Trinkwasserhygiene - Das Fachmagazin für Krankenhaus- und Praxishygiene Schutzgebühr 6 - Aseptica

 
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Trinkwasserhygiene - Das Fachmagazin für Krankenhaus- und Praxishygiene Schutzgebühr 6 - Aseptica
Das Fachmagazin für Krankenhaus- und Praxishygiene                            Schutzgebühr 6,– €

     Besuchen Sie www.aseptica.com und nutzen Sie das umfangreiche Archiv!   23. Jahrgang 2017 | Heft 3

Trinkwasserhygiene
Das Katholische Klinikum Mainz geht beim Versorgungskonzept neue Wege
Trinkwasserhygiene - Das Fachmagazin für Krankenhaus- und Praxishygiene Schutzgebühr 6 - Aseptica
2            aseptica 23. Jahrgang 2017 | Heft 3 | Editorial

    Editorial                                                                                   Meldung
                                                                                                Probleme bei der Hepatitis-Bekämpfung
    Liebe Leserinnen und Leser,
                                                                                                Das Robert Koch-Institut (RKI) hat auf Probleme bei
    in dieser Ausgabe der »aseptica« beleuchten wir einen runden Geburtstag: die                der Hepatitis-Bekämpfung in Deutschland aufmerksam
    vor 30 Jahren begründete Kooperation der Unternehmen Ecolab, Miele und                      gemacht. »Die Bevölkerung ist nicht so gut geimpft, wie
    Olympus im Bereich der Aufbereitung flexibler Endoskope. Wie alles begann,                  sie sein könnte, sein sollte«, so RKI-Expertin Ruth Zim-
    wie erfolgreich diese Zusammenarbeit gelaufen ist, welche Erfolge erzielt werden            mermann. Gerade bei den Themen Neuinfektionen,
    konnten – dies können Sie im nachstehenden Bericht »Eine Erfolgsformel: drei                chronische Verläufe und Weiterverbreitung bestünde
    Innovationsführer + eine Kooperation = 30 Jahre Erfolg« lesen. Aber nicht nur               weiterhin Handlungsbedarf. Schätzungen gehen davon
    die Schaffung effizienter Prozesse in der Hygiene geht auf diese Kooperation zu-            aus, dass in Deutschland hunderttausende Menschen
    rück, auch die hier vorliegende Fachzeitschrift ist nur wenige Jahre später (1994)          von Hepatitis B und C betroffen seien. Im vergangenen
    aus dieser Initiative hervorgegangen. Hiermit haben wir Sie, liebe Leserinnen               Jahr wurden dem RKI rund 7.400 Fälle gemeldet.
    und Leser, an all den wissenswerten Themen teilnehmen lassen.
                                                                                                Es sei allerdings davon auszugehen, dass es sich bei einem
    Ein spannendes Problem, dem sich die »aseptica« in dieser Ausgabe nähert, ist               gewissen Teil der Neudiagnosen nicht um neue Erkran-
    die Wasseraufbereitung. Gerade in Gesundheitseinrichtungen hat die Trinkwas-                kungen handelt. Bei Hepatitis C kann die Infektion lan-
    serhygiene einen sehr hohen Stellenwert. Aber was muss beachtet und welche                  ge schleichend verlaufen und wird manchmal erst Jahre
    Maßnahmen müssen ergriffen werden, um sicherzustellen, dass Trinkwasser frei                oder Jahrzehnte später erkannt. Weil Blutprodukte erst
    von Kontaminationen ist? Die Autoren Dr. Hubert Holz und Harald Besch zei-                  seit 1992 auf Hepatitisviren getestet werden, können
    gen in ihrem Beitrag am Beispiel des Katholischen Klinikums Mainz die Hand-                 Infektionen etwa auf Transfusionen nach Operationen
    lungen auf, die im Zuge einer Sanierung der Wasserinstallationssysteme erfolg-              zurückzuführen sein.
    ten.
                                                                                                Die Behandlungsmöglichkeiten haben sich allerdings
    Dies sind nur zwei Beispiele des aktuellen Heftes. Weitere informative Artikel              erheblich verbessert. Hepatitis C sei mittlerweile in fast
    runden diese Ausgabe ab. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!                       allen Fällen therapierbar. Nicht so gut sehen die Mög-
                                                                                                lichkeiten bei Hepatitis B aus. In diesem Zusammen-
                                                                                                hang spielen Impfungen eine zentrale Rolle. Bei der
                                                                                                Schuleingangsuntersuchung seien etwa 88 % der Kinder
                                                                                                geimpft – diese Quote ist auf jeden Fall steigerungsfähig.

    Reinhild Portmann                                                                           Quelle: aerzteblatt.de
                                                        www.aseptica.com
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                                                     • Umfangreiches Ar
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    Inhalt                         Aktuelles                                            S. 3   Technik und Hygiene                                S. 12
                                   Eine Erfolgsformel:                                          Umfassendes und übergreifendes Kompendium
                                   drei Innovationsführer + eine Kooperation                    bezüglich »Information zu Edelstahloberflächen
                                   = 30 Jahre Erfolg                                      3    in Dampfsterilisatoren« 12

                                   Prävention von peripher-venösen                              Wie zuverlässig sind alternative Bowie-Dick-Test-
                                   Gefäßkatheter-Infektionen19                                 Systeme?                                              15

                                   Geänderte normative Vorschriften                      22    Impressum                                          S. 23
                                   Klinik und Hygiene                                   S. 6
                                   Innovative Wasserinstallationskonzepte6

                                   Dosiergeräte für
                                   Flächen-/Instrumentendesinfektionsmittel9
Trinkwasserhygiene - Das Fachmagazin für Krankenhaus- und Praxishygiene Schutzgebühr 6 - Aseptica
aseptica 23. Jahrgang 2017 | Heft 3 | Aktuelles   3

Eine Erfolgsformel: drei Innovationsführer +
eine Kooperation = 30 Jahre Erfolg

A. Papadopoulos, C. Roth, U. Weber

Als sich vor 30 Jahren die Unternehmen                      in der Medizintechnik bekannt. Beide Merkmale sind
Ecolab, Miele Professional und Olympus                      Grundvoraussetzungen dafür, dass der Kreislauf vom rei-
zu einer Kooperation im Bereich der Aufbe-                  nen Endoskop zum unreinen und zurück optimal und
reitung flexibler Endoskope entschlossen,                   ohne Unterbrechung funktioniert.
war dies eine weitsichtige strategische
Entscheidung. Entstanden ist dabei eine                     Gestartet sind die drei Unternehmen 1987 mit ei-
Partnerschaft, die gerade bei den so wich-                  ner umgebauten Geschirrspülmaschine und dem
tigen Aspekten Patienten- und Anwender-                     Glutaraldehyd(GA)-Desinfektionsprozess. 17 Jahre spä-
sicherheit sowie der Schaffung effizienter                  ter wurde neben dem klassischen GA-Prozess der innova-
Prozesse in der Hygiene von Endoskopieab-                   tive Peressigsäure(PAA)-Prozess eingeführt.
teilungen in Krankenhäusern und in endo-
skopischen Schwerpunktpraxen immer wie-                     Perfekt aufeinander abgestimmte Systeme
der neue Standards setzt, indem sie diese
stetig optimiert.                                           Ein Novum in der maschinellen Endoskopaufbereitung.
                                                            Denn damit konnte die Temperatur im Desinfektions-
Synergien zu heben, ist das Ziel jeder Kooperation. Da-     schritt auf 32 °C gesenkt werden
mit dieses Ziel erfolgreich umgesetzt werden kann, be-      und so wird das Endoskop gerin-
darf es Partner, welche die Synergien nutzen, um sich zu
ergänzen. Die Protagonisten der Partnerschaft aus der
                                                            gerem Materialstress ausgesetzt.
                                                                                                            | Autoren
folgenden Erfolgsstory hatten damit gute Startvorausset-    Mittlerweile können Anwender                         Aaron Papadopoulos
zungen, bringen sie doch bis heute die Expertise von drei   mit der vierten Generation dieser                    Marketing Manager Instrument
in ihren ganz unterschiedlichen Bereichen jeweils füh-      Untertischmaschine und mit per-                      Reprocessing, Healthcare
renden Firmen zusammen: So liefert das Unternehmen          fekt aufeinander abgestimmten                        ECOLAB DEUTSCHLAND GMBH
                                                                                                                 Ecolab-Allee 1
Ecolab Konzepte zur Infektionsprävention. Grundlage         Systemen arbeiten. Die ETD4                          40789 Monheim am Rhein
hierfür sind voll wirksame Präparate zur Reinigung und      setzt dabei Akzente von der Reini-                   aaron.papadopoulos@ecolab.com
Desinfektion – von den Stationsbereichen über die Ope-      gungschemie über die Qualität der                    www.ecolab.com
rationsräume bis hin zur ZSVA.                              maschinellen Aufbereitung bis zur
                                                            ausgezeichneten Bedienfreundlich-                    Christian Roth
                                                                                                                 Produktmanagement Flexible
Miele Professional bringt sein Wissen hinsichtlich leis-    keit und hohen Prozesssicherheit.
                                                                                                                 Endoskopie - CDS
tungsfähiger und langlebiger Maschinentechnologien                                                               Medical Systems
ein. Diese basieren auf ressourcenschonenden Produkti-      Letzteres gelingt, weil alle relevan-                OLYMPUS DEUTSCHLAND GMBH
onsverfahren und setzen hinsichtlich Nachhaltigkeit und     ten Aufbereitungsparameter über-                     Wendenstr. 14–18
                                                                                                                 20097 Hamburg
Innovationskraft Zeichen.                                   wacht werden. Die Flow Control
                                                                                                                 Christian.Roth@olympus.de
                                                            stellt sicher, dass Blockagen sicher                 www.olympus.de
                                                            erkannt werden und dass alle Ka-
    Los ging es mit einer umgebauten                        näle des Endoskops durchspült                        Dr. Ulrike Weber
     Geschirrspülmaschine und dem                           werden. Mithilfe der in den En-                      Miele & Cie. KG
    Glutaraldehyd(GA)-Desinfektions-                        doskopen verbauten RFID-Chips                        Carl-Miele-Straße 29
                                                                                                                 33332 Gütersloh
                 prozess.                                   ist die sichere Rückverfolgung der
                                                                                                                 ulrike.weber@miele.de
                                                            Aufbereitung zum Patienten mitt-                     www.miele-professional.de
Und als Dritter im Bunde ist Olympus für höchste Qua-       lerweile der Goldstandard in der
lität und Innovationen von endoskopischen Geräten           Endoskopie.
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                                                                                                    Bisheriger Höhepunkt der Kooperation:
                                                                                                    ETD Double

                                                                                                    Mit der ETD Double steht modernen Kliniken und
                                                                                                    Schwerpunktpraxen eine Durchreichemaschine für die
                                                                                                    Aufbereitung von Endoskopen zur Verfügung. Möglich
                                                                                                    hierbei ist die strikte Trennung zwischen reiner und un-
                                                                                                    reiner Seite. Sie gehört damit zu der neuesten Genera-
                                                                                                    tion von Reinigungs- und Desinfektionsgeräten und ist
                                                                                                    die konsequente Weiterentwicklung der ETD-Systeme.
                                                                                                    Besonderer Wert wird dabei auf die Desinfektionstests
                                                                                                    in der Maschine gelegt. Hierbei kommen ausschließlich
                                                                                                    reale Endoskope und keine sogenannten Dummys zum
                                                                                                    Einsatz.

                                                                                                    Eine Vielzahl von Innovationen ist auf maximale Effizi-
                                                                                                    enz und gleichzeitig mehr Komfort für die Bediener aus-
                                                                                                    gerichtet. Bestes Beispiel ist die Handhabung: Die Bela-
                                                                                                    dung der Körbe und der Anschluss der Endoskopkanäle
                                                                                                    erfolgt bequem am Arbeitstisch, komplett außerhalb des
                                                                                                    Geräts. Damit können die Bediener, während die Ma-
                                                                                                    schine noch läuft, schon die nächsten Körbe befüllen.
                                                                                                    Innerhalb der Maschine sind keine weiteren Anschlüsse
    Abb. 1: Bedienkomfort und                                                                       nötig. Auf diese Weise wird auch der Leerlauf auf ein Mi-
     Handhabung gestern und
                                                                                                    nimum reduziert.
    heute. So wurde eine ETD2
       im Jahre 2001 beladen.
                                                                                                    Zudem ist das Anschließen der verschiedenen Ports der
                                                                                                    Endoskope an die entsprechenden Adapter durch eine
                                                                                                    farbige und mechanische Kodierung ebenso einfach wie
                                                                                                    sicher. Mühelos lassen sich bis zu sieben Endoskopkanä-
                                                                                                    le gleichzeitig anschließen, gebrauchsfertige Adaptersets
                                                                                                    stehen für Olympus-Endoskope sowie für kompatible
                                                                                                    Geräte anderer Hersteller zur Verfügung. Auch spart eine
                                                                                                    Schnellanschlusstechnik weitere Zeit im Arbeitsalltag.

                                                                                                    Auf weitere 30 Jahre

                                                                                                    Damit die Vorzüge in allen Systemen zur Verfügung
                                                                                                    stehen, werden alle eingesetzten Komponenten kompro-
                                                                                                    misslos getestet und weiterentwickelt. Der Fortschritt
                                                                                                    betrifft dabei nicht nur die Technologie der unterschied-
                                                                                                    lichsten Automaten, sondern bezieht sich auch auf die
                                                                                                    Prozesschemie. So darf die Einführung der Peressigsäure
                                                                                                    (PAA) als weiterer Meilenstein in der Kooperation gelten.
                                                                                                    PAA ist besonders effizient, wirkt auf ein breites Spekt-
                                                                                                    rum von Mikroorganismen und entspricht allen relevan-
                            Abb. 2: Die Arbeitsschritte sind nicht mehr zu vergleichen – eine ETD   ten europäischen Normen. Dabei zeichnet sich die neu-
                                                        Double wird aktuell ganz anders bestückt.   trale PAA neben den verkürzten Aufbereitungsprozessen
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aseptica 23. Jahrgang 2017 | Heft 3 | Aktuelles         5

auch als besonders materialschonender Wirkstoff aus,
was sich positiv auf die Langlebigkeit der zu aufbereiten-
den Endoskope auswirkt.

       Immer effizienter werdende
    Reinigungsprozesse leisten einen
   wichtigen Beitrag zur Patienten- und
           Anwendersicherheit.
                                                                                          Abb. 3: Auch bei den
                                                                                          Bedienelementen gibt es
Ob ETD der Generationen 1 bis 4 oder die Einführung
                                                                                          große Veränderungen. Der
von PAA oder der ETD Double in den Endoskopieabtei-                                       Vergleich zeigt die Program-
lungen, stets zeigen die positiven Reaktionen seitens der                                 mierung einer ETD2 im
Anwender und damit auch die wirtschaftlichen Erfolge,                                     Jahre 2001 mit Zusatzmo-
                                                                                          dul zur Dokumentation per
dass Ecolab, Miele Professional und Olympus dank der                                      Handscanner ...
immer effizienter werdenden Reinigungsprozesse einen
wichtigen Beitrag zur Patienten- und Anwendersicher-
heit bei der maschinellen Aufbereitung von Endoskopen
leisten.

So betrachtet, zeigt sich diese Kooperation sehr gut ge-
rüstet für die neuen Herausforderungen in der Endos-
kopaufbereitung und für weitere 30 Jahre erfolgreicher
Hygienepartnerschaft. |

                                                                                          Abb. 4: ... und die
                                                                                          Programmierung einer
                                                                                          aktuellen ETD Double per
                                                                                          Touchscreen.
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6           aseptica 23. Jahrgang 2017 | Heft 3 | Klinik und Hygiene

                                 Innovative Wasserinstallationskonzepte
                                 H. Besch, H. L. Holz

                                 Trinkwassersanierung einer Krankenhaus-                         Im Jahr 2016 wurde mit der Sanierung der Bettenetagen
                                 abteilung im Bestandsgebäude                                    begonnen. Hierbei wurde als übergreifende Terminschie-
                                                                                                 ne eine Agenda bis 2020 aufgestellt. Die Sanierung aller
                                   Der Trinkwasserhygiene ist in Gesundheitseinrichtungen        Etagen muss parallel zu weiterhin belegten Pflegeabtei-
                                   ein sehr hoher Stellenwert zuzuordnen. Durch kontami-         lungen erfolgen. Aus technischer Sicht wäre eine Sanie-
                                   niertes Trinkwasser sind Erreger-Transmissionen/Infek-        rung vom obersten Stockwerk aus beginnend vorteilhafter
                                   tionen, z. B. bei Wunden (1) und im Respirationstrakt         gewesen, da ein Rückbau und Neuaufbau der Steigesträn-
                                   (2), mehrfach beschrieben. Daher müssen Leitungsnetze         ge möglich wäre. Da sich im 5. OG noch ein abgängiger
                                   systematisch und fortlaufend auf hygienische Mängel           Operationsbereich befand, war aus Bettenkapazitätsgrün-
                                   anhand von Probenahmen überprüft werden. Im Katho-            den an dieser Stelle der Sanierungsbeginn.
                                   lischen Klinikum Mainz (kkm) erfolgt das nach einem
                                   Konzept, welches in der Kommission für Trinkwas-              Es erfolgte eine Kernsanierung mit einem kompletten
                                                         serhygiene des kkm (3) mit dem          Rückbau aller Medien und nicht statisch tragenden
                                                         zuständigen Gesundheitsamt ab-          Raumtrennwände. Die Sanierung der Pflegeabteilungen
                                                         gestimmt wird. Hierbei neigt ein        wurde unter Einbeziehung aller im Krankenhaus vertre-
| Autoren                                                bestehendes einwandfreies Trink-        tenen Fachbereiche abgestimmt und die Umsetzung der
                                                         wassernetz sicherlich weniger zu        Abstimmungsergebnisse in der Ausführung berücksich-
    Dipl.-Ing. (FH) Harald Besch
                                                         hygienischen Auffälligkeiten als        tigt. Neben den Themen Unit-Struktur der Pflegeorga-
    Leitung Technik Katholisches                         ein zu sanierendes. Ein patholo-        nisation, medizinisches WLAN-Netz, brandschutztech-
    Klinikum Mainz                                       gischer Hygienebefund an einer          nische Kernsanierung und Schaffung eines optimalen
    h-besch@kkmainz.de                                   oder mehreren Stellen im Gebäu-         Arbeitsumfeldes für Patienten und Pflege stand die Sa-
                                                         de stellt direkt ein Risiko für alle    nierung der technischen Anlagen im Fokus.
    Dr. med. Hubert L. Holz
    Facharzt für Anästhesiologie /                       angrenzenden Bereiche aufgrund
    Hygiene und Umweltmedizin                            von Rückkontaminationen dar. Im         Folgende Themen wurden als Planungsaufgabe im Vor-
    Leitender Krankenhaushygieniker der                  Folgenden wird explizit die Kon-        feld aufgestellt:
    Marienhaus Kliniken GmbH
                                                         zeptfindung für die Sanierung der
    h-holz@kkmainz.de
                                                         Wasserinstallationssysteme hervor-      1.) Sanierung der Trinkwassersysteme ohne Beeinflus-
                                                         gehoben.                                     sung der genutzten Pflegeabteilungen
                                                                                                 2.) Klärung der Schnittstellen zwischen Neu- und Be-
                                 Die Ausgangssituation                                                standsinstallation
                                                                                                 3.) Klärung der Nachweisführung der hygienischen Un-
                                 Das St. Vincenz und Elisabeth Hospital, heute kkm, wur-             bedenklichkeit während Inbetriebnahmen
                                 de in den Jahren 1975 bis 1981 als Neubau errichtet. Das        4.) Neuaufbau der Warmwasserversorgung in mehreren
                                 Gebäude ist als »Breitfußtyp« konzipiert und beherbergt im          Teilabschnitten
                                 UG, EG und 1. OG alle zentralen Abteilungen und Funk-           5.) Innovatives technisches Konzept für Zirkulationssys-
                                 tionen, darüber befindet sich ein 6-geschossiges Bettenhaus.        teme und Hygienekontrollen
                                 Die Bettenetagen gliedern sich in 2 Bauteile mit jeweils
                                 ca. 18 bis 20 Patientenzimmern. Eine Sanierung fand in den      Das neue Versorgungskonzept im Katho-
                                 letzten 35 Jahren nur partiell statt. Die Trinkwasserrohrsys-   lischen Klinikum Mainz
                                 teme verlaufen vertikal durch die Ebenen und versorgen
                                 die anliegenden Nassbereiche stockwerksübergreifend. Das        Die Versorgungskonzepte für die Warmwasserversorgung
                                 Warmwasser- und Zirkulationssystem ist im Kellergeschoss        lassen sich im Grunde nach zentralen und dezentralen
                                 aufgebaut. Ein hydraulischer Abgleich wurde an den jewei-       Systemen unterscheiden. Bei zentralen Systemen wird
                                 ligen Abgängen der Steigestränge vor etwa zehn Jahren mit-      an einer Stelle ein Warmwasserreservoir für den maxi-
                                 tels thermischer Regulierventile nachgerüstet.                  malen Bedarf aufgebaut. Im Bestand des Krankenhauses
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aseptica 23. Jahrgang 2017 | Heft 3 | Klinik und Hygiene        7

                                                                                                                             Abb. 3: Thermobox;
                                                                                                                             Bilder: kkm / H. Besch

           Abb. 1 und 2: Ausführung der Probenahmestellen;
                                      Bilder: kkm / H. Besch

ist eine zentrale Warmwasserbereitung vorhanden. Diese         Im 5. OG wurden die 40 Patientenzimmer auf zwei
wird in den nächsten Jahren sanierungsbedürftig sein.          Warmwasserbereitungen aufgeteilt. Hierdurch sind die
Gegen die zentrale Technik spricht insbesondere die            Zirkulationssysteme klar gegliedert und mit optimierten
Sanierung in vielen Abschnitten über einen langen              Leitungswegen ausführbar. In Lagerbereichen der Etage
Zeitraum.                                                      sind Thermoboxen nach dem Durchflussprinzip ange-
                                                               ordnet. Das Durchflussprinzip benötigt keine großen
Für einen dezentralen Aufbau von Warmwasserberei-              Wasservorlagebehälter, sondern erzeugt bedarfsgerecht
tern sprachen vordergründig folgende Faktoren:                 das benötigte Warmwasser. An die Thermoboxen wer-
                                                               den Heizungsleitungen für die direkte Warmwasserer-
•	Das Gebäude verfügt über vertikale begehbare                wärmung herangeführt. Die Lastspitzen werden durch
   Schachtwege vom Keller bis ins 7. OG                        einen Heizungspuffer kompensiert. Es muss demnach
•	Strukturierte Sanierung in vielen Teilabschnitten           kein Warmwasser bevorratet werden, sondern hygienisch
   gegeben                                                     nicht relevantes Heizungswasser. Dieser Puffer wird in
• Klare Abgrenzung der Schnittstellen                          der Gebäudetechnik gleichzeitig für die Verlängerung
• Nur geringe kalkulierbare Eingriffe ins Bestandsnetz         der Laufzeiten von Blockheizkraftwerken herangezogen.
Trinkwasserhygiene - Das Fachmagazin für Krankenhaus- und Praxishygiene Schutzgebühr 6 - Aseptica
8   aseptica 23. Jahrgang 2017 | Heft 3 | Klinik und Hygiene

                         Die im Gebäude vorhandene zentrale Warmwasserbe-           der Neuinstallation eine Untersuchung des Wassers (nach
                         reitung bleibt für die nicht sanierten Bereiche in Funk-   TrinkwV + PSA + Legionellen) aus der Bestandsinstalla-
                         tion. Es erfolgt je nach Umbaustatus eine Demontage        tion, aus welcher die neuen Leitungen befüllt werden,
                         von Stapelzellen zur Reduzierung der Warmwasserbe-         dessen mikrobiologische Unbedenklichkeit nachweisen
                         vorratung. Aus der Technikzentrale wurde eine neue         muss.
                         Trinkwasserleitung bis ins 5. OG verlegt. Die Rohrnet-
                         ze wurden so gewählt, dass in weiteren Sanierungsab-       Weiterhin wurde zeitgleich zur Probenahme an den vor-
                         schnitten ein Anschluss der jeweiligen Etage stattfinden   genannten neuen Nassbereichen eine weitere Probe an
                         kann. Die Trinkwasserabgänge wurden direkt am Ab-          der Schnittstelle von Neu- und Bestandsinstallation ge-
                         zweig mit einem Kugelhahn und Probehahn verschlos-         nommen. Alle Proben wurden durch je einen Mitarbeiter
                         sen. Somit können weitere Etagen ohne Außerbetrieb-        der Abteilung Krankenhaushygiene (zertifizierter Probe-
                         nahme angeschlossen werden.                                nehmer) und der Technikabteilung (Vieraugenprinzip)
                                                                                    des Auftraggebers unter Begleitung der ausführenden
                         An den Endstellen der Kaltwasserleitungen sind Spül-       Firma genommen. Der guten Vorplanung und Umset-
                         einrichtungen vorgesehen. Es zeigte sich nach Inbetrieb-   zung ist es aus heutiger Sicht zuzuschreiben, dass bei etwa
                         nahme und längerer Beobachtung, dass eine thermische       130 Wasserproben (für eine Station = halbes Stockwerk)
                         Auslösung der Spülventile ungeeignet war. Die Tem-         keinerlei Auffälligkeiten in der 1. Serie festzustellen wa-
                         peraturerfassung liegt am Rohr an und wird durch die       ren. Eine aufwendige Nachbehandlung des neuen Trink-
                         Raumtemperatur erheblich beeinflusst. In Abstimmung        wassernetzes war zu keinem Zeitpunkt erforderlich. Die
                         mit dem Krankenhaushygieniker und dem Gesundheits-         Warmwassertemperaturen waren an allen Stellen durch
                         amt wurde auf eine zeitgesteuerte Auslösung mit einem      die optimierten Zirkulationswege annähernd gleich. Das
                         Zeitintervall von unter 72 Stunden gewandelt.              Warmwasser steht kurz nach Betätigung der Armatur zur
                                                                                    Verfügung.
                         Für die anstehenden und wiederkehrenden Hygienepro-
                         ben war es möglich, Probenahmeventile für jede Nass-       In der Umsetzung konnten die im Vorfeld aufgestellten
                         zelle vom Flur aus zugänglich zu machen. Die Ventile       Anforderungen berücksichtigt und erfüllt werden. Die
                         befinden sich in den Trockenbauwänden hinter Revisi-       Abteilung ist seit etwa August 2016 in Betrieb und wird
                         onstüren. Mit der Abteilung Krankenhaushygiene wurde       von der Pflegeabteilung und den Patienten sehr gut an-
                         vereinbart, dass wiederkehrende Proben immer an der        genommen.
                         Armatur und den vorgelagerten Probeventilen gezogen
                         werden. Hierdurch kann direkt eine Auswertung von          Das hier beschriebene System garantiert unseres Erachtens
                         hygienischen Mängeln ohne Beeinträchtigung der kom-        eine bessere Wasserqualität bei geringerem Energie- und
                         pletten Station erfolgen. Die Abstimmung der Lage von      Spülbedarf und gleichzeitig optimierten Überwachungs-
                         Probenahmeventilen war bei der Ausführung ein wesent-      möglichkeiten. |
                         licher Punkt.

                         Durch den Aufbau der autarken Versorgung der Neuin-
                         stallationen konnte die Schnittstelle zum Bestandsnetz
                         auf einen Anschluss am Bestandstrinkwasserverteiler
                                                                                     Literatur:
                         minimiert werden. Auf die Verwendung von Pressfit-
                         tings wurde zugunsten der Kaltlötung verzichtet, weil       (1) Wundinfektionen durch Trinkwasser – ein
                         wir beim erstgenannten Verfahren negative Erfahrungen           unterschätztes Risiko: aseptica 19, 2013 Heft 3
                         gemacht haben. Es wurde sehr darauf geachtet, dass die
                                                                                     (2) Legionellen und Legionelleninfektionen – ein
                         a. a. R. d. T. und damit auch die Regelwerke des DVGW,
                                                                                         Update: aseptica 9, 2003 Heft 4
                         bei den Arbeiten an der neuen Wasserinstallation stets
                         Beachtung finden.                                           (3) Die Kommission für Trinkwasserhygiene – ein
                                                                                         Beispiel für eine Arbeitsgruppe nach der Hygiene-
                                                                                         verordnung Rheinland-Pfalz: aseptica 19, 2013
                         Für die Inbetriebnahme wurde zusätzlich mit dem aus-
                                                                                         Heft 3
                         führenden Unternehmen vereinbart, dass vor Befüllung
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Dosiergeräte für Flächen- und
Instrumentendesinfektionsmittel
A. Papadopoulos

                                                                                                       | Autor
Manuelle Dosierhilfen gibt es viele, vom                  Der Zeitraum zwischen Instal-
Messlöffel über den Messbecher bis hin                    lation und erster Wartung oder                    Aaron Papadopoulos
zu Dosierpumpen. Doch eine exakte Dosie-                  zwei aufeinanderfolgenden War-                    Marketing Manager Instrument
                                                                                                            Reprocessing, Healthcare
rung kann meist nur mit einem Dosiergerät                 tungen darf zwölf Monate nicht                    ECOLAB DEUTSCHLAND GMBH
hergestellt werden. Dadurch lässt sich auch               überschreiten. Die Wartung des                    Ecolab-Allee 1
eine Über-/Unterdosierung vermeiden. Mi-                  Gerätes, die grundsätzlich nur                    40789 Monheim am Rhein
kroprozessorgesteuerte Dosiergeräte zur                   durch geschultes Personal vorge-                  E-Mail: aaron.papadopoulos@ecolab.com
                                                                                                            www.ecolab.com
Herstellung    von    Desinfektionsmittellö-              nommen werden darf, beinhaltet
sungen zeichnen sich durch eine extrem                    in der Regel:
hohe Dosiergenauigkeit in Einstellbe-
reichen von 0,25 bis 10,0 % bei einfachs-                 • Überprüfung der Konzentration,
ter Bedienbarkeit aus. Besonders wichtig                  • der Sicherheitseinrichtungen,
ist eine hohe Zuverlässigkeit sowie eine                  •	der Dichtheit aller Desinfektionsmittel und
hohe Wiederholgenauigkeit. Das Desinfek-                     wasserführenden Bauteile,
tionsmittel wird dabei mengenproportional                 •	der Beschädigung an elektrischen Leitungen und
in das durchfließende Wasser dosiert. Die                    Bauteilen,
Konzentratversorgung erfolgt in der Regel                 • der Systemtrennung.
durch ein 5-bis-10-Liter-Gebinde, welches
auf der Edelstahlkonsole rechts oder links
am Gerät angebracht werden kann.

Eine Systemtrennung nach DIN EN 1717 bietet ab-
soluten Schutz vor Rücksog von Desinfektionsmitteln
in das Trinkwasserleitungsnetz. Dosiergeräte wie die
von Ecolab entsprechen der RKI-Richtlinie »Anforde-
rungen an Gestaltung, Eigenschaften und Betrieb von
dezentralen Desinfektionsmittel-Dosiergeräten« [2].
Die betriebssichere und robuste Konstruktion im Edel-
stahlgehäuse gewährleistet Zuverlässigkeit und Langle-
bigkeit. Das hohe Sicherheitsniveau wird sichergestellt
durch:

• optische Kontrollanzeige bei Dosierbetrieb, Betriebs-
  störungen, Produkt- und Wassermangel mögliche
  Kontaminationen,
• Sauglanze mit Leermeldeelektroden,
• Durchflussmengenbegrenzung durch Mengenregler,
• automatische Sperrung des Gerätes bei Stromausfall,
  Produkt- oder Wassermangel sowie fehlendem Pro-
  duktfluss,
• Systemtrennung nach DIN EN 1717.                                                                                       Abb. 1: Dezentrales
                                                                                                                         Dosiergerät
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                        Im Rahmen der Wartung bieten sich auch mikrobiolo-                 tötet. Zusätzlich vermindern die Verwendung geeigneter
                        gische Routinekontrollen von Desinfektionsmittel-Do-               Bauteile im Dosiergerät [1] und eine regelmäßige War-
                        siergeräten an. Das Trinkwasser, das zur Herstellung von           tung mit Prüfung und Austausch kritischer wasserfüh-
                        Desinfektionsmittellösungen (z. B. in Desinfektionsmit-            render Bauteile mögliche Kontaminationen.
                        tel-Dosiergeräten) verwendet wird, ist nicht steril und
                        kann Erreger nosokomialer Infektionen enthalten. Hier              Dennoch kann es über längere Zeiträume, durch unre-
                        sind vor allem Acinetobacter spp. und Pseudomonas aeru-            gelmäßige Nutzung der Dosiergeräte oder durch Fehl-
                        ginosa zu erwähnen. Um mögliche Verkeimungen und                   bedienungen und Stagnationen zu einer Biofilmbildung
                        die damit verbundenen Risiken frühzeitig zu erkennen,              und somit zur Anreicherung von hygienerelevanten Erre-
                        bieten sich mikrobiologische Routinekontrollen an.                 gern kommen. Diese werden nicht immer komplett vom
                                                                                           Desinfektionsmittel inaktiviert. Deshalb empfehlen füh-
                        Die oben genannten potenziellen Erreger werden norma-              rende Hygieniker des Robert Koch-Instituts (RKI) [2],
                        lerweise durch das Desinfektionsmittel zuverlässig abge-           der Kommission für Krankenhaushygiene und Infekti-

                        Tab. 1: Vorgaben zu routinemäßigen Dosierprüfungen von dezentralen Desinfektionsmittel-Dosiergeräten (k. A. = keine Angaben)

                                                 BAM / RKI / KRINKO 2004 [1]                                                VAH 2013 [2]
                          Intervall              jährlich und                                                               halbjährlich und
                                                 – vor Inbetriebnahme                                                       situationsbezogen
                                                 – nach Wechsel des Desinfektionsmittels                                    nach KRINKO
                          Umfang                 alle Geräte                                                                alle Geräte
                          Art der Durchführung   Desinfektionsmittel und Wasser in zwei getrennte Gefäße abfüllen;          k. A.
                                                 Bestimmung der Konzentration z. B. durch volumetrische Messung

                          Grenzwert              -0 % / +10 %                                                               Herstellerangabe beachten

                        Tab. 2: Vorgaben zu routinemäßigen mikrobiologischen Überprüfungen von dezentralen Desinfektionsmittel-Dosiergeräten

                                                 BAM / RKI /KRINKO 2004 [1]                 VAH 2013 [2]
                          Intervall              keine Vorgaben                             halbjährlich

                          Umfang                 –                                          alle Geräte

                          Art der Durchführung –                                            – Entnahme der vom Hersteller angegebenen Mindest-
                                                                                              entnahmemenge in ein steriles Gefäß
                                                                                            – Mischung eines Teils davon mit Enthemmer in einem
                                                                                              zweiten Gefäß
                          Testung auf            –                                          Mindestumfang: Coliforme, Pseudomonas aeruginosa,
                                                                                            Acinetobacter

                          Grenzwert              –                                          0 KBE / 100 ml bei o. g. Bakterien
aseptica 23. Jahrgang 2017 | Heft 3 | Klinik und Hygiene   11

onsprävention (KRINKO) [3], des Verbundes für Ange-          P. aeruginosa nachweisbar sein. Wichtig bei den Probe-
wandte Hygiene (VAH) [4] sowie das Beratungszentrum          nahmen sind eine fachgerechte und standardisierte Vor-
für Hygiene (BZH) [5] mindestens eine jährliche mikro-       gehensweise und der Einsatz geeigneter Neutralisations-
biologische Überprüfung der Desinfektionsmittellösung.       mittel. Auch die anschließende Bearbeitung der Proben
                                                             muss in einem geeigneten mikrobiologischen Labor (ide-
Bei auffälligen Befunden bezüglich einzelner Bautei-         alerweise mit einer eigenen Abteilung für Desinfektions-
le des Desinfektionsmittel-Dosiergerätes, wie z. B. des      mitteltestung) mit geeigneten Methoden unter Standard-
Auslaufhahns oder der Bedienfelder bzw. anderer häufig       bedingungen durchgeführt werden. |
berührter oder kritischer Bereiche, sollten auch diese auf
hygienerelevante Erreger hin mikrobiologisch untersucht
werden. Grundsätzlich liegt die Verantwortung für die         Quellen:
Überprüfung und den einwandfreien und hygienisch
                                                              [1] Leitlinie zur hygienischen Beurteilung von
sicheren Betrieb der Desinfektionsmittel-Dosiergeräte             organischen Materialien im Kontakt mit Trinkwas-
beim Betreiber.                                                   ser (KTW-Leitlinie), Umweltbundesamt 2008
                                                              [2] RKI-Richtlinie: Anforderungen an Gestaltung,
Durch eine regelmäßige Wartung, die Verwendung von                Eigenschaften und Betrieb von dezentralen
                                                                  Desinfektionsmittel-Dosiergeräten, Bundesge-
Originalersatzteilen und eine regelmäßige mikrobiologi-           sundheitsblatt 2004
sche Überprüfung der Dosiergeräte bzw. der Desinfekti-        [3] KRINKO-Empfehlung: Anforderungen an die
onsmittellösung werden mögliche Risiken, die zu noso-             Hygiene bei der Reinigung und Desinfektion von
komialen Infektionen führen können, frühzeitig erkannt            Flächen, Bundesgesundheitsblatt 2004
                                                              [4] Desinfektionsmittel-Kommission des VAH:
und beseitigt. Dies dient dem Schutz der Anwender und
                                                                  Empfehlung zur Kontrolle kritischer Punkte bei
Patienten und gibt dem Betreiber rechtliche Sicherheit.           dezentralenDesinfektionsmittel-Dosiergeräten,
Bei einer mikrobiologischen Überprüfung dürfen keine              Hyg&Med 2013
coliformen Bakterien, keine Acinetobacter spp. und kein       [5] Deutsches Beratungszentrum für Hygiene:
                                                                  Überprüfung von Desinfektionslösungen aus
                                                                  dezentralen Dosiergeräten, BZH-Newsletter
                                                                  12/2012
                                                              [6] Testung von Desinfektionsmittellösungen aus
                                                                  dezentralen Desinfektionsmittel-Dosiergeräten –
                                                                  Vorschlag für eine praxisnahe Methode zur
                                                                  Routinetestung, Johannes Tatzel, Brigitte Bauer,
                                                                  Thomas Regnath, Matthias Trautmann, Hyg Med
                                                                  2015; 40-10

                                                             Abb. 2: Dezentrales
                                                             Dosiergerät
12          aseptica 23. Jahrgang 2017 | Heft 3 | Technik und Hygiene

                                Umfassendes und übergreifendes Kompendium
                                bezüglich »Information zu Edelstahloberflächen
                                in Dampfsterilisatoren«
                                H. Bendlin, W. Dächsel, M. Franke, U. Gärtner, B. Henkel, T. Kühne, A-M. Sprünken, M. Strößner,
                                N. Thamm, N. v. d. Linde, U. Weber*, N. Weinhold

                                Bei der Aufbereitung von Medizinprodukten                     Bereich ein bekanntes Phänomen, so stellt dieser ne-
                                wird unter Berücksichtigung von gesetz-                       ben den bekannten Faktoren einen möglichen weiteren
                                lichen und normativen Grundlagen eine                         Grund für Oberflächenveränderungen in Kammern von
                                hohe Qualität gefordert. Unter den spezi-                     Dampfsterilisatoren aus Edelstahl dar. Zu den bekannten
                                fischen Prozessbedingungen im Sterilisator                    Faktoren zählen u. a.:
                                können Edelstähle, abhängig von verschie-                     • mangelhafte Wasser- bzw.Dampfqualität,
                                denen Faktoren, im Routinebetrieb Oberflä-                    • nicht normgerecht bzw. fachgerecht gefertigte Kam-
                                chenveränderungen der Sterilisierkammer                         meroberflächen,
                                zeigen. Ein Facharbeitskreis, bestehend                       • unzureichende Legierungsqualitäten,
                                aus Experten der Bereiche Sachverständiger                    • ungeeignete Bearbeitungsmethoden der Edelstahlober-
                                Wasser (SV-Büro Dr. Bendlin), Edelstahlo-                       flächen,
                                berflächenbearbeitung (Henkel Beiz- und                       • ungeeignete Herstellungstechniken bei der Kammer-
                                Elektropoliertechnik), Hersteller von Sterili-                  herstellung,
                                satoren (BeliMed, Getinge Group, Holzner,                     • ungeeignete Werkstoffe der Sterilisiergüter,
                                Miele Professional, MMM und Webeco) und                       • Einbringung und Verschleppung von Chemikalien in
                                Prozesschemie (Schülke & Mayr) hat sich                         die Kammer,
                                dieser Themenstellung angenommen und                          • Chemo-Indikatoren und Aufkleber, chemische Angrif-
                                ein gemeinsames Kompendium geschaffen,                          fe, z. B. ungeeignete Chemikalien für die Reinigung
                                welches speziell für die Fachabteilungen der                    der Kammer und der Beschickungswagen,
                                Krankenhäuser eine wertvolle Hilfestellung                    • korrosionstechnisch bedenkliche Nebenprozesse (z. B.
                                für die Qualitätsverbesserung darstellt. Er-                    Reibkorrosion, Lochkorrosion, Fremdkorrosion u. a.).
                                schienen ist dieses Werk im April 2017 in
                                                          deutscher       Spra-               Ziel der Broschüre
                                                          che, eine englisch-
                                                          sprachige Fassung
| Autorenteam                                             ist in Vorbereitung.
                                                                                              Die Betreiber von Dampfsterilisatoren im medizinischen
                                                                                              Umfeld finden darin Informationen zur Ursachenfin-
                                                                                              dung von Auslösern für Verfärbungen dieser Art.
  Dr. Herbert Bendlin (SV-Büro Dr. Bendlin),                      Hintergrund für die Bro-
  Wolfgang Dächsel (Miele Werk Bürmoos GmbH),
  Mathias Franke (Belimed GmbH),
                                                                  schüre war die Notwen-      Zu Beginn der Broschüre erfährt der Leser in einem sehr
  Uwe Gärtner (Holzner Medizin-Technik GmbH),                     digkeit einer sachlichen    ausführlichen Kapitel mehr über die Kriterien für die
  Benedikt Henkel (Henkel Beiz- und Elektropoliertechnik          und herstellerübergrei-     Reinheit des zur Dampferzeugung verwendeten Wassers,
  GmbH und Co. KG),
                                                                  fenden Erläuterung von      Wasseraufbereitungsmethoden und Folgen einer unzu-
  Thomas Kühne (WEBECO GmbH),
  Anna-Maria Sprünken (Schülke & Mayr GmbH),                      Prozessen und Bedin-        reichenden Wasseraufbereitung.
  Michael Strößner (Getinge Vertrieb und Service GmbH),           gungen, die unter Um-       Logisch aufbauend darauf erfolgt die Darstellung von
  Nils Thamm (Henkel Beiz- und Elektropoliertechnik               ständen zu diesen Ober-     Edelstahl anhand einer »kleinen Werkstoffkunde«, die
  GmbH & Co. KG),
  Neill van der Linde (Belimed AG),                               flächenveränderungen        Hintergründe für unterschiedliche Legierungsbestand-
  Dr. Ulrike Weber (Miele & Cie KG)*,                             führen können.              teile beschreibt. Davon ausgehend wird die schützende
  Norbert Weinhold (MMM Münchener Medizin Mechanik                                            Passivschicht wie folgt beschrieben:
  GmbH)
                                                                  Ist der Begriff »Rouging«   […] Die schützende Passivschicht der Edelstahloberflä-
                                                                  im pharmazeutischen         che entsteht dann, wenn sich das Element Chrom (ne-
aseptica 23. Jahrgang 2017 | Heft 3 | Technik und Hygiene   13

  ben Eisen als wesentlicher statistischer Bestandteil der
  Edelstahloberfläche) mit Sauerstoff – z. B. aus der Luft
  oder aus wässrigen Lösungen mit physikalisch gelöstem
  Sauerstoff oder aus sonstigen sauerstoffspendenden Pas-
  sivierungslösungen – verbindet und eine kontinuierliche
  chromoxidreiche Schicht auf der Edelstahloberfläche
  ausbildet. Diese Schicht ist trotz einer extrem geringen
  Dicke von lediglich 1 – 3 nm (entsprechend ca. 5 – 10
  Atomlagen) in der Lage, eine chemisch schützende (in-
  erte) Barriere zwischen dem Metall und der Umgebung
  zu bilden, wobei zwar Elektronen, aber nicht Ionen pas-
  sieren können und damit potenzielle Korrosionsstrom-        Abb. 1: Lokale Depassivierung [2], [3]
  kreise an der Bauteiloberfläche nachhaltig blockiert wer-
  den.

  Die Passivschicht setzt sich chemisch hauptsächlich aus
  Chromoxid als Matrix mit Einlagerungen aus Eisen (Fe)
  und Eisen(Fe)-Oxid, Nickel (Ni) und Nickel(Ni)-Oxid
  zusammen, wobei analytische AUGER- und ESCA-
  Untersuchungen an der passiven Edelstahloberfläche Cr/
  Fe-Verhältnisse >1 ermitteln lassen, wogegen im »Legie-
  rungsinnern« gemäß Legierungskomposition Cr/Fe-Ver-
  hältnisse
14           aseptica 23. Jahrgang 2017 | Heft 3 | Technik und Hygiene

                                zur Ausbildung der sogenannten chromoxidreichen
                                Passivschicht zurückzuführen, die die Bauteiloberfläche        Quellen:
                                in einen »passiven«, nicht rostenden bzw. extrem reak-
                                tionsträgen Zustand überführt. Die chemische/thermo-           [1] Bendlin et al., Information zu Edelstahloberflächen
                                dynamische Passivität der nicht rostenden Edelstahl-               in Dampfsterilisatoren, 1. Auflage, Informationsbro-
                                legierungen begründet in jedem Einzelfall, dass trotz              schüre, 2017.
                                herrschender korrosiver Umgebungsbedingungen der
                                Werkstoffangriff (Korrosion) vermieden wird.«                  [2] C. Cuffaro, B. Henkel, Informationen zur Bewer-
                                                                                                   tung der Veränderungen von Edelstahloberflächen
                                Dabei ist allerdings zu ergänzen, dass                             im medizinischen Bereich, Teil 1, 2. Auflage,
                                • jede einzelne Edelstahllegierung grundsätzlich ein un-           Informationsbroschüre Schülke & Mayr GmbH und
                                  terschiedliches Korrosionswiderstandspotenzial besitzt           Henkel, 2014.
                                  und speziell »höherwertigere bzw. höherlegierte« Werk-
 Abb. 3: Qualitätssicherungs-
                                  stoffe auch gegenüber massiveren Korrosionsangriffen         [3] Cuffaro, Sprünken, Henkel, Die Bedeutung der
   maßnahme (Oberflächen-         beständig sind, bei denen einfachere Edelstahllegierun-          Passivschicht und deren gezielte Beeinflussung
    rauheitsmessung an der        gen bereits korrosionstechnisch versagen, und                    für die Werterhaltung von Edelstahloberflächen im
Kammerinnenoberfläche) [1]      • die erfolgreiche Passivierung u. a. davon abhängt, dass          medizinischen Bereich, Teil 2, 2. Auflage,
                                  die betreffende Edelstahloberfläche auch so vorkonditi-          Informationsbroschüre Schülke & Mayr GmbH und
                                  oniert ist, dass sie auch uneingeschränkt passivierbereit        Henkel, 2014.
                                  ist. […] [1]

                                Rouging als eine Form von (flächiger) Korrosion erhält im          * Korrespondierende Autorin
                                Weiteren ein eigenes Kapitel und baut somit logisch auf
                                den gesetzten Grundlagen »Wasser« und »Edelstahl« auf.             Dr. Ulrike Weber
                                                                                                   Miele & Cie. KG
                                […] Das Auftreten typischer Rougingbeläge an der                   Carl-Miele-Straße 29
                                Bauteiloberfläche und die damit verbundenen signifi-               33332 Gütersloh
                                kanten Verfärbungen sind in vielen Anwendungsfällen                E-Mail: ulrike.weber@miele.de
                                – insbesondere in den Dampfsterilisatoren – aufgrund               www.miele-professional.de
                                des Zusammenwirkens von hohen Temperaturen von
                                Wasser oder Wasserdampf, Sauerstoffarmut und der
                                (thermodynamischen) Eigenschaft des jeweiligen
                                Werkstoffs (= definierte Edelstahllegierung) nicht ver-
                                meidbar. […] [1]                                              rung der Edelstahloberflächen im Kammerinnenbe-
                                                                                              reich tatsächlich verursacht hat. Ziel dieser Broschüre
                                Zur Unterstützung des Betreibers beschreibt die Bro-          ist, das Phänomen »Rouging« als eine Oberflächenver-
                                schüre in weiteren Kapiteln die Reinigung und Pflege          änderung der Sterilisatorenkammern zu beschreiben
                                der Kammer und informiert über Methoden zur Ent-              bzw. zu identifizieren.
                                fernung der Rougingbeläge sowie die Schaffung von
                                erneut intakten Edelstahlkammerinnenoberflächen.              Des Weiteren werden in der Folge auch bereits prak-
                                                                                              tisch erfolgreich durchgeführte Maßnahmen zur Auf-
                                Zusammenfassung:                                              bereitung von Kammerinnenoberflächen erläutert. Bei
                                                                                              allen beschriebenen Verfahren ist immer die intensive
                                Aufgrund der Vielzahl der beeinflussenden Parameter           und aktive Zusammenarbeit zwischen Anlagennutzer,
                                und der daraus resultierenden komplexen Zusammen-             Anlagenhersteller und Edelstahloberflächen-Fachfirma
                                hänge sowie des parallelen Wirkens verschiedener Ein-         grundsätzlich erforderlich. |
                                flussfaktoren ist es für die Anlagenverantwortlichen in
                                der Praxis kaum möglich festzustellen, welche konkrete        Hinweis: Zu beziehen ist die Broschüre über die
                                Ursache eine (unerwünschte bzw. störende) Verände-            genannten Firmen.
aseptica 23. Jahrgang 2017 | Heft 3 | Technik und Hygiene           15

Wie zuverlässig sind alternative Bowie-Dick-
Testsysteme? Über die Aussagefähigkeit
elektronischer und chemischer Indikatoren

S. Kirschner, R. Streller

Es hat sich ein breit gefächertes Angebot                      Um Fehler beim Farbausschlag               | Autoren
an chemischen und mittlerweile auch elek-                      zu vermeiden, muss bei der Ver-
tronischen Bowie-Dick-Testsystemen auf                         wendung dieses alternativen Test-               Stephan Kirschner
dem hart umkämpften Markt gebildet. Doch                       verfahrens eine Einwirkzeit von                 Xylem Analytics Germany GmbH
                                                                                                               Peringerstraße 10
wie zuverlässig und aussagefähig sind die                      210 ± 5 Sekunden sehr genau ein-
                                                                                                               D-85055 Ingolstadt
gängigsten chemischen B&D-Tests im Ver-                        gehalten werden; auch die Lager-                Tel.: +49 841 95478-0
gleich mit einem elektronischen System?                        bedingungen und die Haltbarkeit                 E-Mail: stephan.kirschner@xyleminc.com
Ziel dieser Studie soll sein, zu ermitteln,                    sind zu beachten. Im Anschluss an
wie qualitativ die Systeme eine effektive                      den B&D-Test werden die Test-                   Robert Streller
                                                                                                               Xylem Analytics Germany Sales
Dampfdurchdringung entsprechend der                            streifen optisch durch den Benut-               GmbH & Co. KG
Norm DIN EN ISO 11140-4(1) ermitteln.                          zer begutachtet und ausgewertet.                Peringerstraße 10
                                                               Eine Archivierung der Bögen als                 D-85055 Ingolstadt
Die betriebstägliche Überprüfung eines Dampfsterilisa-         Nachweis scheint dabei fast nicht               Tel.: +49 841 95478-0
                                                                                                               E-Mail: robert.streller@xyleminc.com
tors mittels B&D-Test ist immer noch die einzige Mög-          möglich, da sich das Farbbild mit
lichkeit zur Sicherstellung einer wirksamen Luftentfer-        der Zeit verändert.
nung und effektiven Dampfdurchdringung und damit
einer einwandfreien Sterilisation. Dies regelt der Ab-         3. Alternative elektronische Indikatorsysteme nach
schnitt 12.1.6 der DIN EN ISO 17665-1(2) eindeutig.            DIN EN ISO 11140-4(1)
Der Fachausschuss Qualität der DGSV verweist in seiner         Elektronische Systeme sind, wie chemische Indikato-
Veröffentlichung Nr. 94(5) auf verschiedene Arten              ren, sehr einfach anzuwenden. Das Prüfergebnis wird
zur Durchführung des Bowie-Dick-Tests.                         dabei durch die Messung von Temperatur, Druck und
                                                               Zeit im Prozess exakt ermittelt. Der Anwender erhält ein
B&D-Test-Varianten im Überblick:                               eindeutiges Ergebnis als »bestanden« oder »nicht bestan-
                                                               den«, mögliche Fehlerursachen werden oftmals erläutert.
1. Das Norm-Prüfpaket                                          Viele elektronische Systeme sind durch ein unabhängiges
Das Textilpaket, auch Wäschepaket genannt, welches             Prüflabor auf ihre Wirksamkeit hin geprüft und zertifi-
dem in den 1960er-Jahren entwickelten ursprünglichen           ziert, wie beispielsweise der EBI 16 (Abb. 1).
Test entspricht, erfordert fachlich speziell geschultes Per-
sonal. Es wird wegen des hohen Zeitaufwands meist nur          Eine Validierung ist hingegen zur chemischen Alterna-
noch bei Validierungen angewendet.                             tive möglich, da bei der Bewertung der Faktor Mensch
                                                               nicht mit einwirkt. Auf dem Markt werden elektroni-
2. Alternative chemische Indikatorsysteme nach                 sche Systeme als unabhängige Systeme und als integrier-
DIN EN ISO 11140-4(1)                                          te Systeme angeboten. Erstgenannte Systeme können,
Bei dieser Art der Überprüfung werden mit Chemikalien          wie es die DIN EN 285(3) beschreibt, im Zentrum der
präparierte Teststreifen oder Testbögen in einem Testpaket     Kammer angeordnet werden. Bei integrierten Systemen
                                                                                                                             Abb. 1: Der EBI 16 wurde
oder am Ende eines englumigen Schlauches, einer Helix,         ist dies meistens nicht möglich. Eine dauerhafte und
                                                                                                                             durch ein externes Labor
angebracht. Dampf und Temperatur sorgen im Prozess für         unkritische Dokumentation der Prüfergebnisse ist bei          nach DIN EN ISO 11140-
einen Farbumschlag der Chemikalien auf den Testbögen.          allen Systemen gegeben.                                       4(1) geprüft.
16   aseptica 23. Jahrgang 2017 | Heft 3 | Technik und Hygiene

                        Fehlerursachen                                                 Die drei Zyklen nach DIN EN ISO 11140-4(1)

                        Die DIN EN 285(3) verweist im Abschnitt 17.1 auf mög-          Anhang B1
                        liche Ursachen für einen nicht bestandenen B&D-Test:           Entlüftung durch Druckwechsel bei Vakuum
                        • eine unwirksame Entlüftungsphase,
                        • eine Leckage während der Entlüftung,
                        • nicht kondensierbare Gase im zugeführten Dampf.
                        Eine sichere Sterilisation ist nur durch eine ausreichende
                        Luftentfernung und gute Dampfqualität gewährleistet.
                        Doch für einen fehlerhaften B&D-Test kann es weitere
                        Gründe geben. Oft ist es schwierig, den Farbumschlag
                        des Prüfkörpers richtig auszuwerten, da nicht alle Berei-
                        che eindeutige Färbung zeigen; einige Systeme bestehen         Prüfzyklen:
                        den Zyklus bereits nach sehr kurzer Einwirkzeit oder bei       • B1 – bestanden / OK
                        zu niedrigen Temperaturen. Letztlich kann eine falsche         • B1 – Leckage in der Evakuierung (Fehler 1)
                        Anwendung oder Positionierung in der Kammer auch               • B1 – mangelnde Entlüftung (Fehler 2)
                        ein Fehlerkriterium sein. Eine fachmännische Betrach-          • B1 – Luftinjektion im Heizen (Fehler 3)
                        tung des gesamten Prozesses erlaubt möglicherweise die
                        Beseitigung der Ursachen.                                      Anhang B2
                                                                                       Entlüftung durch transatmosphärische Druckwechsel
                        Prüfaufbau und Ablauf

                        Es kommt ein 4STE-Prüfsterilisator der Fa. Lauten-
                        schläger, Typ CentraCert 3119 mit Dampferzeuger
                        ED72 und Ausgasungsanlage zum Einsatz. Durch den
                        speziellen Aufbau und die Programmierung der in den
                        Anhängen B1, B2 und B3 der DIN EN ISO 11140-4(1)
                        genannten Zyklen können alle dort definierten fehlerhaf-
                        ten und fehlerfreien Sterilisationszyklen reproduzierbar
                        nachgebildet werden. Dies wurde vorab mit einem Wä-            Prüfzyklen:
                        schepaket überprüft (Abb. 2).                                  • B2 – bestanden / OK
                                                                                       • B2 – mangelnde Entlüftung (Fehler 2)

                                                                                       Anhang B3
                                                                                       Entlüftung durch Druckwechsel bei Überdruck

                                                                                       Prüfzyklen:
                                                                                       • B3 – bestanden / OK
                                                                                       • B3 – Luftinjektion im Heizen (Fehler 3)
                                                                                       Um die Reproduzierbarkeit sicherzustellen, wurden alle
                                                                 Abb. 2: Wäschepaket   Tests dreimal hintereinander durchgeführt.
aseptica 23. Jahrgang 2017 | Heft 3 | Technik und Hygiene   17

Prüflinge                                                    Ergebnisse der elektronischen Bewertung mit dem EBI 16:

Getestet wurden verschiedene chemische Systeme
Papiertestpaket: BD-Test 3M 1301,
 			                BD-Test Browne STE2352AB,
Hohlkörpersystem: Melacontrol,
 			                GKE Chemo-D-BDS-1-C-H-EU,
 			                GKE Chemo-D-BDS-1-C-P-EU
sowie das elektronische Testsystem EBI 16 von ebro.

Die Prüflinge wurden um das Zentrum der Kammer an-
geordnet (Abb. 3 a u. 3 b).

                                                             »Bestanden« mit Einzelergebnissen der bewerteten Prozessparameter.

Abb. 3 a: Anordnung 3M, GKE und EBI 16 in der Kammer
bei der Prüfung

Erste Ergebnisse und Erkenntnisse
                                                             »Nicht bestanden« mit Einzelergebnissen der bewerteten Prozessparameter.
Nach jedem einzelnen Lauf findet eine Auswertung             Die mögliche Ursache wird mit angezeigt.
statt. Hierbei fällt auf, dass es teilweise sehr schwierig
ist, bei den chemischen Tests den Farbumschlag richtig       Bei näherer Betrachtung der chemischen Testsysteme zei-
zu deuten. Die Lichtverhältnisse im Raum bzw. eine ho-       gen sich sehr unterschiedliche Ergebnisse. Teils erkennen
mogene Ausleuchtung sind für eine sichere Erkennung          diese alle Fehler sicher, leider oft auch nur einige der ein-
von großer Bedeutung. Elektronische Systeme bieten           gestellten Fehlerbilder. Eine durchgehend stimmige Er-
hier den Vorteil von mehr Sicherheit durch ein klares        kennung liefert nur das Testpaket B&D-Test 3M 1301.
»Bestanden« oder »Nicht bestanden«.
                                                             Der elektronische B&D-Test EBI 16 erkennt und bewer-
                                                             tet alle normativen Zyklen korrekt.

                                                             Fehlerquelle Einwirkzeit

                                                             Die Einwirkzeit ist für den Farbumschlag der chemi-
                                                             schen Indikatoren ebenfalls von entscheidender Be-
                                                             deutung. Die Normen geben hierfür 210 Sekunden
                                                             ± 5 Sekunden vor.

Abb. 3 b: Anordnung Browne, Melacontrol und EBI 16 in        Um die Unterschiede in den Ergebnissen bei einer Zeit-
der Kammer bei der Prüfung                                   abweichung aufzuzeigen, wurden alle Fehlerzyklen so-
18     aseptica 23. Jahrgang 2017 | Heft 3 | Technik und Hygiene

                          wohl mit einer verkürzten Einwirkzeit von 180 Sekun-
                          den als auch mit 240 Sekunden wiederholt.

                          Bei verkürzter Einwirkzeit werden von den chemischen
                          Indikatoren häufiger Fehler erkannt. Wird die Expositi-
                          onszeit dagegen länger, sinkt die Genauigkeit (Tabelle 1).                                       DIN EN ISO 11140-4 und           DIN EN ISO 11140-4
                          Die Systeme erkennen weniger oder andere Fehler.                                                 DIN EN 867-5

                          Beim GKE Steri-Record entsprechen der violette und der
                          blaue Prüfkörper der DIN EN ISO 11140-4(1), letzterer
                          zusätzlich der DIN EN 867-5(4), der Norm für Hohlkör-
                          pertests. In der Bewertung eines Fehlerzyklus liefern beide
                          Sets verwirrenderweise ein sehr unterschiedliches Ergeb-
                          nis: Das blaue System zeigt einen deutlichen Fehler, wo-
                          bei das violette System vollständig umgeschlagen ist (Abb.
                          4). Ebenfalls ist aus der Tabelle zu entnehmen, dass beim                                         Zyklus nach Anhang B2 mit Fehler
                                                                                                                                                                             Abb. 4: GKE
                          elektronischen System EBI 16 die Einwirkzeit keinen Ein-                                          »modifizierter Entlüftungsschritt«
                          fluss auf das Ergebnis bewirkt. Durch die unterschiedli-
                          che technische Umsetzung elektronischer Tests wird die                                           Anwender derartiger Systeme müssen sich selbst davon
                          Einhaltung der Einwirkzeit abhängig vom Messsystem                                               überzeugen, dass die Behauptungen der Hersteller für
                          verschiedenartig bewertet. Eine exakte Messung und Be-                                           das jeweilige Gerät und dessen Beladung innerhalb des
                          wertung der Expositionszeit ist jedoch meistens möglich.                                         Prozesses angemessen ist, wie DIN EN ISO 17665-1(2)
                                                                                                                           dies eindeutig fordert. Als Anwender erscheint es durch-
                                                                                                                           aus sinnvoll und wirklichkeitsnäher, ein durch ein unab-
                                                    Plateauzeit 210 Sekunden nach Norm
                                                                         Zyklus B1             Zyklus B2     Zyklus B3     hängiges Prüflabor zertifiziertes System zu wählen und
                                                                        Fehler Fehler Fehler        Fehler        Fehler
                                           System                  OK
                                                                          1      2      3
                                                                                               OK
                                                                                                      2
                                                                                                             OK
                                                                                                                    3      darauf zu vertrauen. Schließlich ist die ordnungsgemäße
                           Elektronik EBI 16                                                                
                                                                                                                           Funktion eines Aufbereitungsprozesses heute Grundlage
                           Papier    BD-Test 3M 1301                                                        
                                     BD-Test Browne STE2352AB                                                      für unser aller Sicherheit als Patienten von morgen. |
                           Helix     Melacontrol                                                            
                                     GKE Chemo-D-BDS-1-C-H-EU                                               
                                     GKE Chemo-D-BDS-1-C-P-EU                                                       Literatur:
                                                     Plateauzeit 180 Sekunden verkürzt
                                                                         Zyklus B1             Zyklus B2     Zyklus B3
                                                                   OK
                                                                        Fehler Fehler Fehler
                                                                                               OK
                                                                                                    Fehler
                                                                                                             OK
                                                                                                                  Fehler    (1) DIN EN ISO 11140-4:2007
                                           System                         1      2      3             2             3
                           Elektronik EBI 16                                                                              Sterilisation von Produkten für die Gesundheitsvor-
                                                                   
                           Papier    BD-Test 3M 1301                                                                             sorge – Chemische Indikatoren – Teil 4: Indikatoren
                                                                                                            
                                     BD-Test Browne STE2352AB                                                            der Klasse 2, die alternativ zum Bowie-Dick-Test für
                           Helix     Melacontrol                                                                         den Nachweis der Dampfdurchdringung verwendet
                                     GKE Chemo-D-BDS-1-C-H-EU                                               
                                     GKE Chemo-D-BDS-1-C-P-EU
                                                                                                                                 werden (ISO 11140-4:2007); deutsche Fassung
                                                                                                            
                                                    Plateauzeit 240 Sekunden verlängert
                                                                                                                            (2) DIN EN ISO 17665-1:2006
                                                                         Zyklus B1             Zyklus B2     Zyklus B3           Sterilisation von Produkten für die Gesundheitsfür-
                                                                        Fehler Fehler Fehler        Fehler        Fehler
                                           System                  OK
                                                                          1      2      3
                                                                                               OK
                                                                                                      2
                                                                                                             OK
                                                                                                                    3            sorge – Feuchte Hitze – Teil 1: Anforderungen an die
                           Elektronik EBI 16                                                                             Entwicklung, Validierung und Lenkung der Anwen-
                           Papier    BD-Test 3M 1301                                                                     dung eines Sterilisationsverfahrens für Medizinpro-
                                     BD-Test Browne STE2352AB                                                            dukte (ISO 17665-1:2006); deutsche Fassung
                           Helix     Melacontrol                                                            
                                     GKE Chemo-D-BDS-1-C-H-EU                                                 
                                                                                                                             (3) DIN EN 285: 05/2016
                                                                                      
                                     GKE Chemo-D-BDS-1-C-P-EU                                                            Sterilisation – Dampf-Sterilisatoren – Groß-Sterilisa-
             Tabelle 1:              Zyklus richtig erkannt                                                                     toren; deutsche Fassung
                                     Zyklus falsch erkannt    
     Ergebnisübersicht                                                                                                      (4) DIN EN 867-5:2001-11
                                                                                                                                 Nichtbiologische Systeme für den Gebrauch in
                                                                                                                                 Sterilisatoren – Teil 5: Festlegungen von Indikator-
                          Alle in diesem Test befindlichen Systeme behaupten laut                                                systemen und Prüfkörpern für die Leistungsprüfung
                          Aufdruck und Datenblatt, der DIN EN ISO 11140-4(1)                                                     von Klein-Sterilisatoren vom Typ B und vom Typ S
                          zu entsprechen. Doch fallen die Resultate sehr unter-                                             (5) Empfehlung des Fachausschusses Qualität (94)
                          schiedlich aus, von normkonform bis eher unbrauchbar.                                                  (Zentralsterilisation 6/2015)
aseptica 23. Jahrgang 2017 | Heft 3 | Aktuelles   19

Prävention von peripher-venösen
Gefäßkatheter-Infektionen
H. Holz, M. Kiesel, K.-P. Göttmann

Die Gefahr von Infektionen durch periphere                  arbeitet, welche den neuen Vorgaben gerecht wird und für
Venenverweilkanülen (PVK) wird im kli-                      die Anwender zu einem vertretbaren, nachvollziehbaren
nischen Alltag häufig unterschätzt. Das Risi-               Aufwand führt.
ko für das Auftreten einer Infektion bei einer
einzelnen PVK ist zwar relativ gering; erste                Zunächst wurde der grundsätzliche
Daten des Nationalen Referenzzentrums für                   Umgang mit den PVK festgelegt.
Surveillance von nosokomialen Infektionen                   Für kurzfristige Anwendungen                   | Autoren
(NRZ) zeigen eine Rate von 0,19 Infektionen                 (max. 24 Stunden) kann eine PVK
pro 1.000 Kathetertagen1. Gleichzeitig muss                 gelegt und nur mit einem sterilen               Dr. med. Hubert Holz
aber auch die Häufigkeit der Anwendung von                  roten/blauen Stopfen verschlossen               Facharzt für Hygiene & Umweltmedizin
PVK berücksichtigt werden, da bis zu 70 %                   werden. Sowie sich ergibt, dass                 Leitender Krankenhaushygieniker der
                                                                                                            Marienhaus Kliniken GmbH
der Patienten im Laufe eines Krankenhaus-                   der Zugang länger benötigt wird,
                                                                                                            und Krankenhaushygieniker des
aufenthaltes eine PVK erhalten.                             ist eine Extension zu verwenden,                Katholischen Klinikums Mainz
                                                            wenn dieser unter korrekten hygi-               h-holz@kkmainz.de
Die neue Empfehlung der Kommission für                      enischen Bedingungen gelegt wur-
                                                                                                            Markus Kiesel, B. A.
Krankenhaushygiene und Infektionspräven-                    de. Ist die PVK nicht mehr erfor-
                                                                                                            Hygienemanager und leitende Hygiene-
tion (KRINKO)                                               derlich, wird er direkt entfernt. Für           fachkraft
                                                            alle geplant länger verwendeten                 Katholisches Klinikum Mainz
Die im Februar 2017 erschienene neue Empfehlung der         PVK (nach Indikationsprüfung)                   m-kiesel@kkmainz.de
KRINKO widmet sich auf neun Seiten und mit 111 Li-          wird generell bereits bei der Anlage
                                                                                                            Dr. med. Karl-Peter Göttmann
teraturstellen der Vermeidung von Infektionen durch         ein Verlängerungsstück mit Drei-                Krankenhaushygieniker n. Curr. d. BÄK
periphere Gefäßkatheter. Hierunter sind auch einige         wegehahn eingesetzt, an welchen                 ABS-Experte (DGKH)
erhebliche Veränderungen im Umgang mit PVK enthal-          im Folgenden dann die Infusionen                Katholisches Klinikum Mainz
ten, die zu einer weitreichenden Veränderung des bishe-     angeschlossen bzw. über den die                 p-goettmann@kkmainz.de

rigen Managements führen. Dazu zählt vor allem, dass        Injektionen appliziert werden. Für
»auf den Einsatz von Mandrins zum ›Abstöpseln‹ einer        einen großen Teil der diagnostischen Venenzugänge sowie
ruhenden PVK ... ganz verzichtet werden«2 soll sowie        einen Teil der Zugänge aus der Notaufnahme besteht so-
die Erfassung und Bewertung der Häufigkeit von PVK-         mit kein zusätzlicher Materialaufwand.
Infektionen. Zusätzlich wurde die Standzeit von Infusi-
onssystemen im Vergleich zur Empfehlung von 2002 von        Auch in den bisherigen Empfehlungen der KRINKO
72 auf 96 Stunden verlängert3, wenn »über diese keine       wurde bereits eine Spülung der PVK mit steriler Koch-
Lipidlösungen, Blut oder Blutprodukte verabreicht wer-      salzlösung 0,9 % empfohlen. Dies wurde häufig nicht
den«4. Insbesondere der Wegfall der Mandrins führte zu      umgesetzt und vielmehr dem (scheinbaren) Nutzen des
einer großen Verunsicherung sowohl bei den Anwendern        Mandrins vertraut. Mit dem Wegfall der Mandrins musste
als auch bei den beratenden Stabsstellen des Qualitätsma-   daher auch die Spülung der PVK deutlich in den Vorder-
nagements und der Patientensicherheit.                      grund gerückt werden. Um hier eine hohe Akzeptanz des
                                                            Personals zu erreichen und Fehlerquellen bei der Vorbe-
Abstimmung/Empfehlung für die Marien-                       reitung der Spüllösung zu minimieren, wurde generell die
haus Kliniken GmbH                                          Verwendung von industriell hergestellten Einmalspritzen
                                                            empfohlen.
Um diesen Unsicherheiten konstruktiv zu begegnen, wur-
de für die Marienhaus Unternehmensgruppe (MHUG) in                       Abb. 1: Extension und sterile Spritze zum Spülen
der gemeinsamen Hygiene-Fachkonferenz eine Lösung er-                                   (Quelle: kkm/Dr. med. Göttmann)
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