Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart - Mecke Druck ...

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Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart - Mecke Druck ...
62. Jahrgang                   Heft 5/6 2018                      H 11859

       Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart
• Eichsfelder Festbrunnen        •   Der Nordhäuser Dom und das Eichsfeld
• Klüschen Hagis                 •   Hungerjahr 1847 in Kalteneber
• Gutachten zur alten Kirche     •   „Kleiner Grenzverkehr“ vor 45 Jahren
  in Beuren 1860                 •   „Schönauer Goldengel“

Hildebrandshausen                                               4,90 EUR
                                                               incl. 7 % MWSt
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Eichsfelder Heimatzeitschrift – Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart              129

                          Eichsfelder Festbrunnen
                                von Prof. Dr. Kurt Porkert

Brunnen als Trinkwasserspender bilde-
ten auch im Eichsfeld seit Jahrhunder-
ten Mittelpunkte verschiedener Bräuche
und Festlichkeiten. Ein alter Brauch ist
das Brunnenschmücken zu bestimmten
Feiertagen. Ursprünglich war hiermit be-
absichtigt, dass die verzierenden Blumen
und Zweige ihre Fruchtbarkeit übertra-
gen, damit der Brunnen stets genügend
Wasser abgibt. Osterbrunnen zur Feier
des Osterfestes zu schmücken, hat sich
wohl von Oberfranken aus verbreitet. Dank
des Engagements einiger Frauen sind sie
inzwischen genauso in den Eichsfelder
Ortschaften Worbis, Dingelstädt, Gie-
boldehausen, Seeburg und Rohrberg zu
bewundern. In der Regel tragen die Was-
serstellen ihren Osterschmuck bereits am
Palmsonntag und verlieren ihn zwei bis
drei Wochen nach dem Fest.
In Worbis dekorieren die Landfrauen den
Wipper-Schaubrunnen in der Langen
Straße seit 20091 österlich. Alljährlich
binden sie Girlanden und die Krone aus          Abb. 1: Worbiser Osterbrunnen im Jahr 2018.
Buchsbaum. Beides schmücken sie an-
schließend mit mehr als 200 Ostereiern          wurde erst 1996 wiederentdeckt und im
und bunten Stoffstreifen. Als Unterstützer      Folgejahr saniert. Die schmückende Os-
bemalten Grundschüler zahlreiche Eier.2         terkrone gestaltete in den letzten Jahren
                                                Alice Zoyke aus dem Kindergarten „Bum-
In Dingelstädt erhält der Brunnen an der
                                                mi“. Mitarbeiter des städtischen Bauhofs
Geschwister-Scholl-Straße seit 2011 in
                                                setzten anschließend das Schmuckstück
der Osterzeit und später auch zum Brei-
                                                auf die Brunnenbrüstung.3
kuchenfest, dem Stadtfest am zweiten
Wochenende im August, sowie vor Weih-           Seit 2013 ist an drei Stellen in Giebolde-
nachten eine festliche Dekoration. Er           hausen österlicher Brunnenschmuck zu

 Titelbild: Zur urkundlichen Ersterwähnung Hildebrandshausens vor 700 Jahren hat der Fest-
 ausschuss eine limitierte Jubiläumspostkarte aufgelegt. Diese vereint eine Ortsansicht, den
 Marienaltar aus der Pfarrkirche „Heilig Kreuz“, das neue Bürgerhaus
 sowie eine rund 100 Jahre alte Dorfszene. Die individuell gestaltete
 Briefmarke als offiziell gültiges Postwertzeichen zu 45 Cent zeigt den
 2006 wiederhergestellten neogotischen Hochaltar der Kirche aus
 der Zeit um 1890/1900. Gestaltet wurden Karte und Marke von An-
 dreas Kieser (Hüpstedt) mit Fotos von Reiner Schmalzl (Heyerode).
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136      Eichsfelder Heimatzeitschrift – Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart

derts, 2004 in das neobarocke Gehäuse         onswirren aus Mühlhausen verschwand
des Hochaltars aus dem einstigen Dingel-      und wenig später von einem Schäfer im
städter Krankenhaus eingefügt, entstammt      Westerwaldtal unterhalb des Gleichen-
möglicherweise entweder der einstigen         steins gefunden worden sei, wo heute der
verwüsteten Neuenhagener Kirche oder          Klüschenborn quillt.
der Mühlhäuser St.-Marien-Kirche. Die
Sage erzählt, dass es in den Reformati-       Foto und erläuternder Text: Josef Keppler.

      Gutachten von 1860 zur Erhaltung der alten Kirche
                         in Beuren
                              von Prof. Dr. Josef Reinhold

Das rasche Bevölkerungswachstum von           baut worden war und der schon seit ihrer
Beuren im 17. und 18. Jahrhundert hatte       Errichtung als Kirchturm gedient hatte.
1736 eine erste Vergrößerung der Beure-       Keine hundert Jahre später war der Druck
ner Kirche aus dem Jahre 1342 zur Folge.      der wachsenden Dorfbevölkerung erneut
In diesem Jahr kam es zur Erweiterung         so stark geworden, dass die Erweiterung
der Kirche durch die Hinzunahme des           der vorhandenen Kirche oder ein Neubau
Erdgeschosses des alten Turms, an den         an anderer Stelle in Erwägung gezogen
die Kirche nach Osten nachträglich ange-      werden mussten.1
                                                                       In die Auseinan-
                                                                       dersetzungen zu
                                                                       der Frage Erwei-
                                                                       terung oder Neu-
                                                                       bau der Kirche in
                                                                       Beuren wurde auf
                                                                       Veranlassung des
                                                                       preußischen Mi-
                                                                       nisters der Geistli-
                                                                       chen, Unterrichts-
                                                                       u n d M e d izi n a l -
                                                                       Angelegenheiten,
                                                                       Moritz August
                                                                       von Bethmann -
                                                                       Hollweg, auch der
                                                                       Konservator der
                                                                       Kunstdenkmäler in
                                                                       Preußen, Gehei-
                                                                       mer Regierungs-
                                                                       rat Ferdinand von
                                                                       Quast, einbezo-
                                                                       gen und mit der
                                                                       Anfertigung eines
Abb. 1: Alte Kirche mit altem Turm in Beuren, Gesamtansicht von Süd-   Gutachtens über
westen (1859). Zeichnung: Ferdinand von Quast. Foto: Thüringisches     die Verwendung
Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA): TI64D9.            der Alten Kirche
Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart - Mecke Druck ...
140          Eichsfelder Heimatzeitschrift – Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart

    als verschollen gelten. Freundliche Mitteilung von       Denkmalpfleger Hans Feldtkeller (1901–1982),
    Klaus Tempel, Berlin.                                    den späteren Landeskonservator von Hessen. Vgl.
3    Landesarchiv Thüringen-Staatsarchiv Gotha               Feldtkeller, Hans: Der Rundturm und die alte Kirche
    (LATh-StA Gotha): Reg. Erfurt, Nr. 16806, Bl. 3.         von Beuren. In: Unser Eichsfeld 34 (1939), S. 3-9.
                                                         5    LATh-StA Gotha: Reg. Erfurt, Nr. 16806, Bl. 12
4    Erstmals veröffentlicht wurden die Zeichnungen
    der alten Beurener Kirche aus dem Nachlass von           ff., Bl. 25.
    Ferdinand von Quast im Jahre 1939 durch den          6   Ebd., Bl. 6-9.

                Der lange Weg zur selbstständigen Pfarrei
                  Zur Geschichte der Kirchengemeinde
                 „St. Maria Magdalena“ in Leinefelde (2)1
       von Gerold Grimm, Wigbert Iseke, Gerd Stubenitzky und Dr. Gerd Leuckefeld

      Wichtige Aufgaben für die                          tigen Entwürfe vor. Sie wurden aber nicht
    neugegründete Pfarrgemeinde                          realisiert.

Mit der Neugründung 1868 mussten die                     Es gab Schwierigkeiten mit der Beschaf-
nun anstehenden Aufgaben von der Pfarr-                  fung des nötigen Baulandes und die Ein-
gemeinde Leinefelde in eigener Verant-                   sicht, dass auch dieser Umbau auf Dauer
wortung gelöst werden. Die erste dieser                  die Kapazitätsprobleme nicht lösen wür-
Aufgaben war die Entscheidung, ob ein                    de. So wurde der Neubau einer Kirche
Erweiterungsbau der alten oder der Neu-                  beschlossen, für deren Baugrund und Er-
bau einer neuen Kirche erfolgen sollte. Für              richtung die Pfarrgemeinde über einen lan-
den wegen der ständig steigenden Zahl                    gen Zeitraum Spenden gab, da der Fiskus
der Gemeindemitglieder nötigen Ausbau                    als Patronatsherr der Kirche zum Erwerb
der alten Kirche lagen schon 1881 die nö-                des Bauplatzes die Unterstützung verwei-
                                                         gerte. Die neue Kirche wurde 1886–1889
                                                         errichtet und diese vom Bischöflichen
                                                         Kommissarius Conrad Zehrt im Oktober
                                                         1889 eingeweiht.
                                                         Der anschließende Ausbau der Kirche
                                                         und der in der gleichen Zeit beginnende
                                                         Bau des „St. Joseph-Krankenhauses“ ver-
                                                         langten von den Pfarrern Bernhard Mock
                                                         und Franz Roth nicht nur Geduld, son-
                                                         dern auch ein gehöriges Maß an Organi-
                                                         sationstalent. Es waren wieder Spenden
                                                         der Mitglieder der Kirchengemeinde nötig,
                                                         um außerdem die „Alte Kirche“ vor dem
                                                         Abriss zu retten, den der Patronatsherr
                                                         vorgesehen hatte. Die dafür erforderlichen
                                                         Geldmittel brachte die Kirchengemeinde
Abb. 1: Entwurf zum Umbau der „Alten Kirche“.            auf und sicherte so die Erhaltung des sa-
Ausschnitt aus dem Entwurf von Tophof (1881)             kralen Bauwerkes.
zum Erweiterungsbau der alten Kirche. Quelle:
                                                         In den folgenden Jahren erfolgten der Ein-
Archiv der Pfarrgemeinde „St. Maria Magdale-
na“ Leinefelde.                                          bau des Hochaltars, der Orgel, die Fertig-
144      Eichsfelder Heimatzeitschrift – Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart

          Der Dom zum Heiligen Kreuz in Nordhausen
                     und das Eichsfeld
                                   von Paul Lauerwald

Nach einer umfassen-
den, 11 Monate dau-
ernden Innensanie -
rung erstrahlt der Dom
zum Heiligen Kreuz in
Nordhausen in neuer
Schönheit. Mit einem
festlichen Hochamt am
diesjährigen Palmsonn-
tag konnte Pfarrer Ri-
chard Hentrich das Got-
teshaus wieder seiner
eigentlichen Nutzung
zuführen. Besucher
aus nah und fern kön-
nen dieses bedeutende
Baudenkmal und seine
kostbare Innenausstat- Abb. 1: Die dreischiffige romanische Krypta ist der älteste Teil des
tung bewundern, deren Nordhäuser Doms. Foto: Josef Keppler.
Anfänge mit der erhaltenen herrlichen
Krypta in die Romanik weisen und das in
der Gotik seine Vollendung fand.
Mit der Innensanierung wurde die Ge-
samtsanierung des Gotteshauses abge-
schlossen, die mit der Außensanierung
in den Jahren 2005 bis 2008 begonnen
wurde. Im Rahmen der Außensanierung
wurden Fenster und Türen erneuert, Au-
ßenwände und Türme saniert und neu ver-
putzt. Dabei wurden auch die vermauerten
und verputzten romanischen Turmfenster
wieder geöffnet, der Dachstuhl verfestigt
und das Dach mit einer Kupferaußenhaut
neu gedeckt.
Eine erste Etappe der Innensanierung
folgte dann 2012, beginnend mit der Sa-
nierung der Domkrypta und der Sanierung
der beiden Turmkapellen, in denen nun-
mehr das neue, 1927 gestiftete Kreuzre-
liquiar und das um 1420 entstandene Ta-        Abb. 2: Das Kirchenäußere mit romanischen
felbild „Muttergottes mit der Akelei“, beide   Türmen sowie Teile des frühgotischen Chors.
bisher nur bei besonderen Anlässen ge-         Foto: Josef Keppler.
148      Eichsfelder Heimatzeitschrift – Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart

vielfachte sich im Rahmen der Industria-      weils sonnabends um 13 Uhr Domführun-
lisierung besonders ab der zweiten Hälfte     gen angeboten, am jeweils ersten Montag,
des 19. Jahrhunderts und führte u. a. 1911    beginnend im Mai, um 17 Uhr eine beson-
zur Gründung eines Vereins der Eichsfelder    dere Turmführung. Gruppenführungen
in Nordhausen. Dessen 1924 geschaffene        können auch außerhalb dieser Zeiten über
Fahne befindet sich heute in der Schatz-      das Pfarramt (Tel. 03631-902343) verein-
kammer des Doms zum Heiligen Kreuz.4          bart werden. Es lohnt sich.
Das Gedenken an den 1050. Todestag            Anmerkungen
der Königin Mathilde kann Anlass sein,        1    Zur Problematik der urkundlichen Ersterwähnung
den sich nach der Außen- und Innenre-             von Duderstadt und Nordhausen siehe Lauerwald,
novierung im hervorragenden Zustand               Paul: Duderstadt-Nordhausen-Pöhlde. Gleiche
präsentierenden Dom zum Heiligen Kreuz            urkundliche Ersterwähnungen, aber unterschied-
                                                  liche Jubiläumsfeier. In: Eichsfelder Heimatzeit-
in Nordhausen einen Besuch abzustatten.           schrift 61 (2017), S. 65-68.
Mathilde darf somit nicht nur als Stifterin   2   Siehe dazu im Einzelnen Lauerwald, Paul: Vor 90
der Frauenstifte in Nordhausen sowie in           Jahren. Das tausendjährige „Nordhäuser Kreuz“
Quedlinburg angesehen werden, sondern             bekommt ein Pendant. In EHZ 61 (2017), S. 97-
auch als Begründerin vielfältiger Beziehun-       99 sowie Hauff, Maria: Reliquienkreuz. In: Kirch-
                                                  liche Kunst. Eichsfeld-Jahrbuch 4 (1996), S. 267
gen zwischen Stift und Dom zu Nordhau-            f., Abb. von Josef Keppler (2) S. 158.
sen und dem Eichsfeld, erhielt doch das       3   Wand, Arno: Das Reichsstift „ Zum Heiligen
Quedlinburger Stift 974 Duderstadt mit der        Kreuz“ in Nordhausen und seine Bedeutung für
Mark Duderstadt als Geschenk von Otto II.         die Reichsstadt 961–1810. Heiligenstadt 2006, S.
                                                  439-486.
Der Dom ist werktags von 9–16 Uhr, an         4   Zur Geschichte des Vereins siehe Lauerwald,
Sonn- und Feiertagen von 12–16 Uhr ge-            Paul: Der Verein der Eichsfelder in Nordhausen.
öffnet. Von April bis Oktober werden je-          In: Eichsfeld-Jahrbuch 19 (2011), S. 299-322.

      Faulungen. Ein Dorf wurde vom Handel geprägt (2)
                                   von Peter Anhalt
             Wollkämmer
Als Carl August Noback um 1837 statisti-
sche Daten sammelte, schrieb er zu Fau-
lungen mit seinen 633 Einwohnern, dass
es dort 31 Baumwoll-Webstühle und einen
Leinen-Webstuhl gebe und fuhr fort: „Vie-
le Einwohner beschäftigen sich mit Woll-
spinnerei, Weberei und Wollkämmerei; im
Allgemeinen herrscht große Armut.“ 1
Dieser Armut begegneten viele Faulunger,
indem sie ihr Glück in der Fremde suchten.
Während Händler durchaus zu Erfolgen
                                              Abb. 1: Ein Faulunger, der bis zum Schluss sei-
kommen konnten, blieben den Wollkäm-
                                              nes Lebens als Wollweber arbeitete, war Josef
mern Aufstiegschancen verwehrt. Wie zu-       Anhalt (1846–1922). Er war der Letzte eines
vor im Eichsfeld für die heimlichen Spin-     Webergeschlechtes. Die ausgemergelten Ge-
ner und später für Kammgarnspinnereien        sichter von Josef und Barbara Anhalt zeugen
boten sie nun ihre Dienstleistungen in der    von ihrem mühevollen Leben. Foto um 1900.
Eichsfelder Heimatzeitschrift – Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart          151

                Zur Geschichte von Kalteneber:
             Das „tolle Jahr“ 1847 ist ein Hungerjahr
                                 von Bernhard Lange

Die 700-Jahr-Feier der urkundlichen Erst-     gekannt hatte, trat in erschreckender Wei-
erwähnung Kaltenebers veranlasst auch         se auf. Das Malter Roggen kostete 24 und
zu einem geschichtlichen Rückblick, u. a.     der Weizen 28 Taler, während sie sonst nur
in das 19. Jahrhundert.                       3 und 4 Taler galten. Alles Gertreide wurde
Zunächst noch war die Hausweberei die         rationiert, und ein Gemisch von Roggen,
Haupteinnahmequelle im Ort, doch die          Wicken, Bohnen und Gerste diente dazu,
1806 erlassenen Zollgesetze erschwer-         Brot zu backen.“3
ten bereits die Produktion. Es kam zu         Betroffene aus dem Ort sammelten sich da-
ersten Stockungen im Absatz. Die Bevöl-       raufhin zum Marsch nach Bernterode um im
kerungszahl stieg weiter an und erreichte     Gut vorstellig zu werden. Dazu hieß es wei-
im Jahre „1837 ihren Höhepunkt mit 562        ter: „Im Jahre 1848 erschienen die Zinsleute
katholischen Einwohnern (50 Knaben, 53        von Kalteneber und anderen Orten, um die
Mädchen), 1 Lehrer, 78 Wohnhäuser, 70         Aufhebung der Abgaben zu erzwingen. Da
Ställe und Scheuern, 3 Gemeindehäusern,       die Leute mit Sensen und Mistgabeln be-
3 Schankwirten, 3 Musikanten, 5 Victuali-     waffnet waren ließ die Amtmännin die Türen
enhändler, 1 Schuhmacher, 4 Schneider, 1      schließen. Als den Leuten Brot verabreicht
Zimmermann, 1 Tischler, 1 Stellmacher, 1      war, zogen sie ohne Gewalttätigkeiten ab.
Ziegeldecker, 1 Grobschmied, 1 Schlosser,     Zum weiteren Schutz wurden 6 Kürassiere
1 Hausschlachter, 12 Handweberstühle, 1       aus Mühlhausen in den Ort verlegt.“4
Lumpensammler, 9 Knechte und 10 Mägde.
Der Ort liegt auf einer Muschelkalkhochflä-   Die schwere Missernte war damals all-
che mit kaltem Klima, Dreifelderwirtschaft    gemein. Es gab Hungerrevolten und Zei-
mit rener Brache, Ertrag schlecht, Waldung    chen der vorindustriellen Massenarmut.
auch Birken mit Stockausschlag, G und         Kalteneber selbst steuerte mit schnellem
Stadtgericht Heiligenstadt den zwangswei-     Kurs auf eine eigene Hungersnot zu. Die
sen Verkauf von elf Häusern aus Kaltene-      Landwirtschaft kannte damals noch keine
ber aus. Der Taxwert der Häuser schwank-      Intensivierungsmaßnahmen. Die Produk-
te zwischen 40 und 180 Reichstalern.“ All-    tionsform war mittelalterlich, extensiv und
gemein versuchte man die Ursachen auf         konnte größere Schwankungen bei der
einen möglichen hohen Verbrauch von bil-      Erzeugung von Naturalien nicht abfan-
ligem Trinkbranntwein zu schieben. „Doch      gen. Vorratshaltung existierte, wenn über-
das kann man nicht glauben“, schrieb er,      haupt, nur im privaten Sektor. Auf einen
„es ist doch allzu auffallend, daß sogleich   Ausgleich aus besseren Gegenden war
elf Häuser unter den Hammer gekommen          nicht zu hoffen, dazu waren die Verkehrs-
waren. Die allgemeine Armut war auf der       möglichkeiten denkbar schlecht. Als Folge
Höhe recht arg“.2 Einen ergänzenden Be-       der Krise wurde daraufhin der Ausbau der
richt dazu lieferte C. Rümenapf aus Stein-    alten Geleitstraße von Heiligenstadt über
heuterode. Er schrieb: „Das Jahr 1847         die Klus nach Bernterode und weiter im Tal
war ein Hungerjahr. Die Bauern hatten         als eine Art „Arbeitsbeschaffungsmaßnah-
fast nichts geerntet und das Wenige, was      me“ in die Wege geleitet. Die Steilstrecken
auf den Feldern stand, war durch Nässe        und Serpentinen ermöglichten einen prob-
und Auswuchs verdorben. Die sogenannte        lemlosen Warentransport zur Höhe hinauf.
Kartoffelkrankheit, die man bis dahin nicht   Kalteneber erhielt damit eine „Transitstre-
160      Eichsfelder Heimatzeitschrift – Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart

                      Eichsfelder Persönlichkeiten
      Festakt und Auszeichnung für Lothar Koch (MdL)
1994 gewann er als Nachfolger von Willi
Döring das Direktmandat in seinem Wahl-
kreis und gehörte anschließend fast 24
Jahre dem Niedersächsischen Landtag an,
denn auch bei den nachfolgenden Wah-
len zum Niedersächsischen Landtag ge-
wann Lothar Koch seinen Wahlkreis. Jetzt
schied er aus dem Landtag aus. Aus die-
sem Grund lud der Kreisverband der CDU
Göttingen zu einem Festakt zu Ehren Lo-
thar Kochs ein. Der Kreisvorsitzende Fritz
Güntzler (MdB) begrüßte die zahlreich er-     Sigmar Gabriel, ehem. Bundesaußenminister,
schienenen Gäste, unter ihnen viele politi-   im Gespräch mit Lothar Koch. Foto: C. Müller.
sche Wegbegleiter, wie die Präsidentin des
                                              Landtagspräsidentin Dr. Andretta bilan-
Niedersächsischen Landtags, Dr. Gabriele
                                              zierte, dass Lothar Koch sechs Minister-
Andretta und ihre beiden Vizepräsidenten,
                                              präsidenten während seiner Zeit als Abge-
den ehemaligen Ministerpräsidenten Sig-
                                              ordneter erlebt habe. 664 Plenarsitzungen,
mar Gabriel, der trotz seiner vielen Termi-
                                              verbunden mit vielen Ausschusssitzun-
ne als noch amtierender Außenminister als
                                              gen, hätte Lothar Koch beigewohnt. Dazu
erster zugesagt hatte. Ebenfalls begrüßen
                                              habe er zweimal als Alterspräsident die
konnte Güntzler den Finanzminister des
                                              jeweiligen konstituierenden Sitzungen der
Landes Niedersachsen, Reinhold Hilbers,
                                              Landtage 2008 und 2013 eröffnet. Große
und den Vorsitzenden der CDU-Landtags-
                                              Fairness zeichne Lothar Koch in all seinen
fraktion, Dirk Toepffer.
                                              Diskussionen aus; viele Dinge habe er be-
Aus dem Landkreis Göttingen begrüßte er       wegt und angestoßen. Politische Selbst-
Landrat Bernhard Reuter und den Vorsit-       ständigkeit sei ihm immer wichtig gewe-
zenden der CDU-Fraktion des Kreistages        sen, wobei er ebenso offen für neue Ideen
Göttingen, Dr. Harald Noack, sowie den        war. „Lothar, du warst ein Volksvertreter im
Landrat des Kreises Eichsfeld, Dr. Wer-       besten Sinne“, schloss sie ihre Laudatio.
ner Henning. Sein besonderer Gruß galt
                                              „Er ist mir immer als Freund und Kumpel
dem Freund und langjährigen Weggefähr-
                                              begegnet“, versicherte der niedersäch-
ten Lothar Kochs, dem Bürgermeister der
                                              sische Finanzminister Reinhold Hilbers.
Stadt Duderstadt, Wolfgang Nolte. Güntz-
                                              Wer fünfmal wiedergewählt werde, der
ler würdigte den enormen Einsatz Lothar
                                              genieße ein sehr hohes Vertrauen bei den
Kochs in all den Legislaturperioden: „Lo-
                                              Menschen und leiste stets eine gute Arbeit
thar Koch hatte immer eine große Nähe
                                              im Wahlkreis. „Lothar Koch besitzt ein be-
zu den Menschen und hatte ein Ohr für
                                              sonderes Gespür für die Menschen. Dies
sie. Zudem besaß er ein feines Gespür für
                                              ist seine Begabung, denn das kann man
sich entwickelnde Stimmungen“. Als be-
                                              nicht lernen.“
sonderen Erfolg würdigte er Kochs Einsatz
für den Erhalt des Standortes der Bundes-     Als einen echten Freund trotz der Politik
polizei in Duderstadt und die Rettung des     bezeichnete Sigmar Gabriel in einer be-
Wendebachstausees.                            achtenswerten Rede Lothar Koch. Er be-
Eichsfelder Heimatzeitschrift – Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart               161

schrieb den Menschen Lothar Koch mit           ich immer bewundert und geschätzt. So
dem Begriff „Compassion“. „Lothar kann         ist Lothar für mich ein väterlicher Freund
sich in einen Menschen hineinfühlen. Er        geworden.“
kann das Empfinden seines Gegenüber
                                               Lothar Koch ergriff nun selbst das Wort
nachvollziehen.“ Diese Eigenschaft zeich-
                                               und dankte allen für die Ehre ihres Be-
ne ihn aus. Sich in einen anderen hinein-
                                               suches. „Ich bin dankbar, dass man mir
fühlen, aber nicht jedem Recht geben,
                                               damals die Chance gab, noch einmal auf
das erkläre seinen Erfolg. „Lothar Koch
                                               einer anderen Bühne politisch tätig zu
ist im besten Sinne wertkonservativ, weil
                                               werden. Natürlich werde ich nun ein we-
er durch sein christliches Menschenbild
                                               nig den Reichtum der vielen menschlichen
geprägt ist“, so der ehemalige niedersäch-
                                               Begegnungen vermissen.“
sische Ministerpräsident.
                                                                  Hans-Helmut Herbold
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Dirk Toepf-
fer ging auf die schulpolitische Kompetenz     Am 14. Mai 2018 wurde Lothar Koch im
von Lothar Koch ein. Seine schulpolitischen    Gästehaus der niedersächsischen Lan-
Debatten besäßen einen hohen Sachver-          desregierung mit dem Verdienstkreuz
stand. „Du wärst sicherlich auch ein sehr      Erster Klasse des Verdienstordens der
guter Kultusminister geworden“, beschei-       Bundesrepublik Deutschland ausgezeich-
nigte Toepffer, wobei er Sigmar Gabriel        net. Der niedersächsische Wirtschaftsmi-
zu einem Zwischenruf animierte: „Bei mir       nister Bernd Althusmann (CDU) würdigte
wäre er es geworden.“ Dank richtete Toepf-     die Verdienste Kochs für seine Heimat
fer auch an Eva Koch, die ihn als Ehefrau      Südniedersachsen und das Eichsfeld und
immer unterstützt und getragen habe.           sagte u. a., Koch habe einen „herausra-
                                               genden Beitrag zur Politik und für unser
Professor Hans Georg Näder bereicher-
                                               Gemeinwesen geleistet“.
te die Festversammlung mit zahlreichen
Anekdoten, die er mit Lothar Koch erlebt       Redaktion und Herausgeber der „Eichs-
hatte. „Seine extreme Verlässlichkeit und      felder Heimatzeitschrift“ gratulieren recht
seine kluge, feinsinnige Strategie habe        herzlich zu dieser hohen Auszeichnung.

                                  Wir gedenken

         Wir trauern um Weihbischof em. Hans-Reinhard Koch
Weihbischof em. Hans-Reinhard Koch stand       wo er 1950 sein
im 89. Lebensjahr, im 63. Jahr seines pries-   Abitur ablegte.
terlichen und im 33. Jahr seines bischöfli-
                                               Im Mai 1950 be-
chen Dienstes.
                                               gann er das Phi-
Hans-Reinhard Koch wurde am 27. Novem-         losophisch-Theo-
ber 1929 in Leinefelde im Eichsfeld als Sohn   logische Studium
des Zahnarztes Adolf Koch und seiner Ehe-      im Bischöflichen
frau Maria geb. Schönen als drittes von fünf   Seminar in Fulda,
Kindern geboren. Von 1936 bis 1942 be-         um Priester zu
suchte er die Volksschule in Leinefelde. Von   werden. Am 17.
1942 bis 1947 war er in der Aufbauschule in    Juli 1955 wurde er
Heiligenstadt und wechselte 1947 nach Du-      im Erfurter Dom      Foto: Josef Keppler. Erfur-
derstadt in die Oberstufe des Gymnasiums,      zusammen mit         ter Dom, Pfingsten 2015.
164       Eichsfelder Heimatzeitschrift – Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart

„Mutterkirche des Eichsfeldes“, die evan-         auf das in Würde Geschaffene vermindert
gelische St.-Martins-Kirche, besonders am         vielleicht die Trauer ein wenig.
Herzen lag, wurde er 2001 Gründungsmit-
                                                  Als Freund und ehemaligem Kollegen blei-
glied des Fördervereins dieser ältesten
                                                  ben auch dem Autor dieser Zeilen unendlich
Heiligenstädter Kirche, welcher sich seither      viele erinnernde Momente an gemeinsame
der Sanierung und Erhaltung des wertvol-          Aktivitäten für immer im Gedächtnis: Heiteres
len gotischen Baudenkmals verpflichtet            und Ernstes, Nebensächliches und Entschei-
fühlt. Die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins      dendes, Problematisches und Erfolgreiches,
lag in den Händen von Heinz Scholle, des-         wozu zu Letzterem u. a. insbesondere die zu
sen Engagement Dr. Folker Schlesier, der          jener Zeit spektakulären Postkarten und Auf-
Vereinsvorsitzende, in Dankbarkeit und            kleber mit dem historischen Eichsfeldwappen
Hochachtung würdigte.                             sowie dem Eichsfeldlied 1988/89, die Minibü-
Dass ein Stuhl im Literaturmuseum „Theo-          cher zu Theodor Storms 100. Todestag 1988,
dor Storm“ nun endgültig leer bleibt, be-         die Veröffentlichungen von Dr. Erhard Müller
klagt in einem Nachruf die Vorsitzende des        zu eichsfeldischen Personen- und Ortsnamen
Stormvereins, Monika Potrykus, denn als           1988 und 1989, die Mundartpublikationen
Vereins- und Vorstandsmitglied sei Heinz          von Karl Leineweber aus Kassel 1988, der
Scholle eine „Stütze des Vereins“ und eine        erste Reprint der „Bau- und Kunstdenkmäler“
„unentbehrliche Hilfe“ gewesen. Sie versi-        von Rassow 1990, das erfolgreiche Mühen
cherte, er sei in dankbarer Erinnerung im-        um die „Heimkehr“ Tilman Riemenschneiders
mer bei seinen Stormfreunden.                     in seinen Geburtsort mittels Abgüssen von
                                                  Originalplastiken 1992, das Wappen- und
„Vacat“ sein, was im Druck- und Verlagswe-
                                                  Siegel-Buch des Landkreises 1997 zählen …
sen „fehlen“ heißt, wird Heinz Scholle aber
besonders seiner Frau Rosi, den Söhnen            Für die vielen Jahre des offenen, ehrlichen,
und deren Familien, doch die Erinnerung           produktiven und kritischen Miteinanders
an ein recht langes, wenngleich auch nicht        bleibt vor allem tiefe Dankbarkeit.
immer sorgenfreies Leben, sowie der Stolz                                      Josef Keppler

                         Berichte aus dem Eichsfeld

aus Meldungen der Thüringer/Eichsfelder Allgemeine, Thüringer/Mühlhäuser Allgemeine,
  Thüringische Landeszeitung/Eichsfelder Tageblatt, Eichsfelder Tageblatt (Duderstadt)
                        zusammengestellt von Edgar Rademacher

Anrode. Neun Teilnehmer eines Meisterkur-         Bickenriede. Das Feuerwehrhaus in Bicken-
ses der Schnitzschule Empfertshausen be-          riede hat einen 140 Quadratmeter großen An-
schäftigten sich im April unter der Leitung des   bau bekommen. Die Kosten dafür lagen bei
Hüpstedter Holzbildhauers Heinz Günther in        rund 120.000 Euro.
Kloster Anrode mit der Anfertigung von Groß-      Ende April wurde der aus Bickenriede stam-
plastiken.                                        mende Guido Funke in der Kirche „St. Georg
Berlingerode. Regelschüler und Kindergar-         und Juliana“ in Küllstedt von Weihbischof Rein-
tenkinder haben im April 525 Bäume gepflanzt.     hard Hauke zum Diakon geweiht.
Bernterode (Wipper). Im Kreise ihrer vier         Am 1. Mai firmte der Erfurter Weihbischof Rein-
Kinder, sechs Enkel und zehn Urenkel konnte       hard Hauke in der hiesigen St.-Sebastians-Kir-
Anfang Mai Maria Hartung ihren 100. Geburts-      che 32 Jugendliche aus Bickenriede, Büttstedt,
tag feiern.                                       Küllstedt, Wachstedt und Großbartloff.
Eichsfelder Heimatzeitschrift – Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart                    169

erweitern. Insgesamt besteht der Eichsfeld          So sind viele spannende Informationen, Rad-
Wanderweg künftig aus 13 Etappen mit 260            und Wanderwegekarten im Gepäck, wenn der
km Länge. Die Herausgabe einer neuen Bro-           HVE Eichsfeld Touristik das Eichsfeld auf Mes-
schüre und die Ergänzung der Beschilderung          sen und Aktionstagen präsentiert. Mit dem frisch
ist im Frühjahr 2018 vorgesehen.                    gedruckten Gastgeberverzeichnis geht es dieses
Mehr als 500 begeisterte Radfahrer eröffneten       Jahr auf zahlreiche Messen und Ausstellungen,
im vergangenen Jahr den ersten Abschnitt, die       überwiegend im Norden Deutschlands, aber
7,3 km lange Strecke des Kanonenbahn-Rad-           auch über die Grenzen hinaus. Da ein großer Teil
weges von Dingelstädt nach Küllstedt. Nur einen     unserer ausländischen Gäste aus den Benelux-
Monat später erfolgte die offizielle Übergabe des   Staaten kommt, ist dieses Jahr auch die Teilnah-
nächsten Abschnitts zwischen dem Bahnhof            me an einer Messe im belgischen Gent geplant.
Lengenfeld unterm Stein und Geismar. Für die-       Weitere Themen auf der HVE-Mitgliederver-
ses Jahr ist der Lückenschluss von Lengenfeld       sammlung waren die sehr gut frequentierten
nach Küllstedt geplant. Nach der Fertigstellung     „GenussBus-Touren“. Diese gehen auch über
wäre dann über die ehemalige Kanonenbahn            das Eichsfeld hinaus und verbinden Sehens-
eine direkte Verbindung von der Unstrut bei         wertes mit kulinarischen Genüssen. Die An-
Dingelstädt bis zur Werra bei Frieda geschaffen.    zahl der Touren wurde für 2018 von bisher fünf
                                                    auf elf Fahrten erhöht.
Das Eichsfeld hat viele interessante Ausflugs-
ziele. Deshalb ist es auch erfreulich, dass eine    Auch die Ausrichtung der nächsten Eichsfeld-
touristische Hinweistafel auf die Burg Han-         tage ist gesichert. Nachdem im Vorjahr Din-
stein in Friedland aufgestellt wurde. Für die       gelstädt ein toller Gastgeber war, hat sich
Zukunft könne der HVE sich in Niedersachsen         Obernfeld bereit erklärt, die Veranstaltung 2020
weitere touristische Beschilderungen auch           auszurichten. 2022 werden die Eichsfeldtage in
für den Bärenpark oder den Skywalk auf dem          Ershausen stattfinden.
Sonnenstein vorstellen.                                 Gerold Wucherpfenning, HVE-Vorsitzender

                        Kirche, Kultur und Traditionen

                               „Schönauer Goldengel“
                              Eine theologische Deutung
                                   von Dr. Torsten W. Müller
Nahezu jedes Dorf des Eichsfeldes hat einen         liche „Makel“ im katholischen Eichsfeld wird
Spitz-, Spott- oder Ortsnecknamen, mit dem          wohl dazu geführt haben, dass die Eichsfel-
die Einwohner durch die Nachbarorte aufge-          der spöttisch meinten, die Schönauer seien
zogen werden. Sie sind über Generationen            bereits jetzt schon engelgleich, quasi in der
hinweg überliefert und liegen meist nur in der      Sphäre des Göttlichen, hätten also keine Kir-
mundartlichen Fassung vor. Es gab die unter-        che und keine Sakramente nötig.
schiedlichsten Gründe oder Gelegenheiten,
den Bewohnern einen Spottnamen anzu-                            Was sind Engel?
hängen: humorvolle Begebenheiten, Stärken           Dieser Spitzname birgt in sich aber viel mehr
und Schwächen Einzelner oder Gruppen von            Theologisches als man auf den ersten Blick
Ortsbewohnern. Im Zuge der 700-Jahrfeier            sehen kann. Alle Engel sind geistähnliche,
Schönaus in diesem Jahr soll nun erstmals           körperlose Wesen und Boten Gottes. Die
eine Deutung des Ortsnecknamens „Schönau-           Engel haben nur einen Geist, die Menschen
er Goldengel“ erfolgen.                             aber einen Geist und einen Leib zugleich. Alle
Neben Bebendorf ist die Gemeinde Schönau            Angaben zum „Aussehen“ der Engel sind in
der einzige eichsfeldische Ort, der keine eige-     diesem Sinne irreal: Sie besitzen weder Flü-
ne Kirche oder Kapelle besitzt, in der Gottes-      gel noch Geschlecht, weder Leib noch Klei-
dienst gefeiert werden kann. Dieser vermeint-       dung, weder Stimme noch Gestalt. „Engel“
Eichsfelder Heimatzeitschrift – Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart           171

                      Das historische Eichsfeldfoto

Postkarte von 1903 aus Lutter. Sammlung Heino Kühn (1945–2016).

Ansichtskarte vom Seeburger See, um 1935. Verlag A. Mecke, Duderstadt. Sammlung Heino Kühn.
172         Eichsfelder Heimatzeitschrift – Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart

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Urkundliche Geschichte des Geschlechts der                tes Heiligenstadt, von Torsten W. Müller, Duderstadt
von Hanstein, im Eichsfeld, in Preußen (Provinz           2010, Format 16 x 23,5 cm, 144 Seiten, klebegeb.
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J. Keppler. Hg. H. Mecke, Duderstadt 2007, Format         Das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Beuren
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von G. Siedbürger. Hg. Landkreis Göttingen, Duder-
                                                          zienserinnenklosters Teistungenburg, von H.
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Hanstein, Ludwigstein, Teufelskanzel und das
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                        Aus den Eichsfelder Vereinen

   Verein für Eichsfeldische
Heimatkunde zur Jahrestagung
         in Kalteneber
Die mit viel Liebe restaurierte Fachwerk-
fassade in Kaltenebers Rodegasse 6/Ecke
Bergstraße mit dem Gebälk in leuchtendem
Ochsenblutrot sowie den hübschen Spitzen-
Gardinen in den Fenstern zog im Vorfeld der
Jahreshauptversammlung des Vereins für
Eichsfeldische Heimatkunde (VEH) am 24.
März nicht nur die Blicke von Teilnehmern aus      Kaltenebers Ortschronist Bernhard Lange (2.
dem Eichsfeld und anderen Regionen auf sich.       von rechts) vermittelte den Gästen beim Orts-
Denn überaus nachdenklich stimmte die Gäste        rundgang Einzelheiten zur Geschichte des
die tragische Geschichte des Hauses und de-        Eichsfelder Höhendorfes. Foto: Reiner Schmalzl.
ren Bewohner, an die Ortschronist Bernhard
Lange erinnerte. Kaum seien die Bewohner um
                                                   von jeder Hufe 4 Hühner, zu Ostern 5 Schock
Weihnachten 1952 in den Westen geflüchtet,
                                                   Eier sowie zu Pfingsten 24 Käse liefern. So gilt
habe auch schon der junge DDR-Staat seine
                                                   das Dokument vom 30. März 1318 als urkundli-
Hand auf das Gehöft ausgestreckt. Im April
                                                   che Ersterwähnung von Kalteneber und Anlass
1953 ist darin dann eine der ersten Landwirt-
                                                   für die 700-Jahr-Feier vom 29. Juni bis 10. Juli.
schaftlichen Produktionsgenossenschaften
(LPG) des Eichsfeldes gegründet worden.            Inoffizieller Auftakt der Jubiläumsfeiern bilde-
„Jetzt haben wir wieder ein Kleinod“, sagte        te am 24. März der Jahrestreff der Eichsfelder
Bernhard Lange über das schicksalhafte Haus        Heimatkundler im Gasthaus „Angerschenke“.
mit einer Inschrift aus dem Jahre 1749.            Ortsteilbürgermeister Karl-Heinz Staufenbiel
                                                   wertete die Tagung als eine Ehre für den Ju-
Auch die anderen Stationen des Rundgangs
                                                   biläumsort. Gleichzeitig verwies der Ortschef
durch das Höhendorf mit dem Ortsteilbürger-
                                                   auf die Jubiläen „150 Jahre Neubau der Kirche“
meister Karl-Heinz Staufenbiel und dem Orts-
chronisten Bernhard Lange vermittelten den         und „250 Jahre Kaltenebersche Klus“, die ihre
Heimatkundlern und Gästen Einblicke in des-        Schatten vorauswerfen würden.
sen spannende Geschichte. So war manchem           Nachdem Peter Anhalt als Vorsitzender des
Gast bislang unbekannt, dass Kalteneber der        VEH einige Schlaglichter des Vorjahres noch-
Geburtsort des Rektors, Seminarlehrers und         mals Revue passieren ließ, ging er auf aktuelle
Schulrates Dr. Lorenz Kellner (1811–1892) ist.     Forschungsprojekte und vorgesehene Exkursi-
Der größte Sohn des Dorfes hat im 19. Jahr-        onen ein. Als erste Publikation des derzeit 465
hundert den Unterricht in der deutschen Spra-      Mitglieder zählenden Vereins in diesem Jahr
che revolutioniert und setzte sich vehement        erschien das Buch „Geheimnisvolle Brunnen
für die gesellschaftliche und wirtschaftliche      und Gewässer im Eichsfeld und in den angren-
Hebung des Lehrerstandes ein.                      zenden Gegenden“ von Kurt Porkert im Mecke-
Auf packende Weise gab Dr. Torsten W. Müller       Verlag. Das 204 Seiten umfassende Werk kam
als Leiter des Eichsfeld-Museums in Heiligen-      damit pünktlich zu Ostern heraus, denn zu dem
stadt Einblicke in Kaltenebers Vergangenheit,      Fest spielen Brunnen und Wasser ja eine be-
das mit einem Einkünfteverzeichnis des Amtes       sondere Rolle. Intensiv wird von Ortschronisten
Rusteberg aus dem Jahre 1318 ins Licht der         und Heimatkundlern beispielsweise die Quel-
Geschichte trat. Damals verfügte der Mainzer       lendokumentation „Das Eichsfeld im Ersten
Erzbischof über 5 Hufen Land, und die Bewoh-       Weltkrieg“ unterstützt, die am Jahresende als
ner Kaltenebers mussten an den Festen St.          Buch vorliegen soll.
Walpurgis und St. Michael jeweils 11 Schillinge,                                  Reiner Schmalzl
182       Eichsfelder Heimatzeitschrift – Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart

                                           Mundart

                                     Hauredder Klippen
                                      von Karlheinz Stephan
Minn Nabberderfchen läät zofreden                   viellichte insgeheim gehielt,
am Oahmbarge, genannt Hauröden.                     wanne wiet uss dar Fremde koamb
„Hauredder Klippen“ heißen dort                     un wädder Obbschied von hier noahmb.
de Felsen äwwer‘m kleinen Ort.
                                                    Un wanne none wagggegähn,
Se lichten bis ins Harzer Land
                                                    blebb de Arinnerung bestähn,
un sin bi Groaß un Klein bekannt.
                                                    dasse do mol oben stund,
War äs do woll noach nich gewaast?                  das Harzer Bargland sichte kunnt.
Soa mannicher uus manchem Naast,                    Hier kamme veeles äwwerblicke,
hät do ganz garne mol verwielt,                     das Herze schwelget do im Glicke.

Anmerkung
Die 512 m hohen Hauröder Klippen lassen sich gut von Hauröden aus erklimmen und sind
wegen der markanten Felsen und der guten Aussicht ein beliebtes Wanderziel. Bei klarer Sicht
werden die Anstrengungen des über 180 Höhenmeter führenden Aufstieges mit einem Blick auf
den Brocken, die Bleicheröder Berge und sogar auf das Kyffhäuserdenkmal belohnt.

                  Eine komische, ower doch ernste Situation
            Dorower vertellt eine kleine Jeschichte ut dän Johre 1945
                                         von Helga Dohnt

Dä Front kimmet immer näher up dat Eichsfeld        Ower der Junge hart nich up, denn hei het
tau.                                                richtich Schpass an sin Schpele. Un do passert
Alle Lie sin in heller Uprejunge, weil bi dän       up emmol wat ganz Furchtbores: Einer von dän
Kriechshandlungen sogor schun in kleinen            Panzern blifft tatsächlich jenau vor ehrn Huse
Derpern Minschen imme ehr Lem ekom sin.             schton, ein junger Mann in Uniform schticht
Wer weit, wat alles passern kann, wenn der          ut un kimmet ower dän Hoff tar Husdeer rin!
Ami, also der „Feind“, ok hierher kimmet!           Dä Kingere schpringet vor luter Angest von
Un denn is hei up emmol do. Et is der 20 April      ehrn Schteueln un lopet ganz schnelle von der
1945. In einen Eichsfeldderpe schtot ein 8-jähri-   Schtom ut dorch eine Komer in dä Kichen.
jes Meken un ein Junge von 7 Johrn up zwei          Der „Feind“ het dat natürlich ehart un kimmet
Schteueln in ehrer Schtom an dän Fenstere un        gliek von dän Flure ut in dä Kichen. Do schteit
beobachtet jeschpannt, wie schtändich ameri-        hei nune vor dän beiden un mutt me anseien,
konische Panzer in langen Reihen hingereinan-       wie se vor Angest ehre Arme hochrietet un
der dorch dä Hauptschtroten fohrt. Der Junge        furchtbor lut te hieln anfänget.
feuelt sek hinger dän Fenstere ziemlich sicher,     „No, no, no!“ Dat is dat Einzije, wat der junge
wie dat bi Kingern so is. Ower dat Meken het
                                                    Mann seen kann, denn mit sowat het hei nich
von der Uprejunge der älderen Lie schun ein
                                                    ereket.
betchen wat meekren un kucket ganz ängstlich
tau, wie der Junge in bester Schpellaune dän        Do geit tan Glicke dä Husdeer up, un dä Mutter
Panzern taureppet: „Ei, holt an! …Los, anholn!      von dän beiden Kingern kimmet tar Deer rin,
…Ower du, bliff endlich schton! …“                  sitt, wat do lose is un kucket furchtbor upjereet
„Mensch, lott dat sin!“ secht dat Meken, dat        dän Soldoten an. Wat wert der woll moken?
nune doch schun ganz schene Angest ekren            Doch der moket erst mol gor nischt, kucket nur
het. „Dat sin doch Amis, un dä Amis sin unse        dä Froue an un zeijet denn up dän Jungen un
Feinde.“                                            dat Meken, wobie hei weer secht: „No, no!“
Eichsfelder Heimatzeitschrift – Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart                     183

Un denn, endlich, frecht hei: „Have you Hitler-     ganz ernst: „Nä, tan Lachen was dat eijentlich
Bilder? Have you Nazi-Flaggen?“                     domols alles nich, wenn man bedenket, dat in
Weil dä Froue mit dän Koppe schettelt, draht        derselben Tiet andere Kingere up der Flucht
hei sek imme un hauet, so schnelle, wie hei         weern, ehre Heimat un vielleicht ok ehre Mutter
kann, aff …                                         un ehrn Voter verlorn het!
Jetz sin dä Kingere von domols ole Lie. Hite        Un eijentlich is et traurich un eine grote Schan-
sittet dä beiden weer tesam un ungerholt sek        de, dat jetz schun weer Kingere in Kriechsje-
ower dä Vergangenheit: „Weißte noch, wie mi         bieten wohnt un flüchten meet.“
uns 1945 ‚ergem‘ het?“                              „Dat schtimmet. – Der Kriech is wat ganz
„Jou, dat was schun eine komische Situation“,       Schlimmes, besonders for dä kleinen Lie un
meint der nune äldere Mann un grinset ein           ehre Kingere!“
betchen vor sek hen. Ower dä Froue antwort

                                  Buchvorstellungen
Sarah Löser, Thomas T. Müller: Luthers unge-        einer reinen
liebte Brüder. Alternative Reformationsideen        Lutherdekade
in Thüringen. Mühlhäuser Museen, Kleine             „verkommen“.
Schriften Band 3, Mühlhausen 2018 104 Sei-          In dieser ha-
ten, mit 61 meist farbige Abbildungen, ISBN         ben weder Lu-
978-3-935547-73-4, 9,95 Euro.                       thers Mitstrei-
Nachdem nunmehr die ursprünglich bis 31.            ter, noch seine
Oktober 2017 befristete Sonderausstellung der       über ihn hin-
Mühlhäuser Museen im Bauernkriegsmuseum             ausgehenden
Kornmarktkirche anlässlich des Reformations-        Weggefährten,
jubiläums 2017 auf unbefristete Zeit verlängert     von denen er
wurde, konnte nun auch ein gut illustrierter Aus-   sich dann mit
stellungsführer für diese sehenswerte Ausstel-      aller Rigoro-
lung in zwei Sprachen, nämlich in Deutsch und       sität trennte,
Englisch, herausgebracht werden. Mit diesem         noch die Re-
Band ist dem Besucher ein kleines Werk an           formbewegun-
die Hand gegeben, welches die an sich schon         gen in der „alten“ Kirche eine angemessene
gut gestaltete Ausstellung noch besser erleb-       Berücksichtigung gefunden. Es dominierte der
bar macht. Außerdem ist er bestens geeignet,        Lutherzentrismus.
sich mit Inhalt und Objekten dieser Ausstellung     Ohne Größe und Bedeutung Luthers zu
auch im Nachhinein auseinanderzusetzen.             schmälern, hätten auch diese eigentlich ih-
Durch die Zweisprachigkeit ist er im Besonde-       ren Platz in der Reformationsdekade finden
ren für die ausländischen Besucher eine will-       müssen, zumal auch die Reformation niemals
kommene Hilfe, alles nachzuvollziehen.              das Werk eines Einzelnen gewesen ist. Müller
Bemerkenswert ist die vom Direktor der Mühl-        setzt sich mit diesen Fragen intensiv ausein-
häuser Museen, Thomas T. Müller, verfasste          ander, um sich dann den „ungeliebten Brü-
Einführung in die Ausstellung. Immerhin ist sie     dern Luthers“ in Thüringen zuzuwenden. Hier
im Rahmen der Reformationsdekade konzipiert         seien nur Thomas Müntzer, Heinrich Pfeiffer,
und realisiert worden, um damit auch einen Bei-     Konrad Grebel, Jakob Strauß oder Matthäus
trag zur Dokumentation von Breite und Vielfalt      Hisolidus genannt. Er kommt zum Schluss,
des reformatorischen Geschehens in der ersten       dass alle diese Persönlichkeiten verdienen,
Hälfte des 16. Jahrhunderts zu leisten. In der      „endlich als das wahrgenommen zu werden,
Reformationsdekade 2007 bis 2017 ist man            was sie wirklich waren: bedeutende Theolo-
diesem Anliegen eigentlich nicht gerecht ge-        gen der Frühzeit der Reformation, die einen
worden, ist doch die Reformationsdekade zu          alternativen Weg zu Luthers Reformation von
186       Eichsfelder Heimatzeitschrift – Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart

Das Walkenrieder Urkundenbuch liegt in einer       Unter den siegelführenden Edelherren finden wir
vorzüglichen Neubearbeitung von Josef Dolle in     die Herren von Ascherode, von Asla, (Orschel),
zwei Bänden vor und reicht von den Anfängen        Bodungen, Bülzingsleben, Desingerode, Esplin-
bis zum Jahre 1500.1 Nunmehr werden die Sie-       gerode, Immingerode, Rengelrode, die Rieme
gel, die sich an den Urkunden des Urkunden-        von Allerberg, Seulingen und von Johannes von
fonds des Klosters Walkenried im Staatsarchiv      Bodenstein. Als bürgerlicher Siegelführer ist
Walkenried befinden, in Wort und Bild vorge-       Cord von Minnigerode vertreten. Natürlich sind
stellt. Neben der jeweiligen Abbildung werden      auch Siegel der Stadt Duderstadt und das Siegel
genau beschrieben Format, Legende, Beschrei-       der Stadt Worbis von 1255 vertreten.
bung, Datierung, Klassifikation der Siegel. Au-    Wir finden hier also eine reiche Ausbeute von
ßerdem wird ein umfangreicher Kommentar, der       eichsfeldischen Siegeln im Bild und detaillierter
Raum für alle Informationen und Bewertungen        Beschreibung, wie sie bisher in der Eichsfelder
nicht nur des Sieges selbst, sondern auch sei-     Literatur nicht existiert. Außerdem kann man die
nes Gebrauchs und seiner Wirkungen sowie zur       übrigen behandelten Siegel nutzen, um deren
Person des Siegelführers gibt, geboten.            Auftreten an das Eichsfeld betreffenden Urkun-
Die Siegel werden nach geistlichen Siegelfüh-      den, z. B. im Eichsfelder Urkundenbuch, vor Au-
rern, Herrschern und adligen Siegelführern und     gen führen zu können. Es ist ein hervorragen-
bürgerlichen Siegelführern gegliedert; diese       des Buch, das gehörige Beachtung im Eichsfeld
Hauptgruppen werden jeweils nach weiteren          finden sollte. Der Preis ist bei Umfang, Qualität
hierarchischen Gruppen unterteilt, geordnet        und Inhalt der Publikation noch sehr günstig. Das
und dargeboten. Unter den geistlichen Siegel-      Buch darf allen an der Eichsfelder Geschichte des
führern befinden sich nicht nur Päpste und die     Mittelalters und der frühen Neuzeit Interessierten
für das Eichsfeld besonders interessanten Sie-     sehr empfohlen werden.            Paul Lauerwald
gel der Mainzer Erzbischöfe, sondern auch des      1   Josef Dolle: Urkundenbuch des Klosters Walkenried. Band 1
Heiligenstädter Stifts „St. Martin“, der Klöster       Von den Anfängen bis 1300. Veröffentlichungen der Historischen
                                                       Kommission für Niedersachsen und Bremen 210, Quellen und
Gerode und Beuren, des Duderstädter Plebans            Forschungen zur Braunschweigischen Landesgeschichte Band
Ludolf sowie der vom Eichsfeld stammenden              38, Hannover 2002; Band 2 Von 1301 bis 1500. Veröffentlichun-
                                                       gen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bre-
Geistlichen Friedrich von Rusteberg und Jo-            men 241, Quellen und Forschungen zur Braunschweigische
hannes von Rengelrode.                                 Landesgeschichte Band 45, Hannover 2008.

                                         Leserbrief
      Von unnötigen Tabus in der                   schichte belassen, als wenn das exakte Be-
            Heimatkunde                            nennen einem Sakrileg gleichkäme?
In der letzten Ausgabe der Eichsfelder Hei-        Nachdem nun ein gutes Menschenalter ver-
matzeitung befasste sich Felix Tasch mit           gangen ist, sollte man sich nun endgültig all-
den letzten freien Reichstagswahlen 1933 im        gemein durchringen, die NS-Zeit in ihrer Gänze
Eichsfeld1 und einer damit verbundenen Folge:      aufzuzeigen sowie Ross und Reiter klar zu be-
dem erzwungenen Wechsel von Amtsträgern.           nennen. Es geht nicht darum, jeden „kleinen“
Dabei geht er auf seinen Heimatort Küllstedt       SA-Mann und auch den letzten „Parteigenos-
ein, wo „ein Gemeinderatsmitglied“ Amtsvor-        sen“ namentlich aufzulisten. Aber bei Amts-
steher und schließlich Schulze wurde. Dies         trägern und Leitungspersonal ab Ortsebene
ist eines von vielen Beispielen einer nach wie     aufwärts sollte es keine Tabuisierung geben.
vor in der Eichsfelder Heimatkunde weit ver-       Warum hat man Angst davor? Hat man Angst
breiteten Praxis: Warum anonymisiert man           vor Verleumdungsklagen? Amtsträger hinter-
73 Jahre nach Kriegsende, 85 Jahre nach der        ließen oft viele öffentlich zugängliche Doku-
Machtübernahme noch immer die betreffenden         mente, auf denen ihr Name klar und deutlich
Personen? Warum werden sie noch heute in           steht. Stolz stand ihr Name in Pressemittei-
vielen Chroniken etc. mit nichtssagenden De-       lungen. Die zeigt man dem Nachfahren als
monstrativpronomina vage angedeutet oder           Quelle vor – dann ist es keine Verleumdung,
gar verschwiegen und so im Nebel der Ge-           sondern ein unumstößlicher Fakt, der zudem
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