IM FOKUS: Neue Lehrer sucht das Land! Wenn Pauker pauken Innovation auf Lehramt Lesen, schreiben, Selbstvertrauen lernen - OVGU

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IM FOKUS: Neue Lehrer sucht das Land! Wenn Pauker pauken Innovation auf Lehramt Lesen, schreiben, Selbstvertrauen lernen - OVGU
Campus-Magazin der
                    Otto-von-Guericke-Universität
                    Magdeburg | Juni 2018

IM FOKUS:
•   Neue Lehrer sucht das Land!
•   Wenn Pauker pauken
•   Innovation auf Lehramt
•   Lesen, schreiben, Selbstvertrauen lernen
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campusdateLIVE und
Lange Nacht der Wissenschaft
im Bild

                                                                     Mini-Vorlesungen der Fakultäten auf dem Open-Air-Campus

Individuelle Studienberatung der Fakultäten auf dem campusdateLIVE   Der Rektor, Prof. Dr.-Ing. Jens Strackeljan, beim Campusgeflüster

Eine Reise in die Zukunft auf dem Mobilitäts-Campus                  Ein begehbares Gehirnmodell zur 100. Vorlesung der Kinder-Uni

Science Slam im Hörsaal 5 zur Langen Nacht der Wissenschaft          Lion Sphere waren zu Gast beim Guericke-FM-Radiokonzert
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Inhaltsverzeichnis

  IM FOKUS                   04   Neue Lehrer sucht das Land!
		                           08   Breiter geFÄCHERt
		                           10   Wie werden aus Erstklässlern
                                  Architekten digitaler Welten?
		                           12   Jeder Ersti zählt
		                           13   Aus Techniker wird Lehrer
		                           14   Wenn Pauker pauken
		                           16   Innovation auf Lehramt
		                           18   Lesen, schreiben, Selbstvertrauen lernen
		                           19   Lehramtsstudium aus einem Guss

 KARRIEREWEGE                20   Herausforderung: Klassenzimmer
		                           22   Neuer Name, neue Karrierewege
		                           23   Die Frau mit dem Knochenjob
		                           24   Gut beraten und betreut in puncto Weiterbildung
		                           26   Gleichstellung oder Political Correctness?
		                           27   Von Forschung bis Fußball

           STUDIUM & LEHRE   28   Von der »Black Box« zur Lehrcommunity

 FORSCHUNG & TRANSFER        30   Wenn der Tumor zu hören ist
		                           31   Wenn dem Gehirn ein Licht aufgeht
		                           32   Testparcours für Tüftler und Macher
		                           33   Neue Drittmittelprojekte an der OVGU
		                           35   Erfolgreich lernen trotz ADHS

             INTERNATIONAL   36   Alle Hürden genommen | Syrische Geflüchtete
                                  finden an der Uni ein neues Zuhause
		                           38   Forschen mit der ganzen Welt

 MENSCHEN & CAMPUS           40
      # myspot auf dem Unicampus
		                           41
      Strategie für übermorgen
		                           42
      Für Sie getestet! Das Sportangebot der Uni
      im Selbstversuch
		 44 Motiviert³!
		 46 Ausbilder mit Überzeugung
		 47 Schatten und Licht
		 48 Strahlentherapie weiter ausbauen
		 48 Europäische Laufbahn
		 48 Intelligent Urban Transportation
		 49 Lungenoperationen mit OP-Roboter
		 49 Den Partikeln auf der Spur
		 49 Individuelle Lösungen für Patienten
		 50 Informationsverarbeitung beim Lernen
		 50 Akustik für medizinische Therapie
		 50 Impressum
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4   IM GESPRÄCH

          Neue Lehrer
          sucht das Land!

    Die Lage im Land ist beängstigend: Es gibt kaum Nachwuchs
    für die Pflegeberufe, aber einen stetig wachsenden Bedarf.
    Die Herausforderung ist, vorhandene Pflegefachkräfte im Be-
    ruf zu halten und gleichzeitig den Beruf für Auszubildende
    attraktiver zu machen. Aber was heißt das für die Ausbildung,
    welche Rolle spielt dabei die Lehramtsausbildung an der Uni,
    welche Chancen haben Quereinsteiger? Pressesprecherin Ka-
    tharina Vorwerk sprach vor dem Hintergrund der laufenden
    Pflegeberufe-Reform mit Professorin Astrid Seltrecht über
    eine Vorreiterrolle der Uni Magdeburg.

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                         Alten- und Krankenpflege gehört zur
                         gesellschaftspolitischen Daseinsvorsor-
                         ge. Wie ist die Situation im Land Sach-
                         sen-Anhalt?
                         Klares Ziel der öffentlichen Daseinsvor-
                         sorge sind gleichwertige Lebensverhält-
                         nisse auf dem Land und in der Stadt. Mit
                         Blick auf Sachsen-Anhalt fällt aber auf,
                         dass gerade in entlegenen ländlichen
                         Regionen eine medizinische und pfle-
                         gerische Unterversorgung droht. Eine
                         gesundheitliche Versorgung darf aber
                         keine regionale Unterscheidung ma-
                         chen! Die in den zurückliegenden Jahren
                         demografisch geführte Diskussion, dass
                         weniger Menschen weniger gesund-
                         heitsversorgende Infrastruktur benötig-
                         ten, darf so nicht weitergeführt werden.

                         Das Land verzeichnet einen Rückgang
                         der Bewerberzahlen für die Alten- und
                         Krankenpflege, wo sehen Sie Ursachen?
                         Pflegefachkräfte haben ihren Beruf ge-
                         wählt, weil sie kranke, hilfsbedürfti-
                         ge oder alte Menschen im Prozess der
                         Genesung oder im Alter unterstützen,
                         begleiten und beraten wollen. Der
                         nicht-monetäre Gewinn, den sie aus
                         ihrer täglichen Arbeit ziehen, ist das Lä-
                         cheln und die Dankbarkeit von Patien­
                         ten oder Altenheimbewohnern. Pflege-
                         fachkräfte stehen aber nicht nur ihren
                         Patienten gegenüber, sondern auch den
                         institutionellen Anforderungen. Und ein
                         Pflegeschlüssel, bei dem in Deutschland
                         auf 100 zu pflegende Patienten im Kran-
                         kenhaus 12 Pflegekräfte kommen, wird
                         den Erwartungen an einen ‚sorgenden‘
                         Beruf, wie sie zu Beginn der Ausbildung
                         noch vorhanden sind, im Berufsalltag
                         kaum mehr gerecht. In Norwegen wer-
                         den 100 Patienten von 43 Pflegekräften
                         versorgt. Würden wir in Deutschland
                         die Versorgung auf diesen Pflegeschlüs-
                         sel anheben, müssten wir schlagartig
                         566 000 Pflegekräfte einstellen.

                         2017 wurde das Pflegeberufe-Reform-
                         gesetz vom Bund verabschiedet: Bisher
                         getrennt geregelte Pflegeausbildungen
                         werden zusammengeführt. Was bedeu-
                         tet das für die Lehrkräfte?
                         Eine große Umstellung, von der wir
                         heute noch gar nicht sagen können,
                         wie wir ab 2020 im Bereich der Pflege-
                         ausbildung tatsächlich aufgestellt sein
                         werden. Derzeit nehmen verschiedene
                         Institutionen Stellung zum Referenten­
                         entwurf der neuen Ausbildungsverord-

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6   IM GESPRÄCH

nung für Pflegeberufe. Unter welcher                      Wer regelt und definiert das neue Cur-       Welche Kooperationen sind da gemeint?
ministeriellen Hoheit und mit welchem                     riculum für die Lehre ‚Gesundheit und        Es bedarf neben Kooperationen mit
Curriculum in den einzelnen Bundes-                       Pflege‘ an der Uni Magdeburg?                Hochschulen auch einer engeren Zu-
ländern 2020 die Pflegeausbildung                         Der Masterstudiengang für das Lehr-          sammenarbeit mit Ausbildungsschulen:
starten wird, wird derzeit verhandelt.                    amt an berufsbildenden Schulen im            Viele Absolventen der Pflegeausbildung
Für die Lehrkräfte mit weitreichenden                     Profilschwerpunkt Gesundheits- und           suchen bereits nach kurzer Zeit Auf-
Folgen, denn die Pflegeausbildungen                       Pflegepädagogik ist 2012 mit der be-         stiegschancen, die sie unter anderem
fanden bislang in verschiedenen Schul-                    ruflichen Fachrichtung ‚Gesundheit           in einer Lehrtätigkeit sehen. Ohne den
formen statt, in Krankenpflegeschulen                     und Pflege‘ gestartet, nachdem es im         ‚richtigen‘ Bachelorabschluss bleibt ih-
und in berufsbildenden Schulen. Das                       Masterstudien­gang für das Lehramt an        nen aber der Masterstudiengang an der
hatte Auswirkungen auf die Einstel-                       berufsbildenden Schulen bereits fünf         OVGU verschlossen. Eine institutionelle
lungspraxis und die Einstellungsvor-                      technische Fachrichtungen und eine ge-       Verzahnung von Pflegeausbildungs-
aussetzungen von Lehrkräften. Denn                        werbliche Fachrichtung gab. Das Curri-       schulen, Hochschulen für pflegewissen-
an berufsbildenden Schulen benötig-                       culum ist inneruniversitär abgestimmt,       schaftliche Studiengänge und der Uni-
ten sie eine berufliche Fachrichtung                      wird regelmäßig akkreditiert und ori-        versität Magdeburg kann immer auch
und ein Unterrichtsfach, alternativ                       entiert sich an den Empfehlungen der         Berufs- und Studienberatung sein und
zwei berufliche Fachrichtungen, die                       Kultusministerkonferenz zu Kompetenz-        sichert langfristig eine gewisse Anzahl
sie in einem universitären Lehramts-                      bereichen und inhaltlichen Schwer-           an Studienbewerbern für das Lehramt
studium mit dem Abschluss Master of                       punktsetzungen für die Gesundheits-          in der beruflichen Fachrichtung Pflege.
Education erlangten. Zudem muss-                          und Pflegewissenschaft sowie zu denen
ten sie eine zweiphasige Ausbildung                       der Fachdidaktik Gesundheit und Pflege.      In welcher Rolle sehen Sie die OVGU
durchlaufen: einen Masterstudiengang                                                                   künftig bei der Fachkräftesicherung im
und den Vorbereitungsdienst, also das                     Wie wichtig sind Quereinsteiger und          Land?
Referendariat. Für Krankenpflegeschu-                     wie werden sie künftig an der OVGU           Die sehe ich neben der Lehre auch in
len reichte bislang ein Bachelor- oder                    qualifiziert?                                Forschungsprojekten. Dort widmen wir
Masterabschluss aus, ohne dass es sich                    Die berufliche Fachrichtung ‚Gesund-         uns gezielt Fragen zur Professionali-
um ein explizites Lehramtsstudium ge-                     heit und Pflege‘ bieten wir lediglich        sierung der Gesundheits-, Pflege- und
handelt haben musste. Auch eine zweite                    im Masterstudiengang an. Damit sind          Lehrkräfte. Als Mitglied des Forschungs-
Ausbildungsphase, das Referendariat,                      alle Studieninteressierten, die für den      netzwerks ‚Demografie und Fachkräfte-
war nicht vorgesehen.                                     Masterstudiengang von einer anderen          sicherung in den neuen Bundesländern‘
                                                          Hochschule zu uns wechseln, Querein-         untersuchen wir gezielt den Verbleib
Was bedeutet diese Reform für die Lehr-                   steiger ins Lehramt. Wir qualifizieren sie   und die Zufriedenheit von Gesund-
amtsstudierenden der Uni Magdeburg?                       unter anderem mithilfe eines Brücken-        heits- und Pflegefachkräften. Die ‚Dritte
Das Curriculum des an der OVGU an-                        programms. So können sie fehlende            Mission‘ der Universität, also das Hin-
gebotenen Masterstudiengangs ‚Ge-                         Inhalte im Bereich der Berufspädago-         einwirken von Forschungsergebnissen
sundheit und Pflege‘ entspricht schon                     gik sowie ein Unterrichtsfach ‚nachstu­      in die Region, zeigt sich vor allem im
jetzt den hohen wissenschaftlichen und                    dieren‘. Im April 2018 haben wir darü-       Bereich Laienpflege. So untersuchen wir
hochschuldidaktischen Anforderungen.                      ber hinaus die berufliche Fachrichtung       psychische Belastungen und Beanspru-
Die Lehramtsstudierenden durchdringen                     ‚Pflege‘, die in Kombination mit der         chungen von Familien Pflegebedürftiger
gesellschaftliche, gesundheitspolitische                  beruflichen Fachrichtung ‚Gesundheit‘        in entlegenen ländlichen Räumen. Die
und institutionelle Herausforde­rungen                    studiert wird, eingeführt. Damit setzen      Ergebnisse sollen später in eine Fort-
sowie individuelle Problemlagen. Sie                      wir die mit dem Land abgesprochene           bildungsveranstaltung für Lehrkräfte in
analysieren Zusammenhänge zwischen                        Zielvereinbarung um. Die sieht vor, mit      der Ausbildung von Gesundheits- und
Gesellschaft, Beruf, Berufsausbildung                     der Uni Halle ein Bachelor-Master-Mo-        Pflegeberufen münden. Lehrkräfte ha-
und Bildungspolitik, erleben eine enge                    dell ‚zu stricken‘, das den Vorgaben der     ben vor diesem Hintergrund eine Mul-
Verzahnung von Fachwissen und Didak-                      Kultusministerkonferenz für Lehramts-        tiplikatorenfunktion: Sie können in die
tik, von Theorie und Praxis, Forschung                    studiengänge entspricht. Studierenden,       ländlichen Räume hineinwirken und die
und Lehre. Ich sehe die angehenden                        die den Studiengang ‚Evidenzbasierte         nachfolgende Generation der Gesund-
Lehrkräfte aber auch immer als Multi­                     Pflege‘ an der Universität Halle oder        heits- und Pflegeberufe für die Beson-
plikatoren. Sie sind es, die die künftigen                den Studiengang ‚Pflegewissenschaft‘         derheiten dieser Region und die Be-
Pflegekräfte auf eine lange Berufstätig-                  an der Ostfalia Hochschule Wolfsburg         dürfnisse einer immer älterwerdenden
keit unter gesundheitlichen Belastungen                   absolviert haben, können anschließend        Bevölkerung sensibilisieren.
und Beanspruchungen vorbereiten und                       auflagenfrei und ohne zusätzliches
frühzeitig beraten, sodass sie langjährig                 Brückenprogramm unseren Master stu-          Frau Professorin Seltrecht, ich danke
ihren Beruf gesund und im Interesse der                   dieren. Zukünftig wird es auch nötig         Ihnen für das Gespräch.
Patienten und Bewohner ausüben kön-                       werden, weitere Hochschulkooperatio-
nen.                                                      nen einzugehen.

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Breiter                                                                                             „Wir übernehmen mit dem erweiter-
                                                                                                    ten Fächerangebot entlang unseres na-
                                                                                                    tur- und ingenieurwissenschaftlichen

geFÄCHERt
                                                                                                    Kernprofils Verantwortung für das Land
                                                                                                    Sachsen-Anhalt“, kommentiert Rek-
                                                                                                    tor Prof. Dr.-Ing. Jens Strackeljan den
                                                                                                    Ausbau des Angebots der OVGU in der
                                                                                                    Lehramtsausbildung für allgemeinbil-
Neue Angebote im Lehramtsstudium                                                                    dende Schulen um die Fächer Mathe-

                                                                                                                    Bachelor of Science

                                                Lehramt an all-                   Beruf und Bildung
                                                gemeinbilden-
                                                den Schulen                       Profil                  Profil
                                                                                  Ökonomische Bildung     Technische Bildung

                                                Fach                              Fach                    Fach
                                                Mathematik                        Wirtschaft              Technik

                                                Kombifach                         Kombifach               Kombifach
                                                Deutsch                           Deutsch                 Deutsch
                                                Ethik                             Ethik                   Ethik
                                                Physik                            Mathematik              Mathematik
                                                Sozialkunde                       Sport                   Physik
                                                Sport                                                     Sozialkunde
                                                                                                          Sport

                                                                                                                 Master of Education
                                            Lehramt an Sekundarschulen oder Gymnasien

                                                     Fach                           Fach                      Fach
                                                     Mathematik                     Technik                   Wirtschaft
                                                     + Kombifach                    + Kombifach               + Kombifach

                                                                                                                 Vorbereitungsdienst

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IM FOKUS: Neue Lehrer sucht das Land! Wenn Pauker pauken Innovation auf Lehramt Lesen, schreiben, Selbstvertrauen lernen - OVGU
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         matik und Physik. Ab dem kommenden              Fachrichtungen um das Fach Physik er-          es auch Bachelorabsolventinnen und
         Wintersemester ist es möglich, neben            weitert.                                       -absolventen anderer fachwissenschaft-
         den Schwerpunktfächern Wirtschaft und                                                          licher Studiengänge, unter bestimmten
         Technik auch das Fach Mathematik mit            Die Lehramtsausbildung an der Univer-          Voraussetzungen in den Lehramtsmas-
         den Fächern Physik, Deutsch, Sport,             sität Magdeburg führt über eine 6-se-          ter einzusteigen. Umgekehrt können
         Ethik und Sozialkunde zu kombinieren.           mestrige Bachelor- und eine anschlie-          Studierende nach dem Bachelorab-
         Darüber hinaus wird der bisherige Fä-           ßende 4-semestrige Masterausbildung            schluss sowohl den Master of Education
         cherkanon im Fach Technik und in den            zum Studienabschluss Master of Educa-          als auch einen fachwissenschaftlichen
         ingenieurpädagogischen     beruflichen          tion. Diese Zweistufigkeit ermöglicht          Master anschließen.

                                                                                                        „Wir freuen uns, unsere exzellenten
                                                                                                        Studienbedingungen und wissenschaft-
                                                                                                        lichen Kompetenzen in der Fakultät für
                                                                                                        Mathematik in die Ausbildung künfti-
                                                                                                        ger Lehrerinnen und Lehrer einbrin-
                                                                                                        gen zu können“, unterstreicht Prof. Dr.
Beruf und Bildung                                                                                       Hans-Christoph Grunau, Dekan der Fa-
                                                                                                        kultät. Im aktuellen CHE-Ranking konn-
Profil                         Profil                                                                   te sich die Magdeburger Mathematik
Ingenieurpädagogik             Wirtschaftspädagogik                                                     unter den besten Deutschlands in der
                                                                                                        Spitzengruppe behaupten. Sowohl im
Berufliche Fachrichtung        Berufliche Fachrichtung                                                  Lehrangebot, in der IT-Ausstattung, bei
Bautechnik                     Wirtschaft und Verwaltung                                                der Betreuung im Studium als auch im
Elektrotechnik                                                                                          Gesamturteil der Studierenden gab es
Informationstechnik                                                                                     für die Mathematik Spitzenbewertun-
Labor- und Prozesstechnik                                                                               gen. „Diese Ergebnisse bestärken uns
Metalltechnik                                                                                           darin, zum kommenden Wintersemester
                                                                                                        Mathematik für das Lehramt an allge-
Kombifach                      Kombifach                                                                meinbildenden Schulen einzuführen.
Deutsch                        Deutsch                                                                  Und auch eines der möglichen Zweitfä-
Ethik                          Ethik                                                                    cher, die Physik, schneidet im Ranking
Informatik                     Informatik                                                               in der Kategorie ‚Abschlüsse in ange-
Mathematik                     Mathematik                                                               messener Zeit‘ sehr gut ab!“
Physik                         Sport
Sport                          Sozialkunde                                                              Das Ministerium für Wirtschaft, Wis-
Sozialkunde                                                                                             senschaft und Digitalisierung des Lan-
                                                                                                        des Sachsen-Anhalt plant, die Zahl der
                                                                                                        Lehramtsstudierenden an der Univer-
                                                                                                        sität Magdeburg auf 200 und an der
                                                                                                        Universität Halle auf 800 Studierende
                                                                                                        im kommenden Wintersemester zu er-
                                                                                                        höhen. „Ich freue mich sehr, dass die
Lehramt an berufsbildenden Schulen                                                                      Universität Magdeburg die kurzfristige
                                                                                                        Erhöhung der Kapazitäten in den Lehr-
Berufliche                     Berufliche       Berufliche                                              amtsstudiengängen schnell und unkom-
Fachrichtung                   Fachrichtung     Fachrichtung                                            pliziert in die Wege geleitet hat“, sagt
Bautechnik                     Wirtschaft und   Gesundheit                                              Minister Prof. Dr. Armin Willingmann.
Elektrotechnik                 Verwaltung       und Pflege                                              „Auch, wenn der aktuelle Lehrerman-
Informationstechnik                                                                                     gel dadurch nicht entschärft wird, sind
                               + Kombifach      + Kombifach
Labor- und Prozesstechnik                                                                               doch jetzt die Weichen gestellt, um ab
Metalltechnik                                                                                           dem Jahr 2024 deutlich mehr gut aus-
                                                Pflege                                                  gebildete Lehrer an Sachsen-Anhalts
+ Kombifach
                                                                                                        Schulen einstellen zu können. Die Uni-
oder 2. berufl. Fachrichtung                    + Kombifach
                                                                                                        versität Magdeburg ist gerade bei den
                                                                                                        Natur- und Ingenieurwissenschaften
                                                                                                        sehr gut aufgestellt – davon werden die
                                                                                                        angehenden Lehrer und ihre künftigen
                                                                                                        Schüler besonders profitieren.“
                                                      link.ovgu.de/lehramt                                                             KATHARINA VORWERK

                                                                               uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Juni 2018
IM FOKUS: Neue Lehrer sucht das Land! Wenn Pauker pauken Innovation auf Lehramt Lesen, schreiben, Selbstvertrauen lernen - OVGU
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    Wie werden aus

    Erstklässlern
    Architekten

    digitaler Welten?

                                                                                                                                            Foto: shutterstock
Die Welt wird digital. Das verändert, wie wir lernen, arbeiten, kommunizieren, konsumieren, ja, wie wir leben. Doch wie stellen
sich Bildung, Arbeit oder Kommunikation der digitalen Welt? Welche Chancen bietet die Digitalisierung, welche Risiken birgt sie?
Darüber sprach Pressesprecherin Katharina Vorwerk mit Professorin Dr. Jana Dittmann, Leiterin der Arbeitsgruppe Multimedia
and Security an der Fakultät für Informatik, Institut für Technische und Betriebliche Informationssysteme.

Als Mitglied im Digitalisierungsbeirat Sachsen-Anhalts wer-                       den Technikeinsatz sinnvoll zu gestalten, Gefahren und Risiken
den Sie in den nächsten Jahren die Umsetzung der ‚Digitalen                       zu erkennen und frühzeitig ‚digitale Selbstverteidigung‘ zum
Agenda‘ aktiv begleiten. Wie ist aus Ihrer Sicht der Stand in                     Schutz zu üben. Das sind wichtige Ziele für ein selbstbestimm-
Sachsen-Anhalt?                                                                   tes, informiertes und eigenständiges Handeln in der digitalen
Mit der Digitalen Agenda sind wichtige ausstehende Aufga-                         Zukunft. Die Schulen müssen Vielfalt, Gestaltungsmöglich-
ben formuliert und es ist ein sehr guter Grundstein gelegt. Das                   keiten sowie Wahlfreiheit vermitteln. Sie sollten keine Einge-
Thema Bildung in der digitalen Welt und die Querschnittsziele                     wöhungskultur in einen kleinen Kreis von Anbietern fördern,
Verbraucherschutz, Datenschutz und Informationssicherheit                         sondern das Erlernen von Alternativen wie OpenSource und
liegen mir dabei besonders am Herzen.                                             OpenContent fordern.
                                                                                     Bei der Analyse von individuellen Lernprozessen und der
Die neue Bundesbildungsministerin Anja Karliczek möchte                           Bewertung von Lernerfolgen muss ein für die Persönlichkeit
den Unterricht an den Schulen weiter digitalisieren. Was wür-                     des Schülers vertrauensvoller und sicherer Ansatz gesucht
den Sie ihr raten, was brauchen die Schulen?                                      und gefunden werden. Beides muss strikt unter Kontrolle
Digitalisierung muss gesamtheitlich betrachtet werden: Schü-                      der Schule bleiben. Nicht zuletzt müssen dringend ethische
lern und Lehrern müssen die Grundlagen in Hard- und Soft-                         Grundsätze für unsere digitale Welt erarbeitet, umgesetzt und
ware, also die Informatik, mit Spaß vermittelt werden. Aktive                     vermittelt werden.
und realitätsnahe Beispiele wie Hardware zum Anfassen, zum                           Die Reflexion von Digitalisierung wird bestimmt durch
selbst Aufbauen oder selbst Konfigurieren bieten da gute An-                      zunehmend komplexere, undurchschaubare Technik und die
sätze zum Verstehen. Wissen und Kompetenzen zur Digitali-                         bisher meist ungeregelte Verfügbarkeit und Verwendung von
sierung müssen so aufgebaut werden, dass alle in der Lage                         Daten. Hier muss die Stellung des Einzelnen in der digitalen
sind, sich lebenslang auf aktuellem Stand zu halten.                              Welt durch Wissen gestärkt werden. Der Slogan unserer Fa-
   Die zukünftig in der digitalen Welt Agierenden müssen be-                      kultät ‚Werde ArchitektIn digitaler Welten!‘ kann für jeden im
fähigt werden, sich souverän in ihr zu bewegen, das heißt,                        Kleinen stehen.

uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Juni 2018
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Wann sollte die Digitalisierung des Unterrichts beginnen – in     was kann ich und sollte ich wie konfigurieren? Was ist für mich
der Grundschule, im Gymnasium oder in der berufsbildenden         und andere gut, was kann gefährlich sein? Was hat welche
Schule?                                                           Folgen für die Nutzer persönlich und die Gesellschaft insge-
Die Kompetenz, Digitalisierung zu verstehen, sie zu gestalten,    samt? Werde ich oder kann ich später diskriminiert werden?
also Einfluss zu nehmen, kann so früh wie möglich als Lernziel
verfolgt werden. Die Digitalisierung des Unterrichts sollte je-   Sollte Informatikunterricht flächendeckend als Pflichtfach in
doch maßvoll erfolgen; nur ein Teil sein. Die bewährten tradi-    den Schulen eingeführt werden, also Programmieren wie Le-
tionellen Lehr- und Lernformen haben ihre Berechtigung und        sen und Schreiben gelehrt werden?
sind sehr sinnvoll. Ein herkömmliches Buch hat hier nach wie      Informatik als Pflicht kann sehr hilfreich sein, man könnte das
vor viele Vorteile. Die Digitalisierung kann gezielt ergänzen.    Fach auch Digitalisierung nennen. Das Grundverständnis zur
                                                                  Programmierung ist sehr hilfreich, es reicht aber für sich allei-
Es reiche nicht, in allen Klassenzimmern SmartBoards und an-      ne nicht aus. Bei der Digitalisierung werden Systeme gebaut,
dere digitale Technik zu installieren, sagen Sie. Was braucht     die mit anderen Systemen zusammenarbeiten – sprich ver-
es noch?                                                          netzt sind. Man sollte von Anfang an das Verständnis fördern,
Wenn Sie Schwimmen lernen möchten, reicht es nicht, eine          dass Digitalisierung viele Facetten hat und dann gezielt die
Schwimmhalle zu bauen und sich diese anzuschauen. Sie             Gestaltungsmöglichkeiten, wie auch den technischen Daten-
müssen hinein ins Wasser, mit dem ganzen Körper und al-           schutz mit möglichst datenschutzkonformen Voreinstellungen
len Sinnen. So ist es auch bei der Digitalisierung. Um diese      vermitteln.
zu verstehen und zielführend zu nutzen, reicht es nicht, ein
SmartBoard anzuschauen und die Inhalte zu sehen. Es ist ein       Der von Karliczeks Vorgängerin 2016 angestoßene Digitalisie-
Element von vielen und dieses sollte in eine lernfördernde        rungspakt soll für fünf Jahre fünf Milliarden Euro zur Verfü-
Strategie eingefügt werden. Die Freiheit und Kreativität der      gung stellen. Reichen Zeit und Geld, um die Schulen für ihre
Einzelnen darf nicht durch vorgegebene Frage- und Antwort-        Aufgaben in der digitalen Bildung fit zu machen?
schemata so eingeengt werden, dass sie ‚individuell verküm-       Wenn man den aktuellen Diskussionen folgt, gibt es da durch-
mern‘ und sich selbst reduzieren. Technik sollte sich dem         aus Zweifel. Der Digitalisierungspakt ist ein Signal und ein
Menschen anpassen, nicht umgekehrt.                               Start. Noch wichtiger als Geld jedoch sind gute Konzepte zur
                                                                  Anwendung, zum Einsatz, zur Betreuung; sind gut ausgebilde-
Sie sprachen von ‚digitaler Selbstverteidigung‘. Welche Rolle     te Lehrer und Lehrerinnen mit Zeit für eine gute Vorbereitung.
spielen Datenschutz und -sicherheit in der digitalen Zukunft?        Darüber hinaus werden neben der Auswahl und Anschaf-
Mit Informatik kann man die Digitalisierung gestalten, aber       fung von Hard- und Software auch Experten für deren stra-
ohne Sicherheit wird diese Gestaltung nicht gelingen. Was Si-     tegisch sinnvolle, sichere und vertrauenswürdige Konzepti-
cherheit in der digitalen Welt bedeutet, haben viele kaum im      on, Konfiguration und Einrichtung sowie Techniker benötigt.
Blick. In Fächern wie Chemie und Physik wird das Verständnis      Ebenso sollten eine aktive Betreuung der Lehrer und Schüler
der Welt vermittelt, hier begreifen die Schüler durchaus was      sowie die Wartung und Aktualisierung der Hard- und Soft-
gut und was schlecht ist und wo die Gefahren sind. So sollte      ware, einschließlich der Lernprogramme, Sicherheitslösungen
es auch bei der Digitalisierung sein, Chancen und Risiken be-     und Schulbücher, abgedeckt sein.
greifbar zu machen. Doch oft im Dunkeln und unbeantwortet
bleiben Fragen wie: Was verbirgt sich dahinter, was passiert
wann und wie? Wer hat und nutzt meine persönlichen Daten,         Vielen Dank für das Gespräch, Frau Professorin Dittmann.

                           Prof. Dr.-Ing.
                         Jana Dittmann

                                                                    uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Juni 2018
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Jeder
                                                                                  Nur wenige Abiturienten wollen das Studium der Betriebspäda-
                                                                                  gogik beginnen. Hat der Berufsschullehrer ein schlechtes Image?
                                                                                  Viele Abiturienten, die sich ein Lehramtsstudium vorstellen
                                                                                  können, bevorzugen mit der Primar- und der Gymnasialleh-

Ersti zählt
                                                                                  rerausbildung Laufbahnen, die sie in ihrer Biografie kennen-
                                                                                  gelernt haben. Dabei ist gerade das Berufsschullehramt nicht
                                                                                  nur durch die Studienratslaufbahn interessant und umfasst Tä-
                                                                                  tigkeiten beispielsweise in der dualen Berufsausbildung, der
                                                                                  Fachschule für Technik oder im beruflichen Gymnasium. Das
                                                                                  Lehramt ist eines der anspruchsvollsten und vielseitigsten Auf-
                                                                                  gabenfelder in unserem Bildungssystem. Leider bekommen
                                                                                  unsere Abiturienten davon wenig mit.

                                                                                  Wie können wir das ändern?
                                                                                  Bislang haben die Hochschulen bei der Rekrutierung angehen-
                                                                                  der Betriebspädagogen fast nur auf Absolventen allgemeinbil-
                                                                                  dender Gymnasien geschaut. Inzwischen werden aber viele zum
                                                                                  Studium berechtigender Abschlüsse an berufsbildenden Schu-
                                                                                  len vergeben. In Baden-Württemberg, zum Beispiel, werden
                                                                                  mehr studienqualifizierende Bildungsabschlüsse an berufs-
                                                                                  bildenden Schulen erworben als an den allgemeinbildenden
                                                                                  Gymnasien! Wir arbeiten seit einigen Jahren in Sachsen-Anhalt
                                                                                  an der Entwicklung und dem Ausbau leistungsfähiger studien-
                                                                                  qualifizierender Bildungsmodelle wie dem beruflichen Gymna-
                                                                                  sium für Ingenieurwissenschaften. Auch Meister- und Techni-
                                                                                  kerabschlüsse sind inzwischen der allgemeinen Hochschulreife
                                                                                  gleichgestellt. Hier liegt ein großes Potenzial, Studierende mit
                                                                                  einer beruflichen Bildungsbiografie zu gewinnen.

Ist das Erfolgsmodell duale Ausbildung am Ende, weil Be-                          Das bedeutet eine sehr heterogene Studierendenschaft ...
rufspädagogen Mangelware sind? Was ist zu tun, um den Trend                       Ja, aber wir müssen multiple Zugänge in das Lehramtsstudium
zu stoppen, und welche Rolle spielt dabei die Uni Magdeburg?                      schaffen und die Studierenden bei einem erfolgreichen Stu-
Katharina Vorwerk hat mit dem Betriebspädagogen Prof. Klaus                       dieneinstieg begleiten! Wir haben bereits mit der Hochschule
Jenewein über die derzeitige Schieflage gesprochen.                               Merseburg einen Bachelorstudiengang ‚Ingenieurpädagogik‘
                                                                                  eingerichtet, der im Süden des Bundeslandes auch Studien­
                                                                                  interessenten mit Fachhochschulreife an das Lehramt für
Das System der beruflichen Bildung wird als Rückgrat der                          berufliche Schulen heranführt. Auch Absolventen ingenieur-
Innovationsfähigkeit der deutschen Wirtschaft bezeichnet,                         wissenschaftlicher Bachelor- und Diplomstudiengänge finden
leidet aber am akuten Lehrermangel. Wie ist die Situation?                        bei uns den Weg in das Masterprogramm Lehramt an berufs-
Die berufliche Bildung in Sachsen-Anhalt befindet sich in einer                   bildenden Schulen. Diese speziellen Wege bedeuten natürlich
beträchtlichen Schieflage: Technische Ausbildungsberufe ver-                      eine viel stärkere Heterogenität, als wir das bisher gewohnt
zeichnen dramatische Rückgänge an Auszubildenden, die Zahl                        waren und wir haben bereits umfangreiche Maßnahmen zur
der Abbrecher steigt enorm. Die Fachkräfteversorgung über                         Unterstützung dieser Studierenden eingeführt.
Berufsausbildung wird langfristig nicht mehr funktionieren,
wenn es nicht gelingt, neue Wege zu erschließen. Gleichzei-                       Welche Rolle spielt die Universität bei der Ausbildung von
tig geraten aber die berufsbildenden Schulen in die Defensive,                    Berufspädagogen im Land?
weil innerhalb kürzester Zeit viele Lehrkräfte in den Ruhestand                   Wir sind de facto zuständig für die Ausbildung von Berufsschul-
gehen: Von 329 Lehrkräften für Metalltechnik im Schuljahr                         lehrern für Sachsen-Anhalt. Dafür kooperieren wir bereits mit
2015/16 werden 2030 nur noch 79 im Dienst sein; in Bau- oder                      den Hochschulen Magdeburg-Stendal, Merseburg und mit der
Elektrotechnik sieht das ähnlich aus. Bisher zeichnet sich ab,                    Uni Halle. Dennoch fehlen sowohl Studierende als auch Absol-
dass das Land seine Ausbildungsverpflichtungen gegenüber                          venten. Gemeinsam mit dem Land haben wir darum Maßnah-
der Wirtschaft nur noch schwierig wird absichern können.                          men ergriffen: Wir erweitern das Angebot an Fachrichtungen,
                                                                                  entwickeln neue studienqualifizierende Bildungsprogramme
Was bedeutet diese Situation für die Ausbildung von Berufs-                       an den Schulen und fördern Quereinsteiger in das Studium.
bildungspädagogen an der Uni Magdeburg?                                           Dennoch: Gerade in den technisch-beruflichen Fachrichtungen
Wir stehen vor der Herausforderung, die Absolventenzahlen in                      wird Sachsen-Anhalt jeden jungen Menschen brauchen, der
der Lehrerausbildung an der Uni zu verdoppeln. In den techni-                     für ein Lehramtsstudium gewonnen werden kann.
schen Fachrichtungen wird das aber nicht reichen. Hier rech-
nen wir mindestens mit einem 5-fachen Absolventenbedarf.                          Vielen Dank für das Gespräch, Herr Professor Jennewein.

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                        nste i ge r
Que                re i

                                                                                                                                              Foto: Stefan Berger
Aus Techniker wird Lehrer                                         doch deutliche Probleme. Hier konnte ich wiederum auf die
                                                                  Unterstützung der Kommilitonen, aber auch auf das fördern-
                                                                  de Kursangebot der Universität zurückgreifen. Nach dem Ba-
Jens Kämpfer über seinen Weg ins Lehramt                          chelorstudium (6 Semester) führte der Weg in das Masterstu-
                                                                  dium zum Lehramt an berufsbildenden Schulen (4 Semester).
                                                                  Der Schwerpunkt lag hier eher auf der Fachdidaktik oder an-
Würde ich die Entscheidung für ein Lehramtsstudium aus            ders gesagt auf der Unterrichtsplanung und -gestaltung. Das
heutiger Sicht noch einmal treffen? Die Antwort ist völlig ein-   machte mir richtig Spaß und bestärkte mich in meiner Berufs-
deutig: Auf jeden Fall! Doch von Anfang an: Seit 2010 bin ich     wahl nachhaltig. In der Praktikumsphase konnte ich zudem
staatlich geprüfter Techniker mit dem Schwerpunkt Maschi-         Erfahrungen im Unterrichten und im Schulalltag sammeln.
nenbautechnik. Bereits sehr früh habe ich mein Interesse
entdeckt, mit jungen Menschen zu arbeiten und deshalb auch        Nachdem der Masterabschluss erfolgreich absolviert war, be-
gleich die Ausbildereignungsprüfung abgelegt. Verschiede-         gann im April 2016 das Referendariat, also der Vorbereitungs-
ne Gründe führten zu meinem Entschluss, Lehrer zu werden:         dienst für das Lehramt an berufsbildenden Schulen. Dies war
Zum einen die Freude am Lehren (Referieren, frei Sprechen).       nun der letzte Schritt meiner Ausbildung zum Lehrer: Sech-
Zum anderen ist das Lehramt an berufsbildenden Schulen            zehn Monate gleichzeitig Junglehrer und doch auch Schüler.
mit meiner bisherigen beruflichen Ausbildung und Erfahrung        An vier Tagen in der Woche unterrichtete ich verschiedene
eng verknüpft. Zusätzlich ist der Beruf des Lehrers ein höchst    Jahrgangsstufen und Berufsgruppen in Metalltechnik und Ma-
krisensicherer Arbeitsplatz, mit hohem Nachwuchsbedarf. So        thematik. Der fünfte Tag der Woche galt dem Studienseminar,
entschied ich mich für das Bachelorstudium Berufsbildung,         in welchem wir Referendare beamtenrechtlich sowie tief-
das auch ohne Abitur möglich ist. Mit der Aufnahme des Stu-       gründig fachdidaktisch ausgebildet wurden. Mit diesem Aus-
diums an der Universität Magdeburg war also der erste Schritt     bildungsaufbau konnten einerseits Unterrichtserfahrungen
in die Lehramtsausbildung getan.                                  analysiert und reflektiert werden. Andererseits erhielten wir
                                                                  konkretes Handwerkszeug für die Unterrichtsplanung. Immer
Bereits bei der Bewerbung hatte ich mich für die Fachrich-        wieder konnte ich für den Metalltechnikunterricht auf meine
tung Metalltechnik und das allgemeinbildende Unterrichtsfach      Erfahrungen aus der beruflichen Praxis zurückgreifen, die mir
Mathematik entschieden. Die Vorlesungen des Maschinenbaus         im Referendariat generell vielfach geholfen haben.
und der einzelnen Ausrichtungen waren sehr interessant, tief-
greifend und fachlich auf einem anspruchsvollen Niveau. Da-       Inzwischen habe ich das Referendariat erfolgreich abgeschlos-
bei konnte ich sehr gut auf meine eigenen Berufserfahrungen       sen. Der Weg war aufwendig und mühsam, das Studium je-
zurückgreifen und auch Kommilitonen bei der einen oder an-        doch ist schaffbar, und ich bin mir sicher, dass ich von meinen –
deren Verständnisschwierigkeit unterstützen.                       auch im Verhältnis zu den „normalen“ Lehramtsstudierenden –
                                                                  umfangreichen beruflichen Erfahrungen sehr profitieren
Das Studium der Grundlagenfächer und des Zweitfachs, be-          konnte. Jetzt freue ich mich auf meine pädagogisch und fach-
sonders die Vorlesungen der Mathematik, bereiteten mir            lich anspruchsvolle Lebensaufgabe.

                                                                    uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Juni 2018
14 IM FOKUS

Wenn Pauker pauken
Die Universität bildet nicht nur Lehrer aus, sondern auch weiter

Seit dem ersten „Magdeburger Tag der                      im Jahr diese Weiterbildung zu Hirnfor-   Annelore Gumz zum Tag der Erziehung.
Erziehung“ ist Uwe Görs vom Rudolf-Hil-                   schung und Neurowissenschaften für        Sie unterrichtet an der Berufsschule
debrand-Gymnasium in Stendal dabei.                       Lehrer aller Schulformen, für Erzieher,   Schönebeck Auszubildende in der Kin-
Inzwischen veranstaltete die Abteilung                    Sonderpädagogen und Eltern sowie für      der- und Gesundheitspflege. „Immer
Zoologie / Entwicklungsbiologie ihn zum                   an Hirnforschung Interessierte an. Der    wieder bieten mir die Veranstaltungen
15. Mal. Angeregt durch die Initiative                    Fokus liegt auf Lern- und Gedächtnis-     neue Aspekte, viel Input und wissen-
der „Brain Awareness Week“ der Dana                       prozessen, und darauf, wie Umweltfak-     schaftliche Erkenntnisse, wie in diesem
Alliance Foundation bietet der Lehrstuhl                  toren auf die Gehirnentwicklung ein-      Jahr beispielsweise die Beschäftigung
von Professorin Katharina Braun einmal                    wirken. Seit vielen Jahren kommt auch     mit Resilienz, innerer Stärke, seelischer

uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Juni 2018
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Widerstandsfähigkeit“, findet sie. „Die     tik – Informatische Bildung an Schulen“           sich Anregungen, wie die technischen
neuen Erkenntnisse werde ich an meine       den enormen Fortbildungsbedarf auf                Aspekte im Unterricht nachhaltig umzu-
Schülerinnen und Schüler weitergeben.       dem Gebiet der sich immer schneller               setzen seien.
Sie sind es, die sie künftig anwenden       entwickelnden Informatik. „Die Ziel-
werden, denn immer häufiger haben           gruppen sind Lehrende im Fach Infor-              Mehr Praxis bereits im Lehramtsstudium
auch diese Berufsgruppen mit Kindern        matik und Lehrende anderer Fächer,                wünscht sich Franziska Labitzke in Erin-
zu tun, die aus schwierigen Verhält-        die Aspekte der informatischen Bildung            nerung an ihr Studium und aus Erfah-
nissen kommen und eine hohe Stress­         und Medienbildung in ihren Unterricht             rung als Betreuerin von Referendaren.
erfahrung mitbringen. Darauf möchte         integrieren wollen“, erläutert Dr. Henry          „Ich fände es toll, wenn erfahrene Lehr-
ich die künftigen Pfleger vorbereiten.“     Herper von der Fakultät für Informa-              kräfte in Kooperation mit der Universität
                                            tik, „denn informatische Bildung findet           Kurse für Lehramtsstudierende geben,
Zu jeder Veranstaltung gibt es für die      nicht mehr nur im Informatikunterricht            in denen sie Probleme wie zum Beispiel
Teilnehmenden einen Fragebogen, auf         statt, sondern muss in die gesamte Bil-           den Umgang mit schwierigen Schülern
dem neben Lob und Kritik auch The-          dungsbiographie integriert werden. Da-            ansprechen, bearbeiten und Lösungen
menwünsche für die nächste Veranstal-       her wurde vor etwa 10 Jahren die frühe            aufzeigen. So fühlen sich die Studen-
tung vermerkt werden sollen. „Das dies-     Bildung und der Primarbereich bewusst             ten in den Praktika sicherer. Ich könnte
jährige Thema Epi-Genetik passte sehr       in den Lehrertag integriert.“                     mir sehr gut vorstellen, die Universität
genau, da es gerade in den Lehrplan                                                           bei einem solchen Kurs zu unterstützen
aufgenommen wurde“, ist Uwe Görs,                                                             und meine Erfahrungen, ob gut oder
der Biologie und Chemie unterrichtet,               Die Fortbildung                           schlecht, an die nachrückenden Genera-
begeistert. „Das Gehörte fließt gleich                                                        tionen weiterzugeben.“
morgen mit in den Unterricht ein.“
                                                     kam gelegen
                                                                                              Wie heutige Schülergenerationen mit
„Lernen, Bildung und Weiterbildung          Franziska Labitzke hat nicht Informatik           Smartphone & Co im Unterricht abzu-
werden immer deutlicher als Ressource       studiert, sondern Lehramt an berufs-              holen sind, darüber können sich Lehrer
erkannt und müssen daher weiterent-         bildenden Schulen für Wirtschaft in               im „AppLab“ nicht nur untereinander,
wickelt und optimiert werden“, schätzt      Kombination mit Mathematik. Heute                 sondern auch mit Studierenden aus-
Professorin Braun ein. „Es geht nicht       unterrichtet die OVGU-Absolventin am              tauschen und so voneinander profi-
mehr darum, ‚ob‘ etwas verändert wer-       Berufsschulzentrum des Landkreises                tieren. Das App-Labor ist ein jährlich
den muss, sondern vielmehr um den           Stendal. Dort werden Informatik-Leh-              angebotenes mehrtägiges Weiterbil-
‚richtigen Weg‘. Daher ist ein zentrales    rer gesucht. „Könnten Sie sich vorstel-           dungsformat, dessen erste Experimen-
Ziel dieser Veranstaltung, einerseits den   len ...“, hieß es da und Franziska Labitz-        tier-App eine Schnitzeljagd war. In
wissenschaftlichen Austausch zwischen       ke konnte. Computer schrecken sie nicht           diesem Jahr stand eine App zur Erstel-
den verschiedenen Fachdisziplinen und       ab, schließlich ist sie im Team robOTTO           lung von Kurzfilmen im Mittelpunkt
andererseits den Dialog zwischen Wis-       dabei. „Die Fortbildung kam mir sehr              des Labors. „Der Einsatz von Apps im
senschaft und Praxis zu fördern. Die        gelegen, weil sich der Fachlehrplan ge-           Unterricht soll eine Unterstützung für
Hirnforschung kann spektakuläre Ein-        ändert hat und meine Referendarin und             die Lehrer sein“, unterstreicht Marion
sichten in die Arbeit des Organs des        ich auf der Suche nach einem Programm             Pohl vom Zentrum für Lehrerbildung.
Denkens, in seine Entwicklungsverläufe      waren, mit dem wir den Schülern das               „Das gute alte Schulbuch wird es auch
während der frühen Kindheit und in die      Programmieren beibringen können und               zukünftig noch geben. Doch wir möch-
Mechanismen von Lern- und Gedächt-          dass durch schnelle Erfolge die Schüler           ten die Lehrkräfte für den Einsatz neu-
nisprozessen liefern und damit einen        motiviert und dazu bringt, am Ball zu             er Medien sensibilisieren, ihnen die
Beitrag zum ‚gehirngerechten‘ Lehren        bleiben. Dieser Wunsch wurde erfüllt!             Scheu davor nehmen und sie vor allem
und Lernen leisten. Die Begegnung von       Zudem wurden einige Informatik-Wett-              dazu befähigen, ihren Schülern Tech-
Wissenschaft und Praxis führt zu einer      bewerbe vorgestellt, an denen sicher              nikbegeisterung mitzugeben.“
verstärkten Sensibilisierung der Vor-       einige meiner Schüler teilnehmen wer-
tragenden für die Fragen und Anliegen       den.“                                             Wie die Schulen dafür künftig mit di-
des pädagogischen ‚Alltags‘ in Kinder-                                                        gitalen Unterrichtsmitteln ausgestattet
garten, Schule und Elternhaus, und          Fehlende Informatik-Lehrer, schwierig             sein müssen, präsentiert das Landes-
soll damit eine längst überfällige, in      umzusetzender Informatik-Unterricht –             Demon­strations-Zentrum für Schul-IT
Deutschland leider noch wenig erkenn-       dass die Probleme an den Schulen über-            und digitale Lernwerkzeuge an der
bare interdisziplinäre Zusammenarbeit       all ähnlich sind, erfuhr Ilka Dankert, die        Universität. Schulträger, Ingenieurbü-
anregen und fördern.“                       am Gymnasium im niedersächsischen                 ros, Lehrer und Eltern können sich hier
                                            Schöningen unterrichtet, während der              informieren, welche Geräte für den
Die Universität bildet nicht nur den        Gespräche mit ihren Kollegen. Von den             Schulalltag pädagogisch und technisch
künftigen Lehrkräftenachwuchs aus, sie      Workshops, die neben den beiden all-              tauglich sind und im Zusammenspiel
übernimmt auch Weiterbildungsverant-        gemeinen Hauptvorträgen die spezifi-              mit allen Komponenten dauerhaft und
wortung. Seit 2005 deckt die OVGU mit       schen Interessen der unterschiedlichen            sicher funktionieren.
dem „Magdeburger Lehrertag Informa-         Teilnehmer berücksichtigen, erhoffte sie                                                     INES PERL

                                                                     uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Juni 2018
16 IM FOKUS

     Innovation auf Lehramt

Lehramtsstudierende sind nicht diejenigen, von denen tech-                        penleiterin vom Projekt. Über das ohrenbetäubende Schep-
nologische Innovationen erwartet werden. Ihr Ziel ist es, dem                     pern tausender kleiner Lego-Bausteine hinweg, in denen die
Nachwuchs erfolgreich die Grundlagen zu vermitteln. Oder?                         Jungs nach dem richtigen Stück kramen, muss sie fast schreien:
Jeden Donnerstag um 16:30 Uhr bringt die Lehramtsstudentin                        Seit drei Jahren leitet sie die Robotics AG in den Räumen der
Anja Tomala in der Rötgerstraße in Magdeburg beides zusam-                        Otto-von-Guericke-Gesellschaft. Das „Guerickianum II“ bietet
men. Dort leitet sie das Schülerlabor „Guerickianum II“. Dabei                    außerschulische Lern- und Arbeitsgruppen, die an techni-
verbindet sie nicht nur Lehramt mit Innovation, sondern auch                      schen und naturwissenschaftlichen Projekten und Workshops
Otto von Guericke mit Robotern. Ein Besuch.                                       arbeiten – zum Beispiel an Robotertechnik mit LEGO. Es er-
                                                                                  gänzt das „Guerickianum I“, das vor allem ein Angebot an
Der Raum, in dem die 25-jährige Lehramtsstudentin Anja To-                        Schulklassen ist, die im Rahmen einer Unterrichtseinheit in das
mala auf die Jungs ihrer „Robotics AG“ wartet, sieht nicht aus                    Otto-von-Guericke-Zentrum kommen und klassische physikali-
wie ein Labor, wo an moderner Technologie gebastelt wird.                         sche Experimente durchführen – zum Beispiel zu Vakuumtech-
Ein großer, kühler Raum mit kleinen Fenstern wie im Souter-                       nik und Luftdruckmessung. Als das „Guerickianum II“ in Ko-
rain: Schulbänke mit Anschlussleisten und Messskalen und ein                      operation mit der Universität gegründet wurde, wurden gezielt
Vitrinenschrank voller Messinstrumente, alles in Beige- und                       Lehramtsstudierende für die Leitung und Betreuung der AGs
Brauntönen, erinnern an altmodischen Physikunterricht. Ein                        rekrutiert – für ihre pädagogische Kompetenz, aber auch als
Flipchart sticht als modern hervor. Aber im hinteren Teil ist                     Chance, sich zusätzlich zur universitären Lehre zu qualifizieren.
ein großflächiger, oben geöffneter Kasten wacklig aufgebockt.                     Seitdem ist Anja Tomala dabei.
Mit jedem Schritt, den man näherkommt, kann man weiter
über die Seitenwände in die Miniaturwelt sehen, die sich                          Ihre Fächerkombination ist Mathe und Technik. Sie schließt
darin befindet: Auf einer grünen aufgemalten Wiese mit auf-                       bald ihren Bachelor ab und wechselt voraussichtlich im Herbst
gemalten Flüssen und aufgemalten Nadelbäumen, stehen fu-                          reibungslos in den Master an der OVGU. Es scheint ihr die
turistisch anmutende Industriekomponenten, konstruiert aus                        beste Lösung – denn Technik auf Lehramt wird nicht überall
LEGO – und auch Roboter! Anja Tomala steht lächelnd neben                         angeboten. „Das Fach an sich gibt es ja auch nicht in jedem
der „LEGO Hydro Dynamics“-Miniaturwelt. Als die Teilnehmer                        Bundesland“, sagt die gebürtige Sachsen-Anhalterin. Obwohl
nach und nach den Raum betreten, begrüßt die Lehramtsstu-                         es so vielseitig ist. „Man bekommt alle Naturwissenschaften
dentin sie mit Namen, stellt kurz ein paar Fragen.                                mit“, sagt die 25-Jährige.

Während die Jungs ihre LEGO-Kästen aus den Schränken ho-                          Und nicht nur Naturwissenschaften. Die AG hat sich nach den
len und sich vor Arbeitsbeginn einrichten, erzählt die Grup-                      individuellen Interessen geteilt in die „Baugruppe“ und die

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„Programmierer“. Zwei Jungs sitzen am Laptop: „‘If‘ heißt         Panzer und „Raupen“. Das Kernstück, der tatsächliche Arm, der
‚falls‘! Du kannst doch Englisch! Falls das passiert, dann wird   flexibel und weit greifen soll, ist in der Mitte platziert. Die not-
dies ausgeführt“, erklärt der 14-Jährige seinem Freund. Auf       wendigen, aber sperrigen Computermodule wurden platzspa-
dem Bildschirm ist etwas angezeigt, das einem Zug mit vielen      rend aufeinander verbaut – lassen sich aber stufig nach hinten
Waggons ähnelt, tatsächlich sind es Programmierungskompo-         wegschieben wie beim Öffnen vieler Werkzeug- und Nähkäs-
nenten. Sie basteln Schleifen – nicht zum Geschenkeverpacken,     ten. Das erlaubt den Blick auf die Displays und kann gleich­
sondern als Abfolgen von Befehlen, die kein Ende haben. Es        zeitig als Gegengewicht dienen, falls ein schwererer Gegen-
sei denn, man befiehlt es ihnen. „Das lernt man in Informatik     stand gegriffen wird. Für den Arm selbst hat die „Baugruppe“
in der Schule als erstes“, sagt Anja Tomala, „und Schleifen       mehrere Gelenke eingesetzt, sodass er flexibel in der Richtung
sind auch das Wichtigste. Also das Wenn-dann-sonst-Prinzip.“      ist, und zusätzliche Teile verbaut, die Stabilität gewährleisten.

Zurzeit steht sie vor allem als Betreuung
und für Fragen zur Verfügung. Die Ju-
gendlichen arbeiten an eigenen Projek-
ten. Sie nutzen das hochwertige Arbeits-
material, das ihnen hier zur Verfügung
steht und konstruieren zum Beispiel
einen fahrbaren Greifarm. Aber im Lau-
fe des Jahres wird es wieder einen For-
schungsauftrag geben. Den vergeben die
Veranstalter der First Lego League (FLL).
Im vergangenen Jahr hat die Gruppe die
„LEGO Hydro Dynamics“-Miniaturwelt
erstellt: Ein Wasserauffangbecken, einen
Kran, eine Spülung und sogar eine Blu-
menbewässerung haben sie mit LEGO-
Mindstorm-Sets gebaut. Schon Otto von
Guericke hat sich die physikalischen Ei-
genschaften der Elemente zunutze ge-
macht – zum Beispiel für ein Wasserbarometer. Die Aufgabe         Anja Tomala lässt das Team nebenbei über die Arbeitsschritte
zur FLL wird strukturiert geplant und ausgeführt. Wer beim        berichten und vollzieht nach, wie Aufgaben und Probleme an-
Wettkampf auf regionaler Ebene in Magdeburg innovative An-        gegangen werden und welche Wege und Lösungen sie auch in
sätze präsentiert und elegante Konstruktionen austüftelt, hat     Zukunft Schülern mitgeben kann. In den 90 Minuten, die heu-
die Chance, erfolgreich weiterzugehen. Aber bei der FLL und       te zur Verfügung standen, haben die Schüler die Konstruktion
in der Robotics AG wird Teamwork größer geschrieben als ein       des Greifarms fertiggestellt. Die Programmierung läuft noch.
Endprodukt, deshalb fließen vorbildliche Zusammenarbeit und       Hannes aus der „Baugruppe“ erläutert seine Arbeitsstrategie
Unterstützung als Faktor mit in die Endwertung ein. Dies kann     so: „Das ist Überlegung, Fantasie und, wenn es nicht klappt –
Anja Tomala donnerstags fördern und beobachten. Anders            einfach nochmal probieren.“                    JULIA HEUNDORF
als beim Lehrpraktikum oder dem zukünftigen Referendariat,
muss sie für die Robotics AG nicht jede Stunde vorbereiten
oder über Lehrplänen und -material brüten. Es gibt keinen
Frontalunterricht, sondern gemeinsa-
mes Arbeiten. Hier lernt sie die spezifi-
schen Herausforderungen des praktisch
angelegten Technik-Unterrichts kennen,
sammelt Erfahrung in der zeitlichen Pla-
nung oder dem Erkennen und Steuern
von Gruppendynamiken. Nachdem sich
die Jungs so lautstark eingerichtet hat-
ten, ist Ruhe eingekehrt. Konzentriert
arbeiten sie und automatisch übermit-
teln sie jede Info im Flüsterton. Bis die
zwei Gruppen sich wieder zusammen-
finden und ihre Pläne vergleichen und
koordinieren.

Aus kleinen Plastikstücken ist ein kom-
plexer Aufbau geworden: Der fahrbare
Untersatz erinnert als Kettenfahrzeug an

                                                                     uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Juni 2018
18 IM FOKUS

                              Lesen,
                              schreiben,
                              Selbstvertrauen lernen

                              Erwachsenenbildung für Menschen
                              mit geistiger Behinderung

Diese Zeilen hat ein Teilnehmer eines besonderen Kursange-                        Dr. Schulze. „Von Beginn an war es unser Anliegen, ihnen mit
botes an der Fakultät für Humanwissenschaften geschrieben.                        dem Kurs die Teilhabe an einem für sie neuen Lebens- und
Und nicht nur der Kurs ist besonders, auch die Teilnehmenden                      Arbeitsbereich zu eröffnen. Mit großem Interesse und stau-
selbst sind es. Fünf Frauen und drei Männer mit einer soge-                       nendem Blick haben die Kursteilnehmer und -teilnehmerin-
nannten geistigen Behinderung aus der Werkstatt für behin-                        nen in einen gefüllten Hörsaal geschaut, den Besuch in der
derte Menschen (WfbM) der Pfeifferschen Stiftungen kommen                         Unibibliothek aufgenommen und zahlreiche Begegnungen
wöchentlich einmal an die Uni. Sie besuchen den Kurs zum                          mit Studierenden erlebt.“
(besseren) Lesen- und Schreibenlernen. Angeboten wird er
vom Lehrstuhl Soziale Integration und berufliche Rehabilita-                      Das Staunen ist allerdings auch auf der Seite der Studieren-
tion als Teil eines Masterseminars zum „Schriftspracherwerb                       den und der Seminarleiterin, wenn sie auf die Entwicklung
bei Menschen mit geistiger Behinderung“.                                          der Teilnehmenden im Verlauf der vergangenen Monate zu-
                                                                                  rückschauen. Sie durften erleben, mit wie viel (Lern-)Freude,
Die Studierenden aus dem Bereich Bildungswissenschaften                           Begeisterung und Anstrengungsbereitschaft sich die Frauen
mit dem Schwerpunkt integrative und inklusive Bildung haben                       und Männer den für sie schwierigen und teilweise auch durch
gemeinsam mit Dr. Marion Schulze vom Lehrstuhl ein theore-                        negative Erfahrungen besetzten Lernaufgaben zuwandten. Das
tisches Konzept entwickelt, welches als Arbeitsgrundlage für                      erarbeitete tätigkeits- und entwicklungsorientierte Konzept
die Umsetzung des Kurses im Wintersemester 2017/18 diente.                        sowie die differenziert und individuell gestalteten Lernange-
Dieses Konzept wird nun für noch folgende Kurse kontinuier-                       bote haben es ermöglicht, die sehr unterschiedlichen Lernvor-
lich weiterentwickelt.                                                            aussetzungen zu berücksichtigen und persönliche Lernerfolge
                                                                                  zu sichern.
„Die Beschäftigten aus der Werkstatt der Pfeifferschen Stif-
tungen nehmen alle freiwillig an diesem Kurs teil, sind hoch                      Durch eine intensive Zusammenarbeit der Studierenden mit
motiviert und möchten aus den unterschiedlichsten persönli-                       den einzelnen Teilnehmenden entstanden nahezu freund-
chen Gründen – besser – lesen und schreiben lernen“, weiß                         schaftliche Beziehungen und ein herzlicher und entspann-
                                                                                  ter Umgang miteinander, was sich in der Arbeitsatmosphäre
                                                                                  widerspiegelte. Sie konnten miterleben, wie sich die Männer
                                                                                  und Frauen von Woche zu Woche nicht nur auf den Kurs freu-
                                                                                  ten, sondern auch immer mehr Vertrauen in ihre eigenen Fä-
                                                                                  higkeiten entwickelten. Da die Semesterpause eine zu lange
                                                                                  Auszeit für die Kursteilnehmer bedeutet hätte, arbeiteten die
                                                                                  Studentinnen auch in der vorlesungsfreien Zeit weiter mit
                                                                                  ihnen. „Der Lese- und Schreiblern-Kurs hat nicht nur einen
                                                                                  hohen persönlichen Stellenwert für die Teilnehmenden, er
                                                                                  eröffnet den Studierenden die Möglichkeit, auf besondere
                                                                                  Weise Theorie und Praxis miteinander zu verbinden, eigene
                                                                                  Erfahrungen mit der Organisation von Bildungsprozessen für
                                                                                  Menschen mit Behinderungen zu sammeln und dem Inklusi-
                                                                                  onsgedanken ein reales Umsetzungsfeld zu geben“, fasst Dr.
 Foto: Katharina Pongratz
                                                                                  Marion Schulze zusammen.                    BARBARA GYURASITS

uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Juni 2018
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Lehramtsstudium aus einem Guss

In Sachsen-Anhalt herrscht akuter Lehrermangel. Rein rechne-     tischen Fachschaft und den Prüfungsämtern zusammen.“ Das
risch müssten bis 2030 jährlich mehr als 730 neue Lehrkräfte     ZLB unterstützt zudem das landesweite Programm zur Mento-
eingestellt werden. Deshalb soll die Zahl der Lehramtsstudie-    ren*innenausbildung. Lehrkräfte, die die angehenden Lehrer
renden an Sachsen-Anhalts Universitäten auf 1 000 im Jahr        und Lehrerinnen im Land der 1. (universitäre Ausbildung) und
steigen. Die Universität Magdeburg erweitert mit dem neu-        2. Ausbildungsphase (Referendariat) betreuen, werden hier
en Erstfach Mathematik und dem neuen Zweitfach Physik ihr        in einer Fortbildung gemeinsam mit dem ZLB der Universität
bereits bestehendes Angebot in der Lehramtsausbildung. Al-       Halle, dem Landesschulamt Sachsen-Anhalt und dem Landes-
les rund um Lehramtsstudiengänge an der OVGU koordiniert         institut für Schulqualität und Lehrerbildung ausgebildet.
fakultätsübergreifend das Zentrum für Lehrerbildung (ZLB).
                                                                 Ein dritter Arbeitsbereich des ZLB ist die wissenschaftliche
Im Fokus der Arbeit des ZLB steht die Qualitätssicherung und     Beforschung von Studienverläufen im Lehramt. Dabei geht
-entwicklung. „Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Vorberei-      es vor allem darum, zu erfahren, wie Schüler*innen auf die
tung und Koordinierung der verschiedenen Studien- und Prü-       Lehramtsausbildung an der OVGU aufmerksam geworden sind
fungsordnungen nicht nur für die Vorlage in den universitären    und wie die Übergänge zwischen den Studienabschnitten (Ba-
Gremien, sondern auch mit Blick auf die Akkreditierung der       chelor, Master) verlaufen. Auch das Schulpraxissemester im
Studiengänge. Die Universität geht derzeit von der Programm­     Lehramt an Gymnasien oder Sekundarschulen sowie andere
akkreditierung zur Systemakkreditierung über, das heißt, die     schulpraktische Phasen werden wissenschaftlich unter die
Fakultäten prüfen selbst ihre Qualität in Studium und Lehre“,    Lupe genommen. „Im Fokus steht immer die Verbesserung der
erläutert Astrid Ilgenstein, Geschäftsführerin des ZLB. Dazu     Studienprogramme“, erklärt Astrid Ilgenstein.      INES PERL
müssen die Fächer und Fachrichtungen der Fakultäten gemein-
sam an ihrer Studienqualität arbeiten. Dieser Prozess wird in
einer lehramtsspezifischen Richtlinie zur Qualitätssicherung                             Das Vorkursprogramm „MINT@OVGU“ ermöglicht
und -entwicklung festgehalten und im ZLB koordiniert.                                    Erstsemesterstudierenden mit verschiedenen
                                                                                         Angeboten einen guten Einstieg ins Studium.
Eine zweite Säule der Arbeit des ZLB ist die Beratung. Lehr-                             Der „Grundkurs: Fit fürs Studium“ vermittelt vom
amtsinteressierte werden u. a. auf dem campsdateLIVE, auf                                17. bis 21. September 2018 Mathematikkenntnisse
Messen oder auch individuell in den Sprechzeiten zu den                                  auf Abiturniveau.
Möglichkeiten des Lehramtsstudiums an der OVGU beraten.
Gemeinsam mit dem Team von fokus: LEHRE werden zudem                                     Fachspezifische Vorkurse bereiten vom 24. bis 28.
                                                                                         September 2018 auf die Mathematikanforderun-
in diesem Jahr erstmals Vorkurse für Lehramtsstudierende                                 gen des Studienfachs vor.
organisiert. Auch während der Einführungstage gibt es spe-
zielle Veranstaltungen für Lehramtserstis. Aber auch Seiten-                             Zudem gibt es Vorkurse für Informatik und
und Quereinsteiger wenden sich mit ihren Fragen an das                                   Technik sowie für internationale Studierende
ZLB. „Und natürlich finden die Studierenden im ZLB stets ein                             und Lehramtsstudierende.
offenes Ohr für ihre Fragen, Sorgen und Nöte“, zählt Astrid                              www.vorkurs.ovgu.de
Ilgenstein weiter auf. „Dafür arbeiten wir eng mit der studen-

                                                                   uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Juni 2018
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