IM FOKUS: Neue Lehrer sucht das Land! Wenn Pauker pauken Innovation auf Lehramt Lesen, schreiben, Selbstvertrauen lernen - OVGU
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Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg | Juni 2018 IM FOKUS: • Neue Lehrer sucht das Land! • Wenn Pauker pauken • Innovation auf Lehramt • Lesen, schreiben, Selbstvertrauen lernen
campusdateLIVE und Lange Nacht der Wissenschaft im Bild Mini-Vorlesungen der Fakultäten auf dem Open-Air-Campus Individuelle Studienberatung der Fakultäten auf dem campusdateLIVE Der Rektor, Prof. Dr.-Ing. Jens Strackeljan, beim Campusgeflüster Eine Reise in die Zukunft auf dem Mobilitäts-Campus Ein begehbares Gehirnmodell zur 100. Vorlesung der Kinder-Uni Science Slam im Hörsaal 5 zur Langen Nacht der Wissenschaft Lion Sphere waren zu Gast beim Guericke-FM-Radiokonzert
Inhaltsverzeichnis IM FOKUS 04 Neue Lehrer sucht das Land! 08 Breiter geFÄCHERt 10 Wie werden aus Erstklässlern Architekten digitaler Welten? 12 Jeder Ersti zählt 13 Aus Techniker wird Lehrer 14 Wenn Pauker pauken 16 Innovation auf Lehramt 18 Lesen, schreiben, Selbstvertrauen lernen 19 Lehramtsstudium aus einem Guss KARRIEREWEGE 20 Herausforderung: Klassenzimmer 22 Neuer Name, neue Karrierewege 23 Die Frau mit dem Knochenjob 24 Gut beraten und betreut in puncto Weiterbildung 26 Gleichstellung oder Political Correctness? 27 Von Forschung bis Fußball STUDIUM & LEHRE 28 Von der »Black Box« zur Lehrcommunity FORSCHUNG & TRANSFER 30 Wenn der Tumor zu hören ist 31 Wenn dem Gehirn ein Licht aufgeht 32 Testparcours für Tüftler und Macher 33 Neue Drittmittelprojekte an der OVGU 35 Erfolgreich lernen trotz ADHS INTERNATIONAL 36 Alle Hürden genommen | Syrische Geflüchtete finden an der Uni ein neues Zuhause 38 Forschen mit der ganzen Welt MENSCHEN & CAMPUS 40 # myspot auf dem Unicampus 41 Strategie für übermorgen 42 Für Sie getestet! Das Sportangebot der Uni im Selbstversuch 44 Motiviert³! 46 Ausbilder mit Überzeugung 47 Schatten und Licht 48 Strahlentherapie weiter ausbauen 48 Europäische Laufbahn 48 Intelligent Urban Transportation 49 Lungenoperationen mit OP-Roboter 49 Den Partikeln auf der Spur 49 Individuelle Lösungen für Patienten 50 Informationsverarbeitung beim Lernen 50 Akustik für medizinische Therapie 50 Impressum
4 IM GESPRÄCH Neue Lehrer sucht das Land! Die Lage im Land ist beängstigend: Es gibt kaum Nachwuchs für die Pflegeberufe, aber einen stetig wachsenden Bedarf. Die Herausforderung ist, vorhandene Pflegefachkräfte im Be- ruf zu halten und gleichzeitig den Beruf für Auszubildende attraktiver zu machen. Aber was heißt das für die Ausbildung, welche Rolle spielt dabei die Lehramtsausbildung an der Uni, welche Chancen haben Quereinsteiger? Pressesprecherin Ka- tharina Vorwerk sprach vor dem Hintergrund der laufenden Pflegeberufe-Reform mit Professorin Astrid Seltrecht über eine Vorreiterrolle der Uni Magdeburg. uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Juni 2018
5 Alten- und Krankenpflege gehört zur gesellschaftspolitischen Daseinsvorsor- ge. Wie ist die Situation im Land Sach- sen-Anhalt? Klares Ziel der öffentlichen Daseinsvor- sorge sind gleichwertige Lebensverhält- nisse auf dem Land und in der Stadt. Mit Blick auf Sachsen-Anhalt fällt aber auf, dass gerade in entlegenen ländlichen Regionen eine medizinische und pfle- gerische Unterversorgung droht. Eine gesundheitliche Versorgung darf aber keine regionale Unterscheidung ma- chen! Die in den zurückliegenden Jahren demografisch geführte Diskussion, dass weniger Menschen weniger gesund- heitsversorgende Infrastruktur benötig- ten, darf so nicht weitergeführt werden. Das Land verzeichnet einen Rückgang der Bewerberzahlen für die Alten- und Krankenpflege, wo sehen Sie Ursachen? Pflegefachkräfte haben ihren Beruf ge- wählt, weil sie kranke, hilfsbedürfti- ge oder alte Menschen im Prozess der Genesung oder im Alter unterstützen, begleiten und beraten wollen. Der nicht-monetäre Gewinn, den sie aus ihrer täglichen Arbeit ziehen, ist das Lä- cheln und die Dankbarkeit von Patien ten oder Altenheimbewohnern. Pflege- fachkräfte stehen aber nicht nur ihren Patienten gegenüber, sondern auch den institutionellen Anforderungen. Und ein Pflegeschlüssel, bei dem in Deutschland auf 100 zu pflegende Patienten im Kran- kenhaus 12 Pflegekräfte kommen, wird den Erwartungen an einen ‚sorgenden‘ Beruf, wie sie zu Beginn der Ausbildung noch vorhanden sind, im Berufsalltag kaum mehr gerecht. In Norwegen wer- den 100 Patienten von 43 Pflegekräften versorgt. Würden wir in Deutschland die Versorgung auf diesen Pflegeschlüs- sel anheben, müssten wir schlagartig 566 000 Pflegekräfte einstellen. 2017 wurde das Pflegeberufe-Reform- gesetz vom Bund verabschiedet: Bisher getrennt geregelte Pflegeausbildungen werden zusammengeführt. Was bedeu- tet das für die Lehrkräfte? Eine große Umstellung, von der wir heute noch gar nicht sagen können, wie wir ab 2020 im Bereich der Pflege- ausbildung tatsächlich aufgestellt sein werden. Derzeit nehmen verschiedene Institutionen Stellung zum Referenten entwurf der neuen Ausbildungsverord- uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Juni 2018
6 IM GESPRÄCH nung für Pflegeberufe. Unter welcher Wer regelt und definiert das neue Cur- Welche Kooperationen sind da gemeint? ministeriellen Hoheit und mit welchem riculum für die Lehre ‚Gesundheit und Es bedarf neben Kooperationen mit Curriculum in den einzelnen Bundes- Pflege‘ an der Uni Magdeburg? Hochschulen auch einer engeren Zu- ländern 2020 die Pflegeausbildung Der Masterstudiengang für das Lehr- sammenarbeit mit Ausbildungsschulen: starten wird, wird derzeit verhandelt. amt an berufsbildenden Schulen im Viele Absolventen der Pflegeausbildung Für die Lehrkräfte mit weitreichenden Profilschwerpunkt Gesundheits- und suchen bereits nach kurzer Zeit Auf- Folgen, denn die Pflegeausbildungen Pflegepädagogik ist 2012 mit der be- stiegschancen, die sie unter anderem fanden bislang in verschiedenen Schul- ruflichen Fachrichtung ‚Gesundheit in einer Lehrtätigkeit sehen. Ohne den formen statt, in Krankenpflegeschulen und Pflege‘ gestartet, nachdem es im ‚richtigen‘ Bachelorabschluss bleibt ih- und in berufsbildenden Schulen. Das Masterstudiengang für das Lehramt an nen aber der Masterstudiengang an der hatte Auswirkungen auf die Einstel- berufsbildenden Schulen bereits fünf OVGU verschlossen. Eine institutionelle lungspraxis und die Einstellungsvor- technische Fachrichtungen und eine ge- Verzahnung von Pflegeausbildungs- aussetzungen von Lehrkräften. Denn werbliche Fachrichtung gab. Das Curri- schulen, Hochschulen für pflegewissen- an berufsbildenden Schulen benötig- culum ist inneruniversitär abgestimmt, schaftliche Studiengänge und der Uni- ten sie eine berufliche Fachrichtung wird regelmäßig akkreditiert und ori- versität Magdeburg kann immer auch und ein Unterrichtsfach, alternativ entiert sich an den Empfehlungen der Berufs- und Studienberatung sein und zwei berufliche Fachrichtungen, die Kultusministerkonferenz zu Kompetenz- sichert langfristig eine gewisse Anzahl sie in einem universitären Lehramts- bereichen und inhaltlichen Schwer- an Studienbewerbern für das Lehramt studium mit dem Abschluss Master of punktsetzungen für die Gesundheits- in der beruflichen Fachrichtung Pflege. Education erlangten. Zudem muss- und Pflegewissenschaft sowie zu denen ten sie eine zweiphasige Ausbildung der Fachdidaktik Gesundheit und Pflege. In welcher Rolle sehen Sie die OVGU durchlaufen: einen Masterstudiengang künftig bei der Fachkräftesicherung im und den Vorbereitungsdienst, also das Wie wichtig sind Quereinsteiger und Land? Referendariat. Für Krankenpflegeschu- wie werden sie künftig an der OVGU Die sehe ich neben der Lehre auch in len reichte bislang ein Bachelor- oder qualifiziert? Forschungsprojekten. Dort widmen wir Masterabschluss aus, ohne dass es sich Die berufliche Fachrichtung ‚Gesund- uns gezielt Fragen zur Professionali- um ein explizites Lehramtsstudium ge- heit und Pflege‘ bieten wir lediglich sierung der Gesundheits-, Pflege- und handelt haben musste. Auch eine zweite im Masterstudiengang an. Damit sind Lehrkräfte. Als Mitglied des Forschungs- Ausbildungsphase, das Referendariat, alle Studieninteressierten, die für den netzwerks ‚Demografie und Fachkräfte- war nicht vorgesehen. Masterstudiengang von einer anderen sicherung in den neuen Bundesländern‘ Hochschule zu uns wechseln, Querein- untersuchen wir gezielt den Verbleib Was bedeutet diese Reform für die Lehr- steiger ins Lehramt. Wir qualifizieren sie und die Zufriedenheit von Gesund- amtsstudierenden der Uni Magdeburg? unter anderem mithilfe eines Brücken- heits- und Pflegefachkräften. Die ‚Dritte Das Curriculum des an der OVGU an- programms. So können sie fehlende Mission‘ der Universität, also das Hin- gebotenen Masterstudiengangs ‚Ge- Inhalte im Bereich der Berufspädago- einwirken von Forschungsergebnissen sundheit und Pflege‘ entspricht schon gik sowie ein Unterrichtsfach ‚nachstu in die Region, zeigt sich vor allem im jetzt den hohen wissenschaftlichen und dieren‘. Im April 2018 haben wir darü- Bereich Laienpflege. So untersuchen wir hochschuldidaktischen Anforderungen. ber hinaus die berufliche Fachrichtung psychische Belastungen und Beanspru- Die Lehramtsstudierenden durchdringen ‚Pflege‘, die in Kombination mit der chungen von Familien Pflegebedürftiger gesellschaftliche, gesundheitspolitische beruflichen Fachrichtung ‚Gesundheit‘ in entlegenen ländlichen Räumen. Die und institutionelle Herausforderungen studiert wird, eingeführt. Damit setzen Ergebnisse sollen später in eine Fort- sowie individuelle Problemlagen. Sie wir die mit dem Land abgesprochene bildungsveranstaltung für Lehrkräfte in analysieren Zusammenhänge zwischen Zielvereinbarung um. Die sieht vor, mit der Ausbildung von Gesundheits- und Gesellschaft, Beruf, Berufsausbildung der Uni Halle ein Bachelor-Master-Mo- Pflegeberufen münden. Lehrkräfte ha- und Bildungspolitik, erleben eine enge dell ‚zu stricken‘, das den Vorgaben der ben vor diesem Hintergrund eine Mul- Verzahnung von Fachwissen und Didak- Kultusministerkonferenz für Lehramts- tiplikatorenfunktion: Sie können in die tik, von Theorie und Praxis, Forschung studiengänge entspricht. Studierenden, ländlichen Räume hineinwirken und die und Lehre. Ich sehe die angehenden die den Studiengang ‚Evidenzbasierte nachfolgende Generation der Gesund- Lehrkräfte aber auch immer als Multi Pflege‘ an der Universität Halle oder heits- und Pflegeberufe für die Beson- plikatoren. Sie sind es, die die künftigen den Studiengang ‚Pflegewissenschaft‘ derheiten dieser Region und die Be- Pflegekräfte auf eine lange Berufstätig- an der Ostfalia Hochschule Wolfsburg dürfnisse einer immer älterwerdenden keit unter gesundheitlichen Belastungen absolviert haben, können anschließend Bevölkerung sensibilisieren. und Beanspruchungen vorbereiten und auflagenfrei und ohne zusätzliches frühzeitig beraten, sodass sie langjährig Brückenprogramm unseren Master stu- Frau Professorin Seltrecht, ich danke ihren Beruf gesund und im Interesse der dieren. Zukünftig wird es auch nötig Ihnen für das Gespräch. Patienten und Bewohner ausüben kön- werden, weitere Hochschulkooperatio- nen. nen einzugehen. uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Juni 2018
8 IM FOKUS Breiter „Wir übernehmen mit dem erweiter- ten Fächerangebot entlang unseres na- tur- und ingenieurwissenschaftlichen geFÄCHERt Kernprofils Verantwortung für das Land Sachsen-Anhalt“, kommentiert Rek- tor Prof. Dr.-Ing. Jens Strackeljan den Ausbau des Angebots der OVGU in der Lehramtsausbildung für allgemeinbil- Neue Angebote im Lehramtsstudium dende Schulen um die Fächer Mathe- Bachelor of Science Lehramt an all- Beruf und Bildung gemeinbilden- den Schulen Profil Profil Ökonomische Bildung Technische Bildung Fach Fach Fach Mathematik Wirtschaft Technik Kombifach Kombifach Kombifach Deutsch Deutsch Deutsch Ethik Ethik Ethik Physik Mathematik Mathematik Sozialkunde Sport Physik Sport Sozialkunde Sport Master of Education Lehramt an Sekundarschulen oder Gymnasien Fach Fach Fach Mathematik Technik Wirtschaft + Kombifach + Kombifach + Kombifach Vorbereitungsdienst uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Juni 2018
9 matik und Physik. Ab dem kommenden Fachrichtungen um das Fach Physik er- es auch Bachelorabsolventinnen und Wintersemester ist es möglich, neben weitert. -absolventen anderer fachwissenschaft- den Schwerpunktfächern Wirtschaft und licher Studiengänge, unter bestimmten Technik auch das Fach Mathematik mit Die Lehramtsausbildung an der Univer- Voraussetzungen in den Lehramtsmas- den Fächern Physik, Deutsch, Sport, sität Magdeburg führt über eine 6-se- ter einzusteigen. Umgekehrt können Ethik und Sozialkunde zu kombinieren. mestrige Bachelor- und eine anschlie- Studierende nach dem Bachelorab- Darüber hinaus wird der bisherige Fä- ßende 4-semestrige Masterausbildung schluss sowohl den Master of Education cherkanon im Fach Technik und in den zum Studienabschluss Master of Educa- als auch einen fachwissenschaftlichen ingenieurpädagogischen beruflichen tion. Diese Zweistufigkeit ermöglicht Master anschließen. „Wir freuen uns, unsere exzellenten Studienbedingungen und wissenschaft- lichen Kompetenzen in der Fakultät für Mathematik in die Ausbildung künfti- ger Lehrerinnen und Lehrer einbrin- gen zu können“, unterstreicht Prof. Dr. Beruf und Bildung Hans-Christoph Grunau, Dekan der Fa- kultät. Im aktuellen CHE-Ranking konn- Profil Profil te sich die Magdeburger Mathematik Ingenieurpädagogik Wirtschaftspädagogik unter den besten Deutschlands in der Spitzengruppe behaupten. Sowohl im Berufliche Fachrichtung Berufliche Fachrichtung Lehrangebot, in der IT-Ausstattung, bei Bautechnik Wirtschaft und Verwaltung der Betreuung im Studium als auch im Elektrotechnik Gesamturteil der Studierenden gab es Informationstechnik für die Mathematik Spitzenbewertun- Labor- und Prozesstechnik gen. „Diese Ergebnisse bestärken uns Metalltechnik darin, zum kommenden Wintersemester Mathematik für das Lehramt an allge- Kombifach Kombifach meinbildenden Schulen einzuführen. Deutsch Deutsch Und auch eines der möglichen Zweitfä- Ethik Ethik cher, die Physik, schneidet im Ranking Informatik Informatik in der Kategorie ‚Abschlüsse in ange- Mathematik Mathematik messener Zeit‘ sehr gut ab!“ Physik Sport Sport Sozialkunde Das Ministerium für Wirtschaft, Wis- Sozialkunde senschaft und Digitalisierung des Lan- des Sachsen-Anhalt plant, die Zahl der Lehramtsstudierenden an der Univer- sität Magdeburg auf 200 und an der Universität Halle auf 800 Studierende im kommenden Wintersemester zu er- höhen. „Ich freue mich sehr, dass die Lehramt an berufsbildenden Schulen Universität Magdeburg die kurzfristige Erhöhung der Kapazitäten in den Lehr- Berufliche Berufliche Berufliche amtsstudiengängen schnell und unkom- Fachrichtung Fachrichtung Fachrichtung pliziert in die Wege geleitet hat“, sagt Bautechnik Wirtschaft und Gesundheit Minister Prof. Dr. Armin Willingmann. Elektrotechnik Verwaltung und Pflege „Auch, wenn der aktuelle Lehrerman- Informationstechnik gel dadurch nicht entschärft wird, sind + Kombifach + Kombifach Labor- und Prozesstechnik doch jetzt die Weichen gestellt, um ab Metalltechnik dem Jahr 2024 deutlich mehr gut aus- Pflege gebildete Lehrer an Sachsen-Anhalts + Kombifach Schulen einstellen zu können. Die Uni- oder 2. berufl. Fachrichtung + Kombifach versität Magdeburg ist gerade bei den Natur- und Ingenieurwissenschaften sehr gut aufgestellt – davon werden die angehenden Lehrer und ihre künftigen Schüler besonders profitieren.“ link.ovgu.de/lehramt KATHARINA VORWERK uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Juni 2018
10 IM FOKUS Wie werden aus Erstklässlern Architekten digitaler Welten? Foto: shutterstock Die Welt wird digital. Das verändert, wie wir lernen, arbeiten, kommunizieren, konsumieren, ja, wie wir leben. Doch wie stellen sich Bildung, Arbeit oder Kommunikation der digitalen Welt? Welche Chancen bietet die Digitalisierung, welche Risiken birgt sie? Darüber sprach Pressesprecherin Katharina Vorwerk mit Professorin Dr. Jana Dittmann, Leiterin der Arbeitsgruppe Multimedia and Security an der Fakultät für Informatik, Institut für Technische und Betriebliche Informationssysteme. Als Mitglied im Digitalisierungsbeirat Sachsen-Anhalts wer- den Technikeinsatz sinnvoll zu gestalten, Gefahren und Risiken den Sie in den nächsten Jahren die Umsetzung der ‚Digitalen zu erkennen und frühzeitig ‚digitale Selbstverteidigung‘ zum Agenda‘ aktiv begleiten. Wie ist aus Ihrer Sicht der Stand in Schutz zu üben. Das sind wichtige Ziele für ein selbstbestimm- Sachsen-Anhalt? tes, informiertes und eigenständiges Handeln in der digitalen Mit der Digitalen Agenda sind wichtige ausstehende Aufga- Zukunft. Die Schulen müssen Vielfalt, Gestaltungsmöglich- ben formuliert und es ist ein sehr guter Grundstein gelegt. Das keiten sowie Wahlfreiheit vermitteln. Sie sollten keine Einge- Thema Bildung in der digitalen Welt und die Querschnittsziele wöhungskultur in einen kleinen Kreis von Anbietern fördern, Verbraucherschutz, Datenschutz und Informationssicherheit sondern das Erlernen von Alternativen wie OpenSource und liegen mir dabei besonders am Herzen. OpenContent fordern. Bei der Analyse von individuellen Lernprozessen und der Die neue Bundesbildungsministerin Anja Karliczek möchte Bewertung von Lernerfolgen muss ein für die Persönlichkeit den Unterricht an den Schulen weiter digitalisieren. Was wür- des Schülers vertrauensvoller und sicherer Ansatz gesucht den Sie ihr raten, was brauchen die Schulen? und gefunden werden. Beides muss strikt unter Kontrolle Digitalisierung muss gesamtheitlich betrachtet werden: Schü- der Schule bleiben. Nicht zuletzt müssen dringend ethische lern und Lehrern müssen die Grundlagen in Hard- und Soft- Grundsätze für unsere digitale Welt erarbeitet, umgesetzt und ware, also die Informatik, mit Spaß vermittelt werden. Aktive vermittelt werden. und realitätsnahe Beispiele wie Hardware zum Anfassen, zum Die Reflexion von Digitalisierung wird bestimmt durch selbst Aufbauen oder selbst Konfigurieren bieten da gute An- zunehmend komplexere, undurchschaubare Technik und die sätze zum Verstehen. Wissen und Kompetenzen zur Digitali- bisher meist ungeregelte Verfügbarkeit und Verwendung von sierung müssen so aufgebaut werden, dass alle in der Lage Daten. Hier muss die Stellung des Einzelnen in der digitalen sind, sich lebenslang auf aktuellem Stand zu halten. Welt durch Wissen gestärkt werden. Der Slogan unserer Fa- Die zukünftig in der digitalen Welt Agierenden müssen be- kultät ‚Werde ArchitektIn digitaler Welten!‘ kann für jeden im fähigt werden, sich souverän in ihr zu bewegen, das heißt, Kleinen stehen. uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Juni 2018
11 Wann sollte die Digitalisierung des Unterrichts beginnen – in was kann ich und sollte ich wie konfigurieren? Was ist für mich der Grundschule, im Gymnasium oder in der berufsbildenden und andere gut, was kann gefährlich sein? Was hat welche Schule? Folgen für die Nutzer persönlich und die Gesellschaft insge- Die Kompetenz, Digitalisierung zu verstehen, sie zu gestalten, samt? Werde ich oder kann ich später diskriminiert werden? also Einfluss zu nehmen, kann so früh wie möglich als Lernziel verfolgt werden. Die Digitalisierung des Unterrichts sollte je- Sollte Informatikunterricht flächendeckend als Pflichtfach in doch maßvoll erfolgen; nur ein Teil sein. Die bewährten tradi- den Schulen eingeführt werden, also Programmieren wie Le- tionellen Lehr- und Lernformen haben ihre Berechtigung und sen und Schreiben gelehrt werden? sind sehr sinnvoll. Ein herkömmliches Buch hat hier nach wie Informatik als Pflicht kann sehr hilfreich sein, man könnte das vor viele Vorteile. Die Digitalisierung kann gezielt ergänzen. Fach auch Digitalisierung nennen. Das Grundverständnis zur Programmierung ist sehr hilfreich, es reicht aber für sich allei- Es reiche nicht, in allen Klassenzimmern SmartBoards und an- ne nicht aus. Bei der Digitalisierung werden Systeme gebaut, dere digitale Technik zu installieren, sagen Sie. Was braucht die mit anderen Systemen zusammenarbeiten – sprich ver- es noch? netzt sind. Man sollte von Anfang an das Verständnis fördern, Wenn Sie Schwimmen lernen möchten, reicht es nicht, eine dass Digitalisierung viele Facetten hat und dann gezielt die Schwimmhalle zu bauen und sich diese anzuschauen. Sie Gestaltungsmöglichkeiten, wie auch den technischen Daten- müssen hinein ins Wasser, mit dem ganzen Körper und al- schutz mit möglichst datenschutzkonformen Voreinstellungen len Sinnen. So ist es auch bei der Digitalisierung. Um diese vermitteln. zu verstehen und zielführend zu nutzen, reicht es nicht, ein SmartBoard anzuschauen und die Inhalte zu sehen. Es ist ein Der von Karliczeks Vorgängerin 2016 angestoßene Digitalisie- Element von vielen und dieses sollte in eine lernfördernde rungspakt soll für fünf Jahre fünf Milliarden Euro zur Verfü- Strategie eingefügt werden. Die Freiheit und Kreativität der gung stellen. Reichen Zeit und Geld, um die Schulen für ihre Einzelnen darf nicht durch vorgegebene Frage- und Antwort- Aufgaben in der digitalen Bildung fit zu machen? schemata so eingeengt werden, dass sie ‚individuell verküm- Wenn man den aktuellen Diskussionen folgt, gibt es da durch- mern‘ und sich selbst reduzieren. Technik sollte sich dem aus Zweifel. Der Digitalisierungspakt ist ein Signal und ein Menschen anpassen, nicht umgekehrt. Start. Noch wichtiger als Geld jedoch sind gute Konzepte zur Anwendung, zum Einsatz, zur Betreuung; sind gut ausgebilde- Sie sprachen von ‚digitaler Selbstverteidigung‘. Welche Rolle te Lehrer und Lehrerinnen mit Zeit für eine gute Vorbereitung. spielen Datenschutz und -sicherheit in der digitalen Zukunft? Darüber hinaus werden neben der Auswahl und Anschaf- Mit Informatik kann man die Digitalisierung gestalten, aber fung von Hard- und Software auch Experten für deren stra- ohne Sicherheit wird diese Gestaltung nicht gelingen. Was Si- tegisch sinnvolle, sichere und vertrauenswürdige Konzepti- cherheit in der digitalen Welt bedeutet, haben viele kaum im on, Konfiguration und Einrichtung sowie Techniker benötigt. Blick. In Fächern wie Chemie und Physik wird das Verständnis Ebenso sollten eine aktive Betreuung der Lehrer und Schüler der Welt vermittelt, hier begreifen die Schüler durchaus was sowie die Wartung und Aktualisierung der Hard- und Soft- gut und was schlecht ist und wo die Gefahren sind. So sollte ware, einschließlich der Lernprogramme, Sicherheitslösungen es auch bei der Digitalisierung sein, Chancen und Risiken be- und Schulbücher, abgedeckt sein. greifbar zu machen. Doch oft im Dunkeln und unbeantwortet bleiben Fragen wie: Was verbirgt sich dahinter, was passiert wann und wie? Wer hat und nutzt meine persönlichen Daten, Vielen Dank für das Gespräch, Frau Professorin Dittmann. Prof. Dr.-Ing. Jana Dittmann uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Juni 2018
12 IM FOKUS Jeder Nur wenige Abiturienten wollen das Studium der Betriebspäda- gogik beginnen. Hat der Berufsschullehrer ein schlechtes Image? Viele Abiturienten, die sich ein Lehramtsstudium vorstellen können, bevorzugen mit der Primar- und der Gymnasialleh- Ersti zählt rerausbildung Laufbahnen, die sie in ihrer Biografie kennen- gelernt haben. Dabei ist gerade das Berufsschullehramt nicht nur durch die Studienratslaufbahn interessant und umfasst Tä- tigkeiten beispielsweise in der dualen Berufsausbildung, der Fachschule für Technik oder im beruflichen Gymnasium. Das Lehramt ist eines der anspruchsvollsten und vielseitigsten Auf- gabenfelder in unserem Bildungssystem. Leider bekommen unsere Abiturienten davon wenig mit. Wie können wir das ändern? Bislang haben die Hochschulen bei der Rekrutierung angehen- der Betriebspädagogen fast nur auf Absolventen allgemeinbil- dender Gymnasien geschaut. Inzwischen werden aber viele zum Studium berechtigender Abschlüsse an berufsbildenden Schu- len vergeben. In Baden-Württemberg, zum Beispiel, werden mehr studienqualifizierende Bildungsabschlüsse an berufs- bildenden Schulen erworben als an den allgemeinbildenden Gymnasien! Wir arbeiten seit einigen Jahren in Sachsen-Anhalt an der Entwicklung und dem Ausbau leistungsfähiger studien- qualifizierender Bildungsmodelle wie dem beruflichen Gymna- sium für Ingenieurwissenschaften. Auch Meister- und Techni- kerabschlüsse sind inzwischen der allgemeinen Hochschulreife gleichgestellt. Hier liegt ein großes Potenzial, Studierende mit einer beruflichen Bildungsbiografie zu gewinnen. Ist das Erfolgsmodell duale Ausbildung am Ende, weil Be- Das bedeutet eine sehr heterogene Studierendenschaft ... rufspädagogen Mangelware sind? Was ist zu tun, um den Trend Ja, aber wir müssen multiple Zugänge in das Lehramtsstudium zu stoppen, und welche Rolle spielt dabei die Uni Magdeburg? schaffen und die Studierenden bei einem erfolgreichen Stu- Katharina Vorwerk hat mit dem Betriebspädagogen Prof. Klaus dieneinstieg begleiten! Wir haben bereits mit der Hochschule Jenewein über die derzeitige Schieflage gesprochen. Merseburg einen Bachelorstudiengang ‚Ingenieurpädagogik‘ eingerichtet, der im Süden des Bundeslandes auch Studien interessenten mit Fachhochschulreife an das Lehramt für Das System der beruflichen Bildung wird als Rückgrat der berufliche Schulen heranführt. Auch Absolventen ingenieur- Innovationsfähigkeit der deutschen Wirtschaft bezeichnet, wissenschaftlicher Bachelor- und Diplomstudiengänge finden leidet aber am akuten Lehrermangel. Wie ist die Situation? bei uns den Weg in das Masterprogramm Lehramt an berufs- Die berufliche Bildung in Sachsen-Anhalt befindet sich in einer bildenden Schulen. Diese speziellen Wege bedeuten natürlich beträchtlichen Schieflage: Technische Ausbildungsberufe ver- eine viel stärkere Heterogenität, als wir das bisher gewohnt zeichnen dramatische Rückgänge an Auszubildenden, die Zahl waren und wir haben bereits umfangreiche Maßnahmen zur der Abbrecher steigt enorm. Die Fachkräfteversorgung über Unterstützung dieser Studierenden eingeführt. Berufsausbildung wird langfristig nicht mehr funktionieren, wenn es nicht gelingt, neue Wege zu erschließen. Gleichzei- Welche Rolle spielt die Universität bei der Ausbildung von tig geraten aber die berufsbildenden Schulen in die Defensive, Berufspädagogen im Land? weil innerhalb kürzester Zeit viele Lehrkräfte in den Ruhestand Wir sind de facto zuständig für die Ausbildung von Berufsschul- gehen: Von 329 Lehrkräften für Metalltechnik im Schuljahr lehrern für Sachsen-Anhalt. Dafür kooperieren wir bereits mit 2015/16 werden 2030 nur noch 79 im Dienst sein; in Bau- oder den Hochschulen Magdeburg-Stendal, Merseburg und mit der Elektrotechnik sieht das ähnlich aus. Bisher zeichnet sich ab, Uni Halle. Dennoch fehlen sowohl Studierende als auch Absol- dass das Land seine Ausbildungsverpflichtungen gegenüber venten. Gemeinsam mit dem Land haben wir darum Maßnah- der Wirtschaft nur noch schwierig wird absichern können. men ergriffen: Wir erweitern das Angebot an Fachrichtungen, entwickeln neue studienqualifizierende Bildungsprogramme Was bedeutet diese Situation für die Ausbildung von Berufs- an den Schulen und fördern Quereinsteiger in das Studium. bildungspädagogen an der Uni Magdeburg? Dennoch: Gerade in den technisch-beruflichen Fachrichtungen Wir stehen vor der Herausforderung, die Absolventenzahlen in wird Sachsen-Anhalt jeden jungen Menschen brauchen, der der Lehrerausbildung an der Uni zu verdoppeln. In den techni- für ein Lehramtsstudium gewonnen werden kann. schen Fachrichtungen wird das aber nicht reichen. Hier rech- nen wir mindestens mit einem 5-fachen Absolventenbedarf. Vielen Dank für das Gespräch, Herr Professor Jennewein. uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Juni 2018
13 nste i ge r Que re i Foto: Stefan Berger Aus Techniker wird Lehrer doch deutliche Probleme. Hier konnte ich wiederum auf die Unterstützung der Kommilitonen, aber auch auf das fördern- de Kursangebot der Universität zurückgreifen. Nach dem Ba- Jens Kämpfer über seinen Weg ins Lehramt chelorstudium (6 Semester) führte der Weg in das Masterstu- dium zum Lehramt an berufsbildenden Schulen (4 Semester). Der Schwerpunkt lag hier eher auf der Fachdidaktik oder an- Würde ich die Entscheidung für ein Lehramtsstudium aus ders gesagt auf der Unterrichtsplanung und -gestaltung. Das heutiger Sicht noch einmal treffen? Die Antwort ist völlig ein- machte mir richtig Spaß und bestärkte mich in meiner Berufs- deutig: Auf jeden Fall! Doch von Anfang an: Seit 2010 bin ich wahl nachhaltig. In der Praktikumsphase konnte ich zudem staatlich geprüfter Techniker mit dem Schwerpunkt Maschi- Erfahrungen im Unterrichten und im Schulalltag sammeln. nenbautechnik. Bereits sehr früh habe ich mein Interesse entdeckt, mit jungen Menschen zu arbeiten und deshalb auch Nachdem der Masterabschluss erfolgreich absolviert war, be- gleich die Ausbildereignungsprüfung abgelegt. Verschiede- gann im April 2016 das Referendariat, also der Vorbereitungs- ne Gründe führten zu meinem Entschluss, Lehrer zu werden: dienst für das Lehramt an berufsbildenden Schulen. Dies war Zum einen die Freude am Lehren (Referieren, frei Sprechen). nun der letzte Schritt meiner Ausbildung zum Lehrer: Sech- Zum anderen ist das Lehramt an berufsbildenden Schulen zehn Monate gleichzeitig Junglehrer und doch auch Schüler. mit meiner bisherigen beruflichen Ausbildung und Erfahrung An vier Tagen in der Woche unterrichtete ich verschiedene eng verknüpft. Zusätzlich ist der Beruf des Lehrers ein höchst Jahrgangsstufen und Berufsgruppen in Metalltechnik und Ma- krisensicherer Arbeitsplatz, mit hohem Nachwuchsbedarf. So thematik. Der fünfte Tag der Woche galt dem Studienseminar, entschied ich mich für das Bachelorstudium Berufsbildung, in welchem wir Referendare beamtenrechtlich sowie tief- das auch ohne Abitur möglich ist. Mit der Aufnahme des Stu- gründig fachdidaktisch ausgebildet wurden. Mit diesem Aus- diums an der Universität Magdeburg war also der erste Schritt bildungsaufbau konnten einerseits Unterrichtserfahrungen in die Lehramtsausbildung getan. analysiert und reflektiert werden. Andererseits erhielten wir konkretes Handwerkszeug für die Unterrichtsplanung. Immer Bereits bei der Bewerbung hatte ich mich für die Fachrich- wieder konnte ich für den Metalltechnikunterricht auf meine tung Metalltechnik und das allgemeinbildende Unterrichtsfach Erfahrungen aus der beruflichen Praxis zurückgreifen, die mir Mathematik entschieden. Die Vorlesungen des Maschinenbaus im Referendariat generell vielfach geholfen haben. und der einzelnen Ausrichtungen waren sehr interessant, tief- greifend und fachlich auf einem anspruchsvollen Niveau. Da- Inzwischen habe ich das Referendariat erfolgreich abgeschlos- bei konnte ich sehr gut auf meine eigenen Berufserfahrungen sen. Der Weg war aufwendig und mühsam, das Studium je- zurückgreifen und auch Kommilitonen bei der einen oder an- doch ist schaffbar, und ich bin mir sicher, dass ich von meinen – deren Verständnisschwierigkeit unterstützen. auch im Verhältnis zu den „normalen“ Lehramtsstudierenden – umfangreichen beruflichen Erfahrungen sehr profitieren Das Studium der Grundlagenfächer und des Zweitfachs, be- konnte. Jetzt freue ich mich auf meine pädagogisch und fach- sonders die Vorlesungen der Mathematik, bereiteten mir lich anspruchsvolle Lebensaufgabe. uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Juni 2018
14 IM FOKUS Wenn Pauker pauken Die Universität bildet nicht nur Lehrer aus, sondern auch weiter Seit dem ersten „Magdeburger Tag der im Jahr diese Weiterbildung zu Hirnfor- Annelore Gumz zum Tag der Erziehung. Erziehung“ ist Uwe Görs vom Rudolf-Hil- schung und Neurowissenschaften für Sie unterrichtet an der Berufsschule debrand-Gymnasium in Stendal dabei. Lehrer aller Schulformen, für Erzieher, Schönebeck Auszubildende in der Kin- Inzwischen veranstaltete die Abteilung Sonderpädagogen und Eltern sowie für der- und Gesundheitspflege. „Immer Zoologie / Entwicklungsbiologie ihn zum an Hirnforschung Interessierte an. Der wieder bieten mir die Veranstaltungen 15. Mal. Angeregt durch die Initiative Fokus liegt auf Lern- und Gedächtnis- neue Aspekte, viel Input und wissen- der „Brain Awareness Week“ der Dana prozessen, und darauf, wie Umweltfak- schaftliche Erkenntnisse, wie in diesem Alliance Foundation bietet der Lehrstuhl toren auf die Gehirnentwicklung ein- Jahr beispielsweise die Beschäftigung von Professorin Katharina Braun einmal wirken. Seit vielen Jahren kommt auch mit Resilienz, innerer Stärke, seelischer uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Juni 2018
15 Widerstandsfähigkeit“, findet sie. „Die tik – Informatische Bildung an Schulen“ sich Anregungen, wie die technischen neuen Erkenntnisse werde ich an meine den enormen Fortbildungsbedarf auf Aspekte im Unterricht nachhaltig umzu- Schülerinnen und Schüler weitergeben. dem Gebiet der sich immer schneller setzen seien. Sie sind es, die sie künftig anwenden entwickelnden Informatik. „Die Ziel- werden, denn immer häufiger haben gruppen sind Lehrende im Fach Infor- Mehr Praxis bereits im Lehramtsstudium auch diese Berufsgruppen mit Kindern matik und Lehrende anderer Fächer, wünscht sich Franziska Labitzke in Erin- zu tun, die aus schwierigen Verhält- die Aspekte der informatischen Bildung nerung an ihr Studium und aus Erfah- nissen kommen und eine hohe Stress und Medienbildung in ihren Unterricht rung als Betreuerin von Referendaren. erfahrung mitbringen. Darauf möchte integrieren wollen“, erläutert Dr. Henry „Ich fände es toll, wenn erfahrene Lehr- ich die künftigen Pfleger vorbereiten.“ Herper von der Fakultät für Informa- kräfte in Kooperation mit der Universität tik, „denn informatische Bildung findet Kurse für Lehramtsstudierende geben, Zu jeder Veranstaltung gibt es für die nicht mehr nur im Informatikunterricht in denen sie Probleme wie zum Beispiel Teilnehmenden einen Fragebogen, auf statt, sondern muss in die gesamte Bil- den Umgang mit schwierigen Schülern dem neben Lob und Kritik auch The- dungsbiographie integriert werden. Da- ansprechen, bearbeiten und Lösungen menwünsche für die nächste Veranstal- her wurde vor etwa 10 Jahren die frühe aufzeigen. So fühlen sich die Studen- tung vermerkt werden sollen. „Das dies- Bildung und der Primarbereich bewusst ten in den Praktika sicherer. Ich könnte jährige Thema Epi-Genetik passte sehr in den Lehrertag integriert.“ mir sehr gut vorstellen, die Universität genau, da es gerade in den Lehrplan bei einem solchen Kurs zu unterstützen aufgenommen wurde“, ist Uwe Görs, und meine Erfahrungen, ob gut oder der Biologie und Chemie unterrichtet, Die Fortbildung schlecht, an die nachrückenden Genera- begeistert. „Das Gehörte fließt gleich tionen weiterzugeben.“ morgen mit in den Unterricht ein.“ kam gelegen Wie heutige Schülergenerationen mit „Lernen, Bildung und Weiterbildung Franziska Labitzke hat nicht Informatik Smartphone & Co im Unterricht abzu- werden immer deutlicher als Ressource studiert, sondern Lehramt an berufs- holen sind, darüber können sich Lehrer erkannt und müssen daher weiterent- bildenden Schulen für Wirtschaft in im „AppLab“ nicht nur untereinander, wickelt und optimiert werden“, schätzt Kombination mit Mathematik. Heute sondern auch mit Studierenden aus- Professorin Braun ein. „Es geht nicht unterrichtet die OVGU-Absolventin am tauschen und so voneinander profi- mehr darum, ‚ob‘ etwas verändert wer- Berufsschulzentrum des Landkreises tieren. Das App-Labor ist ein jährlich den muss, sondern vielmehr um den Stendal. Dort werden Informatik-Leh- angebotenes mehrtägiges Weiterbil- ‚richtigen Weg‘. Daher ist ein zentrales rer gesucht. „Könnten Sie sich vorstel- dungsformat, dessen erste Experimen- Ziel dieser Veranstaltung, einerseits den len ...“, hieß es da und Franziska Labitz- tier-App eine Schnitzeljagd war. In wissenschaftlichen Austausch zwischen ke konnte. Computer schrecken sie nicht diesem Jahr stand eine App zur Erstel- den verschiedenen Fachdisziplinen und ab, schließlich ist sie im Team robOTTO lung von Kurzfilmen im Mittelpunkt andererseits den Dialog zwischen Wis- dabei. „Die Fortbildung kam mir sehr des Labors. „Der Einsatz von Apps im senschaft und Praxis zu fördern. Die gelegen, weil sich der Fachlehrplan ge- Unterricht soll eine Unterstützung für Hirnforschung kann spektakuläre Ein- ändert hat und meine Referendarin und die Lehrer sein“, unterstreicht Marion sichten in die Arbeit des Organs des ich auf der Suche nach einem Programm Pohl vom Zentrum für Lehrerbildung. Denkens, in seine Entwicklungsverläufe waren, mit dem wir den Schülern das „Das gute alte Schulbuch wird es auch während der frühen Kindheit und in die Programmieren beibringen können und zukünftig noch geben. Doch wir möch- Mechanismen von Lern- und Gedächt- dass durch schnelle Erfolge die Schüler ten die Lehrkräfte für den Einsatz neu- nisprozessen liefern und damit einen motiviert und dazu bringt, am Ball zu er Medien sensibilisieren, ihnen die Beitrag zum ‚gehirngerechten‘ Lehren bleiben. Dieser Wunsch wurde erfüllt! Scheu davor nehmen und sie vor allem und Lernen leisten. Die Begegnung von Zudem wurden einige Informatik-Wett- dazu befähigen, ihren Schülern Tech- Wissenschaft und Praxis führt zu einer bewerbe vorgestellt, an denen sicher nikbegeisterung mitzugeben.“ verstärkten Sensibilisierung der Vor- einige meiner Schüler teilnehmen wer- tragenden für die Fragen und Anliegen den.“ Wie die Schulen dafür künftig mit di- des pädagogischen ‚Alltags‘ in Kinder- gitalen Unterrichtsmitteln ausgestattet garten, Schule und Elternhaus, und Fehlende Informatik-Lehrer, schwierig sein müssen, präsentiert das Landes- soll damit eine längst überfällige, in umzusetzender Informatik-Unterricht – Demonstrations-Zentrum für Schul-IT Deutschland leider noch wenig erkenn- dass die Probleme an den Schulen über- und digitale Lernwerkzeuge an der bare interdisziplinäre Zusammenarbeit all ähnlich sind, erfuhr Ilka Dankert, die Universität. Schulträger, Ingenieurbü- anregen und fördern.“ am Gymnasium im niedersächsischen ros, Lehrer und Eltern können sich hier Schöningen unterrichtet, während der informieren, welche Geräte für den Die Universität bildet nicht nur den Gespräche mit ihren Kollegen. Von den Schulalltag pädagogisch und technisch künftigen Lehrkräftenachwuchs aus, sie Workshops, die neben den beiden all- tauglich sind und im Zusammenspiel übernimmt auch Weiterbildungsverant- gemeinen Hauptvorträgen die spezifi- mit allen Komponenten dauerhaft und wortung. Seit 2005 deckt die OVGU mit schen Interessen der unterschiedlichen sicher funktionieren. dem „Magdeburger Lehrertag Informa- Teilnehmer berücksichtigen, erhoffte sie INES PERL uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Juni 2018
16 IM FOKUS Innovation auf Lehramt Lehramtsstudierende sind nicht diejenigen, von denen tech- penleiterin vom Projekt. Über das ohrenbetäubende Schep- nologische Innovationen erwartet werden. Ihr Ziel ist es, dem pern tausender kleiner Lego-Bausteine hinweg, in denen die Nachwuchs erfolgreich die Grundlagen zu vermitteln. Oder? Jungs nach dem richtigen Stück kramen, muss sie fast schreien: Jeden Donnerstag um 16:30 Uhr bringt die Lehramtsstudentin Seit drei Jahren leitet sie die Robotics AG in den Räumen der Anja Tomala in der Rötgerstraße in Magdeburg beides zusam- Otto-von-Guericke-Gesellschaft. Das „Guerickianum II“ bietet men. Dort leitet sie das Schülerlabor „Guerickianum II“. Dabei außerschulische Lern- und Arbeitsgruppen, die an techni- verbindet sie nicht nur Lehramt mit Innovation, sondern auch schen und naturwissenschaftlichen Projekten und Workshops Otto von Guericke mit Robotern. Ein Besuch. arbeiten – zum Beispiel an Robotertechnik mit LEGO. Es er- gänzt das „Guerickianum I“, das vor allem ein Angebot an Der Raum, in dem die 25-jährige Lehramtsstudentin Anja To- Schulklassen ist, die im Rahmen einer Unterrichtseinheit in das mala auf die Jungs ihrer „Robotics AG“ wartet, sieht nicht aus Otto-von-Guericke-Zentrum kommen und klassische physikali- wie ein Labor, wo an moderner Technologie gebastelt wird. sche Experimente durchführen – zum Beispiel zu Vakuumtech- Ein großer, kühler Raum mit kleinen Fenstern wie im Souter- nik und Luftdruckmessung. Als das „Guerickianum II“ in Ko- rain: Schulbänke mit Anschlussleisten und Messskalen und ein operation mit der Universität gegründet wurde, wurden gezielt Vitrinenschrank voller Messinstrumente, alles in Beige- und Lehramtsstudierende für die Leitung und Betreuung der AGs Brauntönen, erinnern an altmodischen Physikunterricht. Ein rekrutiert – für ihre pädagogische Kompetenz, aber auch als Flipchart sticht als modern hervor. Aber im hinteren Teil ist Chance, sich zusätzlich zur universitären Lehre zu qualifizieren. ein großflächiger, oben geöffneter Kasten wacklig aufgebockt. Seitdem ist Anja Tomala dabei. Mit jedem Schritt, den man näherkommt, kann man weiter über die Seitenwände in die Miniaturwelt sehen, die sich Ihre Fächerkombination ist Mathe und Technik. Sie schließt darin befindet: Auf einer grünen aufgemalten Wiese mit auf- bald ihren Bachelor ab und wechselt voraussichtlich im Herbst gemalten Flüssen und aufgemalten Nadelbäumen, stehen fu- reibungslos in den Master an der OVGU. Es scheint ihr die turistisch anmutende Industriekomponenten, konstruiert aus beste Lösung – denn Technik auf Lehramt wird nicht überall LEGO – und auch Roboter! Anja Tomala steht lächelnd neben angeboten. „Das Fach an sich gibt es ja auch nicht in jedem der „LEGO Hydro Dynamics“-Miniaturwelt. Als die Teilnehmer Bundesland“, sagt die gebürtige Sachsen-Anhalterin. Obwohl nach und nach den Raum betreten, begrüßt die Lehramtsstu- es so vielseitig ist. „Man bekommt alle Naturwissenschaften dentin sie mit Namen, stellt kurz ein paar Fragen. mit“, sagt die 25-Jährige. Während die Jungs ihre LEGO-Kästen aus den Schränken ho- Und nicht nur Naturwissenschaften. Die AG hat sich nach den len und sich vor Arbeitsbeginn einrichten, erzählt die Grup- individuellen Interessen geteilt in die „Baugruppe“ und die uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Juni 2018
17 „Programmierer“. Zwei Jungs sitzen am Laptop: „‘If‘ heißt Panzer und „Raupen“. Das Kernstück, der tatsächliche Arm, der ‚falls‘! Du kannst doch Englisch! Falls das passiert, dann wird flexibel und weit greifen soll, ist in der Mitte platziert. Die not- dies ausgeführt“, erklärt der 14-Jährige seinem Freund. Auf wendigen, aber sperrigen Computermodule wurden platzspa- dem Bildschirm ist etwas angezeigt, das einem Zug mit vielen rend aufeinander verbaut – lassen sich aber stufig nach hinten Waggons ähnelt, tatsächlich sind es Programmierungskompo- wegschieben wie beim Öffnen vieler Werkzeug- und Nähkäs- nenten. Sie basteln Schleifen – nicht zum Geschenkeverpacken, ten. Das erlaubt den Blick auf die Displays und kann gleich sondern als Abfolgen von Befehlen, die kein Ende haben. Es zeitig als Gegengewicht dienen, falls ein schwererer Gegen- sei denn, man befiehlt es ihnen. „Das lernt man in Informatik stand gegriffen wird. Für den Arm selbst hat die „Baugruppe“ in der Schule als erstes“, sagt Anja Tomala, „und Schleifen mehrere Gelenke eingesetzt, sodass er flexibel in der Richtung sind auch das Wichtigste. Also das Wenn-dann-sonst-Prinzip.“ ist, und zusätzliche Teile verbaut, die Stabilität gewährleisten. Zurzeit steht sie vor allem als Betreuung und für Fragen zur Verfügung. Die Ju- gendlichen arbeiten an eigenen Projek- ten. Sie nutzen das hochwertige Arbeits- material, das ihnen hier zur Verfügung steht und konstruieren zum Beispiel einen fahrbaren Greifarm. Aber im Lau- fe des Jahres wird es wieder einen For- schungsauftrag geben. Den vergeben die Veranstalter der First Lego League (FLL). Im vergangenen Jahr hat die Gruppe die „LEGO Hydro Dynamics“-Miniaturwelt erstellt: Ein Wasserauffangbecken, einen Kran, eine Spülung und sogar eine Blu- menbewässerung haben sie mit LEGO- Mindstorm-Sets gebaut. Schon Otto von Guericke hat sich die physikalischen Ei- genschaften der Elemente zunutze ge- macht – zum Beispiel für ein Wasserbarometer. Die Aufgabe Anja Tomala lässt das Team nebenbei über die Arbeitsschritte zur FLL wird strukturiert geplant und ausgeführt. Wer beim berichten und vollzieht nach, wie Aufgaben und Probleme an- Wettkampf auf regionaler Ebene in Magdeburg innovative An- gegangen werden und welche Wege und Lösungen sie auch in sätze präsentiert und elegante Konstruktionen austüftelt, hat Zukunft Schülern mitgeben kann. In den 90 Minuten, die heu- die Chance, erfolgreich weiterzugehen. Aber bei der FLL und te zur Verfügung standen, haben die Schüler die Konstruktion in der Robotics AG wird Teamwork größer geschrieben als ein des Greifarms fertiggestellt. Die Programmierung läuft noch. Endprodukt, deshalb fließen vorbildliche Zusammenarbeit und Hannes aus der „Baugruppe“ erläutert seine Arbeitsstrategie Unterstützung als Faktor mit in die Endwertung ein. Dies kann so: „Das ist Überlegung, Fantasie und, wenn es nicht klappt – Anja Tomala donnerstags fördern und beobachten. Anders einfach nochmal probieren.“ JULIA HEUNDORF als beim Lehrpraktikum oder dem zukünftigen Referendariat, muss sie für die Robotics AG nicht jede Stunde vorbereiten oder über Lehrplänen und -material brüten. Es gibt keinen Frontalunterricht, sondern gemeinsa- mes Arbeiten. Hier lernt sie die spezifi- schen Herausforderungen des praktisch angelegten Technik-Unterrichts kennen, sammelt Erfahrung in der zeitlichen Pla- nung oder dem Erkennen und Steuern von Gruppendynamiken. Nachdem sich die Jungs so lautstark eingerichtet hat- ten, ist Ruhe eingekehrt. Konzentriert arbeiten sie und automatisch übermit- teln sie jede Info im Flüsterton. Bis die zwei Gruppen sich wieder zusammen- finden und ihre Pläne vergleichen und koordinieren. Aus kleinen Plastikstücken ist ein kom- plexer Aufbau geworden: Der fahrbare Untersatz erinnert als Kettenfahrzeug an uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Juni 2018
18 IM FOKUS Lesen, schreiben, Selbstvertrauen lernen Erwachsenenbildung für Menschen mit geistiger Behinderung Diese Zeilen hat ein Teilnehmer eines besonderen Kursange- Dr. Schulze. „Von Beginn an war es unser Anliegen, ihnen mit botes an der Fakultät für Humanwissenschaften geschrieben. dem Kurs die Teilhabe an einem für sie neuen Lebens- und Und nicht nur der Kurs ist besonders, auch die Teilnehmenden Arbeitsbereich zu eröffnen. Mit großem Interesse und stau- selbst sind es. Fünf Frauen und drei Männer mit einer soge- nendem Blick haben die Kursteilnehmer und -teilnehmerin- nannten geistigen Behinderung aus der Werkstatt für behin- nen in einen gefüllten Hörsaal geschaut, den Besuch in der derte Menschen (WfbM) der Pfeifferschen Stiftungen kommen Unibibliothek aufgenommen und zahlreiche Begegnungen wöchentlich einmal an die Uni. Sie besuchen den Kurs zum mit Studierenden erlebt.“ (besseren) Lesen- und Schreibenlernen. Angeboten wird er vom Lehrstuhl Soziale Integration und berufliche Rehabilita- Das Staunen ist allerdings auch auf der Seite der Studieren- tion als Teil eines Masterseminars zum „Schriftspracherwerb den und der Seminarleiterin, wenn sie auf die Entwicklung bei Menschen mit geistiger Behinderung“. der Teilnehmenden im Verlauf der vergangenen Monate zu- rückschauen. Sie durften erleben, mit wie viel (Lern-)Freude, Die Studierenden aus dem Bereich Bildungswissenschaften Begeisterung und Anstrengungsbereitschaft sich die Frauen mit dem Schwerpunkt integrative und inklusive Bildung haben und Männer den für sie schwierigen und teilweise auch durch gemeinsam mit Dr. Marion Schulze vom Lehrstuhl ein theore- negative Erfahrungen besetzten Lernaufgaben zuwandten. Das tisches Konzept entwickelt, welches als Arbeitsgrundlage für erarbeitete tätigkeits- und entwicklungsorientierte Konzept die Umsetzung des Kurses im Wintersemester 2017/18 diente. sowie die differenziert und individuell gestalteten Lernange- Dieses Konzept wird nun für noch folgende Kurse kontinuier- bote haben es ermöglicht, die sehr unterschiedlichen Lernvor- lich weiterentwickelt. aussetzungen zu berücksichtigen und persönliche Lernerfolge zu sichern. „Die Beschäftigten aus der Werkstatt der Pfeifferschen Stif- tungen nehmen alle freiwillig an diesem Kurs teil, sind hoch Durch eine intensive Zusammenarbeit der Studierenden mit motiviert und möchten aus den unterschiedlichsten persönli- den einzelnen Teilnehmenden entstanden nahezu freund- chen Gründen – besser – lesen und schreiben lernen“, weiß schaftliche Beziehungen und ein herzlicher und entspann- ter Umgang miteinander, was sich in der Arbeitsatmosphäre widerspiegelte. Sie konnten miterleben, wie sich die Männer und Frauen von Woche zu Woche nicht nur auf den Kurs freu- ten, sondern auch immer mehr Vertrauen in ihre eigenen Fä- higkeiten entwickelten. Da die Semesterpause eine zu lange Auszeit für die Kursteilnehmer bedeutet hätte, arbeiteten die Studentinnen auch in der vorlesungsfreien Zeit weiter mit ihnen. „Der Lese- und Schreiblern-Kurs hat nicht nur einen hohen persönlichen Stellenwert für die Teilnehmenden, er eröffnet den Studierenden die Möglichkeit, auf besondere Weise Theorie und Praxis miteinander zu verbinden, eigene Erfahrungen mit der Organisation von Bildungsprozessen für Menschen mit Behinderungen zu sammeln und dem Inklusi- onsgedanken ein reales Umsetzungsfeld zu geben“, fasst Dr. Foto: Katharina Pongratz Marion Schulze zusammen. BARBARA GYURASITS uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Juni 2018
19 Lehramtsstudium aus einem Guss In Sachsen-Anhalt herrscht akuter Lehrermangel. Rein rechne- tischen Fachschaft und den Prüfungsämtern zusammen.“ Das risch müssten bis 2030 jährlich mehr als 730 neue Lehrkräfte ZLB unterstützt zudem das landesweite Programm zur Mento- eingestellt werden. Deshalb soll die Zahl der Lehramtsstudie- ren*innenausbildung. Lehrkräfte, die die angehenden Lehrer renden an Sachsen-Anhalts Universitäten auf 1 000 im Jahr und Lehrerinnen im Land der 1. (universitäre Ausbildung) und steigen. Die Universität Magdeburg erweitert mit dem neu- 2. Ausbildungsphase (Referendariat) betreuen, werden hier en Erstfach Mathematik und dem neuen Zweitfach Physik ihr in einer Fortbildung gemeinsam mit dem ZLB der Universität bereits bestehendes Angebot in der Lehramtsausbildung. Al- Halle, dem Landesschulamt Sachsen-Anhalt und dem Landes- les rund um Lehramtsstudiengänge an der OVGU koordiniert institut für Schulqualität und Lehrerbildung ausgebildet. fakultätsübergreifend das Zentrum für Lehrerbildung (ZLB). Ein dritter Arbeitsbereich des ZLB ist die wissenschaftliche Im Fokus der Arbeit des ZLB steht die Qualitätssicherung und Beforschung von Studienverläufen im Lehramt. Dabei geht -entwicklung. „Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Vorberei- es vor allem darum, zu erfahren, wie Schüler*innen auf die tung und Koordinierung der verschiedenen Studien- und Prü- Lehramtsausbildung an der OVGU aufmerksam geworden sind fungsordnungen nicht nur für die Vorlage in den universitären und wie die Übergänge zwischen den Studienabschnitten (Ba- Gremien, sondern auch mit Blick auf die Akkreditierung der chelor, Master) verlaufen. Auch das Schulpraxissemester im Studiengänge. Die Universität geht derzeit von der Programm Lehramt an Gymnasien oder Sekundarschulen sowie andere akkreditierung zur Systemakkreditierung über, das heißt, die schulpraktische Phasen werden wissenschaftlich unter die Fakultäten prüfen selbst ihre Qualität in Studium und Lehre“, Lupe genommen. „Im Fokus steht immer die Verbesserung der erläutert Astrid Ilgenstein, Geschäftsführerin des ZLB. Dazu Studienprogramme“, erklärt Astrid Ilgenstein. INES PERL müssen die Fächer und Fachrichtungen der Fakultäten gemein- sam an ihrer Studienqualität arbeiten. Dieser Prozess wird in einer lehramtsspezifischen Richtlinie zur Qualitätssicherung Das Vorkursprogramm „MINT@OVGU“ ermöglicht und -entwicklung festgehalten und im ZLB koordiniert. Erstsemesterstudierenden mit verschiedenen Angeboten einen guten Einstieg ins Studium. Eine zweite Säule der Arbeit des ZLB ist die Beratung. Lehr- Der „Grundkurs: Fit fürs Studium“ vermittelt vom amtsinteressierte werden u. a. auf dem campsdateLIVE, auf 17. bis 21. September 2018 Mathematikkenntnisse Messen oder auch individuell in den Sprechzeiten zu den auf Abiturniveau. Möglichkeiten des Lehramtsstudiums an der OVGU beraten. Gemeinsam mit dem Team von fokus: LEHRE werden zudem Fachspezifische Vorkurse bereiten vom 24. bis 28. September 2018 auf die Mathematikanforderun- in diesem Jahr erstmals Vorkurse für Lehramtsstudierende gen des Studienfachs vor. organisiert. Auch während der Einführungstage gibt es spe- zielle Veranstaltungen für Lehramtserstis. Aber auch Seiten- Zudem gibt es Vorkurse für Informatik und und Quereinsteiger wenden sich mit ihren Fragen an das Technik sowie für internationale Studierende ZLB. „Und natürlich finden die Studierenden im ZLB stets ein und Lehramtsstudierende. offenes Ohr für ihre Fragen, Sorgen und Nöte“, zählt Astrid www.vorkurs.ovgu.de Ilgenstein weiter auf. „Dafür arbeiten wir eng mit der studen- uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Juni 2018
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