Vertrautes und Neues der Heimatvereine im Kreis Steinfurt - Ausgabe: 23 | Dezember 2018 - Kreisheimatbund Steinfurt
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a tb u n d im Steinfurt e.V. e K re is h Vertrautes und Neues der Heimatvereine im Kreis Steinfurt Ausgabe: 23 | Dezember 2018
INHALTSVERZEICHNIS Grußwort Dr. Klaus Effing.................................................................. 5 Grußwort Reinhild Finke.................................................................... 6 Beendigung des Bergbaues.............................................................. 9 Schicht im Schacht ruft Erinnerungen wach......................................11 Recker Buchholz Wiege des Bergbaues...........................................22 Das Nasse Dreieck - Eine besondere Verbindung zum Bergbau........................................27 Der Kohlenhobel................................................................................28 Das Tscherpermahl............................................................................30 Bergbauliche Traditionsgruppen........................................................31 Brauchtumsgruppen des Kreises zu Gast in Mettingen....................33 Brauchtumspreis 2017......................................................................35 Volkstanz ist bunt..............................................................................37 Münsterlandtag in Vreden ................................................................38 Sanierung u. Erhaltung von Wegekreuzen und Bildstöcken ............39 Westfalentag in Brilon .......................................................................40 „Alles im grünen Bereich“..................................................................44 Mitgliederversammlung 2018 in Greven............................................46 Digitalisierung im Kreisheimatbund Steinfurt.....................................48 Heimatministerin Ina Scharrenbach im Tecklenburger Land ............50 Shanty-Chor Gimbte e.V. .................................................................53 „Kloppe, kloppe, Ringelkes“.............................................................54 „Das Tor zur Altstadt“ ........................................................................56 Termine 2018.....................................................................................57 Fachbereichsleiter Kreisheimatbund.................................................58 Das Redaktionsteam ........................................................................59
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Heimatfreundinnen und Heimatfreunde, Vertrautes zurücklassen und Neues beginnen – so geht es den Bergleuten der Steinkohlezeche in Ibbenbüren: Es ist Schicht im Schacht. Mit der Schließung des nördlichsten Steinkohlebergwerks erfahren die Kumpel einen neuen Abschnitt in ihrem Leben. Grund für Autoren in dieser Ausgabe an die Geschichte des Bergbaus zu erinnern. Mir gefällt, dass auf diese Weise der Situation der Kumpel Respekt gezollt wird. Erinnerungen werden auch bei manch einem mit den Artikeln über die Veranstaltungen des vergangenen Jahres geweckt. Diejenigen, die nicht beim Münsterlandtag, Westfalentag oder der Mitgliederversammlung dabei sein konnten oder die Termine verpasst haben, können sich immerhin einen Eindruck von den Veranstaltungen machen. Außerdem gibt es u. a. Neuigkeiten zur Sanierung und Erhaltung von Wegekreuzen und Bildstöcken über die sich Eigentümer sicherlich freuen. Für alle neu ist die Heimatförderung durch das Landesministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung. Mit rund 150 Millionen Euro fördert das Land bis 2022 Initiativen und Projekte, die der Gestaltung der Heimat vor Ort dienen und somit die lokale bzw. regionale Identität stärken. Diese Chance sollten sich unsere vielen engagierten Heimatvereine, Organisationen und Initiativen im Kreis Steinfurt auch im Jahre 2019 nicht entgehen lassen! Die Stabsstelle Landrat informiert Sie gerne über die Heimatförderung. Bevor Ihr Verein einen Antrag bei der Bezirksregierung Münster stellt, können Sie sich bei Fragen gerne dort melden. Ich freue mich auf unsere Begegnungen im nächsten Jahr und wünsche Ihnen und Ihren Familien für 2019 das Beste - vor allem Gesundheit! Mit freundlichen Grüßen Dr. Klaus Effing | Landrat
Liebe Heimatfreundinnen und Heimatfreunde, von einem herrlichen Sommer und einem sonnigen Herbst haben wir uns schrittweise verabschiedet. Ja, die Zeit sie eilt! Mit Höhen und Tiefen hat ein jeder auf seine Art dieses Jahr erlebt. Nun heißt, es mit riesen Sprüngen dem Weihnachtsfest entgegen zu eilen. Heute möchte ich mich bei Ihnen für Ihr Engagement in Ihrem Ort aber auch auf Kreisebene bedanken; ebenso für die vielen guten und auch fruchtbaren Gespräche. Ihre Bereitschaft Brauchtum und Heimatpflege zu hegen und zu pflegen ist eine großartige Aufgabe zum Wohle unserer Gemeinschaft! Diese gemeinschaftlichen Aktivitäten haben uns wieder mal ein Stück näher gebracht. Darüber freue ich mich.
Eine japanische Weisheit sagt: Jeder will unbedingt etwas Großes leisten, obwohl das Leben hauptsächlich aus Kleinkram besteht. Ein gesegnetes und frohes Weihnachtsfest sowie ein gutes, erfolgreiches Jahr 2019 wünscht Ihnen von ganzem Herzen Ihre Reinhild Finke
Beendigung des Bergbaues Autoren: Reinhold Donnermeyer, Mettingen Robert Herkenhoff, Recke Im Dezember 2018 schließt die Zeche RAG Anthrazit Ibbenbüren GmbH. Da- mit endet auch die über 500 Jahre alte Geschichte des Steinkohle-Bergbaues im Ibbenbürener Steinkohlenrevier. Es ist das Ende einer Ära, die das nörd- liche Tecklenburger Land und ihre Menschen in den Bergbaustädten und Bergbaugemeinden geprägt hat. Ein schwerer Abschied. Wir möchten das Ende des Bergbaues zum Anlass neh- men, einen Einblick in die Geschichte des Ibbenbürener Bergbaues zu ge- ben, ohne Anspruch auf die gesamte Darstellung bergmännischer Abläufe oder begleitender Ereignisse. In eini- gen Bergbaugemeinden haben bis Re- daktionsschluss Abschiedsveranstal- tungen stattgefunden, weitere werden folgen. Einladen möchten wir, Beiträge zu er- gänzen. 9
Übersicht des Bergwerkes Ibbenbüren | Quelle: DSK Anthrazit Ibbenbüren GmbH Ibbenbürener Anthrazitlagerstätte | Quelle: DSK Anthrazit Ibbenbüren GmbH 10
SCHICHT IM SCHACHT ruft ERINNERRUNGEN wach. Der Ibbenbürener Steinkohlen- Autor: Reinhold Donnermeyer bergbau und seine 500 Jahre alte Geschichte. Ein Hirte hütete vor langer, langer Zeit auf dem Schafberg im Tecklenbur- ger Land seine Herde und zündete zum Abend ein Feuerchen an, um sein Süppchen zu kochen und um sich zu wärmen. Nach der Übernachtung in seinem Unterschlupf staunte er am anderen Morgen, dass sein Feuerchen noch brannte. Er ging der Sache nach und wunderte sich, dass schwarze Steine brannten. Er rief das germanische Wort „Kula“. Ja, es war der Brenn- stoff Kohle. Legende Die bekannte Entstehung der Kohle vor lichen Tiefen liegen, sind dadurch im 300 Millionen Jahren in Europa und da- Tecklenburger Land in den abbaumög- rüber hinaus verbietet eigentlich einen lichen Bereich gekommen. Das hoch Abbau in unserer Gegend, weil das im gedrückte Gebirge wurde in Millionen Norden Deutschlands große Überde- von Jahren abgetragen und verursach- ckungsgebirge der Karbonschichten te, dass das fehlende Deckgebirge eine sie in über 7000 Meter Tiefe versenkte. Auskühlung beschleunigte und eine Dennoch erstreckt sich über eine Flä- günstige geothermische Tiefenstufe che von ca. 60 Quadratkilometern die von 1,5° pro 100 Meter bewirkte. Ne- Möglichkeit der Kohlengewinnung. Ja, gativ war: Das dieses Fehlen auch das die Kohlenflöze beißen sogar an eini- Eindringen des Oberflächenwassers gen Stellen an der Oberfläche aus. begünstigte. Vor ca. 80 Millionen Jahren drückten riesige Kräfte aus dem Erdinneren Ge- Die seinerzeit entstandene große Teufe steinsmassen der darüberliegenden der Karbonschicht wirkt sich positiv auf Erdschichten hier im Ibbenbürener die hiesigen Kohlevorkommen aus. Der Raum das Gebirge einige 1000 Meter Druck der Erdschichten, die Erdwärme empor. Die Flöze die erdgeschichtlich der Teufe und die Hitze des nicht zu- zum Ruhrkarbon zählen und hier nor- tage getretenen Vulkans, dem soge- malerweise in den nicht abbaumög- nannten Bramscher Intrusiv, haben den 11
Inkohlungsprozess beschleunigt und „Bockradener Graben“, getrennt. Den eine Veredlung der Kohle hervorgeru- westlichen Teil bildete der Dickenberg fen. Es ist die bekannte Ibbenbürener und den östlichen Teil nannte man den Anthrazit Kohle. Sie hat wenig flüchti- Schafberg. Im später namentlich ge- ge Bestandteile und einen hohen Koh- änderten Abbaugebiet nannte man es lenstoffgehalt von 90,5%, Aschegehalt Ostfeld und Westfeld. Anfangs wurde 4%, Schwefelgehalt 0,7%, flüchtige die bergmännische Tätigkeit im Ne- Bestandteile 5,5% (waf), und der Wär- benerwerb von den Bauern und Heu- meinhalt beträgt 7700 kcal/kg. erleuten ausgeübt. Ein sogenannter Grundeigentümerbergbau. Bei den Wann der Abbau der Kohlenflöze, die ersten Schürfungen gab es noch keine hier 150 Meter über NN am sogenann- Wasserabführstollen. Wasser, Kohlen ten Schafberg (Ibbenbürener Hochpla- und Berge mussten mit Handhäspel teau) zu Tage treten, begonnen hat, ist gefördert werden. Später, Ende des nicht genau bekannt. Über die ersten 16ten Jahrhunderts, wurden Stollen für schriftlichen Nachweise vor ca. über die Wasserabfuhr sowie für den Kohle- 500 Jahren wird im zweiten Teil von transport aufgefahren. Der Dickenber- Robert Herkenhoff berichtet. ger Oberstollen wurde bereits von 1691 Nachweislich gibt es auch um 1600 Ver- bis 1697 mittels Bohr- und Sprengarbeit wendung von Kohlen bei den Schmie- aufgefahren. Die Kohle war in dieser den, in Rheine beim Salzsieden, in der Zeit gefragt und führte an vielen Orten Eisengießerei Gravenhorst und einige zum unkontrollierten Raubbau. Dieses andere, die hier nicht im Einzelnen auf- änderte sich, als der Staatsbergbau ein- geführt werden. geführt wurde. Das Königreich Preußen hat sich 1702 die Obergrafschaft Lingen und 1707 die Grafschaft Tecklenburg Die Anfänge einverleibt. Ab 1747 wurde dann der Steinkohlenbergbau intensiviert und in Die ersten Schürfversuche, das Gra- königlicher Regie übernommen. Der ben der Kohle in den ausbeißenden Kohlenabsatz wurde geregelt und In- Flözen, war sehr mühsam, weil tech- dustriewerke wie Stahl (Gravenhorst) nische Ausrüstungen vor ca. 500 Jah- oder Salinenenbetriebe (Gottesgabe in ren kaum zur Verfügung standen. Der Rheine und Rothenfelde) wurden bevor- Abbau erfolgte im Tagebau oder durch zugt beliefert. Der große Holzverbrauch sogenannte Grabungen in leitertiefen im Bergbau führte zu Engpässen beim Gruften. Einige Grablöcher, sogenannte Heizen in den Privathaushalten. Das Pingen, sind heute noch Zeitzeugen im Brennholz wurde immer teurer und hiesigen Bereich. man beschaffte sich hierfür auch Koh- le. 1770 wurde das Tecklenburger-Lin- Das Abbaugebiet dieses Hochplateaus gensche Bergamt gegründet. Fremde wird durch eine große Verwerfung, den Bergleute mit bergmännischen Kennt- 12
nissen wurden angeheuert. Das Ver- langen nach Kohle im Industriezeitalter verlangte eine weitsichtige Bergbaupla- nung für den Ibbenbürener Bergbau. Wasserlösungsstollen wurden im gro- ßen Maße aufgefahren. Auf der Zeche Glücksburg kam 1825 die erste Dampf- fördermaschine zum Einsatz. Es war auf dem Abendsternschacht, den man auch wegen der eingeführten Technik den Maschinenschacht nannte. Immer Von-der-Heydt-Schacht mehr große Bergwerksanlagen wurden gebaut. Die ehemaligen Schachtgebäu- de sind mit Ibbenbürener Sandstein im damalig aufwendigen Baustil gebaut, bis heute erhalten und stehen unter Denkmalschutz. Von- Oeynhausen-Schacht Es sind die Schachtgebäude von: Der Beustfeld-Schachtanlage (1841), benannt nach dem Oberamtmann Graf von Beust; der Pommer-Esch-Schacht, der mit dem Püsselbürener Förderstol- Beustfeld-Schachtanlage len an die neue Eisenbahnlinie Osna- brück-Rheine angeschlossen wurde; der Schacht Von-der-Heydt (1851) und der Von-Oeynhausen-Schacht 1 (1858), deren Schächte durch den Ibbenbüre- ner Förderstollen verbunden waren bzw. sind. Am Bahnhof Ibbenbüren wurde die Kohle der zuletzt erwähnten Schächte durch diesen Förderstollen zur weiteren Verarbeitung angenommen. Es wurden dort eine Aufbereitung und eine Brikett- fabrik gebaut. Ebenfalls wurde in der Nähe das Nike-Kraftwerk gebaut. Pommer-Esch-Schacht 13
1858 erkannte man, dass die vorhande- Metern. Man nannte diesen Schacht im nen Schachtanlagen den zukünftigen Volksmund den Engelske-Schacht, weil Kohlenbedarf nicht decken konnten. das Grundstück dieses Schachtes vom Es wurde im Ostfeld etwa 800 Meter Bauern Engel kam und weil Engländer nordöstlich des Von-der-Heyd-Schach- ihn geteuft hatten. tes eine Tiefbauanlage projektiert. Da die Wasserhaltung fast den gan- 1860 wurde mit dem heute noch be- zen Schacht in Anspruch nahm und für stehenden Schacht 1 begonnen. Gro- die Kohlenförderung kaum Platz blieb, ße Schwierigkeiten tauchten auf. Das entschloss man sich, einen weiteren stark anfallende Wasser konnte man Schacht 2 eigens für die Wasserhaltung kaum bewältigen. Man suchte Spezial- zu teufen. Dieser wurde 1872 fertig. kräfte für das Abteufen. Man bekam ei- Die Förderung aus dem dann abge- nen englischen Ingenieur, der hierin Er- bauten Flöz Glückburg zog sich weit fahrung hatte. Man erreichte schließlich nach Norden ins Feld hinein und es mit einer englischen Mannschaft nach wurde wegen der weiten Anfahrt der 73 Metern den Förderstollen wo das Bergleute und des größeren Wetter- Wasser abfließen konnte. Doch das bedarfs ein weiterer Schacht geteuft. weitere Abteufen forderte seinen Tribut Ca. 2,5 km vom Oeynhausenschacht und verschlang hohe Geldsummen bis entfernt wurde Anfang 1888 der Theo- zum Erreichen des Füllortes bei 205 dorschacht begonnen und war Ende 1889 nach 135 Metern als Wetter- und Seilfahrtschacht fertig. Er wurde nach dem Berghauptmann Theodor Freund benannt. 1924 und 1934 wurde er bis zur 2ten Sohle und dann zur 3ten Soh- le tiefer geteuft. In den Jahren 1955 bis 1966 kam nochmals eine Erweiterung des Schachtes vor und ein Tieferteufen bis auf 603 Meter. Das Absaufen und Sümpfen des Bergwerkes Eine der schwersten Katastrophen im Ibbenbürener Bergbau ereilte das Bergwerk 1894 als sich in 150 Meter Teufe ein Wassereinbruch ereignete. 8 bis 10 Kubikmeter Zufluss pro Minute ließen das Wasser innerhalb weniger Theodorschacht Wochen bis zur Stollensohle ansteigen. 14
Sofort wurden Maßnahmen ergriffen, die Schachtanlage vorübergehend still- um den Kohleausfall zu kompensieren. gelegt. Die Zechenfirma Concordia hat Die Förderung im Westfeld wurde aus- die Schachtanlage dann erworben und gebaut und im Ostfeld wurde 100 Meter den Schacht bis auf 348 Meter geteuft. vom Schacht 1 entfernt ein Hilfsschacht Zuerst hatte der Schacht ein Stahl- gebaut, um Kohlen aus dem 100 Me- Fördergerüst, welches 1940 durch den ter tiefen Flöz Flottwell zu fördern. Man erwähnten Ziegelsteinturm mit einer nannte ihn den Flottwell-Hilfsschacht. Turmfördermaschine ersetzt wurde. Die Kohlen wurden mit einer Seilbahn zum Der Wassereinbruch wurde wegen der Bahnhof Laggenbeck befördert. Zuletzt Kosten ein weitgreifendes Problem. gehörte der Schacht zum Von Oeyn- Nach langem Hin und Her entschied der hausenbereich und diente der Wetter- Reichstag, dass das Bergwerk wieder führung und wurde 1979 stillgelegt. Der abgesümpft werden sollte. Riesige Pum- Turm gehört heute der RAG Ibbenbüren pen wurden beschafft, die im Schacht 2 und steht unter Denkmalschutz. mit einem neu installierten Dampfhaspel je nach Wasserpegel verfahren wur- Zu erwähnen ist auch der neben der den. Nach 3 Jahren Sümpfung wurden Erzgrube Perm liegende Permer Stol- 1898 wieder die die ersten Kohlen am len. Hier fand von 1951 bis 1960 ein so- Förderstollen in Empfang genommen. genannter Notbergbau statt. Es wurden Die Förderanlagen wurden während der ca. 60000 t/a im Stollen nach übertage Sümpfzeit auf den damaligen technisch gefördert und dort ohne Aufbereitung neuesten Stand gebracht. direkt verkauft. Der Morgensternschacht Wenn man auf der ehemaligen B 65 in Richtung Osnabrück fährt, sieht man auf Westerkappelner Gebiet von weitem schon ein hohes Klinkerbauwerk, den Morgensternschacht. Um 1600 förderte dort die Schachtanlage „Zeche Schaf- berg“ die ersten Kohlen. Später wurde dort der Schafberger Tiefenstollen auf- gefahren, um das Wasserproblem zu lösen. Es ist der heute noch bekannte Heewerthstollen. 1824 wurde dann der Morgensternschacht bis auf eine Teufe von 88 Metern errichtet und es wurde von dort aus in verschiedenen Flözen abgebaut. Von 1872 bis 1920 wurde Morgensternschacht 15
Die Kohleförderung nach 1900 winnung wurde in beiden Feldesteilen durchgeführt. Für den Strebabbau im Der erste Weltkrieg verlangte für die Ostfeld wurde 1942 ein neues Gewin- Rüstungsindustrie viel Kohle. Doch nungsgerät für niedrige Flöze erfun- es wurde weniger gefördert, weil die den. Der Erfinder war der Maschinen- Ausrichtung neuer Kohlenfelder fehl- fahrsteiger Konrad Grebe. Mit seiner te. Aufgefangen wurde die Förderung Schlossermannschaft hatte er das Ge- durch neue Pachtgruben, Zeche Mat- winnungsgerät gebaut und zum Einsatz hilde, Grube Mieke. Ferner waren 100 gebracht. Es war ein Ereignis in der Kleinstbergwerke aktiv. Mechanisierung. In den Folgejahren wurde der Kohlenhobel von einer Berg- Am 1. November 1924 wurden die bei- bauzulieferfirma weiterentwickelt und den Zechen Westfeld und Ostfeld an weltweit vermarktet. Man konnte nun die neugegründeten PREUSSAG über- die Arbeit in den niedrigen Flözen von tragen. Es musste der Investitionsrück- der schwierigen Handarbeit befreien. stand aufgearbeitet werden. Folgende Der Erfinder wurde 1942 von Robert Maßnahmen wurden ergriffen: Ley zum „Helden der Arbeit“ ausge- Schacht 1 und Schacht 2 wurden bis zeichnet. zur dritten Tiefbausohle geteuft. Die Tagesanlage wurde völlig umge- staltet. Es wurden eine Kohlenwäsche und eine Brikettieranlage gebaut. Eine Zechenbahn zum Bahnhof Esch wurde errichtet. Ein neues Kesselhaus wurde gebaut. Alle Einrichtungen des Bergwerks am Bahnhof Ibbenbüren wurden außer Be- trieb genommen. Der Förderstollen diente dann nur noch der Wasserhaltung. Der 1920 bereits projektierte Nord- schacht wurde zu Gunsten des neuen Oeyhausenschachtes 3 zurückgestellt. Der Anfang 1930 begonnene Schacht 3 wurde 1931 durchschlägig und 1932 wurden Förderung und Seilfahrt hier durchgeführt. Die neue Fördermaschi- ne hatte eine Leistung von 1500 PS. Die Mechanisierung der Kohlenge- Kohlenhobel 16
Nach dem zweiten Weltkrieg war der über 8000 Mann und war die höchs- Kohlemarkt kaum zu sättigen. Die te Belegschaft insgesamt. Doch da- Wirtschaft verlangte Kohlen. Um den nach setzte eine welthandelsbeding- Bedarf zu decken, halfen zahlreiche te, deutschlandweite Kohlenkrise ein. Pachtgruben und “Wilde Pütts“. Da- Diese ging auch an Ibbenbüren nicht durch wurde die Fördermenge im Jahre spurlos vorbei. Man musste darauf re- 1952 um 110000 Tonnen erhöht. Dem agieren, um wettbewerbsfähig zu blei- nicht genehmigten Abbau von Koh- ben. Unbauwürdige Feldesteile wurden len wurde aber in den 1950er Jahren abgeworfen, Arbeitsplätze wurden ab- ein Ende gesetzt. Die Leistung wurde gebaut. Rationalisierung auf vielen Ge- in Ibbenbüren bis 1960 auf über zwei bieten wurde dem Wettbewerbsdruck Millionen Tonnen Jahresförderung ge- entgegengesetzt. steigert. Das Vordringen des Abbaus in Richtung Norden verursachte lange Tiefster Schacht Europas / Anfahrwege für die Belegschaft und Kohle für Jahrzehnte den Transport des Materials. Ein neuer Schacht musste geteuft werden. 1953 Die Rationalisierungsmaßnahmen in begann man auf der 3ten Tiefbausohle beiden Feldesteilen führten im Nach- mit dem Nordgesenk bis zur Theodor- hinein zu einer Produktionssteigerung. sohle. 1955 begann man in Mettingen, 1970 wurde mit 2,8 Mio. Tonnen die mitten im schönen Köllbachtal mit dem bisher größte Förderungsmenge er- Abteufen. Trotz erheblicher Wasserzu- reicht. Doch 1972 stellte sich ein er- flüsse wurde der Schacht im Novem- neuter Absatzrückgang ein. Große Erd- ber 1957 durchschlägig und wurde mit gas- und Erdölmengen kamen auf den dem Nordgesenk eine Einheit.1958 Markt. Der Hausbrand wurde dadurch erfolgte die erste Seilfahrt zur dritten stark bedrängt. Auf dem Ostfeld gingen Sohle und zur Theodorsohle. Am Nord- die gut abbaubaren Kohlen in abseh- schacht übertage änderte sich das barer Zeit dem Ende zu und im West- Bild erheblich. Es wurden das Förder- feld waren größere Störungen in den maschinengebäude, ein Kesselhaus, tieferliegenden Flözen bekannt. Nach eine Schaltanlage, eine Waschkaue Abwägung vieler Dinge, zum Beispiel für 1500 Bergleute, eine Lampenstu- die Unsicherheit wie die Energieversor- be sowie Parkplätze errichtet.1962 gung in Deutschland zukünftig ausse- musste ebenfalls im Westen ein Wet- hen würde, machten hohe Investitionen terschacht geteuft werden, der Bock- für die Zukunft fraglich. Letztendlich radener Schacht, in der Ibbenbürener entschied man sich, nach Zusage po- Bauerschaft Bockraden. Dieser Aus- litischer Unterstützung, für einen Wei- ziehschacht hat eine Teufe von 391m terbetrieb mit geringerer Förderung. und sichert mit dem Theodorschacht Hierfür wurde das Westfeld 1979 still- die gesamte Wetterführung untertage. gelegt. Die Belegschaft schrumpfte auf Die Belegschaftsstärke wuchs 1959 auf 5000 Mann. Das Ostfeld musste dann 17
Nordschacht in der Abteufphase dringend, mit großem Aufwand, die 600 technik. In der Steuerungstechnik gab Meter tieferliegenden Flöze, mit hervor- es ganz neue Entwicklungen. Die Fern- ragender Kohlenqualität, in Tiefen von steuerung von Gewinnungsmaschinen, 1100 bis 1600 Meter durch Querschlä- Überwachungseinrichtungen in der ge erreichen. Der Nordschacht wurde Wasserhaltung, die Überwachung der bis zum Flöz 74 auf eine Teufe von Wetterströme und Bandanlagen. Das 1545 Metern geteuft und war somit der Endziel: Den Gewinnungsbetrieb von tiefste Schacht Europas. Die Kohlen der übertägigen Grubenwarte aus zu wurden mit riesigen Bandanlagen bis fahren ist gelungen und ist heute Stand zum Schacht der 3.Tiefbausohle des der Technik. Doch der Abbau der elf Oeyhausenschachtes und dann mittels bauwürdigen tiefen Flöze von Flöz 2 einer neu eingebauten Skipanlage (Ge- bis Flöz 78 bedeutete für die Schacht- stellförderung) zu Tage gefördert. Vier anlage auch eine neue Herausforde- Gefäße mit je 15t Rohkohle förderten rung hinsichtlich Gebirgsdruck, Wärme täglich 10000 Tonnen zu Tage. Durch und Gasausbruchsgefahr. Zum Ersten diese Einrichtung wurde die Wagen- wurde verstärkter Ausbau für Strebe förderung überflüssig. Riesige techni- und Strecken eingesetzt und zwischen sche Fortschritte führten zur Produkti- Streckenausbau und Gebirge muss- onssteigerung, Arbeitsentlastung und te betoniert werden. Der Beton wurde Arbeitssicherheit. Vor allem beim hyd- durch Rohrleitungen von übertage zum raulischen Strebausbau, in der Streb- kilometerweit entfernten Einsatzort fördererausführung und der Antriebs- transportiert. Zweitens, die Gebirgs- 18
wärme in den Tiefen stieg bis zu 35°. Preussag AG Kohle zur „Deutschen Um verträgliche Arbeitsbedingungen zu Steinkohle“, DSK Anthrazit Ibbenbüren schaffen, mussten außer größere Wet- GmbH. Ab 1.1.2008 wurde sie umbe- termengen, Strebe und Streckenvortrie- nannt in RAG Anthrazit Ibbenbüren be mittels Kälteanlagen gekühlt werden. GmbH. Nach vielen Verhandlungen Von der übertägigen Kälteanlage wurde auf allen Ebenen wurde das Ende der kaltes Wasser zum untertägigen Wär- Steinkohle auf den 31. Dezember 2018 metauscher geführt und im Kreislauf festgelegt. Am 17. August wurden in Ib- wieder zurück. Ein weiterer Kreislauf benbüren die letzten Kohlen gefördert. war im untertägigen Bereich installiert, Somit hat der Hobel seinen ersten und um die einzelnen Betriebe zu kühlen. letzten Einsatz im deutschen Steinkoh- Außerdem musste die Arbeitszeit auf lenbergbau in Ibbenbüren gehabt. Die sieben Stunden gekürzt werden. Drit- ebenfalls jetzt stillgelegte Zeche Pros- tens, war die Gefahr von Kohlegasaus- per Haniel beendete den Hobeleinsatz brüchen gegeben. Das molekular an am 15. August, fördert aber bis Mitte der Kohle gebundene CH4 konnte sich Dezember 2018 im Schrämbetrieb wei- bei Fremdbeanspruchung z. B. bei der ter, wonach dann auch dort „Schicht im Gewinnung oder durch Sprengarbeiten Schacht“ ist. plötzlich entspannen. Eine Menge von Entspannungsbohrungen musste des- Schicht: Ende und was nun? halb zur Sicherheit der Bergleute durch- geführt werden. Durch gute Ingenieur- Die Kohlenförderung ist in Ibbenbü- leistung, den hervorragenden Einsatz ren beendet. Doch riesige Aufgaben und Mannschaftsgeist der Bergleute müssen in den nächsten Jahren gelöst wurden die Erschwernisse gemeistert. werden. Das Ausrauben der Grube, Somit konnten über Jahrzehnte mehre- das Abkoppeln der Energieversorgung, re Millionen Tonnen wertvolle Anthrazit- das Verfüllen der nicht mehr benötigten kohlen gefördert werden. Schächte und vieles mehr muss unter Berücksichtigung aller Sicherheitsmaß- Das Aus für die nahmen planmäßig ablaufen. subventionierte Kohle Das Wasser wird dann in ca. 4 Jahren Trotz einmaliger, hochwertigerer tech- bis zum Überlauf eines noch herzustel- nischer Ausrüstung im deutschen lenden Tunnels ansteigen. Von hier aus Steinkohlenbergbau konnte sich die fließt es ab zu den Klärteichen. Nach Kohle auf dem Weltmarkt preislich nicht der Behandlung fließt es in die Ibben- behaupten. Die beispielhaften Sicher- bürener Aa und dann weiter in die Ems heitsvorrichtungen in vielen Dingen zur Nordsee. und sozialen Absicherungen der Beleg- Doch was geschieht mit den Tages- schaft führten dadurch zum subventio- anlagen und der ganzen Infrastruk- nierten Bergbau. Am 1.9.1999 kam die tur? Die Kommunen der Kohleregion 19
Ibbenbüren - Westerkappeln, Hörstel, tes Europas mit seiner einmaligen Hopsten, Recke, Mettingen, Ibbenbü- Seilscheibenanordnung in Mettingen ren - haben zusammen mit der RAG ist ein „Denkmal“ wert. Doch hier müs- Anthrazit Ibbenbüren GmbH und der sen noch Sponsoren und Stiftungen RAG Montan Immobilien eine gemein- für die Kosten der Instandsetzung und same Zusammenarbeit im Rahmen Unterhaltung um Hilfe gebeten werden, des Strukturwandels beschlossen. Zur da die Gemeinde und der Heimatver- Koordinierung wurde eine Schnittstelle ein hier finanziell überfordert sind. Ein Kohlekonversion mit Sitz im Rathaus Gutes ist, dass die kulturellen Projekte Ibbenbüren errichtet. wie das Bergbau-, Sinfonie- und Bla- sorchester, der Steigerchor und die Doch was bleibt der Nachwelt als Erin- Barbaramesse in Mettingen weiterhin nerung an das Bergwerk in unserer Re- Bestand haben. gion? Welche Wahrzeichen, Denkmäler Das „Steigerlied“ und der Bergmanns- erinnern später an dieses Industriege- gruß „Glückauf“ werden bei vielen An- biet? Bleiben die bereits bestehenden lässen in den Bergbauorten noch eine Einrichtungen wie Bergbaumuseum in lange Tradition haben. Ibbenbüren oder die Steine- und Mine- raliensammlung in Mettingen? Fragen über Fragen. Das Fördergerüst und die Quellenverzeichnis: Dampffördermaschine von Schacht 1 Geschichte von Hubert des von Oeynhausenschachtes ist ein Rickelmann 1935 Projekt welches mit einem „Muss“ ge- Steinkohle und Erzbergbau von zeichnet ist. Das Nordschacht-Förder- Hans Röhrs gerüst des tiefsten Steinkohlenschach- Zeitschriften Steinkohle der RAG 20
Bergbaubegriffe Flöz: Kohleschichten im Gesteinskörper Füllort: Grubenbaue unmittelbar am Schacht mit Anschluss an einer Sohle Pinge: Grabeloch oder Schürfmulde aus der Frühzeit des Bergbaus. Horst: Gesteinspaket, das gegenüber der Umgebung herausgeho- ben wurde. Hängebank: An der Tagesöffnung eines Schachtes befindliche Plattform oder Bühne. Kaue: Am Schacht befindliches Gebäude zum Waschen und Umkleiden der Belegschaft Strecke: Grubenbau für Fahrung, Wetterführung, Förderung und Transport. Seilfahrt: Personenbeförderung in einem Schacht. Stollen: ein etwa horizontal, von über Tage geführter Grubenbau. Stollenmundloch: Eingang zu einem Stollenbetrieb. Streb: langgestreckter Gewinnungsbetrieb zwischen zwei Abbaustrecken. Teufe: Tiefe Querschlag: Verbindung in Form einer Strecke zwischen verschiedenen Flözen Verwerfung: Tektonische Störung. Wasserhaltung: Maßnahmen und Einrichtungen zur Sammlung und Hebung des Grubenwassers. Wetter: Luft oder Gasgemisch in der Grube. Sohle: 1. Der Boden eines Grubenbaues 2. Planmäßig festgelegter Horizont im Grubengebäude. Zeche: Grube, Bergwerk 21
Recker Buchholz Wiege des Bergbaues Die Recker und Steinbecker Autor: Robert Herkenhoff Bergleute werden Bergbaukultur wahren Vor mehr als 500 Jahren stand die Wie- 1564 – Dokumentationen Im ge des Bergbaues bereits im Steinbe- Holting-Gericht auf der cker Buchholzer Forst Raumühle in Espel „Ja“, bekräftigt Reinhold Plake, Vorsit- Seit 1562 bestand auf der Raumüh- zender des Arbeitskreises Buchholzer le das sogenannte Holting oder auch Forst 1650, „wir sind stolz auf die Ge- Holzgericht, wo „Maelüde“ oder auch schichte des Bergbaues. In dem rund Malmänner fungierten. Heute würde 150 Hektar großen Buchholzer Wald- man diese bedeutenden Personen si- gebiet lassen sich die Ursprünge des cher Beisitzer nennen. Für Recke waren Bergbaues sehr gut darstellen, hier das de Wakemann, heute Wackmann, sind die Ursprünge der Kohlegrabun- und de Ricke, Rieke, an der Buchholz- gen noch gut zu erkennen und zu er- straße, Elternhaus der Ehefrau von klären. Eine Überbauung durch Sied- Reinhold Plake, dem Sprecher des lungen hat nicht stattgefunden“. Die Bergbauhistorischen Vereins Buchhol- Wiege des Bergbaues stand im Buch- zer Forst. Das Holting-Gericht, zustän- holzer Forst schon vor mehr als 500 dig für Recke, Ibbenbüren-Bockraden Jahren. Reinhold Plake weiß, wovon und die Mettinger Westerbauerschaft, er redet, er wohnt selbst im Buchholzer also Lage, ahndete Übertretungen mit Forst und hat sein ganzes Berufsleben Geld- und Leibesstrafen. Von Bockra- im Bergbau verbracht. den gehörten dem Gericht „Gerth uff der Lüninge“ (Lünnemann im Vinkel- 2018 ist Schicht im Schacht. Mit der feld), „Hinrich tor Mollen“ (Mollenjan in Schließung der Zeche endet der Berg- Niederbockraden, heute Stockdiek) an. bau auf der Schafbergplatte. Der Ibben- Aus der Mettinger Westerbauerschaft bürener Historiker Josef Bröker, über 25 werden genannt: Overberg, am Lager Jahre Leiter der Raphael-Grundschule Weg, heute Baune und Herman zu Am- in Steinbeck, hat im Staatsarchiv Osna- bergen, heute Egbert Tenambergen, brück eine für Recke bedeutende Nie- Bischofstraße. derschrift über das Gerichtswesen auf der Raumühle entdeckt und übersetzt. Protokolliert ist 1564 in dem Gericht auf der Raumühle, dass der Pastor zu Ibbenbüren eine Eiche auf der Kohlen- 22
stätte ohne Einwilligung gefällt hat. Bei Kohlegrabung mit einfachsten Mitteln dieser Niederschrift auf dem Holting in im Buchholzer Forst um 1650 darstellt. Espel handelt sich um den bis heute Recke ist mit „Rieken“ auf dieser Karte bekannten ersten Nachweis zur Erwäh- skizziert. nung einer Kohlegrabung im Schafber- ger Grubenfeld. Zur Erinnerung an dieses Ereignis hat im März 2018 der Bergbauhistorische Arbeitskreis mit dem Heimatverein Re- cke in Verbindung mit der Geschäfts- leitung des RAG-Bergwerkes eine In- formationstafel aufgestellt. Anwesend waren der Stellvertretende Landrat, Nachbarn, Vertreter bergmännischer Traditionsgruppen, der Recker Verei- ne, des Kreisheimatbundes und Hei- matvereins Mettingen sowie Tödden mit Kiepenkerl bei eisiger Kälte. Nach einem milden Winter herrschten an die- sem Tag gefühlt -13oC bei einem schar- fen Wind aus Nordost. 1650 – Oranische Karte über die Kohlegrabung im Recker Buchholzer Forst Diese als schönste Karte zum Histori- schen Bergbau charakterisierte Karte zeigt den Bergbau im Recker Buchholz, insbesondere eindrucksvoll den da- maligen Landschaftszustand. Die Be- schreibung in niederländischer Spra- che besagt, dass es sich bei dem Plan um die Projektierung eines Wasser- lösungsstollens handelt mit dem Ziel, Kosten für die bisherige Wasserhaltung im Schacht einzusparen. Stolz sind die Bergleute auch auf die Quelle: Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen sogenannte Oranische Karte, die die Münster A 1347 (Auszüge) 23
Solidarität unter den Bergleuten tember anlässlich der Abschiedsveran- staltung auf dem Nordschacht hervor- Recker und Steinbecker Bergleute hob: „Es gibt eine Fülle von Tugenden waren fast ausschließlich im Westfeld wie zum Beispiel Zuverlässigkeit, tätig. Nachbarschaftliche und familiäre Pünktlichkeit, Fleiß, Menschlichkeit, Bindungen waren sehr ausgeprägt, sie Leistungsbereitschaft, Verantwortung, stärkten die gegenseitige Unterstüt- Gefahrbewusstsein, Achtsamkeit und zung und die große Solidarität unterein- viele weitere mehr, nicht zuletzt eine ander. Für die Bergleute galt, was Uwe besondere Kameradschaft, die die Ar- Robben, Vorsitzender des Betriebsrats beit und die Art des Miteinanders im der RAG Anthrazit Ibbenbüren, im Sep- Bergbau auszeichnen“. Recker Bergleute um 1950 mit Karbidlampe und Gezähe im Steinbecker Feld am Trisselberg, vorne Rutsche von links: Hauer Ewald Bode, Espel, Hauer Josef Kortemeyer, Steinbeck mit Pieck Ass; Steiger Paul Grundschöttel, Ibbenbüren; Hauer Hermann Ungruhe mit Abbauhammer, Espel; Hauer Werner Rieke, Steinbeck; Hauer Josef Töpker, Espel mit Hacke 24
Zum Transport der Kohle wurden im Buchholzer Kohlenrevier viele Jahre Grubenpferde eingesetzt. Hier 1954 Hugo Stermann aus Recke-Stichlinge bei der Pferdeförderung. Recker Bergleute mit Gezähe um 1955 unter Tage im Buchholzer Kohlenrevier von links: Eduard Schulte, Steinbeck mit Beil und Bügelsäge; Waldemar Gaida, Steinbeck, mit Pick Ass; August Klinkhammer, Recke, mit Spitzhacke; Josef Böggemann, Steinbeck, mit Spitzhammer; August Geers, Espel; Helmut Lambrecht, Recke 25
Zur Erinnerung hat der Bergbauhis- Die Recker und Steinbecker Bergleute torische Arbeitskreis Symbole an den sehen es als Verpflichtung an, der To- mehr als 500 Jahre alten Bergbau im ten und Verletzten zu gedenken. Der Buchholzer Forst errichtet: Buchholzer Findling mit der Hl. Barbara stammt aus Förderturm und Buchholzer Schacht- dem Steinbruch, in dem das Buchhol- gebäude (2004), Gedenkstein zur Er- zer Flöz zutage tritt. innerung an die verunglückten Berg- leute (2005), Skulptur „Einfahrender Gemeinsam bewahren was Bergmann“ (2005). Mit viel Muskelkraft verbindet wurde 2008 der Buchholzer oder auch Steinbecker Stollen von 1752 geöffnet Das Dokument im Landesarchiv Os- mit dem einzigen noch erhaltenen Stol- nabrück von 1564 mit der erstmals be- lenmundloch im Ibbenbürener Stein- kannten Erwähnung des Bergbaues in kohlenrevier. einem Verfahren vor dem Holtingericht auf der Raumühle in Recke-Espel und die Oranische Karte im Landesarchiv Münster über den Bergbau im Recker Buchholzer Forst um 1650 sind für Re- cke bedeutende Grundlagen zu den Wurzeln des Bergbaues. Mit dem unab- änderlichen Auslaufen des Bergbaues 2018 in der Ibbenbürener Bergbauregi- on ist in den Bergbaustädten und Berg- baugemeinden ein wirtschaftlicher und kultureller Wandel verbunden. Gemein- sam mit der Bergbaugemeinde Recke möchte der Heimatverein Recke mit seinem bergbauhistorischen Arbeits- kreis dazu beitragen, das Bewusstsein für die gemeinsame Geschichte zu wahren und das verbindende bergbau- kulturelle Erbe zu fördern. Bildquellen: Archiv Bergbau- historischer Arbeitskreis im Heimatverein Recke, soweit nicht einzeln benannt. 26
Das Nasse Dreieck - verdient gemacht. Gemeinsam mit elf Mitstreitern in der Interessengemein- Eine besondere Verbindung schaft hat er sich intensiv dafür ein- zum Bergbau gesetzt, die Aufstellungsplätze zu ge- stalten und zu pflegen. Heinz Hüppe, früherer Bürgermeister des Stadt Hörs- Autor: Robert Herkenhoff tel, lobte 2001 den Bürgersinn und die Einsatzbereitschaft der Gruppe. „Dies ist eine Demonstration des Bergbaues“ Franz Winnemöller hat sich um rief er in einer kleinen Feier den Helfern die Bergbaukultur in Hörstel zu. „Machen sie so weiter. Das ist eine verdient gemacht Werbung für den Bergbau!“ Als Ort für die Verabschiedung vom Bergbau haben die Hörsteler das Nas- se Dreieck in Bergeshövede gewählt, Mittellandkanal und Dortmund-Ems- Kanal treffen dort aufeinander. Das Nasse Dreieck hat für den Bergbau immer eine große Bedeutung gehabt, denn über diesen Kanal-Knotenpunkt wurde die Kohle weiter bis nach Berlin und in die Niederlande transportiert. Die Hörsteler werden die Kohle in guter Er- innerung behalten. Für viele Menschen ist es sicherlich nicht einfach, dass es Bergmännischer Schildausbau am Torfmoorsee in Hörstel | vorne v.l. Franz Winnemöller, Ende des Jahres in Deutschland keine Bürgermeister Heinz Hüppe Steinkohlenzechen mehr gibt. Bild: Privat Familie Winnemöller Die Burggarde Bevergern beeindruck- te bergmännisch beim Kanalfest mit ei- nem Tanz „Schicht im Schacht“. Bergbau mitten in der Natur Kohlenstoß und Schildausbau bestim- men am Hörsteler Torfmoorsee das Bild. Franz Winnemöller (+ 2017) hat sich um die Wahrung des bergbaukul- Beeindruckender Tanz „Schicht im Schacht“ der turellen Erbes in Hörstel besonders Burggarde Bevergern Foto Ibbenbürener Volkszeitung 27
Der Kohlenhobel Autor: Klaus Abel Der Steinkohlenbergbau beschließt in diesen Tagen seine lange Geschichte in Deutschland. Über fünf Jahrhunderte wurden Kohlen gefördert und in häus- lichen, gewerblichen und industriellen Verwendungen wärmespendend einge- setzt. Bis zur Erfindung des Kohlenho- bels war der Abbau, also das Heraus- brechen der Kohle aus dem Flöz, mit schwerster körperlicher Arbeit verbun- den und erforderte einen hohen Perso- Konrad Grebe vor Ort naleinsatz. Der luftdruckbetriebene Ab- Foto: Sammlung Hans Röhrs / RAG Ibbenbüren bauhammer hatte einen effektiven und modernen Fortschritt gebracht, welcher Im Jahre 1941 gelang es, das Versuchs- in den frühen Jahrzehnten des letzten modell eines Kohlenhobels erfolgreich Jahrhunderts die Abbauleistung deut- zu testen und damit die „maschinelle lich steigerte, doch der Schritt zur ma- Kohlengewinnung“ zu begründen. schinellen Förderung war damit nicht Umfangreiche Versuchsläufe und stän- vollzogen. Dieser Schritt blieb dem dige Optimierung führten zum praktisch Steiger Konrad Grebe vorbehalten, der einsetzbaren und im harten Betrieb konsequent forschend und von moti- bestehenden Arbeitsgerät, welches in vierter Mannschaft unterstützt, das be- der damaligen Fachwelt volle Anerken- kannte Hobelprinzip in einer neuen Di- nung fand. Ein Jahr später erfolgte die mension auf den Kohleabbau übertrug. Patentanmeldung durch die Preußi- sche Bergwerks- und Hütten AG beim Konrad Grebe war Maschinenfahr- Patentamt Berlin. Die damalige Politik steiger, Sohn des Grubeninspektors nutzte die positiven Ergebnisse zu Pro- Grebe, wurde 1907 in Heiligenwald im pagandazwecken und stellte Konrad Saarrevier geboren. Nach umfassender Grebe als „Pionier der Arbeit“ groß he- bergtechnischer Ausbildung begann er raus. Am 1. Mai 1943 erfolgte die Aus- 1931 seine Tätigkeit auf dem Steinkoh- zeichnung im Mosaiksaal der Reichs- lenbergwerk Ibbenbüren. kanzlei. 28
Die praktischen Erfolge des Kohlenho- Maschinelle Kohlengewinnung mittels bels zeigten sich sowohl in Ibbenbüren Kohlenhobel war in den folgenden Jahr- als auch in den anderen deutschen zehnten auf allen großen deutschen Kohlerevieren in einer sofortigen Leis- und vielen ausländischen Bergwerken tungssteigerung auf etwa den doppel- ein zentrales Thema. Die gezielte Wei- ten Messwert. Diese Ergebniszahlen terentwicklung dieser Technik führte zu wurden in Ibbenbüren nicht durch neuer Leistungssteigerung und verbes- Kriegszerstörung beeinflusst, ganz im serter Sicherheit. Der Name Ibbenbü- Gegensatz zum Ruhr- und Saargebiet, ren wird in der Fachwelt auch zukünftig wo in diesen Jahren eine ungefähre als Synonym für den Einstieg in die ma- Konstanz der produzierten Gesamt- schinelle Kohleförderung stehen. mengen zu verzeichnen war. Kinder erkunden den Kohlenhobel im Bergbaumuseum Ibbenbüren Foto: Klaus Abel 29
Das Tscherpermahl Übernommen wurde diese Tradition an der Ruhr, der Saar und im Ibbenbürener Kohlenrevier aus dem Bergbau im Harz und im Erzgebirge. Die Bergleute mussten das Tscher- Autor: Robert Herkenhoff permesser als Werkzeug immer in der Seitentasche an der Hose oder neben der Tasche am Gürtel mitführen. Jeder Tradition in den Bergbaugemeinden Bergmann hatte die Pflicht, gebrochene oder beschädigte Sprossen in den höl- Traditionell tref- zernen Fahrten, das sind in der berg- fen sich die männischen Sprache die Leitern, über Bergleute in den die sie in die Grube hinabstiegen, um- Heimatvereinen gehend zu reparieren. Das Tscherper- oder Traditions- messer diente dem Bergmann auch als gruppen zum Werkzeug und Essbesteck, mit dem er Tscherpermahl, sein Brot „über den Daumen“ aß. Das so zum Beispiel traditionelle Tscherper-Essen besteht in Ibbenbüren, aus deftigen Wurstspezialitäten, Mett Mettingen, Re- mit Zwiebeln, Käse, Schmalz, Gurken, cke und Hopsten Brot sowie Bier und einem Bergmanns- und Westerkap- schnaps. Tscherpern bedeutet, sich er- peln. Benutzt innern, miteinander essen und sich aus- wird ein Tscher- tauschen, die soziale Gemeinschaft der per, auch Tzscherper, das ist ein festste- Bergleute ist beim Tscherper-Essen das hendes Berufsmesser der Bergleute. Wesentliche. Brotschicht | Foto: Büscher Leo 30
Bergbauliche historische Verein Recke im Buchhol- zer Forst zur Ergänzung des bereits Traditionsgruppen bestehenden Rundganges einen Berg- bauwanderweg. In der Alten Ruthe- Autor: Robert Herkenhoff mühle soll die bergbauliche Sammlung ergänzt werden. In der Planung ist die Erstellung eines historischen Förder- gerüstes im Buchholzer Forst“. Diese Anlagen sind zwischenzeitlich alle ver- Welche Aufgaben nehmen die bergbau- wirklicht worden. Zur Erinnerung an lichen Nachbarvereine wahr, welche die verunglückten Bergleute wurde im Schwerpunkte werden gesetzt? Um Buchholzer Forst, dem in der 500jähri- diese Arbeiten zu erörtern, wurde Mitte gen Bergbaugeschichte große Bedeu- der 1990iger Jahre eine Arbeitsgruppe tung zukommt, ein Gedenkstein mit der der Traditionsvereine in den Bergbau- Hl. Barbara aufgestellt. Die Arbeit des gemeinden gebildet mit dem Ziel, lokale Bergbauhistorischen Vereins, der be- bergbau- aber auch heimatvereinsori- reits 1988 seine Arbeit aufnahm, wird entierte Aufgabenfelder abzustimmen. heute innerhalb des Heimatvereins Re- Zusammengeschlossen haben sich ur- cke durch Arbeitsgruppe „Historischer sprünglich neben Vertretern des Berg- Bergbau“ fortgeführt. werkes Mitglieder des Knappenvereins Tecklenburger Land, des Bergbauhisto- Die Ziele des im Juni 2000 gebildeten rischen Vereins Buchholzer Forst 1650 Knappenverein Tecklenburger Land Recke, des Bergbaumuseums Ibben- sind, „Aktiven und ehemaligen Be- büren, der Arbeitsgemeinschaft Hörstel schäftigten des Bergwerkes und inte- und des Heimatvereins und der KAG ressierten Bürgern die Möglichkeit zu Mettingen. Es war das große Verdienst geben, innerhalb des Vereins die kul- von Markscheider Dr. Goerke-Mallet, turellen Belange, das Brauchtum und der viele Jahre gemeinsam mit Josef die Sitten des Bergbaus zu pflegen Schulte-Röper, dem Leiter der Öffent- und zu fördern sowie die gesellschaft- lichkeitsarbeit des Bergwerkes, die Tra- liche Stellung des Bergmannstandes ditionsgruppen der Bergbaugemeinden zu heben und für eine enge Kamerad- zu einem gemeinsamen Gedankenaus- schaft einzutreten.“ Schwerpunkte der tausch an den Tisch gebracht zu haben. Arbeit sind heute: Bergbaumuseum mit der Industriekultur Bergbau damals Themen und Ideen gab es genug. Berg- und heute, Herausgabe von Literatur bauhistorische Stätten sollten erhalten und Kalender, Pflege des Historischen und Symbole, die an die jahrhunder- Feuerwehrwagens der Grubenwehr, tealte bergbauliche Tätigkeit erinnern, Jugendarbeit, Geologie, „Gezähekis- errichtet werden. In einem Papier von te“, bergbauliche Repräsentation durch 2002 heißt es: „So plant der Bergbau- Teilnahme an Traditionsveranstaltun- 31
gen, Restauration von bergbaulichen Torfmoorsee in Hörstel, ist neben dem Anlagen und Pflege von Wanderwegen. Kohlenstoß am Hobel ein Schildausbau zu sehen. Die Einrichtungen dort gehen Damals und auch heute werden in Met- auf die Interessengemeinschaft Berg- tingen die bergbauhistorischen Belange bau zurück. vom Heimatverein und der Katholischen Arbeiterbewegung wahrgenommen. Die Im September 2017 wurde der Verein Barbaramesse, zu der alle Bergbauge- „Bergbautradition im Tecklenburger meinden geladen werden, und der Berg- Land e.V.“ gegründet. Wie der Name bautag mit dem Tzscherpermahl sind bereits sagt, ist damit ein Forum ent- zur Tradition geworden. standen, in dem auch die bisherigen Für manchen auswärtigen Besucher Arbeiten der bergbaulichen Traditions- an unerwarteter Stelle, nämlich am gruppen fortgesetzt werden können. Gemeinsam wurden in der Arbeitsgruppe der Bergbaulichen Traditionsvereine Projekte in den Bergbaugemeinden erörtert. Personen v.l.: Dr. Goerke-Mallet, Schulte-Röper, Berlekamp, Michel, Thiele, Pieper, Winnemöller, Herkenhoff, Röhrs Foto: RAG Anthrazit Ibbenbüren 2002 32
Brauchtumsgruppen erfüllten den historischen Ort mit ganz besonderem Flair. Von zahlreichen des Kreises zu Gast Münsterländer Kiepenkerlen, den Mäg- den in schmucken Bauerntrachten, den in Mettingen Tüödden in ihren prächtigen Gehröcken mit Zylinder und ihren Damen mit üppi- Autor: Reinhold Kortebrock gen Kopfhauben bis hin zur Ibbenbüre- ner Bergmannskluft mit Grubenlampe Ein Hauch vom Mittelalter durchzog am waren zahlreiche Vertreter der Heimat 8. September den historischen Mettin- pflegenden Institutionen erschienen. ger Rathaussaal im Hotel Telsemeyer. Der Kreisheimatbund Steinfurt, vertre- Zur Begrüßung servierten die Gastge- ten durch Kreisheimatpflegerin Reinhild ber das obligatorische „Heimatschlück- Finke und Fachbereichsleiter Reinhold sen“, in diesem Jahr natürlich den so- Kortebrock, hatte zum traditionellen genannten „Mettinger Landwein“. „Ich Jahrestreffen 2018 der Trachtenträger bin hoch beeindruckt von dieser Trach- und Brauchtumsdarsteller in die Tüöd- tenvielfalt und stolz, heute eure Gast- dengemeinde Mettingen eingeladen. geberin zu sein. Man fühlt sich ein we- Aus dem gesamten Kreis Steinfurt nig wie ins Mittelalter versetzt“, freute waren gut 50 Darsteller in ihren nost- sich Mettingens Bürgermeisterin Chris- algischen Gewändern erschienen und tine Rählmann angesichts des bunten Foto: Heinrich Weßling 33
Bildes. Sie stellte ihren Ort kurz vor und trägen, lustigen Dönkes und plattdeut- freute sich, dass Mettingen nach dem schen Vorträgen zusammengestellt Auslauf des Bergbaus 2018 zum Glück hatten. Im Mittelpunkt stand aber ein „nicht in ein tiefes Loch falle“, sondern reger Gedankenaustausch der Teilneh- getreu dem Gemeindeslogan „Gute mer mit einem interessanten Rundgang Aussichten“ mittlerweile über 3.000 durch das Tüödden-Museum und das neue Arbeitsplätze dank Deutschlands angrenzende Mineralienmuseum, das größtem Tortenbäcker C & W schaffen in Kooperation mit dem von-Galen- konnte. Gymnasium eine große Sammlung Durch den Nachmittag führten Rein- heimischer Bodenschätze beherbergt. hold Kortebrock und der Vorsitzende Frohgelaunt mit dem westfälischen des Heimatvereins Mettingen, Manfred „Gued goahn bit in’t näichste Jaohr“ Aßmann, die ein lockeres Programm reisten die Teilnehmer zurück in ihre mit Kaffee- und Kuchentafel, Liedervor- Heimatorte. 34
Brauchtumspreis 2017 len-Standorten durch Materi- an Franz Ahmann sen. albeschaffung sowie Gewinnen von ehrenamtlichen Autor: Prof. Anton Janßen Mühlenhelfern und Einbinden der örtli- chen Handwerker und Der Preis für Brauchtums- und Heimat- war bei den Arbeiten im- pflege des Kreises Steinfurt 2017 wurde mer an vorderster Franz Ahmann sen. aus Horstmar-Leer Front aktiv dabei. verliehen und ihm am 17. April 2018 So wurden die nur von Landrat Dr. Klaus Effing überreicht. ca. 500 m vonein- Damit wurde sein großer persönlicher ander entfernt liegen- Einsatz zum einen für den Erhalt von den beiden Mühlen zu einer besonderen Kulturdenkmälern gewürdigt, die für die Sehenswürdigkeit im Horstmarer Ortsteil Geschichte von Leer von großer Be- Leer und sind spezielle Objekte in der deutung sind, und zum anderen dafür, münsterländischen Mühlenlandschaft. dass kulturschaffende Arbeit in Leer auf eine breitere Basis gestellt wurde. Als sich nach mehr als einem Jahr- zehnt intensiven Engagements für die Vor allem ist es ihm mit zu verdanken, Mühlen abzeichnete, dass die Arbeit dass durch sehr umfangreiche Restau- des Vereins auf eine breitere Basis rierungen Schmeddings Doppelmüh- gelegt werden müsse, wurde durch lenanlage erhalten und Wassermühle die Initiative von Franz Ahmann der und Müllerkotten am Hofe Wenning ge- Vereinszweck um die Pflege der Hei- rettet wurden. Als sich nämlich abzeich- matkunde und Heimatpflege erweitert, nete, dass hier Aktivitäten zum Erhalt der Verein 2004 in „Mühlen- und Hei- (Schmeddings Doppelmühlenanlage) matverein Leer e.V.“ umbenannt. Er bzw. zur Rettung (Wassermühle und übernahm das Amt des 1. Vorsitzenden Müllerkotten am Hof Wenning) möglich und füllte diese Funktion bis 2013 mit wurden, engagierte er sich mit bei der großem Einsatz aus. So organisierte Gründung eines Fördervereins Techni- er jeden Sommer drei bis vier Fahrrad- scher Denkmäler e. V., die dann am 09. touren in die nähere Umgebung zum März 1989 erfolgte, und übernahm die Kennenlernen der näheren Heimat und Aufgaben des 2. Vorsitzenden. Dabei im Winterhalbjahr heimatgeschichtliche engagierte Franz Ahmann sich im Vor- Vortragsveranstaltungen und Küraben- stand des Fördervereins Technische de in Plattdeutsch am Herdfeuer älterer Denkmäler von 1989 bis 2004 als 2. Bauernhäuser, die sich insbesondere Vorsitzender für den sog. praktischen bei den älteren Dorfbewohnern großer Teil der Arbeiten an den beiden Müh- Beliebtheit erfreuen. 35
Das große Engagement von Franz Ah- von 1973 bis 1991 dessen Vorsitzender mann zum Erhalt der beiden Mühlen und hat in dieser Zeit maßgebliche Auf- war ihm vor allem deshalb möglich, bauarbeit und wichtige Anpassungen weil er in der Dorfgemeinschaft außer- an die Erfordernisse der Zeit im größ- ordentlich „vernetzt“ ist. Er wurde am ten Schützenverein in Leer bewirkt, so 15. November 1938 in Havixbeck gebo- unter anderem eine stärkere Einbin- ren und hat, wie Vater und Großvater, dung der Kinder und Frauen in das Ver- das Schneiderhandwerk gelernt. Mit einsleben. der Meisterprüfung 1961 zog er nach Horstmar-Leer, wechselte aber 1967 Parallel dazu war Franz Ahmann ab zur Post und bekam als Postbote Kon- 1975 stellvertretender Vorsitzender takt zu vielen Menschen. des Ortskulturringes Leer und ab 1991 neun Jahre dessen Vorsitzender. In Schon bald nach dem Zuzug nach Leer dieser Zeit hat er sehr erfolgreich die wurde er aktiver Sänger im Kirchenchor Arbeit der örtlichen Vereine koordiniert in Leer und seit dem Zuzug nach Leer und maßgeblich dafür gesorgt, dass gehört er dem Schützenverein Leer- kulturschaffende Arbeit in Leer auf eine Dorf an, war mit großem Engagement breitere Basis gestellt wurde. 36
Volkstanz ist bunt Autor: Marie Anne Meixner Im Kreis Steinfurt gibt es eine Anzahl Gempt-Halle in Lengerich. Nach Begrü- von aktiven Volkstanzgruppen u.a. auch ßung durch Reinhild Finke (Vorstands- die Volkstanzgruppe im Heimatverein vorsitzende Kreisheimatbund e.V.) und Lengerich e.V., die seit über 27 Jahren Dr. Alois Thomes (Vorsitzender des Hei- existiert und bei vielen Veranstaltungen matverein Lengerich e.V.) wurden dann in und um Lengerich präsent ist. unter Leitung von Bernhard Dankbar Auf Einladung der Lengericher trafen (zuständig im Kreisheimatbund Steinfurt sich am 26.5.2018 viele Tänzer und e.V. für Volkstanz und Brauchtumspfle- Tänzerinnen aus den Volkstanzgrup- ge) gemeinsam Volkstänze oder auch pen zu einem gemütlichen und unge- folkloristische Tänze auf das Parkett zwungenen Volkstanznachmittag in der gebraucht, auch mal Neues ausprobiert. Die Volkstanzgruppen beim Treffen in der Gempt-Halle in Lengerich. WN-Foto: Gernot Gierschner 37
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