WANDEL UND ORGANISATIONS-ENTWICKLUNG - Einblicke Best Practices Tipps - in zivilgesellschaftlichen Organisationen

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WANDEL UND ORGANISATIONS-ENTWICKLUNG - Einblicke Best Practices Tipps - in zivilgesellschaftlichen Organisationen
WANDEL UND
                       ORGANISATIONS-
                         ENTWICKLUNG
                             in zivilgesellschaftlichen Organisationen

                                                       Einblicke
Stiftung Bürgermut (Hrsg.)
                                                       Best Practices
                                                       Tipps
WANDEL UND ORGANISATIONS-ENTWICKLUNG - Einblicke Best Practices Tipps - in zivilgesellschaftlichen Organisationen
Anders bleiben

                                        Wer die Welt verändern will, sollte dabei selbst nicht stehen bleiben. Klingt logisch.
                                        Doch die Realität in gemeinnützigen Organisationen und Sozialunternehmen sieht oft anders
                                        aus. Wer gesellschaftliche Missstände bekämpft, benachteiligten Menschen hilft, Klima und
                                        Umwelt schützt und Kultur ermöglicht, hat wenig Zeit für den eigenen Laden. Ihr kennt das,
                                        liebe Leser:innen? Keine Sorge, wir auch.

Ruhig auch mal ohne den                 Dabei müsste es eigentlich umgekehrt sein. Wenn die Beobach-
                                        tung zutrifft, dass gesellschaftliche Veränderung immer rasanter

perfekten Plan starten,
­                                       verläuft, dass das Zusammenleben komplexer wird und Krisen
                                        sich überlagern, dann kann unsere Antwort nur größtmögliche
                                        Elastizität sein. Und für wen sollte das mehr gelten als für am
sich über zarte Anfänge                 Gemeinwohl orientierte Akteur:innen?

und kleine Schritte freuen,             Immerhin: Die Richtung scheint zu stimmen. Immer mehr Orga-
                                        nisationen etablieren agile Prozesse, integrieren neue Arbeits-
                                                                                                              Uwe Amrhein,
                                        weisen und Kulturen in ihren Alltag und geben dabei nicht selten
Veränderung nicht als
­                                       Impulse in die For-Profit-Wirtschaft. Genau da müssen wir hin:
                                                                                                            Vorstand Stiftung
                                                                                                                Bürgermut
                                        Die Pionier:innen des Wandels fordern und unterstützen nicht

­Selbstzweck betrachten,                nur ein neues, nachhaltiges Wirtschafts- und Sozialmodell, sie
                                        leben auch direkt vor, wie es funktioniert.

mit überschaubaren Ressourcen           Das klingt ziemlich groß, und genau darin liegt häufig ein Problem. Change Management –
                                        das klingt nach monatelangen Vorbereitungen, unübersichtlichen Projektplänen, endlosen
experimentieren, Spaß dabei             Sessions mit neunmalklugen Kolleg:innen und teuren Berater:innen. Dass es ganz anders
                                        geht, zeigen die Praktiker:innen, mit denen wir für dieses Buch gesprochen haben.

haben und trotzdem noch die             Ruhig auch mal ohne den perfekten Plan starten, sich über zarte Anfänge und kleine Schritte
                                        freuen, Veränderung nicht als Selbstzweck betrachten, mit überschaubaren Ressourcen
eigentliche Arbeit schaffen.            experimentieren, Spaß dabei haben und trotzdem noch die eigentliche Arbeit schaffen.
                                        Das klappt nie? Wir wetten dagegen.

                          Uwe Amrhein   Lasst uns bleiben, wie wir sind: immer anders, immer neu.

                                        Uwe Amrhein
                                        Vorstand Stiftung Bürgermut
WANDEL UND ORGANISATIONS-ENTWICKLUNG - Einblicke Best Practices Tipps - in zivilgesellschaftlichen Organisationen
INHALT   Anders bleiben                            3   Beraten lassen
                                                       Der Code of Good Practice gibt ­
                                                       Orientierung zur Zusammenarbeit ­
                                                       mit externen Coach:innen                     56
         Einsteigen
         Wer hat welchen Hut auf?                  8   Über Organisationsgrenzen hinaus
                                                       ­zusammenarbeiten
                                                       Wie Kollaboration gelingt: Die Entstehung
         Immer dieser Wandel:
                                                       des Bundesverbandes soziales Mentoring      60
         Wie Organisationen smart und mutig mit
         Veränderungen umgehen                    12
                                                       Kollaboration lernen                        64
         Organisationsentwicklung im Verein,
         Sozialunternehmen, Verband               16   Gesundes Team, gesunde Orga
                                                       „Wie geht’s?“ So sorgen Organisationen
                                                       für Gesundheit im Team                      66

         12 × Wandel                                   Inklusive Organisationen
                                                       „Ein inklusives Team ist möglich,
         Gründen + Wachsen
                                                       man muss es nur wollen.“                    70
         Wenn aus engagierten Freund:innen
         Arbeitgeber:innen werden                 24
                                                       Organisationskultur
                                                       Raum für Onboarding, Feedback geben,
         Wissensmanagement
                                                       ­Danken, Wissen teilen und Verabschieden     74
         Drei Perspektiven aufs Sammeln,
         Strukturieren und Zugänglichmachen       30
                                                       Finanzierung, Förderung, Weiterbildung
                                                       Ins Machen kommen: Starthilfe und
         Fehler machen erlaubt
                                                       Begleitung für euren Wandel                  78
         Wie schaffe ich eine Kultur, in der
         Menschen sich trauen, mutig zu sein?     36

         Anders zusammenarbeiten
                                                       Aussteigen
         Aktivismus nach innen: Eine interne           Das haben wir schon immer so gemacht:
         Organisationsentwicklerin berichtet      42   Von der Furcht vor Veränderung und
                                                       anderen Hürden                              84
         Rollenwechsel
         Die Neuen am Ruder: Über den Wechsel          24-mal für eine bessere Welt                 88
         in die Geschäftsführung                  46
                                                       Glossar                                     94
         Gewachsene Strukturen verändern
         „Liebe Chefin, machst du das?“           52
                                                       Impressum + Bildnachweise                   100
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Wer hat welchen Hut auf?
Illustrationen: Tine Fetz | Text: Anne Hoppe

Das ist nicht nur in Veränderungsprozessen eine wichtige Frage. Damit Projekte und           Beobachter:in
­Prozesse gelingen, ist es wichtig zu wissen, wer welche Rolle übernimmt und welchen         prüft auf Machbarkeit.
                                                                                             Ist die eher stille, pflichtbewusste
­Beitrag leistet. Im Gegensatz zu Jobpositionen können Rollen variieren, von Fähigkeiten,
                                                                                             Evaluations­instanz. Beurteilt
Vorlieben und Ressourcen abhängen. Sie sind ein bisschen wie Hüte, die man je nach
                                                                                             kritisch, strategisch und mit hohen
­Projekt, Situation und Bedarf auf- und absetzen, wechseln oder teilen kann.                   Ansprüchen, ob A
                                                                                                              ­ ktivitäten Sinn
Welche Hüte setzt ihr euch gerne auf?                                                           ergeben.

                                                               Impulsgeber:in
                                                               bringt neue Ideen ein,
                                                               Träumer:in im Team.
                                                               Ist kreativ, begeisterungs-
                                                               fähig und findet auch
                                                               Lösungen für knifflige
                                                               Herausforderungen.
                                                               Zuweilen impulsiv und
                                                               unfokussiert.

                                                                                             Koordinator:in
                                                                                             treibt Prozesse selbstbewusst und
                                                                                             zielorientiert voran. Strahlt A
                                                                                                                           ­ utorität
                                                                                             aus, ist moderations­stark und hat ein
                                                                                             gutes Gespür für Talente. Kann
                                                                                             manipulativ wirken.
                   Wegbereiter:in
                   knüpft Kontakte, lotet aus, was möglich
                   ist, und moderiert Prozesse. Ist optimis-
                   tisch und empathisch. Bringt Projekte
                   erfolgreich auf den Weg, verliert
                   mitunter schnell wieder das Interesse.

8   Wandel & Organisationsentwicklung | Einsteigen                                                                       Wandel & Organisationsentwicklung | Einsteigen   9
WANDEL UND ORGANISATIONS-ENTWICKLUNG - Einblicke Best Practices Tipps - in zivilgesellschaftlichen Organisationen
Umsetzer:in
                                                organisiert und realisiert
                                                                                                                      Gestalter:in
                                                als pragmatische Instanz
                                                                                                                      findet mutige und kreative Lösungen,
                                                Aufgaben zuverlässig und
                                                                                                                      mit denen auch schwierige Hindernisse
                                                effizient. Tut sich schwer,
                                                                                                                      überwunden werden. Ist ehrgeizig,
                                                Arbeit abzugeben.
                                                                                                                      arbeitet super unter Druck, dafür nicht
                                                                                                                      immer so gut im Team.

     Perfektionist:in
     sorgt für die
     optimalen                                                                                                                              Teamplayer:in
     Ergebnisse.                                                                                                                            sorgt für gute Kommunikation.
     Ist gewissenhaft                                                                                                                       Hat ein ausgeprägtes Gespür für
     und sorgfältig,                                                                                                                           andere, ist diplomatisch und
     neigt manchmal                                                                                                                              schafft ein freundliches
     zur Verbissenheit.                                                                                                                            Arbeitsklima. Ist eher
                                                                                                                                                    ­konfliktscheu.

                                                                              Spezialist:in
                                                                              bringt Fachexpertise ins Team.
                                                                              Ist engagiert, arbeitet selbstständig                                                                Quelle:
                                                                              und recherchiert gerne Daten,                                                                     Die Rollen gehen auf die
                                                                              Fakten, Hintergründe. Besonders                                                                   Team-Rollen von
                                                                                                                                                                                Dr. Meredith Belbin zurück.
                                                                              im Wachstum eine w
                                                                                               ­ ichtige Rolle.

10   Wandel & Organisationsentwicklung | Einsteigen                                                                                                   Wandel & Organisationsentwicklung | Einsteigen    11
WANDEL UND ORGANISATIONS-ENTWICKLUNG - Einblicke Best Practices Tipps - in zivilgesellschaftlichen Organisationen
Immer dieser Wandel:
Wie Organisationen smart und mutig mit
Veränderungen umgehen Text: Julia Meuter
                                                                                              Entscheidungen trifft bei den Digitalen Helden       muss man auf Veränderungen reagieren? Und
Nichts ist so beständig wie der Wandel. Das soll schon der Philosoph Heraklit gesagt haben.   nicht primär die Führungsebene. Entscheidun-         wie geht man als zivilgesellschaftliche Organisa-
Wenn Veränderung unumgänglich ist, kann man sie auch mutig angehen.                           gen fällen die Menschen oder Teams, die die          tion am besten mit Wandel um?
                                                                                              größte Kompetenz haben. Mit der Arbeit in
Wie Organisationen zu Gestaltern von Wandel werden und ein offenes Mindset entwickeln,
                                                                                              kompetenzbasierten Hierarchien haben die
darüber haben wir mit Jörg Schüler von den Digitalen Helden, Susanne Saliger von
                                                                                              ­Digitalen Helden auf eine Herausforderung           Mit Mut und Strategie
der Akademie für Ehrenamtlichkeit und dem Organisationsentwickler Adrian Sina                 ­reagiert, die viele Organisationen kennen.          Veränderungen angehen
Vollmer gesprochen.                                                                           „Wenn immer die Geschäftsführung entschei-
                                                                                                                    det, wird die Arbeits­­        Alle drei Expert:innen wissen: Es erfordert Mut,
                                                                                                                    fä­higkeit einer Organi-       sich einzugestehen, dass Prozesse nicht mehr
                                                                                                                    sation gehindert, ge­ra­       funktionieren, dass neue Strukturen gebraucht
                                                                                                                    de in wachsenden Struk­        werden oder dass die ehrenamtlich Engagier-
                                                                                                                    turen“, so Jörg Schüler,       ten anders ticken als früher. Und es macht
                                                                                                                    Gründer und Ge­schäfts­        Arbeit, neue Wege einzuschlagen.
                                                                                                                    führer der Digitalen
                                                                                                                    Helden. „Das Wissen            Susanne Saliger hat das
                                                                                                                    liegt oft bei den Projekt­     Programm „Die Ver-
                                                                                                                    ­­mit­arbeiter:­innen.“        antwortlichen #digital“
                                                                                                                                                   geleitet und ist Expertin
                                                                                                                    Gründe, die Strukturen         für Veränderungen in
                                                                                                                    oder Arbeitsweise zu           Organisationen. „Orga-
                                                                                                                    verändern, gibt es viele:      nisationsentwicklung ist
                                                                                                                    Digitalisierung, Pande-        wie eine Operation am
                                                                                                                    mie, Personalwechsel,          offenen Herzen“, sagt
                                                                                                                                                                                    Susanne Saliger,
                                                                                                                    Wachstum,          interne     sie. Zivilgesellschaftliche
                                                                                                                                                                                      Akademie für
                                                                                                                    Spannungen, neue Kon-          Organisationen, die sich        ­Ehrenamtlichkeit
                                                                                                                    kurrenz oder Kooperati-        neu aufstellen, machen
                                                                                                                    onen. Sich verändernde         das immer, während das
                                                                                                                    Bedarfe der Zielgruppen,       Alltagsgeschäft läuft.
                                                                                                                    neue Organisationsziele        Zeit, personelle und
                                                                                                                    und Projekte. Kein Ver-        finanzielle Ressourcen sind knapp – eine Her-
                                                                                                                    ein und kein Non-Profit        ausforderung. Damit Organisationen nicht zu
                                                                                                                    kann sich dem Wandel           Getriebenen von Veränderungen werden, brau-
                                                                                                                    entziehen. Doch wann           chen sie eine Strategie. „Transformationspro-

                                                                                                                                                 Wandel & Organisationsentwicklung | Einsteigen   13
WANDEL UND ORGANISATIONS-ENTWICKLUNG - Einblicke Best Practices Tipps - in zivilgesellschaftlichen Organisationen
Was in Veränderungsprozessen immer
           zesse“, so Susanne Saliger, „beginnen am bes-
                                                                                                                                                    hilft, ist der Blick von außen. Verstärkt set-
           ten immer mit der Frage nach dem Warum.“
                                                                                                                                                    zen Förderprogramme auf professionelle
                                                                                                                                                    Beratung, um Organisationen beim Wan-
           Zu wissen, dass man ein Tool einführt, um bes-                                                                                                                                                Jörg Schüler,
                                                                                                                                                    del zu unterstützen. Doch es muss nicht             Digitale Helden
           ser mit der Zielgruppe zu kommunizieren, oder
                                                                                                                                                    immer ein:e externe:r Berater:in sein, weiß
           dass die neue Entscheidungsstruktur wie im
                                                                                                                                                    Susanne Saliger. Oft hilft auch der Aus-
           Falle der Digitalen Helden helfen wird, effizien-
                                                                                                                                                    tausch mit Gleichgesinnten weiter. Man
           ter zu arbeiten, motiviert und schärft den Fokus.
                                                                                                                                                    merkt: Wir sind nicht alleine mit unseren
                                                                                                                                                    Herausforderungen. Oder man erfährt,
           Ist das Ziel klar, kann eine Organisation analy-
                                                                                                                                                    wie andere vorgegangen sind und ihre Arbeit verbessert haben.
           sieren, wo sie gut aufgestellt ist und was die
           nächsten Schritte sein sollen. Susanne Saliger
                                                                                                                                                    Die Digitalen Helden haben sich auf den Weg der Organisationsentwick-
           rät, systematisch vorzugehen und zu priorisie-
                                                                                                                                                    lung gemacht. Durch die Einführung von kompetenzbasierten Hierar-
           ren. Kann gleich die neue Datenbank aufgebaut
                                                                                                                                                    chien werden Entscheidungen inzwischen viel schneller und effizienter
           oder muss zuerst intern die Zusammenarbeit            Stakeholder:innen mitzunehmen und Raum für
                                                                                                                                                    gefällt. Auch wenn der Prozess nicht immer einfach ist, für Jörg Schüler
           verbessert werden? Durch die fünf Phasen von          den Austausch von Sorgen und Kritik zu öffnen.
                                                                                                                                                    steht fest: Es lohnt sich.
           Veränderungsprozessen führt auch ein Leitfa-          Das Ziel und die nächsten Schritte, Erfolge und
           den, der im Rahmen des Programms „Die Ver-            Hürden werden im besten Fall regelmäßig
           antwortlichen #digital“ entstanden ist.               transparent kommuniziert. Auch kann es sinnvoll
                                                                 sein, Mitarbeiter:­innen, ehrenamtlich Enga-
           Offenheit, Widerstand,                                gierte oder Zielgruppen punktuell in den Prozess   Take-aways
           Fehler machen erlaubt                                 partizipativ einzubinden. Manchmal entsteht
                                                                                                                    Hut auf: Benennt Verantwortliche, die den Veränderungsprozess voran-
                                                                 Widerstand aus Angst vor Überforderung oder
                                                                                                                    treiben und koordinieren.
                          Wandel erfordert Offenheit und         weil schlicht Kenntnisse fehlen. Susanne Saliger
                          Neugierde. Adrian Sina Vollmer         empfiehlt, Weiterbildungsbedarfe frühzeitig zu
                                                                                                                    Planung: Plant ausreichend Zeit, personelle Ressourcen und Geld für die
                          begleitet gemeinnützige Organi-        klären und die Kompetenzen der Mit­
                                                                                                                    Umsetzung ein.
                          sationen in Veränderungspro-           arbeiter:innen gezielt zu stärken.
                          zessen. In fast jeder Organisa-
                                                                                                                    Partizipation: Nehmt alle mit. Informiert regelmäßig.
                          tion hat er Menschen getroffen,        Wer Neues wagt, macht Fehler. Nicht alles ist
                          die richtig Lust auf Veränderung       planbar. Mut und Offenheit entstehen, wo Feh-
                                                                                                                    Lernen: Klärt den Weiterbildungsbedarf und stärkt neue Fähigkeiten.                      Mehr Wissen:
                          haben. Diese Menschen sind wich-       ler gemacht und korrigiert werden dürfen. Um
                                                                                                                    Prüft, wer in eurer Organisation was kann und gegebenenfalls in der                  Digitale Helden
                          tig für den Wandel. Sie können die     vertrauensvoll zusammenzuarbeiten, haben die
Adrian Sina Vollmer,                                                                                                Lage ist, anderen Wissen und Skills zu vermitteln.
                          Organisationsentwicklung voran-        Digitalen Helden daher gezielt Räume für Aus-                                                                                           Akademie für Ehrenamtlichkeit
   Organisations­
     entwickler           treiben und Kolleg:innen für den       tausch geschaffen. Neben Meetingformaten
                                                                                                                    Austausch: Tauscht euch mit anderen aus. Fragt Menschen aus befreun-                 Adrian Sina Vollmer
                          Prozess begeistern.                    wie der Retrospektive, bei der das Team regel-
                                                                                                                    deten Organisationen, ob sie euch punktuell – zum Beispiel durch die                 Leitfaden „Den digitalen Wandel
                                                                 mäßig über die Zusammenarbeit und Spannun-
                                                                                                                    Moderation von Meetings – unterstützen können. Wenn ihr Kontakt zu                   in zivilgesellschaftlichen Organi-
                          Wandel kann aber auch Wider-           gen spricht, nehmen die Mit­a rbeiter:­innen                                                                                            sationen aktiv gestalten“ aus dem
                                                                                                                    Organisationen habt, die einen ähnlichen Prozess gemeistert haben,
                          stand hervorrufen. Um Wider-           regelmäßig an Coachings zu gewaltfreier Kom-                                                                                            Projekt „Die Verantwortlichen
                                                                                                                    ladet sie ein und lasst euch erzählen, wie sie vorgegangen sind und was
                          stand und Angst vorzubeugen,           munikation teil.                                                                                                                        #Digital“
                                                                                                                    ihnen geholfen hat.
                          rät Adrian Sina Vollmer, alle

           14   Wandel & Organisationsentwicklung | Einsteigen                                                                                                           Wandel & Organisationsentwicklung | Einsteigen    15
WANDEL UND ORGANISATIONS-ENTWICKLUNG - Einblicke Best Practices Tipps - in zivilgesellschaftlichen Organisationen
Organisationsentwicklung im ehrenamtlichen Verein
                                                                                                    Maria Acs, Referentin für Qualifizierung & Organisationsentwicklung bei der Stiftung für Ehrenamt
                                                                                                    und bürgerschaftliches Engagement in Mecklenburg-Vorpommern

                                                                                                    Welchen Nutzen hat ein ehrenamt­                       • Fehlende finanzielle Mittel erschweren es, sich
                                                                                                    licher Verein davon, sich mit Organisa­                   zusätzliche Ressourcen und Unterstützung für
                                                                                                    tionsentwicklung zu beschäftigen?                         den Prozess in die Organisation zu holen.

                                                                                                    • Professionalisierung des Ehrenamts.
                                                                                                                                                           Wie geht man die Prozesse gut an?
                                                                                                      Die Arbeit wird effizienter.
                                                                                                                                                           • Gründung einer Arbeitsgruppe, die den Prozess
                                                                                                    • Es werden Strukturen geschaffen, in denen
                                                                                                                                                              vorantreibt und die Fäden in der Hand hält.
                                                                                                      sich Menschen gerne und lange engagieren.
                                                                                                                                                           • Veränderungen werden partizipativ im
                                                                                                    • Die Organisation wird attraktiver für neue
                                                                                                                                                              gesamten Team umgesetzt.
                                                                                                      Mitglieder.
                                                                                                                                                           • Sogenannte tief hängende Früchte, also
                                                                                                    Vor welchen Herausforderungen                             Maßnahmen, die schnell Veränderungen
                                                                                                    stehen ehrenamtliche Vereine?                             sichtbar machen, helfen, die Lust auf Verän-
                                                                                                                                                              derung langfristig aufrechtzuerhalten.
                                                                                                    • Wenig Zeit, sich mit internen Prozessen zu
                                                                                                      beschäftigen.

                                                                                                    Fokus: Wie hilfreich ist externe Unterstützung bei Entwicklungsprozessen von Vereinen?
Organisationsentwicklung im Verein,
                                                                                                                                 „Wir denken: sehr         der nicht Teil der Organisation ist. Die Rückmel-
Sozialunternehmen, Verband                                                     Text: Julia Meuter                                hilfreich. Darum          dung, wie jemand von außen den Verein wahr-
                                                                                                                                 haben wir ein Pro-        nimmt, kann sehr wertvoll sein. Externe
                                                                                                                                 gramm          aufge-     Berater:innen kennen zudem vielseitige Metho-
                                                                                                                                 setzt, mit dem wir        den und geben neue Impulse. Das hilft, mit der
Um Organisationsentwicklung kommt keine lebendige Organisation herum. Dabei gibt es                                              Ve r e i n e     und      Expertise, die im Verein vorhanden ist, Prozesse
                                                                                                                                 externe Berater:­         neu zu denken.
zahlreiche Themen, die alle unabhängig von ihrer Organisationsform oder Größe teilen:
                                                                                                                                 innen zusammen-
Kommunikation, Fördervorgaben, Fluktuation, Wachstum, Wissensmanagement, die
                                                                                                                                 bringen. Hat ein          Natürlich müssen Vereine die richtige externe
Zusammenarbeit mit ehrenamtlich Engagierten. Auch Zeitmangel und knappe Finanzen sind                     Maria Acs,
                                                                                                                                 Verein beispiels-         Person finden. Das erfordert manchmal etwas
                                                                                                     Ehrenamtsstiftung MV
bei fast allen harte Nüsse in Veränderungsprozessen. Zugleich bedeutet Organisationsent-                                         weise Probleme            Zeit. Auch lohnt sich eine intensive organisati-
wicklung für unterschiedliche Organisationsformen jeweils etwas anderes.                                                         bei der Nach-             onsinterne Analyse über die wichtigsten Her-
                                                                                                                                 wuchsgewinnung,           ausforderungen, damit im Rahmen der Bera-
                                                                                                                                 ist es wichtig zu         tung die richtigen Fragen behandelt werden.“
Was es (ehrenamtlichen) Vereinen, Sozialunternehmen oder Verbänden bringt, den Wandel
                                                                                                                                 hinterfragen, wie
aktiv zu gestalten, vor welchen spezifischen Herausforderungen sie stehen können und was            attraktiv die Arbeit im Verein oder die Vereins-           Die Ehrenamtsstiftung MV hat ein Handbuch für
hilft, um Veränderungsprozesse erfolgreich anzugehen, haben uns ein paar Expert:innen verraten.     aktivitäten wirken. Das fällt jemandem leichter,           Organisationsentwicklung im Verein
                                                                                                                                                               herausgebracht. #Engagement neu gedacht

16   Wandel & Organisationsentwicklung | Einsteigen                                                                                                      Wandel & Organisationsentwicklung | Einsteigen   17
WANDEL UND ORGANISATIONS-ENTWICKLUNG - Einblicke Best Practices Tipps - in zivilgesellschaftlichen Organisationen
Fokus: Was macht eine interne Organisationsentwicklerin?
Organisationsentwicklung im Sozialunternehmen
                                                                                                                                   „Ich bin eine von         unterstütze ganz klassisch dabei, das Projekt-
Christine Hoenig-Ohnsorg, Gründerin und Geschäftsführerin der Zukunftswerft
                                                                                                                                   insgesamt        vier     management zu professionalisieren oder plane
                                                                                                                                   Mitarbeitenden,           interne Fortbildungen. Aktuell erarbeite ich
                                Welchen Nutzen              In kleinen Gesprächsrunden können sich Mit-                            die sich in der Stif-     einen neuen Prozess zur Jahreszielplanung.
                                hat ein Sozial­             arbeitende zum Beispiel in einem geschützten                           tung Haus der
                                unternehmen                 Raum darüber austauschen, was sie bewegt,                              kleinen Forscher          Als Organisationsentwicklerin ist es extrem
                                davon, sich mit             was sie schwierig finden und was ihnen guttut.                         um die Organisa-          wichtig, die Menschen einzubeziehen, die von
                                Organisations­                                                                                     tionsentwicklung          der Veränderung betroffen sind. Dies geschieht
                                                          • Damit die Geschäftsstelle arbeitsfähig ist,
                                entwicklung zu                                                                                     kümmern. Meine            auf unterschiedliche Weise. Durch Umfragen
                                                            Freiräume bewusst wahrnehmen und unter-             Juliane Metzner,
                                beschäftigen?                                                                  Stiftung Haus der
                                                                                                                                   Aufgaben         sind     oder Interviews ermittle ich zum Beispiel die
                                                            nehmerisch agieren kann, gilt es, einen siche-
                                                                                                                kleinen Forscher   vie lfältig.      I ch    Bedarfe der Kolleg:innen, in Workshops
                                • Es schafft einen         ren Rahmen und transparente Prozesse zur
        Christine
                                                                                                                                   begleite stiftungs-       ­entwickeln wir im Team Lösungswege. Reflexi-
                                  Rahmen, in dem            Zusammenarbeit von Vorstand und Geschäfts-
     Hoenig-Ohnsorg,                                                                                                               weite Verände-            onsformate wie Retrospektiven helfen, Verän-
                                  klare Verantwort-         stelle zu schaffen.
      Zukunftswerft                                                                                                                r u n g s p roze s s e,   derungen in der Stiftung zu verankern. Hier
                                  lichkeiten, unab-
                                                                                                                                                                               spielen wir als interne
                                  hängig von ein­
                                                                                                                                                                               Organisations­e nt­w ickler:­
                                  zelnen Personen,
                                                                                                                                                                               innen eine wichtige Rolle, da
                                  festgelegt und
                                                                                                                                                                               wir mit den Strukturen und
                                  Rollen verteilt sind.
                                                                                                                                                                               Prozessen in der Stiftung
• Entfaltung der Mitarbeitenden, wie etwa die                                                                                                                                 vertraut sind. Dadurch
     Entwicklung unternehmerischer Fähigkeiten.                                                                                                                                haben wir gegenüber exter-
                                                                                                                                                                               nen Berater:innen einen gro-
Vor welchen Herausforderungen                                                                                                                                                  ßen Wissensvorsprung, denn
­stehen Sozialunternehmen?                                                                                                                                                     wir kennen die formellen und
                                                                                                                                                                               informellen Besonderheiten
• Oft fällt es Gründerpersönlichkeiten schwer,
                                                                                                                                                                               im Haus. So können wir
     loszulassen. Dadurch kann ein Machtgefälle
                                                                                                                                                                               schnell reagieren, stimmige
     innerhalb der Organisation entstehen.
                                                                                                                                                                               Veränderungsprozesse auf-
• Viele Sozialunternehmen bewegen sich im                                                                                                                                      setzen und diese langfristig
     Spannungsfeld von gemeinnützigen und                                                                                                                                      begleiten. Der Wandel wird
     wirtschaftlichen Zielen.                                                                                                                                                  so nachhaltig in der Organi-
                                                                                                                                                                               sation verankert.“
Wie geht man die
Prozesse gut an?
• Frühzeitige Auseinandersetzung mit Konflikt-
     potenzialen und Aufbau von Vertrauen hilft,
     Konflikten und Widerständen zu begegnen.

18     Wandel & Organisationsentwicklung | Einsteigen
Organisationsentwicklung im Verband                                                                   Fokus: Best Practice der Social Innovation Community des
                                                                                                      Deutschen Roten Kreuzes (DRK)
Jennifer Geiser, Netzwerkkoordinatorin der Social Innovation Community und des Netzwerks Digitale
Wohlfahrt, Kompetenzzentren „Wandel.Wohlfahrt.Digitalisierung“ des Deutschen Roten Kreuzes
                                                                                                                                    „Im Frühjahr 2020       Besonders stolz bin ich auf ein Kartenset, das in
                                                                                                                                    haben wir die           dem Netzwerk entstanden ist: Basierend auf den
Warum ist es wichtig für Verbände,                 • Durch die föderalen Strukturen, wie es sie                                     Social Innovation       sieben Grundsätzen des DRK bieten die Karten
sich mit Organisationsentwicklung zu                 zum Beispiel bei Wohlfahrtsverbänden gibt,                                     Community      ins      Fragen, mit denen Teams in einer Retrospektive
beschäftigen?                                        können Änderungen nicht für alle vorgege-                                      Leben gerufen,          reflektieren können, wie die Werte des Verbands
                                                     ben werden.                                                                    um Innovation im        in die tägliche Arbeit fließen können. Im Vergleich
• Durch die Anpassung an neue Gegebenhei-
                                                                                                                                    DRK zu fördern.         zur Größe des DRK sind wir natürlich noch ein
  ten wie Digitalisierung oder agile Arbeitsfor-
                                                   Wie geht man die Prozesse gut an?                                                Gestartet sind wir      sehr kleines Netzwerk. Aber wir merken, dass der
  men bleiben Verbände für ehrenamtliches
                                                                                                                                    zunächst mit 20         Bedarf am Austausch mit Gleichgesinnten da ist
  Engagement und für ihre Zielgruppen rele-        • Ein Bundesverband kann Angebote schaffen             Jennifer Geiser,
                                                                                                                                    Personen. Mittler-      – und das gibt uns Mut, immer wieder Änderungs-
  vant und als Arbeitgeber attraktiv.                und die regionalen Ebenen bei der Umsetzung          Kompetenzzentren
                                                                                                         „Wandel.Wohlfahrt.         weile sind wir ein      prozesse im Verband anzustoßen.“
                                                     von Veränderungsprozessen unterstützen.
• Die Anpassung von Arbeitsbedingungen hilft                                                              Digitalisierung“          Netz werk     von
  Wohlfahrtsverbänden, die zum Beispiel im         • In jedem Verband gibt es Menschen, die Lust        des Deutschen Roten         über 150 Ehren-
  Pflegebereich tätig sind, Lösungen für Fach-       haben, Innovation voranzutreiben und Struk-              Kreuzes               und Hauptamtli-
  kräftemangel zu finden.                            turen von innen heraus zu verändern. Wenn                                      chen aus allen
                                                     sich diese zusammentun und gemeinsam an                                        Ebenen des Ver-
Vor welchen Herausforderungen                        kleinen Stellschrauben drehen, können viele      bands – die Offenheit ist uns dabei sehr wichtig.
­stehen Verbände?                                    Veränderungsprozesse in Gang gebracht            Unter dem Motto „voneinander und miteinander
                                                     werden.                                          lernen“ tauschen wir uns zu Projekten und Prak-
• Viele Verbände sind in Bezug auf die perso-
                                                                                                      tiken wie zum Beispiel zum agilen Arbeiten oder
  nelle und finanzielle Ausstattung sehr hetero-   • Auch wenn die Mühlen in großen Verbänden
                                                                                                      zur digitalen Kommunikation aus. Wir stoßen
  gen aufgestellt, was Veränderungsprozesse,         manchmal langsamer mahlen, sollte das                                                                                         Mehr Wissen:
                                                                                                      aber auch neue Angebote für den Verband an.
  die für alle Mitglieder und lokalen Ebenen         nicht entmutigen, vor Ort Veränderungen                                                                                   Stiftung für Ehrenamt und b
                                                                                                                                                                                                         ­ ürgerschaftliches
  anwendbar sind, schwierig macht.                   anzustoßen.                                                                                                               Engagement in Mecklenburg-­Vorpommern

                                                                                                                                                                               Handbuch für Organisationsentwicklung im
                                                                                                                                                                               Verein von der Ehrenamtsstiftung MV
                                                                                                                                                                               #Engagement neu gedacht

                                                                                                                                                                               Programm OE der
                                                                                                                                                                               Ehrenamtsstiftung MV
Neben den Nach-vorne-Treiber:innen
                                                                                                                                                                               Zukunftswerft

braucht es auch diejenigen, die                                                                                                                                                Stiftung Haus der kleinen Forscher

                                                                                                                                                                               DRK Social Innovation Community
dafür sorgen, dass sich das Neue festigen kann.
Es braucht Offenheit und eine Kultur, in der
das Neue gedeihen kann.
                                                           Jennifer Geiser auf D3 – so geht digital

                                                                                                                                                          Wandel & Organisationsentwicklung | Einsteigen    21
12 × WANDEL
Gründen + Wachsen

Wenn aus engagierten Freund:innen                                                                         eine wichtige Funktion in der Berliner Bildungs-
                                                                                                          landschaft erfüllen. Da haben wir dann selber
                                                                                                                                                                Der großen Verantwortung – auch für unsere
                                                                                                                                                                Mitarbeitenden – bin ich mir bewusst. Es hilft mir

Arbeitgeber:innen werden und Elisabeth Wirth
                          Protokolle: Fanny Erdmann                                                       gemerkt, dass wir nicht mehr nur eine kleine          aber nicht, mich im Alltag damit zu stressen. Mir
                                                                                                          Studierendeninitiative sind, sondern eine pro-        hilft, dass wir zu dritt in der Geschäftsleitung
                                                                                                          fessionell wachsende Organisation.                    und befreundet sind. Durch das starke Ver-
                                                                                                                                                                trauen können wir uns auch über Sorgen aus-
Was macht es mit dem eigenen Rollenbild, wenn aus dem ehrenamtlichen Engagement                                                                                 tauschen. Ein großes Learning ist die Trennung
Unternehmergeist erwächst und man Verantwortung für Mitarbeitende übernimmt?                              Neue Rollen,                                          zwischen Person und Sache. Es war wichtig zu
Was bedeutet die Professionalisierung für die Freundschaft? Wir haben Leonie Müller                       neue Verantwortungen –                                erkennen, dass wir beziehungsorientiert arbei-
                                                                                                                                                                ten wollen – uns als Personen wertschätzen –,
von Kopfsachen e.V. und Samuel Höller von a tip: tap e.V. befragt.                                        herausfordernde Zeiten
                                                                                                                                                                gleichzeitig in der Sache aber auch mal hart
                                                                                                                                                                bleiben müssen.
                                                                                                          Zum Wachstum gehören auch Zweifel: Ist der
                                                                    Aufgrund der Pandemie brauch-         eingeschlagene Weg der richtige? Ist das noch
Kopfsachen e.V.
                                                                    ten wir am Anfang richtig viel        unser Produkt? Fühlen wir uns mit der gestie-
                                                                    Durchhaltevermögen! Wir stan-         genen Verantwortung wohl? Diese Themen
Willi, Caro und ich haben gemein-
                                                                    den sehr hinter der Idee und stell-   haben wir in unsere Strategietage und Coa-
sam im Masterstudium Psycholo-
                                                                    ten das Programm auf digitale         chings mitgenommen und im Kernteam ausge-
gie in Berlin studiert. Beim Kaffee                                                                                                                                    Ein großes Learning
                                                                    Angebote um. Im ersten Jahr           handelt. Manchmal greifen wir dabei auf eine
in der Mensa habe ich den beiden
                                                                    arbeiteten wir rein ehrenamtlich      externe Moderation zurück, um uns besser auf
                                                                                                                                                                       ist die Trennung
von meiner Idee erzählt, Präven-
                                                                    und wuchsen auf ein zwölfköpfi-       die Inhalte fokussieren zu können. Als klar                  zwischen Person und
tionskurse zur mentalen Gesund-
heit für Schüler:innen anzubieten.         Leonie Müller,
                                                                    ges Team an. Zu Beginn verstan-       wurde, dass wir in hauptamtliche Strukturen                  Sache.
                                                                    den wir uns als kleiner Verein. Da    gehen und wir Mittel erhalten, um Leute fest
Ich fand, dass bei jungen Men-            Kopfsachen e.V.
                                                                    unser Angebot auf große Zustim-       einzustellen, haben wir intensiv an Gover-
schen Handlungsbedarf besteht.
                                                                    mung stieß und wir die hohe           nance-Themen gefeilt. Dabei waren auch die
Leider lernen wir viel zu spät im                                                                                                                               „Du machst jetzt mal
                                                                    Nachfrage auch bedienen woll-         Workshops im openTransfer Accelerator eine
Leben, mit Krisen umzugehen.
                                                                    ten, wurde uns klar, dass wir         große Unterstützung.                                  ­Feierabend!“ – Der Spagat
Dabei beginnen die meisten psy-
                                                                    wachsen können und müssen.                                                                   z­wischen Freundschaft
chischen Störungen vor dem 25.
Lebensjahr. Willi und Caro waren gleich Feuer
                                                       Durch das Berliner Startup Stipendium konnten      In der ersten Zeit haben wir Gründer:innen             und Arbeit
                                                       wir 2021 erstmals zwei hauptamtliche Stellen       alles gemacht und à la Jobrotation getauscht.
und Flamme und so starteten wir als Studieren-
                                                       schaffen. Das war eine ziemlich spannende Zeit.    So haben wir in alle Aufgaben reingeschnup-           Wir machen uns für mentale Gesundheit stark.
deninitiative. Bei den ersten Treffen besprachen
                                                       Einiges musste sich einruckeln, aber es ist uns    pert. Diese Erfahrung hilft mir bis heute. Zum        Das müssen wir auch bei uns selbst beachten.
wir die Workshopinhalte, unsere Zusammenar-
                                                       gelungen, in hauptamtliche Strukturen überzu-      Beispiel habe ich dadurch ein gutes Gespür für        Wenn man in der Freizeit mit den gleichen Leu-
beit und die Anbahnungen mit Schulen. Mit der
                                                       gehen und weitere feste Stellen zu etablieren.     unsere Workshopleiter:innen. Nach zwei Jah-           ten zusammen ist wie im Berufsalltag, fällt die
Vereinsgründung bekam unser Dreiergespann
                                                                                                          ren hat sich herauskristallisiert, wer was gern       Trennung von Arbeit und Privatem doppelt
Unterstützung von Mirko, der uns mit seinem
                                                       Durch den Wechsel vom reinen Ehrenamt zu           macht und besonders gut kann. Unsere Rollen           schwer. Sie ist aber wichtig, und wir haben
BWL-Background seither ergänzt.
                                                       hauptamtlichen Strukturen hat sich der Blick auf   sind organisch gewachsen, vieles hat sich rich-       gemerkt, dass wir uns bewusst Zeit für die
                                                       unsere Organisation verändert. Man nimmt sich      tig und gut angefühlt.                                Freundschaft nehmen müssen. Weil wir uns
Vom kleinen Verein zur                                 und die Organisation ernster. Unsere Außenwir-                                                           wohlgesinnt sind, können wir auch ganz gut zuei-
­wachsenden Organisation                               kung stieg und uns wurde gespiegelt, dass wir                                                            nander sagen: Du machst jetzt mal Feierabend!

24   Wandel & Organisationsentwicklung | 12 × Wandel                                                                                                         Wandel & Organisationsentwicklung | 12 × Wandel   25
Gründen + Wachsen

a tip: tap e. V.                                                     uns allerdings erst gewöhnen.            und haben uns bemüht, alles nach und nach zu            großes Vertrauen. Das lässt Freiheiten. Gleich-
                                                                     Dass die Mitarbeiter:innen, die in       verbessern.                                             zeitig ist die Verantwortung sehr groß und
Die Idee zu „a tip: tap e. V.“ ist am                                viele Aufgaben deutlich stärker                                                                  manchmal wünschte ich mir, der Vorstand wäre
Küchentisch entstanden. Wir –                                        involviert waren als wir, teilweise      Insgesamt hatten wir viel Glück mit den                 noch stärker eine Kontrollinstanz.
drei Freund:innen – hatten schon                                     schnelle Entscheidungen von uns          Mitarbeiter:innen, die mit uns „a tip: tap e. V.“
oft über den Zustand der Welt                                        erwarteten, mussten wir zum Bei-         aufgebaut haben. Nur mit einem Mitarbeiter ist
und den Klimawandel gespro-                                          spiel erst verstehen.                    die Zusammenarbeit leider unglücklich verlau-
chen. Gefolgt sind wir unseren                                                                                fen. Zu lange haben wir gehofft, dass wir das hin-
Weltverbesserungsideen jedoch                                        2018 bekamen wir vom Bundesmi-           kriegen, und es war ein anstrengender Prozess
                                           Samuel Höller,                                                                                                                  Mitarbeiter:innen nehmen
erst, als wir auf das griffige                                       nisterium für Umwelt, Naturschutz        für unser junges Team, bis wir uns getrennt
                                          a tip: tap e. V.
Thema Leitungswasser kamen.                                          und nukleare Sicherheit (BMU) den        haben.                                                       Vorschläge zwangsläufig
                                                                     Anstoß, unser Projekt größer zu                                                                       viel ernster und überle-
Gemeinsam         mit    weiteren                                    denken. Wir entwickelten unsere
                                                                                                                                                                           gen, wie sie das jetzt
Freund:innen entwickelten wir ein                                    Vorhaben weiter und beantragten          Baustelle Kommunikation
Projekt zu öffentlichen Trinkbrun-                                   für drei Jahre 1,3 Millionen Euro.
                                                                                                                                                                           auch noch umsetzen sollen.
nen in Berlin und Bilbao und stellten einen Antrag     Zu diesem Zeitpunkt war klar, dass eine:r von          Ein größeres Thema war in den ersten Jahren
bei einem EU-Förderprogramm für junge Initia-          uns aus dem Vorstand fest einsteigen muss,             auch die interne Kommunikation. Wertschätzung
                                                                                                                                                                      Lernprozess Professionalisierung
tiven. Wir erhielten 10.000 Euro zur Umsetzung.        wenn das klappt. Nach der Zusage habe ich mei-         haben wir anfangs nicht so gut kommuniziert.
Nach einem Jahr war zwar die spanische Seite           nen Job in einer Behörde aufgegeben und die            Zudem waren wir als Freundeskreis einen eher
                                                                                                                                                                      Die letzten drei Jahre waren ein konstanter
eingeschlafen, aber wir in Berlin hatten noch          Geschäftsführung übernommen.                           flapsigen     Ton   gewohnt,      der   manche
                                                                                                                                                                      Lernprozess. Noch ist nicht alles perfekt, aber
Spaß und gründeten 2012 den Verein „a tip: tap                                                                Mitarbeiter:innen vor den Kopf gestoßen hat.
                                                                                                                                                                      wir werden strukturierter. Bei der Entwicklung
e. V.“, um Bildungs- und Aufklärungsarbeit für                                                                Auch musste ich erst einmal checken, dass es
                                                       Wachstumsfreude und                                                                                            der Wasserquartiere und der drei Personalebe-
den Genuss von Leitungswasser zu betreiben.                                                                   etwas anderes ist, wenn ich eine Projektidee per
                                                       ­Wachstumsschmerzen                                    E-Mail an den Vorstand schicke oder an das
                                                                                                                                                                      nen – Geschäftsführung, Koordinator:innen und
                                                                                                                                                                      Mitarbeiter:innen – hat uns der openTransfer
                                                                                                              Team. Unser ehrenamtlicher Vorstand kann die
Neue Rolle: Arbeitgeber:in                             Mit der Projektförderung vom Umweltministe-                                                                    Accelerator sehr geholfen. Wir haben eine
                                                                                                              E-Mail auch mal ignorieren oder sagen: „Hey
                                                       rium ist „a tip: tap e. V.“ rasant gewachsen. Mitte                                                            externe Buchhaltung und eine Mitarbeiterin, die
                                                                                                              Samuel, das ist zu viel!“ Mitarbeiter:innen nehmen
Bis 2016 waren wir rein ehrenamtlich unterwegs.        2019 stellten wir bundesweit ein 20-köpfiges                                                                   für Arbeitsverträge und Zeugnisse zuständig ist.
                                                                                                              Vorschläge zwangsläufig viel ernster und überle-
Niemand von uns wollte das hauptberuflich              Team zusammen. Wir hatten viel vor: Bildungs-                                                                  Auch habe ich gelernt, Grenzen zu ziehen, für
                                                                                                              gen, wie sie das jetzt auch noch umsetzen sollen.
machen. Um neue Projektanträge stellen zu              aktionen, politische Arbeit, Aufklärung. Nicht                                                                 mich und das Team. Wir bekommen mehr
können, suchten wir stattdessen eine:n freie:n         nur die Corona-Pandemie hat uns in der ersten                                                                  Anfragen, als wir leisten können und es ist zum
                                                                                                              Am Anfang kamen von der geteilten Projektlei-
Mitarbeiter:in. Trotz unseres mäßigen Honorars         Zeit herausgefordert. Auch, dass wir alle Struk-                                                               Beispiel nicht cool, wenn ich ein Projekt annehme,
                                                                                                              tung, die aus Julian und mir besteht, auch
bekamen wir über 30 Bewerbungen. Für die               turen parallel zum Wachstum entwickeln muss-                                                                   das ich nicht umsetzen kann, weil ich in Elternzeit
                                                                                                              manchmal widersprüchliche Informationen,
Projekte „Leitungswasserfreundliche Schule“            ten, war nicht leicht. Teilweise wollten wir zu viel                                                           gehe. Priorisieren und absagen zu können,
                                                                                                              weil wir uns nicht vorher abgestimmt hatten.
und „Wasserkiez – Leitungswasserfreundlicher           und haben uns und unser Team überfordert. Wir                                                                  gehört dazu. Und die Erkenntnis: Der Stapel an
                                                                                                              Das machen wir heute anders. Wir haben inzwi-
Mariannenkiez und seine Nachbarschaft“                 alle hatten viele Projektaufgaben gleichzeitig,                                                                Aufgaben wird nie kleiner.
                                                                                                              schen viele Strukturen und Prozesse geklärt.
erhielten wir ein paar Monate später die nötige        viele Freiheiten und eine dezentrale Arbeits-
                                                                                                              Auch haben wir ein besseres Gespür dafür, wo
Finanzierung. Wir konnten die erste Stelle auf-        weise, das hat bei manchen zu Unsicherheiten
                                                                                                              Transparenz nötig ist und wer wann eingebun-
stocken und zwei neue Stellen schaffen. An die         geführt. Wir haben gemerkt, dass wir für vieles
                                                                                                              den werden muss. Durch die Freundschaft zum
neue Rolle als Arbeitgeber:innen mussten wir           zuerst die Voraussetzungen schaffen müssen,
                                                                                                              ehrenamtlichen Vorstand gibt es zwischen uns

26   Wandel & Organisationsentwicklung | 12 × Wandel                                                                                                               Wandel & Organisationsentwicklung | 12 × Wandel    27
Gründen + Wachsen

                                                                                                                 Fokus: Wie beeinflusst ein Skalierungsvorhaben die Organisation?

         Tipps für wachsende Organisationen
                                                                                                                 Mit der Skalierung eines Projekts verändert sich      bedarf es aber klarer Entscheidungsmandate und
                                                                                                                 auch die Organisation. Neben einem unterneh-          Bereiche. Oft steigen diejenigen, die von Anfang
                                                                                                                 merischen Mindset sind strategische Fähigkeiten       an dabei waren, in Führungspositionen auf. Das ist
     Zusammenarbeit verbessern:                                                                                                               gefragt. Auch das        sinnvoll, denn sie kennen die Organisation und das
                                                                                                                                              Koordinieren von         Projekt am besten.
     • Arbeitet fortlaufend daran, strukturier-
                                                                                                                                              vielen Partner:­
       ter zu werden.                                     Reflexion, Coaching & Programme:
                                                                                                                                              innen muss erlernt       Dennoch sollte sich eine Organisation in dieser
     • Reflektiert, was in eurer Zusammenar-              • Reflektiert in regelmäßigen Abständen,                                            we rd e n .    Das       Phase gut überlegen, wen sie braucht, um die
       beit gut klappt, was besser gehen kann               was gut klappt, was besser gehen kann                                             Team muss sich           Skalierung voranzutreiben. Sind die Personen,
       und wie es besser geht.                              und was ihr bleiben lassen könnt. Schafft                                         professionalisie-        die von Anfang an dabei waren, schon bereit,
                                                            dafür feste Anlässe und Termine.                                                  ren, häufig wer-         Führung zu übernehmen? Und möchten sie diese
     • Plant ausreichend Zeit für die Umsetzung
                                                                                                                                              den auch neue            Rolle überhaupt übernehmen? Eine offene und
       eurer Vorhaben ein.                                • Nutzt externe Beratung, denn der Blick
                                                                                                                                              Mitarbeiter:­innen       transparente Kommunikation ist bei dieser Ent-
                                                            von außen bereichert.                                      Kai Hübner,
     • Stellt Kommunikationsregeln auf. Sie sor-                                                                                              eingestellt.             scheidung wichtig, und zwar von beiden Seiten.
                                                                                                                   Skalierungsberater
       gen für Transparenz und Klarheit und               • Auch Programme wie der openTransfer
                                                                                                                   und Business Coach
       helfen, Missverständnisse zu vermeiden.              Accelerator geben Raum, Fragen und                                                Als kleines enga-
                                                            Aspekte in den Blick zu nehmen, die im                                            giertes Team ist es
     • Trefft verbindliche Absprachen und
                                                            Alltag oft untergehen.                                                            noch möglich, dass
       klärt, wie bestimmte Dinge bei euch lau-
                                                                                                                                              jede:r überall ein
       fen und geregelt sind. Haltet die Ergeb-
                                                                                                                                              bisschen       mit-
       nisse schriftlich fest.
                                                                  Der openTransfer Accelerator                   mischt und es kurze Entscheidungswege gibt.
     • Schafft Anlässe für Wertschätzung und                      unterstützt mit einem einjährigen Stipendium   Sobald sich die Anzahl der Wirkungsorte erhöht,
       um Erfolge und erreichte Meilensteine                      Vereine, Initiativen und Sozialunternehmen,
                                                                  eine Skalierungsstrategie zu entwickeln und
       gemeinsam zu feiern.
                                                                  umzusetzen. Für den Jahrgang 2023 können
                                                                  sich wachstumsmutige Organisationen bis
                                                                  zum 12.03.2023 bewerben. Alle Infos.                                                                                                    Mehr Wissen:
                                                                                                                                                                                                      Kopfsachen e. V.

                                                                                                                                                                                                      A tip: tap e. V.
               Priorisieren und Nein sagen lernen:
                                                                                                                                                                                                      Wirksam Wachsen:
               • Dies ist wirklich wichtig, um Überforderung zu vermeiden!                                                                                                                            Das Praxishandbuch für
                                                                                                                                                                                                      Non-Profit-Organisationen
               • Überlegt bei allen eigenen Ideen und bei Anregungen, die von außen an
                  euch herangetragen werden, ob ihr diese wirklich umsetzen könnt und                                                                                                                 Kai Hübner

                  wollt. Passen sie zu euren Zielen? Welche Ressourcen benötigt ihr dafür?                                                                                                            Für wen skalieren wir eigentlich?
                                                                                                                                                                                                      Ein Plädoyer für die Skalierung
               • Helfen kann der Leitsatz: „Was wir machen, machen wir gut. Was wir nicht
                                                                                                                                                                                                      der richtigen Projekte
                  gut machen können, machen wir nicht.“

28    Wandel & Organisationsentwicklung | 12 × Wandel                                                                                                               Wandel & Organisationsentwicklung | 12 × Wandel      29
Wissensmanagement

                                                                                               Unsere wichtigste
Drei Perspektiven aufs Sammeln, Strukturieren                                                  Ressource: Wissen
                                                                                                                                                      nagement und das
                                                                                                                                                      ist – insbesondere

und Zugänglichmachen Interview und Texte: Johannes Hofmann                                     Wie könnte es nicht das wichtigste Thema sein?
                                                                                                                                                      zu Beginn – mit viel
                                                                                                                                                      Austausch und Er-
                                                                                               Mit diesem Satz begann das Gespräch über               läuterungen ver-
                                                                                               Wissensmanagement mit Clara Holler, Wissens-           bunden. Kleine For-
Clara Holler von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), Jenny Mädel vom Acker e.V.
                                                                                               und Changemanagerin bei der DKJS.                      mate regen diesen
und Janette Füseler und Ronald Kraatz vom Stadtsportbund Chemnitz geben Einblicke.                                                                    Austausch im Ar­
                                                                                               Warum sollten sich Non-Profits mit Wis­                beits­alltag an und
                                                                                                                                                                                   Clara Holler,
                                                                                               sensmanagement auseinandersetzen?                      fördern Perspek-
                                                                                                                                                                                 Deutsche Kinder-
                                                                                                                                                      tivwechsel. Wich­tig      und Jugendstiftung
                                                                                               Die herausfordernden Rahmenbedingungen von             ist, dass die Mitar-            (DKJS)
                                                                                               zivilgesellschaftlichen Organisationen wie kurze       beitenden erfahren,
                                                                                               Projektlaufzeiten und befristete Arbeitsverhält-       dass nichts verloren
                                                                                               nisse verstärken die Notwendigkeit, das Wissen         geht, wenn sie Wis-
                                                                                               bewusst zu managen. Ein funktionierendes Wis-          sen teilen, sondern dass sie ihr eigenes Wissen wei-
                                                                                               sensmanagement steigert die Effizienz und Pro-         ter ausbauen können. Eine der wichtigen Zukunfts-
                                                                                               duktivität, weil Arbeiten nicht mehr durch feh-        kompetenzen wird die Fähigkeit sein, auf individu-
                                                                                               lende Informationen doppelt gemacht werden,            eller Ebene Wissensmanagement zu betreiben.
                                                                                               neue Mitarbeitende schneller eingearbeitet wer-
                                                                                               den können und vorhandenes Wissen bestmög-             Wie gelingt es noch, den internen
                                                                                               lich genutzt wird. Offener Austausch ist eine          ­Wissenstransfer anzuregen?
                                                                                               Grundlage für guten Wissenstransfer, er wirkt
                                                                                               sich positiv auf die Organisationskultur aus und       Ein hilfreicher Ansatz ist Storytelling. Durch Fra-
                                                                                               kann einen guten Boden für Innovationen bieten.        gen und Erzählen werden auf sehr individuelle,
                                                                                                                                                      persönliche Weise Geschichten aus dem Arbeits-
                                                                                               Wie gerne teilen Menschen ihr Wissen,                  kontext beleuchtet. Auch team- und organisati-
                                                                                               wenn es doch eine so wichtige Ressource                onsweite Nachrichtenkanäle fördern den Aus-
                                                                                               ist und viel Arbeit und Zeit in die Aneig­             tausch. Sie sorgen für einen Wechsel von einer
                                                                                               nung der Kenntnisse gesteckt wurden?                   Eins-zu-eins-Kommunikation wie E-Mail zu einer
                                                                                                                                                      Eins-zu-viele Kommunikationsstruktur. Die Mög-
                                                                                               Wir alle müssen im Prinzip lebenslang lernen und       lichkeit, über das Schwarmwissen der Beleg-
                                                                                               offen sein für Veränderung. Das Fach- und Er-          schaft zu einer schnelleren Lösung zu gelangen,
                                                                                               fahrungswissen der Mitarbeitenden ist eine zen-        hat schon vielfach zu Aha-Momenten bei
                                                                                               trale Ressource. Dieses zu teilen, stößt bei man-      Kolleg:innen und zu einer höheren Akzeptanz der
                                                                                               chen auf Widerstände. Denn häufig wurde ge-            genutzten Tools geführt. Unter dem Motto „bes-
                                                                                               lernt, dass die Unternehmen den Wert der Mitar-        ser mehr finden, als viel suchen“ ist diese Form
                                                                                               beitenden nicht zuletzt nach ihrem Wissen be-          der internen Kommunikation ein Bestandteil
                                                                                               messen. Den organisationsinternen Wissensfluss         einer Organisationskultur, die sich durch einen
                                                                                               anzuregen, gelingt mit einem guten Wissensma-          offenen Austausch und Umgang auszeichnet.

                                                                                                                                                   Wandel & Organisationsentwicklung | 12 × Wandel     31
Wissensmanagement

Bewegung in der Organisation:
Tipps für ein gutes Ankommen                                                                              „Rudi Radieschen über den                             benbereiche der Zentral-Teams besser kennen.
                                                                                                          Acker werfen und sich persönlich                      Gemeinsames Essen und lustige Austausch­
Wie gelingt es, neue Teammitglieder auch in wachsenden Organisationen herzlich zu begrüßen
                                                                                                          kennenlernen“                                         runden mit der Rudi-Radieschen-Handpuppe
und einen optimalen Start zu gewährleisten? Jenny Mädel, Teamlead Talente und Gewinnung
                                                                                                                                                                inklusive. „Vielleicht liegt es an Acker oder an den
beim Acker e.V., hat mit uns ihre Onboarding-Tipps geteilt.
                                                                                                          Neben der fachlichen Einarbeitung sind ein per-       Leuten, die bei uns arbeiten – aber wir mögen
                                                                                                          sönliches Kennenlernen und die Vermittlung der        uns einfach wirklich gerne“, schwärmt Jenny
                              Acker ist in den         nenlernen gefördert. Vor ihrem ersten Arbeits-     Kultur ein besonders wichtiger Baustein im On-        Mädel. Das merke man auch bei den jährlich
                              letzten   Jahren         tag erhalten die neuen Mitarbeiter:innen des       boarding-Prozess dezentral aufgebauter Orga-          stattfindenden Re­treats: Hier zieht sich das ge-
                              stark gewachsen          Sozialunternehmens zudem eine Übersicht mit        nisation wie Acker. Beim Quartals-Onboarding          samte Team für ein paar Tage vom Arbeitsalltag
                              und zeichnet sich        Informationen, was sie bei ihrem Einstieg erwar-   kommen bei Acker alle neuen „Mitacker:innen“          zurück, um gemeinsam durchzuatmen und sich
                              besonders durch          tet. In den ersten Tagen liegt der Fokus darauf,   der letzten drei Monate für zwei Tage ins ­Berliner   über Veränderungen, Erfolge und Herausforde-
                              seine dezentralen        das neue Arbeitsumfeld mit all seinen digitalen    Büro und l­ernen ihre Kolleg:­innen und die Aufga-    rungen auszutauschen.
                              Strukturen aus.          Tools kennenzulernen und einzurichten. Ein wich-
                              Die etwa 200 Mit-        tiger Bestandteil ist das organisationsinterne
                              arbeitenden sind         Wissensmanagementsystem.
      Jenny Mädel,
       Acker e.V.             an unterschiedli-
                              chen Standorten          Acker-Wiki:
                              in Deutschland,          das Navigationssystem
                              Österreich und           für neue und bestehende
                              der Schweiz tätig.       Mitarbeiter:innen
Aufgrund flacher Hierarchien liegen viel Wissen
und Verantwortung in den jeweiligen Teams und          Ein Wiki macht relevantes Wis-
Arbeitsbereichen. Für neue Mitarbeiter:innen           sen aus dem dynamischen
kann dies zu Beginn zunächst überwältigend             Umfeld zugänglich. Acker nutzt
sein – ein mehrstufiger Onboarding-Prozess             hierfür das Atlassian-Tool Con-
erleichtert ihnen den Einstieg.                        fluence. In jedem Team sind
                                                       „Wiki-Gärtner:­i nnen“ dafür
„Onboarding beginnt schon                              verantwortlich, relevante Infor-
vor dem ersten Tag“                                    mationen einzupflegen und
                                                       aktuell zu halten. Gleichzeitig
„Für uns ist jemand ab Zusage und Vertrags­            sind alle eingeladen, sich in die
unterzeichnung Teil des Ackerteams“, betont            Pflege dieser Wissensbibliothek
Jenny Mädel. Die neuen Mitarbeiter:innen wer-          einzubringen. Nicht nur – aber
den den zukünftigen Kolleg:­innen bereits im           ganz besonders – für neue Mit-
monatlichen „AckerUpdate“ vorgestellt. Mit             arbeitende ist das Acker-Wiki
einem Mini-Interview und Fragen wie „Womit             die erste Anlaufstelle bei allen
kann man dir eine Freude machen?“ oder „Ein            Fragen von „Anbauplanung“ bis
Funfact über dich?“ wird ein persönliches Ken-         „Zielvereinbarungsprozess“.

32   Wandel & Organisationsentwicklung | 12 × Wandel
Ein gutes Mittel                                                                                   aufbereitet. Dabei lag unser
                                                                                                   Fokus auf einem einheitlichen
                                                                                                                                                                   phase werden wir die wichtigsten Fra-
                                                                                                                                                                   gen und Antworten auf unserer Web-
                                                                                                   Erscheinungsbild und kurzen,                                    site veröffentlichen. Damit erhöhen

gegen Angst                                                                                        prägnanten Formulierungen.
                                                                                                   Das war wichtig, damit die
                                                                                                   Berater:innen auch am Tele-
                                                                                                                                                                   wir die Transparenz für die Mitglieds-
                                                                                                                                                                   vereine     und
                                                                                                                                                                   Berater:innen.
                                                                                                                                                                                      entlasten      unsere

hieß: lernen.                                                                                      fon das Wesentliche im Blick
                                                                                                   haben und nicht in ein Büro-
                                                                                                   kratendeutsch verfallen.
                                                                                                                                                                   Erkenntnisse aus dem
                                                                                                                                                                   Veränderungsprozess
                                                                                                                                         Janette Füseler,
                                                                                                                                          Stadtsportbund
                                                                                                   Planänderung:                             Chemnitz              Bereits zu einem frühen Zeitpunkt war
                                                   Sten Nadolny: Die Entdeckung der Langsamkeit
                                                                                                   FAQ entlasten und ­                                             uns klar, dass die Einführung eines
                                                                                                   sorgen für Transparenz                                          CRM und die Neustrukturierung des
                                                                                                                                                                   Beratungsprozesses äußerst umfang-
                                                                                                   Ursprünglich hatten wir vor,                                    reich sein werden. Dennoch mussten
                                                                                                   diese Vorlagen in unser neues                                   wir schmerzlich lernen, wie wichtig es
Sportlich beraten:                                                                                 System für Customer-Relationship-Manage-              ist, frühzeitig offen mit allen Beteiligten über die
Wesentliche Informationen digital bündeln                                                          ment (CRM) zu überführen. Dann hätten die             Notwendigkeit der Anpassungen zu sprechen.
                                                                                                   Berater:innen direkt innerhalb des Kontaktma-         Leider haben wir unseren Plan zu spät mit dem
Beim Stadtsportbund Chemnitz sind vier Vereinsberater:innen für die facettenreichen Anliegen       nagementsystems mögliche Antworten für die            gesamten Team geteilt und die Möglichkeit ver-
der 200 Mitglieder verantwortlich. Mit der Digitalisierung des Wissensmanagements wurde            Beratung einsehen können. Mit dem CRM-Sys-            passt, auf individuelle Bedenken einzugehen. Im
deren Auskunftsfähigkeit gesichert. Die Geschäftsführerin Janette Füseler und der Vereins­         tem Salesforce wäre das jedoch zu teuer gewor-        Verlauf hat uns geholfen, dass wir die organisa-
berater Ronald Kraatz geben Einblick in den Prozess.                                               den. Daher entschieden wir uns, eine interne          tionsinternen Prozesse detailliert und übersicht-
                                                                                                   FAQ-Sammlung        aufzubauen,        um    die      lich aufbereitet haben und somit eine solide
                                                                                                   Berater:innen zu unterstützen. Nach der Test-         Grundlage für alle weiteren Schritte hatten.
Aufgrund einer unübersichtlich                               für Ehrenamtlichkeit beworben, das
geführten Excel-Tabelle hatten                               Organisationen bei der Entwicklung
unsere Vereinsberater:innen                                  und Umsetzung einer Digitalstrate-
bei Anfragen nie alle notwendi-                              gie unterstützt.
gen Informationen griffbereit.
Häufig mussten sie sich rück-                                Sammeln, Clustern,
versichern und die notwendi-                                 Aufbereiten                                                               Mehr Wissen:
gen Angaben intern abstim-                                                                                                         Deutsche Kinder- und Jugendstiftung                Deutsche Stiftung für Engagement
men. Um die Struktur zu                                      Angeregt von unserem Berater                                          gGmbH                                              und Ehrenamt Onlineseminar-Reihe
                                       Ronald Kraatz,                                                                                                                                 Wissensmanagement
vereinfachen und den Bera-                                   haben wir zu Beginn die häufigsten                                    Acker e.V.
                                       Stadtsportbund
tungsprozess klarer und schnel-           Chemnitz           Fragen der Verbandsmitglieder                                                                                            Plötzlich Digital – Die Sprechstunde
                                                                                                                                   Stadtsportbund Chemnitz e.V.
ler zu machen, haben wir uns                                 gesammelt, nach Themenschwer-                                                                                            zum Tool Notion, dem All-in-one
beim Projekt „Die Verantwort-                                punkten geclustert und die spezifi-                                   Gesellschaft für Wissensmanagement e.V.            Workspace

lichen #Digital“ der Akademie                                schen Antworten und Informationen

34   Wandel & Organisationsentwicklung | 12 × Wandel                                                                                                  Wandel & Organisationsentwicklung | 12 × Wandel      35
Fehler machen erlaubt

Wie schaffe ich eine Kultur, in der Menschen                                                   Amy Edmondson hat ein Buch geschrieben, in
                                                                                               dem es genau darum geht: wie sich eine ver-
                                                                                                                                                     durch Angst und Unterdrückung dazu motivier-
                                                                                                                                                     ten, möglichst genau das zu tun, was ihnen

sich trauen, mutig zu sein? Text: S­ ebastian Klein
                                                                                               trauensvolle Unternehmenskultur gestalten             gesagt wurde. Das Bild des genialen Chefs, der
                                                                                               lässt. Das Buch heißt „Die angstfreie Organisa-       alle für die Ausführung seiner Ideen (miss-)
                                                                                               tion“ (Original: The Fearless Organization). Die      braucht, passt nicht mehr in unsere Zeit. Und
                                                                                               Autorin war die Erste, die sich mit dem Konzept       dennoch bestehen Umfelder fort, in denen Angst
Organisationen, die eingetretene Pfade verlassen und Neues wagen, begeben sich auf ein         der psychologischen Sicherheit beschäftigt hat,       das Handeln der Menschen prägt.
Abenteuer. Sie werden analysieren, planen, experimentieren und anpassen. Sie werden            das später durch das „Aristoteles-Projekt“ bei
Vorreiter:innen und Skeptiker:innen im Team begegnen, zähe Momente überwinden und              Google Bekanntheit erlangte.
Erfolge feiern. Sie werden Fehler machen und lernen. Wie mutig Veränderungen in Organi-
                                                                                               Die Kernaussage des Buches lautet: Keine Orga-
sationen angegangen werden, wird stark von der Fehlerkultur beeinflusst. Wie wichtig ist es,
                                                                                               nisation kann sich heute eine Kultur der Angst
Fehler zu akzeptieren? Und wie geht man am besten mit ihnen um?                                                                                           Keine Organisation kann
                                                                                               leisten. Es gibt sie noch in vielen Unternehmen,
                                                                                               doch sie ist zum Relikt aus vergangenen Zeiten             sich heute eine ­
                                                                                                                                                                          Kultur
Das hat auch das Magazin Neue Narrative in seiner Mut-Ausgabe #10 gefragt.                     geworden. Heute fahren Firmen besser, in                   der Angst leisten.
Die Antworten dürfen wir hier teilen.                                                          denen eine Kultur des offenen Austauschs
                                                                                               herrscht, in denen Menschen sich trauen, Risiken
                                                                                                                                                     Es gibt viele Beispiele, die zeigen, wozu das
                                                                                                               einzugehen und auch unange-
                                                                                                                                                     führt: Firmen wie Nokia haben den Wandel der
                                                                                                               nehme Dinge auszusprechen.
                                                                                                                                                     Zeit verschlafen, weil ein dominanter, kalter
                                                                                                               Angst ist der Feind der Potenzi-
                                                                                                                                                     CEO jeden Widerspruch bestrafte. Menschen in
                                                                                                               alentfaltung. Gerade in Umfel-
                                                                                                                                                     der Organisation hielten daraufhin wichtige
                                                                                                               dern, die sich schnell ändern
                                                                                                                                                     Informationen zurück, was das einst so erfolg-
                                                                                                               und wo Innovationen gefragt
                                                                                                                                                     reiche Unternehmen in eine Sackgasse führte.
                                                                                                               sind, können Unternehmen es
                                                                                                                                                     Im Dieselskandal trat zutage, dass der VW-Vor-
                                                                                                               sich nicht mehr leisten, dieses
                                                                                                                                                     standsvorsitzende Winterkorn dafür bekannt
                                                                                                               Potenzial nicht auszuschöpfen.
                                                                                                                                                     war, Menschen einzuschüchtern und bei unan-
                                                                                                                                                     genehmen Nachrichten laut zu werden. Er stand
                                                                                                               Kultur der                            somit an der Spitze eines Unternehmens, in dem
                                                                                                               Angst und des                         Menschen gelernt hatten, lieber zu schweigen,
                                                                                                                                                     als unangenehme Dinge anzusprechen, und lie-
                                                                                                               Schweigens
                                                                                                                                                     ber wegzuschauen, als Bedenken zu Firmenab-
                                                                                                               Es lohnt sich, zunächst einen         läufen oder unenthischem Verhalten zu äußern.
                                                                                                               Blick auf das negative Ende des
                                                                                                               Spektrums zu werfen: ­Firmen, in      Von der Kultur des Schweigens
                                                                                                               denen eine Kultur der Angst und       zur Kultur des Scheiterns
                                                                                                               des Schweigens herrscht. Laut
                                                                                                               Edmondson war diese Kultur in         Was hat das alles nun mit dem Mut zu tun, Risiken
                                                                                                               Zeiten dominant, als „geniale“        einzugehen und zu scheitern? Unternehmen
                                                                                                               Gründer:­innen und Ingenieur:­­       brauchen ein intelligentes Scheitern: Das erfor-
                                                                                                               innen ihre Mitarbeiter:innen          dert ein Umfeld, in dem Menschen neue Dinge

                                                                                                                                                  Wandel & Organisationsentwicklung | 12 × Wandel   37
Fehler machen erlaubt

ausprobieren, die sinnvoll erscheinen, sie aber so     fen, in der psychologische Sicherheit gegeben
schnell wie möglich einstellen, wenn sich zeigt,       ist? Dazu gehört an erster Stelle, dass wirkliche
dass diese Ideen ins Nichts führen. Dazu ist vor       Klarheit darüber besteht, was der Sinn und Zweck
allem eine Sache gefragt: Menschen müssen sich         der Zusammenarbeit ist und an welchen Zielen
trauen, zu sagen, was sie denken. Und zwar auch        aktuell gearbeitet wird. Solang diese Art der
dann, wenn es potenziell unangenehm ist, wenn          Klarheit nicht gegeben ist, wird weder produkti-
wir also beispielsweise eine neue, verrückte Idee      ver Dissens noch intelligentes Scheitern möglich.
vorstellen oder Bedenken äußern, weil wir einen
Aspekt sehen, der bislang unbekannt war.               Sind Richtung und Ziele klar, dann lässt sich eine
                                                       Kultur psychologischer Sicherheit vor allem durch
In einer Kultur des Schweigens halten Menschen         zwei Werte beschreiben: Aufrichtigkeit und
ihre Ideen, Fragen und Bedenken zurück.                Wertschätzung. Aufrichtigkeit in dem Sinn, dass
Warum? Weil sie Angst haben, die damit ver-            Menschen ihre Ideen und Einfälle genauso vor-
bundenen zwischenmenschlichen Risiken einzu-           bringen wie ihre Kritik und Bedenken. Wertschät-
gehen. Wir evaluieren unbewusst jede Situation         zung in dem Sinn, dass ein gegenseitiger Respekt
danach: Wie hoch ist das Risiko, gedemütigt,           für die andere Person an erster Stelle steht.
erniedrigt oder sogar aus der Gruppe ausge-
schlossen zu werden? Ist die Sache zu riskant,         Darüber hinaus macht es Sinn, sich den Sprach-
bleiben wir lieber stumm.                              gebrauch im Team genauestens anzusehen. Wo
                                                       psychologische Sicherheit herrscht, zeigen Men-
Wo Menschen sich trauen, den Mund aufzuma-             schen sich verletzlich und sagen Dinge wie:
chen, ihre Bedenken zu äußern, Ideen einzubrin-
gen und allgemein sie selbst zu sein, spricht          Ich weiß es nicht.
Edmondson von psychologischer Sicherheit.
Psychologische Sicherheit bedeutet, dass nicht         Ich brauche Hilfe.
nur zwischen zwei Individuen Vertrauen
herrscht, sondern dass wir als Individuum auf          Ich habe einen Fehler begangen.
der Ebene unseres Teams oder gar der ganzen
Organisation das Vertrauen haben, dass unsere          Es tut mir leid.
Offenheit nicht bestraft oder gegen uns ver-
wendet wird. Auf diese Weise lernen wir, dass          Generell geht es darum, von einer Kultur des
Aufrichtigkeit erwünscht ist, dass auch das            Sagens (in der jede:r immer zu allem etwas zu
Zugeben von Fehlern kein Risiko darstellt.             sagen hat und die Führungskraft versucht, sich
                                                       so schnell wie möglich eine Meinung zu bilden) zu
                                                       einer Kultur des Fragens zu kommen: also in eine
Von der Kultur des Sagens zur                          Haltung der Neugier und der Grundannahme,
Kultur des Fragens                                     dass jemand anderes es besser weiß.

Was bedeutet es, als Führungskraft (oder als
selbstorganisiertes Team) eine Kultur zu schaf-

38   Wandel & Organisationsentwicklung | 12 × Wandel
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