Vertrautes und Neues der Heimatvereine im Kreis Steinfurt - Ausgabe: 23 | Dezember 2018 - Kreisheimatbund Steinfurt

Die Seite wird erstellt Yanick Kern
 
WEITER LESEN
Vertrautes und Neues der Heimatvereine im Kreis Steinfurt - Ausgabe: 23 | Dezember 2018 - Kreisheimatbund Steinfurt
a tb u n d
                                                   im                Steinfurt e.V.

                                          e
                                       K re is h

Vertrautes       und   Neues
der Heimatvereine im Kreis Steinfurt
Ausgabe: 23 | Dezember 2018
Vertrautes und Neues der Heimatvereine im Kreis Steinfurt - Ausgabe: 23 | Dezember 2018 - Kreisheimatbund Steinfurt
© Thorsten Schulz | www.rheinefotografie.de
Vertrautes und Neues der Heimatvereine im Kreis Steinfurt - Ausgabe: 23 | Dezember 2018 - Kreisheimatbund Steinfurt
INHALTSVERZEICHNIS

Grußwort Dr. Klaus Effing.................................................................. 5
Grußwort Reinhild Finke.................................................................... 6
Beendigung des Bergbaues.............................................................. 9
Schicht im Schacht ruft Erinnerungen wach......................................11
Recker Buchholz Wiege des Bergbaues...........................................22
Das Nasse Dreieck -
Eine besondere Verbindung zum Bergbau........................................27
Der Kohlenhobel................................................................................28
Das Tscherpermahl............................................................................30
Bergbauliche Traditionsgruppen........................................................31
Brauchtumsgruppen des Kreises zu Gast in Mettingen....................33
Brauchtumspreis 2017......................................................................35
Volkstanz ist bunt..............................................................................37
Münsterlandtag in Vreden ................................................................38
Sanierung u. Erhaltung von Wegekreuzen und Bildstöcken ............39
Westfalentag in Brilon .......................................................................40
„Alles im grünen Bereich“..................................................................44
Mitgliederversammlung 2018 in Greven............................................46
Digitalisierung im Kreisheimatbund Steinfurt.....................................48
Heimatministerin Ina Scharrenbach im Tecklenburger Land ............50
Shanty-Chor Gimbte e.V. .................................................................53
„Kloppe, kloppe, Ringelkes“.............................................................54
„Das Tor zur Altstadt“ ........................................................................56
Termine 2018.....................................................................................57
Fachbereichsleiter Kreisheimatbund.................................................58
Das Redaktionsteam ........................................................................59
Vertrautes und Neues der Heimatvereine im Kreis Steinfurt - Ausgabe: 23 | Dezember 2018 - Kreisheimatbund Steinfurt
Vertrautes und Neues der Heimatvereine im Kreis Steinfurt - Ausgabe: 23 | Dezember 2018 - Kreisheimatbund Steinfurt
Liebe Leserinnen und Leser,
                       liebe Heimatfreundinnen und Heimatfreunde,

                       Vertrautes zurücklassen und Neues beginnen – so geht
                       es den Bergleuten der Steinkohlezeche in Ibbenbüren:
                       Es ist Schicht im Schacht. Mit der Schließung des
                       nördlichsten Steinkohlebergwerks erfahren die Kumpel
                       einen neuen Abschnitt in ihrem Leben. Grund für
                       Autoren in dieser Ausgabe an die Geschichte des
                       Bergbaus zu erinnern. Mir gefällt, dass auf diese Weise
                       der Situation der Kumpel Respekt gezollt wird.

Erinnerungen werden auch bei manch einem mit den Artikeln über die
Veranstaltungen des vergangenen Jahres geweckt. Diejenigen, die nicht beim
Münsterlandtag, Westfalentag oder der Mitgliederversammlung dabei sein
konnten oder die Termine verpasst haben, können sich immerhin einen
Eindruck von den Veranstaltungen machen. Außerdem gibt es u. a. Neuigkeiten
zur Sanierung und Erhaltung von Wegekreuzen und Bildstöcken über die sich
Eigentümer sicherlich freuen.

Für alle neu ist die Heimatförderung durch das Landesministerium für Heimat,
Kommunales, Bau und Gleichstellung. Mit rund 150 Millionen Euro fördert das
Land bis 2022 Initiativen und Projekte, die der Gestaltung der Heimat vor Ort
dienen und somit die lokale bzw. regionale Identität stärken. Diese Chance
sollten sich unsere vielen engagierten Heimatvereine, Organisationen und
Initiativen im Kreis Steinfurt auch im Jahre 2019 nicht entgehen lassen! Die
Stabsstelle Landrat informiert Sie gerne über die Heimatförderung. Bevor Ihr
Verein einen Antrag bei der Bezirksregierung Münster stellt, können Sie sich
bei Fragen gerne dort melden.

Ich freue mich auf unsere Begegnungen im nächsten Jahr und wünsche
Ihnen und Ihren Familien für 2019 das Beste - vor allem Gesundheit!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Klaus Effing | Landrat
Vertrautes und Neues der Heimatvereine im Kreis Steinfurt - Ausgabe: 23 | Dezember 2018 - Kreisheimatbund Steinfurt
Liebe Heimatfreundinnen und
Heimatfreunde,
von einem herrlichen Sommer und einem sonnigen
Herbst haben wir uns schrittweise verabschiedet.
Ja, die Zeit sie eilt!
Mit Höhen und Tiefen hat ein jeder auf seine Art
dieses Jahr erlebt.
Nun heißt, es mit riesen Sprüngen dem
Weihnachtsfest entgegen zu eilen.
Heute möchte ich mich bei Ihnen für Ihr Engagement
in Ihrem Ort aber auch auf Kreisebene bedanken;
ebenso für die vielen guten und auch fruchtbaren
Gespräche.
Ihre Bereitschaft Brauchtum und Heimatpflege zu
hegen und zu pflegen ist eine großartige Aufgabe
zum Wohle unserer Gemeinschaft!
Diese gemeinschaftlichen Aktivitäten haben uns
wieder mal ein Stück näher gebracht.
Darüber freue ich mich.
Vertrautes und Neues der Heimatvereine im Kreis Steinfurt - Ausgabe: 23 | Dezember 2018 - Kreisheimatbund Steinfurt
Eine japanische Weisheit sagt:

   Jeder will unbedingt etwas Großes leisten,
     obwohl das Leben hauptsächlich aus
               Kleinkram besteht.

Ein gesegnetes und frohes Weihnachtsfest
sowie ein gutes, erfolgreiches Jahr 2019
wünscht Ihnen von ganzem Herzen

Ihre Reinhild Finke
Vertrautes und Neues der Heimatvereine im Kreis Steinfurt - Ausgabe: 23 | Dezember 2018 - Kreisheimatbund Steinfurt
8
Vertrautes und Neues der Heimatvereine im Kreis Steinfurt - Ausgabe: 23 | Dezember 2018 - Kreisheimatbund Steinfurt
Beendigung des
 Bergbaues
 Autoren:
 Reinhold Donnermeyer, Mettingen
 Robert Herkenhoff, Recke

Im Dezember 2018 schließt die Zeche
RAG Anthrazit Ibbenbüren GmbH. Da-
mit endet auch die über 500 Jahre alte
Geschichte des Steinkohle-Bergbaues
im Ibbenbürener Steinkohlenrevier. Es
ist das Ende einer Ära, die das nörd-
liche Tecklenburger Land und ihre
Menschen in den Bergbaustädten und
Bergbaugemeinden geprägt hat. Ein
schwerer Abschied. Wir möchten das
Ende des Bergbaues zum Anlass neh-
men, einen Einblick in die Geschichte
des Ibbenbürener Bergbaues zu ge-
ben, ohne Anspruch auf die gesamte
Darstellung bergmännischer Abläufe
oder begleitender Ereignisse. In eini-
gen Bergbaugemeinden haben bis Re-
daktionsschluss Abschiedsveranstal-
tungen stattgefunden, weitere werden
folgen.

Einladen möchten wir, Beiträge zu er-
gänzen.

                                         9
Vertrautes und Neues der Heimatvereine im Kreis Steinfurt - Ausgabe: 23 | Dezember 2018 - Kreisheimatbund Steinfurt
Übersicht des Bergwerkes Ibbenbüren | Quelle: DSK Anthrazit Ibbenbüren GmbH

         Ibbenbürener Anthrazitlagerstätte | Quelle: DSK Anthrazit Ibbenbüren GmbH

10
SCHICHT IM
 SCHACHT ruft
 ERINNERRUNGEN wach.
                                          Der Ibbenbürener Steinkohlen-
 Autor: Reinhold Donnermeyer              bergbau und seine 500 Jahre
                                          alte Geschichte.

  Ein Hirte hütete vor langer, langer Zeit auf dem Schafberg im Tecklenbur-
  ger Land seine Herde und zündete zum Abend ein Feuerchen an, um sein
  Süppchen zu kochen und um sich zu wärmen. Nach der Übernachtung in
  seinem Unterschlupf staunte er am anderen Morgen, dass sein Feuerchen
  noch brannte. Er ging der Sache nach und wunderte sich, dass schwarze
  Steine brannten. Er rief das germanische Wort „Kula“. Ja, es war der Brenn-
  stoff Kohle.

                                                                      Legende

Die bekannte Entstehung der Kohle vor     lichen Tiefen liegen, sind dadurch im
300 Millionen Jahren in Europa und da-    Tecklenburger Land in den abbaumög-
rüber hinaus verbietet eigentlich einen   lichen Bereich gekommen. Das hoch
Abbau in unserer Gegend, weil das im      gedrückte Gebirge wurde in Millionen
Norden Deutschlands große Überde-         von Jahren abgetragen und verursach-
ckungsgebirge der Karbonschichten         te, dass das fehlende Deckgebirge eine
sie in über 7000 Meter Tiefe versenkte.   Auskühlung beschleunigte und eine
Dennoch erstreckt sich über eine Flä-     günstige geothermische Tiefenstufe
che von ca. 60 Quadratkilometern die      von 1,5° pro 100 Meter bewirkte. Ne-
Möglichkeit der Kohlengewinnung. Ja,      gativ war: Das dieses Fehlen auch das
die Kohlenflöze beißen sogar an eini-     Eindringen des Oberflächenwassers
gen Stellen an der Oberfläche aus.        begünstigte.
Vor ca. 80 Millionen Jahren drückten
riesige Kräfte aus dem Erdinneren Ge-     Die seinerzeit entstandene große Teufe
steinsmassen der darüberliegenden         der Karbonschicht wirkt sich positiv auf
Erdschichten hier im Ibbenbürener         die hiesigen Kohlevorkommen aus. Der
Raum das Gebirge einige 1000 Meter        Druck der Erdschichten, die Erdwärme
empor. Die Flöze die erdgeschichtlich     der Teufe und die Hitze des nicht zu-
zum Ruhrkarbon zählen und hier nor-       tage getretenen Vulkans, dem soge-
malerweise in den nicht abbaumög-         nannten Bramscher Intrusiv, haben den

                                                                                11
Inkohlungsprozess beschleunigt und         „Bockradener Graben“, getrennt. Den
eine Veredlung der Kohle hervorgeru-       westlichen Teil bildete der Dickenberg
fen. Es ist die bekannte Ibbenbürener      und den östlichen Teil nannte man den
Anthrazit Kohle. Sie hat wenig flüchti-    Schafberg. Im später namentlich ge-
ge Bestandteile und einen hohen Koh-       änderten Abbaugebiet nannte man es
lenstoffgehalt von 90,5%, Aschegehalt      Ostfeld und Westfeld. Anfangs wurde
4%, Schwefelgehalt 0,7%, flüchtige         die bergmännische Tätigkeit im Ne-
Bestandteile 5,5% (waf), und der Wär-      benerwerb von den Bauern und Heu-
meinhalt beträgt 7700 kcal/kg.             erleuten ausgeübt. Ein sogenannter
                                           Grundeigentümerbergbau. Bei den
Wann der Abbau der Kohlenflöze, die        ersten Schürfungen gab es noch keine
hier 150 Meter über NN am sogenann-        Wasserabführstollen. Wasser, Kohlen
ten Schafberg (Ibbenbürener Hochpla-       und Berge mussten mit Handhäspel
teau) zu Tage treten, begonnen hat, ist    gefördert werden. Später, Ende des
nicht genau bekannt. Über die ersten       16ten Jahrhunderts, wurden Stollen für
schriftlichen Nachweise vor ca. über       die Wasserabfuhr sowie für den Kohle-
500 Jahren wird im zweiten Teil von        transport aufgefahren. Der Dickenber-
Robert Herkenhoff berichtet.               ger Oberstollen wurde bereits von 1691
Nachweislich gibt es auch um 1600 Ver-     bis 1697 mittels Bohr- und Sprengarbeit
wendung von Kohlen bei den Schmie-         aufgefahren. Die Kohle war in dieser
den, in Rheine beim Salzsieden, in der     Zeit gefragt und führte an vielen Orten
Eisengießerei Gravenhorst und einige       zum unkontrollierten Raubbau. Dieses
andere, die hier nicht im Einzelnen auf-   änderte sich, als der Staatsbergbau ein-
geführt werden.                            geführt wurde. Das Königreich Preußen
                                           hat sich 1702 die Obergrafschaft Lingen
                                           und 1707 die Grafschaft Tecklenburg
Die Anfänge                                einverleibt. Ab 1747 wurde dann der
                                           Steinkohlenbergbau intensiviert und in
Die ersten Schürfversuche, das Gra-        königlicher Regie übernommen. Der
ben der Kohle in den ausbeißenden          Kohlenabsatz wurde geregelt und In-
Flözen, war sehr mühsam, weil tech-        dustriewerke wie Stahl (Gravenhorst)
nische Ausrüstungen vor ca. 500 Jah-       oder Salinenenbetriebe (Gottesgabe in
ren kaum zur Verfügung standen. Der        Rheine und Rothenfelde) wurden bevor-
Abbau erfolgte im Tagebau oder durch       zugt beliefert. Der große Holzverbrauch
sogenannte Grabungen in leitertiefen       im Bergbau führte zu Engpässen beim
Gruften. Einige Grablöcher, sogenannte     Heizen in den Privathaushalten. Das
Pingen, sind heute noch Zeitzeugen im      Brennholz wurde immer teurer und
hiesigen Bereich.                          man beschaffte sich hierfür auch Koh-
                                           le. 1770 wurde das Tecklenburger-Lin-
Das Abbaugebiet dieses Hochplateaus        gensche Bergamt gegründet. Fremde
wird durch eine große Verwerfung, den      Bergleute mit bergmännischen Kennt-

12
nissen wurden angeheuert. Das Ver-
langen nach Kohle im Industriezeitalter
verlangte eine weitsichtige Bergbaupla-
nung für den Ibbenbürener Bergbau.
Wasserlösungsstollen wurden im gro-
ßen Maße aufgefahren. Auf der Zeche
Glücksburg kam 1825 die erste Dampf-
fördermaschine zum Einsatz. Es war
auf dem Abendsternschacht, den man
auch wegen der eingeführten Technik
den Maschinenschacht nannte. Immer                                    Von-der-Heydt-Schacht

mehr große Bergwerksanlagen wurden
gebaut. Die ehemaligen Schachtgebäu-
de sind mit Ibbenbürener Sandstein im
damalig aufwendigen Baustil gebaut,
bis heute erhalten und stehen unter
Denkmalschutz.

                                                                   Von- Oeynhausen-Schacht

                                               Es sind die Schachtgebäude von:
                                               Der Beustfeld-Schachtanlage (1841),
                                               benannt nach dem Oberamtmann Graf
                                               von Beust; der Pommer-Esch-Schacht,
                                               der mit dem Püsselbürener Förderstol-
                     Beustfeld-Schachtanlage   len an die neue Eisenbahnlinie Osna-
                                               brück-Rheine angeschlossen wurde;
                                               der Schacht Von-der-Heydt (1851) und
                                               der Von-Oeynhausen-Schacht 1 (1858),
                                               deren Schächte durch den Ibbenbüre-
                                               ner Förderstollen verbunden waren bzw.
                                               sind. Am Bahnhof Ibbenbüren wurde die
                                               Kohle der zuletzt erwähnten Schächte
                                               durch diesen Förderstollen zur weiteren
                                               Verarbeitung angenommen. Es wurden
                                               dort eine Aufbereitung und eine Brikett-
                                               fabrik gebaut. Ebenfalls wurde in der
                                               Nähe das Nike-Kraftwerk gebaut.
                      Pommer-Esch-Schacht

                                                                                         13
1858 erkannte man, dass die vorhande-        Metern. Man nannte diesen Schacht im
nen Schachtanlagen den zukünftigen           Volksmund den Engelske-Schacht, weil
Kohlenbedarf nicht decken konnten.           das Grundstück dieses Schachtes vom
Es wurde im Ostfeld etwa 800 Meter           Bauern Engel kam und weil Engländer
nordöstlich des Von-der-Heyd-Schach-         ihn geteuft hatten.
tes eine Tiefbauanlage projektiert.          Da die Wasserhaltung fast den gan-
1860 wurde mit dem heute noch be-            zen Schacht in Anspruch nahm und für
stehenden Schacht 1 begonnen. Gro-           die Kohlenförderung kaum Platz blieb,
ße Schwierigkeiten tauchten auf. Das         entschloss man sich, einen weiteren
stark anfallende Wasser konnte man           Schacht 2 eigens für die Wasserhaltung
kaum bewältigen. Man suchte Spezial-         zu teufen. Dieser wurde 1872 fertig.
kräfte für das Abteufen. Man bekam ei-       Die Förderung aus dem dann abge-
nen englischen Ingenieur, der hierin Er-     bauten Flöz Glückburg zog sich weit
fahrung hatte. Man erreichte schließlich     nach Norden ins Feld hinein und es
mit einer englischen Mannschaft nach         wurde wegen der weiten Anfahrt der
73 Metern den Förderstollen wo das           Bergleute und des größeren Wetter-
Wasser abfließen konnte. Doch das            bedarfs ein weiterer Schacht geteuft.
weitere Abteufen forderte seinen Tribut      Ca. 2,5 km vom Oeynhausenschacht
und verschlang hohe Geldsummen bis           entfernt wurde Anfang 1888 der Theo-
zum Erreichen des Füllortes bei 205          dorschacht begonnen und war Ende
                                             1889 nach 135 Metern als Wetter- und
                                             Seilfahrtschacht fertig. Er wurde nach
                                             dem Berghauptmann Theodor Freund
                                             benannt. 1924 und 1934 wurde er bis
                                             zur 2ten Sohle und dann zur 3ten Soh-
                                             le tiefer geteuft. In den Jahren 1955 bis
                                             1966 kam nochmals eine Erweiterung
                                             des Schachtes vor und ein Tieferteufen
                                             bis auf 603 Meter.

                                             Das Absaufen und Sümpfen des
                                             Bergwerkes

                                             Eine der schwersten Katastrophen
                                             im Ibbenbürener Bergbau ereilte das
                                             Bergwerk 1894 als sich in 150 Meter
                                             Teufe ein Wassereinbruch ereignete. 8
                                             bis 10 Kubikmeter Zufluss pro Minute
                                             ließen das Wasser innerhalb weniger
                            Theodorschacht   Wochen bis zur Stollensohle ansteigen.

14
Sofort wurden Maßnahmen ergriffen,          die Schachtanlage vorübergehend still-
um den Kohleausfall zu kompensieren.        gelegt. Die Zechenfirma Concordia hat
Die Förderung im Westfeld wurde aus-        die Schachtanlage dann erworben und
gebaut und im Ostfeld wurde 100 Meter       den Schacht bis auf 348 Meter geteuft.
vom Schacht 1 entfernt ein Hilfsschacht     Zuerst hatte der Schacht ein Stahl-
gebaut, um Kohlen aus dem 100 Me-           Fördergerüst, welches 1940 durch den
ter tiefen Flöz Flottwell zu fördern. Man   erwähnten Ziegelsteinturm mit einer
nannte ihn den Flottwell-Hilfsschacht.      Turmfördermaschine ersetzt wurde. Die
                                            Kohlen wurden mit einer Seilbahn zum
Der Wassereinbruch wurde wegen der          Bahnhof Laggenbeck befördert. Zuletzt
Kosten ein weitgreifendes Problem.          gehörte der Schacht zum Von Oeyn-
Nach langem Hin und Her entschied der       hausenbereich und diente der Wetter-
Reichstag, dass das Bergwerk wieder         führung und wurde 1979 stillgelegt. Der
abgesümpft werden sollte. Riesige Pum-      Turm gehört heute der RAG Ibbenbüren
pen wurden beschafft, die im Schacht 2      und steht unter Denkmalschutz.
mit einem neu installierten Dampfhaspel
je nach Wasserpegel verfahren wur-          Zu erwähnen ist auch der neben der
den. Nach 3 Jahren Sümpfung wurden          Erzgrube Perm liegende Permer Stol-
1898 wieder die die ersten Kohlen am        len. Hier fand von 1951 bis 1960 ein so-
Förderstollen in Empfang genommen.          genannter Notbergbau statt. Es wurden
Die Förderanlagen wurden während der        ca. 60000 t/a im Stollen nach übertage
Sümpfzeit auf den damaligen technisch       gefördert und dort ohne Aufbereitung
neuesten Stand gebracht.                    direkt verkauft.

Der Morgensternschacht

Wenn man auf der ehemaligen B 65 in
Richtung Osnabrück fährt, sieht man
auf Westerkappelner Gebiet von weitem
schon ein hohes Klinkerbauwerk, den
Morgensternschacht. Um 1600 förderte
dort die Schachtanlage „Zeche Schaf-
berg“ die ersten Kohlen. Später wurde
dort der Schafberger Tiefenstollen auf-
gefahren, um das Wasserproblem zu
lösen. Es ist der heute noch bekannte
Heewerthstollen. 1824 wurde dann der
Morgensternschacht bis auf eine Teufe
von 88 Metern errichtet und es wurde
von dort aus in verschiedenen Flözen
abgebaut. Von 1872 bis 1920 wurde                                    Morgensternschacht

                                                                                    15
Die Kohleförderung nach 1900              winnung wurde in beiden Feldesteilen
                                          durchgeführt. Für den Strebabbau im
Der erste Weltkrieg verlangte für die     Ostfeld wurde 1942 ein neues Gewin-
Rüstungsindustrie viel Kohle. Doch        nungsgerät für niedrige Flöze erfun-
es wurde weniger gefördert, weil die      den. Der Erfinder war der Maschinen-
Ausrichtung neuer Kohlenfelder fehl-      fahrsteiger Konrad Grebe. Mit seiner
te. Aufgefangen wurde die Förderung       Schlossermannschaft hatte er das Ge-
durch neue Pachtgruben, Zeche Mat-        winnungsgerät gebaut und zum Einsatz
hilde, Grube Mieke. Ferner waren 100      gebracht. Es war ein Ereignis in der
Kleinstbergwerke aktiv.                   Mechanisierung. In den Folgejahren
                                          wurde der Kohlenhobel von einer Berg-
Am 1. November 1924 wurden die bei-       bauzulieferfirma weiterentwickelt und
den Zechen Westfeld und Ostfeld an        weltweit vermarktet. Man konnte nun
die neugegründeten PREUSSAG über-         die Arbeit in den niedrigen Flözen von
tragen. Es musste der Investitionsrück-   der schwierigen Handarbeit befreien.
stand aufgearbeitet werden. Folgende      Der Erfinder wurde 1942 von Robert
Maßnahmen wurden ergriffen:               Ley zum „Helden der Arbeit“ ausge-
Schacht 1 und Schacht 2 wurden bis        zeichnet.
zur dritten Tiefbausohle geteuft.
Die Tagesanlage wurde völlig umge-
staltet. Es wurden eine Kohlenwäsche
und eine Brikettieranlage gebaut.
Eine Zechenbahn zum Bahnhof Esch
wurde errichtet.
Ein neues Kesselhaus wurde gebaut.
Alle Einrichtungen des Bergwerks am
Bahnhof Ibbenbüren wurden außer Be-
trieb genommen.

Der Förderstollen diente dann nur noch
der Wasserhaltung.

Der 1920 bereits projektierte Nord-
schacht wurde zu Gunsten des neuen
Oeyhausenschachtes 3 zurückgestellt.
Der Anfang 1930 begonnene Schacht
3 wurde 1931 durchschlägig und 1932
wurden Förderung und Seilfahrt hier
durchgeführt. Die neue Fördermaschi-
ne hatte eine Leistung von 1500 PS.
Die Mechanisierung der Kohlenge-                                       Kohlenhobel

16
Nach dem zweiten Weltkrieg war der         über 8000 Mann und war die höchs-
Kohlemarkt kaum zu sättigen. Die           te Belegschaft insgesamt. Doch da-
Wirtschaft verlangte Kohlen. Um den        nach setzte eine welthandelsbeding-
Bedarf zu decken, halfen zahlreiche        te, deutschlandweite Kohlenkrise ein.
Pachtgruben und “Wilde Pütts“. Da-         Diese ging auch an Ibbenbüren nicht
durch wurde die Fördermenge im Jahre       spurlos vorbei. Man musste darauf re-
1952 um 110000 Tonnen erhöht. Dem          agieren, um wettbewerbsfähig zu blei-
nicht genehmigten Abbau von Koh-           ben. Unbauwürdige Feldesteile wurden
len wurde aber in den 1950er Jahren        abgeworfen, Arbeitsplätze wurden ab-
ein Ende gesetzt. Die Leistung wurde       gebaut. Rationalisierung auf vielen Ge-
in Ibbenbüren bis 1960 auf über zwei       bieten wurde dem Wettbewerbsdruck
Millionen Tonnen Jahresförderung ge-       entgegengesetzt.
steigert. Das Vordringen des Abbaus
in Richtung Norden verursachte lange       Tiefster Schacht Europas /
Anfahrwege für die Belegschaft und         Kohle für Jahrzehnte
den Transport des Materials. Ein neuer
Schacht musste geteuft werden. 1953        Die Rationalisierungsmaßnahmen in
begann man auf der 3ten Tiefbausohle       beiden Feldesteilen führten im Nach-
mit dem Nordgesenk bis zur Theodor-        hinein zu einer Produktionssteigerung.
sohle. 1955 begann man in Mettingen,       1970 wurde mit 2,8 Mio. Tonnen die
mitten im schönen Köllbachtal mit dem      bisher größte Förderungsmenge er-
Abteufen. Trotz erheblicher Wasserzu-      reicht. Doch 1972 stellte sich ein er-
flüsse wurde der Schacht im Novem-         neuter Absatzrückgang ein. Große Erd-
ber 1957 durchschlägig und wurde mit       gas- und Erdölmengen kamen auf den
dem Nordgesenk eine Einheit.1958           Markt. Der Hausbrand wurde dadurch
erfolgte die erste Seilfahrt zur dritten   stark bedrängt. Auf dem Ostfeld gingen
Sohle und zur Theodorsohle. Am Nord-       die gut abbaubaren Kohlen in abseh-
schacht übertage änderte sich das          barer Zeit dem Ende zu und im West-
Bild erheblich. Es wurden das Förder-      feld waren größere Störungen in den
maschinengebäude, ein Kesselhaus,          tieferliegenden Flözen bekannt. Nach
eine Schaltanlage, eine Waschkaue          Abwägung vieler Dinge, zum Beispiel
für 1500 Bergleute, eine Lampenstu-        die Unsicherheit wie die Energieversor-
be sowie Parkplätze errichtet.1962         gung in Deutschland zukünftig ausse-
musste ebenfalls im Westen ein Wet-        hen würde, machten hohe Investitionen
terschacht geteuft werden, der Bock-       für die Zukunft fraglich. Letztendlich
radener Schacht, in der Ibbenbürener       entschied man sich, nach Zusage po-
Bauerschaft Bockraden. Dieser Aus-         litischer Unterstützung, für einen Wei-
ziehschacht hat eine Teufe von 391m        terbetrieb mit geringerer Förderung.
und sichert mit dem Theodorschacht         Hierfür wurde das Westfeld 1979 still-
die gesamte Wetterführung untertage.       gelegt. Die Belegschaft schrumpfte auf
Die Belegschaftsstärke wuchs 1959 auf      5000 Mann. Das Ostfeld musste dann

                                                                                17
Nordschacht in der Abteufphase

dringend, mit großem Aufwand, die 600      technik. In der Steuerungstechnik gab
Meter tieferliegenden Flöze, mit hervor-   es ganz neue Entwicklungen. Die Fern-
ragender Kohlenqualität, in Tiefen von     steuerung von Gewinnungsmaschinen,
1100 bis 1600 Meter durch Querschlä-       Überwachungseinrichtungen in der
ge erreichen. Der Nordschacht wurde        Wasserhaltung, die Überwachung der
bis zum Flöz 74 auf eine Teufe von         Wetterströme und Bandanlagen. Das
1545 Metern geteuft und war somit der      Endziel: Den Gewinnungsbetrieb von
tiefste Schacht Europas. Die Kohlen        der übertägigen Grubenwarte aus zu
wurden mit riesigen Bandanlagen bis        fahren ist gelungen und ist heute Stand
zum Schacht der 3.Tiefbausohle des         der Technik. Doch der Abbau der elf
Oeyhausenschachtes und dann mittels        bauwürdigen tiefen Flöze von Flöz 2
einer neu eingebauten Skipanlage (Ge-      bis Flöz 78 bedeutete für die Schacht-
stellförderung) zu Tage gefördert. Vier    anlage auch eine neue Herausforde-
Gefäße mit je 15t Rohkohle förderten       rung hinsichtlich Gebirgsdruck, Wärme
täglich 10000 Tonnen zu Tage. Durch        und Gasausbruchsgefahr. Zum Ersten
diese Einrichtung wurde die Wagen-         wurde verstärkter Ausbau für Strebe
förderung überflüssig. Riesige techni-     und Strecken eingesetzt und zwischen
sche Fortschritte führten zur Produkti-    Streckenausbau und Gebirge muss-
onssteigerung, Arbeitsentlastung und       te betoniert werden. Der Beton wurde
Arbeitssicherheit. Vor allem beim hyd-     durch Rohrleitungen von übertage zum
raulischen Strebausbau, in der Streb-      kilometerweit entfernten Einsatzort
fördererausführung und der Antriebs-       transportiert. Zweitens, die Gebirgs-

18
wärme in den Tiefen stieg bis zu 35°.      Preussag AG Kohle zur „Deutschen
Um verträgliche Arbeitsbedingungen zu      Steinkohle“, DSK Anthrazit Ibbenbüren
schaffen, mussten außer größere Wet-       GmbH. Ab 1.1.2008 wurde sie umbe-
termengen, Strebe und Streckenvortrie-     nannt in RAG Anthrazit Ibbenbüren
be mittels Kälteanlagen gekühlt werden.    GmbH. Nach vielen Verhandlungen
Von der übertägigen Kälteanlage wurde      auf allen Ebenen wurde das Ende der
kaltes Wasser zum untertägigen Wär-        Steinkohle auf den 31. Dezember 2018
metauscher geführt und im Kreislauf        festgelegt. Am 17. August wurden in Ib-
wieder zurück. Ein weiterer Kreislauf      benbüren die letzten Kohlen gefördert.
war im untertägigen Bereich installiert,   Somit hat der Hobel seinen ersten und
um die einzelnen Betriebe zu kühlen.       letzten Einsatz im deutschen Steinkoh-
Außerdem musste die Arbeitszeit auf        lenbergbau in Ibbenbüren gehabt. Die
sieben Stunden gekürzt werden. Drit-       ebenfalls jetzt stillgelegte Zeche Pros-
tens, war die Gefahr von Kohlegasaus-      per Haniel beendete den Hobeleinsatz
brüchen gegeben. Das molekular an          am 15. August, fördert aber bis Mitte
der Kohle gebundene CH4 konnte sich        Dezember 2018 im Schrämbetrieb wei-
bei Fremdbeanspruchung z. B. bei der       ter, wonach dann auch dort „Schicht im
Gewinnung oder durch Sprengarbeiten        Schacht“ ist.
plötzlich entspannen. Eine Menge von
Entspannungsbohrungen musste des-          Schicht: Ende und was nun?
halb zur Sicherheit der Bergleute durch-
geführt werden. Durch gute Ingenieur-      Die Kohlenförderung ist in Ibbenbü-
leistung, den hervorragenden Einsatz       ren beendet. Doch riesige Aufgaben
und Mannschaftsgeist der Bergleute         müssen in den nächsten Jahren gelöst
wurden die Erschwernisse gemeistert.       werden. Das Ausrauben der Grube,
Somit konnten über Jahrzehnte mehre-       das Abkoppeln der Energieversorgung,
re Millionen Tonnen wertvolle Anthrazit-   das Verfüllen der nicht mehr benötigten
kohlen gefördert werden.                   Schächte und vieles mehr muss unter
                                           Berücksichtigung aller Sicherheitsmaß-
Das Aus für die                            nahmen planmäßig ablaufen.
subventionierte Kohle
                                           Das Wasser wird dann in ca. 4 Jahren
Trotz einmaliger, hochwertigerer tech-     bis zum Überlauf eines noch herzustel-
nischer Ausrüstung im deutschen            lenden Tunnels ansteigen. Von hier aus
Steinkohlenbergbau konnte sich die         fließt es ab zu den Klärteichen. Nach
Kohle auf dem Weltmarkt preislich nicht    der Behandlung fließt es in die Ibben-
behaupten. Die beispielhaften Sicher-      bürener Aa und dann weiter in die Ems
heitsvorrichtungen in vielen Dingen        zur Nordsee.
und sozialen Absicherungen der Beleg-      Doch was geschieht mit den Tages-
schaft führten dadurch zum subventio-      anlagen und der ganzen Infrastruk-
nierten Bergbau. Am 1.9.1999 kam die       tur? Die Kommunen der Kohleregion

                                                                                 19
Ibbenbüren - Westerkappeln, Hörstel,     tes Europas mit seiner einmaligen
Hopsten, Recke, Mettingen, Ibbenbü-      Seilscheibenanordnung in Mettingen
ren - haben zusammen mit der RAG         ist ein „Denkmal“ wert. Doch hier müs-
Anthrazit Ibbenbüren GmbH und der        sen noch Sponsoren und Stiftungen
RAG Montan Immobilien eine gemein-       für die Kosten der Instandsetzung und
same Zusammenarbeit im Rahmen            Unterhaltung um Hilfe gebeten werden,
des Strukturwandels beschlossen. Zur     da die Gemeinde und der Heimatver-
Koordinierung wurde eine Schnittstelle   ein hier finanziell überfordert sind. Ein
Kohlekonversion mit Sitz im Rathaus      Gutes ist, dass die kulturellen Projekte
Ibbenbüren errichtet.                    wie das Bergbau-, Sinfonie- und Bla-
                                         sorchester, der Steigerchor und die
Doch was bleibt der Nachwelt als Erin-   Barbaramesse in Mettingen weiterhin
nerung an das Bergwerk in unserer Re-    Bestand haben.
gion? Welche Wahrzeichen, Denkmäler      Das „Steigerlied“ und der Bergmanns-
erinnern später an dieses Industriege-   gruß „Glückauf“ werden bei vielen An-
biet? Bleiben die bereits bestehenden    lässen in den Bergbauorten noch eine
Einrichtungen wie Bergbaumuseum in       lange Tradition haben.
Ibbenbüren oder die Steine- und Mine-
raliensammlung in Mettingen? Fragen
über Fragen. Das Fördergerüst und die         Quellenverzeichnis:
Dampffördermaschine von Schacht 1             Geschichte von Hubert
des von Oeynhausenschachtes ist ein           Rickelmann 1935
Projekt welches mit einem „Muss“ ge-          Steinkohle und Erzbergbau von
zeichnet ist. Das Nordschacht-Förder-         Hans Röhrs
gerüst des tiefsten Steinkohlenschach-        Zeitschriften Steinkohle der RAG

20
Bergbaubegriffe

Flöz:            Kohleschichten im Gesteinskörper
Füllort:         Grubenbaue unmittelbar am Schacht mit Anschluss an einer
                 Sohle
Pinge:           Grabeloch oder Schürfmulde aus der Frühzeit des Bergbaus.
Horst:           Gesteinspaket, das gegenüber der Umgebung herausgeho-
                 ben wurde.
Hängebank:       An der Tagesöffnung eines Schachtes befindliche Plattform
                 oder Bühne.
Kaue:            Am Schacht befindliches Gebäude zum Waschen und
                 Umkleiden der Belegschaft
Strecke:         Grubenbau für Fahrung, Wetterführung, Förderung und
                 Transport.
Seilfahrt:       Personenbeförderung in einem Schacht.
Stollen:         ein etwa horizontal, von über Tage geführter Grubenbau.
Stollenmundloch: Eingang zu einem Stollenbetrieb.
Streb:           langgestreckter Gewinnungsbetrieb zwischen zwei
                 Abbaustrecken.
Teufe:           Tiefe
Querschlag:      Verbindung in Form einer Strecke zwischen verschiedenen
                 Flözen
Verwerfung:      Tektonische Störung.
Wasserhaltung:   Maßnahmen und Einrichtungen zur Sammlung und Hebung
                 des Grubenwassers.
Wetter:          Luft oder Gasgemisch in der Grube.
Sohle:           1. Der Boden eines Grubenbaues
                 2. Planmäßig festgelegter Horizont im Grubengebäude.
Zeche:           Grube, Bergwerk

                                                                             21
Recker Buchholz
     Wiege des Bergbaues
                                           Die Recker und Steinbecker
     Autor: Robert Herkenhoff
                                           Bergleute werden Bergbaukultur
                                           wahren
Vor mehr als 500 Jahren stand die Wie-     1564 – Dokumentationen Im
ge des Bergbaues bereits im Steinbe-       Holting-Gericht auf der
cker Buchholzer Forst                      Raumühle in Espel
„Ja“, bekräftigt Reinhold Plake, Vorsit-   Seit 1562 bestand auf der Raumüh-
zender des Arbeitskreises Buchholzer       le das sogenannte Holting oder auch
Forst 1650, „wir sind stolz auf die Ge-    Holzgericht, wo „Maelüde“ oder auch
schichte des Bergbaues. In dem rund        Malmänner fungierten. Heute würde
150 Hektar großen Buchholzer Wald-         man diese bedeutenden Personen si-
gebiet lassen sich die Ursprünge des       cher Beisitzer nennen. Für Recke waren
Bergbaues sehr gut darstellen, hier        das de Wakemann, heute Wackmann,
sind die Ursprünge der Kohlegrabun-        und de Ricke, Rieke, an der Buchholz-
gen noch gut zu erkennen und zu er-        straße, Elternhaus der Ehefrau von
klären. Eine Überbauung durch Sied-        Reinhold Plake, dem Sprecher des
lungen hat nicht stattgefunden“. Die       Bergbauhistorischen Vereins Buchhol-
Wiege des Bergbaues stand im Buch-         zer Forst. Das Holting-Gericht, zustän-
holzer Forst schon vor mehr als 500        dig für Recke, Ibbenbüren-Bockraden
Jahren. Reinhold Plake weiß, wovon         und die Mettinger Westerbauerschaft,
er redet, er wohnt selbst im Buchholzer    also Lage, ahndete Übertretungen mit
Forst und hat sein ganzes Berufsleben      Geld- und Leibesstrafen. Von Bockra-
im Bergbau verbracht.                      den gehörten dem Gericht „Gerth uff
                                           der Lüninge“ (Lünnemann im Vinkel-
2018 ist Schicht im Schacht. Mit der       feld), „Hinrich tor Mollen“ (Mollenjan in
Schließung der Zeche endet der Berg-       Niederbockraden, heute Stockdiek) an.
bau auf der Schafbergplatte. Der Ibben-    Aus der Mettinger Westerbauerschaft
bürener Historiker Josef Bröker, über 25   werden genannt: Overberg, am Lager
Jahre Leiter der Raphael-Grundschule       Weg, heute Baune und Herman zu Am-
in Steinbeck, hat im Staatsarchiv Osna-    bergen, heute Egbert Tenambergen,
brück eine für Recke bedeutende Nie-       Bischofstraße.
derschrift über das Gerichtswesen auf
der Raumühle entdeckt und übersetzt.       Protokolliert ist 1564 in dem Gericht
                                           auf der Raumühle, dass der Pastor zu
                                           Ibbenbüren eine Eiche auf der Kohlen-

22
stätte ohne Einwilligung gefällt hat. Bei   Kohlegrabung mit einfachsten Mitteln
dieser Niederschrift auf dem Holting in     im Buchholzer Forst um 1650 darstellt.
Espel handelt sich um den bis heute         Recke ist mit „Rieken“ auf dieser Karte
bekannten ersten Nachweis zur Erwäh-        skizziert.
nung einer Kohlegrabung im Schafber-
ger Grubenfeld.

Zur Erinnerung an dieses Ereignis hat
im März 2018 der Bergbauhistorische
Arbeitskreis mit dem Heimatverein Re-
cke in Verbindung mit der Geschäfts-
leitung des RAG-Bergwerkes eine In-
formationstafel aufgestellt. Anwesend
waren der Stellvertretende Landrat,
Nachbarn, Vertreter bergmännischer
Traditionsgruppen, der Recker Verei-
ne, des Kreisheimatbundes und Hei-
matvereins Mettingen sowie Tödden
mit Kiepenkerl bei eisiger Kälte. Nach
einem milden Winter herrschten an die-
sem Tag gefühlt -13oC bei einem schar-
fen Wind aus Nordost.

1650 – Oranische Karte über
die Kohlegrabung im Recker
Buchholzer Forst

Diese als schönste Karte zum Histori-
schen Bergbau charakterisierte Karte
zeigt den Bergbau im Recker Buchholz,
insbesondere eindrucksvoll den da-
maligen Landschaftszustand. Die Be-
schreibung in niederländischer Spra-
che besagt, dass es sich bei dem Plan
um die Projektierung eines Wasser-
lösungsstollens handelt mit dem Ziel,
Kosten für die bisherige Wasserhaltung
im Schacht einzusparen.

Stolz sind die Bergleute auch auf die            Quelle: Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen
sogenannte Oranische Karte, die die                                  Münster A 1347 (Auszüge)

                                                                                          23
Solidarität unter den Bergleuten                           tember anlässlich der Abschiedsveran-
                                                           staltung auf dem Nordschacht hervor-
Recker und Steinbecker Bergleute                           hob: „Es gibt eine Fülle von Tugenden
waren fast ausschließlich im Westfeld                      wie zum Beispiel Zuverlässigkeit,
tätig. Nachbarschaftliche und familiäre                    Pünktlichkeit, Fleiß, Menschlichkeit,
Bindungen waren sehr ausgeprägt, sie                       Leistungsbereitschaft, Verantwortung,
stärkten die gegenseitige Unterstüt-                       Gefahrbewusstsein, Achtsamkeit und
zung und die große Solidarität unterein-                   viele weitere mehr, nicht zuletzt eine
ander. Für die Bergleute galt, was Uwe                     besondere Kameradschaft, die die Ar-
Robben, Vorsitzender des Betriebsrats                      beit und die Art des Miteinanders im
der RAG Anthrazit Ibbenbüren, im Sep-                      Bergbau auszeichnen“.

        Recker Bergleute um 1950 mit Karbidlampe und Gezähe im Steinbecker Feld am Trisselberg, vorne Rutsche
                von links: Hauer Ewald Bode, Espel, Hauer Josef Kortemeyer, Steinbeck mit Pieck Ass; Steiger Paul
     Grundschöttel, Ibbenbüren; Hauer Hermann Ungruhe mit Abbauhammer, Espel; Hauer Werner Rieke, Steinbeck;
                                                                            Hauer Josef Töpker, Espel mit Hacke

24
Zum Transport der Kohle wurden im Buchholzer Kohlenrevier viele Jahre Grubenpferde eingesetzt.
                                  Hier 1954 Hugo Stermann aus Recke-Stichlinge bei der Pferdeförderung.

     Recker Bergleute mit Gezähe um 1955 unter Tage im Buchholzer Kohlenrevier von links: Eduard Schulte,
Steinbeck mit Beil und Bügelsäge; Waldemar Gaida, Steinbeck, mit Pick Ass; August Klinkhammer, Recke, mit
 Spitzhacke; Josef Böggemann, Steinbeck, mit Spitzhammer; August Geers, Espel; Helmut Lambrecht, Recke

                                                                                                      25
Zur Erinnerung hat der Bergbauhis-       Die Recker und Steinbecker Bergleute
torische Arbeitskreis Symbole an den     sehen es als Verpflichtung an, der To-
mehr als 500 Jahre alten Bergbau im      ten und Verletzten zu gedenken. Der
Buchholzer Forst errichtet: Buchholzer   Findling mit der Hl. Barbara stammt aus
Förderturm und Buchholzer Schacht-       dem Steinbruch, in dem das Buchhol-
gebäude (2004), Gedenkstein zur Er-      zer Flöz zutage tritt.
innerung an die verunglückten Berg-
leute (2005), Skulptur „Einfahrender     Gemeinsam bewahren was
Bergmann“ (2005). Mit viel Muskelkraft   verbindet
wurde 2008 der Buchholzer oder auch
Steinbecker Stollen von 1752 geöffnet    Das Dokument im Landesarchiv Os-
mit dem einzigen noch erhaltenen Stol-   nabrück von 1564 mit der erstmals be-
lenmundloch im Ibbenbürener Stein-       kannten Erwähnung des Bergbaues in
kohlenrevier.                            einem Verfahren vor dem Holtingericht
                                         auf der Raumühle in Recke-Espel und
                                         die Oranische Karte im Landesarchiv
                                         Münster über den Bergbau im Recker
                                         Buchholzer Forst um 1650 sind für Re-
                                         cke bedeutende Grundlagen zu den
                                         Wurzeln des Bergbaues. Mit dem unab-
                                         änderlichen Auslaufen des Bergbaues
                                         2018 in der Ibbenbürener Bergbauregi-
                                         on ist in den Bergbaustädten und Berg-
                                         baugemeinden ein wirtschaftlicher und
                                         kultureller Wandel verbunden. Gemein-
                                         sam mit der Bergbaugemeinde Recke
                                         möchte der Heimatverein Recke mit
                                         seinem bergbauhistorischen Arbeits-
                                         kreis dazu beitragen, das Bewusstsein
                                         für die gemeinsame Geschichte zu
                                         wahren und das verbindende bergbau-
                                         kulturelle Erbe zu fördern.

                                                            Bildquellen: Archiv Bergbau-
                                                             historischer Arbeitskreis im
                                                            Heimatverein Recke, soweit
                                                                  nicht einzeln benannt.

26
Das Nasse Dreieck -                        verdient gemacht. Gemeinsam mit elf
                                            Mitstreitern in der Interessengemein-
 Eine besondere Verbindung                  schaft hat er sich intensiv dafür ein-
 zum Bergbau                                gesetzt, die Aufstellungsplätze zu ge-
                                            stalten und zu pflegen. Heinz Hüppe,
                                            früherer Bürgermeister des Stadt Hörs-
 Autor: Robert Herkenhoff
                                            tel, lobte 2001 den Bürgersinn und die
                                            Einsatzbereitschaft der Gruppe. „Dies
                                            ist eine Demonstration des Bergbaues“
Franz Winnemöller hat sich um
                                            rief er in einer kleinen Feier den Helfern
die Bergbaukultur in Hörstel
                                            zu. „Machen sie so weiter. Das ist eine
verdient gemacht
                                            Werbung für den Bergbau!“
Als Ort für die Verabschiedung vom
Bergbau haben die Hörsteler das Nas-
se Dreieck in Bergeshövede gewählt,
Mittellandkanal und Dortmund-Ems-
Kanal treffen dort aufeinander. Das
Nasse Dreieck hat für den Bergbau
immer eine große Bedeutung gehabt,
denn über diesen Kanal-Knotenpunkt
wurde die Kohle weiter bis nach Berlin
und in die Niederlande transportiert. Die
Hörsteler werden die Kohle in guter Er-
innerung behalten. Für viele Menschen
ist es sicherlich nicht einfach, dass es                       Bergmännischer Schildausbau am
                                             Torfmoorsee in Hörstel | vorne v.l. Franz Winnemöller,
Ende des Jahres in Deutschland keine                                   Bürgermeister Heinz Hüppe
Steinkohlenzechen mehr gibt.                                      Bild: Privat Familie Winnemöller

Die Burggarde Bevergern beeindruck-
te bergmännisch beim Kanalfest mit ei-
nem Tanz „Schicht im Schacht“.

Bergbau mitten in der Natur
Kohlenstoß und Schildausbau bestim-
men am Hörsteler Torfmoorsee das
Bild. Franz Winnemöller (+ 2017) hat
sich um die Wahrung des bergbaukul-               Beeindruckender Tanz „Schicht im Schacht“ der
turellen Erbes in Hörstel besonders                                       Burggarde Bevergern
                                                                Foto Ibbenbürener Volkszeitung

                                                                                                27
Der Kohlenhobel

     Autor: Klaus Abel

Der Steinkohlenbergbau beschließt in
diesen Tagen seine lange Geschichte
in Deutschland. Über fünf Jahrhunderte
wurden Kohlen gefördert und in häus-
lichen, gewerblichen und industriellen
Verwendungen wärmespendend einge-
setzt. Bis zur Erfindung des Kohlenho-
bels war der Abbau, also das Heraus-
brechen der Kohle aus dem Flöz, mit
schwerster körperlicher Arbeit verbun-
den und erforderte einen hohen Perso-
                                                                      Konrad Grebe vor Ort
naleinsatz. Der luftdruckbetriebene Ab-         Foto: Sammlung Hans Röhrs / RAG Ibbenbüren
bauhammer hatte einen effektiven und
modernen Fortschritt gebracht, welcher     Im Jahre 1941 gelang es, das Versuchs-
in den frühen Jahrzehnten des letzten      modell eines Kohlenhobels erfolgreich
Jahrhunderts die Abbauleistung deut-       zu testen und damit die „maschinelle
lich steigerte, doch der Schritt zur ma-   Kohlengewinnung“ zu begründen.
schinellen Förderung war damit nicht       Umfangreiche Versuchsläufe und stän-
vollzogen. Dieser Schritt blieb dem        dige Optimierung führten zum praktisch
Steiger Konrad Grebe vorbehalten, der      einsetzbaren und im harten Betrieb
konsequent forschend und von moti-         bestehenden Arbeitsgerät, welches in
vierter Mannschaft unterstützt, das be-    der damaligen Fachwelt volle Anerken-
kannte Hobelprinzip in einer neuen Di-     nung fand. Ein Jahr später erfolgte die
mension auf den Kohleabbau übertrug.       Patentanmeldung durch die Preußi-
                                           sche Bergwerks- und Hütten AG beim
Konrad Grebe war Maschinenfahr-            Patentamt Berlin. Die damalige Politik
steiger, Sohn des Grubeninspektors         nutzte die positiven Ergebnisse zu Pro-
Grebe, wurde 1907 in Heiligenwald im       pagandazwecken und stellte Konrad
Saarrevier geboren. Nach umfassender       Grebe als „Pionier der Arbeit“ groß he-
bergtechnischer Ausbildung begann er       raus. Am 1. Mai 1943 erfolgte die Aus-
1931 seine Tätigkeit auf dem Steinkoh-     zeichnung im Mosaiksaal der Reichs-
lenbergwerk Ibbenbüren.                    kanzlei.

28
Die praktischen Erfolge des Kohlenho-      Maschinelle Kohlengewinnung mittels
bels zeigten sich sowohl in Ibbenbüren     Kohlenhobel war in den folgenden Jahr-
als auch in den anderen deutschen          zehnten auf allen großen deutschen
Kohlerevieren in einer sofortigen Leis-    und vielen ausländischen Bergwerken
tungssteigerung auf etwa den doppel-       ein zentrales Thema. Die gezielte Wei-
ten Messwert. Diese Ergebniszahlen         terentwicklung dieser Technik führte zu
wurden in Ibbenbüren nicht durch           neuer Leistungssteigerung und verbes-
Kriegszerstörung beeinflusst, ganz im      serter Sicherheit. Der Name Ibbenbü-
Gegensatz zum Ruhr- und Saargebiet,        ren wird in der Fachwelt auch zukünftig
wo in diesen Jahren eine ungefähre         als Synonym für den Einstieg in die ma-
Konstanz der produzierten Gesamt-          schinelle Kohleförderung stehen.
mengen zu verzeichnen war.

                                 Kinder erkunden den Kohlenhobel im Bergbaumuseum Ibbenbüren
                                                                              Foto: Klaus Abel

                                                                                            29
Das Tscherpermahl                       Übernommen wurde diese Tradition an
                                             der Ruhr, der Saar und im Ibbenbürener
                                             Kohlenrevier aus dem Bergbau im Harz
                                             und im Erzgebirge.
                                             Die Bergleute mussten das Tscher-
     Autor: Robert Herkenhoff
                                             permesser als Werkzeug immer in der
                                             Seitentasche an der Hose oder neben
                                             der Tasche am Gürtel mitführen. Jeder
Tradition in den Bergbaugemeinden            Bergmann hatte die Pflicht, gebrochene
                                             oder beschädigte Sprossen in den höl-
                       Traditionell tref-    zernen Fahrten, das sind in der berg-
                       fen sich die          männischen Sprache die Leitern, über
                       Bergleute in den      die sie in die Grube hinabstiegen, um-
                       Heimatvereinen        gehend zu reparieren. Das Tscherper-
                       oder Traditions-      messer diente dem Bergmann auch als
                       gruppen       zum     Werkzeug und Essbesteck, mit dem er
                       Tscherpermahl,        sein Brot „über den Daumen“ aß. Das
                       so zum Beispiel       traditionelle Tscherper-Essen besteht
                       in Ibbenbüren,        aus deftigen Wurstspezialitäten, Mett
                       Mettingen, Re-        mit Zwiebeln, Käse, Schmalz, Gurken,
                       cke und Hopsten       Brot sowie Bier und einem Bergmanns-
                       und Westerkap-        schnaps. Tscherpern bedeutet, sich er-
                       peln.     Benutzt     innern, miteinander essen und sich aus-
                       wird ein Tscher-      tauschen, die soziale Gemeinschaft der
per, auch Tzscherper, das ist ein festste-   Bergleute ist beim Tscherper-Essen das
hendes Berufsmesser der Bergleute.           Wesentliche.

                                                              Brotschicht | Foto: Büscher Leo

30
Bergbauliche                              historische Verein Recke im Buchhol-
                                           zer Forst zur Ergänzung des bereits
 Traditionsgruppen                         bestehenden Rundganges einen Berg-
                                           bauwanderweg. In der Alten Ruthe-
 Autor: Robert Herkenhoff
                                           mühle soll die bergbauliche Sammlung
                                           ergänzt werden. In der Planung ist die
                                           Erstellung eines historischen Förder-
                                           gerüstes im Buchholzer Forst“. Diese
                                           Anlagen sind zwischenzeitlich alle ver-
Welche Aufgaben nehmen die bergbau-        wirklicht worden. Zur Erinnerung an
lichen Nachbarvereine wahr, welche         die verunglückten Bergleute wurde im
Schwerpunkte werden gesetzt? Um            Buchholzer Forst, dem in der 500jähri-
diese Arbeiten zu erörtern, wurde Mitte    gen Bergbaugeschichte große Bedeu-
der 1990iger Jahre eine Arbeitsgruppe      tung zukommt, ein Gedenkstein mit der
der Traditionsvereine in den Bergbau-      Hl. Barbara aufgestellt. Die Arbeit des
gemeinden gebildet mit dem Ziel, lokale    Bergbauhistorischen Vereins, der be-
bergbau- aber auch heimatvereinsori-       reits 1988 seine Arbeit aufnahm, wird
entierte Aufgabenfelder abzustimmen.       heute innerhalb des Heimatvereins Re-
Zusammengeschlossen haben sich ur-         cke durch Arbeitsgruppe „Historischer
sprünglich neben Vertretern des Berg-      Bergbau“ fortgeführt.
werkes Mitglieder des Knappenvereins
Tecklenburger Land, des Bergbauhisto-      Die Ziele des im Juni 2000 gebildeten
rischen Vereins Buchholzer Forst 1650      Knappenverein Tecklenburger Land
Recke, des Bergbaumuseums Ibben-           sind, „Aktiven und ehemaligen Be-
büren, der Arbeitsgemeinschaft Hörstel     schäftigten des Bergwerkes und inte-
und des Heimatvereins und der KAG          ressierten Bürgern die Möglichkeit zu
Mettingen. Es war das große Verdienst      geben, innerhalb des Vereins die kul-
von Markscheider Dr. Goerke-Mallet,        turellen Belange, das Brauchtum und
der viele Jahre gemeinsam mit Josef        die Sitten des Bergbaus zu pflegen
Schulte-Röper, dem Leiter der Öffent-      und zu fördern sowie die gesellschaft-
lichkeitsarbeit des Bergwerkes, die Tra-   liche Stellung des Bergmannstandes
ditionsgruppen der Bergbaugemeinden        zu heben und für eine enge Kamerad-
zu einem gemeinsamen Gedankenaus-          schaft einzutreten.“ Schwerpunkte der
tausch an den Tisch gebracht zu haben.     Arbeit sind heute: Bergbaumuseum
                                           mit der Industriekultur Bergbau damals
Themen und Ideen gab es genug. Berg-       und heute, Herausgabe von Literatur
bauhistorische Stätten sollten erhalten    und Kalender, Pflege des Historischen
und Symbole, die an die jahrhunder-        Feuerwehrwagens der Grubenwehr,
tealte bergbauliche Tätigkeit erinnern,    Jugendarbeit, Geologie, „Gezähekis-
errichtet werden. In einem Papier von      te“, bergbauliche Repräsentation durch
2002 heißt es: „So plant der Bergbau-      Teilnahme an Traditionsveranstaltun-

                                                                                31
gen, Restauration von bergbaulichen                        Torfmoorsee in Hörstel, ist neben dem
Anlagen und Pflege von Wanderwegen.                        Kohlenstoß am Hobel ein Schildausbau
                                                           zu sehen. Die Einrichtungen dort gehen
Damals und auch heute werden in Met-                       auf die Interessengemeinschaft Berg-
tingen die bergbauhistorischen Belange                     bau zurück.
vom Heimatverein und der Katholischen
Arbeiterbewegung wahrgenommen. Die                         Im September 2017 wurde der Verein
Barbaramesse, zu der alle Bergbauge-                       „Bergbautradition im Tecklenburger
meinden geladen werden, und der Berg-                      Land e.V.“ gegründet. Wie der Name
bautag mit dem Tzscherpermahl sind                         bereits sagt, ist damit ein Forum ent-
zur Tradition geworden.                                    standen, in dem auch die bisherigen
Für manchen auswärtigen Besucher                           Arbeiten der bergbaulichen Traditions-
an unerwarteter Stelle, nämlich am                         gruppen fortgesetzt werden können.

                             Gemeinsam wurden in der Arbeitsgruppe der Bergbaulichen Traditionsvereine Projekte
                                                                            in den Bergbaugemeinden erörtert.

 Personen v.l.: Dr. Goerke-Mallet, Schulte-Röper, Berlekamp, Michel, Thiele, Pieper, Winnemöller, Herkenhoff, Röhrs

                                                                             Foto: RAG Anthrazit Ibbenbüren 2002

32
Brauchtumsgruppen                        erfüllten den historischen Ort mit ganz
                                          besonderem Flair. Von zahlreichen
 des Kreises zu Gast                      Münsterländer Kiepenkerlen, den Mäg-
                                          den in schmucken Bauerntrachten, den
 in Mettingen                             Tüödden in ihren prächtigen Gehröcken
                                          mit Zylinder und ihren Damen mit üppi-
 Autor: Reinhold Kortebrock
                                          gen Kopfhauben bis hin zur Ibbenbüre-
                                          ner Bergmannskluft mit Grubenlampe
Ein Hauch vom Mittelalter durchzog am     waren zahlreiche Vertreter der Heimat
8. September den historischen Mettin-     pflegenden Institutionen erschienen.
ger Rathaussaal im Hotel Telsemeyer.
Der Kreisheimatbund Steinfurt, vertre-    Zur Begrüßung servierten die Gastge-
ten durch Kreisheimatpflegerin Reinhild   ber das obligatorische „Heimatschlück-
Finke und Fachbereichsleiter Reinhold     sen“, in diesem Jahr natürlich den so-
Kortebrock, hatte zum traditionellen      genannten „Mettinger Landwein“. „Ich
Jahrestreffen 2018 der Trachtenträger     bin hoch beeindruckt von dieser Trach-
und Brauchtumsdarsteller in die Tüöd-     tenvielfalt und stolz, heute eure Gast-
dengemeinde Mettingen eingeladen.         geberin zu sein. Man fühlt sich ein we-
Aus dem gesamten Kreis Steinfurt          nig wie ins Mittelalter versetzt“, freute
waren gut 50 Darsteller in ihren nost-    sich Mettingens Bürgermeisterin Chris-
algischen Gewändern erschienen und        tine Rählmann angesichts des bunten

                                                                  Foto: Heinrich Weßling

                                                                                     33
Bildes. Sie stellte ihren Ort kurz vor und   trägen, lustigen Dönkes und plattdeut-
freute sich, dass Mettingen nach dem         schen Vorträgen zusammengestellt
Auslauf des Bergbaus 2018 zum Glück          hatten. Im Mittelpunkt stand aber ein
„nicht in ein tiefes Loch falle“, sondern    reger Gedankenaustausch der Teilneh-
getreu dem Gemeindeslogan „Gute              mer mit einem interessanten Rundgang
Aussichten“ mittlerweile über 3.000          durch das Tüödden-Museum und das
neue Arbeitsplätze dank Deutschlands         angrenzende Mineralienmuseum, das
größtem Tortenbäcker C & W schaffen          in Kooperation mit dem von-Galen-
konnte.                                      Gymnasium eine große Sammlung
Durch den Nachmittag führten Rein-           heimischer Bodenschätze beherbergt.
hold Kortebrock und der Vorsitzende          Frohgelaunt mit dem westfälischen
des Heimatvereins Mettingen, Manfred         „Gued goahn bit in’t näichste Jaohr“
Aßmann, die ein lockeres Programm            reisten die Teilnehmer zurück in ihre
mit Kaffee- und Kuchentafel, Liedervor-      Heimatorte.

34
Brauchtumspreis 2017                      len-Standorten
                                           durch     Materi-
 an Franz Ahmann sen.                      albeschaffung
                                           sowie Gewinnen
                                           von ehrenamtlichen
 Autor: Prof. Anton Janßen                 Mühlenhelfern     und
                                           Einbinden der örtli-
                                           chen Handwerker und
Der Preis für Brauchtums- und Heimat-      war bei den Arbeiten im-
pflege des Kreises Steinfurt 2017 wurde    mer an vorderster
Franz Ahmann sen. aus Horstmar-Leer        Front aktiv dabei.
verliehen und ihm am 17. April 2018        So wurden die nur
von Landrat Dr. Klaus Effing überreicht.   ca. 500 m vonein-
Damit wurde sein großer persönlicher       ander entfernt liegen-
Einsatz zum einen für den Erhalt von       den beiden Mühlen zu einer besonderen
Kulturdenkmälern gewürdigt, die für die    Sehenswürdigkeit im Horstmarer Ortsteil
Geschichte von Leer von großer Be-         Leer und sind spezielle Objekte in der
deutung sind, und zum anderen dafür,       münsterländischen Mühlenlandschaft.
dass kulturschaffende Arbeit in Leer auf
eine breitere Basis gestellt wurde.        Als sich nach mehr als einem Jahr-
                                           zehnt intensiven Engagements für die
Vor allem ist es ihm mit zu verdanken,     Mühlen abzeichnete, dass die Arbeit
dass durch sehr umfangreiche Restau-       des Vereins auf eine breitere Basis
rierungen Schmeddings Doppelmüh-           gelegt werden müsse, wurde durch
lenanlage erhalten und Wassermühle         die Initiative von Franz Ahmann der
und Müllerkotten am Hofe Wenning ge-       Vereinszweck um die Pflege der Hei-
rettet wurden. Als sich nämlich abzeich-   matkunde und Heimatpflege erweitert,
nete, dass hier Aktivitäten zum Erhalt     der Verein 2004 in „Mühlen- und Hei-
(Schmeddings Doppelmühlenanlage)           matverein Leer e.V.“ umbenannt. Er
bzw. zur Rettung (Wassermühle und          übernahm das Amt des 1. Vorsitzenden
Müllerkotten am Hof Wenning) möglich       und füllte diese Funktion bis 2013 mit
wurden, engagierte er sich mit bei der     großem Einsatz aus. So organisierte
Gründung eines Fördervereins Techni-       er jeden Sommer drei bis vier Fahrrad-
scher Denkmäler e. V., die dann am 09.     touren in die nähere Umgebung zum
März 1989 erfolgte, und übernahm die       Kennenlernen der näheren Heimat und
Aufgaben des 2. Vorsitzenden. Dabei        im Winterhalbjahr heimatgeschichtliche
engagierte Franz Ahmann sich im Vor-       Vortragsveranstaltungen und Küraben-
stand des Fördervereins Technische         de in Plattdeutsch am Herdfeuer älterer
Denkmäler von 1989 bis 2004 als 2.         Bauernhäuser, die sich insbesondere
Vorsitzender für den sog. praktischen      bei den älteren Dorfbewohnern großer
Teil der Arbeiten an den beiden Müh-       Beliebtheit erfreuen.

                                                                                35
Das große Engagement von Franz Ah-       von 1973 bis 1991 dessen Vorsitzender
mann zum Erhalt der beiden Mühlen        und hat in dieser Zeit maßgebliche Auf-
war ihm vor allem deshalb möglich,       bauarbeit und wichtige Anpassungen
weil er in der Dorfgemeinschaft außer-   an die Erfordernisse der Zeit im größ-
ordentlich „vernetzt“ ist. Er wurde am   ten Schützenverein in Leer bewirkt, so
15. November 1938 in Havixbeck gebo-     unter anderem eine stärkere Einbin-
ren und hat, wie Vater und Großvater,    dung der Kinder und Frauen in das Ver-
das Schneiderhandwerk gelernt. Mit       einsleben.
der Meisterprüfung 1961 zog er nach
Horstmar-Leer, wechselte aber 1967       Parallel dazu war Franz Ahmann ab
zur Post und bekam als Postbote Kon-     1975 stellvertretender Vorsitzender
takt zu vielen Menschen.                 des Ortskulturringes Leer und ab 1991
                                         neun Jahre dessen Vorsitzender. In
Schon bald nach dem Zuzug nach Leer      dieser Zeit hat er sehr erfolgreich die
wurde er aktiver Sänger im Kirchenchor   Arbeit der örtlichen Vereine koordiniert
in Leer und seit dem Zuzug nach Leer     und maßgeblich dafür gesorgt, dass
gehört er dem Schützenverein Leer-       kulturschaffende Arbeit in Leer auf eine
Dorf an, war mit großem Engagement       breitere Basis gestellt wurde.

36
Volkstanz ist bunt

 Autor: Marie Anne Meixner

Im Kreis Steinfurt gibt es eine Anzahl               Gempt-Halle in Lengerich. Nach Begrü-
von aktiven Volkstanzgruppen u.a. auch               ßung durch Reinhild Finke (Vorstands-
die Volkstanzgruppe im Heimatverein                  vorsitzende Kreisheimatbund e.V.) und
Lengerich e.V., die seit über 27 Jahren              Dr. Alois Thomes (Vorsitzender des Hei-
existiert und bei vielen Veranstaltungen             matverein Lengerich e.V.) wurden dann
in und um Lengerich präsent ist.                     unter Leitung von Bernhard Dankbar
Auf Einladung der Lengericher trafen                 (zuständig im Kreisheimatbund Steinfurt
sich am 26.5.2018 viele Tänzer und                   e.V. für Volkstanz und Brauchtumspfle-
Tänzerinnen aus den Volkstanzgrup-                   ge) gemeinsam Volkstänze oder auch
pen zu einem gemütlichen und unge-                   folkloristische Tänze auf das Parkett
zwungenen Volkstanznachmittag in der                 gebraucht, auch mal Neues ausprobiert.

              Die Volkstanzgruppen beim Treffen in der Gempt-Halle in Lengerich. WN-Foto: Gernot Gierschner

                                                                                                        37
Sie können auch lesen