                              Werbebeiträge
8      Alles dreht sich
       Das deutsche Mülltrennungssystem ist sehr komplex. 8 Tipps, wie Sie Abfälle            5       Advertorial Nespresso Deutschland GmbH
       richtig entsorgen und so die Kreislaufwirtschaft vorantreiben.                                 Circular Economy in Kapselform

                                                                                              7       Advertorial Bund Getränkeverpackung der Zukunft e. V. (BGVZ)
10 Alles Schrott? Besser wär´s!                                                                       „Deutschland ist ein Schlaraffenland“
       Thomas Junker, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling-
       und Entsorgungsunternehmen (BDSV), spricht über recycelten Stahlschrott.
                                                                                              9       Advertorial Mondi
                                                                                                      Verpackung als Teil der Lösung
12 Der Zirkel der Holzwerkstoffe
       Anemon Strohmeyer, Geschäftsführerin des VHI, Verband der Deutschen Holzwerk-          11      Advertorial MULTIVAC Sepp Haggenmüller SE & Co. KG
       stoffindustrie e. V., über die Kreislauffähigkeit von Holzwerkstoffen.                         Sicher und nachhaltig
Themenbote - Circular Economy Initiative Deutschland
4 Circular economy                                                                                                                                                                   April 2020

Der Kreis soll sich schließen
Von Wiebke Toebelmann

Die Ressourcen der Erde sind
endlich. Die Lebenszyklen
von Produkten zu verlängern
und sie bestmöglich wieder-
zuverwerten ist daher die
logische Konsequenz. Eine
Verbindung von Nachhaltig-
keit und Wirtschaftlichkeit
– das ist das Ziel der Circular
Economy.

U     nsere Welt birgt einen reichen
      Schatz an Rohstoffen, die wir als
Selbstverständlichkeit betrachten. Doch
                                                      Produkte hergestellt werden können.
                                                      Bestenfalls gelangen die Stoffe also wie­
                                                      der komplett in den Produktionsprozess
                                                                                                   bis heute durch ambitionierte Gesetz­
                                                                                                   gebung und viel Eigeninitiative der
                                                                                                   Wirtschaft Europas Recycling-Spitzen­
                                                                                                                                                  gar abgeschlossen. So zeigt der Bericht
                                                                                                                                                  auch die Schaffung von Arbeitsplätzen
                                                                                                                                                  und neuen Geschäftsmodellen sowie
die Verknappung der Ressourcen auf un­                – ohne Entstehung von Abfall. So entwi­      reiter. Als wichtiger Schritt gilt der 2015    die Erschließung neuer Märkte. Eine
serem Planeten ist real und stellt uns vor            ckelt sich eine Unabhängigkeit von endli­    von der Europäischen Kommission vor­           klimaneutrale,       wettbewerbsfähige
die dringliche Aufgabe, einen Umgang                  chen Ressourcen.                             gelegte Aktionsplan für die Kreislauf­         Kreislaufwirtschaft scheint möglich zu
mit dieser Problematik zu finden. Die                                                              wirtschaft. Die positive Bilanz eines Be­      sein. Durch den European Green Deal,
Idee der Kreislaufwirtschaft oder Circu­              Kreislaufwirtschaft auf dem Vormarsch        richts aus dem vergangenen Jahr: Die           das neue Programm der EU-Kommis­
lar Economy basiert auf dem Konzept,                     Deutschland gilt seit jeher als Vorrei­   Circular Economy-Strategien kommen             sion unter Ursula von der Leyen, er­
Rohstoffen eine Langlebigkeit zu verlei­              ter der Kreislaufwirtschaft. Bereits in      gut voran. Demnach waren alle 54 Ak­           fährt die erfolgreiche Umsetzung der
hen, indem man sie möglichst effizient                den 1980er-Jahren begannen Unterneh­         tionen des Plans, wie etwa die EU-Stra­        Kreislaufwirtschaft nun weitere Auf­
nutzt und häufig wiederverwertet. So                  men, ihre Produkte und Herstellungs­         tegie für Kunststoffe oder neue Zielvor­       merksamkeit und stellt einen zentralen
werden Produkte in ihre Rohstoffe auf­                verfahren nach ökologischen Standards        gaben für das Recyceln und Deponieren          Baustein dar, die EU bis 2050 klimaneu­
gesplittet, aus denen dann wieder neue                zu optimieren. Die Bundesrepublik ist        von Abfällen, bereits angelaufen oder          tral zu machen.

  „Wir müssen Abfall als Wertstoff
  verstehen“
  Von Wiebke Toebelmann

                                                                                                   Was hat sich in puncto Wiederverwertbar­      Könnten Sie Beispiele für wertvolle sekun­
                                                                                                   keit bei der Produktion von Materialien       däre Rohstoffe nennen?
                                                                                                   getan?                                           Gerade Altmetalle und seltene Erden,
                                                                                                      Entscheidend ist, dass die Wieder­         wie sie beispielsweise in Batterien oder
                                                                                                   verwertbarkeit von Materialien, Ver­          Halbleitern verwendet werden, bieten
                                                                                                   bundstoffen und Produkten im Sinne            einen hohen ökonomischen Anreiz zur
                                                                                                   eines ganzheitlichen „Designs for Re­         Rückgewinnung und Wiederverwer­
                                                                                                   cycling“ bereits bei deren Herstellung        tung. Die Kritikalität dieser Rohstoffe
                                                                                                   mitgedacht wird. Dabei ist weniger            kann sich dabei sowohl aus deren relati­
                                                                                                   manchmal mehr. Kleines Beispiel: Im           ver Knappheit im Angebot als auch aus
                                                                                                   Bereich von Lebensmittelverpackun­            einer sich dynamisch entwickelnden
                                                                                                   gen haben wir es momentan mit einer           Nachfrage ergeben. Ein Beispiel ist die
                                                                                                   ungeheuren Vielfalt an Verpackungs­           ansteigende globale Nachfrage nach Li­
                                                                                                   lösungen zu tun, die zwar auf ihre            thium, Nickel oder Kobalt im Zuge der
  Prof. Reinhard Hüttl ist Leiter des Deutschen Geoforschungszentrums in Potsdam.
                                                                                                   Funktionalität und einen effizienten          Wende zur Elektromobilität und dem
                                                                                                   Materialeinsatz hin optimiert sind, je­       damit einhergehenden Marktwachstum
                                                                                                   doch durch ihre teils sehr komplexen          für Lithium-Ionen-Traktionsbatterien.
  Professor Reinhard Hüttl ist Vizepräsident der Akademie der                                      Multi-Layer-Verpackungsstrukturen             Klar ist aber auch: Eine Circular Eco­
                                                                                                   nur sehr schwer wiederzuverwenden             nomy kann nur funktionieren, wenn
  Technikwissenschaften (Acatech) und leitet deren „Circular                                       sind. Ein möglicher Ansatz hier wäre,         wir „Abfall“ grundsätzlich als Wertstoff
  Economy Initiative“. Zudem leitet er das Deutsche Geofor-                                        verstärkt auf Monomaterialien zu set­         verstehen. Ob Bauschutt, Altpapier oder
                                                                                                   zen, um so die Qualität der recycelten        Altglas: In einer Circular Economy sind
  schungszentrum in Potsdam. Im Interview erläutert er die                                         Materialien zu erhöhen. Materialviel­         das anerkannte Wertstoffkategorien, und
  unschlagbaren Potenziale der Kreislaufwirtschaft und die                                         falt ist wichtig, was wir jetzt aber auch     es ist unsere Aufgabe als Gesellschaft, den
                                                                                                   brauchen, ist der Mut zu einer neuen          ordnungspolitischen Rahmen so zu set­
  Wichtigkeit, gerade jetzt an einem Strang zu ziehen.                                             Einfachheit.                                  zen, dass der Markt für diesen Wert eine
Themenbote - Circular Economy Initiative Deutschland
April 2020                                                                                                                                                                        Circular economy 5

  preisliche Entsprechung findet. Kreis­        die verbesserte Ressourcennutzung einer      hende Kosten als auch mögliche Effizi­                Deals und die Maßnahmen eines Circu­
  laufwirtschaft stößt momentan dort an         Circular Economy buchhalterisch „un­         enzgewinne fair verteilt werden. Eng mit              lar Economy-Aktionsplans konkret um­
  ihre Grenzen, wo der Einsatz von Primär­      term Strich“ als Saldo wirksam wird und      dieser Herausforderung verbunden ist                  gesetzt werden können.
  materialien immer noch günstiger ist, als     nicht durch eine erhöhte Energienach­        zudem die Etablierung neuer Kennzahl­
  deren nachgelagerte Wiederverwertung.         frage (etwa für anspruchsvollere Recy­       systeme für ein betriebliches Circular                Sie haben schon mehrere große Konzerne
                                                clingprozesse) nivelliert wird.              Economy Monitoring und Reporting.                     für die Initiative gewinnen können. Wie
  Wie ist der aktuelle Stand der Circular                                                                                                          profitieren diese?
  Economy?                                      Wo sehen Sie den größten Handlungs­          Können Sie die Arbeit der Circular Economy               Zum einen gibt es immer klarere Sig­
     Die Tatsache, dass die EU-Kommis­          bedarf?                                      Initiative Deutschland schildern?                     nale seitens der Politik, von denen viele
  sion mit ihrem Konzept des „Green New            Die größte Herausforderung ist, al­          Ausganspunkt der Initiative ist ein                auch direkt an die Unternehmen gerich­
  Deals“ für Europa das Thema Circular          len beteiligten Akteuren aus Wirtschaft,     breit angelegter Dialog zwischen Ak­                  tet sind. So zeigt die EU-Ebene durch die
  Economy zur Chefsache gemacht hat,            Gesellschaft und Politik immer wieder        teuren aus Wirtschaft, Wissenschaft                   gesetzliche Verankerung der Kreislauf­
  war ein wichtiger Schritt. Wir haben in       zu verdeutlichen, dass wir eine Circu­       und Zivilgesellschaft darüber, wie eine               wirtschaft, dass die Vision einer Circular
  den letzten Jahren große technologi­          lar Economy nur gemeinsam durch              systemische Trendwende vom linearen                   Economy nun immer konkreter Gestalt
  sche Fortschritte im Materialrecycling        eng abgestimmtes Handeln erfolgreich         zum zirkulären Wirtschaften gelingen                  annimmt. Unternehmen können mit ei­
  gemacht und Geschäftsmodelle zur be­          umsetzen können. Natürlich bleibt öko­       kann. Dafür wollen wir uns zunächst                   ner Teilnahme an der Circular Economy
  trieblichen Implementierung einer Cir­        nomischer Wettbewerb weiterhin eine          auf ein gemeinsames Zielbild zirkulärer               Initiative Deutschland diesen Transfor­
  cular Economy entwickelt. Außerdem ist        Triebfeder für Innovation und Wohl­          Wertschöpfung in Deutschland eini­                    mationsprozess aktiv mitgestalten. Zum
  ein Problembewusstsein hinsichtlich der       stand, aber wir müssen ihr stärker als       gen sowie Zwischenziele und konkrete                  anderen ist es aber auch die Erkenntnis,
  negativen Umweltauswirkungen unserer          bisher neue Formen der zwischenbe­           Handlungsempfehlungen an die Politik                  dass eine Circular Economy wirtschaft­
  derzeitigen Produktions- und Konsum­          trieblichen Kooperation beiordnen.           formulieren. Diese werden wir dann als                lich Sinn macht, indem durch neue Ge­
  muster vorhanden. Wichtig ist jetzt, dass     Beispielsweise können wir nur dann           Roadmap 2021 dem Bundesministerium                    schäftsmodelle die Ressourcenprodukti­
  wir in die konkrete Umsetzung kommen.         entscheiden, ob die Batterie aus einem       für Bildung und Forschung übergeben.                  vität erhöht oder Abhängigkeiten von
  Systemische Transformationen wie die          Elektroauto am Ende ihres Lebenswegs         Anhand ausgewählter Funktionssysteme                  Rohstoffimporten reduziert werden kön­
  hin zu einer Circular Economy werden          recycelt oder einer möglichen Zweit­         beschreiben wir zunächst die Potenziale               nen. Letztlich wissen auch die größten
  niemals „nach Plan“ verlaufen, sondern        nutzung zugeführt werden soll, wenn          einer zirkulären Wertschöpfung, etwa                  Unternehmen: Nur zusammen kann die
  verlangen von uns die Bereitschaft, nicht     die in der Batteriewertschöpfungskette       bezogen auf mobile Stromspeicher und                  Transformation hin zu einer zirkulären
  intendierte Folgen unseres Handelns zu        beteiligten Akteure auch bereit sind, In­    Verpackungen. Damit stellt die Circular               Wirtschaft gelingen – diesen vorwettbe­
  erkennen und mögliche Zielkonflikte           formationen und Daten zum Zustand            Economy Initiative Deutschland einen                  werblichen Raum zum gemeinsamen
  aufzuheben. So müssen wir uns zum Bei­        der Batterie zu teilen. Das wird aber nur    wichtigen Meilenstein dar, denn sie zeigt             Austausch kann die Initiative ihren Mit­
  spiel immer wieder nüchtern fragen, ob        gelingen, wenn sowohl dadurch entste­        auf, wie die Vision eines European Green              gliedern bieten.

Advertorial

Circular Economy in Kapselform
Rund 75 Prozent aller Verpackungen, Glas und Papier eingeschlossen, werden in Deutschland recycelt. Auch Aluminium zählt
dazu – als Leichtverpackung eines der Verpackungsmaterialien, das in deutschen Haushalten am häufigsten genutzt wird.
Was die wenigsten wissen: Aluminium hat eine hervorragende Recyclingfähigkeit. Das gewonnene Sekundäraluminium bietet
vielfältige Verwendungsmöglichkeiten.

D      er Alleskönner Aluminium – überall
       anzutreffen, wo Lebensmittelpro­
dukte bestmöglich vor Umwelteinflüssen
                                               aluminium nur noch ein Bruchteil der
                                               Energie benötigt, nämlich fünf Prozent.
                                               Gleichzeitig sind 75 Prozent des jemals
wie Luft, Licht und Feuchtigkeit geschützt     produzierten Aluminiums noch heute in
sein müssen. Kein Wunder, dass das Un­         Verwendung. Unverzichtbar ist Sekun­
ternehmen Nespresso seit Jahrzehnten auf       däraluminium etwa in der Automobil-
Aluminiumkapseln setzt. Nicht nur, weil        und Bauindustrie. Nicht nur deshalb setzt
sie ein Aroma-Garant für die Premium­          Nespresso weiterhin auf das Leichtmetall,
kaffees von Nespresso sind, sondern auch,      das zudem eine platzsparende und effizi­
weil sie sich so gut für eine zukunftsorien­   ente Logistik ermöglicht.
tierte Kreislaufwirtschaft eignen.
   Im Recyclingverfahren sortiert der so­      Die vielen Leben von Aluminium
                                                                                                  Aluminium lässt sich ganz einfach recyceln und eignet sich deshalb sehr gut für eine Kreislaufwirtschaft.
genannte Wirbelstromscheider alumini­             Nespresso ließ seine Kaffeekapseln be­
umhaltige Verpackungen aus. Bei diesem         reits 1993 freiwillig beim Grünen Punkt li­
ersten Schritt ist es von zentraler Bedeu­     zensieren. Die Entsorgung ist denkbar ein­    fungskette. Für 2020 hat das Unternehmen                Nespresso mit Partnern, die hochwertige
tung, wie gut ein Material durch die Ma­       fach: Verbraucher können die Kapseln samt     außerdem einen echten Meilenstein im Be­                Alltagsgegenstände aus Sekundäralumi­
schinen erkannt wird. Hier können die          Kaffeesatz über den Gelben Sack/ die Gelbe    reich Nachhaltigkeit angekündigt.                       nium herstellen. Ein Beispiel ist der
Nespresso Kapseln klar punkten.                Tonne, Wertstoffsammelstellen oder in den        Nachhaltigkeit, Recycling, Kreislauf­                Schreibgerätehersteller Caran d’Ache: Der
                                               Boutiquen dem Recyclingkreislauf zufüh­       wirtschaft – für Nespresso sind das gelebte             zeitlose Kugelschreiber „849 Nespresso“ ist
Potenzial als Sekundärrohstoff                 ren. Das Sekundäraluminium findet sich        Kernelemente der Unternehmensstrategie.                 bereits in mehreren Editionen erschienen.
  Nicht zu vergessen: die Energiebilanz.       dann zum Beispiel in Fahrrädern, Fenster­     Das beginnt beim Anbau der Kaffeekir­                   Bald wird es eine Neuauflage geben.
Bei der Gewinnung von Sekundäralumi­           rahmen oder Autoteilen wieder. Dennoch:       schen über das AAA Sustainable Quality™
nium aus dem vorsortierten Aluminium­          Nespresso bleibt in stetiger Forschung        Program und endet bei der Wiederverwer­                 Weitere Informationen unter:
schrott wird laut European Aluminium           offen für sinnvolle Alternativen und die      tung der Kapseln. Im Rahmen verschiede­                 www.nespresso.com/de/de/thepositivecup/
Association im Vergleich zu Primär­            Optimierung der eigenen Wertschöp­            ner Second-Life-Kampagnen kooperiert                    recycling-and-aluminium
Themenbote - Circular Economy Initiative Deutschland
6 Circular economy                                                                                                                                                                                April 2020

Nachhaltigkeit beginnt beim Design
Von julia brandt

Wertstoffe wiederverwenden, CO2 einsparen und gleichzeitig ökonomisches Wachstum sichern – das soll die Circular Economy
ermöglichen. Wie das gelingen kann, erklärt Dr. Hans-Jürgen Schäfer, Geschäftsführer der Gesellschaft Materials Engineering und
Koordinator des Fokusthemas Zirkuläre Wertschöpfung im Verein Deutscher Ingenieure (VDI), im Interview.

Herr Dr. Schäfer, im Sinne der Circular Eco­                                                                                                                  dern verspricht uns nach Studienlage auch
nomy stehen Ingenieure vor der Aufgabe,                                                                                                                       wirtschaftliche Vorteile.
Produkte möglichst langlebig nutzbar und
wiederverwendbar zu gestalten. Welche                                                                                                                         Ist denn eine vollständige Kreislaufschlie­
Herausforderungen bestehen hierbei?                                                                                                                           ßung aus Umweltaspekten immer sinnvoll?
   Um die Stoffkreisläufe schließen und                                                                                                                           Theoretisch ist es zwar möglich, fast
Werkstoffe, sprich Wertstoffe, möglichst                                                                                                                      jedes Produkt wieder sortenrein zu zer­
oft wiederverwenden zu können, benö­                                                                                                                          legen. Doch ist das nicht immer sinnvoll.
tigen wir nicht nur ein Umdenken im                                                                                                                           Wenn wir mehr Energie und materielle
Umgang mit verbrauchten Produkten,                                                                                                                            Ressourcen für Recyclingverfahren auf­
sondern auch in der Produktentwicklung.                                                                                                                       wenden als bei Verbrennungsprozessen
Produkte müssen so konzipiert werden,                                                                                                                         und dazu noch mehr CO2 und andere
dass sie sowohl den Anforderungen des
Gebrauchs als auch der Zerlegung in ihre
Komponenten und der Separierung in                                                                                                                                 Ohne gesetzliche Rah-
kreislaufgerechte Stofffraktionen gerecht
werden.
                                                                                                                                                               menbedingungen wird die
   Am Ende der Produktnutzungsphase                                                                                                                            flächendeckende Schaffung
soll ein Produkt so wenig wie möglich ver­
ändert werden müssen, um es wieder dem                                                                                                                         einer zirkulären Wertschöp-
Stoffkreislauf zuführen zu können. Ein                                                                                                                         fung nicht gelingen.
Hauptschlüssel zur Etablierung der zirku­
lären Wertschöpfung ist also ein Umden­
ken bei der Produktkonstruktion.                                                                                                                              Schadstoffe dabei freisetzen, ist das öko­
                                                                                                                                                              nomisch und ökologisch nicht sinnvoll.
Wie müssen Produkte konzipiert werden,                                                                                                                        Vollstände Kreislaufführung werden wir
damit die in ihnen enthaltenen Wertstoffe                                                                                                                     in absehbarer Zeit nicht erreichen. Aber
möglichst gut wiederverwendet werden                                                                                                                          deutlich erhöhte Recyclingquoten sind
können?                                        Dr.-Ing. Hans-Jürgen Schäfer, Geschäftsführer der VDI-Gesellschaft Materials Engineering und Koordinator des   durchaus möglich.
   Es gibt grundlegende Designprinzipien,      Fokusthemas Zirkuläre Wertschöpfung
die eine Zerlegung der Produkte nach ih­                                                                                                                      Die große Herausforderung der Circular Eco­
rer Nutzungsphase ermöglichen und ver­                                                                                                                        nomy ist es, nicht nur die Abhängigkeit von
einfachen. Ein Produkt, das weitgehend         einer zirkulären Wertschöpfung meiner                   dung nicht effizient ist, sollte eine roh­             Primärrohstoffen zu überwinden, sondern
werkstofflich recyclingfähig ist, soll werk­   Meinung nach nicht gelingen. Die Festle­                stoffliche Verwertung in Betracht gezogen              gleichzeitig auch ökonomisches Wachstum
stofflich wiederverwertbare Komponen­          gung konkreter Substitutionsquoten – das                werden. Im Fall von Kunststoffen bedeutet              zu erzielen. Wie kann das gelingen?
ten enthalten, aus langlebigen Werkstoffen     Verhältnis der eingesetzten Recyclingroh­               dies, dass die Polymerketten durch Ein­                   Die Anhebung der Ressourceneffekti­
bestehen, lösbare Verbindungselemente          stoffe zu den insgesamt eingesetzten Roh­               wirkung von Wärme wieder zu petroche­                  vität kann insbesondere in Deutschland
aufweisen, eine leichte Demontage sowie        stoffen – kann ein wirksames Instrument                 mischen Grundstoffen wie Öle und Gase                  zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit
Austauschbarkeit seiner Bestandteile er­       zur Förderung des Recyclings und damit                  aufgespalten werden müssen, die dann                   beitragen. Denn für die deutsche Indus­
lauben sowie aus möglichst wenigen un­         der zirkulären Wertschöpfung sein.                      erneut zur Herstellung von Kunststoffpro­              trie sind Ressourceneffizienz, klimaneu­
terschiedlichen Werkstoffen bestehen.                                                                  dukten eingesetzt werden können.                       trale Energieversorgung und Klimaschutz
Werden diese Prinzipien nicht eingehal­        Das Recycling ist eine wichtige Stellschrau­                                                                   wichtige Exportmärkte, die große Wachs­
ten, sind sortenreine Trennung und Recy­       be im Konzept der Circular Economy. In                  In welchen Bereichen sehen Sie besonders               tumschancen beinhalten. Schaffen wir es,
cling in vielen Fällen erheblich erschwert.    vielen Bereichen, zum Beispiel bei Kunst­               dringenden Handlungsbedarf in Bezug auf                in Deutschland ein auf zirkuläre Stoff­
                                               stoffabfällen, sind die Recycling-Quoten                ein zirkuläres Wertschöpfungsverfahren?                kreisläufe, erneuerbare Energien und kli­
Ist eine solche an Kriterien der Recycling­    jedoch gering ...                                          Industrie, Wissenschaft, Politik, aber              maangepasstes Bauen basierendes Wirt­
fähigkeit orientierte Produktgestaltung aus       Ja, leider. Deutschland steht im interna­            auch Verbraucherverbände: Alle Stake­                  schaftsmodell zu errichten, bestehen sehr
wirtschaftlichen Aspekten für die Unterneh­    tionalen Vergleich zwar sehr gut da, doch               holder müssen sich an einen Tisch setzen               gute Chancen, diese Modelle in andere
men unattraktiv?                               wird auch hier der größere Anteil von                   und gemeinsam Möglichkeiten ausloten,                  Länder zu exportieren. Für rohstoffarme
    Viele Produkte können durch die Ein­       Kunststoffabfällen durch Verbrennung                    aus denen politische Rahmenbedingun­                   Länder wie Deutschland lassen sich zu­
haltung der genannten Designprinzipien         entsorgt. Erst an zweiter Stelle folgt das Re­          gen werden. Aus Wertschöpfungsketten                   dem die Kosten des Rohstoffverbrauchs
auch teurer werden. Auf der anderen Seite      cycling des Kunststoffabfalls. Der verhält­             sollen Wertschöpfungsnetzwerke werden.                 durch zirkuläre Wertschöpfung deutlich
ist die Nutzungsphase deutlich erhöht, so­     nismäßig geringe Anteil des Kunststoffre­               Nur gemeinsam können wir die Transfor­                 senken und Wachstumseffekte erzielen.
dass die Produkte dann unterm Strich für       cyclings bedeutet nicht nur einen Verlust               mation von einer linearen zur zirkulären               Diese Chancen sollten wir ergreifen.
den Kunden vielfach preiswerter sind. Da­      des Wertstoffs Kunststoff, sondern durch                Wertschöpfung schaffen. Der VDI gestal­
von müssen die Unternehmen ihre Kun­           die Verbrennung auch eine Belastung des                 tet solche Gesprächskreise seit Ende 2019.             Der VDI hat in einem Paper weitere Informa-
den jedoch erst überzeugen.                    Klimas mit CO2. Auch hier würden neue                   Wir sind hoffnungsvoll. Denn die zirku­                tionen zum Thema Zirkuläre Wertschöpfung
    Ohne gesetzliche Rahmenbedingun­           Designprinzipien helfen. Und falls dann                 läre Wertschöpfung zahlt nicht nur auf                 erstellt:
gen wird die flächendeckende Schaffung         immer noch eine werkstoffliche Verwen­                  Klimaziele und Nachhaltigkeit ein, son­                www.vdi.de/zirkulaere-wertschoepfung
Themenbote - Circular Economy Initiative Deutschland
April 2020                                                                                                                                                             Circular economy 7

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„Deutschland ist ein Schlaraffenland“
Wolfgang Burgard ist Geschäftsführer des „Bund Getränkeverpackungen der Zukunft“ und vertritt die Interessen von
Getränkeherstellern, Handels-, Verpackungs- und Recyclingunternehmen. Warum Einweggetränkeverpackungen mit Pfand ein
höheres Ansehen genießen sollten, erklärt er im Interview.

Einweg, Mehrweg, Einweg mit Pfand –          misch sinnvoll, denn der Anteil der Do­
für den Verbraucher ist es nicht immer       sen in Deutschland am Aluminium liegt
einfach, das auseinanderzuhalten. Woran      bei etwa einem Prozent. Deswegen ist die
erkenne ich Einweggetränkeverpackungen       Ökobilanzierung bei Dosen so schwierig,
mit Pfand?                                   weil niemand sagen kann, ob daraus ein
   Wir haben uns 2016 freiwillig ver­        Flugzeug wird oder ein Auto. Sicher ist
pflichtet, dass auf allen Einweg mit         aber: Aus Aluminium wird wieder ein
Pfand-Verpackungen das Logo der Deut­        anderes Aluminiumprodukt.
schen Pfandsystem GmbH (DPG) steht
und der Hinweis, dass der Verbraucher        Und wie ist das bei den PET-Flaschen?
                                               Hier werden 97,2 Prozent recycelt,
                                             aber nur etwa ein Drittel davon wird zu
      Einweg ist die Abteilung               neuen Flaschen. Diese Quote wollen wir
                                             auf mindestens 50 Prozent steigern. Weil
 Wegwerf-Gesellschaft.                       unser Material lebensmitteltauglich ist,
 Einweg mit Pfand dagegen                    hat es einen hohen Marktwert und wird
                                             auch für die Medizintechnik eingesetzt.
 ist funktionierende Kreislauf-
 wirtschaft.                                 Sie fordern, dass die Ökobilanz für Einweg
                                             mit Pfand neu bewertet werden muss. In
                                             dem Zusammenhang sprechen Sie auch
25 Cent Einweg-Pfand bei der Rück­           von diskriminierungsfreien Verpackungen.
                                                                                                                 Wolfgang Burgard, Geschäftsführer vom „Bund Getränkeverpackungen der Zukunft“
gabe erhält. Diesen Aufdruck finden Sie      Was meinen Sie damit?
mittlerweile auf über 90 Prozent unserer        Darunter verstehen wir, dass die Ein­
Verpackungen. Das 2019 erlassene Ver­        wegverpackung nicht im Wettbewerb
packungsgesetz schreibt dazu vor, dass       benachteiligt wird, also keine Abgaben        aus den ehemaligen Flaschen das Gra­            Das scheint eine Quote zu sein, die sich
am Regal im Supermarkt gekennzeichnet        und Steuern darauf erhoben werden. Es         nulat, also die Neuware. Und aus dieser         kaum verbessern lässt. Was sind denn
ist, ob es sich um Einweg oder Mehrweg       heißt ja immer, der Energieverbrauch          Neuware wird ein sogenanntes Preform            dann Ihre Ziele?
handelt.                                     bei der Verarbeitung von Aluminium sei        produziert – eine Kleinstflasche. Die er­         99 Prozent natürlich! Und mindestens
                                             so hoch. Nun ist es aber so, dass bei einer   hält der Abfüller und kann sie mithilfe         50 Prozent PET-Recyclatqoute.
Was ist der Vorteil von Einweg mit Pfand?    Dose, die aus recyceltem Material her­
   Einweg ist die Abteilung Wegwerf-         gestellt wird, der Energieverbrauch bei                                                       Wie wollen Sie das schaffen?
Gesellschaft. Einweg mit Pfand dagegen       nur 5 Prozent liegt. Das ist bisher noch          Wenn wir das Ziel haben,                       Das größte Hindernis ist der niedrige
ist funktionierende Kreislaufwirtschaft.     in keiner Ökobilanz in Deutschland be­                                                        Öl-Preis. Im Augenblick ist Primärmate­
Das ist leider immer noch viel zu wenigen    rechnet.
                                                                                            mit wenigen Rohstoffen                         rial günstiger als das Recyclat. Das heißt,
bewusst. Dabei hat es zwei große Vorteile:                                                  auszukommen, dann muss                         wer aus ökologischen Gründen Sekun­
Das System ist gesetzlich geregelt durch     Aber sie sagten ja, die Dosen werden nicht                                                    därmaterial nutzt, zahlt drauf. Das muss
das Verpackungsgesetz. Der Verbraucher       zwingend wieder Dosen?                         die Politik die Rahmenbedin-                   sich ändern. Wenn wir das ökologische
kann sich also darauf verlassen, über­          Doch, aber wir können die genaue            gungen schaffen, dass diese                    Ziel haben, mit wenigen Rohstoffen auszu­
all 25 Cent Pfandwert zu erhalten. Der       Anzahl nicht nennen. Der Alumini­                                                             kommen, dann muss die Politik die Rah­
zweite Vorteil ist das geringere Gewicht.    umverbrauch in Deutschland liegt bei           Produkte im Wettbewerb                         menbedingungen schaffen, dass diese Pro­
Sowohl Dosen als auch PET-Flaschen           3,2 Millionen Tonnen. Der Dosenver­            mithalten können.                              dukte im Wettbewerb mithalten können.
sind deutlich leichter als Glasflaschen.     brauch beträgt etwa 1 Prozent davon. Es
Das bedeutet nicht nur einen geringeren      bräuchte einen eigenen Kreislauf für die                                                      Können sich Mehrweg und Einweg mit
Materialverbrauch, sondern auch gerin­       Dose, um diese Zahlen zu erheben.             eines Gebläses wieder zu einer Flasche          Pfand am Ende ergänzen?
gere Transportkosten und damit einen                                                       seiner Vorstellung formen und neu be­              Wir haben in Deutschland zwei funk­
niedrigeren CO2-Ausstoß.                     Können Sie den Weg einer Einweg-Flasche       füllen. Diese neue Flasche landet dann          tionierende Kreislaufsysteme: Mehrweg
                                             mit Pfand durch die Kreislaufwirtschaft       wieder im Markt und schließlich beim            und Einweg mit Pfand. Wir haben eine
Die ehemals als umweltschädlich bezeich­     beschreiben?                                  Verbraucher.                                    fantastische Vielfalt bei den Getränken
nete Dose ist also heute ein Produkt, das       Der Verbraucher geht zum Handel                                                            von der Auswahl, aber auch von den Prei­
sich in der Kreislaufwirtschaft bewährt?     und bringt das Leergut zum Automaten          Wie hoch sind denn die Rückgabequoten           sen – ein Schlaraffenland. Der Wertstoff­
   Genau, denn 99 Prozent aller Dosen        oder zur Sammelstelle. Dort werden die        bei den Einweg-Flaschen?                        kreislauf funktioniert. Deutsche Geträn­
werden recycelt. Natürlich wird nicht        leeren Flaschen anschließend zu Ballen          In dem DPG-System haben wir eine              keflaschen landen nicht im Meer. Wir
aus jeder Dose auch wieder eine Dose.        gepresst und zur Recyclatherstellung          Quote von 98,5 Prozent. Die Deutschen           können stolz darauf sein. Das sollten wir
Das wäre weder ökologisch noch ökono­        transportiert. In diesen Werken entsteht      machen das sehr gründlich.                      uns öfter bewusst machen.
Themenbote - Circular Economy Initiative Deutschland
8 Circular economy                                                                                                                                                            April 2020

Alles dreht sich
Von Maike Dugaro

Die Kartoffelschale in die Bio-Tonne, die Zeitungen zum Altpapier, Windeln in den Restmüll – etwa 455 kg Abfall produzierte laut
Statistischem Bundesamt jeder Einwohner Deutschlands im Jahr 2018. Das deutsche Mülltrennungssystem nimmt Verbraucher
an die Hand. Trotzdem gibt es bei einigen Abfallsorten immer noch Unsicherheiten. 8 Tipps, wie Sie Abfälle richtig entsorgen und
so die Kreislaufwirtschaft vorantreiben.

                                                                                              sich besonders viele Schadstoffe. Es können   tieren kann, sollten Plastikmüllbeutel
                                                                                              große Mengen Blei, Cadmium und Queck­         draußen bleiben.
                                                                                              silber enthalten sein.
                                                                                                                                            Papier
                                                                                              Gelber Sack                                      Auch wer das Papier beidseitig be­
                                                                                                 Die allermeisten Verpackungen von          druckt, die Rückseite als Notizzettel ver­
                                                                                              Lebensmitteln lassen sich im gelben Sack      wendet oder mit der Zeitung die Fenster
                                                                                              oder der gelben Tonne entsorgen. In den       putzt, muss sein Altpapier irgendwann
                                                                                              Sortieranlagen der Entsorgungsunter­          entsorgen. Die blaue Tonne nimmt Zei­
                                                                                              nehmen werden sie dann nach Rohstoffen        tungen, Druckerpapier, Karton und Papp­
                                                                                              sortiert: Plastik, Weißblech, Aluminium,      schachteln, aber auch Glanzpapier und
                                                                                              Mischkunststoffe. Die Verpackungen            Kataloge auf. Fotos, Post-its, Wachspapier
                                                                                              sollten frei von Lebensmittelresten, aber     und Tapeten sind beschichtet und gehören
                                                                                              nicht ausgespült und auch nicht fest in­      in den Restmüll. Das gesammelte Altpa­
                                                                                              einandergesteckt sein. Sonst entgehen         pier wird dank Recycling wieder zu Papier
                                                                                              den Sortieranlagen wertvolle Rohstoffe.       und Kartons, denn eine Zellstofffaser
                                                                                              Elektrogeräte, Datenträger oder Papier        kann bis zu 6-mal wiederverwendet wer­
                                                                                              gehören dagegen nicht in die gelbe Tonne.     den, bevor sie aus dem Recyclingkreislauf
                                                                                              Achtung: Bei der gelben Tonne sind regio­     ausgeschleust wird.
                                                                                              nale Ausnahmen möglich (z. B. Wertstoff­
                                                                                              tonne). Bitte informieren Sie sich unbe­      Weitere Informationen:
                                                                                              dingt bei Ihrer Kommune.                      Sie sind unsicher, wohin ein bestimmter
                                                                                                                                            Abfall gehört? Dann nehmen Sie Kontakt
                                                                                              Altglas                                       mit der Abfallberatung Ihrer Kommune oder
                                                                                                 Grün zu grün und weiß zu weiß, aber        Gemeinde auf.
                                                                                              was ist mit der roten Flasche? Altglas, das
                                                                                              nicht weiß, braun oder grün ist, gehört in
                                                                                              den Grünglascontainer, denn das grüne
                                                                                              Glas verträgt beim Wiedereinschmelzen          Schon gewusst?
                                                                                              den größten Anteil an den sogenannten
                                                                                              Fehlfarben. Die Verschlüsse von Flaschen       Mit Ihren alten Möbeln, ausgedien­
                                                                                              und Gläsern müssen dagegen in den gel­         ten Fahrrädern oder kaputten Toas­
Elektrogeräte                                 größtenteils recycelt. Einwegverpackun­         ben Sack. Glas, das nicht von Flaschen         tern können Sie in Reparaturcafés
   Ausgediente Mixer, Handys, Fernse­         gen mit Pfand müssen das Logo der Deut­         oder anderen Lebensmittelbehältnissen          gehen und ihnen dort zusammen mit
her oder andere Elektrogeräte enthalten       schen Pfandsystem GmbH (DPG) oder die           stammt, gehört in den Restmüll.                Bastlern und Profis zu einer zwei­
wertvolle Rohstoffe wie Stahl, Kunststoff,    Aufschrift Pfandflasche oder PET-Cycle                                                         ten Chance verhelfen. Aber auch
Kupfer, seltene Erden und sogar Gold.         tragen. Und auch im Laden muss am Re­           Leuchtmittel                                   Reißverschlüsse,      Spielzeug   oder
Damit diese Stoffe dem Kreislauf wieder       gal gut sichtbar stehen, ob es sich um Ein­        Ausgediente Glühbirnen und Halogen­         Uhren können Sie hier reparieren.
zugeführt werden können, müssen die           weg- oder Mehrwegverpackungen han­              lampen und Glühlampen gehören in den           Wo sich das nächste Repaircafé befin­
alten Geräte beim nächsten Recyclinghof       delt. Für Mehrwegflaschen gibt es keine         Hausmüll, LEDs und Leuchtstoffröhren           det, steht auf www.repaircafe.org oder
abgegeben werden. Die alten Geräte ent­       vorgeschriebene Kennzeichnung. Viele            dagegen in die Altlampensammlung bei           www.reparatur-initiativen.de.
halten außerdem Schadstoffe, die gefähr­      sind aber am Umweltzeichen „Blauer En­          kommunalen Sammelstellen für Elektro­
lich für die Gesundheit und die Umwelt        gel“, dem Logo vom „Arbeitskreis Mehr­          schrott oder in kleinen Mengen auch in         Bei Anbietern wie www.stay-awhile.de
sein können. Auch deshalb gehören sie         weg“ oder der Aufschrift „Mehrweg“,             Geschäften. Auch normale Energiespar­          oder www.myonbelle.de kann man für
nicht in den Hausmüll.                        „Leihflasche“ oder „Mehrwegflasche“ zu          lampen müssen in der Altlampensamm­            einen festen Betrag monatlich zwei bis
                                              erkennen. Pfandfreie Verpackungen wie           lung entsorgt werden, denn sie enthalten       vier Kleidungsstücke mieten.
Pfandflaschen                                 die von Fruchtsäften, Milch, Wein, Spi­         geringe Mengen an Quecksilber. Es ist
   Mehrweg, Einweg oder ganz weg?             rituosen gehören in die gelbe Tonne oder        also wichtig, diese Lampen möglichst un­       Das niederländische Unternehmen
Heißt Pfand gleich Mehrweg? Seit alle         den gelben Sack, Glas in den Container.         beschädigt zu sammeln, damit der giftige       Mud Jeans dagegen gibt seine Jeans
Pfandflaschen im selben Rückgabeauto­                                                         Stoff nicht entweichen kann.                   als Leasingware an die Kunden weiter.
maten landen, können Verbraucher sie oft      Batterien                                                                                      Für monatlich 5 Euro leasen diese eine
nicht mehr unterscheiden. Ein Hinweis            Batterien enthalten Wertstoffe wie Zink,     Bioabfall                                      Hose für ein Jahr. Der Vorteil: Gefällt
ist die Pfandhöhe: Bei Mehrweg beträgt        Nickel, Eisen, Aluminium, Lithium und              Küchenabfälle wie Obst und Gemüse,          die Jeans nicht mehr, geben die Ver­
sie in der Regel 8 oder 15 Cent, bei Einweg   Silber. Jeder Verbraucher ist gesetzlich dazu   Essensreste, Kaffeefilter, aber auch Gar­      braucher sie einfach zurück und der
immer 25 Cent. Mehrwegflaschen aus            verpflichtet, alte Batterien in Sammelboxen     tenabfälle gehören in die Biotonne. Zi­        Stoff wird erneut verarbeitet. Ein kos­
Glas können bis zu 50-mal wieder befüllt      in Supermärkten, Drogerien, Baumärkten          garettenkippen, Asche oder Kehricht            tenloser Reparaturservice ist inbegrif­
werden, PET-Falschen bis zu 20-mal. Ein­      oder bei Recyclinghöfen abzugeben. In ei­       müssen in die graue Restmülltonne. Da­         fen. www.mudjeans.eu
wegflaschen werden dagegen entsorgt und       nigen alten Batterien und Akkus befinden        mit der natürliche Abfall auch kompos­
Themenbote - Circular Economy Initiative Deutschland
April 2020                                                                                                                                                                      Circular economy 9

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Verpackung als Teil der Lösung

Das globale Verpackungs- und Papierunternehmen Mondi begeistert seine Kunden mit innovativen
und nachhaltigen Lösungen und zeigt, wie es möglich ist, nicht recycelbaren Kunststoff immer öfter
durch Papier zu ersetzen.                                                                                                                               Markus Gärtner, CEO Corrugated Packaging, Mondi

D     as Gemüse beim Bauern kaufen,
      weniger fliegen, Wasser sparen –
immer mehr Verbraucher achten auf ei­
                                                        Papierverpackung bisher als undenk­
                                                        bar galt, befreit Mondi vom Kunststoff
                                                        oder reduziert den Anteil auf ein Mini­
                                                                                                     Starke Papiertaschen für nachhaltigen Einsatz
                                                                                                        Besonders stolz ist Markus Gärtner
                                                                                                     auf die Einkaufstaschen aus Papier, zum
                                                                                                                                                     teln aus erneuerbaren Energien, zum
                                                                                                                                                     großen Teil aus Biomasse, die im Laufe
                                                                                                                                                     des Prozesses ohnehin anfällt. Da sind
nen nachhaltigen Lebensstil und erwar­                  mum und schafft so eine nachhaltigere        Beispiel für Supermärkte und Mode­              wir deutlich weiter als die Konkurrenz.“
ten ressourcenschonende Alternativen                    Alternative: Das Produkt bleibt frisch       geschäfte. Die Recycling-Anteile dieser            Und auch das Design steht bei Mondi
auch von Unternehmen. Das bestätigt                     und trocken, die Verpackung wird recy­       Papiertüten liegen bei bis zu 80 Prozent.       unter dem Stichwort Nachhaltigkeit.
auch eine Analyse des Marktforschungs­                  clingfähig.                                  „Unser Anspruch lautet `Let’s paper the         „Wir konzentrieren uns auf die Nach­
unternehmens Mintel. „Mit Blick auf                                                                  world´. Um den zu unterstreichen, wer­          haltigkeitsziele unserer Kunden“, sagt
das Jahr 2030 werden Unternehmen sich                   Längerer Lebenszyklus der Produkte           den wir als einziger Papierhersteller           Markus Gärtner. An allen großen Stand­
verändern – hin zu Null-Emissionen.                        EcoSolutions heißt der kundenori­         weltweit eine gesamte Papiermaschine            orten hat das Unternehmen Design­center
Konsumenten werden umweltbewusster,                     entierte Ansatz bei Mondi. „Ausgehend        nur für dieses eine Segment, die Papier­        eingerichtet, in denen Mondi zusammen
natürliche Ressourcen immer bedroh­                     von den Nachhaltigkeitszielen unserer        tüten, umrüsten“, sagt Markus Gärtner.          mit dem Kunden die genauen Anforde­
ter. Für die Gesellschaft ist das eine gute             Kunden prüfen wir, welche Verpackung            Eine dieser Papiertüten kommt in             rungen an ein Produkt erarbeitet. „Wir
Gelegenheit, die richtigen Fragen zu stel­              die nachhaltigste Lösung ist, um diese       Österreich und der Schweiz an der Ge­           versuchen unterschiedliche Lösungen
len und für Unternehmen, Regierungen                    Ziele zu erreichen. Die Optimierung          müsetheke zum Einsatz. „Der Grund,              anzubieten, um mit möglichst geringem
und die Zivilgesellschaft positive, be­                 des Verpackungsmaterials spielt dabei        warum der Verbraucher den Kunststoff­           Materialaufwand und ausgeklügeltem
deutsame Maßnahmen zu ergreifen, die                    eine grundlegende Rolle,“ sagt Markus        beutel vorzieht, ist klar: Der Beutel lässt     Design die Anforderungen zu erfüllen.
die Klimakrise betreffen“, sagt Richard                 Gärtner, CEO Corrugated Packaging bei        keine Feuchtigkeit nach außen dringen“,         Das kommt sehr gut an.“
Cope, Senior Trend Consultant.                          Mondi.                                       sagt Markus Gärtner. „Da sind wir als              So entwickelte Mondi zusammen
                                                           So geschehen beim Bio-Käse aus            Unternehmen gefordert, eine Lösung an­          mit dem Hersteller Werner & Mertz ei­
Papier, wo immer möglich, Plastik, wo sinnvoll          Heublumenmilch der österreichischen          zubieten. Unsere nennen wir EcoComp             nen vollständig recycelbaren flexiblen
   Diesem Ziel hat sich Mondi ver­                      Supermärkte Billa, Merkur, ADEG und          – das ist ein wasserabweisendes, aber           Kunststoffbeutel mit abnehmbarer be­
schrieben, das seit Jahren seine Kunden                 Sutterlüty. Statt wie zuvor in Plastikver­   luftdurchlässiges Papier.“ Die Papiertüte       druckter Banderole. Ist der Beutel leer,
mit innovativen Verpackungs- und Pa­                    packungen, gibt es die Scheiben nun auf      fängt Feuchtigkeit auf, falls mal ein Pfir­     kann das bedruckte von dem unbe­
pierlösungen begeistert. Entscheidend                   naturbraunen Papierschalen. Die werden       sich zerdrückt wird, lässt aber durch die       druckten Material getrennt werden und
für Mondi ist dabei, immer dann auf                     in einem österreichischen Mondi-Werk         Luftzirkulation keinen Schimmel entste­         ist so nach dem Recycling ein Recyclat
Papier zu setzen, wenn es möglich ist,                  aus überwiegend heimischem Holz pro­         hen. Sind die Früchte gegessen, dient die       in nahezu identischer Qualität wie das
und Kunststoff nur dort einzusetzen,                    duziert und gelangen über das Altpapier      Tüte als Abfallbeutel für den Biomüll. In       Ausgangsmaterial.
wo es sinnvoll ist. Mit dieser Maxime                   wieder in den Wertstoffkreislauf, weil sie   Schweden kann sie bereits im Hausmüll
revolutioniert das Unternehmen den                      zu 80 Prozent aus Frischfaser und nur        entsorgt werden. „Die Anlagen dort er­          Verpackung als Teil der Lösung
Verpackungsmarkt und gewann in den                      zu 20 Prozent aus Kunststoff bestehen.       kennen unser Papier und kompostieren               „Die Verbraucher müssen sich gut da­
vergangenen Jahren zahlreiche Preise,                   Damit ließ sich der Plastikeinsatz um 70     die Tüten zusammen mit dem Bioabfall.           bei fühlen, die ökologisch sinnvollsten
darunter den „World Star Award“. Pro­                   Prozent und der CO2-Fußabdruck um            Das ist ein tolles Beispiel für eine Mehr­      Materialien zu nutzen – sei es nun Pa­
dukte, deren Aufbewahrung in einer                      rund zwei Drittel reduzieren.                fachverwendung eines Produkts und die           pier, Kunststoff oder neue Materialien.
                                                                                                     Befähigung zur Kreislaufwirtschaft“, so         Das können wir nur erreichen, indem
                                                                                                     Gärtner.                                        wir transparent mit unseren Informatio­
                                                                                                                                                     nen umgehen und als Unternehmen kre­
                                                                                                     Nachhaltigkeit ist Teil von Mondis DNA          ative Lösungen anbieten“, sagt Trend­
                                                                                                        Mondi ist entlang der gesamten               analyst Richard Cope.
                                                                                                     Wertschöpfungskette tätig – von der                Replace, reduce, recycle – dieser Drei­
                                                                                                     Bewirtschaftung von Wäldern über die            klang unterstreicht Mondis Anspruch
                                                                                                     Produktion von Zellstoff, Papier und            auf nachhaltige Kreislaufwirtschaft.
                                                                                                     Kunststofffolien und die Entwicklung            Das größte Ziel von Mondi ist gleich­
                                                                                                     und Herstellung von effizienten Indus­          zeitig die größte Herausforderung: Dem
                                                                                                     trie- und Konsumgüterverpackungen bis           Verbraucher transparent die Nachhal­
                                                                                                     hin zur Rücknahme der Produkte. „Bei            tigkeitsbotschaft zu vermitteln. „Wir
                                                                                                     uns geht Nachhaltigkeit durch alle Be­          brauchen nachvollziehbare, vergleich­
                                                                                                     reiche“, sagt Gärtner. „Es geht eben nicht      bare Fakten, die dem Konsumenten das
                                                                                                     nur um das Produkt selbst. Unsere Pa­           Thema nahebringen, damit er sich be­
                                                                                                     pierwerke arbeiten stromautark, Über­           wusst für die nachhaltigere Lösung ent­
                                                                                                     schüsse werden in lokale Stromnetze             scheiden kann“, sagt Markus Gärtner.
                                                                                                     eingespeist. Der Energieverbrauch der           „Diese Botschaft müssen wir als Indus­
Neu entwickelte Käseverpackung mit einem hohen Anteil recyclingfähiger Materialien
                                                                                                     Papierproduktion stammt zu zwei Drit­           trie vermitteln.“
Themenbote - Circular Economy Initiative Deutschland
10 Circular economy                                                                                                                                                                   April 2020

Alles Schrott?
Besser wär’s!
Von julia brandt

Schrott ist alles andere als Abfall: In der Stahlindustrie trägt
recycelter Stahlschrott dazu bei, dass jedes Jahr allein in
Deutschland viele Millionen Tonnen CO2 eingespart werden
können. Ob und wann die Stahlproduktion vollständig ohne
Primärrohstoffe auskommen wird, erklärt Thomas Junker,
Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung Deutscher Stahl-
recycling- und Entsorgungsunternehmen (BDSV), im Interview.

                                                      ren der Rohstahlproduktion auch immer         lich recycelten Stahlschrott einzusetzen       es aus unserer Sicht sinnvoll, dass Im­
                                                      ein gewisser Anteil recycelter Altstahl,      und dies – eine geeignete Qualität des         portware stichprobenartig auch auf Stoff­
                                                      sprich Stahlschrott, zum Einsatz. In der      aufbereiteten Stahlschrotts vorausgesetzt      inhalte überprüft wird.
                                                      Hochofenroute werden in Deutschland           – ohne Qualitätseinbußen.                         Design für Recycling zielt darauf ab, die
                                                      etwa 20 Prozent, beim Elektrostahlver­            Stahl kann theoretisch beliebig oft wie­   Rückgewinnung der Materialien für eine
                                                      fahren bis zu 100 Prozent Stahlschrott        derverwendet werden, ohne dass die Qua­
                                                      verwendet.                                    lität leidet. Das Problem ist jedoch, dass
                                                                                                    wir derzeit nicht ausreichend recycelten           Stahl kann theoretisch
                                                      Wie viel CO2 lässt sich durch den Einsatz     Stahlschrott zur Verfügung haben, um
                                                      von recyceltem Schrott einsparen?             den Stahlbedarf zu decken. Wissenschaft­
                                                                                                                                                    unendlich oft wiederverwen-
                                                         Die Stahlindustrie kann mit dem Ein­       liche Studien belegen jedoch, dass bis zum      det werden, ohne dass die
                                                      satz einer Tonne recyceltem Schrott den       Jahr 2050 der weltweite Stahlbedarf voll­
                                                      CO2-Ausstoß um durchschnittlich 1,67          ständig aus recyceltem Stahlschrott ge­         Qualität leidet.
                                                      Tonnen gegenüber dem Einsatz von Ei­          deckt werden kann.
                                                      senerz reduzieren. Das ist in etwa so viel,
                                                      wie ein Auto mit Benzinmotor auf einer        Welche Herausforderungen bestehen beim         weitere Nutzung zu unterstützen. Neben
                                                      Fahrtstrecke von rund 9.000 Kilometern        Stahlrecycling?                                anderen Umweltvorteilen, wie der Einspa­
                                                      ausstößt.                                        In Deutschland wurden im Jahr 2018          rung fossiler Ressourcen, trägt dies signi­
Thomas Junker, Hauptgeschäftsführer der Bundesver-
einigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungs-                                                 rund 19 Millionen Tonnen Stahl recycelt.       fikant dazu bei, die Emission von Treib­
unternehmen (BDSV)                                    In einer aktuellen Studie des Fraunhofer-     Durch eine gute Aufbereitung und intel­        hausgasen zu reduzieren, um somit dem
                                                      Instituts für Mikrostruktur von Werkstoffen   ligentes Stoffstrommanagement können           Klimawandel entgegenzuwirken.
                                                      und Systemen haben die Forscher den Be­       die Sekundärrohstoffe immer wieder in
                                                      griff „Schrottbonus“ eingeführt. Was genau    der Stahl- und Edelstahlproduktion ein­        Welche Entwicklungen erwarten Sie für die
Herr Junker, kurz erklärt: Wie funktioniert           bezeichnet dieser Begriff?                    gesetzt werden. Wichtig hierfür ist jedoch,    Zukunft?
die Stahlproduktion?                                     Der Schrottbonus ist ein Maß für den       dass die Stahlschrotte sortenrein erfasst         Die Stahlrecyclingbranche stellt als
   Stahl findet sich in vielen Bereichen des          gesellschaftlichen Wohlfahrtsgewinn, der      und aufbereitet werden können. Beson­          wichtiger Sekundärrohstofflieferant
täglichen Lebens, zum Beispiel in Brücken             mit dem Einsatz einer Tonne Schrott in        ders schwierig gestaltet sich hierbei die      und Dienstleister für die Stahlindustrie
und Schienen, aber auch in Haushalts­                 der Stahlproduktion verbunden ist. Im         Trennung und Aufbereitung komplexer            einen wesentlichen Standortfaktor für
gegenständen. Es gibt zwei verschiedene               Rahmen der Studie wurde nachgewiesen,         Verbundmaterialien, insbesondere von           die zirkuläre Wirtschaft dar. Schrott
Verfahren, wie Stahl produziert wird:                 dass der Schrottbonus pro Tonne Kohlen­       denen, deren Vielfalt in den letzten Jahren    als Sekundärrohstoff wird zukünftig
Beim Hochofenverfahren wird aus Eisen­                stoffstahl zwischen 79 und 213 Euro liegt.    zugenommen hat. Um Qualitätsverluste           auch unter ökonomischen Aspekten
erz mithilfe von Koks aus Kohle Roheisen                                                            zu verhindern, müssen die Materialien le­      immer wichtiger. Das hängt damit zu­
hergestellt und dann in weiteren Schritten            Kann der Schrott-Anteil in der Stahlproduk­   gierungsspezifisch getrennt werden.            sammen, dass die Metallgehalte in den
zu Stahl verarbeitet. Beim Elektrostahl­              tion beliebig hochgefahren werden oder                                                       geförderten Erzen tendenziell abneh­
verfahren wird die zum Schmelzen von                  gibt es Grenzen, um zum Beispiel Quali­       Was sind die wichtigsten Stellschrauben im     men und ihre Gewinnung sowohl ener­
Eisenerzen oder Schrott erforderliche                 tätseinbußen zu verhindern?                   Bereich des Stahlrecyclings und der Stahl­     gie- also auch kostenintensiver werden
Wärme durch einen Lichtbogen erzeugt.                    Wie viel Schrott bei der Stahlproduk­      produktion, um die Stoffkreisläufe noch        wird. Auch nimmt das Aufkommen an
   Bei den unterschiedlichen Schritten                tion eingesetzt werden kann, hängt von        besser zu schließen?                           Stahlschrott als langlebiges Wirt­
der Stahlproduktion werden mehrere                    dem jeweiligen Herstellungsverfahren             Die BDSV fordert ein ökologisches           schaftsgut in den nächsten Jahren stark
Tonnen CO2 pro Tonne Stahl freigesetzt.               ab. In der Hochofenroute, bei der zurzeit     Produktdesign für alle Produkte, die in        zu. Der verstärkte Einsatz des zum Se­
Ein Großteil davon entsteht bei der Ge­               etwa ein Fünftel hochwertiger Schrott ein­    der Europäischen Union auf den Markt           kundärrohstoff aufbereiteten Stahl­
winnung der Rohstoffe aus dem Berg­                   gesetzt wird, könnte dieser Anteil bis auf    kommen. Das bedeutet: Wer ein Produkt          schrotts stellt eine naheliegende, leicht
werk, sprich dem Abbau von Eisenerz und               etwa ein knappes Drittel erhöht werden.       in den Verkehr bringt, muss dafür Sorge        umsetzbare und noch dazu kosten­
Kohle. Das ist in vielen Fällen unnötig,              Bei den Elektrostahlverfahren ist es mög­     tragen, dass später ein ordnungsgemäßes        günstige Maßnahme dar, um die ambi­
denn Stahl lässt sich beliebig oft wieder­            lich, vollständig ohne Primärrohstoffe wie    und schadloses Recycling möglich ist. Um       tionierten Ziele des Klimaschutzpakets
verwenden. So kommt in beiden Verfah­                 Eisenerz auszukommen und ausschließ­          eine definierte Qualität zu erreichen, wäre    zu erreichen.
April 2020                                                                                                                                                              Circular economy 11

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Sicher und nachhaltig
Für die Verpackungsindustrie ergibt sich ein Spannungsfeld zwischen den Anforderungen des nachhaltigen Wirtschaftens, der
Implementierung einer Kreislaufwirtschaft, einer hohen Prozesseffizienz sowie adäquater Lebensmittel- und Verbrauchersicherheit.
Wie sich diese Herausforderungen lösen lassen, erklärt Christian Traumann, Geschäftsführender Direktor bei Multivac, im Interview.

Herr Traumann, die Verpackungsindustrie      tion zu gewährleisten, arbeitet die Folien­
ist gefordert, nachhaltige und kreislauf­    industrie an der Entwicklung von Mate­
freundliche Verpackungen anzubieten. Was     rialstrukturen, die zum größten Teil aus
sind die größten Herausforderungen dabei?    Polyolefinen bestehen – und damit dem
    Die wesentliche Herausforderung bei      Recyclingstrom für Polyolefine zugeführt
der Gestaltung von nachhaltigen Verpa­       werden können. Derartige Materialien
ckungen besteht darin, ihre Schutzfunk­      könnten zukünftig Mehrstoffverbunde
tion sowie eine optimale Produktpräsen­      substituieren, unter anderem auch in Le­
tation zu gewährleisten – und gleichzeitig   bensmittelverpackungen.
den Materialeinsatz auf ein Minimum zu
reduzieren. Nachhaltige Verpackungs­         Welche innovativen Verpackungslösungen
konzepte müssen zudem den gesamten           gibt es schon heute, die den Einsatz von
Lebenszyklus einer Verpackung berück­        Kunststoff reduzieren?
sichtigen, insbesondere mit Blick auf ihre      Durch moderne Maschinen und in­
Verwertung am Ende des Lebenszyklus.         novative Verpackungskonzepte lässt sich
                                             Material einsparen. Hierbei gilt es insbe­
Kunststoffverpackungen sind trotz ihrer      sondere, überdimensionierte Packungen
schlechten Recycelbarkeit noch immer         zu vermeiden. Jede Verpackung sollte
beliebt. Woran liegt das?                    grundsätzlich hinsichtlich ihrer Form
   In komplexen Industrien wie der Le­       und Größe optimal an das jeweilige Pro­
bensmittelindustrie geht es darum, Le­       dukt angepasst sein. Beim sogenannten
                                                                                                                                    Christian Traumann, Geschäftsführender Direktor bei Multivac

    Die Herausforderung bei der Gestaltung von nachhaltigen
 Verpackungen besteht darin, ihre Schutzfunktion zu ge-                                    Verpackungen nachhaltig zu gestalten spielt      die Komplexität und die Funktionalitäten
 währleisten – und gleichzeitig den Materialeinsatz auf ein                                auch im Bereich der Logistik eine wichtige       einer Verpackungslösung. Eine modulare
                                                                                           Rolle. Welche Anforderungen gelten hier?         Bauweise der Verpackungsmaschinen er­
 Minimum zu reduzieren.                                                                       Verpackungen müssen so konzipiert             möglicht es zum Beispiel, die Maschinen
                                                                                           sein, dass sie die Produkte entlang der          bei Bedarf zu einem späteren Zeitpunkt zu
                                                                                           gesamten Versorgungskette, also auch             erweitern und zusätzliche Funktionalitäten
bensmittel entlang der gesamten Wert­        Tiefziehverpacken lässt sich zum Bei­         beim Transport, vor Beeinträchtigungen           zu integrieren. So wachsen die Maschinen
schöpfungs- und logistischen Kette zu        spiel durch den Einsatz dünnerer Folien       der Qualität, vor Schmutz oder auch vor          mit den individuellen Anforderungen und
schützen. Kunststoffverpackungen bieten      das Packstoffvolumen reduzieren. Dafür        Bruchschäden schützen. Eine wichtige             können über viele Jahre oder gar Jahrzehnte
hierbei eine ausgezeichnete Schutzfunk­      können Materialien eingesetzt werden,         Stellschraube in der Logistik ist zum Bei­       dauerhaft eingesetzt werden. Bedarfsge­
tion bei einem vergleichsweise geringen      die trotz ihrer geringeren Dicke über ver­    spiel die Stapelfähigkeit, die durch entspre­    rechte Servicekonzepte tragen außerdem
Volumeneintrag. Sie können die Haltbar­      gleichbare Barriereeigenschaften verfü­       chende Verpackungskonzepte optimiert             dazu bei, die Leistungsfähigkeit einer Ma­
keit von Lebensmitteln wesentlich ver­       gen und damit denselben Produktschutz         werden kann. Wenn mehr Packungen                 schine so lange wie möglich zu erhalten.
längern und sorgen auf diese Weise ganz      gewährleisten wie dickere Materialien.        gestapelt gelagert und transportiert wer­
maßgeblich dafür, dass weniger Lebens­       Mithilfe eines geeigneten Packungsde­         den können und wenn die Packungen das            Nicht zuletzt ist auch der Endverbraucher ist
mittel weggeworfen werden.                   signs können gleiche Standfestigkeiten        Packgut aufgrund ihrer Materialbeschaf­          eine wichtige Stellschraube in der Kreis­
                                             und Packungsfunktionalitäten wie bei der      fenheit und Formgebung zuverlässig vor           laufwirtschaft. Wie können Verpackungen
Wie lässt sich die Recyclingfähigkeit von    Verarbeitung von dickeren Materialien         äußeren Einflüssen schützen, lassen sich         dahingehend optimiert werden, dass die
Verpackungen, die auch Kunststoff enthal­    erzielt werden.                               der Energiebedarf beim Transport, der            Konsumenten sie auch wieder dem Recy­
ten, verbessern?                                Außerdem macht es Sinn, verstärkt          etwa durch die Kühlung entsteht, reduzie­        cling zuführen?
   Der Einsatz von Monomaterialen            auf Materialien zu setzen, für die bereits    ren und gegebenenfalls zusätzliche Trans­           Um die Zielsetzungen der EU-Kunst­
kann die Recyclingfähigkeit von Kunst­       geschlossene Recyclingkreisläufe exis­        portwege vermeiden – ein Plus für eine bes­      stoffstrategie erreichen zu können, müs­
stoffverpackungen deutlich verbessern.       tieren. Ein Beispiel hierfür sind papier­     sere CO2-Bilanz.                                 sen Verpackungen so gestaltet werden,
Hierfür bieten sich insbesondere Materi­     faserbasierte Verpackungslösungen, da                                                          dass die Verbraucher die eingesetzten
alien aus PP und APET an, für die bereits    sich das Papier nach der Verwendung           Die Verpackungsmaschinen spielen in              Materialien möglichst einfach und voll­
Recyclingströme existieren. Wichtig ist      dem bestehenden Papierkreislauf zufüh­        puncto Nachhaltigkeit ebenfalls eine wich­       ständig trennen und den entsprechenden
dabei jedoch, dass auch Lebensmittel­        ren lässt. Durch den Einsatz von Funkti­      tige Rolle. Wie lassen sich mit ihrer Hilfe      Wertstoffkreisläufen zuführen können.
verpackungen aus diesen Materialien die      onsschichten sind zudem Packungen auf         Ressourcen einsparen?                            Hierfür sind jedoch die Entwicklung und
gleichen Barriereeigenschaften wie Pa­       Papierbasis herstellbar, die vergleichbare       Die Maschinenkonzepte müssen auf              der Ausbau einer Infrastruktur für das
ckungen aus Verbundmaterialien haben,        Barriereeigenschaften vorweisen wie           unterschiedlichste Unternehmensgrößen,           Sammeln, Sortieren sowie das Recyceln
um die Haltbarkeit des Produkts nicht zu     Kunststoffverbunde. Nach dem Einsatz            Infrastrukturvoraussetzungen und Pro­          erforderlich. Wichtig ist dabei auch, dass
beeinträchtigen.                             kann die Funktionsschicht vom Papier­         duktanforderungen zugeschnitten sein,            die Packungen durch den Konsumenten
   Um eine werkstoffliche Verwertung         träger getrennt und dem Papierrecycling       um nachhaltig wirtschaftlich zu sein. Die        richtig identifiziert und ohne großen
von Mehrschichtfolien mit Barrierefunk­      zugeführt werden.                             jeweiligen Gegebenheiten definieren dabei        Aufwand gesammelt werden können.
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